*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 50669 ***

WELTREISE.


[S. i]

WELTREISE-FÜHRER.

ERSTER TEIL.


[S. ii]

MEYERS REISEBÜCHER


mit zahlreichen Karten, Plänen, Grundrissen und Panoramen.

Süddeutschland, Salzkammergut, Salzburg u. Nordtirol. 10. Aufl. Geb. 6 M.

Rheinlande (von Düsseldorf-Aachen bis Heidelberg). 13. Aufl. Geb. 5,50 M.

Schwarzwald, Odenwald, Bergstraße, Heidelberg und Straßburg (unter Mitwirkung des Schwarzwald-Vereins). 13. Aufl. Gebunden 2,50 M.

Thüringen und Frankenwald (unter Mitwirkung des Thüringerwald-Vereins).

Große Ausgabe. 20. Aufl. Gebunden 2,75 M.

---- Kleine Ausgabe. 20. Aufl. Kartoniert 1,75 M.

Harz und das Kyffhäusergebirge. Große Ausgabe. 20. Aufl. Geb. 2,50 M.
---- Kleine Ausgabe. 20. Aufl. Kartoniert 1 M.

Dresden, Sächsische Schweiz, Böhmisches Mittelgebirge und Lausitzer Gebirge (Vereinsbuch des Gebirgsvereins). 9. Aufl. Kartoniert 2 M.

Riesengebirge, Isergebirge und die Gebirge der Grafschaft Glatz (unter Mitwirkung der Gebirgsvereine). 17. Aufl. Kartoniert 2 M.

Ostseebäder und Städte der Ostseeküste. 4. Aufl. Gebunden 4,75 M.

Nordseebäder und Städte der Nordseeküste. 3. Aufl. Gebunden 4,50 M.

Norwegen, Schweden und Dänemark. 10. Aufl. Gebunden 6,50 M.

Österreich-Ungarn, Bosnien und Herzegowina. 8. Aufl. Gebunden 7 M.

Deutsche Alpen. Erster Teil: Bayerisches Hochland, Algäu, Vorarlberg; Tirol: Brennerbahn, Ötztaler-, Stubaier-u. Ortlergruppe, Bozen, Schlern und Rosengarten, Meran, Brenta-und Adamellogruppe; Bergamasker Alpen, Gardasee. 11. Aufl. Gebunden 5,50 M.
---- Zweiter Teil: Salzburg—Berchtesgaden, Salzkammergut, Giselabahn, Hohe Tauern, Unterinntal, Zillertal, Brennerbahn, Pustertal und Dolomiten, Bozen. 10. Aufl. Gebunden 5 M.
---- Dritter Teil: Wien, Ober-u. Niederösterreich, Salzburg, Salzkammergut, Steiermark, Kärnten, Krain, Kroatien, Istrien. 7. Aufl. Geb. 5,50 M.

Der Hochtourist in den Ostalpen, von L. Purtscheller und H. Heß. I. Band: Bayerische und Nordtiroler, Nordrätische, Ötztaler, Ortler-und Adamello-Alpen. 4. Aufl. Gebunden 6 M.

---- II. Band: Kaisergebirge, Salzburg-Berchtesgadener, Oberösterreichische, Steirische und Zillertaler Alpen, Hohe und Niedere Tauern. 4. Aufl. Gebunden 4,50 M.

---- III. Band: Dolomiten, Südöstliche Kalkalpen. 4. Aufl. Gebunden 5,50 M.

Schweiz (mit den Italienischen Seen). 21. Aufl. Gebunden 7 M.

Paris und Nordfrankreich (nebst Brüssel). 5. Aufl. Gebunden 6 M.

Riviera, Südfrankreich, Korsika, Algerien und Tunis. 8. Aufl. Geb. 7,50 M.

Oberitalien und Mittelitalien (bis vor die Tore Roms), von Gsell Fels. 8. Aufl. Gebunden 8 M.

Rom und die Campagna, von Gsell Fels. 7. Aufl. Gebunden 12,50 M.

Unteritalien und Sizilien, von Gsell Fels. 5. Aufl. Gebunden 7 M.

Italien in 60 Tagen (bis einschließlich Neapel und weitere Umgebung), von Gsell Fels. 9. Aufl. Gebunden 9 M.

Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien. 7. Aufl. Gebunden 7,50 M.

Griechenland und Kleinasien. 6. Aufl. Gebunden 7,50 M.

Ägypten (Unter-und Oberägypten, Obernubien und Sudân). 5. Aufl. Geb. 9 M.

Palästina und Syrien. 4. Aufl. Gebunden 7,50 M.

Das Mittelmeer und seine Küstenstädte, Madeira und Kanarische Inseln. 4. Aufl. Gebunden 6,50 M.

Weltreiseführer. 2. Aufl. 2 Bände. Gebunden, mit Schutzhülle 25 M.


[S. iii]

MEYERS REISEBÜCHER.

WELTREISE.

ERSTER TEIL:

INDIEN, CHINA UND JAPAN.


ZWEITE AUFLAGE.


MIT 22 KARTEN, 39 PLÄNEN UND 2 TAFELN.


LEIPZIG UND WIEN.

BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT.
1912.


[S. iv]

Alle Rechte vom Verleger vorbehalten.


[S. v]

Vorwort.

Die überaus günstige Aufnahme, die unsre »Weltreise« in ihrer ersten Auflage bei dem reisenden Publikum wie bei den im Ausland lebenden Deutschen gefunden hat, beweist, wie sehr die Herausgabe des »Führers« in der von uns gewählten knappen Fassung und handlichen Form dem jetzigen Bedürfnis entsprach. Wir haben daher in der nun vorliegenden zweiten Auflage die Anordnung des Stoffes nicht geändert, sondern die Grundidee des Buches, dem eiligen Reisenden auf einer Reise um die Erde einen zuverlässigen und übersichtlichen Führer an die Hand zu geben, beibehalten und uns in erster Linie auf eine gründliche Durcharbeitung des gesamten Stoffes beschränkt; nur die Routen und Ausflüge, die inzwischen durch Verbesserung der Verkehrswege mehr und mehr an Bedeutung gewonnen haben, sind neu aufgenommen worden.

Die Bearbeitung des I. Teils, der Alten Welt, lag wiederum in der bewährten Hand des Verfassers, des Herrn Admiralitätsrats Georg Wislicenus in Berlin, während den amerikanischen Teil des Buches Herr Max Wiederhold, Redakteur der »New Yorker Staatsbürgerzeitung«, übernommen hat. Beiden Herren gebührt für ihre mühevolle und sachkundige Arbeit unser wärmster Dank. Wesentlich erleichtert wurde die Herausgabe der neuen Auflage durch die wertvollen und zahlreichen Beiträge, die uns aus aller Herren Länder von ortsansässigen Deutschen zugingen, unter denen wir besonders der Herren Beamten der deutschen Konsulate sowie der Vertreter großer deutscher Handelshäuser und Schiffahrtsgesellschaften gedenken müssen; ihnen reihen sich alle die Reisenden, Touristen wie Berufsreisende, an, die uns ihre Erfahrungen zugute kommen ließen und dadurch es ermöglichten, daß der Text des Buches, auch der entlegensten Orte, bis auf den heutigen Tag richtiggestellt werden konnte. Allen diesen freundlichen Förderern des Unternehmens sei auch an dieser Stelle unser verbindlichster Dank ausgesprochen.

[S. vi]

Ein größeres Gewicht als in der ersten Auflage des Buches haben wir diesmal auf alle landeskundlichen Angaben gelegt, weil wir es für überaus wichtig halten, daß der Weltreisende, der sich ja vor Antritt der Reise an der Hand ausführlicher Werke eingehend unterrichten wird, nochmals an Ort und Stelle in kurzen Zügen über die Eigenart von Land und Leuten nachlesen und sich dadurch das richtige Verständnis für die Verhältnisse des jeweilig bereisten Landes, somit den echten Genuß einer Reise verschaffen kann. Anderseits soll ebenso der weniger gut vorbereitete Tourist auf der Reise, wo ihm ausführliche Literatur selten zur Verfügung steht, in dem »Führer« auch auf dem Gebiete der Landeskunde schnell die nötigste Belehrung finden. Zu dem Zweck hat der Geograph Herr Dr. W. Gerbing in Leipzig das Buch vom geographischen Gesichtspunkt aus durchgearbeitet, indem er jedem Band einen knappen geographischen Abriß beigab oder bereits vorhandene vervollständigte sowie in den einzelnen Routen auf alle charakteristischen Erscheinungen landeskundlicher Art hinwies. Wenn dies auch, um den Umfang des »Führers« nicht zu sehr zu vergrößern, auf Kosten einiger, uns weniger wichtig erscheinender wirtschaftlicher Angaben geschehen mußte, so wird dieser Fortfall wohl weniger vermißt, als jene Bereicherung freudig begrüßt werden.

Die äußerst schwierige Frage der Schreibweise fremder Ortsnamen haben wir in der Weise zu lösen versucht, daß wir nach Möglichkeit die ortsübliche Schreibweise wählten, d. h. also diejenige, der der Weltreisende zunächst begegnet. In Indien ist daher durchweg die englische, in Niederländisch-Indien die holländische und in Japan die kürzlich eingeführte amtliche Namensschreibung zugrunde gelegt.—Von neu aufgenommenen Routen nennen wir, abgesehen von zahlreichen kleinern Ausflügen: Lahore—Karachi, von Penang über Land nach Singapore, Hanoï—Yünnanfu, Peking—Jehol, Dairen, Mukden—Söul—Fusan, ferner Chicago—Saint Orleans—New York.

Wie der Text, ist auch das gesamte Kartenmaterial sorgfältig revidiert sowie durch neue Karten und Pläne ersetzt und bedeutend erweitert worden. Neu sind der zweiten Auflage beigegeben worden die Karten: Vorderindien (nördlicher Teil und südlicher Teil), Zentral-Ceylon, Penang—Singapore, Kiautschou, Tōkyō—Fuji-no-yama, Japanische Binnenlandsee, Zeitenkarte (Vereinigte Staaten), Grand Cañon des Colorado; ferner die Pläne von Simla, Darjeeling, Anuradhapura, Maduratempel, Mandalay, Saïgon, Soerabaja, Hongkong, [S. vii] Kanton, Manila, Schanghai, Wladiwostok, Dairen (Dalny), Nagasaki, Kōbe-Hyōgo, Ōsaka, Nagoya, Yokohama, Honolulu, San Francisco, Buffalo, Niagara Falls, Milwaukee, New Orleans, Cincinnati, Boston.—Außerdem fügten wir der Flaggentafel eine neue Tafel der Hausflaggen und Schornsteinabzeichen der größern Schiffahrtsgesellschaften bei, die dem Weltreisenden auf weiter Fahrt oder im Hafen manche erwünschte Auskunft geben soll.—Sehr freudig begrüßt werden wird die aus Gründen möglichst großer Handlichkeit von uns vorgenommene Teilung des »Führers« in zwei mit gesonderten Registern versehene Bändchen: I. Teil: Indien, China, Japan; II. Teil: Vereinigte Staaten von Amerika.

An alle Benutzer des »Führers« richten wir zum Schluß die Bitte, durch Mitteilungen ihrer Reiseerfahrungen und etwaiger Berichtigungen zur weitern Vervollkommnung des Buches beitragen zu wollen. Alle derartigen an die »Redaktion von Meyers Reisebüchern in Leipzig« gerichteten Beiträge (Beschwerden möglichst unter Hinzufügung schriftlicher Belege) werden dankend entgegengenommen und bei spätern Abdrücken des Buches bestens verwertet.

  Leipzig, März 1912.

Die Redaktion von Meyers Reisebüchern.


[S. viii]

Inhalts-Verzeichnis des ersten Teils.

Seite
  Einleitung zur Weltreise 1-20
 

Reisezeit. Reiseplan S. 2.—Rundreisen. Reisegesellschaft S. 3.—Gesellschaftsreisen. Reiseausrüstung S. 4. —Reisekosten S. 6.—Geldverhältnisse. Reisepaß S. 7.—Zoll. Dampfer S. 8-13.—Post u. Telegraph S. 13.—Zeitvergleichung S. 14.—Sprache. Gasthöfe S. 15.—Landesübliche Ausdrücke S. 16.—Seewesen. Signalwesen S. 17.—Statistisches S. 18-20.

 

I. Vorderindien und Hinterindien: Birma, Straits Settlements, Siam, Indochina, Sumatra und Java.
1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay 22-41
 
Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille nach Port Saïd S. 22-25.—Port Saïd u. Suezkanal S. 25.—Rotes Meer S. 30.—Suakin S. 33.—Djibouti S. 36.—Eisenbahn Djibouti-Addis-Harrar. Abessinien S. 37.—Aden S. 38.
 
 
Vorderindien
42-52
2. Bombay 53-63
  Malabar Hill. Türme des Schweigens S. 60.—Byculla. Elephanta. Ellora S. 61.  
3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta 63-96
  I. Von Bombay nach Delhi S. 63.—Ahmedabad S. 65. —Ajmer S. 67.—Jaipur S. 68.—Amber S. 69.—Delhi S. 70.—Kutab Minar. Delhi-Umballa-Simla S. 74.— Delhi-Amritsar-Lahore-Peshawar S. 75.—Von Rawal Pindi nach Srinagar (Kaschmir) S. 78.—Khaiber-Paß. Lahore-Karachi S. 80.—Delhi-Agra S. 82.— Sikandarah. Fatehpur. Sikri S. 86.—Gwalior S. 87.— Cawnpore. Lucknow S. 88.—Allahabad S. 89.—Benares S. 90.—Buddh Gaya S. 95.  
4. Von Bombay nach Madras 96-104
  Mahabaleshwar S. 97.—Bijapur. Hyderabad S. 98. —Secunderabad. Golkonda S. 99.—Tirupati. Madras S. 100.  
5. Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo. Die Insel Ceylon 104-125
  A. Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille, von Brindisi S. 105.—Triest. Die Insel Ceylon S. 106.— Colombo S. 110.—Mount Lavinia S. 114.—Kandy S. 115.—Peradeniya (Botanischer Garten) S. 117.— Anuradhapura S. 119.—Adams Peak S. 121.—Nuwara Eliya S. 122.—Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123.—Küstenfahrt rund um Ceylon S. 124—Point de Galle S. 125.  
[S. ix] 6. Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling 125-143
  Tuticorin. Madura S. 126.—Trichinopoly. Tanjore S. 127.—Ootacamund S. 129.—Mysore. Seringapatam. Bangalore S. 131.—Puri Jagganath S. 133.—Calcutta S. 134.—Darjeeling. Tiger Hill S. 141.—Phalut S. 142.  
7. Von Calcutta nach Rangoon. Birma 143-155
  Birma S. 143.—Rangoon S. 145.—Pegu S. 150.— Mandalay S. 151.—Von Mandalay nach Bhamo und Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153.—Pagan S. 154.  
8. Von Colombo über Penang nach Singapore. Sumatra   155-169
  Penang (Georgetown) S. 156.—Medan S. 158.—Padang. Merapi S. 159.—Krakatau. Penang-Singapore S. 160.—Taiping S. 161.—Kuala Kubu. Kuala Lumpur S. 164.—Malacca Town S. 165.—Singapore S. 166.— Johor Bahru S. 169.  
9. Siam. Indochina 169-190
  Singapore-Bangkok S. 169.—Siam S. 170.—Bangkok S. 171.—Phrabat S. 176.—Ayuthia. Singapore-Saïgon S. 177.—Indochina. Cochinchina S. 178.—Kambodja. Saïgon S. 179.—Saïgon-Angkor-Thom S. 183.— Saïgon-Hanoï. Annam S. 185.—Hué S. 186.—Haïphong. Alongbucht S. 187.—Hanoï. Tonkin S. 188.— Hanoï-Yünnanfu S. 189.  
10. Von Singapore nach Batavia. Java 190-214
 

Java S. 191.—Batavia S. 195.—Buitenzorg S. 200.— Sindanglaja. Pangerango S. 202.—Bandoeng. Tangkoeban-Prahoe. Garoet S. 203.—Papandajan. Telaga Bodas S. 204.—Djokjakarta. Prambanan S. 205. —Bora-Boedoer. Magelang S. 206.—Soerakarta. Samarang S. 207.—Soerabaja S. 208.—Pasoeroean S. 210.— Tosari. Bromo S. 211.—Probolinggo S. 212.

 

II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea und Japan.
  Südchina 214
11. Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila 214-240
  Südchines. Meer S. 214.—Südchina S. 215.—Hongkong S. 220.—Kanton S. 225.—Macao S. 233.—Hongkong-Manila S. 234.—Philippinen S. 235.—Manila S. 236.— Baguio S. 240.  
12. Von Hongkong nach Schanghai. Die Yangtse-Fahrt 240-263
  Swatau. Amoy S. 241.—Futschou S. 243.—Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244.—Insel Formosa S. 245.— Ostchinesisches Meer. Schanghai S. 246.—Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254.—Nanking S. 256.— Minggrab S. 257.—Nganking. Kiukiang S. 258.— Hankau S. 259.—Yangtse-Fahrt von Itschang nach Tschungking S. 262.—Tschöngtu S. 263.  
  Nordchina 264
13. Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking 240-263
  Kiautschou S. 266.—Tsingtau S. 267.—Lauschangebirge S. 270.—Tsinanfu S. 272.—Taischan. Küfu S. 273.—Tientsin S. 275.—Weihaiwei. Tschifu S. 278.—Tongku S. 279.  
[S. x] 14. Peking und Umgebung 280-301
  Pi-yün-sse S. 294.—Chinesische Mauer. Minggräber S. 296.—Jehol S. 298—Peking-Hankau S. 299.— Hsiling S. 300.  
15. Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn über Charbin nach Wladiwostok, Dairen und Peking 301-329
  Moskau S. 305.—Omsk S. 313.—Kraßnojarsk. Jenissei. Irkutsk S. 315.—Baikalsee S. 316.—Kjachta. Maimatschin. Amurfahrt Strjetensk-Blagowjeschtschensk-Chabarowsk S. 317.—Mandschuria. Charbin S. 318.— Wladiwostok S. 320.—Chabarowsk. Von Charbin nach Dairen S. 323.—Mukden S. 324.—Peiling S. 325.— Dairen S. 326.—Port Arthur S. 327.—Von Charbin nach Peking. Yinkou S. 328.—Schanhaikwan S. 329.  
16. Korea 330-337
  Von Mukden nach Söul S. 331.—Tschimulpo S. 332.— Söul S. 333.—Diamantberge S. 335.—Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336.  
  Japan 337
17. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Ōsaka, Kyōto nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō 347-411
  Ostchinesisches Meer S. 348.—Nagasaki S. 349.— Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoschima. Dasaifu. Hakata S. 353.—Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354.—Shimonoseki S. 355.—Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358.—Kōbe-Hyōgo S. 361.—Eisenbahn von Kōbe über Ōsaka und Nara nach Kyōto S. 365.—Kyōto S. 369.—Von Kyōto über den Hiyeisan zum Biwasee S. 377.—Ōtsu. Hozugawa (Katsuragawa) S. 378.—Katsura no Rikyū. Mamoyama. Eisenbahn von Kyōto über Nagoya nach Yokohama S. 379.—Yamada S. 381.—Futami S. 382.—Kunō-zan S. 383.—Fuji-no-yama S. 384.—Miyanoshita. Über den Hakonesee nach Atami S. 386—Yokohama S. 388.—Kamakura S. 391.—Enoshima S. 392.—Tōkyō S. 393.— Nikkō S. 404.—Chūzenjisee S. 407.—Yumotosee. Shiranezan. Kirifuri-no-taki. Nyohō-zan S. 408.—Ikao-Harunasee-Harunatempel S. 409.  
18. Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco 411-423
  Stiller Ozean S. 411.—Haiwai-(Sandwich-) Inseln S. 413. —Honolulu S. 416.—Hawai S. 421.—Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 422.  
  Register 424-436


Hand Wem der Umfang des Buches zu groß sein sollte, dem ist die Möglichkeit gegeben, es in zwei selbständige Teile zu zerlegen (Einlegedecken dazu sind in den Buchhandlungen für 50 Pf. zu haben); man zerschneide zu diesem Zweck das Rückenband des Buches zwischen den Seiten 20 und 21, 212 und 213, und erhält dann die Hefte: I. Vorderindien, Hinterindien, Sumatra, Java;— II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan.


[S. xi]

Verzeichnis der Karten und Pläne des ersten Teils.

Karten.
Seite
Weltreise, vor dem Titel.
Länder des Mittelmeers mit den Häfen Port Saïd und Suez 22
Rotes Meer und Suezkanal 28
Asien, Übersicht 40
Ostindien, nördlicher Teil 64
— südlicher Teil 96
Ceylon, im Text 106
Mittel-Ceylon 114
Hinterindien mit Java 155
Penang-Singapore, im Text 162
Französisch-Indochina 177
China und Japan 215
Hongkong-Kanton-Macao 219
Länder des Gelben Meers 271
Tientsin — Peking mit Umgebung von Peking 275
Sibirische Bahn 301
Japan 337
Japanische Binnenlandsee 356
Tōkyō — Fuji-no-yama 384
Ikao-Haruna, im Text 410
Hawai-Archipel mit Umgebung von Honolulu, im Text 414
Weltverkehrskarte

436


 
Pläne.
Port Saïd, auf der Karte 28
Suez, auf der Karte 28
Aden, Lageplan, im Text 38
Bombay 53
Simla, auf der Karte 64
Darjeeling, auf der Karte 64
Delhi, im Text 71
Agra, im Text 84
Benares, im Text 91
Madras, im Text 101
Colombo, im Text 111
Anuradhapura, im Text 120
Tempel in Madura, im Text 126
Calcutta 134
Rangoon, im Text 147
Mandalay, im Text 152
Singapore, Lageplan 166
Bangkok, Lageplan, im Text 172
  — Stadtplan, im Text 174
Saïgon, im Text 180
Batavia, Stadtplan 195
  — Lageplan, im Text 196
Soerabaja, im Text 209
Macao, auf der Karte 219
Hongkong 220
Kanton 226
Manila, Lage- und Stadtplan, im Text 237
  — Plan der innern Stadt, im Text 239
Schanghai, innere Stadt 246
  — Umgebung 252
Tsingtau 267
  — Umgebung 267
Port Arthur, auf der Karte 271
Tientsin, auf der Karte 275
Peking 280
Moskau 305
Wladiwostok, im Text 321
Dairen (Dalny) 326
Nagasaki, im Text 350
Kōbe-Hyōgo, im Text 363
Ōsaka, im Text 366
Kyōto und Umgebung 369
Nagoya, im Text 381
Yokohama 388
Tōkyō 393
Nikkō und Umgebung, im Text 405
Honolulu, im Text 418
Flaggentafel 18
Hausflaggen und Schornsteinabzeichen 18

[S. xii]

Abkürzungen.

abds. == abds.   NW. == Nordwesten.
B. == Bedienung.   nw. == nordwestlich.
bzw. == beziehungsweise.   O. == Osten.
c. == Cent.   Pens. == Pension (mit Zimmer).
d == Pence (engl.).   Pens. o. Z. == Pension ohne Zimmer.
Di. == Dienstag.   Pes. == Peseta.
Dîn., Dinn. == Hauptmahlzeit.   R. == Route (Abschnitt des Buches).
$ == Dollar.   R. (r.) == rechts.
Do. == Donnerstag.   S. == Seite.
F. == Frühstück.   S. == Süden.
Fr. == Franc (franz.).   Sa. == Sonnabend.
Fr. == Freitag.   Seem. == Seemeile.
Hst. == Haltestelle.   Sh. == Shilling (engl.).
km == Kilometer.   So. == Sonntag (u. Festtag).
L. (l.) == links.   SO. == Südosten.
£ == Pfund Sterling.   sö. == südöstlich.
m == Meter. Die beigefügten Zahlen (75 m) geben die Höhe über dem Meer an.   St. == Stunden.
M == Meile (engl., amerik.).   Stat. == Station.
M. == Mark.   SW. == Südwesten.
Mi. == Mittwoch.   sw. == südwestlich.
Min. == Minuten.   T.d'h. == Table d'hôte.
Mitt. == Mittagessen.   Tel. od. T == Telegraph.
Mo. == Montag.   ü. M. == über dem Meer.
m. W. == mit Wein.   Vm. == Vormittag.
N. == Norden.   w == Werst (1,06 km).
Nm. == Nachmittag.   W. == Westen.
NO. == Nordosten.   Z. == Zimmer.
nö. == nordöstlich.        

Eingeklammerte Buchstaben mit Zahlen, z. B. (C4), (CD5), (F2, 3), sind Verweisungen auf die Quadrate des betreffenden Stadtplans.

Die bei den Gasthöfen angegebenen Zimmerpreise verstehen sich für Ein Bett, einschließlich Licht und Bedienung, falls für letztere beide ein besonderer Preis nicht angeführt ist.

Die Angaben vor einer Ortsbezeichnung und in Klammer, z. B. (18 km) Batavia, (11/2 St.) Johore, bedeuten stets die Entfernung des Orts vom Ausgangspunkt der Strecke; die Angaben ohne Klammer im laufenden Text bezeichnen die Entfernung von der zunächst vorher gemachten Zeitangabe; z. B. »zuerst zum Leuchtturm 1/4 St., dann durch Wald 1/2 St. nach Gasturi und weiter in 11/4 St. zum (2 St.) Biwa-See


[S. 1]

Einleitung zur Weltreise.

Der Pulsschlag des deutschen Volkes ist auf dem ganzen Erdenrund fühlbar. Deutscher Unternehmungsgeist betätigt sich heutzutage in den fernsten Gegenden der Erde, in den Bergwerken Sibiriens und Koreas wie auf den Zuckerpflanzungen der glücklichen Sandwichinseln mitten im Stillen Ozean. Allerwärts in der Alten wie Neuen Welt findet man angesehene Handelshäuser, große technische Unternehmungen, wissenschaftliche Anstalten, von Deutschen begründet oder von Deutschen geleitet. Nach diesen Plätzen in weiter Ferne spinnen sich unzählige Verkehrsfäden von der Heimat aus, alle sind durch feste Bande deutscher Empfindung mit dem Vaterlande verknüpft; sie sind Brennpunkte, wohin alljährlich jugendfrischer Nachwuchs hinausströmt, um die deutsche Kraft mitten im friedlichen, doch scharfen Wettbewerb zwischen den Völkern der Erde zur Geltung zu bringen und sich selbst da draußen eine Lebensstellung zu schaffen. Diesen Vorkämpfern der Ausbreitung deutschen Wesens in fernen Landen soll der »Weltreiseführer« ein treuer Begleiter und Berater sein; sie in erster Linie werden für ihre Reisen wie auch für die nähere und weitere Umgebung ihres Wirkungskreises das Sehens-und Wissenswerteste in ihm verzeichnet finden.

In unsrer Zeit, die unser seekundiger Kaiser das Zeitalter des Verkehrs getauft hat, beginnt aber auch der deutsche Vergnügungsreisende die Scheu vor langer Seefahrt mehr und mehr zu überwinden. Zahlreiche deutsche Weltreisende haben als besten Gewinn ihrer weiten Fahrten weltmännischen Blick und reifes Urteil über das Völkergetriebe unsers Planeten heimgebracht. Seitdem wächst überall in deutschen Landen die Sehnsucht, ferne Länder, Meere und Völker mit eignen Augen zu schauen, Stätten uralter oder junger, überreifer oder unreifer Kultur zu betreten, Lebensart fremder Völker kennen zu lernen, um Vorzüge und Fehler des eignen Kulturlebens an ihnen zu messen und den eignen Gesichtskreis zu erweitern. Darum ist eine Weltreise ein Vergnügen im besten, gediegensten Sinne des Wortes. Schon vor einem Vierteljahrhundert konnte ein bekannter Weltreisender aussprechen, »daß heutzutage eine Reise um die Welt ganz und gar kein Kunststück, sondern vielmehr ein köstlicher, wenn auch mitunter etwas schwer zu erringender Genuß ist«. Inzwischen ist das Reisen auf dem großen Reisewege um die Erde sehr bequem geworden, wenn man die richtigen Gelegenheiten auszunutzen versteht.—Der »Weltreiseführer« gestattet freie Wahl für den besten Weg; er führt durch den Suezkanal nach Vorderindien, Ceylon, Hinterindien, Java, China, [S. 2] Korea und Japan, dann über die Sandwichinseln und San Francisco auf den großen Pacificbahnen nach New York und von da nach Europa zurück; verschiedene Seitenausflüge, z. B. nach Abessinien, Sumatra, Siam und den Philippinen, sind eingeflochten; auch ist der Weg durch Rußland auf der Sibirischen Bahn mit beschrieben, den Reisende, die nur Asien besuchen wollen, zur schnellern Rückreise benutzen werden.

Ob die Weltreise ostwärts oder westwärts am zweckmäßigsten auszuführen sei, das hängt davon ab, wann die Reise begonnen wird und welchem Lande der Reisende längern Aufenthalt widmen will. Da die alte Kulturwelt Ostasiens mit ihrem Völkergemisch dem gebildeten Deutschen viel mehr Wunder zu weisen hat als das moderne Amerika, und es wohl logischer ist, mit dem Ausgang der Kultur zu beginnen und mit dem Lande der jüngsten Kulturentwickelung zu schließen, empfiehlt sich die Ostwärtsreise, wie der »Weltreiseführer« sie schildert, weil erfahrungsgemäß die meisten Reisenden gegen Ende der Reise nicht mehr den gleichen Genuß an Reiseeindrücken empfinden. Wer schnell nach Japan reisen und dort längere Zeit verweilen will, tut gut, westwärts, über Amerika, zu fahren, falls er nicht den Landweg über Sibirien vorzieht, der für Ostasien der schnellste Reiseweg ist. Reisende nach Ostindien, Insulindien und Indochina wählen stets den östlichen Reiseweg.

Reisezeit. Für Indien ist die beste Zeit Mitte November bis Mitte März, für die nördl. Gegenden auch etwas früher und später; unbedingt meiden sollte man den Aufenthalt im April, Mai und Juni, weil ungesund. Für Ceylon ist Mai, September, Oktober, November und für das Gebirge Januar bis März die günstigste Zeit. Für Java empfiehlt sich Mai und Juni (die Regenzeit ist November bis April); für die Philippinen Januar und Februar (Regenzeit August bis Dezember); für Indochina November bis Februar. Für China und Japan ist die beste Zeit der Frühling (in Japan die Zeit der Kirschblüte, April und Mai) und der Spätherbst von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, in China auch der Winter bis zum April.

Reiseplan. Um den in Ostasien meist heißen und nassen Sommer zu meiden, tut man gut, Europa im Hochsommer oder Anfang Herbst zu verlassen, wobei freilich zu beachten bleibt, daß die Fahrt durchs Rote Meer zwischen Port Saïd und Aden, d. h. etwa 5 Tage lang, im Sommer sehr heiß ist; im Golf von Aden trifft man meist frische Winde. Im Oktober, November und Dezember, der Hauptreisezeit, muß man Plätze auf den Dampfern nach Indien und Ostasien schon lange im voraus bestellen. August und September sind die Hauptzeit für Reisen von Europa nach den Vereinigten Staaten, für diese Monate ist Vorausbestellung der Plätze dringend nötig. Wer eine etwa einjährige Reise rund um die Erde machen will, verzichte darauf, alle im Reiseführer beschriebenen Länder Ostasiens zu besuchen. Er wird etwa im August von Triest nach Bombay oder von Genua nach Colombo fahren, dann quer durch Indien nach Calcutta (September und Oktober für Indien), von da über Rangoon und Singapore (November) nach Java (Dezember) und wieder über Singapore nach Saïgon und Hongkong (Januar), [S. 3] dann Schanghai, Tsingtau, Peking (Februar), Hankau, Yangtsefahrt (März), über Schanghai nach Nagasaki, Kobe-Kyōto-Tōkyō-Nikko (April, Mai), Honolulu (Juni), San Francisco-New York (Juli).

Rundreise nach dem Spezialprogramm der Weltreise 1912 des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie: Ostwärts (7-1/2 Monate): Ab Berlin über Triest nach Bombay;—Vorderindien (Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Calcutta, Darjeeling);—von Madras über Trichinopoly, Madura, Tuticorin nach Ceylon (Colombo, Kandy, Nuwara Eliya);—Singapore;—Java (Batavia, Weltevreden, Buitenzorg, Garoet, Papandajan, Djokjakarta, Soerabaja, Toesari, Bromo);—China (Saïgon, Hongkong, Canton, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Hankau, Schanghai);—Japan (Kobe, Osaka, Kyōto, Nara, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko);—Sandwich-Inseln (Honolulu);— Nordamerika (San Francisco, Monterey, Yosemitetal, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Hudson, Washington, Philadelphia, New York);—von New York nach Hamburg. Ausführliche Programme beim Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.

Reiseplan des Norddeutschen Lloyd für 1912 (etwa 225 Tage): Ab Genua über Neapel, Port Saïd, Suez, Aden nach Colombo-Kandy-Nuwara Eliya, Colombo-Madura, Madras, Bombay, Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Darjeeling, Calcutta, Rangoon, Penang, Singapore, Batavia, Buitenzorg, Garoet, Djokjakarta, Batavia, Singapore, Hongkong, Canton, Macao, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Nankou, Peking, Tientsin, Tschifu, Tsingtau, Schanghai, Nagasaki, Kobe, Osaka, Nara, Kyōto, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko, Yokohama, Honolulu, San Francisco, Yosemitetal, Monterey, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Albany, New York, Washington, Philadelphia, New York, Bremerhaven, Bremen.

Wer seinen Reiseplan selbst aufstellen will, lese den »Weltreiseführer« und die unter Reiseliteratur (auch bei den einzelnen Ländern) angegebenen Reisebeschreibungen vor Aufstellung des Plans, um je nach Neigung die Länder auszuwählen, wo bei günstigster Reisezeit längerer Aufenthalt erwünscht ist. Das Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie veranstaltet auch Reisen nach Indien, Ceylon, Java, China, Japan und zurück mit der Sibirischen Bahn nach besonderm Programm. Es ist unmöglich, alle zweckmäßigen Zusammenstellungen für die Weltreise, die in hundertfältiger Weise genußreich ausgeführt werden kann, zu beschreiben; es muß genügen, daß der »Weltreiseführer« alle Haupt- und Nebenwege zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten angibt. Mit Hilfe des »Weltreiseführers« kann der Reisende auch unterwegs nach Bedarf und Wahl seinen Plan ändern, Seitenfahrten in seltener besuchte Länder (z. B. Abessinien, Sumatra, Birma, Siam, Philippinen, Korea usw.) ausführen.

Reisegesellschaft. Solange die Weltreise nicht in Plätze führt, die weit abseits vom Hauptstrom des Reiseverkehrs liegen, können auch Damen unbedenklich allein reisen; besonders gilt dies für alle englischen und amerikanischen Länder wie auch für Niederländisch-Indien und Japan; fast überall reist man dort in den Gebieten des [S. 4] lebhaftem Europäerverkehrs so sicher wie in Deutschland. Nur Ausflüge ins Innere von Ländern wie Birma, Siam, China, Korea und die Philippinen unternimmt man besser mit einem Gefährten zusammen, zumal sich auch dadurch viele Nebenausgaben verringern.

Gesellschaftsreisen nach festem Plan unternehmen unter andern das Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie (Berlin W. 64, Unter den Linden 8) jährlich auf etwa 71/2 Monate zum Preise von 11900 Mark (gewöhnlich Mitte Januar beginnend), oder der Norddeutsche Lloyd (Abteilung Passage), Bremen, auf etwa 71/2 Monate für 11600 Mark (Schiff und Bahn I. Kl., 50 kg Freigepäck), oder der Österreichische Lloyd nach Ostasien auf etwa 6 Monate für 8000 Mark (Mittelmeer- Reisebureau H. Osc. Cahn & Co. in Hamburg 36, Neuer Jungfernstieg 6, Hauptagentur des Österreichischen Lloyd übernimmt Leitung dieser Weltreisen, stellt auch kombinierte Touren für Einzelreisende zusammen).—Auch unternimmt die Hamburg-Amerika Linie jährlich zwei je viermonatliche Vergnügungsreisen um die Welt auf einem ihrer großen Ozeandampfer zum Preise von 2750-34000 Mark (eingeschlossen programmäßige Landausflüge und Eisenbahnfahrt zwischen San Francisco und New York); Abfahrt im November von Neapel ostwärts, im Februar von San Francisco westwärts, Anschluß zur Fahrt zwischen Hamburg und New York auf einem beliebigen Dampfer der Gesellschaft. Ausführliche Prospekte bei der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.—Wer sich einer solchen Gesellschaftsreise anschließt, ist aller Sorgen bei den Ausflügen überhoben, muß allerdings auf freie Wahl der Orte und auf längern Aufenthalt an Orten, die ihm besonders gefallen, sowie überhaupt auf Bewegungsfreiheit, die höchste Lust des Reisephilosophen, verzichten; dafür werden ihm in kurzer Zeit viele Sehenswürdigkeiten programmgemäß vorgeführt. Da diese Reisen nur in zusammenpassender Gesellschaft erträglich sind, erkundige man sich vorher genau nach den Teilnehmern der Fahrt. In den genannten Reisebureaus erhält man auch Fahrkarten für selbständige Weltreisen und Auskunft über die neuesten Fahrpläne aller Dampferlinien und Eisenbahnen, die für die Weltreise in Betracht kommen. Die Zweigbureaus sind im Text überall genannt.—Das englische Reisebureau von Thos. Cook & Son (London, E. C. Ludgate Circus) hat Filialen in allen Hauptplätzen der Erde (sie sind im Text des Buches genannt) und unternimmt ebenfalls die Führung von Reisegesellschaften, die aber meist aus Engländern bestehen. Monatlich erscheint Cook's Ocean Sailing List mit praktischen Winken für See-und Weltreisende, deren Beschaffung vor Antritt der Reise sehr zu empfehlen ist, da sie sehr genaue Übersichten über die neuesten Fahrpläne und Fahrpreise bietet, besonders auch für Reisen um die Welt.

Reiseausrüstung. Je weniger Gepäck, desto besser; indessen muß man für eine Weltreise sich doch gründlicher ausrüsten als für einen Pfingstausflug. Auf Dampfern kann man meist viel Gepäck zu mäßigem Preise mitführen (vgl. S. 12). Unentbehrlich ist ein Kabinenkoffer (90 zu 60 zu 33 cm), für den Gepäckraum ein größerer (bis zu 1/2 cbm Raum); außerdem (möglichst wenig) Handgepäck, am besten feste Ledertasche und Segeltuchsack (für wollene Decke, Stiefel und schmutzige Wäsche).

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Herrenkleidung: zwei bequeme Reiseanzüge aus kräftigem Wollenstoff, ein dunkler warmer, ein heller leichter; ein guter Gesellschaftsanzug aus leichtem schwarzen Kammgarn mit Gehrock, Smoking und Frack, der im Ausland unentbehrlich ist, da überall bei Besuchen, im Klub, an der Tafel auf Dampfern und in bessern Gasthöfen sehr viel mehr auf äußere Form gegeben wird, als dies in Deutschland der Fall zu sein pflegt. Ein Reitanzug aus derber Reithose mit Flanellhemd und Flanelljacke, Leder-oder Wickelgamaschen. Weiße Waschanzüge sind schon im Roten Meer unentbehrlich, daher nehme man etwa vier Paar Jackets nebst Beinkleidern aus gutem Drillichstoff schon von Hause mit; später kann man den Vorrat preiswürdig in Bombay, Colombo, Singapore oder Yokohama ergänzen. Anzüge aus Rohseide (empfehlenswert) erhält man billig in Colombo etc. Reichlichen Vorrat an Unterzeug, wollenes wie leichtes (seidenes kaufe man in China); Netzunterjacken nach Lahmann oder Schießer sind sehr zu empfehlen (sie schützen, wenn oft gewechselt, gegen den »Roten Hund«, einen lästigen, stark juckenden, durch Schweiß und Baden im Salzwasser hervorgerufenen ungefährlichen Hautausschlag, durch Frischwasserwaschung und Einfetten mit Byrolin, Mentholsalbe oder ähnlichen Hautsalben zu heilen); ferner reichlich farbige und weiße Hemdenwäsche (die überall schnell gewaschen und dabei stark verdorben wird), leichte Schlipse, wollene und leichte Strümpfe. An Schuhzeug: zwei Paar derbe, doch nicht zu schwere Reiseschnürstiefel aus braunem Leder; Lackschuhe (für den Frackanzug), weiße Segeltuchschuhe (unterwegs einkaufen); ein Paar schwarze, kräftige Stiefel mit Doppelsohlen, innere Sohle Leder, äußere Sohle Gummi, zum Gebrauch an Bord bei schlechtem Wetter. Reisehut, Klapphut, blaue und weiße Schiffsreisemütze mit Schirm oder Sportmützen (leichte und wärmere), Strohhut; Tropenhelm kauft man in Port Saïd (meist schlecht), in Bombay etc. (sehr gut) in den verschiedensten Formen. Warmer Reisemantel (»Mackintosh«) ist unentbehrlich, leichter Staub-und Regenmantel zweckmäßig; dazu Plaid oder eine seidene oder Kamelhaardecke. Sonnenschirm kaufe man unterwegs. Zwei tüchtige Leibbinden, zwei seidene Halstücher, Glacéhandschuhe (in Stanniol gewickelt oder in kleiner Blechbüchse verlötet, weil sie im feuchten Tropenklima Stockflecke bekommen); Vorrat der Lieblingszigarren (ebenfalls in Blechkasten verlöten!). Visitenkarten mit heimischer Adresse und Lebensstellung (lateinische Buchstaben). Wer einen photographischen Apparat mitnimmt, verpacke die Films oder Platten sorgfältig in Blechbüchse, mit Heftpflaster verklebt, da sie sonst durch Seeluft sehr leiden; auch lasse man nach Aufnahme bald entwickeln, was, ebenso wie das Abziehen, in allen größern Plätzen ausführbar, in China und Japan z. B. sehr gut.

Damenkleidung unterliegt verschiedeneren Ansprüchen als die Herrenkleidung. Unentbehrlich ist für Damen ein dickes englisches Reisekleid mit sehr fußfreiem Rock und Paletot, dazu passend in der Farbe Mütze und Blusen; ferner ein weißwollenes oder hell gestreiftes Kostüm mit weißseidener und Batistbluse nebst weißer Mütze für die Seefahrt; ein dunkles Foulard-oder ganz leichtes Alpakakleid für Bahnfahrten in Indien, Japan etc.; ein Nachmittagskleid [S. 6] und zwei Abendtoiletten, darunter eine dekolletiert; drei weiße Waschkleider, einfach gemacht und einige Blusen mehr. Ein warmer Reisemantel (Ulster) und ein gegen Regen imprägnierter Staubmantel, ferner ein leichter Schlafrock für Schiff und Nachtfahrten mit der Bahn. Unterzeugausrüstung ähnlich wie für Herren; Ergänzung für die Tropen ist sehr billig und zweckmäßig in Port Saïd bei Simon Arzt oder in Bombay im Army & Navy-Basar zu kaufen, ebenfalls Tropenhut, Schirm, Schuhe und Razais (baumwollene Steppdecken als Matratze für indische Schlafwagen). An Schuhzeug: ein Paar feste braune Lederstiefel, ein Paar weiße Segeltuchstiefel, je ein Paar braune und weiße Halbschuhe, ein Paar Gesellschaftsschuhe und ein Paar elegante Morgenschuhe (auf dem Schiff zu tragen). Strümpfe hauptsächlich dünn und hellfarbig. Leibbinden sind auch für Damen dringend zu empfehlen und von Port Saïd an zu tragen. Sehr nützlich sind etwa sechs kleine Seidenbeutel zum Anhängen, um nachts Toilettensachen, wie Haarnadeln, Schmucksachen etc. unterzubringen, weil der Raum in der Kabine beschränkt ist und beim Schlingern alles vom Tischchen fällt.

In der Toilettenreisetasche sorge man für kleines Nähzeug mit Reserve-Hemd-und Hosenknöpfen etc., für Nagelschere, Pflaster, Verbandwatte und etwas Verbandstoff sowie »russische« Choleratropfen und andre Augenblicksheilmittel in einer kleinen Reiseapotheke zusammengestellt; wobei Chinin und Rizinus nicht vergessen werden sollten. Ein Vorlegeschloß kann zuweilen nützlich sein. Ferner ein kräftiges Taschenmesser mit Kork-und Schraubenzieher nebst Dosenbrecher (für Konservenbüchsen). Revolver oder Browningpistole, in Ledertasche am Gürtel unter der Jacke zu tragen, ist nur außerhalb der Hauptverkehrsgebiete erforderlich; Büchse oder Jagdflinte ist je nach dem Zweck der Reise auszuwählen, doch ist zu beachten, daß die Einfuhr von Waffen in manchen Ländern nur mit obrigkeitlicher Erlaubnis gestattet ist, auch tragen Waffen meist hohen Einfuhrzoll (der beim Austritt nur manchmal zurückvergütet wird). Wer die Handwaffe verheimlicht, kann damit, zumal in den Vereinigten Staaten, in recht üble Lage geraten. Ein gutes Doppelfernglas und ein guter, nicht zu kleiner Kompaß sind unentbehrlich, ein (vorher geprüfter) Aneroid-Barometer (oder Hypsometer) angenehm.

Reiseliteratur. Für die Vorbereitung zur Reise besonders zu empfehlen: Victor Ottmann, Rund um die Welt (Berlin 1905); Julius Meurer, Weltreisebilder (Leipzig 1906); Cäcilie v. Rodt, Reise einer Schweizerin um die Welt (Neuenburg 1903); A. G. Plate, Der ferne Osten (Bremen 1907); Doflein, Ostasienfahrt (Leipzig 1906); Walter Frhr. v. Rummol, Erster Klasse und Zwischendeck (Berlin 1912); K. Günther, Einführung in die Tropenwelt (Leipzig 1911); als medizinischer Ratgeber: Kohlstock, Ratgeber für die Tropen (Stettin 1910). Spezielle Literatur ist bei den einzelnen Ländern erwähnt.

Die Reisekosten richten sich natürlich nach den Ansprüchen des Weltreisenden; man muß 1200-1800 M. monatlich, einschl. Fahrpreise, also für die Gesamtkosten, bei einer etwa sechsmonatigen Reise rechnen; längere Reisen sind entsprechend billiger, kürzere teurer für jeden Monat. Eine Weltreisekarte Tour 1, via Japan und China, des Norddeutschen Lloyd kostet 2695 M., 2 Jahre gültig, nicht übertragbar; mit solcher Karte würde eine dreimonatige Reise um die [S. 7] Erde etwa 5000 M. kosten. Die 71/2 monatige Gesellschaftsreise um die Erde des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie kostet für 1912: 11900 M., Kosten der viermonatigen Vergnügungsreise s. S. 4.

Reisegeld, Geldverhältnisse. Bargeld nehme man für eine Weltreise wenig mit. Auf den Dampfern gilt das Geld der Landesflagge, also deutsches auf den deutschen Linien etc. Für den Bedarf der ersten Tage versehe man sich mit kleinen Banknoten oder etwas Gold-und Silbergeld des nächsten Hafenplatzes schon im voraus im letzten Abgangshafen oder an Bord beim Zahlmeister oder Obersteward (meist etwas teurer). Beim Geldwechseln unterrichte man sich vorher genau über den Wert des fremden Geldes, bevor man sich den in jedem Hafen an Bord kommenden Wechslern anvertraut. Im übrigen versehe man sich schon in Deutschland mit einem Weltkreditbrief der Disconto-Gesellschaft in Berlin W., Unter den Linden 35, oder einer andern größern Bank in Deutschland, der den großen Vorteil bietet, an allen größern fremden Hafenplätzen und Binnenstädten nach Bedarf Geld abzuheben; jedem Weltkreditbrief wird eine Liste von Korrespondenten (bei der Disconto-Gesellschaft am zahlreichsten, etwa 2000) beigefügt, bei denen die Weltkreditbriefe ohne vorhergehendes Avis zahlbar sind, und die auch in andern Angelegenheiten dem Reisenden Ratschläge und Auskünfte erteilen. Im »Weltreiseführer« sind für alle Plätze die Korrespondenten der Disconto-Gesellschaft in Berlin, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig unter »Banken« angeführt. Reise-Schecks des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie werden in Verbindung mit der Disconto-Gesellschaft vorläufig im Werte von 50 und 100 M. sowie von $ 10, 20, 50 und 100 ausgegeben, als Zahlungsmittel auf der Weltreise. Auch der Norddeutsche Lloyd gibt derartige Schecks aus. Diesen Schecks sind die Gegenwerte der meistbesuchten Länder aufgedruckt (vgl. die Münztabelle); sie werden wie die Weltkreditbriefe an etwa 2000 Bankzahlstellen im In-und Ausland (zum Tageskurs) eingelöst. Der Käufer der Schecks erhält zugleich ein Einführungsschreiben, das er persönlich unterschreiben muß; bei Einlösung eines Schecks ist das Schreiben vorzuzeigen und gleichzeitig die eigene Unterschrift in Gegenwart des die Zahlung leistenden Bankkorrespondenten auf die Rückseite des Schecks zu setzen. Diese Reise-Schecks haben 3 Jahre Gültigkeit, werden aber nur im ersten Jahre bei allen im Einführungsbrief aufgeführten Firmen eingelöst; im zweiten und dritten Jahre können sie nur noch bei der Direktion der Disconto-Gesellschaft in Berlin eingelöst werden; später verfallen sie.

Reisepaß sollte jeder Weltreisende zur Legitimation bei sich führen. Für Rußland bestehen besondere Vorschriften, auch für den Durchgangsverkehr auf dem sibirischen Landweg, vgl. S. 301. Für Reisen auf Java (S. 194) ist ebenfalls ein Paß vorgeschrieben, in Indochina ist er oft nützlich. In China besorgt der deutsche Konsul des Ankunftshafens einen Reisepaß für die chinesischen Behörden, wenn man ins Innere reisen will; dazu sind auch Visitenkarten in chinesischer Schrift (mit Namen, Rang, Heimat und Reisezweck) erforderlich. Innerhalb eines Landes besorgen auch oft die Gasthöfe die Pässe.

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Zollwesen macht in Asien weniger Schwierigkeiten als bei Reisen innerhalb der europäischen Zollvorschriften. Näheres im Texte des Buches bei den Ankunftshäfen.

Konsulate. Man suche nach der Ankunft sein Konsulat auf und gebe dort seine Karte ab (schon wegen dahin nachgeschickter Briefe), belästige aber die Konsulatsbeamten nicht mit Kleinigkeiten, suche nur ihre Unterstützung, wo man von fremden Behörden und deren Beamten nicht mit gebührender Achtung behandelt wird. In Ägypten, Siam und China steht der Deutsche unter deutscher Konsulargerichtsbarkeit, sonst überall unter der Gerichtsbarkeit des Landes, wo er sich aufhält.

Eisenbahnen. Das Reichskursbuch enthält die Fahrpläne für die Sibirische Bahn Berlin-Mandschuria-Wladiwostok, für die Nordchinesische und die Schantung-Eisenbahn. Die Fahrpläne der übrigen Bahnen etc. muß man sich an Ort und Stelle beschaffen.

Dampferlinien. Norddeutscher Lloyd in Bremen (Abteilung Passage, Papenstraße; Belegung von Dampferplätzen kann auch in dessen Hauptagenturen, z. B. Berlin, Unter den Linden 5/6; ferner durch Reisebureaus, wie das Weltreisebureau Union, Berlin, Unter den Linden 22; das Amtliche Bayerische Reisebureau in München, Promenadeplatz 16; Thos. Cook & Son, London, E. C. Ludgate Circus; Schenker & Co., Wien I, Schottenring, u. a. erfolgen): Reichspostdampfer alle 14 Tage nach Ostasien (abwechselnd von Hamburg und Bremerhaven) über Rotterdam (nur die Dampfer von Bremerhaven), Antwerpen, Southampton, Gibraltar, Genua, Neapel (hier können Reisende von Berlin 14 Tage nach Abfahrt des Dampfers aus Deutschland ihn mit der Bahn noch erreichen), dann über Port Saïd, Suez, Aden, Colombo, Penang, Singapore (Anschluß nach Bangkok und Batavia etc.), Hongkong (Anschluß nach Manila), Schanghai (Anschluß nach Hankau), Tsingtau (nur die Dampfer von Hamburg), Nagasaki (nur die Dampfer von Bremerhaven), Kobe, Yokohama und ebenso zurück (ohne Anlaufen von Rotterdam). Vgl. Reichskursbuch Nr. 697. Außerdem die Australlinie bis Colombo, Reichskursbuch Nr. 707a. Schnellpostdampfer zwischen Bremerhaven und New York alle 8-14 Tage, vgl. Reichskursbuch Nr. 711a in 7 Tagen.—Eine Weltfahrkarte des Norddeutschen Lloyd kostet 2695 M. I. Kl. für Tour 1 via China und Japan; die Reise kann westwärts oder ostwärts gemacht werden, die Fahrkarte ist 2 Jahre gültig und nicht übertragbar. Reiseunterbrechung ist in jedem Hafen gestattet, doch Anmeldung beim Agenten der betreffenden Gesellschaft erforderlich mit Angabe, wann die Weiterreise angetreten werden soll. Anspruch auf freien Platz auf dem Dampfer für die Weiterreise hat der Reisende nicht. Alle Kosten am Lande hat der Reisende selbst zu tragen. Verlust der Weltfahrkarte wird nicht vergütet. Die Weltfahrkarte gibt Anrecht auf einen Platz in Außenzimmern niedrigster Preislage, wenn der Platz rechtzeitig bestellt wird; bei Benutzung eines Innenzimmers tritt keine Preisermäßigung ein. Die Anweisung für die Reise über den Atlantischen Ozean kann in New York durch die Firma Oelrichs & Co. (in Bremen durch den Norddeutschen [S. 9] Lloyd) ohne Nachzahlung auf Wunsch des Reisenden auf eine andre atlantische Linie übertragen werden. Wenn der Weltreisende sich in Gibraltar, Genua oder Neapel ein-oder ausschifft, ermäßigt sich der Preis der Fahrkarte um 88 M. Der Preis erhöht sich um 110 M., wenn man von Port Saïd nach Bombay mit Dampfer des Österreichischen Lloyd fährt. Die Reisekosten von Bombay durch Indien bis Colombo sind in den Fahrpreis nicht mit eingeschlossen. Statt des Reichspostdampfers von Colombo nach Singapore darf man einen Dampfer der British India S. N. Co. (nicht empfehlenswert!) von Calcutta nach Singapore benutzen. Gleiches gilt für die Westwärtsreise, auf der man schon bei der Platzbelegung in Ostasien anmelden muß, falls man die Reise in Singapore, Penang oder Colombo unterbrechen will; Meldung beim Schiffszahlmeister vor Abfahrt von Colombo ist erforderlich, wenn man in Suez oder Port Saïd die Rückreise unterbrechen will. Von Japan nach San Francisco berechtigt die Weltfahrkarte zur Fahrt mit den Dampfern der Pacific Mail S. S. Co. und der Toyo Kisen Kaisha, wobei Reiseunterbrechung in Honolulu (bei den japanischen Schiffen nicht über 30 Tage) zulässig ist. Eisenbahnfahrten in Japan hat der Reisende selbst zu bestreiten. Die Weltfahrkarte gestattet auch, mit Küstendampfer des Norddeutschen Lloyd von Singapore über Bangkok (mit Fahrtunterbrechung dort) nach Hongkong ohne Mehrkosten zu reisen. Für die Bahnfahrt von San Francisco via Chicago oder via St. Louis oder via New Orleans nach New York sind die Reisenden berechtigt, sich einen der vielen auf der Fahrkarte genannten Reisewege auszuwählen; die Reise kann in weniger als fünf Tagen ausgeführt, aber auch an jedem größern Platz unterbrochen werden, wenn man dies dem Zugführer vorher anmeldet. Mahlzeiten und Schlafwagenbenutzung (s. II. Teil, S. 4) hat der Weltreisende selbst zu zahlen. Wenn die Eisenbahnfahrt von San Francisco nach New York nicht in die Weltfahrkarte eingeschlossen werden soll, ermäßigt sich deren Preis um 210 M.—Bei Einschiffung für die Reichspostdampfer in Bremen oder Hamburg müssen die Reisenden am Tage vor der Abfahrt des Dampfers in Bremen (Papenstraße 5/6) oder in Hamburg (Baumwall 3) sich zwischen 10 Uhr vormittags und 5 Uhr nachmittags melden und Verladung des Gepäcks (das vorausgesandt werden kann) veranlassen. In Rotterdam legen die Dampfer (von Bremerhaven kommend) am Rynhaven am Kai an; die Reisenden tun gut, schon am Tage vorher sich bei Wm. H. Müller & Co., Willemsplein 5, zu melden. Antwerpen verlassen die Reichspostdampfer der ostasiatischen Linie Montags, sie liegen am Quai van Dyck 20 und 21; Agentur in Antwerpen von Bary & Co., Place de Meir 23, die Reisenden müssen sich meist schon am Abend vor der Abfahrt einschiffen. Reisende, die die Seefahrt durch die nordeuropäischen Gewässer scheuen, benutzen den Lloyd-Expreßzug (täglich früh 6 Uhr 55 Min. von Altona, Hamburg über Bremen, Düsseldorf, Köln, Wiesbaden, Straßburg, Basel, Luzern etc. nach Genua in 28 Stunden, Fahrpreis Hamburg-Genua 168,40 M.). Empfehlenswert ist Platzvorausbestellung bei den Lloydagenturen, der Internationalen Schlafwagengesellschaft, bei Thos. Cook, Union-Weltreisebureau [S. 10] oder Schenker & Co. für den Lloydexpreßzug. Das eingeschriebene Gepäck der Passagiere, die mit Lloyddampfer von Genua weiterfahren, unterliegt im Lloydexpreßzug keiner Zollrevision; man mache den den Zug begleitenden Beamten der Internationalen Schlafwagengesellschaft darauf aufmerksam. Diese Beamten übernehmen Überführung des Gepäcks von Genua-Bahnhof an Bord des Dampfers gegen 1,50 Fr. Gebühr für jedes Gepäckstück. Genua verlassen die Reichspostdampfer der Ostasiatischen Linie jeden Donnerstag Mittag 12 Uhr, 1 Stunde nach Ankunft des Lloydexpreßzugs. Wer den Lloydexpreßzug nicht benutzt, schifft sich am besten in Neapel ein; Abfahrt des Dampfers von dort Freitags um Mitternacht, 14 Tage nach Abfahrt aus Deutschland. Während der Bahnfahrt sollten diese Reisenden die Zolluntersuchung ihres Gepäcks an der italienischen Grenze selbst überwachen und sich vergewissern, daß es mit ihrem Zuge wirklich mitkommt, da sonst ihr Gepäck Hand trotz gegenteiliger Zusicherung der Bahnbeamten oft nicht rechtzeitig nach Neapel kommt! In Neapel melde man sich sofort bei Aselmeyer & Co., Corso Re Umberto I (Rettifilo) Nr. 6; dort erhält man eine kostenfreie Fahrkarte für den Tender, der zu jeder vollen Stunde von Land zum Dampfer fährt. (Genauere Angaben enthält das neueste »Handbuch des Norddeutschen Lloyd für die Reichspostdampferlinien nach Ostasien und Australien«.)

Hamburg-Amerika Linie (Hamburg, Ferdinandstraße 58/62 und Alsterdamm 25, Abteilung: Personenverkehr, Reisebureau in Berlin, Unter den Linden 8, s. S. 4). In Ostasien Anschlußlinie (Reichskursbuch Nr. 697) von Schanghai nach Tsingtau, Tschifu und Tongku (Tientsin) sowie nach Dairen; im Winter statt Tientsin nur Dairen (Dalny). Außerdem sind mehrere Dampfer des ostasiatischen Frachtdampferdienstes zur Aufnahme von Reisenden eingerichtet; diese Dampfer laufen von Hamburg nach Penang, Singapore, Manila, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tongku (Tientsin), Yokohama und Kobe, einzelne auch bis Wladiwostok; auch die Dampfer des arabisch- persischen Dienstes, die Port Sudan, Djibouti, Aden, Maskat, Bender- Abbas, Lingah, Bahrein, Buschir, Basra, Mohammerah anlaufen, nehmen gelegentlich Reisende mit.—Schnelldampfer zwischen Hamburg und New York s. Reichskursbuch Nr. 711 a.

Österreichischer Lloyd (Triest, Kommerzielle Direktion; Berlin, Generalagentur: Unter den Linden 47) unterhält die Linien: Triest- Bombay, monatlich zwei-(Mai-August ein-) mal, in 15-16 Tagen; Triest-Calcutta (über Port Saïd, Suez, Port Sudan, Djibouti, Aden, Karachi, Colombo, Madras und Rangoon) in 40-44 Tagen, am 12. und 25. jedes Monats; Triest-Kobe (über Port Saïd, Suez, Aden, Bombay, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Schanghai, Yokohama, Kobe in 70-72 Tagen am 27. jedes Monats ab Triest (Reichskursbuch Nr. 700). Auswechselbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes. Billige Fahrpreise: nach Bombay Salonkl. 33,6 und 30 £, je nach Kabinenlage; Intermed.-Kl. 23,6 £, nach Colombo 36 £, nach Rangoon 38,10 £, nach Calcutta 40,3 £, nach Hongkong 44 £, nach Schanghai 47,6 £, nach Kobe und Yokohama 50,1 £. [S. 11] Rückfahrkarten für alle Plätze mit zweijähriger Gültigkeit. (Man wähle eins der neuern Schiffe.)

Messageries Maritimes (Paris, Rue Vignon 1; Berlin, Unter den Linden 17/18; Hamburg, Eug. Cellier, Dovenfleet 21) von Marseille jeden zweiten Sonntag über Port Saïd, Suez, Djibouti oder Aden, Colombo, Singapore, Saigon, Hongkong, Schanghai, Kobe nach Yokohama in 38 Tagen, mit Anschlußlinien: Singapore-Batavia in 2 Tagen und Colombo-Pondicherry-Calcutta in 5 Tagen (Reichskursbuch Nr. 699). Außerdem monatlich die Australlinie nach Bombay (Reichskursbuch Nr. 707 b).

Società Nazionale di Servizi Marittimi (Rom, Piazza Venezia 11), eine Linie ab Genua am 17. jedes Monats über Neapel, Messina, Catania, Port Saïd, Suez, Aden nach Bombay in 17 Tagen (Reichskursbuch Nr. 701); eine Linie am 18. jedes Monats von Bombay über Singapore nach Hongkong.

Ferner: Stoomvaart Maatschappij Nederland (Amsterdam, Prins Hendrikkade 159-160) und Rotterdamsche Lloyd (Rotterdam, Veerkade 8), je alle 14 Tage von Amsterdam und Rotterdam und Anschluß an die Dampfer des Österreichischen Lloyd ab Port Saïd nach Batavia, erstere über Sabang und Singapore, letztere über Padang (Reichskursbuch Nr. 699 a).—Peninsular and Oriental Steam Navigation Co. (London, E. C. 122 Leadenhall Street) von London, Marseille und Brindisi wöchentl. nach Bombay, 14tägig nach Singapore, Hongkong und Schanghai (schnellste Fahrgelegenheit Brindisi-Bombay, dann mit Sonderzug nach Calcutta); Erkundigung durch Cooks Reisebureau (Reichskursbuch Nr. 698 u. 707 c).—Für Fahrten im Roten Meer: Khedivial Mail S. S. & Graving Dock Co. (Alexandrien) von Suez über Port Sudan oder Dschidda nach Suakin und Aden (Reichskursbuch Nr. 698).—Für Fahrten nach und in Vorderindien: British India Steam Navig. Co. (Reichskursbuch Nr. 698).— Für Fahrten von Antwerpen nach Japan, Korea, Golf von Petschili und Wladiwostok: Nippon Yusen Kaisha (Reichskursbuch Nr. 703).— Zwischen Wladiwostok und Schanghai sowie Tsuruga: Russische Freiwillige Flotte (Reichskursbuch 705).—Pacific Mail und Toyo Kisen Kaisha von Hongkong über Schanghai oder Manila, Kobe, Nagasaki, Yokohama, Honolulu nach San Francisco (Reichskursbuch 704).— Canadian-Pacific S. S. Line ab Vancouver, Nippon Yusen Kaisha und Great Northern S. S. Co. ab Seattle nach Yokohama, Kobe, Nagasaki, Schanghai und Hongkong (Reichskursbuch Nr. 704), die schnellste Verbindung zwischen Asien und Amerika.—Für Fahrten von New York nach Europa: s. II. Teil, S. 201 (Reichskursbuch Nr. 711 a).—Die zahlreichen Küstendampferlinien sind im Texte des »Weltreiseführers« da, wo sie in Betracht kommen, angeführt.

Allgemeines über die Dampferfahrt. Die Schiffe sind nicht gleichgroß und bequem; auch die Kabinen jedes Dampfers sind sehr verschieden im Wert, hinsichtlich Lüftung und Sonnenbestrahlung. Für die deutschen Reichspostdampfer sind genaue Preislisten (für jedes Zimmer verschieden) festgesetzt. Man suche stets Außenzimmer (mit Fenster nach außenbords) zu erhalten, und zwar, der [S. 12] Hitze wegen, auf der der Sonnenbestrahlung abgewendeten Seite des Schiffes. Man meide Zimmer in der Nähe der Maschinen und über den Kesselanlagen sowie solche im Vorschiff. Die besten Zimmer liegen in den Decksaufbauten des Mittel-und Hinterschiffs. Je länger die Seefahrt, um so sorgfältiger sei man in der Wahl des Zimmers. Auf englischen Schiffen ist es für Ausländer erfahrungsgemäß sehr schwer, im voraus ein Zimmer zu belegen; man verliert den in Aussicht gestellten guten Platz oft, wenn im letzten Augenblick noch ein englischer Fahrgast sich um denselben Platz bewirbt. Deshalb sollte man stets deutschen und österreichischen Schiffen den Vorzug geben; sogar Engländer und Amerikaner bevorzugen deutsche Schiffe. Im Fahrpreis ist die Verpflegung einbegriffen, auf einigen Linien (z. B. den französischen und italienischen) auch leichter Tischwein. Die Verpflegung ist die guter Gasthöfe (auf deutschen Schiffen sogar »Mastkur« I. Ranges); 1/2 Stunde vor den Mahlzeiten Signal zur Vorbereitung des Anzugs (Hauptmahlzeiten stets im Gesellschaftsanzug, Gehrock oder Smoking). Früh bringt der Kabinensteward Tee mit Zwieback auf Wunsch in die Kabine; dann 20 Min. Badezeit, die man mit dem Bademeister genau verabreden muß; von 8-10 Uhr Frühstück im Speisesaal (kalte und warme Fleischgerichte etc.); 11 Uhr bringen die Deckstewards Fleischbrühe mit Brötchen; um 12 oder 1 Uhr »Tiffin« (zweites Gabelfrühstück mit mehreren Gängen nach Wahl); um 4 Uhr an Deck Tee oder Limonade mit Gebäck; 7 Uhr »Dinner« (Hauptmahlzeit mit 5-10 Gängen). Auf den Reichspostdampfern vormittags und zum Dinner Konzert der Bordkapelle; abends häufig Tanz und Festlichkeiten, auch Skat mit Bier und amerik. Poker mit Whisky, bis Mitternacht. Die Trinkgelder am Ende der Fahrt sind nicht unbeträchtlich: Obersteward und Kabinensteward (etwa je 1/4), Tafelsteward, Decksteward, Bademeister oder Badefrau, Gepäckmeister und Stiefelputzer (etwa je 1/8 des Gesamttrinkgeldes, das bis Colombo etwa 40 M., bis Yokohama etwa 70 M. insgesamt ausmacht). Je nach Leistungen genügt es auch, etwa 3 M. auf den amerikanischen und 2 M. auf den asiatischen Linien an Trinkgeld für den Tag zu rechnen, wenn man keine besondern Anforderungen (durch Seekrankheit etc.) gestellt hat. Seekranke, die an Mahlzeiten nicht teilnehmen, erhalten nach Bedarf Tee und Gebäck vom Steward im Zimmer oder an Deck, ohne dafür zu zahlen. Nebenausgaben beschränken sich auf Getränke, Wäsche und Speisen außerhalb der Mahlzeiten.

Seekrankheit zeigt sich auf großen Dampfern oft nur als leichtes Unwohlsein, ähnlich wie nach zu reichlichem Genuß geistiger Getränke; sie ist bei gehöriger Willensstärke zu überwinden, wenn man ihr von vornherein geringe Bedeutung beilegt. Es empfiehlt sich, dem Magen durch Leibbinde Wärme und Halt zu geben und ihn gut zu füllen, auch zwischen den Mahlzeiten Rostbrot, Schokolade, Kakes, Rotwein zu sich zu nehmen. Andre alkoholische Getränke meide man, ebenso Kaffee, der bei Anwandlung der Krankheit unbedingt Explosionen herbeiführt; dagegen ist Tee mit Zitronenscheiben oder Zitronensaft sehr wohltätig. Man überwinde die ersten Anwandlungen des Übels in frischer Luft an Deck in bequemer Ruhelage [S. 13] (nach Beseitigung beengender Kleidung) in der Mitte des Schiffes; schlechte Luft, Maschinenöl-und Essengeruch werden leicht verhängnisvoll. Riechfläschchen belebt. Bei starken Schiffsbewegungen lasse man die Augen öfters an der unbeweglichen Horizontlinie Ruhe finden. Man liege flach auf dem Rücken und hebe, wenn es schlimm ist, die Beine hoch; dadurch fließt das Blut wieder in das Gehirn zurück. Sicherster Schutz für willensschwache Personen, die sich nicht zusammennehmen können, ist Ruhelage in einer längsschiffs aufgehängten Hängematte. Nahrungsverweigerung erhöht das Unbehagen bei der Seekrankheit.

Kajütsgepäck für die Fahrt auf Reichspostdampfern nach Ostasien muß den Namen des Reisenden, des Dampfers, des Abfahrttages und des Bestimmungsorts tragen sowie die Bezeichnung: »Kabine« oder »Gepäckraum«. Gepäckzettel mit Vordruck liefern die Agenturen des Norddeutschen Lloyd. Für Kabinengepäck und Gegenstände, die während der Reise im Verwahrsam und Gebrauch der Reisenden verbleiben, sowie für Gepäckstücke ohne vorschriftsmäßig ausgefüllten Gepäckzettel des Norddeutschen Lloyd übernimmt der Norddeutsche Lloyd keine Verantwortlichkeit. Ansprüche wegen beschädigten oder abhanden gekommenen Gepäcks müssen sogleich nach Ankunft des Dampfers am Bestimmungsorte beim Norddeutschen Lloyd oder dessen Vertreter erhoben werden, wenn der Eigentümer nicht seines Anspruchs auf Schadloshaltung verlustig gehen will. Kaufmannsgüter, Gelder, Wertpapiere, Juwelen und Kostbarkeiten dürfen sich nicht im Gepäck befinden und erklärt sich der Norddeutsche Lloyd für solche Artikel frei von jeder Verantwortlichkeit. Wertsachen sind während der Reise dem Kapitän oder Zahlmeister des Schiffes zur Aufbewahrung zu übergeben. Wein, Bier und Spirituosen dürfen von den Reisenden nicht mit an Bord gebracht werden, solche sind zu den tarifmäßigen Preisen an Bord zu kaufen. Die Mitnahme von feuergefährlichen, explosiven oder ähnlichen Gegenständen ist strengstens untersagt; Zuwiderhandelnde werden für allen Schaden haftbar gemacht und gerichtlich zur Verantwortung gezogen.
Jeder Reisende hat Anspruch auf freie Beförderung seines Handgepäcks, eines Stuhls und eines Kabinenkoffers von höchstens 1 m Länge, 0,6 m Breite und 0,4 m Höhe sowie andrer Gepäckstücke mit persönlichen Gebrauchsgegenständen, insgesamt 1 cbm Rauminhalt und 200 kg Gewicht nicht übersteigend (halbzahlende Kinder 100 kg bei 1/2 cbm Raumgehalt Freigepäck), zur Unterbringung im Gepäckraum. Für Gepäck-Überfracht im Gepäckraum wird 50 M. per cbm oder 200 kg berechnet. Mitnahme von Waren als Gepäck ist nicht gestattet. Ähnliche Bedingungen auf den andern Linien des Norddeutschen Lloyd und auf andern Dampferlinien.
Hand Man achte stets auf sein Handgepäck und lasse Wertsachen nie unbewacht liegen; Abfahrt und Ankunft in Häfen sind bevorzugte Stehltage für »Händler« und Gelegenheitsdiebe! Auch vor Beginn der Seekrankheit alles abschließen!
Seereise-Unfallversicherungen durch Weltpolicen auf Todes-und Invaliditätsfall (für Hin-und Rückreise und Aufenthalt in überseeischen Ländern), Prämie 80 M. für 1 Jahr und je 10000 M. Versicherungssumme sowie Reisegepäckversicherung (für je 1000 Seemeilen etwa 1/10 Proz. des Wertes) übernimmt die Assekuranz-Abteilung des Norddeutschen Lloyd; ähnlich auch in Cooks Reisebureau.

Post und Telegraph. Besondere Angaben für die einzelnen Länder findet man im Texte. Briefe und Depeschen adressiere man: Herrn N. N., an Bord des Reichspostdampfers ... N. N...., am ... (Datum) von (Neapel) nach (Colombo), Adresse Herren (Agent der Dampferlinie) in (Port Saïd). Man erhält dann die Postsachen bei Ankunft in dem Hafen. Ebenso kann man Briefe etc. an deutsche [S. 14] Konsulate (wo kein deutsches Postamt ist: Care of Imperial German Consulate in ...), oder an die Agenturen von Cooks Reisebureau, oder an die Dampferagenturen oder gute Gasthöfe adressieren lassen. Während Landreisen in Indien, Siam, Indochina, Java, China und Japan lasse man sich Briefe nicht direkt nachschicken, sondern beauftrage einen Agenten (z. B. Cook) im Hafenplatz, sie auf Anweisung an bestimmte Plätze nachzuschicken. Briefe im Weltpostverein kosten 20 Pf. Depeschen von Deutschland kosten: jedes Wort (bis 15 Buchstaben) nach: Indien 2,05 M., Ceylon 2,15 M., Singapore 3,60 M., Java 4,10 M., Schanghai 4,55 M., Japan 5 M., San Francisco 1,60 M., New York 1,05 M. Wer viel zu telegraphieren hat, kann viel sparen, wenn er einen Telegraphenschlüssel (z. B. den Familientelegraphenschlüssel von Carl Bödiker, Hamburg (Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin), mitnimmt. Verabredungen über den Sinn der gekürzten Depeschen sind nicht erforderlich, wohl aber empfiehlt sich vorherige Bestimmung einer abgekürzten Telegrammadresse.

Nachsendungen von Telegrammen, Geld, Paketen etc. an Weltreisende übernimmt die Firma Bödiker (s. oben; Telegrammadresse, auch für die Filialen in Tientsin und Tsingtau ist »Bödiker«); sie depeschiert mit Bödikers Familientelegraphenschlüssel, der sehr beträchtliche Ersparnisse gewährt; erteilt Auskunft, stellt Reisepläne auf, besorgt Kabinenplätze, expediert Gepäck und Mobilar etc.

Zeitvergleichung: a) Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.) in Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien; b) Osteuropäische Zeit (O. E. Z.) 1 Stunde vor gegen M. E. Z.: Ägypten (Rußland noch 1 Min. früher); c) Ostindische Eisenbahnzeit (Indian Standard Time) 4 Stunden 30 Min. vor gegen M. E. Z. (in den Städten wird nach Ortszeit gerechnet); d) Chinesische Küstenzeit 7 Stunden vor gegen M. E. Z.; e) Japanische Zeit 8 Stunden vor gegen M. E. Z; f) Pacific Time (San Francisco) 9 Stunden nach gegen M. E. Z.; g) Mountain Time (Salt Lake City) 8 Stunden nach gegen M. E. Z.; h) Central Time (New Orleans) 7 Stunden nach gegen M. E. Z.; i) Eastern Time (New York) 6 Stunden nach gegen M. E. Z.; k) Westeuropäische Zeit (W. E. Z.) in England, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien und Portugal 1 Stunde nach gegen M. E. Z.—Über den Datumwechsel im Stillen Ozean s. S. 412.

Um 12 Uhr mittags Mitteleuropäischer Zeit zeigt die Uhr in:

Moskau
Port Saïd
Suez
Aden
Bombay
Colombo
Madras
Calcutta
Rangoon
Penang
Bangkok
Singapore
Irkutsk
Saïgon
Batavia
1
1
1
2
3
4
4
4
5
5
5
5
5
6
6
Uhr
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
1



51
19
20
53
25
41
42
55
58

7
Min.
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
Nm.
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
abds.
"
Peking
Hongkong
Schanghai
Tsingtau
Manila
Charbin
Wladiwostok
Yokohama
——————————
Honolulu
San Francisco
Salt Lake City
Chicago
New York
London
Antwerpen
6
7
7
7
7
7
7
8

0
3
4
5
6
11
11
Uhr
"
"
"
"
"
"
8
——
Uhr
"
"
"
"
"
"
46



6
25
48

——
28





Min.
"
"
"
"
"
"
"
——
Min.
"
"
"
"
"
"
abds.
"
"
"
"
"
"
"
——
früh
"
"
"
Vm.
"
"

[S. 15]

Sprache. Die vorherrschende Sprache für Weltreisende ist das Englische; nur französische Sprachkenntnisse genügen nicht! Verkehrssprache auf den Dampferlinien ist die des Landes ihrer Flagge (auf dem Österreichischen Lloyd ist sie italienisch). Für die fremden Sprachen leisten im Verkehr »Meyers Sprachführer« (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig), als Ergänzungen zu Meyers Reisebüchern, ausgezeichnete Dienste. Sie sind eine eigenartige Verschmelzung von Konversationsbuch und Taschenwörterbuch (in äußerst handlichem Format), indem jenes in dieses hineingearbeitet wurde und erst so, durch die alphabetische Anordnung des ganzen Stoffs, wirklichen Nutzen gewährt. Der Reisende findet im Nu das gewünschte Wort, daneben grammatische Anweisungen, lehrreiche Winke über Sitten und Gebräuche und unter leicht zu merkenden Stichwörtern eine Fülle zusammengehöriger Vokabeln und Redewendungen, die ihn befähigen, seine Wünsche richtig auszudrücken und über die landläufigen Themata eine jedermann verständliche Unterhaltung zu führen. Folgende Bändchen sind wichtig für die Weltreise: Englisch, geb. 2,50 M.; Französisch, geb. 2,50 M.; Portugiesisch, geb. 3,50 M.; Spanisch, geb. 3 M.; Italienisch, geb. 2,50 M.; Russisch, geb. 3 M.; Arabisch, geb. 3 M.; Türkisch, geb. 3 M.

Gasthöfe. Weltreisende finden in den Gasthöfen ersten Ranges aller großen Hafenplätze Asiens europäische Bequemlichkeit; im Innern der Länder darf man keine hohen Ansprüche stellen. In Indien gibt es nur in Bombay, Colombo und Kandy Gasthöfe, die allen Ansprüchen genügen; im übrigen sind sie mäßig, zuweilen schlecht nach heimischen Begriffen, aber stets den Eigentümlichkeiten des Europäerlebens in Indien angepaßt. Die Häuser sind meist einstöckig mit vielen Veranden und Hallen in tropischen Gärten. An den hellen Speisesaal stoßen die oft dunkeln Wohn-und Schlafzimmer mit Bade-und Toiletteraum nebenan; die Betten sind hart. Bedienung und Reinlichkeit lassen zu wünschen. Man zahlt fast in ganz Ostasien im Gasthof Pension für den Tag und erhält dafür gegen 9 Uhr früh Gabelfrühstück, gegen 1 Uhr Lunch (Tiffin) und gegen 7 Uhr abends Dinner; außerdem Tee mit Brot früh und nachmittags. Das Essen ist sehr gewürzt, am besten Curry mit Reis; Rindfleisch ist schlecht, Hammel und Geflügel sind in ganz Ostasien die Hauptfleischnahrung; Wild ist selten. Man speist nach gemeinsamem Speisezettel an kleinen Tischen, zum Dinner im Gesellschaftsanzug. Getränke: Whisky mit Soda am bekömmlichsten, auch für Damen, Rotweine erträglich (nirgends Weinzwang), Weißweine meist ungenießbar. In den von der indischen Regierung unterhaltenen Dâk Bungalows (Rasthäusern für reisende Europäer) findet man meist bequeme Unterkunft (Bettzeug mitbringen, wie für die Gasthöfe!), auch Baderaum und meist einfache Beköstigung nach fester Preisliste; aber man kann die Plätze in den D. B. nicht vorausbestellen; wer zuerst kommt, erhält zuerst Platz, ist aber verpflichtet, nach 24 Stunden den nächsten Bewerbern Platz zu machen; der Zimmerpreis ist mäßig. Wesentlich besser als in Britisch-Indien sind die Gasthöfe in Niederländisch-Indien, besonders auf Java; sie sind reinlich und luftig, die Verpflegung meist recht gut, Bedienung gut. Den verwöhntesten [S. 16] Ansprüchen genügen die (allerdings nicht billigen) ersten Hotels in Bombay, Singapore, Schanghai, Tsingtau, Peking, Yokohama, Tōkyō, Kyōto, Miyanoshita und Honolulu.—Die Wäsche wird in den Gasthöfen oder durch Vermittelung von deren Manager in ganz Ostasien schnell, gut und preiswürdig besorgt.—Über amerikanische Gasthöfe vgl. II. Teil, S. 2.

Restaurants findet man nur in Hafenstädten; man ist meist auf die Gasthöfe angewiesen; nach der Karte wird selten bedient.

Bäder sind in jedem, auch dem minderwertigsten Gasthof zu haben.

Automobile geben dem Reisenden beste Gelegenheit, in kurzer Zeit viel zu sehen; sie sind in ostasiatischen Städten sehr verbreitet und entweder durch die Gasthöfe oder in den »Automobile« bzw. »Motorcargarages« zu mieten.

Erklärung einiger landesüblicher Ausdrücke:

  a) Für Indien und Ceylon:

Dâk Bungalow, staatliches Rasthaus
für Reisende (s. oben).
Dandy, Himalaja-Sänfte.
Chota hasri, Morgentee (»kleines
Frühstück«).
Bandar, Hafen.
Catamaran, Brandungsfloß.
Dagoba, buddhist. Heiligenschrein.
Dharamsala, Pilgerherberge.
Fakir, mohammedan. Bettelmönch.
Ghat, Flußtreppe, auch Bergpaß.
Gopura, Pagodentor.
Jogi, Hindu-Bettelmönch.
Maidan, Platz.
Masjid, Moschee.
Monsun, Regenzeit (Juni bis Sept.).
Nàuch, ein Tanz.
Pagode, südindischer Tempel.
Palankin, Tragstuhl alter Art.
Sahib, Herr (Anrede für Europäer).
Sarai, Rasthaus für Reisende.
Kitmitgar, Diener.
Tonga, indischer Wagen.
Ekka, Einspänner, Ochsenwagen.
Tikka Gharri, Droschke.
Razai, indische Steppdecke.
Gymkhana, Spielplatz.
Eurasier, europ.-ind. Mischling.
Kummurbund, wollene Leibbinde.
Sampan, Flußboot (Indochina).

  b) Für ganz Ostasien:

Bungalow, Wohnhaus.
Godown, Lagerraum.
Rikscha, von einem Mann gezogenes leichtes Wägelchen für einen Fahrgast, bei Regen geschlossen.
Tiffin, 2. Gabelfrühstück (1-2 Uhr).
Easy chair } bequemer Liegestuhl
Long chair } aus Bambusgeflecht.
Sedan chair, Tragstuhl aus Bambus.
Curry, scharfe, aromatische Tunke.
Peg, Sodawasser mit Whisky.
Punkah, Zimmerdeckenfächer.
Bombay duck, getrockneter Fisch.
Chutney, scharfes Eingemachtes.
Bund, Kaistraße am Hafen.
Sarong (niederl.-ind.), Hauskleid.
Kabaja (niederl.-ind.), Morgenkleid.
Pyjama, Morgen- und Nachtkleid (Hemdhose; Kombination).
Hock, Rheinwein.
Sandwich, belegtes Butterbrot.
Lime drink, Limonade.
Sado (= dos à dos), niederländ.-ind. Droschke.
Spada (niederländ.-ind.), Diener.
Soja (Soy), japan. Pilztunke.
Curios, altertümliche Kunst- und Nippsachen etc.
Cloisonné, Schmelzfarbenkunst.
Kimono, japanischer Hausrock.
Scrupkin, Sekt auf Eis.

  c) Für Japan:

Daibuts, große Buddhastatue.
Daischi, buddhistischer Heiliger.
Gohai, schintoist. Papierstreifen.
Hatoba, Bootshafen, Landungsplatz.
Kagura, schintoistischer Tanz.
Kakemono, Hängebild.
Kawa, Bach.
Kiku-no-mon, das kaiserliche Chrysanthemum-Wappen.
Kuruma = Rikscha (Djinrikscha).
Kwaisha = Gesellschaft.
Kwankoba, ein Basar.
Mitsu-aoi, die drei Blätter des Tokugawawappens.
Nippon = Japan.
Torii, schintoistisches Tempeltor.
Yama, Berg.

[S. 17]

Seewesen. Als Hilfsmittel für die Schiffsführung in der Nähe von Land dienen Landmarken (Türme, Berggipfel, Gerüste, sogen. Baken), schwimmende Seezeichen (Tonnen verschiedener Form und Farbe) an den Kanten von Riffen, Sandbänken und »blinden« (unter Wasser liegenden) Klippen, auch Feuerschiffe. Nachts warnt die Küstenbeleuchtung auf Leuchttürmen, Feuerschiffen und Leuchttonnen (Fettgas oder elektrisch) vor Gefahren im Fahrwasser. Die Leuchtfeuer unterscheiden sich als Festfeuer (gleichmäßig leuchtend), unterbrochene Feuer (mit zeitweisen Verdunkelungen), Blinkfeuer (aufblinkend mit großen Dunkelpausen) und Blitzfeuer (mit Blitzen von weniger als 2 Sekunden Dauer), ferner als Wechselfeuer (Farbenwechsel rot, weiß oder grün); um verhängnisvolle Verwechselungen zu meiden, brennen auf benachbarten Leuchttürmen verschiedenartige Feuer. Seekarten, Seehandbücher (Beschreibungen der Küste und der Gefahren des Fahrwassers und Anweisungen für die Schiffahrt), Leuchtfeuerlisten sowie Kompaß, Lot, Logg, Sextant und Chronometer dienen dem Kapitän zur Bestimmung des Schiffsorts. Durch Peilungen (Kompaßrichtungen von Landmarken) wird der Schiffsort auf der Seekarte in Sicht von Land bestimmt; der nach dem Kompaß gesteuerte Kurs und die mit dem Logg gemessene Schiffsgeschwindigkeit geben die Versegelung vom gepeilten Abfahrtspunkt. Auf hoher See wird die Koppelkurs-oder Loggrechnung berichtigt durch astronomische Bestimmung des Schiffsorts, indem mit dem Sextant Sonnen-oder Gestirnshöhen gemessen, dazu die Chronometerzeiten (nach Greenwich-Zeit) beobachtet werden. Einfachste Bestimmung der geographischen Breite erfolgt durch Beobachtung der Mittagshöhe der Sonne; die geographische Länge wird aus Sonnenbeobachtungen vor-oder nachmittags gefunden, indem man den Stundenwinkel der Sonne aus den Messungen berechnet und die daraus gefundene Ortszeit mit der Greenwich-Zeit des Chronometers vergleicht; der Unterschied ist die geographische Länge. Peilungen des Sonnenauf-und-untergangs geben durch einfache Rechnung die wahre Nordrichtung; mit ihr berichtigt man die Fehlweisung des Kompasses, d. h. die örtliche magnetische Mißweisung und Ablenkung des Kompasses, verursacht durch die Stahl-und Eisenmassen des Schiffs. Das tägliche Mittagsbesteck (geographische Breite und Länge) auf hoher See wird den Reisenden bekannt gegeben.

Signalwesen und Flaggen. Wichtig für die Seeschiffahrt sind die Signalsysteme zur Verständigung der Schiffe untereinander auf See. Das Signalisieren mit Flaggen, vom englischen Kapitän Marryat 1848 eingeführt, geschieht mit Hilfe des (in allen Sprachen seefahrender Völker herausgegebenen) Internationalen Signalbuchs.

[S. 18]

Die 26 Signalflaggen des Internationalen Signalbuchs zeigen die Farben Rot, Gelb, Blau und Weiß und sind mit Buchstaben bezeichnet. Die Flaggen können wie folgt zusammengestellt werden: 650 Signale mit je zwei Flaggen, 15600 Signale mit je drei Flaggen und 358800 Signale mit je vier Flaggen. Zum Austausch von Mitteilungen sind nur Signale mit zwei oder drei Flaggen erforderlich. Alle dringenden Mitteilungen, z. B. Gesuche um Aufmerksamkeit, Anzeigen von Gefahr oder Not, Aufforderung zur Hilfeleistung, werden nur mit zwei Signalflaggen gemacht; z. B. bedeutet
Signal NC (Flagge N, darunter Flagge C): »Bin in Not, habe unverzügliche Hilfe nötig.« Mit drei Flaggen werden ganze Sätze und Satzteile, mit vier Flaggen geographische Namen, andre (zu buchstabierende) Namen und Schiffsnamen signalisiert. Die Signalgruppen von GQBC bis GWVT sind als Unterscheidungssignale für Kriegsschiffe, die Gruppen von HBCD bis WVTS für Handelsschiffe einer Landesflagge bestimmt. Von jedem Staat werden Listen der eignen Schiffsnamensignale (Unterscheidungssignale) jährlich veröffentlicht.
Auf Entfernungen, welche die Farben nicht mehr erkennen lassen, treten an Stelle der bunten Flaggen die Fernsignale, für die das Signalbuch nur Körper: Ball, Kegel, Zylinder etc., eingeführt hat. Kein Fernsignal besteht aus mehr als drei Zeichen, und höchstens zwei sind von gleicher Form. Die 18 Signalbuchstaben werden durch Fernsignale wiedergegeben, die aus drei Signalzeichen bestehen. Nachtsignale werden auf Grund besonderer Vereinbarungen durch Zeigen weißer oder farbiger Lichter, oft auch nach dem Morsesystem durch lange und kurze Lichtblinke gegeben.
Flaggen. Handelsschiffe sind als solche kenntlich an ihrer (am Heck gehißten) Nationalflagge, die sie im Hafen stets, in See in der Regel nur bei Begegnung von Schiffen führen. Die Reederei erkennt man an der am Großmast gesetzten Reedereiflagge und bei Dampfern auch am Anstrich oder Abzeichen des Schornsteins.—Kriegsschiffe führen die Kriegsflagge am Heck und das Kommandozeichen (Wimpel, Stander, Admiralsflagge) am Topp.
Die beifolgenden Flaggentafeln geben die Handels-und Kriegsflaggen der seefahrenden Nationen sowie die Reedereiflaggen und Schornsteinabzeichen der wichtigsten Dampfergesellschaften wieder.


Flaggen


Hausflaggen, etc.


[Einige nützliche Angaben für Weltreisende.]

Entfernungen in Seemeilen (1 Seemeile = 1852 Meter).

A. Von Hamburg nach:
Cuxhaven
Helgoland
London
Dover
Southampton
Plymouth
Amsterdam
Rotterdam
Boulogne
Havre
Ouessant
Lissabon
Gibraltar
Marseille
Genua
56
90
430
390
510
620
290
320
420
500
693
1340
1614
2300
2469
Neapel
Malta
Brindisi
Port  Saïd
Alexandrien
Suez  S
Aden  S
Bombay  S
Colombo  S
Calcutta  S
Rangoon  S
Singapore  S
Batavia  S
Bangkok  S
Saïgon  S
Manila  S
2589
2594
2926
3543
3420
3630
4929
6576
7030
8243
8253
8560
8834
9354
9204
9883
Hongkong  S
Schanghai  S
Tsingtau  S
Tschifu  S
Wladiwostok  S
Yokohama  S
Nagasaki  S
Vancouver  M
San  Francisco  M
New  Orleans
Baltimore
Philadelphia
New  York
Boston
Quebec
Montreal
10000
10800
11100
11250
11570
11450
10970
14673
13844
5090
3910
4080
3610
3444
3286
3430

B. Zwischen andern Häfen:
Bremerhaven-New York
Harwich-Hoek van Holland
Antwerpen-London
Calais-Dover
Havre-New York
Cherbourg-New York
Liverpool-New York
Southampton-New York
Bordeaux-New York
3555
108
191
23
3110
3070
3040
3190
3187
Genua-New York
—    — Alexandrien
Brindisi-Port Saïd
—    — Alexandrien
Triest-Port Saïd
New York-Hongkong  S
—     —                 K
—     — Yokohama  S
—     —                 K
New York-San Francisco  M
—     — Honolulu  M
4040
1300
934
840
1305
11610
13590
13040
15020
13090
13200
Colombo-Calcutta [S. 19]
Bombay-Madras
Hongkong-Yokohama
Yokohama-San Francisco
1254
1480
1560
4530
Yokohama-Honolulu
—    —    Vancouver
Honolulu-San Francisco
San Francisco-Shanghai
3400
4340
2100
5800

S bedeutet durch den Suezkanal, K um das Kap der Guten Hoffnung, M durch die Magalhãesstraße.—Tabelle B kann mit A zusammen benutzt werden, um noch zwischen andern Plätzen die Dampferwege zu bestimmen.


Städte über 500000 Einwohner.

New York (1910)
London (1911)
Paris (1911)
Tōkyō (1908)
Chicago (1910)
Berlin (1910)
Wien (1910)
Philadelphia (1910)
Moskau (1909)
St. Petersburg (1909)
Buenos Aires (1910)
Osaka (1908)
Konstantinopel
Peking (1911)
Tschöngtu
Bombay (1911)
Hamburg (1910)
Kanton
Calcutta (1910)
Budapest (1910)
Rio de Janeiro (1908)
Hankau
Tientsin
Glasgow (1911)
Warschau (1909)
Liverpool (1911)

4766883
4522961
2846986
2186079
2185283
2070695
2030850
1549008
1459800
1454700
1272124
1226590
ca. 1200000
1017209
ca. 1000000
972892
932166
ca. 900000
890493
881601
858000
ca. 820000
ca. 800000
783401
764054
746566

       Manchester (1911)
St. Louis (1910)
Boston (1910)
Kairo (1907)
Schanghai
Bangkok (1910)
Tschungking
Sydney (1909)
Neapel (1910)
München (1910)
Leipzig (1910)
Mailand (1910)
Rom (1909)
Amsterdam (1909)
Melbourne (1909)
Cleveland (1910)
Barcelona (1910)
Baltimore (1910)
Madrid (1910)
Dresden (1910)
Pittsburg (1910)
Odessa (1909)
Marseille (1906)
Madras (1911)
Köln (1910)
Breslau (1910)
Sutschou
714427
687029
670585
654476
ca. 651000
628675
ca. 610000
605900
596000
595053
587635
584000
574666
568130
ca. 562300
560663
560080
558485
549416
546882
533905
520000
517498
517335
516167
511891
ca. 500000


Vergleichung der Thermometerskalen.

Celsius Réaumur Fahren-
heit
Celsius Réaumur Fahren-
heit
Celsius Réaumur Fahren-
heit
-40
-35
-30
-25
-20
-15
-10
- 5
0
-32
-28
-24
-20
-16
-12
- 8
- 4
0
-40
-31
-22
-13
- 4
5
14
23
32
5
10
15
20
25
30
35
40
45
4
8
12
16
20
24
28
32
36
41
50
59
68
77
86
95
104
113
50
55
60
65
70
75
80
90
100
40
44
48
52
56
60
64
72
80
122
131
140
149
158
167
176
194
212

Windstärke (Beaufortskala): 0. Still; 1. Leiser Zug; 2. Leichter Wind; 3. Schwacher Wind; 4. Mäßiger Wind; 5. Frischer Wind; 6. u. 7. Starker Wind; 8. Stürmischer Wind; 9. Sturm; 10. u. 11. Starker Sturm; 12. Orkan.

[S. 20]


Flächeninhalt und Bevölkerung der Staaten über 5 Mill. Einwohner.

Staaten Fläche in
qkm

Bevölkerung Auf
1 qkm


Argentinien 2806400 7121822 [1] 2 ,5
Belgien 29456 7516730  (10)[1] 255  
  Kongokolonie 2382800 18000000 [1]  
Brasilien 8550000 20515000 [1] 2 ,5
China 11138880 426000000 [1] 30  
Deutsches Reich 540778 64903423  (10) 120  
    Davon:  
  Preußen 348702 40163333   115  
  Bayern 75870 6876497   90  
  Sachsen 14993 4802485   320  
  Württemberg 19512 2435611   124  
  Kolonien 2658500 13920000 [1]
Frankreich 536464 39252267  (06) 73  
  Kolonien 11319400 49286000 [1]
Großbritannien und Irland 314433 45365599  (11) 144  
  Kolonien und Schutzstaaten 30526214 356642113  (01)
  Davon: Vorderindien 4860000 316084000  (11) 65  
    Kanada 9700600 7081869   0 ,7
    Australien und Südsee 8259900 6235000   0 ,8
Italien 286682 34686653  (11)[1] 121  
  Kolonien 484050 596000 [1]
Japan 382415 51591361  (11)[1] 138  
  Kolonien 291252 17015312  (11)[1] 58  
Mexiko 1987201 15063207  (10) 8  
Niederlande 33079 5857949  (09) 180  
  Kolonien 2045647 38101800 [1]
Österreich-Ungarn 676077 51304249  (10) 75 ,9
Persien 1645000 9000000 [1] 5 ,6
Portugal 91943 5423132  (00) 59  
  Kolonien 2093000 8580000 [1]
Rumänien 131353 5956690  (99) 45 ,3
Rußland in Europa 5744058 114847043  (97) 20  
  Sibirien und Mittelasien 16061468 13505540 [1] 1 ,2
Schweden 447864 5521943  (10) 12  
Siam 600000 7000000 [1] 17  
Spanien 504530 19588688  (10) 39  
  Kolonien 238900 330000  
Türkisches Reich in Europa 169300 6130200   36  
  Türkischer Besitz in Asien und Afrika 2817800 17898700 [1]
  Außerdem Ägypten ohne Sudan 994300 11287359  (07) 11  
Vereinigte Staaten 7692225 91927267  (10) 11 ,9
  Kolonien und Alaska 1854287 8361963  

[S. 21]

I. Ostindien, Siam, Sumatra, Indochina, Java.
1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay    S. 22-41
    Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille    S. 22-25. — Suezkanal
S. 26. — Rotes Meer S. 30. — Port Sudan S. 32. — Suakin S. 33. — Djibouti S. 36. — Abessinien S. 37. — Aden S. 38.
2. Bombay    S. 53-63
3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta    S. 63-96
    Ahmedabad S. 65. — Ajmer S. 67. — Jaipur S. 68. — Amber S. 69. — Delhi S. 70. — Kutab Minar. Delhi - Umballa - Simla S. 74. — Delhi - Amritsar - Lahore - Peshawar S. 75. — Von Rawal Pindi durch den Baramulapaß nach Srinagar (Kaschmir) S. 78. — Khaiber Paß. Lahore - Karachi S. 80. — Delhi - Agra S. 82. — Sikandarah. Fatehpur Sikri S. 86. — Gwalior S. 87. — Cawnpore. Lucknow S. 88. — Allahabad S. 89. — Benares S. 90. — Buddh Gaya S. 95.
4. Von Bombay nach Madras    S. 96-104
    Mahabaleshwar S. 97. — Bijapur. Hyderabad S. 98. — Golkonda S. 99. — Tirupati. Madras S. 100. — Mahabalipuram S. 104.
5. Durch den Suezkanal nach Colombo. Ceylon    S. 104-125
    Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille; von Brindisi
S. 105. — Von Triest, Ceylon S. 106. — Colombo S. 110. — Mount Lavinia S. 114. — Kandy S. 115. — Peradeniya S. 117. — Anuradhapura S. 119. — Adams Peak S. 121. — Nuwara Eliya S. 122. — Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123. — Küstenfahrt um Ceylon S. 124. — Point de Galle S. 125.
6. Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling    S. 125-143
    Tuticorin. Madura S. 126. — Trichinopoly. Tanjore S. 127. — Ootacamund S. 129. — Mysore, Seringapatam, Bangalore S. 131. — Puri Jagganath S. 133. — Calcutta S. 134. — Assam S. 140. — Darjeeling. Tiger Hill S. 141. — Phalut S. 142.
7. Von Calcutta nach Rangoon. Birma    S. 143-155
    Oberbirma. Pegu S. 150. — Mandalay S. 151. — Von Mandalay nach Bhamo u. Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153. — Pagan S. 154.
8. Von Colombo nach Singapore. Sumatra    S. 155-169
  Penang S. 156. — Medan S. 158 — Padang. Merapi. Krakatau S. 160. — Malacca S. 161. — Singapore S. 166. — Johore S. 169.
9. Siam. Indochina    S. 169-190
  Von Singapore nach Bangkok S. 169. — Siam S. 170. — Phrabat S. 176. — Ajuthia. Von Singapore nach Saïgon S. 177. — Indochina. Cochinchina S. 178. — Cambodja. Saïgon S. 179. — Cholon S. 182. — Pnom-penh S. 184. — Angkor Thom. Anam S. 185. — Hué S. 186. — Haiphong S. 187. — Hanoï S. 188. — Hanoï - Yünnanfu S. 189.
10. Von Singapore nach Batavia. Die Insel Java    S. 190-212
  Java S. 191. — Batavia S. 195. — Buitenzorg S. 200. — Sindanglaja S. 202. — Bandoeng. Tangkoeban. Garoet S. 203. — Papandajan. Telaga Bodas S. 204. — Djokjakarta. Prambanan S. 205. — Boro-Boedoer. Magelang S. 206. — Soerakarta. Samárang S. 207. — Soerabaja S. 208. — Pasoeroean S. 210. — Bromo. Tosari S. 211. — Probolinggo S. 212.


[S. 22]

1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay.

Vgl. die beifolgende Karte.

A. Von Triest nach Bombay.

Dampfer des Österreichischen Lloyd am 1. und 16. jeden Monats (Mai bis August nur am 1.) von Triest über (1305 Seem.) Port Saïd durch den Suezkanal nach (2690 Seem.) Aden und von da nach (4340 Seem.) Bombay in 15-16 Tagen.
Fahrpreis Triest-Bombay: Salonklasse 33,6 und 30 £ nach Kabine; Intermediateklasse 23,6 £, Deckfahrt mit Kost 10 £. Rückfahrkarten, zwei Jahre gültig, das Anderthalbfache. Reisende, welche die Ausreise voll bezahlt haben, erhalten bei Rückreise innerhalb zwölf Monate 25 Proz. Ermäßigung auf den Fahrpreis der Rückreise. Auswechselbare Rückfahrkarten mit der Messageries Maritimes: von Triest nach Bombay und von da nach Marseille oder umgekehrt Lloyd-Salonklasse —Messageries Maritimes I. Kl. 66,12, 63,12 und 61,12 £; Lloyd-Salonklasse —Messageries Maritimes II. Kl. 53,14 und 51,14 £; Lloyd-Intermediateklasse— Messageries Maritimes II. Kl. 49,14 £.

In Triest (Excelsior Palast-Hotel: De la Ville, Z. von 3,50 K an; Delorme, Z. von 3 K an; Volpich zum Schwarzen Adler, ebenso; Europa, Z. 2-6 K) legen die Schiffe des Lloyd am Kai an. Die Ausfahrt gewährt ein prachtvolles Landschaftsbild. Die Westseite des Adriatischen Meeres ist flach, einförmig und arm an Buchten und Häfen; die Ostküste ist reich gegliedert, hafenreich, felsig und umsäumt von zahllosen Kalkinseln, denn das Meer ist infolge einer Senkung des Landes zwischen die parallelen Kalkzüge eingedrungen und hat diese teils in Inseln, teils in Halbinseln verwandelt. Wohl infolge des geringen Zuflusses von Süßwasser (außer Etsch und Po nur geringe Küstenflüsse) ist der Salzgehalt der Adria sehr hoch, 3,8 Proz. (sonst Mittel 3,5 Proz.). Ebbe und Flut sind schwach, wie im Mittelmeer überhaupt (1/2-1 m); die durchschnittliche Tiefe beträgt nur 300 m, erreicht jedoch zwischen Bari und Ragusa 1030 m.

Das Schiff umfährt die Halbinsel Istrien, so daß man nach und nach die Städte Capo d'Istria, Pirano mit altem Kastell, Parenzo, Rovigno und zuletzt Pola, den Hauptkriegshafen der österreich.-ungarischen Marine, meist noch am Horizont auftauchen sieht. Weiter behält man l. die Küste Dalmatiens, reich an vorgelagerten Felseninseln, darunter die weit vorgeschobene bergige Insel Lissa, die einen der besten Häfen des Adriameers (Kriegshafen) hat und bekannt ist durch die Seeschlacht zwischen der österreichischen und italienischen Flotte am 20. Juli 1866, wo der österreich. Admiral Tegetthoff mit der Panzerfregatte Ferdinand Max das italienische Admiralschiff Re d'Italia in den Grund bohrte.—Nach etwa 24 St. Fahrt läuft der Dampfer mit SO.-Kurs durch die nur 70 km breite Meerenge von Otranto, l. die Küste Albaniens mit der Landmarke des über 2000 m hohen Kaps Linguetta, des Akrokeraunischen Vorgebirges der Alten, und gelangt aus dem Adriatischen in das Ionische Meer. Weiterhin erblickt man l. die Ionischen Inseln Korfu, Kephalonia und Zante. Das Schiff durchläuft dann den Golf von Arkadia mit den Bergen Messeniens l., passiert die Westseite der Insel Kreta (Kandia) mit großartiger Gebirgskette (bis 2498 m hoch) und durchschneidet dann, außer Sicht von Land, das Levantische Meer, um am 5. Reisetag vor (1305 Seem.) Port Saïd anzukommen, dessen hoher, schlanker Leuchtturm die einzige Landmarke ist. Port Saïd und Fahrt durch den Suezkanal s. S. 25.

Länder des Mittelmeers.

[S. 23]

B. Von Brindisi nach Bombay.

Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Steam Nav. Co. jeden Sonntag abend, sobald die englisch-indische Post eingeschifft ist, von Brindisi nach (930 Seem.) Port Saïd, wo die Reisenden auf den über (2325 Seem.) Aden nach (3989 Seem.) Bombay bestimmten Postdampfer umsteigen. Die Expreßdampfer fahren im Anschluß an den »Brindisi-Peninsular and Oriental Limited-Express«, der als Luxuszug jeden Fr. 9 Uhr abds. von London (Charing Cross) abfährt und über Calais, Dijon, Mont Cenis, Turin, Ancona So. gegen Abend ankommt. Der Zug nimmt nur Reisende für den Expreßdampfer der P. & O.-Linie auf. Fahrpreis: London-Bombay nur I. Klasse 57 £ 10 sh. 2 d; Brindisi-Bombay I. 48 £. Näheres in Cooks Reisebureau (London: Ludgate Circus; Berlin: Weltreisebureau Union; Brindisi: Strada Marina). Die Route ist für deutsche Reisende wenig geeignet.

In Brindisi (Grand Hôtel International; Europa), dem alten Brundusium, dem besten und bedeutendsten Naturhafen der Ostküste Italiens, legen die Schiffe am Kai an.—Das Schiff nimmt SO.-Kurs und folgt der unter A. beschriebenen Fahrt von Triest, um am 3. Tage in (943 Seem.) Port Saïd (S. 25) einzutreffen. Weiterfahrt s. S. 27.

C. Von Genua und Neapel nach Bombay.

Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi am 17. jeden Monats von Genua über Neapel, Messina, Port Saïd, Massaua, Aden nach (4440 Seemeilen) Bombay in 18 Tagen. Fahrpreis I. Kl. 33,7 £ (Innenkabine 26,14 £), II. Kl. 23,7 £, III. Kl. 11 £; Wein bei Tisch frei. Für Rückfahrkarten und Familien Ermäßigungen.

In Genua (Miramare, Z. von 6 L. an; Eden Palace, ebenso; Bristol, Z. von 7 L. an; De la Ville, Z. von 4 L. an; Gr. Hôtel Savoia, ebenso; Continental, Z. 4-10 L.; Central, Z. 2-4,50 L.) gelangt man mit Boot an Bord. Die Ausfahrt gewährt prächtigen Blick auf die amphitheatralisch aufgebaute Stadt. Das Schiff läuft mit sö. Kurs durch das Ligurische Meer, l. die Insel Elba, passiert Civitavecchia, die Tibermündungen und das über 500 m hohe Vorgebirge Monte Circello (der Mythe nach Wohnsitz der Zauberin Kirke). Dann erscheint am Horizont der Vesuv und die Küste des Golfs von Neapel, in den das Schiff, unweit der (l.) Insel Ischia mit Monte Epomeo vorbeidampfend, einläuft, eins der berühmtesten Landschaftsbilder. Neben dem erdbebenreichen Ischia liegt die Insel Procida, dann folgen am Festland Bajä, Pozzuoli, mit der Vulkangruppe der Phlegräischen Felder dahinter, das Vorgebirge des Posilipp, die Stadt Neapel, beherrscht vom Castel Sant' Elmo, dann Portici, Resina, darüber der Vesuv, weiter Torre Annunziata und jenseits der Sarnoebene die Kalkberge der Halbinsel Sorrent mit den Küstenstädtchen Castellamare und Sorrent, südl. die Insel Capri. (Das Schiff wird von Führern und Händlern überschwemmt, vor denen man sich hüte.)

(340 Seem.) Neapel (Grand Hôtel Hauser, Z. von 6 L. an; Continental, Z. 3,50-7 L.; Haßler, Z. von 4 L. an; Café-Restaurant Gambrinus, Piazza S. Ferdinando), die reichste, belebteste und größte [S. 24] Stadt Italiens mit 596000 Einw. Man hat meist Zeit, eine Promenade an der Riviera di Chiaja (Villa Nazionale) und durch die Strada di Roma (Toledo) zu unternehmen und nach San Martino (10-4 Uhr 1 L., So. 9-2 Uhr frei) hinaufzusteigen (bzw. zu reiten), um die wundervolle *Aussicht zu genießen. (Der Norddeutsche Lloyd veranstaltet Führungen durch die Stadt.) Man benutze Taxameterdroschken.

Bei der Weiterfahrt läßt das Schiff die Insel Capri l. und steuert dann südl. Nach etwa 16 St. erscheinen die vulkanischen Liparischen Inseln, deren nördlichste, Stromboli, mit stets schwach tätigem, 920 m hohem Vulkan, man sieht. Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff in die an ihrer schmalsten Stelle nur 3150 m breite *Straße von Messina ein, ein prachtvolles Landschaftsbild! Die Meerenge ist erst in geologisch junger Vergangenheit durch einen Einbruch entstanden, der noch jetzt fortdauert, wie die häufigen und starken Erdbeben beweisen. L. das Städtchen Scilla, das antike Scyllaeum, am Abhang des hohen Felsens Scilla, an den die Phantasie der Alten den Mythus von dem allen Schiffen Verderben bringenden Seeungeheuer Scylla knüpfte, überragt vom Granitmassiv des Aspromonte (im Montalto 1964 m), bekannt durch den Angriff der Italiener auf den Nationalhelden Garibaldi am 27. Aug. 1862. Vor Scilla, Torre di Faro und an andern Stellen der Straße liegen Stromwirbel, von denen der durch die Gezeitenströmung erzeugte Charybdis-Strudel einer der gefährlichsten für kleinere Fahrzeuge ist; auch Dampfer meiden dessen Nähe. R. das flache Capo di Faro (oder Peloro) mit Leuchtturm, die NO.-Spitze Siziliens; im Hintergrund die Trümmer des vom Erdbeben 29. Dez. 1908 zerstörten Messina, Provinzhauptstadt Siziliens, in reizender Lage. Gegenüber zeigt sich weiter l. Reggio, die Hauptstadt von Kalabrien, wie in einem großen Garten gelegen, doch von Erdbeben besonders arg heimgesucht. L. folgt Kap Pellaro, r. die Küste Siziliens, vom 3313 m hohen Ätna beherrscht; dann steuert der Dampfer östl. in die offene See, man behält noch lange den Ätna in Sicht und erblickt nach 24 St. l. die Berge der Insel Kreta, überragt vom Psiloriti (2498 m), dem Ida des Altertums. Dann nimmt das Schiff Kurs auf (1410 Seem.) Port Saïd (S. 25). Weiterfahrt s. S. 27.

D. Von Marseille nach Bombay.

Dampfer der Peninsular and Oriental Steam Nav. Co. jeden Fr. von Marseille über Port Saïd (Anschluß von Brindisi, S. 23) und Aden nach (4545 Seem.) Bombay. Umschiffung in Aden mit jedem 2. Dampfer, Fahrzeit etwa 16 Tage, Fahrpreis Marseille-Bombay I. 48 u. 42 £, II. 36 u. 30 £. Anschluß an den Bombay-Marseille-Expreßzug, der Do. von London (Victoria-Holborn) abfährt.

Dampfer der Messageries Maritimes alle 4 Wochen Mi. von Marseille über Port Saïd, Suez, Aden nach (4545 Seem.) Bombay (und weiter über Colombo nach Australien). Fahrzeit etwa 15 Tage.— Über auswechselbare Rückfahrkarten mit dem Österreichischen Lloyd s. S. 22. —Direktion der Messageries Maritimes in Marseille, Quai de la Juliette 2, Bureau des Passages, Rue Cannebière 16 (Telegrammadr. »Sicorne Marseille«).

In Marseille (Grand Hôtel Noailles; De Russie et d'Angleterre, Z. 5-12 Fr.; De Genève, Z. 3,50-5 Fr.) legen die Schiffe am Kai an. Bald nach Ausfahrt nimmt der Dampfer SO.-Kurs, den er behält, [S. 25] bis nach etwa 20 St. die Inseln Korsika (l.) und Sardinien (r.) auftauchen, getrennt durch die 12 km breite, flache, klippenreiche und daher nicht ungefährliche Straße von Bonifacio, die das Schiff nun passiert. L. auf 60 m hohem Kalkfelsen, an der Südspitze von Korsika, liegt die Stadt Bonifacio, mit alten Befestigungen und Leuchtturm.—Der Dampfer nimmt dann Kurs zwischen Sardinien, dessen mäßig hohe Berge mit niedrigem Gestrüpp bewachsen sind, und kleinen Eilanden (l.): erst Isola della Maddalena, dann die kahle Felseninsel Caprera (Ziegeninsel), Wohnsitz (1854-82) Garibaldis, der auch dort begraben ist. Das weiße Haus Garibaldis ist im Hintergrund einer kleinen Bucht sichtbar. Das Schiff durchfurcht dann sö. das Tyrrhenische Meer; dabei erscheinen die vulkanischen Liparischen Inseln (S. 24). Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff durch die *Straße von Messina (S. 24) und folgt dem S. 24 beschriebenen Kurs; nach 5 Tagen erreicht man (1516 Seem.) Port Saïd (s. unten). Weiterfahrt durch den Suezkanal s. S. 27.

Hand Wer Ägypten: Alexandrien, Kairo und die Pyramiden besuchen will, findet Näheres in Meyers »Ägypten«.

Port Saïd und der Suezkanal.

Vgl. die Kartons auf den Karten bei S. 22 und S. 28.

Ankunft. Die Schiffe ankern nahe am Kai; Ausbooten 11/2 Piaster, nachts 21/2 Piaster, Gepäck 1 Piaster das Stück, großer Koffer 4 Piaster; Gepäckträger zum Zollamt 2, zum Hotel 3, zum Bahnhof 4 Piaster.
Gasthöfe: Savoy (Pl. a), Quai François-Joseph, deutsches gutes Haus in schöner Lage; 60 Z. 22, F. 8, Lunch 20, Dîn. 25, Pens. 62 (16 Fr.) Piaster.— The Eastern Exchange (Pl. b), Rue Sultan Hassan, 13-15 sh.—Continental (Pl. c), Mitte der Stadt, am Schnittpunkte der beiden Hauptstraßen, Faßbierausschank, 101/2-12 sh. tägl.—De la Poste, Rue Hassan, tägl. von 12 Fr. an.—Port Saïd Casino, in schöner Lage an der Hafeneinfahrt, Konzertrestaurant (Mai bis September geöffnet). —Cafés chantants: Eldorado, Rue du Commerce.—Café Khédivial, Quai François-Joseph.
Straßenbahn durch die Stadt, Europäern nicht zu empfehlen!
Post: Französische (Pl. 2);—Ägyptische (Pl. 1), beide Rue Sultan Hassan. —Das Postwesen in Ägypten ist gut. Briefe läßt man am besten an ein Hotel adressieren.—Telegraph: Englischer (für das Ausland), Quai François-Joseph (Pl. 4).—Ägyptischer, Rue du Commerce (Pl. 3).
Konsulate: Deutsches Reich, Rue El Nil, Gerent Rickmers; Österreich-Ungarn, Vizekonsul Probizer.
Geld: Ägyptisches Pfund (= 20,80 M.) zu 100 Piaster (ca. 20 Pf.) zu je 10 Millièmes (ca. 2 Pf.). Ägyptisches Gold sieht man nicht häufig. Dafür gelten englische Pfund Sterling (Gineh inglisi = 971/2 Piaster), Zwanzigfrankstücke (Bento [venti] = 77 Piaster) und türkisches Pfund (lira turk = 873/4 Piaster). Deutsches Gold ist nur beim Bankier (mit Verlust) zu wechseln, wird aber in den Hotels genommen. Von Silber-und Scheidemünzen kursieren nur ägyptische Stücke: Silbertaler (20 Pi.), 1/2 Silbertaler (10 Pi.), 1/4 Silbertaler (5 Pi.), 2 Silberpiaster, 1 Silberpiaster, 1/2 Piaster in Nickel, 8-Parastücke (ca. 4 Pf.), 4-Parastücke (2 Pf.) in Kupfer und Nickel.—Banken: Deutsche Orient-Bank; National Bank of Egypt; Anglo-Egyptian Bank; Bank of Egypt; Comptoir National d'Escompte de Paris.
Sprache: Arabisch, doch wird im Verkehr viel Englisch, Französisch und Italienisch gesprochen oder geradebrecht.
Eisenbahn von Port Saïd über (80 km) Ismailia, dann westl. nach (236 km) Kairo, tägl. zwei Schnellzüge mit Speisewagen in 4 St., südl. nach (160 km) Suez in 4 St.
Dampferagenturen: Norddeutscher Lloyd, W. H. Müller & Co.; Hamburg-Amerika-Linie, Deutsches Kohlendepot; Deutsche Ostafrika-Linie und zahlreiche Schiffahrtsgesellschaften andrer Nationen.

[S. 26]

Port Saïd, Hauptstadt des ägyptischen Gouvernements Isthmus, im O. der Nehrung, die den Mensalehsee vom Mittelmeer trennt, unter 31° 16' nördl. Br. gelegen, wurde erst im Jahre 1860 beim Bau des Suezkanals gegründet und zählte 1909: 60000 Einw., darunter 23000 Europäer (viele Griechen und Franzosen). Durch die Lage an der Mündung des Suezkanals ist das Geschäftsleben auf den Durchgangsverkehr von Fremden zugeschnitten. Die Stadt, in deren höhern Klassen das französische Element überwiegt, ist regelmäßig angelegt, die neuern Straßen sind mit Bäumen bepflanzt; 2-4stöckige Gebäude haben im europäischen Stadtteil die Holzhäuser fast ganz verdrängt. Ihren Mittelpunkt bildet die Place Lesseps mit Anlagen (zuzeiten Militärmusik). Hauptgeschäftsstraßen sind: Rue de Commerce mit Läden, Quai François-Joseph mit den Konsulaten und Dampferagenturen, Rue Osman mit Banken und Gasthäusern. Sehenswert ist der Hafen, Grand Bassin Ismaïl, 8 m tief, dessen Teile, von S. nach N. gezählt, das Bassin Chérif, das Bassin de l'Arsenal und das Bassin du Commerce bilden; weitere Hafenanlagen sind im Bau. In den Kohlenlagerplätzen hat auch das Deutsche Kohlendepot, G. m. b. H., eine große Niederlage. Am Ostufer des Kanals die Werkstätten der Kanalgesellschaft. Etwas nördl. vor der Stadt, am Kanal-und Meeresufer, der 53 m hohe Leuchtturm, mit elektrischem Blitzfeuer, 20 Seemeilen weit sichtbar; außerdem weiße Leuchtfeuer zu beiden Seiten des Kanals und Leuchtbojen mit grünem und rotem Licht. Zwei riesige Molen, die östliche 1600 m, die westliche 2250 m lang, beide aus Blöcken, die aus hydraulischem Kalk und Wüstensand bestehen, schützen die Hafeneinfahrt. Der westliche Damm soll die vom Nil ins Meer geführten Schlammmassen, die die Strömung des Mittelmeers nach O. treibt, vom Hafen fernhalten; auf ihm ein 16 m hohes Standbild Ferdinand von Lesseps' (von Frémiet), 1899 von der Kanalgesellschaft errichtet. Östl. vom Hafenkanal sind große Salinen angelegt.

Der Suezkanal, 1859-69 durch den französischen Ingenieur Lesseps erbaut, hat eine Länge von 160 km, die Breite ist am Wasserspiegel 100-130 m, an der Sohle 38,5 m, die Tiefe 9,50 m; durch Erweiterungsbauten soll die Sohlenbreite auf 45 m, die Tiefe auf fast 11 m gebracht werden. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 19 Mill. Pfd. Sterl., von denen 12800000 durch Aktienzeichnungen aufgebracht wurden, während den Rest der Khedive deckte. Letzterm kaufte England 1875 die übernommenen Aktien (177602 Stück im Werte von 3,5 Mill. Pfd. Sterl.) ab. Die Einnahmen der Gesellschaft ergaben 1910: 133,7 Mill. Fr., die Ausgaben nur 43,8 Mill. Fr., also Überschuß 89,9 Mill. Fr., wovon 31,6 Proz. Dividende gezahlt wurden. Es benutzten den Kanal 1910: 4533 Schiffe von 16581898 Nettotonnen, darunter 2778 englische, 635 deutsche, 259 holländische, 240 französische, 191 österreichische, 103 russische, 87 italienische, 72 japanische, 34 dänische, 26 spanische, 26 türkische, 25 schwedische, [S. 27] 20 norwegische, 14 griechische, 11 siamesische, 8 amerikanische, 3 ägyptische, 1 belgisches. Die Abkürzung der Entfernungen zwischen Europa und den östlichen Ländern beträgt für die Dampferfahrt nach Bombay von Brindisi und Triest etwa 37, von Genua 32, von Marseille 31, von Liverpool, London, Amsterdam oder Hamburg 24 Tage. Der Kanalzoll beträgt 7,25 Fr. für die Netto-Reg.-Tonne, so daß z. B. ein Dampfer von nur 3000 Ton. 21750 Fr. Kanalzoll zahlt. Die Taxe für Passagiere beträgt 10 Fr. Die Benutzung des Kanals, zu der alle Nationen berechtigt sind, ist Schiffen bis 8,53 m (in nächster Zeit sogar bis 9,45 m) Tiefgang mit elektrischem Leuchtapparat auch bei Nacht gestattet. Die Durchfahrtszeit beträgt 16-22 St. Die Fahrt ist landschaftlich teilweise recht interessant, besonders abends bei Mondschein.

Der Kanal durchschneidet die an ihrer schmalsten Stelle nur 112 km breite und ganz flache (in der Linie des Suezkanals nur bis zu 16 m hohe) Landenge von Suez, ein verhältnismäßig junges Gebilde, das einst eine Bucht des Mittelmeeres war, aber dann zum Teil mit den Absätzen dieses Meeres, zum Teil mit Sedimenten des Nils ausgefüllt wurde, der in alter Zeit einen Arm weit ostwärts entsandte. Der Südteil der heutigen Landenge ist aus Absätzen des Roten Meeres gebildet. Ihre landfest gewordene Oberfläche wurde darauf von den benachbarten Festlandsteilen aus mit einer Sandschicht überweht und ist heute ebenso sandig und wüstenhaft wie diese. Reste der einstigen Meeresbucht sind der Menzalehsee bei Port Saïd und die übrigen Seen, die der Kanal durchschneidet (siehe unten). Als einzige Landverbindung zwischen zwei gewaltigen Erdteilen mußte die Landenge von Suez, seitdem Menschen sich betätigen, eine sehr wichtige Völkerstraße werden. Der Zugang aus Vorderasien zu dem reichen Niltal führte über sie hinweg, und umgekehrt drangen die Ägypter oft genug über sie nach den alten Kulturländern Syriens und Mesopotamiens vor. Wie oft spielt sie in den Erzählungen der Bibel eine Rolle! Wichtige Handelsstraßen führten seit der ältesten Zeit über sie hinweg, und noch heute wird sie von einem viel benutzten Karawanen- und Pilgerweg zwischen Ägypten einerseits, Palästina und Arabiens heiligen Stätten anderseits gekreuzt. Während die Landenge von Suez so eine wichtige Landbrücke für den friedlichen und kriegerischen Verkehr darstellt, mußte sie umgekehrt schon bald als ein lästiges Hemmnis für die Schiffahrt empfunden werden, und so entstand schon vor mehr als 3000 Jahren (um 1400 v. Chr.) die erste Wasserstraße zwischen dem Mittelländischen und dem Roten Meer, die, wie die Mehrzahl ihrer Nachfolger, vom Unterlaufe des Nil nach dem Nordende des Roten Meeres lief, also weit westlich vom heutigen Kanal.

Kanalfahrt Port Saïd-Suez. Der Kanal geht von Port Saïd südl. und tritt bei (14km) Râs el-Esch in den fischreichen Menzaleh-See, einen flachen, durch eine Nehrung vom Mittelmeer getrennten Strandsee; auf den Sandbänken hausen Millionen von Sumpf-und Wasservögeln (Pelikane, Flamingos). Der Kanal durchschneidet zwischen Dämmen den See in schnurgerader Linie; die östl. Teile sind bereits trocken gelegt, gleiches wird für die westl. beabsichtigt. Am Südende des Sees folgt die Ausweichestelle (44 km) Stat. El-Kantara (»die Brücke«), eine niedrige Bodenschwelle, über die seit alters die Heerstraße von Ägypten nach Syrien führte, noch jetzt von Karawanen benutzt. An Stelle der alten Brücke ist jetzt eine Fähre getreten. —Dann tritt der Kanal in den kleinen Ballâh-(Dattel)-See, durch den ebenfalls Sanddämme gelegt sind. Südl. vom Ballâh-See wird [S. 28] bei (63 km) El-Ferdân und El-Gisr (r.) eine 14 km lange Kalk-und Sandsteinbank, die höchste, nur 16 m hohe Erhebung der Landenge, durchschnitten. Man passiert eine Moschee und eine Schwimmbrücke sowie die Kapelle der Vierge du Désert auf einer Anhöhe. Beim Eintritt in den tiefblauen Timsâh- (Krokodil) See liegt r. am Kanalufer eine Villa (Chalet) des Vizekönigs; der See war früher eine Lagune mitten in der Wüste; sein erhöhtes Ostufer heißt das Hyänenplateau. Am NW.-Ende des Sees liegt (76 km) Ismailia (Hôtel des Voyageurs; gute Bahnwirtschaft; PT am Bahnhof), während des Kanalbaues entstandenes, stilles, hübsches Städtchen (7000 Einw.), Zentralamt und Hauptstation der Dampfer der Kanalgesellschaft, durch Eisenbahnen mit Kairo (21/2 St.), Suez (2 St.) und Port Saïd (11/2 St.) verbunden. Hier mündet der vom Nil bei Kairo kommende Süßwasserkanal, der die Ortschaften am Suezkanal mit Trinkwasser versorgt.—Am SW.-Ufer des Timsâh-Sees der Djebel Marjam, nach arabischer Sage die Stätte, auf der Mirjam, die Schwester von Moses und Aaron, sieben Tage fern vom Lager der Israeliten zubrachte (4. Mos., Kap. 12). Bei (85 km) Tusûn (r.) ein weit sichtbares Schêchgrab. Der Kanal führt nun durch Sandsteinlagen und erreicht (bei 90 km) die Bahnstat. Serapeum (r.), kleinen, durch den Kanalbau entstandenen Flecken; westl. ein Darius-Denkmal auf einem Hügel zum Andenken an den ältesten Kanalbau. 2 km südl. durchbricht der Kanal harte Kreidefelsen und tritt dann in die blaugrünen Bitterseen ein, an deren Ein-und Ausgang je ein Leuchtturm steht; das Fahrwasser ist mit Leuchttonnen und Pfahlbaken bezeichnet. Vor dem Kanalbau lag die Mulde der Bitterseen trocken, am 18. März 1869 lief das Mittelmeerwasser in sie hinein, am 15. Aug. wurde der südliche Damm durchstochen und die Begegnung beider Meere hergestellt. Der Große (nördliche) Bittersee ist ca. 20 km lang; auf dieser Strecke dürfen Dampfer mit »Volldampf« laufen und sich auch überholen, da das Fahrwasser breit genug ist. Eine ausgebaggerte Fahrrinne führt vom Großen in den Kleinen Bittersee, an dessen NW.-Ufer die Ruinen eines andern Perserdenkmals liegen. Nw. sieht man die Hügel und die Bahnstat. von Geneffe. Im Kleinen Bittersee sind zwei Anlegestellen für Schiffe. Südl. von den Bitterseen ist harter Boden; bei (139 km) Stat. Schalûf (r.) führt der Kanal durch Sandstein; dann folgen Sandhügel. Der Kanal wird hier breiter, seine Dämme sind höher als vorher. Beim sogen. (150 km) Campement Madama bestehen die Ufer aus festem Mergel und weichem Ton; westl. Ruinen zweier Denksteine mit Inschrift von Darius in Hieroglyphen-und Keilschrift. Eine Wüstenstraße (Pilgerstraße nach Mekka) kreuzt hier auf einer Schwimmbrücke den Kanal. Östl. in einiger Entfernung liegen die Trümmer der alten Stadt Arsinoë. Die Ausfahrt aus dem Suezkanal ins Rote Meer mündet an der Ostseite der großen Bai von Suez; die Stadt Suez, die Hafenanlagen von Port Ibrahim, die Ausweichestelle und die Kaianlagen von Port Taufik bleiben r., ebenso die Avenue Hélène (S. 29); l. ein starker Wellenbrecher zum Schutze der Kanalmündung.—(160 km) Port Taufik (Tewfik), Ausweiche-und Anlegestelle an der Südeinfahrt des Suezkanals, ist mit Hafenanlagen ähnlich wie Port Saïd ausgerüstet; Einrichtungen zum Bekohlen von Dampfern nahe dem Gebäude der Kanalgesellschaft. Die Dampfer halten hier gewöhnlich etwa 2 St.

Suezkanal, etc.

[S. 29]

(160 km) Suez (vgl. den Karton auf der Karte »Rotes Meer«).

Gasthöfe: Bel Air, in Stadt Suez, Rue Colmar, am Bahnhof; 22 Z. 4 Fr., Pens. 13 Fr., gut.—Sinai, auf Port Taufik, nahe dem Landeplatz der Dampfer; 16 Z., Pens. 13 Fr.
Bierstube: Bayer. Bierhalle, gutes Essen u. Schlafzimmer.—Cafés: Paradies und Mahroussa (in beiden Konzert).
Post (ägyptische), Hauptamt in Port Taufik, Avenue Hélène, Nebenamt in Suez-Stadt, nahe dem Zollamt.—Telegraph: Ägyptischer (für Ägypten) in Port Taufik, nahe dem Bahnhof (Suez-Dock), in Suez-Stadt im Gouvernementsgebäude; —fürs Ausland: der englische Telegraph in Port Taufik, neben Hotel Savoy, in Suez-Stadt gegenüber Hotel Bel Air.
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul Geo. Meinecke (zugleich Vertreter des Deutschen Kohlendepots).—Österreich-Ungarn, Vizekonsul A. Pacho.
Banken: Geo. Meinecke (Deutsche Orientbank, Banque Imperiale, Ottomane etc.).—Bank of Egypt Ltd.
Eisenbahn über Ismailia nach (247 km) Kairo in 41/2-51/2 St.
Dampfschiffagenturen: Norddeutscher Lloyd: W. H. Müller & Co.; Hamburg-Amerika-Linie: Geo. Meinecke (deutsches Kohlendepot) und viele andre.
Auf dem (unbedeutenden) Basar schöne Korallen, Muscheln etc. aus dem Roten Meer. Handeln!

Suez liegt an der Nordecke des Meerbusens von Suez, eines Busens des Roten Meers, im W. überragt vom Djebel Atakah. Die Stadt, mit etwa 18000 Einw., darunter 2774 Europäer, Sitz eines Gouverneurs, besteht aus dem arabischen Viertel östl. vom Bahnhof, mit einigen unbedeutenden Moscheen, und dem regelmäßig angelegten, sauberen europäischen Viertel westl. und nördl. vom vorigen, mit einigen großen Häusern und Warenlagern. Nw. vom europäischen Viertel die schmutzige arabische Matrosenvorstadt Arbaïn.—Im N. der Stadt liegt auf dem Hügel Kôm el-Kolzum ein verfallenes vizekönigliches Landhaus mit schönem Umblick. Von hier nö. die Mündung des Süßwasserkanals mit Schleusenwerk; der Kanal liegt hier 2 m ü. M. Etwas weiter nw. das Wasserhebewerk der Suezkanalgesellschaft; auf dem Ostufer des Süßwasserkanals der frühere Karawanenlagerplatz.—Zu den im S. der Stadt weit ins Meer hinausgebauten Hafenanlagen führt ein 3,5 km langer, 15 m breiter Damm, auf dem auch die Bahn läuft (stündl. ein Zug zum Port Taufik [»Suês-Docks«]), die den Ankerplatz der Schiffe mit Stadt und Bahnhof verbindet. Der Damm bildet einen aussichtsreichen Spazierweg; östl. sieht man die Berge der Sinaihalbinsel, westl. den Djebel Atakah. Am Ende des Dammes l. das Bassin der Kanalgesellschaft und der Port Taufik am Südausgang des Suezkanals; sodann Gebäude, die, von den Kanallotsen und-beamten bewohnt, ihre Front dem Kanal zukehren und die Avenue Hélène bilden. Am Ende dieser Avenue das von Lesseps errichtete Standbild des Leutnants Waghorn (gest. 1850), eines angeblich in Deutschland geborenen englischen Offiziers, der sein Leben erfolglos der von Lesseps mit Glück durchgeführten Idee gewidmet hatte und im Elend starb. Das Fahrwasser ist von hier nach S. noch 4 km weit durch Pfähle und Bojen bezeichnet. Westl. von der Avenue Hélène liegt das große Hafenbassin Port Ibrahîm, mit Trockendock (124 m lang), [S. 30] durch eine mächtige Mauer in den Kriegs-und den Handelshafen geschieden. Eine Bootfahrt im Hafen bei ruhigem Wetter ist lohnend.

Der Ausflug nach der am Ostufer des Golfs von Suez gelegenen Mosesquelle (Ain Musa) erfordert 1/2 Tag mit Dampfpinnasse, sonst einen Tag Zeit und ruhiges Wetter. Man macht ihn entweder zu Esel (20 Pi. sowie 20 Pi. für Überfahrt des Esels) oder fährt mit Dampfpinnasse (1-2 £) in 1 St. hin, oder Segelboot (15 Pi. finden Tag) in 3-6 St. ans Ostufer und geht 3/4 St. durch die Wüste zu den Gärten an der Quelle (nach früherer Annahme das Schilfmeer, das die Juden bei ihrem Zug durch das Rote Meer passierten). Wahrscheinlicher ist es, daß die Israeliten weiter nördlich durch die Bitterseen gewatet sind.— Die Mosesquelle ist eine kleine Oase, mit salzigbittern Quellen (natronhaltig), die nach der Tradition von Moses durch Hineinlegen eines Baumes aus einer bittern süß gemacht wurden (2. Mos. 15, 23-25). Die Oase ist von Arabern bewohnt, die Gemüsebau treiben.
Tagesausflüge zu Kamel oder Esel ins Atâkahgebirge sind für Jäger und Naturfreunde lohnend.

Das Rote Meer (vgl. beifolgende Karte), ein 2250 km (entsprechend der Entfernung von Berlin bis Batum) langes, aber im Mittel nur 275 km (= Berlin-Sangerhausen) breites Meeresbecken, trennt als ein gewaltiger Graben zwei wüstenhafte Hochländer ganz ähnlichen Charakters, die Libysche Wüste und das Arabische Hochland. Im N. läuft es in die beiden schmalen Zipfel des Golfs von Suez und des Golfs von Akaba aus, im S. wird es durch die nur 26 km breite Einschnürung der Straße von Bab el-Mandeb vom Indischen Ozean geschieden. Dieser grabenartigen Umrißgestalt des Roten Meeres entspricht auch seine Entstehungsweise: es nimmt die Stelle eines in grauer Vorzeit (am Ende der sogen. Tertiärzeit) in die Tiefe gesunkenen Stücks der nordostafrikanischen Wüstentafel ein. Von der gleichen Entstehung ist auch der die SO.-Seite der Sinaihalbinsel begrenzende Golf von Akaba (s. oben), der sich als »Syrischer Graben« in dem landfest gebliebenen Wadi el Araba und dem Jordantale noch weit nordwärts fortsetzt (vgl. S. 32).

Die Küsten des Roten Meeres zeigen noch heute seine Natur als Grabenbruch: hinter einem schmalen, flachen Küstensaum (der Tihama), einer jungen Meeresanschwemmung, erheben sich sowohl auf der ägyptischen wie auf der arabischen Seite die Steilabfälle der benachbarten Hochländer, die aus flachgelagerten Schichten von Kreidekalk und tertiärem Sandstein bestehen, durch zahlreiche Trockentäler (Wadis) zerrissen sind und durchaus ein gebirgsartiges Aussehen haben. Der Gebirgscharakter der Küstenabfälle wird noch erhöht durch wirkliche Gebirgszüge aus altkristallinen Gesteinen, die sie namentlich auf der ägyptischen Seite überragen, sowie durch jungvulkanische, gleichzeitig mit dem Einbruch des Roten Meeres aufgequollene Gebirgsstöcke, vor allem in Südwestarabien; zu den erstern gehört der Sinai, zu den letztern der Djebel Schamschan, die Berge um Aden.—Aber auch unterhalb der heutigen Strandlinie setzt sich der Steilabfall noch fort, so daß das Rote Meer trotz seiner geringen Breite namentlich in seiner nördlichen Hälfte bedeutende Tiefen, bis zu 3000 m, aufweist. Größere Buchten fehlen fast ganz, dafür ragen viele kleine Felsvorsprünge ins Meer hinaus, und teilweise umsäumen zahlreiche Klippen die Küsten, die bei der [S. 31] Wärme des Wassers auch reich an Korallenbauten sind.—Seinen Namen trägt das Rote Meer zu Unrecht; es ist meist tiefblau und nur stellenweise durch nahe der Oberfläche in großen Massen schwebende niedere Organismen (sogen. Plankton) grünlich, gelblich oder rötlich gefärbt. Das Tierleben in dem sehr warmen (bis 34,5°) Wasser ist überhaupt reich, das Meeresleuchten oft prächtig.

Das Klima des Roten Meeres ist verrufen wegen seiner hohen Temperaturen. Schon Suez an seinem Nordende hat eine Jahrestemperatur von 22°, gehört also bereits der heißen Zone an, aber die südl. Küstenorte sind noch viel heißer, die Insel Perim in der Bab el-Mandeb-Straße hat mit 30° die höchste mittlere Jahrestemperatur von ganz Asien, und Massaua und Assab stehen ihr nicht nach. Als verhältnismäßig schmale Einsenkung zwischen den im Sommer gewaltig erhitzten großen Wüstenflächen Nordostafrikas und Arabiens verwandelt sich das Rote Meer, allseitig zwischen Steilabfälle eingebettet, im Sommer in einen wahren Glutkessel. Das Meerwasser selbst bringt der Luft keine Abkühlung, denn die Meeresoberfläche wird selbst sehr stark erwärmt, und durch die schmale und wenig über 300 m tiefe Bab el-Mandeb-Straße findet das kalte Tiefenwasser des Indischen Ozeans keinen Zutritt. So macht die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die Verhinderung nächtlicher Abkühlung nur die Hitze unerträglicher, zumal auch keine stärkeren Luftströmungen herrschen. Die Dampfer sind daher gezwungen, für die Rote Meer-Fahrt arabische, somalische oder chinesische Heizer anzunehmen, und die Reisenden werden häufig von einem lästigen Hautausschlag, dem »Roten Hund«, befallen. Die beste Zeit zur Fahrt durchs Rote Meer ist deshalb der Winter. Regenfälle treten über dem Roten Meer im Sommer fast nie, im Winter selten ein; Stürme bedrohen die Schiffahrt nur selten, doch hat diese in der klippenreichen Küstenzone unter starken Strömungen zu leiden, und die Luft ist oft mit Staub erfüllt, der über den benachbarten Wüstenflächen aufgewirbelt ist.

Bei der großen Regenarmut sind die Küsten des Roten Meeres wüstenhaft und schwach besiedelt, Küstenstädte bei der Hafenarmut spärlich vorhanden und von geringer Bedeutung, da auch ihre Hinterländer arm an Menschen und an Erzeugnissen sind. Der gewaltige Verkehr dieser wichtigen Weltverkehrsstraße flutet an den Küsten des Roten Meeres nur vorbei. Dagegen bestand im Altertum ein reger Handel zwischen Südarabien und Ägypten und Palästina (Salomo bezog von der Königin von Saba Weihrauch, Myrrhen etc.). Im Mittelalter hatte Südarabien als Kaffeeproduktionsgebiet eine gewisse Bedeutung, jetzt deckt es aber kaum noch ein Hundertstel des Weltverbrauchs, und der einst wichtige Kaffeeversandhafen Mocha ist ganz vereinsamt. Auch die Küstenplätze der europäischen Kolonien, die an der dem abessinischen Hochlande benachbarten Küste entstandenen sind, vermögen wegen des Fehlens regerer Handelsbeziehungen zum Binnenland und wegen eines mörderischen Klimas vorläufig zu keiner Blüte zu gelangen. Nur das schon außerhalb des eigentlichen Roten Meeres nahe der SW.-Spitze Arabiens gelegene Aden ist als wichtiger strategischer Stützpunkt der Engländer und durch seinen guten Hafen zu größerer Bedeutung gekommen.

Fahrt durch das Rote Meer (Suez-Aden 1318 Seem.). Auf der Reede von Suez, außerhalb der Kanalmündung (s. S. 29) sind gute Ankerplätze für große Dampfer, doch müssen mehrere gefährliche Riffe, die aber mit Leuchtbaken bezeichnet sind, gemieden werden; das [S. 32] große mittlere Korallenriff Kalaa el-Kebira hat drei rote Gerüstbaken. Die Küsten an beiden Seiten der Suezbai sind kahl und öde; an der Westseite erhebt sich der auffällige Djebel Atakah zu 831 m Höhe. Die Mosesquelle (S. 30) an der Ostseite der Bai erkennt man an den Palmen, die sie umgeben, sowie an der Quarantäneanstalt für Reisende. Bei der Fahrt durch den Golf von Suez halten sich die Schiffe näher der Westküste, die Leuchttürme auf Râs Safarana, Râs Gharib, auf den Aschrafi-Riffen und auf der Schadwan-Insel hat. Das Land ist an beiden Seiten sichtbar, an der afrikanischen die gleichförmigern Steilabfälle der Wüstentafel, die stellenweise rötliche Färbung haben und im Djebel ed-Dêr 1450 m Höhe erreichen; an der Ostseite, auf der Sinaihalbinsel, erheben sich die »mächtig trotzigen, scharfzackigen Wände« des Sinai, ein schönes Alpenland zerklüfteter Felsmassen, das sich hinter wallartigen Vorbergen aufbaut und keine Spur von Pflanzenwuchs zeigt. Der Hauptgipfel, Djebel Musa (2270 m), und der etwas westlichere Gipfel Djebel Katherina (2602 m) treten für das Auge zurück gegenüber der kühnen und großartigen Gestalt des Djebel Serbâl (2050 m), der neuerdings als der Berg der mosaischen Gesetzgebung angesehen wird.

Den Sinai besucht man vom Hafenplatz Tor aus (Quarantäneplatz für heimkehrende Mekkapilger, deren 1907 dort 45000 die Quarantäne durchmachten), von wo man in 21/2 Tagen auf Kamelen das Kloster auf dem Sinai erreicht; der Reitweg ist aber sehr schlecht und durch Räuber gefährdet. Nach Tor laufen Postdampfer der Khedivial Mail Line der Linie Suez-Djidda wöchentlich; auch führt ein Reitweg längs der Küste nach Suez.

Vom Golf von Suez gelangt man durch die ziemlich enge, mit vielen gefährlichen Riffen an beiden Seiten besetzte Djobal-Straße in das Rote Meer; auf den Aschrafi-Riffen (r.) ein Leuchtturm. Östl. von der Djobal-Straße zweigt längs der Ostküste der Sinaihalbinsel der wenig befahrene Golf von Akaba (S. 30) ab, in dessen Fortsetzung das Jordantal mit dem Toten Meer und dem See Genezareth liegt.— Am Roten Meer liegen auf ägyptischer Seite ein neuer Phosphathafen in der Safadjabucht sowie der nur monatlich einmal von einem Regierungsdampfer besuchte Handelsplatz Kossêr mit 2200 Einw. an der Mündung des Trockentals Wadi Ambagni; die Stadt ist sauber und hat eine gute Reede. Eine Karawanenstraße führt nach Kench am Nil nahe bei Karnak. Weiter südl., am Fuße der Berenice-Berge (1350 m), liegt unter dem Râs Benas der gute Ankerplatz Port Berenice dicht bei den Ruinen der altägyptischen Handelsstadt Berenike, von Ptolemäus II. Philadelphus gegründet und nach seiner Mutter benannt; eine alte Stationsstraße führte von dort nach Kench. In der Nähe Smaragdminen. Die Umgegend ist reich an Antilopen.—Einer der besten Häfen an der Küste von Nubien ist

Port Sudan (früher Mirsa Schêch Barud genannt) auf 19° 35' nördl. Br., der durch Eisenbahn und Telegraph mit Suakin und Berber am Nil verbunden ist und im Jahre 1906 eröffnet wurde. Die Einsteuerung in den gut geschützten Hafen ist sehr bequem. Die Hafenanlagen sind modern und mit elektrischen Kohlentransportern, Ladebrücken, Kranen, Werkstätten, Lagerhäusern etc. reich ausgestattet. Port Sudan hat sich schnell zum Haupthandelshafen für den Sudan [S. 33] und Nubien entwickelt; Ausfuhr umfaßt besonders Baumwolle, Gummi, Vieh und Häute. Die junge Stadt hat bereits an 5000 Einw., darunter 1000 Europäer, besitzt Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Post und Telegraph. Zollamt und Bahnhof in der Oststadt, europäische Geschäftshäuser, Gouvernementsgebäude, Schule, Krankenhaus in der Weststadt; Garnison und Polizei. Port Sudan soll gesund sein, trotz großer Hitze im Juni-September. Die Stadt liegt auf baumloser Ebene, im Hintergrund mit malerischer Gebirgsgegend.

Eisenbahn: Mehrere Züge tägl. in 24 St. nach (792 km) Chartum, über (39 km) Sallom Junction, von da Anschluß nach (20 km) Suakin.
Dampferlinien: Wöchentlich ein Dampfer der Khedivial Mail nach Suez; außerdem laufen Dampfer der Hamburg-Amerika Linie (Vertreter Geo. Meinecke), des Norddeutschen Lloyd, der British India Steam Nav. Co. und der Società Nazionale di Servizi Marittimi Port Sudan an.

Suakin (Sauakin), bisher wichtigster englisch-ägyptischer Hafen, hat sehr viele Riffe und Inseln vorgelagert, die die drei Einfahrten sehr schwierig machen, so daß 1903 während des Bahnbaues hier 10 Dampfer strandeten. Die Stadt hat etwa 7000 Einw., liegt auf einer Insel mitten in vorzüglicher Hafenbucht, die während des englischen Sudanfeldzugs (1884-91) gegen den Mahdi und seinen Nachfolger als Hauptstützpunkt der kriegerischen Unternehmungen diente, aber auch von den Mahdisten mehrmals belagert und hart bedrängt wurde. Auf dem Festlande liegt die Arabervorstadt El-Kef, nach der von Suakin ein Damm führt; die Vorstadt besteht meist aus Lehmhütten, hat mehrere Moscheen aus Lehmziegeln und einen guten Basar. Die Landseite ist durch einen halbkreisförmigen Befestigungsgürtel geschützt. Die Stadt Suakin hat Post und Telegraph, zwei Krankenhäuser, katholische Missionskapelle, mehrere Moscheen. Gouverneur ist der rangälteste englisch-ägyptische Offizier der Garnison. Suakin ist in (20 km) Sallom Junction mit der Bahnlinie Port Sudan-Berber-Chartum verbunden (vgl. Meyers »Ägypten«). Dampfer der Khedivial Mail laufen wöchentlich an und gehen nach Suez, Massaua, Dschidda, Hodêda und Aden alle 14 Tage. Suakin ist wichtig als Einschiffungsplatz der sudanesischen Pilger, die von hier nach Dschidda überfahren. Die Hitze ist im Juni, Juli und August am größten, bei Sandstürmen über 40° C; Sonnenstich und Unterleibstyphus sind dann für Europäer besonders gefährlich.

An der wüstenhaften arabischen Küste des Roten Meeres liegen folgende Seeplätze und heilige Städte:

Janbo el-Bahr, auf 24° 5' nördl. Br., ist Anlegeplatz für Pilgerschiffe mit geschützter kleiner Hafenbucht. Die Stadt ist verfallen und ärmlich; das Landtor führt auf den Karawanenweg nach Medina. Die Bewohner sind Araber, Besatzung und Kaimakam (»Landrat«) sind Türken. Der Handelsverkehr nimmt etwas zu; ägyptische, britische und türkische Dampfer laufen den Hafen an.

Etwa 200 km östl. von Janbo liegt Medina, die Stadt des Propheten mit dem Heiligtum El-Haram, einer Moschee auf der Stelle, wo Mohammed starb. Der Zutritt zur Stadt ist Ungläubigen streng verboten, doch haben einige Europäer die Stadt verkleidet besucht und beschrieben (Burton 1852).

Dschidda, auf 21° 28' nördl. Br., mit etwa 20000 Einw., ist der bedeutendste Seehandelsplatz dieser Küste und Hauptlandungsplatz [S. 34] der zahlreichen Dampfer und Segler mit Mekkapilgern (jährlich etwa 40000). Der Ort hat seine Bedeutung wahrscheinlich durch den Umstand erlangt, daß der Wintermonsun die Segelschiffe von Südosten her gerade noch bis hierher zu treiben vermag; anderseits waren die Schiffer häufig gezwungen, hier länger liegen zu bleiben, um günstigen Wind abzuwarten, und benutzten diese unfreiwillige Muße zu einem Besuche der heiligen Stätte im Hinterlande, der Ka'aba (s. unten), die dadurch bis in weit entfernte Gegenden bekannt wurde. Von See macht die Stadt mit hohen weißen Häusern und vielen Minarets sowie den Türmen und Basteien der Stadtmauer einen großartigen Eindruck. Im Hintergrund erhebt sich hohes Gebirgsland. Dem Ankerplatze vor der Stadt sind gefährliche Riffketten vorgelagert, durch die schwierige Fahrwasser hindurchführen. Vom Seetor am Strande gelangt man durch enge, schmutzige Straßen geradeaus auf den Basar; am Ostende der Stadt liegt das Mekkator. Die Tore bleiben von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen. Die fanatische Bevölkerung ist christenfeindlich; die Einwohner und die Beduinen aus der Umgegend gehen stets bewaffnet; außer einigen Konsuln (England, Frankreich, Rußland, Holland und Österreich) gibt es fast keine Europäer in der Stadt; außerhalb der Stadt lasse man sich nicht sehen und sei auch in der Stadt sehr vorsichtig!—Dampferlinien für den Pilgerverkehr sind die Ocean Steamship Co., die Khedivial Mail, drei britisch-indische und drei niederländische Linien. Telegraph nach Suakin, Medina, Mekka.

Mekka, die Geburtsstadt Mohammeds und Hauptstadt des Hedschas, liegt etwa 95 km östl. von Dschidda und 400 km südl. von Medina und hat etwa 60000 Einw. Um die Ka'aba (den heiligen schwarzen Stein) zu besuchen, der in der Mitte des Mekkatals in der SO.-Ecke des Beit Allah (Haus Gottes) eingemauert ist, strömen dort jährlich bis zu 100000 mohammedan. Pilger zusammen. Mekka ist Hauptpflegestätte der mohammedanischen Theologie.

Die Dampfer im Hauptfahrwasser des Roten Meeres steuern, nachdem sie bei der Insel Schadwan die Djobal-Straße verlassen haben (S. 32), SSO.-Kurs und sichten zunächst nach etwa 6 St. den Leuchtturm (mit neuem Blitzfeuer) der beiden Koralleninseln Die Brüder, behalten dann SSO.-Kurs 100 Seem. weiter, bis der Leuchtturm des Dädalus-Riffs in Sicht kommt. Von da 656 Seem. bis zur Insel Djebel Tair; dabei sieht man r. die 213 m hohe St. John-Insel, die Elba-Berge und andre Gipfel der ägyptischen Küste. Nur einzelne Dampfer nehmen etwa vom 18.° nördl. Br. südl. Kurs, um innerhalb der nördl. Dahlak-Inseln längs der Küste der italienischen Kolonie Eritrea nach deren Haupthafen

Massaua zu steuern, der, von mehreren Inseln und einer Halbinsel eingeschlossen, einen vorzüglichen Ankerplatz bildet. Die Stadt mit etwa 35000 Einw. liegt auf der gleichnamigen Insel; am Hafen liegen Kaufhäuser, Kaffeehäuser und Kolonialgebäude, Marinewerft, Vorratslager, Marinelazarett. Bank: Società Coloniale Italiana (Korresp. der Deutschen Bank). Aufblühender Handel, Ausfuhr von abessinischem Kaffee, Elfenbein, Gold, Gummi, Fellen, Perlen u. a. Funkentelegraphenstation, Post und Telegraph. Die Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi laufen wöchentlich [S. 35] an. Das Klima ist eins der heißesten auf der Erde, vom Juni bis September sinkt das Thermometer im Durchschnitt nicht unter 30° herab; im April und Mai herrscht Malaria. Der vorzügliche Hafen diente schon 1867/68 Lord Napier (of Magdala) als Landungsplatz und Hauptstützpunkt beim Feldzug gegen Abessinien, wurde später von den Engländern wieder aufgegeben und 1885 von den Italienern besetzt. Eine Eisenbahn führt von Massaua westl. über Dogali nach Sahati. Der militärische Statthalter der Kolonie Eritrea wohnt in Asmara, etwa 45 km sw. von Massaua.

Von Massaua laufen die Dampfer mit sö. Kurs längs der Eritrea-Küste nach Assab, dem südlichsten Hafen und Handelsplatz der italienischen Kolonie, von dem ein Karawanenweg nach Magdala in Abessinien führt. Assab liegt auf 13° nördl. Br. in einer durch Inseln und Riffe geschützten Bucht und hat 5000 Einw.; die Einfahrt ist schwierig, besonders durch das Ostfahrwasser. Die italienischen Dampfer laufen Assab an.

Schiffe, welche die Hafenplätze der Küste von Jemen besuchen, müssen schon auf dem 20.° nördl. Br. aus dem Hauptfahrwasser des Roten Meeres ostwärts auf die Stadt el-Lid zusteuern und dann das Innere Fahrwasser innerhalb der Korallenriffe vor der arabischen Küste benutzen. El-Lid liegt auf 20° 7' nördl. Br.; Dampfer des Österreichischen Lloyd besuchen etwa vierteljährlich diesen und die folgenden Hafenplätze, von denen der nächste im S., Kunfuda, eine befestigte türkische Stadt mit etwa 10000 Einw., auf 19° 8' nördl. Br. liegt. Beträchtlichern Handel mit Kaffee und Getreide hat die kleinere Stadt Lohêja, mit 2000 Einw., auf 15° 42' nördl. Br.; der Ankerplatz liegt etwa 4 Seem. von der Stadt.—Als Quarantäneplatz für indische Pilgerschiffe ist der Kamaran-Hafen an der Ostseite der großen Insel Kamaran wichtig. Gegenüber liegt auf dem Festland die Stadt Saliff, aus deren Steinsalzwerken viel Salz verschifft wird. Durch den Kamaran-Paß führt die Küstenfahrt dann nach dem wichtigen Handelsplatz Hodêda (Hodeida) auf 14° 47' nördl. Br.; die aufblühende Stadt hat etwa 45000 Einw. und regen Schiffsverkehr; Ausfuhr: Kaffee, Felle, Korn. Kleiner Schutzhafen für Sambuks und Boote ist neu gebaut. Etwa wöchentlich Dampfer der Khedivial Mail nach Suez und Aden und italienische nach Massaua. Der Telegraph ist selten gebrauchsfähig, man sendet schneller Telegramme mit Dampfer nach Aden. Cholera tritt in Hodêda häufig auf.

Der Hauptdampferweg führt l. an der 245 m hohen, vulkanischen Insel Djebel Tair vorbei, dann südl. und l. von den Sebajir-Inseln. Djebel Sugur und die Hanisch-Inseln werden auf der Ausreise meist r. gelassen, wobei aber die gefährliche Avocet-Klippe auf 14° 22' nördl. Br. gemieden werden muß; sie hat nur 4,6 m Wassertiefe und ist rings von tiefem Wasser umgeben, auch nicht zu erkennen, so daß schon mehrere Dampfer auf ihr Schaden erlitten haben. Die meisten Dampfer steuern durch die Abu Ail-Durchfahrt östl. von Djebel Sugur und halten dann auf Mocha zu, wobei die Hanisch-Inseln r. bleiben.—Mocha (Mokka) ist von Bord aus an den Minarets und Moscheen zu erkennen; im Hintergrund der Stadt erheben sich hohe Berge, an deren Abhängen der berühmte Kaffee wächst; während nämlich der Küstenstrich selbst wüst und öde ist, empfangen die terrassenförmig abfallenden Gehänge des Hochlandes von Jemen oberhalb von 800 m Meereshöhe ziemlich ergiebige Niederschläge und sind daher reich bewässert und bebaut. Die Gipfel sind [S. 36] meist in Dunstschleier gehüllt. Früher war Mocha wichtigste Handelsstadt von Jemen, ist aber jetzt von Hodêda weit überholt; die Stadt sieht wie ein Trümmerhaufen aus. Die Reede hat viele Riffe.— Dampfer nach Aden steuern in Sicht von Mocha südl. längs der arabischen Küste durch die Kleine Straße Bab el-Mandeb (S. 30) und dann östl. meist in Sicht der im Djebel Churruz bis 829 m hohen Küste nach Aden (S. 38).

Perim, englische Insel in der Straße Bab el-Mandeb, ist kahl, felsig und vulkanischen Ursprungs; auf dem 65 m hohen Gipfel der Insel am SO.-Ende liegt eine Lloydsignalstelle, die passierende Schiffe telegraphisch nach London meldet; Telegraphenkabel führen von der Insel nach Aden, Suez, Obock, Assab, Massaua und Suakin. Der bequeme natürliche Hafen an der SW.-Seite der Insel ist an die Perim Coal Comp. verpachtet, die ein großes Lager an Kohlen zur Ausrüstung von Dampfern unterhält. Indische Mekkapilger-Schiffe müssen die Insel zur ärztlichen Untersuchung anlaufen. Perim ist strategisch als englischer Flottenstützpunkt wichtig, aber unbefestigt. Zur Brutzeit Schildkrötenfang am Hafen.

Dampfer nach Djibouti laufen westl. von Perim durch die Große Straße Bab el-Mandeb zwischen Râs Sijan, einem 135 m hohen rötlichen Küstenvorsprung, und den Sechs Brüdern (Djesiret es-Sawahib), sechs auffälligen Felseninseln, hindurch, steuern dann um Râs el-Bir herum in den Golf von Tadjura, an dessen NO.-Ecke der von Riffen eingeschlossene Hafen von Obock liegt, früher Haupthafen der französischen Somali-Küste, jetzt, weil ungesund, verlassen. Im Innern des Golfs von Tadjura liegen die unwichtigen Handelsplätze Tadjura, Ambabo, Sagallo und das schwer zugängliche Becken Ghubbet Charab. Am SO.-Ausgang des Golfs liegt die Hauptstadt der französischen Kolonie Somali.

Djibouti, Stadt mit ca. 16000 Einw., davon 1800 Europäer, Sitz eines Gouverneurs; zwei deutsche Firmen; Stadt mit steinernen Häusern, gut gebaut. Polizeitruppe von 500 Gallaleuten.

Gasthöfe: Continental (gelobt);— Des Arcades;—De France, Pens. 10-12 Fr.—Cafés am Place du Port und am Place de Menelik.—Dampfer: Messageries Maritimes, 14tägig nach Marseille, Ostasien, Australien, Madagaskar und Mauritius; Küstendampfer der Cie. de l'Afrique Orientale nach Aden, außerdem Dampfer des Österreichischen Lloyd, der Hamburg-Amerika Linie und der Cie. Harraise etwa monatlich einmal.—Post u. Tel. französisch; Telephon nach Harrar und andern abessinischen Orten bis Addis-Abeba. —Eisenbahn bis Diré-Daua (vgl. S. 37), Fortsetzung bis Addis-Abeba im Bau.—Geld französisch: die Eingebornen nehmen auch indische Rupien und Silber-Annas in Zahlung.
Konsulate: Abessinischer Konsul Ato Joseph, bei dem man vorspreche vor einem Ausflug nach Abessinien zur Ausstellung eines Waffenscheins (gratis). —Bank: Filiale der Banque de l'Indochine.
Geschichtliches: Erste französische Niederlassung 1862 in Obock, gekauft vom Sultan Ibrahim Abu Bekr; Kohlenlager wurden erst 1883 dort eingerichtet; 1896 wurde Djibouti Hauptstadt der Kolonie »Côte Française des Somalis«.

An der Landungsbrücke für Leichter mit Schmalspurbahn liegen die Kohlenlager und Gebäude der Messageries Maritimes. An der kleinern südlichen Landungsbrücke, die dem Bootsverkehr zum [S. 37] Dampfer dient, das Regierungsgebäude. Krankenhaus für Europäer. Trotz der Hitze sind die Gesundheitsverhältnisse für Europäer gut, nur Sonnenstich kommt häufig vor. Größte Hitze im Juli, August und September. Man trage stets Tropenhelm!—Trinkwasser aus Wasserleitung ist nicht einwandfrei, Darmkatarrhe treten häufig auf. Lebhafter Handel mit Elfenbein, Kaffee, Gold und Häuten; Waffenausfuhr nach der arabischen Küste. Handelshäuser am Place du Port und Place de Menelik.

Eisenbahn Djibouti-Diré-Daua, 310 km in 16 St., zweimal wöchentl. Personenverkehr für I. 180, II. 62, III. (nur Eingeborne) 15,50 Fr., Rückfahrkarten mit 8 Tagen Gültigkeit I. 220, II. 75 Fr. Spurweite der Bahn 1 m. Die Bahn durchläuft die wasserarme, hügelige Küstenebene und fährt dann in Trockentälern in das innere Gebirgsland hinein. Nachdem bei (89 km) Ali Sabiet in 734 m Höhe der französische Grenzposten passiert ist, kommt man durch besonders schöne Gebirgslandschaften hindurch. In 831 m Höhe bei (106 km) Daouanlé ein Bahnhofsgasthaus. Das Gebirgsland endet bei (132 km) Adelé, die Bahn tritt auf eine unabsehbare, mit einzelnen Büschen und Bäumen besetzte Hochebene, erreicht (190 km) Col du Harr (887 m) und, zuletzt wieder durch Bergland, den vorläufigen Endpunkt in (310 km) Diré-Daua (1100 m), 1905 gegründeter Stadt mit 15000 Einw., darunter 500 Europäer. Gasthöfe: Continental; De France; Vigier; Hermelides; Michaelides. Geld: Mariatheresientaler und Meneliktaler (Bör) = 12-16 Mahalek (abessinische Silbermünze, etwa 12-13 Piaster [Girsch]). Französisches Geld wird in Zahlung genommen.
Ausflug von Diré-Daua nach Harar, 60 km in 1-2 Tagen auf Kamelen, Pferden, Mauleseln oder Eseln; Preis für ein Tier 3-5 Taler. Die gebahnte Straße führt am See Hiramaya (abessinisches Wirtshaus zum Übernachten) vorbei, überschreitet einen Bergpaß von 2030 m Höhe und senkt sich dann nach der Stadt Harar (Hôt. Universel, Pens. 15 Fr.), die 1856 m ü. M. auf einem Berge liegt und 50000 Einw. hat, davon 8-10000 Abessinier, an 7000 Galla und Somali, Rest Fremde (Araber, Türken, Armenier, Hindus und Griechen). Harar ist alte Handelsstadt, 1886 von Menelik erobert, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, Sitz eines Gouverneurs. Die fünf Tore der Stadt werden bei beginnender Dunkelheit geschlossen und unter keiner Bedingung vor dem nächsten Morgen geöffnet; vor der Stadt ist keine Unterkunft, das Kampieren im Freien ist wegen des Geheuls der Hyänen und Schakale unangenehm. Die Stadt, mit Mauern umgeben, inmitten von Bananenpflanzungen und Kaffeegärten reizvoll gelegen, hat typisch orientalisches Gepräge. Sehr gesundes Klima, gute Wasserleitung. Bank: Bank of Abyssinia, eine Filiale der gleichnamigen Bank in Addis-Abeba. Münzwesen s. unter Diré-Daua; PT, Telephon nach Djibouti und Addis-Abeba. Konsulate: England, Italien sind vertreten. Französisches Hospital.
Lebhafter Handel, besonders in Kaffee und Häuten; der Markt wird tägl. von etwa 10000 Angehörigen der Stämme dieser Provinz besucht. Die Umgegend ist sehr fruchtbar, das Klima mild. Etwa 4 St. von Harar Jagd auf Wildschweine etc.
Das eigentliche Abessinien (Habesch, Äthiopien), das man bei diesem Ausfluge nicht berührt, umfaßt ein wildzerklüftetes Alpenland mit wald-und wildreichem Tafelland im Innern, mit gesundem europäischen Hochgebirgsklima, geeinigt 1889 vom Negus Negesti (König der Könige = Kaiser) Menelik, der infolge schwerer Krankheit im Jahr 1911 von der Regierung zurücktrat. Seitdem ist der (1896 geborne) Enkel Meneliks, Lidji Jeassu, König von Abessinien. Die südl. Provinzen werden künftig mit der Bahn erreichbar, die von Diré-Daua westwärts 470 km weiter bis zur Hauptstadt Meneliks, Addis-Abeba, im Bau ist. Addis-Abeba, etwa 2400 m ü. M. von Bergen umgeben in der Landschaft Schoa gelegen, zählt ca. 50000 Einw.; etwa 60 km westlicher liegt die zeitweilige Residenz Addis-Alam des Königs. Schoa hat in den Höhenlagen sehr gesundes Klima, doch tropische Regenzeit vom Juni bis September.
Jagdgelegenheit bei Addis-Abeba am Hawasch-Fluß und an den Robi-Seen auf Nilpferde, Krokodile, Warrans, Löwen, Leoparden, Büffel und Antilopen sowie auf Federwild, wie Marabus, Kuhreiher etc.; zur Jagd sind Empfehlungen und Regierungserlaubnis erforderlich.

[S. 38]

Aden.

Vgl. den untenstehenden Lageplan.

Lageplan von Aden. Lageplan von Aden.
Ankunft. Östl. und westl. von Aden ist die Küste niedrig und sandig, so daß sich die drei Halbinseln Râs Amran, Djebel Hassan und Aden scharf hervorheben; die Halbinsel Aden hat viel Ähnlichkeit mit Gibraltar, ihr turmartiger, 541 m hoher Gipfel Djebel Schamschan kommt bei klarem Wetter schon auf 40 Seem. Abstand in Sicht. Die aus dem Roten Meere kommenden Dampfer halten geradeswegs auf die Leuchtbake auf Elephants Back und die Leuchttonnen bei Steamer Point zu. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd ankern meist sw. von den äußern Leuchttonnen im Außenhafen, nur während des stärksten Südwestmonsuns, im Juni, Juli und August, gehen sie des hohen Seegangs wegen in den innern Hafen (oder nehmen in Perim Kohlen). Alle übrigen (kleinern) Dampfer suchen stets den Binnenhafen auf.— Die meisten Dampfer haben nur 3-6 St. Aufenthalt, man erkundige sich genau nach der Abfahrtszeit, ehe man an Land fährt, und bleibe bei starkem Seegang besser an Bord, weil dann die Bootfahrt nach Steamer Point zeitraubend u. schwierig und rechtzeitige Rückkehr unsicher ist. Der äußere Ankerplatz liegt etwa 2 km vom Lande, die Überfahrt kann 1 St. dauern. Am Landungsplatz hängt ein Bootstarif (in Deutsch, Englisch und Französisch) mit allen Gebühren für Personen und Gepäck. Ein Bootsinspektor ist am Landungsplatz zu finden. —Aden ist Freihafen, Waffen und Munition dürfen nicht eingeführt werden, Weine und Spirituosen zahlen hohen Zoll.
Gasthöfe: Grand Hôtel de l'Univers (15 Z. 6-10, F. 2, Dîn. 3 sh.);—De l'Europe (Z. 4, F. 1, Déj. 3, Dîn. 4, Pens. 10 sh.) sind die besten Gebäude am Strand von Steamer Point, gut mit Veranden geschützt und bequem eingerichtet; Pens. etwa 8 Rup. tägl.


[S. 39]

Post am Strand von Steamer Point. —Telegraph am Landungsplatz; nur Rupies oder englisches Gold wird in Zahlung genommen. Kabel nach Perim und Suez, Bombay, Zanzibar. Funkentelegraphenstation bei Marbut Hill.
Wagen sind knapp, viersitzige Einspänner; Kutscher hat gedruckten Tarif; bei Zweifel wende man sich an die Polizei an der Landungsbrücke.
Dampferagenturen: Norddeutscher Lloyd, Hamburg-Amerika Linie, Deutsche Ostafrika-Linie und Deutsche Hansa-Linie, Agentur für alle vorgenannten die Aden Coal Co. (Tel.-Adr. »Cory«).—Österreichischer Lloyd, Cowasjee Dinshaw & Br., ferner Agenturen mehrerer nichtdeutscher Dampfschiffgesellschaften.
Dampferlinien nach Bombay s. S. 22 und nach Colombo S. 105; Deutsche Ostafrika-Linie viermal monatl. nach Mombasa und Daressalam; British India Co. und Messageries Maritimes monatl. nach Mombasa und Zanzibar; Küstendampfer nach Djibouti, Hodêda und Berbera wöchentl.
Geld. Silberwährung: 1 (indische) Rupie = 16 annas; 1 anna = 12 Pie. Es gibt Silbermünzen zu 1/8, 1/4, 1/2, 1 Rup. (15 Rup. gleich 20 Mark).— Bank: National Bank of India, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank.
Sprache: Englisch und Arabisch.
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul C. E. L. Kappelhoff jun., nahe der Landungsstelle in Prince of Wales Crescent.—Österreich-Ungarn und Holland, zurzeit vom Deutschen Konsulat verwaltet.
Krankenhaus für Europäer in Steamer Point (European General Hospital mit europäischen Ärzten und Krankenschwestern) oberhalb der Postamtsbrücke auf einem Abhang in guter Lage.
Kaufläden für Straußenfedern, Felle, Geweihe, Muscheln, Korallen und arabische Kuriositäten. Vorsicht im Einkauf bei den zum Dampfer kommenden Händlern!

Aden, 54 qkm große, seit 1839 den Engländern gehörende Halbinsel an der Südspitze Arabiens, unter 12° 46' nördl. Br., hängt mit dem Festlande durch einen 1233 m breiten Flachlandstreifen zusammen (s. Plan). Sie besteht aus einer steilrandigen erloschenen Vulkanruine, die im Djebel Schamschan zu 531 m aufsteigt und deren nach dem Meere zu geöffneter Krater das Hafenbecken bildet. Am Ostabhang liegt, von hohen, völlig kahlen Felsmassen umgeben, die Stadt Aden, 37 m ü. M., gegenüber der befestigten Insel Sirah. Die Hafenstadt (»Steamer Point«) liegt nw. davon an der von Bergen umschlossenen Bai Tawaji (Tawahe). Aden war schon im Altertum (als Adana) und im Mittelalter ein wichtiger volkreicher Handelsplatz, geriet aber später in Verfall, so daß 1838 die Einwohnerzahl auf 600 gesunken war. Die Engländer erstürmten die Halbinsel 1839, befestigten sie stark und machten sie zu einem wichtigen Stützpunkt für den indisch-ostasiatischen Seeverkehr. Auch die Ausfuhr von Kaffee, Aloe, Harz, Federn, Perlen, Häuten und Fellen ist bedeutend (mit Perim 1904/05: 43 Mill. Rupien). Aden mit Schech Othman und Perim hat (1901) 43974 Einw., darunter 23998 Araber, 8631 Inder, 7364 Somali und 2271 Europäer, meist Engländer. Seit Eröffnung des Suezkanals hat sich die Bedeutung der Stadt als stark befestigte Flottenstation, von der aus der Eingang zum Roten Meere blockiert werden kann, ungemein gehoben. Der vollen Ausnutzung der günstigen Lage steht nur die Schwierigkeit der Süßwasserbeschaffung entgegen. Quellen fehlen, und das Trinkwasser muß durch Destillation von Seewasser beschafft werden, wenn die vermutlich schon um 1700 v. Chr. in die Felsen gehauenen, von den Engländern wiederhergestellten Zisternen versagen. Neuerdings wird geplant, eine Wasserleitung vom Festlande bei Lahadsch (Lahedj) [S. 40] herzuführen. Die Halbinsel Aden ist der Präsidentschaft Bombay unterstellt; der politische Resident wohnt am Nordabhang von Râs Tarschein, der Westspitze der Halbinsel. Die Stadt Aden liegt am Ostende, das Geschäftsviertel mit Warenlagern am Innenhafen.


ASIEN.


Vom Landungsplatz Steamer Point nach Aden fährt man in etwa 3/4 St. In Steamer Point beginnt das Straßenleben der Europäer nach 5 Uhr Nm., wenn die Sonne hinter die Berge tritt; dann versammeln sich die Offiziere und Beamten nebst Familien beim Sportplatz. Die Straße nach Aden führt anfangs am Strand entlang, dann vorbei am Dorfe Malla und durch mehrere Felsentunnel und Festungstore in die Stadt Aden, die regelmäßig erbaut ist und nur wenig Grün zeigt. Der Basar ist sehenswert (Fettschwanzschafe, Kamele). Außerhalb der alten Stadt haben die Parsen einen Feuertempel und einen Turm des Schweigens (S. 60) angelegt. Die großen Zisternen liegen in einer Schlucht, wo das Regenwasser von den Bergen zusammenfließt; ihre Umgebung zeigt als einziger Punkt der Umgebung frisches Grün. Etwa 50 Zisternen sind vorhanden, doch bisher nur etwa 13 wieder instand gesetzt; sie liegen stufenförmig übereinander, am SO.-Ende der Stadt bildet ein großes Becken den untern Abschluß. Das Wasser wird auf Eseln und Kamelen zur Stadt geschafft. Die Zisternenanlage ist (auch landschaftlich) die größte Sehenswürdigkeit Adens.

Das Klima von Aden ist nicht ungesund, doch in der großen Hitze während des Südwestmonsuns kommen Hitzschläge häufig vor. Passagiere von Europa sollten stets mit Tropenhelm an Land gehen! In der kühlen Jahreszeit (Mitte Oktober bis Ende März) hüte man sich vor Erkältungen nach Sonnenuntergang. Gegen Sonne und Staub ist eine graue Sonnenbrille empfehlenswert. Der Regenfall beträgt im Jahresdurchschnitt 58 mm, bleibt jedoch manchmal jahrelang ganz oder fast ganz aus; die mittlere Jahreswärme ist 28° C. Bei längerm Aufenthalt wirkt das Klima sehr erschlaffend.

Fahrt von Aden nach Bombay, 1650 Seem., in 4-5 Tagen. Um heißes Wetter und Regenzeit zu meiden, wähle man für die Fahrt die Zeit zwischen Ende Oktober und Ende Februar. Mai und September sind heiß; zwischen Mai und September, im Südwestmonsun, steht meist hoher Seegang zwischen Aden und Bombay, dann ist die Überfahrt sehr rauh, naß und unfreundlich.

Der Golf von Aden und das Arabische Meer, der Nordwestteil des Indischen Ozeans, stehen wie das übrige Südasien während des ganzen Jahres unter dem Einfluß der Monsunwinde, jahreszeitlicher Luftströmungen, die durch den Temperaturgegensatz zwischen Festland und Ozean hervorgerufen werden. Das Innere der gewaltigen asiatischen Festlandsmasse erwärmt sich im Sommer viel stärker als die umgebenden Meere, kühlt sich aber auch im Winter viel stärker ab. Infolgedessen steigt im Sommer die erhitzte Luft über Innerasien in die Höhe, und die obern Luftschichten fließen gegen die kühlem Meere hin ab, während unten umgekehrt eine Strömung vom Meere zum Lande hin einsetzt. Diese äußert sich über dem Arabischen Meer als Süd-und Südwestwind, als sogen. Südwestmonsun, der als Seewind feucht ist und für den größern Teil Indiens die Regenzeit bringt. Die umgekehrte Luftzirkulation tritt im Winter ein; dann herrscht über dem Arabischen Meer der Nordostmonsun, ein trockner Landwind, der viel schwächer weht, weil die gegen 6000 m hohe Mauer des Himalaja die Luftmassen aus Innerasien nur in der Nordwestecke Vorderindiens in dieses eindringen läßt.

[S. 41]

Schwere Wirbelstürme sind im Arabischen Meer seltener als in der Bai von Bengalen und im Chinesischen Meer, kommen aber doch, besonders in den Monaten April, Mai, Juni sowie im November, vor und bringen zuweilen sintflutartigen Regen und Gewitter. Fallen des Barometers um 7-8 mm ist ein sicheres Anzeichen für einen Wirbelsturm, dessen Zentrum meist im Winkel von etwa 6 Strich (= 68°) zur Monsunrichtung fortschreitet. Auch große Dampfer suchen dem Zentrum nach Möglichkeit auszuweichen.

Während der Fahrt bietet sich häufiger als im Roten Meere Gelegenheit, fliegende Fische, Delphine und auch Haie nahe am Bug und am Heck des Schiffes zu beobachten; gelegentlich sieht man Tintenfische und Prachtquallen (Siphonophoren), kreisrunde Scheiben von 5-6 cm Durchmesser, wie schwimmende Kokarden, gelber Fleck mit rotem Zentrum. Nach E. Haeckel zeigt das Meerleuchten im Arabischen Meere zweierlei Formen: zuweilen erscheinen abends Tausende von größern »Leuchtkugeln«, meist Medusen (Pelagia, Rhizostoma, Zygocannula u. a.), geisterhaft aus der dunkeln Flut auftauchend und wieder verschwindend; von weitem leuchten sie nur schwach, doch von einer Welle erfaßt, leuchten sie heller auf. Bei der zweiten Form leuchten Milliarden kleiner Krebstiere (Ruderkrebse = Copepoda und Muschelkrebse = Ostracoda, von letztern hat eine kleine eiförmige Cythere besonders starke Leuchtkraft); zwischen ihnen sind viele kleine leuchtende Radiolarien und Infusorien, Peridineen und Pyrocysten. Dieses Leuchten des Meerwassers erscheint am prächtigsten in den kämmenden Bugwellen des Schiffes und im Kielwasser oder wenn Delphine dem Schiffe folgen, auch ist es sehr schön zu beobachten, wenn man es zum Baden benutzt und den Strahl einer Pumpe im Dunkeln auf den Körper richtet; dann ist der Badende wie mit Phosphor übergossen.—Land sichtet man gewöhnlich nicht zwischen Aden und Bombay. Die entlegene, selten von Schiffen besuchte Insel Sokotra bleibt meist außer Sicht r.; sie liegt 500 Seem. östl. von Aden und 130 Seem. vor Kap Guardafui. Die über 1400 m hohen Berge der Insel sind meist in Dunst gehüllt, so daß man oft die Insel nicht sehen kann, auch wenn man ihr nahe ist. Der Lloyddampfer »Oder« strandete 1887 bei der Insel im Nebel infolge von Stromversetzung.

Etwa 700 Seem. onö. von Aden und 100 Seem. nördl. vom Dampferkurs liegen vor der arabischen Küste die fünf, ebenfalls englischen Churja-Murja-Inseln, die im Notfalle geschützte Ankerplätze bieten. —Bei der Ansteuerung Bombays erscheint die niedrige Küste der Insel, auf der die Stadt liegt; ihr höchster Punkt, Malabar Hill, ist nur 55 m ü. M. Näher kommend erkennt man die Back Bay mit der Stadt. Prächtig wird das Landschaftsbild, wenn der Prong-Leuchtturm vor Colaba Point umsteuert ist und der Dampfer in den Hafen von Bombay an der Ostseite der Stadt einläuft. Die Colaba-Kirche, das Taj Mahal Hotel und der schlanke Turm der Universität sind besonders auffällig. Im N. und O. sieht man kleine Inseln, darunter auch Elephanta. Die Festlandberge im O. erheben sich bis zu 800 m, auffällig unter ihnen ist der Funnel Hill (Karnala) wegen seiner seltsamen Form und ganz l. der Cathedral Rock (Bawa Malang), auch Mallangadh genannt, dessen Gipfel ein senkrechter Felsenabhang mit einem verfallenen Fort krönt.

[S. 42]

Vorderindien.

Vgl. die Karten S. 64 und 96.

Allgemeines über die Tropen. Mit Vorderindien oder Ceylon betritt der Weltreisende, der der in unserm Führer beschriebenen Route folgt, zum erstenmal ein auch seinem äußern Ansehen nach tropisches Land. Zwar gehören, rein klimatisch betrachtet, auch das Rote und das Arabische Meer der Tropenzone an, aber die Pracht und Fülle der Pflanzenwelt, die das Wesen und den Hauptreiz der Tropen ausmacht, fehlt den öden Gestaden des Roten Meeres gänzlich.
Die Vegetation ist ihrerseits abhängig von den Klimaverhältnissen, in erster Linie von Temperatur und Niederschlag. Ein allen Tropengebieten der Erde gemeinsames Merkmal ist die hohe Temperatur, die durch den hohen Stand der Sonne hervorgerufen wird. Zugleich ist aber auch die Schwankung der Temperaturverhältnisse im Laufe des Jahres viel geringer als bei uns, denn der Sonnenstand wechselt viel weniger als in unsern Breiten, und damit bleibt ihre Strahlungskraft und auch die Tageslänge während des ganzen Jahres ziemlich gleich. Der höhere Stand, den das Tagesgestirn am Himmel erreicht, offenbart sich durch die Kleinheit der Schatten, die auch hohe Gegenstände um die Mittagszeit werfen, und vor allem in der Kürze, mit der sich der Auf-und Untergang der Sonne vollzieht. Bei der Steilheit ihres Auf- und Abstieges sind die Übergänge zwischen Tag und Nacht viel plötzlicher als bei uns, und eine eigentliche Dämmerung fehlt fast ganz. Wenn nun auch in einem großen Teile der Tropen trotz der ziemlich gleichbleibenden wärmespendenden Kraft der Sonne ein Wechsel der Jahreszeiten vorhanden ist, so ist dies auf den zweiten Hauptklimafaktor zurückzuführen, die Niederschlagsverhältnisse. Die Hauptjahreszeiten sind nicht wie bei uns Winter und Sommer, sondern Regenzeit und Trockenzeit. Der Regenfall aber ist wieder abhängig von den Luftströmungen im indischen Klimagebiet, also von den Monsunwinden, die schon (S. 40) erläutert worden sind. Die Niederschläge drücken die Temperaturen herab, und infolgedessen geht die größte Hitze der Regenzeit voraus, tritt also in Vorderindien im März bis Mai ein. Man unterscheidet zwar in Indien gewöhnlich drei Jahreszeiten, nämlich die kühle (während unsers Herbstes und Winters), die heiße (März bis Mai) und die Regenzeit; aber der Unterschied zwischen den beiden ersten ist viel geringer als der zwischen der trocknen und der Regenzeit. Innerhalb dieser Jahreszeiten ist das Wetter in den Tropen viel gleichmäßiger als in Mitteleuropa, dessen Witterung hauptsächlich durch die westöstl. wandernden Gebiete hohen und niedrigen Luftdruckes beherrscht wird. Während bei uns »gutes« und »schlechtes« Wetter so unregelmäßig aufeinanderfolgen, daß man die kommende Witterung kaum über einen Tag hinaus mit einiger Sicherheit voraussehen kann, besteht in den Tropen ein ähnlicher Wechsel nur in den Übergangszeiten zwischen den Jahreszeiten. Innerhalb der letztern aber ist der Witterungsverlauf mit seltenen Ausnahmen Tag für Tag derselbe, so daß man z. B. in Manila in der Regenzeit einen Spaziergang vor oder nach dem täglichen Nachmittagsgewitterregen zu verabreden pflegt.
Das Tropenklima bedingt nun überall da, wo zur Wärme auch die Feuchtigkeit kommt, jenes üppige Pflanzenkleid, das gemeinhin als Hauptcharakterzug der Tropen betrachtet wird. Dieses Pflanzenkleid ist freilich innerhalb der Tropen je nach den Niederschlagsverhältnissen wieder sehr verschieden. Dauerndes Wachstum und das ganze Jahr hindurch fortdauernder Laubschmuck ist dem Tropenwalde nur in den räumlich beschränkten Gebieten beschieden, die Regen zu allen Jahreszeiten empfangen, wie in Vorderindien z. B. am Westabfall des Dekhans und in Sikhim.

[S. 43]

Der größere Teil der Tropenwälder aber steht zur Trockenzeit ebenso entlaubt da wie unsere Laubwälder zur Winterszeit, und die Trockengebiete haben in den Tropen nicht weniger Steppen-und Wüstencharakter wie in den andern Klimagürteln der Erde auch. Den immergrünen wie den regengrünen Laubwald der Tropen unterscheidet von den Wäldern höherer Breiten vor allem die äußerste Mannigfaltigkeit der ihn bildenden Gewächse, während unsre europäischen Wälder aus nur wenigen Arten zu bestehen pflegen; zwar ist auch im gemäßigten und subtropischen O. Nordamerikas der Wald sehr mannigfaltig zusammengesetzt, aber diese Vielheit von Waldbäumen hat sich auch nur aus einer Periode mit tropischem Klima in unser Zeitalter herübergerettet.
Im Tropenwald wird das Durcheinander der Pflanzenarten wieder einigermaßen ausgeglichen durch das Einerlei der ungeteilten, glänzend lederartigen, dunkelgrünen Blätter, die den meisten Tropenbäumen eigen sind. Man bezeichnet den Tropenwald meist schlechthin als Urwald, und in der Tat ist eine geregelte Forstkultur auch in den unter engerer europäischer Verwaltung stehenden Tropenländern kaum in den ersten Anfängen vorhanden. Trotzdem werden die meisten Reisenden wirklich unberührten »jungfräulichen« Urwald kaum zu sehen bekommen oder wenigstens sein Inneres nicht betreten. Der ursprüngliche, geschlossene Tropenurwald ist in seinem Innern vielfach kaum schwerer zu durchwandern als etwa der Buchenhochwald in unsern Breiten; das Laubdach, gebildet durch die mächtigen Baumkronen und noch verdichtet durch üppiges Lianengewirr, ist so geschlossen, daß unter ihm tiefe Dämmerung herrscht und Unterholz aus Lichtmangel wenig aufkommt. Anders ist es freilich an den sehr zahlreichen Stellen, wo alte, morsch gewordene Bäume gestürzt sind und bei ihrem Fall die Nachbarn mit zu Boden gerissen haben; in diesen Lücken entfaltet sich am Boden sofort der üppigste Pflanzenwuchs, den man nur mit Hilfe des Buschmessers durchdringen kann, und ebenso ist es überall da, wo der Mensch in den Urwald Breschen geschlagen hat, wo er Pflanzungen angelegt und vielleicht zum Teil wieder verlassen, wo er Straßen hindurchgebaut und auf beiden Seiten noch einen Urwaldstreifen niedergeschlagen hat, kurz, an den Stellen, die der Reisende meist berühren wird. Hier und an den ursprünglichen Waldrändern, namentlich entlang den Flußläufen sowie in den niedrigen Sumpfwäldern (in Indien Dschangel genannt), sind die Hauptstandorte für die niedrigern Palmen, die Musazeen (Bananen), Bambusarten und andre Gewächse, die uns als besonders charakteristische Vertreter der Tropenflora gelten, die aber doch nur die Kulissen für den Hochwald bilden. Im Hochwald selbst kommen an Palmen nur die ganz hochstämmigen Arten und die Kletterpalmen vor, die mit Hilfe ihrer Haftorgane bis hinauf ins Licht zu gelangen verstehen. Neben deren strickförmigen, blattlosen Stämmen enthält aber der Tropenurwald in seinen untern Partien auch zahlreiche Gewächse, die das Auge erfreuen: das sind die Epiphyten, Pflanzen, die an den Stämmen und auf den Bäumen wachsen, ohne doch auf ihren Wirtspflanzen zugleich zu schmarotzen und ihnen Nährstoffe zu entziehen. Sie entsprechen also nicht unsrer einheimischen Mistel, sondern unsern Flechten. Es sind vor allem Bromeliazeen und Orchideen, letztere häufig mit prachtvollen, stark duftenden Blüten, die vielerlei interessante Anpassungen an ihre eigenartige Lebensweise zeigen. Ein besonderer Schmuck des Tropenwaldes der höhern Bergzonen sind die hochstämmigen Baumfarne, die, zierlichen Palmen vergleichbar, unter den Kronen höherer Bäume anmutige Gruppen bilden.— Eine besondere Art des tropischen Waldes ist der Mangrovenwald, der Flachküsten und die Flußmündungen innerhalb des Bereiches von Ebbe und Flut begleitet. Er hat sich den wechselnden Wasserständen durch Stelzwurzeln angepaßt, zwischen deren Geflecht das Wasser unschädlich ein-und ausströmt.

Vorderindien zerfällt seinem Aufbau nach in drei große Gebiete, die auch in ihrem landschaftlichen Charakter stark voneinander abweichen: das Hochland des Dekhans, das aus sehr alten Gesteinen besteht und schon längst landfest war, als Hindostan und der Himalaja noch vom Meer bedeckt wurden; das Punjab und Hindostan, ein Tiefland jungen Ursprungs, in seinen oberflächlichen Schichten von den mächtigen, dem Himalaja entströmenden Flüssen aufgebaut; und endlich den Himalaja, ein gewaltiges Faltengebirge, dessen Gebiet aber ebenfalls bis ins Tertiärzeitalter hinein vom Meer bedeckt war und das sich somit erst in verhältnismäßig sehr kurz verflossener Zeit emporgerichtet hat.

[S. 44]

Dieser Entstehungsgeschichte entspricht der allgemeine landschaftliche Charakter der drei Gebiete: Das Dekhan, in seinen obern Partien aus flach gelagerten Gesteinsschichten bestehend und seit unvordenklichen Zeiten der nivellierenden Tätigkeit von Wind und Wasser preisgegeben, hat trotz seiner ziemlich bedeutenden Erhebung über das Meeresniveau keinen Gebirgs-, sondern mehr Hochlandscharakter, und nur die Abfälle dieses Hochlandes gegen den Arabischen und den Bengalischen Meerbusen, die sogen. Ghats, erwecken den Eindruck von Gebirgen. Entlang diesen Steilrändern ist einst die Fortsetzung des Dekhans in die Tiefe gesunken. Nach N. zu fällt das Hochland langsam ab und geht schließlich ohne schroffen Abfall in die Tiefländer des Punjabs, Hindostans und Bengalens über. Ihre weiten Ebenen reichen bis an den Fuß des Himalaja im N. und des Grenzgebirges gegen Beludschistan und Afghanistan im W.
Der Himalaja zeigt alle Merkmale eines jungen Faltengebirges. Tiefeingeschnittene, steilwandige Längstäler verlaufen dem Gebirgsrande parallel ostwestl. und sind mit der Ebene durch enge, zuweilen schluchtartige Quertäler verbunden, deren schmale Sohlen fast ganz von rauschenden Flüssen eingenommen werden; Straßen wie Ortschaften sind dann auf die steilen Talflanken angewiesen. Von der Alpenlandschaft unterscheidet sich die Himalajalandschaft vor allem durch das Fehlen eiszeitlicher Spuren unterhalb 2500 m Seehöhe, wie Gebirgsseen, Kare etc. Die Bergketten steigen in so rascher Folge hintereinander bis zur Zentralkette, die die höchsten Gipfel der Erde trägt, auf, daß man vom tropischen Tieflande des östl. Gangesgebietes aus vielfach in nur 75 km Entfernung die Schneegipfel erblickt. Im Westen, z. B. in der Gegend von Simla, sind die mittelgebirgsartigen Vorketten des Himalaja breiter, und die Schneegipfelzone ist weiter zurückgerückt.
Für Vorderindien besitzt der Himalaja in zweifacher Hinsicht eine ungeheure Wichtigkeit: einmal hält er die eisigen Winterwinde Zentralasiens ab, die z. B. den in gleicher Breite gelegenen Küstenorten Chinas rauhe Winter bringen, und sodann fangen seine Südhänge gewaltige Niederschlagsmassen auf, die dem nördl. indischen Tiefland in Gestalt der Ströme des Fünfstromlandes (Punjab) sowie des Ganges und des Brahmaputra nebst ihren Nebenflüssen wieder zugute kommen und die Kultivierung weiter Flächen des an sich trocknen nordwestl. Indiens überhaupt erst ermöglichen.
Klima. Die beste Jahreszeit für den Besuch Indiens bildet unser Winter, etwa von Mitte November bis Mitte März (vgl. S. 2). Dann ist in der Regel nicht nur schönes, regenfreies Wetter, sondern die Temperaturen weichen auch, wie die kleine Tabelle auf S. 45 zeigt, von europäischen Verhältnissen kaum ab. Der kühlste Monat, im größten Teile des Landes der Januar, hat an den Küsten des Dekhans immer noch dieselbe Mitteltemperatur wie der wärmste Monat in Oberitalien; die Dezember-oder Januartemperatur im Dekhan und auch in Calcutta entspricht der Julitemperatur in Süddeutschland, und erst im mittlern Hindostan und östlichen Punjab sinkt die Wintertemperatur etwa auf die unseres Mai oder Juni herab. Am kühlsten wird es im nordwestl. Winkel Vorderindiens, gegen die afghanische Grenze hin.

[S. 45]

Im Sommer dagegen muß man im Himalaja schon auf 2000 m Seehöhe hinaufsteigen, um mitteleuropäische Temperaturverhältnisse anzutreffen; auch ist in dieser Jahreszeit die regelmäßige Abnahme der Temperaturen von S. nach N. und NW. nahezu aufgehoben; aus der Tabelle ist zu entnehmen, daß Agra, Peshawar und Allahabad sogar höhere Julitemperaturen aufweisen wie selbst Bombay und Madras: die weite Entfernung vom Meer und von den Seewinden steigert im Punjab die Temperaturgegensätze zwischen Winter und Sommer in demselben Maße wie etwa in Rußlands Steppen gegenüber Nordwesteuropa. Ebenso ist an diesen Orten auch die tägliche Temperaturschwankung, also der Gegensatz zwischen Mittags-und Nachttemperatur, viel größer als an den Küsten; einer sengenden Mittagshitze steht daher im Punjab in der heißen Jahreszeit wenigstens in den allerersten Morgenstunden eine erfrischende Kühle gegenüber.
Im folgenden geben wir (im Anschluß an Jul. Hanns »Handbuch der Klimatologie«) eine kleine Liste der Mitteltemperaturen des wärmsten und des kühlsten Monats an je einem Orte der Hauptlandschaften Indiens sowie an zwei Bergorten am Abhang des Himalaja, in die man sich zurückziehen kann, wenn es im Tiefland zu heiß wird. Die dritte Spalte gibt die hygienisch besonders wichtige mittlere tägliche Schwankung an.

Ort Heißester
Monat
Kühlster
Monat
Mittlere tägl.
Schwankung
Vorderindien:
  Bombay (Westküste) 29,2° Mai 23,6° Jan. 6,1°
  Agra (östl. Punjab) 34,4°  - 15,6°  - 12,8°
  Peshawar (Nordwestgrenze) 32,9° Juni 9,8°  - 14,7°
  Simla (2160 m; Vorberge des westl. Himalaja) 19,4°  - 3,8°  - 6,1°
  Srinagar (1586 m; Kaschmir) 22,8° Juli -0,7°  - 12,2°
  Allahabad (mittleres Hindostan) 33,6° Mai 15,8°  - 13,0°
  Calcutta (Bengalen) 29,8°  - 18,4°  - 8,9°
  Darjeeling (2255 m; Vorberge des östl. Himalaja) 16,4° Juli 4,5°  - 6,1°
  Nagpur (Zentralprovinzen) 34,7° Mai 19,5° Dez. 12,9°
  Bangalore (920 m; südl. Dekhan) 27,6° April 19,7°  - 11,1°
  Madras (Ostküste) 31,5° Mai 24,1° Jan. 9,1°

Ceylon:
  Colombo 27,8°  - 26,1°  - 6,4°

Hinterindien:
  Rangoon (Niederbirma) 29,4° April 23,7°  - 9,3°
  Mandalay (Oberbirma) 31,8°  - 20,4°  - 7,4°
  Singapore (Malakka) 27,5° Mai 25,7°  -
  Bangkok (Siam) 28,6° April 23,8° Dez.

Wie schon oben (S. 40) erwähnt, wird ganz Indien samt den umgebenden Meeren von dem Wechselspiel der Monsune beherrscht, im Sommer vom feuchten Südwestmonsun, im Winter vom trocknen Nordostmonsun. Der Sommermonsun ist für den größten Teil Indiens der Regenbringer, wenngleich seine Spenden in den einzelnen Landesteilen sehr verschieden ausfallen; sie sind um so größer, je weniger der Monsun noch abgeregnet und je mehr er zum Aufsteigen an Gebirgen gezwungen ist. Da er nun zunächst das Dekhan von dessen Südwestseite her bis nach Assam und dem Himalaja hin überweht, durch diesen aber abgelenkt wird und nun nach NO. zum Punjab weiterzieht, so sind am regenreichsten die Südwestabdachung des Dekhans, der Himalaja und der davorliegende Landstreifen, namentlich Assam, das auch aus dem Bengalischen Meerbusen direkt die Regenwinde zugeführt erhält. Hier, in den Khasiabergen, liegt bei Cherrapunchi die regenreichste Stelle des Erdballs, die eine jährliche Regenhöhe von 121/2 m hat (Deutschland 1/2-1 m). Das Innere des Dekhans und sein Ostabfall sind schon viel regenärmer, und am trockensten ist der Nordwesten des Landes. Die Regenzeit beginnt in Südindien zu Ende Mai oder Anfang Juni und breitet sich im Laufe des Juni über das ganze Land hin aus; ihr Ende fällt im allgemeinen in die erste Oktoberhälfte.

[S. 46]

Bei der großen Abhängigkeit der Pflanzenwelt von den Niederschlägen könnte eine Karte der Niederschlagshöhen Indiens beinahe auch zur Darstellung der wechselnden Üppigkeit des Pflanzenkleides dienen. Eigentlichen tropischen, immergrünen Regenwald tragen nur die Westghats (s. S. 42 die Bemerkungen über die Tropen). Das Innere des Dekhans und dessen Ostabfall sind schon mehr steppenartig und großenteils von lichtem Wald und von Grassavanne überzogen. Hier begegnet man Wäldern aus Teakbäumen, die in der Trockenzeit blattlos stehen, und Hainen der schönen Palmyrapalmen. Üppiger ist die Vegetation wieder in Assam und in Bengalens Niederungen, die großenteils von dichtem, teilweise sumpfigem Wald bedeckt sind, dem Jungle (Dschangel). In diesen Gebieten wuchert der Lotos in den Gewässern und wächst der Banyanfeigenbaum, der aus seinen Ästen rings Luftwurzeln zur Erde sendet und dadurch allmählich einen Säulenhain um sich herum aufbaut, sowie sein Verwandter, der Bobaum, ersterer den Brahmanen, letzterer den Buddhisten heilig. In Hindostan wird das Pflanzenkleid westwärts immer spärlicher, die laubabwerfenden Bäume nehmen immer mehr zu, und das Punjab gehört schon ganz dem vorderasiatischen Trockenraum an: Dattelpalme, Mangobaum und Gummiakazie sind seine Charakterbäume, die lange Dürrezeiten zu überstehen vermögen, in denen sonst alles oberirdische Pflanzenleben abstirbt. Nur in der Regenzeit bedeckt hier frisches Grün die weiten Ebenen, deren Kultur zum großen Teil nur durch künstliche Bewässerung möglich ist. Das untere Indusgebiet ist sogar großenteils gänzlich wüstenhaft und vegetationslos (Wüste Thar). Eigentliche Höhenzonen der Vegetation sind nur im Himalaja vorhanden, wo hinter einem Sumpfgestrüppsaum, dem Tarai, die untersten 1000 m von tropischem Regenwald bedeckt sind, der in den Flußtälern auch tief ins Gebirge eindringt. Darüber folgt bis 2500 m der schönste Teil des Himalajawaldes, ein äußerst mannigfaltig zusammengesetzter tropischer Gebirgswald, in dessen Gebiet unter anderm auch Simla und Darjeeling liegen. Ihm schließen sich bis 3700 m hinauf nichttropische Wälder an, dann die Zone der Alpenrosen (Rhododendren) und Alpenkräuter bis zur Montblanchöhe, und dann erst beginnt der ewige Schnee. Der Artenreichtum der gesamten indischen Flora wird auf etwa 20000 geschätzt.
Die hauptsächlichsten Charaktertiere Vorderindiens: Elefant, Tiger und Pfau, sind Bewohner der Urwälder und Dschangeln, die auch Affen, Tapir und Wildschweine, verschiedene Wildrinder, Fasanen, zahlreiche Papageienarten, in Südindien außerdem Nashornvögel und Halbaffen (Makis) beherbergen. In den Savannen und lichten Wäldern des Dekhans streifen das Nashorn, verschiedene Antilopenarten, die gestreifte Hyäne, der Lippenbär und das Schuppentier umher. In den Gewässern hausen Krokodile und Gaviale. Zahlreich sind die Schlangen, namentlich die Giftschlangen (Brillenschlange!) des Dekhans, an deren Biß jährlich etwa 12000 Menschen zugrunde gehen. Der Löwe kommt nur noch in den Gebirgen des Indusgebietes vereinzelt vor.
Die Bevölkerung ist so dicht wie kaum sonst in einem großen Ländergebiet der Erde, China und Westeuropa ausgenommen. 1901 lebten im eigentlichen Vorderindien auf 3,5 Mill. qkm etwa 280 Mill. Menschen, d. h. 81 auf 1 qkm (Europa ohne Rußland: 4,4 Mill. qkm, 300 Mill. Einw., etwa 70 auf 1 qkm). Die Volksverdichtung Vorderindiens würde aber viel höher sein, wenn nicht selbst jetzt noch, unter der geordneten Verwaltung der Engländer, Pest, Cholera und Hungersnöte (letztere hervorgerufen durch die namentlich im Nordwesten öfters ausbleibenden Regenzeiten und darauffolgende Mißernten) alljährlich zahlreiche Opfer forderten.
Trotz der Abgeschlossenheit der Halbinsel, die von zwei Seiten durch schwer überschreitbare Gebirgszüge, von den beiden andern durch inselarme Meere isoliert ist, ist die heutige indische Nation aus sehr mannigfachen Bestandteilen erwachsen, die größtenteils durch die einzige Zugangsstraße zu Lande, die Kabulpforte im NW., eingedrungen sind; erst seit dem 15. Jahrh. kamen sie übers Meer herüber (Portugiesen, Franzosen, Engländer).

[S. 47]

Zu Beginn der geschichtlichen Zeit kam um 2000 v. Chr. das Viehzüchter-und Kriegervolk der Arier, die Träger der Sanskritsprache, aus Iran ins Indusgebiet, und ihnen sind im Laufe von vier Jahrtausenden noch viele Völkerwellen—Perser, Griechen, Skythen, Araber, Afghanen, Turktataren —gefolgt. Aber schon die Arier fanden sowohl im Indusgebiet als auch im Gangestal, in das sie vom 14. Jahrh. v. Chr. an vorrückten, zahlreiche ältere Völkerschaften vor, die sie großenteils in die Himalajawälder und ins Dekhan verdrängten. Heute ist daher die Völkergruppierung im wesentlichen die folgende: das ganze Indus-und Gangesgebiet und das nordwestliche Dekhan nehmen die Hindu ein, die im Tropenklima schlaff und weichlich gewordenen und stark mit andern Völkerstämmen vermischten Nachkommen der alten Arier. Den Südostteil der Halbinsel bewohnen die Drawida oder Südindier, häufig auch nach einem ihrer Hauptstämme Tamulen genannt; sie sind länger in Indien heimisch als die Arier. Eine noch ältere Völkerschicht stellen die Mundavölker in der Nordostecke des Dekhans und dem angrenzenden Stück des Gangestales dar, die noch heute auf ziemlich primitiver Kulturstufe leben, und einige Naturvölker Südindiens, besonders die Toda im Nilgirigebirge um Ootakamund (S. 130). Mongolische Völkerstämme, Verwandte der Tibeter, wohnen im Himalaja, sowohl im W., in Kulu und Spiti, wie namentlich im O., in Nepal, Sikhim und Bhutan. Bei einem Ausflug nach Darjeeling kann man sie kennen lernen.
Unter den außerordentlich mannigfaltigen Erscheinungsformen der indischen Halbkultur treten besonders das Kastenwesen und die religiösen Verhältnisse in den Vordergrund. Die Kasten, die auf die Berufsteilung und auf die Rassenunterschiede zurückgehen, sind unzählige, vom Brahmanen, dem Angehörigen der einstigen arischen Herrenschicht, bis zum verachteten Paria. Äußerlich unterscheiden sich die Kasten durch gewisse Abzeichen in der Tracht. Viel stärker als die Kasten machen sich die religiösen Gegensätze im Volksleben wie in den Volkstrachten bemerkbar. Die Religionsgeschichte Indiens ist so reich, wie wohl die keines andern Landes der Erde. Am weitesten verbreitet ist heute der Brahmanismus oder richtiger der Neu-Brahmanismus (Hinduismus). Die Idee des Brahma, der Weltseele, geht auf den in den Veden niedergelegten Dämonen-und Naturgötterglauben der alten Arier zurück. Diese Vedenreligion ist einerseits zu einem hochstehenden philosophischen System weitergebildet worden, anderseits aber durch Aufnahme immer neuer Ideen aus den religiösen Vorstellungen der ältern Volksstämme Indiens, wozu namentlich der Seelenwanderungsglaube und die Verehrung von Wischnu und Schiwa und ihrer Gemahlinnen Lakschmi und Kali zu rechnen sind, zu dem heutigen Hinduismus herabgesunken, der sich scheinbar ganz in Äußerlichkeiten, Prozessionen zu den prächtigen Tempeln, religiösen Aufführungen, Bajaderentänzen, Wallfahrten zum heiligen Gangesflusse, Fakirtum, erschöpft und in zahlreiche Sekten zerfällt. Indien ist ferner um 500 v. Chr. die Geburtsstätte des Buddhismus geworden, der aber nach 1200 Jahren dem ältern Brahmanismus wieder hat weichen müssen; nur Tempel- und Klosterruinen halten die Erinnerung an seine indische Blütezeit wach. Bis heute hat sich dagegen der Islam erhalten, der in Nordwestindien über 60 Mill. Bekenner zählt, und in Bombay und Umgegend die an Mitgliederzahl (etwa 95000) kleine, aber einflußreiche Sekte der Parsen, d. h. der Anhänger der Lehren Zoroasters (vgl. S. 61). Mohammedaner wie Parsen unterscheiden sich von den Hinduisten scharf durch ihre Kopfbedeckungen, die Mohammedaner durch den Turban, die Parsen durch ihre hohen schwarzen Glanzstoffhüte.
Wirtschaftliche Verhältnisse. Die Nahrung der indischen Eingebornenbevölkerung ist fast ausschließlich vegetabilisch, und so ist auch der Bodenbau die Grundlage von Indiens Reichtum. Reis, Weizen, Hirse und Sorghum sind die wichtigsten angebauten Nahrungspflanzen.

[S. 48]

Davon werden die beiden letztgenannten im Lande verbraucht, während der Reis, die Hauptfrucht des östlichen, besonders des nordöstlichen Indiens (Bengalens und Assams), und der Weizen, der besonders im nw. Trockengebiet und den angrenzenden Teilen des Dekhans und des Gangestales angebaut wird, auch in großer Menge ausgeführt werden. Wichtige Zweige der Bodenkultur gelten den Genußmittel liefernden Pflanzen, nämlich dem Mohn (zur Opiumgewinnung) und dem neuerdings in Assam mit großem Erfolg eingeführten Teestrauch. Noch weit bedeutungsvoller ist aber der Anbau von Industriepflanzen, nämlich der Baumwolle in größern Teilen des Dekhans und des Indusgebiets und der Jutepflanze im untern Gangestal und einiger Ölpflanzen. Jute und Baumwolle und die daraus hergestellten Waren stehen in der Ausfuhr mit mehr als 1 Milliarde Mark Wert an erster Stelle. Ein nicht geringer Teil der Baumwolle und Jute wird nämlich im Lande selbst verarbeitet, die Baumwolle in Bombay, die Jute in und bei Calcutta; beide Industrien beschäftigen zusammen etwa 400000 Arbeiter, und wenn man von Malabar Hill auf den Fabrikteil Bombays herabblickt, kann man sich nach Manchester versetzt glauben.—Die Tierzucht (hauptsächlich Büffel und Buckelrind; das Schwein wird von allen Indern verabscheut) liefert große Mengen Häute sowie die berühmte Ziegenwolle aus Kaschmir.
Gegenüber den Produkten der Landwirtschaft treten die des Mineralreiches in bezug auf volkswirtschaftliche Bedeutung stark zurück; es werden Gold, Steinkohlen, Manganerze und Petroleum gewonnen sowie Edelsteine, während die früher beträchtliche Diamantengewinnung jetzt nur noch sehr geringfügig ist.

Staatswesen. Das Britisch-ostindische Kaiserreich umfaßt an unmittelbaren Besitzungen 2815743 qkm mit 232 Mill. Einw. Die einheimischen Staaten (zus. 1759556 qkm mit 62 Mill. Einw.) sind Vasallen-, Schutz-oder Bundesstaaten; die wichtigsten: Kashmir mit Baltistan, Sikhim, die Fürstentümer der Rajputen und der Mahratten, Hyderabad, Baroda, Mysore, Cochin etc. Die allgemeine Aufsicht des indobritischen Reiches führt (mit Ausnahme von Ceylon, das einen eignen Gouverneur hat) der Generalgouverneur (Vizekönig) in Delhi, dem ein Ausführender und ein Gesetzgebender Rat zur Seite stehen; die Präsidentschaften Madras, Bombay und Bengalen stehen unter selbständigen, nicht vom Vizekönig ernannten Gouverneuren mit besondern Gesetzgebenden Räten, die vereinigten Provinzen von Agra und Audh, das Punjab, Birma und die neue Provinz Behar unter stellvertretenden oder Lieutenant-Governors, endlich die Zentralprovinzen, die nw. Grenzprovinz, Assam, sowie die Andamanen und Nikobaren unter Oberkommissaren.—Armee 73668 Mann englische und 166090 Mann einheimische Truppen, außerdem 190000 Mann militärisch organisierte Polizei.
Geschichtliches (vgl. auch S. 47). Die Europäer begannen in Vorderindien alsbald nach Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) festen Fuß zu fassen. Zahlreiche Forts und Faktoreien wurden an den Küsten Indiens durch die Portugiesen gegründet, die gegen Ende des 16. Jahrh. durch die Holländer und Engländer verdrängt wurden. Letztere stifteten 1600 die Englisch-Ostindische Kompanie und kämpften seit dem 18. Jahrh. mit den Franzosen und den einheimischen Fürsten um die Herrschaft in Ostindien. Lord Clive begründete durch den Sieg bei Plassey (26. Juni 1757) über den Nabob von Bengalen die britische Macht in Ostindien. Die englische Macht wuchs dann durch die Kämpfe mit den Mahratten (seit Ende des 18. Jahrh.), die 1818 mit deren Ruin endigten. Ende 1843 wurde auch der Maharadscha Sindiah unterworfen. Das Reich der Sikh im Punjab wurde 1845-46 erobert. Der Aufstand, der im Mai 1857 unter den Sepoys zu Meerut ausbrach und, von den Mohammedanern genährt, sich rasch verbreitete, ward nur durch die größte Energie und Grausamkeit der Engländer bewältigt. Im September wurde Delhi, im März 1858 Lucknow, im Dezember Audh wiedererobert und im Februar 1859 der Aufstand unterdrückt. Schon vorher war 1. Nov. 1858 die Ostindische Kompanie aufgelöst und Ostindien unter Verwaltung der Krone genommen worden.

[S. 49]

Der Vizekönig Lord Lytton proklamierte 1. Jan. 1877 in Delhi die Erhebung zum Kaiserreich Indien und begann 1878 Krieg mit Afghanistan, in dem ein Grenzstrich am Chaiberpaß erworben wurde. 1886 kam Birma hinzu.
Reiseliteratur für Indien: Katharina Zitelmann, Indien (Leipzig 1905); Dahlmann, Indische Fahrten (Freiburg 1908); Eustace Reynolds-Ball, The Tourist's India (London 1907); Murray, Handbook for Travellers in India, Burma and Ceylon (7. Aufl., London 1911); O. Kaufmann, Aus Indiens Dschungeln (Leipzig): H. Zache, Mit dem Kronprinzen durch Indien (Berlin 1911); Winternitz, Geschichte der indischen Literatur (Leipzig 1909); Fergusson, History of Indian and Eastern Architecture (London 1910); Havell, Ideals of Indian Art (London 1911).

Reisen in Indien.
Beste Reisezeit, s. S. 2.
Reiseausrüstung wie für jede Tropengegend. Vm. Leinen-oder Rohseideanzug u. Tropenhelm, nach 4 Uhr leichter wollener Jackettanzug und Strohhut, abds. Frack oder Smoking; schwarzer Rock und Zylinder sind nicht gebräuchlich. Für Winterreisen ins Innere sind dicke Überröcke nötig, dazu wasserdichte Reitmäntel. Man beachte, daß der Abendtau die Kleidung naß macht, und daß Nächte und Morgen kalt sein können, wenn auch der Tag heiß war. Im südlichen Indien und an der Küste genügt leichtere Kleidung; Anzüge erhält man billig und gut überall von tüchtigen Schneidern und in guten Geschäften für europäische Bedürfnisse. Für Gebirgsreisen ist wollenes Unterzeug und lange wollene Leibbinde (»Kummurbund«) unentbehrlich. Derbe Reithosen nicht vergessen; Tropenhelm ist überall in indischen Häfen zu haben. In Ceylon ist leichteste Kleidung erforderlich, nur in den Bergen ist es kühl. Bettzeug (ein Kopfkissen, zwei Steppdecken nebst Laken sowie einige warme Decken, das Ganze in wasserdichtem Sack verpackt) muß man stets mit sich führen, auch auf der Eisenbahn (Razais, s. S. 16) und wenn man Bekannte besucht. In den Gasthäusern und den Dâk Bungalows im Innern findet man meist gar kein oder unsauberes Bettzeug. Wegen der Feuchtigkeit schimmeln verpackte Gegenstände leicht, das gesamte Gepäck, Kleidung, Wäsche, Bettzeug, Schuhzeug, muß also oft in der Sonne an trockenen Tagen gelüftet werden, Vorräte und Medikamente etc. müssen luftdicht verpackt sein. Auch Bücher und Papiere sehe man gelegentlich nach, damit sie nicht schimmeln. Moskitonetz findet man in den meisten Hotels und Bungalows vor.
Geld. Goldwährung; Einheit ist die Rupie, 1,33-1,38 Mark. 15 Rupies = 1 £ = 20,40 M. 1 Rup. = 16 annas; 1 anna = 12 Pie (= 4 Pice). Silbermünzen zu 2, 4, 8 annas und 1 Rupie. Nickelmünzen zu 1 anna (etwa 8 Pf.), Kupfermünzen zu 1 Pie, 1 Pice (1/4 anna), 1/2 anna. Goldmünze (Pfund Sterling) kann nur in größern Geschäften gewechselt werden. Der Gold-Mohur (= 16 Rup.) ist nur noch im Sprachgebrauch (wie die englische Guinea) vorhanden. Banknoten zu 5, 10, 20, 50, 100, 500 und 1000 Rupies gibt es von Bombay, Calcutta, Madras und Rangoon, deren Noten über 50 Rupies meist nur in der betreffenden Provinz ohne Abzug genommen werden. Man lasse sich bei größern Summen nur die jetzt für ganz Indien gültigen Banknoten mit rotem Aufdruck, payable at any office, geben!—Kreditbriefe (Letters of credit, circular notes), zahlbar bei Thos. Cook's Offices, sind für Reisende sehr bequem (vgl. auch S. 7); sie werden von Cook's Banking Department (London, Ludgate Circus) ausgegeben. Die Agenturen wechseln indisches Geld.
Zoll. Eigne Kleidung ist frei; sonst zahlt alles, auch Bettwäsche und Handtücher, photographische Geräte nebst Zubehör etc., etwa 5 Proz. vom Werte (in Bombay); Sportswaffen 10 Proz.; Tabak, Wein etc. wird ebenfalls höher verzollt; Opium 12 Rupien das Pfund.
Eisenbahn. Das Bahnnetz ist weit verzweigt, das Reisen trotz der großen Entfernungen bequem und billig. Man sei mindestens 10 Min. vor Abfahrt zur Stelle; auf einigen Hauptstationen sind die Schalter den ganzen Tag offen zum Verkauf von Fahrkarten und zur Gepäckaufgabe.

[S. 50]

Man benutze stets den neuesten Fahrplan, da häufig Änderungen in den Zeiten und Wegen eintreten. Am besten sind Newman's Indian Bradshaw (9 annas), erscheint monatlich neu; ferner Indian ABC-Guide und Indian Railway Traveller's Guide; sie geben auch Auskunft über Fahrposten und andre Fahrgelegenheiten sowie über Flußdampferfahrten und andres mehr.
Einen Platz im Zuge bestelle man sich, besonders für Nachtfahrten, schon einen Tag oder an der Abgangsstelle des Zugs mehrere Stunden vor Antritt der Reise beim Stationsvorsteher; auf Zwischenstationen so frühzeitig, daß telegraphische Bestellung bei der Abgangsstelle vor Abfahrt des Zugs noch möglich ist. Am Zuge weist der Stationsvorsteher (station master), nicht der Schaffner, die Plätze an. Wenn man zu viert reist oder vier Fahrkarten I. Kl. bezahlt, kann man ein Abteil für sich haben, in II. Kl. zu sechs. Die Abteile I. Kl. haben geräumige Längssitze und Liegestätten (2 obere, 2 untere), II. Kl. hat noch eine Mittelbank; Waschraum etc. ist neben jedem Abteil I. und II. Kl. Es gibt Damenabteile (Ladies only) I. und II. Kl. in allen Schnellzügen und vielen andern Zügen. In Schnellzügen dürfen Reisende I. Kl. drei eingeborne Diener, solche II. Kl. zwei Diener zum Preise III. Kl. in besondern Räumen mitführen. Alle Wagen sind hoch und luftig, mit Doppeldach und Jalousiefenstern. Für richtiges Aussteigen muß man selbst sorgen, die Stationen werden nicht ausgerufen, die Türen auch nicht überall geöffnet. Die Sicherheit des Reisenden und seines Gepäcks ist so gut wie in Deutschland.
Eisenbahnzeit (Indian Standard Time) geht 41/2 St. vor gegen mitteleuropäische Zeit, 39 Min. vor gegen Bombay-Ortszeit, 9 Min. vor gegen Madras-Ortszeit, 24 Min. nach gegen Calcutta-Ortszeit. Man achte also auf die Bahnhofsuhren! Die Eisenbahngesellschaften und ihre Fahrpläne rechnen den Tag (wie in Italien) zu 24 St., von Mitternacht zu Mitternacht gezählt (also 12 Uhr ist Mittag, 24 Uhr ist Mitternacht).
Fahrkarten. Gültigkeitsdauer für Strecken bis 25 M (40 km) 2 Tage, bis 300 M (483 km) 4 Tage, bis 450 M (724 km) 9 Tage, bis 600 M (966 km) 12 Tage, bis 750 M (1207 km) 15 Tage und auf größern Strecken 18 Tage.
Außer den einfachen Fahrkarten gibt es zusammengestellte Fahrscheinhefte (Specimen Tours) mit zweimonatiger Gültigkeit, die Fahrtunterbrechung an allen interessanten Plätzen unterwegs gestatten. Bei gewöhnlichen Fahrkarten (single journey tickets) ist Fahrtunterbrechung nur für einen Tag für je 100 M (161 km) und auch nur an Orten, die mindestens 101 M vom Abfahrtsort entfernt sind, erlaubt; deshalb sollten sich Vergnügungsreisende stets von Cooks Reisebureau ein Fahrscheinheft (Specimen Tours) zusammenstellen lassen, weil sie dann billiger reisen, als wenn sie abschnittweise die Fahrkarten von Ort zu Ort (wo längerer Aufenthalt geplant ist) nehmen.
Gepäck. Jeder Reisende hat in I. Kl. 11/2 maund (etwa 56 kg) frei, in II. Kl. 30 seers (etwa 28 kg). Überfracht kostet zwischen Bombay und Calcutta über Delhi etwa 15 Rup. das maund (für je 37 kg), über Nagpur nur 7 Rup. 6 annas, zwischen Bombay-Delhi, Bombay-Madras, Delhi-Calcutta etwa 71/2 Rup. Schweres Gepäck, Deckstühle etc. übergebe man Cook zur Versendung als Frachtgut (etwa halber Preis). Gepäck, das man unterwegs nicht braucht, kann gleich bis zur Endstation aufgegeben werden und lagert dort frei, solange der Fahrschein gültig ist; später kostet Tag und Stück 4 annas Lagergeld. Gepäckaufbewahrung für kurze Zeit auf Zwischenstationen übernehmen die Stationsvorsteher gegen Gepäckschein.
Handgepäck. Erforderlich für längere Fahrten sind ein wasser-und staubdichter Sack mit Bettzeug (weil Nachtfahrten oft sehr kühl sind), wollene Decken, eine seidene Decke und ein »Razai« (Baumwollsteppdecke, als Matratze dienend, zu 6 Rup., einige weiße Laken und Handtücher, Kopfkissen aus Leder mit Überzug; gesamte Reisebettausrüstung ist in den größern europäischen Geschäften der Hafenstädte für 20-25 Rup. zu kaufen); sehr zu empfehlen ist die Mitnahme von Mundvorrat in geschlossenem Frühstückskorb (tiffin basket), auch Rotwein, Sodawasser, einer Flasche mit abgekochtem Wasser zum Mundspülen (in den Zügen nicht zu haben), Kognak und Teekocher oder kaltem Tee sowie Körbchen mit Früchten, denn nur die Schnellzüge (mail trains) haben zuweilen Speisewagen.

[S. 51]

Für alle Züge geben die Fahrpläne die Aufenthaltsorte für Frühstück und Mittagessen an, aber die Bahnhofswirtschaften (refreshment rooms) sind nur auf Hauptlinien gut, sonst oft schlecht und gesundheitsgefährlich; rohe Milch sollte man stets selbst abkochen. Mahlzeiten bestelle man in den Bahnhofswirtschaften telegraphisch (gratis) beim Zugführer, Schaffner oder Bahnhofsvorsteher voraus, da bei großem Andrang diese Wirtschaften nicht genügend vorbereitet sind; meist wird einige Stationen vorher angefragt, ob Vorausbestellung gewünscht wird.
Gepäckträger erhalten etwa 2 annas für nicht schweres Gepäck.
Die Gasthöfe sind in letzter Zeit besser geworden, auch in kleinen Orten findet man jetzt meist gute Hotels. Man erkundige sich unterwegs bei europäischen Geschäftsreisenden, die das Land öfters besuchen, welche Häuser zurzeit am besten sind. Das Reisen ist in Indien nicht unverhältnismäßig teuer, aber man braucht viel Fahrgelegenheit, weil vieles Gehen in der Hitze gesundheitsschädlich ist.
Die Unterkunftshäuser für Reisende (Dâk Bungalows) in den Dörfern gehören der Regierung; man erkundige sich vorher, ob sie frei sind, meist muß man nach 24 Stunden seinen Platz an Neuankommende abgeben; einzelne haben einen Wärter, der gute Verpflegung (Tee und Eier fast stets vorhanden) liefert sowie Beleuchtung, aber manche sind fast leer und ohne Bedienung.
Ein Reisediener (Boy) muß mit Sorgfalt, womöglich durch Vermittelung des Konsuls oder eines Reiseagenten (S. 54), am besten durch Cook oder den Hotelmanager ausgewählt werden und zuverlässige Zeugnisse beibringen; man miete nur nach genauer Prüfung des Dienstbuches, gebe außer 10 Rup. für Kleidung keinen Gehaltsvorschuß und nur Geld für kleine Auslagen, die der Boy billiger als man selbst macht. Auch als Dolmetscher muß der Boy dienen. Gute Boys, die Englisch, Singhalesisch, Tamulisch, Hindostanisch und Malaiisch sprechen, sind kaum unter 11/2 Rup. tägl. zu haben; es empfiehlt sich (außer wenn man besonders zufrieden ist), den jeweiligen Boy in Indien, Ceylon, Birma, Siam etc. zu entlassen, um Reisekosten (hin und zurück für den Boy) zu sparen. Der gewöhnliche Monatslohn ist 35-40 Rup., worin Selbstbeköstigung inbegriffen, dazu beim Dienstantritt 10 Rup. für »warme Kleidung«. Fahrkarte für den Boy auf den indischen Bahnen kostet ein Viertel der Fahrkarte I. Kl.; Heimreise muß ihm voll gezahlt werden. Einzelne gewandte Reisende mit nicht zu hohen Ansprüchen sehen neuerdings vom Mieten eines Boys ab; sie helfen sich für Gepäck etc. mit den in allen Hotels herumlungernden Boys, die gegen kleines Trinkgeld sehr dienstwillig sind und meist auch etwas Englisch verstehen. Nach Erfahrung einzelner Reisenden sind die Fremdenboys »eine dauernd auf den Geldbeutel ihrer Herren schielende, mit allen Hunden gehetzte Tagediebkaste« — also ist Vorsicht mit ihnen geboten. Bei gutem Dienst verspreche man ein Extrageschenk zum Schluß. Diener aus dem Innern (Up-country servants) sind oft zuverlässiger und billiger als die der Hafenstädte; doch die Madras-Boys gelten als die besten in Indien. Hat man solchen sprachkundigen Eingebornen als Diener, kann man mit englischen Sprachkenntnissen überall auskommen. Den vollen Lohn zahle man erst bei der Entlassung.
Die Verpflegung ist in Indien meist nicht gut, der Genuß frischer Milch und Butter ist gefährlich, Wasser muß filtriert und abgekocht werden (Filter allein genügt nicht!). Abseits von Hauptreisewegen führe man stets gut gefüllten Eßkorb (tiffin basket, in allen Ausrüstungsgeschäften zu haben) und Sodawasser mit, vgl. oben.


Bombay.


[S. 52]

Die Lebensweise soll in allem mäßig sein; nicht zu viel Schlaf; gymnastische Bewegungen zur Förderung des Blutumlaufs nicht versäumen, aber nur morgens vor der großen Hitze; früh aufstehen, zeitig zu Bett. Morgenspaziergänge und -ritte sind am besten, abends kann man sich im starken Tau leicht erkälten. Nach den Mahlzeiten ruhe man! Man bade täglich, aber nie mehr als zweimal. Wollene Leibbinde sollte man namentlich nachts tragen; sie schützt gegen Darmerkrankungen. Nachts schlafe man in Nachtanzug (Pyjamas) aus Rohseide oder leichtem Wollen-oder Baumwollenstoff und nie auf fremden Matratzen oder Kissen ohne reine Bezüge. Man hüte sich vor Zugwind, weil Europäer in Indien viel unter Rheumatismus zu leiden haben, und sitze nicht im Abendtau im Freien! Nicht zu schwere Fleischkost, nicht viel Bier, überhaupt wenig Alkohol. Unreife Früchte und rohe Früchte, deren Wirkung man nicht kennt, saure Weine, auch rohe indische Austern, trotzdem sie wohlschmeckend sind, sollte man stets meiden. Sehr stärkend für den Magen ist der indische Curry mit Reis, auch wenn er dem, der ihn noch nicht aß, zu scharf schmeckt. Sekt auf Ei (»Scrupkin«) wird als Mittel gegen Dysenterie empfohlen. Durchfall soll man nicht gleich stopfen, sondern nur durch Diät (nur Reis essen und gekochtes Reiswasser trinken!) mildern; wo ein Arzt ist, ziehe man ihn rechtzeitig zu Rate, weil er die klimatischen Einflüsse zu beurteilen versteht; auch Verstopfung nicht vernachlässigen! Tee genügt als Stimulans völlig.
Landreisen sind auf Hauptstraßen im Anschluß an die Bahn mit Postwagen (Dâk) oder andern ortsüblichen Fuhrwerken ausführbar. Die eigne Verpflegung nehme man mit, für die Eingebornen ist fast in jedem Dorfe das Nötigste zu haben. Moskitonetz; übrige Ausrüstung dem Reiseziel anpassen. Chinin ist nötig. Als Vorbeugungsmittel wird Chinin in größerer Dosis (bis zu 1 g) an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wöchentlich oder jeden fünften Tag 1/2 g zu nehmen empfohlen; kleine Dosen täglich sind unwirksam. Während Fieberanfall nehme man Phenazetin nach ärztlicher Vorschrift.—Empfehlungsbriefe an englische Beamte oder Klubs und an Radschas sind nützlich und bei Reisen in Birma unentbehrlich.
Gefahren für Reisende. Bisse wilder Tiere (Pariahunde, Schakale) muß man, falls Wutverdacht vorliegt, im Pasteur-Institut in Kasauli nahe bei Kalka (S. 75) und in Coonoor (Nilgiris) behandeln lassen. In Bombay wird ein Pasteur-Institut eingerichtet. —Schlangen (namentlich Cobras, Brillenschlangen) zeigen sich gelegentlich (auch noch auf Malabar Hill in Bombay), Europäer verscheuchen die Tiere aber meist durch das Geräusch ihrer Schuhe. Schlangenbisse werden ähnlich wie Kreuzotterbisse behandelt: man verhüte, daß das Gift zum Herzen gelangt, durch Abschnüren des gebissenen Gliedes; die Wunde öffnen, ausbluten lassen, auswaschen mit Lösung von übermangansaurem Kali oder (falls dies nicht zur Hand ist) mit heißem Eisen oder Pulver ausbrennen, dazu tüchtig Bewegungen machen, Alkohol trinken etc., um das Gift »auszuschwitzen«. Als Gegengift erhält man in Indien »Calmette's Antivenene Serum« oder Chlorpastillen. — Skorpionbisse sind schmerzhaft, aber selten gefährlich; man wasche sie mit Ammoniak oder Essig aus.—Bestreichen mit Eukalyptusöl schützt vor den wegen Malaria-Ansteckung gefährlichen Moskitostichen, die man auch mit Ammoniak oder Essig behandelt.
Krankheiten, denen Reisende in Indien ausgesetzt sind: Cholera (Ansteckung meist durch Wasser); Verstopfung (man nehme Cascara-Tabletten); Durchfall (nie vernachlässigen); Dysenterie; Malariafieber; Augenentzündung; Typhus; Geschlechtskrankheiten. —Die Pest (engl. plague) ist fast überall in Indien heimisch, tritt unter den Eingebornen mehr oder minder stark auf, im März am schlimmsten. Europäer bleiben ziemlich verschont, wenn sie nicht in nahe Berührung mit dem Volke kommen. Die religiösen Feste der Hindus tragen viel zur Verbreitung der Pest bei.

[S. 53]

2. Bombay

Vgl. den beifolgenden Plan.

Ankunft zur See. Die meisten Dampfer ankern auf der Reede; Reisende werden mit Dampfboot gelandet. Zolluntersuchung in der Halle bei der Landungsbrücke. Schußwaffen, auch gebrauchte, zahlen hohen Zoll (s. S. 49), wenn man sie nicht im selben Jahre schon in Indien verzollt hat. Der Zoll wird bei der Abreise gegen Vorzeigen der Quittung (Receipt) zurückerstattet. Meist erhält man schon auf dem Dampfer oder im Zollamt ein Formular, in das jeder Reisende Zahl der Gepäckstücke, Inhalt und Wert anzugeben hat. Wenn das schwere Gepäck innerhalb 24 St. nicht untersucht ist, wird es nach dem städtischen Zollamt (Town Custom House; C4) gebracht. 5 St., nachdem die Ankunft eines P. & O.-Dampfers signalisiert ist, gehen Schnellzüge für Durchreisende nach dem Osten ab.—Beauftragte der bessern Hotels sowie von Thos. Cook & Son kommen mit den Zollbeamten an Bord und übernehmen Aufträge zur Besorgung des Gepäcks. Falls der Dampfer nachts ankommt, bleibt man am besten bis Tagesanbruch an Bord.
Hand Man hüte sich vor aufdringlichen Agenten unbekannter Firmen!
Gasthöfe: Taj Mahal Palace Hôtel (Pl. e, C5), erstklassiges Prachthotel (meist deutscher Direktor) mit europäischer Einrichtung, der größte und schönste Gasthof in Indien, elektr. Licht, Fahrstühle etc.; 400 Z., Pens. (bei 7 Tagen Aufenthalt) von 10 Rup. an.—Majestic (Pl. e, B5), Wodehouse Road, 95 Z., Pens. 10-25 Rup., modern eingerichtet.—Great Western Hotel (Pl. b, C4), Apollostraße; bequem; Fahrstuhl, elektr. Licht.—Apollo Hotel (Pl. c, B5), Colaba Causeway, nahe dem gleichnamigen Bootshafen. —Die größern Gasthöfe haben Bars, an denen man Bier erhält.
Restaurants: Victoria Station Restaurant, im Hauptbahnhof.—W. B. Green & Co.The Apollo Hotel Restaurant (Pyrke).—The Majestic (gegenüber Apollo Hotel).—Mongini, Church Gate Street.—Cornaglia, Konditorei, Meadow Street 83.
Diener. Je nach Bedürfnis nimmt man sofort nach Ankunft einen Diener (Boy), jeder Europäer in Bombay hat ihn; Gehalt vgl. S. 51. Doch können Reisende in Bombay ohne Diener durchkommen, je nach Ansprüchen auf Bequemlichkeit. Über Annahme etc. vgl. S. 51 (wichtig!).
Post, Telegraph, Telephon (B4) neben dem Victoria Terminus (Hauptbahnhof) und in der Esplanade Road, etwa 10 Min. sw. vom Hauptbahnhof. Ein Post Office Guide und ein Indian Telegraph Guide (zu je 4 annas) sind bei jedem Amt zu haben.
Wagen und Droschken: Man frage den Hotelportier, wieviel man zahlen soll, weil die Tarife zuweilen unverständlich sind. Die Autodroschken (Taxicabs) haben Fahrpreisanzeiger.
Straßenbahnen werden von Europäern wenig benutzt; ihre Endpunkte sind Colaba Station und Sailors Home am Südende der Stadt; sie laufen bis zum Nordende der Stadt, über Grant Road, nach Parell und nach den Docks.
Eisenbahnen. Zwei Hauptlinien: 1) Die Great Indian Peninsula Railway (G. I. P.) vom Hauptbahnhof Victoria Terminus (C3) für Fahrten nach Allahabad, Cawnpore, Lucknow, Agra und Delhi, Benares, Calcutta, Poona, Hyderabad, Madras und nach dem Süden. Schnellzüge nach Calcutta via Jubbulpore in 46 St., via Nagpur in 48 St.—2) Die Bombay, Baroda & Central Indian Railway (B. B. & C. I.), von Colaba Station (B5) für Fahrten nach Ahmedabad, Ajmer, Jaipur, Agra, Delhi, Lahore und nach dem Norden, hat mehrere Bahnhöfe in Bombay; Reisende, die nahe dem Fort wohnen, benutzen Church Gate Station (B4) oder Colaba Station (B5); die auf Malabar Hill oder in Byculla wohnen, benutzen Grant Road Station. Man erhält Rundreisekarten bei Thos. Cook & Son, s. S. 54.
Dampfer: Österreichischer Lloyd, Agentur: W. Denso (Telegrammadr.: »Lloydiano-Bombay«, Church Gate Street 50; nach Triest jeden Monat zweimal (Mai bis August nur einmal) in 16 Tagen; ferner nach Colombo, Penang, Singapore, Hongkong und Schanghai monatl.—Messageries Maritimes, alle 4 Wochen nach Marseille, Agentur: Hornby Road, Albert Buildings; beide Gesellschaften haben gemeinschaftliche Rückfahrkarten (S. 9).

[S. 54]

Peninsular & Oriental S. N. Co. (P. & O.), Agentur: 3 Rampart Row; jeden So. nach Brindisi und London, 14tägig nach Colombo, China, Japan und Australien; ähnlich Ellerman Line und Anchor Line.—Società Nazionale di Servizi Marittimi, Agentur Hornby Road 59, nach Neapel und Genua.—British India S. N. Co., Agentur: Mackinnon, Mackenzie & Co., Ballard Road; wöchentl. nach indischen Küstenhäfen, Calcutta, Karachi, dem Persischen Golf, Birma und der Ostküste von Afrika.—Deutsche Ostafrika-Linie (Hamburg), Agentur A. Strandes, 14tägig nach Ostafrika (Daressalam etc.).—Fahrpläne geben die Tageszeitungen.
Bankgeschäfte: Hongkong and Shanghai Banking Corporation Ltd., Church Gate Street 40;—Chartered Bank of India Australia & China Ltd., Elphinstone Circle, gegenüber Telegraphenamt. —National Bank of India Ltd. (Korr. der Deutschen Bank und der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig), Rampart Row;—Mercantile Bank of India, Esplanade Road; alle Korr. der Berl. Disconto-Gesellschaft.
Sprache. Englisch wird in allen Hotels, auch in den meisten Rasthäusern (Dâk Bungalows) gesprochen. Von den vielen neuindischen Sprachen, die in den verschiedenen Gebieten Vorderindiens gesprochen werden, ist das Hindostani oder Urdu die verbreitetste; es ist ein Hindudialekt mit vielen persischen und arabischen Beimischungen, auch einigen malaiischen, portugiesischen und englischen Wörtern. Grammatik und Wörterbuch von Forbes (London 1855 und 1846) gelten noch jetzt als beste Sprachführer. Zum Gebrauch für Reisende genügt aber der »Hindustani Manual for Beginners« (Times of India-Press, Bombay), der viele Wörter und Sätze enthält; ferner: »Marlborough's Hindustani Self Taught« (2 Rup. 4 annas); »How to speak Hindustani in a Month« (1 Rup.).—Betreffs der Aussprache englisch geschriebener geographischer Namen sei bemerkt, daß u im allgemeinen wie a gesprochen wird: Kalkatta (geschrieben Calcutta), Dschamna (geschrieben Jumna), Lackno (geschrieben Lucknow) etc.
Reisebureaus, Agenten. Norddeutscher Lloyd: Thos. Cook & Son.—Hamburg-Amerika Linie, Volkart Brothers. —Thos. Cook & Son (B4), Esplanade Road 13 (Lesezimmer); geben »Cooks India. Information for Travellers landing at Bombay and Calcutta« mit Angaben über Reisewege und Fahrpreise heraus, ein sehr nützliches Heft. Fahrkarten sind oft für die Bahn billiger und schneller in Cooks Office zu haben als auf den Bahnhöfen. Cook gibt auch Hotelcoupons, für ganz Indien gültig, aus, seine Fahrkarten können getauscht oder zurückgegeben werden. Es empfiehlt sich, Briefe aus der Heimat an Cook schicken zu lassen, der sie dem Reisenden nach Verabredung nachschickt (Deutsch wird aber im Bureau nicht gesprochen!).—Reiseagenten, die Reise-und Geldgeschäfte, auch eingeborne Diener besorgen, Briefe nachsenden etc., sind: Latham & Co. (empfohlen), Apollo Street; King King & Co., Standard Buildings, Hornby Row; Grindlay, Groom & Co., Hornby Road. (Vorsicht ist bei Agenten geboten!)
Konsulate: Deutsches Reich (B5), Konsul Dr. Heyer.—Österreich-Ungarn (B5), Konsul Graf Thurn.
Polizei (Police Courts; C3) gegenüber dem Victoria-Bahnhof. Polizeiwache neben Apollo Hotel. Polizeipräsidium gegenüber Crawford Market.
Bäder in allen Gasthöfen. Seewasserbäder zum Schwimmen in Back Bay (B5) und Breach Candy (im NW.); Badezeit im Hotel erfragen
Ärzte: Dr. Alphons Mayr (Deutscher), Konsulatsarzt, Roosevelt House, Apollo Reclamation (gegenüber Taj Mahal Hotel), zu empfehlen.—Zahnärzte: Dr. Barr, Mayo Road; Dr. Davison, Landsdowne Road.
Apotheken: Thompson & Taylor, Esplanade Road; Kemp & Co., Elphinstone Circle (C4), Sassoon House und im Taj Mahal Hotel.
Buchhandlungen: Taraporevala, Meadow Street; Thacker & Co.; Esplanade Road (B4);—Combridge & Co., Esplanade Road.—Presse: The Times of India; The Bombay Gazette; Advocate of India (Abendblatt).

[S. 55]

Photographien: Metzker (Deutscher, gelobt), Hornby Road, Whiteways Building.—Bourne & Shepherd, Esplanade Road 18, liefern Films und Platten jeder Art;—Clifton & Co. (Mitbesitzer: Schultz), Meadow Street, sprechen Deutsch.
Geschäftsadressen. Indische Kuriositäten: Tarachund, Meadow Street;—Ramswamy, ebenda;— Hurjimuli und in den Läden in der Kalbadevi Road und deren Nebenstraßen. —Reiseausrüstung: Army & Navy Stores; Badham & Pile; Asquith & Co.; Whiteway, Laidlaw & Co.; Hoar & Co.; sämtlich Esplanade Road.
Vergnügungen, Theater (nur zeitweise): Royal Opera House, Queens Road; Gaiety Theatre und Novelty Theatre (BC 3), nahe Victoria-Bahnhof. —Native Theatre (A1), Grant Road.— Öffentliche Musik an bestimmten Tagen im Yacht Club und am »Bandstand« (Musiktempel); Sa. in Byculla, Victoria Gardens; ebenda Botanischer und Zoologischer Garten und Museum.
Klubs, Vereine: Deutscher Klub, Kennedy Sea Face.—Byculla Club, Bellasis Road, Byculla, mit Schlafgelegenheit. Bombay Club, 26 Esplanade.—Yacht Club, Apollo Bandar (C5).—Bombay Gymkhana and Golf Club, Esplanade Road.—Ladies' Gymkhana, The Ridge, Malabar Hill, abds. sehr besucht.
Zeiteinteilung. 1. Tag Vm.: Wagenfahrt Fort, Europäerstadt und Native Town (Eingebornenstadt), bequem in 4-5 St. zu durchfahren; Nm. 2 Uhr: Mit Cooks Dampfer (s. S. 61) nach Elephanta, zurück 7 Uhr;—2. Tag Vm.: Wagenfahrt nach Malabar Hill zu den Türmen des Schweigens (71/2-9) mit Eintrittskarte vom Hotelportier; Nm.: Native Town-Basar »shopping« und Wagenfahrt nach Victoria Gardens und Museum. Abendspaziergang zum Studium des Volkslebens gegen 6 Uhr;—3. und 4. Tag: Ausflug nach Ellora (S. 61);—5. Tag früh: Autofahrt nach Mahim und Vehar Lake. Weitere Ausflüge s. S. 62.
Geschichtliches. Bombay wurde 1530 vom Sultan Balladur, dem König von Gujarat, an die Portugiesen abgetreten, die dort eine befestigte Handelsfaktorei einrichteten. Bei der Heirat Karls II. von England mit der portugiesischen Infantin Katharina ging Bombay als Mitgift an die englische Krone über, wurde aber schon 1668 der Ostindischen Kompanie gegen einen Pachtschilling von 10 £ jährlich übergeben. Diese Kompanie verstand die günstige Lage des Platzes zu würdigen und auszunutzen; schon 1686 wurde der Sitz der westlichen indischen Statthalterei aus Surate nach Bombay verlegt, gleichzeitig Postamt und Münze errichtet. Durch geschickte Maßregeln, Zoll-und Religionsfreiheit für die Ansiedler, Ausbau des Hafens entwickelte sich der Platz und übertraf schließlich den alten Handelsplatz Surate bedeutend. Im 19. Jahrh. bewirkte die Steigerung der Baumwollausfuhr infolge des nordamerikanischen Sezessionskrieges schnelles Aufblühen Bombays. Seit Eröffnung des Suezkanals ist Bombay die zweite Handelsstadt Indiens geworden, hat aber seit 1896 durch Mißernten und Pest gelitten.
Das Klima von Bombay ist in der Trockenzeit nicht so heiß wie in andern indischen Plätzen. Der SW.-Monsun (Regenzeit) setzt etwa in der zweiten Juniwoche ein, der Regen dauert regelmäßig bis Ende September. Mai und Oktober sind die heißesten Monate, aber auch dann wird die Hitze durch kühle Seebrise gemildert, anderseits macht sie sich infolge der großen Luftfeuchtigkeit und der geringen nächtlichen Abkühlung oft fühlbarer als im Innern des Landes. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26,3° C, zwischen 23,6° im Januar und 29,2° im Mai. Die mittlere jährliche Regenmenge beträgt 1880 mm, wovon 1800 mm allein in der Zeit von Juni bis Ende September fallen.

Bombay, nach der Göttin Mumba benannt, wichtigster Seehafen der indischen Westküste und Hauptstadt der gleichnamigen Präsidentschaft des britisch-indischen Kaiserreichs, unter 18° 55' nördl. Br., liegt auf der 55 qkm großen Insel Bombay, die durch einen schmalen Sund von den Inseln Salsette und Trombay getrennt ist; von Bombay führen zwei Eisenbahnbrücken und eine Straßenbrücke (Sion Causeway) über diesen Sund. Der Ghodbandar-Fluß trennt [S. 56] die Salsette-Insel vom Festlande. Die Südküste der Bombay-Insel ist tief eingebuchtet; die malerische, aber seichte Back Bay, mit gefährlichen Riffen, begrenzt die eigentliche Stadt Bombay nach W.; Malabar Hill, der SW.-Zipfel der Insel Bombay, schließt die Back Bay nach NW. ab. An der Ostseite der Stadt liegt die Reede mit Ankerplätzen für die größten Schiffe, mit Hafenanlagen, Werften und Trockendocks. Am Apollo Bandar (C5) ist das neue Europäerviertel; dort liegt der Yacht Club. Die Hauptgeschäftsstraße, Esplanade Road (B3, 4), trennt das (östliche) Geschäftsviertel, The Fort (BC3, 4) genannt, von den öffentlichen Gebäuden an der Westseite. Nördl. vom Victoria-Bahnhof (Terminus; C3) dehnt sich bis zu den Fabrikvorstädten Mazagon und Byculla, die dichtbevölkerte Eingebornenstadt (Native Town A-C1), aus. Nördl. davon liegt der Vorort Parel.—Der gesündeste und malerischste Vorort liegt auf Malabar Hill; dort ist das Villenviertel der Europäer und wohlhabender Eingeborner, in dessen Mitte die Türme des Schweigens (S. 60) liegen. Nahe der Südspitze von Malabar Hill, auf Malabar Point, steht das Haus des Statthalters (Government House) neben dem heiligen Hindutempel von Walkeshwar (S. 60).—Küstenbefestigungswerke liegen auf Elefanta, auf Oyster Rock östl. von Colaba, auf Middle Ground Shoal, auf Cross Island und auf Colaba Point; ferner im W. der Stadt bei Mahalakschmi und auf Malabar Point (man hüte sich, in der Nähe der Festungswerke zu photographieren). Nö. von Malabar Hill, auf Camballa Hill und an dessen Seeseite, Breach Candy, liegen ebenfalls Villen.

Bombay hatte 1911: 972930 Einw. (davon 20000 Europäer, 50000 Parsen, 2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner). Die Industrie umfaßt Baumwollfabriken, Kunstgewerbe, Holzschnitzereien. Bombay ist Ausfuhrhafen für die Präsidentschaft Bombay und für das westliche Dekhan; die Ausfuhr umfaßt Baumwolle, Getreide (besonders Weizen) und Hülsenfrüchte, Ölsamen, Opium, Schafwolle, Häute und Felle; die Einfuhr Baumwollwaren, Wollen-und Seidenstoffe, Metallwaren, Glas, Porzellan, Leder, Zucker, rohe Seide, Tee u. a. Im Jahre 1909 liefen 897 Schiffe von 1963000 Registertonnen in den Hafen von Bombay ein.

Rundfahrt (zu Fuß gehen ist für den Europäer gegen die Sitte und wegen der Sonnenhitze gesundheitschädlich, man benutze die billigen Droschken; nur Abendspaziergänge sind üblich und nicht nachteilig). Vor Colaba Point, der Südspitze der Halbinsel, auf der die Stadt Bombay erbaut ist, sieht man auf einem Riff den Prongs-Leuchtturm, der nachts ein weißes Blinkfeuer zeigt, das wichtigste Hafenfeuer für die Einsteuerung in den Hafen bei Nacht. Auf der äußersten Landspitze liegt der alte englische Kirchhof und nördl. von ihm ein Irrenhaus (Lunatic Asylum). Neben einem alten Leuchtturm steht östl. vom Kirchhofe das magnetische, astronomische und meteorologische Observatorium. Folgt man der Hauptstraße Colaba Road nördl., so sieht man an beiden Seiten die Kasernen (Barracks) der europäischen Besatzungstruppen mit Familienwohnhäusern, Gärten und Schießplätzen; r. liegt eine Landungsbrücke (Pilots Bandar) für Lotsenboote sowie der Schuppen für das Rettungsboot. [S. 57] Dicht l. an der Straße folgt dann die hübsche St. John's-Kirche (»Afghan Memorial Church of John the Evangelist«), zum Andenken an den Feldzug in Afghanistan (1838-43) erbaut; der Kirchturm ist zum Teil vom Parsen Cowasjee Jehangir 1864 gestiftet. Eine andre Stiftung der sehr wohltätigen und liberalen Parsen ist das Parsi-Sanatorium l. am schmalsten Teile der Colaba Road, dicht an der Back Bay, mit Palmen umgeben. An dieser Stelle wird die Halbinsel plötzlich breiter; l. breitet sich das neue Villenviertel Colaba Reclamation dicht am Meere aus, das durch die Brücke Wodehouse Bridge mit Queens Road verbunden ist; r. von der Straße liegt das Sassoon Dock, das älteste künstliche Hafenbecken, jetzt fast nur zum Landen von Truppen benutzt. Daneben liegen Baumwollager, in denen die Baumwolle, zur Verschiffung in feste Ballen mit hydraulischen Pressen (bis zu 800 Ton. Druck auf jeden Ballen) zugerichtet, aufgestapelt liegt. Ein Baumwollballen hat über 100 Rup. (etwa 150 M.) Wert. Andre Fabriken und Warenlager liegen in der Nähe des Colaba-Bahnhofs, dessen Gleise bis zum Hafen führen. Colaba Station (B5) ist Endpunkt der Bombay, Baroda & Central Indian Railway (S. 53).—Nördl. von diesem Bahnhof heißt die Hauptstraße Colaba Causeway; sie führt am Schuppen der Straßenbahn vorbei, wo der sehenswerte Baumwollmarkt (jährlich über 4 Mill. Zentner) abgehalten wird. L. am Nordende des Colaba Causeway stehen das Apollo Hotel (Pl. c) und das Majestic Hotel an einem großen freien Platz mit dem neuen Museum und den Standbildern des Königs Eduard VII. (Pl. 13) und des Königs Georg IV. Unweit davon in Wodehouse Road die römisch-katholische Kathedrale und der Wohnsitz des (deutschen) Erzbischofs Dr. Juergens, S.J.—R. das Royal Alfred Sailor's Home (BC5), Seemannsheim mit Schlafstätten, und einige noch freie Bauplätze, daran schließt sich die Marinewerft (Dockyard, C5), 1767 vom Parsen Lowji Naushir begründet; hier wurden von parsischen Schiffbaumeistern und Zimmerleuten viele vorzügliche große Segellinienschiffe aus Teakholz erbaut; jetzt enthält die Werft 6 Docks und mehrere Schiffbauhelgen.— Eine Seitenstraße führt vom Seemannsheim sö. nach dem Apollo Bandar (C5), Bootsanlegeplatz mit Flutmesserhäuschen, vor dem das Haus des Jachtklubs (C 5) mit Signalmast steht und vor dessen Strand nur Jachten ankern dürfen; an zwei Abenden der Woche versammelt sich dort bei Musik die »Gesellschaft« Bombays.—Vom Seemannsheim führt der Weg um den vorerwähnten Platz zur Rampart Row, an deren SO.-Ende, Ecke der Marine Street, die 1818 erbaute schottische St. Andrew's Kirk (C4) steht. Daneben der ehemalige Eiskeller aus der Zeit, als das Eis noch in Segelschiffen von Nordamerika nach Indien gebracht wurde. Gegenüber der Rampart Row liegt Sassoon's Mechanic's Institute (Pl. 14, B4), eine Gewerbeschule mit guter Bibliothek (auch für Fremde benutzbar), neben Watson's Hotel. Dicht dabei steht Elphinstone College (B4) zur höheren Bildung Eingeborner, nach dem berühmten Gouverneur Sir Mountstuart Elphinstone benannt und hauptsächlich von dem Parsen Sir Cowasjee Jehangir Readymoney gestiftet, mit Freistellen für begabte unbemittelte Schüler. Die Rundfahrt führt um das Südende [S. 58] des Institute of Science in die Mayo Road, wo der erste Prachtbau r. in venezianisch-gotischem Stil das Presidential Secretariat (B 4) ist, der Regierungspalast des Governor und der Members of Council, zugleich die Amtsräume der Finanz-und Rechtsverwaltung. Sw. davon liegt am Strande der Back Bay die Schwimmanstalt (B 5) und die Station für drahtlose Telegraphie; auf dem Platz in der Nähe ist eine Halle für die Musikkapelle, die hier abends spielt. Dahinter einige Sportklubs: Commercial Gymkhana, Princess Victoria Gymkhana, Japanese Club.—Der nächste Prachtbau neben dem Regierungspalast ist die Universität (University Hall, B 4), auch von Sir Cowasjee Jehangir gestiftet; ihr prächtiger Glockenturm (oben hübsche Rundsicht über Bombay) ist gestiftet vom Parsen Premchand Raichand und zum Andenken an dessen Mutter Rajabai Tower genannt; die Halle neben dem Turm enthält die Universitätsbibliothek. Diese »Universität« ist nur eine Prüfungsanstalt; Vorlesungen werden nicht gehalten; in den hübschen Gartenanlagen zwischen ihr und Esplanade Road sollen große Prüfungshallen erbaut werden.—Der nächste Prachtbau, in englischer Frühgotik, ist der High Court of Justice (höchster Gerichtshof, Pl. 6); hinter ihm liegt an der Esplanade Road der Bombayklub (S. 55). Der nächste Bau in Mayo Road ist das Public Works Secretariat (Pl. 7), Regierungsamt für öffentliche Arbeiten (in der Nähe Standbilder von Sir Rich. Temple [Pl. 5] und Lord Reay [Pl. 4]), dessen Vorderseite nach der Querstraße Church Gate Street zeigt, an deren Westende dicht am Strande Church Gate Station, Verwaltungsgebäude und Bahnhof der B. B. & C. I.-Bahn, B 4) liegt. Folgt man nördl. der Mayo Road, so passiert man r. das alte Postamt (Post Office, B 4) mit drei weiten Hallen in venezianisch-gotischem Stil (Hauptamt östl. vom Victoria-Bahnhof kürzlich fertiggestellt), dann folgt das modern-gotische Telegraphenamt (Telegraph Office), vor dessen Nordende ein gutes Marmorstandbild der Königin Victoria (B 3/4) von Noble steht, gestiftet von dem indischen Fürsten Khande Rao Gaekwar.—Nun fahre man die Esplanade Road südl. zurück bis zur Floral-Fontäne (Pl. 8), dann l. in die Church Gate Street bis zu dem Platz Elphinstone Circle (C 4) mit Gartenanlagen, vor der Town Hall (C 4), die große Versammlungsräume enthält, darunter einen für die wissenschaftliche Bombay Asiatic Society, mit großer, 10-5 Uhr auch für Fremde (mit Empfehlungen) geöffneter Bibliothek und Museum mit Gemälden und Standbildern verschiedener Governors. Die Anthropological Society und Bombay Geographical Society sind mit der Bombay Asiatic Society verbunden. Auch Konzerte finden in der Town Hall statt.— Gegenüber der Town Hall liegt die Kathedrale, Cathedral of St. Thomas (Pl. 9, C 4), erbaut 1718; im Schiff historische Gedenksteine: für den Governor Duncan; für Kapitän Hardinge, der 1808 in einem siegreichen Seegefecht fiel; für Oberst Campbell, der die Festung Mangalur monatelang gegen Tippu Sahibs Übermacht hielt; für den Admiral Sir Frederic Maitland, der Napoleon I. auf dem Bellerophon nach St. Helena brachte, u. a.—Nahebei in der Apollo Street Nr. 6 das kleine Museum der Natural History Society. Südl. neben der Town Hall das Zollamt (C 4), wohl das älteste Gebäude [S. 59] Bombays, das 1665 noch portugiesische Kaserne war. Dicht nördl. von der Town Hall die Münze (The Mint, C4); daneben an der Ballard Road ist das Hafenamt (Port Trust, C4) mit Signalmast und vor diesem die alte Landungsbrücke (Ballard Pier, C4); dort werden Sturmsignale und andre Hafensignale gegeben, die am Centre Dock-Signalmast am Victoria Dock wiederholt werden. Nördl. von Ballard Pier wird ein riesiges neues Hafenbecken, Alexandra Docks, ausgeschachtet.—Vor der Münze liegt ein rundes Süßwasserbecken, südl. davon die alte Zitadelle (The Castle, C4), von der nur noch die Seeseite erhalten ist; auf dem Uhrturm fällt täglich 2 Uhr indischer Einheitszeit (Indian Standard Time) der Zeitball zum Uhrvergleich für Schiffe und Stadt. Mit dem Castle verbunden ist ein Arsenal (C4), Zeughaus mit Waffensammlung. Nun zurück durch Church Gate Street zur Floral-Fontäne, dann nördl. in die Straße r., die Hornby Row, bis zum Rathaus (Municipal Buildings, BC3) mit 76 m hohem Turm. Daneben in Cruikshank Road das Polizeigericht (Police Court), dann das Kamahospital (Stiftung von Pestonji Hormusjee Kama, für Frauen und Kinder, von weiblichen Ärzten geleitet), weiter St. Xavier's College (Pl. 1, B3), eine vorzügliche Jesuitenschule; weiterhin folgen Elphinstone High School, eine Hochschule mit 28 Klassen für den Mittelstand der Eingebornen, wo unterrichtet wird in Englisch, Guzerati, Sanskrit, Latein und Parsisch; daneben St. Xavier's High School, von deutschen Patres geleitet, an der Carnac Road.—Weiter das Gokaldas Tejpal-Hospital (nach dem Stifter benannt), für Eingeborne bestimmt, das jährlich an 13000 Kranke behandelt. Das Eckhaus von Carnac und Hornby Road ist das Polizeipräsidium; ihm gegenüber an der Hornby Road liegt der Crawford Market (C2) mit Markthallen, in deren Mitte ein Brunnen, gestiftet von Sir Cowasjee Jehangir Readymoney; sehenswerte Verkaufsstände mit indischen Früchten, Blumen, Gemüsen und Fischen (den Bombay duck [gedörrter Fisch] ißt man zum Curry; sehr gut ist auch der Sargutali oder Pomfret). In derselben Straße folgen die School of Arts (C2), eine 1857 errichtete Kunst-und Kunstgewerbeschule, und daneben, gegenüber dem Victoria-Bahnhof, die Anjuman-i-Islam School (Pl. 3, C3), eine mohammedanische höhere Schule (eröffnet 1893). An der Ostseite der Hornby Road liegt *Victoria Terminus (C3), ein gotisch-indischer Prachtbau; er gibt ein Bild vom Reichtum der Stadt und ist einer der schönsten Bahnhöfe der Erde. Gegenüber vom Bahnhof liegt der Neubau des Hauptpostamts und weiterhin, östl. vom Bahnhof, an der Frere Road, liegt das auch für Reisende empfehlenswerte Krankenhaus St. George's General Hospital, begründet 1889. Rückfahrt über Esplanade Road zum Hotel.

Native Town (Black Town; A-C1), die Eingebornenstadt, dicht bevölkert, mit meist engen, oft krummen Gassen, beginnt nördl. vom Crawford Market; sehenswerte Basare, allerdings mit viel Trödel, aber mit interessantem Menschengetriebe an Indern (Hindus und Mohammedaner), Parsen, Afghanen, Arabern. Man achte auf die verschiedenen Kopfbedeckungen. Gelegenheit zur Teilnahme an parsischen Hochzeitsfesten oder hinduistischen Götterfesten (z. B. zu [S. 60] Ehren der Glücksspenderin Lakschmi) sollte man ausnutzen, um das Volk kennen zu lernen. Mitten im Eingebornenviertel liegt Pinjrapol (B1/2), ein Tierasyl (sehenswert, aber nichts für schwache Nerven), wo altes Rindvieh, Ziegen, Schafe, Esel, Büffel und Hunde das Gnadenbrot erhalten; als Weihgeschenke sind auch gesunde starke Tiere dort. Verschiedene Wasserbehälter mitten in der Stadt sind mit Tempeln umgeben.—Im nördlichen Teile der Native Town liegt das Grant Medical College (C1), eine medizinische Hochschule zur Ausbildung von Indern zu Ärzten; damit verbunden ist das große Sir Jamsetjee Jeejeebhoy Hospital (für Parsen getrennt, doch auch für Brahmanen und Mohammedaner), ein Hospital für Unheilbare mit Baracken für ansteckende Krankheiten.—An der Queen's Road, 10 Min. nördl. von Marine Lines Station, sind die Leichenverbrennungsstätten (A2, Hindu Burning Ground), längliche Höfe mit Warteräumen, in deren Mitte auf eisernen Gabelständern der Leichnam mit Holz umgeben wird (bei Reichen kostbare Hölzer!); Asche und Knochenreste werden nachher ins Meer geworfen.

Umgebung: 1) Malabar Hill (etwa 6 km von Colaba Station, zu erreichen mit Wagen vom Hotel aus, oder mit Bahn von Colaba bis Grant Road Station, wo man frühmorgens in der Bellasis Road die Araberställe und-pferde besichtige, die von Arabern nach Bombay zum Verkauf gebracht werden, dann mit Wagen) auf der Halbinsel an der Westseite der Back Bay; Fahrweg dahin sehr schön längs des Strandes. Auf der Südspitze der Halbinsel Malabar Point stehen die Villengebäude des Gouverneurs; in ihrer Nähe eine Batterie. Die Spazierfahrt längs der Westseite des Malabar-Hügels bis nach Breach Candy ist eine der schönsten von Bombay und abends von Wagen und Reitern viel besucht. Auf Malabar Hill ist das gesündeste und vornehmste Viertel mit Villen und Gärten. Dicht beim Gouvernements-Bungalow sind die malerischen Tempelanlagen von Walkeshwar, ein berühmtes Hinduheiligtum. Gibbs Road, die nördliche Fortsetzung der Ridge Road, führt nach dem Gipfel des Malabar Hill. Dort nordöstlich der Villenanlage die

*Türme des Schweigens (Towers of Silence), die Begräbnisstätte der Parsen, die größte Sehenswürdigkeit Bombays (Eintrittskarten zur Besichtigung [71/2-9, 21/2-41/2 Uhr] besorgt der Hotelportier). Der Eingang führt durch ein modernes eisernes Tor, eine steinerne Freitreppe hinauf in einen schönen Garten durch eine innere Mauer; von da nimmt ein Parsi-Priester die Führung. Bei dem steinernen Bethaus, in dem das ewige heilige Feuer brennt, hat man einen prächtigen Rundblick über ganz Bombay und die See. Der Führer zeigt ein Modell der Türme.

Es sind fünf Türme, die Hans Meyer wie folgt beschreibt: » ... sie können besser runde Terrassen genannt werden. Jeder hat nur einen Eingang, der durch einige Stufen von außen zugänglich ist. Nur den die Leiche begleitenden Trägern und Priestern ist der Zutritt zum Turm gestattet. Die innere Einrichtung ist sehr einfach. Der Turm ist in drei konzentrische Ringe geteilt, in deren jedem eine gewisse Anzahl von Mulden ausgehöhlt ist. In die Mulden des äußern Ringes werden die männlichen Leichen, in die des mittlern die weiblichen und in die des innersten die Kinderleichen gelegt. Nach dem Zentrum hin sind die Ringe etwas geneigt.


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Dort ist ein runder Schacht in das Mauerwerk eingelassen, in den das Regenwasser abfließt und der später die Gebeine aufnimmt.«Sobald eine Leiche in den Turm gelegt ist, fallen Scharen von Geiern über sie her und fressen in kaum einer Stunde alles Fleisch auf. Beim Ausbruch der Pest mußten mit großen Kosten mehr Geier herbeigeschafft werden. Die Knochen werden in den Schacht geworfen und zerfallen da. Das aus dem Schacht abfließende Regenwasser wird durch eine Kohlenschicht geleitet und desinfiziert, ehe es in See fließt. Der größte Turm hat etwa 7,6 m Höhe und 84 m Umfang.« —Diese Bestattungsweise der Parsi entspricht dem Gebote des Zendavesta, der Bibel der von Zoroaster gegründeten iranischen Nationalreligion, daß die Elemente nicht durch Berührung mit Verwesungsstoffen verunreinigt werden dürfen, und daß im Tode reich und arm sich begegnen müssen.

Auf demselben Bergrücken, der die Türme des Schweigens trägt, liegt der Sportplatz Ladies' Gymkhana, mit Tennis-und andern Spielplätzen, abends sehr besucht; Ehrenmitglieder werden zugelassen. —Nördl. von Malabar Hill liegt Camballa Hill (88 m), ebenfalls mit vielen hübschen Bungalows und Villen besetzt und nahe bei Grant Road Station. Man achte in den Gärten auf Schlangen!

2) Byculla (etwa 4 km mit Bahn von Victoria Stat.), an der Parel Road das Albert-und Victoria Museum, mit Standbild des Prinzgemahls, im Victoriapark (Victoria Gardens), einem schönen Botanischen Garten mit Tiergarten; zweimal wöchentl. Militärmusik. —In Parel (4 km nördl. von Byculla, an derselben Bahn) wird der alte Gouverneurspalast als Laboratorium für Pestuntersuchungen benutzt.
3) Elephanta (Fahrt von Apollo Bandar mit Cooks Dampfer in 11/2 St., 7 Rup. die Person, meist tägl. Nm. 2 Uhr ab Taj Mahal Hotel, Rückkehr 7 Uhr), eine kleine Felseninsel, 9,5 km östl. von Bombay, ist wegen ihres alten Hinduhöhlentempels sehenswert, der aus dem 8. Jahrh. stammt. Prächtige, aber meist heiße Fahrt durch den Hafen. Vom Landungsplatz vor der Ostseite der Insel führen bequeme Steinstufen zu dem Höhlentempel, der etwa 76 m über dem Meere liegt, 43 m breit und lang sowie 4 m hoch ist; er war durch 42 aus dem Felsen gehauene Säulen gestützt, die zum Teil zerstört sind. Gegenüber dem Haupteingang ein 6 m hohes Brustbild der Dreieinigkeit Brahmas, Wischnus und Schiwas; die vielverschnörkelten Riesenreliefs sind schwülstig und ohne künstlerischen Wert, aber die Technik des Baues ist zu bewundern. Giftschlangen sollen zahlreich auf Elephanta vorkommen. Der Hinduname für Elephanta ist Gharapuri (Felsen-oder Höhlenstadt). (Andre Höhlentempel findet man in Kanhari in der Mitte der Insel Salsette; in Montpezir, Bahnstation Borivli; in Jogeshivar, Bahnstation Goregaon.)
4) *Ellora (Elura), ein Ausflug auf 2-3 Tage, beschwerlich, aber sehr lohnend; mit Great Indian Peninsula-Bahn von Victoria Station in etwa 9 St. zu erreichen; Fahrpreis I. 14 Rup., II. 7 Rup.; Entfernung 212 M. Erlaubnis zur Benutzung der Rasthäuser (Rest houses) in Ellora erhält man auf Antrag vom Residenten in Hyderabad.—Die Fahrt zwischen Bombay und Igatpuri ist eine äußerst malerische Strecke und sollte bei Tage gemacht werden; man fahre mit Mittagszug bis Igatpuri dem Schnellzug, der abends fährt, voraus. Bei Riva verläßt die Bahn die Insel Bombay und führt über einen Damm (Sions Causeway) nach (10 M) Kurla mit früher berühmten Baumwollmühlen, dann an der Ostküste der Insel Salsette nach (21 M) Stat. Thana (Tanna; Rasthaus), einer sehr alten portugiesischen Niederlassung (1298 erwähnt schon Marco Polo den damals blühenden Handelshafen), die im 16. Jahrh. blühende Seidenindustrie hatte, jetzt von Katholiken bewohnt; viele portugiesische Nachkömmlinge. Die Bahn führt südl. von Thana über eine Brücke zum Festland und dann am l. Ufer des Usher-und Ulhasflusses nach der sehr alten Stadt (34 M) Stat. Kalyan (Bahnwirtschaft), wo r. die Madras-Bahnlinie (S. 96) abzweigt.


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Dann steigt die Bahn nö. hinan auf das Dekhan-Hochland durch den Bergpaß Thal (Thull) Ghat; bei (75 M) Stat. Kasara beginnt der Aufstieg mit Berglokomotive, Steigung von 320 m auf 91/2 M; er endet bei (85 M) Stat. Igatpuri, Sommerluftkurort für Bombay, mit Bungalows für die Bahnbeamten. Man befindet sich hier schon an der Wasserscheide der Halbinsel, die sich von hier an langsam ostwärts nach dem Golfe von Bengalen senkt. Im September ist der Pflanzenwuchs hier sehr schön.—Dann ebene Strecke mit niedrigen Bergen bis—(117 M) Stat. Nasik (580 m); die hochheilige alte Hindustadt am Oberlauf des Godavery, des 1800 km (Rhein 1300 km) langen Hauptflusses des Dekhan (mit 35000 Einw., darunter 1300 Brahmanenpriester), liegt 10 km nw. vom Bahnhof (Straßenbahn dahin; Dâk Bungalow; Tongas zu mieten); sie hat viele sehenswerte Tempel, darunter der Kapáleshwar, der Sundar Narayan, Rama's Kund; die Missionsschule Sharanpur; die Lena-Höhlentempel in einem Hügel 5 M sw. von Nasik.—Dann folgt (162 M) Stat. Manmad (Manmar; Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow), Kreuzungspunkt, wo man in den Zug nach Aurangabad umsteigt; man fährt aber nur bis (212 M) Stat. Daulatabad, wo man auf dem Bahnhof speisen kann; man bestelle von Bombay aus vorher beim Stationsvorsteher telegraphisch einen Wagen (Tonga), Preis 12 Rup. Von Daulatabad 16 km Wagenfahrt nach
Ellora (Rasthaus, für jedermann zugänglich, Verpflegung ist mitzubringen). Die berühmten Höhlentempel von Ellora besuchte schon 1306 Aladdin; sie sind in einen halbkreisförmigen, 2,5 km langen Abhang aus dem Fels herausgearbeitet. Am Südende liegen die ältesten buddhistischen Tempel, dann folgen brahmanische, zum Schluß Dschaintempel. Am prächtigsten ist der dravidische Tempel Kailasa, aus dem 8. Jahrh.; er ist von einem 45 m breiten und 84 m tiefen Hof umgeben, der innen 32 m hoch ist. Vor dem Hof ist ein steinerner Vorhang mit Riesengestalten Schiwas und Wischnus geschmückt, mit kleinem Eingang in der Mitte. Im Hofe steht der Tempel, aus einem einzigen Felsen gehauen, umgeben von riesigen Steinbildern von Elefanten, Löwen und Greifen.—16 Höhlentempel liegen südl. vom Kailasa und fast ebenso viele nördl. Unter den buddhistischen sind wichtig: der Dherwara (der älteste), der Vichwakarma, der Don Tal (mit 2 Stockwerken), der Tin Tal (mit 3 Stockwerken). Eine der schönsten Hindutempelhöhlen ist der Dumar Lena (46 m lang und breit). Von diesen Tempeln führt ein Fußsteig (1,5 km) nach den Dschaintempelhöhlen Jagannath und Indra Sabhas. Hand Wer Ellora gesehen hat, braucht weiter keine Höhlentempel zu besuchen!
Etwa 1 km vom Ellora-Rasthaus liegt das besuchenswerte, mit Ringmauer umgebene Städtchen Roza oder Khuldabad (2200 Einw.), 600 m ü. M., Hauptwallfahrtsort für die südindischen Mohammedaner; neben der großen Moschee das unscheinbare Grab Aurangzebs, des letzten bedeutenden Großmoguls (gest. 1707), sowie die Gräber Husan Shahs, des letzten Königs von Golkonda, und Asaf Shahs, des Begründers der jetzigen Dynastie von Hyderabad. Auf dem Hin-oder Rückweg von Ellora fahre man bis zur Bergfeste Daulatabad, um den höchsten Punkt der bis 180 m aus der Hochebene aufragenden Basaltfelsen der uralten Zitadelle zu besteigen (Erlaubnis erteilt der Stationsvorsteher von Daulatabad). Dann folge man der Hauptstraße nach (25 km von Ellora) Aurangabad (Dâk Bungalow, gut, doch klein; 38000 Einw.), 1610 gegründet, Kaiser Aurangzebs bevorzugte Residenz, jetzt betriebsame Handelsstadt, im Dekhan mit prächtigem Mausoleum der Lieblingsgattin Rabi'a Durrani des Kaisers Aurangzeb (Nachahmung des Taj Mahal in Agra). Außerdem sehenswert der Pan Chakki, ein Schrein, die große Moschee und viele holzgeschnitzte Häuserfronten.
5) Mahim und Vehar Lake, Ausflug von Bombay mit Auto, Vm. über Queen's Road, dann quer durch die Insel Bombay und den sehr schönen *Palmenwald von Mahim in ihrer Mitte, der den Reisenden den ersten großen Eindruck der Tropenflora gibt; am Wege prachtvolle hängende Gärten. Das Dorf Mahim liegt malerisch am Nordweststrande der Insel; dort ist ein 1859 begründetes schottisches Waisenhaus (Scottish Orphanage).


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Mahim ist auch Station der B. B. & C. I.-Eisenbahn (14 km von Bombay). Die Landstraße führt dann über den Sion Causeway, einen Damm, auf die Insel Salsette, wo etwa 27 km von Bombay der künstlich aufgestaute See Vehar Lake mit dem großen Wasserwerk der Stadt Bombay; der Weg führt durch dichte Dschungeln, die früher reich an Tigern waren; jetzt sind diese »man eaters« (Menschenfresser) dort seltener. Auch andres Wild ist frühmorgens dort zu treffen; der See ist sehr fischreich. 3 km nördl. liegt der Stausee Tuki Lake und nochmals 3 km weiter die 109 Höhlentempel von Kanhari (weniger sehenswert als die von Ellora, S. 62).
Andre Ausflüge (bei längerm Aufenthalt sehr zu empfehlen!) nach *Bassein (S. 64), *Matheram (S. 96), Khandalah und Karli, Poona und *Mahabaleshwar (S. 97).

3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta.

Vgl. die Karten bei S. 96 und 64.

Eisenbahn von Bombay nach Calcutta. 1) Bengal-Nagpur Railway, die kürzeste Verbindung durch die südl. Zentralprovinzen, 1221 M (1965 km), sogen. Calcutta-Mail (Schnellzug) über Bhusawal, Nagpur in 413/4 St., Fahrpreise: I. Kl. 91 Rup. 1 anna, II. 45 Rup. 9 annas; Rückfahrkarten I. Kl. 171 Rup. 8 annas, II. Kl. 80 Rup. 8 annas, III. Kl. 15 Rup. 10 annas. Abfahrt von Bombay, Victoria Terminus Stat. mittags, Ankunft Calcutta (Howrah) Vm.

2) Great Indian Peninsular Railway und East India Railway, 1400 M (2253 km), sogen. Midland Route durch die nördl. Zentralprovinzen über Nasik, Jubbulpore, Allahabad in 421/4 St.; Fahrpreise: I. Kl. 99 Rup. 1 anna; II. Kl. 45 Rup. 14 annas; III. 16 Rup. 6 annas (für Diener). Auf dieser Strecke läuft wöchentlich ein Sonderzug (Special Train) mit Speisewagen nach Ankunft des P. & O.-Dampfers in Bombay in 40 St., Fahrpreis 6 £ 12 sh, mit nur 32 Plätzen, daher Anmeldung vor Ankunft in Aden nötig.

3) Bombay, Baroda and Central Indian Railway und East Indian Railway durch Radjputana und Hindustan über Jaipur, Delhi, Lahore, Agra, Allahabad, Benares; die Radjputana-Route kombiniert mit der East India-Route. Es ist der beste Reiseweg für Weltreisende, zugleich die bestgeleitete Bahnlinie Indiens; wo die Unterkunft in den auf dieser Strecke gelegenen sehenswerten Städten zu mangelhaft ist, findet man im Stationsgebäude gute Verpflegung und bequeme Schlafräume (zuweilen etwas lärmend) mit Bädern.

Von Bombay nach Delhi.

Vgl. die Karten bei S. 96 und 64.

Eisenbahn: Linie 3) (s. oben). Abfahrt von Bombay von Colaba Station (am besten, um guten Platz zu bekommen, l. sitzen!). Schnellzug bis (849 M, 1367 km) Delhi mit Bombay Baroda & Central Indian-Bahn in 35 St. für I. Kl. etwa 62 Rup. 7 annas, II. Kl. 31 Rup. 4 annas, Diener 8 Rup.
Der Reisende gelangt auf dieser Linie aus dem regenreichen, von üppiger Tropenvegetation bedeckten Westküstengebiet des Dekhans, das den Regen bringenden Südwestmonsun aus erster Hand erhält, in immer trockenere Zonen; dementsprechend ändert sich auch die Vegetation, die in Radjputana schon mehr Ähnlichkeit mit der des trockenen Vorderasien hat, als mit der tropischen des südl. und östl. Vorderindien. Die Temperaturverhältnisse ändern sich im Sommer zwischen Bombay und Delhi nicht so sehr, als man es nach der etwa 10 Breitengrade betragenden Entfernung erwarten sollte; dagegen ist der Winter in Bombay ganz bedeutend wärmer als in Agra und Delhi (Januartemperatur in Bombay 23,6°, in Agra 15,6°).Die täglichen Temperaturschwankungen, die für das körperliche Befinden des Menschen besonders wichtig sind, sind in Nordwestindien viel größer als in dem beständig feucht-warmen Bombay.

Ostindien, nördl. Teil. Ostindien, nördl. Teil.

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Die Bahn geht von Bombay nördl. längs der Back Bay mit Blick auf Malabar Hill und die Türme des Schweigens, durchläuft die flache Insel Bombay, Dörfer mit Kokospalmen, und kreuzt bei (10 M) Mahim das seichte Meer zwischen den Inseln Bombay und Salsette auf einem Damm (von hier ab vgl. die Karte S. 96). Jenseit des Dammes (11 M) Bandra mit alten portugiesischen Kapellen, beliebtes Seebad mit frischerem Seeklima; ein Ritt längs der Westküste der Insel von Bombay nach Bandra ist sehr lohnend zum Kennenlernen tropischer Natur (s. S. 42).—Die Bahn führt nun nahe längs der Westküste der Insel Salsette nach (18 M) Goregaon, dicht am Meer; etwa 2 km nö. vom Bahnhof liegen die Tempelhöhlen von Jogeshwar aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrh.—(22 M) Borivli. Von der Stat. Borivli in 1 St. (mit Tonga) über waldige Hügel nach den interessanten Höhlen von Kanhari, 109 in Felsen gemeißelte buddhistische Mönchszellen (jetzt verlassen).—Bei (23 M) Bhayndar (Ghorbandar) überschreitet die Bahn auf 2 M langer Brücke den Basseïn Creek, einen Meeresarm, der die Insel Salsette vom Festlande trennt; jenseits liegt (29 M) Stat. Basseïn Road (Dâk Bungalow).

Von Basseïn Road mit Tonga (stets bereit) auf Landstraße südwestl. nach (8 km) *Basseïn (Dâk Bungalow, Frühstückskorb mitnehmen, Unterkunft beim Stationsvorstand schriftlich vorausbestellen!), als starke Seefestung 1532 von den Portugiesen angelegt, 1674 von arabischen Piraten geplündert, 1739 von den Mahratten, 1744 und 1780 von den Engländern erobert, den Mahratten aber zurückgegeben, wurde erst 1817 englisch. Das Rasthaus nahe den Ruinen hat Tische und Stühle. Man fährt durch das mächtige Seetor (aus Teakholz, gut erhalten) in das Fort; der Hauptweg führt zur Kathedrale Matriz St. Joseph mit gut erhaltenem Turm. Mitten im Fort liegt die Zitadelle, in ihr die älteste Kirche Indiens, Nossa Senhora da Vida, mit sehenswertem Kanzeldach. Im W. Hindutempel und Tank. Zwischen Tank und Municipal Road liegen Kirche und Hospital Misericordia, letzteres mit herrlichen Klosterhallen; die Kirchenfront ist das schönste Architekturstück Basseïns. Im Kloster pflegte der heilige Francis Xavier während seiner Besuche 1544 und 1548 auszuruhen. Auch das Landtor Porto da Terra ist sehenswert. (Der Besuch der Ruinen Basseïns wird von Kennern sehr empfohlen!)

Die Bahn berührt unbedeutende Stationen. Von (108 M) Stat. Daman Road (Dâk Bungalow) führt eine Landstraße westl. nach (7 M) Daman, einer 1531 begründeten, noch jetzt portugiesischen Niederlassung, die zu Goa gehört; kleine befestigte Seehandelsstadt an einem Flusse mit seichter Barre und schlechtem Ankerplatz für Schiffe.—Weiter nach (115 M) Stat. Udvada mit dem ältesten parsischen Feuertempel in Indien, dessen Feuer aus Persien vor einem Jahrtausend (700 n. Chr.) mitgebracht wurde und seitdem brennt. Es folgt die kleine Stadt (149 M) Navsari, Erziehungsort für parsische Priester.—(167 M) Stat. Surat (Dâk Bungalow), Stadt mit 114116 Einw., früher als Hauptort der englischen Handelskompanie im 18. Jahrh. mit über 3/4 Mill. Einw.; viele Moscheen, Hindu-und Parsitempel, große Basare (Intarsien, Sandelholzschnitzereien), Tierspital; Baumwoll-und Seidenspinnereien; da der Hafen von Surat, Siwalli, an der Tapti-Mündung eine schlechte Reede und versandete [S. 65] Barre hat, hat Surat seine Bedeutung als Seehandelsplatz längst verloren.—2 M weiter überschreitet die Bahn auf langer Brücke den Tapti.—Vor (204 M) Stat. Broach (von hier ab vgl. die Karte bei S. 64) führt die Bahn auf einer schönen Brücke über den Nerbudda (spr. narbadda), den 1280 km langen Hauptfluß der Zentralprovinzen, der den Hindus nicht viel weniger heilig ist als der Ganges. Im Spätsommer, gegen Ende der Regenzeit, ist er mächtig angeschwollen. Die kleine Stadt Broach ist sehr alt, hat auch fünf »Türme des Schweigens«. 16 km östl. liegt der Hindu-Pilgerort Shukaltirth.— (248 M) Stat. Baroda (gute Bahnwirtschaft mit Schlafgelegenheit), Stadt mit 99376 Einw., am Flüßchen Wiswamitri, Hauptstadt des gleichnamigen Gaekwar-(Kuhhirt-)Staates, mit starker englischer Besatzung, deren Kasernen durch einen hübschen Park von der Eingebornenstadt getrennt sind. In dem alten Nazar Bagh-Palast liegen viele Juwelen, auch zwei Feldgeschütze, deren Rohre aus massivem Gold, die Lafetten aus Silber sind. Weiße Stiere als Geschützbespannung werden nahebei gehalten.—Nw. von Baroda durchläuft die Bahn die ebene, fruchtbare, im Winter kahle und öde, in der Regenzeit aber grüne, parkähnliche Landschaft Guzerat, durch die man bei Tage fahren sollte. Besonders die Baumwolle von Guzerat ist berühmt.—Vom Bahnhof (292 M) Mehmadabad (guter Warteraum im Bahnhof) malerischer Blick auf den Fluß; abends und morgens spielen Affenherden dicht beim Zuge; günstiger Jagdausflug auf schattiger Straße von Mehmadabad nach Kaira (11 km), einer 31/2 Jahrtausende alten Stadt; die Umgegend ist reich an Nilgai und andern Antilopen, Affen, wildem Geflügel (Kraniche, Papageien) und Alligatoren.—Die weitere Bahnstrecke bis nach Delhi ist überreich an schönen Gebäuden und Ruinen. Man erreicht nun (310 M, 496 km) Stat. *Ahmedabad, eine der schönsten Städte Indiens, berühmt durch ihre Denkmäler; man sollte wenigstens 24 St. Aufenthalt nehmen (5 Tage genügen kaum zu gründlichem Besuch).

Bahnhof der Bombay & Baroda Railway beim Kaloopur Gate an der östl. Stadtmauer.—Gasthöfe: Empire Hotel, Bhadar, Pens. 10-12 Rup., in guter Lage; Grand Hotel, Mirzapur Road, Pens. 7 Rup., einfacher, gelobt.—Bank: Filiale der Bank of Bombay.—Einkäufe: Empfehlenswerte Schnitzereien u. Einlegearbeiten. —Wagen in den Hotels; Droschken I. und II. Kl. nach Tarif.

Ahmedabad, Bezirkshauptstadt mit 215448 Einw. (2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner, viele Dschainas, d. h. Anhänger einer etwa gleichzeitig mit dem Buddhismus entstandenen religiösen Sekte), am l. Ufer des Sabarmatiflusses, mit alten Mauern und Türmen, ist Anfang des 15. Jahrh. von Ahmad Schah, dem zweiten mohammedanischen König von Guzerat, gegründet, war später zur Zeit des Mogulreichs eine der glänzendsten Städte des westlichen Indiens und stets berühmt durch sein Kunsthandwerk; hat bedeutendes Goldwaren-, Seiden-und Baumwollengewerbe. Die Stadt ist reich an schönen Denkmälern, Moscheen, Mausoleen, Dschain-und Hindutempeln und hat echt orientalisches Gepräge; die schmutzigen Straßen haben viele marmorne Futterstellen für Vögel, die Häuser sind reich an Holzschnitzereien.—Bei einer Rundfahrt sind die Hauptsehenswürdigkeiten: [S. 66] der Hathi Sing's Tempel im Dschainstil, Prachtbau mit reichen, kunstvollen Skulpturen (1848 erbaut) aus weißem Marmor, von einem Vorhof mit 53 Pagodenkuppeln umgeben, auch im Innern (Diener liefern Leinwandüberschuhe, die man aus zeremoniellen Gründen tragen muß!) sehr sehenswert; er liegt nahe vor dem Nordtore (Delhi Gate) der Stadt, im Grünen, von Affen und Papageien umschwärmt. Östl. davon vor der Stadt die *Mata Bhawani (große Zisterne).—Man fahre dann durch Delhi Gate südl. am Manik Burj (Rubinbastei) vorbei (l.), die über dem Grundstein der Stadt erbaut ist.—Am Platz in der Mitte der Stadt liegen die *Gräber der Königinnen des Ahmad Schah, ein großer Bau aus schwarzem und weißem Marmor. Gegenüber, mitten auf dem Platze, die Hauptmoschee, *Jama Masjid, 1424 von Ahmad Schah erbaut; Eingang von N. auf einer Freitreppe; ihre beiden Minarets wurden im Erdbeben 16. Juni 1819 halb zerstört.—Ebenfalls ein Prachtbau ist die *Rani Sepree's Moschee nebst Grabdenkmal der Lieblingsgattin Mahmud Bigarah's, am Ende der Straße nahe südl. von den Gräbern der Königinnen, dicht beim Astoria Gate, erbaut 1514. Dicht westl. davon liegt Dastur Khan's Moschee, erbaut 1486.— Durch das Astoriator führt ein Weg nach (2,5 km) dem *Grabmal des Schah Alam; nahe südl. davon liegt in hübscher Umgebung ein Wasserbehälter.—Auf der Rückfahrt besuche man östl. vom Weg den großen *Kankariya-Teich mit prächtigen Anlagen, Marmortreppen und Kuppeltoren, 1451 vom Sultan Kutab-ud-din erbaut.— Am Fluß, mitten in der Westmauer der Stadt, liegt die alte Zitadelle *Bhadr (spr. bödder), 1411 von Ahmad Schah erbaut; an ihrer Ostseite liegt Azam Khan's Palast, jetzt Gefängnis. Sehr schön ist das Nordtor des Bhadr; in der NO.-Ecke der Zitadellenmauer liegt die *Sidi Said's Moschee mit reichen Pflanzenornamenten aus Marmor.

Etwa 3,5 km sw. der Stadt, jenseit des Flusses, liegt das Prachtmausoleum Azam and Mu'azzam Khan's Tomb, aus dem 15. Jahrh. Derselbe Weg führt nach (11 km) *Sarkhej, einer prächtigen Sommerpalastruine aus dem 15. Jahrh., vom Sultan Mahmud Bigarah's erbaut, gut erhalten, mit vielen prächtigen Mausoleen, Moscheen und Palästen an einem künstlichen Teich; selten besucht, aber sehr sehenswert.
Ein größerer Ausflug von Ahmedabad mit der Bahn durch die Provinz Kathiawar über Viramgam nach (165 M) Songad (bequeme Karawanserei); von da mit Fahrgelegenheit, die der Deputy Assistant Political Agent verschafft, nach dem etwa 24 km südl. von Songad gelegenen Wallfahrtsort *Palitana, wo die schönsten, doch selten besuchten Dschaintempel Indiens auf dem *Satrunjaya (Heiliger Berg) liegen, eine großartige Tempelstadt, die sich über zwei Hügel und das Tal dazwischen erstreckt. Auf Bequemlichkeit ist unterwegs nicht zu rechnen. Schließt man daran noch den weitern Ausflug nach den Tempeln von *Girnar bei der Bahnstation Junagarh (Dâk Bungalow und staatliches Logierhaus), so muß man 6 Tage für den anstrengenden, aber sehr lohnenden Ausflug rechnen.

Die Bahn kreuzt nördl. von Ahmedabad den Sabarmati (Saburmuttee) auf einer schönen Brücke und führt dann durch reich bebaute Gegenden des nordwestlichen Guzerat; die Dörfer haben elende Lehmhütten. Nach Überschreiten der Nordgrenze von Guzerat wird die Gegend wieder hügeliger.

(425 M) Abu Road Station (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow). Motorwagen [S. 67] (7 Sitze, 35 Rup., Fahrzeit 11/2 St.; ein Sitz 5 Rup., fährt nur für mindestens 4 Personen). Ponies (4 Rup.), Rikschas, Tongas, Ekka (41/2 Rup.) sind zu haben. Wagen 24 St. vorausbestellen!

Von hier besuche man die 30 km nw. gelegene, 1200-1700 m hohe Berggruppe des *Mount Abu. Sie ist der südl. und zugleich höchste Teil des Aravalligebirges, das in 500 km Länge die Grenze zwischen dem nordwestl. Dekhan und dem nordostindischen Wüsten- und Trockengebiet bildet; seine Hänge fangen die Regenwinde ab und haben deshalb eine viel üppigere Vegetation als die umgebenden Niederungen. Es besteht aus sehr alten Gesteinsarten und ist reich an Erzen und Edelsteinen. Guter Weg zu Wagen (Tonga 10 Rup., hin und zurück 18 Rup.), zum Schluß mit Rikscha oder zu Fuß bis zum Kamm (21/2 St.). Der Ort Mount Abu (Rajputana Hotel, gut, Pens. 7 Rup., Platz vorausbestellen!) in 1200 m Höhe ist vielbesuchter Sommeraufenthalt und Sitz der Rajputana-Regierung sowie eines militärischen Sanatoriums. In der Nähe liegen die berühmten, ganz aus Marmor bestehenden *Dilwarratempel (11. Jahrh.), Dschaintempel, viel von Reisenden besucht (von 12 Uhr an zu sehen), äußerst lohnend; man benutze Rikscha mit 3 Kulis für 2 Rup. hin und zurück; Paß zum Besuch vom Magistrat in Mount Abu besorgt das Hotel. Von den Dilwarratempeln gelangt man zu Fuß in 21/2 St. oder mit Rikscha nach Achilghar (Achalgrah- Fort) mit hochgelegenen Tempeln mit schöner Fernsicht.

Nach etwa 20 St. Fahrt von Ahmedabad erreicht man (615 M, 990 km) Ajmer, Adschmer (496 m ü.M.; Railway Hotel, mäßig, vorzügliche Schlafzimmer und Restaurant im Bahnhof; Dâk Bungalow; Club Kaisar Bagh; Bank: Alliance Bank of Simla; Droschken), Stadt mit 86273 Einw., mit Mauer (fünf schöne Tore) umgeben, als Handelsstadt wichtig; Bankgeschäfte für einheimische Fürsten und Baumwollmarkt; im März große Messe »Aruss-Mela«. Aufenthalt 1-2 Tage ratsam. Hauptsehenswürdigkeit ist die Dargah, ein Mausoleum aus dem 13. Jahrh., das Grab des mohammedanischen Märtyrers Khwajah Muin-ud-din Chishti (genannt Chodscha-Sahib), der allgemein als Heiliger verehrt wird; das von vielen Pilgern besuchte Grab ist ein viereckiger Bau aus weißem Marmor mit Kuppel; einer der beiden Eingänge hat einen silbernen Bogen. Christen dürfen sich dem Heiligtum nur auf 20 m nähern!—Im alten Fort ist jetzt ein Museum eingerichtet.—Der im 11. Jahrh. angelegte künstliche See Ana Saugar ist mit Marmorbauten umgeben. Auch die Moschee Arhai-din-ka-jhompra, um 1200 von Kutab-ud-din aus den Trümmern eines Dschaintempels erbaut, am Hügel außerhalb der Stadt und dicht vor dem Tore nahe der Dargah, ist sehr sehenswert.

Oberhalb von ihr vom Gipfel des Taragarh-Hügels (1000 m; morgens mit Sänfte oder Pony bequem in 11/2 St. zu erreichen) hat man bei der zerfallenen Burg prächtige *Aussicht auf die Stadt und die weite Rajputana-Ebene. —Umgegend und Stadt Ajmer sind sehr malerisch und reich an seltenen Motiven. Die alten Häuser und Straßen sind gut gepflegt, das Straßenleben viel bunter und »indischer« als in Bombay.—Ausflug nach dem heiligen Brahmanensee *Pushkar (11 km; Dâk Bungalow) mit mehreren Tempeln, sehr lohnend; wird im Oktober und November von etwa 100000 Pilgern besucht.

Seitentour nach Udaipur.

Eisenbahn von Ajmer mit der Bombay, Baroda and Central India Railway über (116 M) Chitorgarh nach (185 M) Udaipur in 121/2 St. für I. 171/2, II. 73/4 Rup. (bester Zug abds von Ajmer; man bestelle vorher beim Stationsvorsteher von Ahmedabad oder Ajmer durchgehenden Wagen (keine Nachzahlung), sonst umsteigen in Chitorgarh (Chitorgarh besuche man erst auf der Rückfahrt).

[S. 68]

*Udaipur (620 m; guter Gasthof mit beschränktem Raum, deshalb Vorausbestellung zu empfehlen; Tongas zu haben; Missionsarzt der Church of Scotland am Orte), die wunderbar malerische Hauptstadt des Mewarstaats und Sitz des Maharana (Fürstentitel) Dhiraj Sir Fateh Singh, des Hauptes der ältesten indischen Adelsfamilie, gegründet 1568 von dessen Vorfahren, dem Maharana Udai Singh, hat jetzt etwa 46000 Einw. und ist mit bastionierten Mauern umgeben. Dr. J. Schmittmann nennt sie eine der schönsten Städte Indiens: »Dort verwirklichen sich die Träume, die man in Europa von der Pracht und dem Farbenreichtum Indiens träumt: das bunte Volksleben und die malerischen Marmorpaläste findet man sonst nirgendwo mehr«.—Sofort nach Ankunft bitte man den englischen Residenten um Erlaubnisschein zur Besichtigung der Paläste, um einen Reitelefanten des Maharanas und ein Boot zum Befahren des Sees; alles wird kostenlos zur Verfügung gestellt (Trinkgeld!). Nähere Auskunft gibt der Wirt des Gasthofs. Die Residency und die Missionshäuser liegen westl. vom Gasthof. Die Hauptstraße der Stadt führt vom Hathi Pol-Tor vorbei an einem Uhrturm und an dem großen *Jagannath-Tempel (1640 erbaut) zum *Palast des Maharanas, der in beherrschender Lage einen Hügel krönt. Durch das Große Tor (Bari Pol, 1600 erbaut) gelangt man in den Schloßhof, wo viele Elefanten angekettet bereitstehen. Geführt von einem Diener, durchwandert man die vielen sehenswerten Räume des Palastes; von einem Dachgarten *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Nach S. dehnen sich die Gärten des Maharanas aus, nördl. unter dem Palast breitet sich ein märchenhafter See mit kleinen Palmeninseln und Marmorkiosken aus. Zur Kahnfahrt auf dem See nehme man einen Nachmittag und beobachte von einer Insel den Sonnenuntergang.
Bei Rückfahrt gegen Mittag ab Udaipur hat man einige Stunden Zeit, die alte Ruinenstadt von *Chitorgarh (Dâk Bungalow 1,5 km vom Bahnhof, gut, auch gutes Essen; wegen Erlaubnis zur Besichtigung des Forts und Benutzung eines Reitelefanten schriftlich beim Hâkim, Oberbeamten des Ortes). Die Ruinen liegen auf einem steil abfallenden Hügel von 150 m Höhe (Rudyard Kipling beschreibt das Fort in »The Naulakha« und »Letters of Marque«). Ein breiter Zickzackweg führt durch mehrere Tore in die Feste hinauf. Man besteige die berühmten beiden Dschaintürme des Ruhmes und des Sieges; der siebenstöckige *Tower of Fame (Sri Allat) soll 896 erbaut sein und ist ebenso wie der 1458 bis 1468 erbaute *Tower of Victory (Jai Stambha) ganz mit interessantesten Skulpturen bedeckt.

Von Ajmer führt die Hauptbahnlinie (S. 67) weiter nach:

(699 M, 1125 km) Stat. Jaipur, Dschaipur, Jeypore (482 m; Jaipur Hotel [Bes. Parse], von Deutschen gelobt, Pens. 7 Rup.; Kaisar-i-Hind-Hotel, nahe dem Bahnhof, 1,5 km vor der Stadt, leidlich, Pens. 6 Rup.; Wagen, Tongas, Ponies, Elefanten besorgen die Gasthöfe), Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums und Residenz des Maharadscha, eine wunderlich malerische und gesunde Stadt mit 136491 Einw., zwischen Hügeln; viele Tempel und Moscheen, große Bankgeschäfte, Kunstgewerbe für Export und Touristenwaren (Einkäufe in der sehenswerten indischen Kunstgewerbeschule »School of Art« [feste Preise] oder in den Werkstätten von Zoroaster, sonst Vorsicht [tüchtig handeln!]: Emaillesachen, Metallvasen, Schmuckdecken, Teller, Granaten, gelbe Topase); Teppich-, Musselin-und Kattunwebereien. Aufenthalt 2-3 Tage ratsam, um auch Amber (S. 69) besuchen zu können. Eine Mauer mit hohen Türmen und sieben prächtigen Toren umgibt die Stadt. Der Maharadscha hält eignes Militär (Musik geleitet von einem deutschen Kapellmeister); [S. 69] Zeughaus, Geschützgießerei.—Rundfahrt vom Hotel 1,5 km zum Bronzetor vor der prächtigen, breiten Hauptstraße, deren Häuser, alle in gleichem Stil, rosa bemalt sind mit weißen Ornamenten; buntes Straßenleben, viele Tauben, interessanter Markt. Der *Palast des Maharadscha (Erlaubnis zum Besuch besorgt das Hotel) mit prächtigem Garten (Teich mit Krokodilen), der siebenstöckigen Chandra Mahal, das Hauptgebäude mit dem Audienzsaal Diwan-i-Khas aus weißem Marmor. Östl. davon die berühmte alte Sternwarte des Radscha Jai Singh II. (der Jaipur 1728 gründete und den Namen gab) mit seltsamen Instrumenten. Daneben der große Marstall mit 300 Pferden (viele glasäugige und Schecken, aber nur etwa 10 besserer Klasse) und einigen Elefanten; hier auch die Zenana (Harem).—Ein bizarrer Bau ist der Hawah Mahal (Palast der Winde, von Jai Singh II. erbaut), dessen Front nach der Hauptstraße liegt; Uhrturm und Zeughaus sowie eine Druckerei liegen im innern Palasthof. Östl. vom Audienzsaal ist der von Kolonnaden umgebene Exerzierplatz. Vor dem Haupteingang steht das Ushwari Minar Swarga Sul, »das Himmel durchbohrende« Minaret.—An der Stadtmauer ein schöner Park mit Tiergarten (sehr wilde Königstiger) und in der Mitte der Prachtbau Albert Hall, ein reichhaltiges Museum für alte und neue indische Kunst, nebst naturwissenschaftlichen Sammlungen; es ist eins der größten Museen Indiens und wird durch die Freigebigkeit des Maharadscha fortwährend bereichert.—Man besuche auch das Maharaja's College, eine Schule des Maharadscha für etwa 1500 Zöglinge aller Religionen, mit schöner Bibliothek, sowie die School of Art, eine indische Kunstgewerbeschule.— Dicht nö. der Stadtmauer liegen die *Gedächtnistempel (Chhatris, Chuttries) über den Verbrennungsplätzen der Radschas; man nehme einen Führer, da der Weg durch einen verwilderten Park (Schlangen!) führt. Auf dem Hinweg zahllose Affenherden, die man füttern kann (aber Vorsicht; nicht necken oder reizen). Jai Singh's Chhatri ist der schönste.—11 km südl. von Jaipur liegt Sanganer, mit altem Palast und Krischna-Tempel.

Ausflug nach Amber (Alt-Jaipur), 8 km von Jaipur in den Bergen des Aravalligebirges gelegen. Erlaubnis zum Besuch erteilt der Resident (durch Vermittelung des Gasthofs); Elefanten durch den Hotelwirt für 10 Rup. (doch ist das Reiten unbequem); bis zu den Bergen fährt man im Wagen. Der Weg ist sehr schön, er führt zwischen Parks und Villen der Radschputen-Aristokratie, Palastruinen (eine mit Krokodilteich) und Kandelaberkaktusgebüschen hindurch in 1 St. bis zu einem freien Platz, wo man den Wagen mit Pferden verläßt (Ochsenwagen fahren bis Amber) und wo event. der Elefant wartet (hier Rasthaus, Essen vorausbestellen, Getränke zu haben). Von hier geht (oder reitet) man auf gutem Weg in 40 Min. bequem bis *Amber; oben prächtige Aussicht auf die graue Ruinenstadt von Amber in einer Talsohle und das helle Jaipur in der Ebene. Das alte Schloß ist völlig verlassen, nur einige Fakire hausen in den Ruinen; man reitet bis zum Tor, geht dann durch den großen Hof über Terrassen und Gänge, sieht prächtige Marmorbauten mit Steingitterfenstern, Kiosken, Bädern, Gärtchen in edelstem maurischen Stil.—Amber wurde 1728 wegen Wassermangel oder nach der Überlieferung infolge einer Prophezeiung von Jai Singh II. verlassen, weil die Stadt ein Jahrtausend alt sein sollte und er, um sein Herrscherhaus zu erhalten, eine neue Hauptstadt gründen müßte. In der Zenana (Harem) von Amber hielt sich der letzte mohammedanische Herrscher 928 Frauen, darunter nur 28 Ranis (Königinnen); die Fenster der Zenana sind noch dicht vergittert.—Schon Ptolemäus erwähnt die malerische Schönheit von Amber; nur in Gwalior ist noch ein indischer Palast von ähnlicher Schönheit.


[S. 70]

Ausflug nach Gulta. Mit Wagen durch die Stadt zum Fuß des Berges in 3/4 St., dann 1/2 St. zu Fuß auf guter Straße hinauf und auf der andern Seite hinab 1/4 St. nach *Gulta; ein enges Felsental mit 1500 Jahre alten, teils verlassenen Hindutempeln in herrlicher Lage in enger Schlucht mit reizenden Tankanlagen. Zurück auf demselben Wege; für den sehr lohnenden ganzen Ausflug genügt ein Nachmittag.

Die Bahn von Jaipur nach Delhi durchläuft in 8 St. die einförmige Ebene des Bangangaflusses und sodann das fruchtbare Hügelland des Staates Alwar und berührt (792 M) Stat. Alwar (597 m; Dâk Bungalow), Hauptstadt (56740 Einw.) eines Radscha. Königspalast mit wertvoller Bibliothek orientalischer Manuskripte (ein »Gulistan«, von Agha Sahib [angeblich einem Deutschen] geschrieben, der 200000 Mk. wert sein soll!); ferner Zeughaus (reich), Marstall mit 500 Pferden, Mausoleum des Bakhtawar Singh, ein Elefanten-Festwagen, das Tripuliya (Grabdenkmal des Tarang Sultan, gest. 1350), mehrere Tempel. Vom Fort, 300 m über der Stadt, prachtvolle Aussicht, man nehme zum Aufstieg eine Sänfte (chair). Tigerjagd in der Umgebung.

Nach Überschreiten des Sabiflusses, der hier in der Trockenheit schon versiegt, geht es nun durch die weite Jumna-Ebene bis Delhi. Die Bahn bleibt westl. vom Kutab Minar und den Grabdenkmälern und Ruinen südl. von Delhi, dreht nahe der Stadt nach O. und läuft durch die nw. Stadtmauer beim Kabul Gate in den Hauptbahnhof von (890 M, 1432 km) Delhi ein.

Delhi.

Vgl. den Plan S. 71.

Ankunft. Der Hauptbahnhof vereinigt die Linien der Rajputana Malwa Railway (von Jaipur), der East Indian Railway (nach Calcutta) und der Delhi-Umballa-Kalka Railway mit einer Linie nach Lahore.
Gasthöfe: Hotel Cecil (Hotz, Schweizer), Civil Lines, nahe Ludlow Castle, in schöner, hoher Lage mitten in wohlgepflegten Anlagen, I. Ranges, recht gelobt, auch die Küche, Deutsch gesprochen, Pens. von 7 Rup. an.—Maidens Metropolitan Hotel, nördl. vom Bahnhof, ganz gut, Pens. von 7 Rup. an.— Grand Hotel, Civil Lines, Pens. 5 Rup. —Woodlands Hotel, bei der St. Jameskirche, Kashmir Gate, Pens. 5-6 Rup.
Post und Telegraph in der Querstraße östl. vom Bahnhof.—Droschken I. und II. Klasse nach Tarif.
Banken: Bank of Bengal.—Delhi Bank, letztere Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. —Polizei in Hamilton Road und nw. vom Kashmir Gate, nahe bei Ludlow Castle.— Bungalow des Distriktsresidenten nahe bei Kashmir Gate.—Zeitung: The Morning Post.—Apotheke: Narain & Co., New Druggist's Hall.—Zwei türkische Bäder in der Stadt.—Photograph: Sultan Ahmad Khan, innerhalb des Delhi Gate.—Geschäftsadressen. Indische Kuriositäten: Imre Schweigar, Kashmir Gate, große Auswahl von Kunstschätzen; Jadu Kissen, am Kashmir Gate, Photographien von Indien; Juweliere in der Hauptstraße Chandni Chauk (besonders Goldfiligran!); ebenda Geschäfte für Emaille-Metallsachen, Elfenbeinschnitzereien (Rughnat Das, Kinari Basar) und-malereien, Seidenstickereien, gestickte Schuhe, Kleider, Decken u. dgl.—Klub: Delhi Club im Ludlow Castle.


[S. 71]

Zeiteinteilung. 1. Tag: Vm. Besuch des Forts und Königspalastes, der Moscheen Jama Masjid und Kalan Masjid; Nm. Rundfahrt in der Stadt, Basare in der Hauptstraße Chandni Chauk.—2. Tag: Frühzeitig Wagenfahrt nach Firozabad (Asokasäule) und Indrapat, dann zum Mausoleum Humayun's und andern Grabdenkmälern; von da zum Kutab Minar (Essen vorausbestellen!). Rückfahrt Nm. über Jai Singhs Sternwarte. Wagen zum Kutab und zurück 12-16 Rup. den Tag.
Plan von Delhi. Plan von Delhi.

Geschichtliches. Delhi nimmt geschichtlich den ersten Rang unter den Städten Indiens ein; als Indraprastha (griech. Indabara) kommt es schon im »Mahȧbhârata«, dem altindischen Heldengedicht, vor. Der Name stammt von einem Fürsten Dilu, der im 1. Jahrh. v. Chr. 10 km stromabwärts einen Burgbau aufführte. Unter einheimischen Fürsten verwüstet, wurde Delhi 1011 n. Chr. von dem Ghasnawidensultan Mahmud erobert und mußte 1052 durch Anang Pal II. neu bevölkert werden. 1193 eroberte Kutab ed-din Eibek, Feldherr des Ghoriden Moizz ed-din, die Stadt. Kutab als Statthalter machte sich 1206 als Beherrscher Hindustans unabhängig und begründete damit die »Sklaven«-Dynastie (1206-90), die in ihrer Hauptstadt Delhi großen Glanz entfaltete. 1290 folgten die tatarischen Dynastien Khildschi und Tughlak, bis 1398 der Mongole Timur Delhi eroberte und niederbrannte. Als die Stadt sich wieder erholt hatte, kam sie 1451 unter die afghanische Dynastie des Bahlul Lodhi; diese stürzte 1526 ein Nachkomme Timurs, Baber, der sich zum Großmogul erklärte. 1739 plünderte Nadir Schah von Persien die Stadt. 1803 wurde Delhi an die Engländer abgetreten. Im Mai 1857 versuchten die Sepoys (eingeborne Truppen) die Herrschaft der Briten abzuwerfen und ermordeten die Europäer; aber 20. Sept. 1857 wurde die Stadt von den englischen Truppen gestürmt und der letzte Scheingroßmogul nach Rangoon verbannt. 1911 wurde anläßlich der Krönung König Georgs V. zum Kaiser von Indien bestimmt, daß der Regierungssitz des indischen Kaiserreichs von Calcutta nach Delhi verlegt werde.

[S. 72]

Delhi (252 m), Hauptstadt der britischen Division der Provinz Punjab, demnächst Hauptstadt des indischen Kaiserreichs, mit 232859 Einw. (zur Hälfte Hindu, etwa 80000 Mohammedaner), liegt inmitten der steppenartigen Jumna-Ebene, die nur in der Regenzeit mit frischem Grün überzogen ist, am rechten, hohen und aufgemauerten Ufer des schiffbaren Flusses Jumna (Dschamna) und ist rings mit einer hohen und starken Stadtmauer umgeben (mit Graben und Glacis). Die schmutzige, enge SW.-Hälfte ist die Eingebornenstadt; in der andern Hälfte liegen prächtige Bauwerke, darunter im Fort der alte Königspalast (s. unten). Wegen seiner vielen Moscheen und Tempel wird Delhi das »Rom Asiens« genannt. Eine aus der Blütezeit Delhis stammende Wasserleitung wurde von der englischen Regierung wiederhergestellt. Delhi besitzt viele Schulen, Druckereien und Zeitungen. Die Industrie ist nicht bedeutend; berühmt sind die Gold-und Silberarbeiten, Musselin-und Schalweberei und die Schnitzerei. Die Bedeutung von Delhi beruht gegenwärtig auf der Größe des Handels (Indigo, Baumwolle, Seide, Korn, Ölsaaten, Metalle, Salz, Hörner, Häute, Tabak, Zucker, Öle, Gold-und Silberwaren). Die Umgebung ist meilenweit bedeckt mit den Ruinen des alten Delhi oder Indrapat, zwischen denen wieder eine Reihe von Dörfern entstanden ist. Unter den vielen zerstörten Palästen, Moscheen und Grabmälern ist am berühmtesten der (14 km südl.) Kutab Minar (S. 74).

Rundgang. Das stark befestigte Fort mit dem alten *Königspalast, 1632 von Schah Jahan aus gewaltigen Mauern von rotem Sandstein erbaut, liegt auf einer Anhöhe über dem Flußufer an der Ostseite der Stadt (Besichtigung erlaubt), Haupteingang von der Hauptstraße Chandni Chauk (Silver Street) durch das gewaltige Lahore Gate; ein Arkadengang führt geradeaus in die Musikhalle Nakkar Khana (Pl. 1), dahinter die öffentliche Audienzhalle Diwan-i-Am (Pl. 2), mit Marmorthronsockel an der Rückwand (den juwelengeschmückten Pfauenthron, der hier oder im Diwan-i-Khas stand, raubte 1739 Schah Nadir, er steht jetzt in Teheran); nun nach l. durch Quergebäude in die private Audienzhalle *Diwan-i-Khas (Pl. 3), eine offene Marmorhalle von seltenster innerer Schönheit und Pracht, mit vier vergoldeten Marmorkuppeln und Mosaiken, deren Edelsteine leider längst geraubt sind (mit der persischen Inschrift: »Und gibt es ein Eden der Wonne auf Erden—— Du findest es hier! und nur hier kann's Dir werden!«). R. von der Halle liegt der Saman Burj (Jasminturm, Pl. 4) mit märchenhaften Frauengemächern und der Rang Mahal (Pl. 5), eine gemalte Halle. Nördl., also l. vom Diwan-i-Khas, prächtige Marmorbäder (Akab Baths, Pl. 6) und westl. daneben die kleine, aber feine *Perlmoschee (Moti-Masjid, Pl. 7) aus weißem und grauem Marmor mit Bronzetor und drei Kuppeln, erbaut um 1660 von Aurangzeb, benannt nach jetzt gestohlenen Perlmuttereinlagen. Dazwischen reizende Anlagen mit Marmorterrassen. Jetzt ist der Palast teilweise in Kasernen verwandelt; seit 1904 wird auf Betreiben [S. 73] des damaligen Vizekönigs Lord Curzon (der die schöne Decke im Diwan-i-Khas herstellen ließ) für Erhaltung und Ausbesserung der Meisterwerke indischer und mohammedanischer Architektur von einer ständigen Kommission gesorgt. Statt der frühern Sorglosigkeit ist strenge Aufsicht eingeführt. Ein kleines Museum im Fort enthält besonders Miniaturmalereien der Schule von Delhi unter den Großmoguln. Ausgang durch das sehenswerte Delhi Gate am Südende. —Über die Torbrücke führt ein Fußweg zur Elgin Road, die man kreuzt, um geradeaus durch Khas Road auf den Platz zu gelangen, wo die großartige Jama Masjid (Dschama Masdschid), die größte Moschee der Erde, steht. Sie erhebt sich auf einem 9,5 m hohen, 140 m breiten und langen Viereck von roten Sandsteinquadern und ist aus weißem Marmor erbaut, der mosaikartig mit rotem Sandstein abwechselt. Den Haupteingang bildet eine prächtige Freitreppe, die Decke drei weiße Marmorkuppeln mit schwarzen Streifen, an jedem Ende der Front ein 45,6 m hohes Minaret (oben prächtiger *Rundblick). Besuch der Moschee am besten Freitag mittags, wo Tausende von Mohammedanern den Platz füllen, um zu beten und die Vorlesung aus dem Koran anzuhören.—Nun südl. nach der Schwarzen Moschee, Kalan Masjid, 1386 vom Firoz Schah Tughlak im Stil der ursprünglichen arabischen Moschee erbaut, nahe dem Turkuman Gate.—Zurück denselben Weg und am Dschaintempel (Jain Temple) nw. von Jama Masjid vorbei zur Hauptstraße Chandni Chauk (Silver Street), die vom Lahore Gate des Forts fast 2 km bis zum Lahore Gate der Stadtmauer westl. läuft und mit den besten indischen Kunstgewerbeläden besetzt ist; an ihrem Westende die Fatehpuri-Moschee (1650 aus rotem Sandstein erbaut). In der Mitte der Chandni Chauk ein Springbrunnen, dabei die Sonahri Masjid oder Goldene Moschee mit drei Goldkuppeln; östl. und r. davon der Moti-Basar.—Dann östl. weiter und durch die nächste Querstraße l. nach dem prächtigen Queen's Garden mit steinernem Elefanten (aus Gwalior 1645 vom Großmogul Schah Jahan hierher geschafft). An der Nordseite des Queen's Gardens läuft die Queen's Road am Bahnhof vorbei; man folge ihr östl. bis zur ersten Querstraße l., in der Post und Telegraph liegen; dann l. in die Hamilton Road, hier r. die Bibliothek, l. das Polizeiamt.

Umgebung: 1) Fahrt nach Alt-Delhi (Firozabad). Die Trümmer der alten riesigen Millionenstadt reichen fast 30 km südl. vom jetzigen Delhi; man fahre aus dem südl. Stadttore Delhi Gate südl. am Gefängnis und Irrenhaus vorbei; etwa 4 Min. östl. liegt das alte dreistöckige Fort Firozabad (Kotila genannt); auf seinem Dach steht die *Lat- oder Asoka-Säule, ein Monolith aus rotem Sandstein, 13 m hoch, mit Inschriften, wovon die zunächst sichtbaren, in etwa 3 m Höhe, im Nagri-Dialekt aus dem Jahre 1524, darüber aber das wichtige Edikt von Asoka, um 255 v. Chr., in den ältesten bisher in Indien bekannten Schriftzeichen abgefaßt sind. Weiter sö. (3 km südl. vom Delhi Gate) die alte Feste Purana Kila (Indrapat) mit Tor; innen die stilvolle Kila Kona-Moschee (1541 erbaut).—Etwa 1,5 km südlicher das prachtvolle *Mausoleum des Großmoguls Humayun in einem wohlgepflegten Park; Humayun, Sohn Babers, des Erneuerers der Dynastie Timurs auf dem Thron von Delhi, starb infolge Sturzes von der Treppe in Purana Kila 1556; sein Mausoleum ist eins der prächtigsten Indiens, in ihm sind 150 Mitglieder der Familie der Großmoguln beerdigt.


[S. 74]

—Nun westl. zum Grabmal des heiligen Nizam-ud-din Aulia, einem Säulenprachtbau mit großer Kuppel; man steige aus und gehe durch die Säulenhalle Chausath Khambe, in deren Umgebung noch viele stimmungsvolle Grabdenkmäler liegen, darunter westl. vom Chausath Khambe das Grab des Dichters Amir Khusrau (der Papagei von Hindustan), gest. 1315; nahebei das Grab der frommen Jahanara, Tochter des Schah Jahan (gest. 1681). Auch das Mausoleum Safdar Jangs, etwa 1,5 km westl., ist sehenswert. Dann Rückweg auf der Hauptstraße nach Delhi, an der 3 km südl. vom Ajmer Gate r. (östl.) Jai Singh's Sternwarte liegt (1724 erbaut). Man tut gut, den Ausflug nach Alt-Delhi in Abschnitte (s. die Zeiteinteilung, S. 71) zu teilen wegen der vielen Sehenswürdigkeiten.
2) Fahrt zum *Kutab Minar, der größten Sehenswürdigkeit Delhis, etwa 17 km südl. vom Ajmer Gate; beansprucht frühen Aufbruch, dauert etwa 4 St. (Dâk Bungalow, mit gutem Essen, vorhanden, man bestelle aber voraus; während der Reisezeit ist für Essen und Getränke genügend gesorgt, doch für größere Gesellschaften auch dann Vorausbestellung ratsam. Ein etwa 1/2 km vom Gasthaus entferntes Mausoleum ist als Dâk Bungalow für höhere englische Beamte eingerichtet; Reisende mit besondern Empfehlungen können auf Wunsch Erlaubnis zum Übernachten erhalten, um am nächsten Tag die alte Festung Tughlakabad (8 km; s. weiter unten) zu besuchen. Man fährt durch das Ajmer Gate an der Sternwarte Jay Singh's und dem Mausoleum von Safdar Jang (s. oben) vorbei; weiterhin liegt r. vom Wege (3,5 km nördl. von Kutab) der große verfallene Wasserbehälter Hauz Khas (vom Sultan Ala ud-din Khiliji 1293 erbaut) und südl. davon eine Gelehrtenschule und das Grabmal von Firoz Schah.—Das *Kutab Minar ist ein Riesenminaret (»Polarstern«-Minaret) von 76 m Höhe, 14,5 m unterm und 3 m oberm Durchmesser mit fünf äußern Galerien; 375 Stufen führen zur Turmspitze, von der prächtige *Aussicht auf die Trümmer von Alt-Delhi und über die weite Punjab-Ebene. Neben dem Minaret steht die teilweise verfallene Moschee Kuwat-ul-Islam (Bau 1191 begonnen), einst ein Prachtwerk ersten Ranges, im Innern eine Säule aus massivem Schmiedeeisen von 7 m Höhe und 40 cm Durchmesser mit Sanskritinschrift aus dem 3. Jahrh. n. Chr.; vor der NW.-Ecke der Moschee das älteste bekannte indische Grabmal des Altamsh (gest. 1236). Sö. vom Kutab Minar liegt das Tor Alai Darwazah, daneben das Grabmal des Imam Zamin und nördl. von dem großen Ala ud-din-Hof, der, mit Resten von Säulengängen umschlossen, die ganze Anlage quadratisch einfaßt, liegt der dicke, runde, niedrige Turm Alai Minar (etwa 1312 erbaut).—Etwa 8 km östl. vom Kutab Minar liegt die alte Festung *Tughlakabad und südl. daneben das schöne Grabmal des Tughlak.

Fortsetzung der Bahnfahrt nach Calcutta (s. S. 82).

1. Seitentour: Delhi-Umballa-Simla.

219 M (352 km) Eisenbahn, in etwa 12 St. etwa für I. Kl. 37 Rup., II. Kl. 20 Rup.—Von Delhi nach Umballa zwei Linien: Die westliche kürzere über Panipat bleibt auf dem rechten Jumna-Ufer, die östliche macht einen Umweg über Meerut.

Man benutze den Schnellzug über (54 M) Panipat; der östlichste Teil des Punjab, den man hier durchfährt, wird von vielen kleinern, aus den Vorbergen des Himalaja kommenden Flüssen durchströmt, die sich später in der Tharwüste verlieren. Die Landschaft bleibt flach bis (123 M) Umballa (Ambala), Cantonment Station, Knotenpunkt mehrerer Bahnlinien (Umballa City und Civil Station liegen 9 km westl.), Distriktshauptstadt von 80082 Einw. (1/2 Hindu, 3/8 Mohammedaner); Lumley's Hotel, nahe dem Bahnhof, Pens. 4 Rup. Droschken zu haben. Bank: Alliance Bank of Simla. Viele englische Läden, Kirchen, Krankenhäuser. Hier umsteigen [S. 75] in den Simla-(Kalka-)Zug, wenn man in einem Lahore-Zug fährt.—Das Land steigt allmählich und trägt gegen den Himalaja hin mit der Zunahme der Seehöhe und damit auch der Niederschlagshöhe immer reichere Vegetation.—(162 M) Kalka (730 m; Dâk Bungalow; Lowries Hotel, daneben PT), der Endpunkt der Hauptbahn, liegt schon in den Vorhöhen des Himalaja. Von hier führt eine Bergbahn in 7 St. hinauf nach

(219 M) Simla (2159 m; Hotel Cecil [Hotz, Schweizer], I. Ranges, Deutsch gesprochen, vorzüglich, Pens. von 7 Rup. an; Grand [Peliti's] Hotel, gut; Lowries Hotel, ähnliche Preise; Longwood Hotel, Pens. 6 Rup.; Elysium; Metropole, Pens. von 6 Rup. an; die Preise sind hoch; Banken: Alliance Bank, Delhi & London Bank Ltd., Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Klubs; PT bei der Union Church; Zeitung: Simla News; Photographen: Hotz (Deutscher), Bourne & Shepherds; europäische Schneider-und Modegeschäfte etc. vorhanden). Berühmter Himalaja-Luftkurort, Distriktshauptstadt mit 15000 (im Sommer 30000) Einw., europäisch gebauten Häusern, Palast des Vizekönigs etc. Simla ist eine großstädtisch angelegte europäische Sommerfrische, seit 1864 Sommerhauptstadt Indiens, in der der Vizekönig mit allen Regierungsbehörden sechs Monate jährlich den Amtssitz hat (im Winter in Delhi); es bietet jede Bequemlichkeit für verwöhnte Europäer auch für längern Aufenthalt; Konzerte, Theater, Bälle; Bibliothek, Schulen, auch katholische Schule und Kapelle; Sanatorien und Krankenhäuser. Mittlere Jahrestemperatur 12,8° C (Juni 19,4°, Januar 3,8°; die Jahrestemperatur von Simla entspricht also etwa der der französischen Riviera; doch sind die jährlichen und auch die täglichen Temperaturschwankungen geringer als dort. Darjeeling ist im Sommer nicht unbeträchtlich kühler als Simla). Die Regierungsgebäude liegen auf einem Bergrücken 2180-2450 m ü. M., weit verstreut inmitten des prachtvollen Pflanzenwuchses der subtropischen Bergwaldregion des Himalaja; Laub-und Nadelbäume, besonders prächtige Libanonzedern und Rosen (die noch im November blühen!). Prächtige Fernblicke auf die schneebedeckten Bergriesen des Himalaja. (Man lese Rudyard Kiplings »Under the deodars«.)

Die unvergleichliche Naturschönheit Simlas erkennt man erst voll, wenn man Fußmärsche in die Umgegend macht; einer der beschwerlichsten, aber lohnendsten führt nach Sultanpur (etwa 88 km in der Luftlinie nördl. Simla, Weg dahin etwa 200 km mit 11 Bungalows-Zwischenplätzen), dort guter Bungalow mit Verpflegung. Sultanpur, die alte Hauptstadt des Sultanats von Kullu, das schon großenteils Hochgebirgscharakter trägt, liegt im Kullutale; Jagdgelegenheit auf Fasanen und andres Wild, in den höhern Bergen auch auf Bären und Steinböcke.

2. Seitentour: Delhi-Umballa-Amritsar-Lahore-Peshawar.

627 M (999 km) Eisenbahn von Delhi nach Peshawar in 30 St. für I. Kl. 36 Rup., II. Kl. 18 Rup.

Von Delhi nach (123 M) Umballa, s. oben. Die Weiterfahrt mit der North Western Railway führt durch einen großen Teil des östl. Punjab; von den fünf Flüssen, nach denen es genannt ist, überschreitet man den Sutlej und seinen Nebenfluß Bias. Die Landschaft [S. 76] ist einförmig und mit Ausnahme der Regenzeit dürr, staubig und kahl; Dattelpalmen und Pappeln machen sich am meisten bemerklich.

(278 M) Amritsar (Bahnwirtschaft, leidlich; Hotel Cambridge [deutsche Besitzerin], Pens. 8 Rup., leidlich; Hotel Amritsar und andre dürftige, weshalb man Amritsar besser von Lahore aus besucht [11/2 St. Bahnfahrt] oder den Frühzug von Delhi benutzt und mittags nach Lahore weiterfährt), interessante Stadt mit 152866 Einw. (1/2 Mohammedaner, 3/8 Hindu, 1/8 Sikh; schöne Bevölkerung), in flacher, ungesunder Gegend, aber die reichste und wichtigste Handelsstadt des Punjab (die Delhi & London Bank Ltd. und die National Bank of India Ltd. sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, die letztere auch der Deutschen Bank) und für den Handel mit Kaschmir, Hauptmarkt für Teppiche und Kaschmirschals (man kauft auch in Amritsar Stickereien etc. zu billigern Preisen als sonstwo in Indien, doch muß man tüchtig handeln!); zugleich religiöse und einst auch politische Hauptstadt der Sikh, der durch kriegerischen Geist ausgezeichneten Anhänger einer um 1500 entstandenen religiösen Sekte, deren Lehren zwischen denen des Brahmanismus und des Mohammedanismus zu vermitteln streben; als Volk bilden die Sikh keine Einheit, da sie zum Teil dem Volksstamme der Dschat, zum Teil den Hindu angehören. Das heilige Buch der Sikh, der Granth-Sahib, ist Mittelpunkt des Gottesdienstes und wird deshalb in dem großen *Goldenen Tempel Darbar-Sahib fortlaufend vorgelesen. Der Tempel liegt in der Mitte der Stadt, am »Teich der Unsterblichkeit« (= Amritsar), mit vergoldeter Kuppel und vier silbernen Türen (Eintritt für Fremde nur in Überziehschuhen durch die Nordtür) sowie schönem Glockenturm. Priester schenken Blumenketten oder Pfauenfedern oder Zuckersaft und erhalten dafür 1 Rupie; zum Dienst am Heiligtum sind mehr als 500 Priester angestellt. Jeder Sikh badet im Teiche. An der Südseite des Teiches liegt der weniger sehenswerte Darbargarten mit Fruchtbäumen und kleinen Pavillons; am Südende der malerische Turm Baba-Atal über dem Grabe des Sohnes des Apostels (Guru) Govind Singh erbaut; die Fakire im Garten werden 7 Uhr abends von den Priestern gefüttert.— In der Stadt besichtige man die weltbekannte Teppich-und Kaschmirschalfabrik von Chamba Mal und Devi Sarai und den Kaisar Bagh, eine moderne Karawanserei, reich an Volkstypen aus Mittel-und Ostasien.

Ausflug von Amritsar nö. mit der »Amritsar Pathankot Railway« bis (67 M, 108 km) Pathankot (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow), am Gebirgsfuße; von da mit Tonga (15 Rup., ein Platz 7 Rup.) bis (34 M) Danera (Übernachten im Dâk Bungalow), dann mit Pony (5 Rup.) oder Dooly (9 Rup.) nach (22 M, 35 km) Dalhousie (Strawberry Bank Hotel; Springfield Hotel; Bull's Head Hotel), reizender Sommerfrische mit Sanatorium im Waldgebirge, 2350 m ü. M., mit ähnlichen Klima-u. Vegetationsverhältnissen wie Simla. Lohnender Ausflug nach (19 km) Chamba (Dâk Bungalow) in prächtiger Landschaft.

Von Amritsar südwestwärts weiter nach dem Bahnknotenpunkt

(349 M) Lahore (254 m; Bahnwirtschaft, gut; Nedous Hotel, Pens. 7-8 Rup., gut, sehr erweitert, gegenüber Lawrence Gardens, 3,5 km vom Bahnhof, 1,5 km von der Altstadt; Faletti's Hotel [S. 77] Cecil, Pens. von 7 Rup. an, gelobt, neu;—Banken: Bank of Bengal; Alliance Bank of Simla etc.—Klubs;—Droschken nach Tarif;— Zeitungen: »Tribune«, »Civil and Military Gazette«; Photographen: Craddock; Burke; Jadukishan; mindestens 2 Tage Aufenthalt zu empfehlen), Hauptstadt der Provinz Punjab, nahe dem Raji, dem dritten Fünfstromlandfluß, mit dem östl. gelegenen Garnisonsort Meean Meer, 228318 Einw. (120000 Mohammedaner, 70000 Hindu, 7000 Sikh, 5600 Christen), im April 1905 von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Wie Amritsar durch die Sikhs, so hat Lahore durch die Herrschaft der mohammedanischen Mogulkaiser (turktatarischen Stammes) seinen Charakter aufgeprägt erhalten. Die Altstadt mit engen Straßen von Mauern umgeben, mit vielen Moscheen, Karawansereien, Pagoden, Märkten; in der NW.-Ecke der Stadt die Zitadelle (Fort; Besichtigung nur mit Paß, vom Deputy Commissioner zu bekommen) mit Werkstätten, an deren Ostende der Akbar-Palast liegt; im Fort die Perlmoschee (Moti Masjid), daneben der Spiegelpalast Shish Mahal (vom Schah Jahan und Aurangzeb erbaut); östl. davon ein kleiner Sikh-Tempel. Mitten in der Westmauer liegt der weiße Marmorpavillon *Nau Lakha. Im Zeughaus alte indische Waffen, auch Kamelgeschütze und merkwürdige Revolverkanonen. Neben dem Turme von Shish Mahal stand im Großmogulpalast noch ein größerer, der Saman Burj. Nun östl. zum Diwan-i-Khas (Marmorsäulenhalle), jetzt als Kirche benutzt; östl. davon der Hindupavillon Akbari Mahal (jetzt Apotheke) und der rote Sandsteinbau an der Nordmauer Khwabgha-i-Kalan. Mitten im Fort der Diwan-i-Am (jetzt Kaserne), östl. davon ein Hospital.—Die Bank of Bengal und die National Bank of India Ltd. sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank.

Rundfahrt. Vom Bahnhof durch die europäische Villenstadt sö. von der Eingebornenstadt durch Empress Road über Charing Cross, vorbei am Government House (früher Mausoleum des Muhammed Kasim Khan, Vetter des Kaisers Akbar); dann westl. durch Upper Mall Road zum Lawrence Garden, Botanischem Garten mit Raubtierhaus; l. bleibt Lawrence Hall und Montgomery Hall mit Porträtsammlung; dann r. am Punjab Club und an der Kathedrale vorbei (in deren Nähe das Telegraphenamt); dann l. am Postamt und den *Museen (Punjabsammlungen verschiedener Art, besonders die reichhaltigste Sammlung von »Gandharaskulpturen«, etwa 2400 Nummern) nach den Anarkali Gardens; hier ein lange als christliche Kirche benutztes Grabmal der Anarkali (»Granatblüte«), Favoritin des Kaisers Akbar, von ihm lebendig eingemauert, weil sein Sohn Salim sie liebte; Salim (der spätere Kaiser Jahangir, dessen Lieblingsresidenz Lahore war) erbaute 1615 das Mausoleum. Sehr interessant ist der Anarkali-Basar.—Dann nördl. an den Regierungsgebäuden, Schulen, Krankenhäusern und dem protestantischen Kirchhof vorbei über die Schiffbrücke des Raviflusses nach (9 km) Shah-Dara. Man kreuzt die Bahn und sieht l. einen Kuppelbau, das Grab des Asaf Khan; dann r. in einen Park mit prächtigem Marmorpflaster zum *Grabmal des Kaisers Jahangir, einem Quadratbau mit vier 30 m hohen Minarets in den Ecken, aus weißem Marmor und [S. 78] rotem Sandstein 1627 erbaut; man beachte die Feinheit der Steinskulptur der weißen Marmoreinfassung des Grabmals. Rückfahrt durch das Westtor der Stadt über die Esplanade nach dem Fort (s. oben).—Sehenswerte Moscheen sind die von Wazir Khan (mit sehr schöner Kachelfassade), die Goldene Moschee Sonahri Masjid und die Hauptmoschee Jama (oder Badshahi) Masjid. In der englischen Niederlassung ist ein Schwimmbad. Die Umgebung von Lahore ist durch vom Ravi abgezweigte Kanäle bewässert.

Ausflug von Lahore nach den Shalimar Gardens (4 km onö. vom Hauptbahnhof) auf der »Grand Trunk Road«, l. (3 km) das Tor des Rosengartens Gulabi Bagh (von Sultan Beg, Admiral des Schahs Jahan, erbaut) und gegenüber, 1 km sö. von der Straße, das Grabmal des Baumeisters Ali Mardan Khan (der 1637 für Schah Jahan die Shalimar-Gärten anlegte). Die einst weltberühmten, leider verfallenen *Gärten von Shalimar haben drei Terrassen mit 450 Fontänen. In ihrer Umgebung, besonders südl. der Straße, liegen noch andre, teilweise ebenfalls sehenswerte Gärten.

Die Fahrt mit der North Western Railway von Lahore nach Peshawar (288 M in 171/2 St.) berührt (391 M von Delhi) Gujranwala, Geburtsort Randjit Singhs (geb. 2. Nov. 1780, Maharadscha, genannt »Löwe des Punjab«).—Bei (452 M) Jhelum (Dschilam) überschreitet die Bahn den vierten der Punjabflüsse und tritt bald darauf aus dem Tiefland in das Mittelgebirgsland, das sich in etwa 500 m durchschnittlicher Seehöhe hier in großer Breite dem Himalaja vorlegt. Man sieht im N. die bis 4730 m hohen Schneegipfel Kaschmirs.—(523 M) Rawal Pindi (520 m; Flashman's Hotel, gut, Pens. 8 Rup.; Limetree Hotel, am Bahnhof; Imperial Hotel, Havelock Road, Pens. 8 Rup.; Rawal Pindi Hotel; Mellors Hotel u.a. Droschken nach Tarif; Banken: Alliance Bank, Commercial Bank of India), eine junge Stadt mit 86248 Einw. (1/2 Mohammedaner), starke Festung und größte Militärstation des nördl. Indiens (6 Regimenter und 5 Batterien), liegt am r. Sohanufer; Handel mit Kaschmir.

Von Rawal Pindi nach Srinagar in Kaschmir.
195 M = 314 km; einer der besten Zugänge nach Kaschmir, in 3 Tagen auf guter Landstraße zurückzulegen; dreisitzige Tonga 124 Rup., ein Sitz 48 Rup. (geliefert von der Firma Dhaujibhoy & Son, Hin-und Rückfahrt 228 Rup.); die Posttonga fährt nachts nicht; Ekkas für Diener und Gepäck 22 Rup. Die Reise ist für mindestens 8tägigen Aufenthalt in Kaschmir sehr lohnend, aber sehr anstrengend; die Tonga ist ein zweiräderiger, niedriger Karren mit drei Sitzen, Gepäck kann wenig mitbefördert werden. Man muß 3 Tage lang je 10 St. mit 1/2 St. Mittagspause in schlecht gefedertem, unbequemem Wagen, der fast nur im Galopp fährt, mit häufigem Pferdewechsel, sich zusammenrütteln lassen. Der starke Staub verursacht leicht Augenentzündung. Im Winter ist die Fahrt der Kälte wegen nicht ratsam. Man kann auch in bequemern Landauern fahren, die aber sehr teuer sind und 4 Tage brauchen. Die Dâk Bungalows unterwegs sind meist gut, haben aber nur leere Bettgestelle, also Reisebettzeug mitnehmen! Ausflüge von Srinagar in das Alpenland erfordern Zelt, Feldküche, Ponies zum Reiten und Gepäcktragen; diese Ausrüstung wie auch Träger können in Srinagar durch Cockburn's Agency beschafft werden (am besten vorher briefliche Abmachungen).
Man fährt über (37 M) Murree (2300 m; Powell's Hotel; Rowbury's Hot.), einen Höhenluftkurort mit europäischer Temperatur, mit Sanatorien und Kasernen, hinter denen sich 2700 m hohe Berggipfel erheben; im Sommer sind viele britische Truppen hier in der Sommerfrische.


[S. 79]

Dann Abstieg in das tief eingeschnittene, enge Durchbruchstal des Jhelum (Dschilam) nach (64 M) Kohala (guter Dâk Bungalow); von hier talaufwärts (das Tal ist im Sommer so heiß, daß Dattelpalmen gedeihen, und man am besten frühmorgens oder abends fährt; im April und Mai prächtige Schneegebirgslandschaft) über eine Hängebrücke (Zoll!) über (75 M) Dulai (guter Dâk Bungalow) nach (85 M) Domel (guter Dâk Bungalow), wo das Tal eine scharfe Biegung nach SW. macht, aber immer noch eng bleibt, über (99 M) Garhi (guter Dâk Bungalow) und (108 M) Hatti in wild-schöner Landschaft nach (1191/2 M) Chagoti (Dâk Bungalow über der Drehbrücke); dann folgt (133 M) Uri (guter Dâk Bungalow) und (146 M) Rampur (Dâk Bungalow), von da ebene Straße nach (162 M, 261 km) Baramula (guter Dâk Bungalow), kleinem Ort am untern Ende des weiten Hochgebirgsbeckens von Kaschmir, das einst von einem großen See eingenommen war; hier mieten Reisende, die längere Zeit in Kaschmir bleiben wollen, ein Hausboot (Preis je nach Größe und Einrichtung mit Bootsleuten 30-150 Rup. monatlich) zu schönen Ausflügen auf dem großen Wularsee und nach Srinagar. Von Baramula fährt man in 3 St. mit Wagen (Hausboot braucht dazu einen Tag) nach
(195 M, 314 km) Srinagar (1600 m), d. h. heilige Stadt, auch Suradjnagar oder Kaschmir genannt, Stadt mit 126358 Einw. (5/6 Mohammedaner), Sommerresidenz des Maharadscha von Kaschmir und Jammu, im prachtvollen Kaschmirtal am Jhelumfluß gelegen. Unterkunft: Dâk Bungalow; Nedou's Hotel, sehr gut; viele Besucher leben in Hausbooten oder Zelten; beste Zeltplätze im Chenar Bagh für Junggesellen, im Munshi Bagh und Ram Bagh am r. Flußufer nahe der englischen Kirche; ferner am Dal-Den im Nasim Bagh. Der Agent des Maharadscha gibt Auskunft für Reisende über Unterkunft, Preise, Kulis etc.; Cockburn's Agency besorgt Boote, Zelte und jede andre Ausrüstung; englische Ärzte in den Missionen und beim Residenten, wo man auch amtliche Vorschriften für das Reisen im Lande erhält. Bank: Punjab Bank. Leihbibliothek vorhanden. Photographen: Millais; Jadu Kishan.—Die Stadt hat enge, oft übelriechende Straßen mit Holzhäusern, darin eine prächtige, aus Zedernholz mit reichen Schnitzereien hergestellte Hauptmoschee (Jama Masjid). Man besteige zunächst den Hügel *Takht-i-Suleiman (300 m über der Stadt), auf dem ein Tempel steht; eine gerade Pappelallee führt hinauf, oben prachtvoller Blick auf das »Glückliche Tal«. Auch der Aufstieg auf den 76 m hohen Festungsberg Hari Parbat im N. der Stadt ist sehr lohnend. Bootsfahrt auf dem malerischen Dal (City Lake) nö. der Stadt, vorbei an den schwimmenden Gärten (man lese Thomas Moore: »Light of the Harem« und »Lallah Rookh«) nach Nishat Bagh am Ostufer, dann nach dem vom Schah Jahangir erbauten Lustschloß Shalimar Bagh in der NO.-Ecke des Sees mit Reiherstand, von da zum »Garten des Segens« Nasim Bagh am NW.-Ufer und zurück am Dorfe Hazrat Bal vorbei, am Westufer nach S. durch den Kanal unterhalb Hari Parbat und den Nasim Bagh-Kanal nach dem Dal Gate. —Ausflug von Srinagar auf verschiedenen Wegen, zuerst mit Boot, dann zu Wagen nach (ca. 26 km) Gulmarg (Schatten der Rosen), in einem Tage, einer kühlen, etwas feuchten Sommerfrische (Nedou's Hotel, gut; Besucher wohnen auch in Holzhütten oder Zelten), 2590 m ü. M., mit Ausblick auf den 8120 m hohen Nanga-Parbat.

Die Eisenbahn führt von Rawal Pindi weiter, zuletzt hinab in das hier breite Industal und bei (581 M) Attock, nahe der Vereinigungsstelle des Kabulflusses mit dem Indus (Stat. Attock Bridge, Dâk Bungalow), über den 200 m breiten Indus auf einer fünfbogigen Gitterbrücke. Das starke Fort Attock beherrscht den Zugang zu Vorderindien von NW. her; alle Eroberer Indiens, so Alexander d. Gr. 326 v. Chr., Timur 1397, Schah Nadir 1738 u. a., drangen durch das Kabultal und über Attock ein, daher ist die kleine Festung noch jetzt strategisch [S. 80] wichtig. Die Bahn bleibt nun in der Ebene des Kabulflusses, passiert Peshawar, die Hauptstadt der neuen nordwestlichen Grenzprovinz und Sitz eines High Commissioner, in ungesunder Lage, mit ziemlich extremen Temperaturverhältnissen (Juni 32,9°, Januar 9,8°, gelegentlich kommen Fröste vor), 97392 Einw. (3/4 Mohammedaner), engen, gewundenen Gassen, vielen Basaren für den wichtigen Durchfuhrhandel von Kabul, Buchara und Zentralasien, dem alten Palast Bala-Hissar, mit vielen Moscheen und den Resten einer berühmten mohammedan. Akademie. Im Museum reiche archäologische Funde: »Gandharaskulpturen« aus der Umgegend, besonders aus Sari Bohlol, 40 km nö. von Peshawar.—3,5 km westl. liegt der Endpunkt der Bahn, (627 M, 999 km) Peshawar Cantonment Station (Dâk Bungalow; Flashman's Hotel, Pens. 7 Rup., nahe dem Bahnhof; Droschken nach Tarif; Bank Punjab Banking Co.—Geschäfte für mittelasiatische Waren in der Stadt: Safdar Ali; Haji Rahman); in öder Ebene das an die Stadt gelehnte englische Truppenlager (über 20000 Mann), Stützpunkt für Unternehmungen gegen Afghanistan. Peshawar verdient trotz mangelhafter Unterkunft mehrtägigen Aufenthalt schon wegen des Ausflugs zum Khaiberpaß, dessen Besuch leider seit 1910 auf einen Wochentag beschränkt ist.

Ausflug nach dem *Khaiberpaß, der südl. des unzugänglichen Durchbruchs des Kabulflusses den Safed Kuh, das Grenzgebirge zwischen Afghanistan und Indien, überschreitet und die Verbindung zwischen Afghanistan und der indischen Nordwestprovinz herstellt. Zu seinem Besuch ist eine Erlaubnis des »Political Officer in charge« in Peshawar nötig. Ausflug zu Wagen (14 Rup.) 5 St. hin und zurück, interessant sowohl landschaftlich wie wegen des regen Karawanentreibens. Man fährt auf guter Straße bis zum (17 km) Fort Jamrud (501 m; Dâk Bungalow), am Ostende des Passes, mit starker englischer Besatzung. Der nach Afghanistan führende Khaiberpaß zieht 53 km lang in Windungen bis 1011 m Höhe über das Gebirge; er ist nur Dienstags und Freitags für Karawanen geöffnet, wird dann vom Afridi-Stamm (Khaiber Rifles) bewacht, die auch die befestigten Posten (26 km) Ali Musjid (730 m) und Landi Kotal (520 m) besetzt halten. In Ali Musjid, wo die englischen Befestigungen gegen Afghanistan beginnen, muß man leider umkehren. Die Fahrt des deutschen Kronprinzen bis Landi Kotal war eine besondere Höflichkeit. Neuerdings dürfen sogar englische Offiziere nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Oberkommandierenden (zurzeit General James Wilcocks) bis Landi Kotal reisen. Die wilde, malerische Landschaft des Passes ist sehr sehenswert.—Eine Eisenbahn von Peshawar bis Landi Kotal ist im Bau.

3. Seitentour: Lahore—Karachi.
Eisenbahn: North Western Railway von Lahore über Mooltan und Hyderabad (Sindh) nach (784 M) Karachi, Schnellzug in 24 St. für I. Kl. 58 Rup. 6 annas, II. Kl. 29 Rup.
Die »Industalbahn« führt durchweg durch Gebiete, die viel mehr vorderasiatischen als indischen Charakter tragen. Die beiden großen Landschaften, die sie durchfährt, das Punjab und das Sindh, sind wirtschaftlich geeint durch den Indusstrom, klimatisch einander ähnlich als Trockengebiete, die nur spärliche und unregelmäßige Regen empfangen und großenteils geradezu wüstenhaft sind. Die von O. her ziemlich nahe an das untere Industal herantretende Wüste Thar soll streckenweise die Sahara an Öde und vollkommener Vegetationslosigkeit übertreffen. Der Indus hat für das Sindh eine ähnliche kulturelle Bedeutung wie der Nil für Unterägypten, aber es bestehen doch gewisse schwerwiegende Unterschiede:


[S. 81]

während die alljährliche Anschwellung des Nils, die auf der Regenzeit in Innerafrika beruht, regelmäßig und ruhig verläuft, nimmt die des Indus nicht selten dadurch stürmischen Charakter an, daß sich der normalen Sommerflut, die durch die Schneeschmelze im obern Einzugsgebiet des Stromes erzeugt wird und im Unterlauf ihren Höhepunkt im Juli erreicht, noch Regenwasserwellen aufsetzen, die auf den Sommerregen im Punjab beruhen. Dadurch ist der Mensch gezwungen worden, den Strom in Dämme einzuschließen. Die befruchtende und befeuchtende Wirkung der Indusfluten kann daher nur durch Vermittelung von Kanälen erfolgen, die zahlreich vom Strome abgezweigt sind. Sie ermöglichen, daß ein etwa 20 km breiter Kulturstreifen den Indus begleiten kann. Ähnlich liegen die Verhältnisse längs der Punjabströme, doch sind hier die Kulturstreifen nicht so breit, und die Hochwasserbetten sind durch breite Kies-und Schotterflächen bezeichnet. Die Erträgnisse dieser Kulturstreifen, in denen die Dattelpalme vielfach der auffallendste Baum ist, wie das Kamel das häufigste Nutztier, wo Akazien, Pappeln, Tamarisken und andre Gewächse trockner Zonen gehölzbildend auftreten, sind mannigfaltig: Baumwolle, Ölsaaten, Zucker, Indigo, namentlich aber Weizen, dessen Anbau in neuerer Zeit rasch zugenommen und das Aufblühen von Karachi, das als Ausfuhrhafen dient, verursacht hat. Als Verkehrsstraße hat der Indus trotz seines geringen Gefälles im Unterlaufe nur wenig Bedeutung, weil die Arme des Deltas, mit dem er mündet, für Schiffe unbenutzbar sind; denn auch darin ist der Indus gegen den Nil benachteiligt, daß er nicht wie letzterer in ein ruhiges Meer, sondern in ein solches mit lebhafter Gezeitenbewegung mündet. Durch die Flut werden die massenhaften Sinkstoffe immer wieder flußaufwärts getragen und verschlämmen die Mündungen. Die Dampfschiffahrt reicht daher nur von Tatta am Hauptmündungsarm bis Mooltan am Jilam. Den Hauptverkehr vermittelt die Industalbahn.

Von Lahore (S. 76) führt die Bahn über (116 M) Harapa, einen kleinen Ort, wo Alexander d. Gr. einen Sieg erfocht, nach der sehr alten Stadt (207 M) Mooltan (Erfrischungs-und Warteraum, Dâk Bungalow) mit alten Grabdenkmälern, 85708 Einw., meist Mohammedaner; wichtiger Stapelplatz für die an Bodenerzeugnissen reiche Umgebung. Ein Stück südl. davon passiert die Bahn das alte Bett des Biasflusses, der jetzt weit oben in den Sutlej mündet, früher aber diesem parallel in den Jilam floß. Weiter auf der (270 M) Adamwahanbrücke von 1287 m Länge über den Sutlejfluß nach (272 M) Bahawalpur (Dâk Bungalow), Hauptstadt eines Eingebornenstaates mit 15000 Einw. (4/5 Mohammedaner), mit sehenswertem Palast des Nawab. Bei (488 M) Rohri zweigt die Bahnlinie nach Belutschistan und Afghanistan ab; Rohri liegt malerisch am l. Ufer des Indus auf felsiger Höhe, die 4-5 stöckigen Häuser haben flache Dächer mit Geländern; die große Moschee (Jama Masjid) ist ein schöner roter Ziegelbau, die drei Kuppeln mit Porzellanziegeln gedeckt. Bei Rohri sind die großen Bewässerungsschleusen des Eastern Nara-Kanals.

(674 M) Hyderabad (Sindh), Haidarabad (guter Dâk Bungalow im Cantonment; Brind's Hotel; Bank of Bengal; Droschken nach Tarif), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh der Präsidentschaft Bombay, am Beginn des Indusdeltas gelegen, mit 75964 Einw. (Hindus und Mohammedanern), 6 km östl. vom Indus, wahrscheinlich von Alexander d. Gr. gegründet, hat Industrie in Seidenstickereien, Juwelier-und Lacksachen. Sehenswürdigkeiten sind das alte, sehr unregelmäßig geformte Fort mit dem alten Palast Mir [S. 82] Nasir Khans, jetzt Absteigequartier hoher britischer Offiziere; vom Fort über dem Torweg interessanter Ausblick auf den Basar mit buntem Völkergemisch. Auf dem Nordende des Hügels der Stadt sind die Grabmäler der Kalhoras-und Talpura-Fürstengeschlechter. Die Bahn kreuzt nun den Indus und führt nach

(784 M) Karachi (mehrere Bahnhöfe; wer nicht sofort an Bord des Dampfers muß, steige Station Frere Street, auch Cantonment Station genannt, aus).

Gasthöfe: Paul's Hotel, dicht bei Frere Street Station, gut;—The Devon Villa Hotel, gut.
Banken: National Bank of India; Bank of Bombay etc.
Klubs: Sindh Club; Gymkhana, Ladies Club; Golf Club.
Zeitung: »Sindh Gazette.« Konsulate: Deutsches Reich: Konsul A. Thöle; Österreich-Ungarn: Konsul W. U. Nicholas, Vizekonsul K. S. Anderson.
Dampfer: Österreichischer Lloyd (Anderson & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano«), monatlich nach Triest in 20 Tagen; Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa (Bremen); British India Steam Nav. Co. (Mackinnon, Mackenzie & Co.), wöchentl. nach Europa und Bombay sowie nach dem Persischen Golf; Messageries Maritimes (H. Curjel Bombay Co.), monatl. nach Marseille; außerdem noch andre britische Linien.
Geschäfte: Sadar Bazaar, gut.

Karachi (Kurrachee, Karatschi), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh, mit 159270 Einw., am äußersten Nordwestende des Indusdeltas (nahe dem Fuße des Pabgebirges, des Grenzgebirges gegen Belutschistan, gelegen), ist trotz seiner Entlegenheit zum größten Teile Indiens und trotz seines steter Versandungsgefahr durch die Sinkstoffe des Indus unterliegenden Hafens der drittgrößte Seehafen Indiens geworden (1910 liefen 525 Schiffe mit 758000 Reg.-Ton. ein), weil es unter der Herrschaft der Engländer (seit 1842) als Hauptausfuhrhafen des Punjabs dient; Einfuhr von Eisenbahnmaterial, Stückgütern, Metallen, getrockneten und gesalzenen Fischen etc.; Ausfuhr von Baumwolle, Weizen, Wolle, Ölsaat, Häuten, Apothekerwaren, Pferden. Die Stadt hat Handelskammer, Baumwollpressen, Eisenwerke, Schiffswerft mit Trockendock, Kohlenlager. Der Seehafen ist durch Wellenbrecher geschützt und mit modernen Kaianlagen, Ladebrücken etc. gut versehen. Die vorgelagerte Halbinsel Manora ist durch mehrere Küstenforts verteidigt. Die Eingebornenstadt nahe am Hafen ist eng gebaut und stark bevölkert; der europäische Stadtteil weiter aufwärts am Layarifluß macht einen ganz modernen Eindruck, weitläufig und regelmäßig angelegt, mit vielen schönen Gebäuden, darunter die Frere Hall mit Bibliothek, Ball-und Versammlungssälen. Sehenswürdigkeiten enthält die Stadt nicht, doch wird sie infolge ihrer Handelsbedeutung besucht.

B. Von Delhi nach Agra.

Eisenbahn: East Indian Railway von Delhi über Aligarh nach Agra in 6 St. für I. Kl. etwa 11, II. Kl. 6 Rup.; —Great Indian Peninsula Railway (»Agra-Delhi Cord Line«) über Muttra in 41/2 St. (Speisewagen).
Die Great Indian P. R. ist die direkte Linie; sie hält sich in der Nähe des r. Jumna-Ufers, an dem sowohl Delhi wie Agra liegen. Die East Indian R. beschreibt einen Bogen durch das Gebiet zwischen Jumna und Ganges und überschreitet zweimal die Jumna. Sie durchfährt in ihrer ganzen Erstreckung die »Vereinigten Provinzen« (Agra und Audh), während die Great Indian zunächst den Südostzipfel des Punjabs durchläuft.


[S. 83]

Obgleich das Land mit Hilfe der Kanäle, die seit 100 Jahren namentlich in dem zwischen dem Ganges und der Jumna gelegenen Gebiete angelegt worden sind, reich angebaut ist, macht sich die Trockenheit des Klimas in den der Regenzeit unmittelbar vorhergehenden Monaten (Februar bis Mai) durch große Dürre und Staubplage recht bemerkbar.

Von Delhi (S. 70) führt die East Indian Railway zunächst nach

(78 M) Aligarh (Kellner's Refreshment and Sleeping Rooms, am Bahnhof, bequem für kurzen Aufenthalt, auch Schlafgelegenheit; guter Dâk Bungalow), Distriktshauptstadt und sehr alte Festung, die die Stadt Koil schützt; mit dieser zusammen 63715 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner), Sitz des Anglo-Oriental College zur Erziehung vornehmer Mohammedaner. Anfang Februar hier eine sehenswerte Messe. Beim dritten Meilensteine (5 km) südl. von Aligarh an der Straße ein riesiger heiliger Banyanfeigenbaum (Ficus religiosa), und in dessen Nähe ein Malteserkreuz zur Erinnerung an einen Überfall englischer Truppen während des Aufstandes 1857.—Bei (127 M) Tundla Junction (Bahnwirtsch.) muß man event. in den Zug nach Agra umsteigen, der in entgegengesetzter Richtung auf einer andern Linie noch 24 km westl. bis Agra läuft. Dicht vor Agra führt die Bahn auf großartiger vierbogiger Brücke über den Jumna-Fluß.

Fährt man mit der Great Indian Peninsula Railway, so empfiehlt sich der Besuch von (89 M) Muttra oder Mathura (Dâk Bungalow), uralter Stadt (schon Ptolemäus bekannt) von 60000 Einw., am r. Jumna-Ufer. Muttra wurde 1017 vom Afghanenfürsten Mahmud seiner kostbarsten Tempelschätze beraubt, ist noch heute mit der kleinern, 10 km stromauf an der Jumna gelegenen Stadt Brindaban (einem hochheiligen Wallfahrtsort der Hindus) einer der Hauptsitze der Brahmanen, mit zahlreichen Tempeln, in denen der Krischnakult gepflegt wird. Bootfahrt auf der Jumna, wo morgens Tausende vor den Tempeln baden (ein kleines Benares).

(142 M, 228 km) Agra (204 m), Ankunft Fort Station oder (über Muttra) auf Cantonment (Road) Station, 10 Min. von den Gasthöfen.

Gasthöfe: Hotel Cecil (Hotz, Schweizer), I. Ranges, Deutsch gesprochen, sehr gelobt, Pens. von 8 Rup. an.— Laurie's Great Northern Hotel (20 Min. sw. vom Bahnhof), Pens. 7 Rup.— Metropole.Savoy, Pens. 6 Rup.—Guter Dâk Bungalow nahe dem Postamt am Drummond Road.—Speiseräume im Bahnhof.—Droschken nach Tarif.— Post u. Tel. nahe beieinander, 2,5 km südl. vom Bahnhof.—Polizeiämter 1 km nw. vom Bahnhof.—Geschäftsadressen: Bank of Bengal, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.—Teppichfabrik Otto Weylandt (deutscher Besitzer), nahe Ftimad-ud-daulah.— Schals, Gold-und Silberstickereien: Ganeshi Lall & Sons, Johari-Basar.— Seifenstein und Marmormosaik: Nathoo Ram, gegenüber Agra College.—Miniaturmaler: Badri Pershad.—Photograph: Priya Lal.
Zeiteinteilung. 1. Tag: Vm. Fort, Nm. Fahrt nach Sikandarah, abds. nach Dinner *Taj Mahal (bei Mondschein); —2. Tag: Vm. Taj Mahal (bei Sonnenaufgang), dann Fahrt zum Ftimad-ud-daulah-Grab, zu Weylandt (Teppichfabrik) und Chinika-Roza-Grab, Nm. 2 Uhr mit Auto (Pers. 10 Rup.) in 1 St. nach Fatehpur-Sikri;—3. Tag: Nochmals Fort und Stadt.
Geschichtliches. Unter dem Lodhikönig Nizam Iskander (1488-1517) ward Agra, damals noch ein Dorf, Residenz; 1526 wurde es von Baber, dem Begründer des mohammedanischen Reiches der Großmoguln, genommen, der es jedoch wieder an die Afghanen verlor. Erst Akbar besetzte es 1559 dauernd und machte es zur Hauptstadt. Schah Jahan I. (1632-56) errichtete die Prachtbauten. [S. 84] Aber schon Aurangzeb (1656-1706) verlegte die Residenz nach Delhi, und nach seinem Tode wurde die Stadt von den Dschat, Persern, Afghanen etc. verwüstet, bis die Ostindische Kompanie sie den Mahratten nahm. Während des Sepoyaufstandes im Juli 1857 wurden die Engländer im Fort belagert, aber am 10. Okt. vom Oberst Greathed entsetzt.
Plan von Agra. Plan von Agra.

Agra, Hauptstadt der Division Agra, hat mit der Garnison 182419 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, einige tausend Christen), starke Industrie in Schuhen, Pfeifen, Goldtressen und schönen Mosaikarbeiten sowie lebhaften Handel mit baumwollenen und feinen wollenen handgeknüpften Teppichen (die Fabrik des Deutschen, Herrn Otto Weylandt, ist sehr sehenswert) und bearbeiteten Steinen. Agra besitzt vier Colleges und ist Sitz der obersten Divisionsbehörden. —Die Stadt liegt in dem großen Bogen, den die schiffbare Jumna (Dschamna) hier nach O. macht; in der Tiefe des Bogens das Fort, südl. davon die Kasernen und nw. die Regierungsgebäude, dazwischen die besser als in andern indischen Städten gebauten Eingebornenviertel. Agra ist reich an Prachtbauten im reinsten maurischen Stil, die auf die Zeit zurückgehen (Mitte des 17. Jahrh.), da die Stadt die Residenz [S. 85] der mohammedanischen Großmoguln (turktatarischen Stammes, mit persischer Umgangssprache) war.

Rundgang: Das *Fort (zweimaliger Besuch von je 21/2-31/2 St. sehr lohnend, es ist das schönste und mannigfaltigste seiner Art in Indien), aus rotem Sandstein etwa 1568 von Akbar begonnen, von seinem Sohn Jahangir fortgesetzt (die meisten Bauten stammen vom Schah Jahan, dem kunstsinnigen Enkel des großen Kaisers), berührt mit dem Nordturm das rechte Jumna-Ufer; seine Mauern sind fast 21 m hoch; sein »Water Gate« (Pl. 2) ist geschlossen, Haupteingang von NW. durch das Delhi Gate (Pl. 1); außerdem am Südende das Amar Singh Gate (Pl. 3). Innerhalb des Delhi Gate ist noch ein zweites Tor, Elephant Gate oder Hathi Pol. Geradeaus geht man über den Mina-Basar zur *Perlmoschee (Moti Masjid, Pl. 4), der schönste weiße Marmorbau mit drei Kuppeln und prächtiger Vorhalle, in deren Mitte ein Marmorbecken.—R. von der Moschee der große Zeughausplatz, vor dessen Ostseite die große öffentliche Audienzhalle Diwan-i-Am (Pl. 5), mit Thronstufen in der Mitte. Einige Stufen führen nun in den großen Palast Schah Jahans (Pl. 6), der aus vielen prächtigen Einzelbauten von weißem Marmor besteht; zunächst vorbei am Machhi Bhawan zur kleinen dreikuppeligen »Edelsteinmoschee« (Naginah Masjid), für die Königinnen bestimmt; darunter lag ein Basar, wo die Hofdamen Einkäufe machten. Oberhalb nach dem Fluß auf offener Terrasse ein schwarzer Thron; südl. davon die Hausmoschee des Kaisers (Mina Masjid) und weiterhin die wunderbar schöne Privataudienzhalle Diwan-i-Khas mit Ausblick auf den Fluß und die Gärten (1637 erbaut). Im kleinsten Marmorsaal wurde der von seinem Sohn Aurangzeb entthronte Jahan 7 Jahre gefangen gehalten, gepflegt von seiner Tochter Jahanara; Jahan starb im kleinen Pavillon (mit schönen Fenstern), die Augen nach dem Taj Mahal (s. unten) gerichtet. Eine Treppe führt zum Saman Burj, eigentlich Jesamine (Yâsmin) Burj (Jasminturm, Wohnung der Favoritsultanin), mit Springbrunnen in einem schönen Pavillon; südl. daneben der »Goldene Pavillon« mit vergoldetem Dach und Frauengemächern; westl. von diesen Pavillons lagen die Marmorbäder der Prinzessinnen; von da durch den Weingarten (Anguri Bagh) gelangt man zu dem Shish Mahal (Spiegelpalast) in der NO.-Ecke des Gartens. Der alte, sehr sehenswerte, aus rotem Sandstein erbaute Jahangir Mahal (oder Akbar-Palast) am Südende der übrigen Bauten ist gut erneuert und hat prächtige Sandsteinornamente.— Nahe vor dem Delhi Gate nw. jenseit der Bahn liegt die Hauptmoschee (Jama Masjid), erbaut 1644 vom Schah Jahan zu Ehren seiner Tochter Jahanara; nördl. davon die Kalan Masjid, älteste Moschee in Agra.—Von da fahre man über die Eisenbahnbrücke nach dem prachtvollen *Mausoleum von Ptimad-ud-daulah, einem reichgeschmückten weißen Marmorbau mit Mittelkuppel und vier Ecktürmen mitten in herrlichem Park; es enthält sieben Gräber, in der Mitte das des Wesirs Ghiyas Beg, Schwiegervaters Schah Jahangirs und Vaters der Nur Jahan.—Die Hauptsehenswürdigkeit Agras (etwa 3 km sö. von den Gasthöfen) ist der **Taj Mahal (kurz Tadsch oder Tadschmahal = Kronpalast, eigentlich Taj bibi [S. 86] ka Roza = Grab der Kronendame), »ein Traum in Marmor«, am r. Ufer der Jumna; es ist das aus weißem Marmor ausgeführte und auf einer 18 m hohen Plattform ruhende Mausoleum Schah Jahans (regierte 1628-58) und seiner Lieblingsgattin Mumtaz-i-Mahal (Stolz des Palastes, gest. 1629), mit weithin sichtbarer Kuppel von 18,8 m Durchmesser, woran 20000 Arbeiter 22 Jahre unter Leitung des Baumeisters Austin von Bordeaux gearbeitet haben sollen. Der Taj ist vielleicht das schönste und stimmungsvollste Denkmal ganz Indiens und gilt für edler als die Alhambra und andre berühmte maurische Bauten. Im Innern, umschlossen von einem zart in Marmor ausgeführten Gitterwerk, stehen zwei Kenotaphe, die wie die Wände reich mit Blumen aus kostbaren Steinen und mit anmutigen Ornamenten geschmückt sind. Umgeben ist das Gebäude von einem prachtvollen Garten, in dem herrliche Zypressen und ein langes, geradliniges Wasserbecken mit vielen Springbrunnen liegen. Der Eingang zum Taj ist durch das Taj Ganj Gate, das zu dem prächtigen großen *Torweg (Great Gateway) des Gartenhofs führt (mit 26 Marmorkuppeln!); außerhalb eine schöne Karawanserei und andre Gebäude aus rotem Sandstein. Es ist dringend zu empfehlen, den Taj mehrmals, und womöglich einmal bei Mondschein, zu besuchen. NB. Die Hotels wissen die Zeiten, wann der Taj bis Mitternacht geöffnet bleibt! Im Mausoleum beten und bringen Blumen zu den Sarkophagen Vertreter aller Religionen Indiens, Hindus, Buddhisten, Mohammedaner und Parsi.

Ausflüge: 1) Nach Sikandarah, mit Wagen in 3/4 St. Man fährt durch die Eingebornenstadt, vorbei am Central Jail (Hauptgefängnis; Besichtigung der Teppichwebereien der Gefangenen empfehlenswert, man schicke seine Karte dem Inspektor), dann etwa 6 km nw. Der Weg führt an vielen Gräbern vorbei; in Sikandarah liegt das Mausoleum Begum Miriam, der angeblich christlichen Frau Maria des Kaisers Akbar, ein zweistöckiger roter, zurzeit recht verwahrloster Sandsteinbau; im Unterstock 40 Kammern, im Oberstock ein weißer Marmorkenotaph. Ein prachtvolles Tor aus rotem Sandstein, mit Einlagen von weißem Marmor führt zum *Grabe Akbars; von den Minarets zu Seiten des Tores schöne Aussicht bis nach Fatehpur-Sikri. Ein breiter Weg führt zum Mausoleum, einem vierstöckigen Pyramidenbau, die untern drei Stockwerke von rotem Sandstein, das oberste aus weißem Marmor; auf der Plattform steht der weiße Marmorkenotaph genau über der Stelle, wo unten im Kellergeschoß sein Sarkophag, umgeben von andern Gräbern, steht. Am Nordende des *Kenotaphs eine 1 m hohe *Marmorsäule, auf der lange Zeit der berühmte Diamant »Koh-i-Nur« lag, bis ihn der persische Eroberer Nadir Schah raubte (jetzt gehört er zum britischen Kronschatz).— In einem modernen Hause in Sikandarah befindet sich ein Waisenhaus. Man tut besser, Sikandarah früher als den Taj zu besuchen.
2) Westwärts nach (38 km) *Fatehpur-Sikri (Dâk Bungalow, neu und groß, mit guter Verpflegung, für längern Aufenthalt eingerichtet; für kurzen Aufenthalt Frühstückskorb vom Hotel mitnehmen!) mit Wagen (25 Rup. in 31/2 St.) oder Automobil (45 Rup., einzelne Sitze bei Fahrten, die das Hotel unternimmt, 10 Rup., in 1 St.) auf guter, schattiger Landstraße, von Akbar d. Gr. angelegt, wie die alte verlassene Residenzstadt selbst, deren Paläste noch sehr gut erhalten sind. Durch das Agra-Tor einfahrend, sieht man r. von der Straße die alte Münze, gegenüber die Schatzkammer, dann fährt man in den Kaiserpalast hinein, vor den Diwan-i-Am; l. liegen die Räume der Sultana und daneben der Dâk Bungalow (wo man auf Wunsch meistens auch einen Führer erhält); gegenüber sind türkische Bäder.


[S. 87]

In der NO.-Ecke des Palastes ist das Haus der türkischen Königin; am Nordende des Hofs eine schöne Privataudienzhalle Diwan-i-Khas, südl. davon der Panch Mahal (ein »Damenheim« oder Zenana) und sw. von diesem das kleine Haus der Miriam (Akbars angeblich christlicher Gattin, einer Prinzessin von Jaipur) mit Garten und Bad; westl. davon das geschmackvolle Birbal's Haus. Ferner sind zu erwähnen der Turm Harem (Hiran) Minar, mit steinernen Elefantenzähnen geziert, über den Gräbern des kaiserlichen Lieblingselefanten, und die Grabmoschee (weißer Marmor in rotem Sandstein) des heil. *Salim Chistis in der Nähe des großen Siegestors und dieses selbst.

3) Südwärts nach *Gwalior; von Agra Road Station mit der Indian Midland Railway durch steiniges, hügeliges Gebiet, die nördl. Ausläufer des Malwaplateaus, das schon zum Dekhan gerechnet werden muß, über (35 M) Dholpur und 6 km weiter südl. über eine schöne Brücke aus rotem Sandstein über den Fluß Chambal (Chumbul) nach
(76 M, 122 km) *Gwalior (161 m; Gwalior Hotel [von einem Parsen geführt], außerdem staatliches Fremdenhaus Musafir Khana, in dem Unterkunft nur bei Empfehlung und Vorausbestellung zu haben ist. Reitelefanten durch Hotelmanager zu bestellen, Bakschisch an den Führer. Droschken, mäßig, zu haben [im Notfall Sänfte nehmen]), Hauptstadt des Vasallenstaats der Mahratten, hat mit der neuen Garnisonstadt Lashkar 89154 Einw. (5/6 Hindu, 1/6 Mohammedaner), liegt in einer Flußebene zwischen den Ausläufern des Malwaplateaus und hat schmutzige Häuser. Vor den Toren der alten Stadt steht die schöne Hauptmoschee Jama Masjid; in der Stadt der prachtvolle *Palast des Maharadschah (einer der schönsten in Indien) sowie mehrere Dschaintempel. Die berühmte *Festung Gwalior erhebt sich auf einem 110 m hohen senkrechten Sandsteinfelsen (oben 1900 m lang und 600 m breit) an der Westseite der Stadt; sie ist noch jetzt eine der stärksten Indiens. Am NO.-Ende die sechstürmige Zitadelle.
Im Innern der Festung sind Acker und Wasserbecken, für 15000 Mann Besatzung ausreichend. Wahrscheinlich wurde sie 275 n. Chr. gegründet von Suraj Sen, der den Sonnentempel baute; jahrhundertelang war die Feste Herrschersitz, viel bestürmt und selten erobert. Englische Truppen nahmen die Festung 1803, 1844 und 1858; 1886 wurde sie an den Maharadschah übergeben. Zum Besuch der Feste ist keine Erlaubnis erforderlich, man schreibt sich ins Fremdenbuch am Eingang ein; der Leiter (»Keeper«) des Fremdenhauses (Musafir Khana) sorgt für Bereitstellung des Elefanten, falls der Maharadschah geneigt ist, solchen für Besucher zur Verfügung zu stellen. Vom Fremdenhaus fährt man bis zum Fuße der Feste, dort wartet dann der Elefant für den steilen Aufstieg. Ein steiler Weg führt durch folgende sechs Tore in die Feste: Alamgiri Gate (das nördlichste Tor, 1660 erbaut), *Badalgarh (oder Hindola) Gate, ein schöner Hindubau; r. steht dicht unter dem Felsen der Festung der Gujari Mahal, Schloß der Königin von Man Sing, schon sehr verfallen; Bhairon (oder Bansur) Gate, 1485 erbaut; dann das Ganesh Gate mit dem Taubenhaus (Kabutarkhana) davor und einem Hindutempel daneben; nun vorbei an dem Felsentempel Chatar-bhuj-mandir (erbaut 876), ein Wischnuheiligtum mit Wasserteich (in dessen Nähe sehr alte Skulpturen), durch das Lakhshman Gate weiter hinauf längs der Ostseite der Paläste zum »Elefantentor« Hathiya Pol (Paur), neben dem das Hawa Gate in den Man Singh Mandir führt, der, 1486-1516 erbaut, bunte Mosaikwände hat. Nördl. schließen sich noch vier Paläste an: Vikram Mandir, Karan Mandir, Jahangiri Mahal und Shah Jahan Mahal am Nordende der Feste. Von den elf Hindutempeln der Feste ist der mittelste, Teli-ka-Mandir (Anfang des 12. Jahrh.), der sehenswerteste; er ist dem Schiwakult gewidmet, auf höchster Berghöhe mit prächtiger *Aussicht erbaut und um 1880 wiederhergestellt. —Die Felsenskulpturen an den Abhängen der Feste, besonders die südwestl. Gruppe in der Schlucht Urwahi, sind ebenfalls sehr sehenswert, weil einzig in ihrer Art in ganz Nordindien; die meisten Skulpturen, im 13. Jahrh. hergestellt (laut Inschrift aus den Jahren 1440, 1453, 1497 etc.), wurden unter dem ersten Großmogul Babar zum Teil stark beschädigt. Es sind fünf Gruppen.


[S. 88]

Das durchfahrene Gebiet gehört zu den reichsten Kulturgebieten Indiens; Audh, der Ostteil der »Vereinigten Provinzen«, ist schon so weit in Kultur genommen, daß die Wälder großenteils (außer im nördl. Randgebiet gegen den Himalajastaat Nepal hin) verschwunden sind und mit ihnen auch viele wilde Tiere, wie der Tiger. Dabei hat das Land, das großenteils von Natur genügend befeuchtet ist (der künstlich bewässerte Anteil des Kulturlandes wird, je weiter ostwärts, um so kleiner), schon ganz tropischen Charakter.

C. Von Agra über Cawnpore, Lucknow und Allahabad nach Benares.

Eisenbahn: Agra-Cawnpore in 51/2 St.; Cawnpore-Lucknow in 2 St.; Lucknow-Allahabad in 51/2 St.; Allahabad-Benares in 31/2 St.; Agra-Allahabad in 9 St.

Von Agra Fort Station (S. 83) mit der East Indian Railway (am besten mit Nachtzug, der etwa 3/4-12 Uhr abfährt) über die prächtige Jumna-Brücke mit 16 Bogen nach (15 M) Tundla; dort meist umsteigen in den von Delhi kommenden Zug, dann östl. weiter über Ferozabad nach (72 M) Stat. Etawah, Itawah (Bahnwirtschaft mit Gastzimmer; Dâk Bungalow, 1 km vom Bahnhof), Stadt mit 40000 Einw. in malerischer Lage zwischen Schluchten und Abhängen am Nordufer der Jumna, mit schöner Hauptmoschee; *Aussicht vom teilweise zerstörten Fort auf dem Hügel über der Stadt; unterhalb vom *Fort Bathing Gats am Flußufer.—Die Bahn erreicht im weitern Verlaufe das rechte Gangesufer bei

(158 M, 254 km) Stat. Cawnpore, Khanpur (Bahnwirtsch., gut; Civil and Military Hotel, gut; Empress Hotel, Pens. 7-9 Rup.; Victoria Hotel; die Bank of Bengal und die National Bank of India Ltd. sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank; Droschken nach Tarif), Knotenpunkt von fünf Bahnlinien und an der untern Einmündungsstelle des östl. Gangeskanals in den Ganges gelegen, mit enger, schmutziger Eingebornenstadt von 197170 Einw. (1/4 Mohammedaner), wo auf den Basaren gute Früchte, Leder-und Juwelierarbeiten feilgehalten werden und interessantes Leben und Treiben herrscht. Die Stadt ist ohne andre Sehenswürdigkeiten als solche, die an den Aufstand erinnern; in Cawnpore ließ Nana-Sahib im Mai und Juni 1857: 446 englische Soldaten, Frauen und Kinder hinmorden, wofür die Engländer im November weit blutigere Rache nahmen. Wo General Wheeler sich gegen Nana-Sahib verschanzt hatte, steht die Memorial Church; etwa 3 km nördl. liegt nahe dem Gangesufer der Memorial Garden mit Gedächtnisbrunnen, in dessen Mitte ein Friedensengel (von Marochetti) aus Marmor.

Seitentour. Von Cawnpore mit der Indian Midland Railway oder mit einer Zweiglinie der Oudh and Rohilkhand Railway über die Ganges-Eisenbahnbrücke durch die reichbebaute Ebene von Audh nach (44 M, 71 km) Stat. Lucknow oder Lakhnau (122 m; Bahnwirtschaft; Wutzler's Royal Hotel [Bes. Deutscher], eins der besten in Indien, 21/4 km vom Bahnhof; Savoy and Imperial Hotel, Abbott Road, Pens. 7 Rup.; Civil and Military Hotel; Prince of Wales Hotel; mehrere Klubs; Bank of Bengal, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Droschken nach Tarif), Knotenpunkt von 6 Bahnlinien, Stadt mit 264049 Einw. (1/3 Mohammedaner), am Gumti, einem schiffbaren l. Nebenflusse des Ganges; großstädtisches Leben, aber weniger sehenswert als Delhi und Agra. Auch die großen Prachtbauten von Lucknow sind architektonisch dürftig; von Engländern ebenso wie Cawnpore nur wegen der Ruinen und Gedächtnisstellen aus der Aufstandszeit (es wurden hier 2000 Engländer getötet) besucht.


[S. 89]

Rundfahrt: Nw. von der Residency, den Regierungsgebäuden, liegt im Machhi Bhawan Fort die interessante große Halle Great Imambarah in altem Palast, jetzt Zeughaus; man gelangt dann über die Iron Bridge zum Lichttempel Hussainabad, der nur von außen sehenswert ist. In der Nähe der interessante Kaisar Bagh (Kaisergarten mit Palästen). In der Stadt sind die Basare, besonders der Nakhkhas oder Vogelbasar, sehenswert. Filigran-und Goldschmiedearbeiten, Pfeifenmacher, Tonfiguren. Auch die Elefantenställe der Regierung sind sehenswert sowie das Museum (bis 31/2 Uhr offen; Fr. geschlossen) mit buddhistischen Reliquien aus Muttra (S. 83) etc., und viele schöne Gärten.

Von Cawnpore weiter mit der »East Indian Railway« sö. nach

(277 M, 445 km) Allahabad (61 m; Kellner's Rooms, am Bahnhof, mit guter Schlafgelegenheit, Chota-hazri im Zimmer, andre Mahlzeiten in der Bahnwirtsch.; Laurie's Great Northern Hotel, Pens. 6 Rup.; Central Hotel; Bank of Bengal, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Droschken nach Tarif; die Zeitung »Pioneer« ist eine der wichtigsten in Indien, »Pioneer Mail« Wochenausgabe für Europa). Besuch von Allahabad ist nur bei reichlicher Zeit zu empfehlen; Benares, Agra und Delhi bieten weit mehr indische Kulturbilder.

Geschichtliches. Allahabad kommt um 250 v. Chr. unter dem Namen Prayâga (»Opferstätte«) vor. Akbar baute 1572 hier sein Fort Ilâhabâs, das Schah Jahan I. (1632-56) dann Allahabad (»Stadt Gottes«) nannte. Die Stadt gehörte zum Reiche des Großmoguls, bis sie 1753 durch den Wesir Safter Jang von Audh erobert ward. Aber schon 1765 wurde sie von den Briten besetzt und dem Großmogul Schah Alam zur Residenz angewiesen. Nachdem dieser 1771 Allahabad verlassen hatte, überließen es die Engländer durch den Vertrag vom Jahre 1773 dem Naib von Audh, der es endlich an die Ostindische Kompanie abtrat.

Die Stadt Allahabad, Hauptstadt der Nordwestprovinzen, mit 172032 Einw. (etwa 2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, 6000 Christen), liegt auf der Landzunge an der Mündung der Jumna in den Ganges, an deren Spitze das große, von Akbar erbaute, von den Briten umgestaltete Fort liegt (Besichtigung nur mit Erlaubnis der Militärbehörde; längere Wagenfahrt dazu erforderlich); es umschließt Kasernen, Pulvermagazin, Arsenal für 30000 Mann, die berühmte Säule des Asoka (240 v. Chr.), einen unterirdischen Tempel mit dem ewigen Feigen-oder Banyanbaum. Allahabad besteht aus dem engen Eingebornenviertel mit ärmlichen Lehmhütten neben prächtigen Palästen und dem schönen, gartenreichen europäischen Viertel. Hervorragende Bauten hat die Stadt wenige, z. B. den Palast des Gouverneurs, Kasernen, Verwaltungs-und Gerichtsgebäude, die Große Moschee, das Serail von Khusru zur unentgeltlichen Aufnahme von Reisenden, den Khusru Bagh (mit malerischem, hohem Festungstor, durch das man in die gepflegten Gärten mit drei Mausoleen gelangt), katholische und anglikanische Kirche, Bibliothek und Museum, Stadthaus, das Muir Central College, das große Zentralgefängnis zu Náini. Allahabad ist berühmter Wallfahrtsort, wo sich, um im Ganges zu baden, im Dezember und Januar 250000, alle 12 Jahre aber eine [S. 90] Million Pilger versammeln. Dann wird hier die Magh Mela, eine religiöse uralte Messe, abgehalten.

Mit der Bahn über (363 M) Mughalo Sarai Junction Station (Speiseraum im Bahnhof), hier umsteigen! Dann über die fast 1,5 km lange Stahlbrücke über den Ganges nach (373 M, 560 km) Benares (82 m).

Benares.

Vgl. den Plan S. 91.

Ankunft auf Cantonment Station der Oudh and Rohilkhand Railway; auch direkt von Lucknow (S. 88) über (88 M) Fyzabad und (118 M) Jampur nach (199 M, 320 km) Benares; letztere Strecke ist etwa 88 km kürzer.
Gasthöfe (beide liegen 4,5 km landeinwärts vom Ganges und von der Eingebornenstadt): Clark's Hotel, 25 Z., Pens. von 7 Rup. an, gelobt; Hôtel de Paris, 60 Z., gelobt; beide Hotels mit Garten.—Bank: Bank of Bengal, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft. —Führer zum Besuch der Eingebornenstadt und Basare sind unentbehrlich wegen der engen, wirren Straßen.—Wagen besorgt das Hotel, Zweispänner 8 Rup. für 1, 4 Rup. für 1/2 Tag; Droschken nach Tarif; empfohlenen Fremden stellt zuweilen der Maharadschah von Vijayanagrum seinen Staatswagen.—Kuriositäten: Seidenstickereien, Schals, Messinggefäße, indische Nippsachen, Malereien, Goldschmiedearbeiten in den Basaren der Eingebornenstadt.
Geschichtliches. Benares war schon im 6. Jahrh. v. Chr. der Mittelpunkt der Religion des Buddha, der hier zuerst »das Rad seiner Lehre drehte«, was durch eine riesige Stûpa (Reliquienbehälter) 5 km nördl. von Benares der Nachwelt überliefert wurde. Später, nach dem Untergang des indischen Buddhismus, war es einer der Hauptsitze des Brahmanismus und wurde dann nach seiner Einnahme durch die Mogulkaiser (1194) 600 Jahre lang von Mohammedanern beherrscht. Diese vermochten den Brahmanismus nicht ganz zu unterdrücken, der sich seit dem 18. Jahrhundert, nach dem Sturz der Herrschaft der Großmoguln, rasch von neuem erhob und heute in Benares wieder eine der Hauptpflegestätten brahmanischer Philosophie verehrt. So ist Benares durch die Mannigfaltigkeit der in seinen Mauern gepflegten Religionen wie seiner Denkmäler religiöser Baukunst eine der merkwürdigsten Städte der Erde geworden: Buddhismus, Brahmanismus und Islam haben ihre Andachtsstätten hier errichtet, Brahmanismus (Hindu-Religion) und Islam blühen noch heute, dazu der Schiwa-Kult, der in ziemlich starkem Gegensatze zum Brahmanismus steht, da seine Anhänger (die Lingaiten, nach dem Symbol des Schiwa, dem Lingam, genannt) die Vorrechte der Brahmanen verwerfen, und schließlich die Sekte der Dschain, die ebenso alt wie der Buddhismus ist und diesem in mancher Hinsicht ähnelt.
Zeiteinteilung. 1. Tag: Vor Sonnenaufgang Stromfahrt auf dem Ganges vom Dasaswamedh Ghat aufwärts mit Besichtigung der Leichenverbrennungsstätte Manikarnika Ghat, der Aurangzeb-Moschee und des nur vom Boot aus besuchbaren Nepalese-Tempels (Boot für 2 St. 3 Rup.—Frühstück mitnehmen). Nach Frühstück mit Boot zum Affentempel, Goldenen Tempel, kleine Aurangzeb-Moschee, andere Tempel, den Brass Market (Messingarbeiten sind Spezialität von Benares). Dann Lunch im Hotel; nachher Fahrt nach Sarnath (Museum).—2. Tag: Droschkenfahrt zum Kuhtempel Annapurna, dann verschiedene Tempel, Brunnen des Wissens, Anand-Bagh-Garten, Annie Besant's Hindu College (theosophische Gesellschaft), Basare in der Eingebornenstadt.—Nm. Fahrt nach Belipur, Spazierfahrt im englischen Viertel.

[S. 91]

Plan von Benares. Plan von Benares.

Benares (82 m), Banaras, Warânasi (»im Besitz des besten Wassers«, früher auch Kasi genannt), Bezirkshauptstadt mit 209331 Einw. (vorwiegend Hindu), ist seit 21/2 Jahrtausenden Hauptsitz brahmanischer Gelehrsamkeit und als heiligste Stadt der Hindu der besuchteste indische Wallfahrtsort. Viele reiche Hindu haben sich hier Paläste erbaut, wo sie ihre letzten Tage hinbringen; wer in der heiligen Stadt in der Gunst der Brahmanen stirbt, ist sicher, unmittelbar in den Schoß der Gottheit aufgenommen zu werden. Täglich pilgern Tausende, an Festtagen Hunderttausende hierher, um im Ganges Gebete und Waschungen zu verrichten oder Krüge mit dem Wasser des heiligen Stromes zu füllen, das bis zur Südspitze Indiens getragen wird; seine Versendung ist ein wichtiger Industriezweig. Kranke lassen sich hierhertragen, um angesichts des heiligen Stromes zu sterben. Benares hat 1454 meist kleine Hindutempel, 272 Moscheen, mehrere Dschaintempel, einen buddhistischen Tempel. NB. Eintritt in alle Tempel, außer Affentempel und Kuhtempel, ist Europäern verboten! Die prächtigste Ansicht gewährt die Stadt von dem 540-780 m breiten Ganges aus, an dessen weitem Bogen sie sich hinzieht. Alle andern Gebäude überragt die Moschee Aurangzebs mit ihren schlanken, 35 m hohen Minarets. [S. 92] Ein mächtiger Bau ist auch die 1693 errichtete Sternwarte (s. unten). Zwischen Paläste und Tempel drängen sich elende Hütten, das Innere der Stadt ist ein Gewirr enger, schmutziger Gassen. Das saubere englische Viertel (Sikraul) enthält eine Kirche, ein Hospital, Kasernen, 3 höhere Schulen, 3 englische Missionsanstalten, eine Bank. Die durch den Fremdenverkehr geförderte Industrie erzeugt Seidenstoffe, Schals, Gold-und Silberstickereien, Juwelierwaren, Messinggefäße (berühmt auf dem Messingmarkt, Brass market), Lackwaren. Der Handel, unterstützt durch Dampfschiffahrt auf dem Ganges und die Bahnen, vertreibt heimischen Zucker, Indigo, Salpeter und führt europäische Waren ein. Benares enthält eine höhere Hindu-und eine höhere Sanskritschule, das Benaresinstitut, eine Gesellschaft meist eingeborner Männer, und die Carmichael-Bibliothek.

Die Stadt zeigt das indische Leben unverfälscht; Hans Meyer sagt von Benares: »Da ist der unfaßbare Wust bizarrer Häuser und Häuschen. Da sind die Hunderte und aber Hunderte von wunderlichen Tempeln mit Kuppeln, Pagoden, Götzenfratzen, Rüsselschnörkeleien, mit farbigen, silbernen, kupfernen und goldenen Anhängseln und Bedachungen. Da sind die massiven, aus dem Strom aufsteigenden Paläste der einheimischen Prinzen und Radschas, da tobt und windet sich die endlose Menschenmenge aus dem Gewühl enger Gassen nach dem heiligen Fluß und zurück ... —Heilige Stiere wandeln an den Häuserreihen entlang und setzen die Gemüsekrämer in Schrecken, Affen sitzen auf den Sonnenzelten u. Dachgesimsen, schreiend, fressend oder spielend, unter Tamburin-und Schellenbegleitung werden Götzen auf Tragbahren herumgeschleppt, feierlichen Aufzügen begegnet man in jeder Straße.« An Festtagen ist das Menschengewühl beängstigend: trotz der Scheu der Hindu vor Europäern empfiehlt es sich, einen indischen Schutzmann (gegen guten Bakschisch) zur Begleitung mitzunehmen und keine Innenräume der Tempel zu betreten.

Rundfahrt durch die Eingebornenstadt, 3 km vom englischen Viertel. Man kann über Belipur fahren und dort den Palast des Maharadschah von Vijayanagrum besichtigen, falls Erlaubnis erteilt wird; *Aussicht vom Terrassendach des Palastes über den Ganges; man sieht Aurangzebs Moschee und den Goldenen Tempel. Dicht beim Palast liegen Dschain-Tempel.—Etwa 1 km südl. vom Palast liegt der Durga-Tempel, der finstern Gattin Schiwas geweiht, die täglich blutige Opfer (früher Menschen, jetzt Ziegen) fordert, *Affentempel genannt, weil darin die heiligen Hum-man (Semnopithecus entellus) zu Hunderten hausen; der Tempel aus rotem Stein mit gelben Ornamenten ist umgeben von hohen Mauern; im Haupteingang ein Raum mit Musikinstrumenten: Glocken, Trommeln, Tamtams u. a.; neben dem Tempel ein schöner Wasserbehälter.— Man fahre bis zum Dasaswamedh Ghat, eine der heiligsten Pilgerstätten von Benares (»Ghât« sind die mit Tempeln, Palästen, Pavillons und Badeplätzen eingefaßten langen Badetreppen, die zum Gangesufer führen), wo Brahma zehn Pferde geopfert haben soll.— In der Nähe die Sternwarte, ein schöner Bau mit seltsamen Instrumenten (darunter ein Mauerquadrant Bhittiyantra, zwei große Steinkreise, zwei Samrat Yantra zur Bestimmung der Polhöhe, ein Chakrayantra zur Bestimmung der Deklination, ein Digamsayantra zur Azimutbestimmung).—Auf dem Wege zum Dasaswamedh Ghat liegt der Tempel des Regengottes Dalbhyeswar, dessen Abbild in [S. 93] einen Wasserbehälter versenkt wird, solange der Gott seine Pflicht versäumt; seine Gefährtin Sitala heilt die Blattern.—Am bequemsten steigt man vom Dasaswamedh Ghat in ein Boot (flacher Prahm mit Stühlen, von etwa sechs Mann gerudert) und läßt sich zunächst eine Strecke stromauf rudern, um die etwa zwei Dutzend Ghats oberhalb von Dasaswamedh Ghat vom Strom aus zu betrachten; unter ihnen gehört das Asi Ghat (das äußerste stromaufwärts, 1. von oben) ebenfalls zu einer der fünf heiligsten Pilgerstätten in Benares. Eins der schönsten und besuchtesten ist das Shivala Ghat (6. von oben); viele Yogin (Dschogin), d. h. brahmanische Büßer (meist mit den Fakiren, den indisch-mohammedanischen Büßern verwechselt), sieht man auf den Badetreppen, deren Bußübungen schon in den Sanskritwerken beschrieben und angeordnet sind. Beim Machan Ghat (9. von oben) ist eine Leichenverbrennungsstätte, die aber weniger berühmt als die unten beschriebene beim Manikarnika Ghat ist.—Beim Kedar Ghat (11. von oben) liegt der Kedarnath-Tempel mit vielen Heiligtümern, dem Brunnen Gauri Kund und dem Mansarovar-Wasserbehälter, umgeben von 60 Heiligenschreinen. Beim Chauki Ghat (12. von oben) werden unter einem Pippalbaum Schlangen verehrt; viele Schlangenbilder ringsum.—Die Stufen des (13. von oben) Chatr Ghat oder Rajah Ghat führen zu einem großen Rasthause für Fremde, vom Rajah Amrita Rao erbaut.—Beim Komeshwar Ghat (14. von oben) steht der Mondtempel, der jede Krankheit heilt. Eine der ältesten Badetreppen ist Chausathi Ghat (20. von oben); die malerischste ist das Munshi Ghat (22. von oben) mit schönem Bau am obern Ende. Dasaswamedh Ghat (s. oben) ist das 25. von oben, stromabwärts daneben liegt Man Nandat Ghat. Wenn Zeit, oder bei zweiter Fahrt fahre man stromabwärts längs der untern Hälfte der Ghats bis zur Schiffbrücke.

Hand Zur Beachtung: Unmittelbar vor Sonnenaufgang ist die Stromfahrt am lohnendsten, weil dann das Baden und Beten der Büßer und Pilger am lebhaftesten ist, während Vm. die Ghats von Händlern mit Blumen, Obst, Futter (für die heiligen Kühe) etc. besetzt sind. Bei Sonnenaufgang steigen zahllose Brahmanenpriester ins Wasser, dann folgen die Pilger und daran schließen sich Andachten vor den Priestern an; alles feierlich und schön, auch das züchtige Baden der Hindumädchen.

Beim Bachhraj Ghat (27. von oben) ist ein Shivala-Götzenbild, daneben ein Hundebild; ein Brahmane mit Pfauenwedel beschützt durch sein Wedeln die Besucher vor bösen Geistern und fordert dafür Opfergeld. In der Nähe werden täglich Hunde gefüttert, an Festtagen mit Butterkuchen und Zucker. Vom Mir Ghat (28. von oben) aus kann man nur zu Boot den Nepalese-Tempel besuchen; malerisch, aber mit sehr derb-naturalistischen Schnitzereien; viel von Frauen besucht, um Nachkommenschaft zu erbitten. Hinter dem Tempel eine sehenswerte Ringkämpferschule.—Zwischen Lalita Ghat und Jal Sain Ghat (31. von oben) liegt der berühmte Goldene Tempel, dem Bisheshwar (Bisheshwar = Herr der Welt) geweiht, einer der ältesten und wichtigsten Tempel für den Lingam-(= Phallus-)Kult zur Ehre Schiwas, dessen Kuppeln mit dünnem Goldblech gedeckt sind, der aber leider in Gassen und Mauern eingebaut ist. Gegenüber dem Eingang verkauft ein Priester Opferblumen; man gebe Bakschisch, [S. 94] wenn er Blumen oder andres als Geschenk überreicht. Der Bisheshwar-Tempel gilt als der heiligste Hindutempel in Indien, weil er an der Stelle steht, wo das Gangeswasser am heiligsten ist.—Neben dem goldenen Turme des Bisheshwar-Tempels steht der rote, kegelspitze Mahadeo-Tempel, umgeben von zahlreichen kleinen Spitzkuppeln, Sikras oder Vimanas genannt, wie sie bei Hindutempeln häufig sind. Zwischen beiden Tempeln hängen neun prächtige Glocken an steinernem Rahmenwerk. Im Hofe auf einer Plattform stehen aufrechte, ziemlich formlose Steinklötze (Lingam), uralte Gegenstände der Anbetung. —Im Viereck zwischen dem Goldenen Tempel und der schönen *Aurangzeb-Moschee (*Aussicht von den Minarets, eine steile Mitteltreppe führt bis zum Dache) liegt auch die kleine Aurangzeb-Moschee und der *Brunnen des Wissens, Gyan Kup, in dem Schiwa sitzen soll; ein Götzenbild soll von einem Priester hineingeworfen sein, daher riesiger Pilgerzustrom zu dem stinkigen Wasser; man hüte sich, in das Gedränge von Pilgern, Frauen und Kühen auf der Plattform des Brunnens zu kommen. Interessante Pilgerbräuche sind beim Brunnen zu beobachten. Der Blick in den Brunnen ist nur Hindu erlaubt, und nur barfuß.— Dicht außerhalb des Goldenen Tempels ist der Sanichar-Schrein und einige Schritte weiter der Tempel der Nahrung spendenden Göttin Annapurna, bei dem sich viele lästige Bettler aufhalten; je ein Schrein des Tempels ist der Sonne, dem Elefanten-und Glücksgotte Ganesh, dem Gauri Shankar und dem Affengotte Hanuman geweiht. —Zwischen diesem Tempel und dem Weissagungstempel, Sakhi Vinayak, ist ein seltsames rotes Standbild von Ganesh mit silbernen Händen und Rüssel auf einer Plattform.—Eins der fünf größten Heiligtümer von Benares, von Hindupilgern stets besucht (am stärksten im November), ist das *Manikarnika Ghat (33. von oben); über seiner Treppenflucht steht der Manikarnika-Brunnen, voll fauliger Blumenopfer zum Himmel stinkend, aber von Millionen Pilgern jährlich besucht.—Daneben steht der Tarkeshwara-Tempel und an dessen Wasserseite die größte Leichenverbrennungsstätte von Benares (Anblick und Geruch für schwache Nerven nicht zu empfehlen!), wo ohne Feierlichkeit die Leichen zunächst ans Ufer mit den Füßen ins Wasser gelegt werden, dann von den Angehörigen der (oft nur kleine) Scheiterhaufen errichtet wird.

Sechs Mann der untersten Kaste (Domra, die aber reich werden wegen ihres Monopols des Scheiterhaufenansteckens, wofür sie bis 1000 Rup. Abgabe erhalten) heben auf Bambusstangen den Toten aus dem Fluß, einer flößt ihm den letzten Trunk Gangeswasser ein, dann wird er auf den Scheiterhaufen gelegt und dieser angezündet. Während das Feuer brennt, werden die Körperteile nach Bedarf mit Bambusstangen ins Feuer gestoßen; schließlich wird die Asche, oft auch nur halbverkohlte Stücke, in den Fluß geworfen. Totenkult kennt der Brahmane nicht, die Leiche ist ihm nur unreiner Stoff, der zur Läuterung der Seele von den Elementen vernichtet werden muß. Trotz der Leichenwäsche baden und trinken die Hindu unmittelbar stromabwärts davon im Fluß, weil die Stelle als besonders heilig gilt.

Weiter stromabwärts liegt das allmählich sinkende Sindhia's Ghat (34. von oben); groß und schön ist Ghosla Ghat (37. von oben).— Oberhalb Panchganga Ghat (39. von oben) erhebt sich die stolze [S. 95] Aurangzeb-Moschee (S. 94), mit zwei Minarets.—Viele heilige Kühe benutzen das Gai Ghat (42. von oben), wo auch ein steinernes Kuhstandbild steht.—Nebenan das Trilochana Ghat soll zwischen seinen Türmchen besonders heiliges Wasser haben.—Das unterste (47.) ist das Raj Ghat, neben der Schiffbrücke.—Von da kann man zu Wagen noch den Palast Nandeshwar Kothi des Maharadschah von Benares (mit hübschem Garten) auf der Rückfahrt durch Grand Trunk Road sehen (historisch merkwürdig).

Vom Affentempel (S. 92) fahre man, falls Zeit genug, in den Anand-Bagh-Garten, wo im 19. Jahrh. der Heilige von Benares, Swami Saraswati, lebte, dessen Schüler, gelehrte Panditen, die zu seinen Ehren errichtete Sanskritschule leiten.—Das Hindu College, wo Frau Annie Besant ihre Theosophie unter jungen Hindu-Mystikern verbreitete, ist des Besuchs wert; es ist in einem Palast des Maharadschah von Benares.—Auch das christliche Missionswaisenhaus (von einer Deutschen geleitet) wird manchem sehenswert sein.

Ausflüge: 1) Nach Sarnath, 6,5 km nördl. von Benares, der Stätte, wo die alte Stadt Benares stand und Buddha lehrte; der Weg führt über die Barnabrücke und längs der Ghazipur Road bis zum 3. Meilenstein, dann l.; bald kommen zwei Türme, einer auf einem Hügel, in Sicht. Ein Turm (39 m hoch) liegt in einem frühern Wildpark, wo Buddha mit seinen fünf Jüngern im Beginn seiner Lehrtätigkeit lebte und später (im 11. Jahrh.) ein großes buddhistisches Kloster stand; er ist von Asoka als Tope oder Dhamek Stûpa erbaut und enthält im Innern Buddhabilder und Reliquien; er gilt als besterhaltener Tope in Bengalen. Nicht weit davon ein zweiter Turm (33 m hoch), ebenfalls eine ehemalige Stûpa.—Westl. von Dhamek Stûpa liegt ein Dschaintempel, bei dessen Ostende der Torso eines Buddhagötzen; in der Nähe ein Brunnen, Ranis Bad. In Sarnath finden jetzt Ausgrabungen statt, ein archäologisches Museum ist im Entstehen. —2) Nach Ramnagar (dazu vorher Erlaubnis beim Sekretär des Maharadschah einholen) am Gangesufer; beim Ramnagar Ghat Überfahrt über den Strom; vom Palast *Blick auf Benares. Ein Wasserbehälter liegt 2 km nö. vom Palast, daneben ein Tempel.

D. Eisenbahn von Benares nach Calcutta.

487 M (784 km) East Indian Railway von Benares bis Calcutta Schnellzug in 141/2 St. für I. Kl. etwa 36, II. Kl. 18 Rup.—Die Fahrt geht durch die regenreichen, echt tropischen, äußerst fruchtbaren (vor allem Reis-, Mohn-, Indigo- und Jute-Anbau) und dicht besiedelten, aber auch cholera-und fiebergefährlichen Ebenen Bengalens bis an den Westrand des ausgedehnten Gangesdeltas.

Von Benares, Cantonment Stat., über die prächtige, fast 1,5 km lange stählerne Brücke nach (10 M) Mughal Sarai (Bahnwirtschaft; man erkundige sich, ob Umsteigen nötig); von da nach (149 M) Bankipur (52 m; Bahnwirtschaft; guter Dâk Bungalow, nahe Bahnhof), am rechten Gangesufer, mit dem Grab Schah Arganis (wo bei dem Maharremfest 100000 Menschen zusammenströmen); es ist westliche Vorstadt und Sitz der Behörden der großen Handelsstadt Patna (53 m; Dâk Bungalow) mit 136470 Einw.; Patna hat neun Geschäftsviertel mit vielen Basaren; Handel mit Opium, Indigo, Töpfer-und Baumwollwaren. Bank of Bengal, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft in Bankipur. Patna war 450 v. Chr. die wichtigste Stadt Indiens, jetzt schmutzig und eng, ohne Sehenswürdigkeiten.

Ostindien, südl. Teil. Ostindien, südl. Teil.

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Seitentour nach *Buddh Gaya. Mit der Patna Gaya Railway von Bankipur südl. nach (57 M, 92 km) Stat. Gaya (Dâk Bungalow, fast 2 km vom Bahnhof, Wagen 21/2 Rup. für 1/2 Tag), Stadt mit 71288 Einw.; 5 km östl. vom Bahnhof liegt ein Hindutempel und 2,5 km von diesem der Tempel Bishn Pad (Wischnus Fußtritt) in der alten Stadt. Hauptziel für Buddhaforscher und Archäologen ist der Tempel von Buddh Gaya (11 km südl. von der Stadt Gaya), eine neunstöckige Pagode (nahebei ein Dâk Bungalow. Betten, Essen und Sodawasser mitbringen!); er ist 543 v. Chr. erbaut und ist als Wiege des Buddhismus die heiligste Stätte für einen großen Teil der Menschheit; von Pilgern viel besucht. Der Tempel ist voll von Überlieferungen aus dem Leben Buddhas. Man fährt in 2 St. bis vor den Tempel, meist durch schattige Straße; zur Besichtigung etwa 11/2 St. erforderlich. Asoka umgab den Tempel mit prächtiger Pfeilermauer (älteste indische Skulpturen: Kentauren, Lotosornamentik, Seejungfrauen, märchenhafte Krokodile mit Elefantenohren, Pferdekopfmenschen). Hinter dem Tempel auf einer Plattform der heilige Bo- oder Pippalbaum (Ficus religiosa). In der Nähe der Palast eines Maharadschah, wo Fremde um 4 Uhr empfangen werden.—Nw. ein kleiner, sehr alter Tempel mit stehendem Buddhastandbild.

Von Bankipur sö. weiter nach (305 M, 490 km) Stat. Madhupur.

Ausflüge von hier ins Parasnath-Gebirge auf tempelreicher Pilgerstraße bis 1365 m ü. M. in malerischer Landschaft mit vielen Aussichtspunkten; Eisenbahn (24 M, 39 km) bis Giridh, dann guter Fahrweg 29 km bis zum Fuß der Berge; Träger zum Aufstieg (23/4 St.) sind in Madhuban zu haben.

Dann über (366 M) Stat. Raniganj, am Ostende der großen Kohlenfelder von Bengalen (viele Fossilien, besonders Farren, ähnlich denen in den australischen und englischen Kohlenflözen, sind dort gefunden). —Bei (463 M) Hooghly Junction Station überschreitet die Eastern Bengal Railway auf schöner Brücke den Hooghly-Fluß, während unsre East Indian Railway auf dem rechten Ufer bleibt und über (466 M) Chandernagore (S. 139) und Serampore die Endstation (487 M, 784 km) Calcutta, Howrah Terminus (S. 135), erreicht.


4. Von Bombay nach Madras.

Vgl. die Karte S. 96.

Eisenbahn von Bombay nach (793 M, 1278 km) Madras: Great Indian Peninsula Railway und Madras and Southern Mahratta Railway nächster Weg; Schnellzüge (mail trains) mit durchgehenden Wagen I. und II. Kl. in 32 St. für I. Kl. etwa 59, II. Kl. 291/2 Rup.
Die Bahnstrecke führt in sö. Richtung quer durch das südl. Dekhan, dessen Aufbau man gut verfolgen kann: die schmale westl. Küstenebene, den hohen gebirgsartigen Westrand, das langsam gegen O. sich senkende Hochland, das keinen eigentlichen Gebirgscharakter trägt, und den im Verhältnis zu den Westghats niedrigen Ostrand, dem aber eine breite Küstenebene vorgelagert ist.—Der Einfluß der wechselnden Niederschlagshöhen macht sich in der Vegetation geltend, die am üppigsten an den feuchten Westghats, auf dem Hochland aber streckenweise beinahe steppenartig ist.

Von Bombay (S. 53), Victoria Stat., bis (34 M) Kalyan s. S. 61; hier zweigt die Madraslinie sö. ab, erreicht (54 M) Neral (gute Bahnwirtschaft mit Bädern etc.).

Kleinbahn von Neral in 2 St. nach (13 M) *Matheran (Gasthöfe: Rugby Hotel, in freier Lage; Gymkhana Hotel, mit schöner Aussicht; Granville Hotel; Reitpferde zu haben), 800-1100 m ü. M.; sehr lohnender und beliebter Ausflug von Bombay, vgl. S. 63 (im Sommer Sa. bis Mo. stark besucht), bewaldetes Hochland mit prachtvollen Ausblicken auf wilde Felspartien, in die Ebene und bis zum Meer. Schönste Punkte: *Panorama Point im N., *Chaux Point im S.; außerdem lohnend zu besuchen: Louisa Point und Alexandra Point.

[S. 97]

Nun steigt die Bahn nach Maschinenwechsel bei (62 M) Karjat das Bore Ghat (550 m; Wasserscheide) steil (1:42 bis 1:37) hinauf durch schöne Gebirgslandschaft (bei Tage fahren!). Bei 410 m ü. M. hält der Zug, um die Maschine ans andre Ende zu setzen, und erreicht dann (78 M) Stat. Khandala (550 m; Dâk Bungalow am Rande der Schlucht; Glendale Hotel, gut; Khandala Hotel; Convalescent Hospital der All Saints-Schwestern), schöne Sommerfrische (Wasserfall von 90 m Höhe, sehr schön in der Regenzeit) der reichen Bewohner Bombays. Nahebei liegt (80 M) Lonauli (Lanauli oder Lonavla; Bahnwirtschaft; zwei Gasthöfe 5 Min. vom Bahnhof), der Platz, von wo man nach dem Höhlentempel von Karli in Tonga fährt.

Der *Höhlentempel (Karli Cave), einer der größten und besterhaltenen Indiens, ist in eine fast senkrechte, über 250 m hohe Felswand 38 m tief hineingearbeitet; er liegt etwa 3,5 km nw. vom Dâk Bungalow und 11 km vom Bahnhof Karli (ebenso weit vom Bahnhof Lonauli). Der Bau erinnert sehr an frühchristliche Kirchen mit Chor etc.; er ist wahrscheinlich um 200 v. Chr. errichtet und künstlerisch ausgeschmückt.— 5 km südl. vom Karli-Bahnhof liegen die alten Hügelfestungen Lohogarh und Visapur.—Andre sehr alte Höhlentempel liegen 3 km südl. von Karli in Bhaja und in Bedsa, 9 km östl. von Bhaja.

Von Lonauli mit der Hauptbahnlinie über (85 M) Karli (Dâk Bungalow) durch malerische Landschaft mit blühenden Dörfern.— (119 M) Poona, Puna (554 m; Connaught Hotel, bestes; Royal Family Hotel; Napier Hotel und Poona Hotel; Bombay Bank; Droschken nach Tarif; Automobile nach Mahabaleshwar der West India Motor Co., 3 Pers. 75 Rup., 6 Pers. 120 Rup.; Zeitung: »Deccan Herald«; Photographen: Metzker, Stewart; europäische Geschäfte; Western India Club u. a.), ein Hauptsitz der Brahmanenkaste, mit Angehörigen über ein Drittel der einheimischen Bevölkerung), alte Mahrattenhauptstadt, jetzt Residenz des Gouverneurs von Bombay während der Regenzeit und das größte Militärkantonnement für die Bombay-Armee, seitdem die Pest in Bombay herrscht (ist aber auch nicht pestfrei), hat 157666 Einw., berühmte Gold-und Silberarbeiten; auch Fächer und Tonfiguren sind zu kaufen.

Ausflüge: 1) Mit Wagen (sehr anstrengend) nach (24 km sw.) Sinhgarh, einer berühmten Hügelfeste in schöner Landschaft.—2) Nach *Mahabaleshwar. Mit Auto (s. unter Poona) oder der »Southern Mahratta Railway«, die bei Poona abzweigt, bis (109 km) Stat. Wathar (Bahnwirtsch., Mittagessen vorausbestellen!); von da mit vorausbestelltem Wagen (beim Postagenten in Mahabaleshwar für 20-30 Rup.) in 5 St., schöner, doch sehr anstrengender Bergweg; durch (29 km) Wai (guter Dâk Bungalow), schönes Landstädtchen mit riesigem Banyanbaum in 13 km Entfernung am Fuße des Hügels Wairatgarh (der 30 Ar Schatten wirft); dann ins Gebirge steigend durch das große, von Europäern viel bewohnte Dorf Panchganni nach
(64 km) *Mahabaleshwar (1438 m; Race View Hotel, Pens. 7 Rup.; Fountain Hotel, ebenso, beide gut, *Aussicht; Mahabaleshwar Hotel; Ripon Hotel; Klub mit Schlafgelegenheit; Postagent [Mail Contractor] Ardeshir Framjee, in Poona Civil Lines), eine gesunde und regenreiche Sommerfrische; in der Nähe die Yena-Wasserfälle und die *Aussichtspunkte Lodwick Point und Elphinstone Point. An letzterm stürzt der Felsen etwa 600 m sehr steil zum Tiefland ab. Prachtvoller Ausblick gegen Sonnenuntergang auf die wilde Felslandschaft und das Meer.
Ausflug von Mahabaleshwar nach Pratabgarh; hübsche Fahrt 10 km zum Fuß des Felsenhügels, dann steiler und schwieriger Aufstieg zu der malerischen Burg des Mahrattenkönigs Shivaji; Pratabgarh ist um 1656 erbaut.

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Von Poona führt die Eisenbahn weiter durch bergige Gegend über (283 M) Stat. Sholapur (483 m; Dâk Bungalow), Stadt mit 55212 Einw., nach (292 M) Hotgi Junction Station.

Seitentour mit der »Southern Mahratta Railway« nach (59 M, 95 km) Stat. *Bijapur, Vidjajapura im Sanskrit = Siegesstadt (510 m; Dâk Bungalow, in der Stadt; Bahnwirtsch.; Tongas 2 Rup. für 1 Tag), Distriktshauptort mit 17000 Einw. Bijapur, eine uralte Siedelung, gelangte erst unter den Fürsten der Adil Shahi-Dynastie (1489-1686) zu hoher Blüte als Millionenhauptstadt, die in ihren hohen Steinmauern einst 1600 Moscheen und viele prächtige Paläste einschloß; begründet 1489 vom Adil Shah Jusaf Khan, verlor sie die Selbständigkeit durch den Mogulkaiser Aurangzeb. Sehenswert der runde Dom Gol Gumbaz dicht beim Bahnhof (innerhalb der Stadtmauer; seine Grundfläche ist größer als die des Pantheon in Rom); die Hauptmoschee Jama Masjid; ferner das Schloß Gagan Mahal und das Mausoleum (Ibrahim Roza) von Ibrahim II. Adil Shah nebst Königin Taj Sultana, ein großes Fort mit 109 Türmen innerhalb der Ringmauer, u. a. Die Umgebung der Stadt ist sehenswert.

Hinter Hotgi tritt die Bahn in das Gebiet des größten Vasallenstaats des britisch-indischen Kaiserreichs, in das Reich des Nizam von Hyderabad (111/2 Mill. Einw., 82000 engl. QM.; die Dynastie regiert seit 1740), und führt durch gutbewässerte Ebenen über die Stadt (353 M) Gulbarga (Dâk Bungalow) nach (376 M) Wadi Junction Station (427 m; Bahnwirtsch.); Umsteigen in die »Nizam's State Railway« und über (420 M) Stat. Tandur (Bahnwirtsch.) nach

(491 M) Hyderabad, Haidarabad (620 m; Bahnwirtsch.; Montgomery Hotel, gegenüber dem Bahnhof, gut, Pens. 7 Rup.; Brind's Hotel, Pens. 7 Rup.; wegen Hotelwagen vorher vereinbaren; Droschken nach Secunderabad I. Kl. 1 Rup. die Stunde, 9 Rup. den Tag, II. Kl. 41/2 Rup. den Tag), Hauptstadt des Nizam mit 499840 Einw. sehr verschiedener Völkerschaften (Hauptsprachen: Telugu und Mahratti, außerdem hört man Kanaresisch, Hindustani, Hindi, Marwori, Gondi u. a.) und dem buntesten *Straßenleben von malerischstem Reiz, mit beachtenswerten *Basaren (Bidriwork, d. h. Silbereinlegearbeit aus Bidri). Die Bevölkerung trägt noch Waffen. Die Stadt liegt am Musi-Flusse zwischen Gärten und ist mit einer bastionierten Mauer umgeben. Im Herbst 1908 wurde die Stadt durch Überschwemmung des Flusses infolge von Dammbrüchen der oberhalb gelegenen Stauseen schwer geschädigt. Baumwoll-und Papierfabrikation bedeutend. Bank of Bengal (Korrespondent der Berliner Disconto-Gesellschaft).—Rundfahrt. Zum Besuche der Sehenswürdigkeiten in Hyderabad und Golkonda hole man (vor der Rundfahrt morgens im gewöhnlichen Anzug) bei der Palastwache am Palast des Nizam einen Erlaubnisschein der Adjutantur Sr. Hoheit des Nizam; der Besuch gilt dem Flügeladjutanten (Empfehlungen sind wertvoll); gewöhnlich schickt der Adjutant den Paß durch einen Soldaten; man kann auch durch die Hotels Erlaubnisscheine auswirken. Die englische Residency liegt außerhalb der Stadtmauern in Chadar Ghat; zwischen ihr und der Stadt ist eine 180 m lange [S. 99] Granitbrücke, die Oliphant Bridge. Man kreuze den Fluß über die nächste nach W., die Afzal Ganj Bridge, dann gelangt man durch das Afzal Ganj Gate in eine breite Straße, die fast durch die ganze Stadt führt. In der Nähe des Tores liegt die Afzal Ganj-Moschee mit vier Minarets neben dem städtischen Hospital; etwa 100 m innerhalb des Tores ist der Palast des berühmten Ministers Sir Salar Jang Bahadur (gest. 1883), der dem Lande viel genützt hat.—Weiter in der Hauptstraße trifft man an einer Straßenkreuzung, wo jede Straße mit einem 15 m hohen Bogen überwölbt ist, auf den Char Minar, eine alte Gelehrtenschule mit vier schlanken Minarets, 1591 erbaut.—Östl. davon liegt die Mecca-Moschee, groß und finster, mit vier Minarets und sechs Bogen.—Der Nizam's Palast liegt westl. vom Char Minar; er ist modern eingerichtet und reichlich mit unzugänglichen, durch sechsfache konzentrische Einfriedigung von der Stadt getrennten Harems versehen, und noch reichlicher mit Dienerschaft. Man besuche den Elefantenhof, wo meist etwa 60 Elefanten angefesselt stehen. Am 5. Muharreni (erster Monat des mohammedanischen Jahres) findet der Langar, ein Umzug der gesamten Truppen des Nizam um den Palast, statt (der Nizam und gegen 100000 Einw. der Hauptstadt sind Mohammedaner). —Sehenswerter ist der Felikan-Palast (Falak Numa), 1 km südl. von der Stadt, mit reizendem Terrassengarten, auf einem Hügel mit *Aussicht; es ist ein moderner Prunkbau zur Aufnahme fürstlicher Besucher (im Innern ein Saal mit Lachspiegeln).—Öffentlicher Garten mit kleinem Zoologischen Garten (Fr. Abend Konzert).

10 km nördl. von Hyderabad (Bahn dahin) liegt Secunderabad, Sikanderabad (Montgomery Hotel, sehr gut, Pens. 7 Rup.; Brind's Parade Hotel; Wagen 10 Rup. für 1 Tag, nach Golkonda und zurück 12 Rup.), das stärkste Militärlager der Engländer im mittlern Indien, weitläufig auf 50 qkm angelegt; mehrere Kantonnements sind in der Nähe in Bolaram und Trimalgiri (mit befestigtem Rückzugslager). Hier stehen etwa 10000 Mann englische Truppen. Der Parade Ground liegt südl. vom Bahnhof.

Ausflug nach Golkonda, 11 km nw. von Hyderabad. (Man besorge sich vorher Erlaubnisschein, s. oben.) Von Secunderabad 11/2 St. Wagenfahrt durch eine Gegend voller einzelner, oft seltsam geformter Granitblöcke. Ein Granithügel trägt das alte Königsschloß von Golkonda, durch eine 4850 m lange Mauer mit über 80 Basteien aus Granitblöcken und 2, früher 8 Toren, von breitem Graben umschlossen. Im Granittor prüft die Wache den Erlaubnisschein, dann führt eine steile, zum Teil zerfallene Treppe zwischen Ruinen von Palästen und Moscheen zum 130 m hohen Gipfel, auf dem der Königspalast mit flachem Dach (Aussicht) liegt.—In der Ebene nördl. und östl. vom Schloß liegen 18 gut erhaltene, granitene Mausoleen der Kutab Shahi-Dynastie mit stattlichen Kuppeln; eins der höchsten ist das der Sultanin Haiyat Baksh Begum (gest. 1617). Schöner ist das Grab ihres Mannes, des Sultans Muhammad Kuli Kutab Shah (gest. 1612).

Von Hyderabad Rückfahrt mit »Nizam's State Railway« nach (121 M) Wadi (S. 98), dort umsteigen in den Madraszug der »Great Indian Peninsula Railway«. Man fährt dann durch eine weite Ebene mit Granitblöcken über (385 M von Bombay) Nalwar und auf 1170 m langer Brücke über den Fluß Kistna, südl. von (427 M) Krishna, nach [S. 100] (443 M) Raichur (400 m; Bahnwirtsch., Dâk Bungalow), Stadt aus dem 14. Jahrh., mit sehenswertem Nord-und Westtor; von der hohen Zitadelle *Aussicht. Hier beginnt die »Madras Railway«; sie führt über (486 M) Stat. Adoni, uralte Stadt aus dem 10. Jahrh. v. Chr., mit dem größten Baumwollenmarkt im Dekhan, und über den wichtigen Bahnknotenpunkt (518 M) Guntakal (Bahnwirtschaft), dann vorbei an der Hügelfestung südl. (r.) von (536 M) Gooty (Bahnwirtschaft), ferner über die Stationen (566 M) Tadpatri und (632 M) Cuddapah (beide mit Bahnwirtschaft) nach

(710 M) Renigunta (im Bahnhof Wirtschaft und Schlafzimmer, vorher brieflich beim Station-Master anzumelden!).

Kleinbahn von Renigunta nach (13 km) Tirupati (Dâk Bungalow), Stadt mit 14000 Einw., stets mit Pilgern gefüllt. Etwa 13 km vom Bahnhof steht auf dem siebengipfeligen heiligen Hügel Tirumala (760 m) eine sehr alte Pagode (die heiligste Hügelpagode in Südindien). Der Aufstieg ist schwierig. Der Nordaufstieg führt vom Dorfe Balapilli durch dicke Dschungeln und über Hügel, wo Tiger und Panther vorkommen sollen. Auf dem 7. Gipfel, Sri Venkataramanachellam, erhebt sich die Pagode zwischen Mango-, Tamarinden- und Sandelholzbäumen (Eintritt ist für Europäer nicht erlaubt). Hier auch ein Bungalow für europäische Besucher.

Von Renigunta führt die »Madras Railway« über den Knotenpunkt (751 M) Arkonam (Bahnwirtschaft) nach (793 M, 1278 km) Madras.

Madras.

Vgl. den Plan S. 101.

Ankunft zur See. Der auch beim besten Wetter stark brandende flache Strand ist eingefaßt mit europäischen Häusern, die sich vom Grün der Gummibäume, Bananen, Palmen, Banyanbäume malerisch abheben. Die Dampfer ankern im Hafen; die Landung geschieht in flachen Booten, sogen. Masulas; Taxe 21/2 Rup., für Jollen 1 Rup. Die Boote landen an der Landungsbrücke. Hafengeld für Gepäck 1 Rup. pro Tonne, mindestens 4 annas, Tragelohn für jeden Kuli 2-4 annas. Zollabfertigung im Zollamt am Hafen.
Ankunft am Bahnhof. Von Colombo über Tuticorin kommend, steigt man am Hauptbahnhof der South Indian Railway, Egmore Stat., aus, Bahnwirtschaft; von Bombay kommend, steigt man an der Central Station der Madras and Southern Mahratta Railway aus; beide Bahnhöfe liegen 1,5 km voneinander. Von Calcutta Ankunft auf der Central Station.
Gasthöfe: Hôtel d'Angelis, Mount Road; 40 Z., Pens. 10 Rup., gut, neu eingerichtet, beste Küche.—South Indian Railway Hotel, mit dem Bahnhof verbunden; 80 Z.—Spencer's Hotel, Mount Road; Pens. 10 Rup.— Connemara, mäßig.—Prince of Wales, Pens. 6 Rup., in guter Lage dicht an der Mount Road.—Victoria, Pens. 6 Rup.—Elphinstone Hotel.Elphinstone Branch Hotel (Egmore) u. v. a.— NB. Die Häuser am Hafen in der »George Town« sind nicht zu empfehlen! Tägl. Pens. 5-10 Rup.—Restaurant: D'Angelis, Mount Road, gute Küche, auch Zimmer.
Post. Hauptamt (General Post Office) in George Town, nahe dem Hafen; ein andres Amt etwa 1/2 km westl. vom Connemara Hotel. NB. Man gebe Briefe eigenhändig am Postamt auf. —Wagen. Wegen der großen Entfernungen auch innerhalb der Stadt miete man für den ganzen Tag.— Straßenbahnen (elektrische) zwischen den Vorstädten und den Hauptpunkten der alten Stadt.
Eisenbahnen: South Indian Railway (Egmore Station) nach Tuticorin (und Colombo); Madras and Southern Mahratta Railway (Central Station u. a.) nach Bangalore, Goa, Poona, Hyderabad, Bombay (S. 100-96); nach Calcutta (S. 135).

[S. 101]

Dampfer: Österreichischer Lloyd, monatl. nach Colombo und Calcutta; Agentur: Volkart Brothers; auch für Messageries Maritimes;—nach Colombo und Calcutta: British India Steam Nav. Co., wöchentl., Agentur: Binny & Co.; nach Rangoon und Singapore dieselbe wöchentl.;—nach Penang und Singapore: British India Steam Nav. Co. alle 14 Tage.—Agent des Norddeutschen Lloyd: Carl Simon Söhne.
Banken: National Bank of India Ltd., I. Line Beach, Korr. der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.—Chartered Bank of India, Australia & China, Esplanade.—Mercantile Bank of India Ltd., Armenian Street.

Lageplan von Madras. Lageplan von Madras.

[S. 102]

Alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.— Reisebureau: Binny & Co.Konsulate: Deutsches Reich, Konsul M. Miersch.—Österreich-Ungarn, Konsul E. Steiner.—Polizei: Egmore Police Court, Pantheon Road.
Ärzte: Dr. Niblock; Dr. Giffard; Dr. Robertson.—Zahnärzte: Badcock; P. Furnival.—Apotheken: Smith & Co., Mount Road und Esplanade; Maclure, Mount Road, u. a.—Krankenhaus: General Hospital, nahe Central Station.
Buchhandlungen: Higgenbotham & Co.; Combridge & Co., beide Mount Road.—Photographien: Wiele & Klein; Del Tufo, beide Mount Road.
Geschäftsadressen: Optiker: W. E. Smith & Co.; Lawrence & Mayo, beide Mount Road.—Kleidermacher: Moses & Co.; Smith & André; Oakes & Co., sämtlich Mount Road.—Reiseartikel: Spencer & Co.—Juweliere: Orr & Sons; T. R. Tawker & Sons, beide Mount Road.—Zeitungen: Madras Mail; Madras Times; Hindu; Madras Standard.
Zeiteinteilung. Für die Stadt Madras, Museum, Botanischer Garten und Marina genügt 1-11/2 Tag. Madras ist aber ein guter Platz, um die südindischen Tempelanlagen in Trivalur, Conjeeveram, Mahabalipuram, Tanjore (S. 127) sowie die Nilgiri-Berge (S. 128) zu besuchen.
Geschichte. Fort St. George in Madras wurde 1639 von den Engländern erbaut; die Agentur der Englisch-Ostindischen Kompanie wurde 1653 Präsidentschaft; die Stadt hatte Anfang des 18. Jahrh. schon etwa 300000 Einw., wurde 1746 von La Bourdonnais erobert, fiel aber im Aachener Frieden 1748 wieder an England zurück. In den Kriegen gegen Haidar Ali wurde Madras hart bedrängt, entwickelte sich später aber zur dritten Handelsstadt Ostindiens.
Klima. Im Sommer heiß und trocken, aber ungefährlich, im Winter gesund. März bis Oktober, wo der SW.-Monsun weht, sind heiß und trocken, Regenzeit im NO.-Monsun, Oktober bis Dezember. Das Einsetzen des NO.-Monsuns Mitte Oktober ist meist von heftigen Stürmen begleitet. Heißeste Monate sind Mai und Juni (Mitteltemperatur etwa 31,5° C), kühlste (aber nicht kalt) Dezember bis Februar (Mitteltemperatur etwa 24,3° C).

Hand Man trinke kein Leitungswasser, sondern nur Sodawasser!

Madras (Madrissa, d. h. Hochschule, oder Mandar-raj, von den Eingebornen Chennapatnam genannt), Hauptstadt der Presidency of Madras (of Fort St. George), wichtigster Platz an der Koromandelküste und drittgrößte Seestadt Indiens, hat 517335 Einw. und ist Sitz des Gouverneurs. Die Stadt zieht sich 15 km am flachen Strande hin und ist mit den Vorstädten 6 km breit. In der Mitte des Strandes liegt das alte Fort St. George (auch White Town genannt), worin das Grand Arsenal mit historischer Waffensammlung, ferner die Kasernen der europäischen Truppen, die St. Mary's Church und die Regierungsgebäude. Die Esplanade trennt das Fort von der George Town, dem Eingebornenviertel und Geschäftsviertel mit engen, schmutzigen Straßen; davor am Strande liegt der durch zwei Wellenbrecher gebildete Hafen mit Zollamt, Hafenamt, Postamt, Bank of Madras, Geschäfts-und Warenhäusern. Auch größere Schiffe können jetzt nach Umbau des Hafens in diesem ankern.—Südl. vom Fort zieht längs des Strandes die Hauptpromenade, The Marina, hin, die auf der Napier's Bridge über den Cooum-Fluß führt; hinter der Marina liegt etwa 1 km sw. vom Fort das Government House (Palast des Gouverneurs) mit Park und südl. davon der Chepauk Park, mit dem alten Palast der Nabob von Karnatik, jetzt Board of Revenue.—Westl. vom Fort liegen das Pacheappah's College, eine Stiftung des reichen Hindu Pacheappah Mudelliar, ferner das General [S. 103] Hospital.—Westl. von der Central Railway Station ist der schöne öffentliche People's Park, ein Volkspark mit Musikpavillon, Tennisplätzen und Tierkäfigen.—Vom Government House führt die 11 km lange Mount Road, die Hauptstraße für europäische Geschäfte, sw. nach St. George Cathedral, neben der der kleine, aber schöne *Botanische Garten liegt, und weiter nach Little Mount, wo der heilige Thomas den Märtyrertod erlitten haben soll, und schließlich nach dem etwas größern Hügel St. Thomas Mount oder Great Mount, auf dessen etwa 90 m hohem Gipfel eine alte, jetzt armenische Kirche (1547 von Portugiesen erbaut) steht; in ihr ein 1111 Jahre altes nestorianisches Kreuz mit Inschrift von 801.—In der katholischen Kathedrale St. Thomé am Südende der Marina sollen die Gebeine des heiligen Thomas ruhen.—In der Pantheon Road liegt das Museum, daneben das Victoria Technical Institute (s. unten); 1,5 km westl. davon das 1792 gegründete Madras Observatory (Sternwarte), wo der Nullpunkt der trigonometrischen Aufnahme Indiens ist, und wo die Standard Time (die indische Ortszeit) bestimmt wird.

Rundfahrt. Morgens zunächst durch das Fort St. George, dessen Waffensammlung im Grand Arsenal nur für Kenner Interesse bietet, über die Esplanade nach dem Hafen (sehenswerte Landungsbrücke), von da nach dem People's Park, wo man die Tigerkäfige und Markthalle besichtigt. Dann nach der Pantheon Road zum *Government Central Museum, tägl. geöffnet 61/2 Uhr früh bis 5 Uhr abds. (der erste So.-Nm. im Monat nur für eingeborne Frauen!); es enthält unter anderm eine gute Sammlung von Rohstoffen und fertigen Erzeugnissen des Chinin sowie von südindischen Pflanzenfarbstoffen; ferner südindische ethnographische Altertümer; große Sammlung von Gipsmasken indischer Rassen und naturhistorische Sammlung. Dann in das *Victoria Technical Institute, einen schönen mohammedanischen Bau, tägl. geöffnet von 71/2 früh bis 6 Uhr abds. (außer Di.), staatliche Verkaufsstätte für alle Kunstprodukte Südindiens, auch für gute und preiswerte Antiquitäten. Dann durch Harris Road und über Harris Bridge zur Mount Road, an deren Ecke in prächtigem Park (mit Rudeln halbzahmer Gazellenantilopen) das Government House liegt; nun sw. durch den mit europäischen Geschäften besetzten Teil der Mount Road, vorbei an der Statue des Generals Neil vor dem Eingang zum Klub, an der St. George Cathedral (l.) vorüber zum *Botanischen Garten, neben der Kathedrale, nicht sehr groß, aber recht geschmackvoll angelegt, mit von Schlingpflanzen umrankten Lusthäuschen und schilfumsponnenen Teichen, auf denen prächtige Lotos und Victoria Regia blühen. Viele seltene Prachtbäume, Hibiscus tiliaceus, Pompelmus, Teakbaum u. v. a.—Wenn Zeit vorhanden, fahre man über Little Mount bis Great Mount (s. oben) und durch den Ort Mailapur (St. Thomé), mit vielen indischen Tempeln und nur von Brahmanenpriestern und ihren Familien bewohnt, richte sich aber so ein, daß man vor 1/2-5 Uhr Nm. bei der St. Thomé Cathedral am Strand ist, um von da nordwärts auf die zwischen 5 und 6 Uhr abds. belebte Promenade am Meer, die *Marina, zu fahren und dabei auch den an Gazellen reichen Chepauk Park zu besichtigen. Man kann auch vom Botanischen [S. 104] Garten direkt durch die Cathedral Road nach der Marina gelangen. An der Marina liegt auch ein kleines, aber sehenswertes Aquarium mit farbenprächtigen und merkwürdigen Fischen.

Ausflüge (alle landschaftlich wenig lohnend, aber zu interessanten Kunstdenkmälern führend): 1) Nach Trivalur (Trivellore) mit »Madras and Southern Mahratta Railway« (26 M in 11/2 St.) zum Besuch einer großen Tempelanlage mit 5 äußern und 2 innern Gopuras, einer unvollendeten 1000-Säulenhalle (688 stehen noch) und vielen sehenswerten Heiligtümern.
2) Nach Conjeeveram (das südindische Benares) mit derselben Bahnlinie (in 3 St. über Arkonam), eine der 7 heiligen Städte, mit 40000 Einw.; 3 km vom Bahnhof liegt der Ekambarah Swami geweihte große Saiva-Tempel, an dessen Südseite eine 57 m hohe zehnstöckige Gopura, durch die man eintritt; innen l. eine 1000-Säulenhalle (nur noch 540). Außerhalb der Umfassungsmauer nach O. ist ein hoher kunstvoller Wagen mit schweren Holzrädern. In das Allerheiligste (Vimanah) darf kein Europäer, kann sich aber an den Naúch-Tänzerinnen in nächster Nähe ergötzen. Etwa 3 km weiter liegt der Wischnutempel in Little Conjeeveram, in dem man die kostbarsten Geschmeide und mit Edelsteinen besetzte Goldketten der Statuen der Gottheiten besichtigen kann. (Wer Madura und Trichinopoly gesehen, kann sich diese beiden Ausflüge sparen.)
3) Nach *Mahabalipuram, sehr lohnend; man lasse durch den Hotelbesitzer die Fahrt sowie Ausrüstung mit Lebensmitteln gut vorbereiten. Mahabalipuram (guter Dâk Bungalow) liegt am Meeresstrande, etwa 56 km südl. von Madras. Man fährt (NB. mit gut gefülltem Frühstückskorb!) zunächst mit Wagen bis (9 km) Guindy Bridge, nahe Little Mount; von dort fährt man in Booten (jedes Boot etwa 10 Rup., trägt 2 Reisende ohne Diener) auf dem Buckingham Canal 12-14 St., am besten nachts, bis gegenüber vom Dorfe Balipitham. Man kann auch von Madras (Egmore Station) mit der South Indian Railway nach (35 M) Chingleput (guter Dâk Bungalow) fahren, vorher den Station-Master benachrichtigen, der das Nötige bestellt; man fährt von Chingleput mit Tonga (21/2 Rup.) über Tirukalikundrum zum Kanal und von da mit Boot weiter. Man steigt an der Ostseite des Kanals aus, wo sich aus dem flachen Strandgürtel ein niedriger Rücken Gneisfelsen erhebt. Dort liegen, aus dem Stein gehauen, die berühmten *Sieben Pagoden (Seven Pagodas), teils sehr alte Nischentempel, reich mit Skulpturen geschmückt, dann auch freistehende Pagoden und kolossale Skulpturmonumente (Elefanten, Affen und andre Tiere). Hier ist die ganze Brahminenlehre in Stein dargestellt, zum Teil in weit über ein Jahrtausend alten Denkmälern. Die ganze Anlage war eine uralte Brahminen-Freistätte, wie sie (nach W. Gallenkamp) rätselhafter und weniger bekannt nirgends in Indien anzutreffen ist. Bootsrückfahrt am besten wieder nachts, wobei man sich gegen Moskitos mit Netz und Rauch schütze.
4) Nach Ootacamund (sehr lohnend), s. S. 128.


5. Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo.

Die Insel Ceylon.

Vgl. die Karte S. 107.

A. Von Genua oder Neapel nach Colombo.
Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd (abwechselnd von Bremerhaven oder Hamburg ausgehend, über Rotterdam, Antwerpen, Southampton, Gibraltar in 14 Tagen nach Genua) gehen jeden zweiten Do. von Genua (Lloyd-Expreß, s. S. 9), dann über (336 Seem.) Neapel, (1446 Seem.) Port Saïd und den Suezkanal in 17 Tagen (von Neapel) nach (4934 Seem.)

[S. 105]

Colombo (Ankunft So. oder Sa.). Die Schiffe gehen weiter nach Singapore, Hongkong, Schanghai, Nagasaki oder Tsingtau, Kobe und Yokohama. Fahrpreis von Bremen oder Hamburg nach Colombo I. Kl. 1170 M., II. 765, III. 405 M. (hin und zurück I. Kl. 1760 M., II. 1145, III. 605 M.); von Genua oder Neapel I. Kl. 1080 M., II. 720, III. 360 M. (hin und zurück I. Kl. 1625 M., II. 1080, III. 540 M.; Näheres s. neuestes Handbuch der Reichspostdampferlinien des Norddeutschen Lloyd, erscheint zweimal jährlich).

Die Reichspostdampfer laufen von Neapel (S. 23) in 4 Tagen nach (1110 Seem. von Neapel) Port Saïd (S. 25), dann durch den Suezkanal über (1197 Seem.) Suez und durch das Rote Meer, wie S. 31 u. 36 beschrieben, nach (2505 Seem.) Aden (S. 38); von da mit östl. Kurs durch den Golf von Aden; die Reichspostdampfer nehmen dann den stets sichern Weg nördl. um die Insel Sokotra (S. 41), die nicht immer in Sicht kommt (sie hat keine Leuchtfeuer), während einzelne andre Dampfer Kap Guardafui (Râs Assir), dessen Abhänge von O. gesehen einem schlafenden Löwen gleichen, ansteuern und dann südl. von den kleinen Inseln und Sokotra auf die Südspitze Vorderindiens, Kap Comorin, zusteuern. Die Reichspostdampfer laufen mit OSO.-Kurs meist durch den Neungrad-Kanal nahe nördl. an der Koralleninsel Minikoi vorbei, deren Leuchtturm eine gute Landmarke ist; oder auch durch den Achtgrad-Kanal südl. von Minikoi (vgl. die Karte bei S. 96). Nachts sind nahe über dem südl. Horizont die schönen Sternbilder des Südlichen Kreuzes sowie des Schiffs zu sehen. Dann südl. vom Kap Comorin entlang. Bei der Annäherung an Colombo begegnet man zuweilen schon den einfachen Fischerbooten mit viereckigen Segeln und Ausliegern, ehe die schönen Berglinien der Küste von Ceylon auftauchen; später sieht man dunkleres Vorland. Die große Hafenstadt erkennt man früher an den vielen Schiffsmasten und Schornsteinen als an den Häusern, die größtenteils zwischen üppigem Pflanzenwuchs (namentlich Kokospalmen) verborgen liegen. Der hohe Leuchtturm und der Palast des Gouverneurs südl. davon sind deutlich zu erkennen. Charakteristisch ist schon von weitem der 2241 m hohe Adamspik östl. von Colombo.—(4934 Seem. von Genua, 7570 Seem. von Bremerhaven) Colombo; Ankunft s. S. 110.

B. Von Marseille nach Colombo.
Messageries Maritimes, jeden 2. So. von Marseille (S. 24) über (1510 Seem.) Port Saïd und (1597 Seem.) Suez, abwechselnd über (2881 Seem.) Djibouti (S. 36) oder über Aden nach (5098 Seem.) Colombo in 16 Tagen. Über auswechselbare Rückfahrkarten mit dem Österreichischen Lloyd s. S. 22. (Die Dampfer gehen weiter nach Singapore, Hongkong, Schanghai, Yokohama.)
Peninsular and Oriental Co., von Marseille jeden 2. Fr. über Port Saïd und Aden nach Colombo in 15 (von Brindisi in 13) Tagen; Fahrpreis ab Brindisi I. Kl. 48 £. (Die Schiffe gehen weiter nach Australien.)
Orient Line jeden zweiten Do. von Marseille über Neapel, Port Saïd, Suez nach Colombo in 17 Tagen. Fahrpreis ab Neapel I. Kl. 34-48 £ (weiter nach Australien).

C. Von Brindisi nach Colombo.

Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Co. (vgl. S. 23) haben in Port Saïd Anschluß an die von Marseille (s. oben B.) kommenden Dampfer derselben Gesellschaft, mit denen Colombo in 13 Tagen erreicht wird.

[S. 106]

D. Von Triest nach Colombo.

Österreichischer Lloyd (vgl. S. 22), am 12. und 25. jedes Monats über (1305 Seem.) Port Saïd, Suez (2700 Seem.), Aden, dann abwechselnd über Karachi oder Bombay in etwa 30 Tagen nach Colombo. Fahrpreis: Salonklasse 36 oder 32 £, Intermediate Kl. 26 £. Umtauschbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes (S. 22) mit 24 Monaten Gültigkeit.—Diese Lloyddampfer gehen weiter abwechselnd über Madras, Rangoon nach Calcutta oder über Penang, Singapore nach Hongkong, Schanghai, Yokohama, Kobe.


Die Insel Ceylon.

Ceylon (im Sanskrit Singhala [»Löwenwohnort«], bei den Eingebornen Lankadiva, arabisch Serendib), britische Insel im Indischen Ozean, an der Südspitze von Vorderindien, von dem sie durch den Golf von Manár und die 93 km breite Palkstraße getrennt wird, ist von N. nach S. 445 km (München-Magdeburg) lang, bis 235 km (Ulm-Passau = 250 km) breit und 66000 qkm (Bayern 76000 qkm) groß. Ceylon besteht in seinem südl. Hochland aus denselben alten Gesteinen wie das Dekhan und bildete wohl, bevor das dazwischenliegende Landstück in die Tiefe sank, einen Teil des Kontinents, nach dem jetzt wieder im NW. der Insel die sogen. Adamsbrücke (S. 124), ein junges Gebilde aus verkittetem Meeressand, hinzieht. Fast das ganze nördliche Drittel der Insel ist eine prächtig bewaldete Ebene; ein breiter Gürtel von Tiefland umgibt auch das Bergland des südl. Teils, das im Durchschnitt 650 m hoch ist. Auf der innern Hochebene Nuwara Elya erheben sich zahlreiche Einzelgipfel, darunter der 2241 m hohe Adam's Peak (S. 121), der Pedrotallagalla (2538 m), der Kirigalpolla (2387 m), der Totapolla (2353 m). Zwischen den Bergen dehnen sich schöne und fruchtbare Täler aus. Die Nordküste und die mit Kokospalmen bedeckte Westküste sind flach, die Süd-und Ostküste steil und felsig; hier bietet der vorzügliche Hafen von Trincomalí Raum und Schutz für die größte Flotte. Die Flüsse sind nur zur Regenzeit wasserreich, der bedeutendste ist der Mahawelli Ganga, 330 km lang und zur Hälfte schiffbar. Ceylon besteht in seiner Hauptmasse aus archäischen Gesteinen, nur in den ausgedehnten flachen Landstrichen im N. herrschen junge quartäre Bildungen (Meeressand, Madreporenkalk etc.) vor. Berühmt sind die Lager von Edelsteinen (Saphir, Rubin, Zirkon, Spinell, Granat, Turmalin, Katzenaugen etc.), die aus den alten Gesteinen des Berglandes ausgewaschen sind und nun im Schwemmlande der Flüsse gefunden werden. —Die Bevölkerung beträgt (1911) 4,1 Mill. Seelen, darunter 2,7 Mill. Singhalesen und 1 Mill. Tamulen. Daneben zählte man 1904 224719 Mauren (d. h. Indo-Araber), 23312 Eurasier oder Burghers (Mischlinge von Europäern und Singhalesinnen), 11207 Malaien, 9583 Europäer und 21115 Araber, Afghanen etc., dazu wenige Tausend Weddas (S. 108). Die Herkunft der Singhalesen ist noch ganz unsicher; meist nimmt man an, daß sie arischen Ursprungs, also Verwandte der Hindu und unter Umgehung der ganz Südindien erfüllenden Drawida (Tamulen) auf dem Seewege von Nordwestindien her nach der Insel gekommen seien.

[S. 107]

Karte von Ceylon. Karte von Ceylon.

[S. 108]

Sie sind mittelgroß, mit feinen, regelmäßigen Zügen und hübsch gebaut, namentlich die Frauen oft überraschend schön. Die Hautfarbe wechselt von Hellbraun oder Olivenfarbe bis ins Schwarze; die Augen sind bisweilen lichtbraun, das Haar (in dem auch die Männer stets Kämme tragen) meist schwarz (selten blond), lang und seidig. Polygamie ist selten. Einfache Kleidung, fast nur vegetabilische Nahrung, Wohnung in Hütten (oft hoch auf Bäumen). Die Toten werden beerdigt. Das Kastenwesen ist hier nie in der Weise wie auf dem Festlande ausgebildet gewesen; an Stelle der dortigen, auf Rassenunterschiede zurückgehenden Kasten bestehen Berufskasten, von den vornehmen Goiwansa bis herab zu den aus jeder sonstigen Gemeinschaft ausgeschlossenen Rodiya. Die Singhalesen haben wohl einst die ganze Insel besessen, sind aber dann von den vom Festlande nachdrängenden südindischen Drawidas (Tamulen) auf den größern Südwestteil beschränkt worden. Der älteste und interessanteste Bevölkerungsteil der Insel sind die Weddas; sie sind noch kleiner als die Singhalesen, doch schlank, haben es nie über einen sehr geringen Grad materieller Kultur hinaus gebracht (sehr geringe Kleidung, mit Bogen und Pfeil bewaffnete Sammler und Jäger), doch haben sie eine verhältnismäßig hochentwickelte Sprache und ein strenges Sittengesetz. Heute sind sie auf wenige tausend Seelen zusammengeschmolzen und von der Regierung in einigen Dörfern im SO. der Insel fest angesiedelt. Herrschende Religion ist der Buddhismus, dem eine glanzvolle Priesterschaft vorsteht; doch ist auch hier die ursprüngliche Lehre Buddhas verloren gegangen. Die Tamulen sind meist Verehrer Schiwas, die Mauren Mohammedaner. 1891 zählte man 1877043 Buddhisten, 615932 Schiwaanbeter, 211995 Mohammedaner, 302127 Christen.

Das Klima Ceylons ist rein tropisch, d. h. gleichmäßig feuchtheiß; nur mit der Erhebung über den Meeresspiegel nimmt die Temperatur ab (Jahrestemperatur von Colombo an der Küste 26,7°, von Kandy in 500 m Seehöhe 24,2°, von Nuwara Eliya in 1900 m Höhe 14,1°). Der kühlste und der wärmste Monat weichen in Colombo nur um je 1,1° bis 1,2° von jener Mitteltemperatur ab. Die Niederschläge sind auf der ganzen Insel nicht gering, da auch der Nordostmonsun, der auf dem Festlande trocken ist, sich vor dem Eintreffen auf der Insel über dem Golf von Bengalen mit Feuchtigkeit beladen hat. Jedoch ist die Westseite der Insel regenreicher als die Ostseite, und erstere empfängt merkwürdigerweise in der Zeit des Nordostmonsuns (Winter) mehr Niederschläge als zur Zeit des Südwestmonsuns (Sommer), den sie doch aus erster Hand erhält. Colombo hat zwei Regenzeiten, eine im Frühjahr (Höhepunkt Mai) und eine im Herbst (Höhepunkt Oktober). Die trockensten Monate (Januar, Februar und August) empfangen immer noch so viel Niederschläge wie deutsche Orte in den Sommermonaten. Die Ostküste hat vorwiegend Winterregen (Höhepunkt Dezember) und einen relativ trocknen Sommer (April bis September). Zeiten fast ununterbrochenen Regens und stürmischen, gewitterreichen Wetters sind die ersten Wochen nach dem Ausbruche des neuen Monsuns, also durchschnittlich Mai und Oktober; in den Zwischenzeiten ist das Wetter besser. Für die Westküste ist die Zeit des Nordostmonsuns, der als Landwind nach Colombo kommt und Krankheitserreger aus dem Innern der Insel mitbringt, gesundheitsgefährlich; man tut in dieser Zeit gut, möglichst rasch das Bergland des Innern aufzusuchen.—

[S. 109]

Dank dem feuchtheißen Klima ist das Pflanzenkleid Ceylons von einer solchen Üppigkeit, daß die Insel mit Recht immer wieder als das Urbild tropischer Landschaft gepriesen und geschildert wird (vgl. K. Günther, Einführung in die Tropenwelt. Leipzig 1911. Mit einer Karte von Ceylon. Auch als Führer bei einem Aufenthalt auf der Insel zu empfehlen). Freilich ist nur der West-und Südteil der Insel ursprüngliches Regenwaldland, der Ostteil aber mehr von parkartigem, lichterem Trockenwald bestanden. Zum großen Teil hat außerdem der Wald den Kulturen weichen müssen, denn Ceylon ist etwa ebenso dicht bevölkert wie das gleichgroße Ost-und Westpreußen. Doch bietet gerade die vorgeschrittene Kultivierung der Insel bequeme und gefahrlose Gelegenheit zum Studium der Tropennatur, der Botanische Garten von Peradeniya (S. 117) eine Zusammenstellung von Tropenpflanzen, wie sie sonst nur in Java (S. 200) wiederzufinden ist.—Ackerbau ist Hauptbeschäftigung; Reis, Früchte, Fisch und Gemüse sind die Hauptnahrung der Eingebornen. Die Insel ist die Heimat der Zimtbäume (Cinnamomum ceylanicum), der Piper-Arten (Chavica Roxburghii) und vieler Kukurbitazeen, während zahlreiche Kulturgewächse andrer Länder zugleich eine fruchtbare Stätte gefunden haben.—Früher wurde viel Kaffee gebaut; seitdem aber dessen Pflanzungen durch den Pilz Hemileia vastatrix vernichtet worden sind, sind die Teeplantagen an deren Stelle getreten; Tee ist jetzt der wichtigste Ausfuhrartikel der Insel. Außerdem sind wichtig: Kakao, Tabak, Zimt (Regierungsmonopol), Kautschuk, Baumwolle, Kokosöl. Die Viehzucht ist beträchtlich. —Die Landstraßen sind für Automobilfahrten geeignet.—Tierwelt: Der in Indien weitverbreitete Tiger fehlt (wahrscheinlich ausgerottet), während der Panther noch vorkommt. Der Lippenbär (Ursus labiatus) ist ein Charaktertier Ceylons. Der Elefant ist wild und gezähmt vorhanden und spielt als Last-und Reittier eine wichtige Rolle. An Reptilien ist die Familie der Schildschwänze (Uropeltidae), von Amphibien die interessante Blindwühle (Ichthyophis glutinosus) zu nennen.
Die Küsten werden manchmal von der indischen Seekuh (Halicore) besucht, im Golf von Manár wird Perlenfischerei (stark zurückgegangen) ausgeübt.
Geschichtliches: Schon die Griechen und Römer kannten das an Edelsteinen und Gewürzen reiche, von ihnen Taprobane genannte Ceylon. Die Insel wurde seit 543 v. Chr. von Fürsten beherrscht, die aus Nordindien stammten, und von denen bis 1815 im ganzen 165 herrschten. 245 v. Chr. wurde die Lehre des Buddha in Ceylon eingeführt. Im 8. Jahrh. ließen sich mohammedanische Araber auf Ceylon nieder. Seit 1505 begannen die Portugiesen regelmäßigen Verkehr mit Ceylon, machten sich aber so verhaßt, daß der König die Holländer zu Hilfe rief. Die Portugiesen wurden 1632-58 verdrängt, und die Holländer besetzten das Küstenland. Im Kriege zwischen England und Holland wurde Ceylon von den Engländern besetzt und 1802 förmlich an sie abgetreten; 1815 wurde die Insel nach Beseitigung des eingebornen Fürsten englische Kronkolonie; ihre Verwaltung ist durchaus unabhängig von der des festländischen Vorderindien.
Reisepläne für Ceylon. Auf 3 Tage. 1. u. 2. Tag: Colombo und Fahrt nach Peradeniya und Kandy. 3. Tag: Colombo, Kelanitempel, Museum, Mount Lavinia.—Auf 5 Tage. 1. Tag: Peradeniya und Kandy. 2. u. 3. Tag: Nuwara Eliya mit Pedrotallagalla. 4. Tag: Rückfahrt über Kandy nach Colombo. 5. Tag: Colombo mit Mount Lavinia.—Auf 10 Tage. 1. Tag: Colombo. 2. Tag: Peradeniya und Kandy. 3. Tag: Kandy, Zahntempel, Lady Horton's Walk. Nm. Fahrt nach Matale, dort über Nacht. 4. Tag: Post über Dambulla nach Anuradhapura. 5. Tag: Anuradhapura. 6. Tag: Rückfahrt über Dambulla und Matale nach Kandy. 7. Tag: Fahrt nach Nuwara Eliya. 8. Tag: Nuwara Eliya, Besteigung des Pedrotallagalla. 9. Tag: Rückfahrt über Kandy nach Colombo. 10. Tag: Colombo.—Auf 14 Tage. 1. Tag: Colombo. 2. Tag: Fahrt nach Nuwara Eliya. 3. Tag: Nuwara Eliya. 4. Tag: Besteigung des Pedrotallagalla. 5. Tag: Fahrt nach Kandy und Peradeniya.


[S. 110]

6. Tag: Kandy. 7. Tag: Fahrt nach Matale. 8. Tag: Fahrt nach Dambulla, Felsentempel. 9. Tag: Fahrt nach Anuradhapura. 10. u. 11. Tag: Anuradhapura. 12. Tag: Rückfahrt mit Bahn nach Colombo. 13. Tag: Bahnfahrt nach Point de Galle und zurück. 14. Tag: Colombo.
Hand Wer die Kosten nicht scheut, mache die Reise durch Ceylon (oder einen Teil derselben) mit Automobil, durch Cook & Son oder die Hotels in Colombo (s. unten) zu beschaffen, womöglich schon von Aden aus telegraphisch zu bestellen; man benutze möglichst leichte Wagen mit besten Reifen. Benzin ist in jedem größern Ort zu haben.

Colombo.

Vgl. den Plan S. 111.

Ankunft zur See. Die Postdampfer machen an den Tonnen im Hafen von Colombo fest, der durch Wellenbrecher gut geschützt ist. Boote mit Händlern, Zauberern umschwärmen sofort das Schiff und kommen an Bord (Kabine abschließen, da die Tamulen tüchtig stehlen!). Die Landung geschieht mit Tendern der Dampfergesellschaften (frei) oder mit kleinen Booten; man achte auf sein Gepäck und weise die unverschämten Forderungen der Bootsführer zurück. 10 Min. Fahrt bis zur Landungsbrücke am Südende des Hafens kostet 1/4 Rup. = 25 cents, nach 7 Uhr Nm. 40 cents; dort liegt das Zollamt; Zolluntersuchung für Vergnügungsreisende meist ohne Schwierigkeit, die Zollbeamten sind höflich und gefällig. Beim Zollamt nehme man eine Rikscha zur Fahrt nach dem Gasthof.
Gasthöfe: Galle Face Hotel (deutscher Direktor: G. Peters), an der Galle Face Esplanade, etwa 2 km vom Landungsplatz, in schöner, ruhiger Lage am Meer, mit Garten und Seeterrasse, für längern Aufenthalt geeignet, gut geleitet; 250 Z., Pens. 10-15 Rup. (Pens. vorher vereinbaren!), Z. 4, Tiffin 11/2 Uhr 2,50 Rup., Dinner 71/2 Uhr 4 Rup.; Schwimmbad.—Grand Oriental Hotel, beim Zollamt an der Landungsbrücke bequem gelegen, Küche gerühmt; 154 Z. 4-6, Lunch 21/2, Dinner 4, Pens. 10 Rup.—Bristol Hotel.British India Hotel, schöne Lage am Meer neben dem Fort, II. Ranges, aber von einzelnen Herren viel besucht, Pens. 5 Rup.—Mount Lavinia Grand Hotel, s. S. 114. Man beachte, daß alle Gasthöfe auf Ceylon zeitweise stark überfüllt sind, z. B. bei Rennen und Sportwochen in Nuwara Eliya (S. 122), bei Besuch größerer Reisegesellschaften etc., daher ist stets Voraussicherung der Unterkunft im Innern Ceylons sehr zu empfehlen!
Post u. Tel.: Queen's Street, 5 Min. vom Landungsplatze.—Telephon in allen Gasthöfen und Geschäften.
Wagen und Rikschas nach Tarif (s. unten).
Straßenbahnen: Zwei Linien; eine führt vom Landungsplatz nach Kelani, die andre südl. nach Borella. Beide werden fast nur von Eingebornen und Mischlingen benutzt; Fahrpreis I. Kl. 10 cents die engl. Meile.
Kraftwagen (für 2-6 Reisende) zu Ausflügen ins Innere sind durch Cook's Office oder die Hotels und bei Walker Sons & Co., Fort, zu mieten; bei andern Unternehmern sollen die Preise sehr willkürlich sein (man kann ungefähr 11/4 Rup. für jede engl. Meile rechnen).—Postautomobilverbindungen (vgl. die Karte S. 107), meist recht gut, bestehen auf der Insel Ceylon bereits viele Linien und werden fortwährend vermehrt; man erkundige sich bei der Postverwaltung.
Eisenbahnen. Hauptbahnhof (Maradana Junction) der Linie nach Kandy sowie über Anuradhapura nach Jaffna, etwa 2 km osö. von der Landungsbrücke.— Fort Station, am Hafen, dient der Linie über Mount Lavinia nach Point de Galle und Matara.—Eisenbahnzeit wie in Indien, S. 50. Fahrpläne (Fare tables) auf allen Stationen für 10 cents, enthalten auch Tarife für Wagen und Rikschas für alle Orte. Europäer fahren stets nur I. Kl. So. weniger Züge als wochentags.

[S. 111]

Colombo. Colombo.

[S. 112]

Dampfer: Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd (Agentur Freudenberg & Co., Tel.-Adresse: Nordlloyd-Colombo) alle 2 Wochen nach Ostasien über Penang und Singapore bzw. nach Europa, alle 4 Wochen nach Australien.—Österreichischer Lloyd (Agentur Darley, Butler & Co.), nach Bombay, Calcutta, Ostasien und Europa. —Messageries Maritimes (Agent P. de Bure, Telegrammadresse: Messageries-Colombo), nach Indochina, Ostasien, Australien, Europa; Zweiglinie nach Pondichéry und Calcutta.—Außerdem zahlreiche englische Linien (Peninsular & Oriental Co., Orient Line, British India Line, Bibby Line etc.) nach allen europäischen, indischen und ostasiatischen Häfen. Fahrpreise und Fahrpläne sind häufig Änderungen unterworfen.
Geld. Landesmünze für Ceylon ist die Rupie (S. 49), geteilt in 100 cents. Im Umlauf sind folgende Geldstücke: Pfund Sterling englisch in Gold = 15 Rup.; Silbermünzen zu 1 Rup., 50, 25 und 10 cts.; Nickel zu 5 cts.; Kupfer zu 1, 1/2 und 1/4 cts. Papiergeld: 1000, 100, 50, 10 und 5 Rup.-Scheine. Schecks werden nur solche auf Ceylon-Bankhäuser in Zahlung genommen. Kreditbriefe, vgl. S. 7. Indisches Papiergeld ist nur mit Verlust anzubringen, dagegen wird indisches Silbergeld genommen, nur nicht die Zwei-Annasmünzen.
Banken: Freudenberg & Co., Korr. der Deutschen Bank, Dresdner Bank, Disconto-Gesellschaft und Deutsch-Asiatischen Bank;—National Bank of India, Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig;—Chartered Bank of India, Australia & China;Hongkong & Shanghai Bank;Mercantile Bank of India Ltd.; sämtlich Korrespondenten der Berliner Disconto-Gesellschaft.—Größere Beträge lasse man sich hauptsächlich in 50 und 100 Rup.-Scheinen, nicht nur kleinen (5 und 10), zahlen.
Sprache. Das Singhalesische (Elu) ist mit Indisch durchsetzt, daneben ist auch das Tamul (Sprache der Tamulen) vorherrschend, außerdem Hindostani. Die Nachkommen der Portugiesen sprechen verdorbenes Portugiesisch, die Mauren verdorbenes Arabisch. Die kirchlichen und philosophischen Schriften der (buddhistischen) Singhalesen sind in Pâlisprache abgefaßt.
Tempelgelder. In buddhistischen Klöstern und Tempeln liegt meist ein Fremdenbuch aus; man trage sich ein und gebe dabei (für 1-2 Personen) 1 Rup., weise dann andre Gabenforderungen ab.
Reisebureau: Thos. Cook & Son, 1 Victoria Arcades, York Street; besorgt auch Automobile (womöglich schon von Aden aus telegraphisch zu bestellen); hier sind Reisehandbücher (Cook's Handbook Ceylon) zu haben.— Führer tragen dunkelblaue Röcke mit grünen Aufschlägen und müssen Zeugnis und Tarif (pocket register) vorzeigen; Lohn für die erste Stunde 50 cts., jede Stunde mehr 25 cts. Man sehe sich vor bei der Wahl des Führers.
Literatur: Henry W. Cave, The Book of Ceylon, reich illustriert (Lond. 1908); Norddeutscher Lloyd, Automobiltouren auf Ceylon (Bremen 1910).
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul Reinhart Freudenberg.—Österreich-Ungarn, beauftragter Konsul R. Freudenberg.
Polizeiamt: Belästigungen und unverschämte Forderungen von Kutschern, Kulis etc. melde man sofort dem nächsten Polizisten; die Polizei ist streng und gefürchtet.
Ärzte: Prof. Castellani u. Dr. Gordon im Galle Face Hotel; Llewellyn Thomas; Jas. Craik; J. Rockwood; Zahnarzt Dr. Sidney Same.—Apotheke im Warenhaus Cargill's & Apothecaries Co.
Buchhandlungen: H. W. Cave & Co. (Reisehandbücher für Ceylon) und im Warenhaus Apothecaries Co.
Photographien: Plate (Deutscher), hat hübscheste Ansichten, verkauft Films etc. und entwickelt; Colonial Photographic Co., Victoria Arcade, Fort (gegenüber Grand Oriental Hotel), auch Films und Platten etc.—Colombo Apothecaries Co., neben Grand Oriental Hotel; stellen Reisenden Dunkelkammer frei und haben Ansichten, Volkstypenbilder etc.—Skeen & Co., Chatham Street.
Geschäftsadressen: In der Geschäftsstraße an der Landungsbrücke Basare mit Teppichen, Ebenholzschnitzereien, Sandelholzsachen, Gold-und Silbersachen, geschliffene Steine; beim Einkauf besonders von Steinen ist Vorsicht geboten, da vieles unecht ist, und man stets stark herunterhandeln muß. Schildpattschmucksachen, Mondsteine, Katzenaugen, Kuriositäten, Ebenholzsachen etc. bei D. F. de Silva, Chatham Street 7, und Don Theodori & Co., Chatham Street 40. Steine gut und reell (aber handeln!) bei Caffoore im Bristol Hotel.


[S. 113]

Vereine: Deutscher Verein.Colombo Club, Galle Face Esplanade.— Golf Club.
Zeiteinteilung. 1. Tag: Vm. Fahrt durch die Stadt nach Kelani; Nm. nach Mount Lavinia.—2. Tag: Victoria Park und Museum. Längern Aufenthalt benutze man zum Ausflug ins Gebirge.
Geschichtliches. Colombo wurde 1505 von den Portugiesen zur Handelsniederlassung gemacht, dann 1518 befestigt. Nach langer Belagerung eroberten die Holländer 1658 den Platz und befestigten ihn stark. 1796 bemächtigten sich die Engländer des guten Seehafens, der erst seit den 70er Jahren des 19. Jahrh. an Stelle von Point de Galle zu Bedeutung gelangte.
Klima (vgl. S. 108). Die Sonnenwärme in der freien Sonne ist in Colombo fast stets so groß, daß Europäer sich durch Tropenhelm und Tropenkleidung, Sonnenschirm und Sonnenbrille etc. dagegen schützen müssen. Man meide es, ohne dringende Ursache zwischen 10 Uhr Vm. und 4 Uhr Nm. auszugehen! Sonnenstich und andre Schäden sind besonders bei frisch aus Europa gekommenen Fremden nicht selten; Alkoholgenuß ist vor Sonnenuntergang zu meiden. Man richte sich bei längerm Aufenthalt nach der Lebensweise gebildeter, am Orte akklimatisierter Europäer!

Colombo, von den Engländern zur Hauptstadt Ceylons gemacht, hat etwa 180000 Einw., meist Singhalesen (S. 106), dann Tamulen (von der Malabarküste), die kräftiger und arbeitsamer sind, und Mauren; ferner Parsen, Juden, Malaien und Mischlinge. Das Volksleben ist bunt und sehr interessant.—Die Stadt liegt unter 6° 56' nördl. Br. an einer Bucht, die durch einen 1,5 km langen Hafendamm nach W. und einen Wellenbrecher nach N. gegen Seegang geschützt wird. Ein großes Trockendock sowie andre Einrichtungen zur Ausbesserung von Seeschiffen sind vorhanden. Nördl. von der Hafenbucht mündet der Fluß Kelani (Kelaniya Ganga). Das europäische Viertel am SW.-Ende des Hafens hat ein Fort, neben dem der hohe Leuchtturm, zugleich Uhrturm, steht; dicht dabei die Zeitsignalstation und südl. davon ein freier Platz, die Esplanade, an der die Residenz des Gouverneurs, Queen's House (Pl. 1), mit der Vorderseite nach See liegt. Kasernen liegen südl. vom Palast. Colombo besitzt mehrere Kirchen, Buddha-und Schiwatempel, ein Museum, zwei Bibliotheken und große Wasserwerke, die das Wasser 48 km weit herleiten. Die Eingebornenstadt Pettah mit engen Straßen liegt nö. vom Europäerviertel längs der Ostküste des Hafens.—Der Handel von Colombo ist sehr bedeutend, da fast die ganze Einfuhr (Reis, Kohlen, Baumwollwaren, gesalzene Fische etc.) sowie die Ausfuhr (Tee, Zimt, Kokosöl, Kokosnüsse, Kaffee, Graphit, Chinarinde, Kopra, Kautschuk etc.) für Ceylon über Colombo geht. Er befindet sich fast ganz in englischen Händen.

Rundfahrt (mit Rikscha) durch die Stadt kann fast planlos geschehen, weil Colombo reich an malerischen Wegen ist; man beachte, daß das Geschäftsleben sich nahe dem Hafen abspielt. Von der Landungsbrücke der Boote gelangt man in die York Street; l. Marmorstandbild der Königin Viktoria, r. Grand Oriental Hotel und l. Victoria Arcades. Dann am Postamt (Pl. 2) vorbei über die Esplanade zum Galle Face Hotel. Weiter am Strand entlang an den Kasernen vorbei zum Standbild von Sir E. Barnes, dann r. an einem alten holländischen [S. 114] Glockenturm (Pl. 4) vorbei über den Marktplatz mit dem Rathaus (Town Hall, Pl. 5). Dort führt l. die Sea Street zu zwei malerischen kleinen Hindutempeln, während nach r. die Wolfendahl Street zu der alten hochgelegenen holländischen Wolfendahl-Kirche führt (*Aussicht auf Stadt und Hafen). Dann nö. weiter nach der katholischen Kathedrale St. Lucia und an andern Kirchen vorbei zu dem (r.) schönen Hause Uplands und weiter durch die malerische Fischervorstadt Mutwal bis zum Fluß und zurück durch Grand Pass Road bis Skinners Road, nun l. diese Allee entlang bis zum Maradanabahnhof; von hier westl. bis zum Süßwassersee und an diesem entlang zum Gasthof zurück.—Ein andrer Rundweg führt vom Galle Face Hotel über die Brücke, dicht hinter dem Hotel, nach Slave Island und dann am Rande des malerischen Sees vorbei an dem hübschen Wohnsitz des kommandierenden Generals für Ceylon in den Victoria Park. Man beachte vorher den kleinen malerischen Buddhatempel über dem See, ungefähr gegenüber vom Generalshaus. Der Park liegt auf dem Platz alter Zimtgärten (Cinnamon Gardens) und ist reich ausgeschmückt. Im Park das *Museum (1877 erbaut), das wertvolle historische, kultur-und naturhistorische Sammlungen für Ceylon und eine Bibliothek enthält; originelle Sammlung Kandy-pottery (wunderliche Tonfiguren), ferner Teufelstänzermasken gegen jede Krankheit; Inschriftensteine aus Anuradhapura (von den deutschen Gelehrten Dr. Goldschmidt und Dr. Müller entziffert); ein Buddhazahn. Auf dem Flur ein Riesenlöwe aus Pollonarua, der als Königsthron diente, und ein *Fenster aus den Ruinen von Yapahoo. Vor dem Museum ein Standbild des Gouverneurs Gregory.

Ausflüge: 1) Kelaniya. Wagenfahrt (etwa 1 St. hin) zunächst durch die enge, heiße und staubige Eingebornenstadt Pettah (etwa 6 km), dann über den Kelanifluß und durch Kokospalmenpflanzungen bis (10 km) zu einem alten Buddhatempel (1240 erbaut über einem 306 v. Chr. errichteten Reliquienschrein des Prinzen Yatalatissa) mit im Nirwana weltfernen Buddha, dem die weißen Blüten des Sakakibaums dargebracht werden. Beim Maivollmond hier großes Tempelfest. Auf der Rückfahrt kann man gegen SO. einen Umweg machen (2 St. Fahrt).
2) *Mount Lavinia mit der Sea Coast Railway, deren sechs Bahnhöfe in Colombo sind: Pettah, The Fort (beim Hafen), Slave Island (etwa 1/2 km vom Galle Face Hotel), Kollapitiya, Bambalapitya und Wellawatta; die Bahn fährt teils durch Palmenwald, teils am Strand nach (11 km) *Mount Lavinia (Grand Hotel, Z. von 3 R. an, Tiffin 21/2, Dinn. 3, Pens. von 7 Rup. an), in entzückender Lage am Meer auf malerischem Vorgebirge. In der Nähe ein Buddhatempel. Sehr beliebter Ausflugsort, auch für längern Aufenthalt. Die Fahrt dahin im Wagen (Einsp. 10 Rup.) vom Galle Face Hotel an der Kollapitiya (Colpatty) Road entlang durch reizende Eingebornenvororte und Palmenhaine, fortgesetzt im Schatten, ist sehr lohnend.—Die Bahnlinie führt weiter über Point de Galle (S. 125) nach Matara.
3) *Negombo, 37 km nördl. von Colombo, lohnender Automobilausflug (Eisenbahn von Colombo über Ragama, außerdem zweimal tägl. Coach service (Autobus), etwa früh 7 Uhr und 2 Uhr Nm. ab Colombo, Fahrzeit 31/2 St., ab Negombo etwa früh 7 Uhr und 33/4 Uhr Nm. Fahrpreis 3 Rup.) an der Westküste Ceylons durch malerische Dörfer, Kokospalmenwälder und Zimtgärten, für Künstler und Liebhaberphotographen eine Fülle landschaftlicher Schönheit bietend; die kleine Hafenstadt Negombo mit vorzüglichem Rasthaus hat 20000 Einw.; sie liegt zwischen Meer und Lagune, zeigt altholländischen Charakter mit Kanälen und verschiedenen Bauten (altes Tor, sehr malerisch).

Mittel-Ceylon. Maßstab 1:1000000. Mittel-Ceylon.


[S. 115]

Von Colombo nach Kandy.
Colombo-Kandy Railway vom Hauptbahnhof; Morgenschnellzug bis (75 M = 121 km) Kandy 33/4 St., I. Kl. hin und zurück 9 Rup., Abfahrt von Kandy Nm., Ankunft in Colombo gegen Abend. Cooks Reisebureau gibt Rückfahrkarten I. Kl. 15 Rup. einschließlich 1. und 2. Frühstück im Speisewagen und Wagenfahrt in Kandy.
Für eine kurz dauernde Inselreise nehme man Rückfahrkarte Colombo-Kandy, fahre mit Morgenzug, steige in Peradeninya aus, mit nächstem Zug weiter; von Kandy Rückfahrkarte nach Nurelia, auch Rückfahrt mit beiden Karten bis Polgahawela, dort Fahrt unterbrechen (Bescheinigung nötig), dann mit Rückfahrkarte Polgahawela-Anuradhapura und schließlich zurück nach Colombo. Man achte darauf, daß von Nurelia das Gepäck richtig bis Anuradhapura aufgegeben wird (sagen, daß man Fahrkarte in Polgahawela nachkauft).

Die Bahnfahrt in die kühle Gebirgsgegend ist allen zu empfehlen, die unter der Tropenhitze gelitten haben; wer von Kandy weiter ins Gebirge hinauf will, nehme warme Kleidung und wollene Decken mit! Wer Zeit hat, widme mindestens eine Woche dem tropischen Berglande. Die genußreiche Fahrt führt zunächst über den Kelanifluß und weiter durch herrliche Tropenlandschaften mit vielen Palmenarten und Riesenblumen (Talipot), Brotfruchtbäumen, Jak, Frangipani etc. über (9 M) Ragama (von hier Zweigbahn nach Negombo, s. S. 114) und Mahara (mit Steinbrüchen für den Hafenbau) nach (16 M) Henaratgoda; 1,5 km vom Bahnhof sind die Government Tropical Gardens (für Botaniker wichtig!) für tropische Pflanzen. Dann fährt die Bahn etwa 26 km durch dichten Kokospalmenbestand nach (34 M) Ambepussa, schon im Hügelland in ungesunder Sumpfgegend gelegen, wo dichte Dschungeln die Bahn umgeben. Dann folgen angebaute Flächen, Kokospalmen und Teepflanzungen. —(45 M) Polgahawela (Bahnwirtschaft und gutes Rasthaus; 74 m); hier zweigt l. die Northern Railway nach Anuradhapura (S. 119) ab. Unsre Bahn führt weiter nach (52 M) Rambukkana, wo der Aufstieg ins Gebirge beginnt. Die Bahn steigt nun 22 km lang mit 1:45 Steigung bis zu 517 m Höhe. Prächtiger Pflanzenwuchs und überraschende Ausblicke (Sensation Rock) an jeder Biegung der Bahn; viele Tunnels und senkrechte Felswände, an denen die Bahn entlang führt. Zuweilen Blick auf das Tiefland von Colombo, dann über zerklüftete Täler. Bei (65 M) Kadugannawa ist die Höhe des Ghats erreicht, die Luft wird schon kühler. Jenseit des Bahnhofs sieht man den Belungalahügel (775 m), der früher als Wachtposten diente. Nun senkt sich die Bahn wieder 40 m bis nach (71 M) Peradeniya, mit den berühmten *Royal Botanic Gardens (S. 117); hier teilt sich die Bahn, die Hauptlinie läuft südl. ins Gebirge, eine Zweiglinie nördl. über Kandy nach Matale.—Die Bahn fährt am Botanischen Garten vorbei nach

(75 M) Kandy (512 m; Queen's Hotel, gut, 112 Z. von 3 Rup. an, Lunch 21/2, Dinn. 4, Pens. 8-25 Rup.; The Firs Hotel, am See reizend gelegen, Pens. 7-15 Rup.; Florence Villas Hotel, klein, aber bequem, Pens. 5 Rup.; Wagen in den Hotels, eine Fahrt Vm. oder Nm. 41/2-6 Rup.; Klub, am See; Banken: Mercantile Bank of India Ltd. und National Bank of India Ltd. [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank]; Reisebedarf [S. 116] bei Miller & Co.; Cargills; photographische Artikel bei Apothecaries & Co. und Skeen & Co.; Ärzte: Dr. Hay, Dr. Anderson Smith), die alte singhalesische Hauptstadt von Ceylon, mit 26519 Einw., darunter viele Europäer, malerisch an einem kleinen, vom Gebirge halbumschlossenen See gelegen; hat einen 1600 erbauten, jetzt halbverfallenen großen Königspalast, 4 Hindutempel, 12 Buddhatempel, darunter den sehr heiligen mit dem Zahn Buddhas (Dalaba). Abgesehen vom Eingebornenviertel ist Kandy modern angelegt; während die Eingebornenhäuser dicht beieinander auf der Talsohle stehen, sind die Bungalows der Europäer rings an den Berghängen im Grünen versteckt. Vor Queen's Hotel breitet sich der malerische See von Kandy aus. Das Klima von Kandy ist erfrischend, obgleich bei Tage die Hitze noch empfindlich wird; Abende und Nächte sind kühl; Zimmertemperatur im Dezember 20-25° C.—Der Zahntempel zu Kandy, *Dalaba Maligawa, ist eins der großen buddhistischen Heiligtümer; durch eine zinnengekrönte Umfassungsmauer mit Graben gelangt man in eine große Vorhalle und von da in den innern Hof, wo auf niedrigem Unterbau der eigentliche Tempel, die Vihara, steht (zudringliche Priester und Bettler, man gebe einmal eine Kleinigkeit; vgl. Tempelgelder S. 112).

Man steigt auf enger Treppe ins Allerheiligste, wo die Reliquie auf silbernem Tischchen unter glockenförmigem, goldenem Behälter, der mit Diamanten und Perlen besetzt ist und auf goldener Lotosblume ruht. (Der »Zahn Buddhas« soll so groß wie ein Krokodils-, Ochsen-oder gar Elefantenzahn sein; über seine Echtheit bestehen um so mehr Zweifel, als die Reliquie 1560 in portugiesische Gewalt fiel und vom Erzbischof von Goa feierlich verbrannt wurde, trotzdem der König von Pegu 20 Mill. Francs Lösegeld geboten haben soll; König Wikrama Bahu von Ceylon ließ aber bald darauf durch Priester verkünden, der echte Zahn sei gerettet, die Portugiesen hätten einen falschen verbrannt.) Die Reliquie wird selten gezeigt.—Die bunten Fresken im Tempel stellen die Höllenstrafen, besonders für die Untugenden des weiblichen Geschlechts, dar.— Sehenswert sind die kostbar gebundenen heiligen Schriften auf präparierten Talipotpalmblättern in einem achteckigen Pavillon des Tempels (man gebe dem Priester 1 Rup. für die von ihm überreichten Buddhasprüche auf solchem Palmenblatt).—In der Nähe ist in kleiner Kapelle ein großer Buddha zu sehen. Neben dem Tempel steht der renovierte Königspalast (jetzt Besitz des Gouvernements, von dem Gouvernementagenten bewohnt; sehenswert ist die alte Audienzhalle mit herrlich geschnitzten Säulen, jetzt Gerichtssaal, ferner ein Museum mit altsinghalesischer Kunst (dort wird vor den Besuchern gewebt, geschnitzt etc.).

Spazierfahrt über Lady Horton's Walk und Lady Gordon's Walk ist gegen Abend sehr lohnend; der Weg führt rings um den See und den Talkessel an den Höhen hinauf mit vielen prächtigen Ausblicken auf Kandy und das Tal des Mahawelli Ganga. Gregory Road führt durch herrlichen Wald mit Ausblicken auf den See. Lady Black's Walk führt nach Peradeniya.—Eine Rikschafahrt gegen Abend bis zum Flusse nach dem Elefantenkral bietet Gelegenheit, (zahme) Elefanten baden zu sehen; dann fahre man über die Mahawelli Ganga-Brücke bis zu dem interessanten Dorfe Katugastota. In einem Park in Kandy liegt der schöne Wohnsitz (King's Pavillon) des Gouverneurs von Ceylon. Hand Schlangen kommen in der Umgegend von Kandy vor, besonders Cobra und Carawilla, auch [S. 117] Blutegel und Skorpione, die sich im Unterzeug festsetzen, weshalb man nach Spaziergang auf Rasen oder in weglosem Wald und Garten nachsehen sollte. Solange man auf Kieswegen und Straßen bleibt, besteht keine Gefahr!

Ausflug nach (5 km) *Peradeniya (gutes Rasthaus mit Betten), mit Bahn in 10 Min. zu erreichen, am besten mit Wagen (1/2 St.) durch eine hübsche Vorstadt von Kandy, wo jedes Haus von Palmen, Brotfruchtbäumen und Kaffeebüschen umgeben ist und auf den Dächern Ananas wachsen. Am Bahnhofswege liegen die Bungalows der am Botanischen Garten angestellten Naturforscher. Die *Royal Botanic Gardens in Peradeniya, gegründet 1819, sind 60 ha groß und enthalten eine nahezu vollständige Sammlung aller wichtigen Tropenpflanzen der Erde. (Ein guter Plan des Gartens nebst Führer ist am Eingang zu 25 cts. zu bekommen.) Der Garten enthält Denkmäler der verdienten Direktoren Dr. Gardiner und Dr. Thwaites. Einzelne Singhalesengärtner sind gute Führer für den Park.—Den Eingang bildet ein großer Dom alter Gummibäume (Ficus elastica) mit wirren, freiliegenden Wurzeln. Vor dem Portal stehen drei Baumriesen: ein Mahagonibaum, ein südamerikanischer Fruchtbaum (Chrysophyllum) und ein Nutzholzbaum (Pterocarpus indicus) aus Birma. Man fahre nun langsam durch den Garten und steige gelegentlich aus, um kleine Ausflüge zu Fuß auf den Promenadenwegen seitlich von den Fahrwegen zu machen. Zu beiden Seiten der Einfahrt stehen zwei mächtige westafrikanische Ölpalmen (Elaeis guineensis), dicht dabei eine Gruppe einheimischer und fremder Palmen: die Kokospalme (Cocos nucifera); Areca Catechu: die kubanische Königspalme (Oreodoxa regia); die Dattelpalme (Phoenix dactylifera) aus Nordafrika; Areca concinna; Loxococcus rupicola und die wundervolle Coco de mer (Lodoicea sechellarum) von den Seychellen, deren Frucht früher als heilkräftig galt. Der Mahawelli Ganga umgibt mit einer starken Windung den Park von drei Seiten. Eine lange, gerade Allee von hohen, schattigen Bäumen mit vielen Zierblumen dazwischen führt quer durch den größten Teil des Parks; von ihm zweigt sich ein andrer Fahrweg ab, der zur Wohnung des Direktors, auf kleiner Anhöhe gelegen, führt; dieser Bungalow ist von den seltensten Pflanzen mit den farbenprächtigsten Blüten umgeben. Sehr sehenswert ist der *Farngarten an einem Bach im Schatten großer Bäume mit den seltsamsten kleinen und Riesenfarnen; ferner die Orchideen, blühenden Schlingpflanzen, Lianen, Trompetenblumen, Ipomoeen (Trichterwinden), die Bauhinia scandens und racemosa (wie ein Ankerkabel aussehend). Am Ufer des Mahawelli Ganga stehen hohe Bambusgebüsche, darunter der bis 40 m hohe birmanische Riesenbambus (Dendrocalamus giganteus), dessen Wurzelschößlinge nach der Regenzeit (im Juni) austreiben und in 2-3 Monaten diese enorme Höhe erreichen. In der Nähe ist eine prachtvolle Oreodoxa-Palmenallee. In einem Teich wachsen Lotosblumen, Wasserrosen und andre Nymphäen sowie die mächtige Victoria regia; in der Nähe Nutzpflanzen: Kakao-, Kaffee- und Gewürznelkensträucher, Zimtbäume, Vanille, Erythroxylon coca (Kokain), Manihot (Tapioka), Pfeffer, Sagopalmen, Indigo-und Jutepflanzen, Citronellagras u. a.; ferner eine Muskatnußbaumallee. Auch die tropischen Giftbäume sind vertreten; der javanische Upas (Antiaris toxicaria), der Pfeilgiftbaum (unter den man sich nicht stellen soll) u. a., ferner verschiedene Gattungen von Kautschuk-und Guttaperchabäumen (Castilloa elastica, Hevea brasiliensis); außerdem prächtige Gruppen von Agaven, Cycas, Eucalyptus und (am Ende des Gartens) seltsamen Pandanusarten. Von merkwürdigen Pflanzen seien noch erwähnt: die Mimosa pudica, die insektenfressenden Nepenthes-Arten mit riesigen kannenähnlichen Blättern, der nachts seine Blätter schließende südamerikanische Regenbaum (Pithecolobium Saman), der Sandbüchsenbaum (Hura crepitans), dessen Früchte mit lautem Knall platzen, der Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis).


[S. 118]

Von den zahllosen Palmenarten ist eine der schönsten die in mehreren Alleen angepflanzte, in Ceylon heimische Talipotpalme (Corypha umbraculifera); ihr kerzengerader weißer Stamm wird mehr als 30 m hoch, ihre Gipfelkrone entwickelt riesige Blattfächer; im Alter zwischen 50 und 80 Jahren blüht die Palme ein einziges Mal und stirbt dann ab. Sehr interessant ist der sogen. »Baum der Reisenden« (Ravenala madagascariensis), eine prächtige Musazee, die in ihren Blattscheiden schmackhaftes, kühles Wasser ansammelt. Der Garten ist voll tropischer Vögel, Eichhörnchen und Fliegender Hunde.
Im Garten ist ein sehenswertes *Museum (tropische Hölzerarten, Pflanzenfasern, Drogen, getrocknete Früchte u. a.) und daneben eine botanische Versuchsstation (sehenswert, mit riesigem Garten für sich, Direktorwohnung und Wirtschaftsgebäuden) für landwirtschaftliche, chemische und zoologische Untersuchungen (auch für Mikroskopie und Photographie), dessen Benutzung auf Antrag beim Direktor des Gartens (J. C. Willis) auch fremden Forschern gestattet wird. Man fährt vom Hauptgarten in kleinem Boot über den Fluß und meldet sich im Kontor des Direktors, nachdem man sich an der Landungsstelle in ein Buch eingeschrieben hat.
Gegenüber vom Bahnhof eine Teepflanzung nebst Fabrik und in der Nähe die Kakaopflanzung Gangaruva.
Ausflug nach Lanka Telika. Die Umgebung von Kandy bietet Gelegenheit zu lohnenden Ausflügen, worüber »Burrow's local guide to Kandy« Auskunft gibt. Rikschafahrt (etwa 11/2 Rup.) zum Mahawelli Ganga, dann mit Fähre übersetzen und 20 Min. zu Fuß zum Felsentempel (Rock temple), wo in Granithöhle ein 10 m langer schlafender Buddha aus dem Felsen gehauen, grell bemalt.—Drei ganz verschiedene Buddhatempel kann man besuchen, indem man von Kandy zunächst 8 km auf der Straße nach Kadugannawa zu fährt, dann auf schmalem Pfad reitet, zunächst zu dem neuen, aber schön zwischen Felsenhängen gelegenen Tempel von Gadaladenya, dann zu dem alten, halbverfallenen Tempel von Galangolla und schließlich zu dem architektonisch seltsamen, auf dem Gipfel eines Felsens erbauten Tempel von Lanka Telika. Den Wagen trifft man auf Verabredung wieder 14 km von Kandy auf der Straße nach Gampola.

Von Kandy nach Anuradhapura.

Northern Railway von Kandy über Polgahawela nach (111 M) Anuradhapura in 51/2 St. Von Colombo direkt in 53/4 St.

Von Kandy nach (30 M) Polgahawela s. S. 115. Von hier geht die Northern Railway nördl. über (43 M) Kurunegala (Rasthaus), der Hauptstadt der NW.-Provinz, die auf einem vereinzelten, über 300 m hohen Felsen mitten in der Ebene liegt (*Aussicht).—Nicht weit nö. das alte Buddhistenkloster Ridi Vihare, sehr malerisch auf einer Anhöhe.—Weiter führt die Bahn über (70 M) Maho (von hier Ausflug nach [7 km, davon etwa 2 km Fußweg durch Dschungeln] Yapahu, wo einer der malerischsten alten Tempel, der Malagawa, früher Aufenthalt des heiligen Zahns von Buddha, liegt; der Tempel hat prächtige Treppenanlagen und seltsame Fenster mit reichem Bildhauerschmuck; man bitte den Station Master der Abfahrtstation in Maho-Station einen Wagen [Bullock car] telegraphisch vorauszubestellen).—Die »Northern Railway« führt weiter nach (111 M) Anuradhapura (s. unten) und über den Elephant Pass (Meerenge) nach (230 M) Jaffna (S. 124) an der Nordspitze Ceylons sowie bis zur Hafenstadt (241 M) Kankesanturai (s. 124); Fahrzeit von Colombo bis Jaffna 121/2 St., bis Kankesanturai 13 St.

Um das Innere Ceylons kennen zu lernen, fährt man von Kandy am besten, wenn man die Kosten nicht scheut, mit Privatautomobil [S. 119] (s. S. 110), eine herrliche Fahrt, bis Anuradhapura auf guter Fahrstraße; oder zunächst mit der Bahn nach (26 km) Matale (Rasthaus gut, Ankunft vorausmelden; Verpflegung zu haben), einem blühenden Dorf mitten in Teepflanzungen. Von Matale nach Dambulla fährt täglich ein Postautomobil (etwa 10 Uhr Vm. ab) in 41/2 St., Fahrpreis 6 Rup., von da weiter nach Trincomali in 18 St., Fahrpreis 15 Rup. Der Weg führt bald hinter Matale an dem sehenswerten Buddhatempel Alu Vihara vorbei, dessen Kloster über der Straße malerisch zwischen Felswänden liegt. Kurzer Aufenthalt in (48 km) Nalande (Rasthaus gut, mit Verpflegung, liegt unter einem riesigen Tamarindenbaum versteckt); dann folgt schöne Berglandschaft, bis (72 km) Dambulla (Rasthaus so gut wie ein Gasthof), großem Dorf am Abhang eines dunkeln Felsens mit Höhlentempel. (Ausflug mit Automobil oder Bullockcar nach (24 km) *Sigiri, senkrechter Felsen mit herrlichen Ruinen aus der Ebene aufsteigend, einst starke Feste, aus dem 5. Jahrh., mitten im Wald; nach Sigiri floh König Kasyapa, nachdem er seinen Vater Dhatu Sena ermordet hatte. Der Rasthauswart von Dambulla hilft bei Anordnungen für den Ausflug; in Sigiri ist auch ein Rasthaus.) Dann mit Privat-Bullockcar (beim Rasthauswart in Dambulla vorausbestellen) weiter auf hoher Brücke über den Mirisgoni Oya nach (93 km) Kekerawa (gutes Rasthaus); von hier kann man auf gutem Fahrweg (13 km) den großen Wasserbehälter von Kalawewa besuchen (Staudamm erbaut im Jahre 460 vom König Dhatu Sena), der mehr als 100 Dörfer und die Stadt Anuradhapura mit Wasser versorgt. Von Kekerawa durch einförmigen Wald über (113 km) Tirapane (Rasthaus) nach

(135 km) Anuradhapura (Hotel Anuradhapura, gut, Pens. 10 Rup.; Führer und Auskunft zu haben; in der Nähe wohnt der englische Government Agent; Postautomobil tägl. nach Trincomali, gegen 2 Uhr mitt. vom Hotel, Fahrpreis etwa 30 Rup.; man erkundige sich vorher, vgl. S. 110), jetzt großes Dorf, ehemals Hauptstadt von Ceylon, wurde um 500 v. Chr. vom König Anurado erbaut (von Ptolemäus Annurogrammum genannt) und war dann viele Jahrhunderte die prächtigste Kultusstätte des Buddhismus.

Der chinesische Pilger Fa Hiam schilderte 412 n. Chr. seinen Besuch der Stadt; er staunte über »die Pracht der Bauwerke, den Reichtum der edelsteinbesetzten Statuen, die überwältigende Größe der Dagobas, die Zahl der Priester, die in der Stadt mehr als 5000, im Kloster zu Mihintale an 2000 betrug«. Etwa 2 Jahrhunderte später schreibt das singhalesische Buch Lankawistariyayo: »Die Entfernung vom Haupttor zum Südtor beträgt 4 Stundenmärsche, ebenso vom Nord- zum Südtor. Hauptstraßen sind die Mondstraße, die König Hingururek-Straße und die Mahawellastraße, deren erstere an 11000 Häuser zählt, viele davon zwei Stockwerke hoch. Kleinere Straßen gibt es unzählige. Der Palast hat lange Reihen von Gebäuden, manche 2-3 Stockwerke hoch, und seine unterirdischen Gänge sind von großer Ausdehnung« (nach Hans Meyer). Mit den Einfällen der Tamulen und Malabaren verschwand die Stadt aus der Geschichte und wurde von Urwald überwachsen; seit 1872 hat der Gouverneur Gregory das Dickicht lichten und die wichtigsten Ruinen freilegen lassen.

[S. 120]

Plan von Anuradhapura. Plan von Anuradhapura.

Rundfahrten am besten mit Wagen (Bullockcar) 1) im Innern der Ruinen (inner circle), 2) im »Außenring« (outer circle), 3) nach Mihintale; nach Bedarf aussteigen. Zuerst besuche man die Palastruine Lowamahapaya (»Brazen Palace«, d. h. Bronzepalast [Pl. 1], genannt), ein Wald von etwa 1000 monolithischen vierkantigen Pfeilern in Reihen von 40 zu 40 (mit 9 Stockwerken und 1000 Klausen vor 2000 Jahren vom König Datagamana für die Priester erbaut). Dahinter steht eins der größten buddhistischen Heiligtümer, der Riesenbaum (umgeben von einer Mauer) Siri-maha Bodhin Wahanse, der heilige Bo-Baum (Pl. 2), ein Abkömmling des Baumes, unter dem Gautama erleuchtet (d. h. Buddha) wurde; der Baum stammt aus Buddh Gaya (S. 95), wurde 245 v. Chr. vom König Dewananpiya Tissa gepflanzt, ist also der älteste historische Baum auf der Erde; Priester beschützen ihn und verschenken (Gegengeschenk angebracht) seine Blätter. Der Weg führt dann zurück vorbei an umgestürzten Buddhabildern, Wischnustieren etc. nach den sieben Dagobas (erbaut vom 4. Jahrh. vor bis zum 3. Jahrh. nach Chr.), die im Umkreis von 2 St. über das alte Stadtgebiet verstreut sind; sie heißen nach der Größe Abhayagiriya (Pl. 3; jetzt nur noch 100 m, früher 123 m hoch), Jaytawanarama (Pl. 8), Ruwanwella (Ruanwelli; Pl. 6), Miriswetiya (Pl. 7), Thuparama (Pl. 4), Lankarama (Pl. 9) und Kujjatissamara (Pl. 5). Die Thuparama, die älteste, ist mit drei Reihen geschmückter Säulen umgeben, enthält das rechte Schulterblatt Buddhas als Reliquie. Die Ruwanwella-Dagoba (140 v. Chr. erbaut) hat noch künstlerischen Wert, ihre Terrasse ist mit Altären, Götterbildern und Säulen wie der Vorhof eines klassischen Tempels bestellt; darunter sind zwei männliche, zurzeit infolge Einsturzes der Seitenwand verschüttete Statuen den ältesten Erzeugnissen griechischer Kunst zur Seite zu stellen. Stellenweise stört ungeschickte Ausbesserung (nach Hans Meyer).—Auch die großen alten Badebecken in der Umgebung [S. 121] der Stadt, die zur Wasserversorgung und als königliche Bäder dienten, Pokunas genannt, sind sehenswert, namentlich die großen von Tissawewa (Pl. 10), Nuwerawawa und Basawakulam (Pl. 11); in der Nähe des erstern ist der kleine Felsentempel Isuruminiya. Sehenswert sind auch eine Buddhastatue, der Pfauenpalast, die Mondsteine etc. (vgl. »Baudenkmäler aus ältester Zeit in Ceylon«, nach dem Englischen des Henry W. Cave, deutsch von Anna, Gräfin von Zech, Berlin 1901).

13 km östl. von Anuradhapura liegt der heilige Felsenhügel *Mihintale (Rasthaus), gekrönt von zwei sehr alten Dagobas und völlig bedeckt mit Ruinen von Tempeln, Klöstern und Einsiedeleien. Die Chaussee dahin führt durch Dschungeln; man sieht im Walde Dschungelhühner, Nashornvögel, Pfefferfresser, Papageien, Affen. Rasthaus am Fuße des Hügels. Eine riesige Freitreppe von fast 2000 Stufen führt in drei Fluchten zum Gipfel, vorbei an der kleinen seltsamen Ambastalawa-Dagoba, welche die Asche des Buddhaapostels Mahindo, 3. Jahrh. v. Chr., enthält, von 50 Säulen mit dem Bilde der heiligen Gans umgeben (man besichtige auch das aus dem Felsen gehauene schöne Badebecken Naka Pokuna und die Felsenzelle, Mahindos Bett genannt, wo der Apostel schlief) und zur Mahaseya-Dagoba (vom König Bhatiya Tissa über einem Schrein erbaut, der ein Haar von Buddhas Stirn enthält). Ein Pfad führt um die Dagoba, der prächtigen *Ausblick auf den Wald, die Dagoba von Anuradhapura und die fernen Berge von Matale gewährt.
Rückfahrt von Anuradhapura am besten mit der Northern Railway (S. 118) direkt nach Colombo oder Kandy; man kann aber auch von Anuradhapura mit Postautomobil (s. oben) über (53 km) Horawapotana (Rasthaus) und (80 km) Pankulam (Rasthaus), mit den heiligen heißen Quellen von Chimpiddi, nach (105 km) Trincomali (S. 124) durch wilde Tropenlandschaft fahren, von da zurück nach Colombo (S. 110).

Von Kandy nach Nuwara Eliya.
Eisenbahn von Kandy in 6 St. nach Nuwara Eliya; Speisewagen im Zug. In der Reisezeit im Oktober bis Februar Zimmer vorausbestellen! Man versehe sich mit warmer Kleidung und wollenen Decken; die Zimmer werden geheizt. —Die Gebirgsfahrt ist sehr reizvoll; man beobachtet die Änderung des Pflanzenwuchses innerhalb kurzer Strecken: Tropenwald, Teepflanzungen, angepflanzte Eucalyptus, Grevillea, Casuarina; in feuchten Tälern Baumfarne, Moose, Flechten; in 2000 m Meereshöhe weite Strecken mit niedrigem Rhododendron, einzelne hohe Farnbäume, hochstämmiger Laubwald und hohe pinienähnliche Keenabäume (Calophyllum tomentosum), Aloen, auch noch Tee-und Chinchonapflanzungen sowie Reisfelder.

Die Bahn führt von Kandy (S. 115) über Peradeniya (S. 117) nach (34 M) Hatton (Hatton Hotel; Adams Peak Hotel, Pens. 8 Rup.; Arzt Dr. Thomas in [7 km] Norwood; Hatton Bank; Wagen und Reitpferde zu haben), 1263 m ü. M.; nahebei große Teepflanzungen in den Tälern von Dickoya, Dimbula (wo bis 1870 reiche Kaffeepflanzungen lagen, die durch einen Pilz, Hemileia vastatrix, zerstört wurden) sowie in Maskeliya.

Besteigung des Adam's Peak (2262 m) von Hatton aus (32 km) am bequemsten, auch schon von Damen ausgeführt, obgleich nicht ungefährlich. Besteigung ist nur lohnend, wenn der Himmel ganz wolkenfrei ist, also meist im Februar und März. Der zuckerhutförmige Gipfel ist allen Religionen heilig (vgl. Haeckels»Indische Reisebriefe«); auf ihm wölbt sich ein kleiner Tempel über der Sripada (heiligen Fußstapfe). Die Pilger verehren hierin je nach ihrem Bekenntnis die Fußspur Adams, Schiwas, Buddhas oder des heiligen Apostels Thomas; es herrscht dabei erstaunliche Eintracht zwischen allen Bekennern.

[S. 122]

Nach arabischer (mohammedanischer) Sage soll Ceylon das Paradies gewesen sein, aus dem Adam vom Engel auf den Berg getrieben wurde, wo Adam so lange stand, bis sein Fuß sich in den Gneisfelsen bohrte; seine Tränen flossen zu einem kleinen See zusammen, dessen Wasser noch heute als wundertätig und heilwirkend gilt. Ehe Buddha in den Himmel zurückkehrte, berührte sein Fuß zum letzten Male den Gipfel des Samanala (so wird der Adam's Pik von den Buddhisten genannt). Ähnliches erzählen die Tamulen und Malabaren von Schiwa, die Christen vom heiligen Thomas. Die erste Beschreibung einer Besteigung des Piks stammt vom arabischen Arzt Ibn Batuta (1340); schon damals führten zwei Pilgerwege hinauf: der rauhe beschwerliche Baba- (Adams-) Weg und der bequemere Mama-(Evas-) Weg; ersterer führt zuletzt auf eingehauenen Stufen eine steile Felswand hinauf, für die fromme Pilger Festhalteketten gestiftet haben; die letzte ist die »Kette der Erkenntnis«, weil sie plötzlich einen Ausblick in einen Abgrund gewährt (nach Cäcilie von Rodt, »Reise einer Schweizerin um die Welt«).
Wenn man von Kandy Wagen, Träger und Führer vorausbestellt, kann man die Besteigung von Hatton in einem Tag ausführen; doch übernachtet man gewöhnlich in einer Hütte auf dem Gipfel, um den Sonnenaufgang und dabei den merkwürdigen Schatten des Piks zu sehen. Proviant mitnehmen! Der Aufstieg wird jährlich von Tausenden von Pilgern jedes Alters und Geschlechts ausgeführt, ist aber für Personen, die an Schwindel leiden, nicht völlig sicher! Man fährt mit Wagen von Hatton bis (22 km) Laxapana (guter Gasthof); dann ist noch Reitweg etwa 5 km (Pferde mitnehmen von Hatton). Tragsessel sollen in Laxapana zu haben sein. Der steile Aufstieg von etwa 460 m führt anfangs noch durch Teepflanzungen auf ausgetretenen Wegen zum Tempelchen auf dem Gipfel.

Von Hatton führt die Bahn zunächst etwas bergab nach (41 M) Talawakele und steigt von da gleichmäßig nach (54 M) Nanuoya (1613 m), dann umsteigen und auf Zweiglinie mit weiterer Steigung von 280 m in zahlreichen Windungen bis zur Endstation

(61 M, 98 km) Nuwara Eliya, englisch abgekürzt Nurelia (1893 m; wegen Vorausbestellung der Unterkunft vgl. S. 110! Grand Hôtel [deutscher Manager P. Werner], 122 Z. von 31/2 Rup. an, Lunch 2, Dinner 3, Supp. 11/2, Pens. [wenigstens 3 Tage] von 11 Rup. an, gut; St. Andrews Hotel [deutscher Besitzer Humbert], Pens 8-10 Rup., einfacher, aber gut und in bester Lage; New Keena House, kleines Familienhaus, zum Grand Hôtel gehörig, Pens. 12 Rup., 18 Z.; außerdem Pensionshäuser und Klubhaus; National Bank of India Ltd., Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank), auf einer Hochebene gelegen, besteht aus vielen, zum Teil im Wald oder Garten versteckten Bungalows, darunter der Sommersitz des Gouverneurs. Von November bis April ist es von den Europäern auf Ceylon sehr besucht; in dieser Zeit heiße Tage, aber kalte Nächte. Von Mitte Mai bis Mitte September im SW.-Monsun nasses und kaltes Wetter; Mitte Oktober bei Eintritt des NO.-Monsuns Regen und Sturm. Das Klima ist sehr feucht, aber im Gegensatz zum Tropenklima sehr gesund und erfrischend, die Gegend fieberfrei; Luftwärme im Jahresmittel 14,1° C, im Januar 13,1°, im Mai 15,5°, im Juli 13,8°, im Oktober 14,4°; gelegentlich tritt Frost auf, aber die Sonnenwirkung ist doch stets kräftig. 202 Regentage im Jahre.—Nahe bei Nurelia eine Teefaktorei (Naseby Estate), wo man die Bearbeitung des Tees beobachten kann (interessant).

[S. 123]

Längerer Aufenthalt in Nuwara Eliya bietet Ausflüge zu Pferde oder im Wagen auf der Hochebene nach dem Rambodapaß (hin und zurück 10 km; jenseit des Passes Teefaktoreien, Betrieb gern gezeigt); um den See (10 km); um die Moon Plains (15 km); 2 Tage fordert ein Ausflug zu Pferd nach den Horton Plains (großes Rasthaus, sehr gut, Platz vorausbestellen), 45 km von Nuwara Eliya, in wilder Gebirgsgegend an schroffen Abhängen. Herrlicher *Blick in der SW.-Ecke (2100 m) von Horton Plains, bei»World's End«, senkrecht 1500 m hinab ins Tiefland. Man hüte sich vor dem weichen Moorgrund, der bei Nuwara Eliya häufig vorkommt. (Horton Plains und Elk Plains sind Eldorados für Jäger: Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen, Fasanen, sogar Leoparden.)—Vom Grand Hôtel 3/4 St. bequemer Weg auf den Single Tree Hill, herrliche Rundschau (man nehme einen Jungen zur Führung mit, um sich nicht zu verlaufen).—Von Nuwara Eliya mit der Bahn 3/4 St. (zu Wagen 1 St.) nach Randapola (2070 m), herrlicher Blick ins Tiefland.
Ausflug nach Hakgala, 10 km sö., mit Wagen (Zweisp. 6 Rup. hin und zurück; Rikscha 3,30 Rup.) am malerischen See entlang nach dem kleinen Botanischen Garten von Hakgala, der sehr malerische Ausblicke auf die Hakgala-Berge bietet. Von den Terrassen sieht man hinter einem tiefen Tale den Mamuna-Pik.—Von Hakgala östl. guter Fahrweg über (21 km) Wilson's Bungalow (gutes Rasthaus) durch tiefe Täler über (42 km) Etampitiya (gutes Rasthaus) nach (60 km) Badulla (gutes Rasthaus), der Hauptstadt der Provinz Uva, einer der ältesten und malerischsten Städte Ceylons, mitten zwischen Teepflanzungen.
Besteigung des *Pedrotallagalla (engl. Pidauru Talagala; 2538 m), des höchsten Berges auf Ceylon, nicht zu versäumen; von Nuwara Eliya aus sehr bequem zu Fuß (auch für Damen) in 2 St. auszuführen. Der sehr gute Promenadenweg führt am Keena House vorüber durch hochstämmigen Rhododendronwald mit Keenabäumen zwischen dichtem Gestrüpp von wilden Rosen und Farnen über verschiedene Bäche durch Dschungeln. Oft trifft man Scharen schwarzer Affen.
»Die Spitze trägt eine kreisrunde Steinmauer mit einem trigonometrischen Signalkreuz. Die *Aussicht trifft ringsum auf Bergland; von unten blinkt der See von Nuwara Eliya herauf, um den sich die Häuschen als dunkle Punkte gruppieren; die Straßen winden sich wie Schlangen in die Berge« (Hans Meyer). Auch der Adam's Peak und das Meer sind bei klarem Wetter zu sehen. Da der Berg Wetterscheide ist, trifft man oben meist sehr kalten Wind (also zuletzt langsam steigen und oben Decke oder Mantel benutzen!). Achtung beim Abstieg, der lehmige, feuchte Boden ist oft sehr schlüpfrig.
Ausflug nach Bandarawela: Mit der Bahn von Nuwara Eliya über (16 km) Nanuoya (S. 122) und weiter über (49 km) Haputale (Rasthaus) und den höchsten Punkt der Bahn (1896 m) nach (71 km) Bandarawela (guter Gasthof), einer aufblühenden Sommerfrische, einfacher als Nuwara Eliya, aber mit dem angenehmsten Klima; von hier mit Postwagen über (23 km) Dikwella nach (etwa 30 km) Badulla (s. vorher).
Von Bandarawela sehr schöne Autofahrt (s. S. 110) über Haputale (s. oben) nach (24 km) Haldamulla (Rasthaus)—von hier Seitenweg nach Koslande (Rasthaus), am sehr schönen Naulawasserfall vorbei in das Jagdgebiet von Wellawaya (Rasthaus), dann zurück nach Haldamulla und auf der Hauptchaussee weiter über (37 km) Beliholoya (Rasthaus) in romantischer Landschaft nach (56 km) Balangoda (Rasthaus); von da durch prächtige, abwechselungsreiche Tropenflora nach (102 km) *Ratnapura (gutes Rasthaus), Provinzhauptstadt mit berühmter Edelsteingewinnung (Katzenaugen, Rubine, Türkisen, Opale, Saphire, Topase) durch Auswaschung des Lehmbodens; schönste Landschaftsbilder bieten Blicke vom Gipfel des Forts, von der Hängebrücke und der Circular Road; nahebei auf dem Saumpfad, der von der Brücke nach Gilimale führt, prächtiger *Ausblick auf den Adam's Peak (S. 121), der auch von Ratnapura aus bestiegen werden kann: Man reitet bis (11 km) Gilimale, einem großen Dorf, wandert von da zu Fuß über (8 km) Palabaddala, Pilgerhaltestelle, steigt dann steil nach (21 km von Gilimale) Heramitipana (großer Pilgerbungalow) am Fuß des Peaks und hat dann noch 5 km steilen Aufstieg zum Gipfel (S. 121).

[S. 124]

Von Ratnapura Rückfahrt über Pussella, Avisawella, Hanwella und Kaduwella (Orte mit Rasthäusern) nach Colombo.
Die Rückfahrt von Nuwara Eliya nach Kandy über (64 km) Gampola (Rasthaus), Wagenfahrt auf guter Straße meist bergab, bietet bessere Gelegenheit als die Bahnfahrt, die Veränderungen des Pflanzenwuchses nach der Höhenlage zu beobachten. Etwa halbwegs in Ramboda (gutes Rasthaus mit Verpflegung) liegt etwa ein Dutzend schöner Wasserfälle nahe beieinander. Von Gampola mit der Bahn zurück nach Kandy.
Nach Lanka Telika s. S. 118.

Küstenfahrt rund um Ceylon.
Dampfer der Ceylon Steamship Co. (Agent Walker, Sons & Co., Colombo) von Colombo jeden zweiten Mi. u. Fr. Nm. abwechselnd nach Norden oder nach Süden; Fahrzeit etwa 8 Tage; Fahrpreis 125 Rup.
Die Nordrundfahrt führt zunächst nach Pambam auf dem Westende der Insel Rameswaram, am Westende der Adamsbrücke, einer 23 km langen Kette kleiner Inseln und großer Riffe zwischen der Westspitze der Insel Manár und der Ostspitze der flachen, sandigen Insel Rameswaram (Eisenbahnüberbrückung nach Indien im Bau). Nach mohammedanischem Glauben soll Adam über die Adamsbrücke aus dem Paradiese (Ceylon) vertrieben sein. Pambam liegt an der einzigen Durchfahrt (Pambam Passage) zwischen dem Golf von Manár und der Palkstraße.
*Rameswaram (Ramisseram), Überfahrt von Mandapam (Endpunkt der Zweigbahn von Madura, S. 126) mit Dampfboot, hat den schönsten drawidischen *Tempel Indiens mit berühmten Heiligtümern, die von großen Pilgerscharen besucht werden. Der große Tempel steht im nördl. Teil der Insel, südl. von ihm liegt ein Frischwassersee; besonders schön sind die fast 120 m langen Tempelhallen.
Von Pambam nordwärts dampfend, erreicht man am nächsten Morgen Kankesanturai, den Hafen von Jaffna (Rasthaus), einer blühenden Stadt mit alten holländischen Forts und Kirchen, Sitz amerikanischer Missionsgesellschaften. Jaffna hat sehenswerte Hindutempel sowie schöne Umgebung. Eisenbahn von Jaffna über Pallai nach Anuradhapura (S. 119).—Point Pedro, der nächste Anlegeplatz des Dampfers, bietet nichts.—Dann steuert der Dampfer sö.
Trincomali (Rasthaus); Postautomobile nach Anuradhapura (S. 119) und Dambulla (S. 119), wichtiger Kriegshafen in der Geschichte der Seekriege des 17. und 18. Jahrhunderts, wurde 1622 den Malabaren von den Portugiesen entrissen, 1639 von den Holländern erobert, 1673 den Franzosen, 1674 den Holländern, 1782 den Franzosen, 1783 den Holländern und schließlich von den Engländern seit 1795 behauptet. Im innern Hafen eine Marinewerft; der Ort ist stark befestigt und hat etwa 10000 Einw. Guter Fahrweg nach (92 km) Anuradhapura (S. 119).—In der nächsten Nacht läuft der Dampfer nach
Batticaloa oder Baticalia (Rasthaus), Hauptstadt der Ostprovinz Ceylons, mit berühmten Webereien, auf einer Insel in einem tief einschneidenden Meeresarm; im Gewässer nahe der Stadt leben die berühmten singenden Fische (Cerithium palustre), eine Art Muschelfisch, deren volle, sonore Töne man in den Nächten vor und nach Vollmond im Boot belauschen kann (sehr wirkungsvoll, wenn man das Ohr durch einen Stock oder Zweig mit dem Wasser verbindet).— Der Dampfer fährt weiter nach Hambantota (Rasthaus), einem kleinen, schlechten Hafen; in dessen Nähe an der Küste nö. liegt (34 km) Kirinde (Rasthaus), von wo ein Weg nach (13 km) Tissamaharama, einer der ältesten verlassenen Königsstädte von Ceylon mit sehr alten, sehenswerten Ruinen, führt.

[S. 125]

13 km nö. von Kirinde liegt Palutupane (Rasthaus), ein vorzüglicher Platz zur Jagd auf Elefanten, Büffel, Bären, Leoparden, Rehwild und Fasanen; in den Dschungeln trifft man viele sehr alte Ruinen. Von Palutupane guter Reitweg nach (209 km) Batticaloa (s. oben). Das Waldgebiet des Flusses Yala ist besonders schön.—Von Hambantota läuft der Dampfer nach Matara (Gasthof und bequemes Rasthaus), einer großen blühenden Stadt, Endpunkt der Küstenbahn nach Colombo.—Nach kurzer Dampferfahrt erreicht man
Point de Galle (Oriental Hotel), meist nur Galle genannt, sehr alte Seefestung mit 30000 Einw., aber schlechter Reede, daher seit dem Hafenbau von Colombo nicht mehr Dampferknotenpunkt. Die Umgebung ist sehr schön, der Palmenbestand wird als schönster auf Ceylon gerühmt. Landungsplatz an der Nordseite des Hafens. Mehrere Buddhistenklöster sind sehenswert.— Rückfahrt von Galle nach Colombo mit Dampfer oder mit Bahn (119 km) über Bentota, Kalutara und Mount Lavinia.


6. Von Colombo über Madras(-Ootacamund) nach Calcutta.
Darjeeling.

Vgl. die Karten bei S. 96 und 64.

Dampfer der British India Steam Nav. Co. meist mangelhaft, Verpflegung etc. mäßig. Von Colombo nach (180 Seem.) Tuticorin in 13 St., dann South Indian Railway nach (443 M, 713 km) Madras in 22 St. Abfahrt von Colombo gegen Abend, Ankunft in Tuticorin etwa 7 Uhr Vm.; Ankunft in Madras (Egmore) am nächsten Morgen; Fahrpreis Tuticorin-Madras I. Kl. etwa 28, II. 14 Rup. Zusammengestellte Fahrscheine, 2 Monate gültig, sind nur in Cook's Office zu haben, desgleichen solche für 2 Monate, mit Erlaubnis, überall die Reise zu unterbrechen, für die Fahrt von Colombo über Madras nach Calcutta. Fahrzeit Madras-Calcutta 43 St. auf der neuen Ostküstenroute (New East Coast Route). Eisenbahnzeit (Standard Time) ist 9 Min. früher als Madras-Ortszeit. (Über indische Bahnverhältnisse s. S. 49.) In allen Schnellzügen ist bei Tage Eis und Selterwasser zu bekommen. Die Bahnwirtschaften der South Indian Railway sind meist gut.
[Eisenbahn nach Indien über die Adamsbrücke ist im Bau (vgl. S. 124); die neue Linie wird über Anuradhapura (S. 119) führen und bei Medawachehiya nach Manár abzweigen, dann über Rameswaram nach Mandapam und Madura; dort Anschluß an die South Indian Railway, die über Döndigul und Trichinopoly nach Madras führt. Die Linie soll in einigen Jahren in Betrieb kommen.]
Dampfer Colombo-Madras: British India Steam Nav. Co. wöchentlich, wobei sie Küstenhäfen anlaufen.
Österreichischer Lloyd monatl. von Colombo über Madras (3 Tage) und Rangoon (8 Tage, 2 Tage Aufenthalt) nach Calcutta in 14 Tagen.
Dampfer Colombo-Calcutta: wie nach Madras; außerdem: Messageries Maritimes, monatliche Zwischendampfer laufen Pondichéry an;—Peninsular & Oriental Co. Zwischendampfer alle 14 Tage.
Geographisches. Die Ostküste der vorderindischen Halbinsel, die Koromandelküste, ist ganz flach, sandig, teilweise mit Dünenzügen besetzt, von Nehrungen begleitet und ohne alle natürlichen Häfen. Die Flüsse des Dekhans schütten vor ihr meist Deltas auf, ein Zeichen dafür, daß die Küste in langsamer Hebung begriffen ist. Hinter ihr breitet sich bis zum Abfalle der Ostghats eine durchschnittlich 100 km breite, sandige Küstenebene aus, die außerhalb der Regenzeit meist dürr und gelb aussieht und zum Teil nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden kann. Sie ist reizlos und ungesund. Landschaftliche Schönheiten bieten sich dem Reisenden erst wieder dar, wenn er die Nilgiriberge (S. 128) aufsucht.

Auf der Überfahrt von Colombo in NW.-Richtung über den Golf von Manár hat man meist bewegte See; man sieht christliche Fischerboote [S. 126] mit rotem Kreuz im Segel und mit Ausliegern. Die Dampfer ankern in Tuticorin 8 km außerhalb vom Lande, die Landung geschieht auf kleiner Dampfbarkasse, die bei bewegter See 3/4 St. bis zum Landungsplatze fährt. In Tuticorin Zolluntersuchung (S. 49); für Waffen jeder Art, auch Jagdgewehre, ist Zoll zahlbar und Passierschein erforderlich.

Grosser Tempel in Madura. Grosser Tempel in Madura.

Tuticorin (Robert's Hotel, gut; Royal Hôtel; Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft; wenn der Dampfer verspätet eintrifft, wird Frühstück im Zuge angerichtet), Stadt mit 28000 Einw., Baumwollpressen und Spinnerei; National Bank of India Ltd., Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Die frühere Perlfischerei ist jetzt nur noch unbedeutend (die Perlen haben keine gute Farbe). In der Nähe der Stadt große Salzfaktorei.—Hier beginnt die South Indian Railway (die Wagen stehen auf der Landungsbrücke); sie fährt über (19 M) Maniyachi in 5 St. durch die sandige Küstenebene nach

(99 M) *Madura (148 m; Bahnwirtschaft mit 9 Betten, gut; guter Dâk Bungalow, am Bahnhof; Bank of Madras. Fahrgelegenheiten knapp, zeitig bestellen; Einkäufe: Messingsachen und Gewebe in Seide und Wollmusseline, tüchtig handeln), Distriktshauptstadt mit 105984 Einw., einst Hauptstadt des Königreichs Karnatak. Madura, das»Athen«Südindiens, mit großartigen Trümmern und gut erhaltenen Tempeln, gilt als sehenswerteste Stadt Indiens nächst Benares (S. 90). Der *große Tempel Meenachi (1,5 km westl. vom [S. 127] Bahnhof) ist das größte religiöse Bauwerk der Erde und bildet eine kleine Stadt für sich; er ist von neun»Gopuras«(reich mit Bildsäulen geschmückte pyramidale Turmbauten, Eingangstore für die Gottheiten) umgeben, deren höchste 46 m hoch ist. Am Nordende liegt die berühmte Halle der 1000 Säulen (Sahasrastambha Mandapam), von denen nur drei fehlen. Hunderte von Priestern halten sich in den vielen großen Räumen ständig auf. Die westl. Anlage ist Schiwa geweiht, hier Sundareshwar genannt; die östl. der Minakshi, der fischäugigen Gattin Schiwas. Innerhalb des letztern Tempeltores liegt der gemalte Säulengang der Ashta Lakshmi, nach acht Statuen dieser Göttin benannt, die das Dach stützen. In der Nähe der Wasserbehälter (Teppa Kulam)»Tank der goldenen Lilien«(Swarna pushpakarini), umgeben von einem Säulengang. Es ist schwierig, sich im Tempel zurechtzufinden, man nehme einen Führer und besuche die Anlage zweimal, wenn Zeit vorhanden, womöglich einmal abends, bei wunderbarer Beleuchtung durch Tausende von Öllämpchen, besonders bei hohen Festtagen (z. B. Anfang Dezember); auch kann man sich den Juwelenschatz zeigen lassen (Auslegung kostet bei Vorausbestellung 15 Rup.), ziemlich sehenswert. Prächtig ist die neue Halle Tirumala's Choultry östl. vom Tempel.—Der stilvolle königliche Palast von Tirumala Nayak (2 km westl. vom Bahnhof) dient als englisches Regierungsgebäude.—Nördl. von der Stadt liegt jenseit des Vaigai-Flusses das Tamkam, eine Arena für Kämpfe mit wilden Tieren, auch vom König Tirumala erbaut, jetzt Steueramt.— 5 km östl. vom Bahnhof und nördl. vom Fluß ist ein Teppa Kulam (heiliger Wasserbehälter), in dessen Mitte eine Insel mit Tempelanlage; schöne Fahrstraße führt durch prächtige Banyanallee dahin. Der größte dieser Banyanbäume (Ficus indica) beschattet eine Fläche von 55 m Durchmesser.

Die Bahn führt von Madura über (138 M) Dindigul (Bahnwirtschaft), Stadt mit Tabakmanufaktur und alter Felsenfestung, nach (184 M) Trichinopoly Junction Station (Bahnwirtschaft).

Zweigbahn (nach Erode) nach (3 M) Trichinopoly, Tritschinapalli (66 m; Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow, 1,5 km vom Bahnhof; Robert's Hotel in Cantonment; Spencer & Co.'s Erfrischungsräume, gut; Schlafgelegenheit im Bahnh.), Stadt von 104721 Einw., aus 17 Dörfern bestehend; Gold-u. Silberarbeiten, Webereien, Tabakmanufaktur. Nahe dem Bahnhof, im Fort am Nordende der Stadt, erhebt sich ein schroffer, 83 m hoher Felsen, Zugang zur Treppe von der Südseite, am Eingange steinerne Elefanten und Säulen; 290 weiße, steile Stufen führen hinauf; oben ein kleiner Tempel mit prächtiger *Aussicht auf Stadt, Tempel, Palmenhaine, im Hintergrund Gebirge. Adler und Geier umstreichen den Felsen.—Ausflug mit Wagen nach (3 km) Sri Rangam über die Brücke des Coleroon (Cauvery); etwa 1,5 km nw. von der Brücke liegt der große Tempel von Sri Rangam mit schöner Umgebung, ähnlich der Tempelanlage in Madura. Eine der Hallen ist mit Edelsteinen geschmückt. Ein schöner, kleinerer Tempel des Jambukeshwar liegt noch 1,5 km weiter. —Sehenswert sind auch die Anikuts, Dämme im Coleroon zur Bewässerung, etwa 15 km westl. und östl. von Trichinopoly. —Seitentour von Trichinopoly nach Ootacamund s. S. 128.

Von Trichinopoly Junction fährt der Schnellzug in 11/4 St. nach

(226 M) *Tanjore, Tandschur (111 m; Bahnwirtschaft mit Schlafgelegenheit für 10-12 Pers.; unbequemer Dâk Bungalow am Bahnhof, [S. 128] östl. vom Kleinen Fort, wo Ponys und Bullockwagen zu haben), Stadt mit 58000 Einw., Kunstgewerbe in Gold und Silber, Kupfer, Teppichen, Seide, an der Wurzel des Cauvery-(Coleroon-)Deltas gelegen. Der Palast der Prinzessin von Tanjore im Großen Fort ist etwa 1550 erbaut; im dritten Hof ein achtstöckiger Bau, früher Waffenkammer; im Versammlungsraum (Teluga Durbar) ein Standbild des letzten Radschah und eine Sanskritbibliothek von 18000 Handschriften, davon 8000 auf Palmblättern.—Der Große Tempel von Tanjore im Kleinen Fort ist der älteste und schönste Bau dieser Art, er stammt zum Teil aus dem 11. Jahrh., ist später erneuert und aus einem Wischnuheiligtum in einen Schiwatempel verwandelt worden; in der NW.-Ecke der äußern Umfassungsmauer ist der prächtige Schrein (Subrahmanya Kovil) des Karttikeya, des Kriegsgottes und Sohnes von Schiwa, des Schutzheiligen der Brahmanen; Pilger trinken das über die Statue des Gottes gegossene Wasser. Im Tempel zahllose Lingam, auf dem Vorhof ein *Riesenbulle.—Die Schwartz's Church ist zum Andenken an einen alten dänischen Missionar erbaut; daneben der Shivaganga Tank mit kleinem Park.

Von Tanjore über (250 M) Kumbakonam (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow); Stadt mit 60000 Einw. und großer elfstöckiger Pagode, in deren Nähe der Mahamokam Tank, umgeben von 16 kleinen malerischen Pagoden, liegt, der nach dem Volksglauben alle 12 Jahre vom Ganges Wasser bekommt.—Dann über (290 M) Chidambaram (Dâk Bungalow, 2,5 km vom Bahnhof), Stadt mit den ältesten südindischen Tempeln und Pagoden, nach (299 M) Porto Novo, der ersten portugiesischen Niederlassung an der Koromandelküste; die Bahn läuft längs des Strandes bis (316 M) Cuddalore, Stadt mit 52000 Einw., Indigo-und Zuckerfabrikation, Handel mit Reis und Zucker; der südliche Bahnhof, Old Town Station, hat Bahnwirtschaft, die 3 km nördlichere New Town Station ist näher dem Dâk Bungalow und den Behörden. Dampferstation der British India Steam Nav. Co. Für Weltreisende ist der Ort ohne Belang.—Bei (345 M) Villupuram (Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft) Zweigbahn westl. (24 M) nach der französischen Stadt Pondichéry, deren Besuch nicht lohnt; dann über (409 M) Chingleput (Zweigbahn nach Conjeeveram, S. 104) nach (443 M) Madras (Egmore Station), S. 100. Fortsetzung der Bahn vgl. S. 132.

Seitentour nach Ootacamund.

Vgl. die Karte bei S. 96.

A. Eisenbahn von Madras mit der South Indian Railway über (302 M) Podanur, dann mit Zweigbahn nach Mettupalaium und mit Gebirgsbahn (Nilgiri Mountain Railway) über Coonoor nach Ootacamund (29 M von Mettupalaium) in 181/2 St. (336 M), ungefährer Fahrpreis I. Kl. 31, II. 16 Rup. —B. Eisenbahn von Trichinopoly über Erode Junction (umsteigen!) und Podanur über Coonoor nach (198 M) Ootacamund, in etwa 17 St. für etwa I. Kl. 22, II. 11 Rup.—Zusammenstellbare Fahrscheine besorgt Th. Cook's Office.
Die Nilgiriberge, durch eine breite Senke von dem südlichern Kardamumgebirge getrennt, aber nordwärts mit dem Dekhan (Staat Mysore) unmittelbar zusammenhängend, sind der südl. Eckpfeiler des gebirgigen Westrandes (Westghats) des Dekhans.

[S. 129]

Sie bilden einen Gebirgshorst, dessen allseitig steil abfallende bewaldete Flanken von schluchtartigen Erosionstälern zerfurcht sind, während sich oben ein verhältnismäßig wenig zerschnittenes Hochplateau ausdehnt, mit breiten, flachen Tälern und parkartiger Vegetation.

Von Trichinopoly (S. 127) schmalspurige Eisenbahn bis (88 M; 243 M von Madras) Erode Junction (165 m; Bahnwirtschaft; gute Schlafgelegenheit im Bahnhof); umsteigen auf die Hauptlinie der South Indian Railway (Madras-Calicut-Mangalore); die folgenden Entfernungen sind von Madras gerechnet. In (302 M) Podanur zweigt unsre Linie nach den Nilgiribergen r. ab (man frage, ob Umsteigen nötig!) und erreicht, allmählich durch prächtige Gegend ansteigend, über (305 M) Coimbatore (436 m), Stadt mit 40000 Einw., in der Nähe die schöne Pagode von Perur, den Endpunkt der Hauptbahn (327 M) Mettupalaium (Matipolliam; Bahnwirtschaft), 451 m ü. M. Von hier führt eine schmalspurige Zahnradbahn (Nilgiri Mountain Railway), l. sitzen!, durch herrliche Gebirgslandschaft mit wilden Bächen und Wasserfällen, Ausblick auf blaue Berge und dichtbewaldete Hügel, nach (344 M) Coonoor (1860 m; Bahnwirtschaft; Glenview Hotel [deutscher Besitzer Wutzler], Pens. von 6 Rup. an; Gray's Hotel; Hill Grove Hotel; sämtlich gut; Pasteursches Institut für Südindien), eine besuchte, windgeschützte Sommerfrische mit etwa 18° C mittlerer Jahreswärme und 1400 mm Regenmenge im Jahr; Sim's Park und Umgegend sehr schön, besonders der etwa 11 km entfernte, 90 m hohe Kartairi-Wasserfall.—Von Coonoor fährt die Zahnradbahn über Wellington (Militärlager 5 km von Coonoor) und mehrere kleine Haltestellen durch prächtige Berglandschaft aufwärts in 11/2 St. nach

(356 M) Ootacamund, Utakamand, kurz Ooty oder Uti genannt, der besten Sommerfrische Südindiens, 2390 m ü. M., mit 13,5° C mittlerer Jahreswärme (Januar 11,6°, April 16,1°).

Gasthöfe: Sylk's Hotel, Inhaber G. D'Angelis & Son, Madras.—Rosemount Hotel.Shoreham House, empfohlen, Pens. 5 Rup. im Vorfrühling.— Farrington; Fir Crove; Centre Hotel. —Post u. Tel. nahe der St. Stephanskirche und dem NO.-Ende des Sees.— Wagen (Tongas) für Ausflüge; Ponys zum Reiten.—Bank: Bank of Madras.Sanatorium ist während des Sommers im Betrieb, dann sind auch Ärzte anwesend.—Buchhandlung und Geschäfte für europäische Bedürfnisse; Photograph: Wiele & Kleine.

Ootacamund ist die Hauptgesundheitsstation der Präsidentschaft Madras; im Sommer haben der Gouverneur und der Höchstkommandierende ihre Amtssitze hier. Die Bungalows des Ortes liegen weit verstreut in einem von Bergen umgebenen flachen Tale, der größte Teil von Ooty liegt nördl. und nö. von dem schönen (künstlichen) See (2201 m), der 2,5 km lang ist. Ortsvorsteher (Municipal Office), Postamt, Buchhandlung und europäische Läden liegen nö. vom Basar der Eingebornen, etwa 1 km nördl. vom NO.-Ende des Sees. Etwa 3 km südl. vom See liegt Lawrence Asylum, eine Knabenschule mit Turm. Das Regierungsgebäude (Government House) liegt etwa 1 km nö. vom Postamt; dicht dabei der prachtvolle *Botanische Garten, der in einer Reihe Terrassen ansteigt und neben der indischen auch die europäische und australische Flora berücksichtigt; Heliotrope erreichen hier 3 m Höhe und 9 m [S. 130] Umfang, eine Verbena-Art wird 6 m hoch. Am obern Hang des Talkessels ist eine Chinchonapflanzung (Chinarindenbaum, Lieferant des Chinins); auch Tee-, Eukalyptus-und Lorbeerpflanzungen finden sich in der Umgebung von Ooty, die sich durch wundervollen, parkartigen Pflanzenwuchs auszeichnet.

Ausflüge (stets Mundvorrat mitnehmen!) mit Tonga und zu Fuß sind sehr lohnend; der höchste Gipfel Südindiens, der 2628 m hohe Dodabeta, liegt etwa 4 km östlich vom See von Ooty: oben meteorolog. Observatorium: *Aussicht. —Um den merkwürdigen, aussterbenden Stamm der Todas, der hellfarbigen, großen, kräftigen Ureinwohner der Berge mit kühner Adlernase und fast europäischen Gesichtszügen, kennen zu lernen, muß man ihre Ansiedelungen, Mands, etwa 4 halbrunde Hütten, aufsuchen oder ihren heiligen Mand, die pyramidenförmige Strohhütte, Tiriri genannt, in der nur der Priester (Pālāl) mit seinem die heilige Büffelherde bewachenden und die Butter bereitenden Diener (Kawilāl) haust. Im Tiriri wird die heilige Büffelschelle aufbewahrt, als Sinnbild der Hauptgottheit, des Hiriadewa; dieser bringen die Priester Gebete (wobei sie den rechten Daumen auf die Nasenspitze halten und mit den übrigen gespreizten Fingern die Stirn berühren). Die Todas sind dem Christentum völlig unzugänglich. Man ist jetzt geneigt, sie für einen Zweig der drawidischen Völkergruppe zu halten, der sich hier in abgeschiedener Bergeinsamkeit besonders rein erhalten konnte, also das Urdrawidatum repräsentiert. Auf verschiedenen Hügeln, besonders auf dem Karoni Hill, 5 km südlich von Ooty, findet man die sonderbaren Steinkreise der Todas, Phins genannt, die Reliquien, Urnen und hübsche goldene Ornamente enthalten. Ein heiliger Ort der Todas ist der Murkurti Peak (2560 m), etwa 32 km westl. von Ooty, wovon aber nur 13 km im Wagen zurückgelegt werden können, den Rest muß man reiten (man nehme reichlich Lebensmittel und Jagdgewehr mit). Der Weg folgt den Windungen des Pavakflusses bis zur Gabelung mit dem Paikari-(Pykara-)Fluß; man folgt dann letzterm bis zu seiner Quelle, die nur 2,5 km vom Gipfel liegt. Die Westseite des Gipfels fällt schroff etwa 2000 m tief ab. (Vorsicht, da der Boden am Rande sehr locker und unsicher ist!) Oben *Aussicht auf den Kundah (2240 m) und den Avalanche Hill (2590 m). (Andre lohnende Ausflüge nach dem Ranga Swami-Tempel, den Wasserfällen auf dem Sigur Ghat und bei U-Yal-Hatti.)

Den Rückweg von Ootacamund nimmt man am bequemsten über Coonoor nach Madras, s. S. 100.

Von Ootacamund durch das Nilgirigebirge und das südliche Dekhan über Mysore und Bangalore nach Madras; für Jagdfreunde und kräftige Wanderer sehr lohnend, aber anstrengend. Man miete in Ooty einen Bullockcar (etwa 40-45 Rup.) und lasse sich vom »Transitman«, dem Fuhrunternehmer, schriftlich die Bezahlung, auch für den Ochsenwechsel unterwegs, quittieren, versehe sich mit reichlichen Lebensmitteln (Konserven), Getränk und Jagdgewehr, Matratze und Decken und fahre nur in den kühlern Morgen-und Abendstunden. Diese Fahrt fordert von Ooty nordwärts etwa 80 km bis Nanjangud 3 Tage; etwa alle 8 km werden die Ochsen gewechselt, in elenden Dörfchen; zwischen 10 und 4 Uhr Rast im Schatten. Die 1. Tagereise führt durch Hochland mit Tiroler Landschaftsbildern, sodann senkt sich die Straße am Nordabfall des Nilgirigebirges in Zickzacklinien bis zum einsamen Bungalow von Sigur, wo man übernachtet.—Die 2. Tagereise führt durch die Vorberge des Nilgirigebirges durch fast unbewohnte Gegend; gute Jagd auf Dschungelhühner, Holztauben, Falken, zuweilen auch auf große schwarze Adler und Eulen; ferner auf Antilopen, Sambarhirsche, Wildschweine, Stachelschweine (sehr wohlschmeckend!), Hasen, Steinböcke (sehr scheu!), Marder, Schakale, zuweilen auch auf schwarze Bären und Panther. Zwischen dem mannshohen Gras und in den Dschungeln trifft man auch nicht selten auf Königstiger.

[S. 131]

Übernachtung im Bungalow von Goondloped.—Die 3. Tagereise führt wiederum durch gutes Jagdgebiet, abends erreicht man
Nanjangud (Nandschangad), Stadt mit sehr heiligem Tempel, wo im März dreitägiges Wagenfest stattfindet; Endpunkt der Madras and Southern Mahratta Railway; man benutze womöglich noch den Abendzug nach
(15 M) Mysore, Maisur (770 m; Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft; Gordon Hotel, gut; Royal Hotel), Hauptstadt des gleichnamigen Staates, mit 68111 Einw., am Fuße des Chamundihügels, auf dem ein Tempel steht, wo bis zur Zeit von Haidar Ali Menschen geopfert wurden; auf dem Wege zum Gipfel steht ein riesiger Nandi (heiliger Stier des Schiwa). Alter und neuer Palast des Radschah. Marstall, Zoologischer Garten.
Ausflug nach Seringapatam (wo keine Schlafgelegenheit für Europäer und Hand der großen Fiebergefahr wegen dringend vor Übernachten dort gewarnt wird) mache man mit Wagen von Mysore. Seringapatam (Srirangapattan), die alte Hauptstadt des Staates Mysore, liegt auf einer Insel des Flusses Cauvery (Kaveri), hat nur noch 2000 Einw., zur Zeit Tippu Sahibs aber 150000. Im Mausoleum ruhen Haidar Ali und sein Sohn Tippu Sahib. Die Stadt ist nach dem sehr alten Tempel Vishnu Sri Rangam genannt. Der Besuch der engen, ungesunden Stadt hat geschichtliches Interesse.
Die Madras and Southern Mahratta Railway führt über
(54 M) Maddur (Bahnwirtschaft), unbedeutende Stadt mit zwei großen Wischnutempeln, Narasinh Swami und Varada Raja. Von hier Ausflug mit Tonga (10 Rup., 24 St., Vorausbestellung nötig) nach den Cauvery-Wasserfällen (lohnend in der Regenzeit; elektrische Kraftstation für das Kolargoldfeld), südlich nach (27 km) Malvalli (Dâk Bungalow), dann 20 km nach dem »See von Siva«. Die Wasserfälle sind bei der Insel Sivasamudram während der Regenzeit eine 1 km breite Wasserfläche; Höhe der Fälle etwa 90 m.
Von Maddur fährt die Bahn in 3 St. durch welliges Gelände mit bizarren Felsbrocken, Maisfeldern und Palmenwäldern nach
(102 M, 164 km) Bangalore (916 m; City Station mit Bahnwirtschaft; West End Hotel, 45 Z., Pens. 6-8 Rup.; Cubbon Hotel, 36 Z., Pens. 5 Rup.; Bowring Hotel; Cunningham Hotel; Droschken nach Tarif; Motorwagen der Indian Cycle & General Engineering Co., Stafford House, und des Motor House, South Parade; Bank of Madras), Hauptstadt des Vasallenstaates Mysore, mit 159046 Einw.; stark besetzte Militärstation und wichtiger Handelsplatz für Getreide, Baumwolle und Teppiche. Bangalores dichtbevölkerte Altstadt (Petta) hat enge, krumme Straßen, viele Moscheen und Hindutempel, in einem eine berühmte Statue der Göttin der Schönheit; südl. davon liegt das alte Fort mit dem Arsenal, im NO. das englische Viertel mit vielen Kirchen, der Wohnung des britischen Residenten für Maisur, Regierungsgebäude, Central College, Zentralgefängnis. Außerhalb der Stadt liegt der neue Palast des Maharadschah und der schöne Park Lal Bagh mit Botanischem Garten. Bedeutend ist die Teppichweberei, Anfertigung von goldenen und silbernen Tressen, Gerberei. Die Stadt liegt im Grünen, das aber weniger tropisch als in Madras ist; man sieht Ahorn und Pappeln. Bangalore ist als gesunde Stadt mit angenehmem Klima beliebter Ruhesitz für englisch-indische Pensionäre.
1) Ausflug nach den Cauvery-Wasserfällen mit Motorwagen von Bangalore (s. oben) teurer, aber schneller und bequemer als von Maddur mit Tonga (s. unter Maddur).
2) Ausflug nach den *Gersoppa-Fällen von Bangalore mit der Bahn (Poona-Linie) über (131 M) Birur (umsteigen; in 9 St., Rückfahrkarten I. Kl. 24, II. 12 Rup.) nach (169 M) Shimoga (Dâk Bungalow), Distriktshauptstadt mit 8000 Einw., am l. Ufer der Tunga; Manganeisengruben in der Nähe; von da mit Motorwagen (in Bangalore vereinbaren und Platz bestellen bei der Indian Cycle etc. Co.; 4 Personen je 38, 3 je 50, 2 je 75 Rup.; die Gesellschaft trifft auf Bestellung auch Fürsorge für Unterkunft und Verpflegung, Tag 10 Rup.).

[S. 132]

Der Ausflug dauert von Shimoga je einen Tag hin und zurück mit Automobil; für Reisende mit Bullock-Tonga sind Rasthäuser in (24 km) Ayanur, (48 km) Anantpur, (74 km) Sagar, (88 km) Talgappe und (104 km) *Gersoppa-Fälle (auch Gairsoppa oder Jog Falls genannt); die vier Wasserfälle des Sharasvati-Flusses sollen zu den schönsten der Erde rechnen, der erste (Radschah genannt) fällt 240 m fast senkrecht hinab, der zweite (Roarer) hat zwei Stufen, der dritte (Rocket) besteht aus vielen kleinen Fällen, der vierte (Dame Blanche) aus einer Reihe von Strudeln. Das Landschaftsbild mit dem Felsenbett und Uferdschungeln ist großartig; die malerische Wirkung wechselt mit dem Sonnenstand; Felsentauben umflattern die Fälle, Regenbogen überspannen das Flußtal. Dicht bei den Fällen sind zwei Bungalows für Fremde, deren Wächter auch einfache Nahrung kochen: doch nehme man reichlich Lebensmittel und Getränk mit.
Zur Fahrt nach Madras in Bangalore City Stat. umsteigen, dann über (145 M) Bowringpet Junction (Zweigbahn [10 M] nach Marikuppam, mit Goldminen des Kolargoldfeldes) nach (189 M) Jalarpat Junction (Bahnwirtschaft; umsteigen in den Zug nach Madras, dann über (241 M) Katpadi (Bahnwirtschaft; 6 km südl. die Tempel von Vellore, an einer Zweigbahn, die auch nach Villupuram, S. 128, führt); ferner über (256 M) Ranipet (Stat. für die [8 km südl.] geschichtlich interessante Stadt Arcot, die schon Ptolemäus erwähnt) und über (279 M) Arkonam nach (321 M) Madras (S. 100).
Von Madras nach Calcutta.
Madras and Southern Mahratta Railway vom Zentralbahnhof in Madras, Schnellzug Vm. mit durchgehenden Wagen bis (1032 M, 1661 km) Calcutta (Howrah Stat.) in 43 St. für I. Kl. 91, II. 44 Rup. 4 annas; Gepäcküberfracht (S. 50) pro maund 6 Rup. 4 annas. (Wegen Änderungen des Abfahrtbahnhofs erkundige man sich vorher.)
Geographisches. Die Bahnfahrt längs der flachen Ostküste des Dekhans bietet landschaftlich wenig, ist aber doch weniger einförmig als die durch die Gangesebene. Der östliche Küstenstreifen der vorderindischen Halbinsel ist gut angebaut; da die natürliche Feuchtigkeit dazu vielfach nicht ausreichte, sind zahlreiche Kanäle angelegt, die das Flußwasser überallhin verteilen. Der Bahnbau hat zahlreiche Brücken nötig gemacht; denn das Dekhan dacht sich nach O. hin ab, und die Zahl der in die Bai von Bengalen mündenden Wasserläufe ist deshalb sehr groß. Meist sind es kleinere Flüsse, die von den Ostghats, dem östl. Randgebirge des Dekhans, herabkommen, aber dazwischen auch einige große, nahe der Westküste der Halbinsel entspringende Ströme: Kistna, Godavery, Mahanadi. Der größte von ihnen ist der Godavery, 150 km länger als der Rhein und mit einem Einzugsgebiet von der Größe Preußens. Die Verkehrsbedeutung aller dieser Flüsse ist gering. Die großen Ströme laufen in Deltas aus, die besonders fruchtbar sind, aber von der Bahn umgangen werden müssen. Der Küstenstrich selbst ist hafenlos, sandig, vielfach mit Dünen besetzt, aber mit Kokos-und Palmyrapalmen bewachsen. Mehrfach sind große Haffe entstanden, so nahe nördlich von Madras, und der Chilkasee (S. 133). Küstenstädte von Bedeutung fehlen.

Von Madras fährt man über (23 M) Ponneri (Bahnwirtschaft) nach (85 M) Gudur (Bahnwirtschaft) und (110 M) Nellore (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow, gut), in dessen Hindutempel römische Münzen aus dem 2. Jahrh. gefunden wurden, Stadt von 30000 Einw., am Pennar-Fluß, Missionsquartier; dann über (130 M) Bitragunta (Bahnwirtschaft) und (182 M) Ongole (Bahnwirtschaft) über den breiten Kistna-(Krischna-)Fluß nach (268 M) Bezwada Junction (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow), Stadt mit 12000 Einw., Bahnknotenpunkt für Hyderabad (S. 98) und Bellary; in der Nähe der [S. 133] Höhlentempel Undavilli und der Amararshnaraswami-Tempel, 1361 erbaut, und andre Sehenswürdigkeiten für Reisende, die noch nicht tempelmüde sind.—Bei (305 M) Ellore (Bahnwirtschaft), mit Teppichwebereien, ist der Vereinigungspunkt der Kistna-und Godaverykanäle; die Bahn überschreitet später auf großer Brücke den 3,5 km breiten Godaveryfluß und erreicht gleich darauf die alte Orissa-Königsstadt (361 M) Rajahmundry (Radschamandry; Bahnwirtschaft); etwa 40 km flußaufwärts durchbricht der Godavery die Ostghats in landschaftlich schönen Schluchten.—Bei (392 M) Samalkot Junction führt r. eine Zweigbahn (8 M) nach der kleinen Hafenstadt Cocanada (Hotel Viktoria) mit Reede für Küstendampfer. —Der Schnellzug fährt über (426 M) Tuni (Bahnwirtschaft) nach (485 M) Waltair (Bahnwirtschaft; von hier Zweigbahn [3 km] nach dem kleinen, geschützten Hafenplatz Vizagapatam [Dâk Bungalow], mit 41000 Einw., in hübscher Lage).—Dann über (522 M) Vizianagram (Bahnwirtschaft), Hauptstadt eines der größten Zanindari-Staaten mit schönem Palast des Maharadschah, und (656 M) Berhampore (Bahnwirtschaft) nach (686 M) Rambha, am Südende des schönen Chilkasees, eines Haffes, an dessen Ufern man vielerlei Wild, in der kühlen Jahreszeit viele Arten Wasserhühner sieht.

(749 M) Khurda Road (Bahnwirtsch.), Bahnknotenpunkt.

Zweigbahn von Khurda Road nach (28 M) *Puri Jagganath (Hotel Seaside, gelobt, 10 Z., Pens. 6 Rup., 2 Pers. 10 Rup.; Dâk Bungalow), Küstenstadt von 20000 Einw., berühmt wegen des Krischna-Heiligtums, zu dem im Juni, bei dem großen Wagenfeste (Rath Dschatra), Hunderttausende von Pilgern aus ganz Indien wallfahren. Am Südende der Stadt, deren Hauptstraße fast nur aus heiligen Bauten besteht, liegt der große Haupttempel, der dem Wischnu-Krischna als Dschaganath (Weltherr) geweiht ist, und dessen Inneres nur von Hindu betreten werden darf; man besichtige den Tempel vom Dach eines Gasthauses (für Eingeborene) gegen Trinkgeld; drei hölzerne Blöcke mit verzerrten Gesichtern bedeuten Krischna, seinen Bruder Balabhadra und seine Schwester Subhadra; für diese drei Götzen sind 14 m hohe Wagen mit 16 Rädern von 2 m Durchmesser vorhanden, auf denen sie beim Fest von den Pilgern zum Gartenhaus gezogen werden.—Der Haupttempel ist von etwa 120 kleinen Tempeln für alle indischen Gottheiten umgeben, die mit einer hohlen innern und einer großen, mit vier Gopuratoren versehenen hohen äußern Mauer umgeben sind, wovon letztere ein Quadrat von 225 m Seitenlänge umschließt. 18 Feste werden im Tempel abgehalten, davon ist das Wagenfest das 10. im Jahre. Vor dem östl. oder Löwentor steht eine prächtige Säule mit Statue des Aruna. Am Strandstreifen Swarga Dwara (Himmelstor) baden die Pilger.

Die Bahn fährt von Khurda Road über (760 M) Bhubaneswar (mit vielen alten Tempeln, mehr als 500 Heiligenschreinen und Höhlentempeln in der Umgegend) und über (778 M) Cuttack (Bahnwirtsch.; Dâk Bungalow), Hauptstadt von Orissa, am obern Ende des Mahanadideltas, dann weiter über die Flüsse Mahanadi und Brahmani nach (850 M) Bhadrak (Bahnwirtsch.), (888 M) Balasore (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow) und (960 M) Kharagpur (Bahnwirtsch.) nach (1032 M, 1661 km) Calcutta, Howrah Stat.

[S. 134]

Calcutta.

Vgl. den beifolgenden Plan.

Lageplan, Kalkutta.

Ankunft zur See. Calcutta liegt am linken Ufer des Hooghly (Hugli), des westlichsten Seitenarms des Gangesdeltas, und zwar 130 km oberhalb des Golfes von Bengalen, 83 Seem. oberhalb der untersten Deltainsel Saugor (berüchtigt wegen ihres Tigerreichtums, es sollen hier jährlich an 2000 Eingeborne von Tigern getötet werden). Die Einsteuerung ist besonders bei Nebel sehr schwierig. In der Nähe des Pilot's Ridge-Feuerschiffs kommt der Lotse an Bord. Große Dampfer können nur bei Hochwasser über die Barren im Flusse einlaufen. Das Wasser ist schmutziggelb. Die Ufer zeigen niedriges, schlammbedecktes Gebüsch, Dschungeln und Grasflächen; den Fluß beleben Möwen, Seeschwalben, später auch Weihen, Sumpf-und Landvögel. Etwa 34 Seem. flußaufwärts von Saugor liegt am l. Ufer (r.) Diamond Harbour, das Cuxhaven Calcuttas. Von hier führt die »Eastern Bengal State Railway« von Diamond Head in etwa 21/2 St. nach (38 M) Beliaghatta Stat. in Calcutta.—Etwa 10 Seem. oberhalb Diamond Head liegt am rechten Ufer (l.) die uralte kleine Stadt Tamluk, im 5. Jahrh. ein wichtiger Seehafen. Etwas oberhalb liegt die gefährlichste Barre, die »James and Mary-Bank« (mit nur etwa 3 m Tiefe bei Niedrigwasser). Weiter stromaufwärts wird der Pflanzenwuchs an den Ufern immer üppiger; man sieht Dörfer, Pagoden und Tempel, Anlegeplätze für Flußboote mit hohen Treppenterrassen, und hinter der scharfen Krümmung bei Hangman Point erblickt man aus 11 km Abstand die Häuser von Calcutta. Nun erscheint l. der prächtige Botanische Garten, r. Garden Reach (A 6), die großen Kidderpur-Docks (B 6), in denen die Frachtdampfer neben den Warenspeichern liegen. Auch der Fluß dient als Hafen und ist oft mit Schiffen stark gefüllt. Der Hafenmeister bestimmt den Liegeplatz für die Schiffe; wenn kein Kai frei, muß man vom Strom im Boot fahren und landet am besten am Chandpal Ghat, an der NW.-Seite vom Fort William; dort Zollabfertigung, falls nicht schon vorher an Bord erledigt, was meist der Fall sein wird (vgl. S. 49). Jeder Reisende erhält vom Zollbeamten einen Paß, ohne den er sein Gepäck keinem Wagen übergeben darf. Zollpflichtige Güter werden ins Zollamt (Custom House; Pl. 4, C 3) nahe der Hooghlybrücke geschafft.
Ankunft am Bahnhof: Von Bombay (S. 53), Benares oder Madras (S. 100) kommend, in Howrah Station (C 3) am r. Hooghlyufer, dicht bei der Schiffbrücke; von Darjeeling oder aus Assam kommend, in Sealdah Station (E 4) an der Ostseite der Stadt, nahe Bow Bazar Street; von Diamond Head in Beliaghatta (Mutla) Stat., unmittelbar südl. von Sealdah Stat.
Gasthöfe: Continental (Italiener F. A. Boscolo), Chowringhee Road 9/12 am Maidan (D 4).—Great Eastern, Old Court House Str. 1/3 (D 4); größtes Haus, renoviert, Essen gut.— Grand Hotel (Frau Mack, österreich. Manager Mayer), Chowringhee Road, 150 Z., Pens. von 10 Rup. an; von Deutschen besucht.—De Paris, 27 Dhurrumtollah (D 4).—Spence's Hotel, 4 Wellesley Place (CD 4). Pension in allen je nach Jahreszeit und Zimmer 8-20 Rup.—Hand Man beachte, daß die Reisezeit von Mitte Dezember bis März zusammenfällt mit der Heimreisezeit der in Indien ansässigen Europäer und mit der Hauptfestzeit an Bällen, Wettrennen etc. in Calcutta, daher sollte man beizeiten Zimmer vorausbestellen.
Boarding Houses gibt es viele, allerdings wenig gute; zu empfehlen das von Mrs. Monk (Middleton Row 11); Mrs. Walter's (Russel Street 6-9) und Mrs. Pell's (Camae Street 1). Man zahlt meist 175 Rup. für den Monat oder 7 Rup. für den Tag Pension, doch in der Reisezeit bis 10 Rup. und mehr, dann ist Vorausbestellung zu empfehlen.
Restaurant und Konditorei: Peliti, Esplanade, East 10.—Bristol Hotel, Chowringhee Road, gute Billards; weniger für Damen.
Post u. Tel.: Post Office (Pl. 2, C4), Ecke Dalhousie Square und Koila Ghat Street.—Telegraph Office (Pl. 3, D4), Ecke von Dalhousie Square South und Old Court House Street.

[S. 135]

Wagen: Carriages (Landauer), Einspänner (billig) und Ticca gharis (Droschken) nach Tarif.
Automobile für Tage, Wochen oder Monate stellt die French Motor Car & Electric Co., Bentinck Street 55.
Straßenbahnen, elektrische mit vielen Linien, billig und bequem.
Eisenbahnen: 1) Von Howrah Station (Pl. 10, C3) geht die East Indian Railway nach Benares und bis Peshawar (S. 80); nach Bombay via Jubbulpore (S. 63) od. via Nagpur (S. 63); die Madras and Southern Mahratta Railway nach Madras und Tuticorin (S. 126).—2) Von Sealdah Station (E4) die Eastern Bengal State Railway nach Darjeeling (S. 141) und Assam (S. 140) sowie von Beliaghatta (Mutla) Station nach Diamond Head.
Dampfer: Norddeutscher Lloyd (Agent: Schröder, Smidt & Co.), Old Court House Str. 6/7 (Pl. 30, D4), mit fremdem Zwischendampfer oder Bahn bis Colombo, von da mit Reichspostdampfer nach Europa; mit Zwischendampfer bis Singapore, von da mit Reichspostdampfer nach Ostasien.— Österreichischer Lloyd (Agent: R. de Calò) zweimal monatlich über Madras, Colombo, Bombay, Aden, Suez nach Triest in 31 Tagen.—Messageries Maritimes (Agent: Grézoux, Hare Street 5-6), Zwischendampfer alle 4 Wochen über Pondichéry nach Colombo.— Peninsular & Oriental Steam Nav. Co. (Agent: R. A. A. Jenkins, Strand 19) alle 14 Tage über Colombo nach Europa; ebenso über Singapore nach Ostasien.—British India Steam Nav. Co. (Agent: Mackinnon, Mackenzie & Co., Strand 16) wöchentlich nach allen indischen Häfen und Colombo; dreimal wöchentlich nach Rangoon.— River Steam Nav. Co. (Agent: Mac Neill & Co., Clive Ghat Street 2), Flußdampfer nach Assam etc.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank, 32 Dalhousie Square (Pl. 31, C4).— National Bank of India Ltd., Clive Str. Beide Korr. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; ferner Chartered Bank of India, Australia and China, Council House Street 5.—Hongkong and
Shanghai Banking Corporation, Dalhousie Square 31, beide mit Zweigstellen in Hamburg.—Für Reisende besorgt auch Cook's Office (s. unten) Bankgeschäfte, Kreditbriefe etc.
Reisebureaus: Thos. Cook & Son (Pl. 3, C4), Old Court House Street 11, gegenüber dem Telegraphenamt.
Konsulate: Deutsches Reich, Auckland Place 3 (Pl. 28, E5), Generalkonsul Prinz Heinrich XXXI. Reuß j. L., Durchl., Vizekonsul Dr. Remy; deutsches Konsulat (Pl. 28a, CD3), Clive Row 9, Konsul Hans R. Schuler.— Österreich-Ungarn, Generalkonsulat, Theatre Road 36 (Pl. 29, E5), Generalkonsul Dr. Ferd. Freyesleben, Vizekonsul W. R. Czerwenka.—Deutscher Klub (Pl. 32, D5), Elysium Row 13, einer der schönsten im Osten. Besuch 6-8 Nm.—Polizeiamt (Pl. 9, D3), Bow Bazar Street.
Ärzte: Dr. H. Finck, 19 Camac Str., der einzige deutsche Arzt.—Dr. A. Caddy, Harrington Str. 2.—Frauenärzte: Dr. Peck, Harrington Str. 6.— Miß Baumler, Chowringhee Road 15.— Zahnärzte: Miller, Chowringhee Road 35.—Woods, Chowringhee Road 25. —Apotheken: Bathgate & Co., Old Court House Street.—R. Scott Thomson & Co., Government Place 15.— Smith, Stanistreet & Co., Dalhousie Square, u. a.—Krankenhäuser: Presidency General Hospital (D6); Eden Hospital (D3) u. a.
Buchhandlungen: Thacker, Spink & Co., Government Place (CD4).— W. Newman & Co., Dalhousie Square. —Zeitungen: »Englishman«; »Statesman«; »Indian Daily News« u. a.— Photographien: John Blees (Kodaks, frische Films etc.), Chowringhee Road, neben Grand Hotel.—Johnston & Hoffmann, Chowringhee Road 22 (D4/5).—Bourne & Shepherd, Chowringhee Road 8.
Theater: Theatre Royal (Pl. 14, D4), Chowringhee Road, zum Grand Hotel gehörig.—Opera House (Pl. 15, D4), Lindsay Street.—Indische Theater meist in Beadon Street.
Geschäftsadressen: Optiker: Lawrence & Mayo; Solomons & Co.; Lazarus. —Kleiderhändler: Ranken & Co., H. Clark & Co., Old Court House Street 5, und andre Firmen, sämtlich Old Court House Street.

[S. 136]

—Reiseartikel: Whiteaway, Laidlaw & Co., Esplanade, East 7.—Jagdgewehre etc.: Manton & Co., Old Court House Street 13 und Mangoe Lane 1.—F. Schonert & Co. (Deutsche), Konserven, Wein, Zigarren; besorgen Ausrüstung für Jagd-und Bergausflüge (gleich als Trägerlasten verpackt).—Indische Juweliere: Esoofally, Hiptoolla & Co., Chowringhee Road 6-2 und Radha Bazar 9-10; Hamilton & Co., Old Court House Street; Boseck & Co., Wellesley Place.—Hindubuchhändler: Shambhu Chandra Addy, Wellington Street.
Zeiteinteilung: 1. Tag: Botanischer Garten, Museum, Eden-Garten.—2. Tag: Basare, Zoologischer Garten, Kidderpur Docks.—Zum Ausflug nach Darjeeling rechne man mindestens 4, besser 10-14 Tage. Ausflüge nach Assam fordern mehrere Wochen.— Nach Puri Jagganath, vgl. S. 133, mindestens 2 Tage.
Geschichte. Calcutta wurde 1686 durch englische Kaufleute, die der Mogulstatthalter von Bengalen aus ihrer Faktorei Hugli vertrieben hatte, im Dorfe Tschatanati gegründet, das mit Kali Ghat (daher der Name) die Stelle der heutigen Stadt einnahm. Am 20. Juni 1756 wurde der Ort durch Suradsch ed Daulah eingenommen, wobei 146 englische Gefangene in das »Black Hole« eingesperrt wurden, in dessen engem Raum 123 während der Nacht umkamen. Nachdem aber Clive 2. Jan. 1757 die Stadt zurückerobert hatte, hob sich Calcutta rasch wieder. 1772-1911 war es Sitz der britisch-ind. Regierung.
Klima. Die Lage Calcuttas im feuchtheißen, von dichter Vegetation bedeckten Gangesdelta, nur 6 m über dem Meeresspiegel, ist gesundheitlich wenig günstig. Cholera und Fieber sind endemisch, doch ist in der Europäerstadt an sanitären Einrichtungen das Mögliche geleistet. Man unterscheidet drei Jahreszeiten: die heiße von Mitte März bis Mitte Juni, die Regenzeit bis Ende September und die kühle Jahreszeit von November bis Anfang März. Der Sommer ist wegen seiner feuchten Hitze sehr ungesund, deshalb leben alle wohlhabenden Europäer, soweit es die Geschäfte erlauben, von Ende März bis Oktober in der Sommerfrische in Darjeeling (S. 141) oder Simla (S. 75), wo dann auch der Vizekönig residiert. Als höchste Temperatur wurde 42,3°, als niedrigste 6,8° gemessen, als Durchschnitt im heißesten Monat (Mai) 30°, im kältesten (Januar) 18°. Sehr stark ist der Regenfall; Zyklone (Wirbelstürme), die gewaltige Sturmfluten im Hooghly hervorrufen, richten durch Windwirkung und Überschwemmung gelegentlich große Verheerungen an; neben Cholera und Malaria (s. oben) ist in Calcutta seit 1902 auch die Pest stark aufgetreten.

Calcutta (spr. kalkatta; der Name bedeutet: Flußtreppe [Ghat] der Kali, einer Göttin) ist im Gegensatz zu den zahlreichen uralten indischen Kulturstädten eine Gründung der Europäer und in einer von Natur sehr ungünstigen Umgebung (nahe dem Westrande des sumpfigen, ungesunden Gangesdeltas am Hooghlyufer, weit über 100 km vom Meer entfernt) erst emporgeblüht, nachdem 1772 der unbedeutende Ort zum Sitze des Generalgouverneurs erhoben worden war. Seitdem hat die vortreffliche strategische und kommerzielle Lage der Stadt ihre Wirkung entfaltet, und heute ist Calcutta, das »Hamburg« Indiens, der Hauptausfuhrhafen des Landes und eine wichtige Industriestadt geworden, deren weitere Entwickelung auch durch die 1911 beschlossene Verlegung der Zentralregierung nach Delhi nicht sehr wesentlich beeinflußt werden wird. Es besteht aus drei Hauptteilen: die White town, die Europäerwohnstadt, vom Charakter einer europäischen Großstadt, und die Black town, die schmutzige Eingebornenstadt, liegen auf dem l. Hooghlyufer. Ihnen gegenüber zieht sich die Fabrikstadt Howrah hin. Die eigentliche Stadt, vom Fluß und der Circular Road eingeschlossen, enthält die Esplanade, den Maidan (CD5), an dem das Fort William, 1773 erbaut, [S. 137] einen Raum von 3 km Umfang einnimmt, mit großem Arsenal, 619 Geschützen und 25000 Mann. Im N. des Maidan der Palast des Vizekönigs und das Rathaus. Die Stadt hat 27 protestantische (St. Paulskathedrale), 8 katholische Kirchen, ein theistisches Gotteshaus der Brahma Samaj-Sekte, aber keine orthodoxen Hindutempel; ferner zahlreiche Denkmäler. Die Bevölkerung beträgt: 890493 (mit Vorstädten 1216514) Köpfe (davon ca. 2/3 Hindu, ca. 30 Proz. Mohammedaner und etwa 6000 Europäer). Die Industrie ist auf Howrah (B2, 3) konzentriert. Mit diesem hatte Calcutta 1902: 26 Jutefabriken (die Hauptindustrie) mit 15132 Webstühlen und 80000 Arbeitern, 8 Baumwollspinnereien mit 324038 Spindeln, Papierfabriken, Zuckerfabriken, Indigofabriken etc. Der Staat besitzt eine große Geschützgießerei in Kosipur. Großartig ist der Handel, er wertete 1906/07: 1300 Mill. Rupien. Aus Deutschland kam 1902 für 11159460, dorthin ging für 82683580 Mark Ware. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Jute und Jutesäcke, Opium, Tee, Reis, dann Häute, Baumwolle, Ölsaaten, Indigo, Rohseide, Gummi. Kohle wird aus Calcutta stark ausgeführt (1905: 7 Mill. Ton.). Der Hafen für sehr große, schwerbeladene Schiffe ist Diamond Harbour (S. 134); die meisten Schiffe können bis zur Stadt gelangen, deren Hafen sich 16 km lang am Ufer hinzieht. Die über den Hooghly nach Howrah führende Schiffbrücke wird zu bestimmten Stunden geöffnet. Es liefen 1910: 539 Schiffe mit 1550000 Reg.-Ton. ein. Die Stadt besitzt zahlreiche Bildungsanstalten, darunter das Hindu College, Sanskrit College, Medical College, die berühmte La Martinière (Stiftung eines französischen Abenteurers, der 1808 als Millionär starb), einen prächtigen Botanischen und Zoologischen Garten, ist Sitz der Asiatic Society of Bengal (Park Street 57, gegründet 1784, mit Bibliothek von 15000 Bänden, Münz-, Gemälde-und Büstensammlung), des Lieutenant-Governors von Bengalen, vieler Verwaltungsbehörden, eines katholischen Erzbischofs, eines anglikanischen Bischofs und andrer Behörden.

Rundfahrt. Man beginne morgens mit der Chowringhee Road (D4/5), wo gute Geschäfte sind und am Nordende der Dhurrumtola-Basar (Pl. 16, D4) liegt. Nun zur *Esplanade (CD5), dem Maidan, Exerzierplatz und Promenade der eleganten Welt; an dessen Nordseite vorbei, r. zwischen dem Palast des Vizekönigs (CD4; Government House, erbaut 1804) und dem Rathaus (Town Hall; Pl. 1, C4) über den Dalhousie Square (CD4) und durch die Eingebornenstadt zur Hooghly- (Schiff-)Brücke (C3), von deren Mitte prächtiger Blick über die Ufer, belebt mit Schiffen und Booten sowie mit Badenden auf den Treppen der Ghats; auf dem rechten Ufer sieht man Howrah (B2, 3) mit Bahnhof, Werften, Docks und Fabriken. Von der Brücke zurück und nach Süden am linken Ufer entlang; r. Anlegebrücken der Seedampfer (Export and Import Jettis), l. vorbei am Zollamt (Custom House; Pl. 4, C3), dem Generalpostamt (Pl. 2, C4), der Bank of Bengal (Pl. 8, C4), dann l. der sehenswerte *Eden-Garten (C4), ein hübscher kleiner Park, von den Misses Eden, den Schwestern Lord Aucklands, angelegt und 1856 mit einer birmanischen Pagode aus Prome geschmückt, am besten [S. 138] abds. (6-7 Uhr Militärmusik) zu besuchen. Der weitere Weg, The Strand (C4), führt dann westl. am großen Fort William (S. 136, nichts Sehenswertes) vorbei, läßt Prinsep's Ghat r., dann über Hastings Bridge auf die Garden Reach Road (BC6), die am Nordende des Kidderpur-Docks Nr. 1 (B6) vorbeiführt; man fahre nun nach l. längs der Westseite dieses Docks, besichtige dort das Löschen und Laden der zahlreichen Frachtdampfer (sehenswert!) und fahre über die Brücke zwischen Dock Nr. 1 und 2 zurück durch Kidderpur zum Zoologischen Garten (C6) mit Prachtexemplaren von Königstigern, Orang-Utans, schwarzen Panthern, Fasanen etc., der auch als Picknickplatz beliebt ist (Konzerte So., Eintr. 1 Rup.).—Sw. liegt das Meteorologische Observatorium, südl. von ihm der Palast Belvedere (C6) des Lieutenant-Governors mit schönem Park und nahe sö. davon die Agri-Horticultural Gardens. Vom Zoologischen Garten fährt man auf der Zeerut Bridge (CD6) über den Tolly Nullah-Kanal (CD6), dann r. vorbei am Rennplatz (Race Course; C5/6), wo das ganze Jahr Wettrennen stattfinden, dann schräg über den Maidan, vorbei an der Victoria Memorial Hall und den Standbildern von Lord Dufferin (Pl. 21) und Outram (Pl. 26), zum Imperial Indian Museum (Pl. 6, D4; Chowringhee Road 27 und 28; guter Katalog am Eingang zu haben; geöffnet 10-4 bzw. 5 Uhr), 1866 erbaut; es enthält wertvolle Fossilien-und Mineraliensammlungen (darin prächtige Edelsteine aus dem Bundelkund und Südindien), ferner eine Antiquitätensammlung, besonders buddhistische Altertümer aus der Tope von Bharhut, aus Muttra und Gandhara (Punjab), die zum Teil griechisch-klassische Schönheit erreichen. In einem Anbau, vom ersten Stock des Museums zu erreichen, eine sehenswerte kunstgewerbliche Sammlung. In der Fossiliensammlung beachte man den Hyänenbär (Hyänoarktos), den Amphikyon, den Machairodos (Säbelzahntiger mit 18 cm langen Zähnen), die Siwalikkatze (so groß wie ein Tiger), den Megaloscelornis (ein Siwalikstrauß); ferner Knochen vom Dinormis, den Kolossochelys (eine Siwalik-Riesenschildkröte) und viele andre Seltenheiten.— Zum Botanischen Garten (11 km sw., Wagenfahrt in 11/2 St. hin, auch den ganzen Garten besichtigt man im Wagen, insgesamt 1/2 Tag Zeit nötig, 9 Rup.) fährt man über die Hooghlybrücke, am Bahnhof Howrah vorbei, dann l. südl. am r. Flußufer auf dem Grand Trunk Road durch die Vororte Howrah, Ramkrishnapur (B4) und Sibpur nach den *Government Botanical Gardens (A5, 6), die am rechten Hooghlyufer gegenüber dem Garden Reach (A6) liegen. Es sind herrliche Parkanlagen mit tropischen Bäumen, Blumenparketts, Sträuchern, Wiesenflächen, Teichen und Bewässerungskanälen. Breite Fahrstraßen durchkreuzen den Park. Am NW.-Eingang stehen drei Prachtbäume, ein Banyanbaum in der Mitte, je ein Bobaum (Ficus religiosa, unter dem Buddhas Erleuchtung stattfand) an jeder Seite; ersterer ist den Brahmanen, letztere sind den Buddhisten heilig! Eine Palmyrapalmenallee führt nach r., eine Mahagonibaumallee nach l.; man bleibe auf der mittlern Fahrstraße, die durch Kasuarinenbäume mit Kletterpalmen darauf in die Palmenpflanzung führt. Dann gelangt man über eine Brücke r. in den Blumengarten mit Orchideenhäusern etc. Ein breiter Weg führt dann zum Flußufer, [S. 139] das man l. läßt, um auf den *großen Banyanbaum (Ficus indica) zuzufahren, der mit mehreren hundert stammartigen Luftwurzeln eine Fläche von 80 qm mit etwa 300 m Umfang bedeckt; man geht unter dem Baum, der von weitem wie ein dichtbewaldeter Hügel aussieht, wie in einem Gehölz spazieren. Westl. vom Botanical Garden Ghat (A5), wo man mit Boot über den Hooghly nach Garden Reach ans linke Ufer sich übersetzen und von da mit Wagen über Kidderpur-Docks (S. 138) zurückfahren läßt, liegt das Direktorgebäude (Superintendent House) am Fluß, und in seiner Nähe das berühmte große Herbarium mit etwa 40000 Pflanzen (vom Direktor Dr. Wallich um 1829 angelegt) nebst Bibliothek. Dem Botanischen Garten ist unter anderm die Akklimatisation und Kultur der Teepflanze im Himalaja und in Assam zu danken.

Ausflug auf der Bahn nach Chandernagore (Hôtel de France, gute Weine), einer 30 km nördl. von Calcutta gelegenen kleinen französischen Kolonie.

Von Calcutta nach Darjeeling

Vgl. die Karte bei S. 64

Eisenbahn von Calcutta nach (379 M) Darjeeling in 191/2 St. für I. Kl. 49 Rup. 121/2 annas; II. Kl. 24 Rup. 141/4 annas; Rückfahrkarten mit 14 Tagen Gültigkeit I. Kl. 66 Rup. 6 annas, II. Kl. 33 Rup. 3 annas. Schnellzug: ab Calcutta Nm.; an Darjeeling Mitt.; Bettzeug, wollene Decken und warme Kleidung, auch Schleier oder Rauchbrille mitnehmen. Schlafplätze für den Nachtzug von Sara Ghat aus am besten bei Cook & Son vorausbestellen oder telegraphisch von Calcutta aus.—Die Bahnwirtschaften sind verhältnismäßig gut; bei der Rückfahrt Dinner in Siliguri. —Bei der Ankunft in Siliguri (auf der Bergfahrt) sichere man sich sofort einen Platz in der Kleinbahn, ehe man zum Morgenkaffee in den Wartesaal geht.
Geographisches. Durch die heißen, ziemlich einförmigen und kahlen, aber vortrefflich angebauten Ebenen Unterbengalens, die von dem gewaltigen, in seiner Breite fast unüberschaubaren Ganges durchflossen werden, geht es bis an den Fuß des Himalaja. Ein Saum von dicht verfilztem, ziemlich niedrigem Sumpfwald (Tarai) umkleidet ihn und leitet bald in üppigen tropischen Regenwald über, der die untern Berghänge verhüllt. Bei etwa 1000 m Seehöhe beginnt der prächtige subtropische Bergwald mit seiner mannigfaltigen Zusammensetzung (die aber von der des östl. Himalaja in der Gegend von Simla ziemlich stark abweicht) aus mancherlei Laubbäumen, Palmen, Bambus etc., zu denen weiter oberhalb noch die schönen Baumfarne treten. Darjeeling selbst bietet gute Gelegenheit zum Studium dieses Waldes wie der mongolischen Bevölkerung des indisch-tibetischen Grenzgebietes (eine große Straße führt von hier nach Tibet hinein) und des Aufbaues des Himalaja aus einer Reihe schmaler paralleler Gebirgsketten (vgl. S. 44).

Von Sealdah Stat. im O. von Calcutta mit der »Eastern Bengal State Railway« vorbei am Vororte (5 M) Dum-Dum (spr. damdam), bekannt durch seine Gewehrmunitionsfabrik, in der zuerst die berüchtigten Dum-Dum-Geschosse mit Sprengwirkung angefertigt wurden; dann über (14 M) Barrackpur, mit Landsitz des Vizekönigs und alten Kasernen, nach (46 M) Ranaghat Junction (Bahnwirtsch.) und über (58 M) Bogoola (Bahnwirtsch., 10 Min. Aufenthalt zum Nachmittagstee) nach (103 M) Poradaha Junction (von hier Zweigbahn [47 M] nach Goalanda Ghat, nahe der Vereinigung des Ganges mit dem Brahmaputra, dann mit Flußdampfer und Bahn über Dacca, die alte Hauptstadt Bengalens, nach dem Seehafen Chittagong).—Die Bahn erreicht den [S. 140] Ganges bei (120 M) Damukdia Ghat; hier umsteigen auf die Dampffähre, die in 25 Min. über den sehr breiten Gangeshauptstrom setzt; währenddessen Abendessen an Bord. Die Dampffähre landet bei (132 M) Sara Ghat gegen 21 Uhr; man beachte an den Wagentüren des Zugs die Zettel mit Namen, wenn man telegraphisch Schlafplatz bestellt hat. Dann mit der »Northern Bengal State Railway« in kleinen Wagen von 1 m Spurweite über (156 M) Nattore (bei Rückfahrt wird hier stark geläutet zum Wecken der Fahrgäste, ehe sie zur Fähre kommen) nach

(244 M) Parbatipur (Bahnwirtschaft).

Abstecher nach Assam; Zweigbahn von Parbatipur nach (90 M) Dhubri Ghat, dann Dampferfahrt (wegen Anschluß vorher bei Cook erkundigen!) auf dem Brahmaputra, dem »indischen Rhein«, in 4 Tagen nach Dibrugarh (123 m; Dâk Bungalow), das schon nicht mehr allzu weit von der Austrittsstelle des Brahmaputra aus dem Himalaja entfernt liegt. Der Brahmaputra, ein gewaltiger Strom, fließt durch Assam in einem weiten bewaldeten Tale, meist in zahlreiche Arme aufgelöst. Bei Gauhati (s. unten), wo er nicht geteilt ist, ist er 11/2 km breit. Sein Hochwasser, gespeist aus der Schneeschmelze im fernen Tibet und aus den gewaltigen Regenmengen, die im Sommer über Assam niedergehen, reicht von Mitte März bis in den September. Nahe seinem l. (südl.) Ufer beginnen die Vorhügel der Khasiaberge, eines schönen, niederschlagsreichen u. gut bewaldeten Gebirges mit reichen Teepflanzungen. An der Südseite, südl. von Shillong, liegt Cherra Punji, der regenreichste Ort der Erde (jährlicher Niederschlag 11600 mm).
Die Brahmaputrafahrt gibt Gelegenheit zu Ausflügen nach Shillong, Hauptquartier der Regierung von Assam, 1200 m ü. M., und in die prächtigen Waldberge des Khasiagebirges; sie sind aber beschwerlich, langwierig und teuer; nähere Auskunft gibt Cook's Office in Calcutta.

Von Parbatipur weiter über (305 M) Jalpaiguri nach (328 M) Siliguri (Bahnwirtsch., gut; Dâk Bungalow). Hier beginnt die Darjeeling-Himalayan Railway, eine kleine Gebirgsbahn von 60 cm Spurweite, sehr schmale Wagen, I. und II. Klasse geschlossen oder offen. Rauchbrille oder Schleier zum Schutz gegen den Rauch der Lokomotive sowie warme Decken sind erforderlich. L. sitzen, ein Eckplatz im offenen Wagen gewährt beste Aussicht, man schwebt aber zuweilen über Abgründen; der Mittelplatz ist weniger zugig. Der Temperaturwechsel macht sich stark fühlbar, je höher die Bahn steigt; die Fahrt (51 M) dauert 6 St., anfangs durch Flachland mit Feldern, bald aber Aufstieg in dichtem Urwald (der sogen. »Tarai«) meist längs der alten Fahrstraße; in den Dschungeln hausen Tiger, Elefanten, Rhinozerosse, Leoparden und andres Wild. An Waldlichtungen sieht man auch zuweilen Holz schleppende gezähmte Elefanten. Man übersieht Schluchten mit Himalajazedern (Cedrus Deodara), Palmenwäldern, Feigen-und Mandelbäumen und riesigen Rhododendronbüschen. Bei scharfen Kurven sind Schleifen (loops) angelegt, an andern Stellen Kopfstationen (Spitzkehren), wo die Lokomotive an das Ende des Zugs gesetzt wird. In größerer Höhe werden die Zedern und Eichen seltener, häufiger die Baumfarne (Ferntree, bis 10 m hoch, wie Palmen aussehend).—In (360 M) Kurseong (Bahnwirtsch., gut; Clarendon Hotel; Dâk Bungalow), einem Hauptplatz der Teeplantagen, etwa 1500 m ü. M., ist 19 Min. Aufenthalt zum Frühstück. Der Wald macht Teepflanzungen Platz. [S. 141] (Auf der Rückfahrt kann man von Kurseong einen Teil des Abstieges auf einem Richtweg zu Fuß machen, sehr lohnend; man erkundige sich beim Station Master in Kurseong.)—Auf dem weitern Anstieg wird es kühl. Bald hinter Kurseong erster Blick auf den Kanchanjanga (8582 m), dann noch einmal kurz vor Ghoom.—In (376 M) Ghoom, 2600 m ü. M., erreicht die Bahn den höchsten Punkt; gelegentlich Ausblicke auf die Himalaja-Bergkette, dann bergab nach

(379 M) Darjeeling (2184 m), tibetan. Dar-rgjas-glin (d. h. Land des diamantenen Donnerkeils des Lamas), Stadt mit 13000 Einw., Endstation der Bahn.

Gasthöfe: Woodland's Hotel, gut. —Woodland's Annex Hotel, sehr gut, Pens. 8-15 Rup., 2 Pers. 14-18 Rup., Abfahrt 24 St. vorher anmelden.— Boscolo's Hotel Oakfield (neu), am Chaurasta; Central Hotel (neu), Post Office Road, gut, Pens. von 5 Rup. an. —Drum Druid Hotel.Grand Hotel Rockville, das ganze Jahr geöffnet; 44 Z., Pens. von 8 Rup. an.—Jones Hotel und Restaurant.—Boardinghouses Ada Villa; Bellevue; Himalaya Cottage.—Droschken nach Tarif.— Photographen: Baar, Deutsch-Österreicher; Burlington Smith.—Bank.Apotheken.Antiquitäten bei verschiedenen Firmen.—Skating Rink, bei der Kirche, gegen Abend Konzert.

Darjeeling, Hauptstadt des gleichnamigen britisch-indischen Distrikts, an der Grenze von Sikhim, zwischen Nepal und Bhutan, liegt auf den Vorbergen des Himalaja, ist Sommersitz des Lieutenant-Governors von Bengalen, vielbesuchte Sommerfrische (für Reisende, die in Benares oder Calcutta einen Malariaanfall erleiden, ist schleunigste Reise nach Darjeeling die beste und schnellste Kur) mit dem vorzüglichen Eden-Sanatorium, mehreren Schulen und einem Pensionat zur Ausbildung von Forschungsreisenden und Dolmetschern. Mittlere Jahrestemperatur 11,5° C (Januar 4,5°, Juli 16,4°), größte Kälte-6,7°, größte Wärme etwa 27° C. Das Klima ist regenreich (3200 mm, etwa das Fünffache wie in Deutschland); die Regenzeit beginnt Anfang Juni. Die Hauptstraße The Mall mit Musikhalle (April bis November spielt Mi. und Sa. Musik) führt zum Observatory Hill; dort *Aussicht über die Bergketten von Sikhim hinweg auf den Kanchanjanga (8582 m) und andre Gipfel des Himalaja (großartigste Hochgebirgslandschaft der Erde). In den Basaren und auf dem Markt *Sonntag früh interessantes Volksleben (Mongolen, Tibetaner, Bhutias, Leptschas, Lopos, Nepalesen neben Hindu, Parsen u. a.). Da die Gebirge bei Tage häufig durch Nebel verdeckt sind, suche man die Aussichtspunkte bei Sonnenauf-oder-Untergang auf.—Etwa 1,5 km östl. und 300 m steil bergab liegt das malerische Dorf Bhutia Busti mit tibetanischem Tempel, vor dem mannsgroße bunte Gebetsmühlen stehen (auf den Papierstreifen der Mühlen steht das Gebet: »Om mani padme hum' = O, du Kleinod im Lotos, Amen!«; jede Umdrehung rechnet als ein Gebet!). Auf dem Rückwege sieht man eine Stûpa (oder Dagoba = Grabhügel), umgeben von weißer Mauer.— Der Botanische Garten unterhalb des Eden-Sanatoriums enthält eine Sammlung von Himalajapflanzen, auch schöne Sammlung von Himalajaschmetterlingen, -vögeln und Eiern.

Ausflüge: 1) Nach *Tiger Hill (2600 m), 10 km vor Darjeeling, 500 m Steigung auf Reit-oder Fußwegen, mit Führer in 2 St.; am besten zu Pferde (im Gasthof bestellen, hin und zurück etwa 5 Rup.), Damen im Tragstuhl.

[S. 142]

Äußerst lohnend! Um den Sonnenaufgang zu beobachten, ist Aufbruch mit Laternen früh 4 Uhr nötig. Man nehme Feldstecher mit! Bei günstigem Wetter (früh am wenigsten Wolken oder Nebel) ist der Sonnenauf-oder-Untergang unvergleichlich großartig; man übersieht die Hochgipfelkette des Himalaja vom Mount Everest (8750 m) im NW. in riesigem Bogen über den Kanchanjanga (8582 m) und Donkia Ri (7051 m) bis im O. an die Grenze von Bhutan und Tibet; überraschend ist die Schärfe der Umrisse wie das wunderbare Farbenspiel auf den Schneeflächen. Die Schneegrenze liegt bei 4500 m. Der *Blick auf den Himalaja ist das wunderbarste Hochgebirgsbild der Erde.
2) Nach Phalut (3600 m), 82 km nördl. von Darjeeling, quer durch Sikhim; beschwerlich, da der Weg quer zu den ostwestl. laufenden Bergketten verläuft, aber sehr lohnend für Alpentouristen zu Fuß, mit Führer, der, zugleich Koch und Dolmetscher, tägl. 2 Rup. erhält, und mindestens 10 Kulis zum Proviant-und Gepäcktragen, für Tag und Mann 12 annas; man kann auch Saumpfade benutzen, dazu ein Pony (mit Wechsel) 4 Rup. tägl. oder für Damen eine Dandy, Tragstuhl mit stellbarem Wachstuchdach nebst 8 Kulis zum Tragen; in dieser Art kostet der Ausflug, in 6-7 Tagen mit dem empfehlenswerten Führer Nadar Sirdar und 27 Kulis gemacht, für ein Ehepaar etwa 250 Rup. mit Trinkgeldern etc. Wenn man von Phalut über Rinchinpong durch Sikhim zurückkehrt, dauert der Ausflug 10 Tage: Woodlands Hotel übernimmt die Ausrüstung, Stellung der Pferde etc. für zwei Personen für 440 Rup.; mit Trinkgeldern und Getränken kann man dann 500 Rup. rechnen. Proviant besorgt F. Schonert & Co. in Calcutta, Anwerbung der Pferde und Kulis der zuvorkommende Manager des Woodland-Hotels. Wer selbst die Ausrüstung übernehmen will, nehme einen Führer an (zu empfehlen auch Keschur Sing Markar), der auch Pferde etc. stellt. Ohne Führer kann man weder mit den Pferden (die im Gebirge leicht erkranken) noch mit den Kulis fertig werden, die Sprachkundige zur Beaufsichtigung erfordern.
—Paßerlaubnis für Benutzung der Bungalows muß vorher in Darjeeling beim Deputy Commissioner eingeholt werden, und zwar je ein Paß für Ausreise und Rückreise für jeden Bungalow, den man besuchen will. Man tut gut, die Kulis mit den Lebensmitteln einen Tag vorauszuschicken. Mitnahme von Verbandstoffen und einer Hausapotheke sowie Jagdgewehren ist zu empfehlen. Die erste Tagereise führt durch einsame Täler und über größere Höhen als Darjeeling bis zum Dâk Bungalow von (37 km) Tanglu (3070 m; jede Person über Nacht 1 Rup. und 2 annas für Brennholz), auf einem schroffen Bergvorsprung mit *Aussicht mitten im Wald. Zweite Tagereise durch wunderbare Gebirgslandschaft über Berg und Tal nach dem Dâk Bungalow von (61 km) Sandakphu (Sindukphu), 3630 m, mit prachtvollem *Ausblick auf Mount Everest und Kanchanjanga. Dritte Tagereise über stellenweise schmalen Berggrad zum Dâk Bungalow von (82 km) Phalut (3600 m). Vor Sonnenunter-und-Aufgang besteige man den höchsten Vorsprung des Bergrückens (etwa 3660 m), wo fünf spitze Steinhaufen mit tibetanischen Inschriften stehen. Die Bergriesen erglühen rosig (Alpenglühen); man befindet sich nur noch einen Tagesmarsch vom Kanchanjanga entfernt, sieht diesen Bergriesen dicht vor sich, dazwischen ein Labyrinth von Tälern unter gigantischen Abhängen, tief unten Dschungeln; *Blick auf Mount Everest. Wer weiter in die Gletscherwelt des Himalaja eindringen will, studiere vorher die Reiseberichte von Freshfield im »Alpine Journal« und von Dr. K. Boek in dessen Werk »Indische Gletscherfahrten«; sie rüsteten ihre großen Gebirgsreisen in Darjeeling aus.—Rückreise von Phalut: 1. Tag nach Sandakphu, 2. Tag bis Tanglu, 3. Tag Ankunft in Darjeeling. Viel schöner ist die Rückreise durch das Land Sikhim in 5 Tagen: 1. Tag von Phalut über den Dâk Bungalow von (10 km) Chiabhanjon (3150 m) nach dem Dâk Bungalow von (21 km) Dentam (2000 m); 2. Tag bis Dâk Bungalow von (40 km) Pamiongchi (1500 m); 3. Tag bis Dâk Bungalow von (56 km) Rinchinpong (1520 m); 4. Tag bis Dâk Bungalow von (75 km) Chakang (1550 m); 5. Tag zurück nach (107 km) Darjeeling (2180 m).

[S. 143]

3) Nach Teesta Bridge, 2 Tage zu Pferd, etwas anstrengend (Paßerlaubnis für Benutzung der Bungalows vorher in Darjeeling beim Deputy Commissioner und beim Executive Engineer einholen), am 1. Tag zum Bungalow von (12 km) Badatam (760 m), dort übernachten, dann durch das Teesta-Tal über Teesta Bridge (Dâk Bungalow; 210 m) und (27 km) Pashoke (Dâk Bungalow; 1000 m), zurück nach Darjeeling. Man kann auch von Darjeeling über Pashoke ins Teesta-Tal hinabreiten, dann über Teesta Bridge (dort im Bungalow übernachten) nach Riang (Dâk Bungalow) und (51 km) Kalithora (Dâk Bungalow; 170 m) nach Siliguri (S. 140) reiten und von da mit der Bahn nach Darjeeling oder Calcutta zurück. (Näheres siehe »Meine indische Reise« von Eugenie Schaeuffelen, Berlin 1906.)


7. Von Calcutta nach Rangoon. Birma.

Vgl. Karte S. 155.

Dampfer Calcutta-Rangoon, 787 Seem.: British India Steam Nav. Co. (Agent Mackinnon, Mackenzie & Co., Calcutta, Strand 16), dreimal wöchentlich, So. Di. Fr., in 50 St. für I. Kl. 75, II. Kl. 371/2 Rup. Fahrkarte Calcutta-Singapore mit 4 Wochen Unterbrechung in Rangoon I. Kl. 150, II. Kl. 75 Rup. Verpflegung und Platzbesorgung für deutsche Reisende lassen zu wünschen; man bestelle durch Cook Plätze voraus.

Von Calcutta fährt man den Hooghly abwärts (S. 134), durchquert den innersten Teil des Golfs von Bengalen mit SO.-Kurs bis zum Kap Negrais, dann mit östlichem Kurs an den Mündungen des Irawaddy (spr. irawadi) entlang, die sich durch lehmfarbige Trübung des Seewassers ebenso wie die Gangesmündungen weit außerhalb der Küste kenntlich machen. Schließlich steuert man mit NO.-Kurs in den Golf von Martaban bis zur Mündung des Rangoonflusses, auf dem das Schiff aufwärts nach (787 Seem.) Rangoon (S. 145) fährt.

Birma (oder Barma, engl. Burma) erstreckt sich zwischen 27° und 10° nördl. Br. von der Ostküste des Golfs von Bengalen aus nordwärts in die hinterindische Halbinsel hinein. Niederbirma (Lower Burma) ist seit 1826 und 1852, Oberbirma (Upper Burma) erst seit 1886 englisch. Zu letzterm rechnen noch Luschai-und Katschinland sowie die Schanstaaten, so daß die gesamte jetzige Provinz Burma, die einen Teil des Kaiserreichs Indien bildet, etwa 613000 qkm (Deutsches Reich 540778 qkm) mit 10500000 Einw. umfaßt. Oberbirma und auch die Gebirgszüge Unterbirmas sind noch wenig erforscht, so daß Touristenreisen im Lande sich auf die wenigen unten beschriebenen Linien beschränken müssen. Das ganze Land gliedert sich in nordsüdlich verlaufende Gebirgsketten und dazwischen eingesenkte Täler, von denen nur eins, das untere Irawaddytal, eine große Ebene bildet, die sich südwärts durch die Deltabildung des Flusses noch ständig vergrößert. Der zweite große Strom des Landes, der Salween, der wie der Irawaddy fern im N. im Grenzgebirge Tibets seinen Ursprung hat, durchfließt bis zu seiner Mündung ein verhältnismäßig schmales Gebirgstal.
Das Klima weicht von dem Vorderindiens wenig ab. Wie dort unterscheidet man drei Jahreszeiten: die kühle (Mitte November bis Anfang März), die heiße (März bis Mai) und die Regenzeit. Das Küstengebiet wird von Ende Mai bis Anfang Oktober durch den Südwestmonsun mit großen Regenmengen überschüttet. Landeinwärts läßt die Regenfülle, abgesehen von den Gebirgen, rasch nach, da ein küstennaher Gebirgszug einen großen Teil der Feuchtigkeit abfängt.

[S. 144]

Die Temperatur nimmt in der kühlen Jahreszeit landeinwärts ab (Rangoon Januar 23,7°, Mandalay 20,4°), in der heißen aber zu (Rangoon April 29,4°, Mandalay 31,8°). Die Vegetation des Küstengebiets ist sehr üppig; die Inseln des Irawaddydeltas sind großenteils von Sumpfwald und Röhricht bedeckt, die Berge von tropischem Regenwald. Die dichten Wälder, die einen großen Teil des Innern bedecken, bestehen vielfach aus Teakbäumen, die weniger Regen bedürfen; ihr Holz bildet einen Hauptausfuhrgegenstand; daneben gibt es Feigen-und Magnolienbäume sowie Brotfruchtbäume. Tierwelt wie in Ostindien, dazu vier Arten Nashörner. Vögel und Reptilien sind sehr farbenprächtig.
Bevölkerung. Das herrschende Halbkulturvolk der Birmanen ist wohl ein Mischvolk aus mongolischen, vorderindischen und malaiischen Elementen. Sie sind klein, hellbraun, wohlgestaltet, sehr lebhaft und geschäftlich rührig, gegen Fremde meist höflich und gastfrei, aber unzuverlässig und verschlagen. Männer und Frauen sind sehr putz-und vergnügungssüchtig und in ihrem Leben und Gebräuchen wesentlich von den Hindu verschieden. Die Kultur ist vom benachbarten Vorderindien aus stärker beeinflußt als von China her. Aus Vorderindien ist sowohl der Brahmanismus gekommen, der zahlreiche schöne Tempelbauten, namentlich in Oberbirma, hinterlassen hat, wie auch der heute herrschende Buddhismus, der übrigens mit brahmanischen Ideen ganz durchsetzt ist. Jeder Mann muß eine Zeitlang als Mönch leben; Klöster, Phoongyi-Kyaung, findet man in jeder Stadt und jedem Dorf, ältere sind oft prächtig aus Teakholz geschnitzt und mit Spitztürmen, Pyathats, geziert. Die Priester, kahlgeschoren und mit gelben Seidengewändern, sind hochangesehen, worauf der Reisende stets Bedacht nehmen muß, um sich vor Unannehmlichkeiten zu bewahren. Der Oberpriester, P'ha-T'hena-Baing, ein hoher Reichswürdenträger, hat seinen Sitz in Mandalay. Die Tempel, Phra, sind Prachtbauten, die Pagoden stets pyramidenförmig. Die Priester sind gegen höfliche Fremde sehr artig und zeigen alles gern. Öffentliche Theateraufführungen (Pwe), die abds. 8 Uhr im Freien beginnen und oft über Nacht dauern, sind sehenswerte Volksfeste.
Den kulturellen Mittelpunkt des Landes bildet das Irawaddytal, in dessen Ebenen große Mengen von Reis, Baumwolle, in viel geringerm Umfang auch Erdnüsse, Tabak, Zuckerrohr und Sesam gebaut werden; die Ausfuhr von Reis (nach China) ist sehr stark. Im nördl. Gebiet kultiviert man Mais, Weizen, Hirse, Hülsenfrüchte, Ölsaat; im Gebirge auch Tee, der teils als Gemüse gegessen, teils eingesalzen zur Getränkbereitung benutzt wird. Viehzucht ist unbedeutend, man hält nur Zug-und Lasttiere: Pferde, Büffel, Elefanten, Rinder. Wichtig ist der Bergbau auf Edelsteine (besonders Rubine und Saphire), Petroleum und Kohle.
Der Handelsverkehr findet vorwiegend auf den schiffbaren Flüssen statt, auf dem Irawaddy mit Dampfern der Irawaddy Flotilla Co. bis Bhamo, 1180 km von der Mündung, und auf dem Chindwin. Außerdem mehrere Bahnlinien, s. S. 145 und 150.
Der Ostteil Oberbirmas wird von dem wilden Gebirgslande der sogen. Schanstaaten eingenommen, die erst in ihrem Nordteil durch die bis nahe an die Grenze der chinesischen Provinz Yünnan führende Eisenbahn ein wenig erschlossen, im ganzen aber noch ziemlich unerforscht sind. Die Staaten der Schanvölker, die dieses Gebiet hauptsächlich bewohnen, stehen zu England im Verhältnis von Schutzstaaten. Die Schan sind ein Naturvolk, aber mit einer nicht ganz geringen Kultur, und leisten im Ackerbau (Tee und Baumwolle) und Viehzucht Tüchtiges. Sie sind mongolischen Ursprungs, also Verwandte der Chinesen.
Beste Reisezeit nach der Regenzeit, etwa von Mitte November bis Ende Februar; aber auch der März ist oft noch angenehm kühl und sehr geeignet für Ausflüge.
Die Hauptreize einer Reise ins Innere Birmas bestehen in der Fahrt auf dem majestätischen Irawaddystrom, die den Genuß der Tropennatur unter den angenehmsten Verhältnissen ermöglicht, und im Studium der äußerst liebenswürdigen Bewohner und ihrer Kultur, besonders ihrer religiösen Bauwerke.

[S. 145]

Rangoon.

Vgl. den Plan S. 147.

Ankunft zur See. Bei China Bakir kommt der Lotse an Bord, dann dampft man auf dem Rangoonfluß (dem östlichsten Mündungsarm des Irawaddy) aufwärts und ankert nach etwa 2 St. Fahrt vor der Stadt, 24 Seem. oberhalb der Mündung. Beide Flußufer zeigen reichen Pflanzenwuchs; von weitem sieht man Schornsteine und die goldglitzernde Dachspitze der Shwe Dagon-Pagode, später erkennt man Warenschuppen und Holzlager und Häuser der Stadt. Landung erfolgt mit Dampfbarkassen der betr. Dampfergesellschaft oder mit Booten der Eingebornen (»sampans«; 4 annas für 10 Min. Fahrt). Bei hohem Wasserstand legt der Dampfer am Ufer vor der Mitte der Stadt an. Zolluntersuchung wie in Indien (S. 49); von indischen Häfen kommende Reisende haben keinen Zoll zu zahlen.
Gasthöfe: Minto Mansions Hotel, im Cantonment nahe Gymkhana; 80 Z., neu und besteingerichtet, gute Verpflegung, Din. 3 Rup., Pens. 9-15 Rup., Oktober bis April 15-17 Rup.—Strand Hotel (Pl. a), in schöner Lage, empfohlen. —Royal (Pl. b), Pens. von 10 Rup. an.—Criterion Hotel.—Viele Boarding Houses: Allendale, im Cantonment, Aberdeen House u. a.; Pens. 5-11 Rup. Vorausbestellung von Zimmern ist zweckmäßig. Man kann auch auf den Irawaddy-Dampfern gut übernachten. —Restaurants in den großen Gasthöfen; ferner Chiesa, italienische Konditorei; Vienna Bakery, Fytche Square.
Post u. Tel. in Strand Road.
Wagen: Ticca gharries nach Tarif. Man beachte, daß die Kutscher meist »Madrassis« sind, die Hindostanisch verstehen, aber weder Straßen-noch Geschäftsnamen kennen! Man nehme den Stadtplan mit!
Straßenbahnen (elektr. Bahn mit 2 Klassen). Eine Linie von Strand Road zur großen Shwe Dagon-Pagode; eine andre zum Dalhousie Park, eine dritte Linie nach Pazundaung.
Eisenbahnen: Burma Railway, Hauptlinie nach Mandalay und Myitkyina mit Zweiglinien nach Moulmein, Myingyan, Alon, Lashio und Katha; außerdem Linie Rangoon-Prome mit Zweiglinie nach Bassein (vgl. Karte »China und Japan« und die bei S. 155). Der Hauptbahnhof (Terminus) liegt Ecke Phayre Street und Montgomery Street; die Prome-Linie hat noch Nebenstationen bei Godwin Road, Prome Road und Alon sowie eine große Station im Vorort Kemmendine; die Mandalay-Linie hat den Bahnhof Pazundaung.—Lokalverkehr besteht zwischen Rangoon-Hauptbahnhof-Pagoda Road-Lanmadaw-Cantonment-Gymkhana-Mission Road-Kemmendine-Kamayut-Okkyin-Tamaing-Gyogon und Insein und zurück.
Dampfer: British India Steam Nav. Co. (Agent Bulloch Bros., Strand Road), nach Calcutta 3mal wöchentl.; nach Madras (Fahrzeit 4 Tage), nach Tavoy und Mergui, nach Penang und Singapore wöchentl.—Norddeutscher Lloyd (Agent: Krüger & Co., Ltd., Tel.-Adr. »Nordlloyd, Rangoon«), durch Zweiglinie der British India Steam Nav. Co. alle 14 Tage nach Penang (Fahrzeit 3 Tage, Aufenthalt in Penang etwa 3 Tage), dort Anschluß an die aus-und heimreisenden Reichspostdampfer.— Bibby Line, nach Colombo alle 14 Tage (Fahrzeit 4 Tage).—Österreichischer Lloyd (Agent Società an. Coloniale di Trieste, Tel.-Adr.: »Lloydiano-Rangoon«), einmal monatl. nach Calcutta (von Colombo und Madras kommend) und von da nach Triest.—Henderson Line, 14tägig über Port Said nach London.
Geld wie in Indien, s. S. 49; aber indisches Papiergeld muß in Birma mit Verlust gewechselt werden; Banknoten des Rangoon Treasury gelten in ganz Birma. 1 £ = 15 Rup.— Banken: Bank of Bengal, Strand Road. —Hongkong and Shanghai Banking Corporation; Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig.—National Bank of India, Phayre Street; Korr. der Deutschen Bank; alle drei der Berl. Disconto-Gesellschaft.— Nederlandsche Handels Maatschappij.Cook's Office (s. unten) besorgt ebenfalls Bankgeschäfte.
Die Sprache der Birmanen ist ein Glied der indochinesischen Sprachfamilie. Man beachte Judson, »Grammar of the Burmese language« und dessen »Dictionary«. Englisch wird jedoch in den Gasthöfen und auf den Eisenbahnen gesprochen.

[S. 146]

Theater: Reisende europäische Gesellschaften geben zuweilen in der Jubilee Hall in Pagoda Road Vorstellungen. —Nationale Vergnügungen (Pwes) suche man zu erkunden: Zat Pwe ist Vorstellung mit Gesang, Tanz und Ulk; Yokthwe Pwe ein Marionettentheater; Yein Pwe, Ballettänze mit Musik und Gesang, finden nur bei besondern Festlichkeiten statt, sind frei (werden vom Veranstalter des Festes bezahlt) im Freien von 8 Uhr abds. die Nacht hindurch.
Reisebureau. Thos. Cook & Son, östl. Ecke der Phayre Street und Merchant Street (Tel.-Adresse: »Coupon, Rangoon«), besorgt zusammenstellbare Fahrscheine für alle Ausflüge mit Bahn oder Flußdampfer und erledigt auch alle Geldgeschäfte. (Nützlich ist Cook's Handbook Burma.)—Scott & Co., Merchant Street.
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul C. Kauffeld.—Österreich-Ungarn, Konsul Michael Sevastopulo.—Deutscher Klub in Commissioners Road.
Polizeiamt in der Pagoda Road beim Bahnübergang und an andern Plätzen.
Ärzte: Die Zivilärzte im Cantonment; Dr. de Souza, Dalhousie Street; Dr. Pearse, Dr. Pedley, beide Signal Pagoda Road. Die Ärzte haben Sprechstunden in den Apotheken.—Zahnärzte: Dr. Panhans (deutsch), Solay Pagoda Road; Osborn (Amerikaner), Phayre Street.—Apotheken: De Souza & Co., Dalhousie Street 215.—Rangoon Medical Hall, Merchant Street 72. —Krankenhaus: General Hospital in der Commissioners Road; Ärzte: Major Barry, Major Röst.
Buchhandlung: Myles Standish & Co., Merchant Street 75.—Zeitungen: Rangoon Gazette; Rangoon Times; Burma Herald.—Photographien: P. Klier & Co., Signal Pagoda Road 3 und Merchant Str., Ecke der Phayre Street. —D. A. Ahuja (für photographische Artikel), Sule Pagoda Road.
Geschäftsadressen. Reiseartikel und europäische Bedürfnisse: Laidlaw & Whiteway.—Rowe & Co., Fytche Square.—Watson, Allen & Roberts, Merchant Street 73.—W. Macfie & Co., Merchant Street 16.—Kuriositäten, Ebenholzschnitzereien, Elfenbein-, Gold-und Silberwaren: Klier & Co., Merchant Str., Ecke der Phayre Street.—Goldschmiede und Holzschnitzer in Godwin Road; gute Schnitzarbeiten liefert auch das Hauptgefängnis (Central Jail), Old South Boundary Road; Buddhafiguren in Bronze und Alabaster und andre Spezialitäten im Vorort Kemendine.—Basare: Suratee Bazaar in China Street.—Rangoon Bazaar gegenüber; außerdem öffentliche Märkte (Municipal Bazaars), Strand Road u. in Kemendine.
Zeiteinteilung für Birma. a) Für 10 Tage (die gewöhnliche Zwischenzeit zwischen zwei Dampferabfahrten): Ankunftstag früh Stadt Rangoon, Nm. Bahnfahrt nach Katha, von da am 3. Tag früh mit Dampfer nach Bhamo;— 4. Tag Bhamo;—mit demselben Expreßdampfer am 5. Tag früh zurück, Nm. an Katha, mit Bahn von da nach Mandalay;—6. Tag: Mandalay;—7. Tag: früh ab nach Gokteik Gorge, Nm. dort an;—8. Tag: Vm. ab Gokteik Gorge nach Rangoon;—9. Tag: abds. Ankunft Rangoon;—10. Tag: Vm. Rangoon, mitt. Abfahrt mit Dampfer.
b) Bei längerm Aufenthalt: 1. Tag: Rangoon;—2. Tag: Bahnfahrt nach Mandalay;—3. u. 4. Tag: Mandalay; —5. Tag: Amarapura und Ava; —6. u. 7. Tag: Gokteik Gorge;— 8. Tag: Bahnfahrt nach Katha;—9. Tag: Dampferfahrt nach Bhamo;— 10. Tag: Bhamo;—11. bis etwa 20. Tag: Dampferfahrt Bhamo-Mandalay-Prome-Rangoon. Der Reiseplan ist abhängig vom Fahrplan der Irawaddy Flotilla Co.
Geschichte. Der Platz, wo Rangoon steht, ist seit alters heilig durch die Shwe Dagon-Pagode. In den Kämpfen zwischen den Ländern Ama und Pegu vertrieb der Bauer Alompra die Bewohner Pegus und machte 1753 Rangoon zur Hauptstadt der letzten Königsdynastie von Birma. Der Übermut des Königs Phagyidan führte zum Kriege mit England, Rangoon wurde 1824 von den Engländern erobert, aber erst 1852 zur Hauptstadt von Britisch-Birma gemacht. Seitdem hat sich die Stadt zu einem wichtigen Ausfuhrhafen für Reis und Teakholz entwickelt.

[S. 147]

Lageplan von Rangoon. Lageplan von Rangoon.

[S. 148]

Rangoon, Hauptstadt von Britisch-Birma und Sitz des Lieutenant Governor's, mit 234881 Einw., liegt auf 16° 47' nördl. Br. am Ostrande des Irawaddydeltas, am linken Ufer des Rangoonflusses (Hlaing), des östlichsten Mündungsarmes des Irawaddy, dicht oberhalb der Einmündung des Peguflusses und nach O. begrenzt von dem schmalen Wasserarm Pazundaung Creek (an dessen Ufern die meisten Reismühlen liegen). Die Stadt ist weitläufig gebaut mit regelmäßigen Straßen. Im W. liegt das Chinesenviertel, im NW. das Cantonment, zugleich Europäerviertel, mit breiten Straßen und schönen Gärten sowie vielen Kasernen. Im nördlichen Teile dieses Viertels liegt die große Tempelanlage der *Shwe Dagon-Pagode (s. unten) und östl. davon der prächtige *Dalhousie Park mit den *Royal Lakes. Südl. angrenzend der *Victoria Park, in dem sich die Agri-Horticultural Gardens, das kleine Phayre Museum und der Zoologische Garten befinden. Erwähnenswerte Gebäude sind das Seemannsheim (Sailor's Home) und der Chinesische Tempel in Strand Road, das Sekretariat in der Dalhousie Street, das General Hospital in Commissioners Road, das Gouvernment House in Kemmendine Road, die Kathedrale und das Rangoon College mit Bibliothek, alten Pali-und Birmahandschriften auf Palmenblättern in China Street. Nicht alle Straßen haben Namen und Hausnummern, was das Zurechtfinden in der Stadt erschwert. Die Sägewerke für Teakholz (in denen Elefanten zum Lastentragen verwendet werden) liegen meist in Aloon, am Westende der Strand Road. Man versäume nicht, die arbeitenden Elefanten (wood piling elephants) am Fluß anzusehen, früh 6-9, dann 3 Uhr bis abends.

Rundfahrt. Morgens 1/2-8 Uhr beginne man mit den Basaren (S. 146), insbesondere dem Suratee Bazaar in der China Street und dem Municipal Bazaar am Strand; dann ist die beste Zeit, um die Tätigkeit der sehr geschäftsgewandten, Riesenzigarren rauchenden interessanten Birmaninnen zu bewundern; die Basare werden viel besucht, nur um Erkundigungen einzuziehen, zu schwatzen und zu flirten. Dann fahre man durch China Street bis zur Commissioners Road, in diese l. zum sehenswerten neuen General Hospital, gegenüber das Rangoon College und der Deutsche Klub; von da weiter zum Central Jail (eins der größten Zuchthäuser im britischen Reich), das Verkaufsräume der Sträflingsarbeiten (meist schöne Holzschnitzereien) hat und auch innen sehenswert sein soll; Erlaubnis zur Besichtigung beim Superintendent im Gefängnis.—Dann durch Dalhousie Street bis zum Fytche Square, wo die achteckige Sule-(Solay-)Pagode steht; ihr äußerer Bau ist kaum 70 Jahre alt, aber die Stûpa im Innern soll aus dem 1. Jahrh. stammen und schließt noch eine kleinere Stûpa von der Königin Schinsobu ein. Auf der Terrasse der Pagode interessante Reliquienschreine und Statuen.—Die Hauptsehenswürdigkeit Rangoons, die *Shwe Dagon-Pagode, besichtigt man am besten 4 Uhr Nm. Man fährt vom Strand durch China Street und Pagoda Road bis vor ihren nach S. gelegenen Haupteingang. Sie ist der heiligste Buddhatempel in ganz Hinterindien, wahrscheinlich fast 21/2 Jahrtausende alt (588 v. Chr. erbaut) und steht mitten auf befestigten Terrassen auf einem Hügel des Pegu Jomagebirges. Eine [S. 149] schöne Allee führt von der Stadt zum Haupteingang mit reich verziertem, von fabelhaften Ungetümen aus weißem Stuck bewachtem Tor, zu dem man auf breiter Freitreppe hinansteigt. Auf der Treppe Verkäufer aller Art; Gebetfähnchen, Opferkerzen, Puppen, Tempelblumen, Gongs und Glocken, Eßwaren, dazu Führer und Bettler in Menge. Innerhalb des Tores öffnet sich der farbenprächtige Tempelplatz, in dessen Mitte die große, im untern Teil mit Blattgold, im obern Teil mit Goldplatten bedeckte Pagode über achteckiger Grundfläche von 413 m Umfang sich in vielen Abstufungen flaschenförmig 98 m hoch erhebt. Ihre Spitze trägt als Herrscherzeichen ein goldenes Schirmgestell, reich mit Edelsteinen, besonders den prächtigen birmanischen Rubinen, verziert und mit goldenen und silbernen Glöckchen behängt, und »Ti« genannt; der letzte Ti von 14 m Höhe und 4 m Durchmesser und 1,2 Mill. Mk. Wert wurde 1871 vom König Mindun Min von Oberbirma gestiftet. Acht Haupthaare Gautamas (Buddhas) im Innern der Pagode werden von unzähligen Pilgern jährlich verehrt.

Die Vergoldung der Pagode ist verschwenderisch dick, die Edelsteine, mit denen die Pagode und ihre zahlreichen Buddhastatuen und andern Figuren u. Tempel früher geschmückt waren, sind seit Besitznahme des Landes durch die Engländer fast sämtlich verschwunden. Die Pagode (auf deren Sockel noch im Jahre 1903 ein wilder Tiger, der sich zur Stadt verlaufen hatte, geschossen wurde) ist rings umgeben von kleinern Tempeln und Altären mit Buddhastatuen aus Teakholz geschnitzt oder aus Stuck oder Marmor; dazwischen stehen Elefanten, Löwen und phantastische Manotthika-Figuren aus Stein und reichem Holzschnitzwerk, ferner heilige Pfosten, wie Flaggenstangen mit langen Eisenbändern, und gekrönt mit dem Adler Wischnus, Karaweik; dazwischen wachsen heilige Bo-Bäume und Palmyra-Palmen.—Diese seltsame Tempelanlage wird von Priestern und Mönchen, Bettlern, Musikanten, Wahrsagerinnen, hübschen, aber geschwätzigen Weibern, Krähen und Hunden bevölkert, während stets zahllose Glöckchen läuten. Man besuche dieses »Märchenbild« öfters und zu verschiedenen Tages-und Abendstunden und wird stets neue Reize entdecken.—Am Osteingang steht die fast 40 Tonnen schwere Glocke, die in den Fluß fiel, als die Engländer sie als Beute mitnehmen wollten, später aber wieder von den Birmanen gefischt und zum Tempel gebracht wurde.

Noch vor Sonnenuntergang sollte man eine Spazierfahrt durch den künstlerisch angelegten *Victoria Park mit Zoologischem Garten und Agri-Hortikultur-Garten, dann durch den schönen Dalhousie-Park um den Royal Lake herum machen, der durch Bougainvillea-Hecken eingerahmt ist und kaum 1 km östl. von der großen Pagode liegt; die goldene Pagodenspitze ist im Hintergrund des Parks zu sehen.—Um birmanische Klöster kennen zu lernen, wende man sich an den liebenswürdigen alten Mönch Uthilawuntha, der dicht beim Bahnhof Pazundaung eine gute Schule leitet und gern europäische Besucher empfängt. Dort ist man in der Nähe der Reismühlen, deren Besichtigung zu empfehlen ist; Erlaubnis wird meist gern gegeben.

Ausflüge: 1) Nach dem Victoria-See, etwa 13 km nördl. der Stadt, an der Landstraße (in der trocknen Jahreszeit sehr staubig) nach Prome; die Landschaft ist hübsch, man fährt durch große, schattige Ananasgärten zurück auf der Kokine-Straße, insgesamt 24 km in etwa 4 St.—2) Nach Syriam, wo die Raffinerien der Burma Oil Co. liegen, mit Dampfbarkasse, von der Landungsbrücke beim Zollamt, Strand Road, etwa 5,5 km östl. zum l. Peguufer, wo eine Landungsbrücke ist; das jetzige Dorf war die erste portugiesische Ansiedelung in Birma, später holländische Faktorei (1631-77); Ruinen dieser Niederlassung sind noch zu sehen.
—10 km von Syriam steht eine große Pagode auf einem Hügel.—3) Nach Pegu (sehr lohnend) s. unten.

[S. 150]

Von Rangoon nach Oberbirma.
Zusammenstellung von Fahrscheinheften besorgt Cook's Office in Rangoon (S. 146); z. B. die Tour Nr. 5 für 10 Tage: Bahnfahrt Rangoon-Mandalay-Katha; Dampferfahrt Katha-Bhamo-Mandalay-Prome; Bahnfahrt Prome-Rangoon; Fahrpreis I. Kl. 1573/4, II. Kl. 83 Rup.
Burma Railway, Expreßzug von Rangoon (ab 11 Uhr Vm.) nach (386 M, 620 km) Mandalay (an früh) in 20 St., für I. Kl. 30 Rup. 3 annas, II. Kl. 18 Rup. 11/2 annas. (Man achte auf sein Gepäck und verriegele das Abteil, wenn man schläft, es wird viel gestohlen!)— Die Bahn läuft nicht in der Irawaddy-Ebene aufwärts, sondern wendet sich über die südl. Ausläufer des die Irawaddy-Ebene ostwärts begrenzenden Pegu-Yoma-Gebirges dem zwischen diesem und dem ostbirmanischen Gebirgslande verlaufenden breiten Talzuge zu. Dieser wird in seinem größern Südteile (von Yamethin ab) durch den Sittangfluß südwärts zum Golf von Martaban entwässert, im Nordteil aber nordwärts durch den Isamonfluss, der bei Ava (S. 153) in den Irawaddy mündet.

Abfahrt in Rangoon vom Terminus (Phayre Street) über (1 M) Pazundaung Stat. durch wasserreiches, gut bebautes Flachland, aus dessen üppigem Pflanzenwuchs viele Pagoden aufragen.

(47 M) Pegu (Bahnwirtsch.; Wagen zu haben), Stadt von 14000 Einw., angeblich 573 begründet, war im 16. Jahrh. eine blühende Großstadt, wovon noch sehenswerte Spuren vorhanden. Vom Bahnhof sieht man an der Westseite die ruhende Riesenfigur Buddhas, den Shwethayaung (55 m lang, 15 m hoch) und nahebei die 1476 erbaute Ordinationshalle für Mönche, Kalyanisima, mit Pali-und Talainginschriften, sowie die Kyaikpun-Pagode mit vier Buddhafiguren, 27 m hoch, mit den Rücken gegeneinander sitzend. Größtes Heiligtum ist die Shwemodo-Pagode, auf einem Hügel malerisch gelegen und von 128 kleinen Pagoden umgeben. In der SO.-Ecke der Stadtmauer steht die Shweaungyo-Pagode, *Aussicht über Pegu und Vorstädte. —Etwa 1,5 km westl. liegt die Shweguzale-Pagode mit 64 Buddhafiguren, 1588 erbaut. (Zur Besichtigung von Pegu fahre man mit dem Frühzug von Rangoon ab, dann hat man bis zur Ankunft des Expreßzugs etwa 4 St. Zeit.)

Der Expreßzug fährt dann über (88 M) Pyuntaza, (166 M) Toungoo, (226 M) Pyinmana, (275 M) Yamethin, (306 M) Thazi Junction (Zweigbahn nach Myingyan am Irawaddy), (359 M) Kyaukse, sämtlich mit Bahnwirtschaften, nach (383 M) Myohaung Junction (Zweigbahn nach Amarapura, S. 153).

Zweigbahn von hier nö. nach (181 M) Lashio, Hauptstadt der nördl. Schanstaaten, und Kung-Lon am Salween, nahe der Grenze der chinesischen Provinz Yünnan. Ein sehr empfehlenswerter 11/2tägiger Ausflug von Mandalay (s. unten) führt auf dieser Zweigbahn mit Kehren durch sehr schöne Gebirge (ähnlich Darjeeling, S. 141) bis (83 M) **Gokteik Gorge (Rasthaus der Bahngesellschaft auf vorherige Anmeldung beim Station Master der Abfahrtstation verfügbar, doch nehme man Lebensmittel mit), einer großen Schlucht in wunderbarer Landschaft, überbrückt von einem der höchsten Bahnviadukte der Erde, einem Meisterwerk der Technik, etwa 700 m lang, 100 m hoch, auf etwa 15 schlanken Pfeilern. Darunter eine herrliche Schlucht, worin der Fluß die Felswand in einer Höhle mit zahllosen Stalaktiten und Stalagmiten durchbricht; man steigt steil etwa 300 m zur Höhle hinab, deren Ein-und Ausgang man sieht; sie ist etwa 1200 m lang, 100 m hoch und 60 m breit.

[S. 151]

Fahrzeit von Myohaung bis Gokteik Viaduct etwa 8 St., bis Lashio etwa 23 St., weil der Zug in (124 M) Hsipaw übernachtet, auch auf der Rückfahrt von Lashio.

Der Expreßzug von Rangoon erreicht nach 20 St. (386 M) Mandalay.

Mandalay.
Gasthöfe: Salween House Hotel, Pens. 12 Rup.—Gale's Hotel, neben dem Postamt, beide mäßig.—Schlafgelegenheit auch im Dâk Bungalow, gut, gegenüber dem Bahnhof (nur mit Erlaubnis des Distriktskommissars), und im Upper Burma Club im Palastviertel, wenn man Empfehlung hat (auch Damen können eingeführt werden). Wer mit Dampfer weiterfährt, kann sofort auf dem Dampfer (sehr gut) wohnen.
Wagen: Minderwertige Ticca gharries zu festen Preisen.—Dampfer der Irawaddy Flotilla Co. zweimal in der Woche flußaufwärts bis Bhamo, flußabwärts bis Rangoon.—Bank: National Bank of India, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank in Berlin.—Theater: Gelegentlich sehenswerte Yein Pwes (S. 146).—Ärzte: mehrere englische.— Apotheken: Burma Medical Hall; Mandalay Medical Hall.Zeitungen: Mandalay Herald; Mandalay Times.— Photograph: Johannes & Co.
Geschäftsadressen: Reiseartikel und europäische Bedürfnisse: Moses & Friends; E. Solomon & Co.; Rowe & Co. Kunstsachen: Samuels. Seidenstoffe (feinste, handgewebte Seide der Erde): Makkim.

Die Stadt Mandalay (Pattaniapura), 96 m, hat 183816 Einw. und war 1857-85 Hauptstadt des Königreichs Birma; die Stadt besteht aus drei ineinandergeschobenen Vierecken, von denen die innern noch mit Mauern umgeben sind. Stark befestigt und bewacht ist das englische Cantonment, *Fort Dufferin genannt, das alte Palastviertel, von den Birmanen »Mitte des Weltalls« genannt, vom König Mindon Min 1857 erbaut; die alten Paläste des Königs, der Königinnen, die geheime Ratskammer, das Königskloster, die Audienzhallen sind mit reich vergoldeten Schnitzereien geziert und werden von den Engländern als Regierungsgebäude und Kasernen benutzt. Das Government House liegt im großen Wachtturm auf der Mauer des Palastviertels. Eine 2,5 km lange, 9 m hohe weiße Zinnenmauer umgibt die Königsstadt, über den sie umschließenden Graben führen fünf Brücken, davon die nördliche, die »Brücke des Todes«, nur für Leichenzüge. Im breiten Wassergraben wachsen rote Lotosblumen. Schöne Reste von Ziergärten. Von einem runden Aussichtsturm überblickt man das Palastviertel.—Vom *Mandalayhügel prachtvoller Überblick über die *450 Pagoden (jetzt 729 kleine weiße Pavillonpagoden, die am Fuße des Hügels einen großen Mitteltempel umgeben); man sieht bis Amarapura (S. 153); in der Nähe das Glasskloster.—Nahe dem Bahnhof das schönste und größte Kloster von Birma, das *Goldene Kloster der Königin (mit unzähligen Tis, phantastischen Figuren, Balkonen und Säulenpfosten, ein Musterwerk birmanischer Holzschneidekunst), Priester dienen gern als Führer. In derselben 85. Straße liegt die Saik Yah Theehahpagode mit großer Marmorfigur Buddhas.—Der *Basar ist wegen seiner Volkstypen sehenswert, und weil man sehr gute Seidenstoffe und gelegentlich auch Antiquitäten preiswert kauft; Gelegenheit zu photographischen Aufnahmen des Volkslebens.—

[S. 152]

Plan von Mandalay. Plan von Mandalay.

Die *Arrakanpagode (Maha Myat Muni) ist nächst der Shwe Dagon in Rangoon (S. 148) die heiligste und größte in Birma; ihr sehr schönes, berühmtes bronzenes Buddhastandbild soll nach der Legende von Buddha selbst zusammengefügt sein; es ist 1784 von Akyab über die Berge nach Mandalay geschafft. (Sehr besuchter Wallfahrtsort.)—Außerdem enthält Mandalay noch viele Sehenswürdigkeiten, deshalb ist mehrtägiger [S. 153] Aufenthalt für Reisende, die birmanisches Leben kennen lernen wollen, sehr empfehlenswert.

Rundfahrt: Bei wenig Zeit beginne man mit der Arrakanpagode, dann zum Goldenen Kloster der Königin, dann Saik Yah Theehahpagode, Fort Dufferin und Mandalayhügel mit den 729 Pagoden und dem Glasskloster. Man beachte, daß der Basar gegen 1/2-5 Uhr Nm. schließt.

Ausflüge: 1) Nach den Hügeln von Yankintaung, zu Pferde (weil schlechter Weg für Wagen), etwa 8 km östl. von Mandalay; man sieht viele Klöster und Pagoden und ein Buddhastandbild in einem tiefen Bodenspalt.—2) Nach den Hügeln von Maymyo, zunächst mit der Bahn bis (31 M) Thondaung an der Lashiozweigbahn, dann mit Reitgelegenheit in die Berge, zurück über Stat. Maymyo (42 M von Mandalay) mit der Bahn.—3) Nach **Gokteik Gorge vgl. S. 150.—4) Nach *Amarapura (mit Bahn über Myohaung [S. 150], 10 km von Mandalay, Stationsvorsteher von Amarapura besorgt ortskundigen Führer); diese alte Hauptstadt von Birma ist voll malerischer Ruinen von Königspalästen und Pagoden, unter letztern die Shinbinkugyi-Pagode und die schöne Patawdawgyipagode auf fünf Terrassen, mit teilweise humoristischen und grotesken Marmorreliefs. Südl. vom Taungthamansee ist ein riesiger sitzender Buddha, der Mahasakyavansa.— 5) Nach Ava, 6,5 km sw. von Amarapura, am Zusammenfluß des Irawaddy mit dem Bergfluß Mjitnge, älteste Hauptstadt von Birma, mit vielen Pagoden, aber wenig alten Ruinen.— 6) Nach *Mingoon (10 km oberhalb Mandalay) mit Lokaldampfer, am r. Irawaddy-Ufer stromaufwärts. In Mingoon eine unvollendete Riesenpagode mit der größten (nicht gesprungenen) Glocke der Erde, von 81 Ton. Gewicht; sie ist 4 m hoch und hat unten 5 m Durchmesser; die Glocke ist in einem Pavillon nahe über dem Erdboden aufgehängt und muß mit schweren Balken durch neun Mann geläutet werden.
Von Mandalay nach Bhamo und zurück nach Rangoon.
Hand Abfahrtstag ist abhängig vom Dampferfahrplan!—Burma Railway über (3 M) Myohaung Junction und (6 M) Amarapura nach (9 M) Amarapura Shore Stat., Überfahrt auf Fährdampfer über den Irawaddy nach (13 M) Sagaing, Distriktshauptstadt mit vielen sehenswerten Pagoden (Erlaubnis zum Besuch erteilt der Deputy Commissioner in Sagaing), am r. Irawaddy-Ufer. —Dann mit der Bahn durch Prärien und Dschungeln, an Hügeln vorbei über (66 M) Shwebo, (112 M) Kanbalu und (166 M) Wuntho, sämtlich mit Bahnwirtschaft, und durch die malerische Schlucht zwischen (181 M) Nankan und (197 M) Meza nach (212 M) Naba Junction (Bahnwirtschaft); von hier Zweigbahn nach (227 M) Katha, am rechten Irawaddy-Ufer in schöner Landschaft.
[Die Hauptbahnlinie führt nördl. weiter bis (344 M) Myitkyina, einem wichtigen Ort für den Karawanenverkehr mit Tibet und China, am r. Irawaddy-Ufer, von wo bei günstigem Flußwasserstand ein kleiner Dampfer durch prächtige Landschaft und die »Erste Stromenge« (First Defile) abwärts nach Bhamo läuft.]
Von Katha mit Dampfer der Irawaddy Flotilla Co. (I. Kl. sehr gute Verpflegung und gute Kammern) flußaufwärts durch die »Zweite Stromenge« (Second Defile), eine schmale Felsenstraße, nach Bhamo (107 m) am l. Ufer des Irawaddy (1180 M oberhalb seiner Mündung), einem von verfallenen Palisaden umgebenen Handelsplatz mit 14000 Einw., an der Karawanenstraße nach der chinesischen Provinz Yünnan, deren Grenze 50 km östl. liegt; auf dem Basar verkehren die Bergvölker der Schanstaaten und aus Katschin. Sehenswert ist die Theindawgyi-Pagode (spr. tenndotschi) und das reichgezierte chinesische Joß-Haus am Nordende der Hauptstraße. Ein schöner Weg (11/4 St. zu Fuß) führt auf der Landstraße nach China durch Dschungeln zu den Sojima-Pagoden; unterwegs begegnet man vielen Karawanenzügen und Schan-und Katschin-Leuten.

[S. 154]

Man übernachtet und ißt auf dem Dampfer, der nach Einnahme der chinesischen Ladung seine *Talfahrt auf dem Irawaddy beginnt, die in 11/2-21/2 Tagen nach Mandalay führt, wenn niedriger Wasserstand nicht unvorhergesehenen Aufenthalt verursacht. Unter den Ortschaften, die der Dampfer anläuft, ist am l. Ufer Thabeitkyin (guter Dâk Bungalow), der Hafen für die Rubinengruben in Mogok, etwa 80 km östl. Früh gegen 6 Uhr geht ein Motoromnibus (Fahrpreis I. Kl. 30, II. 15 Rup., Europäer können II. Kl. fahren, da für Eingeborne noch III. Kl. da ist) in 6 St. nach Mogok (guter Dâk Bungalow). Besichtigung der Rubinenminen erfordert einen Tag. Meist kann man mit dem nächsten Dampfer weiter fahren.
Wer Zeit hat, kann die Irawaddyfahrt von Mandalay nach Bhamo auf Frachtdampfer machen, Verpflegung und Unterkunft ist gut; diese Dampfer halten längere Zeit an vielen Plätzen, haben auch Basar an Bord, der von den Eingebornen überall zu Einkäufen viel besucht wird. Rückfahrt wie oben mit Expreßdampfer.
In Mandalay (S. 151) haben auch die Expreßdampfer meist einen Tag Aufenthalt; dann Weiterfahrt auf dem Irawaddy, vorbei an den Pagoden und Ruinen von Amarapura (S. 153) und Ava (S. 153) l. und Sagaing (S. 153) r.—Erste Anlegestelle ist l. in Myingyan (74 m), einer großen Baumwollenhandelsstadt, die durch Zweigbahn mit der Hauptlinie Rangoon-Mandalay verbunden ist. Zwischen Myingyan und Nyaungu mündet von r. der Chindwin, der größte Nebenfluß, der ebenfalls für Dampfer schiffbar ist. In Nyaungu (Regierungs-Bungalow) schiffen sich die Reisenden für Pagan aus.
*Pagan, am l. Ufer des Irawaddy, alte heilige Hauptstadt von Birma vom 5.-13. Jahrh., mit vielen Tempelruinen, deren jetzt noch etwa tausend vorhanden sind, darunter das älteste Denkmal indischen Stils, die *Kyaukku Onhmiu-Pagode, mit reicher und sehr grotesker Ausschmückung und fast arischem Buddhabildnis. Ebenfalls aus grünlichem Sandstein ist der Maunha-Palast erbaut, der im Thronsaal feine Schnitzereien zeigt. Die zahlreichen Pagoden in Pagan weisen andre Bauart auf als in Niederbirma; sehenswert sind die *Ananda-, Sinbinthayaung-, Gaudapallin- und Thapinyu-Pagoden aus dem 11. und 12. Jahrh. Man besteige die Terrasse einer der höchsten Pagoden, um die Trümmerstadt Pagan zu überblicken. (NB. Zur Besichtigung von Pagan und Benutzung des Regierungs-Bungalows in Nyaungu ist die Erlaubnis des Deputy Commissioner in Myingyan erforderlich!)— Ungefähr 50 km wsw. von Pagan erhebt sich der Vulkan Popa etwa 1400 m über die Irawaddy-Ebene.
Beim Anlegeplatz Yenangyaung (l. Ufer) sind die wichtigen Petroleumquellen der Burma Oil Co.; das Petroleum wird durch eine Röhrenleitung direkt in die Schiffe geführt. Die Flußufer zeigen auffällige fossile Baumstämme am Grund. In hübscher Landschaft die Stadt Minbu (r.); einige Minuten vom Landungsplatz liegen Schlammvulkane. Dann folgt r. Minhla, alte befestigte Grenzstadt; von hier bis etwa 160 km weiter abwärts durchläuft der Irawaddy dicht bewaldetes Hügelland, das stellenweise an die Rheinufer erinnert. In schönster Landschaft liegt am l. Ufer, am Fuße schöner Hügel,
Prome, schon vor Christi Geburt Hauptstadt eines großen Königreichs, mit etwa 27000 Einw.; Eisenbahn nach Rangoon. Die größte Pagode in Prome, die Shwe Sando, erhebt sich auf einem Hügel etwa 300 m sw. vom Bahnhof; sie ist völlig vergoldet und etwa 55 m hoch und umgeben von 83 kleinen vergoldeten Tempeln; am Eingang zwei Löwenungeheuer. Ebenfalls sehenswert sind die Shwe Mokto- und Shwe Bongan-Pagode, letztere am rechten Ufer. Etwa 10 km östl. von Prome die Ruinen der alten Stadt Sirikhetra, jetzt Yathemyo genannt, und etwa 25 km südl. von Prome die Shwe Nattaung-Pagode auf einer Anhöhe. —Flußabwärts von Prome bei Thomboo ein hoher, senkrechter Uferfelsen, der reich mit Buddhabildern in Nischen versehen und von einer Pagode gekrönt ist.—Der Dampfer passiert die Städte Myanoung, Henzada, Donabew; bei Yandoon beginnt das Delta des Irawaddy, die Gegend ist ganz flach und reich bebaut; reichster Ort ist Maubin.

[S. 155]

In der Mündung des To-Flusses (oder China Bakir) biegt der Dampfer in Sicht der offenen See scharf nach l. in den Bassein Creek, durch den man nach kurzer Fahrt in den Rangoon-Fluß und zur Mandalay Wharf in Rangoon gelangt.
Eisenbahn Prome-Rangoon (259 km, in 10 St. für I. Kl. 12 Rup. 9 annas, II. 7 Rup. 83/4 annas) Schnellzug ab Prome abds. über (84 M) Letpadan Junction, Bahnwirtschaft [Zweigbahn r. nach (115 M) Bassein, wichtiger Seehafen für die Reisausfuhr, in ungesunder Lage am Bassein-Flusse, mit 30000 Einw.; deutsches Konsulat; sehr alte Shwe Mudo-Pagode] nach (161 M) Rangoon (S. 145).


8. Von Colombo über Penang nach Singapore. Sumatra.

Vgl. beifolgende Karte »Hinterindien«.

Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd alle 14 Tage von Colombo in 6 Tagen über Penang (etwa 5 St. Aufenthalt) nach Singapore. Fahrpreise: Colombo-Penang I. Kl. 2141/2, II. 165 Rup., Colombo-Singapore I. Kl. 2741/2, II. 1811/2 Rup. Rückfahrkarte 11/2facher Preis.—Österreichischer Lloyd einmal monatl. von Colombo über Penang in 8 Tagen nach Singapore. Fahrpreise: Colombo-Penang Salonklasse 110 Rup., Colombo-Singapore Salonklasse 132 Rup.—Messageries Maritimes alle 14 Tage von Colombo direkt nach Singapore; Peninsular and Oriental Steam Nav. Co., ebenso. Stoomvaart-Maatschappij Nederland alle 14 Tage von Suez (in 14 Tagen) über Sabang (in 3 Tagen) nach Singapore (in 17 Tagen von Suez).— British India Steam Nav. Co. von Calcutta (S. 134), Madras (S. 100) und Rangoon (S. 145) über Penang nach Singapore.

Von Colombo (S. 110) geht der Dampfer zunächst an der Südküste von Ceylon entlang, nahe an Point de Galle (S. 125) vorbei, läuft dann an der Südseite des Golfs von Bengalen, auf 6° nördl. Br. entlang, östl. auf Atchin Head (seemännischer Name der Nordspitze der Insel Sumatra) zu, wobei auch die südlichste Insel der Nikobaren, Groß-Nikobar, meist nicht in Sicht kommt. Auf der kleinen Insel Poeloe Weh, die einen guten Leuchtturm trägt und dichtbewaldete Hügel zeigt, liegt mitten in tropischem Urwald der wichtige niederländische Kohlenhafen Sabang (S. 158), der von mehreren niederländischen Dampferlinien regelmäßig besucht wird; in der Nähe sind noch mehrere kleinere Inseln dem gebirgigen Nordende Sumatras vorgelagert, dessen 1726 m hoher kegelförmiger Goldberg (Seulawai Agam) weithin sichtbar ist.—Der Kurs bleibt auch weiterhin östl., bis die Insel Penang in Sicht kommt, die auf etwa 51/2° nördl. Br. 5 km vor der Küste der Halbinsel Malakka liegt und den Nordeingang in die Malakkastraße bezeichnet; sie liegt 1268 Seem. von Colombo, 360 Seem. von Singapore.

Straits Settlements sind die englischen Niederlassungen an der Straße von Malakka, die eine Kronkolonie mit etwa 1 Mill. Einw. bilden; es sind: Penang mit Wellesley, Dindings, Malacca und Singapore; dazu eine Anzahl malaiische Schutzstaaten (the Federated Malay States), nämlich Perak, Selángor, Negri Sembilan und Pahang, deren Sultane durch englische Residenten überwacht werden, sowie fünf andre Malaienstaaten: Kedah, Kelantan, Trengganu, Johor und Perlis, deren Sultane durch englische Ratgeber (Adviser) beeinflußt werden. Sehr viele Chinesen wandern in die »Straits« ein, um sich als fleißige Arbeiter und tüchtige Geschäftsleute meist schnell zu bereichern.
Gewonnen wird Kaffee, Zucker, Pfeffer, Zinn und Zinnerz, Bauholz, Tapioka, Sago, Rohgummi, Kopra, Gold etc., Gesamthandel 1909: 14,3 Mill. £. Regierungseinnahmen 2,9 Mill. £

Hinterindien. Hinterindien.

[S. 156]

Penang (Georgetown).

Ankunft zur See. Die schöne, mit Wald und Palmen bewachsene, bis 834 m hohe Insel Penang (Prince of Wales Island) umsteuert der Dampfer, um zwischen der Insel und dem Festland auf der Reede zu ankern oder, während der Sumatra-Tabakernte (Dezember bis März), am Kai festzumachen. An der Malakkaküste ist flacher Strand mit Palmenwald, dahinter erheben sich mehrere Bergketten, darunter der Kedah Peak; dieses Gebiet ist die ebenfalls englische Provinz Wellesley und der Malaienstaat Kedah. Die Dampfer halten meist nur 5 St., im Dezember bis März länger (bis 12); man erkundige sich genau nach der Abfahrtszeit, ehe man mit dem Tender des Nordd. Lloyd (Überfahrt frei) oder mit Sampan an Land fährt (einfache Fahrt 10 cents). Penang ist Freihafen, daher keine Zollbelästigung; Spirituosen einzuführen ist verboten.
Gasthöfe: Eastern and Oriental Hotel, in guter Lage am Strande, Farqhar Street 10.—Raffles Hotel, mit Restaurant;—Crag Hotel;Sea View Hotel;Hôtel de l'Europe;Runnymede Hotel; in allen Pens. von 8 Rup. an.—Post u. Tel.—Kabel nach Medan, Madras, Bangkok und Singapore.— Wagen: Tikka gharries oder Hackney Carriages.—Rikschas.Elektrische Straßenbahn.
Dampfer (vgl. S. 155): Norddeutscher Lloyd (Agent: Behn, Meyer & Co. Ltd., Tel.-Adresse: Nordlloyd Penang). —Österreichischer Lloyd (Agent: Schmidt, Küstermann & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano Penang«).—Stoomvaart Mij. Nederland und Koninkl. Paketvaart Mij. (Agent: Hüttenbach, Liebert & Co.); Messageries Maritimes (Agent: Boustead & Co.); Peninsular & Oriental Co. (Agent: Gilfillan, Wood & Co.); British India Steam Nav. Co. (Agent: Hüttenbach, Liebert & Co.). —Ortszeit. Penang rechnet nach der Zeit von Singapore.
Eisenbahn s. S. 161.
Geld: vgl. S. 167.—Banken: Hongkong & Shanghai Banking Corporation;Nederlandsche Handels-Maatschappij. Beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. —Chartered Bank of India, Australia & China. Beide letztere Korrespondenten der Deutschen Bank.—Sprache: vgl. S. 167.— Konsulate: Deutsches Reich, Vizekonsulat (Behn, Meyer & Co.) in der Office des Nordd. Lloyd.—Zeitungen: »Pinang Gazette«; »Straits Echo«.
Das Klima ist tropisch heiß, im Mittel etwa 27° C, doch bis 33° und mehr, morgens kühl bis 16°; auf den Bergen im Mittel 21° C. Der Niederschlag ist groß, Dezember bis März sind verhältnismäßig trocken, im Sommer zwei Regenzeiten, die kleinere im Mai, die Hauptregenzeit von August bis Oktober.

Penang (Pulu Pinang = Insel der Betelpalme), von den Engländern Georgetown getauft, Stadt mit etwa 150000 Einw. (meist Chinesen, Klings [Arbeiter aus Vorderindien] und Malaien), gehört seit 1785 den Engländern, liegt auf 5° 25' nördl. Br., hat saubere Straßen, auch im Chinesenviertel, und ein feines europäisches Villenviertel mit prächtigen Gärten am Race Course und am Hafen; dort liegt das Postamt mit großer Halle sowie das alte Fort mit Signalstation. Sehenswert sind die Markthallen und Beach Street; in Chulia Street und Campbell Street sind Teehäuser und ein chinesisches Theater. Penang hat lebhaften Handel und starke Zinn-und Sago-Ausfuhr. 1910 liefen 2355 Schiffe mit 2956000 Reg.-Ton. in den Hafen ein.— Rundfahrt nach dem *Botanischen Garten mit Wagen von Downing Street l. an der Schule vorbei durch schattige Straßen des Villenviertels zur Northam Road, dann am Rennplatz vorbei, [S. 157] durch M'calister Road, Sepoy Lines zum Eingang des Gartens, der zwar klein, aber vorzüglich gepflegt und mit seltenen, üppigen Pflanzen bestellt ist. Er liegt etwa 5 km vom Hafen in einem von hohen Felsen umgebenen Talkessel; ein hoher Wasserfall bewässert ihn. In reizvollen Gruppen findet man zahlreiche seltene Tropenpflanzen, insbesondere prächtige Orchideen, Gewürznelkenbäume (Caryophyllus aromaticus), Farne, Ravenala (Baum der Reisenden aus Madagaskar) u. a.—Neben dem Eingange zum Garten führt ein teilweise steiler Weg auf den *Crag Hill, von dessen Gipfel (834 m) *Aussicht über die Insel, den Hafen und das Meer; der Weg ist bis zum Fuße des Hügels 5 km, der Aufstieg 7 km lang; Tragstühle erhält man am Fuß des Hügels; Auf-und Abstieg im Tragstuhl 4 St. (eine Bahn hinauf ist im Bau). Auf dem Gipfel das Crag Sanitarium (Hotel; kleine Zimmer, gute Verpflegung). Man sollte den Aufstieg, wenn man irgend Zeit hat, nicht unterlassen.—Auch ein Besuch des *Großen chinesischen Tempels in Ayer Itam (am Endpunkte der elektrischen Straßenbahn) ist sehr zu empfehlen; Führung durch den Priester, der auch Erfrischungen anbietet; man gebe Tempelspende (1 $). Ein längerer Aufenthalt (etwa eine Woche) auf der landschaftlich sehr schönen Insel Penang, die etwa halb so groß ist wie der Bodensee, ist sehr genußreich.—Fortsetzung der Route s. S. 160.

Seitentour Penang-Sumatra.

1) Anschlußdampfer des Norddeutschen Lloyd von Penang dreimal in 14 Tagen, sw. die Malakkastraße querend, nach Belawan (Deli) in 16 St.—Außerdem Dampfer der Koninklijke Paketvaart Maatschappij (Fahrpläne veränderlich).

Sumatra ist die zweitgrößte der Sundainseln. Bei einer Längserstreckung von 1650 km (= Kopenhagen-Neapel) ist es mit den benachbarten kleinern Inseln etwa so groß wie die vier deutschen Königreiche zusammengenommen. Den Westteil der Insel durchzieht ein landschaftlich schönes Gebirge, das als die Fortsetzung des westbirmanischen Küstengebirges und des Inselbogens der Andamanen und Nikobaren gilt und von einer Anzahl zum Teil noch tätiger Vulkankegel überragt wird. Der Ostteil der Insel wird von einem vielfach sumpfigen und ungesunden Flachland eingenommen. —Das Klima ist rein tropisch (der Äquator durchschneidet die Mitte der Insel), die Temperatur äußerst gleichmäßig, die Westseite noch bedeutend regenreicher als die Ostseite. Keine Jahreszeit kann als trocken bezeichnet werden, doch hat die Nord-und Ostküste vorwiegend Herbst-und Winterregen, während an der Westküste Höhepunkte des Niederschlags auf den April und den Oktober bis November fallen; Februar und Juli sind auf der ganzen Insel relativ trocken.—Die Vegetation ist von echt tropischer Üppigkeit, doch ist das Waldkleid des Gebirges bei weitem nicht so lückenlos, wie man es bei den hohen Niederschlägen erwarten sollte; große Flächen sind von Savannen eingenommen, die zum Teil vielleicht erst dem Menschen, der den Urwald rodete, ihre Entstehung verdanken. Das östl. Tiefland ist dagegen, soweit nicht sumpfig, großenteils von Urwald eingenommen, da das ungesunde Klima eine stärkere Besiedelung nicht gestattet.—Die Tierwelt ist sehr reich und der des hinterindischen Festlands so nahe verwandt, daß die Abtrennung von ihm erst in ganz junger geologischer Vergangenheit erfolgt sein kann. Nashorn, Elefant und Tiger sind vorhanden, dazu der Orang-Utan und zwei andre große Affenarten (Gibbons), Halbaffen (Makis), Tapir, Argusfasan und viele andre, weniger hervortretende. —Bewohner der Insel sind die Malaien, deren auf Pfählen errichtete Dörfer (Kampongs) überall zwischen Reis-und Baumwollfeldern sich verstecken.

[S. 158]

Daneben gibt es noch Reste älterer Bevölkerungsschichten, wie die Bataker, die noch ein reines Naturvolk sind.—Die wichtigsten Welthandelsprodukte sind Tabak und Kaffee, von denen der erstere im östl. Flachlande, der letztere im westl. Gebirgsland am besten gedeiht. Die beiden unten beschriebenen Routen führen nach dem Bezirke des besten Tabaks (Delideckblattabak) und des besten Kaffees (um Medan in den Padangschen Hochlanden). Daneben liefert die Insel noch zahlreiche wertvolle Wald-und Bodenprodukte, vor allem Kohle und Petroleum. Sumatra beginnt erst seit kurzer Zeit einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung zu nehmen, da die Holländer, denen es gehört, lange Zeit ihre Haupttätigkeit dem benachbarten Java zuwandten und bis in die letzte Zeit hinein sich mit den ungebärdigen Gebirgsstämmen des Nordteils der Insel, des Malaienstaates Atjeh, in blutigen und kostspieligen Guerillakämpfen herumschlagen mußten. Nachdem Atjeh jetzt unterworfen ist, wird es rasch ein wertvolles Plantagengebiet werden, doch ist die Insel dem Touristenverkehr noch fast nicht erschlossen.
Hand Für Reisen auf Sumatra ist Erlaubniskarte nötig, die vom Justizdepartement ausgestellt wird und durch das deutsche Konsulat zu beschaffen ist.

Belawan-Deli, der Hafen von Deli, liegt Penang gegenüber an der flachen Nordküste Sumatras, an der Mündung des Koeala Belawan, dessen Ufer mit Mangroven bewachsen sind. Nur kleine Dampfer können über die Barre und ankern dicht beim Bahnhof der Delibahn; Zollamt auf der Landungsbrücke. Übernachten in Belawan ist wegen Malariagefahr ungesund; man fahre 1/2 St. mit der Bahn nach Kampong Besar, wo der Agent des Norddeutschen Lloyd zuvorkommend für Unterkunft sorgt. Die Europäer wohnen meist in Laboean Deli und Medan. Der Zug fährt bald nach Ankunft des Dampfers in etwa 2 St. über die 380 m lange Brücke über den Fluß und durch Tabakfelder hindurch nach (etwa 20 km)

Medan (Orange Hotel; Medan Hotel; PT; Klub: De Witte Sociëteit), Hauptstadt des Residenten der Ostküste von Sumatra und eines eingebornen Sultans, mit etwa 15000 Einw. Große chinesische und andre Geschäfte, Hauptort der Tabakausfuhr. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij, Korr. der Deutschen Bank und der Berliner Disconto-Gesellschaft. Deutsches Konsulat (Konsul Karl Hick). Mehrere Bahnlinien führen ins Innere des Ostküstengebiets von Sumatra. Sehenswert ist der Palast des Sultans und der chinesische Tempel. Die sehenswerten Tabakpflanzungen der Deli-Maatschappij werden meist mit chinesischen Kulis bearbeitet. Die Tabakblätter erfahren eine außerordentlich umständliche und sorgfältige Behandlung, bis aus ihnen die vortrefflichen Delideckblätter entstanden sind. Im Gebirge kann man die Batak-Stämme (s. oben) kennen lernen und hat Gelegenheit zu Jagden auf Elefanten, Tiger etc.

2) Dampfer des Rotterdamsche Lloyd fahren alle 14 Tage über Marseille, Port Said, Suez in 20 Tagen direkt nach Padang.—Die Stoomvaart Maatschappij Nederland alle 14 Tage von Genua in 20 Tagen direkt nach Sabang, Singapore, Batavia. In Sabang direkter Anschluß an die Dampfer der Koninklijke Paketvaart Maatschappij, die alle 14 Tage im Anschluß an die Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd von Penang über Sabang nach Padang in 7 Tagen fahren.

Der Dampfer fährt von Sabang (S. 155) längs der gebirgigen, landschaftlich [S. 159] sehr schönen Westküste Sumatras, läuft unterwegs mehrere unbedeutende Hafenplätze an, passiert nun den Äquator (S. 191) und steuert dann in die von felsigen Hügeln umgebene Koninginnen-Bai (unter etwa 1° südl. Breite), deren Ufer dicht bewaldet sind und malerische Dörfer (Kampongs) zeigen. Dann legt der Dampfer an den schönen Kais im Emmahaven dicht am Bahnhof (mit Bahnwirtschaft) an; alle 2 St. fährt ein Zug in 17 Min. für 1/4 Fl. auf 100 m langer Brücke über den Padangfluß nach

Padang (Oranje Hotel, Pens. 5-6 Fl.), Hauptstadt des niederländischen Gouvernements Westküste von Sumatra, in flacher Gegend an der Mündung des Padangflusses. Diese älteste Niederlassung der Niederländer auf der Insel (seit 1666) ist Sitz der obersten Zivil- und Militärbehörden, eines deutschen Konsuls (Joh. Schild) und vornehmster Ausfuhrplatz für die reichen Produkte (Kaffee, Stuhlrohr, Zimt, Muskatnüsse, Gummi, Benzoe, Häute, Kopra, Tabak, Gambir) der Westhälfte von Sumatra, mit 47607 Einw., darunter 5103 Chinesen, 1784 Europäer. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Padang ist mit den Hafenplätzen Emmahaven und Pulu Ajer sowie mit dem Hochlande durch Staatsbahn verbunden. Das Europäerviertel ist eine ruhige, anmutige Gartenstadt mit angenehmem Klubleben (zwei Sociëteiten). Die Besteigung des nahen Affenbergs (Goenoeng' Monjet) bietet schöne *Aussicht auf die Stadt und das Meer.

Ausflug ins Padangsche Oberland mit dem »Staats Spoorweg« (teilweise Zahnradbahn) zunächst durch reich mit Reisfeldern, Bananenpflanzungen und Kokospalmen bebaute Ebene (zuletzt ansteigend) bis Kajoe-Tanam (143 m), von da (mit Zahnradhilfe) durch die prachtvolle Schlucht Anei-Kloof von 15 km Länge (das tropische Gegenstück zur Gotthardstraße von Göschenen nach Andermatt!); l. Ausblick auf die Vulkanriesen Tandikat (2438 m) und Singgalang (2877 m), r. auf den Ambatjang (959 m); l. der 25 m hohe Ajer-Mantjoer-Wasserfall. Auf dem Hochland sieht man den Merapi (s. unten) vor sich; vorbei an vielen Kampongs, mit zierlichen Reisscheunen (rankiang) seltsamer Bauart, gelangt man nach 4 St. Fahrt nach
Padang-Pandjang (Hotel Merapi, klein, aber gut) am Knotenpunkt der Bahn (man lasse sich in den sehr angenehmen Militärklub einführen).
Von Padang-Pandjang führt die Zahnradbahn, 19 km, in 11/4 St. am Vulkan Merapi (s. unten) vorbei nach Fort de Kock (921 m; Sawah-Hotel, 2 Min. vom Bahnhof), Hauptort des Padangschen Oberlands; von hier beste Gelegenheit zu vielen lohnenden Ausflügen: zum interessanten Malaiendorf Kota-Gedang; zum Wasserfall von Soengei-Poear, am Hange des Merapi; zu den Grotten von Kamang, 12 km vom Fort de Kock; mit Karre nach dem frischen Schwimmbad (41/2 km) Soengei Tanang.—*Schöner Tagesausflug vom Fort de Kock über Simpang nach (18 km) Matoer (Rasthaus), von da mit Karre nach Padang-Galanggang, hier prächtiger Ausblick auf den *Manindjau-See. Zurück durch das seltsame *Karbouwengat nach (15 km) Fort de Kock.—Zur Besteigung des noch tätigen Vulkans *Merapi (2891 m) fährt man mit Karre (bendy) am besten von Fort de Kock 1 Uhr Nm. in 4 St. über Soengei-Poear zum Rasthaus Pagolèan (1800 m), dort übernachten. Früh 5 Uhr Aufstieg steil in 21/2 St. zum Krater (Kapoendan). Oben kalter Wind! Prächtige *Aussicht frühmorgens, sonst meist bewölkt.
Von Fort de Kock mit der Bahn oder durch schönere Landschaft mit Karre (7 Fl.) nach Paja-Kombo (kleiner, guter Gasthof, Ankunft telephonisch von Fort de Kock melden!); der *Markt hier So. früh ist berühmt (malaiische Waffen, Kleider, Schmucksachen), noch berühmter die Schönheit der Frauen des Ortes. Von hier mit Karre für 3 Fl. in etwa 2 St. zu dem riesigen Wasserfall *Batang-Harau. Schöne Wege auch nach Fort van der Capellen.

[S. 160]

Von Padang-Pandjang (s. oben) führt die Bahn längs des Nordufers des 21 km langen, schönen Bergsees Singkarah in etwa 4 St. nach Solok (387 m; einfacher Gasthof); von hier durch abwechselungsreiche prächtige Berglandschaft in das Tal von Sawah-Loentoe, Bahnfahrt etwa 11/2 St.; Besichtigung der mit javanischen und malaiischen Kulis und Sträflingen betriebenen Oembilin-Kohlengruben, wo täglich bis 1000 Ton. gefördert werden. Alle Ausflüge in das kühle Hochland von Padang sind von unvergleichlichem Reiz.

Von Padang nach Batavia.
Mit Dampfern des »Rotterdamsche Lloyd« und der »Koninklijke Paketvaart Mij.« über Benkoelen und vorbei an der vulkanischen Insel Krakatau (Poeloe Rakata), die bei einem Ausbruch durch eine gewaltige Explosion am 27. Aug. 1883 zum größern Teil vernichtet wurde, während durch die Auswurfmassen die umliegenden Küsten und Fahrwasser verändert, durch eine gewaltige Flutwelle etwa 40000 Menschen getötet, Schiffe hoch ins Land hinein geworfen wurden etc.
Die Explosion war das in seinen Wirkungen am weitesten reichende vulkanische Ereignis, das jemals bekannt geworden ist. Sie wurde wahrscheinlich dadurch hervorgerufen, daß Meerwasser in das Innere des durch vorhergehende Eruptionen teilweise ausgeräumten Magmaherdes Zutritt fand und sich durch die hier herrschende hohe Temperatur in Dampf verwandelte. Die Wirkungen waren furchtbar. Eine in der nähern Umgebung der Explosionsstelle bis zu 30 m hohe Meeresflutwelle verwüstete die Küsten der umliegenden Inseln, namentlich Javas und Sumatras, wurde aber an allen Küsten des Indischen Ozeans und sogar noch an der Westküste Nordamerikas (San Francisco) und stellenweise am Atlantischen Ozean wahrgenommen. Der Schall der Explosion drang bis nach Ceylon, Saigon, Neuguinea und Australien. Ungeheure Massen von Asche (zerstäubte Lava) und Bimsstein wurden ausgeworfen und bedeckten nach dem Niederfallen eine Fläche größer als das Deutsche Reich; die feinsten Staubteilchen wurden bis zu 60 km Höhe emporgeschleudert und von Luftströmungen um die ganze Erde herumgeführt, überall Monate hindurch merkwürdige optische Erscheinungen— Blaufärbung der Sonne, den »Bishopschen Ring« um diese und prachtvolle Dämmerungserscheinungen—hervorrufend. Die durch die Explosion erzeugten Luftwellen umkreisten mehrmals die ganze Erde, wozu sie jedesmal etwa 36 St. brauchten. Jetzt sieht die zersprengte Kraterinsel wie eine Haifischflosse aus, schroff abstürzend nach einer Seite und hier einen prächtigen Durchschnitt durch einen Vulkanberg zeigend, soweit nicht die Vegetation schon wieder davon Besitz genommen hat.
Nach Passieren der Insel Krakatau läuft der Dampfer nun durch die Sundastraße nahe an der Insel Dwars in den Weg vorbei um die NW.-Ecke Javas, die Sankt Nikolaas-Huk, ostwärts längs der Küste und an kleinen grünen Inseln vorbei nach Batavia (S. 195).

Von Penang nach Singapore.

A. Über See.

Der Dampfer (S. 155) fährt in Sicht der Küste von Malakka anfangs mit südlichem, dann südöstlichem Kurs vorbei an den kleinen Häfen Port Weld (S. 163), Telok Anson (S. 164), Port Swettenham (S. 165), Port Dickson (S. 165) und Malacca Town (S. 165), die alle Bahnanschluß nach dem Innern haben, zur Verschiffung von Gummi [S. 161] und Zinn.—Die Fahrt durch den südlichen, engsten Teil der Malakkastraße, The Straits, führt zwischen Korallenriffen und Koralleninseln vorbei am Kap Tanjong Bulus, dem südlichsten Punkte des asiatischen Festlandes, und nördl. von den größern, zum Teil vulkanischen Riouw-Inseln nach Singapore (S. 166).

B. Über Land (vgl. die Karte S. 162).

Eisenbahn. Mit der Federated Malay States Railway tägl. 8 Uhr früh von Penang in 23 St. für I. Kl. $29,83 nach (465 M) Singapore; Schlaf-und Speisewagen (F. 75 c., Tiffin 1, Dinn. $1,50) im Zuge; Freigepäck 133 Pfund engl.; man achte auf richtige Abfertigung des Gepäcks.
Die Bahnfahrt gibt Gelegenheit, die landschaftlich sehr schöne, noch wenig bereiste Halbinsel Malakka mit ihren großartigen Zinngruben und Gummiplantagen kennen zu lernen. Man sollte 10-14 Tage für die lohnende und interessante Tour verwenden. Moskitonetz mitnehmen!
Der Westteil dor Malaiischen Halbinsel (Malakka) ist der Typus eines Tropenlandes, reich befeuchtet durch den Südwestmonsun, mit hoher, äußerst gleichmäßiger Temperatur und entsprechend üppigem Pflanzenkleid. Ein dichtbewaldetes Gebirge mit nordsüdl. verlaufenden Bergketten durchzieht die Halbinsel, erreicht aber nicht sehr große Höhen. Als höchste Erhebung gilt der 2172 m hohe Kerbau, den man am 2. Tage der unten beschriebenen Fahrt durch die Halbinsel etwa 50 km östl. läßt. Das Gebirge enthält mit die größten Zinnlagerstätten der Erde. Zinnerz bildet denn auch den Hauptausfuhrgegenstand der Halbinsel, daneben Waldprodukte, vor allem Guttapercha (auch schon aus Pflanzungen gewonnen) und Kopal, sowie Gewürze.—Die Bevölkerung ist, wie in ganz Hinterindien, stark gemischt, doch überwiegt in den heutigen Bewohnern der niedrigem Landesteile der malaiische Einschlag bei weitem, während in den entlegenem Gebirgsgegenden noch Naturvölker hausen, wie vor allem der Stamm der blasrohrbewaffneten Sakei (S. 164). Die Städte bergen noch zahlreiche Bauwerke, die unter dem Einfluß altindischer, brahmanischer Kultur entstanden sind; umgekehrt findet jetzt in immer stärkerm Maße chinesische Einwanderung statt.—In den unten angeführten malaiischen Ortsnamen bedeutet Bukit Berg, Gunong Gebirge, Kuala Mündung, Pulo Insel.
Zeiteinteilung für 9 Tage: 1. Tag: früh ab Penang, Fahrt unterbrechen (3 St.) in Taiping, dann nach Kuala Kangsar;—2. Tag: nach Ipoh; —3. Tag: nach Kuala Kubu;—4. Tag: nach Kuala Lipis;—5. Tag: nach Kuala Lumpur;—6. Tag: Kuala Lumpur;—7. Tag: über Seremban nach Kuala Pilah und zurück nach Seremban;—8. Tag: nach Port Dickson, zurück über Seremban nach Malacca Town;—9. Tag: nach Singapore.

Von Station Penang (S. 156) fährt eine Dampfbarkasse der Bahngesellschaft von der Fahrkartenausgabe am Hafen (wo auch Gepäckannahme) in 1/2 St. zur Festlandstation Prai. Von hier geht nun die Bahn durch Reisfelder, Zuckerpflanzungen etc. über die englische Grenzstation (25 M) Parit Buntar (Rasthaus, tägl. $1,50, Verpflegung $2,50), durch die künstlich bewässerte, fruchtbare Ebene des Krian-Distrikts im Staat Perak bis (34 M) Bagan Serai (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), hier Oktober bis März früh und abends Gelegenheit zur Schnepfenjagd; weiter über Bukit Merah, wo die Bahn durch einen Hügel schneidet und ein Bewässerungs-Staubecken kreuzt, durch hügeliges Land vorbei an den größten (von über 4000 Chinesen bedienten) offenen Zinngruben der Erde, zwischen Krian Road Station und (53 M) Kamunting nach (56 M) Taiping (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), einer der malerischsten Malaienstädte, mit schattigen Straßen voller gelb blühender Angsena-Bämne (Pterocarpus indicus), einem englischen und einem chinesischen Viertel.

[S. 162]

Penang-Singapore. Penang-Singapore.

Auf einem Hügel das Haus des britischen Residenten für Perak, oberhalb der roten Gebäude des Staatsgefängnisses und nicht weit von dem weißen *Museum (Perak State Museum) mit sehenswerten zoologischen, geologischen und ethnographischen Sammlungen der Malaiischen Halbinsel. Nahe dem Sportplatz (Recreation Ground) mit zwei Klubhäusern (Perak Club und New Club) liegt ein sehr schöner öffentlicher Garten mit See, in der Nähe ein schöner Wasserfall. Vom Schießplatz der malaiischen Garnison führt ein guter Weg am Teegarten-Bungalow vorbei durch Dschungeln auf den *Larut-Hügel, mit schönen Ausblicken [S. 163] auf die Perak-Landschaft; auf dem Gipfel sieben Bungalows. —Schwierig und unsicher ist von da der Aufstieg zum Gunong Hijan (1448 m), der weite Aussicht bieten soll (man erkundige sich vorher und nehme Führer mit). Für Ärzte ist das Eingebornen- Krankenhaus beim Bahnhof sehenswert.

Zweigbahn von Taiping über (7 M) Matang Fort, das im britischen Perak- Feldzug 1876 Hauptstützpunkt war, nach (11 M) Port Weld, Seehafen für kleine Dampfer am Sungi Sengar Besar, wo Zinn aus-und Reis eingeführt wird; tägl. Dampfer nach Penang.

Die Hauptlinie führt von Taiping durch schöne Hügellandschaft über Bukit Gantang mit Fortruine (Umgegend reich an Tigern), steigt dann durch mehrere Tunnels auf die Höhe eines Passes und über eine eiserne Brücke mit schönem Ausblick auf die hohen Felsen von Gunong Pontok, deren Höhlen die schwarze Ziegenantilope bewohnt, über (71 M) Padang Rengas nach

(79 M) Kuala Kangsar (Rasthaus $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), Hauptstadt und Residenz des Sultans Idris von Perak (ein hochgebildeter Mohammedaner, ausgezeichneter Herrscher und Vater seines Landes) und des britischen High Commissioner der Verbündeten Malaienstaaten, am r. Ufer des Perak-Flusses, der die untere Stadt öfters überschwemmt; höher liegen die drei Paläste des Sultans, Regierungsgebäude und die Häuser der britischen Beamten sowie die malaiische Hochschule Malay College, nach dem Muster der Eton-Schule; ferner eine *Kunstschule (wo schöne Silberarbeiten etc. zu kaufen sind).

Empfehlenswerte Erfrischung ist ein Elefantenritt auf gutem Weg (5 km) nach einem flachen Wasserfall, wo man baden und dabei den Fall hinabgleiten kann. Menggelunchor nennen die Malaien diesen Sport (man bade nicht ohne Badehose oder ähnliches).—Beliebt sind Ausflüge mit Hausbooten von Kuala Kangsar auf dem Perak-Flusse stromab bis Telok Anson (S. 164); sie fordern aber mindestens 3-4 Tage (Hausbootmiete nach Übereinkunft, mit Hilfe des Distriktsoffiziers, sieben Mann Besatzung erhalten je 50 c. tägl., man gibt etwas Vorschuß zum Einkauf von Nahrung; ein Steuermann nach Übereinkunft; für Damen ist ein richtiges, geschlossenes Hausboot erforderlich). Moskitonetze u. Verpflegung, auch Getränke und Jagdgewehre sind mitzunehmen. Wegen der Krokodile sei man sehr vorsichtig beim Baden, befolge genau den Rat des malaiischen Steuermanns. Nachts ankert man meist mitten im Strom, um die Malariastechmücken (Anopheles) zu meiden. Unterwegs ist reichlich Jagdgelegenheit auf Schnepfen, Enten, Krokodile etc., am besten bei Parit, Bota und Pulau Tiga; Fischen mit malaiischen Netzen. Rückkehr von Telok Anson s. S. 164.

Die Bahn führt von Kuala Kangsar bei (83 M) Enggor zur Pontonbrücke über den Perak-Fluß, dann über (93 M) Sungei Siput und (101 M) Chemor nach

(111 M) Ipoh (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50, und ein Gasthof), aufblühende Handelsstadt im Kinta-Tal, gesund gelegen, Mittelpunkt der Zinngruben, deren Besichtigung sehenswert ist, da nach allen Systemen mit chinesischen Kulis und elektrischen Maschinen dort gearbeitet wird.—In der Umgebung, bei Gunong Rapat und Sungei Raia, schöne Kalksteinfelsen mit sehenswerten chinesischen Felsentempeln. In Ipoh originelle *malaiische, tamilische und chinesische Theater.—Im Kinta-Distrikt leben an den Abhängen [S. 164] des 2172 m hohen Gunong Kerbau, etwa 35 M östl. von Ipoh, die Sakei, ein Stamm scheuer Ureinwohner hellerer Hautfarbe, die noch lange Blasrohre (sumpit) mit vergifteten Bolzen benutzen und nackt in offenen Pfahlhütten leben.

Die Bahn führt von Ipoh über mehrere kleine Stationen nach (149 M) Tapah Road (Rasthaus); Zweigbahn nach (35 M) Telok Anson, einem Hafen für Zinnausfuhr am Perak-Fluß mit Küstendampferverkehr nach Penang und Singapore; Telegraph. Durch reich angebautes Plantagenland, dann durch dichte Dschungeln und Wälder mit tropischen Nutzhölzern über unbedeutende Stationen nach

(221 M) Kuala Kubu, kleiner, hübsch gelegener Malaienstadt im Staate Selangor.

Ausflug von hier mit Motoromnibus der Bahngesellschaft (vorausbestellen) auf guter Landstraße durch das malerische Gebirge und durch wilde Dschungeln über (44 M) Raub (Rasthaus) nach (ca. 60 M) Kuala Lipis (gutes Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 2,50), Hauptstadt des Staates Pahang am Jelai, Nebenfluß des Pahang-Flusses. Der Sultan residiert in Pekan (Rasthaus) an der Mündung des Pahang, wohin man von Kuala Lipis mit malaiischem Hausboot in etwa einer Woche gelangen kann. (Dieser ganze wilde und romantische Ausflug von Kuala Kubu quer durch die Halbinsel Malakka bis zum Südchinesischen Meer ist anstrengend und nicht ohne Gefahren, daher nicht für jeden Weltreisenden zu empfehlen! Er bietet aber Naturschönheiten und große Jagdgelegenheit seltener Art.)—Von Pekan ist zuweilen Gelegenheit, mit Küstendampfer nach Singapore zu gelangen, aber die Einschiffung ist bei Nordostmonsun (Oktober bis März) oft wegen hohen Seegangs auf der Barre der Flußmündung unmöglich; Rückkehr von Pekan über Land oder auf dem Fluß sehr langwierig; vielleicht kann man im Notfall über Kuantan (Rasthaus; Hafen im Bau) Dampfer erreichen oder mit Automobil auf der (zum Teil 1911 noch im Bau begriffenen) Straße nach Benta an der Straße Kuala Lipis-Kuala Kubu zurückkehren. (Man ziehe vor solchem Ausflug Erkundigung bei den englischen Behörden in Kuala Kangsar und Kuala Lipis ein.) Von Kuala Lipis mit Motoromnibus zurück nach Kuala Kubu.

Von Kuala Kubu führt die Bahn über (235 M) Serendah, (241 M) Rawang, Bahnhof für den Ort Bandar Baharu, und (254 M) Batu, lauter Minenstädte, nach

(259 M) *Kuala Lumpur (Station Hotel, neu, am Bahnhof, Pens. von $ 6 an, mit Restaurant; Empire Hotel und ein Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), Hauptstadt der Malaiischen Bundesstaaten mit etwa 35000 Einw., in schöner Lage, mit prächtigen Gärten im europäischen Viertel und verhältnismäßig kühlem Klima. Residenz des britischen »Resident General« der Malaiischen Bundesstaaten. Vor einem schönen öffentlichen Park mit See das Museum mit reichen zoologischen (besonders Vögel und Fische) und ethnographischen (besonders Tonwaren und Matten) Sammlungen. Kuala Lumpur ist für längern Erholungsaufenthalt geeignet, hat gute Basare, Hospital etc.—Ausflüge nach (26 km) Dusun Tua, einem Bungalow mit heißer Quelle in malerischer Landschaft an einem Fluß, wo man tropisches Tierleben beobachten kann (fliegende Eidechsen, fliegende Hunde, Affen etc.).

[S. 165]

Zweigbahn von Kuala Lumpur durch den mit Gummiplantagen bestandenen Klang-Distrikt nach (etwa 18 M) Klang (Rasthaus beim Bahnhof), Residenzstadt des Sultans von Selangor, Mittelpunkt des Gummihandels, durch ein Hügelfort mit britischer Garnison beherrscht, und von da nach (etwa 6 M) Port Swettenham (Rasthaus, Post und Tel.), dem modern ausgebauten wichtigsten Hafen für Küstendampfer zwischen Penang und Singapore, mit beträchtlichem Seeverkehr; Dampfer nach Penang und Singapore.

Von Kuala Lumpur weiter durch Gummiplantagen über (274 M) Kajang (Rasthaus), einem hübschen Dorf mit Zinngruben, nach (302 M) Seremban (Rasthaus), Hauptstadt des Malaienstaates Negri Sembilan, in ähnlich schöner Lage wie Kuala Lumpur, auch mit britischem Viertel.

Ausflug von Seremban mit Motoromnibus auf malerischem Weg über das Gebirge nach (24 M) Kuala Pilah (Rasthaus), Residenz des Yam Tuan von Sri Menanti, dessen *Palast (Astana) in einem prächtigen Seitental 8 km von Kuala Pilah liegt. Die Stadt Kuala Pilah liegt am Muar-Fluß und an einer Zweigbahn nach Gemas (S. 166); auf dem höchsten Hügel (*Aussicht) in der Stadt ist das Amtsgebäude des britischen Residenten; in der Hauptstraße der Stadt ein Standbild des ersten britischen Residenten, Martin Lister, von Chinesen gestiftet. Zurück mit Motoromnibus nach Seremban oder mit Wagen (Gharries) auf ebenfalls schönem Gebirgsweg nach Tampin (s. unten).
Zweigbahn von Seremban in 11/2 St. nach (etwa 22 M) Port Dickson (Rasthaus), auch Arang Arang genannt, Hafen für Küstendampfer, mit guter Seebadegelegenheit, beste Badezeit 51/4—61/4 Uhr Nm.; man übernachte im Port Dickson Sanitarium (Platz vorausbestellen), dicht am Badestrand.

Die Bahn führt von Seremban weiter durch gut bebaute Obstgärten und Reisfelder und stark bevölkerte, wohlhabende Malaiendörfer über Pedas, Rembau und Chengkau nach (334 M) Tampin (Rasthaus). Fortsetzung der Route S. 166.

Von hier Zweigbahn (22 M) nach

Malacca Town (Rasthaus am Bahnhof, dem Seebad am nächsten; andres Rasthaus an der Seeseite der Stadt), wichtiger Seestadt und Hauptausfuhrhafen der Malaienstaaten, mit etwa 95000 Einw. Malacca Town liegt auf 2° nördl. Br. und ist die älteste europäische Niederlassung auf der Halbinsel, 1511 von den Portugiesen unter Albuquerque begründet und zu einem wichtigen Gewürzhandelsplatz gemacht, 1641 von den Niederländern und 1795 von den Engländern erobert, dann 1818 zurückgegeben, aber 1824 gegen Benkoelen von den Niederländern wieder eingetauscht. Man trifft noch Nachkommen der Portugiesen sowie die portugiesische Kirche Nossa Senhora do Monte auf dem Gipfel des St. Pauls-Hügels, neben dem Leuchtturm am l. Ufer der Mündung des Malacca-Flusses. Der Hügel ist mit alten Festungswerken umgeben. Mehrere Brücken führen über den Fluß zu dem Stadtteil des r. Ufers. Malacca Town ist Sitz der Regierung des britischen Malacca-Territoriums (Teil der Kolonie Straits Settlements, vgl. S. 155). Am Fuß des St. Pauls-Hügels liegen Schulen (darunter die sehenswerte Chinesenhochschule des Dr. Morrison), Post und Telegraph, Gericht, Krankenhäuser etc.; sehenswert ist an der Seeseite Albuquerques Tor. Die Stadt ist ziemlich gesund, obgleich etwas wärmer als Singapore. —Etwa 8 km westl. von Malacca Town liegt der hübsche Badeort *Tanjong Kling (Regierungsbungalow, Erlaubnis zur Benutzung für Seebadezwecke erteilt die Public Works Office in Malacca Town). [S. 166] Malacca Town hat durch Inseln geschützte Reede; lebhafter Verkehr von Küstendampfern nach Penang, Port Swettenham, Port Dickson und Singapore.

Fortsetzung der Hauptroute. Von Tampin (S. 165) führt die Bahn über einige unbedeutende Stationen nach (364 M) Gemas, Grenzstation des Staates Negri Sembilan (Zweigbahn von Gemas im Betrieb über Rompin nach [22 M] Bahau, von da im Bau nach Temerloh im Staat Pahang; Zweigbahn von Bahau nach [12 M] Kuala Pilah [S. 165] im Betrieb), und durch Urwald und Dschungeln des Staates Johor über mehrere kleine Ortschaften nach (450 M) Johor Bharu (S. 169); von da Fährdampfer nach Woodlands (s. unten) und Bahn nach (465 M) Singapore.

Singapore.

Vgl. beifolgenden Plan.

Ankunft. Die Ansteuerung des Hafens ist wegen vieler gefährlicher Riffe und Bänke vor der Hafeneinfahrt schwierig; Handelsdampfer laufen zum Teil, die Reichspostdampfer stets in den engen Hafen innerhalb der Inseln und machen meist am Tanjong Pagar-Kai dicht am Lande fest. Am Landungsplatze stehen europäische und malaiische Diener von allen Gasthöfen sowie reichliche Fahrgelegenheiten (Wagen und Rikschas, auch elektr. Straßenbahn). Fahrt bis zur Stadt etwa 20 Min. Keine Zolluntersuchung, aber Waffen dürfen ohne Polizei-Erlaubnis nicht eingeführt werden!
Gasthöfe: Raffles' Hotel, Beach Road 2, nahe der Esplanade, 130 Z. —Hôtel de l'Europe (Pl. 13), an der Esplanade, in besserer Lage. Küche in beiden mäßig, Pens. etwa $ 8.— Hotel Adelphi, Colman Street, 100 Z., Pens. von $ 5 an.—Hôtel de la Paix, Colman Street 3, 40 Z. $ 2-3, Tiffin 11/4, Dinn. 11/2, Pens. $ 6-8.—Hotel van Wijk Co. Ltd., Stamford Road 2, 80 Z. 2, F. 1, Lunch 1, Dinn. 1,50, Supp. 2, Pens. $ 5-6, Küche gelobt. —Die meisten Gasthöfe sind zugleich Restaurants.
Post (Pl. 18), an der Südseite der Cavanagh-Brücke neben der Börse. —Telegraph, Robinson Quai. Kabel führen nach Penang, Saigon, Labuan, Soerabaya und Batavia.—Wagen: Tikka gharries oder Hackney Carriages nach gedrucktem Tarif.—Rikschas ebenfalls mit fester Taxe.—Reitpferde zu haben.—Straßenbahnlinien (s. den Plan), auch von Europäern benutzt.—
Eisenbahn: Singapore & Kranji Railway (Bahnhof Tank Road), vom Landungsplatz der Postdampfer in 25 Min. mit Straßenbahn zum Bahnhof, von da in 11/4 St. bis zur Endstat. Woodlands (von wo Fährboot nach Johor mit Anschluß an die Federated Malay States Railway, S. 161).
Dampfer: Norddeutscher Lloyd (Agent: Behn, Meyer u. Co., Tel.-Adr. »Nordlloyd Singapore«): Reichspostdampfer alle 14 Tage nach Ostasien und Europa; Anschlußdampfer nach Bangkok und Deli sowie nach Britisch-Nordborneo, Makassar, Menado (auf Celebes), Süd-Philippinen und Neuguinea (über Batavia)—Koninklijke Paketvaart Maatschappij (Agent: J. Deandels & Co.): Anschlußdampfer an die deutschen Reichspostdampfer nach u. von Batavia, Samarang und Soerabaya. —Stoomvaart Maatschappij Nederland (Agent: J. Daendels & Co.) alle 14 Tage nach Batavia und nach Europa über Sabang.—Österreichischer Lloyd (Agent: Rautenberg, Schmidt & Co.), monatlich einmal nach Ostasien und Europa.—Messageries Maritimes (Agent: C. Tournaire; Telegrammadresse: »Messageries Singapore«) alle 14 Tage über Saigon nach Ostasien und über Colombo nach Europa; Anschlußdampfer nach Batavia. —Peninsular & Oriental Co. alle 14 Tage nach Ostasien und Europa, mit Anschlußlinien nach Java, Sumatra, Celebes u. a.—British India Steam Nav. Co. alle 14 Tage nach Vorderindien.

Singapore.

[S. 167]

Geld. Einheitsmünze ist der Straits-Dollar ($) = 2,40 Mark oder 2 sh. 4 d.; Silbermünzen außerdem zu 50, 20, 10, 5 cents. 1 $ = 100 cents. Außerdem Kupfergeld.—Banken: Deutsch-Asiatische Bank, Korr. sämtlicher deutschen Großbanken.—Hongkong & Shanghai Banking Corporation, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.—Chartered Bank of India, Australia & China.Nederlandsche Handels-Maatschappij. Beide letztere Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank.
Sprache ist malaiisch, die allgemeine Verkehrssprache Hinter-und Insulindiens.
Theater, malaiische sind besuchenswert.
Konsulate: Deutsches Reich, Generalkonsul Feindel, Vizekonsul Dr. Saunier. —Österreich-Ungarn, Dr. Erwin Ritter von Zach.—Deutscher Klub, sehr schön gelegen.
Polizeiamt: South Bridge Road und North Bridge Road, letzeres nahe dem Hôtel de l'Europe.—Ärzte: an 30; deutsche Ärzte Dr. Werner, Medical Hall; Dr. Wertheim.—Zahnarzt.Deutsche Apotheken.Krankenhaus: General Hospital.—Buchhandlungen: Kelly & Walsh, Raffles Place.—Fraser & Neave.Zeitungen: Straits Times; Government Gazette; Singapore Free Press; Colonial Press. Einige malaiische, tamulische und chinesische Zeitungen.
Photographieren von Festungswerken (die oft nicht zu erkennen sind) ist streng verboten und wird mit 1 Jahr Zuchthaus bestraft, da Singapore Kriegshafen ist. (Deutsche Liebhaberphotographen werden mit Vorliebe böser Absichten verdächtigt!)
Einkäufe: Korallen, Muscheln, Korbstühle, Ananas frisch und konserviert (sehr billig).
Zeiteinteilung. 1. Tag: Markt in der Chinesenstadt, Museum, Botanischer Garten, Esplanade.—2. Tag: Fahrt nach Johor.—3. Tag: Ausflug nach dem Sea View Hotel, östl. von Singapore, an der See.
Geschichte. Das alte Singapura soll in der 2. Hälfte des 12. Jahrh. von dem aus Sumatra eingewanderten Radschah Sang Nila Utama begründet sein; sein Nachfolger Sikander wurde von den Javanen vertrieben und gründete die Stadt Malakka, während die javanischen Herrscher zum Islam übertraten (jetzt Hauptreligion der Malaien) und das Sultanat Johor begründeten. Sir Stamford Raffles drang darauf, daß das im Anfang des 19. Jahrh. zum Seeräuberschlupf gewordene Singapore englisch werde; 1819 wurde die britische Flagge auf der Insel gehißt, entwickelte sich aber erst mit dem Aufblühen der Dampferfahrt zu einem der wichtigsten Stapelplätze und Stützpunkte für den Seeverkehr nach und von Ostasien.
Das Klima ist heiß, doch nicht ungesund, mit sehr gleichmäßiger Temperatur, auch für Kinder gut. Mittlere Jahrestemperatur etwa 27° C; höchste im Jahre vorkommende Temperatur durchschnittlich 38°, die niedrigste 17,5°. Stürmisches Wetter herrscht meist beim Monsunwechsel (SW.-Monsun im April bis Oktober), aber nur kurze Zeit. Die Regenmenge ist beträchtlich (2350 mm); es regnet in Schauern mindestens zweimal alle 3 Tage, am stärksten im November und Dezember. Dem Regen ist der üppige Pflanzenwuchs zu danken. Die Sonne geht stets gegen 6 Uhr auf und unter.

Singapore (bedeutet entweder Löwenstadt = singa puru, oder Raststadt—sing gah pura), die Hauptstadt der Straits Settlements (S. 155), liegt auf der gleichnamigen Insel unter 1° 16' nördl. Br., mithin nur 141 km vom Äquator. Die vorzügliche Lage am Hauptseeweg von Europa nach Ostasien sowie zwischen dem Golf von Bengalen und der Chinasee und in der Nähe der großen Sundainseln und der Philippinen haben die Stadt, die schon frühzeitig zum Freihandelsgebiet erklärt wurde, zu einem blühenden Stapelplatz für den Seehandel und einem wichtigen Kohlen-und Ausrüstungshafen für zahlreiche, stetig wachsende Dampferlinien im Indischen und Stillen Ozean gemacht. Für die englische Kriegsflotte ist Singapore ein wichtiger Stützpunkt außerhalb der europäischen Gewässer. [S. 168] Es ist seestrategisch äußerst günstig gelegen.—Die Stadt zeigt europäisches Großstadtgepräge und hat etwa 250000 Einw., davon sind 4/5 Chinesen, 1/8 Malaien, 3/80 Europäer (etwa 250 Deutsche) und Eurasier, 3/80 Indier (insgesamt 3/4 Männer, 1/4 Frauen); darunter auch Klings (Arbeiter aus Vorderindien), Araber, Armenier, Parsen, Juden, Birmanen, Siamesen etc. Die Chinesen spielen also der Zahl nach die Hauptrolle; sie leben hier nicht nur als Kulis und Kleinhändler, sondern auch ein großer Teil des Handels liegt in ihren Händen.—Der neue Hafen von Singapore ist nach S. durch die Inseln Blakan Mati und Pulubrani geschützt, mit guten Kaianlagen, Kohlenlagern und Warenschuppen reichlich versehen. —Die Ausfuhr umfaßt Zinn, Kautschuk, Pfeffer, Stuhlrohr, Reis, Tapioka, Kopra, Sago, Lack, Patschuli, Zitronellaöl; Einfuhr: Kohle, Petroleum, Eisenwaren, Baumwollwaren. 1908 liefen 5187 Schiffe mit 6984980 Reg.-Ton. in den Hafen ein.— Das Stadtgebiet teilt sich in die Chinesenstadt, das Europäerviertel und das Malaienviertel. Drei Hügel, Pearls Hill (49 m), Government Hill (48 m), gekrönt vom Palast des Gouverneurs, und Mount Sophia (33 m), überragen die Stadt. Gegenüber der Reede liegen die europäischen Geschäftshäuser, einige Klubs und nahe der Johnston Pier die Börse (Pl. 17) und das Postamt (Pl. 18). Auf der Esplanade steht das Gymkhana-Klubhaus und in der Mitte ein Standbild des Sir Thomas Stamford Raffles (Pl. 10), gegenüber die St. Andrews-Kathedrale (Pl. 7). Von der Esplanade führt die High Street nw. zu dem alten Fort Canning (jetzt Signal-und Salutstation); sw. von diesem liegt am linken Ufer des Singaporeflusses der Kampong Malacca und ihm gegenüber auf einer Insel der Kampong Saigon. Die Chinesenstadt liegt südl. vom Flusse, den viele Brücken überschreiten; sie enthält viele Buddhatempel, chinesische Läden und einen großen Basar. Viele reiche Chinesen haben außerhalb der Stadt prächtige Besitzungen.

Rundfahrt. Morgens fahre man über die Cavenaghbrücke in die Chinesenstadt auf den *Markt am Raffles Quai oder einen andern Markt, wo seltsame Fische, andre Seetiere und Tropenfrüchte, wie Ananas, Mango, Mangustins, Rambutans, Brotfrucht, Zuckerrohr u. v. a. verkauft wird; dann nach Wahl durch einige enge Straßen der Chinesenstadt westl. zur Havelock Road, über die Brücke r. durch Kampong Saigon und Kampong Malacca, nördl. durch Mirabeau Road, Tank Road und Orchard Road, oder Tank Road über Government House Hill (nahe am Gouvernementshaus vorbei), Cavenagh Road, Bukit Timah Road (an alten Friedhöfen vorbei), Scotts Road (am Teutonia Club vorbei) und Orchard Road zum *Botanischen Garten (Fahrt 1 St. nnw. vom Dampfer-Anlegeplatz), der auserlesene tropische Bäume und Gewächse zeigt, z. B. Sago-und Kokospalmen, Muskatnußbäume, Kaffeebäume, Kroton-und Kakaobäume, Bananen (auch die Ravenala aus Madagaskar, Baum der Wanderer), Farne (darunter die zierlichen Baumfarne), Lianen, Orchideen, Calamus-Rotang (spanisches Rohr) etc. Nm. zwischen 4 und 5 Uhr besucht die vornehme Welt Singapores den Botanischen Garten; Rückfahrt durch Orchard Road, eine prächtige Allee, [S. 169] zum Raffles Museum (Pl. 9), 1887 begründet, mit naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen und wissenschaftlicher Bibliothek. Vor Sonnenuntergang besuche man die Esplanade und Raffles Plain, den Sportplatz, wo um diese Zeit eleganter Wagenkorso stattfindet.

Ausflüge: 1) Nach Sea View Hotel 9 km östl. vom Postamt in Singapore, im Palmenwald an der See, mit Ausblick auf die östl. Einfahrt zur Reede. Man fährt dahin mit Wagen G der Straßenbahn, ab Tanjong Pagar durch die Hauptverkehrsstraße der Stadt, oder mit Automobil oder Wagen.—2) Nach Johor; täglich fünf Züge der »Singapore and Kranji Railway« vom Bahnhof Tank Road in etwa 11/4 St. nördl. nach Woodlands. Fahrplan in der Zeitung; die Bahn führt durch das nw. Villenviertel der Stadt, dann durch Malaiendörfer, Gärten, Ananasfelder und Wälder an die Nordküste der Insel Singapore; ein kleiner Dampfer fährt von da über den schmalen Wasserarm Selat Tabray in 8 Min. auf das Festland der Malakkahalbinsel und landet vor dem kleinen Orte
Johor-Bahru (Johore Hotel, am Strande, modern, preiswürdig, elektr. Licht, gute Verpflegung; 41 Z. 2, F. 1,50, Lunch 2, Dinn. 2, Pens. $ 6-7), der neuen, mit Grün umgebenen Hauptstadt des Sultans von Johor in malerischer Lage. Mit Rikscha fährt man zu dem auf der Höhe gelegenen *Palast des Sultans (Istana), umgeben von schönem Palmenpark; er enthält nüchtern-europäisch eingerichtete Empfangsräume; sehenswert sind die wertvollen Waffen und mancherlei malaiisches Rüstzeug. Schöner Blick von der Anhöhe, auf der die große neue Moschee nahe dem Palaste steht. Im Park einige Käfige mit Raubtieren. Im Chinesenviertel des Ortes Johor ist eine *Spielbank mit kleinen Spieltischen; So. Nm. großer Betrieb (englischen Offizieren verboten!); daneben ist ein chinesisches Theater (mit lärmender Musik). Im Ort ein Postamt des Sultans mit eignen Johor-Briefmarken (für Sammler!).


9. Siam. Indochina.

Von Singapore nach Bangkok.

Vgl. die Karte bei S. 155.

Anschlußdampfer des Norddeutschen Lloyd gehen bald nach Ankunft des Reichspostdampfers von Singapore in 4-5 Tagen nach Bangkok.

Das Schiff geht mit östlichem Kurs um die SO.-Spitze der Halbinsel Malakka ins Südchinesische Meer (S. 214), dann mit NNW.-Kurs an mehreren kleinen Küsteninseln, darunter die 1050 m hohe Insel Tioman, vorbei längs der Ostküste der Halbinsel Malakka, die zuletzt beim Kap Laboha (Labuan) auf etwa 41/2° nördl. Br. gesichtet wird; östl. von diesem Kap liegt die 283 m hohe Insel Teng-gol. Dann gelangt man in den Golf von Siam, dessen Ostseite die Küste von Kambodja bildet; im innern, nördlichsten Teile des Golfs passiert man r. beim Kap Liant (r.) kleine grüne Inseln, ehe das Flachland des Menamflusses in Sicht kommt. Die Menammündung ist nur für kleinere Dampfer mit etwa 4 m Tiefgang zugänglich, weil eine seichte Barre ihr vorgelagert ist; größere Schiffe müssen auf der Reede von Koh ti Chang oder Ang Hin ankern. Das Fahrwasser ist mit Seezeichen und Leuchtfeuern gut versehen, ein Feuerschiff bezeichnet die Barre. Die Flußfahrt (s. die Karte auf S. 172) dauert 3 St. und zeigt schon die Reize des seltsamen Landes; in der schönen Landschaft tauchen die weißen, sonderbaren Tempelbauten, Wat genannt, [S. 170] mit vergoldeten Spitzen und merkwürdigen Giebeln auf. Am linken Ufer liegt die Zollstation Paknam (PT, Zollamt, Bahnhof, Bahn nach Bangkok) mit einem Küstenfort. Auf dem Fluß ist reger Verkehr von Fischerbooten, kleinen Dampfern und Seglern. Die Ufer zeigen Reisfelder, Dörfer, Zuckerplantagen, Fischbuhnen, Fischereihallen und Festungswerke zwischen Palmen. Gegenüber von Paknam sieht man zwei Inseln mit dem Fort Sua-Son-Lek-Tin (Tiger mit verborgenen Klauen) und prächtige Tempelbauten (Wat Phra-tschedi), zu denen im Oktober beim Thot Kathin-Fest siamesische Pilger wallfahren. Weiter aufwärts liegt an einer Schleife des Flusses der Ort Paklat; man passiert erst Unter-Paklat, umfährt große Orangegärten am rechten Ufer und erreicht dann Ober-Paklat in der Nähe großer Palmenhaine. Die gute Landstraße Chareun Krung führt von Paklat nach (etwa 16 km) Bangkok. Bei der nächsten Biegung des Flusses gelangt man vorbei an Schiffswerften und Docks, an Gärten und Reismühlen im Vorort Bang Koläm, und biegt an der letzten Krümmung in das Stadtgebiet von Bangkok ein, wo die Kriegsschiffe und Königsjachten vor Anker liegen, neben zahllosen schwimmenden Häusern; dahinter moderne Fabrikschlote und siamesische Tempel.

Siam ist ein unabhängiges Königreich (Pufferstaat) zwischen dem englischen Birma im W. und dem französischen Indochina im O., das letzte Gebiet Hinterindiens, das noch nicht unter europäischer Herrschaft steht; es umfaßt heute nur noch das Gebiet des Menamflusses und einen Teil der Halbinsel Malakka, etwa 314000 qkm mit 6,7 Mill. Einw. Die allermeisten Reisenden werden ihren Besuch auf Bangkok nebst Umgebung und Ayuthia beschränken, d. h. auf den untersten Teil der Menamebene, die von diesem Fluß aufgebaut ist und noch jetzt alljährlich von ihm weithin überflutet wird. Der Menam hat einen viel kürzern Lauf (700-800 km) als die andern großen Flüsse Hinterindiens; er entspringt im Nordteil Siams, dem gebirgigen Laosland, das die südl. Fortsetzung der Schanstaaten Ostbirmas bildet, und durchfließt in seinen untern Teilen eine große Ebene, die ebenso ein Kulturzentrum geworden ist wie die Ebene des Irawaddyflusses, Unterbirma. Das Klima der Menamebene ist tropisch-warm, wenn auch nicht so gleichmäßig wie in Penang und Singapore. Die Niederschläge werden auch hier vom SW.-Monsun gebracht, der von Ende April bis September weht; bald nach seinem Beginn (im Mai) und gegen sein Ende zu (im September) sind die Regen am stärksten. Dementsprechend beginnt auch der Menam Ende Mai oder Anfang Juni zu steigen und verbreitet sich von Anfang August bis zum November weithin über die umgebende Niederung, ihr fruchtbaren Schlamm und die nötige Feuchtigkeit für die Reiskultur zuführend. Da die Niederschläge und die Überschwemmungshöhe von Jahr zu Jahr ziemlich stark schwanken, haben die Siamesen zur Regelung der Überflutungen zahlreiche Kanäle (Klongs) angelegt.
Das herrschende Volk des Landes, die Siamesen, sind ein Mischvolk wie alle Völker Hinterindiens, doch überwiegt der mongolische Einschlag bei ihnen. Sie sind klein und kräftig, aber als Buddhisten ziemlich indolent, sehr abergläubisch und vergnügungssüchtig; die Frauen sind tüchtiger als die Männer. Musik, Theater, Tierspiele und Geldspiele sind sehr beliebt, jede Gelegenheit wird benutzt, um Feste zu feiern (vgl. S. 176). Neben den Siamesen spielen im Wirtschaftsleben Siams die Chinesen eine wichtige Rolle. Während die Siamesen vor allem dem Reisbau, der in Siams Volkswirtschaft bei weitem die wichtigste Rolle spielt, obliegen, haben die Chinesen die Verarbeitung und Verwertung des Reises in Händen und sind Handwerker und Arbeiter. Auch einige 1000 Europäer leben im Land als Regierungsbeamte und Kaufleute; zum Teil sind sie mit der Ausbeutung der Teakholzwälder Nordsiams beschäftigt.

[S. 171]

Staatsreligion ist der Buddhismus, der durch seine zahlreichen Priester und Mönche (jeder Siamese muß, wie der Birmane, eine Zeitlang als Mönch leben) wie durch seine prunkvollen Tempelbauten und vielen Feste und Aufzüge dem öffentlichen Leben das Hauptgepräge gibt. Die Tempel Ayuthias, der alten Hauptstadt, zeichnen sich vor denen des übrigen Indiens dadurch aus, daß sie sich nach oben hin nicht verjüngen, sondern aus einer Anzahl von Stockwerken gleichen Umfanges bestehen. Das Hauptmerkmal der religiösen Bauten Bangkoks ist die Überladenheit mit allerlei Schmuck. Der Hauptverkehr in der Menamebene findet trotz neuerdings angelegter Bahnen noch zu Wasser statt; der Handelsverkehr zu Lande nach den südl. Schanstaaten in Birma und nach der chinesischen Provinz Yünnan (S. 189) erfolgt durch Karawanen, die von der wichtigsten Stadt Obersiams, Chiengmai, ausgehen; diese Stadt liegt im wichtigsten Teakholzbezirk an der obern Schiffahrtsgrenze des Maping, des Hauptnebenflusses des Menam. Die jetzige Dynastie beherrscht Siam seit 1782. Der König Maha Vadjiravudh, Phra Mongkut Klao, geb. 1. Jan. 1881, in London erzogen, regiert seit 24. Okt. 1910. Das Heer ist europäisch geschult. Zur Flotte gehören 1 Kreuzer, einige Kanonenboote und Torpedofahrzeuge etc. Landesflagge ist rot mit dem Weißen Elefanten, dessen Heiligkeit aus der frühesten buddhistischen Geschichte stammt. (Gautama, d. i. Buddha, ging als weißer Elefant in den Leib seiner Mutter ein.) Zu den Titeln des Königs gehört auch der »Herr des Weißen Elefanten«. Wird ein »weißer« Elefant (d. h. nur heller grau als die andern) gefangen, dann wird er mit großen Festlichkeiten in den königlichen Marstall aufgenommen.

Bangkok.

Vgl. die Pläne S. 172 und S. 174 sowie die Karten S. 155 und 177.

Ankunft zur See. Die Dampfer ankern auf dem Menamflusse, die Landung geschieht mit Sampans am l. Ufer, wo der Hauptteil der Stadt liegt.
Gasthöfe: Oriental Hotel, am Flußufer, mäßig und nicht billig; schickt Motorboot zum Dampfer.—Hôtel de l'Europe, ganz mäßig.—Bristol Hotel und Restaurant (Deutscher, C. Prüfer), gelobt, sauber, preiswert, deutsches Faßbier, Pens. 6, monatl. 150 Tikals; Treffpunkt deutscher Kapitäne.— Pension in den Gasthöfen 8-12 Tikals (Frühst. 8 Uhr, Tiffin 12 Uhr, Dinner 7 Uhr).
Post: Siamesisch. Briefe und Karten gebe man auf der Post ab, nicht in die Straßenbriefkasten.—Telegraph: Überland nach Birma, Singapore und Indochina.—Telephon in den Gasthöfen etc.
Wagen: Europäische Droschken und Rikschas (die Kutscher verstehen nicht englisch).
Straßenbahn: elektrisch, führt vom südlichen Vorort Bāng Koläm durch die New Road bis zur Königsstadt.
Eisenbahnen: Von Bangkok nach (20 km) Paknam und nach (264 km) Korat mit Zweigbahn nach Paknam-Poh; über Rat-buri nach (152 km) Petscha-buri (deutsche Ingenieure); Staatsbahn nach (63 km) Patriu; Privatbahn nach (33 km) Tacheen und weiter nach (34 km) Meklong an der Westküste des Golfs von Siam. (Die deutschen Eisenbahnbaumeister kennen das Land; Auskünfte nur bei der Staatsbahn.)
Ortszeit von Bangkok 5 St. 42 Min. vor gegen M.E.Z.
Dampfer: Norddeutscher Lloyd (Agent: A. Markwald & Co., Telegr.-Adresse: »Nordlloyd, Bangkok«) etwa zweimal wöchentlich nach und von Singapore und Hongkong, mit I. Kl.-Kabinen. —Messageries fluviales de Cochinchine, alle 14 Tage über Schantabun (Siam), Samit und Pulo Condor nach (510 Seem.) Saïgon.—Auf dem Menam: Siam Steam Packet Co. täglich nach Ayuthia (in 8 St.) und Muong Angton; wenn der Wasserstand es zuläßt, auch bis Muong Paknam-Poh.
Geld. Silbermünzen: 1 Tikal (oder Bat = 15 g Silber) hat etwa 1,54 M. Wert; man rechnet 5 Tikals = 4 $ mexikanisch, 1 Tikal = 100 Satang. Auch 10-, 5-und 1-Cents-Stücke werden geprägt.

[S. 172]

Einige Banken geben Banknoten aus. Bei schwierigern Geldgeschäften wende man sich womöglich stets an das Konsulat.
Lageplan von Bangkok. Lageplan von Bangkok.
Banken: Hongkong & Shanghai Banking Corporation, Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; Chartered Bank of India, Australia & China, Korr. der Deutschen Bank; Banque de l'Indo-Chine; alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. Siam Commercial Bank.
Sprache, Tai genannt, ist einsilbig und verwandt mit dem Chinesischen, doch kommen auch mehrsilbige Wörter aus dem Sanskrit und Pali vor. Vgl. Wershoven, Lehr-und Lesebuch der siamesischen Sprache und deutsch-siamesisches Wörterbuch, Wien 1892. —Zeitungen: »Bangkok Daily Mail«; »Bangkok Times«; »Siam Observer«.— Theater: siamesische und chinesische. —Konsulate: Deutsches Reich, Gesandter Frhr. v. d. Goltz; Vizekonsul Frhr. Rüdt v. Collenberg. —Österreich-Ungarn, der deutsche Vertreter. —Deutsche unterstehen in Siam deutscher Gerichtsbarkeit. Paß erforderlich. — Deutscher Klub.Amerikanische Mission (gibt sehr liebenswürdig Auskunft über Land und Volk). —Polizei gegen Fremde im allgemeinen zuvorkommend, event. rufe man sofort den Schutz des Konsulats an.
Ärzte: Leibarzt des Königs und die deutschen Ärzte Dr. Schäfer und Dr. Hintze.

[S. 173]

Geschäftsadressen: Gute europäische und chinesische Läden in der New Road; beim Einkauf von Rubinen und Saphiren ist Vorsicht geboten; die besten Edelsteine gehen roh zum Schleifen nach Europa. Deutscher Juwelier, auch Curios: F. Grählert & Co. Auch ein deutscher Photograph (Rob. Lenz & Co.) sowie zwei deutsche Apotheken: Bangkok Dispensary (R. Schulz) und Tatten Dispensary (M. Mannsfeldt) sind in Bangkok.
Zeitteilung. 1. Tag: Wagen-und Bootsfahrt durch die Stadt, Märkte besuchen, Nm. New Road und Dusit-Park. —2. Tag: Vm. Tempel, Nm. Palastviertel.—3. Tag: Ausflug nach Ayuthia. Zum Kennenlernen Siams sind 14 Tage Zeit gut zu verwerten.
Klima. Die Gesundheitsverhältnisse sind nicht sehr gut, da die Stadt auf flachem, feuchtem Boden erbaut und von zahlreichen Kanälen durchzogen ist, die allen Unrat aufnehmen und bei niedrigem Wasserstand sehr schlimme Gerüche aussenden. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26,7° (Dezember 23,8°, April 28,6°). Man unterscheidet, wie in Indien, drei Jahreszeiten: die kalte Zeit vom November bis Februar, die heiße im März und April und die Regenzeit von Ende April bis in den Oktober hinein. Die kalte Zeit mit vorwiegendem NO.-Wind bringt nach warmen Tagen recht kühle Nächte, so daß man sich vor Erkältungen sehr hüten muß, und ist fast regenlos. Die Wärme nimmt dann rasch zu und wird im April namentlich dann sehr unangenehm, wenn die Seebrise ausbleibt. Der gegen Ende April einsetzende SW.-Monsun bringt auch hier die Regenfälle, die am heftigsten zu Beginn (Mai) und gegen Ende seines Wehens (September) fallen. Die Gesamtregenmenge ist vergleichsweise gering (1500 mm), da das Gebirge Malakkas viel Feuchtigkeit abfängt.
Geschichte. Nach Zerstörung der alten Hauptstadt Ayuthia 1767 durch die Birmanen wurde das Dorf Bangkok Hauptstadt des chinesischen Feldherrn Phya Tak, der dort seine Dynastie begründete, aber 1782 durch den siamesischen Chan Phya Chakkri entthront wurde; amtlich heißt die Stadt deshalb noch Si Ayuthia Mahä = große, erhabene Stadt. Nach Abschluß der Handelsverträge mit England, den Vereinigten Staaten und Preußen (um 1861) entwickelte sich Bangkok zur wichtigsten Handelsstadt; ihr schnelles Aufblühen wurde durch den 1910 verstorbenen König Tschulalongkorn tatkräftig und erfolgreich gefördert. 1893 erzwangen 2 französische Kanonenboote die Durchfahrt durch die Küstenbefestigungen und bedrohten Bangkok; seitdem sichert die Eifersucht der europäischen Großmächte dem Lande vorläufig die Unabhängigkeit.

Bangkok (»Stadt der Obstbäume«), Hauptstadt von Siam, mit 628675 Einw. (darunter über 100000 Chinesen) und 18 km Umfang, unter 13° 45' nördl. Br., beiderseits des Menam, 33 km oberhalb dessen Mündung. Wichtiger Seehafen für Ausfuhr von Reis, Teakholz, Büffelhäuten etc.; 1908 liefen 830 Schiffe mit 774424 Reg.-Ton. ein. Die Ufer haben Landungsanlagen; die siamesische Flotte liegt beim Königspalast an Bojen, fremde Kriegsschiffe ankern gegenüber Oriental Hotel. Bangkok besteht aus einer innern, mit 10 m hoher Zinnenmauer umgebenen und einer äußern Stadt. Die Häuser liegen meist in Gärten, sind am Ufer aus Holz oder Bambus und auf Pfählen gebaut, sonst jetzt auch aus Stein erbaut, während früher Stein außer von Europäern nur zu Tempeln und Klöstern, deren Bangkok an 700 besitzt, und bei den königlichen Palästen verwendet wurde. Viele schwimmende Häuser auf Bambusflößen werden in den die Stadt durchziehenden Kanälen an Pfählen festgebunden, mit Kramläden oder Werkstätten; da viel Marktverkehr auf dem Wasser, ist der Fluß sehr belebt.

[S. 174]

Stadtplan von Bangkok. Stadtplan von Bangkok.

[S. 175]

In der innern Stadt liegt der Palast des Königs (s. unten) hinter einer hohen Mauer von 1300 m Umfang; der Boden im Innern ist ganz mit Marmor-und Granitfliesen belegt; inmitten des Hofes erhebt sich, von einem spitzen, vergoldeten Turm überragt, der Mahāprasāt, die Halle, in der der König ausländische Gesandte empfängt; in einem weitern Saal erteilt der König Gehör.— Der schönste Schmuck Bangkoks ist die Pagode Wat Tscheng (S. 176), die sich in Terrassen bis zu einer Kegelspitze verjüngt. Mit den Pagoden sind stets Klöster verbunden, wo oft 200-300 Mönche wohnen, außerdem Güter, Höfe, Teiche, Tempel und Kapellen, alle umschlossen von einer großen Mauer.—Besuchswert ist auch die Vajirañan-Bibliothek (Dir. Dr. O. Frankfurter), 1881 gegründet, mit wertvollen Handschriften.—Die Bevölkerung besteht aus Tai oder Siamesen, ferner Birmanen, Chinesen, Malaien, Leuten aus Laos, Pegu, Annam, Kambodja.—Die heimische Industrie ist seit Zulassung des Fremdhandels sehr gesunken, nur der Bau von Flußschiffen und Dampfern, mit Maschinen aus Europa, noch bedeutend; ferner besteht in Bangkok eine Gesellschaft für elektrische Anlagen, viele Reisschälmühlen, Dampfsägewerke. Bangkok ist Mittelpunkt des aufblühenden Außenhandels von Siam.

Rundfahrt durch die Stadt. Das siamesische Leben und das Treiben auf den Märkten sieht man auf Fluß-und Kanalfahrten mit Dampfbarkasse oder Sampan oder mit Wagen zunächst morgens nach dem 2 km langen Hauptbasar Talāt Noï, wo das Völkergemisch erstaunlich ist, oder nach dem kleinern Basar Talāt Vat Koh; die meisten Fremden, besonders Chinesen, trifft man auf dem Basar *Sampeng im SO. der Stadt, mit vielen Verkaufsstellen von Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, mit Niederlagen von Buddhafiguren und Götzenbildern; auch chinesische Spielhöllen fehlen nicht. Von den vielen, meist prächtigen Tempeln sind die schönsten im Palastviertel. (NB. Zutritt zum Palastviertel und zu dem großen Tempel sowie zum Museum ist nur gegen besondere Erlaubnis gestattet, die man durch Konsul oder Empfehlung erlangt.) Das *Palastviertel, wohin man durch die New Road mit Wagen fährt, besteht aus vielen großen und kleinen Gebäuden, in deren Mitte der Palast des Königs (s. oben), ein moderner Prachtbau mit siamesischem Dach, liegt. Wer gut empfohlen ist, erhält junge vornehme Siamesen (die fertig Englisch sprechen) als Führer. Es empfiehlt sich, Nm. gegen 5 Uhr zum Palast zu fahren; dann findet dort meist Promenadenkonzert statt. Hinter dem Empfangspalast liegt das Königshaus Khāng Nai, worin der König wohnt. Im Marstall werden die »weißen« Elefanten (schmutzig hellgrau oder graubraun mit weißen Flecken auf den Ohren, vgl. S. 171) gezeigt; sie nehmen mit Dankverbeugung Zuckerrohr.—Prächtig ist der Tempel *Wat Phra Käo (Tempel der Kleinodien), dessen Hauptbau Phra Ubosat verschwenderisch reich an Goldmosaik ist; sein Hauptaltar, der eine Buddhafigur aus Jaspis mit Kopf aus Smaragd trägt, ist mit Gold und Edelsteinen übersät, die Türen sind mit Perlmutter eingelegt, die Ziegeln vergoldet etc. Zahlreiche Phratschedis (kegel-und pyramidenspitze kleine Pagoden) umgeben den Haupttempel; unter ihnen ist die Si Rathana Phratschedi außen bis zur Spitze mit Goldmusiv bekleidet.— In der Nähe liegt der Krönungstempel Putaprang Phrasat und daneben der feine Pavillon Phra Mondop.

[S. 176]

Phantastische Figuren schmücken die Eingänge der Tempel; oft sieht man den Vogelmensch Khrut, aus Bronze, obere Hälfte Mensch, untere Vogel, mit spitzer Kopfbedeckung und Maske und grüner Fayencerüstung, daneben fast europäische Groteskfiguren, Antiken, Elefanten, Affen, Tiger, Pferde und Adler. Um die Altäre stehen Vasen mit betäubend duftenden Tempelblumen: Ylang-Ylang, Plumeria und Tuberosen, dazu Weihrauch, hell-und dunkelgelb gekleidete Priester mit Ylang-Ylangblüten in der Hand, Blumen und Reis opfernde Frauen and Kinder.

Außerhalb des Palastes liegt das Museum, eine Schatzkammer von Edelsteinen und chinesischem Porzellan. Daneben ein als Museum benutzter Tempel mit vielen Buddhafiguren.—Südl. vom Schloß sind Staats-und Wirtschaftsgebäude und Gartenanlagen mit Kiosken; am Menamufer ist ein Wasserpavillon und Anlegeplatz für Boote.—Im nördlichen Teile liegen das Ministerium des Auswärtigen, die Münze und die Druckerei. In der Nähe hat König Tschulalongkorn den schönen Dusit-Park (Paradiespark) angelegt, wo gelegentlich bei elektrischem Licht Musik spielt und Feste gefeiert werden; in der Nähe ist ein großes *siamesisches Theater, wo nur junge Mädchen meist sehr phantastische Stücke aus der indischen Göttersage spielen.—Von den vielen Tempelanlagen ist *Wat Tscheng mit dem 70 m hohen Phraprangturme weithin sichtbar; von der obersten Galerie prächtige Aussicht. Den Mittelbau krönen vier Türmchen, aus deren Nischen dreiköpfige Elefanten hervortreten. —Ebenfalls weithin sichtbar erhebt sich über einer Baumgruppe auf einem Hügel der Wat Saket.—Die größte Tempelanlage nahe dem Königsviertel ist der Wat Poh mit 49 m langer, schwer vergoldeter liegender Buddhafigur, auf deren mit Perlmutter eingelegten Fußsohlen die 64 Zeichen der Schönheit und Bilder aus Buddhas Leben dargestellt sind.—Noch zu erwähnen ist der Wat Radschabophit mit den Grabmälern der Königskinder; Wat Sutat mit Riesenbuddha, dem 72 überlebensgroße Jünger gegenüber sitzen; der Palast Sarānrom mit schönen Fresken.

Siamesische Volksfeste. Das Hauptfest Kathin (Besuch der Tempel) ist im Oktober; der König besucht am ersten Tage zu Wagen, die beiden nächsten zu Fuß oder in prächtigem vergoldeten Tragstuhl mit militärischem Aufzug die Tempel, wobei die ganze Stadt festlich geschmückt ist, an den folgenden vier Tagen in seiner 50 m langen grotesken Galeere Rüa Pratinang, von 60 Ruderern bewegt, mit etwa 40 märchenhaft ausgerüsteten Prachtbarken, worin die Prinzen und der Hofstaat folgen, mit Musik und Gesang der Ruderer die Tempel auf dem rechten Flußufer. Wenn diese Aufzüge zu Ende sind, beginnen die Volksfeste mit Illumination, Feuerwerk und phantastischen Aufzügen.—Andre Feste sind: die Zeremonie des Haarknotenabschneidens bei den Königskindern; die Verbrennung verstorbener Prinzen und Prinzessinnen, wo die Festlichkeiten: Paraden, Umzüge, Feuerwerke, Laternentänze, Theater-und Marionettenvorstellungen, meist drei Tage dauern, u. a.—Ähnlich, mit märchenhafter Illumination des Palastes, der Stadt und der Kriegsschiffe, wird der Geburts-und Krönungstag des Königs gefeiert.
Ausflüge: 1) Nach Phrabāt (oder Prabat), einem berühmten Wallfahrtsort, 16 km nördl. von Bangkok auf einem Berg. Eisenbahn (nach Lop buri) bis (102 km) Tarna, von da mit Straßenbahn noch 20 km. Phrabāt ist ein Kloster, das in vergoldetem Turm auf mit Silberplatten belegtem Fußboden hinter silbernem Gitter eine heilige Fußspur Buddhas, mit goldenem Geschmeide bedeckt, enthält; im Hintergrund eine Buddhafigur unter goldenem, mit Edelsteinen verziertem Thronhimmel.

[S. 177]

2) Nach *Ayuthia, 70 km nördl., sehr lohnend, Führer und Mundvorrat mitnehmen! Eisenbahn von Bangkok nach Ayuthia in 2 St.; der Bahnhof in Ayuthia liegt 1/2 St. von den Ruinen und dem Elefantenkral. Empfehlenswerter ist die *Fahrt auf dem Menam mit selbstgemietetem kleinen Dampfer der Siam Steam Packet Co.; man muß für Verpflegung selbst sorgen. Fahrzeit zu Berg etwa 10-12 St., zu Tal 6-9 St. Auf der Flußfahrt beobachtet man siamesisches Leben auf den schwimmenden Häusern; die Ufer sind mit wohlhabenden Dörfern, Gärten und Reisfeldern bestanden. Grüne Ufer findet man beim königlichen Sommerschlosse Bang Pha-in (auch mit der Bahn zu erreichen; zum Besuch ist Erlaubniskarte erforderlich, 4-5 Tage vor dem Ausflug beim Konsulat zu bestellen), mit schönen Gärten, zierlichen Pavillons, Elefantenstall, Bädern etc., auch einen Buddhatempel in gotischem Kirchenstil! Nun teilt sich der Fluß, der östliche Arm führt zum Ort Ayuthia; man landet beim *Elefantenkral, Riesenzaun aus 3-4 m hohen und 1/2 m dicken Teakholzpfosten, die etwa 1/2 m voneinander in die Erde gerammt sind; mit zahmen weiblichen Elefanten werden die wilden Herden aus den Dschungeln der Umgegend in die Nähe des Krals gelockt, dann durch eine Treiberkette mit Geschrei, Tamtam, Fackeln und Schüssen in den Kral getrieben. Der König sieht dem Eintreiben auf hohem Pavillon zu. Dann besorgen zahme Elefanten das Zähmen der wilden, von denen die schönsten in den Marstall des Königs kommen (noch im Anfang des 19. Jahrh. sollen bis zu 6000 Kriegselefanten an den Schlachten in Hinterindien teilgenommen haben), die übrigen als Arbeitstiere bei den Holzfällern, an Sägemühlen und Bauunternehmer verkauft werden.—Die malerischen Ruinen der alten Hauptstadt (ihre Blüte war 1350-1767) liegen auf einer Insel von 8 km Umfang, die mit Zinnenmauer umgeben war; kleine Kanäle führten vom Fluß in die Stadt; am schönsten sind die Trümmer des alten Palastes mit *Riesenbuddha und die der königlichen Tempel. Am Südende der Stadt hatten die Niederländer eine Handelsfaktorei, gegenüber die Portugiesen und französischen Jesuiten, die eine Zeitlang sehr einflußreich waren. Von einem vierstöckigen Wachtturm guter Überblick über Alt-und Neu-Ayuthia; der neue Ort Krungkao mit etwa 20000 Einw. ist eine Pfahlbautenstadt, in der man mit Sampan in die Läden und Spielhöllen, viele in schwimmenden Hütten, fährt.—Etwa 6 km von der Stadt liegt in der Ebene die sehr hohe und daher sehr heilige Pyramide oder Phratschedi Palavi, umgeben von Sümpfen, daher nur im Sampan oder auf Elefanten zu erreichen; oben *Aussicht; im dritten Stockwerk eine riesige vergoldete Buddhafigur.
3) Nach Lopburi, etwa 50 km stromauf von Ayuthia am Menam, mit Dampfer; der Ausflug soll sehr anstrengend, aber auch sehr lohnend sein (Auskunft bei den deutschen Eisenbahnbaumeistern in Bangkok).

Indochina.

Von Singapore nach Saïgon.

Vgl. beifolgende Karte.

Messageries Maritimes alle 14 Tage von Singapore in 2 Tagen nach (648 Seem.) Saïgon; außerdem eine 14tägige Zweigdampferlinie zwischen Saïgon und Singapore, wo die Dampfer Anschluß haben: nach Europa mit den deutschen Reichspostdampfern oder holländischen Dampfern, nach Ostasien mit englischen Dampfern.— Von Saïgon Anschlußdampfer alle 8 Tage über Quinhone und Tourane nach Haïphong.

Die Fahrt von Singapore geht mit NNO.-Kurs durch das Südchinesische Meer (S. 214), vorbei an der Granitinsel Pulo Condor, Strafkolonie für Anamiten und Chinesen, mit Leuchtturm. Bei Kap Saint-Jacques, dem SW.-Ende des Gebirgsbogens von Anam, kommt die Küste von Cochinchina in Sicht; das Kap ist ein oben kahler, [S. 178] unten dichtbewaldeter Bergrücken (mit Leuchtturm), an dessen Fuß ein Seebad mit Sanatorium für Offiziere und Beamte (Hôtel de la Plage) liegt. Auf den Höhen starke Küstenbefestigungen. (NB. Man hüte sich, diese zu photographieren, wenn man auf einem französischen Dampfer fährt!) Hübsche Spazierwege sind in der Umgebung des Seebades; in der Nähe liegt eine Pagode an einer Stelle, wo ein Walfisch gestrandet, 1848 von anamitischen Fischern erbaut. Dann fährt der Dampfer in dem schmalen und sehr gewundenen Donnaï-Fluß 60 km zwischen flachem Sumpflande, dichten Dschungeln, dann Reisfeldern, Bananen-und Palmenhainen. Bei der Einfahrt in den Saïgonfluß sieht man die roten Türme der Kathedrale der Stadt Saïgon; auf dem Fluß ist wenig Verkehr.

Indochina. Der östl. Teil Hinterindiens ist unter dem Gesamtnamen Indochina französisches Kolonialgebiet unter einem Generalgouverneur (in Hanoï), das sich in folgende sechs Gebiete gliedert: Cochinchina, Cambodja, Anam, Laos, Tonkin und Kwangtschou; letzteres liegt außerhalb Hinterindiens an der Ostseite der südchinesischen Halbinsel Leitschou. Cochinchina und Tonkin stehen unter unmittelbarer französischer Verwaltung, Laos und Anam haben noch einheimische Fürsten, die von französischen Oberresidenten geleitet werden. Das ganze Gebiet umfaßt etwa 800000 qkm (annähernd = Deutsches Reich und Österreich) mit 16 Mill. Einw. Es enthält im S. und im NO. zwei Ebenen, die des Mekong und des Roten Flusses (Songkoi); erstere umfaßt Cochinchina und den Hauptteil von Cambodja, letztere das Zentrum von Tonkin. Der Hauptteil des französischen Besitzes aber ist Gebirgs-und Hochland und gliedert sich in die Kordillere von Anam und die dahinterliegenden Plateaus und Stufenlandschaften von Laos.—Klimatisch gehört ganz Indochina dem südasiatischen Monsungebiet an, doch unterliegt der jährliche Klimaverlauf in den verschiedenen Landesteilen ziemlich starken Abweichungen, von der beständig feuchtheißen Sumpfniederung von Cochinchina bis zu dem schon viel extremern Klima Tonkins und den rauhen Hochebenen des innersten Laoslandes und von dem Sommerregen Saïgons bis zu dem Herbst-und Winterregen von Huë.—Auch die Vegetationsverhältnisse sind sehr verschieden, vom tropischen Regenwalde bis zur Wüstensteppe einiger trockener Kalkplateaus im Laoslande.—Die bekanntesten Vertreter der Tierwelt sind hier wie im übrigen Hinterindien Elefant, Tiger, Panther und der Gibbonaffe. —Die beiden Tiefebenen sind zugleich Mittelpunkte der Kultur und Volksverdichtung und wichtige Reisbaugebiete; Reis bildet den Hauptgegenstand der Ausfuhr, dem erst in weitem Abstande Zinn, Fische und Bodenbauprodukte folgen.—Die Bevölkerung teilt sich wie im übrigen Hinterindien in Halbkulturvölker, die die leichter zugänglichen Landesteile, namentlich die Küsten und Flußebenen, bewohnen, und in Gebirgsstämme, die noch nicht über das Naturvölkertum hinausgekommen sind. Körperlich und in ihrem Kulturbesitz sind alle diese Völker, wie es der von den Franzosen ihrem Kolonialbesitz gegebene Name sehr glücklich ausdrückt, sowohl von Indien wie von China her vielfältig beeinflußt worden, in diesem Teile Hinterindiens naturgemäß mehr von dem näherliegenden China aus, wie denn auch heute die Chinesen einen wichtigen Bevölkerungsteil ausmachen. Doch haben sich für den alten Einfluß der indischen Kultur auch in diesem Teile Hinterindiens glänzende Zeugen in den Ruinen von Angkor-Thom in Cambodja (S. 185) erhalten.
Cochinchina besteht in der Hauptsache aus dem feuchtheißen und ungesunden, aber sehr fruchtbaren und für den Reisbau vorzüglich geeigneten Delta des gewaltigen Mekongstromes, das sich rasch weiter ins Meer hinausschiebt und vom Mekong allsommerlich von neuem überschwemmt und befruchtet wird. Ein Stauwerk zur Regelung des Flutverlaufes, wie es die Engländer in Ägypten bei Assuan errichtet haben, brauchten die Franzosen nicht zu bauen, weil der Mekong ein riesiges natürliches Regulierungsbecken im Tonlé-sap, einem See, der die Mitte des Beckens von Cambodja einnimmt, besitzt.

[S. 179]

Bei der Hauptstadt von Cambodja, Pnom-Penh, beginnt das Mekongdelta mit einem zu diesem See führenden Arm, der während der sommerlichen Hochflut des Stromes der Seemulde einen bedeutenden Teil des Mekongwassers zuführt, so daß der Tonlé-sap im Sommer von 110 auf 200 km Länge, von 1 auf 12 m Tiefe und von 3000 auf 25000 qkm Fläche wächst. Im Herbst, wenn der Mekong fällt, beginnt der Tonlé-sap sich wieder zu entleeren und führt Cochinchina im Winter die nötige Feuchtigkeit zu. —Ein Netz von Kanälen regelt den Zu-und Abfluß des Wassers in der Mekongtiefebene, besonders im Delta, das, so groß wie das rechtsrheinische Bayern, flach und sumpfig, fast ganz dem Reisbau gewidmet ist.
Das nw. von Cochinchina angrenzende Cambodja ist in seinem Hauptteil eine Beckenlandschaft, deren Mittelpunkt der Tonlé-sap bildet. Um die Sumpflandschaften in der Umgebung dieses Flachsees, die dichte Waldungen mit vielen Kautschuk liefernden Gewächsen tragen, reihen sich fruchtbare Reisbaugebiete, die nur in der Regenzeit überschwemmt sind. Weiter nach außen folgt eine Steppenzone mit Lateritboden und endlich eine niedrige Gebirgsumrahmung, die wieder bewaldet ist; sie besteht im SW. aus dem Küstengebirge, bis 1000 m hoch, und im N. aus dem Pnom-dangrek, dem Steilabfall des nördl. gelegenen Plateaus von Nieder-Laos.
Das feuchtheiße Klima Cochinchinas ist als sehr wenig günstig bekannt. Man unterscheidet auch hier drei Jahreszeiten, die kühle, die heiße und die Regenzeit; letztere dauert vom Mai bis zum November, solange der SW.-Monsun weht, und erreicht ihren Höhepunkt im September; sie bringt täglich Gewitter. Gesundheitlich am gefährlichsten ist die Zeit nach der Regenzeit, bis der Boden ausgetrocknet ist. Saïgon hat eine mittlere Jahrestemperatur von 27,4°, am kühlsten ist der Dezember mit 25,4°, am wärmsten der April mit 29,3°, die Wärmeschwankung ist also sehr gering.
Cochinchina umfaßt 57000 qkm mit 2,9 Mill. Einw., Cambodja 175000 qkm mit 1,2 Mill. Einw. Seine Hauptstadt ist Pnom-Penh, wo der König Sisowath residiert. Die Hauptmasse der Bevölkerung Cochinchinas wird von Anamiten gebildet, die als vorzügliche Reisbauern, Handwerker und Soldaten gerühmt werden, den ganzen Handel jedoch, wie die Siamesen, den Chinesen überlassen haben.
Reisen in Indochina. Beste Zeit ist Dezember bis Februar. Der Sommer ist nur an der Küste und im Hochgebirge erträglich. Paß ist von Nutzen; chinesische Diener müssen mit Paß versehen sein. Für längere Reisen ins Innere sind mehrere Diener nötig, die sorgfältig ausgewählt werden müssen; Koch und Dolmetscher der Landessprache ist nötig. In Anam verschafft man sich Träger beim Ortsvorstand oder Postverwalter. Europäer finden an Orten, wo Gasthäuser fehlen, meist im Gemeindehaus Unterkunft. Bei Schwierigkeiten wende man sich an die anamitischen Behörden und, wenn nötig, an den französischen Residenten. Man reist, wo es keine Pferde gibt, meist im Tragsessel oder im Palankin; Sessel ist vorzuziehen. Zur Ausrüstung gehören Feldbett, Zelt, Moskitonetz, Medikamente gegen Malaria und giftige Stiche, Lebensmittel und Kochgeschirr. Unterwegs sind Eier und Geflügel zu haben. Man benutze nach Möglichkeit die Flußdampfer.
Reiseliteratur: Gräfin Montgelas, Bilder aus Südasien (München 1906); Madrolle, Indo-Chine (Paris 1902).

Saïgon.

Vgl. den Plan S. 180.

Ankunft zur See. Der Dampfer macht an einer Landungsbrücke fest; Zolldurchsicht ist streng. Man fährt mit Rikscha in 15 Min. zum Gasthof.

[S. 180]

Plan von Saïgon. Plan von Saïgon.

[S. 181]

Gasthöfe: Grand Hôtel Continental, Rue Catinat; 100 Z. 4, F. 0,75, Déj. 2, Dîn. 3, Pens. von $ 8 an; zu empfehlen. —De l'Univers, Rue Turc; 70 Z., Dîn. $ 1,50, Pens. $ 4-9.— Des Nations, Boulevard Charner, ganz bescheiden.—Des Colonies, Rue Nationale, nur als Restaurant zu benutzen. Restaurants: Grand Hôtel Restaurant de l'Hôtel de Ville, guter Mittagstisch $ 1,50.—Cafés sind viele vorhanden.
Post und Telegraph: Place de la Cathédrale.—Telephon im Stadtgebiet.
Wagen: Zweispänner und Einspänner (Malabar) nach Tarif (Fahrt nach Cholon 70 bzw. 50 c.).—Rikschas (Poussepousse) nach Cholon 40 c., hin und zurück mit 1 St. Aufenthalt 80 cents.— Sampans (Boote) mit zwei Ruderern nach Cholon 40 cents.
Dampfstraßenbahn: Nach (6 km) Cholon zwei Linien, davon eine bis (5 km) Bin-dong; eine nach (18km) Hok-mon mit Zweiglinien nach Da-kao. —Eisenbahnen: Von Saïgon über Cholon nach Mytho 71 km; von Saïgon über Bienhoa und Giaray (79 km) nach Tanh-linh, 132 km, und nach Phanthiet soll an der Küste bis Vinh (im nördl. Anam) geführt werden (dann Anschluß bis Yünnanfu in China, S. 189).
Automobile werden bei den guten Straßen viel, auch zu Postfahrten (z. B. nach Tay-ninh [100 km nw.], nach [23 km] Bienhoa und [120 km] St.-Jacques) verwendet. Automobile zum Besuch der Umgebung sind zu mieten, einschl. Chauffeur $ 30 für den Tag.
Dampferagenturen: Messageries Maritimes: de Baillou (Tel.-Adresse: Messageries Saïgon).—Messageries fluviales de Cochinchine.Norddeutscher Lloyd: Speidel & Co. (Tel.-Adresse: Speidel, Saïgon).
Geld. Amtlich französisches Geld: 1 Fr. =100 Centimes; im Landesverkehr ist die Hauptmünze der Dollar (Piastre genannt) zu 100 cents; vgl. S. 219. Ein Silberdollar etwa = 2 Fr. 15 c. = 1,80 Mk.—Banken: Banc de l'Indo-Chine, Korr. der Deutschen Bank.—Hongkong & Shanghai Banking Corporation, beide am Kai des Arroyo chinois, beide Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft.—Chartered Bank of India, Australia and China.
Sprache der Anamiten ist einsilbig, isolierend mit sechs Tonakzenten und stark mit chinesischen Lehnwörtern durchsetzt. Grammatik von Dignet (Paris 1897) und Dirr (Wien 1894), Wörterbuch (anamitisch-französisch) von Bonet (Paris 1899-1900). In den Gasthöfen, Bahnhöfen und Agenturen wird Französisch und Englisch gesprochen.
Theater. Théâtre municipal, französische Truppe, Spielzeit Oktober bis April, Vorstellungen am Di. Do. Sa. So., Logenplatz $ 2, Fauteuil $ 1,50.— Anamitische Theater, sehenswert!
Militärkonzerte: Mi. abds. am Boulevard Charner, So. Nm. im Jardin de Ville oder Jardin Zoologique.
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul Reinsdorf.—Österreich-Ungarn, Konsul Franz Fischer.—Deutscher Klub.Polizeiamt: Ecke Quai du Commerce und Boulevard Charner.
Ärzte: französische Zivil-u. Militärärzte. Großes Militärhospital.—Buchhandlungen: Schneider, im Continental Hotel; Rey & Curiol; Claude, die beiden letztern Rue Catinat.—Zeitungen; Opinion; Courrier Saïgonnais; Nam-ky. —Geschäfte in der Rue Catinat.
Zeiteinteilung: 1. Tag: Vm. Markt, Stadt und Zoologischer Garten; Nm. nach Cholon und zurück.—2. Tag: Ausflüge in die Umgebung.—3.-10. Tag (oder länger): Reise über Pnom-penh nach Angkor-Thom.
Geschichte. Die anamitische Ortschaft wurde von Chinesen besiedelt; 1789-1811 war Saïgon Hauptstadt des anamitischen Kaisers Hia-long, der, durch den Taysonsaufstand aus Hué vertrieben, erst 1811 wieder sein altes Reich eroberte. Seitdem nennen die Anamiten die Stadt Gia-dinh; 1790 befestigte Oberst Ollivier, ein Franzose im Dienste Anams, die Stadt. 1859 nahm Admiral Rigault de Genouilly Saïgon, das bis 1902 Hauptstadt Indochinas blieb und wichtiger Kriegshafen wurde.

Saïgon, Hauptstadt von Cochinchina, liegt nahe dem Ostrande des Mekongdeltas, 55 km vom Meer entfernt, am r. Ufer des Saïgonflusses, der im Gegensatz zu den verschlammten Mündungsarmen des Mekong für Dampfer befahrbar ist, auf 10° 40' nördl. Br. und hat etwa 51000 Einw., darunter 5500 Franzosen, 300 andre Europäer und 12000 Chinesen. Die Stadt ist sorgfältig und geschmackvoll gebaut mit reinlichen Straßen, der Sumpfboden ist durch Kanäle [S. 182] trockengelegt. Als Hafen dient der Fluß; Warenschuppen und Kohlenlager der Messageries Maritimes (BC5) liegen am Südende, die Marinewerft mit großem Trockendock am Nordende der Stadt. An die Marinewerft grenzt der Zoologische und Botanische Garten (BC1, 2); letzterer reicht bis zu der großen Zitadelle (mit europäischen Kasernen; B2). Von der Ostseite der Zitadelle führt der breite Boulevard Norodom (AB2, 3[see above]) zu dem mitten in großem Park gelegenen Palast des Gouverneurs (A3), hinter dem sich der Volkspark (A4; Jardin de Ville) anschließt. Saïgon hat eine große Kathedrale (A3) in romanischem Stil, eine Sternwarte, mehrere Schulen und verschiedene Denkmäler. Das Klima ist für Europäer nicht gesund. Hauptausfuhr: Reis, gesalzene Fische, Baumwolle, Pfeffer, Gummi, Kopra, Häute, Felle, Hörner und Kautschuk. Einfuhr: Textilwaren, Maschinen, Chemikalien u. a.—Rundfahrt. Um das Volksleben kennen zu lernen, fahre man frühmorgens auf den Markt (B4; Marché) in der Nähe des Arroyo chinois, dann durch die hübschen Anlagen des Jardin de Ville; nördl. von diesem Volkspark liegt das Collège Chasseloup-Laubat (A3), wo Eingeborne als Dolmetscher ausgebildet werden; dann nach r. um den Park des Gouverneurs herum durch den Boulevard Norodom, vorbei r. am Denkmal Gambettas (A3) und der Kathedrale, l. der Zitadelle, zum Botanischen Garten (Jardin Botanique), der reich an tropischen Zier-und Nutzpflanzen ist (mit Baumschule und botanischer Versuchsstation); im daranschließenden Zoologischen Garten (Jardin Zoologique) sind sehr große Königstiger, Leoparden, Bären, Elefanten, Pelikane sowie Schlangen. Nm. besuche man die Promenaden in der Umgebung (A1; Tour de l'Inspection), wenn man das Villenviertel und die vornehme Welt Saïgons sehen will.

Ausflüge: 1) Nach der Eingebornenstadt Cholon, 5 km sw. Dampfstraßenbahn (2 Linien) alle 20 und 30 Min. in 14 Min.; Eisenbahn in 9 Min.; oder mit Wagen auf verschiedenen Wegen. Man fährt am Arroyo chinois entlang durch die anamitischen Vororte, vorher am Hospital von Choquan über mehrere Brücken über den mit Sampans und Dschunken besetzten Arroyo (Kanal). —Ein andrer Weg, die »Route stratégique«, führt vorbei an europäischen Gärten sowie an chinesischen und anamitischen Gemüsegärten; dann vorüber an den Trümmern einer Königspagode bei der Ferme des Mares (einem Landgut) und über die Gräberebene (Plaine des tombeaux) mit vielen Grabhügeln.
Cholon (Bahnwirtschaft; Café de Paris, Avenue Jaccareo.—Juweliere: Chan Binh, Rue Gia-long 78; Ngo Phuoc, Rue des Jardins 47; Taquang Thanh, Rue de Canton 80; Holzschnitzereien, Möbel mit Perlmuttereinlagen; Stickereien: Duyet-hoa Xuong, genannt O-chau, Rue de Canton 73), Stadt von 138000 Einw., die wichtigste Gewerbe-und Handelsstadt von Cochinchina und Hauptstapelplatz für den Reishandel; von Chinesen 1780 gegründet, sieht Cholon ganz chinesisch aus, mit chinesischen und anamitischen Theatern und buntem Straßenleben sowie mehreren Pagoden. Das Drachenfest wird jährlich wie in China sehr gefeiert.— In der Nähe von Cholon liegt die Tonwarenfabrik Caï-maï.
2) Eisenbahn über (23 km nö.) Bienhoa (am Donnai) nach dem 800 m hohen, prächtig bewaldeten Berge Nui-Chuachan, mit Observatorium und landwirtschaftlicher Versuchsstation, unweit des derzeitigen Endpunktes der Bahn (Giaray). Man nehme Verpflegung mit.

[S. 183]

3) Mit Automobil: a) Über Bienhoa nach den Wasserfällen des Donnai, oberhalb Trian, 48 km; Mundvorrat mitnehmen.—b) Über Bienhoa und Baria (Gasthof) nach Kap St.-Jacques (S. 177), 120 km.—c) Nach (30 km nördl.) Thudau mot (Gasthof, gute Küche) am Saïgonfluß, Hauptstadt der wegen intensiver Tropenkulturen bekannten Provinz gleichen Namens.
Seitentour: Von Saïgon über Pnom-Penh nach Angkor-Thom.

Vgl. die Karte auf S. 177.

Für Weltreisende lohnt der Besuch Saïgons nur, wenn damit eine Reise nach Cambodja (beste Zeit November, Dezember, Januar) zum Besuch der berühmten Khmer-Bauten in Angkor-Thom verbunden wird.
Die Société des Études Indochinoises, an deren Spitze gebildete Franzosen stehen, welche die Reise nach Angkor selbst gemacht haben (Adresse im Museum und in der Stadtbibliothek zu erfragen), macht sich eine Ehre daraus, den Reisenden mit Auskünften zu helfen. Die Dampfergesellschaft Messageries fluviales hat zwei Ausflüge eingerichtet (Nr. 1 für 8 Tage zu 350 Fr., Nr. 2 für 12 Tage zu 450 Fr.) nach folgender
Zeiteinteilung: Ausflug für 8 Tage: Dampferabfahrt von Saïgon Do. abds. (man kann auf eigne Kosten, I. Kl. $ 2,55, II $ 1,70, Fr. Nm. mit Bahn ab Saïgon fahren nach [71 km] Mytho [Hotelrestaurant Viol], wichtige Hafenstadt in der Cua Tieu-Mündung des Mekong-Deltas mit 6950 Einw.; Ausfuhr von Reis, Mais, Tabak und Kopra. In Mytho erreicht man den Dampfer);— Sa. früh Ankunft in Pnom-Penh;— So. früh ab Pnom-Penh;—Mo. früh an Siem-Reap-Mündung, mittags an Angkor-Wat, Tempelbesuch;—Di. früh nach Angkor-Thom, Nm. Rückkehr nach Angkor-Wat;—Mi. früh ab Angkor, nachts an Pnom-Penh;— Do. ab Pnom-Penh Vm.;—Fr. früh an Saïgon.
Ausflug für 12 Tage: Fr., Sa., So. wie vorher;—Mo. Angkor-Wat; —Di. Angkor-Thom;—Mi. Preah-Khan; —Do. Ta-Prohm;—Fr. Bat Choum;—Sa. Me-Bom etc.;—So. Abfahrt und nachts an Pnom-Penh; —Mo. ab Pnom-Penh;—Di. früh an Saïgon. Die Zeiten stimmen gut mit den Dampfergelegenheiten nach und von Hongkong und Singapore.
Die Khmervölker bilden den östlichen Zweig der Austroasiaten, einer sehr alten Bevölkerungsschicht Südasiens, die im Gesichtstypus zwischen den Mongolen und den Malaien steht, aber mit keiner dieser beiden Völkergruppen näher verwandt ist. Die heutigen Khmer (die Cambodjaner) sind liebenswürdig, friedlich, heiter, gastlich, sehr wahrheitsliebend, mit starkem Nationalgefühl, stehen aber in ihren wirtschaftlichen Leistungen weit hinter den Anamiten zurück. Ihre Ehen meist monogamisch, die Frauen sehr frei; der Bräutigam dient um die Braut und lebt im Hause der Eltern der Frau.
Die Blütezeit ihrer Kunst und die Zeit ihrer politischen Vormachtstellung liegen weit zurück. Ihre Kunst blühte im 10.-14. Jahrh. und war eine Tochter der vorderindischen (neubrahmanischen) Kunst; von dieser hat sie die Grundlagen für die bauliche Anordnung ihrer Pagoden und Paläste übernommen, diese aber durchaus selbständig und glücklich weiterentwickelt, so daß Bauten entstanden sind, die sowohl durch die Großartigkeit der Gesamtanlage wie die Schönheit der Einzelteile und den reichen Schmuck an Bildwerken noch heute als Ruinen unser Staunen wachrufen und sehr vorteilhaft von der überladenen neusiamesischen Baukunst abstechen. Besonders merkwürdig ist das Durcheinander brahmanischer und buddhistischer Darstellungen und Götterbilder in diesen Tempeln, die als brahmanische Verehrungsstätten errichtet, aber später vom Buddhismus in Besitz genommen worden sind.
Das Khmer-Reich begründete in der zweiten Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr. der sagenhafte Held Preah Thong (lebt noch in Volksliedern), der die jungfräuliche Königin Neang heiratete.

[S. 184]

Ende des 5. Jahrh. führte Kambu, ein indischer oder nach Indien verbannt gewesener cambodjanischer Prinz, indische Religion und Sitten ein; ihm folgten andre bedeutende Herrscher, deren Reich sich auf ganz Hinterindien bis an den Golf von Bengalen und auf die Malakkahalbinsel ausdehnte; 811 wurde die prächtige Hauptstadt Angkor-Thom eingeweiht, die nach noch vorhandenen chinesischen Schilderungen nirgends ihresgleichen gehabt hat. Die Erbauung von Angkor-Wat unter König Suryavarman II. fällt schon in den Beginn des Verfalls (12. Jahrh.); 200jährige blutige Kriege zwischen Cambodja und den Thaï (jetzigen Siamesen und Laoten) im 13.-15. Jahrh. verursachten den Zusammenbruch des Khmer-Reiches, dessen Hauptstadt Angkor-Thom 1462 nach dreimaliger Zerstörung endgültig verlassen wurde. Die zur Herrschaft gelangten Thaï, die dem Buddhismus anhingen, machten Angkor-Wat zum buddhistischen Heiligtum (ob es im Khmer-Reich nur Tempelstadt oder auch Königspalast war, ist zweifelhaft, doch wahrscheinlich). Cambodja hütet die alten Überlieferungen des Khmer-Reiches; die alte hohe Kultur ist noch überall sichtbar und unterscheidet das interessante, noch zu wenig bekannte Land sehr von allen andern hinterindischen Ländern.

Von Mytho (s. S. 183) fährt man mit Flußdampfer über Vinhlong, hübsche Niederlassung am r. Ufer, und über Sadec, den »Garten von Cochinchina«, vorbei an Ortschaften in fruchtbaren Niederungen mit bergigem Hinterland und erreicht

Pnom-Penh (Grand Hôtel [Unterbringung im Hotel auf Kosten der Messageries fluviales. Das Hotel gibt für den Aufenthalt in Angkor einen Boy als Koch sowie Proviant, Wein und Mineralwasser mit. Zur Stadtbesichtigung ist 1 Tag Zeit]; Banque de l'Indo-Chine, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; Post und Tel.; viele französische Geschäfte; Agent des Norddeutschen Lloyd: Speidel & Co.), Hauptstadt des Königreichs Cambodja mit 46000 Einw., darunter 360 Europäer (meist Franzosen), 6800 Chinesen; einige Stadtteile haben modernen Zuschnitt, im Khmerstil gebaut. Viele Spielhöllen, von Chinesen geleitet, wo »ba-quan« gespielt wird. Eine große Allee führt parallel zum Flusse durch die Stadt zum *Königspalast, mit vielen Gebäuden mit Perlmutterornamentik, großem Thronsaal mit Deckengemälden (Nymphen und Göttinnen). Sehr sehenswert ist das Ballett der Bajaderen des Königs, mit anmutigen Körperbewegungen von klassischer Schönheit. Mitten in der Stadt liegt der *Pnom, ein Hügel mit einer 986 erbauten Pagode, umgeben von schattigem Volkspark mit Käfigen wilder Tiere und Vogelhäusern. Prächtige Steintreppe mit Löwen- und Kriegerfiguren führt zur Pagode, *Aussicht auf Fluß und Umgegend. Modern sind das Heiligtum des großen Bonzen und der Königstempel Vaht Phrakeo; auch die Leichenverbrennungsstätte ist sehenswert.

Die Fahrt geht von Pnom-Penh in den Ausfluß des Tonlé-sap (S. 179) und erreicht den großen See bei Kompong Luong, dem Landungsplatz für den 6 km westlichern alten Königssitz Ou-dong, mit seltsamen Mausoleen und einem Riesenbuddha sowie mehreren reich mit Figuren, Reliefs etc. geschmückten Pagoden. Am r. Ufer liegt flußaufwärts das Malaiendorf Lo-vek und 8 km westl. davon die Ruinen von Lo-vek, einer noch ältern Hauptstadt Cambodjas als Ou-dong. Am NW.-Ende des großen Sees liegt die Mündung des Siem-Réap; dort liegen l. Sampans bereit für Reisende und Gepäck. Man fährt etwa 41/2 St. mit Sampan je nach Wasserstand den kleinen [S. 185] Fluß hinauf, bis man die Ochsenkarren erreicht, die den Reisenden zum Rasthause (ganz neu, mit 10 Z. und 14 Betten sowie Speisesaal) bei Angkor-Wat bringt; Mitnahme von Decken für die zuweilen sehr kühlen Morgenstunden im Boot ist zu empfehlen. Nm. Besuch des wenige Schritte vom Rasthaus entfernten, noch gut erhaltenen, von Prea-ket Mealea im J. 57 n. Chr. erbauten Tempel *Angkor-Wat, etwa 3 km nördl. von Siem-Réap; er steht in einem Park, zeigt viele brahmanische Inschriften, Denkmäler, seltsame Tiergestalten, Säulenhallen, große Gopuratürme, prächtige Tore etc. Von da Besuch des Königspalastes von *Angkor-Thom, 4 km nördl. vom Rasthaus; er ist von einem Mauerviereck mit 4 km Seitenlänge umgeben, das fünf Tore mit Türmen und Terrassen hat; im Innern stehen sonderbare Zeugen der alten Khmerkunst: der Bhan-yong (Bayon), ein mehrstöckiger Hallenbau mit 14 Türen sowie andere fast rätselhafte Bauwerke, die als Paläste und Tempel dienten. Nach Angkor-Wat wallfahrten jetzt noch zahlreiche Pilger; die Tempelstätten werden von Priestern gepflegt. Die ganze Umgegend ist reich an Tempelruinen.

Die Dampfer fahren noch weiter bis Battambang am Seng-ke; die Stadt ist des Handels wegen wichtig, hat auch viele alte Tempel im Innern und in der Umgegend.
Von Pnom-penh nach Khôn (276 Seem.) auf dem Mekong aufwärts mit Dampfern der »Messageries fluviales« im August bis Dezember in 4 Tagen, zurück in 18 St. Auf dem obern Mekong Dampfer je nach Wasserstand bis Pak-moun, dann Bootsfahrt in 15 bis 20 Tagen bis Luang-prabang im obern Laos. Sehr interessante und landschaftlich lohnende Fahrt durch das meist ziemlich enge, stellenweise schluchtartige, tief (bis 1000 m) ins Gebirge eingesenkte, aber infolgedessen auch ziemlich heiße Mekongtal. Die Strombreite wechselt zwischen 1/2 km und 50 m; mehrfach sind Stromschnellen zu überwinden. Man treffe Vereinbarungen mit den »Messageries fluviales«.
Von Saïgon nach Haïphong und Hanoï.
Messageries Maritimes alle 8 Tage von Saïgon nach Tourane für I. Kl. 128, II. 891/2 Fr. und weiter nach Haïphong für I. 192, II. 140 Fr. Dann 101 km Eisenbahn von Haïphong nach Hanoï.
Anam. Das unter französischer Oberherrschaft stehende Königreich Anam, 160000 qkm groß mit 5,5 Mill. Einw., Hauptstadt Hué, besteht größtenteils aus Gebirgsland, das im südlichen Teil steil unmittelbar zur Küste abfällt und erst von Hué ab nordwärts einer schmalen, sehr fruchtbaren Küstenebene Raum läßt. Die etwa 1200 km lange Küste von Anam ist der Schiffahrt sehr ungünstig; häufig von Stürmen und im Herbst und Winter von starker Brandung heimgesucht, bietet sie in ihrem südlichen Teil durch Felsriffe, im nördlichen durch Sandbarren der Annäherung von Schiffen gefährliche Hindernisse, enthält aber viele gute Häfen, darunter die Bucht von Tourane; Tourane hat sich schnell zur Hafenstadt für die etwa 80 km nördl. gelegene Hauptstadt Hué entwickelt, die ihrerseits ihre Vorrangstellung der Lage am Südende der Küstenebene und am Ausgangspunkte eines bequemen Überganges über das Gebirge hinüber nach Laos (Paß von Ailao, 410 m) verdankt. Das Gebirge, die »Kordillere« von Anam, erhebt sich durchschnittlich bis 600 oder 700 m, doch mit einigen Gipfeln auf 2500 m. Es zeigt zwar eine Reihe von durch tiefe Täler getrennten Ketten, ist aber wahrscheinlich nicht, wie die Gebirgsketten des westlichen Teils von Hinterindien, ein Faltungsgebirge, sondern durch Bruchbildung entstanden; es besteht meist aus alten und widerstandsfähigen Gesteinen und ist gut bewaldet.

[S. 186]

Nordwärts von Hué beherbergt es noch viele Naturvölker. Das Klima der nördlichem Küstenstrecke Anams weicht von dem Cochinchinas ziemlich stark ab; der jährliche Temperaturverlauf ist weniger gleichmäßig, der Winter kühler, die heiße Zeit um einige Monate verschoben (Hué Jahr 25,4°; Februar 19,7°, Juni und August 29,5°), die Regenzeit wird nicht vom SW.-Monsun, sondern vom NO.-Monsun gebracht und fällt in die Monate September bis Dezember, Höhepunkt im Oktober.

Die Seefahrt vom Kap Saint-Jacques (S. 177) längs der Küste von Anam bietet vom Leuchtturm des Kap Padaran (mit Blitzfeuer von 32 Seem. Sichtweite) schöne Gebirgslandschaft. Ein sehr schöner Hafen liegt in der Bucht von Cam-ranh, der als Schutz bei stürmischem Wetter dient. Manche Dampfer laufen den Hafen von Nha-Trang an, in dessen Laboratorium 1897 Dr. Yersin den Pestbazillus entdeckte. Man passiert dann Kap Varella mit Leuchtturm und gelangt nach Quinhone, Hafenplatz in einer großen geschützten Bucht; in der Ebene viele Baudenkmäler der Khmer (S. 183); 18 km nw. liegt die Zitadelle von Binh-dinh (15000 Einw.). Auf 16° 15' nördl. Breite erreicht man die schöne Bucht von

Tourane (Tourane Hôtel oder Hôtel Morir, 40 Z. 4, Ged. 3,50, Pens. 12 Fr.;—Banque de l'Indo-Chine, Korr. der Deutschen Bank und der Berliner Disconto-Gesellschaft); moderne Stadt (vgl. S. 185) mit 4300 Einw. (100 Europäer); Ausfuhrplatz der Kohlengruben von Nang-Son; Eisenbahn von hier über Hué nach Quangtri, 175 km. Im Volkspark Skulpturen von Khmerbauten. Der Hafen mit 8 m Wassertiefe liegt 3/4 St. von der Stadt. Ausflug im Palankin mit Trägern (durch die französische Residentschaft vorher zu bestellen), die alle 10 km gewechselt werden (Preis 10 c. für jeden Mann), über den 470 m hohen Bergkamm Col des Nuages bis (107 km) Hué; soll sehr lohnend sein. Schneller gelangt man mit der Eisenbahn (s. S. 185) nach

Hué (Grand Hôtel Guérin Hué), Hauptstadt des Königreichs Anam, mit 50000 Einw., auf 16° 35' nördl. Br. am l. Ufer des Huong-giang oder Huéflusses; gegenüber liegt die französische Oberresidentschaft (Résidence supérieure) und ein kleines französisches Viertel. Sehenswert sind die Königsstadt und die Königsgräber, zur Besichtigung ist Erlaubnis durch die Residentschaft zu erwirken. Der *Palast des Königs Duy-Tan ist mit hoher Mauer umgeben, viele Gebäude liegen innen in Gärten. Die Stadt umgibt die Königsstadt, hat viele Pagoden, Schulen, Zeughäuser und ist mit Festungsmauern nach Vaubans System umgeben. Gewerbe und Handel sind unbedeutend. Bahn nach Hanoï. Beim Ausflug nach den *Königsgräbern (1 Tag, Mundvorrat mitnehmen!) fährt man von Hué im Wagen bis zum Fluß und nimmt hier Sampan zum Besuch der flußaufwärts gelegenen Gräber (es ist verboten, durch die Mittelpforte der Mausoleen einzutreten, die nur für den König da ist). Man besichtigt zuerst das Mausoleum von Gia-long, dann das hervorragend schön gepflegte von *Minh-mang (mit Gärten). Dann zurück zum Wagen und Besichtigung der interessanten Totenstadt von *Tu-duc in der Nähe von Thieu-tri.

Von Tourane (s. oben) steuert der Dampfer mit NNW.-Kurs durch [S. 187] den Golf von Tonkin auf die kleine Insel Hon-dau mit Leuchtfeuer zu, die vor der Cua-Cam-Mündung des Roten Flusses liegt; r. läßt man die Norwayinseln mit 22 Seem. weit sichtbarem Blitzfeuer, die den großem Inseln vor der Alongbucht vorgelagert sind. Bei Do-Son (Grand Hôtel; Doson Hôtel, gut), 22 km so. von Haïphong, ist auf einer Halbinsel ein hübsches, vielbesuchtes Seebad mit vielen Villen angelegt. In die Mündung des Cua-Nam-trieu, dem neuen Hauptfahrwasser nach Haïphong, das durch den Dinh-Vu-Durchstich mit dem Cua-Cam (oberhalb dessen Mündung) verbunden ist, können jetzt große Dampfer bis 8,5 m Tiefgang einsteuern.

Haïphong, Stadt mit 27000 Einw., ist der Haupthafen von Tonkin, wie Saïgon der von Cochinchina ist, und hat in seiner Lage Ähnlichkeit mit jenem; es liegt nicht im Delta des Hauptflusses von Tonkin, des Roten Flusses, dessen Mündungsarme zum Teil wie die des Mekong verschlammt sind, sondern etwas seitlich am Zusammenfluß des Song Tam-bac mit dem Cua-Cam, 37 km vom Meere.

Gasthöfe: De Commerce.De l'Univers, beide ersten Ranges; einfacher De Marseille; De l'Europe.—Post u. Tel.Telephon nach Hanoï; Kabel nach Saïgon und Hongkong.—Eisenbahn nach Hanoï und weiter, vgl. unten. —Dampfer: Messageries Maritimes nach Saïgon und Marseille; Correspondances fluviales du Tonkin nach Hanoï zweimal wöchentl., außerdem nach vielen Plätzen in Tonkin; Norddeutscher Lloyd: Agent Speidel & Co.— Geld: S. 181.—Banken: Banque de l'Indo-Chine, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; Hongkong Shanghai Banking Corporation; Chartered Bank of India, Australia and China (Agent Speidel & Co.).
Sprache, vgl. S. 181.—Theater mit französischer Truppe; Societé musicale. —Ärzte: Dr. Forest; Mazot.— Apotheken: Brousmiche; Pharmacie Coupard.—Buchhandlung: Schneider. —Zeitungen: Courrier de Haïphong etc.—Photographen: Bonal & Co.; A-kit, Rue du Commerce 3; A-dong, Rue du Commerce 59.

Die Stadt macht europäischen Eindruck; an den Flußufern liegen Warenschuppen und Schiffswerften, gute Kai-Anlagen und ein Trockendock. Haïphong ist Ein-und Ausfuhrhafen für Tonkin und die chinesische Provinz Yünnan, bis zu deren Hauptstadt eine Eisenbahn führt. Deutsche Frachtdampfer der Hamburg-Amerika Linie und der Reederei Jebsen laufen Haïphong regelmäßig an. Ausfuhr: Reis, Zinn, Farbhölzer (Gambir), Mais, Paddy (ungeschälter Reis), Maniok (Manihot), Galmei (Zinkspat), Wolfram. Außer einem Denkmal Jules Ferrys keine Sehenswürdigkeiten.

Ausflug in die *Alongbucht und den *Faitsilong-Archipel ist sehr lohnend, doch beschwerlich; man fährt am besten mit Küstendampfer von Haïphong bis Hongay (kleiner Gasthof) und mietet dort einen großen Sampan (mit Schlafgelegenheit); bequemer, doch teurer ist das Mieten einer Dampfbarkasse in Haïphong. Zur Fahrt ist ein ortskundiger Schiffer unentbehrlich. Thos. Cook's Office in Hongkong stellt Heckraddampfer für 2-4tägigen Ausflug von Haïphong aus; Kosten nach Zahl der Teilnehmer. Die grotesken Felseninseln der Bucht sind Naturwunder größter Sehenswürdigkeit, besonders folgende: Ile de la Surprise, Grottes des Merveilles, le Cirque, le Tunnel (2 km lange, enge Tropfsteinhöhle, durch die man hindurchfährt) und viele andre seltsam geformte, meist steile Klippen und Inseln, deren grüne Kalkfelsen mit Orchideen, Gräsern und Gebüsch prachtvoll bewachsen ist. Vor der Fahrt beschaffe man sich Seekarten der Bucht beim Hafenkapitän in Haïphong. Photographien sind in Haïphong und Hanoï zu haben.

[S. 188]

Eisenbahn nach Hanoï, 101 km in 3 St. 40 Min. für I. $ 7,07, II. $ 5,05. Man fährt um Haïphong herum, dann über eine 90 m lange Drehbrücke durch die Flußniederung vorbei an der Zitadelle von (44 km) Haïduong, Stadt mit 8000 Einw., 25 m hohem Uhrturm und schönem Park; dann über (60 km) Cam-giang, (76 km) Lac-dao und (95 km) Gia-lam und über die prächtige, 1682 m lange Brücke Pont Doumer über den Roten Fluß nach

Hanoï, Hauptstadt Indochinas, auch Kescho(d. i. Markt) genannt.

Gasthöfe: Grand Hôtel Métropole, Boulevard Henri Rivière, gute Pens. 15-25 Fr.—Hanoï-Hôtel, Rue Paul Bert.—De la Paix, Rue Paul Bert.— Du Lac, Rue Jules Ferry.—Post u. Tel.: Square Paul Bert.—Telephon, auch nach Haïphong.—Elektrische Straßenbahn von Place de Négrier nach Bac-moi-phuong, Village du Papier und Tan-ap; I. Kl. 5 cents.—Eisenbahn: nach Haïphong; nach Lang-son und noch 465 km über die chinesische Grenze bis Yünnanfu soll zum Yangtse-Tal geführt werden (S. 189); nach Ninh-binh im Bau bis Vinh und weiter nach Anam; im Bau nach Sontay.— Dampfer der Correspondances fluviales nach Haïphong, Nam-dinh und Laokay. —Bank: Banque de l'Indo-Chine, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. —Theater: Théâtre municipal, französische Truppe am Boulevard Amiral Courbet; chinesisches Theater. —Konzerte: Militärmusik Do. abds. Square Paul Bert, So. Nm. im Botanischen Garten; Société philharmonique. —Militärhospital.Buchhandlungen: Schneider; Crébassac, beide Rue Paul Bert.—Zeitungen: Avenir du Tonkin; Indépendance tonkinoise; Indo-Chinois; Tribune; Revue indochinoise.
Geschichte. Hanoï wurde angeblich 767 n. Chr. von Chinesen gegründet und lag damals dem Meere ganz nahe, ist ihm aber durch Anwachsen des Flußdeltas entrückt worden. 1427 wurde Hanoï durch die Le-Dynastie Hauptstadt von Anam und Tonkin. Infolge Vertrags von 1874 wurde neben zwei ändern Häfen auch Hanoï dem Fremdhandel eröffnet und ein französischer Konsul mit militärischer Bedeckung in der Stadt zugelassen, die in dem Kriege von 1882 beschossen, besetzt und mit Tonkin 1883 unter französisches Protektorat gestellt wurde.
Tonkin. Die Ebene des Roten Flusses oder Songkoi, dessen Mittelpunkt Hanoï bildet, ist nur so groß wie Sachsen oder Baden, aber von den Bewohnern mit chinesischem Fleiß bestellt und darum sehr volkreich. Die Reisproduktion des Songkoideltas würde freilich noch viel bedeutender sein, wenn der Songkoi nicht während seines Hochwassers, das seinen Wasserstand um 8-9 m erhöht, häufig ausbräche und sich ein neues Bett suchte; auch die Ausbildung des die Wasserverteilung im Delta regelnden Kanalnetzes ist infolge dieser Unbeständigkeit des Flusses zurückgeblieben.— Das Klima Tonkins ist insofern dem Cochinchinas ähnlich, als die Regenzeit wie dort vom SW.-Monsun gebracht wird und in den Sommer fällt (Höhepunkt Juli). Dagegen macht sich die nördlichere Lage im Winter schon ziemlich bemerkbar: die Junitemperatur beträgt noch 28,7°, aber die Februartemperatur nur noch 16,5°, der mittlere jährl. Tiefstand der Temperatur 6,7°.

Die Stadt Hanoï, unter 21° 2' nördl. Br. am r. Ufer des Songkoi, 175 km von dessen Mündung, malerisch gelegen, ist terrassenförmig angelegt, mit breiten, modernen Straßen und hübschen Promenaden, hat schöne Wohnhäuser, Geschäftshäuser, Villen und große moderne Magazine (Debeaux frères, Union commerciale indo-chinoise etc.) im europäischen, andre Häuser aus Stein und Ziegeln im chinesischen Stil. Hanoï ist Sitz des französischen Generalgouverneurs und Oberresidenten, mit 103188, mit Nachbarorten 150000 Einw., darunter 2000 Chinesen, 1088 Europäer (ohne Militär). Die eingeborne Industrie erzeugt Baumwollen-und Seidenstoffe, schöne Seidenstickereien, [S. 189] Perlmutterarbeiten (Inkrustationen), Filigranarbeiten aus Gold und Silber, lackierte Waren. Der Handel, meist in den Händen von Chinesen, neuerdings auch von Europäern, ist bedeutend; Ausfuhr: Reis, Zuckerrohr, Seide, Mais, Bohnen, Schellack, Erze. Fahrzeuge können bis Hanoï hinaufgelangen, Boote (in der guten Jahreszeit auch Dampfschaluppen) bis Laokay. Außerhalb der Stadt liegt die hohe alte, für den damaligen Herrscher von Anam nach Vaubans System durch französische Offiziere erbaute Zitadelle mit schöner Pagode, Wohnungen der Mandarinen, Kasernen, Magazinen, Arsenal, Schatzkammer etc.—Rundfahrt. Morgens besuche man die Markthallen in der Eingebornenstadt, in der Rue du Riz; dicht dabei, in der Rue des Voiles, ist die Pagode des Kriegsgottes Ba Mã mit *Bronzestatue auf Drachenthron. Beim Teich von Truc-bach liegt die *Pagode des Großen Buddha mit schöner Riesenbronzestatue Buddhas; auch die Pagode der beiden Schwestern Trung (Trung-Liet, zweier tonkinesischer Jungfrauen von Orléans, die Anam 38 n. Chr. vom chinesischen Joch befreiten) ist sehenswert. Im Kleinen See (Petit Lac) liegt die *Pagode de l'île de Jade (auch Ngoc Son genannt). Von da fahre man an der Kathedrale vorbei zum *Museum beim Bahnhof am Boulevard Gambetta, worin Baudenkmäler der hinterindischen Kunststile gesammelt sind; in Nebenhallen sind permanente Ausstellungen von Kunst-, Gewerbe-und Handelsgegenständen. Vor dem Museumsplatz steht am Boulevard Gambetta ein schönes Denkmal (von Rivière): »Frankreich beschützt Indochina«.—Nun zum Botanischen Garten (Jardin Botanique), in dessen Mitte der kleine Hügel Nui-sa liegt; oben *Aussicht über Stadt und Roten Fluß. Außer Pflanzensammlung findet man Käfige mit Tigern, Hirschen, Vögeln, Schlangen etc.—Neben dem Botanischen Garten liegt in schönem Park der Palast des Generalgouverneurs.—Südl. vom Botanischen Garten die Lotospagode Chua Mot-cot, aus dem 11. Jahrh.— Die bis zur Hauptstadt der benachbarten chinesischen Provinz Yünnan seit 1910 fertiggestellte Bahn (s. unten) ermöglicht einen bequemen Besuch des südwestlichen China.

Von Hanoï nach Yünnanfu.

Vgl. die Karte bei S. 215.>

Eisenbahn: Die Tonkin-Yünnanbahn (von der Compagnie française de chemin de fer de l'Indochine et du Yunnan erbaut und 1. April 1910 dem Verkehr übergeben) verbindet die Tiefebene von Tonkin durch das großartige Erosionstal des Songkoi (Roter Fluß) mit der südwestlichsten chinesischen Provinz Yünnan. Wegen der prächtigen Naturbilder und der zahlreichen kühnen Bauwerke dieser Gebirgsbahn ist ihre Befahrung zu empfehlen trotz zurzeit noch vorkommender Betriebsstörungen. Hand Über Fahrzeiten, Fahrpreise, Unterkunft etc. erkundige man sich in Hanoï oder Haïphong.
Den größern Ostteil der chinesischen Provinz Yünnan bildet ein im Mittel 2000 m hohes, von Gebirgszügen überragtes Kalksteinhochland, das wegen seiner Wasserarmut eine ziemlich dürftige Vegetation hat; die Bergzüge tragen jedoch vielfach Laub-und Nadelwälder. Die Talmulden sind teilweise mit rotem Ton, den Zersetzungsprodukten des Kalksteins, ausgekleidet und zuweilen von Seen eingenommen. —Das Klima soll für Europäer angenehm sein.

[S. 190]

—Die Bevölkerungszahl beträgt nur 12 Mill., darunter einige beinahe unabhängige Stämme der Ureinwohner (Lolo und Lissu). Etwa ein Drittel der Bewohner sind Mohammedaner (Panthoi oder Choitsu), die nichtchinesischer Herkunft, aber stark mit Chinesen vermischt sind. Letztere machen die Hauptmasse der Bevölkerung aus. Infolge seiner Abgelegenheit sind in Yünnan besonders häufig Aufstände gegen die Zentralregierung erfolgt, zuletzt der große Mohammedaneraufstand 1853-72.— Der Hauptreichtum des Landes liegt in seinen Bodenschätzen, vor allem Zinn, Zink, Kupfer, Silber, Gold, Kohlen und Salz sowie Edel-und Halbedelsteine (Rubine, Saphire, Jade, Jadeit, Nephrit). Durch den Bau der Yünnanbahn haben sich die Franzosen die Ausbeutung dieser Erzlager gesichert (englisch-französisches Bergwerkssyndikat). Der Westteil Yünnans steht durch Tragtierkarawanen in regem Handelsverkehr mit Birma und Siam, der Nordteil mit Suifu am Yangtse (S. 254).

Von Hanoï (S. 188) über eine große Eisenbahnbrücke auf das l. Ufer des Songkoi und durch den obersten Teil der angebauten Deltaebene bis zur Austrittsstelle des Songkoi aus dem Gebirge. Das Tal des Mittellaufes des Flusses ist 1000-1200 m tief in das regenreiche Gebirgsland von Obertonkin eingeschnitten und größtenteils mit Urwald bedeckt, der zahlreiches Wild birgt; der Strom ist trotz mancher Stromschnellen in der Regenzeit (Sommer) mit großen Schiffen aufwärts bis Laokay zu befahren. Die Bahn folgt dem Songkoital bis

(296 km) Laokay, dem französischen Grenzort, an der Mündung des Bergflusses Namti in den Songkoi; wichtiger Handelsplatz; kleine Zitadelle, erzreiche Umgebung.—Über den Namtifluß nach dem chinesischen Grenzort Hokeon (d. h. Flußmündung). Dann beginnt der 180 km lange Aufstieg zum Hochlande von Yünnan, im Tale des Namti aufwärts, mit Hilfe von 78 Tunneln und 123 Brücken, davon 24 Tunnel und eine zwischen zwei Tunnel eingeschaltete Brücke auf einer 15 km langen Strecke (Boucle, Schleife), die zur Überwindung eines Talkessels dient, bis—(476 km) Möngtse (1370 m), Stadt mit etwa 12000 Einw., seit 1889 dem Fremdenhandel geöffnet; in der Umgebung Zinn-, Silber-und Bleibergwerke. Weiter nordwestwärts wieder über zahlreiche Brücken und Tunnel über Tschikai und die Kreishauptstadt Lin-ngan (1380 m), sodann über einen Gebirgszug ins Tal des Holiukiang, des Hauptquellflusses des Hsikiang (S. 254), und in diesem aufwärts auf die Hochfläche von Hsin-hsing (1643 m), zuletzt um den See Tienschi (1950 m) herum nach

(773 km) Yünnanfu (1960 m), Hauptstadt der Provinz Yünnan und Amtssitz des Generalgouverneurs von Yünkwei (Provinzen Yünnan und Kweitschou); Missionsstation, Telegraph nach Tschungking (S. 263) und weiter nach Mittelchina sowie nach Birma; berühmte Seidenstoffe und Teppiche.


10. Von Singapore nach Batavia. Die Insel Java.

Vgl. den Karton auf der Karte von »Hinterindien« bei S. 155.

Koninklijke Paketvaart Maatschappij: Von Singapore innerhalb 24 St. nach Ankunft des Reichspostdampfers des Norddeutschen Lloyd aus Europa nach Batavia. Außerdem wöchentlich ein Dampfer direkt von Singapore nach Batavia in 2 Tagen. Rundreisekarten Singapore-Batavia-Soerabaja-Singapore I. $ 90, II. $ 54.
Stoomvaart Maatschappij Nederland alle 14 Tage von Singapore nach Batavia in 2 Tagen.

[S. 191]

Messageries Maritimes alle 14 Tage im Anschluß an die ostasiatische Hauptlinie von Europa, in 2 Tagen von Singapore nach Batavia.

Die Fahrt von Singapore nach Batavia führt durch die Riouwstraße zwischen den Inseln Batam r. und Bintang l., passiert dann die »Linie« (den Äquator), zuweilen durch »Linientaufe« (Fest der Schiffsbesatzung mit Begießung von Wasser äußerlich und Rum innerlich) gefeiert, und geht an bewaldeten Inseln des Riouw- und Lingga- Archipels mit südlichem Kurs meist durch die schmale Bangkastraße, zuweilen zwischen den Inseln Bangka und Billiton durch die Gasparstraße. Die Zinninsel Bangka ist flach mit etwa 700 m hohen Bergen, ihr Hauptort Muntok am Westende wird von Dampfern angelaufen. Billiton (Blitong) ist ebenfalls bergig, bis 600 m hoch und reich an Zinn und Eisen; der Hauptort Tandjong-Pandang liegt an der Westküste. Bei der Ansteuerung der Bataviabai ist der weiße Leuchtturm auf einer kleinen Insel auffällig; die Küste ist flach, die hohen Berge des Hinterlandes geben ein prächtiges Bild, sind aber häufig im Dunst verdeckt.

Die Insel Java.

Vgl. die Karte bei S. 155.

Java, die kleinste, aber wichtigste der Großen Sundainseln, ist der reiche und stark bevölkerte Hauptsitz des niederländisch-ostindischen Kolonialreiches, das insgesamt 1,9 Mill. qkm (das 31/2fache des Deutschen Reiches) umfaßt, aber nur 38 Mill. Einw. zählt. Der Besuch Javas ist äußerst lohnend wegen der reichen tropischen Pflanzen- und Tierwelt, der zahlreichen Vulkane, der interessanten, freundlichen Bevölkerung, der buddhistischen und brahmanischen Denkmäler und des Charakters der Insel als einer ungewöhnlich blühenden tropischen Pflanzungskolonie. Die gute niederländische Verwaltung hat dafür gesorgt, daß die ganze Insel bequem und gefahrlos bereist werden kann.
Die Insel erstreckt sich von der Sundastraße im W. in 1060 km Länge bei 70-200 km Breite bis zur Balistraße im O. und ist mit Nebeninseln, Madoera etc., 131500 qkm groß. Bis zur jüngern Tertiärzeit befand sich an der Stelle von Java wahrscheinlich eine Gruppe von kleinern Inseln; dann begannen an zahlreichen Stellen vulkanische Ausbrüche, deren Auswurfsmassen (meist Schlamm und Asche, wenig Lava) den Archipel zu der heutigen langgestreckten Insel zusammenschweißten. So zeigt das heutige Java ein etwa 1000 km langes Gebirgsrückgrat, dem zahlreiche Vulkankegel aufgesetzt sind; gegen die Nordküste senkt es sich zu einem hügeligen Flachlande, das sich von der Ebene Ostsumatras (S. 157) durch die geringe Ausdehnung des Sumpflandes sehr vorteilhaft unterscheidet. Der Landschaftscharakter wird, namentlich im Südteile der Insel, ganz von den Vulkangipfeln beherrscht; es gibt ihrer weit über 100, von denen fünf noch in jüngster Zeit tätig waren, während viele andre wohl nur scheinbar erloschen sind. Sie ordnen sich in einer Längsreihe und mehreren Querreihen an. Die Höhe der Vulkane ist sehr verschieden; 45 von ihnen sind höher als 2000 m, am höchsten ist der Semeroe mit 3680 m. Sie zeigen meist nicht Spitzkegel-, sondern mehr Flachkegelform, ihre Krateröffnungen haben teilweise mehrere Kilometer Durchmesser, und ihre Abhänge sind von regelmäßig angeordneten Regenrinnen zerfurcht und förmlich gerippt.
Das Klima ist entsprechend der Nähe des Äquators und der Inselnatur des Landes äußerst gleichmäßig. Die mittlere Jahrestemperatur von Batavia beträgt 26°, von der die höchste und die niedrigste durchschnittlich im Jahr vorkommende Temperatur nur um je 6,5° abweichen.

[S. 192]

Es gibt demzufolge nur zwei Jahreszeiten, die feuchte und die trockne, die auf den beiden Längsseiten der Insel entgegengesetzt sind: auf der Nordseite fällt die Regenzeit in unsern Winter (Dezember bis Februar), die Zeit des NW.-Monsuns, auf der Südseite in unsern Sommer (April bis Oktober), die Zeit des SO.-Monsuns; letzterer liefert bedeutend mehr Feuchtigkeit. Das Innere hat keine ausgeprägte Regen-und Trockenzeit. Im Hochland entsprechen die Temperaturen etwa den Mai-und Junitemperaturen in Süddeutschland: Tosari, 1780 m hoch, hat 16° Jahrestemperatur, als kältesten Monat den August mit 15°, als wärmsten den Januar mit 17° (in dieser Umkehr des jährlichen Temperaturganges offenbart sich die Lage auf der Südhalbkugel der Erde!). Das Klima des Hochlandes ist für den Europäer durchaus zuträglich, nur das des feuchtheißen, fiebergeschwängerten Küstenstrichs (also auch der Städte Soerabaja und Batavia) ist gefährlich.
Die Pflanzendecke ist infolge der beständigen feuchten Wärme und der Regenfälle sehr üppig und läßt sich in den Mangroven-und Sumpfgürtel der Küste, die Flachlandvegetation, in der besonders Palmen und Bambus hervortreten, den tropischen Regenwald der untern Berghänge, den tropischen Gebirgswald und die Strauchvegetation der höchsten Gipfel gliedern. Ein nicht geringer Teil des Waldgebiets wird von Savannen eingenommen, die mit mannshohem Alang-Alanggras bestanden sind. Ein großer Teil des ganzen Landes ist in Kulturland, Reisfelder der Eingebornen und Pflanzungen der Europäer, verwandelt.
Die Tierwelt Javas weicht von der des hinterindischen Festlandes und Sumatras schon ziemlich stark ab. Zwar beherbergt die Insel noch den Tiger, das Nashorn und den Gibbonaffen, aber der Elefant, der Tapir, der Orang-Utan und der schöne Argusfasan fehlen ihr. Trotzdem ist die Fauna noch sehr reich, besonders an Affen, Vögeln (Pfau, Nashornvögel etc.) und prächtigen Schmetterlingen. Andre bekannte Bewohner der Insel sind Fliegende Hunde, Panther, wilde Hunde (Canis rutilans), Banteng (Bos banteng), Wildschweine (Sus ritlatus und verruccosus), Hirsche, sehr viele Schlangen, darunter Pytons, Eidechsen, Leistenkrokodile und Kaimane.
Die Bevölkerung Javas beträgt (1905) etwa 30 Mill. (darunter 65000 Europäer und Mischlinge, 300000 Chinesen und 19000 Araber) und ist mit 229 auf 1 qkm beinahe doppelt so dicht wie im Deutschen Reiche (vgl. S. 20); dabei ist etwa ein Fünftel der Insel (Küstensümpfe, Alangsteppen, Bergwälder) noch Wildnis, und Großstädte gibt es nur drei. Die Hauptmasse der Bevölkerung besteht aus Malaien und sondert sich in zwei verschiedensprachige Hauptgruppen, die Sundanesen im W. der Insel, klein (1,57 m), untersetzt, kräftig, mit groben Gesichtszügen, und die etwas größern (1,61 m), feiner gebauten, hübschern Javaner im O., zu denen man auch die Bewohner der Nachbarinseln Madoera und Bali rechnet. Die Malaienbevölkerung Javas ist freundlich, bescheiden und unterwürfig, willig, aber nicht ausdauernd im Fleiß und für größere Anstrengungen ungeeignet und läßt sich von den eingebornen Fürsten und den Holländern völlig leiten; die natürliche Hinterlist und Rachsucht der Malaien kommt verhältnismäßig wenig zum Durchbruch. Die eigne Kultur der Malaien ist nicht gering, freilich auch von Vorderindien aus seit alters stark beeinflußt. Hausgewerbe sind Weberei und das Batiken, bei dem man weiße Arabesken und andre Muster auf farbigem Stoff dadurch erzeugt, daß man die Stellen, die weiß bleiben sollen, durch Aufgießen von Wachs vor dem Gefärbtwerden schützt. Hauptbekleidungsstück ist der Sarong, ein um den Unterkörper geschlagenes Tuch. Bei der Herstellung der auf Pfählen errichteten Häuser und der Gerätschaften finden Bambus und Rotangstricke die vielseitigste Verwendung. Unter den Vergnügungen spielen Hahnen-und andre Tierkämpfe sowie Schatten-und Puppenspiele (Wajang), in denen unter Orchesterbegleitung namentlich Szenen aus alten Heldenepen aufgeführt werden, die Hauptrolle. Hauptnahrungspflanze ist der Reis; seine Kultur erfolgt mit Hilfe des Wasserbüffels von den kleinen weilerartigen Dörfern (Kampongs) aus, die mit allerlei Fruchtbäumen (Kokos-, Areka-[Betelnuß-] und Sagopalmen) umpflanzt sind.

[S. 193]

Unter der fremden Bevölkerung spielen außer den Europäern die Chinesen und die Araber die Hauptrollen. Erstere betätigen sich als Großkaufleute und Pflanzer, vor allem aber als Kleinhändler. Die Araber spielen als Wucherer, religiöse Fanatiker und Unruhestifter eine sehr unliebsame Rolle. Die Europäer sind als Beamte, Soldaten, Kaufleute und Pflanzer auf der Insel. Der europäische Plantagenbau steht in hoher Blüte und liefert für den Welthandel mannigfaltige Produkte, deren Zahl von den in Buitenzorg und Boeboelat bestehenden botanischen Gärten und Versuchsstationen noch immer zu erhöhen gesucht wird. Die Hauptkulturen liefern für den Welthandel Kaffee (besonders im trocknen Osten), Tee (viel, aber nicht gut), Kakao, Zimt, Zucker (aus den Zuckerrohrpflanzungen der östl. Ebene), Pfeffer, Reis, Kopra, Indigo, Cochenille, Tabak (in Mitteljava), Chinarinde (im feuchten Gebirgslande Westjavas) etc. Monopol der Regierung sind: Seesalzgewinnung, Sammeln der eßbaren Schwalbennester, Opiumverkauf, Pfandhäuser, dann Teakholzschläge der Tectona grandis in den Staatsforsten (Djattiwälder).
Die Industrie umfaßt viele Reismühlen und Zuckerfabriken, eine Chininfabrik, eine Petroleumraffinerie, Arrakbrennereien, Seifen-, Eis-und Mineralwasserfabriken und 52 Druckereien. Eisenbahnen sind auf Java (1909) 4200 km (einschließlich Nebenbahnen) im Betrieb.
Verwaltung. Die Insel Java ist in 23 Residentschaften geteilt. An der Spitze jeder Residentschaft steht ein mit großer Machtvollkommenheit ausgestatteter Resident mit Assistent-Residenten und Kontrolleuren, sämtlich Niederländer, dagegen sind die Vorsteher der Regentschaften, Distrikte und Dessa (Gemeindebezirke, aus mehreren Kampongs bestehend) angesehene Eingeborne, von denen die der beiden ersten von der Regierung ernannt, die der letzten von den Gemeinden gewählt und vom Residenten bestätigt werden. In den beiden »Fürstenländern« Soerakarta und Djokjakarta regieren einheimische Fürsten unter Oberaufsicht des Residenten. Der Landbesitz einer Dessa ist Gesamteigentum der Gemeinde und wird jährlich neu verteilt. Jeder Grundbesitzer hat Grundsteuer zu entrichten und Frondienste zu leisten.
Geschichte. Java erscheint schon bei seinem ersten Auftreten in der Geschichte (um 100-200 n. Chr.) als hochkultiviertes Land. Später wanderten aus Nordindien Hindu ein, die zwar als Rasse nicht bestehen blieben, sondern in den Malaien aufgingen; aber sie beeinflußten die Kultur und besonders die religiösen Verhältnisse sehr stark und gewannen auch vielfach die politische Herrschaft. Noch heute gehören die Ruinen sowohl der buddhistischen (Boro-Boedoer; S. 206) wie der brahmanischen religiösen Bauwerke mit zu den schönsten Beispielen indischer Bauweise. Politisch zerfiel die Insel in eine Reihe von Hindureichen. Bis Ende des 15. Jahrh. war das mächtigste Reich das von Madjapahit. Um 1400 wurde von arabischen Kaufleuten der Islam eingeführt; Mohammedaner gründeten die Reiche Bantam und Mataram und eroberten Madjapahit um 1480. Bei Ankunft der Europäer auf Java bestanden hauptsächlich die Reiche Bantam, Jakatra, Tscheribon und später Mataram, das mächtigste von allen. Um 1520 hatten die Portugiesen Handelsverbindungen mit den Eingebornen angeknüpft; aber 1596 erschienen die Holländer, verdrängten die Portugiesen und siedelten sich an. Sie bemächtigten sich Jakatras, erbauten 1619 Batavia, wußten die einheimischen Fürsten durch Zwiespalt zu schwächen und zu unterwerfen und verjagten auch die Engländer, die ebenfalls Kolonisationsversuche gemacht hatten. 1684 nötigten sie den Sultan von Bantam, ihnen seine Hauptstadt einzuräumen; um 1700 wurde Tscheribon unterworfen, und 1742 ward Bantam ein Lehen der Holländisch-Ostindischen Kompanie. Vom Kaiser von Mataram gegen die Makassaren und Maduresen zu Hilfe gerufen, zwangen ihn die Holländer in ein Lehnsverhältnis. 1755 teilten sie das Reich in zwei Hälften, deren eine sie dem rechtmäßigen Erben gaben, der nun den Titel Susuhunan führte, während sie über die andre einen Seitenverwandten des Kaisers mit dem Titel Sultan setzten.

[S. 194]

Die Fürsten wurden in strengster Abhängigkeit erhalten und mußten an ihren Höfen holländische Residenten aufnehmen, auch dulden, daß die Holländer bei ihrer Residenz ein Fort besetzt hielten. 1811 kam die Insel in den Besitz der Engländer. Nach dem Pariser Frieden erhielten die Holländer 1815 Java zurück. Eine der gefährlichsten Erhebungen war die 1825 von Diepo-Negoro; 1846, 1848-49 und 1908 mußten gegen die benachbarte Insel Bali Kriegszüge unternommen werden.
Literatur: J. Veth, Java, geographisch, ethnologisch, historisch (Haarlem 1896-1903); J. Giesenhagen, Auf Java und Sumatra. Streifzüge und Forschungsreisen im Lande der Malaien (Leipzig 1901); Haeckel, Aus Insulinde (Leipzig 1908).


Reisen in Niederländisch-Indien.

Beste Reisezeit ist Mai und Juni.

Ausrüstung. Reiseanzug im Gebirge wie in Deutschland, da die Nächte kalt und der Witterungswechsel oft schroff ist. An der Küste und in der Ebene ist Tropenausrüstung unentbehrlich, dazu Gesichtsschleier, baumwollenes Unterzeug, reichlich Wäsche, seidene oder leinene Jackettanzüge, dazu Tropenhelm. Abends trägt man in den Klubs und ersten Hotels geschlossene weiße Anzüge; für Festlichkeiten leichter Frackanzug ohne Futtereinlagen. Pyjamas und Sarong. In den Hauptplätzen auf Java kann man jede Ausrüstung zu mäßigen Preisen beschaffen. Weiße Anzüge in Singapore $ 21/2, in Batavia beim europäischen Schneider 8-10 Fl., beim Chinesen 6 Fl., in 24 St. herstellbar. Verpackung der Vorräte muß gegen Feuchtigkeit und Kakerlaken schützen, also am besten in Blechbüchsen.
Geld wie in den Niederlanden, 1 Silbergulden (Fl.) etwa = 1,70 Mk. = 100 cents oder 10 dubbeltjes.— Goldmünzen: 10-Guldenstücke.— Silbermünzen: Rijksdaalder = 21/2 Fl., gulden = 1 Fl., halve gulden = 1/2 Fl., kwartgulden, kwartje = 1/4 Fl., dubbeltje = 1/10 Fl.—Kupfermünzen: 21/2, 1 und 1/2 cent.
Banknoten der Niederländisch-Indischen Regierung und der Javasche Bank sind vollwertig, Banknoten des Mutterlandes (Niederlande) gelten etwas geringer. Falsche Rijksdaalder, Gulden und 1/2-Guldenstücke sind häufig!
Verkehrssprache: Für die niederländisch-indischen Namen beachte man, daß oe = u im Deutschen, ou = au, ui = eu, ij = e-i; für Kenner des Plattdeutschen macht das Holländische keine allzu großen Schwierigkeiten; die gebildeten Holländer verstehen meist Deutsch.—Die javanische Sprache, die von der Bevölkerung Mittel-und Ostjavas (im W. der Insel spricht man Sundanesisch, im O. viel Maduresisch), d. h. von etwa 18 Mill. Menschen gesprochen wird, ist ein Zweig des malaiisch-polynesischen Sprachstammes. Sie ist die Tochter der altjavanischen oder sogen. Kawisprache und enthält viele Lehnwörter aus dem Sanskrit. In der Umgangssprache ist der Unterschied zwischen der vertraulichen und der höflichen Rede ungemein scharf ausgeprägt. Die javanische Schrift hat sich entwickelt aus der alten Kawischrift, die einer altertümlichen indischen Schrift entstammt. Die beste Grammatik des Javanischen ist T. Roordas »Javaansche grammatika« (Amsterd. 1855), in kürzerer Fassung desselben »Beknopte javaansche grammatika« (das. 1875, 4. Aufl. 1893), Javanisch-Niederländisches Wörterbuch, ebenfalls von T. Roorda. »Praktische Grammatik der javanischen Sprache« von Bohatta (Wien). — Im Verkehr ist die malaiische Sprache sehr üblich (s. unter Singapore, S. 167); ein sehr nützlicher Sprachführer ist für Deutsche: Hüttenbach, Anleitung zur Erlernung der malaiischen Sprache (Verlag von J. Haltermann, Medan-Delhi, S. 158, Sumatra), auch in Batavia zu haben, Preis 1 Fl.
Lebensweise vorsichtig wie in Indien (s. S. 51). Märsche, Ritte nur morgens anzuraten; in der heißesten Tageszeit bleibe man im Hause oder ruhe im Schatten. Bad morgens und nach Bedarf nachmittags.



BATAVIA.

[S. 195]

Gasthöfe gibt es jetzt auch in den kleinern Städten, sie sind meist recht gut, mit luftigen Zimmern, vorzüglichen Betten, Moskitonetzen. Empfohlen wird telegraphische Bestellung der Zimmer (nach kurzem Code des Touristenbureaus).—Die über das Land verteilten staatlichen Rasthäuser (ähnlich den brit.-ind. Dâk Bungalows), die sogen. Pesanggráhans, dienen nur den niederländ. Staatsbeamten und sind von Reisenden nur mit Erlaubnis der Provinzregierung zu benutzen.
Eisenbahnen (staatlich) sind in I. Klasse bequem und sauber, größere Bahnhöfe mit guten Wirtschaften, auf kleinern sind stets Früchte zu haben. (Man reist viel angenehmer als in Indien!) Nachts fahren keine Züge. Europäer benutzen auf Java auch die II. Klasse; in einigen Zügen Speisewagen. Freigepäck 30 kg, Handgepäck darf nur 20 kg wiegen.
Führer für Niederländisch-Indien: »Guide through Netherlands India of the Royal Packet Company«, herausgegeben von der Koninklijke Paketvaart Maatschappij (Amsterdam 1903).
Touristenbureau in Weltevreden (Batavia) und Rijswijk, Gang Pool, gibt freie Auskunft, verschafft Karten und Fahrpläne (Sprechzeit 71/2-1 u. 41/2-71/2 Uhr), gibt auch den Reiseführer »Trips in the Isle of Java« heraus.
Paß. Zum Reisen auf Java ist eine vom Residenten auszustellende »Toelatingskaart« erforderlich. Das Touristenbureau (s. oben) soll ermächtigt sein, diese Karte sofort auf Wunsch auszustellen. Für Reisen auf Sumatra, Borneo, Molukken, Celebes ist Reiseerlaubnis nötig, die vom Justizdepartement ausgestellt wird und durch das deutsche Generalkonsulat zu beschaffen ist.

Batavia.

Vgl. den Lageplan S. 196 und den beifolgenden Stadtplan.

Ankunft zur See. Die meisten Dampfer laufen in den durch zwei lange Molen geschützten Hafen von Tandjong-Priok ein, der etwa 9 km östl. vom alten Hafenkanal vor der Stadt Batavia liegt. Aber auch die Bai von Batavia, in der die größten Dampfer und Segler mit feuergefährlicher Ladung ankern, ist durch Riffe und Inseln gut gegen Seegang geschützt; von den Dampfern auf der Reede gelangt man mit Dampfbarkassen zum Hafen. Die Dampfer der Koninklijke Paketvaart-Maatschappij, überhaupt alle Passagierdampfer, machen stets dicht am Kai im Hafen fest. Gepäck-Kulis erhalten 10 cents für jedes Stück; zunächst etwas umständliche (aber loyale) Zolluntersuchung im Zollamt (Zoll 6 Proz. vom Wert). Zur Einfuhr von Waffen bedarf es einer vorherigen Erlaubnis des Residenten. Gezogene Gewehre unter 91/2 mm Kaliber und ebensolche Repetierpistolen dürfen nur mit Erlaubnis des Generalgouverneurs eingeführt werden, deshalb empfiehlt es sich, solche größern Kalibers mitzunehmen. —Der Bahnhof zur Fahrt nach Batavia liegt neben dem Zollamt. Man kann sich telephonisch Gasthofswagen zum Bahnhof Noordwijk in Weltevreden bestellen; dann nehme man Fahrkarte bis dahin; nach 20 Min. umsteigen in Stat. Batavia, in der Unterstadt. Wer in Alt-Batavia zunächst Geschäfte hat (Geldwechseln), steige schon da aus. Neuerdings ist Weltevreden direkt mit Tandjong-Priok durch Bahn verbunden; man nimmt Fahrkarten bis Stat. Kemajoran in Weltevreden.
Gasthöfe liegen in Weltevreden; Hôtel der Nederlanden (deutscher Bes. Merten) in Rijswijk, in bester Lage (Pl. 1, B4), empfohlen; 100 Z., Pens. 6-10 Fl.; stellt Auto.—Hôtel des Indes (Pl. 2, B4), Molenvliet; 150 Z., gut, gelobt, Pens. von 6 Fl. an.—Grand Hôtel Java (G. G. Lion), Rijswijk (Pl. 3, B4) bei Stat. Noordwijk; 70 Z., F. 1, Lunch 1,50, Din. 2, Pens. 6 Fl.—Hôtel Wisse (Pl. 4, B4), Noordwijk, Ecke Molenvliet. —Bescheidener: Hôtel Ort (Pl. 5, B4), Molenvliet; Z. 2,50-4 Fl. Überall Pension tägl. von 6 Fl. an, bei längerm Aufenthalt billiger; Deutsch wird meist gesprochen. Neben europäischem Gabelfrühstück die gute »Reistafel«, Curryreis mit vielen scharfen Zutaten: Huhn, Fisch, Gemüse, Früchte etc., sehr gesund und nahrhaft.
Pensionen: Tramzicht; Weltevreden; Molenvliet; alle in Molenvliet Ost.

[S. 196]

Restaurant: Restaurant-Hôtel der Nederlanden in der Benedenstad.
Post: In der Benedenstad, nahe Stat. Batavia, in Binnen-Nieuwpoortstraat (A2); in Weltevreden, Schoolweg, neben dem Theater und auf Rijswijk, Tanah abang, nahe Klub Harmonie, geöffnet 8-6 Uhr, an Posttagen bis 8 Uhr abds. Poste restante-Briefe gehen zum Postamt Weltevreden.— Telegraph im Postamt. Kabel nach Singapore, Banka und über Billiton nach Borneo.—Telephon in allen Gasthöfen; öffentliches Amt in Kali Besar Unterstadt.
Wagen: Sádo (aus: dos-à-dos); auch gedeckte Wagen (ebro und ropo), 1 St. 1 Fl.; Sänften (planki) nur in der Unterstadt. —Gasthofswagen.
Automobile stellen Hotel der Nederlanden, Hotel des Indes, Hotel Wisse, ferner »Het Centrum« (Noordwijk) und Fuchs (Parapatan und Tanah abang).

Lageplan von Batavia. Lageplan von Batavia.

Straßenbahnen: Dampftram (trem setum) von der Unterstadt bis Meester-Cornelis alle 10 Min.—Elektrische Bahn nach Rijswijk und Tanah abang (A5) alle 10 Min.
Eisenbahnen: Staatsspoor (»S. S.«) nach Oberstadt (Pasar Senèn, C5), Meester-Cornelis, Bekasi, Keedoenggedeh und je eine Linie nach Tandjong-Priok und Anjer.—Nederland. Indie Spoorweg (»N. I. S.«) zur Oberstadt (Stat. Noordwijk und Koningsplein), Meester-Cornelis und nach Buitenzorg, von da Anschluß an das große staatliche javanische Bahnnetz, Hand Man kaufe den neuesten Fahrplan!

[S. 197]

Dampferagenturen: Norddeutscher Lloyd, Behn, Meyer & Co. (Tel.-Adr.: Nordlloyd Batavia. Passagekontor Kali Besar West.—Koninklijke Paketvaart Maatschappij; Stoomvaart Mij. Nederland, beide Weltevreden, nahe Sluisbrug, auch Kali Besar Ost und Tandjong-Priok.—Rotterdamsche Lloyd: Internationale Crediet-en Handelsvereeniging »Rotterdam« in Weltevreden, nahe Sluisbrug und Kali Besar Ost.—Messageries Maritimes: Reynst & Winju (Tel.-Adr.: Messageries-Batavia), Kali Besar Ost.
Reisebureau: Weltevreden, Koningsplein (O5), besorgt Fahrkarten etc.; vgl. auch S. 195: »Touristenbureau«.
Banken: Javasche Bank (A2), gegenüber der Post in der Unterstadt.— Nederlandsche Handel-Maatschappij, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank.— Nederlandsch-Indische Handelsbank, Unterstadt und Noordwijk.—Nederlandsch-Indische Escompto Maatschappij (Wechselstube in der Oberstadt bei Sluisbrug und in Tandjong-Priok am Landeplatz).—Chartered Bank of India, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. —Hongkong & Shanghai Banking Corporation, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft u. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; die beiden letzten in Kali Besar West.
Theater (C4) am Komedieweg.
Konzerte in der Harmonie und im Konzertgarten am Waterlooplein, So. 51/2 bis 61/2 Uhr Nm., auch abds. im Botanisch-Zoologischen Garten (C5).
Konsulate: Deutsches Reich, in Weltevreden, Koningsplein West, nahe dem Museum, Generalkonsul Dr. Lettenbauer; Sekretär Schleifenbaum. Tel.-Adr.: »Germania«.—Österreich-Ungarn, Konsul Th. Quellhorst, Noordwijk, gegenüber Java-Hôtel.—Schweiz, Konsul A. E. J. Buß (in Firma Maintz & Co.), Kali Besar West.
Vereine: Deutscher Turnverein.— Vornehmster niederländischer Klub: Harmonie, Rijswijk; Militärklub Concordia, Waterlooplein (C4).
Ärzte.Apotheken.Krankenhäuser: Militärhospital am Hospitaalweg (C5); Diakonissenhaus Tjikini.
Buchhandlungen: G. Kolff & Co., Batavia, Benedenstad, Kali Besar 24. —In Weltevreden: Noordwijk, gegenüber dem Java-Hôtel.—H. M. van Dorp & Co., Benedenstad, gegenüber dem Bahnhof der N. I. S. (Reiseführer vorrätig).—Zeitungen: Het Bataviaasch Nieuwsblad; Java Bode; Het Nieuws van den Dag.
Photographen: Charls & van Es; Koene & Co. (beide Firmen deutsch).— Geschäftsadressen: van Arcken & Co., Uhrmacher und Juwelier.—Verkaufsstelle für Kuriositäten, Landeserzeugnisse »Ost und West« (staatlich unterstützt) in Weltevreden, nahe der Harmonie.
Zeiteinteilung für Java. Auf 7 Tage: 1. Tag Batavia; 2. Tag Buitenzorg; 3. Tag Fahrt nach Garoet; 4. Tag Besteigung des Papandajan; 5. Tag Bandoeng; 6. Tag Besteigung des Tangkoeban Prahoe; 7. Tag Rückfahrt nach Batavia.—Auf 14 Tage: 1. Tag Batavia; 2. Tag Buitenzorg; 3. Tag Fahrt nach Maos; 4. Tag Djokjakarta; 5. Tag Ausflug nach Boro-Boedoer; 6. Tag Fahrt nach Soerabaja; 7. Tag Fahrt nach Pasoeroean und Tosari; 8. Tag Besteigung des Bromo; 9. Tag Rasttag in Tosari; 10. Tag Rückfahrt nach Soerabaja; 11. Tag Fahrt nach Maos; 12. Tag Fahrt nach Garoet; 13. Tag Besteigung des Papandajan; 14. Tag Rückfahrt nach Batavia. Andre Reisepläne im Touristenbureau in Batavia und bei den Agenturen von Thos. Cook & Son in andern Plätzen (nicht in Batavia) zu erkunden.—Wer die reizende, weiche javanische Landschaft, über die ein lichtes wunderschönes Grün gebreitet ist (daher »Smaragdinsel«), aus dem die großen vereinzelten Vulkanpyramiden aufsteigen, genießen will, mag gern einen Monat auf Java verwenden.
Geschichte. Der niederländische Generalgouverneur Pieter Both legte 1610 bei Jakatra eine Faktorei an, die der berühmteste seiner Nachfolger, Jan Pieterzoon Coen, anstatt Amboinas 1619 zur Residenz machte.

[S. 198]

Von den Engländern unterstützt, versuchten 1618 die Fürsten von Bantam und Jakatra die niederländische Besatzung zu vertreiben; doch 1619 besiegte Coen den Fürsten von Jakatra und besetzte sein Reich. Ein Fort wurde zum Schutz der nun Batavia getauften Stadt angelegt, das alle Angriffe des Susuhunan von Mataram, des Herrschers über Zentral- und Ostjava, überstand und sich schnell entwickelte. Als aber infolge eines Erdbebens 1699 die Mündung des Tjiliwong verschüttet und das Uferland sumpfig wurde, verlegte 1809 der Generalgouverneur Daendels die Residenz nach der 6 km landwärts gelegenen Ebene von Weltevreden und ließ die Befestigungswerke abtragen. 1811 wurde die Stadt von den Engländern besetzt, aber 1816 an die Niederlande zurückgegeben.

Batavia, Hauptstadt Niederländisch-Ostindiens und der gleichnamigen Residentschaft Javas, mit (1905) 138500 Einw. (darunter über 8000 Europäer und 28000 Chinesen), liegt nahe dem Westende der Nordküste, unter 6° 7' südl. Br., an der Südseite einer geräumigen, durch 17 kleine Koralleninseln geschützten Bai und am Flüßchen Tjiliwong, inmitten ausgedehnter Reisfelder und Kokospflanzungen. Die Unter-oder Altstadt (Benedenstad, AB2) enthält das große Stadthaus, eine Kirche, die Javasche Bank, die Zollgebäude, ein für Chinesen und ein für Eingeborne bestimmtes Hospital sowie ein Gefängnis für letztere, die Magazine der Regierung und der Niederländischen Handelsgesellschaften, die Kontore und Speicher der großen Handelshäuser und der Schiffsagenturen, ist aber nur noch von Malaien, Javanen, Arabern und Mauren, Mischlingen und Chinesen (im chinesischen Kampong) bewohnt, während die Europäer ihre ehemaligen Wohnhäuser in der Unterstadt nur während der Geschäftsstunden aufsuchen, sonst aber in dem neuen Stadtteil Weltevreden (= Wohlzufrieden; C4/5) wohnen, wohin der fast 4 km lange, gleichfalls europäische Stadtteil Molenvliet (AB3) über die Stadtteile Noordwijk und Rijswijk (B4) hinüberführt. Die luftigen großen Häuser, mit Veranden, liegen getrennt zwischen Zierbäumen. In Rijswijk das großartige Harmoniegebäude, das Palais des Generalgouverneurs, südl. angrenzend der schöne Rasenplatz Koningsplein (B4, 5), der ringsum von schönen Gebäuden, darunter die armenische Kirche, das Gebäude der Naturhistorischen Vereinigung, das Museum der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften und die Wilhelmskirche, umgeben ist. An die NO.-Ecke von Koningsplein schließt sich die Zitadelle Prinz Frederik Hendrik (B4) und das neue Gebäude der Koninklijke Paketvaart Maatschappij. Östl. vom Tjiliwong liegen um den großen Platz Waterlooplein (C4) die römisch-katholische Kirche, das Theater, die Freimaurerloge, das Gefängnis für Europäer, das Regierungsgebäude (Het Paleis), das Laboratorium, Infanterie-und Artilleriekaserne (Kavallerie im Stadtteil Rijswijk); südl. das große Militärhospital und das Arsenal (C5). Hieran schließen sich die von Eingebornen und Chinesen bewohnten Kampongs.— Die Industrie beschränkt sich auf Kalkbrennerei, Ziegelfabrikation, Töpferei, Gerberei und Destillation von Arrak; Hausindustrie ist die Matten-und Korbflechterei, Batiken etc. Der Fluß Tjiliwong ist in ein Kanalnetz zerlegt, von dem Batavia durch-und umzogen wird. Da in der seichten innern Reede nur flachgehende Schiffe ankern können, hat man 9 km östl. bei Tandjong-Priok einen Hafen angelegt, der durch Kanal, Eisenbahn und Fahrstraße mit Batavia [S. 199] verbunden ist.—Ausfuhrartikel sind Kaffee, Zucker, Tabak, Gewürze, Pfeffer von Sumatra, Zinn aus Bangka und Billiton, Damaraharz, Indigo, Reis, Rotang, Gambir, Kopra, Bambushüte, Häute, Tee, Arrak, Palm-und Kajeputöl, Teakholz, Büffelhörner und Büffelhäute, Chinarinde, Kampfer, Kassia, Sandel-und Sapanholz, Tamarinden, während die Einfuhr in europäischen Manufakturen, Eisen, Luxusartikeln, Wein, Butter, Konserven besteht. Die Hälfte des Umsatzes fällt auf das Mutterland. Der Schiffsverkehr ist lebhaft.— Zu den Bildungsanstalten gehören das Gymnasium Wilhelm III., je eine höhere Bürgerschule für Knaben und Mädchen, 13 andre Regierungsschulen, 5 Privatschulen, die Parapatan-Waisenstiftung. Für Nichteuropäer bestehen 30 Schulen, außerdem 1432 mohammedanische Schulen. Eine medizinische Bildungsanstalt für eingeborne Ärzte (Doctors Djawa) ist am Militärhospital. Weiter sind zu nennen die Batavische Gesellschaft für Künste und Wissenschaften (1778 gegründet), die Gesellschaft für indische Sprach-, Länder-und Völkerkunde, die Gesellschaft für Landbau und Industrie, die Gesellschaft für Minenwesen (mit großen mineralogischen Sammlungen).—Batavia ist Sitz des Generalgouverneurs und der höchsten Regierungs-, Gerichts-und Militärbehörden, eines katholischen Erzbischofs, einer Handelskammer.—Die Umgebung ist bedeckt mit den von Eingebornen und Chinesen bewohnten Dörfern (Kampongs) inmitten ausgedehnter Kokospflanzungen und Reisfelder.

Rundfahrt. Früh zwischen 6 und 9 Uhr fahre man durch die schönen Straßen von Weltevreden im Wagen (durch Tanah abang, Kebon Sirih, Tjikini, Pegangsaan, Matraman, Kramat, Waterlooplein, Koningsplein) oder um 6 Uhr mit der Dampfstraßenbahn in die Benedenstad und gehe zum Kleine Boom (A1) durch das alte Tor des Bataviakastells, wo die alte Kanone Merians besar (oder djagoer) liegt, die von der eingebornen Bevölkerung als Fruchtbarkeitsspenderin verehrt wird. Nicht weit davon ist der sehenswerte Fischmarkt Pasar Ikan; dann über eine Zugbrücke und durch Kali Besar, wo die alten holländischen Kaufhäuser stehen; zurück zur Straßenbahn durch das chinesische Viertel (A2). Dann kann man Kaufleute etc. in der Altstadt im Geschäftsviertel besuchen, hierauf fahre man zum *Museum (B5) am Koningsplein (8-3 Uhr geöffnet, Mi. und So. frei); es enthält eine vollständige javanische ethnographische Sammlung: Häusermodelle, Hausgerät, Waffen, interessante Musikinstrumente, besonders das Gamelang (16 Kupferplatten über zwei Bambustragbalken, in C-Dur ohne halbe Töne), große und kleine Gongs in Holzgerüsten, groteske Wajang-Puppenfiguren für das javanische Schattenspiel, kunstvolle Sarongs, bunte Stroharbeiten, Modelle von Folterwerkzeugen und Hinrichtungsarten; in einer Schatzkammer sind Schmucksachen, mit Edelsteinen besetzte Kris, ein goldener Sultansthron. Auch die Archäologische Sammlung ist sehenswert; berühmt ist die *Münzensammlung. Vor der Bibliothek (Mi. und Sa. 71/2-9 Uhr Vm., So. 8-11 Uhr) steht ein kleiner Bronzeelefant (Geschenk des Königs von Siam).—Nach der Reistafel, zwischen 1-5 Uhr Nm., ruhen alle Holländer der Hitze wegen, die Straßen sind leer; nach 5 Uhr unternehme man Spazierfahrten in den prächtigen [S. 200] Straßen Weltevredens (s. oben) zu den Plätzen, wo die Musik spielt und die vornehme Welt Batavias promeniert. Dabei sieht man die Denkmäler von Jan Pieterzoon Coen, den Begründer der Stadt, das Waterloo-Denkmal mit Löwen, ein Siegesdenkmal mit Eisernem Kreuz, das Denkmal des Generals Michiels, letztere drei auf dem Waterlooplatz.

Von Batavia nach Buitenzorg.

Eisenbahn (am besten mit Morgenschnellzug, etwa 7 Uhr) von Batavia, Stat. Noordwijk, in etwa 11/4-21/2 St., für I. Kl. 43/4, II. 31/4 Fl. Man fährt durch Reisfelder und Obstgärten, Kaffeeplantagen und üppige Wälder mit hohen Palmen, Tamarinden, Banyans, Bananen, Farnen und Bambusgebüschen. Herrliche Ausblicke auf das Bergland Javas; die Bahn steigt durch die Vorberge bis (62 km) Buitenzorg.

Führer für Buitenzorg: Dr. W. Burck, »Wandelingen door den Botanischen tuin«, auch in deutscher Übersetzung zu haben; »Gids van Buitenzorg en Omstreken«, Verlag von Gr. Kolff & Co. in Batavia; Führer des Touristenbureaus (S. 195).

Buitenzorg (spr. beutensorch, d. h. Ohnesorge = Sanssouci), 263 m ü. M. (Hôtel Bellevue, sehr gerühmt, man nehme eine »bergkamer«, Zimmer nebst Veranda, mit Aussicht aufs Gebirge [Vulkan Sálak], Pens. tägl. 6-8 Fl., Wagen am Bahnhof, man fährt 10 Min. durch die Allee Djalan besar; Hôtel du Chemin de Fer, am Bahnhof, Pens. 6 Fl., Restaurant), ist eine vornehme, entzückende Villenstadt, seit 1746 Residenz des Generalgouverneurs, mit Klubhaus, protestantischer Kirche, großem Markt, Rennplatz. Vor dem schönen Palais des Generalgouverneurs liegt eine große Wiese mit Gazellen und Hirschen. Zwischen 2 und 5 Uhr Nm. meist Gewitter mit starkem Regen in Buitenzorg, wonach man sich mit den Ausflügen einrichten muß. Mehrere Besuche erfordert die Hauptsehenswürdigkeit, der *Botanische Garten, der wissenschaftlich wertvollste, schönste und reichhaltigste Tropengarten der Erde, begründet 1817 von dem deutschen Botaniker Kaspar Georg Reinwardt, 1880-1909 unter Leitung des Prof. Dr. Melchior Treub, seit dessen Tod ist Dr. H. J. Wigman Direktor; ihm untersteht ein Stab von 24 meist niederländischen Naturforschern, die in Laboratorien arbeiten. Zum Garten gehören ein großartiges Herbarium, eine botanische Bibliothek von 20000 Bänden, ferner der Kulturversuchsgarten von Tjikömöh (72 ha, etwa 1/2 St. Fahrt von Buitenzorg) und der Gebirgsgarten von Tjibodas (mit Urwald 313 ha). Zum Besuch der Laboratorien und Sammlungen ist Erlaubnis im Kontor am Haupteingang einzuholen. Plan des Gartens erhält man gratis im Kontor. Der Garten ist nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordnet, Art bei Art, bietet aber trotzdem wunderbare landschaftliche Bilder.

Durch das alte Steintor beim Chinesischen Marktplatz am Haupteingang, wo die Direktorialgebäude etc. liegen, gelangt man in eine vom Hortikulturist Teysmann 1828 angepflanzte Allee; jeder der hellen Riesenstämme trägt eine Schlingpflanze, meist Aroïdeen und Orchideen, darunter die Riesenorchidee Grammatophyllum speciosum (die bis 3000 Blüten gleichzeitig hat!) und Philodendron mit durchlöcherten Blättern. R., hinter dem Hause des Torwarts, findet man die riesige Liane (Entada scandens).

[S. 201]

In dem Fahrweg, der nach r. führt, wächst die Amherstia nobilis mit roten Blütenzweigen und großen, flachen Schoten, ferner die Saracca mit gelbem Blütenbüschel; in der Nähe Pithecolobium und ein sehr großer Schattenbaum, Schizolobium excelsum. L. vom Wege stehen Farngruppen und ein Baum mit auffällig runder Krone, Xanthophyllum vitellinum (eine Polygalee); auch die schraubenförmig gewachsenen Pandanus-Arten sind sehr bemerkenswert. In der Nähe, unter den Zykadeen, ist eine große Orchideenkultur unter schattenspendenden Bäumen, der Plumeria acutifolia, der auf javanischen Kirchhöfen vielfach angepflanzt ist.— In der prächtigen Palmensammlung r. vom Seitenfahrwege fällt an einer Wegecke die ungewöhnlich hohe und schlanke Niboeng-Palme (Oncosperma filamentosa) auf, und weiterhin die rote Pinang (Cyrtostachys Rendah), dann die stachlige Zalacca, die aufrechtwachsende Königspalme (Oreodoxa) aus Brasilien, verschiedene Phoenix-Arten, darunter die Dattelpalme (Ph. dactylifera), viele Varietäten von Kokospalmen (Cocos nucifera), die Ölpalme (Elaeis Guinensis), Sagopalmen (Metroxylon) und die berühmte Coco-de-mer (Lodoicea Sechellarum) mit riesigen Wedeln und eigenartigen großen schwarzen Früchten. Von den Palmen l. stehen tropische Nadelbäume, Araukarien, Damara-Arten mit breiten blattartigen Wedeln u. a.—Im untern Garten, am Tjiliwong-Flusse, wachsen Mangroven (Rhizophorae), in der SO.-Ecke die Sonneratia acida, ein Sumpfriesenbaum, wie die Mangroven, mit Luftwurzeln, und der ägyptische Papyros (Cyperus papyrus).—Weiterhin am Fluß, nahe dem Badeplatz des Generalgouverneurs, stehen Myrtazeen, darunter Gewürznelkenbäume, Djamboes und Eukalyptus; gegenüber die Lontarpalme, der Eisenholzbaum und Ficus-Arten.—Am Nordende des Gartens findet man den Advokaatbaum, verschiedene Zimtbaumarten, Kroton-und Cearagummibäume, dazwischen Kassavasträucher (Manihot utilissima, »Mandiok«); in der Nähe Eisenholzbäume, der Paranußbaum (Bertholletia excelsa), blühende Barringtonia, Sandelholzbäume und verschiedene zu den Anonazeen gehörende indische Fruchtbäume sowie süßduftende Magnoliazeen. Gleichzeitig Blüten und Früchte trägt der Stelechocarpus Burahol; schönen Duft verbreitet die Myristica Horsfieldii. Zwischen den Diospyros-Arten (Ebenholzbaum, Kaki-Fruchtbaum, Styrax Benzoin und Gutta percha) und giftigen Apocyneen sieht man nahe dem Palast des Generalgouverneurs die Kigelia pinnata (mit wurstförmigen, etwa 40 cm langen und 10 cm dicken Früchten) und in einem Teich, am Nordende der alten Allee, die riesige Victoria regia, am Ufer die zierliche Urostigma Rumphii. Zwischen Sapindus Rarak (Frucht als Seife verwendbar) und andern Sapindazeen, wie das Filicium decipiens aus Ceylon, die amerikanische Cecropia; in der Nähe ein kleiner Teich mit Nymphäen, beschattet von einer riesigen Ficus elastica (mit Luftwurzeln). In der Nähe Mahagonibäume, ein Urostigma giganteum und der Cocabaum (Erythroxylon Coca).—Am untern Ende der großen Allee steht ein Baum mit Früchten wie Wachskerzen (Parmentiera cerifera).—Am Ende des großen Teiches mit schönen Lotosblumen steht der sogenannte »Baum der Reisenden«, die imposante Musazee Ravenala Madagascariensis.—Eine prächtige Livingstonia-Palmenallee führt zum Rosengarten, wo ein Denkmal Teysmanns steht. In der Nähe Rohrarten und der giftige Upasbaum nahe dem Orchideenhause; dort findet man außer zauberhaften Orchideen auch Passifloren, Maranten, Calatheen, Bromeliazeen, Dieffenbachia-und Anthurium-Arten. —(Haeckel, Haberlandt, Giesenhagen u. a. haben den Botanischen Garten ausführlich beschrieben.)

————

Ausflug nach Gadok, etwa 12 km von Buitenzorg, zu Wagen auf guter Landstraße, vorbei an malerischen malaiischen Dörfern (Kampongs) über Batoe-Toelis (Inschriftenstein) mit schönem Ausblick auf die Umgegend.
Ausflug nach Sindanglaja (S. 202), etwa 30 km von Buitenzorg, mit Wagen soll lohnend sein.

[S. 202]

Von Buitenzorg durch die Preanger-Regentschaften nach Soerabaja.
Eisenbahn (vgl. S. 196) von Batavia (Weltevreden) nach Soerabaja I. Kl. 39,25, II. Kl. 25 Fl.—Touristenkarte: Batavia-Soerabaja-Pasoeroean-Soerabaja (60 Tage gültig) I. Kl. 55,35 Fl.—Rundreisekarten: Batavia-Djokjakarta-Batavia (30 Tage gültig) I. Kl. 60,95 Fl.; Batavia-Garoet-Batavia (30 Tage gültig) I. Kl. 28,20 Fl.— Speisewagen in den Zügen zwischen Batavia und Soerabaja sowie im Java-Expreß Bandeng-Soerabaja; Mahlzeiten 1,50 Fl.—Da nachts keine Züge fahren, dauert die Reise bis zum Ostende der Insel 3 Tage. Man kaufe den neuesten Fahrplan.

Die Javanische Staatseisenbahn (von Buitenzorg ab) »Staatsspoor« (S. S.), die Java in der ganzen Länge durchzieht, läuft von Buitenzorg durch Hügelland über Brücken und Viadukte erst nach S., übersteigt den Paß zwischen dem Sálak-Vulkan (2215 m) und dem dreigipfeligen Gedeh-Vulkan (3023 m), wendet sich dann nach O., durchläuft Kaffee-und Teepflanzungen und Wälder mit schönem Blick auf die südlichen Vorberge (r. sitzen!) und erreicht nach 4 St. Fahrt

(60 km) Soekaboemi (d. h. Entzücken der Welt), 650 m ü. M. (Hotel Sela Batoe, mit Schwimmbad, Familienpavillons, Billardsaal, *Aussicht auf Baros und den Gedeh, 28 Z., F. 1, Lunch 1,50, Dîn. 2,50, Pens. 6 Fl., gelobt; Viktoria Hotel [deutscher Besitzer Lenné], in Park mit Einzelvillen, Pens. 6 Fl.; Wagen am Bahnhof). Der entzückende, als Erholungsaufenthalt beliebte Ort, zu längerm Aufenthalt geeignet, mit Rivieraklima, liegt in den Preanger-Regentschaften, der größten, reichsten und landschaftlich reizvollsten Residentschaft Javas, mit etwa 21000 qkm und 2 Mill. Einw.; Männer und Frauen haben auffallend schöne Körperformen. Das Javanische Märchentheater (vgl. S. 192) ist sehenswert. In der Nähe (10 Min.) das gute Hotel und Sanatorium Sela Batoe (1700 m).—Ausflüge mit Wagen (3-6 Fl.) nach dem Kratersee *Sitoe Goenoeng (1300 m); zum Wasserfall Tjibeureum von 130 m Höhe; zur Barosbrücke (Aussicht); zum schmucken Javanendorf Tjisaët u. a.

Die Bahn führt weiter durch einen Tunnel und über eine kleine Schlucht nach (100 km) Tjiandjoer (579 m; guter Gasthof), unbedeutendem Ort in einem heißen Talkessel voller Reisfelder; Fortsetzung der Bahn s. unten.—Von hier fährt man, ohne sich aufzuhalten, mit Sádo (4-5 Fl.) oder Wagen (11 Fl.) auf prachtvollem Bergweg nach *Sindanglaja (1074 m; Hotel Sindanglaja, in herrlicher Lage, Pens. 6 Fl., vorzüglich, Arzt), einer ausgezeichneten Sommerfrische. In der schönen Umgebung liegt das (20 Min.) Sommerschloß Tjipanas des Generalgouverneurs; nahebei heiße Quellen zum Baden. Vom Poentjak, dem höchsten Punkte der Landstraße nach Buitenzorg, hat man schöne *Aussicht über das Preangerland; schöner Ruheplatz etwas weiterhin am Telaga Warna (d. h. Farbe wechselnder See, 200 m Tiefe).

Ausflüge. Die Umgegend bietet Gelegenheit zu schönen Ausflügen: nach Kandang-Badaq (d. h. Nashorns Lust), eine Schutzhütte mit Ausblick in den Bergen, 2392 m ü. M., in 21/2 St. zu erreichen, mit Pony und Kulis als Führer und Wegbahner durchs Dickicht; von da in 11/2 St. auf den Gipfel des Vulkans Pangerango (Mandalawangi, 3022 m) oder auf den gefährlichern Kraterrand des Gedeh (2962 m), zu dessen Besteigung man bei Vollmond abds. von Sindanglaja aufbreche, um bei Sonnenaufgang oben anzukommen; großartige *Aussicht und seltsam geformter, riesiger Krater von 250 m Tiefe und 700 m Breite.

[S. 203]

Wegen Ausrüstung und bester Zeit zum Aufstieg hole man Rat im Hotel.—Beim Abstieg vorbei an dem Wasserfall des Koeripan-Wildbachs in tiefer Schlucht. —Von Sindanglaja aus besuche man den 14 km entfernten botanischen Berggarten Tjibodas (1425 m), zu Pferd oder mit Sänfte; hier ist ein herrlicher Park mit Zedern, Araukarien, Baumfarnen, Grasbäumen (Xanthorrhoea australis); dahinter ein Urwald mit drei 130 m hohen Wasserfällen, Lianen, Vogelnestfarnen, grauen Gibbonaffen und Felswänden.—Ferner Ausflüge nach Goenoeng Kasoer; nach den Wasserfällen von Tjibeureum, Tjikoendoel und vielen andern Punkten.

Von Tjiandjoer (S. 202) führt die Bahn (r. sitzen!) über einen Viadukt über den Tjisokan-Fluß, r. prachtvoller Wasserfall, dann über die Schlucht des Tjitaroem-Flusses und über den Goenoeng Mesighit an steilen Abhängen entlang in das Tal hinunter nach

(160 km) Bandoeng (700 m; Hotel Preanger, Pens. 6 Fl.; Hotel Homann, 50 Z., Pens. von 6 Fl. an; beide sehr gut; deutsche Zeitungen; Wagen am Bahnhof; Hotel Wilhelmina, Mitte der Stadt, Pens. 5 Fl.), Hauptstadt der Preanger-Regentschaften mit etwa 22000 Einw., breiten Straßen mit Villen, vor dem großen Platze das luftige Regierungsgebäude (Mesighit), nebst Park; in der Nähe der Markt (pasar), ein Seminar für javanische Lehrer und ein Rennplatz (Rennen im Juli), von dem aus guter Blick auf die südlichen Bergketten. Bei Bandoeng ein Sanatorium. Gute Badeanstalt mit frischem Bergwasser in Tjiampelas, etwa 3 km vom Regierungsgebäude, mit Sänfte (1/2 Fl.) in 20 Min. zu erreichen (Bad 10 cents). Fahrt in 1/2 St. (21/2-3 Fl.) zum Wasserfall Tjoeroeg (13 m hoch), landschaftlich schön.

Besteigung des Tangkoeban-Prahoe (2075 m). Aufbruch von Bandoeng abds. (oder frühmorgens) mit Wagen auf guter Kunststraße über eine Bambusbrücke bis (24 km) Lembang (Hotel Bergzicht, deutscher Besitzer, Pens. 5 Fl, bei längerm Aufenthalt billiger, ein Monat 120 Fl.); dort Reitpferd nach dem Krater für 3,50 Fl., Sänfte 5 Fl. Nun vorbei an Chinarindenbaumpflanzungen im dichten Urwald bergauf; nach 2 St. erreicht man einen 2 km langen und 1 km breiten, 200 m tiefen Krater; bald erblickt man westl. daneben noch einen kleinern Krater von etwa 100 m Tiefe. Der größere, Kawa Ratoe (2000 m), ist noch tätig, aus der braunen Schlammfüllung steigen Schwefeldämpfe auf; am Ostrande sind Solfataren mit schönen Schwefelblumen. Die Wand zwischen beiden Kraterbecken ist schmal, man hüte sich vor dem Abrutschen! Der Abstieg, auch mit Führer in den westlichen Krater, Kawa Oepas (Giftkrater), ist gefährlich und sehr ermüdend. Vom Rande des Tangkoeban-Prahoe (d. h. gekentertes Boot) *Aussicht über Krawang auf die Sunda-See vor der Nordküste Javas.

Von Bandoeng durch das malerische (200 km) Tjitjalengka, in prächtiger Gebirgslandschaft mit zahlreichen Vulkanen, noch steigend bis (220 km) Tjibatoe (850 m; umsteigen in die Zweigbahn nach Garoet). Fortsetzung der Hauptroute S. 204.

Zweigbahn (20 km) südl. nach

Garoet (710 m; Touristenhotel Papandajan [Bes. A. Hacks, Hamburger, steht mit Rat und Tat zur Seite, sorgt in allem für seine Gäste], vortrefflich, empfohlen, mit Badeanstalt, 20 Z., Pens. 6 Fl.; Van Horcks Hotel, Pens. 5 Fl., schöner Garten, gelobt; Klub, für Fremde zugänglich; Automobile zum Besuch der Ausflugsorte), Bergstädtchen in schönster Lage, Gelegenheit zu schönen Spaziergängen; [S. 204] Fahrt in 40 Min. zum malerischen See *Sitoe Bagendit, Überfahrt über den See auf bedachtem Floß nach der andern Seite, wo man einen Hügel besteigt, von dem aus Blick auf 7 große Vulkane (in der Umgebung von Garoet sind 14 Vulkane, von denen der Goenoeng-Goentoer [Donnerberg; 2244 m] der unruhigste ist. Fahrt in 11/2 St. (3 Fl.) zum Wasserfall Tjitis am Fuße des Goenoeng-Goentoer.

Besteigung des Papandajan (2600 m). Aufbruch früh 5 Uhr von Garoet mit Dreigespann-Wagen (5 Fl.) in 21/2 St. Trabfahrt bis zum Dorfe Tjiseroepan (1222 m), 18 km südl. von Garoet; dort (Mundvorrat mitnehmen oder Frühstück [2 Fl.] in Villa Pauline) mit vorausbestellten Pferden (3,50 Fl.), für Damen Tragsessel (Tandu, 3,50 Fl.), Führer (75 cts.) und Kuli (50 cts.) aus dem Rasthause (pesanggrâhan) an Datura-Hecken entlang und dann im dichten Urwald steil bergauf; in etwa 2-3 St. gelangt man an einen gelblichen Hang von Lavagestein und Schwefelasche, dann zu Fuß durch eine abgestürzte Kraterwand in einen dampfenden Kraterkessel, der von drei Seiten noch Wände hat; aus zahllosen Spalten dringen zischend Säulen gelblicher Schwefeldämpfe empor. Unter Vorantritt der Führer kann man den Kraterboden stellenweise betreten, aber Vorsicht! der Boden ist hohl und bricht stellenweise leicht durch, auch kann man bei umspringendem Winde von den Schwefeldämpfen stark belästigt werden. Der Kraterrand wurde abgesprengt bei einem mächtigen Ausbruch des Papandajan 1772, wobei 40 Dörfer verwüstet und 3000 Menschen umkamen. Gute Bergsteiger sollten vom Kraterbecken an der Windseite bis zum obersten Kraterrande (noch 270 m höher) steigen, wo sie vom geodätischen Signal in 2600 m Höhe prächtige *Aussicht über die Gebirgsketten haben, soweit der Schwefeldampf es zuläßt. Am Fuße des Kraters liegt das Todestal (s. unten). Auf-wie Abstieg sind wegen des lockern Lavagerölls schwierig.
Ausflug zum Telaga Bodas. Aufbruch früh 5 Uhr von Garoet mit Wagen (hin und zurück 3,50 Fl.) bis (11 km) Wanaradja, dort Reitpferd (4,50 Fl.), Tragsessel mit 4 Kulis (5,50 Fl.) und Führer (1 Fl.); man steigt durch Kaffeepflanzungen und Urwald bis 1724 m ü. M. und erreicht dann den von hohen Kraterwänden eingeschlossenen Weißen See (Telaga Bodas), dessen milchige, grünlichweiße Farbe durch Schwefel und Alaun erzeugt ist. Man kann in 1/2 St. um den fast runden See von 600 m Durchmesser herumgehen, der den Krater des Geloenggoeng ausfüllt, und sieht dabei einen Wasserfall, heiße Quellen und eine Solfatara. Seit 1822 hat kein Ausbruch stattgefunden. Beim Abstieg geht man durch das 150-250 m tiefere kleine Todestal (Pedjagolan) an der NW.-Seite des Berges, von Gebüsch umgeben, mit kahlem, graugelblichem Boden, auf dem giftige Gase lagern, die kleine Tiere sofort töten.
Ausflug zum Tjangkoewang-See. Früh 1/2-6 Uhr mit Dreispänner (10 Fl.) über (9 km) Tjiboejoetan (Badeplatz mit kaltem Wasser) und Tjitjapar (kalter Schwimmplatz) zum See von *Lèlès (Tjangkoewang): von da zurück am See Sitoe Bagandit (s. oben) vorbei und über Tjipanas (heiße Quellen) nach Garoet (Ankunft gegen 1 Uhr mittags).
Besteigung des *Kawa Kemodjang, eines sehr aktiven Kraters, mit prächtiger Aussicht und auf großartig schönem Weg zu erreichen. Aufbruch 1/2-5 Uhr vom Hotel mit Dreispänner (4-5 Fl.) zum Dorf Tjiparai; von da mit Reitpferd (3 Fl.) oder Tragstuhl (4 Fl.) nebst Kuli zum Tragen der Frühstückstrommel und Führer. Rückkehr nach Garoet gegen 3 Uhr Nm.

Die Hauptbahnlinie führt von Tjibatoe (S. 203) weiter über Tjamis bergab durch die fruchtbare Ebene von Tasik-Malaja, den üppigsten Teil des Preanger-Landes, und dann durch die Tiefebene der Residentschaft Banjoemas durch wildreiche Dschungeln und Sümpfe nach (380 km) Maos (guter Gasthof am Bahnhof u. a.), wo die Züge von Batavia und Soerabaja kreuzen. Der Java-Expreßzug [S. 205] geht von Bantoeng früh ab, kommt Nm. in Djokjakarta und abds. in Soerabaja an. Hand Man schütze sich in dieser Malariagegend besonders vor Moskitostichen durch Schleier und Rauchen!

Zweigbahn von Maos nach Tjilatjap, ein unbedeutender Seehafen und verrufenes Fiebernest, an der landschaftlich schönen Südküste Javas, der die lange »Blumeninsel« (Noesa Kembangan) vorgelagert ist.

Weiter über Gombong, Koboemen, Koeto Ardjo; nach 51/2 St. Fahrt

(560 km) Djokjakarta (meist kurz Djokja genannt; Hotel Toegoe [A. Herscheit], am Bahnhof, 40 Z., F. 1, Dej. 1,50, Din. 2, Pens. 5-6 Fl., gelobt; Hotel Centrum; Hotel Mataram, alle drei nahe dem Bahnhof), Hauptstadt des gleichnamigen Vasallenstaats, Sitz des Sultans und eines niederländischen Residenten mit starker Garnison im holländischen Fort Vredenburg und etwa 60000 Einw., davon 4000 Chinesen und 2000 Europäer. Der Sultanssitz, Kraton, ist ein mit 4 m hohen und 5 m breiten Mauern umgebenes Stadtviertel, in dessen Straßen 15000 zum Hofstaat des Sultans gehörige Javaner leben; mitten im Kraton, hinter zwei Toren und Gittern, ist der Palast des Sultans mit großem Harem. (Erlaubnis zum Besuch des Kraton ohne Audienz wird durch den Residenten gern erlaubt, wenn man ein kurzes Schreiben an ihn rechtzeitig einreicht; beste Besichtigungszeit Vm.; die Residentschaft stellt einen niederländischen Unterbeamten, der Deutsch spricht, zur Führung). Das Stadtleben ist sehenswert.—Rundfahrt. Vom Gasthof morgens mit Wagen 3 Fl.) durch eine Allee zum *Waterkastell, die Ruine eines mit Graben umgebenen märchenhaften Lustschlosses mit Bädern, Teichen, Irrgärten, Hallen und Türmen. (Man nehme einen Jungen als Führer.) Dann weiter über den großen Paradeplatz, wo sich abends bei Militärmusik die Europäer zeigen, in den Kraton (soweit ohne Erlaubnis zugänglich), ein Labyrinth von Höfen, Gärten und Tempeln, Häusern, Leibwachträumen, Elefantenställen, Leopardenkäfigen etc. Der Platz vor dem Schloß ist schön, die Schlösser sind nicht sehenswert. Man versäume nicht, über einen Markt in der Stadt (pasar) zu fahren und das Malen der Sarongs (Batiken) vor den Hütten anzusehen.

Ausflüge: 1) Nach Prambanan; mit der Bahn (Rückfahrkarte I. 1,75, II. 1 Fl.) von Djokja in 40 Min. nach dem Dorf Prambanan, der dritten Station der Bahnlinie Djokja-Solo, dann zu Fuß oder mit Wagen in 1/4 St. zum alten *Hindutempel von Prambanan; beim Tempel gutes Rasthaus mit Kaffeehaus. Drei Mauern umgeben die riesige Anlage; mitten zwischen 157 kleinen Dagobas stehen auf quadratischer Terrasse acht große Tempel, gopuraartige Aufbauten mit breiten Treppen. Der größte Tempel hat noch zwei Seitentreppen, im obern Tempelraum ist eine Schiwafigur, im Nebenraum seine Gattin Durga auf getötetem Stier; die Javanen nennen das schöne Erzbild »Lora Djonggrang«, eine Märchenprinzessin, der sie Frucht-und Blumenopfer bringen. Im dritten Tempelraum ist der elefantenköpfige Sohn beider, Ganesa. In einem andern Tempel ist ein großen Reichtum spendender steinerner Zebustier. Das Schönste sind die kunstvollen, oft naiv-lustigen Steinfriese an den Außen-und Innenwänden der Haupttempel; sie stellen die brahmanische Götterlehre und das indische Epos Ramâyana dar; vorzüglich erhalten ist die Geschichte vom treuen Affen Hanumân. Der Nebentempel zeigt groteske Darstellungen zu Ehren der Göttin der Fruchtbarkeit. Die Tempelanlage gilt als Grabstätte der alten hindustanischen Kaiser von Mataram, etwa im 8. Jahrh. erbaut.

[S. 206]

—Rückweg zum Bahnhof nehme man über die Tausend Tempel (Tjandi Sèwoe), 20 Min. nördl., mit einem großen Mitteltempel, umgeben von 240 kleinen in vier Reihen; der Haupttempel ist beim Erdbeben 1867 beschädigt, zeigt aber noch vorzügliche Götterbilder; erwähnenswert sind die schönen Frauenfiguren an den Treppenmauern der Westseite, die eine Vision Buddhas darstellen. (Beschreibung des Tempels von Dr. Groneman beim Tempelwächter zu haben.)
2) Nach *Boro-Boedoer (wer in Djokja mit Mittagsschnellzug ankommt, hat auf dem Bahnhof sofort Anschluß mit der Dampfstraßenbahn nach Moentilan), 32 km nw.; 2 St. Fahrt mit Automobil (stellt Hotel Toegoe für 65 Fl. für 5 Personen, hin und zurück über Magelang); oder mit Dampfstraßenbahn, vom Bahnhof Djokja abgehend, nördl. durch gut bebautes Land, meist Reisfelder, Dörfer mit Märkten, bis nach (25 km) Moentilan; von da mit Zweispänner (3,5 Fl.; Dreispänner [7 Fl.] kaum nötig, Fuhrwerk bestelle man unterwegs beim Zugführer oder beim Bahnhofsvorstand) in das Hochland von Kadoe, das »Paradies von Java«, in dessen Mitte der wunderbare Tempel von Boro-Boedoer liegt, umgeben von Bergen, darunter die Vulkane Merapi (2875 m) und Merbaboe (3145 m). Man fahre zuerst zum Vortempel Tjandi-Mendoe, mit Riesensteinbild Buddhas. Etwa 4 km weiter, nach 15 Min. Fahrt, erreicht man nach Überschreiten eines Flusses den Hügelrücken, worauf, gegenüber dem Haupttempel, das (14 km) Rasthaus (pesanggrâhan) mit Wirtschaft (gut zum Essen und Übernachten) steht. Wenn Zeit ist, übernachte man dort, weil Sonnenunter- und-aufgang in Boro-Boedoer unvergleichlich schön sind. Der Tempelwächter ist ein Deutscher.—Der große *»Tempel« von Boro-Boedoer ist das großartigste buddhistische Bauwerk auf Java, erbaut im 8. oder 9. Jahrh., 1907-11 durch die Regierung gut renoviert. Er ist kein eigentlicher Tempel, sondern ein kuppelförmiges Denkmal ohne Innenraum zum Andenken Buddhas (Stupa). Auf quadratischer Grundfläche von 153 m Seitenlänge erhebt sich »jenes in Terrassen aufsteigende, seltsam grandiose Bauwerk, das an Mächtigkeit alle andern buddhistischen Tempelbauten so weit überragt, wie das Land, in dem es steht, an Schönheit den Standort jener übertrifft« (Hans Meyer). Der Unterbau besteht aus fünf 20eckigen, von 1,5 m hohen Steinmauern eingefaßten Terrassen übereinander, jede mit reichverziertem Tor in der Mitte, neben dem Treppenstufen zur höhern Terrasse hinaufführen. Alle Terrassen sind mit Buddhafiguren, Löwen und Stieren und reichen Ornamenten geschmückt. Über der obersten 20eckigen Terrasse erheben sich noch drei kreisrunde, die je 32, 24 und 16 (insgesamt 72) sitzende Buddhafiguren unter offenen (teilweise eingestürzten) Kuppeldächern (Dagobas) tragen. Als Krönung des ganzen Baues steht auf der obersten 37 m hohen Terrasse eine 6 m hohe Dagoba; sie enthielt früher einen Buddha, der jetzt vor dem Tempel steht. Leider sind viele Steinfiguren barbarisch verstümmelt; man zählt über 400 Buddhabilder. Von den 1500 Basreliefs sind fast 1000 noch gut erhalten und bilden den künstlerisch wertvollsten Teil des Ganzen; man erkennt auf ihnen Segelschiffe mit zwei Masten, prächtige Rüstungen, Speichenräder. *Aussicht prächtig von der Kuppel des Tempels, besonders bei Sonnenauf-und-untergang! (Beschreibung des Tempels von Dr. Groneman ist beim Tempelwächter zu haben; ausführlicher ist das Werk: »Die Buddhalegende in den Skulpturen des Tempels von Bôrô-Budur« von C. M. Pleyte, mit 120 Abbildgn., Amsterdam, Verlag de Bussy.)
Vom Tempel zurück kann man mit der Dampfstraßenbahn ab Moentilan 16 km nach Magelang (Hôtel Loze) fahren und von da mit Wagen in die Hochebene von Diëng (2171 m; gutes Rasthaus), die mit dem amerikanischen Yellowstone Park (II. Teil, S. 151) verglichen wird.—Sehr schön ist die Wagenfahrt (17-20 Fl.) von Magelang durch das paradiesische *Kedoetal über den Pinggit-Paß (686 m) nach (35 km) Ambarawa (Hotel van Rheeden, genannt di Atas, gute Verpflegung, Pens. 4 Fl.; Hotel di Bawa), einem idyllischen Landstädtchen; von dort Eisenbahn nach Samarang (s. S. 207).

Von Djokjakarta fährt die Bahn durch Reisfelder und große [S. 207] Dörfer am Fuße des Vulkans Merapi entlang, r. die scharfzackigen Felsen der südlichen Gebirge, nach dem Bahnknotenpunkt

(620 km) Soerakarta oder Solo (104 m; Hotel Slier, weit vom Bahnhof, Wagen zu haben), Hauptstadt des gleichnamigen Vasallenstaats mit 109459 Einw., darunter etwa 5000 Chinesen und 1200 Europäer, Sitz des Susuhunan (Kaisers) des ehemaligen Reiches von Mataram und des von diesem unabhängigen Prinzen Mangkoe Negoro sowie eines beide überwachenden niederländischen Residenten. Der Kraton, die Kaiserstadt, ist mit hohen Mauern umgeben; Eintrittserlaubnis erhält man durch ein Schreiben an den Residenten. Gelegenheit zur Teilnahme an Hoffesten mit interessanten, Jahrhunderte alten Hofbräuchen und schönen Tänzen der kaiserlichen Bedojohs (Tänzerinnen fürstlicher Abkunft), dazu Gamelang-(Orchester-) Spiel, »wajang-wong« (Schattenspiele; vgl. S. 192) und »topèng« (Maskentanz). Der Kaiser erscheint stets von Zwergen, Lanzen- und Schildträgern und großem Hofstaat umgeben. (Gesuche um Audienz müssen vom Generalgouverneur befürwortet sein und mindestens vier Tage voraus beim niederländischen Residenten in Soerakarta angemeldet werden.)—Rundfahrt durch die Stadt sehr lohnend wegen des bunten Volkslebens; morgens besuche man den Markt (pasar). Sehenswert der schöne Palast (dalem) des Prinzen Mangkoe Negoro, mehrere Tigerkäfige und der Elefantenstall des Kaisers; kleiner Zoologischer Garten mit schönen Schlangen, Affen und Tigern. Prächtige Tamarindenalleen führen zum holländischen Fort Vastenburg, in der Mitte des Europäerviertels. Auch das lebhafte Chinesenviertel ist besuchenswert.

Von Soerakarta nach Samarang. Von der Hauptroute zweigt eine nördliche Linie ab und führt über Goendih und Kedoengdjatti (Zweigbahn nach Ambarawa, s. oben) nach

(125 km) Samárang, Seehafenstadt mit 96000 Einw. (5000 Europäer).

Gasthöfe: Hôtel du Pavillon, am Bodjongweg, Pens. 5,5-6,5 Fl.;—Hôtel Jansen, Heerenstraat, beide gut.— Hôtel Tjandi, für längern Aufenthalt, oberhalb der Stadt, Dampfstraßenbahn bis Djomblang, dann mit (voraus zu bestellendem) Gasthofswagen hügelaufwärts. Viele Pensionen; gute Restaurants.
Post u. Tel. neben dem Rathaus, Telephon neben dem Rathaus.—Wagen zu haben.—Straßenbahnen: vom Bahnhof zur Zentralstation und von da am Rathaus vorbei den Bodjongweg entlang zur Wohnung des Residenten; vom Bahnhof durch Oengaran-Allee südwärts bis Djomblang.— Eisenbahn nach Cheribon (Anschlußstrecke nach Krawang im Bau, zur Herstellung einer direkten Linie Batavia-Samarang) und über Soerakarta nach Soerabaja.—Dampfer der Koninklijke Paketvaart Mij., wöchentlich in 2 Tagen nach und von Batavia und in 1 Tag nach und von Soerabaja Landung in Samarang mit Dampfbarkassen (2 Fl.) oder Segelprauen (11/2 Fl.). Im Westmonsun ist die Landung oft gefährlich. —Dampferagenturen: Norddeutscher Lloyd, C. A. Bertsch (Tel.-Adr.: Nordlloyd, Samarang); Rotterdamsche Lloyd, Internationale Credieten Handelsvereeniging »Rotterdam«; Stoomvaart Mij. Nederland und Koninklijke Paketvaart Mij.; Messageries Maritimes.
Bank: Javasche Bank; Nederlandsche Handels-Maatschappij, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank.—Konsulat: Deutsches Reich: Generalkonsulat in Batavia.

[S. 208]

Die alte Stadt Samarang, nahe der Mündung des Ngaran oder Samarangflusses, war bis 1824 befestigt, wovon noch das Fort Prins van Oranje erhalten ist. Der neue Stadtteil liegt hauptsächlich an der von Kanarienbäumen und Tamarindenbäumen beschatteten Bodjong-Allee. Im Stadtgarten Mi. und So. Konzert. Eine Oberstadt liegt auf einem 100 m hohen Hügel etwa 3,5 km südl. von Samarang in Tjandi; dorthin führt die schöne Oengaran-Allee bis Djomblang, einen Teil des Chinesenviertels durchschneidend. Lohnende Wagenfahrt nach dem chinesischen Felsentempel Gedong Batoe. Am Westende der Stadt liegt das arabische und javanische Viertel, das bei Westmonsun früher oft überschwemmt wurde. Samarang bietet wenig für Vergnügungsreisende, ist aber der zweitgrößte Handelsplatz Javas; lebhafte Ausfuhr von Kaffee, Zucker, Kopra, Indigo und Büffelhäuten.

Von Soerakarta nach Soerabaja führt die Hauptbahnlinie durch die mitteljavanische Ebene zwischen den nördlichen Hügelketten und den südlichen Vulkangebirgen hindurch nach (95 km) Madioen (Hotel Madioen) und weiter über (175 km) Djomblang und (215 km) Modjokerto nach

(265 km) Soerabaja (Surabaya), Seehafenstadt mit (1905) 163611 Einw., darunter 8000 Europäer und 11200 Chinesen.

Ankunft zur See. Mit Dampfer der Koninklijke Paketvaart Mij. von Batavia dampft man, wenn im SO. der weiße Leuchtturm von Soerabaja in Sicht und der Lotse an Bord, durch das schwierige und sehr seichte Fahrwasser der Madoera-Straße, r. Java, l. die gebirgige, von den unzuverlässigen Maduresen bewohnte, mit üppigem Grün bewachsene Insel Madoera, vorbei an vielen ins Wasser hineingebauten Fischerdörfern, vor denen zahllose Fischerprauen segeln oder treiben, auf die mit Dampfern und Seglern meist dichtgefüllte Reede von Soerabaja, wo der Dampfer bei dem weißen Wachtschiff ankert, dicht beim Landungsplatz Oedjong, an der Mündung des Flusses Kalimas, beim Wilhelminatoren. Man landet im Tambangan (Ruderboot, wie Sampan) für 1/2 Fl. beim Zollamt (kleine Boom), wo stets, auch wenn man von Batavia kommt, Zolluntersuchung stattfindet; Einfuhr von Schußwaffen ist nur mit Erlaubnis (S. 195) gestattet. Viel Gepäck lasse man mit Boot zum Gasthof schaffen; sonst nehme man beim Zollamt einen Wagen.
Ankunft am Bahnhof: Man steige womöglich an Hst. Stat. Goebeng bei Simpang aus, oder an Hst. Soerabaja (Kotta), je nach Wahl des Gasthofs.
Gasthöfe: Oranje Hotel, am Simpangweg; 72 Z. mit Bad u. Telephon, modern, Pens. 7-12 Fl., Auto.—Hotel Embong Malang (Wijnveld), gut; 40 Z., Pens. 6 Fl., am Djalan Embong-Malang, nahe Stat. Goebeng.—Hotel Sarkies, Pens. 6 Fl.—Hotel Simpang, am Simpangweg; 40 Z., Pens. 6 Fl.—Hôtel des Indes, in der untern Stadt; 50 Z., Pens. 5 Fl.—Hotel-Pension van Vlooten, Simpang.—N. V. Hotel & Pens. v. d. Blij, Embong Malang, Pens. 5 Fl.—Restaurants: Restaurant Grimm und Hellendoorn, die besten Kaffeehäuser auf Java, nahe dem Stadtpark und Stat. Soerabaja (Kotta).—Bierhaus eines Chinesen, beim Bültzingslöwen-Denkmal, europäisches Faßbier.
Post u. Tel. nahe dem Stadtbahnhof. —Telephon ebenda.—Kabel nach Celebes, Singapore, Australien, Borneo.—Wagen: Zweisp. (Kosongs) sind kaum teurer als Sádos.—Straßenbahn: vom Hafen zum Südende der Vororte.—Eisenbahn: nach Batavia über Soerakarta, nach Samarang etc.

[S. 209]

Plan von Soerabaja. Plan von Soerabaja.

[S. 210]

Dampfer der Koninklijke Paketvaart Mij. wöchentl. in 3-4 Tagen nach und von Batavia über Samarang. —Dampferagenten: Koninkl. Paketvaart Mij., Geschäftshaus: Willems Kade.—Norddeutscher Lloyd, Behn, Meyer & Co., Societeitstraat (Tel-Adr.: Nordlloyd, Soerabaja).— Rotterdamsche Lloyd, Internationale Crediet-en Handelsvereeniging »Rotterdam«. —Stoomvaart Mij. Nederland.Messageries Maritimes, Anemaet & Co.
Banken: Javasche Bank; Nederlandsche Handels-Maatschappij, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; Hongkong & Shanghai Banking Corporation; Chartered Bank of India, China & Australia; Ned. Ind. Escompto Mij., Korrespondent der Deutsch-Asiatischen Bank (Behn, Meyer & Co.).
Theater: Javanische und chinesische im Hafenviertel, sind nicht empfehlenswert. —Zeitung: »Soerabaja Handelsblad«.
Konsulate. Deutsches Reich: Konsul G. Rademacher.—Österreich-Ungarn: Vizekonsul Bernhard Wolf. —Vereine: Simpangsche Societeit (Club) und Concordia, beide international; Deutscher Verein (eignes Haus in Genteng, deutschen Reisenden sehr zu empfehlen).—Ärzte: Dr. Grün, Genteng; Dr. van Steden, ebenda; Dr. van Hasselt, Simpang Doekoe.—Zahnarzt: Dr. Schöppe, Kaliassin.—Apotheke: De Vriendschap, Dir. P. C. Gilde in Aloen-Aloen.—Simpangsche Apotheke, Simpang.—Krankenhäuser: Militärkrankenhaus, auch für Zivilisten; Zivilkrankenhaus Ngemplak.

Soerabaja ist die erste Handelsstadt Niederländisch-Indiens und liegt auf 7° 14' südl. Br. Am schönsten ist das Stadtviertel Simpang mit dem *Simpang-und Scheepsmakerspark und schönen Villen, darunter das Haus des Residenten. In der Nähe des schönen Restaurant Grimm ist ein Denkmal zu Ehren des tapfern freiwilligen Krankenträgers v. Bültzingslöwen. In der eigentlichen Stadt stehen die Häuser nahe beieinander, auch sind die Wohnungen, Geschäftsräume, Läden der Europäer kaum von denen der Eingebornen getrennt, infolgedessen die Straßen schmutzig und häßlich sind. Reger Handelsverkehr herrscht auf dem Flusse Kalimas, an dem die Warenspeicher und großen Exportgeschäfte liegen. Am Nordende der Stadt liegt das alte Fort Prins Hendrik, nördl. davon am Hafen eine große Marinewerft mit Trockendocks und vielen Werkstätten sowie dem Kasino Modderlust. Der Handelshafen wird neu ausgebaut. Für Vergnügungsreisende bietet Soerabaja nichts. Der Handel der Stadt ist sehr bedeutend, Ausfuhr umfaßt Zucker, Tabak, Kaffee, Kopra; Einfuhr europäischer Waren ist groß.—Nahe südl. von Soerabaja liegen am Strande von Kalangandjar zwei Schlammvulkan-Hügel. (Von Soerabaja beste Dampfergelegenheiten zu Ausflügen nach Borneo, Celebes und den Molukken.)

Von Soerabaja auf den Bromo.
Eisenbahn bis Pasoeroean; dann mit Sádos (Zweispänner) für 21/2 Fl. in 11/2 St. nach Pasrepan und weiter mit Bergwagen für 3 Fl. (2 Personen) nach Poespo. Von hier zu Fuß oder zu Pferd (auch Tragsessel für Damen) in 3 St. nach Tosari, wo man übernachtet, um am andern Morgen vor Sonnenaufgang die Besteigung (am besten zu Pferd) des Bromo unternimmt.
Man kann auch an bestimmten Tagen mit Automobil von Soerabaja nach Tosari fahren (Mi. und Sa. Nm. für 75 Fl., zurück Do. und Mo. früh für 60 Fl.)
Hand In Pasoeroean oder Soerabaja bestelle man telegraphisch Zimmer für die Nacht in Tosari, weil oben oft alles besetzt ist; der Agent in Pasoeroean besorgt auch Karten für 6 Fl. zur Fahrt nach Tosari.

Von Soerabaja mit der Bahn (Automobilverbindung s. oben) über Sidhoardjo und Bangil in etwa 3 St. nach (65 km) Pasoeroean, »Betelgarten« (Marine-Hotel; Hotel Morbeck), einer hübschen Hafenstadt [S. 211] mit 35000 Einw. (500 Europäer), Hauptstadt der gleichnamigen Residentschaft, die bei Malang den besten Kaffee und Tabak Javas sowie Zucker und Indigo liefert. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij (Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft).

Von Pasoeroean im Sádos-Zweispänner (s. oben) durch schattige Alleen auf guter Straße durch das Dorf Gondang-wètan, mit lebhaftem Markt, in 11/2 St. nach Pasrepan am Fuße des Berges; von da mit kleinem Bergwagen (s. oben; wenig Gepäck, wollene Decke und Überzieher mitnehmen!) durch dichten tropischen Urwald steil bergauf nach Poespo (kleiner Gasthof und Sanatorium), 630 m. Nach Einnahme des Reistafelfrühstücks geht man in 3 St. hinauf bis Tosari; wem die Hitze zu groß, nehme Reitpferd (2 Fl.) nebst Saumpferd (2 Fl.) für Gepäck (größere Koffer werden von Poespo durch Kulis [je 60 cts.] hinaufgetragen), oder für Damen Tragsessel (3,60 Fl.) mit 6-8 Trägern (je 60 cts.). Ein guter Weg führt in vielen Windungen bergan durch den mit großen schwarzen und grauen Affen und überraschend buntfarbigen Vögeln belebten Urwald, zuletzt durch Felder, mit europäischen Gemüsen und Kartoffeln, Mais und Zwiebeln.

Tosari (1777 m; Sanatorium Tosari, 1845 begründet, Dir. und Arzt Dr. Fangmann, vorzüglich, angenehme Geselligkeit, Zimmer telegraphisch vorausbestellen, Telephon nach Pasoeroean, Pasrepan und Poespo, 104 Z., F. 2, Lunch 2, Din. 2,50, Pens. 7 Fl.; noch etwas höher das Kurhaus Tengger [1840 m], Inhaber J. Elfferich, Z. 5-6 Fl.), die höchste Sommerfrische Javas, wird wegen seines frischen und trocknen Bergklimas (Luftwärme zwischen 10 und 20° C) viel von Erholungsbedürftigen besucht. Schöner »europäischer« Garten am Kurhaus. Im April und Mai sowie Oktober und November ist Tosari am stärksten besucht. Spaziergang zum *Nymphenbad mit prächtigem Wasserfall in 40 Min.

Besteigung des Bromo. Von Tosari Aufstieg zum *Bromo (2300 m) möglichst früh vor Sonnenaufgang zu Pferde (besser als im Tragsessel); zu Fuß hin und zurück ist etwas anstrengend, da man sowieso zu Fuß klettern muß. Führer 90 cts.; Zeit zur Besteigung etwa 3-4 St. Die Gegend zeigt anfangs europäisch-alpinen Pflanzenwuchs (Wolfsmilch, Brombeeren, Kamillen, Rhododendron, Alpenveilchen, Edelweiß, Baldrian, Erdbeeren, Vergißmeinnicht etc.). Auf halber Berghöhe prächtiger Ausblick nach S., auf den höchsten Berg Javas, den Vulkan Semeroe (3676 m), dessen ovaler Riesenkrater von 9 km Durchmesser in 2125 m Höhe mit Asche ausgefüllt ist (nur der Kilaueakrater, S. 422, ist noch größer). Nach etwa 2 St. Ritt erreicht man den Moenggal-Paß (2482 m); der Weg teilt sich, l. erreicht man nach kurzer, steiler Steigung eine kleine Fläche, auf der eine Hütte steht; dort, am innern, schroffen Abhang, *Blick auf den etwa 200 m tiefer liegenden Sandsee des alten Tengger-Vulkans, dessen Riesenkrater von etwa 8 km Durchmesser mit Sand gefüllt ist; im Sandsee (Dasar) erheben sich vier kleine Vulkankegel: der Widodarèn, der Giri (von N. gesehen, hinter ersterm), der stets tätige Bromo und der alleinstehende Batok. Nun etwa 200 m mühsamer Abstieg (Pferde besser führen) zum Sandsee, dann Ritt über den Sand in 3/4 St. westl. und nw. um den Fuß des Batok zum Fuße des Bromo bis zu der neuen Steintreppe, die mit etwa 250 Stufen zum obern Kraterrand führt, wo die Pferde mit Kulis zurückbleiben. Dann Aufstieg zum obern Kraterrand des Bromo (2300 m). Auf 3/4-Höhe hört man schon das grollende Donnern und Dröhnen des Bromo; man glaubt, der Krustenrand zittere.

[S. 212]

Oben ist eine breite Fläche, wo man das von den Kulis heraufgebrachte Frühstück verzehrt. Ein etwa 1/2 m breiter Fußpfad (nur Schwindelfreien zu empfehlen) führt in 1 St. um den 200 m tiefen Kratertrichter herum, dessen Anblick Hans Meyer wie folgt beschreibt:
»Aus dem Boden heben sich wiederum zwei kleinere Kegel, die zurzeit von kleinen, schmutziggrünen Teichen ausgefüllt sind und bisweilen große Blasen treiben. Dicht daneben aber gähnt unter einem überhängenden Fels ein feuriger Schlund, so furchtbar großartig, daß die Phantasie eines Höllenbrueghel keinen greulichern Höllenschlund hätte ersinnen können. Daraus fährt sausend, zischend und heulend eine Glutflamme, angefacht wie von Tausenden von Hochofengebläsen und tobend, daß man mühsam seine fünf Sinne zusammenhalten muß, und hoch über uns verdichten sich die Wasserdämpfe zu jener weißen Wolke, die wir schon vom Rande des großen Kraters aus beobachtet hatten. Ich machte trotz der Einwendung meines Führers einen Versuch, in den Krater hinabzuklettern, fand aber an der abschüssigen Wand und in dem nachrutschenden Sandschlamm so wenig Halt, daß ich schleunigst umkehrte.«
In der Nähe von Tosari liegt ein *Tenggeresen-Dorf, dessen Bambushütten viele kleine Kammern haben. Die Tenggeresen sind Ureinwohner, die noch der alten javanischen Naturreligion treu geblieben sind; sie sind ein sittsamer, friedlicher und fleißiger Volksstamm, deren Andachtsstätte der Bromo ist, in dessen Sandmeer sie sich an jedem zwölften Vollmond mit ihren Priestern (Dunkun's) in Festkleidern versammeln, dort Gelübde erfüllen (z. B. Tänzerinnen tanzen lassen); schließlich wird auf ein Zeichen des Oberpriesters unter Vorantritt aller Priester von Tausenden von Männern, Frauen und Kindern der etwa 220 m höhere Kraterrand des Bromo erstürmt; oben werden als Opfer Früchte, Hühner, Kleider, Münzen, Kuchen niedergelegt, von den Priestern gesegnet und dann in den Krater geworfen (wobei Jungen aber im innern Kraterrand auffangen, was sie fassen können). Das Opfer gilt für die Seelen der Verstorbenen, die ein Fegfeuer im Bromokrater durchmachen müssen, ehe sie auf den Gipfel des benachbarten, 1000 m höhern Seméroe, wo ihr Gott-Vater Batoro Guru lebt (die Walhalla!), gelangen.
Wer vom Tengger-Gebirge noch mehr sehen will, kehrt nicht nach Tosari zurück, sondern reitet durch den Sandsee nach dem Passe von Ngadisari, nach etwa 200 m Aufstieg wird der Oberrand des Tenggerberges wieder erreicht, auf dessen äußerm sanften Hang das von grünen Wiesen und Bäumen umgebene höchste Tenggeresendorf Ngadisari liegt. Nach 1-2 St. gelangt man weiter auf landschaftlich sehr schönem Gebirgsweg (mit vielen steilen Abhängen und schwierigen Stellen) nach Soekapoera, wo man in dem prachtvoll gelegenen Rasthaus, pasanggrâhan, übernachtet (gute, reine Betten). Man telegraphiere schon von Tosari zum Residenten von Pasoeroean um Erlaubnis zum Übernachten im Rasthaus. In Soekapoera bestelle man telegraphisch von Probolinggo einen Wagen zum Fuß des Gebirges. —Am andern Morgen recht früh zu Wagen (6 Fl.) in etwa 6 St. nach Probolinggo (Hotel Egener, gut), Bahnstation und kleiner, malerischer Seehafenplatz mit 8000 Einw., an der Madoerastraße, mit schönen Tamarinden-Alleen. Von hier zurück mit der Eisenbahn (100 km) über Soerabaja (S. 208) nach Batavia (S. 195).

Von Tosari sind sehr viele schöne Ausflüge auf guten Pferden (Tarif im Sanatorium) zu machen; die Leitung des Sanatoriums gibt Auskünfte und besorgt alles. Man muß stets sehr früh aufbrechen, da mittags meist Nebel eintritt. Sehr schön und bequem ist der Ritt nach dem *Penandjaan (2780 m); man hat das Sandmeer tief unter sich und schaut in den Bromokrater hinein. Prächtiger Rundblick!

[S. 213]

II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan.
11. Südchina: Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila      S. 214-240
    Südchines. Meer S. 214. — Südchina S. 215. — Hongkong S. 220.
— Kanton S. 225. — Macao S. 233. — Von Hongkong nach
Manila S. 234. — Philippinen S. 235.
12. Von Hongkong nach Schanghai. Yangtse-Fahrt      S. 240-265
    Swatau. Amoy S. 241. — Futschou S. 243. — Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244. — Insel Formosa S. 245. — Ostchines. Meer. Schanghai S. 246. — Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254. — Nanking S. 256. — Minggrab S. 257. — Kiukiang S. 258. — Hankau S. 259. — Itschang S. 262. — Tschungking S. 263.
13. Nordchina: Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking      S. 265-280
    Kiautschou S. 266. — Tsingtau S. 267. — Lauschangebirge S. 270. — Tsinanfu S. 272. — Küfu S. 273. — Tientsin S. 275. — Weihaiwei. Tschifu S. 278. — Tongku S. 279.
14. Peking und Umgebung      S. 280-301
    Große Chinesische Mauer S. 295. — Minggräber S. 296. — Jehol S. 297. — Peking-Hankau S. 299.
15. Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn über Charbin nach Wladiwostok, Dairen u. Peking      S. 301-329
    Moskau S. 305. — Tomsk S. 314. — Krassnojarsk. Jenissei. Irkutsk S. 315. — Baikalsee S. 316. — Amurfahrt Srjetensk-Chabarowsk S. 317. — Charbin S. 318. — Wladiwostok S. 320. — Chabarowsk S. 323. — Von Charbin nach Dairen S. 323. — Mukden S. 324. — Chienshan. Dairen S. Port Arthur S. 327. — Von Charbin nach Peking S. 328.
16. Korea      S. 330-337
    Von Mukden nach Söul S. 331. — Tschimulpo S. 332. — Söul S. 333. — Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336.
17. Japan. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Osaka, Kyōtō nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō       S. 341-411
    Ostchines. Meer S. 348. — Nagasaki S. 349. — Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoshima. Dazaifu. Hakata S. 353. — Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354. — Shimonoseki S. 355. — Eisenbahn von Kōbe über Osaka und Nara nach Kyōtō S. 356. — Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358. — Kōbe-Hyōgo S. 361. — Kyōtō S. 369. — Über den Hiyei-zan zum Biwasee S. 377. — Hozugawa S. 378. — Momoyama. Eisenbahn von Kyōtō nach Yokohama S. 379. — Yamada. Futami S. 382. — Kunozan S. 383. — Fuji-no-yama S. 384. — Mianoshita. Über den Hakonesee und den Jikkokutoge nach Atami S. 386. — Yokohama S. 388. — Kamakura S. 391. — Enoshima. Kanazawa S. 392. — Tōkyō S. 393. — Nikkō S. 404. — Chuzenjisee S. 407. — Yumotosee. Nyohō-zan S. 408. — Ikao. Harnausee. Harunatempel S. 409. — Asama-yama S. 411.
18. Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco      S. 411-423
    Stiller Ozean S. 411. — Haiwai- (Sandwichs-Inseln) S. 413. —
Honolulu S. 416. — Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 420.


China. Japan.


[S. 214]

Südchina.

China wird durch das Tsinlinggebirge und seine niedrigere östl. Fortsetzung, das Hwaigebirge, die sich aus Innerasien heraus bis nahe an die Meeresküste bei Nanking erstrecken, in zwei Hauptteile zerlegt, Südchina und Nordchina, die sich in den mannigfachsten Beziehungen unterscheiden.
Südchina, auf dessen Betrachtung wir uns zunächst beschränken, umfaßt von den 18 Provinzen, in die das eigentliche China geteilt ist, folgende zehn: Yünnan, Szetschuan und Kweitschou im SW., Kwangsi und Kwangtung im SO., Hunan, Hupeh und Kiangsi in der Mitte, Fukien, Tschekiang und den Südteil von Nganhwei im NO. Für den Weltreisenden kommen fast nur die Küstenprovinzen Kwangtung (mit Kanton und Swatau), Fukien (mit Amoy und Futschou) und Tschekiang (mit Ningpo und Hangtschou) sowie die Provinzen des untern Yangtsegebiets: Kiangsu, Nganhwei (Anhwei) und Hupeh in Betracht.
Die Küstenprovinzen Südchinas sind, abgesehen von der Delta-Ebene des Hsikiang, an der Kanton und Macao liegen, fast ganz von Gebirgsland erfüllt, das sich mit meist von SW. nach NO. streichenden Ketten hinter einer insel-und buchtenreichen, trotz Verschlammung der Buchten nicht hafenarmen Küste erhebt. Die Längstäler dieses Gebirgslandes werden von gut schiffbaren und durch niedrige Talwasserscheiden miteinander in bequemer Verbindung stehenden Flüssen durchzogen, deren bedeutendster der gegenüber Hongkong mündende Hsi-kiang ist. Die Flüsse stellen die besten Verkehrswege des Landes dar, da Eisenbahnen noch fast ganz fehlen und Landstraßen nicht vorhanden sind. Der Landverkehr ist vielmehr ausschließlich auf Saumpfade angewiesen und auf Fußwege, auf denen Menschenkraft als wichtigstes Transportmittel verwendet wird.
Klima. In gleicher Breite wie das nördl. Drittel Vorderindiens gelegen, hat Südchina doch ein viel rauheres Klima als dieses abnorm warme Gebiet, weil ihm die schützende nördl. Gebirgsschranke fehlt. Ganz Ostasien steht ebenso wie Südasien unter der klimatischen Wechselwirkung zwischen der großen asiatischen Landmasse, deren Inneres sich im Winter stark abkühlt und im Sommer stark erhitzt, und den viel gleichmäßiger temperierten Randmeeren; es hat also Monsunklima (vgl. S. 40). Der sommerliche SW.-Monsun, der weiter nordostwärts in S.-und SO.-Monsun übergeht, ist auch hier warm und bringt Trübung und Regen; der winterliche NW.-Monsun weht dagegen in ganz Ostasien viel stärker als der Sommerwind, ist kalt, sehr trocken und bringt heiteres Wetter. So haben nur Hongkong und Kanton noch ein einigermaßen tropisches Klima mit feuchtheißem Sommer, aber regenarmem und ziemlich rauhem Winter; weiter nordostwärts wird der Temperaturgegensatz zwischen Sommer und Winter immer stärker, die Sommerhitze erreicht überall noch tropische Höhe, während im Winter schon im Hinterland von Swatau unterm Wendekreis die Berge bis tief hinab gelegentlich in Schnee gehüllt sind.
Die Pflanzendecke hat gleichfalls nur im S. noch tropischen Charakter mit Palmen, Bananen, Bambus u. dgl.; weiter nordostwärts und im Gebirge spielen immergrüne, hartblätterige (subtropische) Gewächse die Hauptrolle, unter denen die Kamelien und deren Verwandter, der Teestrauch, die bekanntesten sind. Die ursprüngliche Vegetation tritt jedoch stark zurück hinter den Kulturgewächsen, denn die Küstenprovinzen sind äußerst dicht bevölkert und sogar die Berghänge bis zu 1500 m hinauf mit Hilfe von Terrassenkultur in Benutzung genommen. Außer Nahrungspflanzen, unter denen Reis, Mais, Hirse und andre Getreidearten, Zuckerrohr, Hülsenfrüchte und Gemüse die Hauptrolle spielen, werden besonders Baumwolle, der Teestrauch und der Maulbeerbaum (für die Seidenraupenzucht) kultiviert. Ebenso ist auch von der freilebenden höhern Tierwelt außer den schönen Fasanen wenig mehr zu merken.

[S. 215]

Die Chinesen und ihre Werke werden daher fast überall für den Besucher Chinas im Vordergrunde des Interesses stehen. Seitdem sie seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus Innerasien in ihr heutiges Land vorgedrungen sind, das (mit Ausschluß der Mandschurei, der Mongolei, Ilis und Tibets) etwa 4 Mill. qkm umfaßt (annähernd 71/2mal so viel wie das Deutsche Reich), haben sie dieses in ein Kulturland zu verwandeln verstanden, wie kein anderes Volk der Erde seinen Wohnsitz. Die Fruchtbarkeit und das dem Ackerbau günstige Klima sowohl des lößbedeckten Nordteils des Reiches wie des lößfreien Südteils wiesen von jeher auf den Ackerbau als die natürliche Grundlage der Volkswirtschaft hin, und die rasch zunehmende Volksverdichtung zwang zu immer weiterer Ausdehnung des Kulturlandes und zu immer sorgfältigerer Ausnutzungsweise desselben, die heute geradezu als »Gartenbau« bezeichnet werden kann. Die starke Volksvermehrung (die große Zahl der Kinder ist eine der auffälligsten Erscheinungen im menschenwimmelnden China) hat ihren Hauptgrund in der den Grundzug der chinesischen Volksreligion bildenden Ahnenverehrung, welche die Darbringung von Ahnenopfern durch männliche Nachkommen verlangt und auch die Ärmsten zu frühzeitiger Heirat zwingt. Die Gesamtbevölkerung Chinas soll nach der letzten Volkszählung (1910) reichlich 400 Mill. betragen, was einer mittlern Volksdichte von 100 entspräche (Deutsches Reich 1910: 65 Mill. auf 541000 qkm, Dichte 120). Doch ist diese Zahl wohl zu hoch angenommen. Indem so die Lebensbedingungen für den einzelnen auf dem gegebenen Raum immer knapper wurden, sind höchste Genügsamkeit und ausdauernder Fleiß (Sonntag in China unbekannt) Haupteigenschaften des Chinesen geworden; der chinesische Bauer ernährt sich und seine Familie von einem uns Europäern winzig erscheinenden Stückchen Land, der Kuli von einem lächerlich geringen Arbeitslohn. Das namentlich im N. stark kontinentale Klima mit seinen plötzlichen Witterungsschwankungen vertilgte alle weichlichen Individuen und hat die Chinesen durch natürliche Auslese gegen Witterungseinflüsse unempfindlich gemacht; sie sind das einzige Volk der Erde, das in allen Klimaten arbeitsfähig bleibt; daher die weite Verbreitung chinesischer Kulis. Trotzdem die Chinesen ein Ackerbauvolk sind und der Bauernstand (außer den Akademikern) als der höchste gilt, wohnen sie nur in einzelnen Landesteilen auf dem Lande verstreut; meist drängen sie sich vielmehr in großen, volkreichen Dörfern und in mauerumgürteten Städten zusammen, den Plätzen der großen Märkte, des Warenaustausches und des Handels, in denen der lebhafte Handelsgeist des Volkes seine Wirkungsstätten findet. Das enge Zusammenwohnen und die starke Konkurrenz in diesen Wohnplätzen hat als sehr unangenehme Eigenschaften Hinterlist und Unreinlichkeit sowie anderseits eine einseitig materielle Lebensauffassung hervorgerufen. Der maßlose nationale Hochmut des Chinesen, der ihn auch in uns Europäern nur »Barbaren« sehen läßt, und die Erstarrung ihrer Kultur, die sich erst in allerjüngster Zeit zu lösen beginnt, finden ihre Erklärung in dem Umstande, daß China, das »Reich der Mitte«, stets von kulturell tieferstehenden Völkern umgeben war und alle seine Bedürfnisse selbst erzeugte, so daß es sich Jahrtausende hindurch nach außen ganz abschließen konnte.
Die chinesische Volksreligion sieht, wie bereits oben erwähnt, ihren Endzweck in der Verehrung der Ahnen und des Herrschers. Ihre philosophische Weiterbildung hat sie im Konfuzianismus, der Lehre des Kungfutsze (551-478 v. Chr.), gefunden, dessen noch heute im höchsten Ansehen stehende Philosophie den einzelnen lehrt, sich nur als Glied der Gesamtheit zu betrachten und dessen Wohle sich unterzuordnen. Der Buddhismus hat in China, so weit seine Klöster dort auch verstreut sind, nie eine große Rolle zu spielen vermocht. Der Islam zählt etwa 30 Mill. Anhänger in entlegeneren Teilen des Reiches. Sehr gering sind auch die Aussichten auf Ausbreitung des Christentums unter diesem ältesten Kulturvolk Asiens; nur die Jesuiten haben einst (um 1600) große Erfolge erzielt, aber nur, weil sie dem Volke ihren Ahnenglauben und die Verehrung des Kungfutsze ließen.

[S. 216]

Die gegenseitige Eifersucht der verschiedenen christlichen Konfessionen, Sekten und Richtungen, die heute noch alle Anstrengungen der Missionen illusorisch machen, haben schon damals das Werk der Jesuiten zerstört: gerade als der kaiserliche Hof in Peking im Begriffe stand, zum Christentum überzutreten, wurden die Jesuiten dank den Einflüsterungen der Dominikaner und Franziskaner vom Papst zurückgerufen. Heute zählt man unter den Chinesen etwa 1 Mill. katholische und 150000 protestantische Christen, die vorwiegend den untern Volksklassen angehören.
Die ganzen staatlichen Verhältnisse sind zurzeit in stärkster Umbildung begriffen; den Hauptanteil an dieser Umwälzung haben die Südchinesen. Das Beamtenheer der Mandarinen erfährt seine Ausbildung auf rein formalistischem Wege durch das Studium der Klassiker. Die darin erlangten Kenntnisse werden durch Prüfungen nachgewiesen, an denen jedermann teilnehmen kann. Es herrscht Ämterkauf. Die Amtssitze der höhern Beamten (die durch kleine Knöpfe auf den Mützen und Stickerei des Brustlatzes gekennzeichnet sind) tragen die Bezeichnung fu (z. B. Singanfu, Tschifu).
Geschichte. Ursprünglich war China von unzivilisierten Stämmen bewohnt; um 2600 v. Chr. drangen die Stammväter der heutigen Chinesen aus Zentralasien in das nordwestchinesische Lößgebiet ein. Singanfu in der heutigen Provinz Schensi wurde ihre Hauptstadt. Sie brachten aus ihren trocknen Ursitzen die Teekultur und die Berieselungskunst mit. Im Laufe langer Zeiten dehnten sie ihre Herrschaft über das ganze heutige China und noch weiter aus, wurden aber später vielfach von fremden Dynastien unterworfen, die teils von W., teils von N. kamen. Im ersten nachchristlichen Jahrtausend waren es vor allem tungusische Stämme, die aus der nördl. Mandschurei ins Liautal (um Mukden) gelangt waren und nun durch die schmale Pforte von Liauhsi (vgl. S. 329) nach Nordchina vordrangen. Am bekanntesten unter ihnen sind die Kitan geworden, die die in China von 905-1125 n. Chr. herrschende Liau-Dynastie begründeten; auf sie geht die Bezeichnung Chinas als Kitai zurück. Zu Anfang des 13. Jahrh. wurde China ein Teil des gewaltigen Reiches der Mongolen, und Kublai Chan, der Enkel Dschingis Chans, machte Peking zu seiner Hauptstadt und begann den Bau des gewaltigen Kaiserkanals (S. 265); Marco Polo stand längere Zeit in seinen Diensten. Schon 1356 machte sich aber ein chinesischer Priester, Tschuyüentschang, zum Herrn von Nanking und begründete 1368 als Kaiser die einheimische Ming-Dynastie, die bis 1644 herrschte, dann aber dem tatkräftigen jungen Chan der gleichfalls von N., aus dem Liautal, gekommenen tungusischen Mandschu weichen mußte, der als Kaiser Schuntschi die Tsing-Dynastie begründete. 1662 wurden die Holländer aus Formosa vertrieben, das sie 1625 besetzt hatten. Im 17. und 18. Jahrh. wurden vereinzelte Niederlassungen der Russen, Franzosen und Engländer geduldet. Wichtig für die Eröffnung des Handelsverkehrs mit Europa war der Opiumkrieg 1840-42, in dem die Engländer Hongkong erwarben und die Öffnung der Häfen Kanton, Amoy, Futschou, Ningpo und Schanghai erzwangen. Ernstlich bedroht wurde die Tsing-Dynastie durch den Taiping-Aufstand, dessen Führer Hung-Siutsuen Anhang unter christenfreundlichen Chinesen fand, sechs Provinzen und 1853 die alte Hauptstadt Nanking einnahm. Bald darauf geriet die kaiserliche Regierung in Krieg mit England und Frankreich; 1860 wurde Peking besetzt, der Sommerpalast geplündert und zerstört und China zu Handelsverträgen mit allen Seemächten gezwungen. Dann unterstützten aber die Engländer und Franzosen die chinesische Regierung gegen die Taiping, deren letzte Stütze, die Stadt Nanking, 1864 genommen wurde. Im Krieg um Korea zwischen Japan und China 1894/95 verlor letzteres Formosa und die Pescadores-Inseln. 1897 nahm Deutschland als Sühne für die Ermordung zweier Missionare die Kiautschoubucht, 1898 Rußland Port Arthur und Talienwan, Frankreich Kwangtschou und England Weihaiwei und Nord-Kowloon bei Hongkong; hierdurch entstand eine fremdenfeindliche Stimmung, die zu der Boxerbewegung führte.

[S. 217]

Nach Zerstörung der Takuforts am 17. Juni 1900, Ermordung des deutschen Gesandten (20. Juni), Befreiung des Landungskorps unter Admiral Seymour und Entsatz Tientsins wurde Peking am 14. Aug. genommen. Seit dem Ausbruch der Revolution im Herbst 1911, welche die Stürzung der monarchischen Dynastie und republikanische Verfassung anstrebt, ist das chinesische Reich in innere Wirren verwickelt; europäische Streitkräfte schützen Leben und Eigentum der fremden Staatsangehörigen.
Reiseliteratur für China: v. Richthofen, Schantung und seine Eingangspforte Kiautschou (Berlin 1898); E. Tiessen, China (Berlin 1902); W. Grube, Religion und Kultus der Chinesen (Leipzig 1910); M. v. Brandt, 33 Jahre in Ostasien (Leipzig 1901); G. Wegener, Zur Kriegszeit durch China 1900/01 (Berlin 1902); Madrolle, Chine du Sud; Ders., Chine du Nord (Paris 1904).

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Reisen in China.

Reisepaß für die chinesischen Behörden besorgt der deutsche Konsul im Ankunftshafen; man tut gut, sich mit Visitenkarten in chinesischer Schrift zu versehen (die Namen, Rang, Heimatsort und Reisezweck angeben). Das Gepäck ist zu beschränken, weil die Verkehrsverhältnisse schlecht sind. Am bequemsten reist man in Südchina auf Flußdampfern und Flußbooten (gemieteten »Hausbooten« [Sampans] oder Dschunken); letztere sind auch bei Kanalfahrten zu gebrauchen, aber die Reise geht langsam vonstatten, flußaufwärts mit Ziehleuten. Landreisen am besten zu Pferde, viel unbequemer sind die Maultiersänfte und der zweiräderige Reisekarren (ohne Federn!); letzterer ist für größeres Gepäck unentbehrlich, doch gibt es Fahrstraßen nur vereinzelt und nur in Nordchina; Südchina kennt außer den Wasserstraßen nur Saumpfade und als Transportmittel nur Menschen und Tragtiere. Wenn man die Karre mit eignen Feldbettstücken polstert, ist sie allenfalls erträglich. Reittiere kauft man am besten, Packtiere (Maultiere) mietet man. v. Richthofen empfiehlt die Benutzung von Reit-und Packtieren für alle Landesteile von Nordchina; man kann mit ihnen auf Fußwegen auch Berge übersteigen. Gute Maultiere leisten die besten Dienste. Moskitonetz ist im Sommer unentbehrlich. Im Winter sorge man für warme Kleidung, Decken und mit Schaffell gefütterten Mantel sowie hohe, derbe Wasserstiefel. Laterne, großer Vorrat an Stearinlichten, europäisches Tischgerät, Glas und Porzellan zwischen Filzplatten verpackt, Kochgerät.
Der Diener muß europäisch kochen können, die chinesische Kost ist ungesund, nur gekochter Reis und Brot sind frisch brauchbar. Hühner, Enten und deren Eier sind billig, Rind-und Hammelfleisch nur in Städten, wo Mohammedaner wohnen und in den Städten mit größern Europäerkolonien; die Chinesen selbst verwenden das Rind nur als Zugtier. Chinesisches Schweinefleisch ist wegen großer Verbreitung der Trichinose ungenießbar. Zum Mundvorrat nehme man reichlich Fleischextrakt, gepreßte Gemüse, Kakao, Tee (schwarzen, die Chinesen trinken grünen), kondensierte Milch.
Über den Verkehr mit der Bevölkerung hole man sich vorher bei Landeskennern Rat; niemals vergesse man, daß man sich unter einem Kulturvolk befindet. In größern Orten mache man dem Gemeindevorsteher Besuch; wenn er Geschenke schickt, gebe man dem Hauptdiener etwa so viel, wie die Lebensmittel wert sind.
Geld. In Hongkong werden Silbermünzen zu 1 $ (Dollar), 50, 20, 10 und 5 cents geprägt; 1 Hongkong-Dollar = 100 cents = 1,78-1,95 M., je nach dem Kurs. Post und Telegraph nehmen nur Hongkong-Dollar sowie Noten der Lokalbanken, kein englisches Geld etc. Im Geschäftsverkehr ist der Tschop-Dollar (mit meist rotem chinesischen Geschäftsstempel versehener Kanton-Dollar), auch »old und new Mexican Dollar«, dem Hongkong-Dollar ungefähr gleichwertig. Höheren Wert, etwa 2-2,40 M., hat der echte Mexikanische Dollar, der überall an der chinesischen Küste vollwertig ist (man hüte sich vor falschen Dollars, die am Klang kenntlich sind!); der Hongkong-Dollar ist nur in Hongkong, Kanton, Swatau, Amoy und Singapore vollwertig, an andern chinesischen Plätzen wird er gar nicht oder nur mit Verlust genommen.

[S. 218]

Kupferstücke von 20 Käsch gelten nur im südlichen China. Auch mit dem Papiergeld ist Vorsicht geboten; manche Noten sind nur in Hongkong und dem südlichen China vollwertig, während man (selbst bei Scheinen der Hongkong-Shanghai Bank, die in Hongkong ausgestellt sind) in Schanghai 10 Proz. und mehr Verlust erleidet. Deshalb erkundige man sich vor größern Geldabhebungen bei zuverlässigen Bankgeschäften, ob das aufgenommene Geld auch im nächsten Hafen noch vollwertig ist.
Im chinesischen Reiche laufen als Münzen die Tungtsien, Sapeken oder Käsch um, das sind auf einer Seite bezeichnete Rundstücke aus Kupfer mit Zinn, Blei und Zink, von ungleicher Größe und Dicke mit vierkantigem Loch. Je 100 werden zu einem Mahs oder Tsiën aufgereiht und 10 Schnüre zu einem Liang oder Tael gebündelt. Diesem wurde ein Kegel fast reinen Silbers (engl. sycee) von in Schanghai 34,246 g Gewicht gleichgesetzt; aber man erhält für solches Tael 750-2000 Käsch, je nach dem Platzkurs. In Haikuan-Tael von 38,246 g oder bei vertragsmäßig 11/3 Unze Avoirdupois = 37,799 g werden die Zölle bezahlt. 1 Haikuan-Tael = 11/2 mexikan. Dollar = etwa 2,95 M. = 0,70 amerikan. Dollar. Als wirkliche Münzen, jedoch vielfach verunstaltet, benutzt man mexikanische und andre Dollars, die seit 1873 auch in Kanton geprägt werden und hier 24,494 g fein wiegen sollen; dieser Dollar von Kanton, = 4,409 M. Silber, erhielt 1890 Gültigkeit im ganzen Reiche, wird aber, wie die übrigen Edelmetallmünzen, außerhalb der Vertragshäfen in der Regel gewogen. Größere Barzahlungen erfolgen in gestempelten Silberbarren von meist 50 Tael. Außerdem zahlt man in Goldblättern, deren Feinheit der Goldschmied in chinesischer oder englischer Schrift beglaubigt. Alle diese Wertzeichen haben gegeneinander veränderlichen Kurs.
Den Geldverkehr mit Europa und Amerika vermitteln in den Vertragshäfen ansässige Banken. Von den chinesischen Bankgeschäften sind die wichtigsten u. sichersten die »Schansi-Banken« (Hsihao). Der Zinsfuß beträgt durchschnittlich 10-15 Proz. Die chinesischen Banken geben eigne Noten aus. Allein in Tientsin emittieren gegen 300 Banken solche. Sie haben ungefähr die Größe europäischer Banknoten, sind auf starkes, grobes Papier gedruckt und mit einer Menge Stempel versehen, um Fälschungen zu verhüten. Die Noten lauten auf 100-10000 Käsch.
Sprache. Mit chinesischen Dienern, Geschäftsleuten, Boys spricht man meist das Pidgin English (Geschäftssprache), ein Gemisch aus Englisch, Portugiesisch und Chinesisch, bei den europäischen Wörtern stets l statt r, also plople statt propre = rein. Beispiele: Gut so, macht nichts, genug = maskee; Art und Weise = fashion; Ort, Gegend, Haus = side; holen, kaufen, bekommen = catch; bring' mir = catch this side; holen = makee come; oben = topside; trage hinauf = catch topside; schnell = tschop; sofort = tschop-tschop; sehr gut (Nr. 1) = numbel one; haben Sie bekommen = have gott?; ich oder er kann oder darf nicht = no can do!; der Herr weiß schon = master savee; Kellner, hol' einen kräftigen Träger, der mir meine beiden Koffer sofort hier heraufbringt, hast du verstanden? = boy! makee come numbel one side kuli tschop-tschop two piecee topside must have this side! savee?; Wünscht der Herr Frühstück? = Master wantchee tschau-tschau? Ich will sofort eine Selterwasser haben = My wantchee soda, tschop-tschop!; Whisky und Soda, ich verstehe = Whisky soda! My savee!; Bring' Champagner her = champaign-lai!; das Wasser gehört nicht dem Herrn, es gehört ihm, und er will Geld dafür = Water no belong master, water belong he, he wantchee money!; Du bist ein sehr schlechter Diener = You belong very bad boy; Verstand = savee-box; es ist sehr schlecht (kaput, zerrissen, verdorben etc.) = belong bad; ich weiß nicht = my no savee; Ich bin ein Deutscher = My belong German.
Die Sprache der Chinesen ist unter allen Kultursprachen die einfachste. Sie besteht nur aus einsilbigen Wörtern. Ihr fehlen alle Beugungen, jede Unterscheidung von Haupt-und Zeitwort, jede Wortbildung überhaupt, außer Zusammensetzung der Silben. Die Bedeutung der Wörter im Satz wird durch ihre Stellung hervorgebracht.

[S. 219]

Die Umgangssprache zerfällt in zahlreiche Dialekte, die in Aussprache und Artikulation so voneinander abweichen, daß sich die Angehörigen verschiedener Provinzen oft kaum verstehen. Allgemein verbreitet ist dagegen das sogen. Kwānhoá (Hochchinesisch) als Sprache der Gebildeten und als Verkehrssprache. Die chinesische Schrift ist aus einer Bilderschrift hervorgegangen.—Über Namenschreibung vgl. S. 281.
Für Erlernung der wichtigsten hochchinesischen Worte und Redewendungen zu empfehlen: »Konversationsbuch für die Reise und den Selbstunterricht« von Hsüeh Chi Tschong.


Macao.


11. Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila.

Vgl. die Karte S. 155 und die beifolgende Karte.

Reichspostdampfer des Nordd. Lloyd (S. 166) von Singapore alle 14 Tage Fr. oder Sa. in 5 Tagen nach (1437 Seem.) Hongkong, für I. Kl. 8 £ 16 sh., II. Kl. 6 £ 12 sh. Rückfahrkarte 11/2facher Preis.—Österreich. Lloyd monatl. einmal von Singapore nach (1448 Seem.) Hongkong in 6 Tagen.—Messageries Maritimes alle 14 Tage von Singapore über (648 Seem.) Saïgon (S. 179) in 7 Tagen nach (1582 Seem.) Hongkong.— Peninsular and Oriental Co. von Singapore alle 14 Tage in 6 Tagen nach (1440 Seem.) Hongkong.

Von Singapore führt der kürzeste Seeweg mit NNO.-Kurs etwas westl. an den holländischen Anambas-Inseln vorbei, dann in Sicht der französischen Inseln Great Catwick und Cécir de Mer, weiter während des SW.-Monsuns mit nördlichem Kurs unter der Küste von Annam entlang, wobei Kap Padaran mit Leuchtfeuer eine gute Ansteuerungsmarke bildet, und westl. von den Paracel-Inseln vorbei, dann vom 17.° nördl. Br. ab mit NO.-Kurs nach Hongkong. Dieser Weg ist der beste für die Monate April bis September; trotzdem laufen viele Dampfer während des ganzen Jahres von Cécir de Mer mit nordöstl. Kurs zwischen den Paracel-Inseln und Riffen und der großen, mit gefährlichen Riffen besetzten Macclesfield-Bank hindurch, obwohl dieser mittlere Seeweg etwas länger ist. Bei starkem NO.-Monsun macht der Dampfer gewöhnlich einen östlichen Umweg, weil dann im östlichen Teile des Südchinesischen Meeres schwächerer Gegenwind als nahe vor der Küste von Annam vorgefunden wird. Bei der Annäherung an Hongkong kommen kleine Inseln, dann die schön geformte hohe Felseninsel Hongkong (S. 222) in Sicht. Von den vorgelagerten Ladronen und Kaipong-Inseln ist die 448 m hohe Große Ladronen-Insel an ihrer Bergkuppe zu erkennen; die Insel Paktsim (Kaipong-Inseln) zeigt die auffälligen Eselsohren, zwei fast senkrechte, 286 m hohe spitze Gipfel. Die vorgelagerte, 30 m hohe Gap-Klippe trägt einen weißen Leuchtturm (mit Blinkfeuer von 18 Seem. Sichtweite), von dem aus ankommende Dampfer telegraphisch nach Hongkong gemeldet werden. Bei der Annäherung an den Tschukiang (Perlfluß) oder Kantonfluß, dem die Insel Hongkong inmitten einer Gruppe kleiner Felseninseln östl. vorgelagert ist, trifft man meist auf große Flottillen kleiner Fischerdschunken. Die Gap-Klippe r. lassend, steuert der Dampfer mit nördlichem Kurs östl. von der Lingting-Insel auf die West-Lamma-Durchfahrt [S. 220] zu und dann r. drehend durch die Sulphur-Durchfahrt zwischen Green Island und der Insel Hongkong auf die Reede von Hongkong, die einen geschützten Hafen bildet.

Das Südchinesische Meer (Nanhai) erstreckt sich von der Halbinsel Malakka bis zur Formosa-Straße (vgl. beifolgende Karte). Der südliche Teil wie auch die Golfe von Siam und Tonkin haben weniger als 200 m Tiefe, während im nordöstlichen Teil, zwischen den Philippinen und Hongkong, mehr als 4000 m Wassertiefe gefunden sind. Sehr gefährliche Korallenriffe findet man an vielen Stellen, besonders ausgedehnt westl. von der Insel Palawan bis 110° östl. L. Im nördlichen Teile liegen die Paracel-Inseln, umgeben von Riffen und Bänken; östl. davon die große Macclesfield-Bank u. a. Die Strömungen im Südchinesischen Meere sind von den herrschenden Winden abhängig: während des SW.-Monsuns setzt der Strom zwischen Singapore und Hongkong sowie unter der Küste von Annam nnö., während des NO.-Monsuns ssw. Der SW.-Monsun beginnt im Golf von Tonkin Mitte April und weht im Juni, Juli und August überall zwischen Singapore und Hongkong. Der NO.-Monsun ist am stärksten und gleichmäßigsten im Januar, Februar und März. In der zweiten Hälfte des SW.-Monsuns treten vor dem Golf von Siam, der Küste von Indochina und dem Golf von Tonkin häufig heftige Gewitterböen mit dunklem Gewölk auf. Taifune kommen im Mai bis November, doch meist nur im August, September und Oktober vor; bei westlichem Sturm ist die Gefahr, in die Mitte des Taifuns zu geraten, für Schiffe, die von Singapore nach Hongkong fahren, nicht groß, weil man sich wahrscheinlich an der linken Seite der Sturmbahn befindet und nur beizudrehen braucht, bis das Wetter besser und der Wind sw. geworden ist. Wenn der Barometerstand sich wenig ändert, kann das Sturmgebiet an seiner Südseite umsteuert werden, mit südlichen und östlichen Kursen. Bei südlichem Wind kann man den Kurs beibehalten, muß sich aber hüten, der Sturmmitte zu nahe zu kommen. Am unsichersten ist die Lage des Schiffes, wenn der Sturm aus Richtungen zwischen NO. über N. bis NNW. weht. Nur wenn der Wind dann nach l. dreht, oder wenn er gleich aus NNW. beginnt, kann man mit SW.-Kurs abhaltend sicher sein, der gefährlichen Sturmmitte zu entgehen.

Hongkong.

Vgl. die beifolgenden Pläne.

Hongkong.

Ankunft zur See. Der Hafen ist stark belebt mit großen Dampfern, deren täglich bis zu 60 ein-und auslaufen (vgl. S. 223). Die Hafenstadt Victoria baut sich am Fuße des Pik der Insel Hongkong stufenweise auf, ihre weißen, palastartigen Häuser liegen zwischen schönen Gärten mit grauem Felsenhintergrund. Alle großen Dampferlinien haben Festmachetonnen für Dampfer; die deutschen Reichspostdampfer legen an dem Pier von Kowloon an; Ausschiffung erfolgt mit Dampfbarkassen der Gasthöfe oder mit Sampan (1/2 St. Fahrt, 10 cents jede Person). Da Hongkong Freihafen ist, findet keine Zolluntersuchung statt.
Gasthöfe: Hongkong Hotel, 170 Z., Pens. $ 6-12.—Grand Hotel (deutscher Besitzer), Pens. von $ 5 an.— King Edward Hotel, Ice House Street, sehr mäßig (indischer Manager); 85 Z., F. 1, Lunch 1,25, Dinn. 1,25, Sup. 1, Pens. $ 6-12.—Astor House Hotel, Queen's Road Central.

[S. 221]

Peak Hotel, nahe dem Endpunkte der Drahtseilbahn auf dem Pik, für Fremde zu empfehlen, die Zeit haben, außerhalb der Stadt zu wohnen; Pens. von $ 5 an.—Connaught Hotel, Main Street; 90 Z., Pens. $ 5-15, monatl. $ 90-100.— Grand Carlton Hotel (Familienpension), Ice House Road 8 u. 10, Pens. von $ 4 an.—Thomas Hotel.Kowloon Hotel.Privatpension Kingsclerc, Kennedy Road, gelobt (deutsche Besitzerin G. Sachse).
Cafés (mit kalter Küche): Weismann, Des Voeux Road.—Wiener Café, Queen's Road.
Post: Queen's Road, beim Uhrturm; Briefe nach Deutschland 10 cents, Postkarten 4 cents.—Telegraph: New Praya, Connaught Road. Die Preise für Telegramme schwanken nach dem Dollarkurs.—Kabel nach Saïgon, Labuan, Manila, Schanghai und Macao. —Telephon.
Wagen gibt es nicht.
Elektr. Straßenbahn von Westpoint bis Shankiwan am Meeresufer entlang, in 60 Min. für 40 cents, Teilstrecken 5 cents. Umsteigen bei Happy Valley.
Tragstühle (chair) mit 2 Trägern, nach Tarif: in der Stadt 1/2 St. 20 cents, 1 St. 30 cents, 3 St. 70 cents; für den Tag $ 1; außerhalb der Stadt mit 4 Trägern: 1 St. 60 cents, 3 St. $ 1, für den Tag $ 2. Im Bergdistrikt die Hälfte höher.
Rikschas: 1/4 St. 5 cents, 1/2 St. 10 cents, 1 St. 15 cents, jede Stunde mehr 10 cents.—Drahtseilbahn (Peak tramway) von Garden Road zum Pik in 7 Min., einfache Fahrt 30 cents, Hin-u. Rückfahrt 50 cents; von 71/2 Uhr früh bis 8 Uhr abds. alle 10 u. 15 Min.; von 8-111/4 Uhr abds. jede 1/2 St.—Fahrräder: Verleihgeschäft in Queen's Road Central, westl. von New Praya.— Pferde zu mieten in Kennedy Stables.
Flußdampfer. 1) Nach Kanton: Hongkong, Canton and Macao Steamboat Co. 3mal tägl. (außer So.), 8 Uhr Vm. und 9 u. 10,30 Uhr Nm.; Fahrpreis $ 8, jede Mahlzeit $ 11/2, F. 9 Uhr, Tiffin 1 Uhr, Dinner 71/2 Uhr. Schlafkabine, wenn frei. Französische Dampfer (vorzuziehen!) jeden Abend 51/2 Uhr (außer So.), Fahrpreis $ 5, Mahlzeit $ 11/2; Schlafkabine.—2) Nach Macao: H. C. & M. S. Co. tägl. (außer So.) abds., Fahrpreis $ 4; Wing-on Steamship Co. jeden Morgen 8 Uhr, Fahrpreis $ 3; Sonntags Sonderschiffe hin und zurück $ 2, Aufenthalt ca. 4 St.
Fährdampfer (Ferry launch) von Hongkong, Ice House Street, nach dem nördl. gegenüberliegenden Kowloon, Godown Wharf, in 9 Min. für 15 cents; von 51/2 Uhr früh bis 73/4 Uhr abds. alle 10 Min., bis 91/4 Uhr jede 1/4 St., bis Mitternacht jede 1/2 St.
Seedampfer: Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd (Agentur: Melchers & Co., Queen's Building I., Tel.-Adresse »Nordlloyd-Hongkong«) alle 14 Tage nach Schanghai und Japan, ebenso nach Singapore und Europa; Anschlußdampfer über Manila, Angaur, Jap, Friedrich-Wilhelmshafen, Rabaul und Brisbane nach Sydney.— Österreichischer Lloyd (Agentur: Sander, Wieler & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano Hongkong«) monatlich nach Schanghai, Yokohama, Kobe sowie über Singapore nach Europa.—Messageries Maritimes (Agentur: de Champeaux, Tel.-Adr.: »Messagerie-Hongkong«) alle 14 Tage über Schanghai, Kobe nach Yokohama, ebenso über Saïgon, Singapore nach Europa.—Peninsular and Oriental Co. alle 14 Tage nach Europa und über Schanghai nach Japan.— Pacific Mail Steamship Co., Great Northern S. S. Co., Toyo Kisen Kaisha und Nippon Yusen Kaisha etwa alle 10 Tage über Japan nach San Francisco.—Nach den Philippinen (Manila) vgl. S. 234.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank, Tel.-Adr. »Teutonia«, Queen's Road Central Nr. 7, Korr. sämtlicher deutschen Großbanken;—Hongkong-Shanghai Bank und Banque de l'Indochine, beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.
Theater: Im Winter zuweilen eine europäische Truppe; außerdem chinesische, eins (Koshing in Queen's Road West), wo stets gespielt wird, auch Singspielhallen; mitunter Promenadenkonzerte am Drahtseilbahnhof.
Reisebureau: Thos. Cook & Son, Des Voeux Road Central 16, gibt gratis: »Information for Travellers landing at Hongkong«; liefert Fahrkarten für Führung und Fahrt nach Kanton, empfehlenswert.

[S. 222]

Konsulate: Deutsches Reich, Konsul Dr. E. A. Voretzsch, Wyndham Street 8 u. 10, etwa 5 Min. von Blake Pier, mit Lesezimmer für deutsche Seeleute.—Österreich-Ungarn, Konsul Ritter v. Wiser, Princes' Buildings.— Deutscher Klub »Germania«, Kennedy Road, nahe Union Church und Drahtseilbahn; Hongkong Club (engl.), am Hafen, Connaught Road, New Praya. —Deutscher Gottesdienst (deutscher Pfarrer) in der Kapelle des Berliner Findelhauses, So. 11 Uhr.—Deutsche Schule, Kennedy Road, hinter Union Church.
Polizei: Hauptamt (Central Police Station) Old Bailey Street, südl. vom katholischen Dom.
Deutsche Ärzte: Dr. Müller; Dr. Justi, Mansion House; Dr. Hoch.— Deutsche Apotheke: Medical Hall (Inhaber E. Niedhardt & H. Kammel), Ecke Ice House Str. u. Des Voeux Road. —Krankenhäuser: Civil Hospital, Queen's Road West; Peak Hospital.
Buchhandlungen: Kelly & Walsh Ltd.W. Brewer & Co.Presse: Hongkong Daily Press; China Mail; Hongkong Telegraph; South China Morning Post.—Photographien: Viele Geschäfte, die auch Platten und Films in gutem Tropenverschluß liefern, z. B. Long Hing & Co., Queen's Road Central. Handn der Festungswerke und Marineanlagen ist streng verboten.
Geschäftsadressen: Queen's Road ist Hauptgeschäftsstraße. Optiker: Charles J. Gaupp & Co. (deutsch), Alexandra Building.—N. Lazarus, im Hongkong Hotel.—Zigarren, Ansichtskarten: Kruse & Co. (deutsch), Mansion House.—Warenhaus Lane Crawford & Co., Ecke Ice House Street und Chater Road.— Kleider- und Wäschehändler: Tak Cheong, Queen's Road Central; Bon Ton, D'Aguilar Street 2.—Curios und japanische Waren: Kun & Komor, Hongkong Hotel Building (sehr gut); Loong Shing Co., Queen's Road Central 26.—Seidenspitzen und Grasleinen: Madame Flisch & Co.—Blackwood-Möbel: Lok-Hing; Kwong Hing. —Porzellan: Wing Hing.—Juwelier J. Ullmann & Co., Queen's Road Central 34, gegenüber Hauptpost.—Silbersachen: Wang Hing; Wing Nam, sämtlich Queen's Road Central.—Man kauft sehr preiswürdig schöne Seidenstickereien, Goldstickereien auf Seide u. Samt, Grasleinenstickereien, Blackwood-Kunstmöbel und andre Kunstschnitzarbeiten in Elfenbein, Ebenholz, Speckstein, Cloisonne-(Metallemaille-)Kunstsachen, Bronzen, Silberarbeiten verschiedenster Art, goldene Ringe etc., Eisenschmiedearbeiten, Korb-u. Strohflechtereien, mottensichere Kampferkisten, chinesische Bilder auf Reispapier und in Öl etc.
Zeiteinteilung auf 5 Tage. I. Tag: Hongkong, Fahrt auf den Peak; Queen's Road; Nachtfahrt nach Kanton. —2. Tag: Kanton.—3. Tag: Kanton.—4. Tag: Früh Rückfahrt nach Hongkong; Nm. Park und Promenade Kennedy Road oder Bowen Road (Wasserleitung).—5. Tag: Vm. Happy Valley, Nm. Einkäufe.—Auf 8 Tage: 1.-4. Tag wie vorher.— 5. Tag: Früh nach Macao.—6. Tag: Macao, Nm. Rückfahrt nach Hongkong. —7. Tag: Happy Valley, Nm. Einkäufe.—8. Tag: Fahrt auf den Peak, zu Fuß Nm. zurück.

Hongkong, chines. Heung Kong (»Tal der reichen Wasser«), britische Insel östl. der Einfahrt in den Kantonfluß, ist 15 km lang, 7-8 km breit, 75 qkm groß mit (1905) 377850 Einw., von denen nur 17977 Nichtchinesen (Engländer, Portugiesen, Inder, etwa 300 Deutsche etc.). Dazu kommt auf der gegenüberliegenden Halbinsel Kowloon (Kaulun) ein seit 1898 gepachtetes Gebiet von 974 qkm mit 85011 Einw. Die ganz aus Granit und Basalt bestehende Insel erhebt sich im Victoria Peak 551 m ü. M. Das Klima kann mit einer mittlern Jahrestemperatur von 22° (Februar 14,3°, Juli 27,6°) noch als tropisch bezeichnet werden, wenn auch die jährliche Temperaturschwankung schon stark (absolute Extreme etwa 35° und 2°) ist. Doch hat Hongkong unter den kalten trocknen Landwinden nicht so stark zu leiden wie das benachbarte Festland. Die Regen [S. 223] fallen hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Europäern ist das Klima Hongkongs nicht sehr zuträglich; die angenehmste Zeit ist November bis Januar, August und September sind wegen der feuchten Hitze sehr ungesund. Die Pflanzenwelt war auf der Felseninsel ursprünglich dürftig, trägt aber nun in den von den Engländern geschaffenen Gartenanlagen tropischen Charakter. Auch vermag Hongkong seinen Bedarf an Gemüse sowie etwas Reis, Yams, süße Kartoffeln zu erzeugen; Mango-, Birn-und Orangenbaum sind heimisch. Von Tieren finden sich die Wildkatze, Ameisenfresser, zahlreiche Vögel, Landschildkröte, einige Schlangen (auch giftige), das Holzwerk zerstörende Termiten (»weiße Ameisen«). Taifune richten zuweilen großen Schaden an. Die Hauptstadt der Insel, Victoria, an der Nordküste, ist in 7 km Länge terrassenförmig am Abhang des Gebirges aufgebaut, hat einen Palast des Gouverneurs, Stadthaus, Theater, Museum, Bibliothek, Kasernen, Marinehospital, Marinedepot, Marinedock, Sternwarte, Kohlenmagazine, ist Sitz eines anglikanischen Bischofs, des Vizeadmirals der englischen Flottenstation für China (etwa 60 Schiffe), des kommandierenden Generals der Truppen (139 Offiziere, 3659 Mann), hat eine Polizeitruppe von 1018 Mann (Engländer, Sikh, Chinesen) und 83 öffentliche und mehrere private Schulen, darunter eine deutsche Vorschule der deutschen Kirchen-und Schulgemeinde. Die Stadt ist sehr reinlich und ordentlich, unregelmäßig gebaut ist nur das westliche Chinesenviertel.— Die Industrie ist jung; Werft und Dock in Kowloon, zwei große Zuckerraffinerien, Baumwollspinnerei, Stuhl-, Hanfseil-, Zement-und Seifenfabrik; berühmt sind die Hongkongstühle aus geflochtenem Rattan (span. Rohr). Die Bedeutung der Stadt liegt in Handel und Schiffahrt; die Insel beherrscht den Zugang zur Mündung des Hsikiang, des Hauptflusses und Hauptverkehrsweges Südchinas, und hat vor Schanghai die sichere Lage voraus. Als Freihafen begünstigt, steht es mit Europa und den Seehäfen des Stillen und Indischen Ozeans in lebhaftem Verkehr. Die Einfuhr umfaßt Reis, Zucker, Baumwolle, Opium, Salz, Öl, Tee, Seide; da Hongkong Umschlagshafen ist, werden dieselben Waren auch wieder ausgeführt.

Rundfahrt (in den untern Straßen mit Rikscha, in den obern mit Tragstuhl). Vom Landungsplatz bei der Ice House Street in die große Geschäftsstraße Queen's Road Central, vorbei am Stadthaus (City Hall), neben dem mehrere Bankgebäude stehen, weiterhin der Uhrturm neben dem Postamt und vorbei an der Zentralmarkthalle bis zur Queen's Road West im Chinesenviertel; von da am Hafen längs Connaught Road oder durch eine der obern Straßen, z. B. Holywood Road, zurück zum Park (Public Gardens), an dessen Nordseite in schönem Garten der Palast des Gouverneurs liegt. In der Nähe ist der Bahnhof der Drahtseilbahn (S. 221), die hinaufführt nach *Victoria Peak (551 m); Auffahrt sehr malerisch mit prächtigen Ausblicken; vom obern Bahnhof führt eine Treppe zum Peak Hotel; der Weg r. führt an Kasernen vorbei zum Gipfel mit Signalstation (20 Min.), wo herrliche *Aussicht auf das Meer im S. mit den Inseln und auf den Hafen. Zurück gehe man die steile Peak Road bergab, oder wende sich vom obern Bahnhof nach l. um die kleine [S. 224] Bergkuppe nach O. und kehre auf Bowen Road zur Stadt zurück. Oder man steigt sw. hinab vorbei am Wasserbehälter und dem französischen Kloster Pok Fulum (Erholungsstation) und wendet sich um die SW.-Ecke der Insel, erreicht nach etwa 3 St. anstrengendem Marsche die Chinesenstadt und kehrt auf der Game Road oder Bonham Road zurück. Man beachte, daß alle diese Wege, da sie viele Windungen und Zickzacklinien machen, länger sind, als man sie vom Gipfel des Peak schätzen kann. Den Peak besuche man öfters, lasse sich nicht durch trübes Wetter abhalten, da man oben stets reine, frischere Luft (und gute Verpflegung im Hotel) findet. Auf allen Wegen kann man sich ohne Führer auf den Zickzackwegen leicht verlaufen und zu sehr großen Umwegen gezwungen sehen. Auch hüte man sich, einen photographischen Apparat zu zeigen.—Schöne Spaziergänge bieten Kennedy Road und Bowen Road.Ausflug nach Happy Valley mit Rikscha oder elektrischer Straßenbahn bis Stat. »Bowen Road«, bis Robinson Road, dann l. auf der schönen Bowen Road 6 km; oder (event. im Tragstuhl) vom Uhrturm am stattlichen Army Hospital vorbei bis zum Rennplatz (Race course), an dessen Westseite nebeneinander der mohammedanische, katholische, protestantische, parsische und hindustanische Friedhof liegen. An Renntagen im Frühjahr versammelt sich ganz Hongkong auf dem Rennplatze; die Gasthöfe und Klubs haben Tribünen dort. In der Nähe liegt der Spielplatz (Recreation Ground) des Golf Club und östl. davon der hübsche East Point Hill. Rückfahrt am bequemsten durch das östliche Chinesenviertel (Wanshai), vorbei am Royal Naval Hospital, und durch die Queen's Road East, an der r. die englische Marinewerft mit Werkstätten, Vorratslagern und Trockendock liegt.—Mit Fährdampfer (S. 221) in 9 Min. hinüber nach Kaulun (Kowloon); Rikschas sind zu haben; dort liegen die großen Waren-und Kohlenlager, Werftanlagen mit Docks und Kasernen für englisch-indische Truppen. Der Ort ist ohne Sehenswürdigkeiten, aber wichtig für den Seehandel. Etwa 3 km nördl. liegt der chinesische Fischereihafen Yaumati, wo auch Dschunken gebaut werden.

Eisenbahn Kaulun-Kanton (170km; I. Kl. $ 5,40, II. 2,70; Fahrzeit des Schnellzugs 5 St.). Die 1910 fertiggestellte Bahn beginnt im Nordzipfel der östl. an Kowloon grenzenden Hongham Bay. Um Raum für die Bahnhofsanlagen und Kais zu gewinnen, mußte ein Teil der Bucht zugeschüttet werden. Die vorgelagerte Bergkette durchschneidet die Bahn in dem 2198 m langen Beacon Hill-Tunnel und läuft am Tolohafen entlang in NW.-Richtung über Lofa, wo das chinesische Gebiet beginnt, und Schaklung (der einzigen Station des Schnellzugs) nach Kanton (S. 225).

1. Seitentour: Hongkong-Kanton.

Dampfer, s. S. 221 (die französischen Schiffe haben bessere Küche, die englischen bessere Kabinen); 90 Seem.; Fahrzeit etwa 7 St. bei Tage, 12 St. nachts. Für die Nachtfahrt Schlafkoje vorausbestellen. Eilige fahren am besten nachts nach Kanton, verbringen hier den Tag und kehren 5 Uhr abds. mit dem gleichen Dampfer nach Hongkong zurück, da Nachtlager in Kanton nicht zu empfehlen. Ankunft Mitternacht, man schlafe auf dem Dampfer bis früh.—Cook & Son geben Fahrkarten für Kanton einschl. Dampferfahrt und Führung aus; zu empfehlen.—Eisenbahn s. oben.

[S. 225]

Die Fahrt ist landschaftlich schön; zunächst mit westl. Kurs zwischen den Inseln Mahwan und Lantao durch, dann nördl. in die 30 km breite Mündung des Kantonflusses, eigentlich eine Meeresbucht, die von W. her durch das Delta des Sikiang schon großenteils ausgefüllt ist. Man sieht anfangs nur einzelne kleine Inseln, bis die kahle Küste mit geschwungenen Berglinien näher tritt, das Wasser gelb wird und die Ufer in der Bocca Tigris zusammentreten; diese Enge wird von Inseln gebildet, auf denen chinesische Küstenwerke, meist verfallen, zu sehen sind. Durch die Enge gelangt man in den Perlfluß, dessen Ufer gut bebaut sind; man sieht in der Ebene Bananen, Obstbäume und Reisfelder. Zum Abgeben von Post und Reisenden stoppt der Dampfer bei Whampoa (Huangpu), chinesischer Stadt mit verfallenen Werftanlagen, Marine-und Militärakademie, Torpedo-und Seeminenabteilung; es ist der Ankerplatz für große Seeschiffe mit Ladung für Kanton. Weiter oberhalb wird das Fahrwasser flach (3,5 m Tiefe). Die Zahl der Dschunken und Sampans nimmt zu, das Getümmel und Getöse wirkt sinnverwirrend; die Dampfpfeife muß ununterbrochen heulen, um eine schmale Fahrrinne zu erzwingen. Einzelne Türme von Kanton erscheinen: etwa 100000 Kantonesen leben auf dem Wasser in Booten aller Art, in zehnfachen Reihen dicht nebeneinander. Schmutzige Holzhütten und ärmliche Steinhäuser, Speicher, Pagoden, einzelne Gärten, ein Stück Stadtmauer mit Wachttürmen, das ist der Anblick der Riesenstadt vom Fluß aus; das schönste Wahrzeichen ist der Turm der französischen Kathedrale.

Kanton.

Vgl. die Karte S. 226.

Ankunft. Der Dampfer legt im Stadtgebiet nicht weit von der Insel Schamien an; man gelangt mit Tragsessel oder wegen des Gepäcks mit Sampan (5-10 cents) nach dem Gasthof. Für eintägigen Aufenthalt (genügt!) vermittelt der Dampferkapitän Führer mit Tragsessel; der Dampfer gibt Tiffin mit (das man an der fünfstöckigen Pagode verzehrt), in der Stadt erhält man nichts für Europäer Eßbares.
Gasthof: Hotel Victoria, auf der Insel Schamien; 20 Z., Pens. $ 8-12, Ged. $ 11/2, Hausboot zum Dampfer 50 c.; als Nachtquartier nicht zu empfehlen. Die sogen. Blumenboote (Flower Boats), wo halb chinesische, halb europäische Gastmahle zu haben waren, sind 1909 abgebrannt und nicht erneuert worden.
Hand Europäer werden dringend davor gewarnt, sich ohne Begleitung bekannter Chinesen in einem Boot auf dem Fluß aufzuhalten!
Post: Deutsches, englisches, französisches, japanisches Postamt auf der Insel Schamien, chinesisches in der Stadt.—Telegraph chinesisch auf Schamien.
Tragsessel (chair) mit 3 Trägern $ 11/2-21/4 für den Tag.—Sampans (Boote) für Flußfahrten nach Zeit, etwa $ 1 stündlich.
Dampfer nach Hongkong: Abfahrt 8 Uhr Vm. (Fahrzeit 7 St.); 5 Uhr Nm. (Fahrzeit 7-12 St.). Fahrpreise: englische Dampfer $ 8, französische 5, chinesische 4, ohne Mahlzeiten;— nach Macao: jeden Wochentag 8 Uhr Vm. für $ 5;—nach den Vertragshäfen Samschui und Wutschau am Westfluß dreimal wöchentl., für $ 15, hin und zurück $ 25.
Eisenbahn: Kanton-Samschui in 2 St.; Kanton-Hankau im Bau, 90 km im Betrieb; Kanton-Kaulun (S. 224).

[S. 226]

Plan von Kanton. Plan von Kanton.

[S. 227]

Banken: Hongkong & Shanghai Banking Corp.; Banque de l'Indochine, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Deutsch-Asiatische Bank im Hause der Herren Arnold Karberg & Co.; Carlowitz & Co., Korr. der Deutsch-Asiatischen Bank, sämtlich auf der Fremdenniederlassung Schamien.
Fremdenführer sind unentbehrlich, man nehme aber nur solche mit guten Empfehlungen durch Vermittelung von Thos. Cook in Hongkong (s. S. 221), der die alte Führerfamilie Ah-Cum (John und Ah-On) als zuverlässigste empfiehlt, oder des Dampferkapitäns oder des Gasthofs; sie erhalten etwa $ 2 und einen Tragsessel für den Tag, größere Gesellschaften nach Übereinkunft; man überträgt ihnen am besten die Gestellung der Tragsessel nebst je drei Kuli (zu etwa $ 2); Besichtigungsplan verabrede man vorher mit dem Führer womöglich mit Hilfe eines ortsansässigen Europäers. Der Führer ist auch bei Einkäufen nicht gut zu entbehren, aber nicht stets zuverlässig; auch chinesische Speise-und Spielhäuser kann man mit ihm besuchen. Hand Wegen des oft fremdenfeindlichen Pöbels gehe man nicht ohne Führer und Tragsessel in die Stadt und meide jede Volksansammlung. Besuch öffentlicher Hinrichtungen ist des gebildeten Europäers unwürdig und ekelhaft.
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul. Dr. W. Rößler, Dolmetscher Tigges.
Klub: Canton Club, auf Schamien, international für Europäer, Einführung durch Mitglieder.
Krankenhaus: Ein französisches und ein amerikanisches Hospital.
Einkäufe: Die Gewerbe liegen meist gassenweise zusammen. Man findet: Jade-Schmucksachen (Nephrit), Silber, alte und neue Seidenstickereien, Specksteinschnitzereien, Schwarzholz- und Elfenbeinschnitzereien u. a. Die Preise sind meist billiger als in Hongkong und Schanghai; viele der dortigen Waren werden in Kanton hergestellt, doch ist in Schanghai die Auswahl für europäischen Geschmack leichter. Für Europäergeschmack bestimmte Waren (Seide, Silber, Elfenbein) in der Sai Hing Gei (2 Minuten von der Brücke).

Kanton, Canton (chines. Kwang-tschou-fu), die wichtigste Handelsstadt Südchinas, zweitgrößte Stadt des chinesischen Reiches und Hauptstadt der Provinz Kwangtung, liegt unter 23° 8' nördl. Br. am l. Ufer des Perl- oder Kantonflusses, nahe dem Nordrande des Sikiangdeltas, in einem Gebiete, das noch üppige, tropenartige Vegetation besitzt, aber im Winter zuweilen schon Nachtfröste erleidet. Durch sein Straßenleben ist es die interessanteste Stadt Chinas. Die Stadt ist von der üblichen rechteckigen Backsteinmauer (nebst Graben) umgeben, die hier 10 km lang, 12 m hoch und an der Krone 7 m breit ist, und zerfällt in die dem Fluß zugekehrte Neustadt und die durch Mauer mit Graben von ihr getrennte, fünf Sechstel der Gesamtfläche einnehmende alte Tatarenstadt. Hervorzuheben sind hier die Yamen (Residenzen) des Generalgouverneurs und des Tatarengenerals, das Kungfutszekollegium und der kaiserliche Tempel, die Fünfstockpagode, 120 andre Tempel, eine Moschee, mehrere buddhistische Klöster, die Münze, der große Exerzierplatz und die französische katholische Kirche. Neu-und Weststadt sind das Geschäftsviertel. Ein interessantes Wirrwarr von Straßen, Gassen, Sackgassen und Wassergraben, 1,2-4 m breit, mit Granitquadern belegt, darunter meist Wasser-oder Schlammgräben, darüber von April bis Oktober Strohmatten oder »Himmelsfenster« (mosaikartige Schiebefenster aus Muschelschalen), darin Menschenknäuel wie in keiner ändern Großstadt (vor den Essenszeiten in den Märkten!), Gewimmel, Gelärm, Geschrei, Geruch. Auf dem flachen, durch zahllose Kanäle durchkreuzten Ufer (außerhalb der Mauer), auf Pfahlbauten, sowie in den bis nahe an die Flußmitte verankerten Booten der »Wasserstadt« [S. 228] wohnt gleichfalls eine zahlreiche Bevölkerung. Die Fremdenniederlassung befindet sich auf der Insel Schamien, die, ehemals eine Schlammbank, 1859-61 erhöht und ummauert wurde und jetzt mit ihren breiten Banyanalleen angenehmen Eindruck macht; die Engländer erhielten 4/5, die Franzosen 1/5. Unter den erstern haben sich auch Deutsche, Amerikaner, Niederländer niedergelassen. Die Einwohnerzahl wird auf 900000 angegeben, darunter 2000 Mönche und Nonnen (9/10 buddhistische); mehr als 100000 Menschen wohnen auf etwa 84000 Fahrzeugen im Strom.—Als Industriestadt nimmt Kanton in China den ersten Rang ein als Hauptsitz der Seidenspinnerei und-weberei und Seidenstickerei, durch Borten-und Schnurenfabrikation, Färberei, Glasbläserei, Glas-und Steinschleiferei, Lackwaren- und Papierfabrikation, Holz-und Elfenbeinschnitzerei, Möbelschreinerei; in der Umgebung beschäftigt die Seiden-, Metall-und Porzellanindustrie ganze Dörfer, zur Zeit der Zuckerernte arbeitet ein großer Teil der Bevölkerung in den Zuckermühlen.—Der Handel Kantons liegt zum größten Teil in englischen und deutschen Händen. Werden die meist für Kanton bestimmten, in Kaulun und Lappa verzollten Waren eingerechnet, so beläuft sich der Gesamtwert des Handels von Kanton auf etwa 900 Mill. Mark. Hauptposten der Ausfuhr sind Tee, Rohseide und Seidenwaren (für 31,4 Mill. Taels), Matten, Zucker, Kassia, Porzellan, Feuerwerkskörper; der Einfuhr Opium (für 5,3 Mill. Taels), Baumwollenzeuge, Baumwollengarne, Wollwaren, Metalle, Petroleum, Kohlen, Erdnüsse. Der Handel wird stark durch Hongkong beeinflußt, wo der Schwerpunkt des auswärtigen Geschäfts liegt.—Stadt und Hafen sind durch Forts und Batterien geschützt; auf den im N. der Stadt gelegenen Bergen liegen fünf kleine Forts, auf der Südseite vier, darunter Dutch Folly, jetzt Station für drahtlose Telegraphie, auf einer kleinen Felseninsel mitten im Fluß, am Westende der Insel Whampoa das Haukwa-, Napier- und Barrierenfort. Die Forts an der Bocca Tigris (S. 225), mit vielen Geschützen bewaffnet, aber ungeschickt gebaut, wurden in den Kämpfen mit England 1841, 1847 und 1857 leicht genommen.

Das Klima von Kanton zeigt starke Extreme, das Thermometer steigt im Sommer bis 38° C und sinkt im Winter bis 4,5°, Schnee und Eis sollen als Seltenheit vorgekommen sein (z. B. 1893).

Rundfahrt mit Führer (S. 227) und im Tragsessel (kaltes Frühstück sowie an Kleingeld etwa $ 2 für Priester und Händler mitnehmen, dessen Verteilung man dem Führer überlasse; Trinkgelder nur, wo Wächter Türen öffnen: im Wa Lam Tse, in der Fünfstockpagode, in Tsans Ahnenhalle, etwa 5-10 cents). Beim Gasthof über die Brücke in die engen Gassen der Chinesenstadt. Durch die Schuhmacherstraße geradeaus zum Hung Sing-Tempel, dort r. in die Ha Gao Po (Hauptstraße für chinesische Seidenstoffe, am Anfang der Straße, r., Läden mit Sänften für Hochzeiten-und Begräbnisse), dann l. durch die Sai Loi Tso Te (Schwarzholzmöbel mit Marmor-und Perlmuttereinlagen) zum *Tempel der 500 Götzen (Wa Lam Tse; »Tse« = buddhistische, »Kün« = taoistische Klöster). Am Eingang die sagenumsponnenen Torwächter, buntbemalte Figuren aus gebrannter Erde hinter schmutzigen Holzgittern. Erste Halle: die drei Buddha. [S. 229] Zweite Halle: siebenstöckige Marmorpagode, Geschenk des Kaisers Kien Lung. Dann l.: Halle der 500 »Lohan« (Schüler Buddhas): 500 lebensgroße Tonfiguren sitzen in langen Reihen an den Wänden. Dem Eingange gegenüber Kaiser Kien Lung in goldschimmerndem Gewande. Rechts von ihm zeigt der Tempelwächter »Marco Polo«. Wer will, kann sich die Priesterwohnungen ansehen. Zurück zur Ha Gao Po, durch die Ta Tung Gei (chinesische Banken, Apotheken; Seidenfaden) nach der Tsong Yün Fong (Seidenstickereien, Bilder in Schwarzholzrahmen). In Nachbarstraßen alle Arten Laternen. Die nächste Straße, Dai Sann Gei, ist eine Haupthandelsstraße (Elfenbein, Kuriositäten, Fächer; Nephrit = »Jadestone« fast nur hier echt zu haben). In der Parallelstraße Ho Bunn Gei Schwarzholzmöbel, Musikinstrumente und Felle. Durch das »Tor der Tugend« (Kwai Tak Mun) in die Altstadt. Am Tor viele Läden mit Käfigvögeln, Schlangen, Affen und anderm Getier. L. durch die Dai See Gei in das Mandschuviertel. Hier der »Tempel der fünf Genien« (Ng Sin Gunn). »Die fünf Genien flogen auf Rammblöcken durch die Luft nach Kanton. Die Balken wurden in Steine verwandelt und hier aufbewahrt«. Eine große Glocke (5000 kg schwer) hängt hier: »ihr Klang bringt Unglück über die Stadt«; 1857, bei der Belagerung durch Franzosen und Engländer, schlug eine Granate ein Stück aus ihr heraus und machte sie tönen. Im Tempelhof eine Fußspur Buddhas.—Nordwestl., ganz nahe, die älteste Moschee (Wai Sing Tse) in China, um 626 gegründet; über ihr der »Nackte Turm« (Kwong Tap) als Minaret; die Moschee soll von einem Onkel Mohammeds gebaut sein, dessen Grab sich in einer andern der drei Moscheen Kantons befindet. In der Nähe der »Kwong Tap« wohnen meist Mohammedaner, deren Gesamtzahl auf 3000 angegeben wird.—Nördl. anschließend das Reservat der Bannertruppen, auch Mandschu. Ihre Häuser sind meist klein, unordentlich, weiß gestrichen mit schwarzgemalten »Querbalken« über der Tür. Keine Läden hier, die Männer sind Soldaten, Wächter oder ohne Gewerbe. Die Mandschufrauen fallen durch lange, hellblaue Gewänder auf, während Chinesenfrauen Obergewänder, die nur bis zum Rumpfende reichen, tragen.—Nach N., durch die Fa Tap Gei nach der *Blumenpagode (Fa Tap, richtiger »Geschmückter Turm«, im Gegensatz zum »Nackten Turm«, Kwong Tap), einem achtseitigen, neunstöckigen, rosaübertünchten Turm von 51 m Höhe; 505 n. Chr. erbaut; ins Innere kein Zutritt.— Weiter nördl. bis zum großen Nordtor (Dai Pak Mun); unterwegs hübscher Blick auf das Wachthaus über dem Tor.—Von hier besuche man ein »Totenhaus« (z. B. das Buddhistenkloster Sao San).

Ein hof-oder gartenartiger Raum, oft im Anschluß an ein Kloster, ist mit Längs-und Quermauern durchzogen, an jeder Wandseite liegen Zimmerfluchten; das Ganze gleicht einer Miniaturstadt aus kleinen viereckigen Grabkapellen. Gegen Eintrittsgeld und jährliche Miete lassen reiche Leute hier ihre Toten niederlegen, bis der Wahrsager Ort und Zeit für die Beerdigung bestimmt hat, was Jahrzehnte dauern kann. Die Ausstattung des Raumes ist verschieden; meist ist in der Mitte ein Altartisch, dahinter hängt ein Vorhang oder Teppich zum Verhüllen des Sarges. Auf oder neben dem Altar sind Opfergefäße, Räucherstäbchen, Speisen, große Figuren aus buntem Papier, an den Wänden Bilder, an der Decke hängen Lampen und, senkrecht oder wagerecht, gestickte oblongische Läufer.

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Oft ist auch ein Diener anwesend, wohnt oder schläft in einem Nebenraum der »Totenstadt« und sorgt für frisches Essen und Wasser. »Bei Kindersärgen steht Spielzeug, bei Frauensärgen Spiegel, Salbentöpfe, kostbare Kleider. Zuweilen wird der Tote betrogen und erhält Speisen aus Wachs, die haltbarer sind. In manchen Kapellen lesen in weiße Trauerkleider gehüllte Chinesen aus Folianten laut Totengebete, während ein buddhistischer Priester den Takt in Pentametern auf einer kleinen Topftrommel schlägt«(nach Hans Meyer). Die Herstellung der Papierwaren für Toten-und Opferkult (Papierblumen,-sänften,-treppen, -figuren,-tabakspfeifen,-geld,-opferschnitzel) ist eine bedeutende Industrie der Stadt.

Nahe beim Nordtor der Kun Yam-Berg, einer der heiligen Orte Kantons. Kun Yam ist die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit (Sanskrit Avalokitêshvara) und eine der häufigsten Bildsäulen hier. 1858-62 war am Berg das Hauptquartier der Engländer und Franzosen. Unten das Taoistenkloster Sam Yün Kung, einer der saubersten und schönsten Tempel der Stadt; eine lange Flucht breiter Granitstufen führt empor zum Kun Yam-Tempel; vom Tempelhof schöner Blick über die Stadt.—Zwei Minuten weiter die Fünfstockpagode (Ng Tsang Lao), keine Pagode, sondern ein mächtiger Burgturm von Hausgröße, rechteckig, fünfstöckig, aus rotem Gestein, die Simse weit vorspringend, erbaut unter dem ersten Ming-Kaiser (zwischen 1366 und 1399). Vom Obergeschoß weiter *Ausblick: Im S. die Stadt, der Perlfluß als schimmerndes Band, an seinen Ufern zwei Neunstockpagoden, in der Ferne die Sai Siu-Hügel. Im O. und W. die dörferbesäte Ebene, im N. und NO. dicht hinter der Stadtmauer die »Weißen Wolkenberge« (ein andrer heiliger Ort; hier findet der Totenkult sein letztes Ziel: vom Fuße bis zum Gipfel liegen die Hufeisengräber neben-und übereinander). Im Oberstock zwei Bildsäulen: Kun Yü und Wan Tsèng (heilig gesprochener Kultusminister aus dem 7. Jahrh.), denen die Prüflinge opfern, um gut zu bestehen. Höhe und Lage auf der schon an sich 10 m hohen Stadtmauer machen die Fünfstockpagode zu einer Landmarke. Die Chinesen sagen: Kanton gleicht einer mächtigen Dschunke, die Fünfstockpagode ist der Hintermast mit gespreiteten Segeln, die Blumenpagode der Vordermast (Zeichen des steigenden Handels und steigenden Wohlstandes der Stadt).

Auf der Stadtmauer (zu Fuß) oder durch die Stadt (in Sänfte) nach dem kleinen Nordtor (Siu Pak Mun). Geradeaus, immer nach S., bis zur Hauptstraße der Altstadt, der etwa 1 St. langen Wei Ngoi Gei (»Straße der Wohltätigkeit und Liebe«), dann r. zum »Tempel des Schreckens« (Sing Wong Miu, »Sing Wong« ist der Schutzgott der ummauerten Städte, deshalb findet sich sein Tempel ebenso in jeder Stadt wie der des Kungfutsze).

Der Sing Wong Miu ist ein typisch-kantonesischer Tempel: klein, neuerdings renoviert. Er wird von Frauen, Landleuten, Soldaten besucht, gleichzeitig von »Bauernfängern«; Bettler, Spieler, Wahrsager, Hausierer drängen sich hier, zumal an Festtagen. An den Wänden des Hofes werden die Strafen der buddhistischen Hölle in Bildern vorgeführt (r. und l. je fünf).

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»Da wird ein Kerl lebendig in Öl gesotten, während grausige Ungeheuer die Glut des Ofens anfachen; dort wird ein armer Sünder aufgeschraubt wie ein Korkzieher, an andrer Stelle wird ein Bösewicht Zoll für Zoll zerstückelt, am dritten Ort ein andrer unter einer Riesenglocke zu Tode geläutet, und so geht es fort durch alle erdenklichen Stufen der raffiniertesten Grausamkeit« (Hans Meyer). Das Ganze erinnert an ein Panoptikum.

Dem Sing Wong-Tempel gegenüber durch die Fu Hog Tung Gei nach dem *Kungfutsze-Tempel (Kuong Tsao Fu Hog Kung). Kanton hat drei Kungfutsze-Tempel, dieser ist der erste. An bestimmten Tagen im Frühling und Herbst versammeln sich hier alle Zivil-und Militärbeamten, an ihrer Spitze der Generalgouverneur. Die Verehrung des großen Weisen besteht im Räuchern, Verbrennen von Kerzen, Opfern von Reis, Wein, Fleisch, Musik, Niederknien u. a.—Nicht weit davon, in der Söng Mun Dai Gei (Hauptstraße der chinesischen Buchhändler) die *Wasseruhr. Sie besteht aus vier Kupferkübeln, die auf Stufen stehen. Das Wasser tropft von einem zum andern; im untersten schwimmt ein Anzeiger, der angibt, wie lange das Wasser fließt. Nach 12 St. wird es ins oberste Gefäß zurückgegossen. Erbaut wurde die Wasseruhr um 1320.—Nördl. zurück zur Wei Ngoi Gei und diese entlang bis zum Westtor (Sai Mun). Auf dem Weg mehrere Yamen (Amtsgebäude). Das Schatzmeistersyamen (der Einmündungsstelle in die Wei Ngoi Gei gegenüber), dann ein wenig weiter, r., das Präfektsyamen, zuletzt das des Tatargenerals (die Straße führt durch die großen Tore des Vorhofs, l. eine Wand mit dem kaiserlichen Drachen).—Nach Schamien zurück durch die Sap Tsat Po und Sap Bat Po (wichtige Handelsstraßen, hier auch viele europäische Waren).

Kürzere Rundfahrt: Wem diese Fahrt zu lang ist, gehe von der Ha Gao Po zum Westtor und hier auf die Stadtmauer: schöne Blicke auf den Tempel der fünf Genien, den »Nackten Turm«, die Blumenpagode, den Kun Yam San, die Fünfstockpagode. (Vom Nackten Turm auf der Stadtmauer zum Großen Nordtor; uralte Geschütze auf der Stadtmauer, Schweine und Hühner liegen darunter, menschliche Faulenzer schlafen darauf, daneben kochen die Wächter ihr Essen; auch l. durch die Mauerluken manch hübsches Bild; bis zum Großen Nordtor 25 Minuten zu Fuß, vom Tor aus gehe man wie bei der ersten Fahrt beschrieben.)

Zwei hervorragend schöne Gebäude erfordern weitere Ausflüge: 1) die Ahnenhalle der Familie Tsan. Man fahre mit der Nordbahn (7 Min.) nach der ersten Station Hgai Chim. L. vom Bahnhof die Hochschule der beiden Kuong-Provinzen (mauer-und grabenumzogenes Viereck, mit vielen Gebäuden und Baumgruppen, einer kleinen Stadt ähnlich). Mit Sänfte nach der Ahnenhalle (15 Min.), einem der schönsten Gebäude in Südchina, drei Reihen Hallen hintereinander. Überreiche Stuckarbeiten an Dach und Mauerwerk, die weiten stillen Höfe erinnern an die Alhambra; in der letzten Halle viele kleine Ahnentafeln.—2) Der Kungfutsze-Tempel des Pünjü-Distrikts (Pun Yü Hog Kung), großer Bau, prächtig gelbrotes Ziegeldach, ornamentale Drachen über dem Eingang zur Haupthalle (nur an Kungfutszes Geburtstag geöffnet, sonst Eingang durch Seitentüren), im Innern seltsame Riesenfigur des großen Philosophen. —Daneben die Amtsgebäude des Pun Yü-Magistrat; Besuch der Gefängnisse (Erlaubnis des Beamten!) nicht uninteressant. Die Schauerszenen, früher häufig, sind jetzt unterdrückt. Am Flußufer der Richtplatz, in »Friedenszeiten« werden hier Töpfe getrocknet. [S. 232] Soviel Hinrichtungen am Tage stattfinden, soviel Holzkreuze werden vorher dort etwas erhöht aufgebaut; das Schauspiel (meist Kopfabschlagen) ist widerlich.—Unter den vielen Tempeln der Stadt sind noch zu erwähnen: der Medizintempel, vor dessen Eingang eine vergoldete Holzschnitzerei hängt; im Innern schöne Reliefs und im Nebensaal 60 Götzenbilder, von denen jedes ein Jahr des Menschenlebens und der 60jährigen Kalenderperiode darstellt; vor jedem steht eine Vase zum Opfern von Räucherkerzen. Eine kreisrunde Tür führt in einen andern Saal mit zwei Altären.—Einer der ältesten Tempel, 362 erbaut, liegt im NW. der alten Stadt, nahe der Blumenpagode, im Kloster der glänzenden Elternliebe (Kwang hiao tse); er hat zwei kleine siebenstöckige, eiserne Türme mit Inschriften aus dem 10. Jahrh.—Bemerkenswert ist noch der Kaiser-Tempel (Wan tscheu kong) ein Staatsgotteshaus, wo die Zivil-und Militärbeamten Kantons an Kaisers Geburtstag, beim Neujahrsfest und bei Verheiratung des Kaisers Festgottesdienst abhalten. Auf dem kahlen Altar steht eine Tafel, auf der der goldene Namenszug des Kaisers auf grünem Lack angebracht ist.—Für weitere Auskunft ist zu empfehlen: »A Guide to the city and suburbs of Canton, by Dr. Kerr« (Hongkong, Kelly and Walsh).

Ausflug. Kanton gegenüber, am Südufer des Perlflusses, die Vorstadt Honam auf gleichnamiger Insel; Bootsbauerei, Hauptsitz der Mattenindustrie, etwa 200000 Einw. Mit Sampan fährt man (nicht ohne ortskundigen Europäer!) über den Fluß. Sehenswert sind eine große Tempelanlage (Hoi tswang tse) im Kloster des Meer-Banners, zu der man durch eine lange Reihe von Toren und Holzstatuen gelangt, zwei Hauptpagoden und drei riesige Buddhafiguren; am interessantesten sind die vielen Bonzen, die man in ganzen Rotten trifft (listige Augurenphysiognomien). —Dann fährt man flußaufwärts zur Insel Fati, gegenüber von Schamien, wo sehenswerte Ziergärten liegen; sie enthalten außer vielen Blütengewächsen, Palmen, Dracaenen auch absonderliche Buschpflanzen, die zu allerlei Figuren (Menschen, Drachen, Fische, Fächer u. a.) zurechtgestutzt sind, denen mit Glas und Porzellanansätzen nachgeholfen wird; sehr eigenartig sind auch die Miniaturlandschaften, meist Berge mit Häusern, Grotten, Brücken, Menschen, Bäumen. Bei der Wasserfahrt kann man gelegentlich beobachten, wie Priester auf großen Dschunken Andachten abhalten; auch das Treiben auf dem Wasser, das Familienleben in den Fahrzeugen bietet Sehenswertes. Am angenehmsten sind Fahrten mit »Hausboot« der auf Schamien ansässigen Europäer; sie sind für Ausflüge zu Wasser bestimmt.

2. Seitentour: Hongkong-Macao.

Dampfer, s. S. 221. 40 Seem.; Fahrzeit etwa 31/2 St., Ausflug auf 1 Tag (besser 2 Tage). Fahrpreis $ 4; So. Sonderschiffe hin und zurück $ 2, 6 St. Aufenthalt (genügt für Rickschafahrt, Besuch der Spielhöllen und aller Sehenswürdigkeiten). (NB. Man kann auch von Kanton direkt nach Macao in etwa 8 St. fahren [Fahrpreis $ 5], doch sind die Dampfer [S. 225] sehr klein, daher bei Seegang unbequem.)

Die Fahrt von Hongkong ostwärts, je nach dem Wetter dicht längs der Nord-oder Südküste der großen Insel Lantao, ist reizvoll; dann durch die ziemlich offene Mündung des Kantonflusses, vorbei an kleinen Inseln nach dem versandenden Hafen von Macao, der an landschaftlicher Schönheit mit Hongkong wetteifert, trotzdem die Felsenhalbinsel Macao nur 100 m hoch ist. Auf dem Fort Nossa [S. 233] Senhora da Guia steht der erste europäische Leuchtturm, der in China brannte; die Hügel tragen alte Festungswerke. Die kleine Stadt sieht von See mit ihren Kirchen, Terrassen, Arkaden und Balustraden malerisch aus. Im Hafen liegen meist nur Fischerfahrzeuge.

Macao

(vgl. den Karton auf der Karte S. 219).

Gasthöfe: Hotel Boa Vista, über der Stadt in schönster Lage, Rua do Tanque do Mainato 1, gut, allein zu empfehlen; Pens. $ 8.—Macao-Hotel an der Grande Promenade, mäßige Preise.—Post u. Tel. (Kabel) portugiesisch. —Rikschas: 1 St. 10 cents in der Stadt, 15 cents außerhalb.—Tragsessel mit 2 Trägern ein Weg 15 cents; 6 St. 50 cents; für den Tag $ 1.—Dampfer: nach Hongkong tägl. früh, Sa. und So. 2mal tägl., für $ 4-2; nach Kanton Mo. Mi. Fr. früh.—Sprache portugiesisch, doch kommt man mit Englisch überall durch.—Geld portugiesisch; 1 Milreis (1000 reis) etwa 4,53 M., also 100 reis = 45 Pf. Es gelten Banknoten der Hongkong-Schanghai Banking Co. und das in Hongkong umlaufende Kleingeld. Der Goldkurs schwankt täglich.—Spielhöllen (mit Roulette): Fantam; Wong hang; Wong wo; Einsatz von $ 1 an, man gewinnt beim »fan tam« den vierfachen Einsatz, weniger 10 Proz.; Spielzeit den ganzen Tag, das Spiel ist primitiv (man wird enttäuscht sein).
Macao wurde 1517 von den Portugiesen besetzt und diente einst als alleiniger Vermittelungsplatz des europäischen Handels mit China. Seitdem aber die Fremden in Kanton selbst Zutritt gefunden, und vollends, seitdem die Engländer die Insel Hongkong und die Halbinsel Kaulun besetzt haben, ist Macao als Handelsplatz völlig bedeutungslos geworden, zumal auch der Hafen durch die Sinkstoffe des Hsikiang ganz verschlammt ist. Der Besuch des Ortes lohnt aber auch heute noch wegen seiner herrlichen, an Monte Carlo erinnernden Lage auf einer kleinen Felsenhalbinsel und wegen der zahlreichen Zeugen der einstigen portugiesischen Kolonialherrlichkeit. Es ist kein größerer Gegensatz denkbar als zwischen dem reichen Leben, das in Honkongs Straßen und Hafen pulsiert, und dem menschenleeren Macao. Die Portugiesen selbst haben hier wie überall in ihren Kolonien ihr Volkstum nicht rein erhalten, sondern sind zu einer Mischrasse herabgesunken. Der Baucharakter der Europäerstadt ist dagegen noch rein portugiesisch.—Das Klima ist im Sommer weniger heiß, angenehmer und gesünder als auf Hongkong.

Macao (spr.-kāu) liegt 60 km westl. von Hongkong auf einer felsigen Halbinsel, die eine nur 100 m breite Landzunge mit der flachen chinesischen Insel Heongschan, des Südteils des Hsikiang-Deltas, verbindet. Die Grenzmauer, deren Tor früher chinesische Soldaten bewachten, ist jetzt verfallen. Macao hat 63991 Einw. Der Handel ist sehr im Niedergang (Waffenschmuggel) und ganz in Händen von Chinesen.—Die Stadt Macao ist malerisch auf einer Hügelreihe erbaut, die bis 100 m vom Strand aufsteigt; die Straßen sind vielfach steil. Auf den Höhen mehrere alte Forts, die mit je einer Kompanie Festungsartillerie und Infanterie besetzt sind. Macao scheidet sich in die regelmäßig gebaute portugiesische (jetzt verödete) Stadt mit fünf Kirchen, darunter die St. Pauls-Kathedrale, zahlreichen Kapellen und (seit 1834 aufgehobenen) Klöstern, aber auch nicht minder zahlreichen Spielhöllen, und das chinesische Viertel mit großem Basar und engen, schmutzigen Gassen. Macao ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines chinesischen Mandarins und Hauptsitz der französischen Missionen in China.—Der äußere Hafen ist ungenügend geschützt, zwei innere Häfen sind eng und verschlammen, daher nur für Flußdampfer und Dschunken brauchbar, während [S. 234] große Seeschiffe 9-10 km von Macao ankern müssen. Eingeführt wird aus China: Seide, Matten, Tee, Zucker, Schweine, Tabakblätter, Bambus; aus Hongkong: Reis, Erdnußöl, Petroleum, Kohle, Mehl. Ausgeführt werden nach China Opium, Baumwollengarn und Reis.—Die Portugiesen erhielten bereits 1557 gegen jährliche Zahlung von 500 Taels an China das Recht zur Niederlassung; diese Summe wurde bis 1848 entrichtet.—Seit 1845 ist Macao Freihafen, konnte sich aber neben Hongkong nicht behaupten, besonders seit 1873 der Kulihandel verboten wurde.

Rundfahrt in der Stadt mit Rikscha vom Gasthof Boa Vista hinunter in die Hauptstraße der Stadt, Praia Grande, wo der Palast des Gouverneurs und andre Regierungsgebäude liegen und am Nordende ein Park, in dem Nm. Musik spielt, während ganz Macao dort promeniert.—Dann l. den Berg hinauf zur Ruine der São Paolo-Jesuitenkirche mit schönem Portal und etwas weiterhin zum Camões-Garten, wo der verbannte Dichter seine »Lusiaden« vollendet haben soll und eine Büste des Dichters steht, mit mehreren Inschriften, darunter einer sehr stimmungsvollen Widmung eines Franzosen.— Ein guter Weg, die Avenida Vasco da Gama, führt nördl. zur chinesischen Grenze; auf einer Anhöhe sieht man einen terrassenförmigen Parsenfriedhof.—Jenseit des kleinen Grenztores 8 km weiter liegt eine reiche chinesische Besitzung mit sehenswertem Park.—In dem fleißigen, aber häßlichen Chinesenviertel von Macao ist eine Opiumfabrik sehenswert.—Die Spielhöllen (Casa do Jogo, Gambling saloon) liegen meist in der Rua da Felicidade. Macao gewährt wegen seiner idyllischen Ruhe und malerischen Umgebung genußreichen Aufenthalt für 2-8 Tage.—26 km von Macao liegen die heißen Quellen von Yo muh.

3. Seitentour: Hongkong-Manila

(vgl. Karte s. 155).

Dampfer der China Navigation Co. und der Indo-China Steam Navigation Co. (wöchentl.), der Philippine Steamship Co. (14tägig) laufen von Hongkong nach Manila (640 Seem.) in 21/2 Tagen; Fahrpreise veränderlich, je nach Güte der Dampfer $ 30-50, Hin-und Rückfahrt $ 50-80. Der Norddeutsche Lloyd (Austral-Japan Linie) läuft Manila alle 28 Tage an. Es ist notwendig, einen Paß bei sich zu haben, der vom amerikanischen Konsul in Hongkong visiert ($ 1 Gold) wird. Bei der Passagebelegung in Hongkong wird von allen Dampferlinien die auf den Philippinen verlangte Immigration Tax von 8 Pesos = $ 4 Gold hinzugerechnet. Bleibt der Reisende weniger als 3 Monate auf den Philippinen, kann er diese Summe durch die Agentur der Linie, mit der er nach Manila fuhr, reklamieren. Das Beste ist, dies 14 Tage oder 3 Wochen vor der Abreise zu veranlassen, da es solange dauert, bis das Zollamt den Betrag zurückzahlt.

Die Fahrt von Hongkong (S. 220) mit südöstl. Kurs durch das Südchinesische Meer (S. 214) ist sowohl im NO.-wie im SW.-Monsun des Seeganges wegen unbequem und besonders unruhig beim Monsunwechsel. Bei Ansteuerung der Westküste von Luzon erkennt man meist zuerst den 1070 m hohen Monte Agudo auf der Halbinsel, hinter der die kleine Bucht von Subic liegt, und erst später die 1300 m hohe Sierra de Mariveles auf der großen Halbinsel, die die große Bai von Manila nach W. abschließt. Zwischen dem Kap Mariveles [S. 235] und der gefährlichen Klippe La Monja und der 1 km östlichern Felseninsel Corregidor (mit Leuchtturm; diese Insel und die Inseln Caballo, Carabao, Fraile in der Einfahrt sind sehr stark befestigt) hindurch steuert man in die geräumige Bucht ein, deren Küstenumfang etwa 150 km mißt. Der Leuchtturm auf der San Nicholas-Bank bleibt r., dann erscheint r. die flache Waldküste von Cavite, und voraus sieht man auf künstlichem Ufer neue große Gebäude der Manila Hotel Co., des Army und Navy Club und Elk Club, dahinter die düstern Festungsmauern, Kirchtürme und Häuser der Stadt Manila, im Hintergrunde die Höhen von San Mateo.

Die Philippinen, die nördlichste Inselgruppe des Indischen Archipels, im W. vom Chinesischen Südmeer, im O. vom Stillen Ozean begrenzt, besteht aus 3146 größern und kleinen Inseln, darunter die größten: Luzon, Mindanao, Samar, Negros, Palawan, Mindoro, Leyte, Cebu, Bóhol, Basilan, Panay, Masbate, mit (einschließlich der Suluinseln) 296310 (Italien 286682) qkm Gesamtfläche. Die Küsten sind meist zerrissen und von Korallenriffen umrahmt. Die Inseln werden von dichtbewaldeten Bergketten durchzogen, die, wo sie nicht von Laven, Aschen und Tuffen der Vulkane überdeckt sind, aus kristallinischen Schiefern bestehen. Die zum Teil noch tätigen Vulkane bilden zwei Reihen, eine östliche, die mit dem erloschenen Butulan (1097 m) auf Mindanao beginnt und sich über die erloschenen Vulkane Malutun (2000 m) und Apo (3200 m) bis zu der erst 1871 entstandenen, 1627 m hohen Insel Camiguin und bis zu dem Bulusan, dem 2530 m hohen, noch tätigen Mayon oder Albay in Südluzon fortsetzt, und eines westliche, die von dem Cotaboto auf Mindanao über den tätigen Canloon (2497 m) auf Negros und über den Halcon (2700 m) auf Mindoro bis zu den Vulkanen bei Manila hin und weiter nördl. sich erstreckt. Einige Vulkane sind erst in jüngster Zeit entstanden, Erdbeben sind ziemlich häufig. Der Reichtum an Metallen ist groß, aber noch wenig ausgenutzt, Gold ist auf fast allen größern Inseln nachgewiesen; einige zwanzig amerikanische Gesellschaften sind an der Arbeit. Mit Gold kommen Silber, Platin (Kizal), Eisen, Kupfer, Blei und Zink (Camarines) vor, außerdem Zinnober, Schwefel, Petroleum, Steinsalz, Kaolin u. a. Das wichtigste Fossil ist eine treffliche Braunkohle, die auf der Insel Batan gefördert und von den Küstendampfern viel benutzt wird.
Das Klima ist ein tropisch-insulares Monsunklima mit gleichmäßig hoher mittlerer Wärme und zwei Jahreszeiten, einer Regen-und einer Trockenzeit. Die Periode des NO.- Monsuns (Oktober bis April), der für die Nord-und Ostküsten regnerisch ist, ist die kühlere, die des SW.-Monsuns, der hauptsächlich der Westseite Regen bringt, die wärmere Jahreszeit. Die Verteilung der Regen über das Jahr ist an den einzelnen Orten je nach ihrer Lage zu den Gebirgszügen sehr verschieden; Manila hat seine Regenzeit, in der jeden Nachmittag ein starker Gewitterregen niedergeht, vom Juni bis September. Sprichwörtlich (aber übertrieben): 6 Monate Staub, 6 Monate Schlamm. Manila: Januar 25°, Mai 28,6°; mittlere Jahresextreme 36,3° und 17,1°; Regenmenge 1927 mm (davon Juni bis November 1700 mm). Der Wechsel der Monsune (Mai-Juni und September-Oktober) ist mit heftigen Wirbelstürmen verbunden. Die nördlichen Inseln sind häufiger, die südlichen seltener furchtbaren Zyklonen (Taifunen) ausgesetzt.
Die Pflanzenwelt ist die malaiisch-tropische der Sundainseln und besonders reich an Palmen; die Tierwelt gehört zwar ebenso der malaiischen an, doch fehlen ihr fast sämtliche, auf den übrigen Sundainseln allgemein verbreitete Großtiere; die Raubtiere sind nur durch eine Viverre und eine Marderart vertreten.
Die Bevölkerung zählt (1909) 8189760, davon 30000 Amerikaner, 100000 Chinesen, 650000 Negritos, d. h. Ureinwohner, die in den entlegenern Gebirgsteilen leben; die Hauptmasse der Eingebornen besteht aus (stark mit fremdem Blut gemischten) Malaien mit zahlreichen Stämmen.

[S. 236]

Eine große Rolle spielen die Mestizen (Mischlinge aus Malaien und Spaniern). Die christlichen Malaien von Luzon nennt man Tagalen. Sie haben die Niederungen und Gebirge zwischen ihren unter Kokospalmen versteckten Pfahlbaudörfern gut angebaut mit Nahrungspflanzen (vor allem Reis), Zuckerrohr, Tabak und der Bananenart Musa textilis, der Lieferantin der Manilahanffasern. Gewerbebetriebe: Schnitzarbeiten, Manilahanfverarbeitung zu Stoffen und Matten; Trepang-und Perlenfischerei, Entenzucht. Ausfuhr: Manilahanf, Kopra, Zucker, Tabak, Kaffee, Farbholz, Ilang-Ilang, Aloefaser, Gold. Der Straßenbau in den Provinzen schreitet rüstig vorwärts. Auf Luzon sind bis jetzt 600 km, auf Cebu 110 km, auf Panay 125 km Eisenbahnen im Betrieb. Unter dem Zivilgouverneur stehen das Oberhaus, bestehend aus neun von Washington aus ernannten Beamten, das Unterhaus aus 81 gewählten Abgeordneten, ferner die 40 Provinzen mit vom Volke gewählten Gouverneuren; die Städte haben Selbstverwaltung.
Geschichtliches. Magalhães entdeckte und besetzte die Inseln 1521 und taufte sie Inseln des heiligen Lazarus; 1543 wurde der Name nach dem Kronprinzen (spätern König Philipp II.) in »Islas Filipinas« umgeändert. 1645 erlitten die Philippinen ein schweres Erdbeben. Im 18. Jahrh. begannen die Spanier eifrige Plantagenwirtschaft und Missionstätigkeit durch geistliche Orden (Augustiner, Dominikaner und Jesuiten); die Ordensgeistlichen machten sich durch Härte verhaßt, so daß seit 1876 Aufstände unter Führung aufgeklärter Filipinos kein Ende nahmen. Nach Beendigung des spanisch-amerikanischen Kriegs 1898 trat Spanien die Philippinen an die Vereinigten Staaten ab, die aber in der kurzen seitdem verflossenen Zeit trotz großer Geldopfer die schweren, dem Wirtschaftsleben der Inseln durch die spanische Mißwirtschaft geschlagenen Wunden und das tiefgewurzelte Mißtrauen der Eingebornen gegen die weißen Beherrscher noch nicht beseitigen konnten. Die Eingebornen sind auch jetzt noch recht unruhig.
Beste Reisezeit Januar und Februar.

Manila

(vgl. den Plan S. 237).

Ankunft zur See. Seedampfer ankern innerhalb des Wellenbrechers, Küstendampfer im Pasigfluß. Schiffe bis zu 10 m Tiefgang können Passagiere und Ladung in den beiden Landungshallen absetzen. Strenge Zolluntersuchung; Waffen werden, solange keine Erlaubnis zum Tragen eingeholt ist, zurückbehalten.
Gasthöfe (sehr mäßig): Delmonico Hôtel, das beste am Platz, Deutsch gesprochen;—Hôtel Métropole, Plaza Goiti;—Hôtel Bay View, San José, Ermita;—Hôtel de France, Escolta, in allen Pens. 5-10 Pesos.—Manila Hotel, modern, im Bau.—H. Wechsler, deutsche Gastwirtschaft und Bierhalle, Anloague (an der deutschen Flagge kenntlich); Mitt. $ 1 (2,10 M.).
Post. Brief nach Deutschland 10, Postkarte 4 centavos, über Sibirien (besonders zu vermerken) 20 u. 8 centavos.
Telegraph: Eastern Extension, überall hin; Pacific Cable Co. nach Manila, Schanghai und San Francisco. Sämtliche Philippinen-Inseln sind durch Kabel miteinander verbunden.
Mietswagen kosten für die erste St. 40 cts., jede folgende St. 30 cts.— Elektrische Straßenbahn bis Malabon und Fort Mac Kinley.—Eisenbahn von Manila nach Camp I und San Fernando mit Zweigbahnen, Manila-Batangas, Manila-Cavite, Manila-Antipolo, etwa 600 km.
Dampfer: Nach Hongkong s. S. 234;—Great Northern Steamship Co., monatl. über Hongkong, Schanghai nach Seattle;—Pacific Mail S. S. Co. (Agentur Castle Bros. Wolf & Sons) und Tojo Kisen Kaisha, monatl. über Hongkong, Schanghai nach San Francisco; —Norddeutscher Lloyd (Agentur Behn, Meyer & Co., Ltd., Tel.-Adr. Nordlloyd Manila), alle 4 Wochen nach Australien und Neuguinea;—Küstendampfer der Philippine Steamship Co. (Agentur Warner, Barnes & Co.), nach allen Inseln des Archipels.—Außerdem Agenturen der Hamburg-Amerika Linie, Messageries Maritimes u. a.

[S. 237]

Karte der Umgebung und Lageplan von Manila. Karte der Umgebung und Lageplan von Manila.

[S. 238]

Geld: 1 Peso = 1/2 $ Gold (Vereinigte Staaten, II. Teil, S. 2) = 2,10 M.—Banken: Hongkong & Shanghai Banking Corporation und Chartered Bank of India, Australia & China; beide Korrespondenten der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; International Banking Corporation; Banco Español Filipino.
Sprache. Mit Englisch kommt man gut aus.
Vergnügungen: Militärkonzerte an der Luneta (Reede), Hahnenkämpfe etc.
Konsulate: Deutsches Reich, Dr. Zitelmann, Calle Real 346, Malate etc. —Österreich-Ungarn, Konsul Peter Krafft.
Deutscher Klub: General Solano 402, San Miguel, im Villenviertel; von seiner Terrasse *Aussicht.
Die Polizei ist gut; die amerikanischen Polizisten geben höflich Auskunft und zeigen den Weg.
Deutscher Arzt: Dr. Bartels, Calle Marina 67, Ermita.
Deutsche Apotheken: Stahl & Rümcker, Escolta 83; Santos & Jährling, Plaza Goiti.
Zeitungen. Englisch: Manila Times, Abendzeitung; Cablenews American, Daily Bulletin, Morgenzeitungen. Spanisch: El Comercio, El Mercantil.
Sehenswürdigkeiten: Kathedrale und die alten Kirchen in Intramuros, Museen, alte Festungswälle in Cavite, Bilibid Prison.
Geschäftsadressen. Viele deutsche Kaufleute leben in Manila; man frage im Gasthof nach dem »Directory«.
Zeiteinteilung. Für Manila genügen einige Tage; für Ausflüge nach Baguio 4 Tage, nach den Majayjay-Fällen 3 Tage, zur Insel und dem Vulkan Taal 4 Tage, nach Sibul Springs 3 Tage, nach Los Baños 11/2 Tag.
Geschichtliches. Manila wurde 1572 begründet, 1590 als Festung ausgebaut; 1643 wurde es von den Holländern, später von asiatischen Piraten und aufständischen Eingebornen bedroht, aber nie eingenommen. Am 1. Mai 1898 erzwang der amerikanische Admiral Dewey die Einfahrt in die Bucht von Manila, zerstörte in der Bucht von Cavite das aus kleinen, alten Schiffen bestehende spanische Geschwader und blockierte Manila von der Seeseite, während die verbündeten Filipinos sie von der Landseite einschlossen, so daß die spanische Besatzung 13. Aug. 1898 kapitulieren mußte. Auch während der Kämpfe, die bald zwischen den Amerikanern und den Filipinos ausbrachen, wurde Manila wiederholt von letztern angegriffen.

Manila, Hauptstadt und Haupthandelshafen der Philippinen, liegt im Südteile der größten, nördlichsten Insel des Archipels, Luzon, am Ostufer der prächtigen Bai von Manila, unter 14° 35' nördl. Br., hat 234409 Einw. (Tagalen, Mestizen, Spanier und etwa 30000 Ausländer, meist Chinesen), macht den Eindruck einer südeuropäischen Stadt. Die meisten Häuser sind wegen der Erdbeben aus Holz (nur das Erdgeschoß aus Stein), aber darum den Wirkungen der Wirbelstürme preisgegeben; der letzte Zyklon (1882) verwüstete in einer Stunde die halbe Stadt. Manila besteht aus der alten, von moosbewachsenen Ringmauern umgebenen innern Stadt (Intramuros) und den durch eine Stein-und drei eiserne Brücken mit dieser verbundenen Vorstädten (Extramuros). Erstere, am l. Ufer der Pasig, hat gerade Straßen, Palast des Erzbischofs, Rathaus, 10 reichgeschmückte Kirchen, viele Klöster, Hospitäler, Kasernen, Observatorium (von dem berühmten Meteorologen und Taifunspezialisten Jesuitenpater José Algué, Verfasser des Werks »The Cyclones of the Far East«, vorzüglich geleitet). Die innere Stadt, an die sich die Vororte Ermita, Paco und Malate und das Fort Santiago eng anschließen, ist Sitz des Zivilgouverneurs und des obersten Gerichtshofs und hat nur etwa 20000 Einw.

[S. 239]

Manila, Plan der Innern Stadt. Manila, Plan der Innern Stadt.

Die Vorstädte Binondo und Santa Cruz am r. Pasigufer sind Sitze des europäischen, amerikanischen und chinesischen Handelsverkehrs, dagegen blüht in dem von Mestizen und Fremden bewohnten Tondo der Kleinhandel. Hauptindustrie ist Zigarrenfabrikation und Verarbeitung von Manilahanf; daneben Verfertigung von Nanking, Flechtarbeiten, Teppichen, Goldschmiedearbeiten und andern Metallwaren; durch europäische und amerikanische Unternehmer sind Zuckerraffinerie, Maschinenfabriken, Brennereien und Zündhölzchenfabrik entstanden. Der Handel liegt meist in den Händen von Engländern, Deutschen und Amerikanern. Die Einfuhr umfaßt Baumwollengewebe, Eisenwaren, Petroleum, Seiden- und Wollwaren, Papier, Kohlen, Kupfer, Reis, Wein, Schirme etc., Ausfuhr Zucker, Hanf, Tabak, Zigarren, Kopra, Kokosnußöl u.a. Der Handel richtet sich größtenteils nach den Vereinigten Staaten und England. Von Unterrichtsanstalten besitzt Manila eine Universität, höhere Schulen, Lehrerseminar für Eingeborne, Sternwarte, bürgerliches und militärisches Hospital. Das Klima ist trotz Feuchtigkeit gesund (Durchschnittstemperatur 27°, Januar 25°, Mai 28,6°), Cholera und Pest aber haben zahlreiche Opfer gefordert. Zyklone und Erdbeben haben die Stadt wiederholt schwer heimgesucht. —Rundfahrt. Man besuche die Geschäftsstraße La Escolta; sie ist Hauptsitz des Handels-und Schiffsverkehrs, lebhafter Verkehr bei Geschäftsschluß an der großen Pasigbrücke, Puente de España; von dort wandert man zum Strande. Der Bagumbayan und die Luneta, wo Militärmusik spielt, sind beliebte Spaziergänge. Auf [S. 240] der Plaza steht das Standbild Isabellas II., in der Nähe der alten Festung, bei der Brücke, die Magalhães-Säule und vor dem frühern erzbischöflichen Palast, jetzt Sitz des amerikanischen Truppenbefehlshabers, das Denkmal Karls IV. Sehenswert sind die Zigarrenfabriken und die Barbierläden sowie die Vororte der Eingebornen, die Tabakpflanzungen, Bambushaine und Kokospalmenhaine in der Umgebung.

Ausflüge: Lohnend ist ein Ausflug nach dem Kratersee Laguna encantada (bezauberter See) und nach dem Wasserfall in der prächtigen Schlucht bei Santa Cruz (bequem mit Auto, die Stunde 4-6 Pesos), ferner nach dem Kriegshafen Cavite mit Bahn in 13/4 St., zurück mit Fährdampfer 1 St.; mit Bahn westl. nach Laguna de Bay zum Kurort Los Baños (gutes Hotel) mit heißen Quellen; in die Berge von San Mateo, Montalbani und Antipolo. Hand Vor größern Ausflügen ziehe man Erkundigungen über den Reiseweg ein.
Ausflug nach Baguio (4 Tage erforderlich): Mit Frühzug der Dagupan Railway nordwärts Manila durch die Provinzen Rizal, Bulacan, Pampanga, Tarlac und Pangasinan, gut angebautes, ebenes Land mit Reis-und Zuckerrohrfeldern, dann durch Wälder von Nipa-Palmen und sandige Moore mit 5-8 m hohem Cogan-Gras. Hinter Dagupan steigt die Bahn etwa 100 m zum vorläufigen Endpunkt Camp One; hier beginnt das Gebirgsland der Provinz Benguet (man fährt ab Camp One mit staatlichen Gebirgsautomobilen); die Benguet-Landstraße steigt in der Talschlucht des Bued-Flusses durchschnittlich 1: 25 etwa 40 km in prächtigem Alpenpanorama empor; erste Haltestelle (20 km) Twin Peaks (Bungalow mit Erfrischungen). Von da in 2 St. auf großartigem Weg zum Gebirgskamm (eine der schönsten Landschaften der Erde); halbwegs hört die Tropenflora auf, Myrten und Nadelholz beginnen, die Luft wird kühl. Man sieht r. einen Durchhau nach Camp John Hay und erreicht 100 m weiter Hill Side (*Aussicht) und bald darauf *Baguio (Hotel Pines, gelobt, in prächtiger Lage), die Sommerresidenz der amerikanischen Beamten mit frischem, gesundem Bergklima, 1456 m ü. M., in schönster Landschaft gelegen, als Kurort sehr beliebt. Die höchste in 4 Jahren beobachtete Temperatur beträgt nur 26,4°, die niedrigste 6,8°, die Niederschlagsmenge aber nicht weniger als 4000 mm, der meiste Regen fällt im Mai-Oktober, Dezember-März sind ganz trocken.—Etwa 5 km weiter liegt Gibraltar und weiter l. Topside, die Residenz des Zivilgouverneurs mit Park und Sportplatz. L. vom Hotel liegt der Bezirk Brook Side.


12. Von Hongkong nach Schanghai. Die Yangtse-Fahrt.

Vgl. die Karte S. 214.

Dampfer (Österr. Lloyd, Messageries Maritimes und P. & O. Line) in 3-4 Tagen von Hongkong nach Schanghai, vgl. S. 221.—Die Reichspostdampfer (s. S. 245 B.) gehen von Hongkong in 3 Tagen nach (870 Seem.) Schanghai und laufen auf der Rückreise zur Teezeit Futschou an. Fahrpreise Hongkong-Schanghai I. Kl. $ 66, II. Kl. $ 44.—Außerdem Pacific Mail Steamship Co., Canadian Pacific Steamship Co., Toyo Kisen Kaisha und Nippon Yusen Kaisha.—Nach Formosa gehen Dampfer der Osaka Shosen Kaisha über Swatau, Amoy und Futschou nach (930 Seem.) Schanghai in 7 Tagen.— Küstendampfer (s. unten A.), darunter die Deutsche Reederei M. Jebsen, die Douglas Steamship Co., die Indo-China Steam Nav. u. a., berühren Swatau, Amoy, Futschou und Ningpo. Näheres in den Tageszeitungen in Hongkong.

A. Die Küstenfahrt zwischen Hongkong und der Yangtse-Mündung wird nur von kleinen Dampfern ausgeführt, da der große Bogen der südchinesischen Küste zwar außerordentlich viele Buchten besitzt und zum Teil in Inselscharen aufgelöst ist, aber wenige tiefe Häfen besitzt. [S. 241] Die Buchten sind entstanden, indem das Land sich senkte und das Meer in die Täler des bisherigen Küstenlandes eindrang; nachträglich sind sie zum Teil durch Sinkstoffe der Flüsse wieder verschlammt worden. So bestehen auf der ganzen langen Strecke nur drei bedeutendere Hafenorte, bei denen wie bei Kanton Flußmündungen die Stelle von Häfen vertreten: Swatau, Amoy und Futschou. Sie alle haben es nicht zu größerer Bedeutung bringen können, weil ihre Hinterländer zwar sehr reich und mit guten Wasserwegen ausgestattet, aber nicht allzusehr ausgedehnt, sondern gegen das Innere durch eine höhere Gebirgsschranke abgeschlossen sind. Kleinere, dem Fremdenhandel zugängliche Häfen sind Santuao, Funing, Wentschou.—Man verläßt Hongkong durch den Lyemun-Paß, läuft zwischen den Küsteninseln und nahe unter Land bis zum Kap Gute Hoffnung (Good Hope Cape), 50 m hoch, mit kleinem weißen Leuchtturm an der Mündung des Han-Flusses; zwischen Inseln und Klippen steuert man durch das Zuckerhut-Fahrwasser (Sugarloaf Channel) über die Barre in den mit Fischerbuhnen besetzten Fluß und gelangt nach 1 St. Fahrt nach

(175 Seem.) Swatau (Astor House Hotel, Pens. $ 6-12; Swatow Hotel, an der Landestelle, mäßig), Scha-tou, Hafenstadt der Provinz Kwangtung, dem fremden Handel seit 1858 geöffnet, auf 23°22' nördl. Br., also etwa unterm Wendekreis gelegen, mit etwa 48000 Einw. (unter 250 Ausländern etwa 30 Deutsche), hat bedeutenden Seeverkehr, namentlich als Mittelpunkt der Rohrzuckererzeugung, und europäische Niederlassungen an beiden Ufern des Hanflusses 8 Seem. innerhalb der Mündung; deutsches Konsulat (Dr. v. Borch) und deutsches Postamt am Nordufer, größere Niederlassung auf der Insel Kakchioh am Südufer zwischen schönen tropischen Gärten und felsigen Hügeln; je ein (internationaler) Klub auf jedem Ufer (Einführung durch Mitglied). Einkäufe: Zinkteebüchsen, Zigarrenkasten, Grasleinengewebe, Fächer und Curios. Chinesische Flußdampfer fahren bis zu der volkreichen Industriestadt Tschautschoufu (Chaochowfu; bis hierher auch Eisenbahn, 48 km, täglich 3 Züge) und Kityang, dem Mittelpunkte des Zuckerrohrbaues. Auf dem Fluß im Winter Jagdgelegenheit auf Wildenten und Wildgänse etc.

Nördl. von Swatau gelangt man in die Formosastraße, die im NO.-wie SW.-Monsun meist starken Seegang hat; man fährt in Sicht der Küste an vielen Inseln vorbei und biegt, nachdem man die Nantai Wuschan-Pagode auf 524 m hohem Berggipfel erblickt hat, in eine weite Bucht; im Innern liegt

(310 Seem.) Amoy (Hsiamen, in der Provinz Fukiën), dem fremden Handel seit 1842 geöffnet, auf etwa 24° 30' nördl. Br., mit 114000 Einw. (30 Deutsche), Sitz eines Titu (Admirals), eines Taotai und eines Haifangting (Seepräfekt), auf der Insel Amoy, die, 15 km lang und 11 km breit, von 400000 Menschen in 136 Ortschaften bewohnt ist und an der Mündung des Drachenflusses (Kiulungkiang) liegt. Letzterer bildet eine gute Wasserstraße ins Hinterland. Die Bedeutung des Ortes als Handelsplatz ist stark zurückgegangen, seitdem Japan die gegenüberliegende große Insel Formosa besetzt hat und der Verkehr zwischen dieser und dem Festland gering geworden [S. 242] ist. Die Innenstadt, in der die Yamen der chinesischen Beamten liegen, ist mit Mauern umgeben. Vor dem Südtor eine alte Ehrenpforte mit Steinfiguren, die eine im 17. Jahrh. vom Vizekönig in Futschou empfangene holländische Gesandtschaft darstellen, und Inschriften, wonach den Holländern gestattet wurde, in Amoy Handel zu treiben. Reste der Mauern um die alte holländische Niederlassung hinter dem New Amoy Dock. Amoy wurde 1544 von Portugiesen besucht; später war den Spaniern dort der Verkehr gestattet.—Bei Amingkang, Dorf 1 km südl. von Amoy, liegt das Grab des Prinzen Lu Wang, der 1660 auf der Flucht vor den Mandschus in Amoy starb, daneben zwei Steinfiguren und ein steinernes Pferd, die Symbole der Abstammung vom Herrscherhaus.—An den Bergabhängen ein weißer Grabstein neben dem andern, aus der Taiping-Rebellion herrührend. —Gegenüber Amoy die alte Nan tai wu-Pagode.—Vier große Forts verteidigen die Stadt.—Im Hafen sehr lebhafter Handelsverkehr; Einfuhr hauptsächlich Opium und Baumwollwaren, Ausfuhr schwarzer Tee und Zucker. Eisenbahn nach Tschangtschoufu (Changchowfu) im Bau. Gelegenheit zu billigen Einkäufen (man muß stark handeln!) chinesischer Kuriositäten: Katzenaugen, Schnitzereien aus Pfirsichkernen, hölzerne Götzenfiguren, Speckstein. Sehenswert sind auch die Fabriken für Spitzen, künstliche Blumen, Porzellan und Seide, die Markthallen, Malerwerkstätten und der Fischmarkt, Teehandlungen. Amoy ist eine der schmutzigsten Städte Chinas, man nehme Riechsalz mit; auch herrschen Cholera und und Pest dort häufig.—Gegenüber dem Hafen von Amoy liegt Kulangsu, eine kleine Insel mit der sehr gesunden und malerischen internationalen Fremdenniederlassung unter eigner Verwaltung, dem Sea view Hotel und dem New Amoy Hotel, dem Amoy Club, der Masonic Hall, dem Deutschen Postamt, ferner den Banken: Hongkong & Shanghai Banking Co. (Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft) und National Bank of China; Deutsches Konsulat (Konsul Dr. Merz). Spaziergang (2 St.) rund um die malerische Insel auf bequemem Weg, beliebte Promenade der Europäer, die auf Kulangsu international zusammenhalten und sehr gastfrei sind.

Ausflüge von Amoy (Überfahrt mit Sampan von Kulangsu; man nehme Führer vom Hotel mit, nach der Landungsstelle bei der Asiatic Petroleum Co.) zum Weißen Hirsch-und Tigertempel in schöner Landschaft, in 1 St. auf gutem Weg mit Ausblick auf Stadt und Hafen.—Unterhalb des Tigertempels lag der Wackelstein, ein schwerer, früher beweglicher (jetzt umgeworfener) Felsen.—Beim Rennplatz, vom Seeräuberkönig Koxinga (der Mitte des 17. Jahrh. die Holländer aus Formosa verdrängte) angelegt, liegt der Lamputan-Tempel. Vor dem Tempel stehen von Schildkröten getragene Grabsteine berühmter Chinesen; hinter dem Tempel ein Park mit Grotten. Im Innern des Tempels stehen in der großen Vorhalle vier riesige Holzbildwerke, r. ein Lautenspieler, daneben ein Krieger in goldenem Panzer, gegenüber zwei andre Tempelwächter, von denen einer eine Schlange erdrückt, der andre eine Pagode in der Hand hält. Im Heiligtum steigt man eine Treppe hinauf in eine Halle, wo ein milder Buddha einer goldenen Lotosblume entsteigt, ihm zur Seite betende Gestalten. An den Wänden stehen hinter Glas Götzenbilder. Auf der Bergkuppe oberhalb des Tempels *Aussicht.
Lohnend ist auch ein Ausflug etwa 20 Seem. flußaufwärts zu der 330 m langen, aus gigantischen Steinblöcken erbauten Brücke, deren Bau ein technisches Wunder darstellt.

[S. 243]

Ferner zu empfehlen eine Fahrt auf der zum Teil schon im Betriebe befindlichen Bahnlinie von Amoy nach der großen Binnenstadt Tschangtschoufu.

Die Küstenfahrt von Amoy nordwärts führt an der Westseite der Formosastraße (S. 245) zwischen vielen Inseln und durch die Haitanstraße (innerhalb der großen Insel Haitan) zur Mündung des Minflusses. Die Einsteuerung in den Fluß ist sehr schwierig und geht über zwei Barren zur Pagodenreede (Pagoda Anchorage), wo eine siebenstöckige Pagode auf der Insel Losing steht; am Westende der Insel chinesische Marinewerft mit Trockendock. Die Ufer sind sehr malerisch und von hohen steilen Felskuppen begleitet; hohe Berge bilden das Nordufer. Nachdem der Dampfer geankert, fahren die Reisenden mit einer Dampfbarkasse in 2 St. flußaufwärts nach

(510 Seem.) Futschou (Brockett's Hotel; W. Brand's Boarding House, für längern Aufenthalt zu empfehlen, in der Fremdenniederlassung auf der Insel Nantai, wo das Dampfboot anlegt; Foochow Club; Hongkong & Shanghai Bank, Chartered Bank of India [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank in Berlin]; Deutsches Konsulat [Konsul G. Siemssen]), engl. Foochow (in der Volkssprache Hoktschiu), Hauptstadt der chines. Provinz Fokiën, am l. Ufer des schiffbaren Minflusses, 32 km von dessen Mündung, von malerischen Hügeln umgeben, in fruchtbarer Ebene, eingeschlossen von 9 m hohen, 4-7 m dicken Mauern, auf unebenem Boden unregelmäßig, aber typisch »chinesisch« erbaut, hat 630000 Einw., wovon 10000 Mandschu, die ein ummauertes Viertel bewohnen, und 200 Europäer (18 Deutsche) in der Vorstadt Nantai in schönen Villen mit Gärten auf dem r. Ufer. Die Vorstädte ziehen sich bis an den Fluß, der eng besetzt ist mit schwimmenden Wohnungen; über ihn führt eine 301 m lange Brücke (die »Brücke der 10000 Lebensalter«), die längste in China, die auf 40 Pfeilern mit bis 14 m langen Steinplatten ruht. Futschou ist Sitz des Vizekönigs von Mintsche (Fokiën und Tschekiang), des Gouverneurs von Fokiën und des Oberbefehlshabers der Mandschutruppen; es hat große Bauwerften für Dschunken, Fabriken für Seiden-und Baumwollengewebe und Papier, auch ein deutsches Dampfsägewerk, und ist seit langem nächst Hankau der erste Teemarkt Chinas für die Ausfuhr. Für Einkäufe zu beachten: Seifenstein-Kunstgewerbe, gute und sehr originelle Lacksachen, künstliche Blumen, Schnitzereien aus Teeholzwurzeln, Silbersachen. Ferner werden Papier und Holz aus-, Opium, Baumwolle, Wollwaren, Garne, Metalle, Kerosen eingeführt. Zwei Dampferlinien laufen zweimal wöchentl. nach Hongkong.— Futschou wurde 1842 dem Fremdenhandel geöffnet; 1884 wurde hier eine Abteilung der chinesischen Flotte durch französische Kriegsschiffe vernichtet. In der Teezeit (Juni bis November) legen die von Ostasien zurückkehrenden Reichspostdampfer in Futschou an.— Rundgang nur in Sänfte ausführbar (vgl. Kanton, S. 225), auch des Schmutzes wegen. Über die Brücke (auf ihr kann man den Fischereibetrieb mit Kormoranen beobachten) gelangt man durch die Südvorstadt, vorbei an den Niederlassungen der amerikanischen, Methodisten- und Dommikanermissionen, durch das Südtor in die Stadt. [S. 244] Dicht innerhalb des Tores liegt r. der Tempel des Kungfutsze (Tempel der Literatur), dahinter in der SO.-Ecke der Stadt das Mandschuviertel. —An der mittlern Hauptstraße, die vom Südtor zum Nordtor führt, liegen der Yamen des Vizekönigs und andre Paläste.— Nahe dem Westtore liegt der Tempel des Kaisers, im nördl. Stadtviertel ist eine Prüfungshalle für Beamte und in deren Nähe ein Tempel der Schutzgötter der Stadtmauern. Von der nördl. Stadtmauer, nahe der siebenstöckigen roten Pagode, hat man guten Überblick über die Stadt. Interessanter *Rundgang auf der Stadtmauer um die Stadt (6-8 St.).—Der Garten des deutschen Konsulats am Siemssen-Bund mit schönen Orchideen ist Reisenden gern geöffnet. Futschou nebst Umgegend bietet vielerlei Lohnendes für eine Woche Aufenthalt. Das Klima ist gesund; Taifune sind selten.

Ausflüge: 1) Nach dem Kuschan und nach Kuliang, Sommerfrische der Europäer im schönsten Hochwald mit 20° C im Sommer; erfordert 1 Tag. Man fährt mit Sampan oder Hausboot flußabwärts, landet am l. Ufer und steigt auf bequemem Weg (etwa 3000 Stufen) bergan zum buddhistischen Mönchskloster (in halber Berghöhe, in 1 St. zu erreichen), das über 200 Mönche aus allen Gegenden Chinas beherbergt. Im Kloster herrscht überraschende Sauberkeit; man sieht praktisch-moderne große Speisesäle und Küchenanlagen mit Wasserleitung, Kesseln u. Backöfen. Im Haupttempel thront Fo (Buddha) auf großem Altar, umgeben von vielen Untergöttern. Tierstallungen und Fischteich liegen neben dem Kloster. (Man gebe dem führenden Mönch ein Geldgeschenk.)—Vom Kloster Aufstieg auf schmalem Fußweg auf die Höhe des Kuschan, wo die Wohnhäuser der europäischen Sommerfrischler liegen. Auf dem Bergkamm prächtige *Aussichten. Der 885 m hohe Gipfel des Kuschan hat im Februar zuweilen eine Schneekappe.— 2) Zum Leitschikloster (Kloster der Lehre vom alten Stein des Westens), nahe beim Nordende der Insel Nantai, im 9. Jahrh. vom heiligen Tukma gegründet; es liegt nahe dem Minfluß in uraltem Park, umgeben von Bergen. Das Heiligtum hat sehr viele Statuen. —3) Dreitägiger Ausflug den Nebenfluß Jungfu aufwärts, der bei der Mitte der Südseite der Insel Nantai in den Min mündet; malerisch bewaldete Ufer mit Wasserfall, Bambuswald und heißen Quellen; man besuche das *Yungfu-(Yuenfu-)Kloster, den Bambu Creek, die Schwefelquellen (Pokau) und steige bergauf bis *Banker's Glen.—4) Lohnende Ausflüge können mit Hausbooten oder Dampfbarkassen gemacht werden, aufwärts bis Schuikou (Shuikow), Stadt 40 Seem. oberhalb Futschou am Zusammenfluß des Minkiang und Hsiangki.

Auf der Küstenfahrt werden nördl. von Futschou zuweilen die unbedeutenden Vertragshäfen Santuao (8000 Einw.) in der Samsabucht, 10 km östl. von der größern Stadt Ningteh, und Wentschou (Wenchowfu; 80000 Einw.) angelaufen; Wentschou am Wukiang, einem Fluß, der durch den Sanpwan-Paß zwischen Inseln angesteuert wird; die Stadt zeichnet sich durch Sauberkeit aus, ist aber geschäftlich still.—Dann steuern die Küstendampfer durch den Nimrodsund in den landschaftlich schönen Tschusanarchipel am SO.-Ende der großen Hangtschoubucht hinein, laufen zuweilen den Ankerplatz von Tinghai auf der Hauptinsel an und dampfen von da in die Mündung des Yungflusses, wo sie je nach dem Wasserstand vor der befestigten Hafenstadt Tschinhai (mit 26000 Einw.) ankern oder weiterlaufen bis zum Hafen von

Ningpo, Stadt mit 400000 Einw. in der Provinz Tschekiang, auf 29° 53' nördl. Br., ist Sitz eines Taotai (etwa Regierungspräsident). [S. 245] Die Bewohner sind fleißig, klug und friedlich, die Straßen reinlich. Zahlreiche Tempel, buddhistische Mönchs-und Nonnenklöster, Erziehungsanstalten und Versammlungshäuser. Die Chinesenstadt liegt auf der Halbinsel zwischen den Flüssen Yujao und Funghwa, die zusammen den Yung bilden. Über beide Flüsse führen Schiffbrücken. Die Fremdenniederlassung (Gasthof; Campoklub; britisches Konsulat; Dampfer nach Tschinhai, Schanghai zweimal tägl. etc.) liegt nö. von der Chinesenstadt auf der Halbinsel zwischen dem Yungfluß und dem Yujao. Ningpo war 1522-42 portugiesische Niederlassung und wurde 1842 dem Fremdhandel als erster Hafen eröffnet. Klima wie Schanghai, doch gesünder. Einfuhr: Woll-und Baumwollwaren, Opium, getrocknete Früchte; Ausfuhr: Tee, Baumwolle, Seidenwaren, Matten, Hüte, Fächer, getrocknete Fische (Tintenfische). Lebhafter Dampferverkehr.—Rundgang. Die 860-873 erbaute Stadtmauer ist 8 m hoch, 5 m breit und hat 8 Tore. Das älteste Bauwerk ist der im 9. Jahrh. erbaute sechseckige, siebenstöckige Himmelsturm (Tienfengta), auf dessen Plattform eine Wendeltreppe mit 150 Stufen führt. Aus dem 12. Jahrh. stammt der Tempel der Himmelskönigin (Tiengheukong), ein Heiligtum der Seefahrer; er zeigt sehr schöne Skulpturen.

Von Ningpo gehen die Küstendampfer nördl. durch die Hangtschou-Bai und folgen dem Dampferweg zur Yangtsemündung nach Wusung und (930 Seem.) Schanghai (S. 246).


B. Die Reichspostdampfer fahren von Hongkong nö. durch die Formosa- (oder Fukiën-)Straße, außerhalb (östl.) der Ockseuinseln und der Turnaboutinsel östl. Haitan (beide mit Leuchttürmen). Diese Gewässer sind reich an Seetieren; man kann Menschenhaie, auch Hammerhaie, Walfische und große Fliegende Fische sowie Delphine beobachten, außerdem große dunkelbraune Möwen und andre Vögel. Die See ist meist lebhaft bewegt, so daß sich bei nicht seefesten Reisenden zuweilen nochmals Seekrankheit einstellt; dann empfiehlt es sich, die frische Luft an Deck als bestes Heilmittel zu genießen, denn auf der Höhe von Swatau tritt man beim Überschreiten des Wendekreises des Krebses aus dem Tropengürtel in die gemäßigte Zone. Der NO.-Monsun bringt frischkühles Wetter.

Die Ostseite der Formosastraße bildet die Insel Formosa, von den Chinesen und Japanern Taiwan genannt, 395 km lang und etwa so groß wie Ostpreußen. Abgesehen von der kultivierten Küstenniederung im W., die von Chinesen bewohnt wird, ist die Insel noch sehr wenig bekannt. In dem gebirgigen, bis über 4000 m aufsteigenden Innern wohnen malaiische Stämme, wohl auch noch ältere Stämme bisher nicht sicher erforschter Herkunft. Seit 1895 gehört die Insel den Japanern, die Eisenbahnen, Landstraßen und Telegraphen angelegt haben. Wichtigster Seehafen ist Kiirun, am Nordende der Insel, mit vorzüglichem, von den Japanern stark befestigtem Hafen, Hauptstadt ist Taihoku mit etwa 100000 Einw.—Ein Besuch der landschaftlich sehr schönen Insel ist wohl lohnend, wird aber wohl kaum für den flüchtigen Weltreisenden in Betracht kommen, zumal die Unterkunftsverhältnisse auf der Insel noch sehr primitiv sind und der Reisende vielfach auf die Gastfreundschaft ortsansässiger Kaufleute u. a. angewiesen ist.

[S. 246]

Vor der Westküste von Formosa liegen die basaltischen Pescadoresinseln (japanisch Hōko rettō), die auf der Insel Ponghau (Hōko tō) den vorzüglichen Schutzhafen Makung (Makyū kō oder Bakō kō) haben, der als japanischer Flottenstützpunkt ausgebaut ist; sein Besuch ist Europäern nicht erlaubt.

Nördl. von Turnabout erreicht man das Ostchinesische Meer, das ähnliche Windverhältnisse wie das Südchinesische Meer (S. 220) hat; doch weht der NO.-Monsun im November und Dezember als voller Sturm. Die besten Monate sind Februar, März und April mit meist heiterm Himmel. Taifune sind im Mai bis September nicht selten, Hauptzeit ist August, September und Oktober. Im Ostchinesischen Meer ist die Bahnrichtung der Taifune meist nördl. bis nö. (doch kommen auch andre Richtungen vor), deshalb sind die gefährlichen Windstriche andre als im Südchinesischen Meer, und dementsprechend ändern sich die Regeln zur Vermeidung der Sturmmitte.—Von Turnabout steuern die Postdampfer östl. der Insel Hieschan und dann zwischen den Felseninseln Tongting und Piting durch; dann wird der Leuchtturm der Steepinsel angesteuert und zwischen dieser Insel und andern durch auf die 118 m hohe südlichste Bonhaminsel (mit Leuchtturm) zugedampft. Nachdem die Bonhamstraße zwischen den Bonhaminseln und der Insel Pirie durchlaufen ist, steuert man auf die kegelförmige, etwa 80 m hohe Gützlaffinsel (mit Leuchtturm) zu, die wichtigste Ansteuerungsmarke für die Yangtsemündung; sie ist Signalmeldestelle für Schiffe, fünf Telegraphenkabel landen auf der Insel, davon laufen zwei nach Schanghai, eins nach Amoy, zwei nach Nagasaki. In der Nähe der Insel sichtet man das Tungscha-Feuerschiff, das auf der großen Yangtsebank die Einfahrt in die seichte Flußmündung bezeichnet; dort kommt der Lotse an Bord (falls er nicht schon in Hongkong sich einschiffte) und führt den Postdampfer in die an schmutziggelbem Wasser kenntliche Mündung des Riesenstroms, des Yangtsekiang, hinein, wo man anfangs nur Feuerschiffe und Seezeichen, später l. auch einen ganz flachen und öden Küstenstreifen sieht. Große Dampfer ankern bei niedrigem Wasserstand im Huangpu auf der Reede von

Wusung (Woosung Forts Hôtel), als Vorhafen für Schanghai wichtig, liegt an der Mündung des Huangpu in den Yangtse; die alte Stadt ist durch Überschwemmungen zerstört; jetzt sieht man nur einige Häuser und Lagerschuppen. Die 16 km lange Bahn nach Schanghai wurde 1876 erbaut, 1877 durch fanatische Chinesen zerstört (die in der Lokomotive eine Verhöhnung des Drachengottes sahen) und erst 1898 neu gebaut. Am Flusse sind Schiffbauwerften. Chinesische Kanonenboote und Zollkreuzer liegen vor Wusung.


Schanghai.


Schanghai.

Vgl. beifolgende Pläne.

Ankunft zur See. Die Postdampfer laufen jetzt meist durch das ausgebaggerte Asträa-Fahrwasser bis Schanghai; müssen sie gelegentlich in Wusung ankern, so befördern sie ihre Reisenden mit Tendern (Dampfbooten) nach Schanghai; da in der Hauptreisezeit die Gasthöfe in Schanghai oft überfüllt sind, tut man gut, auf seinem Dampfer zu bleiben, wenn man erst Nm. in Wusung ankommt und nicht Zimmer telegraphisch von Hongkong vorausbestellt hat.—Die fast zweistündige Fahrt im Huangpufluß bietet wenig Sehenswertes, da die Ufer flach und eintönig sind; der Dschunkenverkehr auf dem Fluß ist sehr lebhaft.

[S. 247]

Vor Schanghai wimmelt der Fluß von Fahrzeugen und Schiffen. Am l. Ufer liegt die Stadt an der starken Krümmung des Flusses. Man passiert zuerst Schiffswerften, Petroleumniederlagen, Fabriken, besonders Baumwollspinnereien und dann das Stadtviertel Hongkiu und landet meist am Bund, gegenüber den Geschäftshäusern und Dampferagenturen an einem neuen Ponton. Zolluntersuchung findet bei der Landung statt; verboten ist Einfuhr von Waffen und Munition, Morphium, Kokain.
Ankunft mit der Bahn von Wusung, etwa jede 2. St. in 30 Min. für I. 60, II. 40 cents, nur bis 8 Uhr Nm.; Bahnhof in Schanghai in Hongkiu, mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn zum Gasthof in 15 Min.
Gasthöfe: Hotel Kalee (geleitet von Alfr. Mildner, Deutscher, sehr aufmerksam), Ecke Kiukiang Road und Kiangse Road, 130 Z. (Bad bei jedem Zim.), Pens. $ 6-10; sehr beliebt und zu empfehlen. —Astor House, Ecke Broadway, gegenüber dem deutschen Generalkonsulat, vergrößert, sehr komfortabel, I. Ranges, Pens. $ 7-10.— Palace Hotel, am Bund, Ecke Nanking Road, besonders amerikanischer Verkehr, Pens. $ 9.—Hôtel des Colonies, im französischen Viertel, Rue du Consulat, 80 Z., Pens. $ 5-12.
Pensionen: Leechu (Frau A. Lührs), Quinsan Gardens 6-7; Frau H. Diederichs, North Szechuan Road 11-12; Frau M. Schütz, North Szechuan Road 15; Frau A. Schubert (Mount Pleasant), North Honan Road 24.
Restaurants: Rich. Neumann, Astor Road (nahe dem Astor House), Frühstücksstube (Schlächterei), vorzüglich. —Café Riche, Rue Montauban.— Sweetmeat Castle-Konditorei, Nanking Road 36.—Social Shanghai Tea Rooms, Kiangse Road 39.—Teehäuser: Mandarinenteehaus in Alt-Schanghai.— Gartenwirtschaften: St. Georges Farm, Ende der Bubbling Well Road. —Point-Hotel, 4 km vom Astor House.
Post: Deutsches Postamt, Ecke Szechuan Road und Foochow Road; außerdem englisches, französisches, amerikanisches, russisches, japanisches und chinesisches Postamt.—Telegraph am Bund, Deutsch-Niederländische Telegraphengesellschaft im deutschen Postamt. Landlinien nach Peking, Hankau etc.
Wagen jeder Art sind zu mieten; Rikschas, 1 Meile 5, 1 St. 25 cents; Sampans (Boote), 1/2 St. 25 cents.— Reitpferde sind zu mieten, auch Fahrräder (1 St. 50 cents).—Automobile $ 6 je 1 St.
Straßenbahnen: mehrere Linien; eine französische nach Zikawei, mit Zweiglinie nach Lokawei; im Internationalen Settlement Linien nach Bubbling Well, Railway Station, Public Park und Yangtsepoo (sehr gut und regelmäßig).
Dampfer: Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd (Agent: Melchers & Co., Tel.-Adr.: »Nordlloyd Schanghai«), alle 14 Tage nach Europa bzw. Japan, jeder 2. Dampfer über Tsingtau.—Hamburg-Amerika Linie Schanghai-Tsingtau-Dienst (Agentur Kiukiang Road 2a), zweimal wöchentl. nach Tsingtau. Dieselben Reichspostdampfer jeden Mi. nach Chefoo-Tientsin, jeden Sa. nach Dairen-Tientsin und zurück (laufen im Winter Dairen statt Tientsin an).—Yangtse-Linie (Agenten: Melchers & Co.), wöchentl. nach Hankau, dorthin auch englische, französische, chinesische und japanische Linien, so daß fast jeden Tag ein oder mehrere Dampfer fahren.— Österreichischer Lloyd (Agent: Sander Wieler & Co.), einmal monatl. nach Kobe und Yokohama sowie nach Europa.—Messageries Maritimes (eigne Agentur, Tel.-Adr. Messageries Schanghai), alle 14 Tage nach Kobe und Yokohama sowie nach Europa.—Peninsular & Oriental Co., alle 14 Tage nach Japan und Europa. —Pacific Mail Co. und Toyo Kisen Kaisha, etwa 10tägig nach San Francisco, Canadian Pacific Co. (gelobt), etwa alle 3 Wochen nach Vancouver (alle drei Linien über Yokohama).— Direkte Postdampfer der South Manchurian Railway (Bureau der Nippon Yusen Kaisha oder bei Ackermann & Co.) zweimal wöchentl. nach Dairen (S. 326) zum Anschluß an die sibirische Route (kürzeste Verbindung mit Europa in 16 Tagen).—Hand Man beachte, daß der Überfahrtspreis nach Amerika der gleiche bleibt, wenn man erst in Yokohama an Bord geht.—Außerdem wöchentl. japanische Dampfer nach Japan und Korea.

[S. 248]

—NB. Die Zeitungen in Schanghai enthalten tägliche Listen über die Fahrzeiten und Bestimmungshäfen aller Dampferlinien, auch für die chinesischen, japanischen, englischen und französischen Flußdampfer auf dem Yangtse und die Küstendampferlinien. Bevor man aber fremde Linien benutzt, erkundige man sich bei deutschen Firmen.
Eisenbahnen: 1) Nach Wusung (S. 246).—2) Über Sutschou (Soochow) und Tschinkiang (Chinkiang) nach Nanking, durch an Seiden-, Reis-und Baumwollbau reiche Gegend; Schnellzug in 2 St. nach Sutschou, in 7 St. nach Nanking. Fahrgäste der Lloyddampfer nach und von Hankau dürfen die Strecke Schanghai-Nanking oder zurück mit der Bahn fahren.—3) Nach Hangtschou (Hangchow) s. S. 252.
Geld (s. S. 217) empfiehlt sich nur so viel zu wechseln, wie man am Platze braucht, und zwar bei einer europäischen Bank.—Banken: Deutsch-Asiatische Bank, Bund 14 (Hauptgeschäft, mit Filialen in Berlin, Hamburg, Tsingtau, Calcutta, Hongkong, Tientsin, Peking, Singapore, Tsinanfu, Hankau, Yokohama und Kobe), Korresp. der Disconto-Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; vermittelt Bankgeschäfte nach allen Plätzen der Erde. Man erbitte dort Auskunft über die Geldverhältnisse.—Hongkong & Shanghai Bank. Corp., Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft.—Chartered Bank of India, Australia & China, Korr. der Deutschen Bank in Berlin. —International Banking Corporation.Sino Belgian Bank.Imperial Bank of China.Nederlandsche Handels Maatschappij.Yokohama Specie Bank.
Sprache: Chinesisch, vgl. S. 218; in Gasthöfen und im Handelsverkehr wird überall Englisch, oft auch Deutsch gesprochen.
Theater: Im Winter spielen zuweilen durchreisende europäische Gesellschaften oder Dilettanten (Deutscher Theaterverein sowie je eine englische und französische Gesellschaft) im Theatre Lyceum (nahe dem englischen Konsulat, Soochow Road).—American Cinematograph und Victoria Hall jeden Abend Spezialitätenvorstellung. Symphoniekonzerte der vorzüglichen städtischen Kapelle (deutscher Kapellmeister Prof. Buch) in der Stadthalle, Nanking Road, So. Nm. 41/2-6 Uhr, Eintritt frei, nur im November bis Juni, sehr besucht!—Chinesische Theater in Canton Road, Foochow Road, Hankow Road und am chinesischen Bund. —Teehäuser mit »Singsong Girls« (chinesische Sängerinnen) in der Foochow Road, sehr interessant.
Fremdenführer (nötig) im Gasthof zu erhalten oder am Eingange zur Chinesenstadt (Preis nach Vereinbarung, etwa 50 cents).
Reiseführer: C. Fink, Führer durch Nord-und Mittelchina (sehr zu empfehlen!); The Palace Hotel: Guide to Shanghai.
Konsulate: Deutsches Reich, Generalkonsul Wirkl. Legationsrat von Buri, Konsul Dr. Ney, vier Vizekonsuln, zwei Dolmetscher etc., Whangpoo Road 9 und 10, an der Einmündung des Soochow Creek, gegenüber Astor House. —Österreich-Ungarn, Generalkonsul Dr. Bernauer, Avenue Paul Brunat.
Klubs: Deutscher Klub Concordia (mit Lesezimmer und Bibliothek), am Bund, sehenswert.—Shanghai Club (international), am Bund (Pl. 13). In beiden sind für Mitglieder und eingeführte Herren sehr bequeme, modern eingerichtete Zimmer zum Wohnen zu mieten.—Shanghai Race Club; Masonic Club; Deutscher Gartenklub, Avenue Paul Brunat; englischer Country Club, Bubbling Well Road—alle mit eignen Klubhäusern.
Polizei: Central Police Station, Ecke Foochow Road und Honan Road.
Deutsche Ärzte: Dr. Krieg, Dr. v. Schab, Dr. Kurt Schultze, Dr. Gerngroß, Dr. Birt, sämtlich nahe dem deutschen Generalkonsulat und Astor House, außerdem Dr. Blumenstock, Dr. Liese. Zahnarzt: Dr. Mosberg, Kiukiang Road 2.—Apotheken: Pharmacie de l'Union (Inhaber Voelkel & Schröder, deutsch), Nanking Road 37.—Bubbling Well Dispensary (deutsch), Ecke Nanking Road und Lloyd Road.—Watson & Co.Medical Hall, Llewellyn Co., Nanking Road 4.—Krankenhäuser: General Hospital, North Soochow Road.—Victoria; Nursing Home.

[S. 249]

Buchhandlungen: Max Noeßler & Co., Nanking Road 38, deutsche, auch englische und französische Literatur. —Kelly & Walsh, Bund.—Öffentliche Bibliothek in der Stadthalle, Nanking Road.—Zeitungen: Ostasiatischer Lloyd (Chefredakteur C. Fink, Nanking Road 24a, Sprechzeit 9-12 Vm.), erscheint einmal wöchentlich, mit täglicher Ausgabe europäischer und asiatischer Depeschen. Täglich erscheinen: North China Daily News, Shanghai Times und Echo de Chine morgens. Shanghai Mercury und China Gazette abds.—- Fremde Wochenschriften: North China Herald u. a.; chinesische Zeitung: Hsieh-ho-pao etc.
Photographien: Mactavish & Lehmann, gegenüber Astor House; Burr Photo Co. und mehrere chinesische Firmen, von denen Ying Cheong & Co., Canton Road, als beste gilt (entwickeln Liebhaberaufnahmen).—Denniston & Sullivan (Amerikaner), Nanking Road.
Geschäftsadressen: Optiker, Uhrmacher und Juwelier: C. Ismer & Co. (deutsch); Hirsbrunner & Co., beide Nanking Road.—Schneidergeschäft: Wilck & Mielenhausen, Nanking Road 26.—Reiseausrüstung: Weeks & Co.; Hall & Holtz; Lane, Crawford & Co.; Whiteaway, Laidlow & Co., sämtlich Nanking Road.—Seidenhaus: Laou Kai Fook & Co., Ecke Kiukiang Road und Honan Road 8/9.—Silberwaren: Luen Wo, Nanking Road.—Japanwaren und Kuriositäten: Kuhn & Komor, Nanking Road 2, im Palace Hotel. —Holzschnitzereien: am Broadway. —Rohseide, Pongeen, Spitzen etc.: Industrial Mission Depot (Deutsch gesprochen), Nanking Road 21.—Grasleinensachen: Young La Woo, Broadway A, Nr. 1288.
Zeiteinteilung für Schanghai und für die Yangtsefahrt: Schanghai 2-4 Tage; Hangtschou 3 Tage; Schanghai-Nanking und zurück 2 Tage; Schanghai-Hankau und zurück 12 Tage. Hand Weltreisende tun gut, von Schanghai zunächst nach Tsingtau zu fahren, von da mit Bahn über Tsinanfu-Tientsin nach Peking, von da mit Bahn nach Hankau, zurück mit Yangtsedampfer bis Nanking, von da mit Bahn nach Schanghai, dann direkt nach Japan.
Geschichtliches. Der Hafen von Schanghai war schon im 10. Jahrh. wichtig und wurde unter den Mandschus 1292 Unterpräfektur (hien). Die Stadtmauern wurden 1522-66 erbaut. Im 17. Jahrh. gründeten die Jesuiten die Niederlassung Zikawei; der Minister Zi Kwangki, Freund des Jesuiten P. Ricci, hatte das Land geschenkt; als er mit Familie zum Christentum übertrat, wurden die Missionare vertrieben, und der Orden erhielt erst durch den Vertrag von Nanking seinen Besitz wieder. Im Opiumkrieg zerstörte die englische Flotte am 16. Juni 1842 die Wusungforts und nahm Schanghai. Durch den Vertrag von Nanking wurde Schanghai dem Fremdhandel geöffnet, und den sich ansiedelnden Engländern, Franzosen und Amerikanern wurde Landgebiet in Erbpacht zugewiesen, wofür dem Kaiser von China jährlicher Zins zu zahlen ist. Während des Taipingaufstandes, der das reiche Hinterland von Schanghai besonders hart betraf und großenteils entvölkerte, wurde die Stadt 1853 und 1861 von den Rebellen bedroht, aber durch englische und französische Truppen geschützt. Die Stadt entwickelte sich schon während des Aufstandes günstig, weil viele reiche chinesische Kaufleute in der Fremdenniederlassung Schutz fanden. Später wurden die 1843 begründete englische und die seit 1848 bestehende amerikanische Niederlassung zu einer Gemeinde (International Settlement) vereint; sie werden von einem Gemeinderat (Municipal council) geleitet, in dem die Engländer die Mehrheit haben, aber auch Deutsche und Amerikaner sitzen. Die seit 1847 bestehende französische Niederlassung (Concession française) bildet eine eigne Gemeinde. Während des Boxerkriegs waren starke englische, deutsche, französische, japanische und russische Truppen zum Schutze der reichen Handelsstadt gelandet.

Schanghai (d. h. »oberhalb des Meeres«), die wichtigste internationale Seehandelsstadt Ostasiens, verdankt ihre Bedeutung der Lage nächst der Mündung des Yangtse, der wichtigsten Wasserstraße Chinas. Da an den flachen Ufern der Mündungsstrecke des [S. 250] Riesenflusses selbst wegen der Schwankung in der Wasserführung des Stromes und des starken Unterschiedes von Ebbe und Flut keine Mündungsstadt entstehen konnte, so ist diese seitwärts 14 Seem. oberhalb der Mündung des Wusung-oder Huangpu-Flusses entstanden. Letzterer dient als einzige Ausmündung sämtlicher Kanäle und Flußläufe des flachen und tiefgelegenen, aber außerordentlich fruchtbaren und dichtbevölkerten Gebietes zwischen dem untersten Yangtse und der Hangtschoubucht, das sowohl nach dem Yangtse wie nach dem Meere zu eingedeicht ist. In den unter chinesischer Verwaltung stehenden Stadtteilen leben etwa 175000 Chinesen. In den beiden Fremdenniederlassungen wohnten 1910 zusammen 548137 Chinesen, ferner 15006 Nichtchinesen, darunter 4779 Briten, 3466 Japaner, 1088 Deutsche, 114 Österreicher und 76 Schweizer. Unmittelbar außerhalb der Fremdenniederlassungen haben sich noch etwa 5000 Japaner angesiedelt. Wirtschaftlich stehen Engländer, Deutsche und Amerikaner den andern Nationen weit voran. Die Stadt verfügt über ein gutbewaffnetes Freiwilligenkorps, eignes Polizeikorps und Feuerwehr. Die Straßen der Fremdenniederlassungen sind gut gepflegt, weitläufig und meist rechtwinklig zueinander angelegt. Am Flusse liegt eine breite Uferstraße, Bund, mit Bäumen und Rasenplätzen, wo die großen Dampferlinien eigne Landungsbrücken haben. An der Stadtseite des Bund erheben sich stattliche Gebäude: das Zollhaus am Eingang in die Hankow Road; ihm gegenüber die Deutsch-Asiatische Bank; nördl. davon der Prachtbau der Russisch-Chinesischen Bank, dann die Chartered Bank und die Yokohama Specie Bank; Ecke der Yinkee Road der Prachtbau des *Deutschen Klubs Concordia, 1906/07 im Renaissancestil erbaut, das schönste Klubhaus in Ostasien. Am Nordende des Bund liegt die Masonic Hall (Freimaurerhalle). Dazwischen südl. vom Zollamt liegen Geschäftshäuser europäischer Großkaufleute, die Hongkong & Shanghai Bank, das Telegraphenamt und der sehr schöne *Neubau des Shanghai Club im Barockstil (Pl. 13). Dahinter sowie nördl. und südl. vom Bund dehnen sich die Stadtteile der Fremdenniederlassungen aus, die sämtlich mit Kanalisierung und elektrischem Licht versehen sind. Die Stadt hat vorzügliche Schulen, darunter die 1911 errichtete deutsche Kaiser-Wilhelm-Schule an der Weihaiwei Road (Vorschule, Realgymnasium, höhere Mädchenschule), eine große englische Bürgerschule, Mittelschulen für Chinesen, eine deutsche Medizinschule (1907 von deutschem Kuratorium gegründet) zur wissenschaftlichen Ausbildung chinesischer Ärzte, große moderne Krankenhäuser für Europäer und Chinesen, unterhält Sportplätze am Beginn der Bubbling Well Road und im Hongkiu Park. Elektrische Straßenbahnen durchziehen die Hauptstraßen. Am Beginn der Bubbling Well Road liegt der Rennplatz, Eigentum des Shanghai Race Club. Im Stadtviertel Hongkiu ist eine deutsche evangelische Kirche. Im französischen Viertel ist die große katholische St. Josephskirche. Schanghai ist Sitz eines katholischen und eines anglikanischen Bischofs, eines englischen Gerichtshofs Supreme Court of China (zur Schlichtung von Streitsachen, in denen Engländer die Beklagten sind) sowie eines amerikanischen Obergerichts, [S. 251] des Statistischen Amts der chinesischen Seezollbehörde sowie einer Abteilung der Royal Asiatic Society.—Die Chinesenstadt liegt südl. vom französischen Viertel, ist mit Mauern umgeben und hat große Vorstädte, in denen am Wasser auch Warenlager (Godowns) europäischer Kaufleute liegen. Der Handelsverkehr ist sehr lebhaft, eingeführt werden Baumwollenstoffe, Opium, Petroleum, Kohlen, Maschinen u. a., ausgeführt besonders Seide, Tee, Borsten, Federn, Hanf, Moschus, Galläpfel, Strohgeflechte, Rhabarber, Wachs, Häute und Talg. Schanghai ist der wichtigste Umschlagsplatz für alle Erzeugnisse Chinas, weil es durch den Yangtsestrom mit vielen wichtigen Provinzen gute Verkehrsverbindung hat.

Rundfahrt (mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn). Im Internationalen Viertel ist der Bund die besuchteste Promenade; mehrere Denkmäler stehen im nördl. Teil, eins für Sir Harry Parkes vor der Nanking Road, dann das *Iltisdenkmal (zum Andenken an die Besatzung des am 23. Juli 1896 vor Kap Schantung gestrandeten deutschen Kanonenboots) und in dem kleinen Park (Public Garden) am Nordende des Bund ein englisches Kriegerdenkmal (The ever victorious army) sowie ein Standbild von Margary; dort im Sommer Nm. oder abds. dreimal wöchentl. zuweilen Musik der 50 Mann starken Stadtkapelle (deutscher Kapellmeister, Prof. Buch).—Hauptgeschäftsstraße ist die Nanking Road mit sehenswerten Markthallen, in deren Verlängerung, Bubbling Well Road, der Rennplatz nebst andern Sportplätzen sowie eine Gartenwirtschaft (St. George's Farm) und ein europäischer Friedhof liegen.—Das Villenviertel im W. der Stadt ist neuerdings weit ausgebaut, eine Spazierfahrt durch die hübschen Alleen ist wegen des internationalen Treibens sehr interessant. —Im frühern Amerikanischen Viertel ist Broadway die Geschäftsstraße, an deren Ende Seide-und Baumwollwebereien liegen. Ein Teil von Hongkiu ist Villenviertel.—In das Französische Viertel gelangt man vom Südende des Bund auf einer Brücke über den Yangkingpang-Kanal, die Fortsetzung des Bund nach S. bildet der Quai de Wampoo, an dem dicht bei der Brücke ein Wettersignalturm steht, der die Wetterberichte und wichtigen Taifunwarnungen des vorzüglichen meteorologischen Observatoriums der Jesuiten im benachbarten Zikawei veröffentlicht; die Wetterkarten für das ostasiatische Gebiet hängen dort (täglich erneut) aus; außerdem Zeitball (Pl. 14) sowie Wetter-und Sturmwarnungssignale. Die ersten Gebäude am Quai de Wampoo sind die Banque de l'Indochine, das Geschäftshaus der deutschen Firma Melchers & Co. (Agenten des Nordd. Lloyd etc.), das Gebäude der Messageries Maritimes, das französische Konsulat und das Gebäude der französischen »Mission étrangère«. Dann gelangt man zum Quai de France, wo viele Lagerhäuser (Godowns) liegen. Hauptstraße der »Concession Française« ist die Rue du Consulat, in der das Rathaus (Hôtel de la Municipalité) mit dem Denkmal des Admirals Protet und das Hôtel des Colonies liegen. Durch die Rue du Consulat und die Avenue Paul Brunat führt die elektrische Straßenbahn nach Zikawei. Durch die neuen Stadtteile der Französischen Niederlassung führen elegante Villenstraßen, so die 11 km lange Avenue Paul Brunat, an der auch der Deutsche Gartenklub [S. 252] liegt. Zahlreiche Straßen vermitteln den Verkehr zwischen der Französischen und der Internationalen Niederlassung.—Die Chinesenstadt grenzt dicht an das Französische Viertel, ist mit Mauern umgeben und hat so enge (schmutzige) Straßen, daß man sie nur zu Fuß oder mit Sänfte besuchen kann (im Sommer wegen der übeln Ausdünstungen nicht zu empfehlen). Einige Tempel sind sehenswert, besonders die Kungfutsze-Pagode und der Tempel der Stadtgötter, in dessen Nähe das auf einem Teich erbaute alte Teehaus Husingting nebst Mandarinenklub steht; Marktplatz und Werkstätten, wo Schnitzereien hergestellt werden, besuche man im Vorbeigehen. Man nehme einen Führer, da es sehr schwierig ist, sich in den engen Gassen zurechtzufinden. Wenn man Kanton gesehen hat, kann man sich den Besuch der Chinesenstadt von Schanghai ersparen.


Umgebung von Schanghai.


Ausflüge: 1) Nach *Zikawei, einer großartigen Niederlassung der Jesuiten, 8 km östl. von Schanghai, mit elektrischer Bahn (einsteigen bei Melchers & Co.), Einspänner ($ 3) oder Rikscha auf ebener Straße; auf den Feldern vor der Stadt viele Gräber. Man fährt dann in einen Park und durch steinernen Torbogen in den Klostergarten mit Säulenhalle. Die große Anlage von Zikawei besteht aus vielen Gebäuden, darunter das Gebäude des Bischofs von Kiangnan, ein Seminar, Jesuitenkollegium, große Bibliothek, Museum und Wetterwarte, Waisenhaus für Chinesenmädchen mit Klosterschwesternschule (sehenswert; 1000 Personen im Kloster, 35 Nonnen; Stickereien, Klöppeleien werden gefertigt und billig verkauft), Kapelle und Karmeliterkloster, ein Waisenhaus für Chinesenknaben mit Druckerei, Maler-und Bildhauerschule; die hier zum Verkauf gestellten Schnitzereien sind sehr begehrt und preiswert. In der Wetterwarte (zum Besuch ist Erlaubnis vorher einzuholen) wirken die Jesuitenväter, insbesondere der berühmte Meteorolog P. Froc zum Besten der gesamten Schiffahrt in den ostasiatischen Gewässern; ihre Taifunwarnungen, die mit auf den Beobachtungen der Observatorien von Hongkong, Manila und neuerdings Tsingtau beruhen, sind wohl die sichersten Wettervorhersagen, die überhaupt irgendwo gemacht werden. Daher hat jeder Ostasienreisende alle Ursache, diese Tätigkeit zu bewundern und den gelehrten Vätern zu danken für die Fürsorge, die jedem Weltreisenden zugute kommt, da alle Schiffe sich nach den Sturmwarnungen von Zikawei richten. Hauptklimadaten für Zikawei nach 34jährigen Beobachtungen: Mitteltemperatur des Jahres 15°, des Januar 3,1°, des Juli 26,9°. Mittlere Jahresextreme 37,2° und-7,4°. Jährliche Niederschlagshöhe 1118 mm. Die Jesuitensternwarte in Zose liegt 20 km von Zikawei auf einem 100 m hohen Hügel. Vom Turm der Wetterwarte in Zikawei hat man gute Aussicht über die Umgegend.—Auf dem Weg nach Zikawei kommt man am Lihungtschang-Tempel vorbei, in dessen Garten ein Bronzedenkmal für den chinesischen Staatsmann Lihungtschang (in Europa angefertigt) steht. In der Nähe von Zikawei (Spaziergang 1/2 St. durch saubere Dörfer) liegt hinter einem dreistöckigen Torbau mit Drachenbildern die siebenstöckige Pagode Lischuangta in Longhua nahe dem Wusungufer (vom obersten Stock *Aussicht über die Flußebene; Besteigung aber zurzeit unmöglich, da die Treppen zerfallen sind). Von dort Rückfahrt mit Wagen (den man vorher hinbestellen muß) am Kiangnin-Arsenal vorbei (Besuchserlaubnis vorher einholen!). Diese Fahrt sowie der Gang von Zikawei nach Longhua sind sehr lohnend zur Zeit der Pfirsichblüte.
2) Hangtschou, tägl. mit der Bahn, Mittagsschnellzug (Speisewagen) ab Schanghai in 6 St.; oder mit Dampfbarkassen, hübsche Fahrt an malerischen Ortschaften vorbei und unter gewölbten Brücken hindurch, über den Vertragshafen Sutschou (einst eine Millionenstadt, aber in der Taipingrevolution schrecklich verwüstet) oder direkt nach Kiahsing, von da auf dem Kaiserkanal nach Hangtschou, Hauptstadt der Provinz Tschekiang, mit etwa 350000 Einw., dem Fremdhandel seit 1896 geöffnet.

[S. 253]

Englisches Konsulat. Große Seidenwebereien und Werkstätten für kostbare Goldstickereien. Die Stadt hat 10 Tore und 35 Li (= 20 km) Umfang. Seit 1650 besteht in der NW.-Ecke der Stadt ein befestigtes Mandschuviertel. Mitten in der Stadt der Stadthügel (City Hill) mit Tempeln und schöner Rundsicht. In der Nähe liegt der große, von Bergen eingerahmte Sihu (Westsee) mit Trümmern prächtiger Bauwerke; am See auf einem Hügel liegt die alte Pagode Paoschuta, auf dem See die Insel Kuschan mit Kiosken, Tempeln und Palast. (Marco Polo hat die ganze Anlage als eine der prächtigsten in China seinerzeit beschrieben.) Viele Tempel und Klöster sind in der Umgebung des Sees, darunter die sogen. Hinduklöster. Als der Mönch Odoric im 13. Jahrh. Hangtschou besuchte, wurden hier am Fuße des Berges zahlreiche Affen mit Menschengesichtern von den Priestern gefüttert, die die Seelen edler Menschen sein sollten.— Andre berühmte Tempelanlagen liegen im nahen Tienmuschan (»Gebirge der Himmelsaugen«).
3) *Flutbrandung (Bore) des Tsientangkiang, bei Voll-und Neumond, am sehenswertesten zur Tag- und Nachtgleiche (21. März, 23.-24. Sept.), eine großartige Naturerscheinung, die man am besten von der Pagode bei Haining beobachtet; man gelangt dahin von Hangtschou mit der Bahn bis Lining, von da auf bequemen Wegen mit Rikscha nach (20 km) Haining, am l. Ufer des Tsientangkiang, etwa 45 km unterhalb Hangtschou; dort besteige man die Pagode. Bei Haining tritt die Flutbrandung zwar fast mit jeder Flut ein, erreicht aber nur zur Springzeit (Voll-und Neumond) große Höhe und Geschwindigkeit; dann bildet sie eine 3-8 m hohe, steile Kaskade schäumenden Wassers in gerader, 2 km langer Linie quer über den Fluß; die gewaltige Wassermasse nähert sich mit Dampfergeschwindigkeit unter starkem Rauschen. Man beachte, daß das Phänomen zur Tag-und Nachtgleiche in Haining schon einige Stunden vor Voll-und Neumond eintritt.
4) Saddle Islands, eine malerische Gruppe von 25 Felseninseln und zahlreichen Klippen, ist die nördlichste Gruppe des großen Tschusan-Archipels, der beim Nimrodsund (S. 244) beginnt und der großen Bai von Hangtschou vorgelagert ist; die größten Inseln sind North Saddle, South Saddle, East Saddle, die wie auch viele kleinere von fleißigen Fischern bewohnt sind. Bäume wachsen nur an einigen geschützten Stellen, sonst sieht man nur Gestrüpp zwischen den Felsen. Während der Fischzeit (April, Mai, Juni) beleben Tausende von Fischerdschunken aus Ningpo und Wentschou und unzählige Sampans die Inselgewässer. Gefangen wird besonders Tintenfisch in riesiger Menge; der Fang wird ausgeweidet und auf den Klippen in der Sonne getrocknet, aber nur bis Mitte Juni, dann ist der durch dieses Verfahren erzeugte Gestank vorbei.
North Saddle wird jetzt als Seebad und Sommerfrische besucht; Dampfer laufen in 7-8 St. von Schanghai dahin (Entfernung 84 Seem.). Der höchste Gipfel (238 m) von North Saddle ist bequem zu besteigen und gewährt prächtige *Aussicht über die Inselgruppe. Drei gute Buchten ermöglichen, in ruhigem Wasser mit Sampan zu landen; sehr malerisch ist die Südostbucht. Auf dem Nordende steht ein Leuchtturm (europäische Wärter). Die Insel bietet Erholungsbedürftigen beste Gelegenheit zum Seebaden, Fischen, Segeln, Klippenklettern. Der Bau eines Sanatoriums auf North Saddle ist geplant.—Wegen Dampfergelegenheit, Unterkunft und Verpflegung erkundige man sich in Schanghai beim Coast Inspector des Kaiserl. Chinesischen Seezollamts.
5) Sutschou (Soochow), an der Bahnlinie Schanghai-Nanking und am Kaiserkanal, Hauptstadt der Provinz Kiangsu, seit 1896 dem Fremdhandel geöffnet, mit 500000 Einw. (vor der Taipingrevolution 1 Mill.) und lebhaftem Seidenhandel. Von Sutschou Gelegenheit mit Boot und Sänfte zu Ausflügen in die Hügel der Umgebung; gerühmt werden die Hügel Fan-fen-san mit den Gräbern der Fan-Familie, der Goldhügel, der Tien-bing-san, der Ling-gan-san (südl. vom Fan-fen-san) mit berühmter alter Pagode und Ruinen alter Paläste der Könige Wu und Yueh;

[S. 254]

ferner der Schang-fang-san (der Flutfluchthügel, wo das Volk des Königs Wu sich bei Überschwemmung gerettet haben soll), der berühmte Hung Schan, alle mit zahlreichen altchinesischen Bauwerken. Man benutze dabei die Karte »Country round Soochow«, von Thomas Ferguson, in Schanghai zu haben, und lese vorher »History of Soochow« von Dr. A. P. Parker (Schanghai).
Auf dem Yangtsekiang von Schanghai nach Hankau und Itschang.

Vgl. die Karte bei S. 215.

Dampfer der Deutschen Yangtselinie (etwa wöchentl. einmal), der China Merchant's Co. sowie englische, französische und japanische laufen auf dem Yangtsekiang von Schanghai nach (1085 km) Hankau, so daß jeden Tag einmal, oft zweimal, Fahrgelegenheit ist. Fast alle Dampfer sind gut eingerichtet und bieten gute Verpflegung. Die Fahrtdauer (bis Hankau etwa 4 Tage) ist vom Wasserstand im Yangtse abhängig (s. unten). Die Fahrpreise sind bei Melchers & Co. sowie den Agenturen der fremden Linien in Schanghai zu erfahren. Da die Dampferfahrkarten auch für die Bahnfahrt Schanghai-Nanking und zurück gültig sind, empfiehlt es sich, um Zeit zu gewinnen, diese (wenig lohnende) Strecke mit der Bahn, Fahrzeit 7 St., zu machen. Wegen Anordnung des Reisewegs für Weltreisende durch Nordchina vgl. S. 249; man beachte, daß die Bergfahrt nach Hankau zeitraubend ist, daher sollte man womöglich nur von Hankau zu Tal nach Schanghai fahren.
Der Yangtsekiang, der Hauptfluß Südchinas, ist mit einer Länge von ungefähr 5000 km (Donau 2860 km) und einem Stromgebiet von 1,9 Mill. qkm (dem 10fachen des Rheingebiets) einer der mächtigsten Ströme der Erde. Er kommt wie die Hauptzuflüsse seines Oberlaufs aus dem Hochgebirge Osttibets und fließt in seinem ganzen Oberlauf in tiefeingeschnittenem Tal ungefähr südwärts, bis er an der Nordgrenze von Yünnan ostnordöstl. Richtung annimmt, die der Mittel-u. Unterlauf durch die Provinzen Szetschuan, Hupe, Nganhwei und Kiangsu im großen ganzen beibehält. Leider erfüllt der Yangtse die Aufgabe, einen bequemen Weg durch die schwer überschreitbaren Gebirgsketten des innern Südchina zu bieten, wegen zahlreicher Stromschnellen nur während der kurzen Perioden mittlern Wasserstandes im Frühjahr und Herbst, so daß von der Austrittsstelle aus dem innern Gebirgslande bei Itschang bis zu dem äußerst fruchtbaren, dichtbesiedelten und ertragreichen »Roten Becken« der Provinz Szetschuan hinauf Dampfschiffverkehr erst seit 1909 versuchsweise hat eingerichtet werden können. Um so größere Bedeutung hat der Strom in seinem immer noch 1700 km langen (deutsche Elbstrecke 740 km) Unterlaufe von Itschang (S. 262) an, wo er zwar auch noch vielfach durch Bergland fließt, aber mit gleichmäßig geringem Gefälle. Mit seinen Nebenflüssen bildet er hier innerhalb eines der reichsten Teile Chinas ein weitverzweigtes, vortreffliches Wasserstraßennetz. Große Seeschiffe können bei Flußhochwasser im Sommer bis Hankau hinauf fahren. Eine ganze Reihe volkreicher und wichtiger Städte sind daher an seinem Unterlauf entstanden: Tschinkiang (großer Nahrungsmittelhandel), Nanking, Wuhu (Reis), Kiukiang (Tee u. Porzellan) und vor allem die Städtegruppe Hankau-Wutschang-Hanyang; weiter oben Yautschou, Tschangscha, Tschangte und Itschang. Im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze eingesetzt hat, beginnt der Strom zu steigen und erreicht seinen Höchststand, der das winterliche Niedrigwasser in eingeengten Strecken des Mittellaufs bis 30 m, bei Hankau 15 m, bei Kiukiang noch um 14 m übersteigt, erst im Juli oder August, weil ihm auch die Sommerregen viel Wasser zuführen. Da auch die Nebenflüsse im Sommer Hochwasser haben, so würde die Anschwellung im Unterlaufe des Yangtse noch stärker sein, wenn nicht zwei große Flachseen, der Poyangsee und der Tungtingsee, die Hauptwassermassen dreier großer rechtsseitiger Nebenflüsse, des Kan, des Hsiang und des Yüen, aufnähmen und nur allmählich wieder abgäben, so wie regulierende »Talsperren« größten Stiles wirkend.

[S. 255]

Die Fahrt auf dem untern Yangtse und den angrenzenden Strecken seiner Nebenflüsse ist zwar keineswegs reizlos, doch vermag sie große landschaftliche Schönheiten nur stellenweise zu bieten; solche steigern sich erst in dem großartigen Durchbruchstale oberhalb Itschang. Die Reize einer Yangtsefahrt beruhen hauptsächlich auf dem großen Verkehr und den interessanten Städtebildern und auf den interessanten Einblicken in das Wirtschaftsleben des chinesischen Volkes.

Die Fahrt von Schanghai führt zunächst flußabwärts bis Wusung (S. 246), dann in den über 30 km breiten Mündungstrichter Yangtsekiang (die Chinesen nennen den Strom Ch'ang-chiang, spr. tscháng-djang, d. h. Langer Strom). Die ersten 160 km aufwärts von Wusung fährt man in dem Ästuar wie auf einem großen gelben See, dessen Ufer nur stellenweise sichtbar werden. Von den Häusern sieht man nur die Dächer, ihr unterer Teil ist hinter Deichen verborgen, die die Dörfer der Flußniederung gegen Überschwemmung schützen. Nur die Lotsen vermögen sich durch die vielen Bänke im Fahrwasser hindurchzufinden; die jährlichen Überschwemmungen ändern die Fahrrinnen fortwährend, schwemmen Inseln an oder reißen Uferstrecken fort. Landmarken bilden Pagoden auf Hügeln, so die Pauschanpagode nahe bei Wusung, oder Baumgruppen und Gerüstbaken, so r. auf der großen, flachen Insel Tsungming. Nach etwa 16 St. Fahrt zeigen beide Ufer Hügel. Bei den mit einer Pagode gekrönten Langschanhügeln (110 m hoch), einem besuchten Wallfahrtsort mit vielen Tempeln, wird der Strom schmäler, die Berge werden höher, beim Huangschan ist der Fluß kaum 1400 m breit, am r. Ufer liegen 6 Forts, am l. Ufer gegenüber der Stadt Kiangyin (Stadtmauer 1506 erbaut) noch drei Batterien. Hier ist der Telegraph von Schanghai nach Peking mit Kabel durch den Yangtse geführt. Oberhalb erweitert sich das Bett, der Kurs führt an Wäldern, Feldern und vielen Dörfern vorbei; der Fluß ist mit Dschunken und Dampfern reich belebt. Weithin sichtbar ist die siebenstöckige Tschusanpagode auf dem Gipfel eines hohen Berges mit Fichtenwald; am Fuße des Berges liegt eine zweite befestigte Flußsperre mit acht Batterien, Kuppelfort und kasemattiertem Erdwerk, in der Nähe ein Militärlager. Vor Tschinkiang wird die Landschaft sehr malerisch; mitten im Strom liegt die Silberinsel (Tsianschan; ähnlich der Böcklinschen Toteninsel), deren bewaldeter Hügel eine niedrige Pagode und andre Tempelanlagen trägt; auch hier Festungswerke am Südende der Insel und an beiden Ufern.

(260 km) Tschinkiang (chines. Chên-chiang, spr. djö́n-dyáng), seit 1861 Vertragshafen mit 184000 Einw., als Handelsstadt wichtig, weil sie an der Kreuzung des Kaiserkanals mit dem Yangtse liegt, der von Peking nach Hangtschou läuft und 1100 km lang ist (zwischen Peking und Tschinkiang 800 km); jetzt ist der Kanal allerdings stark verfallen und ohne Bedeutung für den Handelsverkehr zwischen Süd-und Nordchina. Seit 1907 ist Tschinkiang Station der Bahnlinie Schanghai-Nanking. Anlegebrücken für die Flußdampfer. Die Stadt hat eine Fremdenniederlassung (deutsches Postamt; Agentur von Melchers & Co.) oberhalb der Chinesenstadt am Hügel Yintai-schan mit gut gepflegtem Bund mit Bäumen und ist mit starken [S. 256] Mauern umgeben. Der Kaiserkanal (s. oben), der den Yangtse ohne Schleusen kreuzt, bildet einen Teil des Festungsgrabens. In der Umgegend Jagd auf Wildschweine und Fasanen. Der schönste Punkt der Umgebung ist die *Goldinsel (Kinschan) dicht oberhalb der Fremdenniederlassung am r. Ufer, die noch 1823 am l. Ufer und 1842 mitten im Fluß lag; an ihrem Westabhang ein großes buddhistisches Kloster mit Pagode.

Die Fahrt geht weiter an der hohen, siebenstöckigen Pagode von Yitsching (Jitschöng) am l. Ufer vorbei; die Stadt ist Hauptplatz für den Salzhandel. Dann werden die Ufer flach, am r. Ufer zeigt der Hintergrund bewaldete Berge; auf einem hohen Berge am l. Ufer steht die Ninganschan-Pagode. Die Gegend wird immer fruchtbarer. Auf dem r. Ufer hohe Zyklopenmauern über Hügeln, auch mehrere Pagoden und Schornsteine einer Marinewerft, sowie der Löwenhügel (Schetseuschan), mit modernen Batterien bewaffnet; dann erreicht man Hsiakuan (zwei europäisch geleitete Gasthöfe), die Ufervorstadt von

(330 km) Nanking (chines. [»Südresidenz«] Chiang-ning-fu, spr. dyáng-ning-fú), Stadt mit 267000 Einw., darunter etwa 160 Europäer (14 Deutsche), am r. Yangtseufer in hügeliger Gegend, seit 1899 dem Fremdhandel geöffnet; es war die uralte Kaiserstadt Chinas seit 200 v. Chr. bis 1404 und blühte am meisten in den ersten Zeiten der Ming-Dynastie, seitdem schwand ihre Größe; 1854 wurde sie im Taipingaufstand zerstört (wobei auch der berühmte, 165 m hohe Porzellanturm völlig zugrunde ging); heute ist sie zwar als Handelsplatz von Tschinkiang überflügelt, aber als Sitz des Generalgouverneurs der Provinz Kiangsu, Anhui und Kiangsi sehr wichtig (zurzeit Regierungssitz der Revolutionäre), hat Provinzialhochschule (Nanking ist der literarische Mittelpunkt Chinas, mit großen Büchereien und Druckereien), Militärstation, drei Militärschulen, Marineschule und Arsenal, zahlreiche Missionen. Die rege Industrie stellt aus der hier wachsenden Baumwolle den als »Nanking« bekannten Stoff her; berühmt ist der Nankinger Seidenbrokat. Eisenbahnen nach Schanghai (S. 248), Bahnhof in Hsiakuan bei der Dampferbrücke, und von Pukow (gegenüber Hsiakuan am l. Ufer) nach Tsinan am Hoangho (und weiter nach Tientsin), davon 110 km im Betrieb; die ganze Strecke soll im Herbst 1912 fertig sein. Das Fremdenviertel vor dem Nordtor der Stadt, in Hsiakuan, dient wegen ungesunder Lage fast nur als Geschäftsviertel; fast alle Fremden wohnen innerhalb der Stadtmauer. P und T in Hsiakuan und Nanking. Deutsches Konsulat (Konsul: Dr. Wendschuch) liegt 4,5 km vom Hafen, an der r. Seite der Hauptstraße in Nanking; deutscher Arzt 9 km vom Hafen, kann telephonisch gerufen werden. Nanking ist mit Mauern umgeben, die bis zu 15 m hoch und 56 km lang sind. Aus der Ufervorstadt Hsiakuan gelangt man auf einer guten Straße über eine Brücke, die über einen Kanal führt, durch das stattliche Tor Yifongmen in die Stadt Nanking; der südliche Stadtteil enthält noch Reste der Mauer, die den von den Taipings zerstörten Palast der Ming-Dynastie umgab; man benutze Wagen (am Hafenplatz zu haben, täglich $ 3-4) oder Rikscha, da die Entfernungen sehr groß sind, [S. 257] z. B. bis zur französischen Jesuitenmission 8,5 km vom Landungsplatz. Im SO. der Stadt liegt das moderne chinesische Geschäftsviertel, sehr belebt, mit engen Straßen. Im O. das ehemalige Mandschuviertel, weitläufig gebaut, mit dem Palast (Yamen) eines Bannergenerals, der als Stellvertreter des Kaisers sogar den Generalgouverneur überwacht. Östl. vom Mandschuviertel lag die alte »Rote verbotene Stadt«, in der die Ruinen des Palastes der Mingkaiser liegen. Im N. Gärten, Reis-und Gemüsefelder innerhalb der Stadtmauern, dazwischen überall Grabdenkmäler, auch ein öffentlicher Garten und eine Rennbahn. Die Gebäude der Ersten chinesischen allgemeinen Landesausstellung von 1910 dienen weiter einer Dauerschau für Unterrichtswesen und Industrie der Provinz Kiangsu. Gegenüber Nanking liegt Pukou (Pukotschöng), Endstation der Bahn nach Tientsin und Peking (s. oben).

Ausflug zum Minggrab (bei schlechtem Wetter nicht ratsam). Von der Mitte Nankings braucht man gut 11/2 St. mit Rikscha für den Hinweg, der durch das Tor Tschaoyangmen führt. Die Gräberstraße beginnt mit einem dreibogigen Tor, hinter dem eine höhere Torhalle folgt, die am Abhang eines heiligen Gräberhügels liegt, um den nun der Weg, die groteske »Geisterallee«, herumführt; paarweise stehen die steinernen Ungeheuer zu beiden Seiten des Wegs, Pferde, Löwen, Kamele, Elefanten; dann folgen die Steinbilder von Militär-und Zivilmandarinen. Dahinter liegen die Grabanlagen. Die ursprünglichen Grabanlagen sind im Taipingaufstand 1854 vernichtet worden; die jetzigen Gebäude sind nur eine notdürftige Kulisse, die der Kaiser Tsait'ien errichten ließ, um darin alljährlich den Manen des großen Gründers der Ming-Dynastie opfern zu lassen. Im zweiten Hof vom Kaiser K'ang Hsi (1662-1723) verfaßte Inschriften zur Erinnerung an seinen Besuch der Stätte; der hinterste Hof mündet in einen Tunnel, der zu einer Terrasse mit roter Mauer führt. Dahinter erhebt sich ein bewaldeter Hügel, in dem der Kaiser Hungwu (1368-98) ruht.

Die Flußfahrt aufwärts führt an der Fasaneninsel vorbei, wo im Herbst gute Jagd ist, und weiterhin an der Stadt Taiping, am r. Ufer, schon von weitem an einer siebenstöckigen Pagode zu erkennen; die Stadt war der Herd des großen, nach ihr benannten Aufstandes (1852-64) der christenfreundlichen Chinesen gegen die Tsing-Dynastie, ihre Mauern sind 810 erbaut.—Dann folgt

(413 km) Wuhu, Stadt mit 129000 Einw., 1 km landeinwärts, mit Mauern umgeben, am r. Ufer des Yangtse, Vertragshafen seit 1877, als Handelsplatz wichtig, weil es durch Wasserwege mit großen Handelsstädten, besonders mit dem Teestapelplatz Taipinhsien, ferner mit den wichtigen Seidenhandelsplätzen Nanling und Kinghsien sowie mit Ningkuofu verbunden ist. Einfuhr: Opium und Baumwollwaren; Ausfuhr: Seidengewebe, Tee und Steinkohlen, vor allem aber Reis, der in riesigen Mengen verfrachtet wird. Die europäische Niederlassung liegt auf Hügeln unterhalb der Chinesenstadt, bisher nur von der amerikanischen Methodistenmission besiedelt. Agentur der deutschen Firma Arnhold, Karberg & Co. ist in Wuhu. Wuhu hat elektrische Beleuchtung. Eisenbahn von Wuhu nach Kuangtetschou ist im Bau und soll bis Hangtschou (S. 252) weitergeführt werden.

Oberhalb Wuhu wird das Flußbett enger, das l. Ufer zeigt hohe Berge. Etwa 3 km unterhalb (512 km) Tatung (Dampferstat.), Stadt [S. 258] am r. Ufer, steht die auffällige Pagode Kiangschanki auf 30 m hohem, überhängendem Steilufer.—Weiter oberhalb am l. Ufer (588 km) Nganking (Ankingfu), Hauptstadt der Provinz Anhui, von großen Mauern umgeben, mit 40000 Einw. und einer der schönsten siebenstöckigen Pagoden Chinas; obgleich nicht Vertragshafen, dürfen die Dampfer doch anlegen sowie Reisende und Güter aus-und einschiffen. —16 km nnö. von Nganking, beim Dorfe Huoschangkiao, liegt eine berühmte Pagode am Eingang einer Tropfsteinhöhle. Die Gebirge der Umgegend sind reich an landschaftlicher Schönheit, besonders im Frühjahr, wenn die Azaleen, Rhododendren und Glycinen blühen; im Herbst und Winter Jagdausflüge auf Fasanen, Enten, Gänse, Hasen, Ziegen, Füchse und Panther.—Weiter flußaufwärts zeigt die mit Mauern umgebene Stadt Tungliu am r. Ufer zwei siebenstöckige Pagoden, davon eine auf einem Hügel.—Die malerischste Stelle des untern Yangtse ist bei *Siaukuschan (»kleiner Waisenknabe«), einer 90 m hohen Granitinsel mit großen Tempelanlagen, Laubwald und einer Pagode auf dem Gipfel; gegenüber, am r. Ufer, liegt der 200 m hohe Kingtseschan (»Spiegelberg«), von dem ein 30 m hoher Granitfels in das Strombett vorspringt. Etwa 3 km oberhalb Siaukuschan am r. Ufer auf schroffem Felshang die befestigte Stadt Pengtse, der Stammort der Familie Lihungtschangs.—An der Mündung des Poyangsees, dessen Zuflüsse in die reiche Provinz Kiangsi führen, liegt die befestigte Stadt (714 km) Hukau mit 10000 Einw.; sw. von ihr sieht man 1400 m hohe Berge. Reis, Weizen, Seide, Baumwolle, Indigo, Tee und Zucker werden in Menge mit Dschunken aus dem Poyangsee zum Yangtse, meist nach Kiukiang, verschifft. —24 km oberhalb Hukau am r. Yangtseufer liegt

(738 km) Kiukiang, Stadt mit 36000 Einw., Vertragshafen seit 1862, vor dem Taipingaufstand sehr reich. Die Fremdenniederlassung mit etwa 100 Europäern (britisches Konsulat, Missionen) liegt oberhalb der Chinesenstadt, deren Mauer am Yangtseufer 0,5 km lang ist. Russische Ziegelteefabrik. In der Chinesenstadt gute Silberschmiede, die hübsche Sachen in chinesischem und europäischem Geschmack anfertigen (Adresse auf dem Flußdampfer zu erfahren). Hauptausfuhr: Porzellan der kaiserlichen Manufaktur in Tschingtetschen, Kiungtschau-Teesorten. In der Nähe liegt Kuling, eine von Missionaren gegründete europäische Sommerfrische (über 900 m hoch) mit etwa 130 Häusern und Telegraph, mit Sänften zu erreichen. Regelmäßige Verbindung mit Dampfbarkassen durch den Poyangsee und den Kankiang nach Nantschang (P und T, Missionen), der Hauptstadt der Provinz Kiangsi. Eisenbahn Kiukiang-Nantschang im Bau. Von hier wichtige Straße des Eingebornenhandels auf dem für Boote schiffbaren Kankiang aufwärts bis fast zur Quelle, über einen niedrigen Paß (Meiling; 300 m) herüber zu einem schiffbaren Nebenfluß des Peikiang und diesen abwärts nach Kanton (S. 225).—Oberhalb Kiukiang liegt am l. Ufer die Stadt (779 km) Wusüeh, Dampferstat.; etwa 13 km weiter erreicht man das Eiserne Tor des Yangtse, Pwanpienschan, wo bewaldete Berge das Strombett einengen; die Enge ist beiderseits stark befestigt.—Sehr schön ist auch die Strecke zwischen den Städten Kitschou und Schiwuiyao [S. 259] (Ausfuhrhafen der Eisenerze der von Deutschen angelegten Staatsbergwerke von Tiehschanpu und der Kohlengruben in Huangsanschi). —Bei der Stadt Wutschang am r. Ufer liegen die Sischanhügel, während gegenüber bis zu der mit Mauern umgebenen, an Hügeln gelegenen Stadt Huangtschoufu, Dampferstat., das Ufer flach ist. Die letzte Strecke bietet nichts Besonderes, bis viele Schornsteine und Masten die Annäherung an die drei großen Städte Hankau, Hanyang und Wutschang an der Mündung des Hanflusses in den Yangtse ankünden.—(960 km) Hankau.

Hankau.

Ankunft auf dem Yangtse. Man sieht zuerst am l. Ufer den Flußbahnhof, dann die Fremdenniederlassungen. Die Flußdampfer legen an Landungsbrücken an dem breiten, mit Bäumen bepflanzten Bund (Kai) an.
Ankunft mit der Bahn von Peking auf dem Bahnhof in der französischen Niederlassung.
Gasthöfe: Boemers Hotel (deutscher Wirt), neu, am Bund, 22 Z., Pens. $ 6-8, gute Verpflegung.—Terminus-Hotel, am Bahnhof, teuer.
Post: Deutsches Postamt, mit Telephonnetz; Telegraph.—Rikschas, Wagen, Ponys und Sänften sind zu haben.
Eisenbahn: Hankau-Peking ist im Betrieb (s. S. 280); die Bahnfahrt Hankau-Berlin über Peking dauert 15 Tage; die Linien Hankau-Kanton und Hankau-Tschöngtu sind im Bau und auf Teilstrecken schon im Betrieb.
Dampfer: Tägl. nach Schanghai, vgl. S. 247; etwa 3mal wöchentlich nach Itschang (S. 262) mit englischen, chinesischen und japanischen Dampfern; durch den Tungtingsee nach Tschangte, Tschangscha und Hsiangtan mehrmals wöchentlich japanische und chinesische Dampfer.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank (Korresp. der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig und der Deutschen Bank; Hongkong-Shanghai-Bank; Banque de l'Indochine; Chartered Bank of India, Australia & China; alle vier Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Russisch-Chinesische Bank.
Konsulat: Deutsches Reich, Konsul Müller, am Bund.—Deutscher Arzt: Dr. Röse.—Apotheke: Watson.— Geschäftsadressen: Deutsche Großkaufleute am Orte: Arnhold, Karberg & Co., Melchers & Co., Siemssen & Co., Carlowitz & Co., Schlichting, Schwarz Goumer & Co., Bornemann & Co., Schwartzkopff & Co., Adolf Krämer, Max Mittag, Siemens-Schuckert-Werke. Deutsche Handwerker.— Deutsche, englische, russische, französische und japanische Niederlassungen.

Hankau (engl. Hankow, chines. Hàn-Kŏū;, d. h. Mündung des Han), Vertragshafen seit 1861, bildet zusammen mit Hanyang und Wutschang einen der wichtigsten Wohnplätze der Erde, dessen Gesamteinwohnerzahl auf etwa 1,5 Mill. geschätzt wird; davon entfallen auf Hankau 820000, auf Wutschang 400000, auf Hanyang 200000. Die drei Orte gruppieren sich derart um die Mündung des Hankiang in den Yangtsekiang, daß Hanyang im spitzen Winkel oberhalb der Einflußstelle, Hankau im stumpfen Winkel unterhalb der Einmündung, Wutschang aber gegenüber auf dem r. Yangtseufer liegt; Hanyang und Wutschang liegen etwas erhöht auf hügeligem Gelände, Hankau tief und flach. Nur Hanyang und Wutschang sind mauerumgürtete Städte; Hankau hat trotz seiner großen Volkszahl und Handelsbedeutung nur den Rang eines offenen Marktfleckens. Jeder der drei Orte hat seine besondere Bedeutung: Hankau ist in erster Linie Großhandelsplatz, Wutschang Lokalhandelsplatz, Hanyang als Hauptstadt der Provinz Hupe Verwaltungsplatz. Die Entwickelung [S. 260] einer Millionenansiedelung an dieser Stelle war dadurch bedingt, daß die Mündung des Han in den Yangtse den räumlichen Mittelpunkt und das natürliche Verkehrszentrum Mittelchinas bildet, das bisher der Knotenpunkt der großen Handelsstraßen war und künftig der großen Eisenbahnlinien sein wird; außerdem ist es der küstenfernste Punkt Chinas, der von größern Seeschiffen erreicht werden kann und daher in direktem Verkehr mit den Überseeländern steht, die mit China Handel treiben; liegen doch alljährlich während der Teeernte im Mai Dutzende großer Seedampfer und bis zu 3000 Dschunken vor Hankau. Durch den obern Yangtsekiang, der noch 800 km aufwärts für Flußdampfer, 2000 km für Boote fahrbar ist, und durch den Hankiang zieht es die Produkte von Szetschuan und Hupe, durch den Yüenkiang und Hsiangkiang die von Kweitschou und Hunan an sich und wird für die Reichtümer dieser Provinzen zum natürlichen Stapelplatz und Umschlagsort.

Die Ausfuhr umfaßt Tee, Seide, Eisenschienen, Bohnen und Bohnenkuchen, Erze, Sesamsaat, Häute, Tabak, Holzöl, Baumwolle, Talg, Wachs, Gallnüsse u. a. Die Einfuhr: Opium, Baumwoll-und Wollwaren, Kohlen, Seife, Glas, Eisenwaren, Lampen, Petroleum, Kriegsmunition u. a. Der Teehandel ist hauptsächlich in russischen Händen; im Gesamthandel Hankaus ist der deutsche Anteil bedeutender als der englische (244 Deutsche leben in Hankau). Auch als Industriestadt entwickelt sich Hankau, es besitzt Baumwollspinnereien, ein sehr leistungsfähiges modernes Eisen-und Stahlwerk, das etwa 20000 Arbeiter beschäftigt, Gewehr-, Geschütz-und Patronenfabrik in Hanyang, Streichholzfabrik, fünf russische Ziegelteefabriken, sechs Albuminfabriken (vier deutsche), zwei Münzen in Wutschang, Nagel-und Nadelfabrik, Papierfabriken, Lederfabrik, Grasleinenfabrik, Seidenweberei, Elektrizitätswerk, Getreidemühlen, Tuchfabrik, Zementfabrik, Exportschlachterei, Bauwerft für Flußdampfer (Yangtse Engeneering Work) etc. Die deutsche Niederlassung hat vorzügliche Kaianlagen.—In der Chinesenstadt ist sehenswert das Klubhaus der Schansi-Gilde, der die reichen aus der Provinz Schansi stammenden Bankiers angehören, mit dem Tempel des Kriegsgottes Kuan Ti (als »Kuan Yü« berühmter Feldherr des 2. Jahrh. v. Chr., im 12. Jahrh. selig gesprochen und 1594 vom Kaiser Wan Li als »Kuan Ti« unter die Götter versetzt; er ist Schutzpatron der Schansi-Leute), fünf großen Theaterbühnen und stattlichen Klubräumen. (Erlaubnis zur Besichtigung leicht, event. durch das Konsulat zu erhalten.) Hand Man vermeide es, bei Umzügen und Volksfesten in die engen Straßen der Chinesenstadt zu gehen!

Ausflüge (auf je 1/2 Tag): 1) Zu Boot nach dem sogen. Joss House Hill bei Hanyang mit Tempeln des Flußgottes und des sagenhaften Kaisers Yü (s. S. 261).—2) Zu Boot nach dem Shêchan (spr. schōĕ-chan), »Schlangenberg« in Wutschang, weithin kenntlich an dem seinerzeit vom Gouverneur Tuan-fang zum Empfang fremder Gäste in europäischem Stil aufgeführten (aber nie benutzten) Backsteingebäude mit Turm, das wie eine Kirche aussieht. Dahinter eine am Berg ansteigende Tempelanlage mit Kultusstätten verschiedener Gottheiten. Hindurchgehen! Oben ein Teehaus mit Terrasse und herrlicher *Aussicht über die Dreistadt Wutschang-Hanyang-Hankau. Kleine Trinkgelder öffnen alle Türen. Die obere Anlage heißt Huàng-has-lŏū, d. h. »Turm des gelben Kranichs«.

[S. 261]

Hinter dem Empfangsgebäude eine 1868 vom Generalgouverneur Kuan Wên errichtete Kopie (das Original ist bei Hèng choufou in Hunan) der berühmten Inschrifttafel des großen Yü (2207 bis 2197 v. Chr.) mit der sogen. Kaulquappenschrift, das sagenumwobene älteste Denkmal der chinesischen Literatur.

Von Hankau nach Itschang hat man mehrmals wöchentlich Fahrgelegenheit mit englischen, japanischen und chinesischen Dampfern (vgl. S. 259). Oberhalb Hankau fließt der Yangtse mit zahlreichen großen Windungen (zu deren Abschneidung ein Kanal von Hankau nach Schasi [Piënhokanal] besteht) teils inmitten einer großen Ebene, teils an deren Rand; auf der linken Seite ist er daher meist von einem Deich begleitet.

Die Schiffe laufen zunächst die große Handelsstadt (150 km) Hsingti an, dann (250 km) Yotschau, Stadt mit 20000 Einw., Vertragshafen seit 1898, am Einfluß des großen Tungtingsees in den Yangtse. Die Stadt ist auf Anhöhen erbaut und mit Mauern umgeben, zum Westtor führt eine Steintreppe vom Ufer. In der Hafenvorstadt südl. von Yotschau eine schlanke Pagode. Die Fremdenniederlassung, mit Seezollamt, P u. T, liegt malerisch auf einer roten Sandsteinanhöhe nördl. vom Dorfe Tschenglin (Chengling Settlement), etwa 7 km unterhalb Yotschau. Der Ort ist sehr schön, gesund und der kühlste am mittlern Yangtse. Alle Dampfer zwischen Hankau und Itschang laufen Tschenglin an, ebenso die Dampfer, die im Sommer nach Tschangscha laufen. Die Eisenbahn (im Bau) Hankau-Kanton wird Yotschau berühren.

Der Tungtingsee ist etwa 110 km lang und 55 km breit; er nimmt die großen r. Nebenflüsse Hsiang und Yüen auf, die im Sommer für kleine Dampfer schiffbar sind. Der See ist das obere Staubecken des Yangtse, bei den Sommerüberschwemmungen stehen viele Ortschaften unter Wasser, im Winter verliert er völlig das Aussehen eines Sees und wird zu einer welligen Schlickebene, die von einem Netz schmaler Wasserläufe durchsetzt ist. Nur der Hsiang hat ein tiefes Flußbett durch den See gegraben. Der Hsiangkiang mündet in der Südostecke des Tungtingsees; an ihm liegt etwa 210 km oberhalb Tschenglin die wichtige Handelsstadt
Tschangscha, Hauptstadt der Provinz Hunan mit etwa 300000 Einw.; ihre Mauern haben 9 km Umfang und sieben Tore, die mit Ausnahme des Westtors bei Dunkelwerden geschlossen werden. Die Straßen sind breit und zeigen schöne Geschäfte, viele Tempel und Gildehallen. Vor der Ostmauer steht eine große Militärschule. Tschangscha ist seit 1904 Vertragshafen, Fremdenviertel soll außerhalb der Nordmauer angelegt werden. Britisches Konsulat; chinesische Gasthöfe; Missionen; gute Polizei; P u. T. Industrie: Streichholzfabriken, Bambus-, Lack-und Neusilberwaren; zwei Antimonraffinerien, Kupfer-und Silbermünze. Ausfuhr: Tee, Reis, Bauholz, Kohlen, Baumwolle. Dampfer: englische, chinesische und japanische regelmäßig nach Hankau und Hsiangtan. Die im Bau begriffene Bahnlinie Kanton-Hankau berührt Tschangscha; die erste Teilstrecke Tsaoschan-Tschütschou (Chuchow) ist seit Ende 1910 im Betrieb, die Strecke Tschangscha-Tschütschou (70 km) sollte 1911 fertig werden.

Oberhalb Yotschau (s. oben) laufen die Yangtsedampfer den Vertragshafen (450 km) Schasi, mit 96000 Einw., P u. T, Mittelpunkt der Webebezirke, am l. Ufer an; er ist Hafenplatz für die 10 km nw. gelegene große Stadt Kintschau, mit über 100000 Einw. Etwa 6 km oberhalb Schasi mündet, von S. kommend, der Taipingkanal in [S. 262] den Yangtse. Weiter oberhalb passiert man die große Stadt (525 km) Tschikiang mit rotem Sandsteinufer in gebirgiger Gegend; 17 km oberhalb liegt ebenfalls am r. Ufer die Stadt Ituhien an der Mündung des Tsinkiang in den Yangtse. Nun zeigen die Yangtseufer schroffe Sandsteinhänge. Ein Kloster auf 376 m hohem Berg am l. Ufer und eine siebenstöckige Pagode künden die Annäherung an

(575 km) Itschang, Stadt mit 70000 Einw. (80 Europäer), Vertragshafen seit 1876, am l. Ufer, mit Mauern eingefaßt. Viele europäische Firmen haben hier chinesische Agenten. Deutsches Konsulat, deutsches Postamt wird von Hankau verwaltet. Bahn von Itschang nach Wanhsien im Bau, soll bis Tschungking geführt werden.— Man besteige den Itschang gegenüberliegenden Berg, von den Fremden »die Pyramide« genannt; schöne Aussicht über die Umgebung.— Tagesausflng (event. im Tragstuhl) nach dem (3 St.) Höhlentempel Lungwang-tung (»Grotte des Drachenkönigs«) mit unterirdischem See.

Von Itschang nach Tschungking (740 km) bietet die Fahrt auf dem Yangtse (Eisenbahn, s. oben) wegen gefährlicher Stromschnellen oft große Schwierigkeiten. Nachdem frühere Versuche, eine Dampferverbindung herzustellen, fehlgeschlagen waren, hat von März bis Dezember 1910 der Flußlotse, der englische Kapitän Plant, mit dem chinesischen Dampfer Shutung (mit Prahm im Schlepp) einen etwa 14tägigen Verkehr aufrechterhalten (Fahrpreise für Bergfahrt, 6-9 Tage, I. Kl. $ 50, Talfahrt [2-4 Tage] I. Kl. $ 25). Vorausbestellung der Fahrkarten in Itschang ist zu empfehlen. Sehr lebhaft ist dagegen, weil der Yangtse die einzige Verkehrsader zwischen den östlichen Provinzen und der reichen Provinz Szetschuan (50 Mill. Einw.) bildet, der Dschunkenverkehr, der die gesamte Güterbeförderung und den größten Teil der Personenbeförderung zwischen Itschang und Tschungking besorgt; letztere erfolgt auf »Passagierbooten«, die die Strecke in der günstigsten Reisezeit (von Oktober bis Mai bei niedrigem Wasser) in 25-32 Tagen zurücklegen; Boote mittlerer Größe enthalten 3 Zimmer, Küche und Gepäckraum; der Fahrpreis beträgt 150-200 Taël. Konserven und Getränke sind aus Hankau mitzubringen, Fleisch und Gemüse ist unterwegs erhältlich. In Itschang empfiehlt sich die Mitnahme eines Rotbootes, d. h. Rettungsbootes (durch Vermittelung des Konsulats von der Ortsbehörde zu erlangen). Die Fahrt durch das tiefeingeschnittene Erosionstal ist landschaftlich äußerst lohnend; eine der von NO. nach SW. streichenden Bergketten nach der andern wird durchbrochen, ihre hohen Steilabstürze wechseln mit den flachen Einmündungen, der dazwischen liegenden Täler, Talengen mit Talweiten. Friedr. Hirth (seinerzeit Seezolldirektor in Tschungking) berichtet von seiner Reise wie folgt: »Die Reise ist im ganzen kaum gefährlicher als eine Seereise, trotz der reißenden Stromschnellen, deren man täglich mehreren begegnet. Die Landschaft ist während eines großen Teils der Reise großartig und stets interessant. Man denke sich die Sächsische Schweiz mehrfach übereinander getürmt und die Elbe um das Drei-bis Vierfache verbreitert, um sich ein Bild von den berühmten 'Gorges' von Itschang zu machen, so heißen bei den Engländern jene Engpässe, durch die sich der große Strom bis zu einigen Tagereisen oberhalb Itschang hindurchzwängt. Zwischen Itschang und Kweitschoufu überschreitet man die Grenze von Szetschuan. Die Mitte der Reise bildet die Stadt Wanhsien, ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel in Ost-Szetschuan«, mit schönen Straßen, Läden, Tempeln und Pagoden, auf einem Hügel; Bahn nach Itschang im Bau, nach Tschungking und weiter nach Tschöngtu geplant; etwa 1000 Handwebstühle sind in der Stadt in Betrieb; in den nahen Bergen Kohlengruben. Ein Telegraph führt von Itschang über Wanhsien nach Tschungking und Tschöngtu und von dort über Ja-tschou nach Tachienlu (tibetanisches Grenzgebiet); von Tschungking nach Suifu.

[S. 263]

(740 km) Tschungking (Unterkunft nur in chinesischen Gasthäusern), Stadt mit 610000 Einw., seit 1890 Vertragshafen, die Handelsmetropole der Provinz Szetschuan, liegt am l. Yangtseufer (über 2500 km oberhalb Schanghai) an der Einmündung des Kialingkiang halbinselförmig auf einer 30 m hohen Felsplatte. Die Umgebung ist sehr malerisch, im S. am r. Ufer liegt der heilige Berg Tuschan, wo der mythische Kaiser Yü seine Gattin heiratete. —Konsulate: Deutsches Reich, Konsul Weiß; ferner Großbritannien, Frankreich, Japan und Amerika.— Post: Kaiserl. Chinesische Post und ein Französisches Postamt.—Krankenhäuser: Deutsche Poliklinik (unter Leitung eines Stabsarztes); englisches, französisches und amerikanisches Missionshospital (letzteres mit Frauenabteilung).—Fremde Firmen: Arnhold, Karberg & Co. und Carlowitz & Co., beide deutsch; englische: Mackenzie & Co. und British-American Tobacco Co.Ladengeschäfte: ein französisches, das Konserven und Spirituosen vertreibt, ein amerikanisches, Apotheke und Gebrauchsgegenstände. —Klub: Seezoll-Klub mit Billardzimmer. P u. T.— Tschungking ist der Hauptflußhafen und-handelsplatz für das »Rote Becken« von Szetschuan, ein von schiffbaren Flüssen durchzogenes, dicht besiedeltes (40 Mill. Einw., 250 auf 1 qkm) Hügelland von 800-1000 m Durchschnittshöhe, das sehr fruchtbar ist und günstiges Klima hat. Seine Hauptprodukte, die von Tschungking zur Ausfuhr kommen, sind: Seide, Häute, Moschus, Rhabarber, Opium, Wolle, Borsten, Gallnüsse, Ziegenfelle; Einfuhr: Baumwollengarn, Wollenstoffe. Etwa 1600 Dschunken verkehren jährlich in Tschungking.
Der Yangtse wird oberhalb Tschungking bis Pingshanhien (westl. von Suifu) befahren; er ist noch weiter schiffbar, aber unsicher wegen der Überfälle durch unabhängige Lolostämme. (Vgl. H. Hackmann, An den Grenzen von China und Tibet; Halle a. S. 1904.)— Lohnend ist ein Ausflug von Tschungking nach der Provinzhauptstadt Tschöngtu, die auf einer der besterhaltenen Straßen Chinas in 10-12 Tagen zu erreichen ist, am besten im Tragstuhl (Tragkulis erhalten für die ganze Reise 4000 Käsch oder etwa $ 4). Die Gasthöfe sind verhältnismäßig sauber und billig, Kosten des Nachtlagers 300-1000 Käsch; Moskitonetz und Insektenpulver sind unentbehrlich. Tschöngtu, Sitz des Generalgouverneurs und der obersten Provinzialbehörden, mit etwa 600000 Einw., liegt nicht weit vom Fuße des das Rote Becken im N. begrenzenden Hochgebirges in einer sehr fruchtbaren Ebene, die etwa halb so groß ist wie die Oberrheinische Tiefebene. Es ist das »Paris Chinas« und gilt als die gebildetste, reinlichste und schönste Stadt des ganzen Reiches. Die Stadt zerfällt in die chinesische, die Tataren-und die (ehemalige) Kaiserstadt. In letzterer sind die Räume des Arbeitsamtes (einer Art Industrieschule). In der Tatarenstadt mandschurische Bevölkerung mit kleiner Mandschurengarnison. Die Zahl der Ausländer ist gering, da Tschöngtu nicht Vertragshafen. Außer drei Konsuln (deutschem, englischem und französischem) und einigen Ausländern (meist Japanern) in chinesischen Diensten wohnen dort nur Missionare. Mit den Missionen sind Hospitäler verbunden. (Vgl. A. Genschow, Unter Chinesen und Tibetanern, Rostock 1905.)
Etwa 60 km nw. von Tschöngtu, am Rande der Ebene, wo der Min aus dem Gebirge tritt, liegt Kuanhsien, berühmt durch das mehr als 2000 Jahre alte Bewässerungssystem, dem die Tschöngtuebene ihre Fruchtbarkeit verdankt. Von dort aus werden die unzähligen künstlichen Kanäle, die die ganze Ebene durchziehen, mit Wasser versorgt. Die Öffnung der Dämme bei Kuanhsien erfolgt im Frühjahr unter großem Zeremoniell. Dem Begründer dieser Bewässerungsanlage ist dort einer der prächtigsten Tempel Chinas errichtet worden.
Ausflug (etwa 5 Tage) nach dem heiligen Berge Omi (3380 m), einem der interessantesten und schönsten Punkte Westchinas.


[S. 264]

Nordchina.

Nordchina unterscheidet sich in seinem ganzen Landschaftscharakter von Südchina sehr stark. Schon die Oberflächengestaltung ist ganz anders; denn während Südchina größtenteils aus Gebirgsland besteht, bildet den wichtigsten Teil Nord Chinas ein Flachland: die 300000 qkm einnehmende (Preußen 350000 qkm) Große Ebene, die das weit ins Nordchinesische Meer vorspringende, Bayern an Größe gleichende Gebirgsland von Schantung umschließt. Erst westl. der Großen Ebene beginnt zusammenhängendes Gebirgsland. Mehr noch unterscheidet sich aber der Norden des »Reiches der Mitte« vom Süden durch seine Kahlheit. Außer Nutzbäumen (Obst-und Maulbeerpflanzungen) und Gräberhainen gibt es keine holzigen Gewächse mehr, alles ist ausgerodet. Nackt steigen die Granitberge von Schantung empor, waldlos das Gebirge im N. von Peking; kahl, einförmig, im Winter geradezu trostlos ist auch die Große Ebene. Sogar die Graswurzeln rauft der Chinese mit eigens dazu hergestellten Gerätschaften aus, denn die Bevölkerung ist dicht, der Winter kalt, die Kohle teuer und das Brennmaterial rar. Eine dritte Haupteigenschaft Nordchinas, sein Reichtum an Löß, jener lehmartigen, aber ungeschichteten und kalkreichen, äußerst fruchtbaren Bodenart, die in trockenem Klima durch Verwitterung entsteht und vom Wind fortgetragen und in Tälern und an Berghängen abgelagert wird, tritt dem Weltreisenden nur in der gelben Farbe des Gelben Meeres, des Hoangho, d. h. des Gelben Flusses, und des Peiho, entgegen. Der Hoangho durchfließt vor seinem Eintritt in die Große Ebene diejenigen Gebirgsländer, die hauptsächlich von einer dicken Lößdecke verhüllt sind; er bringt daher so viel gelösten Löß in die Ebene mit hinaus, daß er nicht nur gelb aussieht und auch das Meer, in das er mündet, weithin gelb färbt, sondern daß er sein Bett immer wieder über seine Umgebung erhöht und, trotzdem er von den Chinesen in Dämme eingeschlossen wird, ständig die Neigung hat, seitwärts auszubrechen. Diese Neigung wird noch erhöht durch die starke Anschwellung, der er, wie der Yangtsekiang, allsommerlich unterliegt. So kann es nicht wundernehmen, daß der Hoangho in den letzten 21/2 Jahrtausenden neunmal seinen Unterlauf gewechselt hat; sein jetziges Bett, das am Gebirgslande von Schantung nördl. vorbeiführt, hat er erst seit 1852 inne; von 1280-1852 floß er südostwärts und mündete halbwegs zwischen Schanghai und Kiautschou. Solche Laufwechsel des Stromes und auch schon Dammbrüche bilden für die dicht bevölkerte Ebene natürlich immer furchtbare Ereignisse; bei dem letzten Ausbruch im Jahre 1887 wurden 22000 qkm (etwa = Westfalen oder Schlesien) überschwemmt, und 1,5 Mill. Menschen kamen ums Leben. So wertvoll also der Yangtse für China ist, so unnütz, ja verderblich ist ihm der Hoangho, um so mehr, als er wegen zu großen Gefälles auch im Unterlauf kaum schiffbar ist.
Das Klima Nordchinas ist wie das des übrigen Ostasien ein reines Monsunklima; im Sommer herrscht feuchtwarmer Seewind, im Winter kalter und trockner Landwind. Die Regenzeit fällt daher in den Sommer; der Winter ist, je weiter nach Norden, um so trockner. Die Temperatur bleibt im Sommer durch ganz Nordchina trotz seiner Erstreckung durch neun Breitengrade gleich hoch, nur an den Küsten wird sie durch die Seenähe etwas gemildert (Julitemperatur in Schanghai 26,9°, in Peking 26,6°, in Tsingtau aber nur 23,4°). Dagegen nimmt sie im Winter nordwärts stark ab (Januartemperatur in Schanghai 3,1°, in Peking-4,7°, in Tsingtau aber nur-0,4°, wieder wegen der Seenähe). Man sieht schon aus diesen wenigen Zahlen, daß das Klima nordwärts immer extremer, der Unterschied zwischen Sommer und Winter immer schroffer wird; unsre Kolonie Kiautschou ist klimatisch noch recht begünstigt.

[S. 265]

Bodenwirtschaft. Die Große Ebene sowohl wie das gebirgige Schantung sind dicht besiedelt, denn die Ebene ist, von einigen sandigen Strichen abgesehen, fruchtbar, und die feuchtheißen Sommer gestatten meist noch den Anbau empfindlicher Pflanzen, wie des Reises und der Baumwolle; außerdem werden eine Menge andrer Nahrungspflanzen (namentlich auch Bohnen), Ölpflanzen (Erdnuß) und Obstarten gezogen; der Teestrauch kommt nur im SW. der Großen Ebene noch fort, die Seidenraupenzucht ist weit verbreitet, doch wird der gewöhnliche, auf dem Maulbeerbaum lebende Seidenspinner im Gebirgslande Schantungs durch zwei andre Arten vertreten, deren Raupen auf Eichen leben und die sogen. Schantungseide liefern. Die Berghänge Schantungs werden, soweit sie nicht nackter Felsboden sind, mit Terrassenkultur bewirtschaftet. Die einzelnen Familien besitzen, wie in Südchina, meist nur sehr kleine Grundstücke, die entsprechend intensiv ausgenutzt werden.
An guten Häfen sind auch die Küsten Nordchinas, die teils sandig und flach, teils felsig und steil sind, nicht reich, und von diesen ist wieder die Mehrzahl während einiger Wintermonate durch Eis gesperrt; »eisfrei« sind nur unsre Kiautschoubucht und das erst neuerdings benutzte Tschinwangtao am Nordostzipfel des Gelben Meeres, dem Golfe von Liautung. Der Hauptweg für den Warenverkehr zwischen Süd-und Nordchina war in frühern Zeiten der Kaiserkanal, der vom Kaiser Kublai Chan (1280-95), dem Gründer Pekings, angelegt wurde, von Hangtschou südwestl. von Schanghai bis Tientsin reicht, aber im Winter gleichfalls großenteils zufriert und stark verfallen ist. Der Landverkehr erfolgt auf schlechten Straßen mit Lasttieren (Kamelen, Maultieren, Ponys), auf zweiräderigen, ungefederten, stark gebauten Karren, und für Waren auch auf Schubkarren, die zum Teil mit Segeln versehen sind. Der Weltreisende wird von diesen unbequemen Transportmitteln aber kaum Gebrauch machen müssen, da das Eisenbahnnetz Nordchinas die wichtigsten Städte bereits sämtlich miteinander verbindet. Folgende Hauptlinien bestehen: von der Küste des Gelben Meeres (Tongku, nahe der Peihomündung) über Tientsin nach Peking; von Tongku nordostwärts über Schanhaikwan nach Mukden und den Häfen der Halbinsel Liautung; von Peking über das Nankaugebirge und Kalgan nach Suijuenwan in der Mongolei; von Peking entlang dem Westrande der Großen Ebene und zuletzt über das Waigebirge nach Hankau am Yangtse (S. 259); von Tientsin durch den Ostteil der Großen Ebene und den Westteil des Gebirgslandes von Schantung nach Pukou gegenüber Nanking (diese Strecke ist erst teilweise dem Verkehr übergeben, soll aber im Herbst 1912 fertig sein); endlich von Tsingtau nach Tsinanfu, der Hauptstadt Schantungs, die an der vorgenannten Strecke liegt.


13. Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking.

Vgl. die Karten S. 215 und 275.

Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie »Admiral v. Tirpitz« und »Staatssekretär Kraetke« jeden So. ab Schanghai über (390 Seem.) Tsingtau und (550 Seem.) Dairen nach (690 Seem.) Tientsin, Fahrzeit 4 Tage; Rückfahrt von Tientsin jeden Sa. oder So.—Ferner Dampfer »Gouverneur Jaeschke« und »Sikiang« jeden Mi. von Schanghai über Tsingtau und (500 Seem.) Tschifu nach Tientsin, Fahrzeit 5 Tage; Rückfahrt von Tientsin jeden Mi. oder Do. Im Winter (Dezember-März) ist der Hafen von Tientsin durch Eis geschlossen, dann laufen die Dampfer nach Dairen oder Tschinwangtao (von da mit Bahn nach Tientsin). Fahrpreise: von Schanghai nach Tsingtau I. Kl. $ 33, II. 20, hin und zurück $ 50 und 30; nach Tschifu I. 35, II. 20, hin und zurück 55 und 33; nach Dairen I. 45, II. 27,50, hin und zurück 67,50 und 41,25; nach Tientsin I. Kl. $ 60, II. 33, hin und zurück $ 90 und 50. (Der Wert des mexikanischen Dollars schwankt nach dem Silberkurs, z. B. Anfang 1903 = 1,66 M., Anfang 1907 = 2,40 M., zurzeit 2,35 M.).

[S. 266]

Eisenbahn von Tsingtau nach Peking s. S. 271; der Landweg ist besonders im Winter zu empfehlen, wenn die Schiffahrt nach Tientsin durch Eis gesperrt ist.

Fahrt von Schanghai nach Wusung S. 246; die Yangtsemündung wird durch das nördl. Fahrwasser verlassen, das nahe an der 60 m hohen Insel Schaweischan (mit Leuchtturm) vorbeiführt. Die niedrige Küste kommt bald aus Sicht, das Wasser bleibt aber gelb gefärbt, solange der Kurs die seichten Bänke nördl. vom Yangtse kreuzt. Nach etwa 30 St. taucht das Lauschangebirge (S. 270) auf, dessen Ost-und Südseite fast unmittelbar aus dem Meere bis 700 m ansteigt; die Hauptkette hat über 1000 m Höhe, der höchste Punkt, der Lauting, 1130 m. Die Küste in der Umgebung der Kiautschoubucht ist kahl, ebenso sehen die vorgelagerten Inseln Tschalientau (Leuchtturm mit starkem Blitzfeuer) und Taikungtau aus. Später erkennt man die Einfahrt in die Kiautschoubucht zwischen dem Kap Jaeschke an der Südseite, hinter dem sich ein 166 m hoher Hügel erhebt, und der niedrigen Halbinsel Yunuisan an der Nordseite unmittelbar vor der felsigen Halbinsel, auf der die Stadt Tsingtau (S. 267) liegt, deren stattliche europäische Häuser aus großer Entfernung zu erkennen sind.

Kiautschou. Das am 14. November 1897 besetzte, der Verwaltung des Reichsmarineamts (Gouverneur: Kapitän z. S. Meyer-Waldeck) unterstellte deutsche Schutzgebiet umfaßt die große Kiautschoubucht bis zur Hochwassergrenze, die darin liegenden Inseln Yintau und Huangtau und die den Eingang zur Bucht bildenden Halbinseln sowie einige kleinere Inselchen; das ganze landfeste Gebiet ist nur etwa 550 qkm groß (Staat Hamburg 415 qkm). Eine 50 km breite »neutrale Zone« umgibt es. Der wichtigste Teil des Schutzgebietes ist die nördl. Halbinsel, nahe deren Spitze die Stadt Tsingtau angelegt worden ist. Die Kiautschoubucht selbst ist zwar groß u. vor Stürmen ziemlich geschützt, aber kein guter Naturhafen, da sie großenteils ganz flach ist; nur der Eingang und die diesem naheliegenden Teile sind tiefer, der Handelshafen ist auf der Innenseite der Tsingtau-Halbinsel durch Errichtung eines großen halbkreisförmigen Steindammes und Molen künstlich geschaffen. Tsingtau ist in erster Linie der politische Stützpunkt Deutschlands in Ostasien; doch hat es auch alle Aussicht, ein wichtiger Handelshafen zu werden, obgleich ihm die Wasserwege nach dem Binnenlande, die Hongkong bez. Kanton und Schanghai groß gemacht haben, fehlen; dieser Mangel wird aber zum Teil durch die Schantungeisenbahn ersetzt, die für den Zugang zum nördl. Teil der Großen Ebene eine breite, hinter der Kiautschoubucht sich öffnende Senke im Gebirgslande von Schantung benutzen konnte, und durch die Eisfreiheit des Hafens ausgeglichen. Das schon obenerwähnte, für nordchinesische Verhältnisse angenehme Sommerklima hat Tsingtau rasch zu einem beliebten Seebad für die Europäer ganz Chinas werden lassen.
In den wenigen Jahren, die seit der deutschen Besitzergreifung verflossen sind, ist unter den Gouverneuren Rosendahl, Jaeschke und Truppel an Stelle des armseligen, verseuchten Fischerdörfchens Tsingtau eine gesunde, mit allen modernen Einrichtungen versehene Europäerstadt mit zahlreichen öffentlichen Gebäuden und neben ihr, in der Nähe des Hafens, das Chinesenviertel Tapautau emporgewachsen. Die kahlen Berghöhen der Umgebung beginnen unter der Pflege der deutschen Forstverwaltung sich zu begrünen, und ein reger »Bergverein« sorgt für die touristische Erschließung des Lauschan mit dem Mecklenburghaus (S. 270).— Vgl. Gg. Wegener, Das Kiautschougebiet (in Hans Meyer, Das Deutsche Kolonialreich, Band II).


Umgebung von Tsingtau.


[S. 267]

Tsingtau.

Vgl. beifolgende Karte mit Plan.

Ankunft zur See. Der Dampfer steuert durch die 3 km breite Einfahrt zwischen Kap Jaeschke (l.) und Yunuisan-Leuchtturm (r.) in die Kiautschoubucht hinein, dann um die Tonne des Hufeisenriffs (r.) herum durch die Baggerrinne in den großen, neu angelegten Handelshafen, an dessen Kai festgemacht wird. Das Hafengebiet ist Freihafen; Tsingtau selbst gehört seit 1906 zum chinesischen Zollgebiet, doch ist Privatgepäck von Reisenden zollfrei. Zollabfertigung durch das chinesische Seezollamt an der Grenze des Freihafengebiets (C 2).
Gasthöfe: Prinz Heinrich (Pl. B5), Kaiser-Wilhelm-Ufer; 90 Z., F. $ 1, Ged. 1,50, Pens. $ 5-10, monatl. von $ 100 an.—Strandhôtel (D3), an der Auguste-Viktoria-Bucht (Kurhaus, geöffnet Mai-Oktober); 30 Z., F. $ 1, Ged. 1,50, Pens. $ 8-12, Monatspreise billiger. —Central (Pl. B5), 30 Z., Pens. $ 5-6.—Metropole, Friedrichstr. 260; 15 Z., Pens. $ 3-4.—Familienpension Luther, Hohenloheweg, Pens. $ 6. Küche gerühmt.—Pension Frau Mohrstedt; Pension Frau Röper, beide billiger und Irenestraße.
Restaurants: Hotel Kiautschou, Ecke Friedrich-und Prinz-Heinrich-Straße. —F. Vogt, Friedrichstr.—Zum Pschorrbräu (Dachsel), echte Biere, Küche gut, Tirpitzstr.—Haase, Friedrichstr. —Zur Börse, Schantungstr.— Lehmann, Schantungstr.—Bahnrestaurant, Hohenzollernstr.—Café: Keining, Friedrichstr., auch Konditorei.
Post, Tel. und Telephon (Pl. B5), Albertstraße. Telegraphenkabel nach Schanghai und Tschifu.
Wagen liefern J. Richardt und A. W. Heinzel, Speditionsgeschäfte.— Reitpferde (chines. Ponys) ebenda.— Rikschas I. und II. Kl. sind reichlich vorhanden. Automobile sind zu mieten.
Eisenbahn (Bahnhof A5) von Tsingtau über Kiautschou und Weihsien in 111/2 St. nach (412 km) Tsinanfu (S. 272); Zweigbahn nach Poschan. (Direktion der Schantung-Eisenbahn in Berlin, Behrenstr. 14.) Die Strecke Tsinanfu-Tientsin (335 km) der Tientsin-Pukou-Eisenbahn ist bis auf die Hoanghobrücke fertig (vgl. S. 275 und Reichskursbuch Nr. 706).
Dampfer (S. 265): jeden Di. u. Sa. nach Schanghai, jeden Di. u. Fr. nach Dairen und Tientsin. Einmal monatl. direkter Reichspost-(Lloyd-)Dampfer nach und von Deutschland. Außerdem Fahrgelegenheiten mit englischen, chinesischen und japanischen Passagierdampfern (Fahrpläne in den Tageszeitungen).—Hamburg-Amerika Linie, Agentur Friedrichstr.—Norddeutscher Lloyd, Agent Melchers & Co., Kaiserstraße (Tel.-Adr.: »Nordlloyd, Tsingtau«).
Münzwesen und Geldverhältnisse chinesisch, vgl. S. 219; deutsche Nickelmünzen zu 5 u. 10 Cents; chinesische 5-, 10-u. 20-Centsstücke werden nur mit 10-20 Proz. Verlust genommen. Silbergeld: Mexikanische Dollars; Banknoten der Deutsch-Asiatischen Bank zu $ 50, 20, 10, 5, 1.—Banken: Deutsch-Asiatische Bank (Pl. B5), Kaiser-Wilhelm-Ufer (Zentrale in Berlin, Behrenstr. 14); Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.—Hongkong & Shanghai Banking Corporation, Agentur: Arnhold, Karberg & Co.
Theater: ein chinesisches.
Klub: Tsingtau-Club (Einführung durch Mitglied erforderlich), am Kaiser-Wilhelm-Ufer.
Fremdenführer: »Führer für Tsingtau und Umgebung« von Dr. Fr. Behme und Dr. M. Krieger (4. Aufl., Wolfenbüttel 1911); in den Buchhandlungen in Tsingtau und auf den deutschen Dampfern zu haben (auch eine englische Ausgabe).
Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs (Vorsitzender H. v. Kropff) erteilt Auskünfte und gibt den Führer des Verkehrsausschusses (Preis 30 Cents) heraus.—Bäder: Seebad mit Strandhotel (s. oben).—Ärzte: Mehrere Marineärzte; Zivilarzt Dr. Wunsch, Prinz-Heinrich-Straße; Zahnarzt Buchinger, Friedrichstraße.—Rote Kreuz-Apotheke, Prinz-Heinrich-Straße (Pl. B5). —Krankenhäuser: Vorzügliches Marinelazarett mit Frauenpavillon; Faber-Krankenhaus, für Europäer (Pl. B4); Faber-Hospital (C2), für Chinesen.

[S. 268]

Buchhandlungen: Paul Lindner; —E. Rose, beide Friedrichstraße.— Deutsch-chinesische Druckerei und Verlagsanstalt Walther Schmidt, auch Buchhandlung, Friedrichstr. 410, gibt heraus die Tageszeitung: »Tsingtauer Neueste Nachrichten« nebst Wochenausgabe »Kiautschou-Post« (Redakteur H. v. Kropff).—Photograph: F. Takahashi, Friedrichstr.—Photographische Gebrauchsgegenstände liefert die Rote Kreuz-Apotheke, Prinz-Heinrich-Straße. —Das Photographieren von Festungswerken ist wie in Deutschland verboten.
Geschäftsadressen. Optiker und Uhrmacher: Fischer, Ecke Prinz-Heinrich- und Albertstr.; Kleiderhändler: Paul Heinrich, Friedrichstr.; Warenhäuser: Sietas Plambeck & Co.; Schwartzkopf & Co., Hohenzollernstr.; Baumann; Grill, beide Friedrichstr.; Konserven und Materialwaren: Boedicker & Co.; O. Linke, Prinz-Heinrich-Straße; China-und Japanwaren in Lack, Seide und Porzellan: Singtai & Co., Friedrichstr.; Cheap Jack & Söhne, chinesisches Seidenhaus, Kiautschoustraße.
Konsulate: Vereinigte Staaten von Amerika, Diederichsweg, Konsul Mac Nelly; England, bei Firma Cornabé, Eckford & Co., Ecke Schansi-und Tsinanstr.; Rußland, Vizekonsul Kropatschek, Bismarckstraße.

Tsingtau (»grüne Insel«), die Hauptstadt des deutschen Kiautschougebiets, hat (1910) 38OOO Einw., darunter 1600 Europäer (ohne 2500 Mann Militär), im Landgebiet wohnen 127000 Chinesen; die Stadt liegt auf 36° 4' nördl. Br. (wie Gibraltar) zwischen Hügeln auf der Halbinsel an der Ostseite der Kiautschoubucht. Sämtliche Hafenanlagen, städtischen Anlagen, Wege und Bahn sind deutsche Arbeit, mit deutschem Gelde geschaffen. Der Handelshafen (BC1; Großer Hafen genannt, im Gegensatz zum Kleinen Hafen [B2], der dem Dschunken und Bootsverkehr dient) mit großem Schwimmdock nimmt Schiffe jeder Größe auf, seine Kaianlagen sind mit Bahngleisen, Warenschuppen und mit einer größern Reparaturwerft versehen. Die Stadt ist weitläufig und gesund angelegt; an der Tsingtaubucht liegen das deutsche Geschäftsviertel (BC2, 3) mit dem alten Yamen, Lazarett und Kasernen (C3). Nördl. davon erstreckt sich bis zum Kleinen Hafen das Chinesenviertel Tapautau (C2, 3) mit Markthalle und Missionsanstalten. Zwischen Tapautau und dem Handelshafen sind die Lagerhäuser und Bureaus der großen Exportfirmen. Östl. vom Yamen liegt das Villenviertel an der Auguste-Viktoria-Bucht (D3). In der Tsingtaubucht (BC3) sind mehrere Landungsbrücken für Boote. Die Gesundheitsverhältnisse von Tsingtau sind dank der guten hygienischen Einrichtungen die besten an der ganzen ostasiatischen Küste geworden, daher und wegen des angenehmen Sommerklimas wird die Stadt von europäischen Badegästen aus allen Häfen Ostasiens als Seebad besucht. Die Gouvernementschule (C5) ist ein Reformrealgymnasium (1910 mit 170 Schülern und 10 Lehrern) in 9 Klassen (Vorschule, Sexta bis Sekunda); Alumnat für Auswärtige bei einem Oberlehrer sowie in einzelnen Familien. Die deutsche Mädchenschule wird von Franziskanerinnen geleitet. Die Kiautschoubibliothek umfaßt bereits etwa 30000 Bände, im Lesezimmer liegen 70 deutsche und englische Zeitungen und Zeitschriften aus. Die meteorologische Station (Direktor Dr. Meyermann; ein großes Observatorium, Geschenk des Flottenvereins, ist Anfang 1912 in Benutzung genommen) auf dem Wasserberg (BC4) gibt tägliche Wetterkarten heraus. Mehrere Krankenhäuser sind von den Missionen eingerichtet.

[S. 269]

Rundgang. Vom Kaiser-Wilhelm-Ufer führt in der Richtung der Tsingtau-Landungsbrücke (C3), in deren Nähe das Haus des Tsingtau-Clubs steht, die Friedrichstraße nach N.; an ihr liegt r. das 1902 eröffnete Seemannshaus (B4), zur Erholung für die Mannschaften des Kreuzergeschwaders und der Garnison bestimmt. Westl. von der Tsingtau-Landungsbrücke liegt die am 25. Okt. 1909 eröffnete *Deutsch-Chinesische Hochschule (B3), die nach Anmeldung beim Leiter, Prof. Keiper, dem frühern Dozenten an der Universität in Peking, besichtigt werden kann. Die Hochschule bezweckt, jungen Chinesen mit genügenden Vorkenntnissen ihrer Mutterschrift etc., was ein chinesischer Studieninspektor beaufsichtigt, staatswissenschaftliche, technische, medizinische oder land-und forstwissenschaftliche Ausbildung nach deutscher Lehrmethode und in deutscher Sprache zu geben. (Von 200 Angemeldeten bestanden 93 die Aufnahmeprüfung; 17 wurden dazu noch bedingt eingestellt, insgesamt 110; die Neubauten der Hochschule rechnen auf 520 Zöglinge.) Am Nordende der Friedrichstraße liegt r. die Markthalle (B4); hinter ihr beginnt das Chinesenviertel Tapautau (B4), durch das die Schantungstraße zum Kleinen Hafen (B2) führt, von dem man auf der Rechternstraße längs des Strandes zum großen Handelshafen (BC1) gelangt. Vom Bauhafen (C2) vor dem Handelshafen gelangt man auf der Westpaßstraße vorbei am Faberhospital (C2) und der evangelischen Missionsanstalt bis in die Nähe des Gouvernementslazaretts (C2), doch benutze man den Fußweg, der vorher l. nördl. von Villa Crusen auf den Diederichsberg (99 m) hinaufführt; oben bei der Signalstation (C4) *Aussicht über Stadt und Hafen. (Die Station zu betreten ist verboten!) Abstieg nach S. vorbei am Diederichsstein (mit Felsinschrift zum Andenken an die Besitznahme durch den Admiral v. Diederichs); in der Nähe das neue Gouverneurswohnhaus (D5), 1906/07 erbaut. Der Fußweg mündet unterhalb des Lazaretts, in der Nähe der neuen evangelischen Christuskirche (C5), in die Bismarckstraße, von der r. am Hohenloheweg das stattliche Gouvernementsgebäude (B5) liegt. Man folgt der Bismarckstraße, an der l. die alte Gouvernementsschule und ehemalige Kapelle, die neue Gouvernementsschule (s. oben) und unterhalb davon bei den »Fünfzehn Eichen« ein der Meeresgöttin geweihter Tempel (C5) steht, worin eine Figur dieser Göttin nebst andern Figuren und Malereien sehenswert sind. Man biegt nun l. und folgt dem Kaiser-Wilhelm-Ufer zum alten Yamen (C5), dem frühern Sitz des chinesischen, dann provisorischer Amtssitz des deutschen Gouverneurs, mit bemerkenswerter Fengschuimauer (zum Schutz gegen Wind-und Wassergeister) vor dem Eingang; auf der Innenseite ein Bild des Ungeheuers Tan. Von da fahre man mit Rikscha nach S. und längs des Auguste-Viktoria-Ufers zum Badestrand (D3), wo im Sommer wöchentl. zweimal Nachm. die Militärmusik spielt; dahinter breitet sich das Villenviertel von Tsingtau aus. Vom Seebad führt die Iltispaßstraße über den Exerzierplatz und l. vorbei am Europäerfriedhof (mit Denkmal des Gouverneurs Jaeschke und des Missionars und Sinologen E. Faber) am Fuße des Bismarckbergs (D2), dann r. an den Iltiskasernen auf guten Wegen auf den Iltisberg (E2; 4 km von [S. 270] Tsingtau) mit sehenswertem *Forstgarten und mehreren Aussichtspunkten sowie Granitfelsen (»Mausefalle« 2/3 km östl. von den Kasernen). Beachtenswert ist die durch die deutsche Marineverwaltung ausgeführte Aufforstung der früher kahlen Berge. Bückweg am Bismarckberg entlang, über den Europäerfriedhof und an den (r.) Bismarckkasernen (D2) vorbei durch die Ostlagerstraße zur Stadt zurück. Tsingtau, ursprünglich nur als Flottenstützpunkt gedacht, ist eine mustergültige Schöpfung der deutschen Marineverwaltung, die von deutschen Weltreisenden als »Kleinod unseres Volksgeistes« bezeichnet wird, das deutschen Baustil, deutsche Behaglichkeit, Sauberkeit und Ordnungsliebe im fernen Osten rühmlichst zur Geltung bringt. Kein Weltreisender sollte versäumen, diese zukunftsreiche deutsche Siedelung zu besuchen!

Ein Ausflug in den Lauschan, zwei Tage, zu Wagen (hin und zurück $ 12) oder zu Pferde, auf guter Fahrstraße, ist landschaftlich sehr lohnend und gewährt gute Einblicke in den Charakter des Berglandes von Schantung. Der Hauptast des Lauschan (»beschwerliches Gebirge«), der die höchsten Gipfel (Lauting, 1130m = Brockenhöhe, Steinerne Säge, Fünffingerspitze) trägt, zieht nordsüdl. an der Ostgrenze des Schutzgebietes entlang und fällt ostwärts steil zur großen Lauschanbucht ab. Westwärts sind ihm einige Seitenäste mit tiefen Tälern dazwischen vorgelagert. Trotz seiner geringen Höhe macht das Gebirge einen sehr unwirtlichen, beinahe alpinen Eindruck; steil steigen die nackten felsigen Hänge der Granitberge zu zackigen Graten auf, ihre untern Teile sind von mächtigen Trümmerhalden umhüllt. Kahl und waldlos ist alles, fast jede Vegetation ist den brennholzsuchenden Chinesen zum Opfer gefallen, nur ganz niedrige, struppige Kiefernholzschonungen bestehen hier und da. Auch in den Tälern findet man Grün nur in der Nähe der Ortschaften und um die Tempel und Klöster.
Nördl. über (4 km) Taitungtschen, durch malerische Dörfer und über Höhen nach (15 km) Litsun, großem Marktflecken mit Bezirksamt am gleichnamigen Fluß; von da östl. am r. Flußufer entlang über Tschengtan nach (21 km) Hsiaho, dann über den Bergrücken östl. weiter nach (24 km) Nanlungkou, von da östl. über (26 km) Hanho ins Lauschantal nach (28 km) Tschiuschui und dann flußaufwärts, vorbei am Tempel (30 km) Tschiuschui-an mit Bambushain bis zum (33 km) Tempelpaß (447 m), wo in prächtiger Gebirgsgegend das Deutsche Genesungsheim (Mecklenburghaus, zugleich Gasthof mit mäßigen Preisen) für das Kiautschougebiet liegt; Aussicht aufs Meer und ins Lauschantal. Man übernachte im Genesungsheim und gehe am nächsten Morgen 2 km bergab ins Peischahotal nach (35 km) Peitschiuschuimiau, Kloster mit schönen Kiefern-und Bambuspflanzungen; südl. vom Kloster liegen sechs Landhäuser von Europäern. Man folgt nun dem Peischahotal aufwärts bis (37 km) Schuangschywu, dann steigt l. ein Fußweg zum (39 km) Tempel Waldfrieden (Gelegenheit zum Übernachten, der Schlüssel zu den dem Bergverein Tsingtau gehörigen Räumen im Genesungsheim); von da auf bezeichnetem Fußweg zum (43 km) Kuhpaß (961 m) am deutschen Grenzstein Nr. 5, dann südl. weiter zum (47 km) Lauting (1130 m), dem höchsten Gipfel des Lauschan, schon außerhalb des Schutzgebiets; von da führt ein bezeichneter Fußweg zur (51 km) Irenenbaude, dem steinernen Haus des Bergvereins Tsingtau (bequeme Unterkunft, im Sommer geöffnet, sonst Schlüssel im Genesungsheim). Von der Irenenbaude führt ein bezeichneter Fußweg zum Genesungsheim zurück; von andern Wegen führt einer nach Schuangschywu, einer nach Schatstykou südl. durch das Prinzental und ein dritter nach Tschiu-schui über den Mattenstock. Alle Wege im Lauschan sind rot-weiß-rot und mit Nummer bezeichnet.—Für Wanderungen im Lauschan benutze man die Wegkarte des»Bergvereins«; der Gebirgswart des Vereins (zurzeit Obersekretär Bergemann) erteilt gern Auskunft.


Länder des Gelben Meeres.


[S. 271]

A. Von Tsingtau über Land nach Peking.

Von Tsingtau bis (412 km) Tsinanfu mit der Schantung-Eisenbahn in 111/2 St. für I. Kl. $ 14, II. $ 7; keine Rückfahrkarten (vgl. Reichskursbuch 706). —Von Tsinanfu bis (335 km) Tientsin mit der Tientsin-Pukou-Eisenbahn in 103/4 St., tägl. in jeder Richtung ein Zug; bis Fertigstellung der Hoanghobrücke bei Tsinanfu Überfahrt über den Fluß auf Fähren (vgl. Reichskursbuch 706). Von Tientsin bis Peking s. S. 277.
Die Schantung-Eisenbahn soll für unsre Kolonie die fehlende Schiffahrtsstraße ins Hinterland ersetzen, den Ausfuhr-und Einfuhrhandel aus der Provinz Schantung und dem nördl. Teil der Großen Ebene nach Tsingtau lenken und vor allem auch die Kohlenlager von Fangtse und Poschan erschließen. Die Schantung-Eisenbahngesellschaft, die die Bahn erbaut hat und seit 1. Juni 1904 betreibt, beutet als »Schantung-Bergbaugesellschaft« auch die Kohlenfelder aus. Das Gebirgsland von Schantung öffnet sich gerade im Hintergrunde der Kiautschoubucht zu einer hügeligen Senke, die einen bequemen Zugang nach Tsinanfu, der Hauptstadt Schantungs, gewährt.
Die Provinz Schantung, die man durchfährt, ist, trotzdem sie großenteils gebirgig ist, außerordentlich dicht bevölkert (im Durchschnitt 258 Bewohner auf 1 qkm, in Deutschland nur 120); trotzdem sie als metallreich gilt, beruht ihr Hauptreichtum doch auf der Landwirtschaft, die außer Nahrungsmitteln auch Baumwolle und Opium hervorbringt, dem Obstbau und der Seidenzucht. Die Bevölkerung ist kräftig, intelligent und dem Fortschritt zugeneigt. Die beiden großen chinesischen Philosophen Kungfutsze und Mengtse entstammen ihr. Zahlreiche, von Karren und Schubkarren reich belebte Straßen durchziehen das Land. Die einzige Industrie ist die Strohflechterei, die auch stark exportiert.

Vom Bahnhof in Tsingtau (S. 267) an der Prinz-Heinrich-Straße (B3) fährt die Bahn um das Nordende der Stadt am Kleinen Hafen und großen Handelshafen vorbei, dann längs der Küste der Kiautschoubucht über den Haipofluß nach dem Dorf—(8 km) Syfang II; gute Gartenschänke (Paradiesgarten, Molkerei [Kusserow]), Ausflugsort der Tsingtauer; in der Nähe schöner Totenhain.—Weiter nach (18 km) Tsangkou, Dorf mit Gartenlokal (Bang), bequemem Ausflugsort, in dessen Nähe die große Seidenspinnerei der Deutsch-Chinesischen Seidenindustriegesellschaft (Kolonialgesellschaft) liegt, die jetzt außer Betrieb ist, doch neu verpachtet werden soll.—Die Bahn wendet sich dann in großem Bogen, viele reiche Dörfer berührend, westl. und erreicht nach 21/4 St.

(81 km) Kiautschou, unansehnliche Stadt mit etwa 84000 Einw., außerhalb des deutschen Schutzgebiets, aber in der neutralen Zone. Vom Bahnhof führt ein Weg zum Nordtor; innerhalb dessen l. ein Wohnhaus für die Bahnbeamten, gegenüber die evangelische Mission (Missionar Töpper), r. ein kleiner Tempel; jenseit des Bahnhofs liegt die ehemalige Kaserne der deutschen Besatzung. Vom Nordtor sw. gelangt man in einen schönen Park (Lotos, Bambus etc.), dann zum Tempel des Gottes der Reichtümer, von da zum Tempel der Himmelskönigin, ferner zum Literaturtempel und dem verwahrlosten (meist geschlossenen) Kungfutszetempel mit Drachen auf den Dachfirsten. Das Yamen des Unterpräfekten liegt nahe dem Westtor, in seiner Nähe die Prüfungshalle. Außerhalb des Osttores der Tempel des Kriegsgottes. Im NW. der Stadt die katholische Mission.

Hinter Kiautschou durchläuft die Bahn fruchtbare Gegend mit hübscher Landschaft.—(107 km) Kaumi, lebhafte Marktstadt, 20 Min. [S. 272] vom Bahnhof, mit hohen Mauern, sehenswerten Läden, Tempeln und schönem *Mandarinengrab. 15 Min. vom Gasthof liegt auf einem Hügel mit Park die Kaserne der ehemaligen deutschen Besatzung, in der jetzt ein chinesischer Hauptmann sowie die deutsche evangelische Mission (mit Schule und Krankenhaus) wohnen.—Bei (183 km) Stat. Fangtse liegt 20 Min. südl. das große Kohlenbergwerk nebst Wäscherei und eine Brikettfabrik der deutschen Schantung-Bergbaugesellschaft. Die Kohle eignet sich leider nur zum Hausbrand, nicht zum Verbrauch auf Schiffen.—Die Bahn führt durch das Tal des Weiho, überschreitet diesen und seinen Nebenfluß Yunho auf eisernen Brücken. Man sieht Obstpflanzungen, bewaldete Hügel und einen schönen Zypressenhain bei Nanliu; die Dörfer werden dichter, die Häuser sehen wohlhabender aus.— (196 km) Weihsien, lebhafte Handelsstadt, von Mauern umgeben, mit deutschem Postamt und amerikanischer Missionsstation (Lou tao yüan); der Pailangho fließt mitten durch die Stadt. Die Gewerbe sind straßenweise geordnet.—Dann führt die Bahn über (220 km) Tschanglo nach (255 km) Tsingtschoufu, Stadt mit 35000 Einw., Stammsitz der Ming-Dynastie mit amerikanischer Mission. Vom Bahnhof führt eine breite Straße in die Hauptstraße der Chinesenstadt, in deren Nähe die Mandschustadt liegt. Im Kloster Tschinglungtse (4 km) eine große *Tempelanlage.—Die Bahn führt nun über (270 km) Tschotien nach (302 km) Tschangtien.

Zweigbahn von hier nach (43 km) Poschan, nach v. Richthofen der industriellsten Stadt in China in schöner Landschaft. In Poschan sind alte Kohlenbergwerke, ferner eine Glasfabrik nach europäischem Muster (gläserne Schnupftabakfläschchen von Poschan sind berühmt); auch wird dort der Schmelz für das Pekinger»Cloisonné«gewonnen. Die deutsche Schantung-Bergbaugesellschaft besitzt in Hungschan (7 km nw. von der Bahnstation Tsetschuan, 32 km von Tschangtien) einen Förderschacht für Fettkohle.

Die Hauptbahn läuft über (320 km) Tschoutsun, Haupthandelsplatz für Schantungseide, Tussah genannt, nach (406 km) Tsinanfu-Ost, dann um die Stadt herum nach (409 km) Tsinanfu-Nordwest bis zum Endpunkt der Bahn, dem (412 km) Westbahnhof von

Tsinanfu (Hotel Trendel, am Westbahnhof, mäßig, Pens. $ 5; Gasthaus des Schlächtermeisters Stein, nahe dem Bahnhof, bescheiden, sauber, gelobt), Hauptstadt der chinesischen Provinz Schantung und wichtige Handelsstadt der Kreuzungsstelle des Hoangho mit dem Kaiserkanal, Sitz des Gouverneurs, mit etwa 360000 Einw., Hochschule, Rechtsakademie, Lehrerseminar, Gewerbeschule (mit Ausstellung der in der Schule hergestellten Gegenstände), Polizeischule, Kadettenschule und Arsenal; die Stadt hat elektr. Licht und Telephon. Deutsches Konsulat, Konsul Dr. Betz.

Zeitteilung: Bei eintägigem Aufenthalt besichtige man die heißen Quellen, den Lotosteich und mache einen etwa vierstündigen Ausflug zum Tausend-Buddha-Berg.

Sehenswert sind der *Lotosteich (Ta ming hu) im N. der Stadt mit Tempeln und Ahnenhallen am Rand und auf den Seeinseln und hübschen Ausblicken (Bootsfahrt); die Provinzialbibliothek mit alten Relief-und Inschriftensteinen am Seeufer; das Provinziallandtagsgebäude; die *heißen Quellen (Pai tu tsuan), in denen das die [S. 273] Straßen durchfließende heiße Wasser entspringt, mit altem Quellentempel, worin ständiger Markt abgehalten wird, in der südl. Vorstadt; ganz im S. die weitläufige Anlage der Englischen Baptistenmission mit Medizinschule und Museum; vor dem neuen Westtor (Pu li men) der stattliche Neubau des Ober-und Landgerichts, dahinter das Mustergefängnis, an der zur Handelsniederlassung am Westbahnhof führenden Straße; in der Niederlassung liegen das Deutsche Konsulat (Konsul Dr. Betz), das große Verwaltungsgebäude der Tientsin-Pukou-Eisenbahn, das Sanatorium Dr. Kautzsch, Niederlassungsamt; Deutsches Postamt im Westbahnhof. Bank: Deutsch-Asiatische Bank (Korresp. der Deutschen Bank).

Kleinere Ausflüge in die Berge im S. zum *Tschien fo schan (Tausend-Buddha-Berg), buddhistischem Wallfahrtstempel über der Stadt mit hübschem Blick auf die Umgebung bis zum Hoangho; in hochromantischer Talschlucht im Gebirge; nur mit Führer zu Fuß durch die Berge in 31/2 St. oder zu Pferd auf Umweg um das Gebirge herum in 21/2 St.
Ausflug zur Geburtsstadt und dem Grabe des Kungfutsze. Von Tsinanfu mit der Südlinie der Tientsin-Pukou-Bahn in etwa 3 St. nach (etwa 70 km) Taianfu (Bahnhofshotel) mit den sehenswerten Tempeln der Pihiayüen kün und des Taimiau. Von da Besteigung des *Taischan (1550 m), des schönsten Punktes von Schantung, hochberühmter, alter heiliger Wallfahrtsberg, Aufstieg 4 St., Abstieg 3 St.; mit Bergsänften für Tag und Träger 1000 Käsch (etwa $ 0,40) und Trinkgeld, vier Träger erforderlich. Der Weg führt von Taianfu an der Ostmauer des Taimiau entlang nach der Stadtmauer, außerhalb nach W. durch den großen Ehrenbogen Taitsungfang (16. Jahrh.), der den Anfang des berühmten Treppenwegs (etwa 6000 Stufen) zum Gipfel bildet, dann zwischen Zypressen, Tempeln, Toren, Gedenksteinen und Raststellen bergauf; viele Ausblicke in zerklüftete Gebirgslandschaft. Der obere Teil der»Treppe zum Himmel«schmiegt sich wie eine Riesenschlange an die steile Felswand; oben hinter dem ersten Tor hält Kuanti, der Kriegsgott, die Wacht. Auf einem Sattel zwischen zwei Kuppen sind Unterkunftshütten: die Hochfläche ist übersät mit Tempeln; der schönste Tempelpalast mit hohen Toren, Trommel- und Paukenturm, Höfen und Pavillons ist der Himmelsmutter (Pihiayüen kün) geweiht: auf schwerem Sockelbau mit Freitreppe erhebt sich ein Kungfutszetempel; alle Anlagen überragt der Tempel des Edelsteinkaisers (Yühuangti) auf dem höchsten Gipfel am Nordrand des Berges. Herrlicher Blick auf den Fluß Tawönho, die Stadt Taianfu in der Ebene und das Trümmerfeld ähnliche Gebirge nach O., N. und W. vom »Lebensgipfel« aus. In der Nähe berühmte Felseninschrift aus der Zeit der Tang-Dynastie (7. Jahrh.); man kann im Gebirge in einem Kloster übernachten. Von Taianfu gelangt man weiter mit der Bahn nach (etwa 130 km) Yentschoufu, von da zu Pferd oder zu Fuß nach (18 km) *Küfu am Fuß des großen Schantunger Gebirgsdreiecks, wo Kungfutsze (Confucius) 551 v. Chr. geboren wurde und 478 starb; den größten Teil der Stadt nimmt die großartige Anlage des Kungfutszetempels ein. Durch fünf Vorhöfe und hallenartige Tore, mit Inschriften und Gedenksteinen geschmückt, führt der breite Weg zum Hauptheiligtum Tatschengtien (»Zur großen Harmonie«) des Kungfutszetempels mit gelb glasiertem, doppeltem Dach, auf dessen First Fabeltiere die bösen Geister fernhalten; die marmornen Monolithsäulen des Tempels (16. Jahrh.), auf denen Wasser, Berge und Wolken mit den beiden nach dem Edelstein greifenden Drachen in erhabener Arbeit gemeißelt sind, stehen auf 3 m hoher Plattform; die Tempelhalle ruht auf roten Hartholzsäulen; in der Halle stehen fünf geschnitzte Schreine mit Opfertischen, im mittlern erhebt sich die goldglänzende Statue des Kungfutsze mit kaiserlichen Insignien, am seltsamen Zeremonienhut 12 grün-und rotseidene Quasten mit Perlen, zu den Füßen die Seelentafel mit Inschrift:»Tschescheng siensche Kungtse schen-wei«(d. h. des allerheiligsten hehren Lehrers Kungtse geistiger Thron).

[S. 274]

Im Schrein l. Jenfutse, der Neffe, und Tsesetse, der Enkel des Weisen, r. die andern Hauptschüler Tsengtse und Mengtse (Mencius). Um den Haupthof liegen mauerumzogene Unterkunftshäuser für die Kaiser und ihr Gefolge, in denen sie sich fastend auf die Opfer vorbereiteten, ferner kleine Tempel für die Eltern und Vorfahren des Weisen, Hallen für die geweihten Musikinstrumente, Übungsräume für die Musikanten etc.
Kleiner ist der Tempel des Jenfutse, hinter dem in einem noch viel kleinern Tempel der Frau des großen Schülers geopfert wird. Nahebei eine gute chinesische Herberge. In Küfu residiert das gegenwärtige Haupt der Familie, der »heilige Herzog«Kun (yen scheng kung), der 74. direkte Nachkomme des Kungfutsze. (Ausführliche Schilderungen und Abbildungen der Sehenswürdigkeiten auf dem Taischan und in Küfu in:»Studien und Schilderungen aus China«, Nr. I: Der Taischan; Nr. II: Heiligtümer des Konfuzianismus; Verlag der katholischen Mission in Yentschoufu, zu haben in den Buchhandlungen in Schanghai und Tsingtau.) Der Weg von Küfu zum einfachen und schlichten Grab des Weisen führt durch den *Geisterweg, dessen Allee aus der Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) stammen soll. Marmorbogen, mit Löwen geschmückt, überspannen den Weg, an dem Kioske mit Inschriften stehen. Man gelangt in einen urwaldähnlichen Totenhain; die spitzen Grabhügel der Verwandten des Kungtse sind dicht überwachsen. Durch einen alten Ehrenbogen und über eine spitzbogige Brücke erreicht man ein Torgebäude, hinter dem der Ehrenweg beginnt, der an den großen Steinfiguren der»hochehrwürdigen Oheime«zu seiten einer Rauchopferschale vorbei zum Grabhügel des»Allerheiligsten«führt, der, mit Gestrüpp bewachsen, einen großen, nach S. gerichteten Grabstein voll altertümlicher Schriftzeichen mit schwerem Opfertisch zeigt—das *Grab Kungfutszes, umgeben von den Gräbern seiner nächsten Verwandten.
Sehr anstrengend, aber lohnend, ist der Rückweg von Küfu in östl. Richtung über das Gebirge nach Poschan (S. 272) mit einräderigen Reisekarren (wheelbarrows, in Pidgeon: bibalos), von je zwei Kulis gezogen; drei Tagereisen bis Poschan, auf schmalen Gebirgspfaden, an Abgründen vorbei, über den Poschanpaß (mit steinerner Ehrenpforte), auf sehr schlechten, mit Steingeröll übersäten Wegen. Unterwegs viele schöne Ausblicke. In Poschan sehenswerte Glasbläsereien und Töpfereien. Rückfahrt von Poschan mit der Schantung-Bahn nach Tsingtau.
Kungfutsze, der bedeutendste Staats- und Sittenlehrer Chinas, griff, um der Zerrissenheit Chinas in viele kleine Einzelstaaten abzuhelfen, auf den altchinesischen Ahnenkultus und die alten Schriften der chinesischen Weisen zurück, erklärte als vornehmste Pflicht den unbedingten Gehorsam des Sohnes gegen den Vater, des Untertanen gegen den Kaiser als Statthalter Gottes; außerdem lehrte er die Tugenden Menschlichkeit, Rechtlichkeit, Schicklichkeit, Weisheit und Treue. Die weitgehende chinesische Elternverehrung ist durch ihn noch gefördert worden. In verschiedenen Büchern stellte er die Aussprüche der Kaiser des Altertums und ihrer Ratgeber zusammen. Trotzdem er kein Religionsstifter war, wurden nach seinem Tode ihm zahllose Tempel geweiht und Gedenkopfer dargebracht. Einer der schönsten Tempel Chinas ist in Küfuhsien ihm zu Ehren errichtet und mit Inschriften, Vasen und Schnitzereien aller Zeiten geschmückt. In der Stadt führen etwa vier Fünftel der Einwohner seinen Namen, darunter der Herzog von Kung, der sein direkter Nachkomme ist.—Mengtse (Mencius), der berühmteste aus der Schule des Kungfutsze hervorgegangene Philosoph, geb. 372 v. Chr., gest. 289, hat seine Lehren in frischer, lebendiger Form in sieben Büchern zusammengefaßt, die zu den klassischen Schriften Chinas rechnen (auch ins Englische und Französische übersetzt). Seine Nachkommen werden seit zwei Jahrtausenden in dem Nachbarorte Tschouhsien, der Heimat des Mengtse, in einem heiligen Wald von Eichen und Zypressen begraben.


Tientsin - Peking.


[S. 275]

Von Tsinanfu nach Tientsin weiter mit der Tientsin-Pukou-Bahn (S. 271), einer wichtigen Bahnlinie, die künftig Schanghai über Nanking (Überfahrt über den Yangtse mit Fährdampfer nach Pukou S. 256), Tsinanfu und Tientsin mit Peking verbindet, die Bahn ist auf der nördlichen, mit deutschem Geld und von deutschen Firmen gebauten Hauptstrecke (Tsinanfu-Tientsin) bereits im Betrieb, trotzdem die Hoangho-Brücke, deren Fundamentierung ungeheure Schwierigkeiten machte, voraussichtlich erst Ende 1912 betriebsfertig wird (Fährdampfer über den Hoangho vgl. S. 271). Die Nordstrecke zwischen Tsinanfu und Tientsin berührt keine großen Städte und führt durch den Nordteil der Großen Ebene über 30 meist kleine Stationen; etwa 120 km nördl. von Tsinanfu trifft die Bahn bei Tötschou den Kaiserkanal (Nan yün ho) und hält sich dann bis Tientsin nahe östl. von ihm.

Tientsin.

Vgl. den Plan auf beifolgender Karte.

Der Bahnhof liegt am l. Peihoufer nahe der eisernen Brücke, die in die Fremdenniederlassungen führt. Man beachte, daß man in Stat. Tientsin Settlement aussteigt; der zweite, nördliche Bahnhof Tientsin City liegt am Nordende der Chinesenstadt.
Gasthöfe: Astor House (Pl. 1; deutsche Leitung), Victoria Road, im Englischen Viertel, gegenüber dem Victoriagarten, gelobt, Pens. $ 5-10, für ein Ehepaar $ 12.—Imperial Hotel Ltd., Rue de France, 50 Z., Pens. $7.—Hôtel de la Paix (Pl. 2), Rue du Consulat, 40 Z., Pens. $ 5-8.—Queen's Hotel, Victoria Road, 20 Z., Pens. $ 4-7.
Post: Deutsches Postamt (Pl. 7).— Telegraph.Wagen, Rikschas und Reitpferde sind zu haben.—Eisenbahnen: Nordchinesische Bahn nach Peking, Tongku, Mukden und Yingkou (S. 328); Tientsin-Pukou-Bahn im Betrieb bis Tsinanfu (S. 272) mit Anschluß nach Tsingtau (S. 267) und bis Taianfu (S. 273).—Dampfer vgl. unter Tongku, S. 279. Dampfer-Agenturen: Norddeutscher Lloyd, Melchers & Co. (Telegr.-Adresse: Nordlloyd-Tientsin); Hamburg-Amerika Linie, Carlowitz & Co.
Elektr. Straßenbahn durch die Chinesenstadt, die österreichische, italienische, russische, französische und japanische bis zur englischen Niederlassung.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank (Pl. 3), Korresp. der Allg. Deutschen Credit-Anstalt in Leipzig; Hongkong & Shanghai Banking Corporation (Pl. 5), beide Korresp. der Deutschen Bank; Chartered Bank of India (Pl. 4), alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellsch.
Konsulate: Deutsches Reich, Konsul Legationsrat Knipping; Vizekonsul Freih. v. Grote.—Österreich-Ungarn, Konsul M. Kobr und Dr. F. Stumvoll. —Deutscher Klub: Concordia, in der deutschen Konzession; Tientsin Club, Victoria Road.
Deutscher Arzt und drei Krankenhäuser für Europäer sowie ein Lazarett des Deutschen Ostasiatischen Detachements mit Tollwut-Impfstation.— Deutsche Apotheke: S. J. Betines & Co.Deutsche Buchhandlung: Aug. Michels; Zeitungen:»Tageblatt für Nordchina«; »Peking and Tientsin Times«; »Courrier de Tientsin«.—Photograph: F. Scholz.—Photographische Gegenstände: in der Deutschen Apotheke. —Geschäftsadressen: E. Lee; Wolff & Kierulff (beide deutsch); Hall & Holtz (englisch); A. H. Jaques (engl.), alle drei Victoria Road, für allgemeine Ausrüstung.
Geschichtliches. Tientsin ist die Hauptstadt des Vizekönigs der Provinz Tschili; hier wurden 1858 und 1860 die ersten Handelsverträge mit europäischen Mächten abgeschlossen. Infolge chinesischen Vertragsbruchs wurde 26. Aug. 1860 die Stadt von den Engländern und Franzosen genommen. 1870 Niedermetzelung der Europäer.

[S. 276]

Im Boxeraufstand wurden die europäischen Niederlassungen vom 17. Juni bis 13. Juli 1900 von chinesischen Truppen belagert; an den heftigen Kämpfen nahmen die Marinemannschaften der Seymour-Expedition teil, die am 10. Juni zum Entsatz der belagerten Gesandtschaften in Peking ausgezogen war, aber durch chinesische Truppen zum Rückzug nach Tientsin gezwungen wurde, wo sie am 26. Juni nach schweren Verlusten wieder eintraf. Die deutschen Streitkräfte zählten 21 Offiziere, 4 Ärzte, 757 Mann (Schiffsbesatzungsteile und 3. Seebataillon); außerdem kämpften in Tientsin 3500 Russen, 1800 Engländer, 500 Amerikaner, 300 Franzosen, 150 Japaner, 100 Italiener, 75 Österreicher. Am 11. Juli standen 12650 Mann europäische und japanische Truppen in der Stadt, denen es bald gelang, die chinesischen Belagerungstruppen zu vertreiben. Seitdem war Tientsin Hauptstützpunkt für die Unternehmungen gegen Peking und wurde erst 1902 den Chinesen zurückgegeben.

Tientsin, wichtigste Handelsstadt Nordchinas, seit 1860 dem Fremdhandel geöffnet, liegt auf 39° 10' nördl. Br. (etwa wie Lissabon) am Zusammenfluß des Peiho mit dem Hunho (Hsiho); von O. mündet der Lutaikanal, von W. der Kaiserkanal bei der Chinesenstadt in den Peiho, so daß Tientsin der wichtigste Stapelplatz für den Durchgangshandel aus den Provinzen Tschili, Schensi, Schansi, Kansu, Turkistan, Mongolei und einen Teil der Mandschurei ist. Das Hinterland hat die Größe Europas mit etwa 100 Mill. Einw. Tientsin hat etwa 800000 Einw. 1909 liefen 952 Schiffe mit 1159000 Reg.-Ton. den Hafen von Tientsin an. Der untere Peiho ist nur für kleine Dampfer und Dschunken befahrbar. Die Chinesenstadt (Altstadt) ist ein Rechteck, früher rings von Zinnenmauern umschlossen, die von der provisorischen Regierung (1900-02) zum Teil niedergelegt wurden, um breiten Straßen Platz zu machen. In den großen Vorstädten auf beiden Flußufern und an den Kanälen ist der Sitz des lebhaftesten Handelsverkehrs. Alle chinesischen Stadtteile sind schmutzig und ungesund, doch haben sich die hygienischen Verhältnisse seit der europäischen Verwaltung durch Anlage eines Wasserwerks etc. verbessert. Die deutschen Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie gelangen bei günstigem Wasserstand bis zu den Fremdenniederlassungen der Stadt; der Peiho, dessen Mündung bei Tongku (S. 279), der Hafenstadt von Tientsin, etwa 75 km osö. liegt, friert zwischen Ende November und Mitte März zu, als Hafen für Tientsin und Peking dient in dieser Zeit Tschinwangtau (S. 329). Der Kaiserkanal ist nur für Fahrzeuge mit 1 m Tiefgang schiffbar.— Die Fremdenniederlassungen (Tientsin Settlement) der Deutschen, Engländer, Franzosen und Japaner liegen am r. Peihoufer, gegenüber und südl. vom Bahnhof, zu dem über den Fluß eine eiserne Brücke führt. Die Russen, Italiener, Österreicher und Belgier haben ihre Konzessionen am l. Ufer. Die 1896 begründete deutsche Niederlassung (mit Kriegerdenkmal für die im Jahre 1900 Gefallenen) ist die südlichste und hübscheste der ganzen Villenstadt, von der das englische Viertel mit Rathaus und kleinem Museum im Anglo-Chinese College hauptsächlich Geschäftsviertel ist. Die französische Niederlassung wurde während des Boxerkriegs fast ganz zerstört; in ihr liegt ein Krankenhaus und das chinesische Zollamt. Die japanische Niederlassung liegt in der südlichsten Vorstadt der chinesischen [S. 277] Stadt.—Rundfahrt durch die Chinesenstadt mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn; die Werkstätten der Handwerker, meist straßenweise dieselben Gewerke, sind vielfach sehenswert. Gelegenheit zu Einkäufen von Fellen, besonders von Tigern und Leoparden. Es ist nicht ratsam, nach Sonnenuntergang sich in der Chinesenstadt und ihren Vorstädten aufzuhalten. Sehenswert sind außer dem Yamen des Vizekönigs etwa noch der dem Gedächtnis Lihungtschangs gewidmete Tempel sowie verschiedene Theater und Versammlungshallen der großen Gilden. Vom Turm des Astor House Hotel überblickt man Stadt und Umgegend.

Von Tientsin nach Peking (140 km) mit der Nordchinesischen Eisenbahn, tägl. 3 Züge in 3 St. (Reichskursbuch Nr. 706). Der Bahnhof Tientsin Settlement liegt neben der russischen Niederlassung; jenseits liegt ein großes Gräberfeld, um das die Bahn im Bogen über die Brücke des Lutaikanals und durch den Außenwall nach Stat. Tientsin City führt. Man sieht l. das Arsenal von Hsiku (Schauplatz der Kämpfe des Seymourschen Korps am 22. Juni 1900), erreicht (11 km) Peitsang (Kämpfe am 21. Juni und 5. Aug. 1900) in öder, melancholischer Landschaft. Dicht vor (26 km) Yangtsun überschreitet die Bahn den Peiho; man sieht Dörfer, Getreide-(meist Mais-)Felder, dazwischen zahllose Erdhügel, die Gräber sind, auch strichweise Grün und gelangt über (41 km) Lofa nach (60 km) Langfang, dem äußersten Punkt, den Seymour erreichte; heftige, zwar siegreiche, aber erschöpfende Kämpfe am 14. und 18. Juni 1900, unter Beteiligung deutscher Marinetruppen (»the Germans to the front«).—Bei (95 km) Huangtsun beginnt das mit Mauern eingehegte Gebiet des kaiserlichen Wildparks Nun-yüan (»Südgarten«), volkstümlich Haitze, der reich an Hirschen und Damwild war und fast bis Peking reicht; dient als Truppenübungsplatz.— Bei (112 km) Fêngtai zweigt nach SW. die Bahnlinie Paotingfu-Hankau ab (S. 299). Bald erblickt man l. Berge und dann l. die Mauern der Chinesenstadt, deren alter Bahnhof Machiapu vor dem Südtore nicht mehr benutzt wird, die Bahn durchbricht die Südmauer der Chinesenstadt, geht durch deren schwach bebauten östl. Teil, biegt in der NO.-Ecke der Chinesenstadt nach l. und läuft westl. außerhalb der Mauer der Mandschustadt zum Endbahnhof am Wassertor (140 km) Peking-Tschiën-mönn (S. 280) dicht beim Gesandtschaftsviertel.

B. Von Tsingtau über See nach Peking.

Der Dampfer (vgl. S. 265), von Tsingtau (S. 267) mit nö. Kurs abfahrend, umsteuert das niedrige SO.-Vorgebirge von Schantung, auf dem ein Leuchtturm vor den Riffen warnt; in der Nähe liegt der Iltisfriedhof, wo die Besatzung des in nächster Nähe im schweren Taifun 23. Juli 1896 gestrandeten deutschen Kanonenboots »Iltis« ihre Ruhestätte hat; der Friedhof hat schmiedeeisernes Gitter mit Kaiseradler, in der Mitte eine Porphyrsäule. Dann erblickt man die scharfen, zerklüfteten, bis 277 m hohen felsigen Hügel des Schantungvorgebirges (Tatschingschan) und steuert mit WNW.-Kurs in das Gelbe Meer zwischen Nordchina und Korea. Westl. vom Schantungvorgebirge liegt im Schutze einer Insel der Hafen von

[S. 278]

Weihaiwei (King's Hotel, 60 Z., Pens. $ 6; Clark's Hotel), englischer Freihafen ohne Handelsbedeutung. Ursprünglich chinesischer Kriegshafen, wurde Weihaiwei im Februar 1895 vom Marschall Oyama von der Landseite erobert und blieb bis 1898 als Faustpfand in japanischem Besitz; 1898 wurde es von der chinesischen Regierung an England verpachtet, das aber seit dem Bündnis mit Japan und der Vertreibung Rußlands aus der gegenüberliegenden Halbinsel Liautung (Hafen Port Arthur) nur wenig Wert mehr auf diese Besitzung legt, um so mehr, als der Hafen selbst schlecht und die Verbindung mit dem innern China sehr mangelhaft ist. Der Ort ist aber gesund und hat angenehmes Sommerklima, er dient daher ähnlich wie Tsingtau als Erholungsort und Seebad. Die Stadt liegt auf einem Bergabhang an der Westseite der Bucht. In der Umgebung sind heiße Schwefelquellen.

Von Weihaiwei steuert man auf die Kungkungtauinseln zu, die der Reede von Tschifu vorgelagert sind; auf der größten Insel steht ein Leuchtturm. Die Schiffe ankern auf der Reede innerhalb der Inseln so nahe den Landungsbrücken, als ihr Tiefgang es gestattet; der Hafen ist durch keine Mole geschützt und das Landen bei Nordwind schwierig und oft unmöglich (der Bau eines Wellenbrechers ist begonnen).

Tschifu (Chefoo), chinesischer Vertragshafen in der Provinz Schantung, seit 1862 dem Fremdhandel geöffnet.

Gasthöfe: Astor House Hotel (österreichischer Direktor, französischer Koch), mit Terrasse am Strande, neu, empfehlenswert, Z. von $ 3,50 an.— Beach Hotel, mit Terrasse am Strande, Pens. $ 4-8.—Deutsches Postamt mit Telegraph und Kabel nach Tsingtau, Tientsin, Schanghai etc. Telephon unter chinesischer Verwaltung.—Sampan (Boote) 10-25 c. von der Reede an Land. Die Gasthöfe schicken ihre Boote zu den Postdampfern.—Eisenbahn über Töngtschoufu an der Miautau-Straße nach Weihsien (S. 272) mit Anschluß an die Schantungbahn ist geplant.— Dampfer nach Tsingtau, Tientsin (tägl.), Schanghai (tägl.), Korea (Tschimulpo, Fusan), Dairen, Japan und Wladiwostok. Agentur des Norddeutschen Lloyd: Anz & Co. (Tel.-Adr.: Nordlloyd-Chefoo). —Hamburg-Amerika Linie (Tel.-Adr.: Halinie-Chefoo), Agentur: H. Diederichsen & Co.; Postdampfer Schanghai-Tsingtau-Tschifu-Tientsin wöchentl.—Banken: Deutsch-Asiatische Bank, Agentur: Anz & Co.; Russisch-Asiatische Bank, Korr. der Deutschen Bank.—Deutscher Konsul Dr. Lenz, 10 Min. von den Landungsbrücken auf dem Jentaihügel, nahe der Signalstelle (Sturm-und Schiffsmeldesignale). Österreichischer Vizekonsul Baron v. Babo.—Französisches Hospital.—Internationaler Chefoo-Club. Custom-Club.
Das Klima von Tschifu ist an sich gesund, aber Fieber und Dysenterie kommen auch unter den Europäern vor; Cholera und Pocken sind in der Chinesenstadt stets zu finden. Man meide das Brunnenwasser und das rohe Obst. Im Mai herrschen heiße Südwinde (bis 40° Wärme), Juli bis August heiße Regenzeit, im Winter häufig heftige Schneestürme, im Februar bis 10° Kälte.

Die Stadt Tschifu, sehr schön von Bergen umgeben, hat 75000 Einw., darunter 300 Europäer; das Europäerviertel liegt am Strand an und auf dem Signalhügel. Als Tschifu im Jahre 1862 dem Fremdhandel geöffnet wurde, hatte es wegen einer durch den Hoangho verursachten Überschwemmung, einer Störung im Betrieb des Kaiserkanals und des Taipingaufstandes Aussichten auf eine gute Entwickelung. Diese Hoffnungen haben sich wegen der mangelhaften [S. 279] Verbindungen mit dem Innern Chinas nicht erfüllt, und in neuester Zeit ist Tschifu vom günstiger gelegenen Tsingtau rasch überflügelt worden. Der Handel mit Rohseide, Seidenstoffen (Pongées), Spitzen (in Seide und Baumwolle) belief sich 1909 auf etwa 200 Mill. M. 38 Seidenspinnereien. Schule der China-Inland-Mission mit 300 Schülern. Mehrere Missionsanstalten. Berühmte Obstkulturen, Weinbau (The Chang yu Pioneer Wine Co., Leiter ein Österreicher, Baron v. Babo). Die zum Teil ummauerte Chinesenstadt ist schmutzig und wenig sehenswert. Spaziergang auf die höchste Hügelkuppe (405 m) mit kleiner Pagode bei Tschifu bietet *Aussicht über das Meer und das gebirgige Hinterland. Im Sommer wird Tschifu von europäischen Badegästen und amerikanischen, französischen und chinesischen Kriegsschiffen besucht. Tschifu ist Durchgangshafen für die nach N. fahrenden Dampfer.

Dampferfahrt. Aus dem Gelben Meere dampft man von Tschifu durch die mit Inseln reich besetzte Straße von Petschili in den Golf von Petschili (Tschili), dessen nördlichster Teil Liautunggolf heißt. Im Winter kann die Fahrt sehr kalt und stürmisch sein; meist benutzen die Dampfer die Tschangschan-Durchfahrt, wobei die Große Bambusinsel (Tatschuschan) etwa 4 Seem. und die Kleine Bambusinsel (Siautschuschan) r. und die Insel Tschangschan l. bleiben und dann das Blinkfeuer der Insel Hauki nahe passiert wird. Das Land an der Peihomündung ist so flach und niedrig, daß man nur die Schiffe auf der Reede, das Feuerschiff und r. den Leuchtturm auf der Insel Schaluitien sieht. Kleine Dampfer werden vom Lotsen über die Takubarre gebracht, während große auf der Reede, 8 Seem. seewärts von Taku, ankern; die Reisenden werden mit Dampfbarkassen in 1 St. an Land gesetzt. Bei der Einsteuerung in den Fluß sieht man die am 17. Juli 1900 während der Wirren eingenommenen Takuforts, bei deren Beschießung sich das deutsche Kanonenboot »Iltis« unter Korvettenkapitän Lans hervorragend auszeichnete; die durch Kapitän z. S. Pohl eroberten Forts sind jetzt gänzlich zerstört und dürfen nicht wiedererbaut werden; hinter dem alten Südfort am r. Ufer liegen die Lotsenhäuser der europäischen Takulotsen. Nach zwei scharfen Biegungen in der flachen Flußniederung des Peiho (vgl. beifolgende Karte), wo viele wagerecht drehende Windmühlen (Salzmühlen) die seichten Salzbecken mit Seewasser zur Salzgewinnung speisen, nahebei hohe Salzlager, vorbei am großen Fischerdorf Taku, erreicht man

Tongku (Station Hotel; Hôtel du Louvre, französische Küche, 12 Z., Pens. $ 6; Bahnwirtschaft), Hafenstadt für Tientsin und Peking, zugleich Ausgangspunkt der Bahnlinien nach Peking und Yingkou (Inkau), ein schmutziges Nest, in dem vorläufig noch deutsche, englische, japanische und französische Truppenposten stehen. Passagierdampfer landen an den Anlegebrücken nahe dem Bahnhof. Agentur des Norddeutschen Lloyd in Tongku (Taku): Melchers & Co. Außer den S. 278 angeführten deutschen Dampfern nach Tschifu, Tsingtau und Schanghai laufen japanische, englische und chinesische ebendahin und nach Nagasaki, Kobe, Dairen, Antung (am Yalu), Tschimulpo und Hongkong. Man beachte, daß die nach Japan verkehrenden [S. 280] Dampfer meist klein, daher bei schlechtem Wetter recht unbequem sind; Weltreisende sollten möglichst die Vorschläge S. 249 beachten, also von Berlin mit der Bahn über Peking-Hankau nach Schanghai reisen und von da mit großem Postdampfer nach Japan. Da außerdem für die Fahrt Tientsin-Japan meist wenig Kabinen I. Klasse verfügbar sind, muß man frühzeitig vorausbestellen.

Von Tongku nach Peking mit der Nordchinesischen Bahn in 11/2 St. für I. $ 1,6o, II. $ 1. (Die meisten Bahnbeamten sind Chinesen.) Haltestellen sind Hsinho und Künliangtschöng; nach schneller Fahrt durch die im Winter eintönige, im Sommer meist mit Kauliang, einer bis 3 m hohen Hirseart, bestandenen Ebene der Peihoniederung am l. Ufer des Flusses erreicht die Bahn (43 km) Stat. Tientsin Settlement.—Weiter nach Peking vgl. S. 277.


14. Peking und Umgebung.

Vgl. beiliegenden Plan.

Ankunft. Die beiden Kopfstationen der Nordchinesischen Bahn und der Peking-Hankau-Bahn liegen östl. und westl. vom Haupttor Tchiën-mönn. Vom Mukdenbahnhof erreicht man das Hôtel des Wagons-Lits zu Fuß in 3 Min. durch das»Water Gate«. Vom Hankaubahnhof fährt man in Rikscha 10 Min. zum Hotel durch das Tchiën-mönn. Hausdiener der Gasthöfe sind am Bahnhof.
Gasthöfe: Grand Hôtel des Wagons-Lits (deutsche Leitung), I. Haus, mit allem Komfort, 100 Z., Pens. $ 8-12, oft überfüllt, daher telegraphische Vorausbestellung (»Wagonlits-Peking«) dringend anzuraten.—Hôtel du Nord (deutscher Inhaber O. Ludwig), beim Tore Hatamönn, billiger, aber (sehr primitiv) in alten Chinesenhäusern.— Hôtel de Pékin (italienische Leitung), am Nordglacis.—Chinesische Gasthöfe sind für europäische Reisende unbewohnbar. Chinesische Speisehäuser (stets ungemütlich und schmutzig) zeigt der Führer. Vorher zu Hause essen!
Telegraph in der Telegraph Lane (vgl. Plan).
Postanstalten, deutsche, französische, japanische, russische, im Gesandtschaftsviertel.
Wagen besorgen die Gasthöfe, ebenso Rikschas.
Automobile zu Fahrten zum Sommerpalast (1 St.), Zoologischen Garten (1/2 St.).
Führer (Erklärungen mit Vorsicht aufzunehmen) besorgen die Gasthöfe, desgleichen Reittiere und Tragstühle zu Ausflügen.
Eisenbahnen: Nordchinesische Bahn (Imperial Railways of North China) nach Tientsin (S. 277) und nach Mukden (S. 324) mit Anschluß an die Südmandschurische Bahn (Reichskursbuch 706) über Charbin-Irkutsk-Moskau nach Berlin (S. 301); die Mongolische Bahn (Imperial Peking-Kalgan Railway) nach Suiyüan (S. 295) und die Peking-Hankau-Bahn oder Peihan-Bahn (Reichskursbuch 706; Imperial Ching-Han Railway) nach Hankau (S. 259 u. 299).
Geld s. S. 219. Viel falsches Silber-und Kupfergeld ist im Umlauf.—Banken: Deutsch-Asiatische Bank; Hongkong & Shanghai Banking Corporation; beide Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft, erstere auch der Deutschen Bank in Berlin und der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig. Ferner (seit 1910) Russisch-Asiatische Bank; Yokohama Specie Bank; Banque de l'Indo Chine, sämtlich in der Gesandtschaftsstraße.
Theater: In der Chinesenstadt, die besten in dem 1900 niedergebrannten Stadtteil sw. vom sogen. Kaisertor in der Straße Dà-schi-laol und ihren Parallelstraßen. Theater alten Stils am Fleischmarkt Jóū-schi, sö. vom Kaisertor. Beste Plätze auf der Galerie; Mitnahme eines Führers ratsam.


Peking.


[S. 281]

Reisebureau der Schlafwagengesellschaft im Hôtel des Wagons-Lits.— Führer: Boy-Ed, Peking und Umgebung, $ 2,20, und andre Führer in englischer Sprache im Hotel des Wagons-Lits käuflich.
Gesandtschaften (meist an der Gesandtschaftsstraße): Deutsches Reich, Gesandter Se. Exzellenz Wirkl. Geh. Rat Graf v. Rex (Sommersitz in Peitaiho). —Österreich-Ungarn, Ritter v. Kuczynski.
Deutscher Arzt: Stabsarzt Dr. Gelinsky, deutscher Gesandtschaftsarzt.— Deutsches Krankenhaus und Militärlazarett nördl. der deutschen Offiziershäuser. —Deutsche Apotheke: J. Betines & Co. im amerikanischen Hospital an der Hatamönnstraße, gegenüber Hôtel du Nord. Französisches Krankenhaus St.-Michel in der Gesandtschaftsstraße.
Geschäftsadressen. Deutscher Photograph: M. Hartung, gegenüber deutschem Offizierskasino; japanischer (gut) Yamamoto, neben Direktion der Peking-Hankau-Bahn;—Reiseausrüstung etc.: Kierulff & Co. (deutscher Inhaber Krüger), Gesandtschaftsstraße; H. Bahlke (deutsch), Hatamönnstraße, neben Hôtel du Nord; L. Wanniek (Österreicher), ebenda;— chinesische Geschäfte in der Hatamönnstraße und in der Chinesenstadt.
Zeiteinteilung für 10 Tage. 1. Tag: Gesandtschaftsviertel und Abendspaziergang auf der Mauer.—2. Tag: östliche Mandschustadt bis zum Gelben Tempel.—3. Tag: westliche Mandschu-und Kaiserstadt.—4. Tag: Chinesenstadt.—5. und 6. Tag: Ausflug zum kaiserlichen Sommerpalast (geöffnet jeden 5., 15., 25. chinesischen Datums, 3 Tage vorher bei Gesandtschaft einschreiben) und in die Westberge. —7.-10. Tag: Ausflug nach der Großen Mauer und den Minggräbern. —Ganz flüchtige Reisende brauchen 2 Tage für Peking, 1 Tag Sommerpalast und 3 Tage für den Ausflug zur Großen Mauer und den Minggräbern. Vgl. auch Zeiteinteilung auf S. 294.—Zu genaueren Studium der Stadt nehme man mindestens 4 Wochen Aufenthalt.
Hand Für Umschreibung der chinesischen Laute mit lateinischen Buchstaben befolgt jeder Schriftsteller über chinesische Dinge sein eignes System. Im folgenden sind die chinesischen Worte in der praktischen Umschreibung nach dem System Sir Thomas Wade's wiedergegeben, dessen Hauptregel ist: die Vokale wie im Deutschen, die Konsonanten wie im Englischen zu sprechen. Da viele Abweichungen vorkommen, ist die Aussprachebezeichnung in eckigen Klammern [] beigefügt; man merke: alle Laute wie im Hochdeutschen mit folgenden Besonderheiten: y = j in Jahr, jung; j = französisch j in Journal, Jongleur; h = ch in Bach, Loch; ch = ch in China, Chemie; ie stets getrennt sprechen i-ĕ (nicht wie langes i), ebenso ou, das entweder ŏ-ū oder ō-ū lautet; w wie englisch w (nicht wie deutsches w).

Geschichtliches. Die ältesten Nachrichten sind vom Jahr 1121 v. Chr., als ein Nachkomme des berühmten Kaisers Huang Ti mit der Stadt Chi [Dyi] belehnt wurde. Vom 8.-3. Jahrh. v. Chr. ist Chi die Hauptstadt des Königreiches Yên [Yĕn]. Unter der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) heißt die Stadt Yu-chou [Yó-djŏu]. 936 wurde sie von den aus Liaotung hereinbrechenden Kitan-Tataren erobert, die als Liao-Dynastie über Nordchina herrschten und die Stadt im Gegensatz zu ihrer nördlichen Hauptstadt Liaoyung Nanking = »Südliche Hauptstadt« nannten. Seit jener Zeit ist Peking mit kurzen Unterbrechungen die Residenz geblieben. Als 1125 die Chin-[Dyin]-Tataren die Liao vertrieben hatten, wurde Peking unter dem Namen Chung-tu [Djúng-du] ihre Hauptstadt. 1215 vertrieb der mongolische Eroberer Djingis Khan die Chin und machte Peking zur Hauptstadt einer Provinz seines Reiches. Sein Enkel Kublai Khan verlegte 1264 die Residenz der mongolischen Kaiser von Karakorum nach Peking und erweiterte 1267 die alte Stadt, die er Ta-tu [Dá-du, »Große Hauptstadt«], mongolisch Khanbaligh, »Stadt des Khan«, nannte. Zugleich errichtete er ein System von Peking ausgehender, fester Straßen.

[S. 282]

Der Grund, einen so exzentrisch gelegenen Platz zur Hauptstadt des gewaltigen Reichs zu machen, mag in der sichern Lage der Örtlichkeit beruht haben. Vom Meere her drohten in frühern Zeiten keine Gefahren, und nach N. und W. genoß Peking schon durch die schwere Überschreitbarkeit des in diesen Richtungen liegenden Gebirgslandes einen guten natürlichen Schutz, der durch das großartige Befestigungssystem der»Großen Mauer«noch erhöht wurde. 1368 vertrieb Hung Wu, der erste Kaiser der einheimischen Ming-Dynastie, die Mongolen aus China und änderte den Namen des eroberten Peking in Pei-p'ing-fu [Bè-ping-fú]], residierte aber selbst in Nanking. 1409 verlegte der dritte Mingkaiser Yung Lo die Residenz von dort nach Pei-p'ing-fu, das nun zum erstenmal den Namen Peking (chines. Pei-ching [Bé-dying]) erhielt. Dieser Name ist in Europa allgemein bekannt geworden durch die zu jener Zeit zum erstenmal eintreffenden Jesuitenmissionare, die den Namen Peking ihren Karten einverleibten. Die Chinesen selbst nennen Peking einfach Ching [Dying] =»Hauptstadt«; amtlich heißt es Shun-tien-fu, und in der gelehrten Schriftsprache hat es seinen alten Namen Yên behalten. 1644 wurde die Stadt von den Mandschu beim Sturze der Ming-Dynastie geplündert, 1662 und 1730 von Erdbeben heimgesucht. 1728 gründeten hier die Russen eine Kolonie Peking; englische Gesandte residierten hier zeitweise seit dem Opiumkrieg (S. 216), französische, italienische, deutsche folgten 1861. Am 12. Okt. 1860 wurde die Stadt nach leichten Gefechten und einem Bombardement der Nordmauer vom Gelben Tempel aus den englisch-französischen Truppen für einen Tag geöffnet. Man begnügte sich mit einem kurzen Demonstrationsmarsch durch die An-ding-mönn-Straße, zerstörte aber den Sommerpalast, um die Ermordung der englischen Parlamentäre zu rächen. Anfang Juni 1900 erreichte die Boxerbewegung Peking. Vom 12. Juni bis 14. Aug. war die Stadt von allem Verkehr mit der Kulturwelt abgeschnitten (vgl. S. 276). Nach der Einnahme blieb Peking über 1/2 Jahr von den verbündeten Truppen besetzt. Neuerdings soll der Sitz der republikanischen Regierung nach Nanking verlegt werden.

Peking (»nördliche Hauptstadt«), Hauptstadt des chinesischen Reiches mit 1017209 Einw., Residenz des Kaisers, unter 39° 45' nördl. Br. (etwa wie Madrid), 37 m ü. M., in der nördl. Ausbuchtung der Großen Ebene, 150 km vom Meer, nahe dem mauerartigen Abfall des Nankougebirges, zwischen den Flüssen Hunho und Peiho und von drei Bächen durchflossen, die, zum Kanal vereinigt, bei Tungtschou in den Peiho münden. Das Klima ist ziemlich stark kontinental (vgl. S. 264), der Winter so kalt wie in Ostpreußen, der Sommer so heiß wie in Konstantinopel; die Regen (633 mm im Durchschnitt) drängen sich auf die Sommermonate (namentlich Juli und August) zusammen, den größten Teil des Jahres über herrscht arger Staub, die Luft ist fast stets dunstig. Hunho und Peiho sind von Dezember bis Februar gewöhnlich zugefroren. Die Stadt, deren Mauer eine Fläche von 63,5 qkm umschließt, war nur noch ein Schatten früherer Pracht, ist aber jetzt in neuem Aufblühen begriffen, hat neben alten schlechten auch viele neue gute Straßen, dabei viele Ruinen einst bedeutender Bauwerke (meist 1900 zerstört), elende Häuser; große Flächen sind verödet oder nicht bebaut. Peking besteht aus zwei durch eine 9 m hohe und sehr breite Mauer getrennten Teilen: der von den Fremden so genannten Tataren-oder Mandschustadt und der Chinesenstadt. Als 1644 die Mandschu Peking erobert hatten, verteilten sie das Gebiet der Nordstadt unter sich und zwangen die Chinesen zur Auswanderung nach der Südstadt; heute wohnen aber viele Chinesen in der Tatarenstadt. Die Chinesen [S. 283] selbst nennen die erstere Nei-ch'êng [Nétschong], »Innere Stadt«, und die letztere Wai-ch'êng [Waí-tschong], »Äußere Stadt«. Die nördlichere Tataren-oder Mandschustadt bildet ein nahezu regelmäßiges Rechteck mit einer 23,6 km langen Mauer von 13 m Höhe und oben 11 m Breite, die von 9 Toren durchbrochen wird, von denen drei zur Chinesenstadt führen und über denen, wie über den vier Ecken, 30 m hohe Pavillons aufsteigen. Doch sind die meisten verfallen, ebenso wie die Wälle und der 18 m breite Graben. Die Tatarenstadt besteht aus drei Teilen: den innersten Kern bildet die Rote Verbotene Stadt (Tzĕ-chin-ch'êng [Dsè-dyin-tschong), so genannt nach der sie umschließenden roten Mauer; es ist die Residenz des Hofes, umgeben mit breitem Wassergraben. Um die Verbotene Stadt zieht sich die gleichfalls durch eine Mauer abgeschlossene Kaiserstadt (Huang-ch'êng [Huáng-tschong]), in der sich meist Behörden und Beamtenwohnungen befinden; sie ist dem freien Verkehr eröffnet mit Ausnahme der Westseite, wo Militärposten den Eingang zu den Kaiserlichen Westgärten absperren. Im W. der Kaiserstadt liegt die neue Reichsuniversität, die aber in etwa 2 Jahren auf ein umfangreiches Gelände vor der Nordmauer der Tatarenstadt übersiedeln soll. Um die Kaiserstadt lagert sich dann als dritter Gürtel die eigentliche Innere Stadt. Hier liegen im SO., nahe der Mauer, die 1900 zum Teil zerstörten Gesandtschaftsgebäude Deutschlands, Österreich-Ungarns, Rußlands, der Vereinigten Staaten, Englands, Spaniens, Japans, Frankreichs, Italiens, der Niederlande und Belgiens; der Ketteler-Gedenkbogen (S. 284); die Sternwarte, das Waiwupu (Ministerium des Auswärtigen), das neue Parlament (an Stelle der alten Prüfungshallen; S. 289), die ungeheuern Vorratskammern für den Reis der Bannerleute, der große Lamatempel, der Tempel des Confucius, die Halle der Klassiker, der Paukenturm und Glockenturm, im W. der Tempel der Kaiser, der Tempel der weißen Pagode. Ferner der Neubau des Palais des Prinzregenten. Eine 1901 neuaufgebaute Südkathedrale Nan-tang liegt am Schun-dschĭ-mönn, eine Ostkathedrale Dung-tang nördl. vom Gesandtschaftsviertel. Die englischen und amerikanischen protestantischen Missionen haben mehrere Krankenhäuser. Nahe dem Waiwupu errichtete die chinesische Regierung 1883 die Schule der westlichen Wissenschaften (Tungwênkuan) mit europäischen Dozenten, Bibliothek und Druckerei, auch Peking-Universität genannt, die aber 1900 mit allen Bücherschätzen abbrannte. —Die Kaiserstadt umschließt mit 4-6 m hohen, oben 16 m dicken und 7 km langen Mauern mit vier Toren zwei künstliche Seen, aus deren Ausschachtungen zwei Hügel, darunter der 66 m hohe, aussichtsreiche Kohlenhügel (S. 287) gebildet sind. Hier die neue katholische Kathedrale St. Sauveur (seit 1883), der Peitang (Bétang = Nordkathedrale), Sitz des apostolischen Vikars von Peking und Nordtschili, ein Seminar, Schule, Buchdruckerei und ein Hospital der Schwestern de la Charité. Die ältern chinesischen Bauten, zum Teil 1900 zerstört, haben meist modernen Bauten, wie den Kasernen der Gardetruppen, Schulen und Regierungsgebäuden, Platz machen müssen. Die Dächer des Palastes sind gelb (die Farbe des kaiserlichen Hauses).—Die innerhalb der Kaiserstadt gelegene Rote Verbotene [S. 284] Stadt, benannt nach der sie umgebenden roten Ziegelmauer, hat vier reichgeschmückte Tore, vier große Repräsentationshallen für verschiedene Staatsaktionen, Privatgemächer, Paläste der Frauen und Prinzen, Wohnungen der zahlreichen Dienerschaft (ca. 3000), Kasernen der Leibgarden, Gärten, Ställe, die Bureaus des Staatsrats und des Großsekretariats etc., eine kaiserliche Bibliothek (1900 verbrannt). —An die Tatarenstadt schließt sich südl. die Chinesenstadt mit einer aus Chinesen und Mandschus gemischten Bevölkerung, wo alle Warenhäuser und Verkaufsbuden, die große Buchhändlerstraße und auch die Tempel des Himmels und des Ackerbaues liegen; der erstere gilt für den schönsten Tempel Chinas.—Die Straßen sind rechtwinklig angelegt; die schönste, jetzt modern makadamisiert, führt vom Südtor der Chinesenstadt bis zu dem der Verbotenen Stadt. Peking beginnt jetzt eine Selbstverwaltung und hat schon ein städtisches Wasserwerk; die Ordnung wird durch ein starkes Polizeikorps aufrechterhalten. Die Garnison besteht aus einem Teil der Gardedivision, deren Rest bei den Sommerpalästen liegt. Zwei Divisionen moderner Truppen stehen im Jagdpark südl. Peking und im Nordpark bei Tching-ho an der Kalganbahn. Die europäischen Gesandtschaften haben seit den Wirren 1900/01 Wachen eigner Truppen, die während der Revolution 1911/12 verstärkt wurden.—Die Industrie beschränkt sich auf Porzellan, Cloisonnée (die beste Werkstätte von Yang-Tien-Li ist in einer Nebenstraße nördl. vom Kettelerdenkmal), Edelsteinschleiferei, seit 1906 auch ein Elektrizitätswerk. Nicht unbedeutend ist der Buchhandel.

Rundgang. Wegen der großen Entfernungen muß man auch in der Stadt Wagen oder Rikschas benutzen. Beim Besuch der Sehenswürdigkeiten hat man mit der orientalischen Aufdringlichkeit der Chinesen gegen Fremde zu rechnen, daher tut man gut, sich eines vom Gasthof empfohlenen Führers zu bedienen; kleine Trinkgelder (10 c.) öffnen alle Türen; ob eine Sehenswürdigkeit zugänglich ist oder nicht, erfährt man im Hotel.—Vom Bahnhof gelangt man durch das Wassertor in das Gesandtschaftsviertel; geradeaus führt die Kanalstraße r. am Deutschen Postamt vorbei und r. in die Gesandtschaftsstraße (an der Ecke das Grand Hôtel des Wagons-Lits), wo man r. bald die Deutsche Gesandtschaft erreicht, in deren Garten ein Kreuz zum Andenken an den am 20. Juni 1900 ermordeten Freiherrn v. Ketteler steht. Gegenüber liegen die Japanische und Französische Gesandtschaft, beide mit Postämtern; weiter östl. an der Gesandtschaftsstraße die deutschen Offizierswohnhäuser; r. die deutsche Walderseekaserne. In der Schwarzhoffstraße (l.) das deutsche Militärlazarett. Am Ostende der Gesandtschaftsstraße liegt in der Hatamönnstraße das Hôtel du Nord und in dessen Nähe die amerikanische Mission nebst Krankenhaus. Nun biege man l. in die Hatamönnstraße ein, die in gerader Linie nach N. durch die ganze Mandschustadt führt; an ihr liegt r., an der Nordostecke des Gesandtschaftsviertels, der Östliche Triumphbogen (»der östliche einfache Bogen«, [Dung-dan paí-lŏ), dann folgt 0,5 km nördl. der Ketteler-Ehrenbogen, 1903 vom chinesischen Reich zur Sühne erbaut an der Stelle, wo der deutsche Gesandte ermordet wurde; l. der Palast des Prinzen [S. 285] , r. in einer Querstraße das Waiwupu (Auswärtiges Amt). In der Hatamönnstraße, 1,5 km nördl. weiter, liegen die vier Triumphbogen (»die vier östlichen Bogen« [Dung-ssĕ paí-lŏū]), in deren Nähe l. der 1902 abgebrannte Lamatempel Lung-fu-ssĕ (»Tempel des unendlichen Glücks«, 1451 erbaut); hier Wochenmärkte am 9., 10., 19., 20., 29. und 30. Tage jedes chines. Monats. Am Nordende der Hatamönnstraße liegt etwas westl. der Kungfutszetempel (Confucius, chines. Kuo-tzĕ-chien [Guò-dsĕ-dyién],»Akademie des Landesphilosophen«), einfach und vornehm gehalten, mit zahlreichen Votivtafeln.

Die alten Zypressen in den Höfen stammen noch aus den Zeiten der Yüan-und der Ming-Dynastie (1206- 1368, 1368-1644). Im Frühjahr und im Herbst wurden in der Haupthalle den Manen des alten Weisen und seiner Schüler von den höchsten Beamten Opfer dargebracht, und jeder Kaiser opfert einmal nach seinem Regierungsantritt persönlich und stiftet darauf eine aus vier goldenen Zeichen auf blauem Grunde bestehende Votivtafel. Seitdem Kungfutsze 1906 von der Kaiserinregentin Tzĕ-hsi Himmel und Erde gleichgestellt wurde, muß der Kaiser oder sein Vertreter jährlich einmal opfern. Die Votivtafeln der neun Herrscher der gegenwärtigen Dynastie hängen in der Haupthalle, in deren Mitte vor einem Opfertische die Seelentafel des Kungfutsze (chinesisch K'ung Tzĕ [Kúng Dsĕ], d. h. der Meister K'ung) steht, mit der mandschurischen und chinesischen Inschrift: »Seelentafel des allerheiligsten Vorfahren und Lehrers Kungfutsze«. Die Seelentafeln seiner vier Hauptschüler stehen paarweise davor. Tsêng tzĕ [Dsóng-dsĕ] schrieb die»Große Lehre«, das erste der vier kanonischen Bücher; Mencius (Mêng-tze [Móng-dsĕ]) das nach ihm benannte vierte dieser Bücher; Tzĕ ssĕ [Dsĕ-ssĕ] verfaßte die »Lehre von der Goldenen Mitte«und Yĕn Hui (Yen-húi) die»Gespräche des Kungfutsze«. Die Seelentafeln sechs weniger berühmter Philosophen stehen auf jeder Seite, darunter die des Chu Hsi (Dju-chi), des bekannten Denkers der Sung-Dynastie im 12. Jahrh.— Auf jeder Seite des Vorhofes liegt eine Halle mit den Seelentafeln berühmter Philosophen der Schule des Kungfutsze. Auf der Oststeite die Tafeln von 78 tugendhaften, auf der Westseite die von 54 gelehrten Männern; 86 davon waren Schüler des Meisters.
Im Hofe sechs viereckige rote Pavillons mit Dächern von Ziegeln im kaiserlichen Gelb und Steininschriften im Innern. Darauf berichten die großen Mandschukaiser K'ang Hsi, Yung Chêng und Ch'ien Lung ihre Eroberungen im 18. Jahrh.: 1704 K'ang Hsi: Eroberung der westlichen Mongolei; 1726: Yung Chêng: Eroberung von Kukunor; 1750 Ch'ien Lung: Eroberung des Landes der Miao in Hunan u. Kweitschou; 1760 Ch'ien Lung: Eroberung der Dsungarei; 1760 Ch'ien Lung: Eroberung von Turkestan; 1777 Ch'ien Lung: Unterwerfung der eingebornen Stämme in Szetschuan.—Im Torwege zu diesem Hofe liegen die berühmten Steintrommeln (die schwarz und unscheinbar aussehenden Originale hinter einem rot angestrichenen Holzgitter auf der Nordseite des Tores); sie werden zuerst im 7. Jahrh. erwähnt, sollen 2500 Jahre alt sein und das älteste erhaltene chinesische Schriftdenkmal darstellen. Sie enthalten in altertümlicher Schrift eine poetische Darstellung der Jagdzüge des Königs Hsüan Wang. Kaiser Ch'ien Lung hat aus weißem Marmor Nachbildungen der alten Trommeln anfertigen und südl. vom Tor aufstellen lassen.
Im Vorhofe wurden ehemals die alle drei Jahre wiederkehrenden höchsten literarischen Examen in Mattenzelten abgehalten. Zur Erinnerung an jedes Examen wurde eine Steintafel mit dem Namen der jeweilig Graduierten errichtet, die hier den Titel eines »chin-shih«(dyín-schĭ) erwarben. Die ältesten drei Tafeln stammen noch aus der Zeit der Yüan-Dynastie (1206- 1368). Es ist jedenfalls das älteste Doktorenalbum der Welt.

Westl. anschließend an den Kungfutszetempel liegt die von den Fremden so genannte Klassikerhalle, chines. Pi-yung-kung [Bi-yung-gúng], [S. 286] etwa»Palast der vollendeten Harmonie«, erbaut vom Kaiser Ch'ien Lung (1736-96). Am Eingang zum innern Hof ein schöner Torbogen mit farbigen glasierten Ziegeln und Kacheln. In den offenen Hallen, die den Hof umziehen, ist der authentische Text der neun Klassiker auf weißen Marmortafeln eingegraben. In dem Pavillon inmitten des Hofes pflegte der Kaiser seine eignen Gedichte und Aufsätze den höchsten Gelehrten des Landes jährlich einmal vorzulesen. Unter seinen Nachfolgern ist das Gebäude nie mehr benutzt worden. (Trinkgeld in jeder dieser Anlagen 10 c. die Person; unverschämte Mehrforderungen sind gelassen zu ignorieren). —3 Min. östl. liegt der von den Fremden so genannte Lamatempel, chines. Yung-ho-kung [Yùng-hōŏ-gúng], »Palast des harmonischen Friedens«, eine weitläufige, prächtige Anlage, ursprünglich das Kronprinzenpalais des spätern Kaisers Yung Chêng (1723-1736), bewohnt von etwa 400 Lamas der tibetischen Gelben Kirche, sämtlich mongolischer Abkunft (keine Chinesen!), unter der Leitung tibetischer Oberpriester. Haupt des Klosters ist ein sogen. »Lebender Buddha« (Hūo-fōŏ), d. h. die jeweilige Reinkarnation eines tibetischen Heiligen; doch residiert dieser seit Jahrzehnten in Dolonnor (acht Tagereisen von Peking) in der Mongolei und besucht nur gelegentlich im Winter die Hauptstadt. Der wirkliche Leiter des Klosters ist ein tibetischer Abt. Die Anlage enthält schöne Hallen, Pavillons mit kaiserlichen Inschriften, tibetische Gebetsmühlen, sehr schöne Altarschnitzereien und in der letzten Haupthalle ein angeblich aus einem einzigen Stück Sandelholz gefertigtes, 14 m hohes Monumentalbild des aufrechtstehenden »Bodhisattva Maitrêya«, des buddhistischen Messias, der als fünfter und vollendeter Buddha unsrer Kalpa, des gegenwärtigen Weltzeitalters, erscheinen wird, um unsre Welt zu erlösen. Da die Größe der menschlichen Natur mit wachsender Sittenreinheit zunimmt, wird der Bodhisattva erst zum Buddha werden, wenn unsre Nachkommen so groß sind wie sein Bild! Sehenswert sind die dreimal täglich stattfindenden Gebetsübungen der Mönche (Messelesen in tibetischer Sprache. Wunderbare tiefe Stimmen, tiefes d!). Nicht hineingehen und nicht stören! Bei jeder Halle die Person höchstens 10 c. Trinkgeld, Mehrforderungen ignoriert man; den Bettlern im Vorhofe nichts geben!—Nun wende man sich westl. durch eine der Querstraßen zum *Paukenturm (Ku-lou [Gú-lŏū]), von Kublai Khan erbaut, dann abgebrannt und in vergrößertem Maßstabe von Yung Lo aus Ziegelsteinen neu errichtet (früher nur Holzbau). Die großen Pauken wurden früher als Alarmsignale geschlagen; eine bronzene Wasseruhr ist seit 1900 verschwunden. Schöne *Aussicht über ganz Peking, doch des schlechten Abstiegs wegen nur schwindelfreien Personen zu empfehlen.—Gleich nördl. davon der Glockenturm (Chung-lou [Djúng-lŏū]), vom Kaiser Ch'ien Lung 1740 erbaut, um eine der berühmten fünf Riesenglocken des Ming-Kaisers Yung Lo darin aufzuhängen; die Glocke wird nicht mehr geschlagen. Von der obern Terrasse gleichfalls schöne Aussicht, doch unbequemer Aufstieg.—Nun folge man der breiten Straße, die südl. zum Tor des irdischen Friedens (Ti-an-mén [Di-an-mönn]) oder Hintertor (Hou mên [Hŏū-mönn]) der Kaiserstadt führt; [S. 287] wenn man am Ende der Straße den Ahnentempel (Pl. 1) erreicht, biege man l., vorbei an den Leichenhallen der kaiserlichen Familie (r.; Pl. 12) und der kaiserlichen Nebenfrauen (l.; Pl. 13), zur Reichsuniversität (chines. Ta-hsüeh-t'ang [Dà chüĕ-táng]), ein Alumnat für 500 Studenten, geleitet von einem Rektor und 7 Prorektoren für 7 Fakultäten, einige deutsche, englische, amerikanische und französische Dozenten neben vielen eingebornen Professoren, die größtenteils im Auslande studiert haben; Bibliothek, Sammlungen und Druckerei. Zur Universität gehört das Dolmetscherseminar nahe dem»Östlichen Friedenstor«(1910 eröffnet für 300 Studenten).— Westl. von der Universität erhebt sich der Ching-shan (Dying-schan), »Aussichtsberg«, von den Fremden nach einer alten chinesischen Sage Kohlenhügel genannt, weil er angeblich aus Kohlen besteht, die für den Fall einer Belagerung Pekings dort aufgestapelt liegen sollen; in Wahrheit besteht er aus den Erdmassen, die bei Anlage der künstlichen Teiche in den Kaiserl. Westgärten ausgehoben worden sind. An einem inzwischen abgestorbenen Baum am Ostabhange des Hügels erhängte sich 1644 der letzte Mingkaiser Ch'ung Chêng (Tschúng-djong), als der Rebellenführer Li Tzĕ-ch'êng [Li Dsĕ-tschóng] die Westmauer der Tatarenstadt erstürmt hatte. Das Gebiet des Chingshan gehört zur Verbotenen Stadt und ist für Besucher unzugänglich.—Sw. liegen die gleichfalls unzugänglichen Kaiserlichen Westgärten (Hsi yüan [Chi-yüen]) mit den Ssan-hai, oder»Drei Meeren«, d. h. drei Lotosteichen. Am Nordteich der berühmte Lamatempel (Pl. 23) mit Kolossalfigur eines tausendarmigen Bodhisattva Avalokitêsvara und eine Halbinsel mit weithin sichtbarer weißer Pagode, in deren Nähe ein Altar der Schutzgottheit des Seidenbaues errichtet ist, an dem die Kaiserin nach altem Herkommen mit den Damen des Hofstaates alljährlich einmal opfert.—An der Südwestecke des Mittelteiches lag der seinerzeit vom Feldmarschall Grafen von Waldersee bewohnte Palast der Kaiserinregentin, der am 18. April 1901 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel. An seiner Stelle stehen jetzt geschmacklose Gebäude, in denen die verstorbene Kaiserinregentin Tzĕ-hsi das diplomatische Korps in Audienz empfing. Inmitten des Südteiches liegt der von den Fremden so genannte Inselpalast, (Pl. 8), in dem der Kaiser Kuang Hsü 1898-1900 von der Kaiserinregentin gefangen gehalten wurde; er diente später gelegentlich zu Audienzzwecken. Die Westgärten gehören zur Verbotenen Stadt und sind nicht zugänglich.—Zwischen Nord-und Mittelteich führt die Marmorbrücke (Pl. 9) zu einer breiten Allee, die durch das »Westliche Friedenstor« aus der Kaiserstadt in die Mandschustadt führt; an der breiten Allee, von den Franzosen 1901 angelegt und Avenue Voyron genannt, liegt r. (nördl.) *Peitang [Bétang], der Sitz des französischen Erzbischofs und der Lazaristenmission mit der Kathedrale St.-Sauveur und mehreren Klöstern und Schulen, die während der Belagerungszeit 1900 von einer Handvoll französischer und italienischer Matrosen tapfer gegen den chinesischen Pöbel verteidigt wurden.

Die Rote Verbotene Stadt (unzugänglich) ist mit einer 3584 m langen rotbraunen Mauer umgeben (s. oben) und durch einen 30 m [S. 288] breiten Wassergraben von der Kaiserstadt getrennt; nur vier Brücken, je eine von jeder Seite, führen über den Graben. Die europäischen Truppen haben 1900 arg in der Roten Stadt gehaust und viele kostbare Kunstwerke zerstört. Gebäude, Tempel und Gärten stammen meist aus der Zeit der großen Mandschukaiser (1662-1796), doch reicht die ursprüngliche Anlage bis auf Kublai Khan (1260-95) zurück; sie haben geschweifte, reichverzierte Dächer mit gelben Ziegeln, deren Giebel mit goldenen Drachen gekrönt sind.—Am Westende der Gesandtschaftsstraße gelangt man südl. zum Chêng-yang-men [Djòng-yang-mönn], dem »Tor der senkrecht gegenstehenden Sonne«, d. h. Südtor, von den Fremden Kaisertor, volkstümlich Tchiën-mönn, »Vorderes Tor«, genannt; die im Juni 1900 abgebrannten Turmaufbauten sind 1905/07 wiederhergestellt. Diesem mittlern Südtor der Mandschustadt liegt im N. das Haupteingangstor des Kaiserpalastes Da-Tching-mönn, d. h. »Tor der Großen Mandschu-Dynastie«, unmittelbar gegenüber. Weiter nach N. zu folgt dahinter ein langer Vorhof bis zum Südtor der Kaiserstadt,»Tor des himmlischen Friedens«genannt; von da führt noch ein weiterer Vorhof zwischen Anlagen und durch das»Tor der Erhabenheit«, neben dem l. der»Altar der Götter des Landes und der Feldfrüchte«(Pl. 3), r. der Ahnentempel des Kaisers (Pl. 2) steht, über eine reichgeschmückte Brücke und durch das Mittagstor (Wumönn) in die Rote Verbotene Stadt. Die großen Mittelplätze sind durch Tore und Hallen abgeteilt. Man gelangt durch das»Tor der Eintracht«(Taihomönn) in die»Halle der höchsten Eintracht«(T'ai-ho-tien [Taì-hōŏ-dién]), dann in die »Halle der mittlern Eintracht«(Chung-ho-tien [Djung-hōŏ-dién]) und schließlich in die»Halle der beschützten Eintracht«(Pao-ho-tien [Bào-hōŏ-dién]); diese Hallen dienen lediglich als Repräsentationsräume bei bestimmten Staatsaktionen, so der T'ai-ho-tien zur Neujahrs- und Geburtstagsgratulation vor dem Kaiser, der Chung-ho-tien zur Aufbewahrung der Staatssiegel und der Bao-ho-tien als Prüfungshalle beim Palastexamen. Vom nördl. Vorhof der letzten Halle führt das »Tor der himmlischen Reinheit« (Pl. 3) in den Palast der himmlischen Reinheit (Ch'ien-ch'ing-kung [Tchiĕn-tching-gúng]), worin in der Morgenfrühe die fünf Mitglieder des Staatsrats dem Kaiser oder dem Regenten Vortrag halten. In dieser Halle finden auch seit 1901 die großen Audienzen statt, die fürstlichen Gästen oder dem diplomatischen Korps erteilt werden. Bestimmte Wohnungen des Kaisers etc. gibt es nicht. Die ewige Attentatfurcht bewirkt, daß schon seit alten Zeiten die Mitglieder der kaiserl. Familie in den weiten Palastgründen tageweise von Haus zu Haus ziehen. Die verstorbenen Majestäten wohnten in einem der Pavillons der Westgärten oder des Sommerpalastes; östl. von den Wohnungen der Nebenfrauen des Kaisers, getrennt durch das »Tor des Kriegsgottes« (Pl. 4), liegen die Wohnungen und Paläste der kaiserlichen Frauen und südl. davon die Wohnungen der kaiserlichen Kinder. Außerdem liegen im nördl. Teile der Verbotenen Stadt die Wohnungen der Dienerinnen, Eunuchen, die Seidenlager, Pelzlager, Theatersäle, Pagoden und verschiedene andre Paläste.

*Spaziergänge auf der Südmauer der Mandschustadt sind sehr [S. 289] zu empfehlen; 1910 ist vom diplomatischen Korps ein Promenadenweg mit Ruhebänken zwischen Tchiën-mönn und Hada-mönn angelegt. Ein Aufgang zur Mauer liegt am Südende der Sodenstraße, die gegenüber der St.-Michelkathedrale von der Gesandtschaftsstraße südl. führt, ein zweiter westl. vom Wassertor hinter der Russisch-Asiatischen Bank. Man geht westl. auf der Mauer bis zum Wassertor und Tchiën-mönn; östl. gelangt man über das Hadamönntor auf der Mauer am deutschen Friedhof vorbei bis zum SO.-Eckturm, dann noch 3/4 km nördl. bis zur Kaiserlichen Sternwarte (Kuanhsiang t'ai [G'wàn-chiang-taí]), erbaut 1279 unter Kublai, geleitet im 14.-17. Jahrh. von arabischen Astronomenfamilien, dann von den Jesuiten, deren berühmter Astronom P. Verbiest (gest. 1688 in Peking) die alten mongolisch-arabischen Instrumente durch kunstvolle, zeitgemäßere Armillarsphären, Azimutalkreise, Sextanten und einen Himmelsglobus ersetzte. Einige dieser Instrumente wurden 1901 nach Potsdam gebracht; der Himmelsglobus ist 1905 durch eine (allerdings nur 1/3 so große) Nachbildung ersetzt worden. Die Franzosen haben die von ihnen seinerzeit fortgenommenen Instrumente 1905 zurückgegeben. (Von der frühern Existenz der in Deutschland befindlichen zeugen nur die leeren Steinsockel.)—Dicht nördl. von der Sternwarte lagen die Großen Prüfungshallen (Kung-yüan [Ging-yüan]) mit mehreren tausend Zellen, wo alle drei Jahre aus dem ganzen Reiche die bereits doppelt geprüften Anwärter ihr Staatsexamen und »den Doktor machten«, d. h. den Titel »Chü-jên« [Dyü-jön] erwarben, der Anrecht auf die Beamtenlaufbahn gab (die alten Examina sind 1905 abgeschafft worden). Das Gebäude wurde 1900 von den fremden Truppen zerstört und wird gegenwärtig zum Bauplatz für das 1912 zu eröffnende Parlament hergerichtet. Ein deutscher Architekt baut hier das Oberhaus (Schang-i-yüan) und das Unterhaus (Chia-i-yüan) des modernen China.

Zum Besuch der Chinesenstadt fährt man mit Rikscha durch das Tchiën-mönn südl. in die breite, gepflasterte Tchiën-mönn-Straße, an der 2,5 km vom Tor r. der von den Fremden so genannte Ackerbautempel, chines. Hsien-nung-t'an [Chièn-nung-tán], »Altar des ersten Ackerbauers«, d. h. des sagenhaften Kaisers Shên-nung [Schönnung] (2838-2698 v. Chr.) liegt, eine große, mit prächtigem Park und einer 3450 m langen Mauer umgebene Anlage, die vom Kaiser Chia Ch'ing [Dyiá-tching] der Ming-Dynastie (1522-67) erbaut und unter Kaiser Ch'ien Lung [Tchien-lúng] (1736-96) der regierenden Mandschudynastie erneuert wurde.

Es bestehen vier Kultusstätten: der eigentliche Altar des Shên-nung, eine Tempelhalle des Jahresgottes (Tai-sui-tien [Tai-ssōē-dién]), eine ebensolche des Planeten Jupiter (Mu-hsing-tien [Mù-ching-dién]) und die Halle Pei-tien [Bé-tièn], wo der Kaiser in jedem Frühjahr seine Kultushandlungen beginnt. Vor einer Terrasse das Feld, das der Kaiser an einem bestimmten Tag im Frühjahr mit den Prinzen des kaiserlichen Hauses, den höchsten Beamten der Stadtverwaltung und einer Anzahl der ältesten Greise Pekings eigenhändig bestellt; der Kaiser zieht mit dem Pfluge drei, die übrigen Teilnehmer an der feierlichen Handlung je eine Furche und streuen symbolisch Reis-, Weizen-und Hirsekörner darüber. Der früher benutzte kunstvolle Bronzepflug ist 1900 verschwunden und jetzt durch einen plumpen, gelb angestrichenen Holzpflug ersetzt worden.

[S. 290]

Während der Okkupation von 1900/01 diente die Tempelanlage den amerikanischen Truppen unter General Chaffee als Quartier.—Priester gibt es hier, wie in allen kaiserlichen Tempeln, nicht, da der Kaiser in diesen der einzige Priester ist. (Trinkgeld an die führenden Aufseher 10-20 c.)

Gegenüber liegt der schönste und großartigste Tempel Pekings, der von den Fremden sogen. *Himmelstempel, chines. T'ien-t'an [T'ien-tán], »Altar des Himmels«, eine gewaltige Anlage von einer 5750 m langen Mauer umgeben, unter der Regierung des Mingkaisers Yung Lo (1403-25) erbaut; sie diente dem Kult des Himmels und der Erde, bis Kaiser Ch'ien Lung im 18. Jahr seiner Herrschaft (1754) einen besondern »Altar der Erde« (Ti-t'an [Di-tán]) im Norden Pekings vor dem Tore An-ting-mên [An-ding-mönn] erbaute.

Durch das nördl. Tor der äußern Westmauer gelangt man durch eine Allee schöner alter Zypressen zum Tore der innern Mauer. Hinter diesem erblickt man zunächst r. ein von einem Graben umzogenes Gebäude, die Halle der Enthaltsamkeit (Chai-kung [Djaí-gung]), woselbst der Kaiser die Nacht vor dem Opfer fastet; sehenswerter Thronsessel im Hauptraume. —Dann sö. zum großen Hauptaltar, chines. Yüan-ch'iu [Yüĕn-tchió], »Runder Hügel« oder Nán-t'an, Südaltar genannt, ganz aus weißem Marmor erbaut und von Marmorbogen umgeben. Hier opfert der Kaiser als »Sohn des Himmels«alljährlich zur Zeit der Wintersonnenwende als Hoherpriester seines Volkes und erfleht den Segen des Himmels für das kommende Jahr. Auf der obersten Plattform werden zur Zeit des Opfers eine Anzahl Zelte aus dunkelblauem Tuch errichtet, in die auf vergoldeten hölzernen Thronsesseln die Seelentafeln des »Allerhöchsten Himmlischen Herrschers«, des Jahres, der Gestirne, der Sonne, des Mondes und der 8 kaiserlichen Ahnen des regierenden Hauses stehen. Vor allen Tafeln stehen Opfertische mit den verschiedensten Sorten von Fleisch, Wildbret, Fischen, Sämereien, Früchten und Backwerk. Während der Kultushandlung, die die kaiserliche Kapelle auf eigenartigen, kunstvoll gearbeiteten Instrumenten mit einer uralten Sakralmusik begleitet, kniet der Kaiser allein auf der obersten Plattform, während die übrigen Terrassen und der Hof mit den Prinzen und den höchsten Würdenträgern besetzt sind. Insgesamt nehmen an dem 3/4 St. vor Sonnenaufgang beginnenden Opfer mehrere hundert Personen teil, die sich schon am vorhergehenden Tag aus der Stadt dorthin begeben und teils in den ausgedehnten Wohnhausanlagen, teils in Zelten übernachtet haben. Dieser Südaltar ist der eigentliche »Altar des Himmels« und der Hauptpunkt der ganzen Anlage. Die oft gehörte Behauptung, die Chinesen hielten ihn für den Mittelpunkt der Erde, gehört ins Gebiet der vielen Fabeln, die sich während der Okkupationszeit von 1900/01 gebildet haben.—Am Fuße des Altars stehen neun große eiserne Becken, je eins beim ersten Opfer eines jeden Kaisers der regierenden Dynastie gestiftet, in denen grobe weiße Seidenstoffrollen verbrannt werden. —Nahe sö. vom Altar ein aus grünglasierten Ziegeln erbauter Brandopferofen (liáo-lu), in dem jedesmal ein schwarzer Stier verbrannt wird. Die zur Tempelwirtschaft gehörende Herde schwarzer Stiere kann man oft auf den weiten Grasflächen weiden sehen.—Wenig nördl. vom Südaltar ein Pavillon, in dem die Kultusgeräte aufbewahrt werden. (Kein Zutritt!)
Man wende sich nun nördl. Auf einer mit mächtigen Steinquadern belegten breiten Terrasse gelangt man zum *Nordaltar, chines. Ch'i-ku-t'an [Tchi-gu-tán], »Getreideopfer-Altar«, genannt; auf ihm erhebt sich ein stattliches rundes Gebäude, einer der schönsten Bauten Pekings, Ch'i-nien-tien [Tchi-niĕn-dién],»Jahresopfer-Halle«, genannt. Hier pflegte der Kaiser ehemals alljährlich im Frühjahr um eine glückliche Ernte zu beten. Seitdem das Gebäude aber 1852 infolge eines Blitzschlags abbrannte, ist das Ernteopfer stets gleichfalls auf dem Südaltar abgehalten und die an Stelle der alten neuerbaute Halle nie benutzt worden.

[S. 291]

Der Pavillon nördl. davon enthält die Kultusgeräte.—Bei der Besetzung im Jahre 1900 lag die britisch-indische Kavallerie des Generals Gaselee im Himmelstempel.— (Trinkgeld an den führenden Aufseher je 10-20 c.)

Außerdem sind in der Chinesenstadt sehenswert die Hauptgeschäftsstraße Dà-schĭ-lărl, die Buchhändlerstraße Liu-li-ch'ang [Lèo-lit-tscháng] mit Kuriositätenläden und sw. davon der Buddhatempel Fà-yüan-ssé, der älteste Tempel Pekings, 645 erbaut.—Nahe der Buchhändlerstraße ist eine sehenswerte Cloisonnéfabrik (S. 284).

Ausflug zu den kaiserlichen Sommerpalästen und in die Westberge.
Etwa 2-3 Tage, mit Nachtlager in den Klöstern am»Tempel der blaugrünen Wolke«und am Miaofengschan. Der alte Sommerpalast allein ist eine kleine Tagestour. Alle größern Ausflüge suche man in Gesellschaft zu machen, Herren zu Pferde (tägl. $ 2), Damen in Maultiersänfte (tägl. $ 4); oder in Tragstühlen, die der Gasthof besorgt; dazu nehme man Reitknechte nach Bedarf, einen Führer (tägl. $ 2), einen Koch (tägl. $ 0,75) sowie eine Pekingkarre (tägl. $ 2) mit Mundvorrat und Getränk sowie Matratzen und Decken mit. Die Gasthöfe besorgen die Ausrüstung. Unterwegs regelt der Führer alle Ausgaben. Chinesische Herbergen trifft man unterwegs.

Man verläßt die Mandschustadt durch das nordöstliche Tor, Andingmönn, und gelangt, den Tempel der Erde (Di-tan) r. lassend, zum *Gelben Tempel (Huang-ssĕ), etwa 25 Min. nördl. von der Stadtmauer, einer großen Tempelanlage mit prachtvollen Marmorbauten inmitten alter Parkanlagen, von Kaiser Ch'ien Lung zu Ehren des ihn zu seinem 70. Geburtstage 1780 besuchenden Tashi Lama erbaut; er besteht aus drei Teilen; das mittlere, arg zerfallene Gebäude in halb tibetischem Stil diente dem heiligen Mann aus Tibet, der im Rang nur dem Dalai Lama nachsteht, zur Wohnung, die östl. Tempelanlage Tung-huang-ssĕ [Dùng-huang-ssĕ] als Privatkapelle.

Als der Heilige 1781 an den Blattern starb, ließ der Kaiser seine Kleider westl. des Wohnpalastes beisetzen und darüber aus weißem Marmor eine schöne Pagode errichten, während der Leichnam in einem vergoldeten Sarge nach Tibet geschickt wurde. Pagoden sind buddhistische Grabdenkmäler, die in ihren fünf Hauptabschnitten die fünf Elemente darstellen und die Auflösung des Körpers in die fünf Elemente versinnbildlichen sollen. An der Pagode schöne Reliefs, die wunderbare Geburt des Heiligen, seine Lehrtätigkeit, Tod und Wiedergeburt als Buddha darstellend, 1900 leider von japanischen Soldaten arg verstümmelt. —Der Gelbe Tempel war 1861 das Hauptquartier Lord Elgins, als die Engländer und Franzosen das Tor An-ding-mèn bombardierten, durch das sie später einzogen.—Dicht östl. vom Gelben Tempel das von der chinesischen Regierung für den Dalai Lama gebaute Absteigequartier (Dalai-lama chĭng-yung), wo der tibetische Heilige im Jahre 1908 wohnte. Zu sehen: seine Reisewagen, sein Altar, von ihm gesegnete Gegenstände. Eintritt gegen Trinkgeld erlangbar.
10 Min. nördl. davon der kleine, unscheinbare Tempel Tsan-tan-ssĕ mit den Leichen der im Yung-ho-yung verstorbenen Mönche, die hier in viereckigen, ca. 1 qm großen Holzkisten in einer der Stellung des Embryo im Mutterleibe entsprechenden Körperhaltung (buddhistische Lehre der ewigen Wiedergeburt!) aufgestapelt und gelegentlich im Vorhofe verbrannt werden. Die Aschensäcke hängen an den Wänden der Haupthalle in groben gelben Beuteln; sie werden gelegentlich nach dem Wallfahrtsort Wu-tai-schan in der Provinz Schansi geschickt und dort beigesetzt. Nur für starke Nerven, namentlich bei warmer Witterung!

[S. 292]

Vom Oktober bis Februar pflegen die nach Peking aus der Mongolei kommenden Tributgesandtschaften in den großen Karawansereien beim Gelben Tempel abzusteigen. Daher heißt diese ganze Gegend der Mongolenmarkt.
Zwischen dem Gelben Tempel und der Stadt Peking liegt der alte Exerzierplatz der mandschurischen Bannertruppen, wo die kriegerischen großen Kaiser K'ang Hsi, Yung Chêng und Ch'ien Lung von einem noch zu erkennenden Sandhügel in der Mitte Heerschau hielten. Zurzeit wird hier der Bau der neuen Reichsuniversität vorbereitet (Alumnat mit Colleges nach amerikanischem Vorbild).
Zu Pferde etwa 20 Min. wnw. weiter erreicht man den Tempel der Großen Glocke (Ta-chung-ssĕ [Dá-djung-ssĕ]) mit einer der 5 Riesenglocken, die der Ming-Kaiser Yung Lo (1403-25) gießen ließ, 1578 erbaut. Sie ist innen und außen mit dem Text einer Hymne auf Amitabha Buddha in chinesischen und Sanskritschriftzeichen bedeckt. Den besten Eindruck von der gewaltigen Größe der Glocke erhält man, wenn man sich unter sie stellt.

Wer den Umweg von 2-3 St. über den Gelben Tempel und den Tempel der Großen Glocke scheut, gelangt am besten zu den Sommerpalästen, wenn er Peking durch das Nordtor der Westmauer, das Hsi-dschi-mönn [Chí-dji-mönn] verläßt. [Wer Eile hat und sich mit derselben Straße zum Hin-und Rückweg begnügt, fährt im Automobil oder Wagen die neue große Chaussee über Hai-dien.]—10 Min. westl. von Hsi-dschi-mönn der 1907 eröffnete Botanische und Zoologische Garten mit europäischem Restaurant, Teehaus und einem Absteigequartier der verstorbenen Kaiserin-Regentin. (Eintritt in die botanische und zoologische Abteilung pro Person je 8 Kupfercents, Besichtigung des kaiserlichen Hauses pro Person 20 c.; auf guter Straße in Wagen, Auto oder Rikscha bequem zu erreichen.) Vor dem Tor überschreitet man die Mongolische Bahn (S. 280). L. von einer über einen Kanal führenden Steinbrücke liegen die Bootshäuser für die kaiserlichen Dschunken, in denen sich die Majestäten auf dem Kanal von einem kleinen Raddampfer zum Sommerpalast schleppen ließen. Am vielfach gewundenen Kanal entlang schöner Weg bis zu dem von einem indischen Buddhistenmissionar in hindustanischem Stil erbauten Tempel Wù-t'a-ssĕ (»Fünf-Pagoden-Tempel«), jetzt verfallen und verlassen. Nach etwa 1/2 St. neben einer Schleuse der nach 1900 wieder schön hergerichtete Tempel Wan-shou-ssĕ [Wăn-shŏ[-i]-ssĕ] mit sehenswerten Höfen und Hallen.—Unmittelbar westl. daneben das Absteigequartier der Majestäten Hsing-kung [chíng-gung], die hier auf der Fahrt nach dem Sommerpalast rasteten und der Schleuse wegen die Boote wechselten; sehenswert, da alle Wohnräume vollständig eingerichtet und die Höfe gegen Trinkgeld zugänglich sind.—Da der weitere Weg am Kanal entlang bald durch Militärposten versperrt wird, verlasse man den Kanalweg und biege durch den westl. vom kaiserlichen Absteigequartier gelegenen Torbogen nach N. ab. Bei dem Marktflecken Hai-tien [Hai-diĕn] erreicht man die von Peking zum Sommerpalast führende Straße und gelangt auf ihr, an den neuen Kasernen der Gardedivision und den Sommersitzen der Prinzen und hohen Würdenträger vorbei, zum (15 km) sogen. *Alten Kaiser-Sommerpalast, Yüàn-ming-yüán (»Park des Vollendeten Glanzes«), einst die Sommerresidenz des großen Ch'ien Lung (1736-96), der hier 1793 die erste englische Gesandtschaft unter Lord Macartney empfing. Der Palast wurde 1861 zur Strafe [S. 293] für die Gefangennahme und Ermordung der englischen Parlamentäre von den verbündeten Engländern und Franzosen gänzlich ausgeplündert (ganze Schiffsladungen von Kunstwerken gingen nach Europa) und in barbarischer Weise zerstört; die Ruinen geben nur ein schwaches Bild der vergangenen Pracht. Für den Europäer interessant sind die Überreste der von den französischen Jesuitenmissionaren nach Vorbildern von Trianon und Versailles erbauten Rokokobauten, Labyrinthe u. dergl. Der schöne Park ist »heimlich« gegen Trinkgeld von einer Seitentür an der Westmauer wieder zugänglich.— An verschiedenen prinzlichen Sommersitzen vorbei führt die große Steinstraße weiter zum sogen. Neuen Sommerpalast, I-ho-yüan [I-hōă-yüán, »Park des Alterfriedens«], von den Fremden nach dem in ihm liegenden Hügel Wan-shou-shan [Wàn-schŏū-schăn, »Kaisersgeburtstagsberg«] genannt (Wan-shou heißt eigentlich»10000 [mal] hohes Alter«), weil der Begründer dieses Sommersitzes, Kaiser K'ang Hsi (1662-73), zum Andenken an den 60. Geburtstag seiner Mutter auf der Spitze des Hügels einen Tempel erbauen ließ. Auch diese Sommerresidenz wurde 1861 von den Engländern und 1900 von den verbündeten Truppen zerstört und ausgeplündert; sie ist neuerdings zum Teil aufgebaut und dient dem Hofe während der wärmern Monate zum Aufenthalt. (Besichtigung am 5., 15. und 25. jedes chinesischen Monats gestattet, man melde sich spätestens drei Tage vorher bei der Gesandtschaft an, der Eintritt nur gegen auf Namen des Inhabers lautende Karte gestattet; Trinkgeld pro Person $ 1, Kahnführer extra.)—Etwas westl. liegt der ebenfalls von Kaiser K'ang Hsi angelegte älteste der kaiserlichen Sommergärten Ching-ming-yüan [Dyìng-ming-yüăn, »Park des ungetrübten Glanzes«], gleichfalls 1861 und 1900 zerstört, mit dem Hügel Yü-ch'üan-shan [Ü-tchüen-schăn, »Berg der Nephritquelle«]. Auf der Spitze des Hügels die weithin sichtbare Pagode Yü-fîng-t'a [Ü-fong-tá], von wo man eine herrliche *Aussicht über die kaiserlichen Sommergärten, die Pekinger Ebene und in die nahen Westberge hat. Der Eintritt ist gegen Trinkgeld 50 c. (für 1-2 Pers.) unschwer zu erlangen und solchen zu empfehlen, denen Besuch des Sommerpalastes wegen Zeitmangel unmöglich.

Am Fuße des Hügels entspringt unterhalb eines Tempelchens die Nephritquelle, die die künstlichen Teiche der kaiserlichen Gärten, den nach Peking führenden Kanal und die Stadtgräben und Teiche der Hauptstadt bewässert, deren weiterer Abfluß dann der in den Peiho [Bai-hōŏ, »Weißer Fluß«] mündende T'ung-chou-[Túng-djŏū-] Kanal ist. Über der Quelle die von Kaiser K'ang Hsi verfaßte Inschrift»Erste Quelle der Welt«und ein Lobgedicht des Herrschers über die Köstlichkeit des Quellwassers. —Südl. vom Quellteiche die noch erkennbaren Grundmauern des Sommerpalastes der Kaiser der Chin [Dyin-] Dynastie (1115-1234).
Westl. vom Yü-ch'üan-shan-Hügel erblickt man in den Schluchten der Westberge (Hsi-shan [Chi-schan]) zahlreiche malerisch gelegene Klöster und die bis zu den Berggipfeln laufenden Mauern des kaiserlichen Jagdparkes Ch'ing-i-yüan [Tching-yi-yüan, »Park des lautern Behagens«], gleichfalls 1861 und 1900 arg mitgenommen, aber mit seinen Ruinen und Gartenanlagen immer noch sehr sehenswert. Der anschließende Berg heißt Hsiang-shan [Chiáng-schan, »Duftberg«]; die Sage berichtet, daß auf diesem Berge Shun, der letzte Sproß der Liao-Dynastie, die 1125 von den Chin vernichtet wurde, begraben ist.

[S. 294]

—Unweit nördl. liegt das Kloster *Pi-yün-ssĕ [Bi-yün-ssĕ, »Kloster der nephritgrünen Wolken«], reich an herrlichen Marmorbauten; es wurde zur Zeit der mongolischen Yüan-Dynastie (1280-1364) gegründet, doch stammen die schönen Bauten meist aus dem 18. Jahrh., wo das Kloster ein Lieblingsaufenthalt der großen Mandschukaiser war. Einen sonderbaren Eindruck macht die Halle der 500 Lo-han [Lōŏ-han], das sind buddhistische Heilige; 500 überlebensgroße, aus Lehm geformte und vergoldete Figuren sitzen an den Wänden und in der Mitte einer ausgedehnten Halle. In einer Seitenhalle sind Hölle und Paradies in Tonfiguren dargestellt, die 18 Martern und 9 Belohnungen im Jenseits. Am Fuß der Berge von Pi-yün-ssĕ und Hsiang-shan ein Besichtigungsplatz der alten Mandschutruppen mit Pavillon des Kaisers, Beobachtungsterrasse der Kommandanten am Ende der Bogenschießbahn und einer Stadtmauersilhouette für Eskaladierübungen.—NW. von Pi-yün-ssĕ, von Bäumen halb verdeckt, liegt das schöne Kloster Yü-hüang-t'ing.
Weiter nö. liegt in einem Seitental das Kloster Wo-fo-ssĕ [Wōŏ-fōŏ-ssĕ], das »Kloster des liegenden Buddha« mit der Kolossalfigur des Buddha moribundus, die den geschichtlichen Gautama Buddha Sakhyamûni in dem Augenblick seines Eingehens in das Nirwana darstellt.—Nö. das Kloster Yi-kuan-ssĕ [Yi-gūăn-ssĕ], in dessen Nähe das Grab des nicht anerkannten Ming-Kaisers Ching Ti [Dyíng-di], der sich 1450-57 der Herrschaft bemächtigt hatte, nachdem sein Bruder, der Kaiser T'ien Shun [Tiĕn-schún] in der Schlacht bei T'u-mu-pu als Gefangener in die Hände der Mongolen gefallen war.—Nw. von Yi-kuan-ssĕ in einer Schlucht das sehenswerte Kloster Pao-tsang-ssĕ [Bào-dsang-ssĕ], 1439 von einem Lama aus Tibet gegründet, Sommerquartier der Eunuchen des Palastes. —Auf den anliegenden Bergabhängen fallen einige sonderbare Bauwerke in tibetischem Stil auf; sie sind von Kaiser Ch'ün Lung errichtet, bevor er die Eroberung Tibets begann, damit sich seine Gardetruppen im Erstürmen hochgelegener tibetischer Häuser üben sollen. Die Chinesen nennen diese Bauten Hsi-tsang-tien [Chi-dsung-diĕn, »Tibetische Hallen«].
Südl. von allen bisher genannten Klöstern liegt am Abhange der Westberge die Klosteranlage Pa-ta-ch'u [Bà-da-tschú] mit den Sommerquartieren der englischen Gesandtschaft.
Hat man mehrere Tage zur Verfügung, so empfiehlt sich auch folgende Tour:
1. Tag: Von Peking an den kaiserlichen Sommergärten vorbei über Wang-êrh-shan [Wàng-örl-schan] (schwieriger Paß! sonst Umweg um den Berg herum) nach Hei-lung-t'an [Hè-lung-t'án,»Teich des Schwarzen Drachen«] mit Tempel und hübschem Quellteich. Hier Frühstück. Dann weiter über das Kloster Wên-ch'üan-ssĕ [Wȫön-tchüĕn-ssĕ, »Tempel der warmen Quellen«] mit heißen Schwefelquellen und primitiven Badeeinrichtungen, nach dem schönen Kloster Ta-chüeh-ssĕ [Dá-dyüĕ-ssĕ, »Tempel der großen Erleuchtung«], früher Sommerquartier der deutschen Gesandtschaft.
2. Tag: Zu Fuß mit Führer auf ziemlich beschwerlichem Bergpfad (zweimaliger Auf-und Abstieg) in etwa 4-6 St. nach dem berühmten Wallfahrtsort Miao-fêng-shan [Miāŏ-fong-schăn], wo man am besten übernachtet; rüstige Fußgänger können auch nach Ta-chüeh-ssĕ zurückkehren.
3. oder 4. Tag: Zurück nach Peking.
Empfehlenswert ist auch die folgende oft erprobte Tour:
1. Tag: Entweder zu Pferde von Peking über T'áng-shan (Besichtigung der Quellen, des kaiserlichen Gartens und Frühstück) nach Ch'an-p'ing-chou [Tschàng-ping-djŏū], wo leidliches chinesisches Gasthaus, oder mit der Mongolischen Bahn nach Nankou und von dort zu Fuß oder mit Esel nach Ch'ang-p'ing-chou.—2. Tag: Besichtigung der Ming-Gräber (S. 296). Frühstück am besten mitnehmen und Picknick bei den Gräbern. Dann am Fuße der Berge entlang nach Nankou (S. 295).—3. Tag: Durch den sogen. Nankou-Paß bis zur Großen Mauer (S. 296). Aufstieg auf der l. Seite, da r. die Mauer teilweise zerstört ist. Frühstück in einem der Türme, dann zurück nach (ca. 20 km) Nankou.

[S. 295]

—4. Tag: Mit der Bahn zurück nach Peking oder zu Pferde am Fuße der Westberge entlang nach dem Kloster Ta-chüeh-ssĕ (s. oben).— 5. Tag: An den kaiserlichen Sommergärten vorbei zurück nach Peking (vgl. oben).

Ausflug nach der Großen Chinesischen Mauer und den Minggräbern.

Vgl. den Karton auf Karte S. 275.

Man rechne 2-3 Tage. 1. Tag: Eisenbahn (Mongolische Bahn, 1909 bis Kaigan, 1911 bis Suiyüen, 510 km von Peking, eröffnet. In Kalgan Railway Hotel wie in Nankou; Fahrzeit 11 St., Fahrpreise Peking-Kalgan: I. Klasse $ 8,10, II. Kl. $ 5,40; Bahnhof vor dem NW.-Tor Hsi-dschi-mönn, wohin mit Auto, Wagen oder Rikscha) tägl. früh etwa 8,40 Uhr (Fahrplan ändert oft!) in 3 St. bis Ching-lung-chiao (Tching-lung-tchiāo) am Fuße der Großen Mauer (der Aussicht wegen stelle man sich auf die vordere Plattform, die Lokomotive schiebt, mehrere Tunnels). Von hier geht man etwa 1/2 St. bis zum Tor der Mauer. Rückfahrt mit der Bahn 6,43 Uhr Nm. ab Ching-lung-chiao (oder auf von Nankou aus vorausgeschickton Eseln) nach (44 km von Peking) Nankou, wo man im Railway Hotel (gelobt, Pens. $ 6) übernachtet. —2. Tag: Früh 1/2-5 Uhr auf Eseln zu den Minggräbern, zum Tiffin ins Hotel zurück und 12,30 Uhr Mitt. Eisenbahn zurück nach Peking.—Ausrüstung wie S. 295 beschrieben.
Der Ausflug führt in das nordwestl. von Peking sich hinziehende Gebirge, den Nankouschan, das infolge der rostförmigen, durch Bruchbildung entstandenen Anordnung seiner Höhen dem Verkehr und im besondern der großen Karawanenstraße, die von Peking über Kalgan durch die Gobi nach Urga, der Hauptstadt der Mongolei, und weiter über Kjachta nach Sibirien (und Europa) führt, große Schwierigkeiten bereitet. Auch der Bau der Bahn von Peking über den Nankoupaß nach Kalgan hat technisch große Schwierigkeiten verursacht. Anderseits besitzt Peking im Nankouschan eine starke natürliche, durch die Große Mauer noch künstlich verstärkte Sicherung. Der Warenaustausch zwischen China und der Mongolei, der früher ausschließlich und auch heute noch größtenteils durch Kamelkarawanen, erfolgt, ist sehr bedeutend; die Mongolei liefert an China vor allem die Produkte ihrer Viehzucht, China der Mongolei in erster Linie Tee.—Bis Nankou ist die Gegend eine einförmige Ebene, dann beginnt ein landschaftlich schönes Tal. Die Berge sind baumlos.

Man verläßt die Mandschustadt durch das NW.-Tor Têschêng-mên [Dōĕ-schong-mönn,»Tor der siegreichen Tugend«], am Gelben Tempel (S. 291) und weiter nördl. am alten Mongolenwall T'u-ch'êng [Tú-tschong] des Khan Balik vorbei durch sandige Gegend über (10 km) Ching-ho [Tsching-hōŏ], nw. nach (23 km) Sha-hô [Schá-hōŏ, »Sandfluß«], mit chinesischer Herberge; vorher über eine schöne Marmorbrücke und hinter dem Ort eine siebenbogige Brücke. Die Straße, auf der man malerische mongolische Kamelkarawanen sieht, führt nnö. weiter, vorbei an (36 km) Ch'ang-p'ing-chou [Tschăng-ping-djŏū] (gute chinesische Gasthäuser), einer großen, alten, mit hohen Mauern umgebenen Kreishauptstadt.—Von hier aus kann man auf bequemem Weg (7 km nördl.) die Minggräber (S. 296) erreichen, doch empfiehlt es sich, zunächst über (44 km) Stat. Nan-kou [Nán-kŏū] (210 m; Quartier im neuen Railway Hotel, am Bahnhof, gelobt, Pens. $ 6) zu fahren. Die Bahn fährt weiter; nach dem ersten Drittel des Passes vorbei an der Talsperre Chü-yung-Kuan [Dyü-yung-gwan] (200 m); dort ein Torturm (1258 erbaut), auf dem Hindureliefs, Buddhafiguren und siebenköpfige Schlangen und zwei Inschriften von 1345 in sechs Schriften: Sanskrit, Tibetanisch, Mongolisch, Uigurisch, Nuchên und Chinesisch.—Etwa 4 km aufwärts [S. 296] liegt die zweite Talsperre Shang-kuan [Scháng-kwan] (450 m). Etwas weiter aufwärts tauchen die ersten Bruchstücke der Großen Mauer auf. Vom Bahnhof Ching-lung-chiao (s. oben) erreicht man zu Fuß in ca. 1/2 St. die Paßhöhe Pataling (Nankoupaß) [Bà-da-ling, »die acht großen Berggipfel«], 633 m ü. M., wo die Große Mauer den Paß kreuzt.

Die Große Chinesische Mauer (Wanlitschangtschöng = Mauer von 10000 Li, d. h. chinesischen Meilen, mongolisch Jagan Kerme = weiße Wand), das mächtigste Bauwerk der Erde, 2450 km lang, ist in drei Zeitabschnitten erbaut, zuerst zur Zeit der Punischen Kriege (von dieser Mauer sind nur Reste übrig), dann zur Zeit Karls des Großen als»äußere Mauer«von Schanhaikuan (S. 329) bis zum Hoangho, den sie auf nahezu 40° nördl. Br. an der Grenze der Mongolei erreicht, von wo sie in sehr unregelmäßiger Linie westl. läuft und jenseit Kantschou auf etwa 39° nördl. Br. und 100° östl. L. in der Provinz Kansu endet. Diese Mauer ist nw. und nördl. von Peking doppelt (die Mauer bei Pataling ist im 15. Jahrh. von den Ming gebaut), so daß man etwa 130 km nw. von Pataling bei Kalgan nochmals auf eine Mauer trifft, von der aber nur noch Ruinen der Wachttürme erhalten sind. Außerdem lief eine zur Zeit Rudolfs von Habsburg von einem Mingkaiser erbaute, jetzt gänzlich verschwundene»innere Mauer«von Schanhaikuan nö. durch die Mandschurei als Palisadenwall. Die Mauer ist überall etwa 16,5 m hoch, unten 8 m, oben 5 m und mehr breit, mit guter Straße auf ihrer Plattform, mannshoher Brüstung auf beiden Seiten und regelmäßige Zinnen, Basteien und etwa alle 100 m Wachttürme; die Mauer windet sich malerisch über Bergkämme (bis 1700 m ü. M.), durch Täler und Abgründe. Jetzt stehen die Tore der Mauern offen und unbewacht; stellenweise liegen alte Geschützrohre in den Wachttürmen. Zweck der Mauer war der Schutz gegen Einfälle der Hunnen und Mongolen.

Man besteige die Mauer westl. (l.) vom Tor, Aufstieg bei der eingestürzten Stelle, gehe dann etwa 1/2 St. bis zum höchsten Wachtturm, von dem man prächtige *Aussicht über die Mauer, den Engpaß und die Gebirge hat. Etwa 4 km nö. unterhalb der Mauer liegt die ummauerte Stadt Ch'a-tao [Tschá-dao] (491 m; Herberge), wo man zur Not übernachten kann.

Von da führen die Eisenbahn und eine Karawanenstraße nach Kalgan (Tschangkiakou; 200 km von Peking), 825 m ü. M., etwa 70OOO Einw.; Kalgan ist wichtiger Handelsplatz an der äußern Doppelmauer, an der Handelsstraße nach Kjachta, dem alten Überlandweg von Europa nach Peking. Die Mongolische Bahn, die durch die Mongolei hindurch an das sibirische Eisenbahnnetz angeschlossen werden soll, war Mitte 1911 bis Suiyüen, 290 km über Kalgan hinaus, betriebsfertig.

Nach Besichtigung der Mauer kehre man nach Nankou zurück (20 km von Pataling), wie oben angegeben, übernachte hier und reite am nächsten Morgen am Fuß der Berge östl. 8 km zu den *Minggräbern (Mingling). Sie liegen, je etwa 1 km voneinander entfernt, in einem halbkreisförmigen Tal am Fuße der dieses einschließenden Berge. Die Straße dorthin ist prachtvoll geschmückt durch Marmortore und überlebensgroße Marmorstatuen.

Der erste *Torbogen (1541 erbaut) gilt als einer der schönsten Chinas und ist mit sehr feinen Marmorskulpturen geschmückt. Jenseits einer halbverfallenen Brücke erreicht man einen großen roten Torbogen, Ta-hung-mên [Dà-hung-mȫnn, »Großes Rotes Tor«]. Von hier führt ein mit Steinfliesen belegter Weg (1537 angelegt) zum dritten Torbogen, der von 4 Drachensäulen getragen wird (1426 erbaut);

[S. 297]

hinter ihm beginnt eine seltsame, mit Steinbildern besetzte Straße, zwischen jedem Paare sind etwa 50 Schritt Zwischenraum; den Anfang machen 4 Löwen, 4 Einhörner, 4 Kamele, 4 Kilin (Fabeltiere) und 4 Pferde, dann folgen 12 Menschenfiguren, und zwar 4 Militärmandarine, 4 Zivilmandarine und 4 Priester. Wieder schließen sich Torbogen an; dahinter liegt mitten zwischen hohen Bäumen der große Grabtempel *Ch'ang-ling [Tscháng-ling] des Kaisers Yung Lo [Yung Lōŏ], 1403 bis 1425, von hoher Mauer umgeben (Einlaß $ 1 dem Wächter). Zwölf andre, kleinere Kaisergräber und viele Gräber kaiserlicher Frauen, Nebenfrauen, Prinzen u. Prinzessinnen (zus. über 30) liegen, ebenfalls mit Grün geschmückt, in der Umgebung des großen Grabtempels. Der Eingang zum Tscháng-ling, ein dreifaches Tor, führt in einen Vorhof, von dem Marmortreppen durch Torbogen in eine riesige Tempelhalle mit 40 rotlackierten, 10 m hohen und 1,3 m dicken Holzsäulen führen, in deren Mitte eine Ahnentafel steht. Dahinter liegt noch ein Hof mit Torbogen und Altar sowie mehreren Blumenvasen und Marmorkandelabern, an dessen Hinterwand ein viereckiger Turm vor einem runden Grabhügel steht. Das Grab liegt vermauert in einem kleinen hohen Tempel mit geschweiftem Dach; von beiden Seiten führen ansteigende Marmorgalerien empor zum ersten Stock des Tempels, der über dem Grab ein Gemach mit Riesengedächtnissäule trägt.

Rückweg nach Nankou (Rückfahrt nach Peking oder Weiterfahrt nach Chinglungchiao oder Kalgan mit Bahn) oder, falls Reittier oder Sänfte zur Verfügung, bis zum ersten Torbogen, dann südl. etwa 7 km auf bequemem Weg nach Ch'ang-ping-chou (S. 295), wo man übernachten kann, falls man nicht Zeit hat, noch bis Schaho (Bahnstation 20 km südl. von den Minggräbern) zu reiten.—Lohnend ist auch am vierten Tage der Weg von Ch'ang-ping-chou sw. nach (etwa 15 km) T'ang-shan (»Berg der warmen Quelle«), Dorf am Fuß des gleichnamigen Berges, Quartier im Dorftempel. Dabei liegen die Gärten und Ruinen eines Palastes des Kaisers King Hsi, in denen eine heiße Schwefelquelle von mehr als 50° C entspringt; die Quelle ergießt sich in zwei mit Marmorbalustraden umgebene Becken, in denen man baden kann. In der Nähe sehenswerte Reste des Palastes. —Rückweg über Schaho (von da mit Bahn) oder direkt nach (etwa 45 km) Peking, Andingmönn (S. 291).

Ausflug nach Jehol (Tschöngtöfu).

Vgl. die Karte bei S. 271.

Man rechne etwa 10 Tage, sorge in Peking für gute Reittiere und kräftige Zugtiere für die Gepäckkarren, nehme Feldbetten, reichlich Konserven und Getränke mit; als Geld Peking-Dollars und Kleingeld.—Die Unwegsamkeit des Gebirgslandes im N. und W. von Peking tritt auf diesem Ausfluge noch weit stärker in Erscheinung als auf dem Wege nach dem Nankoupaß.
1. Tag: früh 6 Uhr Aufbruch, durch das Nordosttor der Tatarenstadt Peking, Tungtschimönn, auf staubiger, schlechter Kunststraße in nnö. Richtung durch eintönige Gegend in 4 St. nach (14 km) Sunho (Frühstücksrast); 2 km hinter Sunho über den Fluß Wenyüho, dann r. an der ummauerten Kreisstadt (30 km) Schunyi vorbei zur Kleinstadt (37 km) Niulanschan, wo die Berge, die die Pekinger Ebene nach N. abschließen, näher an die Straße herantreten; Nachtquartier im chinesischen Gasthaus des Dorfes (48 km) Taloschan (Da-lo-schan).
2. Tag: 7 Uhr Aufbruch, auf schlechtem Weg, der sich den östl. Bergen nähert, zur Kreisstadt (60 km) Miyün, durch deren Osttor man weiter nach (72 km) Mengtschiaying (Mudsia-yü) gelangt (Mittagsrast bis 2 Uhr); Nm. erreicht man die Berge und passiert den ersten Rücken.

[S. 298]

Der Weg bleibt nahe westl. vom Fluß Tscháuho. Nachtquartier im chinesischen Gasthaus der ummauerten Kleinstadt (93 km) Schihsiatschĕng (158 m ü. M.).
3. Tag: 6 Uhr Aufbruch, durch das Nordtor auf steinigem Weg; viel Geröll und sehr steile Hohlwege, so daß die Karren mit Mühe hinaufkommen; nach 3 St. Eintritt in das Gebirge Heischan, auf dessen Kamm man die Türme der Großen Chinesischen Mauer (S. 296) erkennt. Der Weg führt bergan durch großartige Landschaft über einen Paß (232 m), dann bergab zum Tal des Flusses Tscháuho: 15 km von Schihsiatschĕng tritt der Weg an das r. Ufer, man setzt mit Fähre über den hier 3/4 km breiten Tscháuho und erreicht nach weitern 2 km die malerisch am steilen l. Ufer gelegene ummauerte Kleinstadt (111 km) *Kupeikou (Gubei-kóu); hier Frühstücksrast. Unmittelbar hinter der nördl. Vorstadt von Kupeikou tritt die Große Mauer im Engpaß dicht an beide Flußufer heran; man kann ihre großartigen Windungen über den Gebirgskamm weithin überschauen, trotzdem sie teilweise stark zerfallen ist. Durch die Mauer dicht am l. Flußufer führt die Straße in die Mongolei, deren Südostzipfel staatlich zur chinesischen Provinz Tschili rechnet. Durch ein steiniges, kahles Tal, von mächtigen Bergen eingeschlossen, belebt von Kamelkarawanen, Reihern und Raubvögeln, gelangt man vorbei am zerfallenen chinesischen Schloß Lienhsienfeng nach (143 km) Schanschykoa; hier Nachtquartier in einfacher Herberge.
4. Tag: 6 Uhr Aufbruch, auf felsiger Straße steil (bis 30 und 35° Steigung) bergan in engem Tal; neben der Straße führt der Telegraph nach Jehol. Bei einem schwierigen Paß in der wilden Landschaft muß die Karre abgeladen, das Gepäck getragen werden; dann wird ein freundlicheres Tal durchquert und wieder ein steiler Paß in felsiger Landschaft (898 m hoch) überschritten. Weiter bergab und bergauf, an tief eingeschnittenem Flußbett entlang und durch großartige Schluchten nach der Kreisstadt (178 km) Lwanping; hier Nachtquartier im chinesischen Gasthaus. Vor der Stadt ein europäisches Steindenkmal für Missionare (1900 ermordet). Nachts hört man die Glocken durchziehender Karawanen.
5. Tag: 61/2 Uhr Aufbruch durch das Osttor; gleich hinter der Stadt überschreitet man den Fluß Lwanho auf 80 m langer, primitiver Brücke. Dann führt die in den Felsen eingeschnittene Straße in großartiger Berglandschaft sehr steil bergauf über einen Paß und ebenso steil bergab (Karrenräder feststellen!) durch Wald in ein gut bebautes Tal. Gegen 10 Uhr sichtet man den kaiserlichen Park, der Jehol krönt, nach 1 St. erreicht man (206 km) Jehol (Dschehol, chin. Tschöngtöfu), sehr alte Präfekturstadt mit angeblich 250000 Einw., Sitz eines Tatarengenerals und eines Futai (beiden schicke man Visitenkarte); die frühere Sommerresidenz der Mandschukaiser, ein prächtiger Palast in großem Park mit herrlichen Bäumen auf einer Anhöhe über der Stadt, ist nicht zugänglich. Sehr sehenswert ist der gut erhaltene großartige Lamatempel, vom Kaiser K'ang Hsi (1662-1722) im Stil des Palasttempels von Potala in Lhassa (Tibet), der Residenz des Dalai Lama, erbaut; die Dächer der Tempelanlage sind teils vergoldet, teils mit kaiserlichen gelben Ziegeln gedeckt; die gut erhaltenen Wände sind mattrot. (Der Besuch dieses Tempels entschädigt reichlich für die Mühen der Reise; vgl. O. Franke, Beschreibung des Jehol-Gebiets [Leipzig 1902].)
Rückreise: Reittiere und Karren schickt man am besten nach Peking zurück, um selbst in offenem Boot (tägl. $ 5) mit Platz für ein Feldbett, 3 Ruderknechte und einen Diener (Boy) zurückzureisen. Das Boot mietet man in Jehol (oder 10 km sö. am Fluß Lwanho beim Ort Wang-ba-gr, an begangener Karawanenstraße). Die Bootsfahrt talwärts des Lwanho ist sehr interessant, führt anfangs durch enge Felsschluchten (ähnlich dem Yangtse oberhalb Itschang, vgl. S. 262), passiert die Große Mauer beim Dorf Pantsiakou mit starken Windungen, gelangt dann in ein breiteres Tal, vorbei an der ummauerten Stadt Tsienan; unterhalb der großen Stadt Yungpingfu treten die Berge wieder dicht an den Fluß, der bei Lwantschou die Küstenebene erreicht.

[S. 299]

Je nach Wasserstand und Stromgeschwindigkeit gelangt man in 3-6 Tagen zur Bahnstation Lwantschou (S. 329) der Nordchinesischen Bahn, von wo man in etwa 4 St. nach Tientsin (S. 275) fährt.

Von Peking nach Hankau.

(Vgl. die Karten bei S. 271 u. 215.)

Die Peihan-Eisenbahn (Imperial Peking Hankow Railway, auch Ching-Han Railway genannt), 1209 km, tägl. Frühzug (gegen 7 Uhr) in 121/4 St. bis Tschangtöfu (von da Frühzug in 103/4 St. bis Tschoumatien, von da wieder Frühzug in 10 St. bis Hankau, also 3 Reisetage). Jeden Di. Expreßzug mit Schlafwagen in 30 St., ab Peking früh 9,20, an Hankau Mi. 3 Uhr Nm.; Fahrpreis für den Expreßzug Peking-Hankau I. Kl. $ 65,40, II. 43,60; für gewöhnliche Züge I. Kl. $ 43,50, II. 29. Abfahrt vom Bahnhof der Ching-Han [Dying-Han], d. h. Peking-Hankau-Bahn, westl. vom Kaisertor.
Die Bahnlinie führt am Westrande der Großen Ebene entlang, nahe dem mauergleichen Randabfalle des westl. Gebirgslandes, der bis zum Hoanghodurchbruch südwärts als Taihangschan bezeichnet wird; er ist dadurch entstanden, daß der östl. Teil des einst weiter ausgedehnten Gebirgslandes in die Tiefe sank; die Große Ebene befindet sich jetzt an seiner Stelle. Der Gebirgsrand wird von den Flüssen in engen Schluchten durchbrochen und bereitet dem Verkehr zwischen dem Westen und dem Osten (auch dem Bau der Bahn nach Tayüenfu) große Schwierigkeiten; als Verkehrsweg sehr wichtig ist infolgedessen der Hoanghodurchbruch, der zwar der Schiffahrt wenig Nutzen, aber Raum für eine große Verkehrsstraße bietet und jetzt auch schon von einer Bahnlinie benutzt wird. Die Große Ebene greift hier in einem spitzen Winkel ins Gebirgsland ein. Wie die Berge waldlos und kahl, so ist auch die Ebene in ihrem nördl. Teil steppenhaft und außerhalb der zahlreichen Dörfer fast baumlos. Je weiter man aber nach S. kommt, um so freundlicher wird die Landschaft; schon in der Gegend des Austritts des Hoangho aus dem Gebirge, einer der fruchtbarsten und dichtest besiedelten in ganz China, wechseln die Felder der Chinesen vielfach mit Baumgruppen, Obstpflanzungen, Gräberhainen u. dgl., dann werden am südl. Honan die subtropischen Hartlaubpflanzen immer häufiger, Teestrauch und Bambus erscheinen, und das Landschaftsbild nähert sich dem Südchinas immer mehr. Die Bahn führt hier an den östl. Ausläufern des Tsinlingschan (S. 300) entlang und übersteigt schließlich das Hwaigebirge (Hwaijangschan), das, wie S. 215 angegeben, als Fortsetzung des Tsinlingschan das östl. Nord-und Südchina scheidet, und erreicht bald darauf Hankau.

Die Bahn tritt aus der Chinesenstadt beim Tore Hsipienmön (Chí-biĕn-mȫnn) zwischen dem Tempel des himmlischen Friedens, T'iĕn-ning-ssĕ, (l.) mit zwölfstöckiger Pagode, der ältesten in Peking, in schönem Park, und dem taoistischen Kloster der Weißen Wolken, To-yün-kuan, (r.), fährt bei (7 km) Wanghailóŭ am Rennplatze (l.) vorbei und überschreitet auf 450 m langer, 15bogiger Brücke den Hunho; l. sieht man in 5 km Abstand die sogen. *Marco Polo-Brücke, von dem berühmten venezianischen Reisenden Marco Polo zuerst beschrieben (chines. Lu-kou-ch'iao [Lú-gōŭ-tschiáo, »Schiffgrabenbrücke«]), 1189-94 aus Marmor erbaut; sie hat 11 Bogen und trägt auf dem Steingeländer je 140 Säulchen mit Löwenfiguren auf jeder Seite; die Brückenköpfe bilden zwei Pavillons mit gelben Ziegeldächern, unter denen kaiserliche Inschriften auf Tafeln stehen.— Bei (21 km) Ch'ang-hsin-tien (Tschàng-chin-diĕn) sind die Eisenbahnwerkstätten. —Von hier Ausflug auf Eseln in 3 St. zum Kloster Chich-tai-sze [Dyīĕ-tai-ssĕ], aus der Zeit der Tang-Dynastie (8. oder 9. Jahrh.), mit breiten Terrassen, alten Bäumen und interessanten [S. 300] Tempeln am Gebirgshang; es ist jetzt Sommerquartier der deutschen Gesandtschaftswache. (Von hier 2 St. zu Esel zum Kloster Tan-chê-sze [Tàn-djōĕ-ssĕ].) Eisenbahn weiter über (31 km) Lianghsiang-hsien [Liang-chiang-chiĕn], Kreishauptstadt, und über (64 km) Cho-chou [Djōŏ-djŏū], eine sehr alte, um 200 v. Chr. gegründete Stadt mit großen Mauern, nach (84 km) Kao-pei-tien [Gàŏ-bê-diĕn].

Zweigbahn von hier nach (35 km) Liang-yu-chuang ([Liàng-yō-djwáng]; bei diesem Tempel steht der Sarg des 1908 verstorbenen Kaisers Kuang Hsü bis zur endgültigen Beisetzung vorläufig aufgebahrt. Das ca. 6 km davon gelegene Mausoleum [sehr interessante Bauart!] soll in etwa 4 Jahren fertig sein); dann zu Esel etwa 1 St. nach *Hsiling [Chi-ling], den »Westgräbern« der herrschenden Dynastie (Besichtigung gestattet), wo man beim Kommandanten Meh-dajen gegen Gastgeschenk (Wein, Kaffee, Sekt, Zigaretten) gute, saubere Unterkunft im Fremdenzimmer findet; zum eignen Gebrauch Feldbett und in der heißen Zeit Moskitonetz mitnehmen. Wer Zeit hat, sollte im Frühling oder Herbst mehrere Tage auf den sehr lohnenden Ausflug verwenden. Dann mit Pony durch schöne Landschaft bergan zum Tze-ching-kuan [Dsĕ-dying-gwă mit Gasthaus und Tempel; von der Mauer des Passes (501 m) *Aussicht auf die Große Mauer (S. 296). Hier fanden am 28. und 29. Okt. 1900 Gefechte deutscher Truppen unter Major v. Förster statt. (Von Hsi-ling bis Tze-ching-kuan und zurück sind 40 km, also eine anstrengende Tagestour; nur mit Pony, den man aus Peking mitbringen muß.)

Die Hauptlinie läuft von Kaopeitien über (92 km) Tinghsinghsien und (122 km) An-su-hsien nach (146 km) Paotingfu [Báu-ding-fu], Hauptstadt der Provinz Tschili, mit 80000 Einw.; die Stadt ist seit 1402 mit Mauern umgeben und hat seit 1901 eine Universität.— Eisenbahn weiter über (178 km) Wangtuhsien nach (262 km) Tschöngtingfu [Dschĕng-ding-fu], einer großen, mit Mauern umgebenen Kreisstadt, Sitz eines Bischofs der katholischen Lazaristenmission und des sehenswerten Klosters Tafouo, erbaut 586, mit großem bronzenen Buddhastandbild, einer großen Gebetmühle, sehr alten Wandgemälden und einem Standbilde der Göttin der Fruchtbarkeit.

Zweigbahn. Von Schikiatschwang bei Tschöngtingfu führt eine schmalspurige Gebirgsbahn (Cheng-Tai Railway) durch den Südzweig der Großen Mauer in etwa 1000 m Paßhöhe und durch die malerischen Landschaften des unwegsamen Taihangschan über Pingtingtschou (950 m) und Schouyang (1480 m) nach (243 km) Taiyüenfu (930 m), mit etwa 250000 Einw., am Fönnho, einem Nebenfluß des Hoangho, am Nordrand eines fruchtbaren, lößerfüllten Talbeckens, Hauptstadt der Provinz Schansi, mit berühmten Unterrichtsanstalten, Kunststickereien, Weinbau und Waffenfabriken.
Die Provinz Schansi enthält gewaltige Eisen-und Kohlenlager, die aber aus Mangel an Verkehrsmitteln noch fast nicht ausgebeutet werden können; auch der Ackerbau steht wegen der hohen Meereslage nicht sehr in Blüte. Trotzdem wohnen in Schansi die reichsten Leute Chinas, da seine Bewohner den Warenaustausch zwischen Südchina und der Mongolei vermitteln (eine wichtige Handelsstraße, auf der unaufhörlich Kamel-und Maultierkarawanen mit Salz, Tabak, Mehl etc. verkehren, durchzieht die Provinz von N. nach S.) und dadurch einen sehr regen Handelsgeist erworben haben; sie leben daher in ganz China als Bankiers (Angehörige der»Schansigilde«) und kehren später als reiche Leute zurück. Landschaftlich ist die Gegend von Taiyüenfu schon richtiges, gelbes Lößland.

Sibirische Bahn.


Die Hauptlinie fährt von Tschöngtingfu über Schuntöfu, eine alte, mit Mauern umgebene Stadt, dann über (507 km) Tschangtöfu und Weihweifu, kreuzt bei (614 km) Hsinhsiang die Bahnlinie von [S. 301] Taokou nach Tsinghua, den Kohlengruben der Provinz Schansi, und erreicht nahe vor (694 km) Tschöngtschou (Chengchow) den Hoangho, der auf einer 2700 m langen Brücke überschritten wird. In Tschöngtschou kreuzt die Hauptbahn die Bahnlinie von Kaiföngfu nach Honanfu (Pienlo Railway genannt, der Anfang der großen chinesischen Mittellandbahn [Central Trunkline], die ostwärts nach Tschinkiang [S. 255], westwärts über Tschöngtu [S. 263] und Suifu [S. 263] bis Yünnan geführt werden soll).

Tschöngtschou liegt an der Stelle, wo der Hoangho, der oberhalb zwischen hohen senkrechten Lößwänden fließt, von diesen verlassen wird, wo also die untere, durch die häufigen Laufverlegungen berüchtigte Strecke des Stromes beginnt. Hier war es denn auch, wo am 28. Sept. 1887 der angeschwollene Hoangho den rechtsseitigen Deich ganz unvermutet durchbrach und sich durch die Talebene des Schaho dem Hwaiho zuwälzte, halb Honan u. Ngauhwei unter Wasser setzend.
Abstecher nach Honan und Kaiföng. Von Tschöngtschou auf der Piënlo-Eisenbahn westwärts am Nordrande des bis 2665 m hohen Gebirges Sungschan entlang über (20 km) Yungtsō und (60 km) Kunghsien nach (120 km) Honanfu (165 m), am Loho, dem r. Nebenfluß des Hoangho, als alte Kaiserresidenz früher Loyang genannt; in ihrer Umgebung viele prächtige Gartenanlagen und Grabmäler alter chinesischer Kaiser.—Von Tschöngtschou ostwärts führt die Piënlo-Linie über (30 km) Tschungmou nach (60 km) Kaiföng (Piëntschöng), Hauptstadt der reichen, fruchtbaren Provinz Honan mit 160000 Einw., 15 km südl. vom Hoangho in gut bewässerter Ebene gelegen, mit Mauern von 14 km Umfang. Der 40 km lange Außendeich, der die Stadt umgibt, obgleich auch die Hoangho-Ufer eingedeicht sind, bezeugt eindringlich die stete große Gefahr, in der diese fruchtbare Gegend beständig schwebt. Im nördl. Teil der Stadt liegt ein ummauertes Mandschuviertel. Kaiföng hat zahlreiche Pagoden, sechs Moscheen und Reste einer einst blühenden (chinesisch-)jüdischen Gemeinde. Der Gouverneur von Honan und viele Provinzialbehörden residieren in Kaiföng; wichtig ist der Handel mit Getreide und Salz.

Über (901 km) Tschumatien und Hsinyangtschou (von hier Verbindungsbahn über Föngyang nach der Tientsin-Pukou-Bahn [S. 275] im Bau) tritt die Bahn in das Gebirge Hwaiyangschan, in dessen Granit sie auf 50 km Länge eingeschnitten ist; in 200 m Meereshöhe durchbricht ein 350 m langer Tunnel das Gebirge und erreicht dann bald (1209 km) Hankau (vgl. S. 259).


15. Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn
über Charbin nach Wladiwostok, Dairen und Peking.

Vgl. die Karten bei S. 301, 215 und 271.

Reiseweg von Berlin über Thorn, Alexandrowo, Warschau, Moskau (oder über Wirballen, St. Petersburg, Jekaterinburg), Tscheljabinsk, Irkutsk, Mandschuria nach Charbin; von hier östl. weiter nach Wladiwostok (Dampfer nach Japan) und südl. über Mukden nach Dairen (S. 323; Dampfer nach Tsingtau und Schanghai) oder Peking (S. 328) oder Söul (S. 331).
Fahrzeiten: Berlin-Moskau (1949 km) 37 oder 40 St.; Moskau-Mandschuria (6532 w) 8 Tage; Mandschuria-Wladiwostok (1605 w) 11/2 Tag, insgesamt (401 km und 8137 w) mit Aufenthalt rund 11 Tage. Expreßzüge bis Peking in 12 Tagen von Berlin; bei günstigem Dampferanschluß in Dairen kann man die Reise Berlin-Tsingtau in etwa 13 Tagen, nach Schanghai in 14 Tagen machen.

[S. 302]

Fahrkarten: Von Berlin nach Moskau Nordexpreß nur I. 130,50 M., Berlin-St. Petersburg I. 115,05 M.; von Moskau nach Irkutsk I. Kl.-Fahrkarte mit allen Gebühren 167,70 Rubel, II. Kl. 110,50 Rubel. Von Moskau bis Charbin I. 279,25, II. 182,39 Rubel; bis Wladiwostok I. 328,50, II. 213,82 Rubel. Beim Lösen der Fahrkarte ist anzugeben, ob man »Raucher«, »Nichtraucher«, »Damenabteil« und »untern Schlafplatz« oder »obern« haben will.
Die Schlafwagengesellschaft gibt folgende direkte Fahrkarten aus: Berlin-Charbin (über Moskau I. 581,20, II. 367,40 M.), Berlin-Wladiwostok (über Moskau I. 673, II. 424,75 M.), Berlin-Nagasaki (über Moskau und Wladiwostok I. 785,35, II. 537,05 M.), Berlin-Schanghai (über Moskau und Dairen I. 847,95, II. 599,75 M.). Die direkten Fahrkarten über St. Petersburg kosten I. ca. 35, II. ca. 22 M. mehr. Direkte Fahrkarten Berlin-Peking und Berlin-Tsingtau werden demnächst eingeführt.
Nordexpreß und Schlafwagen. Di. geht ein Nordexpreß von Berlin, Bahnhof Friedrichstr., frühmorgens nach Warschau in 10 St., bis Moskau in 37 St. Speisewagen und Schlafwagen laufen zwischen Berlin und Alexandrowo sowie Alexandrowo-Warschau und Warschau-Moskau, ferner Moskau-Irkutsk. Do. u So. je ein Nordexpreß von Berlin über Königsberg, Wirballen nach (1641 km) St. Petersburg mit Speise-und Schlafwagen in 30 St. Näheres, auch wegen Vorausbestellung der Schlafplätze und Fahrkarten, bei den Agenturen der Internationalen Schlafwagengesellschaft in Berlin (Unter den Linden 57/58), Warschau (Wolowa-Straße 42), St. Petersburg (Newsky-Prospekt 22), Moskau (Semlianoj Val, Jakovlevsky, Periulok, Haus Roop log 4), Irkutsk (Ecke Troitzkoje-Straße und Spasso Luterianskoe), Charbin, Wladiwostok, Mukden, Peking (Grand Hôtel des Wagons-Lits), Dairen, Tschimulpo und Söul: Rondon & Co.
Die Sibirischen Luxuszüge (Transsibérien-Expreß) gehen Mi. und Mo. abds. ab Moskau, und zwar Mi. mit Luxuswagen der Schlafwagengesellschaft, Mo. mit guten Salonwagen der russischen Staatsbahn (Kronswagen genannt). Ankunft der Züge in Irkutsk Di. und Fr. Ein Kronszug geht Sa. Vm. ab St. Petersburg über Tscheljabinsk, an in Irkutsk Fr. Von Irkutsk laufen wöchentl. drei Luxuszüge nach Charbin und Wladiwostok; ab Irkutsk Fr. So. Di.; in Charbin Mo. Mi. Fr.; in Dairen Di. Do. Sa.; in Peking Mi. Fr. Sa.; in Wladiwostok Mo. Mi. Fr. Ausführliche Angaben und den neuesten Fahrplan dieser Luxuszüge enthält der »Guide français et russe du Transsibérien-Express«, zu haben bei den Agenturen der Internationalen Schlafwagengesellschaft, bei denen man auch Plätze vorausbestellt. Im Frühling und Sommer sind die Züge so besetzt, daß man gut tut, einige Wochen vorher Plätze bei der Internationalen Schlafwagengesellschaft vorauszubestellen! Das Deutsche Reichskursbuch (Nr. 608) enthält den Fahrplan für diese Züge bis Wladiwostok, Dairen und Peking. Abfahrten von Berlin Di. früh mit Nordexpreß, Fr. abds. mit Schnellzug über Moskau, Do. abds. mit Nordexpreß über St. Petersburg.
Wer gemächlicher, interessanter und billiger (von Berlin bis Wladiwostok für ca. 200 M.) reisen und unterwegs das russisch-sibirische Volksleben kennen lernen will, benutze auf der Sibirischen Bahn den dem Lokalverkehr dienenden, aber von Tscheljabinsk bis Irkutsk durchfahrenden Postzug (je 1 Zug tägl.). Er bietet gleichfalls Schlafgelegenheit, und durch Verständigung mit dem Schaffner kann man es ganz bequem haben. Auf allen größern Stationen werden gute Eßwaren feilgehalten. Die Benutzung dieses Postzugs ist jedoch nur Russisch Sprechenden zu empfehlen.
Wagenwechsel in Alexandrowo, Warschau (Nordexpreß nicht, Bahnhofwechsel vgl. S. 304), Moskau (Bahnhofwechsel vgl. S. 305), Irkutsk; für Dairen noch in Changchun (S. 324), für Peking noch in Mukden.
Einrichtungen der Wagen. I. Kl. ist blau, II. gelb, III. grün. Die russischen Schlafwagen sind besser als die deutschen. Waschraum ist überall vorhanden, aber oft mangelhaft; im Speisewagen des Sibirischen Luxuszuges befindet sich auch eine Badekammer. Gummiwaschbecken, Wasserkanne, Handtuch und Seife, Wäsche, Kopfkissen, wollene Decke, zuverlässige Handlaterne halte man selbst bereit.

[S. 303]

Man tut gut, sich durch Zahlung von 1/2 Fahrkarte, 1/2 Schnellzugzuschlag und einem vollen Schlafwagenzuschuß ein kleines Abteil (nur in I. Kl.) für sich zu nehmen, was viele Vorteile hat, auch am besten gegen Diebstahl etc. sichert, da man das Abteil verschließen kann. Auf der Sibirischen Bahn wird sehr viel gestohlen; insbesondere achte man auf Brieftaschen und Pässe. Während der Mahlzeiten im Speisewagen lasse man vom Schaffner sein Abteil verschließen. Alleinreisende Damen müssen in jeder Hinsicht, auch gegen fremde Mitreisende, sehr vorsichtig sein! In der Mandschurei entferne man sich nicht zu weit vom Bahnhofe. Geld nehme man wenig mit, sondern Kreditbriefe an deutsche Firmen oder Banken, z. B. Deutsch-Asiatische Bank in Schanghai. Kunst & Albers in Wladiwostok etc. Vorausbestellung der Plätze ist anzuraten (s. oben). Die Lüftung der Wagen läßt oft viel zu wünschen übrig.
Eisenbahnzeit ist für die russischen Fahrpläne bis nach Wladiwostok Petersburger Zeit, d. h. 1 St. 1 Min. vor gegen M. E. Z., ebenso auf den Bahnhöfen bis Mandschuria, von da ab Charbiner Zeit, d. h. 7 St. 25 Min. vor gegen M. E. Z.
Bahnpersonal ist sehr höflich und auch meist zuverlässig; die Schaffner verstehen zuweilen etwas Deutsch, ebenso die Kellner des Speisewagens. Unter den mitreisenden Russen werden stets einige Deutsch verstehen und liebenswürdig Hilfe leisten bei Verständigungsversuchen. Fahrtunterbrechungen muß man sofort dem Stationsvorstand melden, außerdem vor Fortsetzung der Reise die Fahrkarte am Schalter abstempeln lassen.
Verpflegung soll im Speisewagen des Luxuszugs gut sein, in den Kronszügen besser (gut bürgerlich und preiswürdig), aber da die Bedienung knapp, muß man frühzeitig bestellen und doch oft länger als 1 St. warten. Wenn der Zug stark besetzt ist, wird Frühstück und Mittag in zwei Folgen gereicht; bei der Folge, mit der man anfängt, bleibt man für die ganze Reise. Auf Stationen mit größerm Aufenthalt (nur wenige) kann man in russischen Delikatessen: Kohlsuppe, Kaviar, Stör, Lachs, Sardellen etc., schwelgen. Empfehlenswert ist gelegentlich ein echter Wodka (Regierungsschnaps); unabgekochtes Wasser meide man wie Gift. Für die Fahrt durch die Mandschurei und China halte man Vorrat an Konserven, Kakes, Schokolade, Rotwein, Zitronen oder Fruchtsaft; dazu Geschirr.
Reiseapotheke ist im Speisewagen; ein Schlafwagenführer jedes Zugs ist als Krankenwärter ausgebildet. Ärztliche Hilfe telegraphisch auf großen Stationen bestellen.
Gepäck nehme man so wenig wie möglich mit, da die Gepäckfracht sehr teuer ist, man auch sehr viel Scherereien beim Zoll und beim Umsteigen hat; man schicke großes Gepäck 4-6 Wochen früher mit Frachtdampfer (der Hamburg-Amerika Linie oder des Norddeutschen Lloyd) voraus nach dem zweckmäßigsten ostasiatischen Hafenplatz. Gepäck aus Deutschland nach Moskau vorausschicken, ist sehr unzweckmäßig, teuer, macht auch große Zollschererei. Freigepäck 50 kg auf Fahrkarten, die außerhalb Rußlands gelöst sind, in Rußland nur 241/2 kg. Zuschlag für je 4 kg von Moskau nach Wladiwostok 2,69 Rubel, bis Schanghai 2,89 Rubel. Handgepäck wird viel in die russischen Schlafwagen mitgenommen.
Zolldurchsicht ist meist sehr streng, erfolgt auf Hinfahrt in Alexandrowo (russisch) und Mandschuria (chines.), auf Rückfahrt in Mandschuria (russisch) und Alexandrowo (deutsch). Gepäckträger besorgt das aufgegebene Gepäck an die Zollschranke, wenn man ihm den Gepäckschein gibt. Um Schwierigkeiten zu vermeiden, nehme man nur bereits getragene Kleider, Wäsche, Stiefel, Handschuhe etc. mit; man meide das Mitnehmen von Zeitschriften und Zeitungen, da diese zur Zensur zurückbehalten werden; sogar zum Einwickeln benutze man kein Zeitungspapier. Zigarren (bis 100 Stück) und Tabak sind nur in angebrochener Kiste zollfrei, ebenso Mundvorrat an Wein etc. Waffenerlaubnis ist durch die Kaiserliche Botschaft in St. Petersburg mindestens einen Monat vorher einzuholen; für Fahrrad oder Automobil ist der Zoll an der Grenze zu hinterlegen, er wird bei späterm Nachweis der Wiederausfuhr zurückerstattet. Spielkarten, Schießpulver u. a. werden mit Beschlag belegt.

[S. 304]

Paß muß in Deutschland vom russischen Konsul visiert sein und gilt sechs Monate. Die Paßvorschriften in Rußland sind sehr streng: an der Grenzstation Alexandrowo wird der Paß von einem Gendarmen abgenommen, nach der Zollbesichtigung des Gepäcks fordert man sich den Paß zurück. Wer keinen vorschriftsmäßigen Paß hat, muß sofort nach Deutschland zurück. Für Israeliten gelten besondere Vorschriften. In jeder Stadt, wo man sich aufhält, muß der Paß zur Polizei geschickt werden zur Anmeldung. Man trage ihn stets bei sich und fordere sofort den Beistand des deutschen Konsuls, wenn man Schwierigkeiten mit russischen Behörden hat. Für längern Aufenthalt als sechs Monate in russischem Gebiet gelten besondere Vorschriften; man reicht den Paß der Gouvernementskanzlei ein, erhält dafür einen russischen Aufenthaltsschein für ein Jahr. Auch muß der Paß durch die Polizeibehörde vor der Abreise aus russischem Gebiet mit Erlaubnisvermerk versehen sein, daß man abreisen darf; wer einen russischen Aufenthaltsschein hat, muß vor der Abreise einen Reisepaß lösen. Wer aus Deutschland nach Ostasien oder umgekehrt nur durch Rußland hindurchfährt, bedarf außer dem Eintrittsviso des russischen Konsuls (in Deutschland oder Ostasien) keiner Erlaubnis zum Verlassen Rußlands; der Vorweis einer durchgehenden Fahrkarte Berlin-Peking etc. genügt.
Geld. Man rechnet in ganz Rußland nach Rubel zu 100 Kopeken. 100 Rubel Papier kosten 215-216 M. Geprägte Münzen laufen um: in Gold 15, 10, 71/2, 5 Rubel (15 und 71/2 sind selten); in Silber l Rubel und 50, 25, 20, 15, 10, 5 Kopeken; in Kupfer 5, 3, 2, 1 Kopeken. Papiergeld: 500, 100, 50, 25, 5, 3 und 1 Rubel. Die Moskauer Banken zahlen auf Schecks nur nach Eingang des Avis; außerdem sind sie So. und noch in der Woche an sehr vielen russischen Feiertagen geschlossen. Wer nicht längern Aufenthalt in Moskau nimmt, lasse sich also kein Geld dahin zur Auszahlung überweisen.
Entfernungsangaben in Rußland nach Werst (abgekürzt»w«) = 1,067 km.
Russische Sprache. Die Mitnahme von Meyers Russischem Sprachführer (3 M.) ist dringend anzuraten. Da die Sprache sehr schwierig ist, tut man gut, außerdem vorher in Deutschland einige Stunden Unterricht in Lesen und Aussprache zu nehmen.
Von Berlin nach Moskau.

Eisenbahn von Berlin über Thorn, Alexandrowo und (627 km) Warschau nach Moskau 1949 km in 37 (Nordexpreß, s. S. 302) und 40 St.

Von Berlin nach (401 km) Alexandrowo (Bahnwirtschaft, gut), russischem Grenzplatz; Paß-und Zolldurchsicht, etwa 11/4 St. Aufenthalt. Nun Fahrt durch die öde Weichselebene Polens über (34 w von Alexandrowo) Wloclawek (Bahnwirtschaft), alte Stadt mit 30000 Einw., und (86 w) Kutno(Bahnwirtschaft) nach (148 w) Skierniewice, Ort der Dreikaiserzusammenkunft im Jahre 1884 im Schloß südl. der Bahn; dann

(211 w) Warschau, Hauptstadt Polens mit 764054 Einw.; Ankunft auf dem Wiener Bahnhof am r. Weichselufer. Nur der Nordexpreß (S. 302) wird auf Verbindungsbahn nach dem Brester (Moskauer) Bahnhof überführt; zu den Schnellzügen muß man mit Droschke (ca. 1/2 St. Fahrt) zum andern Bahnhof fahren. Das nach Moskau oder weiterhin aufgegebene Gepäck geht stets bis Moskau durch, ebenso umgekehrt.

Gasthöfe: Hôtel Bristol;—Hôtel de l'Europe, 235 Z. 1,50-15 R.;—Hôtel Brühl, Kotzebuestr. 12; 65 Z. 1,50-4,50, F. 0,40, Dej. 1, T.d'h. 1,25 R., und viele andre.—Cafés: Nitsche im Hôtel Bristol; Lourse im Hôtel de l'Europe; Jackowski im Sächsischen Garten u. a. —Post: Wareckiplatz; Tel.: Kotzebuestraße 3.—Droschken nach Tarif.— Generalkonsulate: Deutsches Reich, Aleja Jerozolimskaja 45, Freiherr von Brück; Österreich-Ungarn, Aleja Jerozolimskaja 23, Konsul Maurig v. Sarnfeld.

[S. 305]

Agentur der Schlafwagengesellschaft im Hotel Bristol.—Sehenswert: Königl. Schloß; Krakauer Vorstadt mit Kirche der heil. Anna, Denkmal Adam Mickiewiez'; Sächsischer Platz mit Alexander-Newskij-Kathedrale, Sächsischem Schloß, Brühlschem Palais und *Sächsischem Garten (mit Sommertheater). Das Lustschloß *Lazienki mit schönem Park und allenfalls noch das Lustschloß Belvedere.

Abfahrt von Warschau vom Brester Bahnhof durch waldige Gegend über (246 w) Nowo-Minsk, (295 w) Siedlec (Bahnwirtschaft), (321 w) Lukow (Bahnwirtschaft), nach (410 w) Brest-Litowsk (Bahnwirtschaft), Stadt mit 53300 Einw. (zur Hälfte Israeliten); wichtiger Bahnknotenpunkt und Festung. Nun durch die Wälder »Weißrußlands« über (502 w) Beresa (Bahnwirtschaft) und (599 w) Baranowitschi nach (731 w) Minsk (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Minsk, mit 107600 Einw. (zur Hälfte Israeliten); wichtige Handelsstadt mit Messe im März.—(807 w) Borissow (Bahnwirtschaft), längs der Rückzugstraße des französischen Heeres und jenseit der Station auf langer Brücke über die Beresina, nahe der Stelle, wo Napoleon I. auf dem Rückzug am 25.-29. Nov. 1812 mit schweren Verlusten sein Heer bei Studjenka über den Fluß setzte.—(931 w) Orscha (Bahnwirtschaft).—(1043 w) Smolensk (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Smolensk, mit 57100 Einw., in malerischer Lage am Dnjepr, die Bahnhöfe am r. Ufer; die sehr alte Stadt war Schauplatz vieler Kämpfe und zeigt noch alte Mauern.—(1101 w) Jarzewo (Bahnwirtschaft).—(1207 w) Wjasma (Bahnwirtschaft mit berühmtem Honigkuchen), Stadt mit 20000 Einw.—(1266 w) Gshatsk (Bahnwirtschaft).—(1322 w) Borodino (Bahnhofsmuseum), am Schlachtfelde vom 7. Sept. 1812, der »Schlacht an der Moskwa«.—(1332 w) Moshaisk (Bahnwirtschaft), an der Moskwa, vorbei am Ssawin-Storoschewskij-Kloster am hohen Moskwa-Ufer, dann bei Kunzewo über diesen Fluß. Nun erscheinen die Kuppeln der »heiligen Stadt«, man erreicht (1435 w) Moskau.


Moskau.


Moskau.

Vgl. beifolgenden Plan.

Ankunft: Brester Bahnhof im NW. der Stadt; Omnibus der Gasthöfe zur Stelle. Nur der Nordexpreß (S. 302) wird Mi. abds. auf Verbindungsbahn zum Kursker Bahnhof überführt, wo der sibirische Zug bereitsteht, ebenso umgekehrt. Bei Ankunft mit Schnellzug muß man vom Brester nach dem Kursker Bahnhof fahren. Der sibirische Zug fährt vom Kursk-Nishnij-Nowgoroder Bahnhof ab, etwa 5 km östl. vom Brester Bahnhof.
Gasthöfe: Hôtel Métropole (Pl. a), Theaterplatz.—Hôtel National (Pl. b), Ecke Twerskaja u. Mochowaja (nahe dem Kreml, für Damen am geeignetsten); 170 B. von 3 (mit Bad 6) R. an, F. 0,75, Gab.-F. 1,50, Mitt. 2,25, Omn. 1 R.: ZH.—Hôtel Berlin (Schweizer Wirt), Roschdestwenka, deutsches Familienhaus; 150 Z. 2-4,50, F. 0,60, Gab.-F. 0,75, Mitt. 1,75, Omn. 0,75 R.; ZH.— Hôt. Billo (Pl. c), Bolschaja Lubjanka 9; II. Ranges, aber gut, deutsche Bedienung, Faßbier, deutscher Verkehr u. a. —Restaurants: Eremitage, Trubnajaplatz. Ferner im Hôtel Billo, Hotel Berlin, Hôtel National und Praga (Arbol). —Café: Filippow, Ecke Twerskaja und Glinitschtschewskij Per.

[S. 306]

Hauptpost: Mjaßnitzkaja; Telegraph daneben.—Wagen: Droschken. (Iswoschtschik), zweisitzig, vom Bahnhof zur Stadt 60-80 Kop.; außerdem Lichatschi, Kaleschen, Troiken und Landauer. —Straßenbahnen nach allen Richtungen, jede Teilstrecke 5 Kop.
Banken:J. W. Junker & Co., Kusnezkij Most, für Reisende besonders empfohlen.—Nordische Bank, Iljieka, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft. —St. Petersburger Internationale Handelsbank, Korresp. der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.
Theater: Die kaiserlichen Theater; das Große, Kleine und Neue, alle drei am Theaterplatz; Theater Korsch; verschiedene Varietétheater. Zirkus Salamonski, Zwetnoi-Boulevard.
Konsulat: Deutsches Reich, Konsul Dr. Kohlhaas, Archangelski Pereulok, Haus Konstantinow; 11-3 Uhr: Vizekonsul Dr. Hauschild.—Österreich-Ungarn, Generalkonsul Ritter v. Puscariu, Moltschowska, Serebranny Perenlok. —Schweiz, Konsul Luchsinger, Stary Gostinny Dwor.—Polizei: Twerskoi-Boulevard.—Ärzte: DDr. Rein; Taube; Goldendach; Chirurg: Dr. v. Schiemann; Augenarzt: Dr. Engelmann; Zahnarzt: Adelheim.—Apotheke: Ferrein, Nikolskaja.—Krankenhaus: Evangel. Hospital (deutsch).
Buchhandlung: Lang, Kusnezkij Most.—Photographien: Avanzo; Daziaro, beide Kusnezkij Most.—Pelzhändler: Ssorokoumowskij & Söhne, Iljinka; Bjelkin, Kusnezkij Most (wer im Winter durch Sibirien reist, muß mit Pelzen versehen sein!).—Russische Holzarbeiten: Sojus, Neglinnaja, Ecke Kusnezkij Most, Deutsch gesprochen.
Zeiteinteilung. 1. u. 2. Tag: Kreml, Jungfernkloster, Sperlingsberge, Neßkutschnypark; 3. Tag: Besuch der Stadt, Rumjanzewmuseum, Erlöserkirche und Tretjakowgalerie.
Geschichtliches. Moskau wird schon 1147 erwähnt; 1328 wurde es Hauptstadt des Großfürsten Iwan Danilowitsch Kalita, der die Stadt befestigte. 1382 verbrannte der Tatarenchan Tochtamysch die Stadt, die erst unter Iwan III. (1462-1503) zur aufblühenden Hauptstadt des Moskowiterreichs wurde, aber unter Iwan IV., dem Schrecklichen (1533-84), viel durch Feuer und tatarische Überfälle (letzter 1591) zu leiden hatte. Moskau blieb Hauptstadt auch unter den Romanows, bis Peter I., der Große, 1703 St. Petersburg gründete und sein Hoflager 1711 dahin verlegte. Am 14. und 15. Sept. 1812 besetzte Napoleon I. Moskau; schon am 14. steckten die Russen die Stadt in Brand, die bis zum 21. zu drei Viertel niederbrannte; am 19. Okt. mußte Napoleon aus Mangel an Lebensmitteln den Rückzug antreten.

Moskau (142 m), alte russische Hauptstadt und zweite kaiserliche Residenz, die bedeutendste Handelsstadt Rußlands und Hauptsitz der russischen Industrie, mit 1459800 Einw. (darunter über 15000 Deutsche), liegt an der Moskwa und ist Sitz eines Generalgouverneurs, zweier Korpskommandos, einer Universität und vieler andrer hoher Schulen etc. Die Mitte der Stadt bildet der Kreml (S. 307); von ihm laufen strahlenförmig die meist krummen Straßen (mit meist nur zweistöckigen Häusern) aus, die durch drei Ringstraßen verbunden werden. Nö. vom Kreml liegt das Stadtviertel Kitajgorod (d. h. Chinesenstadt), Sitz des Großhandels; Kreml und Kitajgorod bilden die innere Stadt (»Gorod« = Stadt) und sind noch mit der 1534 erbauten weißen Mauer umgeben, nach der der neue, die innere Stadt umschließende Stadtteil Bjelojgorod (d. h. Weiße Stadt) benannt ist, der vornehmste Stadtteil mit vielen öffentlichen Gebäuden und Palästen. Um die »Weiße Stadt« schließt sich der Stadtteil Semljanojgorod (d. h. Erdstadt), nach dem alten Erdwall benannt, auf dem jetzt die Sadowaja (d. h. Gartenstraße) angelegt ist, die diesen Stadtteil nach außen begrenzt. Außerhalb davon liegen die Vorstädte, in denen Fabriken, Kasernen, Bahnhöfe und die Wohnungen der ärmern Bevölkerung liegen. Moskau hat 434 [S. 307] Kirchen, 82 Kapellen, 14 Mönchs-, 7 Nonnenklöster und 23 Friedhöfe. Das russische Volksleben ist in Moskau viel ursprünglicher und»russischer«als in St. Petersburg, das Straßenleben ist lebhaft, der Besuch der Märkte sehr zu empfehlen.

Rundfahrt. Hauptziel ist der *Kreml. Man fahre vom Theaterplatz (wo das Hôtel Métropole liegt) durch die Iberische Pforte, zwei spitztürmige Torwege, zwischen denen die sehr heilige Kapelle der Iberischen Mutter Gottes mit berühmtem wundertätigen Heiligenbild steht (Vorsicht vor Taschendieben!). Innerhalb der Pforte liegt r. das Historische Museum (11-3 Uhr, außer Sa. und an Festtagen). Sö. der Kraßnaja- oder Rote Platz mit dem Denkmal Minins und Knjas Poscharskijs und der Schädelstätte (Lobnoje Mjesto), Hinrichtungs- und Empfangsplatz etc.; sö. die Basiliuskathedrale (1679 vollendet); an der Ostseite des Platzes die Handelsreihen mit etwa 1000 Geschäftsräumen. (In der Seitenstraße l., Warwarka, liegt das Haus des Bojaren Romanow, worin der erste Romanow, Zar Michail, geboren wurde.)—Von der Basiliuskathedrale südl. über den Waßiljewskajaplatz längs der Kremlmauer zur Moskwaretzkijbrücke und über diese r. auf den Sophienkai (Ssofijskaja Nabereshnaja), von beiden bester *Überblick über den Kreml. Weiter über die große Kamennijbrücke, dann r. durch den schönen Alexandergarten längs der Westseite des Kreml, an dem die riesige Stadtmanege liegt, die als Exerzierhaus, Ausstellungs-und Festraum dient; dahinter die Kaiserliche Universität (1755 begründet), mit gegen 10000 Studenten, Sternwarte, Bibliothek, Botanischem Garten und Zoologischem Museum. Dann r. um die Nordspitze des Kreml herum, am Historischen Museum vorbei, nochmals über den Roten Platz zum Haupteingang des

*Kreml, die Stadtburg und ältester Teil von Moskau, 43 m über dem l. Steilufer der Moskwa, umgeben von einer 1487 erbauten, 2 km langen, 20 m hohen Zinnenmauer mit 5 Toren und 18 Türmen. Es ist ein besonderer Stadtteil, »das Nationalheiligtum der Russen, dessen Gesamteindruck an Originalität die kühnsten Erwartungen übertrifft; Kirchen, Paläste und Klöster reihen sich in bunten Farben aneinander, keine Kuppel gleicht der andern; von seltener Pracht, einem kolossalen Gold-und Bilderreichtum ist das Innere der Kirchen«. (Elisabeth v. Öttingen.)

Man betritt den Kreml durch die »heilige Pforte« (Sspáßkija Woróta), auch Erlösertor genannt, über dessen Eingang als Heiligtum des Kremls ein Erlöserbild angebracht ist (Hand beim Durchschreiten des Tores nehme man den Hut ab!), und das auf den Zarenplatz, den Hauptplatz des Kremls, führt; hier r. die Michaelskirche, mit Relief des heil. Georg mit dem Drachen (Schutzpatron [und Wappen] von Moskau); dahinter das Wosneßenskij-Nonnenkloster (Himmelfahrtskloster), 1389 von der Großfürstin Eudoxia begründet; dann die blau gestrichene Katharinenkirche und im Klosterhof die Wosneßenskij-Kathedrale mit fünf goldenen Kuppeln (1519 erbaut), mit zahlreichen Grabmälern von Zarinnen und Großfürstinnen. Dann folgt r. das Kleine Palais, erbaut von Katharina II. L. gegenüber das große Denkmal Alexanders II. (1898), dahinter die Konstantinkirche. Westl. ans Kleine Palais schließt sich die Alexiuskirche, darin in silbernem Sarkophag die wundertätigen Gebeine des heil. Alexei; anstoßend das Tschudowkloster (Kloster der Wunder), 1358 vom Metropolitan Alexei gegründet, mit roten Mauern; und im Klosterhof die Kirche des Erzengels Michael von 1503.

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Am Westende des Zarenplatzes der fünfstöckige, 97 m hohe Glockenturm *Iwan Welikij mit vergoldeter Kuppel, im Erdgeschoß zwei Kirchen; Besteigung des Turms bei klarem Wetter sehr zu empfehlen (doch nicht, wenn an Feiertagen die 33 Glocken des Turms geläutet werden!); man spende 20 Kop. in die Sammelbüchse; die *Aussicht über ganz Moskau ist märchenhaft fremdartig. Vor dem Turm steht die Riesenglocke Zar-Kolokol, 400 Zentner schwer, 8 m hoch, mit 20 m Umfang, am Unterrand 56 cm dick (größte Glocke der Erde: vgl. S. 153); daneben das 1737 beim Absturz der Glocke herausgesprungene Stück (über 2 m hoch).
Hinter eisernem Gitter der Kathedralenplatz, dessen Hauptkirche die *Uspenskij-(Mariä Himmelfahrts-)Kathedrale, 1475-79 vom Bologneser Fioraventi erbaut, mit großer Mittelkuppel und vier kleinen Kuppeln; in ihr werden die Zaren gekrönt und die Metropoliten geweiht. Das Innere bunt und prächtig, aber geschmacklos. Südl. die Archangelskij-Kathedrale (des Erzengels Michael), mit den Grüften aller Großfürsten u. Zaren bis vor Peter d. Gr. Westl. auf der Höhe des Kremls die Blagowjeschtschenskij-(Mariä Verkündigungs-)Kathedrale, 1397 erbaut, die Tauf-und Trauungskirche der Zaren, mit dem *Großen Palast (Besichtigungserlaubnis erteilt der Polizeimeister, man nehme den Paß mit, im Notfall genügt Visitenkarte) verbunden, der, 1838-49 erbaut, drei große Paradesäle und 700 Zimmer enthält. Zum Großen Palast gehören: der Terem-(Belvedere-)Palast, 1636 erbaut; die Granowitaja Palata (Facettenpalast), 1491 erbaut, jetzt Bankettsaal bei der Kaiserkrönung; die *Schatzkammer (Oruscheinaja Palata, d. h. Rüstkammer; Mo. Mi. Fr. 10-1 Uhr) mit den Kronjuwelen, Rüstungen, Waffen etc.; im Hof die Spaßnaboru- (Erlösers am Walde-)Kirche, älteste Kirche des Kremls (13. Jahrh.). Südl. von der Schatzkammer das Borowizkija-Tor, durch das Napoleon I. 1812 einzog. Nördl. der Marstall und der grün gestrichene Potjeschnij Dworez (Vergnügungspalast), jetzt Kommandantur; gegenüber im Kavalierhaus die Kanzlei des Polizeimeisters. Dann folgt r., gegenüber dem Troizkija-Tor, die große Kremlkaserne, vor der 20 alte Kanonen stehen, darunter r. das»Einhorn«, 1670 gegossen, etwa 240 Zentner schwer, und l. die riesige »Zar-Puschka«, 1586 gegossen, 780 Zentner schwer, Kaliber ca. 1 m.
Zwischen der Kaserne und dem großen Palast liegen die Häuser der Hofgrenadiere, die Hofküche, das Offizierhaus und östl. davon das große Synodalgebäude, 1450 als Patriarchenpalast gebaut, darin (2. Stock) die Zwölf-Apostelkirche, die Apostel-Philippskirche (darin ein Stück vom Kreuz und Rock Christi) und die Bibliothek. Nördl. das Arsenal, vor dem 875 eroberte Kanonen lagern (darunter 123 preußische und 366 französische); gegenüber das Gerichtsgebäude, 1771 von Katharina II. erbaut. Davor in der Mitte des Platzes ein Denkmal für den hier 1905 ermordeten Großfürsten Sergius Alexandrowitsch. Nördl. das Nikolskija-Tor, durch das man den Kreml verläßt und wieder auf den Roten Platz gelangt.

Andre Sehenswürdigkeiten sind das *Rumjanzewmuseum (Di. bis Sa. 11-3 Uhr; 20 Kop.), sw. vom Alexandergarten, ein stattlicher Säulenbau mit der Inschrift:»Dem Wohle der Aufklärung«; enthält Bibliothek (700000 Bände), Gemäldegalerie, Münzsammlung, *Nationaltrachten, Altertümer.—Sw. die *Erlöserkirche, 1839 bis 1883 von Thon erbaut, die schönste Kirche der Stadt, mit fünf vergoldeten Kuppeln, die Hauptkuppel 102 m hoch; ein Prachtbau mit reichem und schönem Schmuck.—Von da sw. durch die Pretschistenka und die Bolschaja Zarizynskaja, in der r. das Jungfernfeld (wo angeblich dem Tatarenchan die als Tribut zu liefernden Jungfrauen vorgeführt wurden), jetzt Volksfestplatz, auf dem die großen Universitätskliniken stehen.—Am Ende der Straße das *Nowo Djewitschij-(Jungfern-)Kloster, umgeben von hoher Mauer mit Schießscharten, Zinnen und Türmen, 1524 erbaut. Peter d. Gr. [S. 309] sperrte hier seine herrschsüchtige Schwester Sophie ein und ließ vor ihrem Fenster 300 Strelitzen aufhängen; Napoleon I. besuchte das Kloster 1812 und wollte die Kirche sprengen lassen, in der die Grabmäler von Eudoxia, der ersten Frau Peters d. Gr., und die seiner Schwestern Sophie und Katharina sind.—Dann fahre man südl. zur Fähre an der Moskwa, setze nach dem rechten Ufer über und steige in 20 Min. auf die *Sperlingsberge (Worobjewy Gory); oben bei dem guten Gasthaus Krynkin die schönste *Aussicht über die Stadt Moskau; Napoleon I. betrachtete von hier 14. Sept. 1812 zuerst die Stadt.—Von hier (event. mit der Straßenbahn) durch die Kaluschskaja zum *Neßkutschnypark, dem schönsten Park Moskaus, in dem das kaiserliche Alexandraschloß liegt.—Weiter nö. durch die Kaluschskaja über den Kaluschskajaplatz und durch die Bolschaja Jakimanka zur Kleinen Kamennybrücke, von der r., in die Wodootwodnaja einbiegend, in der fünften Quergasse r. die berühmte *Tretjakowgalerie (10-3 Uhr, außer Mo. und an hohen Feiertagen) in der Lawruschinskijgasse liegt; sie enthält viele Bilder russischer Maler, so von W. Wereschtschagin, Schischkin, Aiwasowskij, Ssurikow (franz. Katalog 40 Kop.). Weiter östl. über die Tschugunnybrücke und Moskworezkijbrücke, dann r. durch die Moskworezkaja zum Kaiserlichen Findelhaus (Do. u. So. 1-4 Uhr), 1764 von Katharina II. erbaut, erzieht auf Dörfern etwa 30000 Kinder und nimmt selbst etwa 2500 auf.—Nun nördl. über den Warwarskaja und Iljinskajaplatz, vorbei an der Plewnakapelle und dem Polytechnischen Museum, dann über den Lubjanskajaplatz zurück zum Theaterplatz.

Umgebung: Zum *Petrowskijpark (5-6 km nw. vom Theaterplatz) entweder mit Straßenbahn oder zu Wagen von der Iberischen Pforte nw. durch die 3 Werst lange Twerskaja, eine Hauptgeschäftsstraße Moskaus mit schönen Läden, vorbei am Palast des Generalgouverneurs (l.); beim Twerskija-Tor l. das Puschkindenkmal und r. gegenüber das Sstrastnoi-Nonnenkloster (1654 erbaut). Weiter durch die eintorige Triumphpforte zu Ehren Alexanders I. auf der St. Peterburgskoje Chaussee, vorbei am Rennplatz (l.) und dem großen Chodynskojefeld (wo beim Volksfest der Krönung Nikolaus' II. 1400 Menschen ums Leben kamen) zum *Petrowskijpark; Endpunkt der Straßenbahn vor dem Petrowskijschloß, umgeben von hoher Mauer mit Schießscharten und Türmen. Der Park hat sehr besuchte Restaurants (Mauretania, gut, aber teuer, ebenso Yard, Strelna), Sommertheater, Badehäuser und Landhäuser.

Von Moskau nach Charbin.
Die Sibirische Bahn. Von den großen Verkehrswegen, die Europa mit Ostasien verbinden, ist der Landweg ostwärts durch den asiatischen Kontinent hindurch der bei weitem kürzeste, aber trotzdem der jüngste. Seine späte Anlage ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, als was für ein unwirtliches, wenig versprechendes Land Sibirien früher galt, und wie große Kosten der Bau einer so langen Bahnlinie, die größtenteils durch wenig kultiviertes Gebiet führte, erfordern mußte. Als sich die russische Regierung zu dem gewaltigen Werk entschloß, hatte sie zwar, außer strategischen Zwecken, die Belebung des direkten Warenverkehrs zwischen Rußland und dem »fernen Osten« viel mehr im Auge als die wirtschaftliche Hebung Sibiriens und die Schaffung einer neuen Personenverkehrslinie; aber infolge der Verschiebung der politischen Verhältnisse durch den russisch-japanischen Krieg hat die Bahn für den Warenverkehr heute nur geringe Bedeutung, um so größern Wert dagegen für die wirtschaftliche Erschließung und Besiedelung der durchfahrenen Länderstrecken und für den Personen-und Postverkehr nach China und Japan erlangt.

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Landschaftlich bietet die Sibirische Bahn nicht allzuviel; große Strecken müssen sogar als sehr einförmig bezeichnet werden, vor allem führt fast der ganze Westteil der Bahnstrecke bis ostwärts zum Ob, abgesehen von der Durchquerung des Uralgebirges, durch einförmiges Flachland, das nur durch die von den Flüssen geschaffenen breiten Täler ein wenig gegliedert wird. Das r. Steilufer der Wolga, dem man von Sysran bis Samara nahebleibt, bildet mit seinem etwa 300 m hohen Abfall die größte Unregelmäßigkeit im Relief dieser ganzen Strecke. Die Flußsysteme konnten in diesen großen Flachländern eine ungewöhnlich mächtige Ausbildung erfahren, und so bilden die großen Ströme, die man in Rußland wie in Westsibirien mehrfach zu überschreiten hat, die wichtigste Abwechselung in dem Einerlei der Landschaft. Die Überbrückung dieser breiten Ströme wurde durch den im Frühjahr einsetzenden Eisgang, der oft ein großartiges, wildes Schauspiel bietet, ganz besonders erschwert. Der Ostteil der Sibirischen Bahn führt großenteils durch Gebirgsland, das meist Mittelgebirgscharakter hat; nur die Gebirgsumrandung des Baikalsees ist ziemlich wild.
Im größten Teil ihres Verlaufs, von Moskau bis Tschita, schwankt die Breitenlage der Bahn nur innerhalb enger Grenzen, die von denen Norddeutschlands kaum abweichen: der nördlichste Punkt, Atschinsk in Mittelsibirien, liegt etwas nördl. vom 56.°, der südlichste, im Chiloktal in Transbaikalien, etwas nördl. vom 51.° Erst von Tschita an wendet sich die Bahn südostwärts und erreicht schließlich südeuropäische Breite.
Trotz dieser gleichmäßigen Breitenlage ändert sich das Klima längs der Bahn sehr stark, was sich am besten an den Mitteltemperaturen des wärmsten und des kältesten Monats erkennen läßt. Diese betragen: in Berlin 18,1° und-0,4°, in Warschau 18,8° und-3,4°, in Moskau 18,9° und -11,0°, in Tomsk in Westsibirien (etwas nördl. von der Bahnlinie) 18,7° und-19,6°, in Irkutsk 18,4° und -20,8°, in Nertschinskij Sawod (im transbaikalischen Bergland, 660 m ü. M.) 18,5° und-29,7°. Die Sommerwärme nimmt also ostwärts eher noch zu, während die Winterkälte viel strenger wird; das Klima wird also ostwärts immer extremer, immer kontinentaler. Das sibirische Klima ist übrigens bei weitem nicht so schlimm als sein Ruf, denn die Winterkälte ist leicht zu ertragen infolge der Windstille und Trockenheit der Luft bei meist klarem, heiterm Himmel und kräftigem Sonnenschein.
Auch das Pflanzenkleid Sibiriens verrät wenig von den strengen Wintern, abgesehen von dem Fehlen der meisten Laubbäume. Je länger der Frost die Vegetation zur Ruhe verurteilt, um so kräftiger laufen die Lebensvorgänge im kurzen Sommer ab. Schon im Ural sind viele unsrer Wiesenpflanzen viel üppiger als bei uns entwickelt, und die Gegend von Irkutsk wie auch Transbaikalien sind berühmt wegen ihres fast die ganze warme Jahreszeit über andauernden Blütenflors. Das von der Bahn durchfahrene Gebiet eignet sich, soweit die Bodenbeschaffenheit es zuläßt, überall zum Getreidebau.
Wie schon oben erwähnt wurde, hat die Sibirische Bahn einen ungeahnten Aufschwung in der Besiedelung Südsibiriens hervorgerufen, das sich bei weitem wertvoller und kulturfähiger erwiesen hat, als man noch vor kurzem geglaubt hatte. Die russischen Bauern strömen, seitdem sie nicht mehr mühselig auf dem »Großen sibirischen Trakt«, der alten Straße nach Sibirien, ostwärts wandern müssen, scharenweise in Russisch-Asien ein, zurzeit vor allem in dem äußerst fruchtbaren westsibirischen Schwarzerdebezirk und in Transbaikalien; aber auch in die Küstenprovinz am Stillen Ozean sucht die Regierung recht viele Einwanderer zu ziehen. Die wirtschaftliche Entwickelung Westsibiriens hat daher jetzt einen geradezu stürmischen Charakter, was sich am besten in dem raschen Anwachsen von Orten wie Omsk und Nowo Nikolajewsk erkennen läßt.

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Eine starke Verschleuderung natürlicher Schätze Sibiriens und der östlichen Länder, vor allem des Waldreichtums, geht mit der raschen Besiedelung leider Hand in Hand. Auch die ursprüngliche, meist nomadische Bevölkerung Sibiriens wird immer weiter zurückgedrängt, zum Teil auch vom Russentum aufgesogen, und der eilige Reisende wird von ihr wenig mehr zu sehen bekommen als die Burjäten des Baikalgebiets, die sich am besten der neuen Kultur anpassen. Ebenso ist Sibirien lange nicht mehr in dem Maße wie früher Sträflingsland. Nicht nur treten die Deportierten an Zahl gegenüber den freien Ansiedlern immer mehr zurück, sie werden jetzt auch nach entferntern Gegenden, besonders Sachalin, verschickt. Trotzdem bilden die Gefängnisse noch heute wichtige Gebäude in den meist dorfähnlich gebauten sibirischen Städten.
Baugeschichte. Die Sibirische Bahn, mit 8137 Werst (8682 km) die längste, etwa ein Drittel des Erdumfangs messende Bahnlinie der Welt (die Union Pacific 5357 km), wurde von der russischen Regierung 1891 begonnen; 1892 war die Strecke Ufa-Slatoust fertiggestellt; 1894 folgte die Überführung der Bahn über den Ural bis nach Tscheljabinsk, 1897 die Fortsetzung bis Tomsk, 1899 bis Irkutsk; 1897 wurde auch die Ussuribahn zwischen Chabarowsk und Wladiwostok fertig. In der Gebirgsgegend des Baikalsees entstanden große Schwierigkeiten; man führte die Bahn zunächst von Irkutsk zum Baikalsee, baute gleichzeitig vom gegenüberliegenden Ufer bei Myssowaja die Bahn weiter bis nach Strjetensk. Nun war die erste Verbindung bis Wladiwostok fertig, die zwar überall durch russisches Gebiet führte, aber noch mehrere Dampferstrecken einschloß: der Baikalsee wurde auf Dampfern gekreuzt, von Strjetensk führten flache Flußdampfer die Schilka abwärts in den Amur und von da bis Chabarowsk, dann fuhr man mit der Ussuribahn nach Wladiwostok. Aber die Unregelmäßigkeiten im Flußwasserstand machten diese Reise sehr langwierig. Ein 1896 mit China geschlossener Vertrag ermöglichte es den Russen, die Amurfahrt auszuschalten und die Mandschurische Bahn quer durch die Mandschurei über Charbin nach Wladiwostok zu bauen, mit der Abzweigung von Charbin über Mukden und Yinkou nach Dairen; letztere Strecke wurde am 1. August 1903 eröffnet. Die 3109 Werst (3317 km) lange Strecke von Sysran bis Kraßnojarsk ist in 11 Jahren, die 4016 Werst (4284 km) lange Strecke Kraßnojarsk-Dairen in 4 Jahren erbaut worden. Die Baukosten sollen durchschnittlich 100000 Rub. für 1 Werst, in Summa über 800 Mill. Rub. betragen. Spurweite ist die russische Normalspur von 1,524 m, die Strecke ist eingleisig, mit Steigungen bis 1:17. Während des russisch-japanischen Krieges wurde die Bahn um das Südende des Baikalsees (Baikalgürtelbahn, 244 Werst) herumgeführt, um das lästige Überführen der Reisenden und der Fracht über den mehrere Monate fest gefrornen See zu vermeiden. Seit 1906 ist die Strecke wesentlich verbessert; viele Ausweichestellen sind geschaffen, ein zweites Gleis ist zwischen Ufa-Slatoust und Omsk-Irkutsk im Bau. Ferner ist im Bau die Linie Tjumen-Omsk, wodurch direkte Verbindung nach St. Petersburg geschaffen wird. Nach dem Krieg ist die Strecke Changchun-Dairen als Südmandschurische Bahn (S. 323) unabhängig von Rußland geworden und steht unter japanischer Leitung.

Der sibirische Luxuszug (S. 302) verläßt Moskau auf dem Kursk-Nishnij-Nowgoroder Bahnhof (nahe dem Ostende der Ssadowaja); wegen Vorausbestellung des Platzes vgl. S. 302. Der Zug besteht nur aus einem Wagen I., zwei Wagen II. Kl. und einem Speisewagen und ist im Frühling und Herbst meist stark besetzt.—Nach der Abfahrt sieht man r. das malerische Andronow-Mönchskloster auf dem Steilufer der Jausa, 1366 vom Metropoliten Alexei begründet, mit fünf Kirchen. Der Zug fährt durch fruchtbares Land über (93 w) Sserpuchow (Bahnwirtschaft) nach (182 w) Tula (Bahnwirtschaft), [S. 312] Hauptstadt des Gouvernements Tula, mit 132000 Einw., Silberindustrie (Tulasilber ist kaukasisch und hier weniger als in Moskau zu haben) und Fabriken für Samowars und Zuckerbrot; Gewehrfabrik; Kreml aus dem 16. Jahrh.—Weiter (240 w) Uslowaja (Bahnwirtschaft). Die Bahn tritt in das Gebiet der südrussischen fruchtbaren »Schwarzerde«, der Wald tritt zurück.—(380 w) Rjashsk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 5000 Einw., an der Chupta.—An reichen Dörfern (mit berühmten Gestüten) vorüber.—(502 w) Morschansk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 26000 Einw., an der Zna.— Durch fruchtbares Land nach (753 w) Pensa (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Pensa, mit 67900 Einw., an der Mündung der Pensa in die Ssura schön gelegen; berühmt wegen der schönen Tücher aus Ziegenwolle; deutsch-luther. Kirche.—Hinter (989 km) Sysran (Bahnwirtschaft) nähert sich die Bahn der Wolga, tritt bei (1003 w) Batraki dicht an deren r. Ufer, das sogen. Bergufer, und kreuzt 8 w weiter die Wolga auf der mächtigen, 1435 m langen Alexanderbrücke (1876-80 erbaut). Der breite Strom ist stets von Dampfern, Kähnen und großen Holzflößen belebt, die bis zum Kaspischen Meere fahren. Am Ufer sind Behälter für Petroleum und Naphtha, die Heizstoff für Dampfer und Lokomotiven abgeben.— Auf dem flachen l., sogen. Wiesenufer weiterfahrend, erreicht man nach einigen Stunden (1120 w) Samara (Bahnwirtsch.; Gasthof: Bolschaja Zentrálnaja in der Dworjanskaja 125; deutscher Vizekonsul W. Koenitzer), Hauptstadt des Gouvernements Samara mit 96400 Einw., am l. Wolga-und r. Samaraufer, mit deutsch-luther. Kirche, lebhaftem Getreidehandel und berühmten Kumys-Kuranstalten auf den Hügeln in der Umgegend.—Die Bahn führt nun durch das Tal der Samara, das r. Berge zeigt, nach (1158 w) Kinel (Bahnwirtschaft); hier Abzweigung der Bahn über Orenburg, Taschkent, Samarkand und Merw nach Kuschk an der afghanischen Grenze.—Dann an mehreren unbedeutenden Stationen vorbei durch zum Teil sandiges Steppenland, außer von Russen auch von Baschkiren, Tataren, Kalmücken und Kirgisen bewohnt, und auf 640 m langer Brücke über die Bjelaja nach (1609 w) Ufa (Bahnwirtschaft: Verkauf uralischer Halbedelsteine; Vorsicht vor Gesindel in der Umgegend des Bahnhofs!), Hauptstadt des Gouvernements Ufa mit 58800 Einw., im 16. Jahrh. zum Schutz gegen die Baschkiren gegründet, am r. Steilufer der Bjelaja gelegen (schöner Landschaftsblick von der steilen Höhe über dem Birkenwäldchen beim Bahnhof); dicht beim Bahnhof viele Naphthabehälter, in der Nähe Herden der Baschkirennomaden. Die hölzernen Häuser der Stadt sind wie Schwalbennester an steile Hügel gesetzt, Treppen führen von Haus zu Haus. Ufa hat 27 Kirchen, 38 Schulen, 6 Banken, 3 Zeitungen und 1 Theater. —Hinter Ufa tauchen im O. die Vorberge des Ural auf, bedeckt von Tannenwäldern mit eingesprengten Birkenhainen; je mehr man sich dem Gebirge nähert, um so wilder wird die Gegend.— (1707 w) Ascha-Balaschewskaja (Bahnwirtschaft).—Vorbei an vielen Eisenhütten in malerischer Gegend durch das Tal des Sanjabachs, an dem sich im Halbkreis das große Dorf Menjardi hinzieht. Wilder Hochwald mit Anemonen, Dotterblumen, Himmelsschlüsseln von in [S. 313] Mitteleuropa unbekannter Üppigkeit begleitet die Bahn bergaufwärts; zwischen hohen Felseinschnitten gelangt man über (1793 w) Wjasowaja (323 m; Bahnwirtschaft) auf die Höhen des Uralgebirges nach—(1909 w) Slatoust (392 m; Bahnwirtschaft; mäßige Unterkunft bei Lusgin oder Frau Semjonowa, Z. 1 Rub., vorausbestellen!), hübscher Bergstadt (etwa 2 w vom Bahnhof) an dem Flüßchen Aï, das hier die Hauptkette des südl. Ural, den Taganai, durchbricht; 21000 Einw. Kaiserliche Eisen-, Gußstahl-und Waffenfabriken, von deutschen Schmiedemeistern eingerichtet. Arsenal (wochentags 9-3 Uhr Besichtigung gestattet). Deutsch-luth. Kirche.—Von Slatoust steigt die Bahn an Bergseen und schön mit Tannen bewaldeten Abhängen vorbei nach (1927 w) Urshum (564 m); etwa 1/4 w weiter steht r. der Grenzobelisk mit der Inschrift»Europa-Asia«(hier jedoch nur geographische, keine Verwaltungsgrenze!) auf dem höchsten Punkte der Bahn. Nun eilt der Zug in die westsibirische Ebene hinab, vorbei an (1970 w) Miaß am Ilmenskijsee, mit Goldgruben in der Nähe, und erreicht den eigentlichen Anfangspunkt der Sibiririschen Bahn

(2060 w) Tscheljabinsk (232 m; Bahnwirtschaft; Hôtel Eremitage), wo von l. die direkte Bahn von St. Petersburg (vgl. S. 301) über Perm und Jekaterinburg einmündet. Die Stadt, mit 39400 Einw., 4 w vom Bahnhof; am Bahnhof Auswandererbaracken für russische Bauern, die nach Sibirien übersiedeln. Viele Tataren, Sarten und Baschkiren betteln am Bahnhof. Lebhafter internationaler Verkehr; auf dem Markt (wohin man mit zweisitzigen kleinen Wagen, Tarantás, fährt) hat man Gelegenheit zum Einkaufen von Edelsteinen aus dem Ural (jedoch Vorsicht! vieles ist gefälscht); Volkstheater.

Von Tscheljabinsk fährt man zuerst durch die unwirtliche»Gorkaja«, unkultiviertes Steppenland mit Mooren und Salzseen; nach einiger Zeit beginnt aber fruchtbares, großenteils schon mit russischen Bauern besiedeltes Schwarzerdeland. Über (2177 w) Schumicha (Bahnwirtschaft) und Syrjanka, wo die Verwaltungsgrenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Rußland überschritten wird, nach (2301 w) Kurgan (Bahnwirtschaft), rasch aufblühender Stadt am l. Ufer des Tobol, 11/2 w vom Bahnhof; Kotzebues Verbannungsort 1800; lebhafter Butterhandel, von Dänen ins Leben gerufen.— Etwa 6 w weiter auf 470 m langer Brücke über den Tobol, dann durch Sumpfgegend nach (2550 w) Petropawlowsk (138 m; Bahnwirtschaft), 3 w vom Bahnhof die Kreisstadt Petropawlowsk mit 37900 Einw. (viele Mohammedaner), am r. Ufer des Ischim, 1752 begründet zum Schutz gegen die Kirgiskosaken. In der Stadt ein Tauschhof mit zahlreichen kleinen Läden; lebhafter Vieh-und Fellhandel, Schlächtereien, Gerbereien, Wollwäschereien; hübscher Stadtgarten; deutscher Apotheker. Viele kirgisische Nomadenkarawanen kommen aus der Steppe nach Petropawlowsk.—Nun folgt einförmige Steppe; (2677 w) Isil-Kul (Bahnwirtschaft).—Weiterhin über den Irtysch (Nebenfluß des Ob) auf 685 m langer Brücke.

(2806 w) Omsk (87 m; Bahnwirtschaft; Zweigbahn stündl. nach [S. 314] der 3 w südl. gelegenen Stadt; Tarantás dahin 50 Kop., Gasthöfe: Hotel Rossija, Saizew, Dworzowaja; Schtschepanowskij, Nikolskajaplatz), aufblühende Stadt mit 84400 Einw., Sitz der Verwaltung des Generalgouvernements der Steppe, mit starker Garnison, hat ein ethnographisches Museum auf dem Basarplatz; deutsch-luther. Kirche; deutscher Vizekonsul Oskar Nolte, Moskauer Reihe.— Handel mit Butter, Konserven aus Flußfischen, Getreide und Mehl. In Omsk verbüßte der Dichter Dostojewski 1849-53 seine Haft. In der Umgegend viele Kosakendörfer.

Dampfer von Omsk auf dem Irtysch abwärts in 4-5 Tagen nach Tobolsk (Gasthof Kommertscheskaja), Hauptstadt des Gouvernements Tobolsk mit 22000 Einw. und ethnographischem Museum im Jermakgarten.—Von Omsk den Irtysch aufwärts in 4-5 Tagen nach Semipalatinsk, Hauptstadt der gleichnamigen Steppenprovinz mit 31800 Einw. (die Hälfte Mohammedaner) und geographischem Museum; von hier Poststraße nach Taschkent.

Die Bahn führt von Omsk durch Malariagegend (gegen Mücken und Moskitos Schutzfenster schließen, Moskitonetz beim Schlafen benutzen!).—(2964 w) Tatarskaja (Bahnwirtschaft).—(3109 w) Kainsk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 6000 Einw., meist verbannten Israeliten, 12 w nördl. vom Bahnhof; Ackerbau, Viehzucht, Branntweinbrennerei und Gerberei.—Hinter (3384 w) Kriwoschtschekowo auf 792 m langer Brücke über den Ob nach (3392 w) Nowo-Nikolajewsk (Bahnwirtschaft) am r. Obufer, mit angeblich über 60000 Einw., mit amerikanischer Schnelligkeit wachsender Umschlagsplatz zwischen dem Verkehr auf der Sibirischen Eisenbahn und dem Dampferverkehr auf dem Ob. Dampfer laufen von hier nach Tomsk, Barnaul (Hauptort des altaischen Minenbezirks mit 30000 Einw., zahlreichen Hüttenwerken, Oberbergamt und Bergbauschule) und Biisk. Der Ob bildet ungefähr die Ostgrenze des Steppenlandes. Die Bahn führt, zum Teil durch dichten Urwald, nach (3606 w) Tajga (257 m; Bahnwirtschaft).

Zweigbahn in 31/2 St. nach (74 w) Mescheninowka, wo man aussteigt, weil der Stadt Tomsk näher als der Bahnhof (82 w) von Tomsk.
Tomsk (148 m; Hôtel Rossija, empfohlen; Hôtel de l'Europe; Iswoschtschik bis 75 Kop.; Post und Tel.; Potschtamskaja; Russisch-Asiat. Bank), Hauptstadt des Deutschland an Größe gleichkommenden Gouvernements Tomsk mit ca. 100000 Einw., am r. Steilufer des Tom, die einzige Universitätsstadt Sibiriens (etwa 600 Studenten), mit tüchtigen, vielfach in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften, verschiedenen Museen, technologischem Institut und andern modernen Fachschulen; Bischofssitz mit 20 russ. Kirchen. Die Stadt ist mit amerikanischer Regelmäßigkeit gebaut, hat einige große Geschäftshäuser (darunter mehrere deutsche), jedoch großenteils dorfartiges Aussehen. Lebhafter Flußverkehr. Im nahen Kolywanschen Erzgebirge am Ob, 368 m ü. M., ein Steinschleifwerk für Porphyr, Jaspis, Marmor.

Von Tajga (s. oben) weiter durch mit Urwald (russisch»Tajgá«) bedecktes kohlenreiches (aber noch nicht ausgebeutetes) Hügelland über (3745 w) Mariinsk (Bahnwirtschaft) nach (3933 w) Atschinsk (Bahnwirtschaft), Stadt mit 7000 Einw., die nördlichste von der Sibirischen Eisenbahn erreichte Stelle (in der Breitenlage des mittlern Jütlands), am Tschulym und an der Poststraße, die südl. nach (330 w) Minussinsk (Gasthof; Mittelpunkt des Getreidegebiets und Minenbezirks des südl. Gouvernements Jenisseisk) führt.

Das Hügelland geht in Gebirgsland, die Ausläufer des Sajanischen [S. 315] Gebirges, über, die Fahrt wird malerischer. Die niedrige (ca. 315 m hohe) Wasserscheide zwischen Ob und Jenissei überschreitet man erst ganz kurz vor letzterm Fluß bei der Station Katscha und erreicht bald darauf

(4100 w) Kraßnojarsk (d. h.»Rote Klippe«; 160 m; Bahnwirtschaft; Hôtel Rossija; Métropole, Familienhotel, Deutsch gesprochen; Iswoschtschik zur Stadt 40 Kop.; Internationales Telegraphenamt für Telegramme in europäischer (nicht russischer) Sprache; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt des Gouvernements Jenisseisk am l., rotgefärbten Steilufer des Jenissei mit 30500 Einw., technische Eisenbahnschule, Stadtpark mit Wirtschaft, Museum; lutherische Kirche. Wichtiger Flußhafen für die Dampferfahrt auf dem Jenissei. Die Stadt (halbwegs zwischen Moskau und Wladiwostok) war früher großenteils mit Verbrechern besiedelt. In der Datsche Tarakanowka hat der Besitzer Judin eine Bibliothek von 100000 Bänden, insbesondere Literatur über Sibirien.

Der Jenissei, mit 4750 km Länge der größte Strom Sibiriens, entsteht in der nordwestlichen Mongolei und fließt als Ulukhem nw. zur russischen Grenze, wo er, das Sajanische Gebirge in Katarakten und Stromschnellen durchbrechend, sich nordwärts zum Eismeer wendet. Bei Kraßnojarsk ist der Jenissei durchschnittlich vom Mai bis Mitte November eisfrei. Schiffbar ist der fischreiche Strom, und mit Barken, Segelschiffen und Dampfern bis zur Mündung befahren, von Minussinsk an auf 2966 km. Die bedeutendsten Städte am Jenissei sind: Minussinsk, Kraßnojarsk, Turuchansk u. Dudinsk; der nördlichste dauernd bewohnte Ort ist Krestowsk, r. an der Mündung.

Von Kraßnojarsk führt eine prächtige, 925 m lange Brücke mit sechs Bogen über den Jenissei und dann durch moskitoreiche Gegend über (4327 w) Kansk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 8000 Einw. und Goldwäschereien, am Kan, und über diesen Fluß auf 255 m langer Brücke nach (4353 w) Ilanskaja (Bahnwirtschaft) und (4434 w) Kljutschinskaja (388 m), dann über die goldführende Birjussa nach (4633 w) Nishne-Udinsk (413 m; Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 6000 Einw., mitten in den Ausläufern des Sajanischen Gebirges, an der Uda.—Nun steigt die Bahn durch fruchtbares Land, von fleißigen buddhistischen Burjäten bevölkert, nach (4743 w) Tulun (498 m; Bahnwirtschaft), dem höchsten Punkte der Strecke Tscheljabinsk-Irkutsk. —Hinter (4873 w) Sima auf 468 m langer Brücke über die Oka und dann durch schwarzgrünen Tannenwald mit *Ausblick r. nach S. auf die schneebedeckten Berge des Sajanischen Gebirges (Grenzgebirge zwischen Sibirien und der Mongolei), über (5012 w) Polowina (538 m; Bahnwirtschaft; Kohlengebiet) ins Tal der Angara, des Ausflusses des Baikalsees, und talauf, vorbei am (r.) Wosneßenskij-Mönchskloster (1672 gegründet), nach

(5108 w) Irkutsk (445 m; Bahnwirtschaft; Grand Hôtel [Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft]; Métropole; Iswoschtschik zur Stadt 75 Kop.; Internationales Telegraphenamt für Telegramme in europäischer [nicht russischer] Sprache; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements, unter 52° 17' nördl. Br. (etwas südlicher als Berlin), am l. Ufer der Angara, in die hier der Irkut mündet, mit 84000 Einw. Irkutsk hat sehr rauhes Klima (bei einem Sommer wie Paris steigt die Winterkälte nicht [S. 316] selten bis-37°, das Jahresmittel beträgt nur-0,4°), breite Straßen, 23 griechisch-katholische (darunter schöne Kathedrale der Mutter Gottes von Kasan), eine römisch-katholische und eine deutsch-lutherische Kirche, Gymnasium, 3 höhere Mädchenschulen, 2 Technische Schulen, 1 Seminar, 2 Militärschulen, Theater, 5 Zeitungen, Arbeits-und Findelhaus, Stadtkrankenhaus (mit deutschem Leiter, Dr. v. Bergmann) und bedeutenden Handel zwischen Ostasien und Rußland. Im Dezember Messe. Irkutsk, das eine Sektion der Russischen Geographischen Gesellschaft mit vielen Sammlungen besitzt, gilt als geistiger Mittelpunkt Sibiriens.—Der Ort wurde 1652 als Handelsposten durch Kosaken begründet, wuchs schnell, hat aber, seit die Verschiffungen von chinesischem Tee nach baltischen Häfen zunahmen, an Bedeutung verloren. Durch eine Feuersbrunst wurde Irkutsk 1879 fast zerstört, ist aber schöner wieder aufgebaut.—Die Stadt gilt als sehr unsicher. Vom Bahnhof hat man den besten Überblick über die Stadt, zu der eine große Schwimmbrücke führt.

In Irkutsk beginnt die Transbaikalbahn, daher Wagenwechsel (die Strecke Irkutsk-Mandschuria ist von der Russisch-chinesischen Bahngesellschaft an die Schlafwagengesellschaft für die Expreßzüge verpachtet; auf dieser Strecke sollen häufig alte schmutzige Wagen laufen, auch Verspätungen um mehr als 6 St. bis Wladiwostok nicht selten sein.) Die Bahn bleibt jenseit Irkutsk am r. Ufer der aus dem Baikalsee kommenden Angara und erreicht bei (5170 w) Baikal den Baikalsee.

Der Baikalsee (russ. Swjátoje More, mongol. Dalai Nor, »heiliges Meer«), der drittgrößte Binnen-und größte Gebirgssee Asiens, 476 m ü. M., 623 km lang, 15-82 km breit, hat 34180 (Sachsen u. Württemberg zusammen 34507) qkm Fläche. Der langgestreckte, durchschnittlich 250 m tiefe See besteht aus zwei Becken, deren südlichstes bis 1430 m tief ist, so daß der Grund des Sees bis gegen 1000 m unter den Meeresspiegel hinabreicht. Der Baikalsee ist durch Einbruch entstanden; er wird von schroffen, 1400 m hohen Felswänden umrahmt, im W. vom Baikalgebirge, im O. vom 1800 m hohen Bauntigebirge, die in vielen Vorgebirgen in den See vorspringen. Von den in den See mündenden Flüssen verläßt die schiffbare untere Angara den See am SW.-Ufer wieder. Das Wasser des Sees hat im Juli in 4 m Tiefe eine Temperatur von 5°. An Fischen ist der See sehr reich, namentlich an Herbstlachsen (Salmo omul), die durch Jenissei und Angara aus dem Eismeer heraufkommen, und von denen jährlich etwa 500000 Stück gefangen werden (daher der tatarische Name Baikul, d. h. Reicher See). Von größern Wassertieren findet man eine Seehundsart (Callocephalus), deren Auftreten, 1000 km von der nächsten Meeresküste entfernt, sehr merkwürdig, aber auch heute noch nicht endgültig geklärt ist. Man neigt zu der Annahme, daß der See, der auch sonst eine sehr eigenartige Fauna beherbergt, mit dem heutigen Eismeer nicht in früherer Verbindung gestanden hat, sondern daß die Seehunde den Lachsen bis hier herauf nachgegangen sind. Der tektonische Ursprung des Sees bekundet sich durch häufige Erdbeben, so 1861 u. 1862. Die Schiffahrt wird durch heftige Winde gefährdet, doch verkehren Dampfer während der achtmonatigen eisfreien Zeit; der lebhafteste Verkehr findet aber im Winter auf der 1-1,5 m starken Eisdecke statt.

Während früher die Reisenden mit Fährdampfern (im Winter mit Schlitten) nach Myssowaja am Südufer des Sees übergesetzt wurden, führt seit 1906 die Baikalgürtelbahn um das felsige Südufer des Sees; sie ist mit großen Schwierigkeiten und sehr hohen Kosten hergestellt; [S. 317] allein auf der 85 km langen Strecke vom Bahnhof Baikal bis nach Kultuk sind 32 Tunnel von zusammen 6 km Länge und 210 Kunstbauten (Brücken, Durchlässe, Überführungen) errichtet. Man fährt von Baikal über (5359 w) Tanchoi (auf allen Bahnhöfen besonders dieser Strecke hüte man sich vor Diebstählen!) nach (5413 w) Myssowaja (477 m), auch Myssowsk genannt; die Bahn bleibt noch bis (5458 w) Possolskaja in der Nähe des Baikalsees und steigt dann im Tale der Selenga nach (5567 w) Werchne-Udinsk (544 m; Bahnwirtschaft; Gasthof), Kreisstadt mit 8000 Einw., mit großer Garnison und wichtiger Teemesse.

Von hier führt die alte Poststraße (nebst Telegraph) im Selengatal weiter aufwärts nach Troizkossawsk und (185 w) Kjachta (732 m), russische Grenzstadt und von 1689-1860 einziger russischer Grenzhandelsplatz, über den der Karawanentee aus der nur 200 m südlicheren chinesischen Grenzstadt Maimatschin geführt wurde. Die Poststraße, jetzt wenig benutzt, führt weiter über Urga (1290 m) durch die Wüste Gobi und über Kalgan (S. 296) nach Peking. Eine Bahn längs der Poststraße nach Kalgan ist geplant.

In romantischer Landschaft steigt die Bahn nun im Tale der Uda, dann südöstl. abbiegend weiter bis (5701 w) Petrowski sawod (803 m; Bahnwirtschaft), vorbei an Mongolen-und Burjätendörfern, dann im malerischen Tale des Chilok zu den sanftsteigenden Höhen des Jablonoi oder Apfelgebirges über (5840 w) Chilok (805 m; Bahnwirtschaft) und durchläuft hinter (5993 w) Sochondo (944 m) einen Tunnel, der am Westende die Inschrift: »Zum Atlantischen Ozean«, am Ostende: »Zum Großen Ozean« trägt, da der Bergkamm die Wasserscheide bildet zwischen dem Nördlichen Eismeer und dem Stillen Ozean (Jenissei und Amur). Nun senkt sich die Bahn über (6016 w) Jablonowaja (846 m; Bahnwirtschaft) durch das enge Ingodatal nach

(6086 w) Tschita (656 m; Bahnwirtschaft; Hôtel Métropole; Iswoschtschik zur Stadt 50 Kop.; Russisch-Asiatische Bank), 1851 gegründete Hauptstadt Transbaikaliens mit 55500 Einw., Maschinenwerkstätten und *Museum; die hübsche Umgebung erinnert an Heidelberg. —Dann fährt man über den Fluß Tschita auf 160 m langer Brücke und im Ingodatal abwärts über (6142 w) Makkawejewo (Bahnwirtschaft) nach (6180 w) Karimskaja (605m; Bahnwirtschaft), Bahnknotenpunkt.

Amurfahrt Strjetensk-Chabarowsk (2116 w). Von Karimskaja führt eine ältere Bahnlinie im Ingoda-und Schilkatal abwärts über (183 w) Nertschinsk (Bahnwirtschaft), das jetzt bedeutungslose, früher aber durch seine Blei-und Silberbergwerke berühmte, als Sträflingsort berüchtigte Städtchen, nach (266 w) Strjetensk (Bahnwirtschaft; Gasthof Dalnij Wostok; Mikulitsch, beide nahe der Dampferlandestelle; Iswoschtschik 1 Rub.; Banken: Sibirische Bank; Russisch-Asiatische Bank), Stadt mit 10000 Einw., am l. Ufer der Schilka. Von Strjetensk laufen Postdampfer auf der untern Schilka und dem Amur von Mai bis September alle 5 Tage in 6 Tagen bis Blagowjeschtschensk (Grand Hôtel; Banken: Kunst & Albers; Sibirische Bank; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt der Provinz Amur mit 57500 Einw., am l. Ufer des Amur an der Sejamündung; von dort mit größern, bequemen Dampfern in 5 Tagen bis Chabarowsk (S. 333). Die Fahrt stromauf von Chabarowsk bis Strjetensk dauert etwa 12-13 Tage und ist nicht zu empfehlen. Der Amur entsteht aus dem Zusammenfluß der Schilka mit dem Argun beim Fort Ustj Strjelka; er bildet streckenweise die Grenze gegen China und mündet nach 4480 km langem Lauf unterhalb Nikolajewsk, gegenüber dem Nordende der Insel Sachalin. Geplant ist der Bau einer Amurbahn von Strjetensk nach Chabarowsk.

[S. 318]

Die Transbaikalbahn führt von Karimskaja über einen 885 m hohen Bergrücken nach (6229 w) Burjatskaja (Bahnwirtschaft), dann durch gewelltes, ödes Steppenland, den Nordzipfel der Mongolei, von Kosaken und Burjäten bewohnt, über (6274 w) Aga (Bahnwirtschaft) und an einem buddhistischen Burjätenkloster vorbei über (6319 w) Olowjannaja (Bahnwirtschaft) und (6412 w) Borsa und über die russisch-chinesische Grenze nach

(6532 w) Mandschuria (Mandschuli; 650 m; Bahnwirtschaft; Gasthof Zentralnaja, nahe dem Bahnhof), chinesischer Grenzstadt mit 12000 Einw. (in der Mehrzahl Russen); hier bei der Hinfahrt chinesische, bei der Rückfahrt russische Zolldurchsicht.—Mandschuria ist der Anfang der in russischen Händen befindlichen Ostchinesischen Bahn (Chinese Eastern Railway), deren Gebiet die Mandschurei bis zur russischen Grenzstation Pogranitschnaja (S. 320), ferner die südliche Linie von Charbin bis Changchun (S. 324) mit Zweigbahn nach Kirin umfaßt und deren Bahnhöfe gegen die häufigen Angriffe der Chunchusen-(chinesischen Räuber-) Banden von russischen Soldaten bewacht werden und zum Teil befestigt sind. Von hier an wird nach Charbiner Zeit gerechnet, die 6 St. 24 Min. vor gegen Petersburger und 7 St. 25 Min. vor gegen M.E.Z. ist. Die Bahn führt durch gleichmäßiges Steppenland (man sieht Pferdeherden, Kamelkarawanen) über (6708 w) Chailar (Hailar; Bahnwirtschaft) und (6785 w) Jakschi, Wachtposten, allmählich das Chingangebirge, den Grenzwall zwischen der Mongolei und der Mandschurei, hinan; bei (6872 w) Irekte (875 m) wird noch eine Lokomotive vorgespannt wegen der nun starken Steigung, durch enge Täler nach (6881 w) Chingan; 4 w weiter führt ein 3 km langer Tunnel, 961 m ü. M., durch den höchsten Gebirgskamm unter dem 1060 m hohen Dschedynpaß; dann geht es steil abwärts nach (6904 w) Buchedu (Pu-ha-to; 673 m; Bahnwirtschaft), im Tale des Jali. Bevor man die Steppe wieder erreicht, noch malerische Ausblicke auf die Berge bei Barim. Dann durch größere Dörfer bei Tschalantun über (7049 w) Nin-zy-schan (264 m) und über den Nonni nach (7155 w) Stat. Zizikar (Tsitsihar oder Buchoi; Bahnwirtschaft; Gasthof) selbst, die Hauptstadt der chinesischen Außenprovinz Holungkiang, mit 80000 Einw., liegt 25 w nördl. am Nonni und ist durch Kleinbahn mit der Station verbunden. [Hier soll das chinesisch-amerikanische Bahnprojekt von Aigun (vom r. Amurufer nahe Blagowjeschtschensk in der Mandschurei) nach Kintschou (S. 318, an der Bahnlinie Mukden-Tientsin) von N. nach S. die Mandschurei durchschneiden.]—Dann durch wildreiche, fast unbewohnte Steppe mit unbedeutenden Haltestellen, aber vor Charbin durch gut bebautes Land und schließlich auf 948 m langer Brücke mit 8 Bogen über den mächtigen, von zahlreichen Dampfern belebten (auf 1180 km Länge schiffbaren) Súngari nach

(7408 w) Charbin (Harbin; 152 m; gute Bahnwirtschaft; Grand Hôtel; Métropol Hôtel; Orient Hôtel, sämtlich in der Neustadt, die beiden ersten nahe dem Bahnhof; Hôtel Sibir; Hôtel de Commerce, [S. 319] in der Geschäftsstadt, Verpflegung überall gut, Unterkunft mäßig; Bankgeschäft von Kunst & Albers; Russisch-Asiatische Bank [Korrespondent der Deutschen Bank]; Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft: im Grand Hôtel; Direktion der [russischen] Ostchinesischen Bahn [Präsident General Horváth], Zweigbureau der Südmandschurischen Bahn; chinesischer Zollkommissar [Watson]; deutscher Konsul: L. Heintze; Handelshäuser: Kunst & Albers; Tschurin & Co.; Samsonowitsch & Agéjeff; Kommissionsgeschäft: Comptoir belge d'importation et d'éxportation; Spediteur A. G. Roubinraut), internationale Handelsstadt in der chinesischen Mandschurei, am r. Ufer des Sungari, 1896 gegründet als Eisenbahnknotenpunkt, früher ein Dorf, jetzt eine Stadt von über 50000 Einw. (buntgemischte Bevölkerung, in der die Russen und Chinesen überwiegen). Die Stadtverwaltung liegt in den Händen der Ostchinesischen Bahn. Die vollkommen russischen Charakter tragende Stadt zerfällt in drei Teile: die Altstadt, sö. vom Bahnhof, die erste Niederlassung aus Lehmhäusern für den Bahnbau, wozu einige Handelshäuser und eine kleine Kirche kamen. Die moderne Neustadt (Nowoje Charbina), westl. vom Bahnhof, auf einer vor dem Fluß geschützten Hochfläche, noch in der Entwickelung; für die Eisenbahnverwaltung, P u. T, Hospitäler, Beamtenwohnungen, Gasthöfe etc. bestimmt. Die Straßen und die sanitären Verhältnisse sind noch sehr schlecht. In der Hafenstadt (Pristan) hinter der Eisenbahnbrücke am Fluß sind Fabriken und Werkstätten für die Eisenbahn, kaufmännische Niederlassungen, der Sitz der Polizei etc.; hier herrscht das meiste Leben. Östl. vom Pristan liegt das durch den Pestausbruch 1910 berüchtigte Chinesenviertel Fudsjadjan (Fudatien). Haupthandel und Ausfuhr in Ölbohnen. Im russisch-japanischen Krieg war Charbin Hauptstützpunkt der russischen Armee.—Dampfer verkehren auf dem Sungari von Charbin talwärts bis Chabarowsk (S. 323) und bergwärts bis Kirin (S. 324).

Von Charbin nach Wladiwostok.

Vgl. die Karte bei S. 301.

Der sibirische Luxuszug (S. 302) führt vom Hauptbahnhof (smaragdgrün in einer Art von Sezessionsstil) in Charbin-Neustadt östl. über (9 w) Hst. Alt-Charbin durch weite Strecken gut (vor allem mit Rüben) bebauten Ackerlandes über (58 w) Aschichö, mit Zuckerfabrik, dann an einem Marmorbruch vorbei, durch Sumpfstellen mit mannshohem Wollgras und durch von Fasanen bevölkerte Gehölze nach (153 w) Imjampo, beliebtem Sommeraufenthalt mit Datschen (Landhäusern), guter Brauerei und Jagdgelegenheit auf Hochwild, weiter über den Gebirgszug Tschangkwanhai nach (255 w) Chandaochezy (Bahnwirtschaft), Ort mit 10000 Einw.; dann auf 300 m langer Brücke über den Mutankiang (nicht weit südl. die chinesische Handelsstadt Ninguta mit etwa 20000 Einw.; T) und nun ansteigend in schroffen Tälern des in der Nähe der Bahn schon großenteils entwaldeten ostmandschurischen Mittelgebirges durch drei Tunnel bis 640 m ü. M., dann wieder hinab nach (402 w) Mulin (Bahnwirtschaft). Die Landschaft [S. 320] wird immer schöner, bis man, die Mandschurei verlassend, den russischen Grenzort (512 w) Pogranitschnaja (460 m; Bahnwirtschaft; russische Zollbesichtigung), Endpunkt der Ostchinesischen und Anfang der Ussuribahn, erreicht; letztere führt durch sechs Tunnel abwärts über die Grenzfestung (538 w) Grodekowo in grüner Ebene nach (628 w) Ketrizewo (Bahnwirtschaft), Knotenpunkt, wo l. die Bahn nach Chabarowsk abzweigt; in 2 w Abstand sieht man die Kuppeln der Kathedrale von Nikolsk-Ussuriisk (Gasthof Koslow; Russisch-Asiatische, Sibirische Handelsbank; Warenhaus von Kunst & Albers), Kreisstadt mit 23000 Einw. und stärkster Garnison des Amurgebiets, in sehr fruchtbarer Gegend, mit guter Jagd auf Wildschweine, Maralhirsche etc. Dann steigt die Bahn im Felsental des Suifun in dichtbewaldete Höhenzüge; an einer scharfen Biegung erster *Blick auf die Amurbucht; l. hinter Nadeschdinskaja liegen Kohlenbergwerke; dann führt die Bahn am Strande der Amurbucht entlang, l. an den Datschen (Landhäusern) der reichen Wladiwostoker vorbei und durch die Chinesenstadt zu dem ganz nahe dem Hafenkai gelegenen Hauptbahnhof von

(730 w) Wladiwostok (Bahnwirtschaft), am Japanischen Meer. Der Bahnhof trägt die Aufschrift: »Von St. Petersburg bis Wladiwostok 9876 Werst« (Entfernung von Moskau 8137 w).

Ankunft zur See. Die Postdampfer steuern die Insel Askold mit rotem Leuchtturm an, laufen dann auf den weißen Leuchtturm der Insel Skrypleff zu und steuern durch den Östlichen Bosporus zwischen Kasakewitsch (Russeninsel) und dem Murawiew-Vorgebirge hindurch, biegen dann r. in eine der Kieler Förde sehr ähnliche, durch viele Küstenbefestigungen geschützte Bucht, in deren innerstem, nach O. gekrümmtem Teil, dem Goldenen Horn, der gegen Wind und Seegang geschützte Hafen von Wladiwostok liegt. An seiner Westseite ist nahe am Bahnhof ein Kai mit Liegeplätzen für etwa acht Dampfer. Die Postdampfer der Freiwilligen Flotte haben eignen Kai. Dampfer, die keinen Platz am Kai bekommen, ankern nahe vor der Stadt, Ausschiffung der Reisenden erfolgt dann mit Booten an bequemen Landungsbrücken.
Gasthöfe: Hotel d'Allemagne (Deutsches Hotel), Mitte der Stadt, Ecke der Kitaiskaja-und Pekinskaja-Straße, modern eingerichtet, Pens. 8-9 Rubel, gelobt.—Grand Hôtel, am Bahnhof.— Goldenes Horn, Aleutskaja 45.—Zentralnaja, Swetlanskaja.—Restaurants: Deutsches Restaurant Müller, Swetlanskaja, gelobt.—Unterberger; Goldenes Horn; Swetlanka, sämtlich Swetlanskaja. —Cafés: Kokin.—Jegorow, Swetlanskaja.
Post u. Tel. an der Swetlanskaja. Telegraphenkabel nach Nagasaki.— Wagen: Iswoschtschik vom Bahnhof zur Stadt 25 Kop. (Gepäck 20 Kop.), einzelne Fahrt 25 Kop., in die Vorstadt 50 Kop.; stündl. 80 Kop. Nachts doppelte Taxe.—Eisenbahn über Charbin nach Europa (S. 309): Expreßzüge: Mi. ab Wladiwostok der Transsibirien-Expreß in 91/2 Tagen bis Moskau, mit Anschluß an den Nordexpreß (S. 302) Moskau-Berlin (Fahrzeit 37 St.); außerdem So. ab Wladiwostok ein Zug bis Irkutsk (Wagenwechsel) mit Anschluß nach Moskau und ein Zug Fr. ab Wladiwostok wie vorher, doch mit Anschluß nach St. Petersburg; sämtlich Züge der Internationalen Schlafwagengesellschaft; nach Chabarowsk, S. 323; nach Dairen, S. 323; nach Peking, S. 328.—Dampfer: Hamburg-Amerika Linie über Hongkong monatlich (Agentur: Kunst & Albers);— Nippon Yusen Kaisha nach Nagasaki, Korea, Port Arthur und Schanghai wöchentlich;—Russische Freiwillige Flotte Do. und Sa. in 2 Tagen nach Tsuruga (Japan);—Sa. über Nagasaki (2 Tage) nach Schanghai in 4 Tagen;— Osaka Shosen Kaisha Di. in 2 Tagen nach Tsuruga (Reichskursbuch 705).

[S. 321]


Plan von Wladiwostok. Plan von Wladiwostok.


[S. 322]

Banken: Kunst & Albers, Swetlanskaja, Korresp. der Deutschen Bank.— Russisch-Asiatische Bank, Aleutskaja, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.—Theater: 3 russische und 3 chinesische; Singspielhalle im »Goldenen Horn« u. a.—Agent der Internationalen Schlafwagengesellschaft: Marcerou & Schreter, Swetlanskaja 60. —Konsulate: Deutsches Reich, Swetlanskaja, Konsul Dr. Stobbe.—Deutscher Gesangverein (es leben viele Deutsche in angesehenen Stellungen in Wladiwostok).—Polizeiamt: Pekinskaja. —Zollamt: Swetlanskaja.— Städtisches Krankenhaus.Warenhaus großen Stils von Kunst & Albers, liefert jegliche Reiseausrüstung u. a.

Wladiwostok (»Beherrscherin des Ostens«, früher Port May) wurde 1860 gegründet, war 1868-1901 Freihafen und hat 90162 Einw. (davon über ein Drittel Chinesen, Japaner und Koreaner). Die Stadt liegt auf 43° 7' nördl. Br. (etwas südlicher als Florenz) auf der Halbinsel zwischen der Ussuribucht und der Amurbucht in malerischer Landschaft, deren natürliche Bergumwallung sehr stark befestigt ist (1500 Geschütze, die auf 80 km verteilt sind), da die Stadt der einzige gute Seehafen und Flottenstützpunkt Rußlands in Ostasien ist, denn überall weiter nördl. bis zur entlegenen Amurmündung ist die Küste durch das mauerähnliche Sichotaalingebirge vom Binnenlande völlig abgeschlossen und fast hafenlos. Nur hier am Südende der russischen Küstenprovinz ist der Küstengebirgsbogen unterbrochen und öffnet sich das Land mit einer buchtenreichen Küste (Riasküste) frei zum Meer. Leider ist der Hafen von Wladiwostok 4 Monate durch Eis gesperrt; als Kriegs-und Handelshafen ist er gut ausgerüstet. Längs der Nordküste des Goldenen Horns zieht sich die Hauptstraße Swetlanskaja; die Häuser sind meist aus Stein, nur zum Teil noch aus Holz gebaut. Die Neubauten zeigen modernern Renaissancestil, z. B. das Admiralitätsgebäude, der Palast des Gouverneurs, das Geschäftshaus von Kunst & Albers und das reichhaltige Museum (Di. Fr. So. 10-4 Uhr geöffnet). An der Südseite der Swetlanskaja liegt in hübschem Garten das Haus des Chefs der Marinestation, weiter östl. der Marineklub, mit Bootslandungsbrücken am Hafen. In der Hauptstraße die Uspenskij-Kathedrale. Das Institut für Ostasiatische Sprachen liegt an der Puschkinskaja; ebenda die deutsch-lutherische Kirche. Bei den Landungsbrücken am Hafen steht das Denkmal des Admirals Newelskoi, der die Amurmündung am 13. Aug. 1850 auf eigne Faust besetzte, mit der Inschrift: »Wo die russische Flagge weht, da soll sie nie wieder sinken« (Ausspruch des Zaren Nikolaus I.). Gegenüber dem Warenhaus der in ganz Ostasien bekannten deutschen Firma Kunst & Albers an der Swetlanskaja liegt ein schönes Wohnhaus für den Leiter des Geschäfts, mit großem Speisezimmer für die Angestellten des Geschäfts, mit Billards etc. In der Marinevorstadt das Marinehospital, daneben die großen Trockendocks und Werftanlagen der Marine.—Die Gewerbtätigkeit beschränkt sich auf Holzschneidemühlen, Ziegeleien, Maschinenwerkstätten, Brauereien. Der deutsche Einfuhrhandel ist sehr beträchtlich, es verkehren mehr deutsche als englische Schiffe im Hafen; ausgeführt werden Felle, Sauerkraut, Seekohl, Bauholz, Salzfische, Lebertran.—Das Goldene Horn ist etwa von Mitte Dezember bis Mitte April zugefroren, doch halten Eisbrecher eine Fahrrinne frei; aber außerhalb des Hafens behindern [S. 323] dann oft große Treibeismassen die Schiffahrt. Die Witterung entspricht etwa der von St. Petersburg, trotzdem Wladiwostok auf etwa derselben geographischen Breite wie Florenz liegt; Luftwärme im Januar-15° C, im Jahresmittel 4,3° C; im Sommer kommen etwa +30° C, im Winter etwa-30° C vor.—Rundgang. Man fahre durch die Swetlanskaja und besteige dann die steile Anhöhe oberhalb des Observatoriums, von wo prächtiger *Fernblick über das Goldene Horn, Stadt und Hafen; man sieht bis zur Insel Askold, die im SO. auftaucht. Dann besuche man den Wochenmarkt an der Amurbucht, am Westende der Swetlanskaja, und mache mit kleinem Hafendampfer eine Hafenrundfahrt (zweimal tägl., Fahrzeit etwa 21/2 St.), die bis zur Insel Kasakewitsch führt; auch lohnt eine Fahrt mit Dampfer oder Segelboot bei gutem Wetter nach der Insel Askold, wo die sibirischen Maralhirsche gehegt und gefüttert werden und Goldbergwerke im Betrieb sind.—Die Umgegend bietet Gelegenheit zu Fahrten in die landschaftlich sehr schönen Berge und Wälder; vor der Stadt ist eine gemütliche deutsche Brauerei.

Von Wladiwostok nach Chabarowsk führt die Ussuribahn in etwa 16 St. über (102 w) Ketrizewo (S. 320), von da nö. im Tale des Suifun, dann durch Steppenland und auf 255 m langer Brücke über den Ussuri nach (340 w) Murawjew-Amurskij (Bahnwirtschaft). Hinter der 255 m langen Imanbrücke bei (387 w) Iman (Bahnwirtschaft) tritt die Bahn in schöner Hügellandschaft dicht an die Grenze der Mandschurei und läuft im Tale des Ussuri r. über (498 w) Bikin (Bahnwirtschaft) durch Wald und über viele Brücken nach
(716 w) Chabarowsk (96 m; Bahnwirtschaft; Gasthöfe: Deutsches Hotel und Restaurant von Peter Moller, empfohlen; Hotel Chabarowsk; Rossija; Iswoschtschik zur Stadt 60 Kop.; Banken: Kunst & Albers; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt der Seeprovinz des russischen Amurgebiets, mit 25000 Einw. (1/4 Chinesen), am r. Steilufer des Amur, noch 800 km oberhalb seiner Mündung, zum Teil auf Felsterrassen erbaut. Nahe dem Palais des Generalgouverneurs liegt das *Museum der Russischen Geographischen Gesellschaft (Do. So. 12-4 Uhr); nahebei im Stadtgarten das Standbild des Grafen Murawjew-Amurskij. Die Stadt hat Kadettenschule, Eisenbahnschule und treibt wichtigen Pelzhandel (besonders Zobelfelle). Warenhaus: Kunst & Albers.
Postdampfer von Chabarowsk Mitte Mai bis Anfang Oktober (andre Dampfer unregelmäßig): a) in 4 Tagen auf dem Amur abwärts nach (940 w) Nikolajewsk (Gasthof; Warenhaus: Kunst & Albers), Seehafenstadt mit 8000 Einw., nahe der Mündung des Amur in den Amurgolf; b) auf dem Amur aufwärts über Blagowjeschtschensk nach Strjetensk, vgl. S. 317.

Von Charbin nach Dairen.

Vgl. die Karten bei S. 215 u. S. 271.

Von Charbin zweigt eine Linie der Ostchinesischen Bahn nach S. ab (von den Russen bis Port Arthur, S. 327, gebaut, jetzt nur bis Changchun noch russisch; die Südstrecke ist im Frieden von Portsmouth 1905 an Japan abgetreten und bildet jetzt das Hauptstück der Südmandschurischen Bahn. Von den sibirischen Expreßzügen (S. 316) wird ein Wagen in Charbin abgezweigt und läuft durch bis Changchun; Durchreisende können in diesem Wagen in Charbin übernachten. Fahrzeit Charbin-Changchun 9 St., Changchun-Mukden 61/2 St., Mukden-Dairen 8 St. Über diese Strecke geht zurzeit der Hauptpersonenverkehr zwischen Europa und China (besonders nach Peking, Hankau, Schanghai, Tsingtau etc.), aber auch ein großer Teil des Verkehrs nach Japan (besonders nach Nagasaki). Über direkte Fahrkarten vgl. S. 302.

[S. 324]

Vom Charbin-Hauptbahnhof (S. 318) führt die Bahn durch fruchtbares Land mit Weizen-, Kartoffel-, Raps-und Maisfeldern; zahlreiche Wachttürme schützen die Bahnstrecke; bei (115 w) Dalatschao führt eine 735 m lange Brücke über den Sungari.—(152 w) Jaomönn (Bahnwirtschaft). Nahe hinter der russischen Grenzstation Kwangtschöngtse mit russischer Garnison erreicht man (222 w) Changchun (Tschangtschun; Yamato Hotel, komfortabel, Pens. 9-12 Yen, gegenüber Bahnhof, mit Büfett;—Yokohama Specie Bank;Russisch-Asiatische Bank), Knotenpunkt der Ostchinesischen, Südmandschurischen und Kirin-Changchun-Bahn. Von Charbin kommend hier umsteigen in den bereitstehenden Expreßzug der Südmandschurischen Bahn (I. Kl. vorzügliche Pullman-Wagen, II. Kl. entspricht der III. Kl. in europäischen Zügen). Zeitwechsel, südmandschurische Zeit ist 23 Min. später als Charbinzeit (S. 318). Die alte Stadt mit 130000 Einw., 6 w südl. vom Bahnhof, mit lebhaftem Vieh-und Bohnenhandel. Changchun hat chinesische Garnison; die neue, von den Japanern am Bahnhof angelegte Stadt in europäischem Stil entwickelt sich schnell und hat japanische Garnison. [Zweigbahn östl. nach (120 w) Kirin, wichtigster Handelsstadt der Mandschurei für Holz, Bohnen, Tabak, mit 100000 Einw., von Mauern umgeben, am Sungari.]

Hinter Changchun treten l. die Vorberge der Ostmandschurischen Gebirge an die Bahn; bei (39 M = Miles von Changchun) Gungchuling steigt die Bahn bis 209 m ü. M., senkt sich aber wieder bei (145 M) Tiahling, Handelsstadt mit 50000 Einw., am Liauho, und erreicht

(189 M) Mukden (chines. Fengtien), alte Hauptstadt des frühern mandschurischen Reiches (mit etwa 175000 Einw.) und daher Stammsitz der bisher in China herrschenden Mandschudynastie, deren erste Kaiser hier noch zeitweise residierten.

Gasthöfe: Astor House Hotel, in der innern Stadt, deutsche Leitung, 10 Z., recht gelobt, gute Küche, Pens. $ 8.—Yamato Hotel, japanische Leitung, im japanischen Stationsgebäude, Pens. 9-12 Yen.
Wagen: Droschken, Rikschas, chinesische Karren.—Pferdebahn bis zur innern Mauer.
Eisenbahnen: Südmandschurische Bahn (japanisch) nach Changchun (und mit der Ostchinesischen Bahn weiter nach Charbin), nach Dairen und nach Antung (von wo weiter nach Söul, Fusan); Nordchinesische Bahn (chinesisch) nach Tientsin und Peking. Japanischer wie chinesischer Bahnhof liegen 5 km westl. von der Stadt entfernt.
Bank: Yokohama Specie Bank (Korrespondent der Deutschen Bank) in der innern Stadt.
Deutsches Konsulat, Konsul Dr. Heintges, Dolmetscher Dr. Siebert.

Mukden ist Sitz des Generalgouverneurs (Vizekönigsj der Mandschurei, der zugleich Gouverneur der Provinz Fengtien ist, und eines Bannergeneralleutnants. Starke Garnison moderner Truppen. Rings um Mukden fanden Ende Februar und Anfang März 1905 die blutigen Kämpfe statt, in denen die Russen durch die Japaner zum Rückzuge nach dem Norden gezwungen wurden. Die äußere Stadt ist von einem 18 km langen Lehmwall, die innere von einer starken Mauer, mit je 8 Toren, umgeben. In der Nähe des japanischen Bahnhofs eine der vier Eckpagoden der Stadt von indischem Charakter, —Die größte Sehenswürdigkeit ist der *Kaiserpalast; er liegt in der innern Stadt, in der Nähe des Astor House Hotels. [S. 325] Der letzte Kaiser, der ihn zeitweilig noch bewohnt hat, war Chienlung (1736-96). Der Palast ist in den Jahren 1907-09 wieder vollständig neu aufgebaut worden. Im Thronsaal steht noch der alte, in Holz geschnitzte Thron. In einem besondern Gebäude wird die Chronik des kaiserlichen Hauses aufbewahrt, die aber unzugänglich ist; gezeigt werden einzelne Stücke aus dem kaiserlichen Schatz: Gewänder, Helme, Waffen des Kaisers Chienlung, Stickereien, Gemälde, Porzellane, Nephritsachen u. a., ferner in einer besondern Abteilung eine große Menge Porzellan des kaiserlichen Haushalts. Einlaßpässe sind durch die Konsulate zu besorgen. Östlich schließt sich an den Palast ein Pavillon, in dem die Kaiser Audienz erteilten, mit den zugehörigen Gebäuden an.

Ausflüge: Nach dem nördlichen Kaisergrab Peiling, etwa 6 km nördl. der Stadt, mit Droschke oder Rikscha, Einlaßpässe durch die Konsulate. Das Grab liegt in einem Walde, der hinter der Anlage schöne Nadelholz- und Eichenbestände hat. Durch die ziemlich verfallene äußere Tierallee zu dem meist verschlossenen Südtor, das mit seinen lebhaften Farben in der grünen Umgebung sehr malerisch wirkt. Man fährt nach l. um die Umfassungsmauer herum zum Westeingang, durch den man den von Strandkiefern gebildeten düstern *Grabhain betritt, in die innere, mit Platten belegte Tierallee, die an dem Südtor (s. oben) beginnt und von steinernen Säulen und Tierfiguren, Himmelshunden, Pferden, Kamelen und Elefanten, eingefaßt wird. Den Abschluß der Allee bildet ein Gebäude mit schöner Kassettendecke, das eine riesige, aus einem Kalkmarmorblock gehauene Schildkröte enthält, die auf ihrem Rücken einen zweiten Monolithen trägt,in den die Lebensgeschichte des hier ruhenden Kaisers Taitsung (gest. 1643), des Vaters des ersten chinesischen Kaisers aus der Mandschudynastie, in Mandschurisch, Mongolisch und Chinesisch eingehauen ist. —Durch ein von einem turmartigen Aufbau gekröntes Tor in den innern Hof, der von einer hohen, breiten Steinmauer mit Ecktürmen umgeben ist. Die Dächer sämtlicher Gebäude sind aus den gelben Ziegeln kaiserlicher Bauten hergestellt. R. und l. auf dem innern Hof einige Gebäude für Mitglieder des kaiserlichen Hauses. In der Mitte auf erhöhter Terrasse, zu der eine Drachentreppe führt, die Ahnenhalle mit den Tafeln Taitsungs und seiner Familie.
Dahinter vor dem Eingang zum eigentlichen Grabe steht die sogen. Geistermauer mit aus Stein gefertigtem Opfergeräten; dann durch einen Gang durch die Mauer des innern Hofes zu dem vermauerten Eingang des Grabhügels. Man steigt nun auf die Mauer und gelangt zu einer Halle mit kassettierter Decke, die einen Stein mit dem Namen Taitsungs in den oben erwähnten drei Sprachen enthält.— Nach N. hat man den mit einem Rundgang versehenen Grabhügel vor sich; er ist von einem verkrüppelten Baum gekrönt, der eine alte Familienlegende des kaiserlichen Hauses versinnbildlicht; im Hintergrund eine künstliche, mit Bäumen bepflanzte Erdhügelkette, die den Einfluß der bösen Geister des Nordens abhalten soll.—Auf der Mauer geht man dann zum Eingang des innern Hofes zurück.
Das Ostgrab Tungling in der Nähe des Dorfes Tungling ist von Mukden etwa 18 km entfernt und nur sehr beschwerlich zu Pferde oder mit chinesischer Karre zu erreichen. Die Anlage ist ähnlich wie die des »Peiling«, nur wirkt die ganze Umgebung malerischer durch die Lage auf natürlichen Hügeln und durch die Nähe des Hunho (Fluß). Begraben ist dort der Vater Taitsungs, Tientsung (gest. 1636).

Die Südmandschurische Bahn führt dicht hinter Mukden auf 736 m langer Brücke über den Hunho, Nebenfluß des Liauho nach (199 M) Suchiatun [von hier Zweigbahn über Chienchinchai nach (34 M) Fushun am Hunho, wo die großen Kohlengruben der Südmandschurischen [S. 326] Bahn mit modernen Einrichtungen bis zu 5000 t täglich Kohlen fördern; 1/4 St. vom Bahnhof, jenseit des Hunho, liegt die alte Stadt Fushun]. Weiterhin über den Shaho, an dessen l. Ufer (205 M von Changchun) Shaho, kleine, aus dem japanisch-russischen Krieg bekannte Stadt. [Von hier Ausflug zu Fuß ostwärts 3 St. am Shaho entlang zum Besuch der Schlachtfelder vorbei am Nowgorod-und Putilow-Hügel bis an den Fuß des Taschan (Turm-oder Pagodenberg genannt), dort fahre man von Station der Kleinbahn Mukden-Antung nach Mukden zurück.] Die Bahn führt weiter über (216 M) Yentai, dessen Kohlengruben, 10 km vom Ort, von der Bahngesellschaft ausgebeutet werden, nach (230 M) Liaoyang (Bahnwirtschaft), ältester Stadt der Mandschurei mit 55000 Einw. und schönem *Lama-Turm, erbaut im 3. Jahrh. n. Chr.; 1372 wurde die Stadt mit Mauern umgeben; berühmte Branntweinbrennerei (Samschu); Hauptquartier der japanischen Bahntruppen. In der Schlacht bei Liaoyang, 30. Aug. bis 4. Sept. 1905, führte Kuropatkin seinen berühmten Rückzug aus.— Weiter über Haicheng nach (256 M) Tangkangtzu (Stadt mit heißen Quellen; Gold Spring Hotel).

Ausflug (sehr lohnend) von Tangkangtzu etwa 16 km östl. von der Bahn zum Kloster *Chienshan (Tschienschan) mit etwa 60 sehr alten buddhistischen Tempeln auf felsigen Hügeln in sehr malerischer Landschaft; besonders sehenswert ist die Tempelanlage der Drachenquelle (Lungtschuankuan) und der Tempel der Mildtätigkeit (Wuliangkuan), beide mitten in Waldeseinsamkeit. Schon der Kaiser Taisung (627-649) der Tang-Dynastie soll die Naturschönheit des Tschienschan bewundert haben.

Weiter nach (288 M) Tashihchiao (Daschitschau; Bahnwirtschaft). Hier Zweigbahn r. nach (131/2 M) Yingkou (S. 328), nur bis ans l. Ufer des Liao, dort übersetzen (bei Eisgang im Winter zuweilen unmöglich) zum Anschluß an die Nordchinesische Bahn.

Die Bahn führt über (306 M) Kaiping (Kaitschou), Stadt mit wichtigem Handel in Puppen der wilden Seidenraupe und Seide, tritt nahe an die Küste des Liaotunggolfs und läuft am Westabhang der Gebirge der Liaotunghalbinsel entlang über (326 M) Hsiungyuehcheng (ganz guter japanischer Gasthof; heiße Quellen im Flußbett des Hsiungyueh), weiter, die Halbinsel schräg durchquerend, über (359 M) Teliszu (Niederlage des Generals Stackelberg 15. Juni 1904 gegen General Oku) und (371 M) Wafangtien (Bahnwirtschaft), zur unbedeutenden Hafenbucht (388 M) Pulantien (früher Port Adams) am Liaotunggolf, Grenzort des japanischen Südwestzipfels der Liaotunghalbinsel. —(414 M) Chinchou (Kintschou) an der gleichnamigen Bucht am Liaotunggolf, wo 26. Mai 1904 die erste Schlacht stattfand, die Port Arthur vom russischen Heer abschnitt, und weiter über den Isthmus, der zur Kwangtunghalbinsel führt, an der Bucht von Talienwan über (429 m) Choushuitzu, Zweigbahn nach Port Arthur (S. 327), nach

(436 M) Dairen (früher Dalny), wichtigem japanischen Handelshafen auf 38° 56' nördl. Br. (wie Kalabrien), an der großen Bucht Talienwan (Dairenwan) der Koreabai, mit etwa 60000 Einw. (die Hälfte Chinesen). Der Platz ist wichtig als Endpunkt der Südmandschurischen Bahn und für den Postdampferverkehr nach China und Japan im unmittelbaren Anschluß an die Expreßzüge der Sibirischen Bahn. Vgl. beifolgenden Plan.


Dairen.


[S. 327]

Gasthöfe: Yamato Hotel der Südmandschurischen Bahn, komfortabel, sehr gelobt, Pens. 9-12 Yen; Rioto-Hotel; Iwaki-Hotel u. a.—Post u. Telegraph.Wagen: Droschken, Hotelwagen, Rikschas.
Straßenbahnen (elektr.) durchziehen die ganze Stadt.
Eisenbahnen: Südmandschurische Bahn (S. 324) nach Mukden und Port Arthur.
Dampfer der Südmandschurischen Bahn (South Manchurian Railway Co. in Dairen: Tel.-Adr.: »Mantetsu-Dairen«), Anschluß an jeden Expreßzug von Moskau nach Schanghai; Osaka Shosen Kaisha und Nippon Yusen Kaisha, Anschluß nach Korea, Nordchina und Japan mehrmals wöchentlich; Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie nach Tsingtau, Schanghai und Tientsin (S. 265).
Geld wie in Japan s. S. 342.—Bank: Zentrale der Yokohama Specie Bank für die Mandschurei.
Deutsches Konsulat geplant.
Klubs: Internationaler Dairen Club; Dairen Golfing Association; Seemannsheim.
Ärzte, tüchtige, Deutsch sprechende japanische Ärzte im modern eingerichteten Central Railway Hospital.

Dairen, von den Russen nach großartigem Plan unter Aufwendung großer Geldmittel, aber erst in den Grundzügen angelegt, ist zwar in den letzten Jahren unter japanischer Verwaltung als Hauptausfuhrhafen für die Südmandschurei stark aufgeblüht, doch macht auch heute noch ein großer Teil des Stadtgebiets mit den breiten, nur mit vereinzelten Häusern besetzten Straßen einen recht öden Eindruck. Nur die vom Hauptplatz ausstrahlenden zehn modernen Straßen sind voll bebaut und belebt. Hauptsächlich werden Kohlen und Bohnen ausgeführt. Schon 1909 führte Dairen etwa die Hälfte der mandschurischen Bohnenernte (geschätzt auf 1 Million Tonnen) aus; die Bohnen und Bohnenkuchen gehen nach Japan, Amerika und England in solchen Mengen, daß der Weltschiffahrtsmarkt der Trampdampfer bereits stark durch die Bohnenausfuhr beeinflußt wird. In Dairen sind die Generaldirektion und Werkstätten der Südmandschurischen Bahn. Die Stadt hat elektrische und Gasbeleuchtung sowie gute Straßen. Der Hafen ist mit Trockendock und modernen Kaianlagen ausgestattet, aber den Nordwinden ausgesetzt und noch nicht genügend ausgebaggert. Zementfabrik und große Bohnenmühlen nahe Choushuitzu, auch andre Fabriken. Mehrere ausländische Firmen, auch einige deutsche, sind in Dairen ansässig. Das Klima ist gesund, im Juli bis 33°, im Januar bis-17°. Außerhalb der eigentlichen Stadt liegen das Chinesenviertel und zwei Vergnügungsplätze für japanischen Geschmack: Fushimipark und Yoshiwara. Die Umgegend von Dairen bietet Seebäder am Gelben Meer im Sommerbadeort Star Beach (Strandhotel der Südmandschurischen Bahn, billig, gelobt), mit Sommerhäusern. Etwa 5 km sö. von Dairen liegt die Sommerfrische Laohutan (Roko-tan), etwa 8 km sw. Kokusekisho (Blackstone Rock), am Fuß des Berges Dairen Fuji, an sehr schönem Strand mit phantastischen Felsformen; gute Fahrwege führen zu diesen Plätzen.

Von Dairen nach Port Arthur führt die Bahn üher (7 M) Choushuitzu u. (15 M) Hsiachiahotzu (Kakakashi) mit sehr schönem Badestrand am Tschiligolf.
(39 M) Port Arthur (japanisch Ryōjunkō; Gasthöfe: Yamato Hotel der Südmandschurischen Bahn in der Neustadt, komfortabel, gelobt, Pens. 9-12 Yen;

[S. 328]

Astor House; Asahi Hotel; Seirinkan. —Yokohama Specie Bank; Droschken, Hotelwagen, Rikschas zu haben; japanische Dampfer nach Tschifu), starkbefestigter Kriegshafen (Photographieren und Zeichnen in der Nähe von Befestigungen ist streng verboten!) auf der Kwangtunghalbinsel, mit nur noch etwa 15000 Einw., davon 10000 Chinesen, aber fast keine Europäer, vom chinesischen Vizekönig Lihungtschang um 1880 angelegt, vom japanischen Heer unter Oyama am 24. Nov. 1894 erstürmt, dann 1895 an China zurückgegeben, 1898 von Rußland »gepachtet« und durch neue, fast sturmfreie Forts stark befestigt, im russisch-japanischen Krieg von den Japanern unter General Nogi seit 6. Juni 1904 belagert und nach schweren verlustreichen Kämpfen am 2. Jan. 1905 zur Übergabe gezwungen (General v. Stössel war der Führer, General Kondratenko [gefallen 1. Dez. 1904] die Seele der Verteidigung), wobei 546 Geschütze u. 20 Kriegsschiffe (darunter 4 Schlachtschiffe) erbeutet wurden. Jetzt ist die Stadt Sitz des japanischen Generalgouvernements und aller Militär-und Marinebehörden für das Kwangtunggebiet. Port Arthur liegt in einer tiefen Einbuchtung des Gelben Meeres mit nur 300 m breiter Einfahrt, auf 38° 48' nördl. Br. (etwa wie Lissabon). Der 4 qkm große, innere, das ganze Jahr eisfreie Hafen ist von Bergen umgeben, die nach der Seeseite starke Befestigungen tragen; er ist jetzt zum Teil als Handelshafen für Ausfuhr der Fushunkohlen (S. 325) freigegeben. Die Neustadt mit dem europäischen Stadtteil und Regierungsgebäuden liegt westl. vom Bahnhof (der dicht am Hafen liegt), ist aber jetzt fast völlig verödet, der Handel hat fast aufgehört; die Altstadt, zumeist Chinesenstadt, liegt östl. davon. In den Läden der Altstadt Kriegserinnerungen zu haben. Die Umgebung, insbesondere die Küsten, sind reich an schönen Landschaftsbildern. Die im Krieg von den Japanern erstürmten Befestigungen, besonders das Nordfort des Tungchikuanshan (Osthahnenkamm und der 203 m-Hügel sind sehr sehenswert. Nahe der Stadt ein japanisches Kriegsmuseum mit vielen Modellen und Erinnerungen; westl. davon das japanische Kriegerdenkmal, als Leuchtturm gebaut u. mit Tempel, und weiter nw. jenseit der Bahn das russische Denkmal (englischer Führer mit Karte: Descriptive and historical sketch of Port Arthur im Gasthof zu haben). Die teilweise nicht wieder aufgebaute Hauptlinie der Befestigungen wird, von Militärs aller Länder viel besucht. Nur die Seefront darf nicht besichtigt werden.

Von Charbin nach Peking.

Vgl. die Karten bei S. 215 und S. 271.

Ostchinesische Bahn von Charbin nach Changchun und von hier Südmandschurische Bahn nach Mukden, vgl. S. 324. Von Mukden nach (524 M) Peking zweigt die Nordchinesische Eisenbahn (Imperial Railways of North China) westwärts ab; Schnellzüge ab südmandschurischer Bahnhof in Mukden im Anschluß an die Expreßzüge von Charbin (S. 323), Fahrzeit Mukden-Peking 23 St., Fahrpreise I. $ 31,70, II. 19,85, Zuschlag für Luxusexpreß $ 7 bzw. 5. —Über direkte Fahrkarten Berlin-Peking (rund 11090 km) vgl. S. 302.

Bahnfahrt von Charbin nach Mukden vgl. S. 324. Von Mukden fährt die Nordchinesische Bahn in westl. Richtung durch die steppenartige Liaoebene, die nicht besonders fruchtbar, aber wichtig durch ihre riesigen Schweineherden ist, die bis Peking exportiert werden, und überschreitet den Liaoho. Dann südwestl. weiter in der Liaohoebene nach Koupangtze.

Zweigbahn südl. nach Yingkou, Inkau, Niutschwang (Hotel Manchuria House; 30 Z., Pens. $ 8), dem wichtigsten Handelsplatz der südl. Mandschurei, auf 40° 44' nördl. Br., etwa 26 km oberhalb der Mündung des Liaoflusses in den Golf von Liaotung in der mandschurischen Provinz Schöngking; Yingkou hat etwa 52000 Einw. und ist seit 1858 dem Fremdhandel geöffnet, aber nur für kleinere Seeschiffe erreichbar.

[S. 329]

Landungsbrücken für Seeschiffe bei der europäischen Niederlassung am l. Ufer. Der Bahnhof der chinesischen Nordbahn liegt am r. Ufer, der Bahnhof der südmandschurischen Bahn (die 30 km östl. bei Tashihchiao in die Hauptlinie Charbin-Mukden-Port Arthur [S. 326] mündet) am l. Ufer. Russisch-Asiatische Bank; Yokohama Specie Bank (Korrespondent der Berliner Disconto-Gesellschaft), beide Korrespondenten der Deutschen Bank.—Deutsches Konsulat (Vizekonsul J. Jaspersen).— Dampfer der Nippon Yusen Kaisha nach Taku, Tschifu, Tschimulpo, Nagasaki, Moji etc.; China Merchants-Dampfer nach Taku, Tschifu und Schanghai wöchentlich Agenten des Norddeutschen Lloyd: Bandinel & Co. —Der Liaofluß ist für Flußfahrzeuge bis nach Mukden schiffbar. An ihm liegt 48 km stromaufwärts die alte Chinesenstadt Niutschwang (Ying-tse-kou), mit bedeutendem Handel.

Die Hauptbahn läuft von Koupangtze südwestl. weiter über Kintschou (Chinchowfu, vgl. S. 318) und Ningjuen durch die schmale, zwischen der Nordwestseite des Golfs von Liaotung und dem Gebirge sich entlangziehende hügelige Küstenebene (Liaohsi), die als einzige bequeme Verbindung zwischen der Mandschurei und der Großen Ebene eine wichtige Rolle in der Geschichte Chinas gespielt hat (vgl. unten).

(261 M) Schanhaikuan (Railway Hotel), nahe am Meer, stark befestigte, 1368 erbaute chinesische Grenzstadt; hier beginnt die große Chinesische Mauer (S. 296) und steigt in malerischen Zickzacklinien, mit Wachttürmen besetzt, auf die Kämme der Hügelketten im Hinterlande; Höhe der Mauer etwa 10 m, Breite oben 8 m und mehr. Die ebenfalls ummauerte Stadt liegt westl., also innerhalb der Großen Mauer. Einen bessern Schutz bieten jetzt fünf moderne Forts. Der Bahnhof liegt vor dem Südtore der Stadt und etwa 4 km vom Meer.

Mehrfach sind Völkerstämme, aus Norden und Nordosten stammend, in der Liaoebene zeitweise seßhaft geworden, dort erstarkt und später durch Liaohsi nach China vorgedrungen. So eroberte um 900 n. Chr. der Stamm der Kitan, tungusischer Herkunft, Nordchina und begründete dort die von 905-1125 regierende Liaodynastie, der bis 1234 die stammverwandte Kin-Dynastie folgte. Die später in China zur Herrschaft gelangten Mongolenkaiser suchten daher die schmalste Stelle von Lioahsi durch eine das Ostende der Großen Mauer bildende Befestigungsanlage, das »Große Tor« (Schanhaikuan) gegen weitere Einfälle vom Liaotale her zu schützen. Trotzdem wurde Liaohsi noch einmal die Einfallspforte für fremde Eroberer, nämlich für den jetzt noch in China herrschenden tungusischen Stamm der Mandschu, die 1584 ins Liaotal kamen, 1616 Mukden und 1644 an Stelle von Mukden Peking zu ihrer Hauptstadt machen konnten.

Bei (281 M) Stat. Tangho liegt Tshinwangtau (Resthouse Hotel, bequem, 9 Z., Pens. $ 5), seit 1898 dem Fremdhandel geöffneter kleiner Hafen mit guter Landungsbrücke, 5000 Einw.; im Winter (November bis März), wenn die Takubarre gefroren ist, landen hier die für Tientsin bestimmten Postdampfer.—Die Bahn entfernt sich nunmehr von der Küste und geht über Peitaiho (Seebad) und Tschangli nach Lwantschou (Lanchow), alter Hauptstadt der Han-Dynastie, am r. Ufer des Lwanho, an dem etwa 160 km flußauf Jehol (S. 298) liegt. [Etwa 17 km nördl. von Lwantschou liegt die alte große Stadt Yungpingfu.]—Dann folgt Kaiping und (355 M) Tangschan, Stadt mit 40000 Einw. und wichtigen Kohlenbergwerken der chinesischen Regierung. Nun weiter über Lutai und Peitang nach (394 M) Tongku. Weiterfahrt nach Peking S. 280 und 277.


[S. 330]

16. Korea.

Vgl. die Karten bei S. 271 und 337.

Die Halbinsel Korea, im NW. durch das wegen seiner rostförmigen Gliederung schwer überschreitbare Gebirgsland von Liaotung und den Yalufluß, im NO. durch die bis 2450 m hohe Schranke des Tschangpaischan wirksam vom asiatischen Festland abgeschlossen, war seit alter Zeit ein Zankapfel zwischen China und Japan und zuletzt Rußland gewesen, hat sich aber meist selbständig erhalten, bis es 1910 japanische Kolonie geworden ist. Die ganze Ostseite der Halbinsel fällt steil, felsig und fast buchtenlos ins Japanische Meer ab, die Süd-und Westseite sind niedriger, offen, stark gegliedert und inselreich, aber schwer zugänglich, da alle die Felseninselchen und Buchtenränder in einen dicken Schlammantel gehüllt sind. Die Halbinsel hat drei verkehrsreiche Hafenplätze, Tschimulpo im W., Fusan im S., Gensan im O. Das Innere ist meist mit Hügel-und Gebirgsland erfüllt; von der Ostküste aus erhebt sich steil ein Gebirgszug, der nicht über 1500 m hoch ist und nach S. niedriger wird, aber wegen hoher (900-1000 m) Pässe auf große Strecken schwer überschreitbar ist. Nach W. fällt er in einem buckligen, einförmigem Berg-und Hügelland langsam ab. Größere Flüsse konnten sich auf der Halbinsel nicht entwickeln, und die auf der Westseite vorhandenen kommen als Wasserstraßen höchstens so weit in Betracht, als die hohen Gezeitenwellen des Gelben Meeres in ihnen aufwärtsdringen. Dazu ist ihre Wasserführung sehr schwankend, und die nördlichen frieren im Winter zu. Dies gilt auch für den Yalu, den 800 km langen Grenzfluß gegen NW., der sich an seiner Mündung auf 4 km verbreitert, aber nur auf 60 km schiffbar (auf eine viel größere Strecke allerdings flößbar) ist.
Korea liegt in der Breite Unteritaliens und Algeriens, aber der Winter ist in Mittelkorea keineswegs so mild wie in Algier oder Malta, sondern so rauh wie in Königsberg. Freilich ist er in der Mandschurei und im Liaotale noch viel strenger, die Winterkälte nimmt südwärts rasch ab (Januartemperatur in Charbin-18,7°, in Mukden -13,6°, in Tschimulpo-2,6° [Königsberg i. Pr.-2,9°], in Fusan 4,2°; dagegen in Malta und Algier 11,9°). Nordkorea ist den ganzen Winter über in Schnee gehüllt, im S. fällt Schnee nur auf den Bergen. Die Sommer sind in ganz Korea, Nordchina und der Mandschurei ungefähr gleich heiß, mit einer Mitteltemperatur des Juli oder August von etwa 24-25°, und zugleich die Zeit der Hauptniederschläge, die von Juli bis September fallen.
Das Pflanzenkleid der Halbinsel wechselt vom S. zum N. stark wegen der Verschiedenheit in der Strenge der Winter. Im Südteile erscheinen schon immergrüne Pflanzen, wie Kamelien und Bambus. Das Waldkleid der Berge ist aber schon sehr stark gelichtet, und im trocknen Winter sieht daher ganz Süd-und Mittelkorea steppenartig kahl aus, während der warmfeuchte Sommer eine üppige Vegetation hervorbringt. Wald-und wildreich sind noch die Gebirge des Nordteils der Halbinsel und besonders des Nordostens; sie tragen unten Laub-, oben Nadelwälder.
Die Bevölkerung ist, entsprechend der zentralen Lage der Halbinsel zwischen der Mandschurei, China und Japan, eine mongolische Mischrasse von sehr alter, aber stark herabgekommener Kultur. Das einst hochstehende Kunstgewerbe (Porzellan und Metall) ist ganz verschwunden. Die Kleidung der untern Stände ist weiß, die der Vornehmen farbig; die Frauen leben streng abgeschlossen. Die obern und untern Stände unterscheiden sich sehr scharf durch Typus, Kleidung und Kasten. Die Vornehmen haben schöne, feine Gesichtszüge und für Mongolen stattliche Körpergröße und tragen bunte Gewänder; die Gesichtszüge des niedern Volkes, das helle Kleider tragen muß, sind viel gröber, im N. tungusenähnlich mit flacher Nase und vorstehenden Backenknochen.
Die Koreaner haben eine eigne mehrsilbige Sprache mit chinesischen Lehnwörtern, aber Buchstabenschrift (vgl. Imbault-Huart: »Manuel de la langue coréenne parlée«; Paris 1889).

[S. 331]

Die Sittenlehre des Kungfutsze ist weit verbreitet, doch auch der Buddhismus hat noch Bedeutung. Viele Mönchs-und Nonnenklöster findet man in den Gebirgen. Das Unterrichtswesen gleicht dem japanischen; die Kunst des Lesens und Schreibens ist allgemein verbreitet.
Die Grundlage der koreanischen Volkswirtschaft bildet der Ackerbau, weniger die Viehzucht, sowie an der Küste der Fischfang. Da der Ackerbau ganz im Gegensatz zum chinesischen in sehr primitiver Weise betrieben wird, so ist die Volkszahl nicht groß; sie beträgt jetzt auf 218650 qkm 93/4 Mill. Menschen (davon 126168 Japaner, 12332 Chinesen, 464 Amerikaner, 153 Engländer, 87 Franzosen, 33 Deutsche, 40 andre Europäer). Angebaut werden vor allem Reis, Hülsenfrüchte und Getreide sowie im N. die vor allem in China als Allheilmittel sehr geschätzte Ginsengwurzel. Der Teestrauch wird nicht kultiviert, da die Koreaner, im Gegensatz zu den Chinesen und Japanern, keine Teetrinker sind; dagegen wird die Seidenraupe gezogen, und von Nutzpflanzen sind die Baumwolle und der Tabak im S. verbreitet.
Geschichte. Die Legende vom Ursprung des Königreichs Korea greift bis 2333 v. Chr. zurück; später bestanden verschiedene, sich befehdende Königreiche, bis Korea von 109 v. Chr. bis 314 n. Chr. zum erstenmal unter chinesische Gewalt fiel. Seit 37 v. Chr. bis 668 n. Chr. kämpften drei Königreiche um ihre Unabhängigkeit gegen China und Japan, später mit Japan gegen China. Von 668-935 blühte das Land geeinigt auf; von 918-1392 wurde es von der eingebornen Wang-Dynastie beherrscht, wobei die buddhistischen Priester und der Adel zu großem Einfluß gelangten, was viele Aufstände erzeugte; gleichzeitig wurden die Herrscher durch Heiraten von Mongolenprinzessinnen allmählich zu Mandschus. Kriegsschauplatz fremder Mächte war Korea zuerst 1268-1280, als Kublai Chan gegen Japan kämpfte. Seit 1392 gelangte infolge eines Palastaufstandes eine ältere Dynastie zur Herrschaft, die das Land Tschausian nannte; 1394 wurde Söul Hauptstadt. 1592-98 blutiger Krieg mit den gelandeten Japanern; 1627 und 1637 überfielen die Mandschu das Land und brachten es in Abhängigkeit zur Tsing-Dynastie. Trotzdem verstand Korea sich nach außen abzuschließen. Erst 1876 wurden für Japan einige Häfen geöffnet, 1884 auch für europäische Staaten. 1894 wurde das Land japanischer Kriegsschauplatz gegen China (wobei 1895 die Mutter des Kaisers von Korea von Japanern ermordet wurde), 1904 gegen Rußland. Seit 1910 ist Korea japanische Kolonie unter dem Namen Chosen (spr. tschosön, d. h. Land der Morgenröte). Der Generalgouverneur residiert in Söul. Die führende Aristokratie wurde dem japanischen Adel angegliedert, der Kaiser von Korea nach Japan ins Exil geführt. Der Besitz Koreas war für Japan eine Lebensfrage; es braucht das wenig bevölkerte Land als Siedelungskolonie.

Von Mukden nach Söul.

NB. Bester Weg für Japanreisende, welche die Seefahrt scheuen, vgl. S. 334.

Mit der Südmandschurischen Bahn (S. 324) von Mukden nach Antung, 186 M, Fahrzeit 7 St., von da mit der Koreanischen Bahn (Korean Railway) über die seit 1912 betriebsfertige Eisenbahndrehbrücke über den Yalu nach Söul, 312 M von Antung, Fahrzeit 12 St.
Die Strecke Mukden-Antung, während des russisch-japanischen Kriegs als Kleinbahn schnell gebaut, ist inzwischen auf normale Spurweite ausgebaut; durchgehende Züge von Mukden (wie für die Strecke nach Dairen, vgl. S. 324) sollen seit 1912 im Betrieb sein. Es wird empfohlen, sich für die Bahnfahrt mit Lebensmitteln für drei Tage und reichlich mit warmen Decken zu versehen. Sie führt durch das Gebirgsland des nördl. Liaotung, das, aus den verschiedensten Gesteinen aufgebaut, eine entsprechende Mannigfaltigkeit der Oberflächenformen zeigt und, um als landschaftlich schön bezeichnet werden zu können, nur des Waldmantels großenteils entbehrt.

[S. 332]

Die Bahn führt von Mukden südostwärts, schneidet die Kohlenbahn nach Fushun (S. 325), dann über (47 M) Penchihu, eine ruhige Kleinstadt mit Kohlenfeldern in der Nähe, tritt ins Gebirge Föngschuiling mit sehr malerischer Landschaft zwischen (58 M) Chiaotou und (84 M) Lienshankuan; 16 km westl. davon der im Kriege hart umstrittene Paß Motienling.—In (98 M) Tsaohokou (Gasthöfe: Nisshin, japanisch, teuer; außerdem ein chinesischer, beide mäßig) bleibt der Zug liegen bis zum nächsten Morgen, dann über (120 M) Chiumuchuang und (136 M) Chikuanshan in steilem Gelände nach (150 M) Fenghuangcheng, Stadt mit 8500 Einw., in deren Landschaft man den vielgipfeligen Phönixberg (Fenghuang = Phönix) erblickt.—Bei (172 M) Wulungpei werden heiße Quellen passiert, dann erreicht man (186 M) Shahochen, chinesische Stadt mit 21490 Einw., und daneben, nur durch einen Graben von der alten Stadt getrennt, (189 M) Antung (Anju, Ngantung), die neue japanische Hafenstadt mit 5264 Einw., am r. Ufer, 8 km oberhalb der Yalu-Mündung; der Hafen wird von Dschunken und kleinen Küstendampfern viel besucht. Gasthöfe: Kikuya Hotel; Gempokan; Yokohama Specie Bank. Konsulate: Amerika, England und Japan sind vertreten. Chinesische Zollstation. Aus dem waldigen Hinterland werden auf dem Yalu große Mengen Holz herabgeflößt; Antung ist der Sitz der Yalu Timber Co. (japanisch-chinesischer Betrieb).—Das Flußgebiet des Yalu (Japan. Amunyoku Kan) ist mit Urwald bestanden und 90 km aufwärts von Antung bis Chanson (Changseng) für Küstendampfer, 370 km aufwärts bis Maserhshan trotz Stromschnellen für kleine Dschunken schiffbar.

Von Antung nach Söul. Die Koreanische Staatsbahn (Expreßzug nur an bestimmten Tagen, mit Speisewagen, Fahrpreis Antung-Söul etwa 20 Yen; koreanische Bahnzeit ist 30 Min. später als südmandschurische, vgl. S. 324), die dem japanischen Generalgouverneur in Söul unterstellt ist, führt von Antung (s. oben) über die neue Yalu-Brücke nach Shin-Gishu (New Wiju) am l. Yalu-Ufer, Stadt mit etwa 15000 Einw., davon 1/3 Japaner; Handel mit Goldsand, Fellen und Ginseng (Kraftwurzel); Hafen für Küstenfahrzeuge; in der Nähe Goldwäschereien. Bei Pingyang (Phyöngyang), Provinzialhauptstadt mit 43000 Einw., am r. Ufer des hier nur für kleine Fahrzeuge schiffbaren Taitongkang; von hier Zweigbahn nach dem Seehafen Chinampo an der wattenreichen Mündung des Taitongkang mit etwa 1000 Einw., dem Fremdhandel seit 1897 geöffnet, aber von geringer Handelsbedeutung; japanische Dampferlinien nach koreanischen, japanischen und nordchinesischen Häfen.—Die Hauptlinie führt über Kaiseng und Lungshan nach (312 M von Antung) Söul (S. 333).—Hand Anschlußstrecke Söul-Fusan nebst Dampferanschluß nach Shimonoseki s. S. 337.

Tschimulpo.

Ankunft zur See. Von Tschifu (S. 278) kommend, fährt man an Weihaiwai (S. 278) vorbei und dann auf die bis 125 m hohen Inseln zu, die der koreanischen Küste auf etwa 371/2° nördl. Br. vorgelagert sind; man steuert dann durch schwieriges, klippenreiches Fahrwasser zwischen vielen Inseln hindurch auf die Reede, wo die großen Dampfer etwa 4 km sw. vom Hafen ankern, während kleine im innern Hafen nicht weit von der Landungsbrücke für die Boote ankern.

[S. 333]

Man benutzt Sampan oder Dampfboot zum Landen, Preis etwa 1 Yen. Zollamt an der Landungsbrücke.
Gasthöfe: Yinsen Club Hotel.—Steward Hotel.Post u. Tel.Rikschas, Tragstühle, Reitpferde sind zu haben. —Eisenbahn nach Söul, 7 Züge tägl. in 11/2 St.; Bahnhof im europäischen Stadtteil am Hafen. Agent der Internationalen Schlafwagengesellschaft für die Sibirische Bahn: L. Rondon & Co.
Dampfer: Hamburg-Amerika Linie nur gelegentlich.—Nippon Yusen Kaisha 14tägig über Fusan, Nagasaki nach Kobe und nach Tschifu.—Andre japanische Dampferlinien nach Japan, Tschifu, Dairen, Port Arthur.—Agentur des Norddeutschen Lloyd und der Hamburg-Amerika Linie im Hause Karl Wolter & Co.
Geld wie in Japan, vgl. S. 342.
Banken: Karl Wolter & Co., Korresp. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Chartered Bank of India, Austr. & China.—Hongkong & Shanghai Banking Co.Sprache: s. S. 330.
Englisches Missionshospital und japanische Krankenhäuser.—Größtes Handelshaus ist die deutsche Firma Karl Wolter & Co.Tschimulpo Club.

Tschimulpo (Japan. Chemurupo], als Seehafen für die Hauptstadt Söul die wichtigste Hafenstadt Koreas, ist seit dem russ.-japanischen Kriege bedeutend gewachsen und hat jetzt etwa 30500 Einw. (15000 Koreaner, 13100 Japaner, 2000 Chinesen, 50 Europäer), ist seit 1883 dem Fremdhandel geöffnet und war vorher ein armseliges Fischerdorf. Jetzt sind hier eine japanische, eine chinesische sowie eine internationale Niederlassung im Aufblühen. Letztere ist die größte, sie nimmt einen Teil der Wasserseite, wo der Bau eines mit Schleuse geschlossenen Hafenbeckens geplant ist, sowie das ganze Hinterland ein; hier liegt auf einem Hügel mitten in schönen Gartenanlagen das schloßartige Haus des Hrn. Wolter, Chefs des Handelshauses Karl Wolter & Co., sowie das neue stattliche Haus eines Engländers. Von der Höhe *Aussicht auf Stadt und Hafen. Die Umgebung ist gebirgig, doch gut bebaut. Die Flußfahrt nach Söul ist langwierig, doch stellenweise sehr malerisch. Etwa 10 km sö. von Tschimulpo liegt die alte Stadt Intschön, deren Mauern aus der Zeit vor Christi Geburt stammen.

Eisenbahn Tschimulpo-Söul (11/2 St. für I. 1,41, II. 0,94 Yen; Gepäck 15 sen für 20 Pfund, dann 5 sen für je 20 Pfund mehr). Abfahrt vom Hafenbahnhof in Tschimulpo; Hst. Saalij am SO.-Ende der Stadt, hinter der französischen Kirche, für das koreanische Viertel. Dann Fahrt durch die Ebene über Pup-hyöng nach (30 km) Eitoho, wo r. die Südkoreanische Bahn (S. 336) nach Fusan abzweigt. Hinter (34 km) Nodol auf einer Brücke mit 10 Bogen über den Hangangfluß. —(37 km) Yungsan, wichtiger Flußhafen, mit katholischer Kirche; dann mehren sich die Dörfer, die Bahn läuft in die Hauptstat. Nandaimun am Südtor und weiter zur (42 km) Endstat. Saidaimun am Westtor, dicht an der Stadtmauer von

Söul (sprich schaul, ssaul oder siul), d. h. Hauptstadt, japanisch Keijo, chinesisch Wangking.

Gasthöfe: Sontag Hotel, in der Legation Street, nahe den Konsulaten und gegenüber dem Club; 25 Z., französische Küche, Pens. 7-8 Yen.—Astor House Hotel (früher Station Hotel), am Bahnhof; 20 Z., Pens. 61/2-8 Yen.

[S. 334]

Post u. Tel. japanisch.—Rikschas (50 sen stündl.), Sänften, Reitpferde sind zu haben.—Straßenbahnen: 1. Von der Westvorstadt durch die Hauptstraße und das Osttor zum Grabe der Kaiserin; 2. Von Tjongno nach Ryong-san.—Eisenbahnen: nach Tschimulpo (s. oben); Südbahn nach Fusan 750 km; Nordbahn über Pingyang nach Antung (S. 332) mit Anschluß an die Mukden-Antung-Linie der Südmandschurischen Bahn (S. 324) und damit an die Sibirische Bahn (S. 316). Bester Reiseweg für Japanreisende, die das Seefahren nicht vertragen und auf diesem Wege, indem sie von Söul mit Bahn weiter bis Fusan (S. 336) fahren, nur die kurze Überfahrt von Fusan nach Shimonoseki, etwa 7 St. Seefahrt, durchzumachen brauchen. Im Bau Zweigbahnen nach Kunsanpo und Mokpo in Südwestkorea sowie die strategische Linie Söul-Gensan (Wönsan). Geplant ist eine Querbahn von Pingyang nach Gensan. —Geld wie Japan (S. 342).—Banken: Bank von Korea, mehrere japanische. —Sprache: S. 330.—Konsulate: Deutsches Reich, Generalkonsul Dr. Krüger.—Internationaler Club.— Japanisches Krankenhaus.—Zeitung: »Seoul Preß« (Regierungsorgan). —Europäische Geschäfte und Agenturen.

Söul ist seit 1394 Hauptstadt und geistiger Mittelpunkt Koreas; es liegt auf etwa 37,5° nördl. Br. (wie Sevilla), etwa 4 km nördl. vom rechten Ufer des Hangang in einer kesselförmigen Mulde und ist von Bergen bis zu 800 m Höhe eingeschlossen, auf deren Abhängen sich die mächtigen steinernen Stadtmauern von mehr als 20 km Länge hinziehen. Innerhalb der Stadtmauern erhebt sich der steile, 400 m hohe Nordberg (Puksan) und der 260 m hohe, dichtbewaldete Südberg (Namsan), an dessen Fuß das japanische Stadtviertel liegt. Außerhalb der 8 Tore von Söul liegen noch große Vororte. Die Stadt ist sehr weitläufig gebaut, zwei Hauptstraßen führen von N. nach S. und von O. nach W. hindurch. Die Stadt hat 230939 Einw. (davon 35000 Japaner, 2000 Chinesen und 100 Europäer). Das Klima ist kontinental, bis 36° C im Sommer, -15° C im Winter; beste Jahreszeit zum Besuch sind Frühjahr und Herbst, da dann auch die Landschaft besonders schön und regenfrei ist.—Rundfahrt. Man besichtigt zunächst bei der Einfahrt vom Bahnhof die mächtige Stadtmauer nebst Torpagode des Südwesttors mit tiefer Torwölbung. Von dem Platz, auf dem der Himmelsaltar (Wenku) steht, gelangt man zum Neuen Kaiserpalast, mit Seitenflügeln, zwischen denen die Anfahrtstraße zum Haupteingang liegt; die Stirnwand hat 3 Torbogen, vor denen 2 riesige, bizarre Steinlöwen stehen; das geschwungene Dach hat dunkelgrüne Ziegel; im innern Hof l. ein Gartenpalast, r. Beamtenwohnungen (Adelsgenossenschaft).—Man fahre dann an den Häusern der fremden Gesandtschaften vorbei zum Westtor, bei dem nördl. der Maulbeerpalast (Kjenghökung) steht, 1616 erbaut, jetzt eine ausgebrannte Ruine.—Von da durch die östl. Hauptstraße zum Glockenpavillon Tjongno, dessen Glocke 1396 gegossen wurde und seitdem abends und morgens das Schließen und Öffnen der Stadttore ankündete; die Glocke hat etwa 3 m Durchmesser und 31/2 m Höhe. Der Glockenpavillon liegt in der Mitte der Stadt im koreanischen Geschäftsviertel; dort sind große Basare und die besten Kramläden. In der Nähe die alte weiße Marmorpagode mit 13 Stockwerken (14. Jahrh.) und im Hofe eines Hauses ein alter Grabstein auf dem Rücken einer Schildkröte.—Dann folgt man der östlichen Hauptstraße [S. 335] bis zum Ahnentempel Htaimyo, biegt dann l. und gelangt zum *Alten Kaiserpalast (Tschyangkekkung), dessen riesige Anlage sich bis zu den Hügeln beim Nordtor ausdehnt und viele prächtige Granitbauten in einem schönen Park enthält (zum Besuch vorher Erlaubnis durch den deutschen Konsul auswirken); der Palast ist der glänzendste Bau rein koreanischen Stils und enthält eine prachtvolle Audienzhalle, einen schönen Thronsaal und geschmackvolle Pavillons an den Lotosteichen des Parks. In dem Kiefernpark wurde auf einer Stelle, die einem Musikpavillon ähnelt, die Leiche der von den Japanern ermordeten Kaiserinmutter 1895 verbrannt.— Nö. vom Alten Palast liegt der 1764 erbaute Tempel Kyengmokung und nördl. von diesem der aus dem 14. Jahrh. stammende Kungfutszetempel (Munmyo Munsyeng Wangmyo), mit uralten Bäumen im Hofe.—In wenigen Minuten gelangt man nun zum prächtigen Nordosttore der Stadt, vor dem in dem Bonzenheim Höngtyen in einem Nebensaale sehenswerte Gemälde der buddhistischen Hölle (myeng pu tyen) sind.—Nur wenig weiter liegt das Grabmal einer Königin, Tjöngröng, die 1396 starb und 1409 dort beerdigt wurde, ein merkwürdiger Bau in schöner Lage.—Außerhalb der Stadtmauern liegen viele Königsgräber in entzückender Landschaft. Sehr lohnend ist ein Ausflug (3 St.) auf der westwärts laufenden Südmauer der Stadt bis an ihren höchsten Punkt; dort *Aussicht über Stadt, Gebirge und bis Tschimulpo.

Ausflüge in die landschaftlich reizvolle Umgebung zu Pferde, besonders nach den fünf Präfekturfestungen, werden sehr empfohlen. Nach Pukhan etwa 12 km nördl. vom Westtor; nach Kwangdschu (Zitadelle von Namhan) etwa 25 km sö. vom Südosttor von Söul auf einem Berge, 1626 erbaut, mit neun Klöstern kriegerischer Bonzen, einem Königspalast, verschiedenen Yamen und Tempeln. Man braucht 2 Tage, übernachte (gegen Geldgeschenk) in einem der gastfreien Klöster.
Der Ausflug in die *Diamantberge erfordert etwa 8-14 Tage Zeit, Ausrüstung mit Reitpferd und etwa 2 Packpferden nebst Führer und Mundvorrat, Bettzeug etc. (Nach Fertigstellung der südl. Bahnstrecke der Linie Söul-Gensan benutze man diese bis Kimsöng.) Man reitet auf der großen Landstraße, die von Söul nordostwärts nach Gensan führt (Bahn im Bau), am 1. Tage 50 km bis Yongpöng, am 2. Tage etwa 60 km bis Kimsöng (d. h. Goldstadt), ein verfallener Ort. [Von hier 30 km wnw. lag das Goldbergwerk Tangkukae eines deutschen Syndikats in waldigen, wasserreichen Bergen, seit 1906 wieder aufgelassen.]—Von Kimsöng wende man sich zu Fuß östl. in die Berge über mehrere steile Pässe zum reißenden Fluß Thaetsingang, dann im Tale von dessen Nebenfluß nach NO.; bald führt ein schmaler Felspfad über eine Bergkette und wieder hinab in ein enges Tal, bis man auf dessen Paß die gewaltige Bergmasse der Diamantberge von Korea, mit dem höchsten Gipfel Kimkangsan (1830 m), erblickt, zu denen man auf ausgetretenen, aber doch oft schwierigen, von vielen Pilgern besuchten Felspfaden gelangt. Mehr als 100 buddhistische Tempel und Pagoden sind auf den Hängen und in den Tälern der Diamantberge, meist in sehr malerischer Lage. Die koreanischen Mönche, die dort teils als Einsiedler, meist aber in großen Klöstern hausen (sie griffen 1592 zu den Waffen und halfen die Japaner aus dem Lande schlagen), sind sehr gastfrei (aber arm und anspruchslos) und dienen gern als Führer. —Von Kimsöng bis zum Kloster Tschanganso (Tempel des ewigen Friedens) kann man Packpferde mitführen. Dort übernachte man und klettere am nächsten Morgen (in starken koreanischen Leinenstrümpfen mit zähen Bastschuhen und festem Bergstock) mit Führern am Bergstrom bergauf, zum Teil an fast senkrechten Felswänden empor und am Kloster Piohunsa (Tempel der Erklärung der Gebote) vorbei.

[S. 336]

An der Felswand hoch über dem Weg haust in einem Tempelchen eine alte Nonne. Nach 3 St. Steigen gelangt man zu einem Kloster im Urwald. Bei einer Lichtung sieht man eine Buddhafigur an hoher Felswand, aus dem Felsen herausgehauen. Bald erreicht man den 1340 m hohen Kamm der Kette, der 790 m über dem Kloster Tschanganso liegt; einige felsige Kuppen in der Nähe sind noch höher. Wunderbare *Aussicht bis zum Japanischen Meer und über die Gebirgsketten. Anstrengender Abstieg durch prächtige Eichen-und Buchenwälder, vorbei an einem buddhistischen Friedhof in einer runden Lichtung, in dessen Nähe das größte und älteste Kloster *Yüchömsa (Tempel der Ulmenberge) liegt, wo man übernachtet.—Am 5. Tage auf bequemem Wege zurück nach Tschanganso, am 6. nach Kimsöng, am 8. oder 9. nach Söul.—Auf Gasthofsverpflegung muß man in dieser wilden Natur verzichten. (Nach Dr. O. Franke.)

Japan und Korea.


Von Söul nach Fusan und Shimonoseki.

Mit der Südkoreanischen Bahn (Fusanbahn) nach Fusan, 445 km, Fahrzeit etwa 10 St., Fahrpreis I. 14,70, II. 10,29 Yen, gute Expreßzüge mit Speisewagen.—Von Fusan mit Dampfer der japanischen Staatsbahnen nach Shimonoseki, täglich früh und abends, 122 Seem., Überfahrtszeit 7-10 St.; große, bequeme Schiffe, direkter Anschluß. —Söul-Shimonoseki, Fahrzeit 22 St.; Fahrpreis I. 26,70, II. 17,29 Yen; Söul-Kobe, Fahrzeit 37 St. für I. 32,70, II. 21,79 Yen; Söul-Tōkyō, Fahrzeit 53 St., für I. 41,98, II. 26,46 Yen. Rückfahrkarten für diese Strecken 20 % weniger als das Doppelte.

Von Söul (Saidaimun, s. S. 333) führt die Bahn über (12 km) Eitoho (Abzweigung der Linie nach Tschimulpo, s. S. 333), (50 km) Suigen, ummauerte Stadt am Fuße bewaldeter Hügel, (93 km) Seikwan, mit Schlachtfeld aus dem japanisch-chinesischen Krieg von 1894; hinter der Stadt setzt die Bahn auf 116 m langer eiserner Brücke über den Anjogawa, weiter über (211 km) Shinsen, Sommerfrische mit 72 m hohem, schmalem Wasserfall, erreicht in (243 km) Shufurei den höchsten Punkt im Gebirge, dann (323 km) Taiku, große ummauerte Stadt mit etwa 46000 Einw. (davon 1000 Japaner).— Weiterhin folgt (428 km) Sanroshin.

Zweigbahn über den breiten Fluß Rakutōko nach (24 km) Masanpho (japanischer Gasthof), wichtigem, im Ausbau begriffenen japanischen Kriegshafen mit Marinewerft, Trockendocks, mit etwa 40000 Einw., in einer malerischen Förde, von Bergen umschlossen, mit vorzüglicher Reede.

Die Hauptlinie erreicht (445 km) Fusan (Pusan), den zweitwichtigsten Seehafen Koreas mit 46000 Einw. (die Hälfte Japaner); Hotel Oike, Hotel Fusan, in beiden Pens. etwa 6 Yen; zwei japanische Banken. Japanische Dampferlinien nach Shimonoseki, Nagasaki, Wladiwostok, koreanischen und nordchinesischen Häfen. Das deutsche Handelshaus Karl Wolter & Co. ist in Fusan vertreten; außerdem viele japanische, chinesische und einzelne europäische Firmen. In der japanischen Stadt Militärhospital, PT. Fusan ist mit saubern Straßen gut angelegt, mit Wasserleitung, elektrischer Beleuchtung, schönen Läden, großen Reisspeichern versehen und besitzt ein sehenswertes *Handelsmuseum. Ein Telegraphenkabel führt nach der japanischen Insel Kyūshū. Der Hafen ist durch Inseln geschützt, im Binnenhafen sind Anlegebrücken für die Postdampfer. Ausfuhr umfaßt [S. 337] hauptsächlich Reis und Bohnen. Das Klima ist sehr gesund, die Temperatur schwankt zwischen 35° und-5° C; Taifune sind selten. Fusan ist beliebt als Seebad. Die bergige Umgegend ist sehr malerisch; 2 km nördl. von der Stadt liegt nahe der Bahn bei Fusan-Chin ein ummauertes koreanisches Schloß aus dem 17. Jahrh.

Von Fusan nach Shimonoseki (Dampferverbindung vgl. S. 336) läuft der Dampfer mit osö. Kurs quer durch die 120 Seem. breite Koreastraße, die Verbindungsstraße zwischen Japanischem und Ostchinesischem Meer, passiert r. Maru saki, das Nordende der bis 666 m hohen Inselgruppe Tsushima, in deren Nähe 27. und 28. Mai 1905 die russische Flotte vom japanischen Admiral Togo fast völlig vernichtet wurde, und erreicht nach 7-10stündiger Fahrt (122 Seem.) Shimonoseki (S. 355).


Japan.

Das Kaiserreich Japan im äußersten Osten Asiens, das Nippon oder Nihon der Japaner, bei Marco Polo Zipangu genannt, chines. Dschipönnkwo, das »Land der aufgehenden Sonne«, erstreckt sich in einer langen, aus drei großen Bogen mit 3850 großen und kleinen Inseln und Klippen bestehenden Reihe zwischen den verhältnismäßig flachen ostasiatischen Randmeeren und dem rasch zu außerordentlich großen Tiefen (bis 8500 m) absinkenden Stillen Ozean über 30 Breitengrade, von Formosa bis Schumschir, der nördlichsten der Kurilen. Die Inselreihe gliedert sich in sechs Gruppen: 1) Alt-Japan zwischen Colnett-und Tsugarustraße, in ältester Zeit Ō-yashima (»die großen acht Inseln«) genannt, die Inseln Hondo (Honshū), Kyūshū, Shikoku, Awaji, Sado, Okishima, Iki und Tsushima umfassend. 2) Die Insel Yezo (Yeso), seit der Restauration Hokkaidō genannt, nördl. von Hondo zwischen der Tsugaru-und der Lapérousestraße. 3) Die Kurilen (Japan. Chishima, »Tausendinseln«), 36 größere Inseln zwischen Yezo und Kap Lopatka. 4) Die Ryū-kyū-Inseln (Luchu, Liukiu), amtlich Okinawa, zwischen der Colnettstraße und der Insel Formosa. 5) Die Insel Taiwan oder Formosa (S. 245) und die Pescadores (S. 245). 6) Die Bonininseln, jetzt Ogasa-wara-shima genannt, im Stillen Ozean. Hierzu kommen seit 1905 die Halbinsel Kwangtung mit Dairen (Dalny) und Port Arthur, die südliche Hälfte von Sachalin, sowie neuerdings Korea. —Die Gesamtfläche des Landes beträgt 454868 qkm (Deutsches Reich 540742 qkm).—Für den Besuch seitens der Weltreisenden kommt im allgemeinen nur der Süden und die Mitte von Alt-Japan, bis nordwärts zur Mitte von Hondo, in Betracht. Auf diese allein bezieht sich daher die nachfolgende kurze Schilderung der Landesnatur. —Alt-Japan ist ganz vorwiegend ein Gebirgsland von sehr mannigfaltiger Gesteinszusammensetzung u. sehr verwickeltem Bau, der schon in der unregelmäßigen und zerrissenen Gestalt der Inseln zum Ausdruck kommt. An dem Aufbau des Landes haben außer Massen-und Schichtgesteinen aller Altersstufen auch jungvulkanische Ablagerungen einen bedeutenden Anteil, Vulkankegel beherrschen im mittlern Hondo die Landschaft. In dem vulkanischen Gürtel, der den Stillen Ozean umgibt, bildet Japan ein wichtiges Glied mit etwa 20 ab und zu noch tätigen und Hunderten von erloschenen Vulkanen. Von erstern liegen Asotake und Kirishima (Ausbruch 1896) auf Kyūshū, Asamayama, Shirane-san und Bandaisan im mittlern Hondo, Komagatake auf Yezo. Zu den erloschenen oder ruhenden gehören viele Gipfel auf Hondo, wie der berühmte Fuji-no-yama, dessen beschneiter Gipfel in die Lüfte ragt (S. 384). Erdbeben sind sehr häufig und ein Zeichen dafür, daß die Verschiebungen in der Erdrinde, denen auch die Vulkane ihr Dasein verdanken, hier am Außenrande des asiatischen Festlandsockels noch fortdauern.

[S. 338]

In Hondo erreicht das Land in einigen vulkanischen Gipfeln (Fuji-san oder Fuji-no-yama 3778, Ontake 3185 m) seine höchste Erhebung und in der Meridiankette zwischen den Provinzen Shinano und Hida, den »japanischen Alpen«, den großartigsten Gebirgscharakter; mauerartig ansteigender Granit und zerklüftete Porphyrmassen erheben sich hier im Yatsugatake, bis 2932 m, während die Paßübergänge (1800-1900 m) fast nie ganz schneefrei werden. Gipfel von 2200 m Höhe und mehr sind im mittlern Hondo zahlreich; dagegen bleiben alle Berge der Hauptinsel westl. des Biwasees und der Bucht von Owari unter 2000 m.
Das Klima ist gesund. Es steht, wie in ganz Ostasien, unter der Herrschaft der Monsunwinde, also warmer, feuchter Südwinde im Sommer, kalter und lebhafter NW.-Winde im Winter. Von dem Klima des benachbarten Festlands unterscheidet es sich aber vorteilhaft durch wärmere Winter, die in erster Linie dem mildernden Einfluß der Meeresumgebung verdankt werden. Die Niederschläge sind nicht in dem Maße wie in Nordchina auf wenige Sommermonate zusammengedrängt, sondern mehr über das ganze Jahr verteilt und anderthalb bis dreimal so reichlich wie in Deutschland. Hauptregenzeiten sind Mitte Juni bis Mitte Juli sowie September und Oktober. Die dazwischen liegenden anderthalb Monate sind trockner und heiß (Mitteltemperatur des August im Süden und in der Mitte von Alt-Japan 25,5-27°, die Maxima erreichen etwa 37°). Die tiefsten im Winter vorkommenden Kältegrade sind durchaus mäßig (in Nagasaki-5°, in Kyoto -12°), aber für die Japaner in ihren unheizbaren Holzhäuschen immerhin empfindlich. Januar und Februar sind in Hondo etwa so warm, wie in Süddeutschland der März, in Kyūshū noch wärmer. Der Winter ist also bedeutend kühler als in den in gleicher Breite liegenden Mittelmeergebieten und bringt dem südl. Kyūshū (auf gleicher Breite mit dem Nildelta) gelegentlich noch Frostnächte und Schnee, den Gebirgen überall und im N. auch dem Flachlande große Schneemassen, doch keine hohen Kältegrade. Die Temperaturverhältnisse der Hauptbesuchsmonate April und Mai entsprechen etwa denen des Mai und Juni in Mittel-u. Süddeutschland. Der September ist erheblich wärmer, der Oktober nur wenig kühler als unser Juli.
Das Pflanzenkleid Japans ist infolge der milden Winter und feuchtheißen Sommer üppiger als sonst irgendwo unter gleicher Breite. Die Vegetation der niedrigeren Teile von Kyūshū, Shikoku und der Südhälfte Hondos trägt subtropischen Charakter, gegen die Südspitze hin mit Anklängen an die Tropen. Immergrüne Sträucher (Kamelien, Teestrauch, Rhododendren, Buchsbaum etc.) und Bäume walten hier vor, daneben spielen Nadelbäume —Kiefern und die schönen Kryptomerien sowie der merkwürdige Gingkobaum —eine wichtige Rolle, außerdem der Lackbaum und im Süden der Bambus. Zwergpalmen kommen auf der Westküste von Hondo nordwärts bis Tōkyō fort, eigentliche Palmen nur im Süden am Kyūshū. Das Waldkleid ist zwar in der untern, subtropischen Zone bis auf schöne Tempelwälder großenteils beseitigt, aber in den Gebirgen noch überall erhalten.
Die Bevölkerung betrug im eigentlichen Japan, ausschl. Formosa 1910: 50751919 Ew. Die Japaner sind, wenn man von den Ainu, den Ureinwohnern der Insel Yezo (vgl. S. 343), absieht, heute ein einheitliches Volk nach Sprache, Sitte und Lebensweise, ursprünglich aber wohl ein Mischvolk, da sich außer der mongolischen Grundmasse auch mancherlei malaiische Einflüsse nachweisen lassen. Sie sind von kleinem, kräftigem Wuchs. Wie in Korea kann man einen feinern, vornehmen und einen gröbern, gewöhnlichen Typus deutlich unterscheiden. In der Entwickelung des Volkes spielte die Trennung nach Ständen eine wichtige Rolle. Diesen Ständen nach gab es 1903: 5055 Kwazoku (Edle), 2167389 Shizoku (alte Kriegerkaste, Samurai) und 44560397 Heimin (spr. hēmin, gewöhnliches Volk). Die Kwazoku (»Blume der Familien«) sind entstanden aus der Vereinigung des frühern Hofadels (Kuge) mit dem Feudaladel (Daimyō).

[S. 339]

Nach der Beseitigung des Feudalwesens wurden 1884 fünf Adelsrangstufen geschaffen; danach gab es im Jahre 1908: 15 oder Fürsten, 36 oder Marquis, 100 Haku oder Grafen, 374 Shi oder Vicomtes und 379 Dan oder Barone, im ganzen 904 (man sagt Kōshaku, Hakushaku etc.) Adelsfamilien. Die Shizoku (moderner Name für Samurai) waren bis zum Anfang der Meijizeit die Beamten und erblichen Krieger der Feudalherren, zu deren Vorrechten das Schwertertragen und das Bauchaufschlitzen (Harakiri oder Seppuku) als freiwilliger Selbstmord nach Ehrverletzung und als reinigende Selbstbestrafung nach verübtem Verbrechen gehörten; heute stellen sie zum Teil die Offiziere und höhern Staatsbeamten. Das gewöhnliche Volk, für das erst seit 1868 der Name Heimin im Gegensatz zu den Shizoku üblich ist, war in der Tokugawaperiode (1600-1868) in drei Klassen geteilt, dem Range nach von oben nach unten: Hyakushō (Bauern), Shokunin (Handwerker) und Akindo (Kaufleute). Unter dem Volk stand noch eine verachtete Pariaklasse, die Eta (Abdecker, Gerber, Lederarbeiter, Totengräber).—Die Japaner besitzen hervorragende geistige Eigenschaften. Zu rühmen sind der Reinlichkeitssinn (Waschen und heißes Baden ist sehr beliebt) und natürliche Anstand, das im allgemeinen höfliche Benehmen, das heitere Familienleben, die Ehrerbietung der Kinder gegen Eltern, die Freude an den Schönheiten der Natur, das hohe Bildungsstreben und die bewunderungswürdige Vaterlandsliebe. —Das japanische Haus macht mit seiner leichten, luftigen Bauart, den Eindruck, als ob es einem wärmeren Klima entstamme, denn es hat nur dünne Holzwände, keine richtige Heizung (nur Kohlenbecken) und anstatt fester Zimmerwände verschiebbare Mattenwände. Der Hausbau ist somit besser an die häufigen Erdbeben als an die klimatischen Bedingungen angepaßt. Der Hausrat beschränkt sich auf Schränke und wenige Gebrauchs-und Schmuckgegenstände (Matten; Vasen, Hängebilder). Große Brände sind in den Städten häufig.—Der Japaner lebt mäßig. Nahrungsmittel sind vornehmlich in Wasser gekochter Reis, Hirse (im Gebirge), Hülsenfrüchte, Knollengewächse und Pilze, ferner Fische, Krusten-und Weichtiere; Brot, Milch, Butter und Käse waren unbekannt, Fleischspeisen wenig in Gebrauch. Zur Würze dienen Sojabohnen und Curry, gesalzene Rettiche (Daikon), Früchte der Eierpflanze (Nazu), Gurken u. a., als Genußmittel grüner Tee ohne Zutat, Reisschnaps (Sake) und Tabak, den beide Geschlechter gern rauchen.—Die Kleidung der Landbevölkerung, aus Baumwollenstoff und mit Indigo gefärbt, besteht oft nur aus einem Kittel und engen Hosen; bei Regenwetter trägt der Bauer einen eigentümlich aussehenden Mantel aus Stroh. Bei den Wohlhabenden spielen hellfarbige, schön gemusterte Baumwollen-und Seidenstoffe die Hauptrolle. Ein schlafrockähnliches Oberkleid, der Kimono, wird von Männern und Frauen getragen, er ist das eigentliche Nationalgewand und nur im Schnitt der Ärmel und im Gürtel bei beiden Geschlechtern verschieden. Zur bessern Kleidung gehört eine weite Hose (Hakama) und ein halblanger paletotartiger Überwurf (haori); Schüler und Schülerinnen tragen gleichfalls Hakama. Die Füße sind entweder nackt, oder bei besserer Bekleidung in ganz kurze, nur bis zu den Knöcheln reichende weiße oder dunkelviolette Strümpfe (Tabi) gehüllt; als Schuhwerk dienen Holzschuhe (Geta) und Strohsandalen (zōri und waraji), deren Riemen vorn zwischen der großen und der zweiten Zehe festgehalten werden, weshalb bei den Tabi auch die große von den übrigen Zehen getrennt ist. Die vornehmere männliche Bevölkerung, besonders die Beamten, tragen mehr und mehr europäische Tracht. Ein unentbehrlicher Gebrauchsgegenstand der Frauen ist der Fächer.
Religion. Die Japaner haben sich schon früh vom Natur-zum Ahnenkult erhoben, der in der göttlichen Verehrung der Kami oder Geister berühmter Fürsten, Helden, Gelehrter neben zahlreichen untergeordneten Göttern besteht. Im Gegensatz zu dem vom Ausland eingeführten Buddhismus (Butsu-dō) hat man der ursprünglichen Nationalreligion den Namen Shintō (»Weg der Götter«, shin = kami) gegeben.

[S. 340]

Eine bestimmte Glaubens-und Sittenlehre fehlt dem Shintō ursprünglich; seine Sittenlehre ist vermischt mit der Moralphilosophie des Kungfutsze und andrer chinesischer Weisen. Die Shintōtempel oder »Schreine« (Miya, Yashiro, Jinja) reinen Stils, einfach und schmucklos, aus naturfarbenem oder rotgestrichenem Holz erbaut, bestehen aus zwei Teilen, dem Honden (Shinden) oder Sanktuarium mit dem Sinnbild der Gottheit, und dem Haiden (»Gebetshalle«). Auf dem Altartisch und anderswo stehen Gohei, Stöckchen mit zickzackförmigen weißen Papierstreifen, eigentlich symbolischer Ersatz für Opfergaben; vor den Schreinen galgenförmige Portale, Torii. Der in vielen Miya sichtbare Metallspiegel ist dem Buddhismus (Shingonsekte) entlehnt. Den Göttern werden Speise-und Trankopfer dargebracht; die Tempelfeste (Matsuri) sind vielfach große Volksfeste. Wer sich durch Tapferkeit, Gelehrsamkeit oder Wohltätigkeit auszeichnet, kann nach seinem Tod unter die Götter versetzt werden. Die Shintōpriester haben nur im Amt besondere Tracht, es gibt für sie kein Zölibat und keine Klöster; ihre Würde ist erblich. 1903 zählte man 196400 Shintōtempel und etwa 100000 Shintōpriester bei zwölf verschiedenen Sekten. Mächtigen Einfluß auf den Kamidienst hat der Buddhismus ausgeübt, der in der Mitte des 6. Jahrh. n. Chr. nach Japan gelangte, sich schnell verbreitete u. im 13. Jahrh. zur höchsten Macht entfaltete. 1903 gab es in Japan zwölf buddhistische Sekten mit 72000 Tempeln und gegen 200000 Bonzen. Hauptsitz der buddhistischen Hierarchie ist Kyōto (S. 369). Zwischen Shintōismus und Buddhismus bestand früher keine scharfe Scheidung, da der Shintō, wenige Kultstätten wie Yamada in Ise und Kizuki in Izumo ausgenommen, sich mit dem Buddhismus amalgamiert hatte (Ryōbu-Shintō). Erst seit der Meijizeit (S. 344) ist wieder eine reinliche Trennung vorgenommen und der Shintō zur Staatsreligion erklärt worden. Doch herrscht trotzdem kein Gewissenszwang. Der Kaiser ist als theoretischer Nachkomme der höchsten Shintōgottheit, der Sonnengöttin Ama-terasu, der shintōistische Oberpriester des Landes und fungiert als solcher bei gewissen Staatsfesten, die in der Heiligen Halle (Kashiko-dokoro) des Palastes stattfinden. —Eine prägnante Darstellung des Wesens des Shintō von Florenz und des japanischen Buddhismus von Haas in »Kultur der Gegenwart«, Abteilung Orientalische Religionen (Leipzig, Teubner, 1906).—Das Christentum wurde bereits 1549 durch den Jesuiten Franz Xavier nach Japan gebracht und verbreitete sich schnell, wurde aber, nachdem auch hier wie in China die Dominikaner und Franziskaner Unfrieden gestiftet hatten, bis 1638 wieder ausgerottet und bei Todesstrafe verboten. Jetzt werden der christlichen Mission keine Hindernisse bereitet, aber die Bekehrten gehören meist dem niedern Volk an, und man darf sagen, daß dem Christentum in Japan kaum eine Zukunft blüht.
Japanische Kunst. Am wenigsten entwickelt ist die Architektur. Die buddhistischen Tempel gehen auf chinesische Vorbilder zurück; die Shintō-Schreine reinen Stils, wie die von Ise, Kizuki etc. lehnen sieh dagegen an die Struktur des primitiven japanischen Hauses an. Die Wohnhäuser sind meist aus Holz, Geflechten aus Bambusrohr und Fachwerk, mit Papierfenstern und Schiebetüren, bisweilen auf gemauertem Unterbau. Auch die Plastik hat sich, abgesehen von den Bildern buddhistischer Gottheiten, auf die Kleinkunst in Bronze, Ton, Elfenbein, Holz etc. beschränkt.—Ihre höchste Blüte hat die japanische Kunst in der Malerei erreicht, sowohl selbständig als für dekorative Zwecke (Porzellan, Fayence, Lackarbeiten), deren Anfänge vor mehr als 1000 Jahren aus China hierher gelangt sind. Die Raum-und Luftperspektive sind dem japanischen Maler fast unbekannt. Ferner fehlt das Verständnis für das Helldunkel. Das natürliche Spiel der Lichter und Schatten gibt der Japaner nicht wieder, er kennt keine Glanzlichter und Reflexe, sondern sucht durch konventionelle Schatten und Hilfsmittel den Gegenständen die Wirkung des Plastischen zu geben. Da er in einem schwarzen Gegenstand, einem Gewand, einem Vogel, nicht durch Abtönung des Schattens und Lichtes zu modellieren weiß, wird den Faltenlinien ein weißer Grund gegeben, oder es werden die Innern Umrisse weiß ausgespart.

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Der japanische Maler malt nur auf Seide und Papier, und zwar mit Tusche oder Wasserfarben, die mit Leim versetzt sind. Nach der Form teilt man die Bilder in Kakemono (hängende Dinge), in Makimono (gerollte Dinge) und in Oribon (Klappbücher). Auch die faltbaren Wandschirme (Byōbu) haben in der Malerei eine Rolle gespielt. Das Kakemono ist ein schmaler und hoher Papier-oder Seidenstreifen, der auf zähes Papier geklebt und oft mit farbigen Brokatstoffen umrahmt ist. Die Makimono sind niedrige Streifen von beliebiger Länge, die aufgerollt bewahrt werden.—Die Malerei steht im innigsten Zusammenhange mit dem Kunstgewerbe, das von ihr befruchtet wird und ebenfalls aus China gekommen, aber durch die höhere Intelligenz des japanischen Volkes künstlerisch verfeinert worden ist. Vornehmlich werden die Lackmalerei, die in Japan ihre überhaupt höchste Ausbildung erfahren hat, die Keramik, das Email, die Bronzeindustrie, die Waffenschmiedekunst, die Schnitzerei in Holz, Elfenbein, Knochen und Stein, die Weberei und Färberei gepflegt. Von den Porzellanen sind die aus der Provinz Kaga, aus der Provinz Hizen, nach dem Ausfuhrhafen »Imari-Ware« genannt, das Seladonporzellan aus Sanda und die Setoware, von den Fayencen das durch seine durchsichtige Glasur ausgezeichnete Steingut aus Satsuma beliebt. Ihren reich entwickelten Farbensinn haben die Japaner in der Dekoration von Gefäßen etc. aus Porzellan, Steingut und Kupfer mit Schmelzfarben (Zellenschmelz, Email cloisonné), in der Färbung von Kupferlegierungen durch Beizen und im Tauschieren von Bronzen und Eisenarbeiten mit Silber, Gold und farbigen Legierungen bewährt. Eine Spezialität der Metallindustrie sind die oft reich geschmückten Schwertzieraten (Tsuba = Stichblätter etc.), die eifrig gesammelt werden. (Vgl. Brinckmann, Kunst und Handwerk in Japan, Berlin 1889; Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, 3 Bände, 1907; Cohn, Stilanalysen, 1908; Seidlitz, Geschichte des japanischen Farbenholzschnitts, 1897; Kurth, Utamaro, 1907, Harunobu 1910, Sharaku 1910; Brockhaus, Netsuke, 1910.) Hand Einkäufe japanischer Kunsterzeugnisse führt man am besten in Kyōto und Tōkyō aus.
Sprache. Die japanische Schrift-und Umgangssprache ist aus einem heimischen Idiom, der Yamato-Kotoba, durch Beimischung vieler chinesischer Lehnwörter (in verdorbener Aussprache) hervorgegangen, ähnlich wie das moderne Englisch aus dem Angelsächsischen unter Beimischung normannisch-französischer Bestandteile entstanden ist. Die Japaner bedienen sich zum Schreiben der chinesischen Wortzeichen (ji, kanji), haben diese aber durch eine eigene Silbenschrift (Kana, zwei Systeme, aus chinesischen Zeichen abgeleitet) ergänzt. Die in den letzten Jahrzehnten wiederholt aufgetretenen Bestrebungen zugunsten der Einführung der europäischen (lateinischen) Schrift haben bislang wenig Erfolg aufzuweisen.— Auch wer nur wenige Wochen in Japan zubringt, sollte sich die Mühe geben, einige Redensarten zu lernen, um außerhalb der großen Städte sich verständlich zu machen. Für längern Aufenthalt sind einige, übrigens leicht zu erwerbende Sprachkenntnisse unbedingt nötig. Zu empfehlen hierfür sind Plauts Japanische Konversations-Grammatik (Heidelberg 1904), Der kleine Toussaint-Langenscheidt, Japanisch (Berlin 1910) sowie die englischen Kelly und Walsh's Handbooks im Taschenformat. Grammatiken gibt es von J. Hoffmann (1877, veraltet); B. H. Chamberlain, A Handbook of Colloquial Japanese, 1908; Lange (2. Aufl., Berl. 1906); Wörterbücher von Hepburn (1886), Brinckley (1896), Jukichi Inouye (1909) und viele andre kleine, auch japanisch-deutsche Wörterbücher, meist wenig befriedigend.
Wirtschaftsleben. Die Grundlage der japanischen Volkswirtschaft bildet der Ackerbau, und zwar im Klein-und Zwergbetrieb. 41 Proz. der Bodenfläche dienen ihm. Hauptfrucht ist der Reis, dessen Kultur durch die reichlichen Frühsommerregen und die darauffolgende Hitze sehr begünstigt wird. Außerdem baut man Getreide und Bohnen, Obst und Südfrüchte, allerlei Industriepflanzen (Baumwolle, Papiermaulbeerbaum, Indigo etc.).

[S. 342]

Wichtig ist die Kultur des Teestrauches und des Maulbeerbaumes zur Zucht der Seidenraupe.—Die Viehzucht nimmt zwar neuerdings rasch zu, ist aber noch gering, und man bekommt nur wenig frische Milch und Fleisch zu kaufen.—Die Waldbestände Japans sind noch sehr groß und reich an Steineichen, Tschujabäumen, Kampferbäumen und Kryptomerien. Ein neues Forstgesetz steuert dem frühern Raubbau.—Der Bergbau fördert vor allem Kupfer, außerdem Gold, Silber, Eisen, Schwefel, Steinkohlen u. a. Auch Petroleum wird gewonnen.—Die Fischerei, besonders die Seefischerei, ist wichtig für die Volksernährung.—Die Jagd spielt keine Rolle.—Die Industrie blühte, solange Japan nach außen abgeschlossen war, hauptsächlich als Kunsthandwerk. Massenproduktion und Großindustrie haben sich aber seit der Öffnung des Landes dank der Gelehrigkeit der Japaner und dem unüberlegten Entgegenkommen der Weißen rasch entwickelt, und Japan strebt in vielen Industeriezweigen jetzt schon nach Selbständigkeit. Die Herstellung von Seiden-und Baumwollenstoffen, Porzellan, Lackwaren, Stahl-und Kupferarbeiten steht in hoher Blüte. Die Hauptfabrikstädte sind Tōkyō, Kyōto, Hyōgo, Nagasaki, Kanazawa, Nagoya und Ōsaka.— Handel. Dem fremden Verkehr geöffnete Vertragshäfen sind Yokohama, Nagasaki, Hakodate, Niigata, Hyōgo (Kobe) und Osaka, wo fremde Konsulate bestehen. Haupteinfuhrartikel: Baumwolle, Ölkuchen, Reis, Zucker, Petroleum, Wollengewebe, Eisenwaren, Maschinen etc., in Summa 1909: 394,2 Mill. Yen; Hauptausfuhrartikel: Rohseide und Seidenwaren, Baumwollengarn, Baumwollwaren, Kohlen, Kupfer, Tee etc., in Summa 1909: 413,1 Mill. Yen. Der Haupthandelsverkehr geht nach Großbritannien, Britisch-Indien, den Vereinigten Staaten, China, Deutschland etc.
Münzwesen. In Japan besteht seit 1897 Goldwährung, doch bekommt man Goldmünzen selten zu sehen; 1 Yen (Gold) hat 100 sen; 1 sen hat 10 rin. 1 Yen nach Berliner Kurswert ungefähr 2,09 M. Im Verkehr sind an Goldmünzen: 20, 10 u. 5 Yen; Silbermünzen: 50, 20, 10 sen; Nickelmünzen: 5 sen; Kupfermünzen: 2, 1, 1/2 sen. Papiergeld (viel im Umlauf) 1, 5, 10, 100 Yen und größere Scheine. Falsches Geld ist selten. Bei Reisen über Land fern von großen Städten nehme man hauptsächlich Papiergeld mit, aber nicht größere Scheine als 10 Yen, weil das Wechseln in kleinern Städten oft sehr schwierig ist. Fremde Banknoten kann man nur bei Bankgeschäften und Geldwechslern in Nagasaki, Kōbe und Yokohama wechseln.
Staatsverfassung. Japan ist seit 11. Febr. 1889 eine konstitutionelle erbliche Monarchie, deren Haupt »Tennō« (veralteter Name Mikado) in Tōkyō residiert. Der Kaiser hat die Entscheidung über Organisation des Heeres, der Flotte und der Zivilverwaltung und übt mit den zehn Ministern und einem Geheimen Rat (Sūmitsu-in) die vollstreckende Gewalt aus. Der Landtag (Kokkai) besteht aus einem Herrenhaus (Kizoku-in) und einem Abgeordnetenhaus (Shūgi-in). Das Herrenhaus (364 Mitglieder) bestand im Dezember 1910 aus 200 Mitgliedern des Adels (von ihren Standesgenossen gewählt), nämlich 14 Prinzen von Geblüt, 13 Fürsten, 30 Marquis, 17 Grafen, 70 Vicomtes, 56 Baronen, ferner 121 vom Kaiser Ernannten und 43 Vertretern der höchsten Steuerzahler. Das Abgeordnetenhaus zählt 379 Mitglieder, die bezirksweise von allen männlichen Untertanen, die wenigstens 10 Yen Steuern zahlen, öffentlich zu wählen sind. Nicht wählbar sind Offiziere, Priester und die meisten Beamten. Die Landtagsmitglieder erhalten Diäten (2000 Yen pro Jahr).—In der Verwaltung bestehen Tōkyō, Osaka und Kyōto als Großstadtbezirke (Fu), außerdem 43 Landbezirke (Ken) unter Gouverneuren (Hokkaidō und Ōkinawa nicht eingeschlossen); diese Bezirke zerfielen Ende 1908 in 538 Gun oder Kōri (Kreise) mit 61 Städten, 1140 Landstädtchen (Flecken) und 10751 Dörfern. Die Namen der frühern Provinzen sind jedoch noch vielfach in Gebrauch.— Die Rechtspflege (früher willkürlich und grausam) ist jetzt nach europäischen Rechtsgrundsätzen umgestaltet. Die Richter werden vom Kaiser oder vom Justizminister ernannt und sind unabsetzbar.

[S. 343]

Heer und Flotte. Der Kriegsdienst war früher ein Vorrecht der Samurai, seit 1889 besteht allgemeine Wehrpflicht nach deutschem Muster; das Oberkommando führt der Kaiser, Bewaffnung nach europäischem Muster. Stärke der japanischen Armee 1911: 9820 Offiziere im Frieden, wozu im Krieg 12200 Reserve-und Landwehroffiziere treten; 255000 Mannschaften im Frieden, 740000 im Krieg außer Reserveformationen; 24000 Pferde (Kriegsstärke nicht bekannt); 990 Feldgeschütze im Frieden, Kriegsstärke etwa 1400.—Die vorzügliche Flotte verfügte 1911 über 13 Linienschiffe, 13 Panzerkreuzer, 2 Küstenpanzerschiffe, 12 geschützte Kreuzer, 4 Avisos, 58 Torpedobootszerstörer, 69 Torpedoboote, 12 Unterseeboote; im Bau waren noch 3 Linienschiffe, 4 Panzerkreuzer, 3 geschützte Kreuzer. Personal der Flotte 48000 Mann. Heer und Flotte haben ihre offensive Kraft im Kriege gegen Rußland bewährt.
Geschichte. Von den ältesten Bewohnern Japans haben sich nur geringe Spuren in Form von Wohngruben erhalten. Jünger sind schon die Ainu, Verwandte der weißen Rasse, die mindestens ganz Hokkaido bewohnten, bis sie durch Einwanderer mongolischer Rasse, die von Korea herüberkamen, zurückgedrängt wurden. Die politische Einigung erfolgte im 7. Jahrh. v. Chr. durch Jimmu Tennō, den Stammvater des heute noch regierenden Herrscherhauses. Der Tennō wurde unumschränkter Herrscher, die Provinzen wurden von Statthaltern verwaltet; Hauptstadt war 719-784 Nara, 794-1868 Kyōto. Der Mikado, mit dem chinesischen Titel »Tenshi« (Himmelssohn) und »Tennō« (himmlischer Herrscher), überließ aber allmählich die Regierungsgeschäfte ganz seinen Beamten und zog sich von der Öffentlichkeit zurück, so daß die Macht der Statthalter wuchs, die vielfach untereinander kämpften; seit dem 12. Jahrh. verwüsteten Bürgerkriege fünf Jahrhunderte das Land, der Kaiser wurde Spielball der Parteien. Gegen Ende des 12. Jahrh. vereinigte Yoritomo aus der Minamotofamilie die gesamte Zivil-und Militärgewalt in seiner Hand (Sitz in Kamakura), ließ sich vom machtlosen Mikado 1186 zum Polizeiminister, 1192 zum Sei-i-tai Shōgun (der die Barbaren besiegende große Feldherr) machen; diese Würde des Shōgunats blieb erblich. Aber nach Yoritomos Tod wiederholte sich am Hofe des Shōguns wie vorher am Hofe des Mikado die Erscheinung des Hausmeiertums, die Shikken (die ersten Beamten der Shōgune) rissen die Macht an sich. Erst im 14. Jahrh. gelang es Ashikaga Takauji, das mächtige Shōgunat der Ashikaga zu begründen, das von 1335-1573 dauerte; der Mikado war nur Schattenkaiser. Gegen Ende des 15. Jahrh. bildete sich unter den Territorialfürsten, den Daimyō, ein starker Kriegsadel (Buke), der die Ursache vieler Bürgerkriege wurde. In der 2. Hälfte des 16. Jahrh. gelang es Ōta Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, die Ruhe im Lande herzustellen, die Macht des letzten Ashikaga-Shōgun und den Übermut der buddhistischen Bonzen zu brechen. Spätere Fehden zwischen den Daimyō endeten mit der Schlacht bei Sekigahara 1600; der Sieger, Tokugawa Ieyasu, begründete das Shōgunat der Tokugawa, das bis 1868 bestand. Fortan lag der Schwerpunkt der japanischen Politik in Yedo (jetzt Tōkyō), wo die Tokugawa-Shōgune regierten. Unter der Herrschaft der Tokugawa entwickelte sich die japanische Kultur in langem Frieden zu hoher Blüte, die Stände nahmen die S. 339 gegebenen Formen an. Aber das Drängen der fremden Mächte auf Öffnung des Handels mit dem bisher gänzlich abgeschlossenen Japan wurde für die Shōgune verhängnisvoll; nach Abschluß der Handelsverträge mit den Vereinigten Staaten und den europäischen Mächten (1854-61) verlangten die Gegner des unfähigen Shōguns Iesada die Vertreibung der fremden Barbaren und versicherten sich dabei der Zustimmung des Mikado. Gewaltakte der Daimyō von Satsuma und von Chōshū wurden 1864 durch die Beschießung von Kagoshima durch eine englische Flotte und von Shimonoseki durch eine englisch-französisch-holländisch-amerikanische Flotte gerächt, wobei die Daimyō ihre Machtlosigkeit gegen die fremden Barbaren erkannten, aber nun erst recht alle Mittel anwandten, um die alte Mikadoherrschaft wiederherzustellen.

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Am 9. Nov. 1867 gab der letzte Shōgun freiwillig seine Gewalt dem damals kaum 15jährigen Mikado Mutsuhito zurück. Nun richtete der Mikado am 6. Nov. 1868 eine moderne Regierung, die Periode der Erleuchteten Regierung (Meiji) ein, nach der seitdem die Jahre amtlich gezählt werden, also 1912 = 45. Jahr Meiji; am 26. Nov. 1868 verlegte der Mikado seine Residenz von Kyōto nach Yedo, das seitdem Tōkyō (Hauptstadt des Ostens) heißt. Aus dem bisherigen mittelalterlichen Feudalstaat ging ein neuzeitlicher Beamtenstaat mit monarchischer Spitze hervor. Die alte Ständeordnung wurde aufgehoben, der Adel reformiert, Eisenbahnen, Telegraphen, Dampferlinien wurden begründet, Heer und Flotte europäisch bewaffnet und geschult, Schulzwang eingeführt, Universität und wissenschaftliche Institute wurden begründet. Unzufrieden waren nur die 400000 Samuraifamilien, die die Aufhebung ihrer Privilegien, besonders des Schwertertragens, als persönliche Schmach empfanden, und die, ebenso wie die großen Daimyō, mit 10 Proz. ihrer frühern Einkünfte abgefunden wurden. So entstanden mehrere Aufstände, deren gefährlichster, der Satsuma-Aufstand 1877, unter dem tapfern Saigō Takamori, erst nach 8 Monaten unterdrückt werden konnte und die Staatsfinanzen gänzlich erschöpfte. Um den Samurai Mitwirkung bei der Regierung zu gewähren, wurde 1889 das japanische Parlament eingerichtet und 1890 zuerst eröffnet. Noch bessere Gelegenheit, die Unzufriedenheit der patriotischen Samurai zu beheben, boten die siegreichen Kriege gegen China 1894 und 1900 sowie besonders gegen Rußland 1904, die für Japan großen Gebietszuwachs (Formosa, Korea, Sachalin, Kwangtunghalbinsel mit Port Arthur und Dalni) brachten. Seit dem Abschluß des Bündnisses mit England (am 30. Jan. 1902) rechnet Japan zu den Großmächten; durch den Sieg über Rußland ist Japans politische Bedeutung als ostasiatische Vormacht zur vollsten Geltung gelangt.
Die Literatur enthält Arbeiten über Reichsgeschichte, große Enzyklopädien, Länderbeschreibungen etc. und erzeugt geschichtliche, moralische, geographische Werke, Gedichte, Romane und Novellen, Schauspiele etc. in Menge, zum Teil illustriert. Vgl. K. Florenz, Geschichte der japanischen Literatur (Leipzig, 2 Bände, 2. Aufl. 1910); Aston, Japanese Literature, London 1899; B. H. Chamberlain, Japanese Poetry, London 1910; K. Florenz, Dichtergrüße aus dem Osten; Weißaster, ein Epos; Japanische Dramen (sämtlich Leipzig, Amelangs Verlag, illustriert und in Japan hergestellt).— Zeitungen: Die erste Tageszeitung erschien 1872; 1900 betrug die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften 944. Es besteht nominell Preßfreiheit, doch sind die Gesetze sehr streng und gestatten leicht die Unterdrückung einer Zeitschrift.

Reisepläne für Japan. Auf 14 Tage. 1. Tag: Kōbe; 2. Tag: Nara; 3. u. 4. Tag: Kyōto; 5. Tag: Bahnfahrt über Nágoya nach Miyanóshita; 6. Tag: Miyanóshita und Hakonesee; 7. Tag: Bahnfahrt über Enóshima und Kamákura nach Yokohama; 8. Tag: Bahnfahrt über Tōkyō nach Nikkō; 9. Tag: Nikkō; 10. Tag: Bahnfahrt nach Tōkyō; 11. u. 12. Tag: Tōkyō; 13. u. 14. Tag: Yokohama. Bei sehr knapper Zeit mag man auf Osaka und Kōbe verzichten und für Yokohama nur 1 Tag ansetzen. Einkäufe japanischer Kunsterzeugnisse besorge man in Kyōto und Tōkyō.
Auf 3 Wochen. 1. Tag: Nagasaki; 2. Tag: Bahnfahrt u. Fähre nach Shimonoseki; 3. Tag: Bahnfahrt nach Kōbe mit Unterbrechung in Miyajima (oder 2. u. 3. Tag Dampferfahrt durch die Binnenlandsee nach Kōbe); 4. Tag: Hyōgo u. Kōbe; 5. Tag: Ōsaka; 6. Tag: Nara; 7. u. 8. Tag: Kyōto; 9. Tag: Biwasee und Stromschnellen; 10. Tag: Bahnfahrt nach Nagoya; 11. u. 12. Tag: Miyanóshita und Hakonesee; 13. Tag: Bahnfahrt über Enóshima u. Kamákura nach Yokohama; 14. Tag: Bahnfahrt nach Nikkō; 15. u. 16. Tag: Nikkō; 17. Tag: Bahnfahrt nach Tōkyō; 18. u. 19. Tag: Tōkyō; 20. u. 21. Tag: Yokohama.

[S. 345]

Auf 4 Wochen: 1. u. 2. Tag: Nagasaki; 3. u. 4. Tag: Fahrt nach Kōbe (s. vorher), 1/2 Tag in Miyajima; 5. u. 6. Tag: Hyōgo und Kōbe; 7. Tag: Ōsaka; 8. Tag: Nara; 9. u. 10. Tag: Kyōto; 11. Tag: Biwasee u. Stromschnellen; 12. Tag: Bahnfahrt nach Nagoya; 13. u. 14. Tag: Miyanóshita u. Hakonesee; 15. Tag: Bahnfahrt über Enóshima und Kamákura nach Yokohama; 16. Tag: Bahnfahrt nach Nikkō; 17. u. 18. Tag: Nikkō; 19. Tag: Chuzenjisee; 20. Tag: Bahnfahrt nach Maebashi und Pferdebahn nach Ikao; 21. Tag: Ikao; 22. Tag: zu Fuß nach Harunasee und Haruna; 23. Tag: zu Fuß nach Myōgi und Bahnfahrt nach Tōkyō; 24., 25. u. 26. Tag: Tōkyō; 27. u. 28. Tag: Yokohama.
Auf 5 Wochen: wie vorher, nach dem 14. Tage schalte man eine Besteigung des Fuji mit Fußwanderungen in dessen Umgebung ein, wozu 7 Tage bequem ausreichen.
Reisezeit. Um Japan mit Ruhe kennen zu lernen, empfiehlt sich ein Aufenthalt von mehreren Monaten. Beste Reisezeit für Japan ist der Frühling, die Zeit der Kirschblüte, oder der Spätherbst von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, die Zeit der Chrysanthemumblüte. Sommer und Spätsommer sind regnerisch, ersterer auch heiß. Des Seeklimas wegen muß man auch im Spätfrühling zwischen wunderbar schönen Tagen noch mit stürmischem und regnerischem Wetter rechnen. Ins Hochgebirge gehe man nicht vor Mai. Februar und März sind am wenigsten zu empfehlen.
Führer. Wer nur wenige Wochen für Japan Zeit hat, sollte sich, um möglichst viel zu sehen, für die ganze Zeit einen Führer nehmen; Vermittelung von Führern (auch Deutsch sprechenden) durch die Hotels oder die Welcome Society of Japan (s. unten). Man bestellt den Führer an den ersten Ort, an dem man Japan betritt.— Führer tägl. etwa 4 Yen (außer der Fahrt). Gasthofspreise 8-10 Yen tägl.; Vorausbestellung von Zimmern in der Reisezeit ratsam.
Welcome Society of Japan (Kihin kai), eine vornehme Gesellschaft zur Unterstützung des Fremdenverkehrs, begründet 1893, mit der Präsidialstelle in Tōkyō (Adresse Tōkyō-Handelskammer, Nr. 1, Itchome, Yuraka-cho, Kojimachi-ku) und Zweigstellen in Yokohama und Kōbe (Präsident Marquis Hachisuka, Vizepräsident Baron E. Shibusawa) nimmt fremde Reisende gegen 3 Yen Gebühr als Mitglieder auf und gibt mit der Mitgliedskarte eine Karte, das vorzügliche Reisebuch »Guidebook of Japan« (5. Aufl. 1910) und andre Veröffentlichungen in englischer Sprache aus. Die Mitgliedschaft erwirkt Zutritt zu manchen Sehenswürdigkeiten, Behörden und Unterrichtsanstalten in Tōkyō, Kyōto etc., die Nichtmitgliedern unzugänglich sind. Für längern Aufenthalt empfiehlt es sich sehr, der Gesellschaft beizutreten. Die Gesellschaft verschafft auch zuverlässige Führer, Dolmetscher und gut erzogene japanische Gesellschafterinnen für reisende Damen.
Gasthöfe. In allen größern Städten gibt es europäisch eingerichtete Hotels (Pensionspreis tägl. 4-10 Yen und mehr). In kleinern Landstädten findet man halb europäische oder sehr gute japanische Gasthöfe, meist sehr sauber, oft mit etwas europäischer Kost. Im japanischen Gasthof zahlt man 1-3 Yen für Abendbrot, Schlafraum und Frühstück; es ist üblich, kurz nach Ankunft im japanischen Gasthof 1-2 Yen Trinkgeld (chadai = Teegeld) zu geben, wonach der Gast eingeschätzt wird. Auch in Rasthäusern, einfachen Häuschen oder Hütten an schönen Landschaftspunkten, zahlt man etwas chadai, z. B. für eine Schale Tee 10-20 sen.
Verkehrsmittel. Die japanischen Eisenbahnen sind ordentlich; das Bahnnetz besteht zwar aus Schmalspurbahnen, ist aber weitverzweigt (8000 km Länge, fast alles Staatsbahnen), so daß man alle sehenswerten Orte mit der Bahn oder im Anschluß an die Bahn mit Dampfern erreichen kann. Man kaufe stets den monatl. erscheinenden Tedzuka's Railway and Steamship Guide (30 sen); in den großen Städten geben die Touristenagenturen oder Gasthöfe europäisch gedruckte (aber häufig falsche) Fahrpläne heraus.—Eisenbahnzeit ist die Zeit des 135.° östl. L., mithin 8 St. vor gegen Mitteleuropäische Zeit; sie gilt für ganz Japan.—Fahrkarten der Tōkaidōbahn, der Sanyō- und der Kwansei-Eisenbahn gelten für 50-100 Miles 2 Tage, darüber für je 100 Miles einen Tag länger; Fahrpreis I. Kl. etwa 4 sen für 1 Mile.

[S. 346]

Verkehrssteuerzuschlag (Tsūkō-zei) zu den Fahrpreisen I. (II.) Kl. bis 50 Miles 5 (3), bis 100 Miles 20 (10), bis 200 Miles 40 (20), über 200 Miles 50 (25) sen; Schnellzugzuschlag bei den Hauptschnellzügen I. Kl. bis 50 Miles 1 Yen, über 150 Miles 1,50 Yen; II. Kl. 60 sen und 1 Yen. Europäer fahren meist I. Kl.; in II. Kl. hat man oft Gelegenheit, japanische Sitten genauer kennen zu lernen, was aber, wenn die Hitze groß und Kinder im Abteil, nicht immer nach jedermanns Geschmack ist. Abteile für Nichtraucher sind selten vorhanden.— Schlafwagen (mäßig) findet man nur in den Schnellzügen der Sanyōeisenbahn, der Tōkaidōbahn und der Nihonbahn (Tōkyō nach Aomori). Auf der Sanyō-und Tōkaidōbahn kostet im gewöhnlichen Schlafwagen ein Bett für die Nacht 4 Yen außer der I. Klasse-Fahrkarte, im kombinierten I. Klasse- und Schlafwagen auf der Sanyō-, Tōkaidō- und Nihonbahn 3 Yen; auf der Sanyōbahn im kombinierten II.Klasse- und Schlafwagen wird für ein Unterbett 20 sen, für ein Oberbett 40 sen als Zuschlag zur Fahrkarte II. Kl. erhoben. Schlafwagenbillette möglichst 2-3 St. vor Abfahrt bestellen!—Speisewagen führen die Schnellzüge der Sanyō-, Tōkaidō-und Nihonbahn, Speisen à la carte oder Table d'hôte sowie Getränke. Auf der Kwanseibahn sind zwischen Osaka und Nagoya Verkäufer europäischer Gerichte und Getränke im Zuge. Wenn kein Speisewagen im Zuge ist (man erkundige sich), geben die Gasthöfe gute Proviantschachteln mit.—Bahnwirtschaften europäischer Art nur in Kameyama; aber fast auf jedem Bahnhof sind Verkäufer von Lebensmitteln in saubern kleinen Holzschachteln (10 sen und mehr; »bentō« genannt) mit Papierserviette, Eßstäbchen und Holzlöffel; man erhält eingemachte Früchte, gesalzene Fische, Wurzelgemüse, Reis. Flaschenbier (teuer), Tee und Limonade (man hüte sich vor Eiswasser!) sind überall zu haben.—Gepäck bis 100 Pfund in I., 60 in II. ist frei, Überfracht nach Taxe; man achte darauf, daß das Gepäck mit dem richtigen Zettel versehen und der Zettel gut festklebt! Auch auf dem Ankunftsbahnhof kümmere man sich um sein Gepäck! Gepäckträger haben rote Mützen (daher akabōshi genannt).
Neben den Eisenbahnen ist die sehr gut ausgebildete Küstenschiffahrt das Hauptverkehrsmittel. Auf den Landstraßen kommt man mit Hilfe der von Kulis gezogenen Rikschas auf ebenem Gelände überraschend schnell vorwärts.
Feiertage für alle Ämter, Banken, Schulen etc. sind: 1., 3., 5. Jan.: Neujahrsfest (Shiunen Shuku-jitsu); 30. Jan.: Todestag des verstorbenen Kaisers (Kōmei Tennō-sai); 11. Febr.: Thronbesteigung des ersten Kaisers Jimmu Tennō (Kigen-sétsu); 21. März: Frühlingsgleiche (Shunki Kōrei-sai); 3. April: Todestag von Jimmu Tennō (Jimmu Tennō-sai); 23. Sept.: Herbstgleiche (Shūki Kōrei-sai); 17. Okt.: Herbstdankesfest (Kanname-matsuri); 3. Nov.: Kaisers Geburtstag (Tenchō*setsu); 23. Nov.: Herbstfest (Niiname-matsuri). Ortsfeiertage sind später erwähnt.
Reisen in Japan. Reisezeit s. S. 345. Für den Sommer braucht man leichte Kleidung, für den Winter warme wie in Deutschland; Tropenhelm, Sonnenschirm und Moskitoschleier sind im Sommer zu gebrauchen. Die Gasthäuser im Innern Japans haben selten Heizung. Leichtes Schuhzeug in den Ortschaften, und nur solches, das man schnell und bequem aus-und anziehen kann (also nicht zum Schnüren), weil man bei jedem Besuch eines Hauses oder Tempels die Schuhe ausziehen muß, um die japanischen Sitzmatten nicht schmutzig zu machen. Man würde einen groben Verstoß begehen und sich Unannehmlichkeiten aussetzen, wenn man diese Sitte nicht beachtet. Die japanischen Strohsandalen sind empfehlenswert auf glattem Gestein; doch muß man die dazu passenden Socken tragen und den Strang mit Baumwolle bewickeln, der zwischen die große und zweite Zehe geklemmt wird. Wer von Reis, Eiern und Fisch allein nicht leben kann, muß sich ins Innere Lebensmittel mitnehmen; auch Wein ist nicht zu bekommen, doch mäßiges Bier in den meisten Städten. Currypulver und Soya macht die Reisgerichte schmackhafter. Wasser sollte man stets nur abgekocht trinken, besser aber nur Tee.—In der Ebene benutze man Rikschas (jap. Jinrikĭsha oder Kuruma), die Wege sind gut.

[S. 347]

Mit Reit-und Packpferden hat man viel Schwierigkeiten. Im Gebirge gehe man zu Fuß und nehme Träger für das Gepäck. Radfahren ist nur auf einzelnen Landstraßen zu empfehlen; für Automobile sind nur wenige Landstraßen mäßig geeignet. Man sorge für wenig Gepäck in kleinen Stücken, mit Ölpapier gegen Regen geschützt für Bergbesteigungen. Man nehme einen zuverlässigen, empfohlenen Führer (s. oben) oder Diener an. Bei Reisen ins Innere nehme man Insektenpulver, Kampfer, Seife, reichlich Lichte und Laterne, Handtücher, Decken, ein Kopfkissen mit. Man beachte, daß warme Bäder den Europäern in Japan besser bekommen als kalte. Heiße Bäder werden viel und fast überall genommen. Man sei auch unterwegs stets mit Visitenkarten versehen; selbst in kleinen Landstädtchen wird man gelegentlich Deutsch sprechende Ärzte, Apotheker und Techniker finden. Hand Man sei stets höflich und zuvorkommend und nie ungeduldig; Heftigkeit macht keinen Eindruck auf die Japaner. Man verschaffe sich Empfehlungen an Behörden und versäume nie, Besuche auch bei Japanern im Gesellschaftsanzug zu machen. Frackanzug ist unentbehrlich. HandIn den japanischen Häfen und Befestigungen sowie 12 km im Umkreis außerhalb davon ist das Photographieren streng verboten; dazu gehören Nagasaki, Moji, Shimonoseki, Miyajima, Amanohashidate, Kamakura und Hakodate etc. (Die Karte der Welcome Society, Preis 50 sen, gibt genaue Auskunft.)
Reiseliteratur für Japan: Joseph Lauterer, Japan, das Land der aufgehenden Sonne (Leipzig 1907); Franz Doflein, Ostasienfahrt (Leipzig und Berlin 1906); Basil Hall Chamberlain, Things Japanese (London 1898); Murray, Handbook for Travellers in Japan (London 1907); A Guide-book for Tourists in Japan, herausgegeben von der Welcome Society of Japan (5. Aufl., Tōkyō 1910).


17. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Ōsaka, Kyōto nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō.

Vgl. die Karte bei S. 337.

Reichspostdampfer des Nordd. Lloyd (S. 247) von Schanghai alle 14 Tage in 1 Tag nach (412 Seem.) Nagasaki für I. Kl. 77, II. Kl. 48,40, III. Kl. 22 M.; weiter nach (389 Seem.) Kōbe und (719 Seem.) Yokohama. Außerdem ein Zweigdampfer der Austral-Japan-Linie des Nordd. Lloyd monatl. einmal von Hongkong in 6 Tagen nach (1600 Seem.) Yokohama, von da nach 1 Tag Aufenthalt in 11/2 Tag nach (346 Seem.) Kōbe, oder umgekehrte Folge. —Österreich. Lloyd von Schanghai monatl. einmal in 5-6 Tagen direkt nach (1031 Seem.) Yokohama, von da in 11/2 Tag nach (346 Seem.) Kōbe.— Messageries Maritimes von Schanghai alle 14 Tage in 3-4 Tagen nach (755 Seem.) Kōbe, von da in 11/2 Tag nach (346 Seem.) Yokohama.—Peninsular and Oriental Steam Navig. Co. (Zwischendampfer) unregelmäßig etwa alle 14 Tage bis 4 Wochen von Hongkong über Schanghai nach Yokohama.— Canadian Pacific Railway and Steamship Line alle 14 Tage von Hongkong über Schanghai, Nagasaki und Kōbe nach Yokohama.—Pacific Mail S. S. Co. und Tōyō Kisen Kaisha gemeinschaftlich abwechselnd alle 7-10 Tage von Hongkong über Schanghai, Nagasaki und Kōbe nach (2002 Seem.) Yokohama. (Für die Fahrpreise beachte S. 411 u. 423.)—Japanische Dampfer. Nippon Yūsen Kaisha: monatl. von Hongkong über Schanghai, Moji, Kōbe nach (1101 Seem.) Yokohama; Ōsaka Shōsen Kaisha monatlich von Schanghai nach Japan.

Von Schanghai (Ausfahrt S. 266) führt der kürzeste Seeweg mit ONO.-Kurs quer durch das Ostchinesische Meer (s. unten und S. 246) zwischen den Inseln l. Torishima und r. Meshima (shima = Insel) [S. 348] hindurch nach Nagasaki (S. 349); oder mit östlichem Kurs durch die Van Diemenstraße zwischen den Inseln Kyūshū und Tanegashima hindurch, dann nö. bis vor den Kiikanal (Linschotenstraße) und durch diese nördl. in die Ōsakabucht nach Kōbe (S. 361); oder schließlich nö. bis zur nördlichsten der Sieben Inseln (Shichi-tō), die Ōshima oder Miharayama heißt, und dann nördl. durch den Uragakanal in die Tōkyōbucht nach Yokohama (S. 388).

Das Ostchinesische Meer (Tunghai) erstreckt sich von der Formosastraße bis zur Koreastraße; seine Nordgrenze gegen das Gelbe Meer (Hwanghai) liegt zwischen der nördlichen Yangtsemündung und der Insel Quelpart, seine Ostgrenze nach dem Stillen Ozean hin (von dem es ein Randmeer ist) bilden die Ryū-kyū-Inseln. Es ist überall tief und frei von besondern Gefahren für die Schiffahrt, abgesehen von den Taifunen (S. 220 u. 246). Das Gebiet, in dem diese entstehen, liegt zwischen den Marshallinseln und den Philippinen sowie auch zwischen den Bonininseln und den Ryū-kyū-Inseln. Ziemlich selten beginnen sie aber auch nahe westl. von den Philippinen. Gegen Anfang und Ende des Jahres halten sie sich mehr im südl. Gebiet, in der Haupttaifunzeit mehr im mittlern und nördl. Gebiet. Nördl. von der Linie zwischen der Yangtseinündung, der Van Diemenstraße und den Bonininseln sind die Bahnrichtungen der Taifune in der Hauptzeit nördl. bis nö. Regeln zum Erkennen der Bahnrichtung eines Taifuns sowie zum Manövrieren, um der sehr gefährlichen Sturmmitte zu entgehen, sind in den deutschen Seehandbüchern des Reichsmarineamts und der deutschen Seewarte enthalten (diese Bücher sind an Bord aller deutschen Dampfer). Über Sturmwarnungsdienst in Ostasien vgl. S. 252 unter Zikawei. In allen japanischen Häfen besteht ein sehr gut geregelter Wetterbeobachtungs- und Sturmwarnungsdienst; vorzügliche tägliche Wetterkarten für die ostasiatischen Gewässer werden vom Meteorologischen Institut in Tōkyō herausgegeben, auf denen Wetterdepeschen von der chinesischen Küste, von Formosa und den Philippinen mit verwertet werden. Das internationale Zusammenwirken zum Schutze der Seefahrenden ist in Ostasien wesentlich weiter entwickelt als in Europa, dank der Tätigkeit der Jesuitenväter in Zikawei und Manila sowie der japanischen, englischen (Hongkong) und der deutschen (Tsingtau) Regierung.—Die Linie Yangtsemündung-Van Diemenstraße bezeichnet ungefähr die Nordgrenze des Monsungebiets; man trifft daher bei der Reise von Schanghai nach japanischen Häfen veränderliche Winde, und zwar im Winter vorwiegend mäßige bis frische NW.-Winde, die viel Kälte aus dem Innern Asiens bringen, im Sommer vorwiegend schwache Südwinde. Die Meeresströmung ist auf der westl. Hälfte des Weges schwach und veränderlich, auf der östl. nordöstlich unter dem Einfluß des Kuro-shiwo (Schwarzstrom), eines warmen Stroms, der am stärksten längs der Süd-und Ostküste der japanischen Inseln, aber auch vor Nagasaki und im südl. Teil der Koreastraße fühlbar ist und sich durch blaues Wasser auszeichnet, während die aus dem Golf von Petschili von November bis April ausströmende kalte, südl. gerichtete chinesische Küstenströmung trübes, gelbliches Wasser führt.

[S. 349]

Auf der Dampferfahrt sieht man bei der Annäherung an die japanische Küste zuerst l. die bergigen Gotoinseln, deren größte und südwestlichste, Fukae, etwa 460 m hoch ist und an ihrer SW.-Spitze den Leuchtturm von Ose Saki trägt; nach etwa 3 St. Fahrt kommen die Berge der Hauptinsel Kyūshū in Sicht, man steuert auf den Leuchtturm von Iwo Shima zu, der auf einem kahlen Gipfel steht; die Insel bleibt r., sie zeigt bis 107 m hohe Hügel. Nun führt östl. Kurs auf die äußere Einfahrt der Förde von Nagasaki zu, zwischen den Inseln Kamino Shima und Papenberg (Takaboko), beide l., und Kagenoo, r. hindurch. Auf Naginata Saki, der Nordspitze von Kagenoo, steht wieder ein Leuchtturm. Etwa 2 km nö. liegt die eigentliche, nur 550 m breite Einfahrt in die nach NO. etwa 3,5 km tief einschneidende Hafenbucht von Nagasaki. Das Landschaftsbild zeigt eine neue Welt: reich gegliederte Küste mit Felsen und Bergen, deren Abhänge Nadelwälder bedecken; dazwischen verstreut liegen am Strande Fischerdörfer, einzelne Hütten, auf den Höhen Tempel und zierliche Landhäuser. Man glaubt auf einem Gebirgssee zu fahren. Überraschend wirkt bei Sonnenschein die Buntheit der japanischen Ansiedelungen zwischen dem grünen Gehölz. Im Hintergrund r. liegt die Stadt in einem Seitentale, zieht sich aber auch an den Anhöhen hinauf; gegenüber, l., liegen Schiffswerften und große Trockendocks (Mitsubishi Dock Yards).

Nagasaki.

Vgl. beifolgenden Plan.

Ankunft. Die Dampfer ankern sw. von der frühern Insel Deshima, etwa 5-10 Min. Bootsfahrt nach der Landungsbrücke beim Zollamt; Ausschiffung geschieht meist stündlich auf kleinen Dampfbooten gratis, sonst jederzeit mit Sampan (Ruderbooten): 1 Pers. ohne Gepäck 20 sen, je ein Gepäckstück 5 sen; man landet beim Zollamt. Die Zolldurchsicht ist streng, man hüte sich, etwas zu verheimlichen; getragene Kleider etc sowie gebrauchte Sportsachen, Fahrräder, Kameras zum eignen Gebrauch sind zollfrei, auch wird üblich je eine Kiste Zigarren und Zigaretten zollfrei durchgelassen, aber sonst darf Tabak, weil Staatsmonopol, nicht eingeführt werden; alle Handelssachen müssen verzollt werden. An japanischen Festtagen (S. 346) ist das Zollamt geschlossen.
Gasthöfe: Cliff House, Pens. tägl. 4-6 Yen.—Bellevue, 3-5 Yen.—De France, 2,50-4 Yen.—Du Japon, 3,50-5 Yen.
Restaurants. Europäisches Essen: in obigen Gasthöfen.—Japanisches Essen: Fukiro in Suwa Matsunomori; —Koyote in Kami Chikugo Machi;—Fujite in Ima Machi. Als Getränk zu empfehlen: Sake (Reiswein), warm; sonst Bier.
Post und Telegraph am Bund (Hafenstraße). Das japanische Postwesen ist nach europäischem Muster eingerichtet. —Telephon 5 sen für 5 Min. innerhalb der Stadt.
Rikschas (Kuruma): 1 St. mit 1 Kuli 25 sen, jede St. mehr 71/2 sen; 1 Tag 1 Yen; für 2. Kuli doppelter Preis; auf schlechten Wegen 10 sen mehr stündl. —Sänften (Kago), unbequem, doch für Damen bei Bergbesteigungen brauchbar; Tragstühle (Chairs) etwas bequemer. —Reitpferde.
Eisenbahn nach (262 km) Moji, an der Shimonosekistraße, in 7-10 St., I. 5,30 Yen, II. 3,18 Yen; hat durch Fährdampfer nach Shimonoseki Anschluß an das Bahnnetz von Nippon, also nach Miyajima, Kōbe, Ōsaka, Yokohama etc.; nach Kagoshima und Oita auf Kyūshū.


[S. 350]

Plan von Nagasaki Plan von Nagasaki


[S. 351]

Dampfer (vgl. S. 347) nach Schanghai wöchentl. einigemal;—Ōsaka Shōsen Kaisha und Nippon Yūsen Kaisha nach Moji, Kōbe und Yokohama wöchentl. einigemal; nach Formosa (Kilung) 14tägig; nach Korea (Fusan, Tschimulpo, Gensan), Dairen (Dalny), Port Arthur (Ryōjunkō) monatl. 4mal; nach Tschifu, Taku etwa 14tägig; nach Niutschwang 2mal wöchentlich; nach Wladiwostok wöchentlich. Außerdem kleine Dampfer mit wechselndem Fahrplan nach den Nachbarhäfen und Inseln, z. B. nach den Gotōinseln wöchentl., nach Sasebo tägl.; nach Kagoshima 2mal wöchentlich etc.— Dampferagenturen: Norddeutscher Lloyd: H. Ahrens & Co. Nachf. (Tel.-Adr.: »Nordlloyd«);—Hamburg-Amerika Linie: C. E. Boeddinghaus (Tel.- Adr.: »Paketline«); außerdem mehrere englische, amerikanische, russische und japanische Linien.—Abfahrt und Ankunft aller Dampfer werden in der »Nagasaki Press« tägl. angezeigt.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank, —Hongkong-Shanghai-Bank; beide Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig.—Yokohama Specie Bank (Shōkin-Ginkō), Korresp. der Deutschen Bank.
Theater: Maizuru-za, Shin-Daikumachi.
Fremdenführer durch Vermittelung der Gasthöfe; sie erhalten etwa 21/2 Yen tägl. für 1-2 Pers., 1/2 Yen für jede Person mehr, dazu Verpflegung und freie Fahrt. Wer etwas Japanisch versteht, tut besser, einen Diener (Boy), der kochen kann, auf Reisen ins Innere mitzunehmen.
Konsulate: Deutsches Reich, Amt am Bund, Konsul Dr. Ohrt; ferner britisches, amerikanisches und russisches Konsulat.
Vereine: Nagasaki Club, am Bund; International Club in Deshima.
Ärzte: Ein amerikanischer Arzt. Von den japanischen haben einige in Deutschland studiert.—Katholisches Krankenhaus St. Bernard.
Zeitung: »Nagasaki Press«, täglich.
Photographen: Tamemasa, Moto Kago-machi; Ueno in Deshima; Tenyōkwan in Shikkui Machi.
Geschäftsadressen: Hauptgeschäftsstraßen sind die Moto Kago-machi und deren Verlängerung bis zur Moto Shikkui Machi sowie deren Querstraßen Hamano Machi, wo alle Spezialitäten Nagasakis käuflich sind: Schildpattwaren bei Yesaki in Imauwono Machi und Sakata in Moto Kago-machi u. a. (man hüte sich vor Nachahmungen aus Kuhhorn!); Lackrahmen bei Yamamoto in Moto Kago-machi; Porzellan bei Koransha in Deshima; japanische Curios (Raritäten) bei Sato in Moto Kago-machi und Ikeshima in Togiya Machi. Es empfiehlt sich aber, mit Einkäufen bis Kōbe, Kyōto, Yokohama und Tōkyō zu warten, wo Auswahl reicher und Preise häufig billiger.
Hand Photographieren ist in Nagasaki streng verboten! Vgl. S. 347.

Nagasaki (Nangasaki), Hauptstadt der Provinz Hizen und des Regierungsbezirks (ken) Nagasaki, dem Fremdenverkehr geöffneter Hafen an der Westküste der Insel Kyūshū, unter 32° 43' nördl. Br. (etwa wie Jerusalem), am Ende einer langen, schmalen Bucht prächtig gelegen, einer der tiefsten und sichersten Häfen von Japan, auf drei Seiten von 300-400 m hohen Hügeln, auf der vierten, westlichen, durch die Insel Takaboko geschützt, von deren steiler Höhe nach einer Legende einst viele hundert Christen hinabgestürzt worden sein sollen, von den Holländern deshalb Papenberg (»Pfaffenberg«) genannt. Die Stadt hat (1909) 177000 Einw., darunter 300 Europäer und Amerikaner und 700 Chinesen; die Straßen sind eng, auch im Chinesenviertel, doch ist das Fremdenviertel an der Küste und auf den Hügelabhängen geräumig und sauber. Öffentliche Anstalten: Hospital, medizinische Schule, zwei Handelsschulen, Taubstummen-und Blindenanstalt, Schiffswerft (drei große Trockendocks der Mitsubishi-Gesellschaft), Gefängnis, Land-und Oberlandesgericht, mehrere Missionsgesellschaften. Der Handel tritt jetzt gegen den von Yokohama, Moji und Kōbe weit zurück. Die Einfuhr besteht hauptsächlich aus Ölkuchen und Knochen (als Dungmittel), Rohbaumwolle, [S. 352] Reis, Maschinen, Schiffbaumaterial und Petroleum (über 8 Mill. Yen). Die Ausfuhr umfaßt Meereserzeugnisse (ohne Fische) und Pilze nach China, Kohle und Holzkohle, Kartoffeln und Gemüse sowie Papier. Der Hafen war zuerst den Portugiesen, seit 1639, und bis 1859 nur den Holländern und Chinesen geöffnet. Die erstern hatten auf der künstlichen, jetzt infolge Aufschüttungen im Innern der Stadt liegenden ehemaligen Insel Deshima ihre Warenlager nebst Gefängnis, während die chinesische Faktorei, von einer Mauer umschlossen, im Innern der Stadt lag.—Rundfahrt. Von der Landestelle oder vom Gasthof fahre man mit Rikscha am Bund (Hafenstraße) entlang, wo europäische Häuser (Konsulate, Geschäftshäuser etc.) stehen, nach Deshima oder durch die Hauptgeschäftsstraße Moto Kago-machi, entweder gleich zum Ō-Suwa-Tempel oder, wenn hinreichend Zeit, zunächst nach der nahen Tera Machi (Tempelstraße), an der eine Reihe buddhistischer Tempel liegen, dahinter am Hang des Kasagashirabergs malerische alte Friedhöfe. Der Aufstieg durch die Grabanlagen bis zum Berggipfel (schönster *Ausblick in Nähe der Stadt) ist außerordentlich lohnend; er liegt auf dem Weg zum berühmtem, viel besuchten *Ō-Suwa-Tempel und Park. Dieser Shintōtempel, der gegenüber Kasagashira über den Terrassenstraßen der Stadt am Hange des Kompiraberges im Hintergrund des Hafens liegt, wird auf mächtiger Freitreppe unter prächtigen Torii (Tempeltoren) aus Stein und Bronze erreicht; man steigt hinauf zum Tempelgarten, der wie der untere Tempelhain durch sehr alte Kampferbäume und Kiefern beschattet ist.—Von der ersten Terrasse gelangt man r. zum Matsunomoritempel (mit berühmten Holzschnitzereien).—Bei weiterm Aufstieg über die Freitreppe sieht man auf dem Tempelhof vor dem Ō-Suwa-Tempel ein großes bronzenes Pferd, Weihgeschenk eines Daimyō, dabei allerhand Kriegstrophäen; die Tempelanlage zeigt verschiedene Hallen und Nebengebäude, Priesterwohnungen, Opferplätze etc. Das letzte Tor führt zu einem einfachen Hauptgebäude nach Art eines Shintötempels; dahinter und l. liegt der Ō-Suwa-Park mit guter *Aussicht über den Hafen. Unterhalb des Parks liegt das sehenswerte Handelsmuseum. Tempelfeste, die in Nagasaki durch feierliche Umzüge besonders prunkvoll begangen werden, sind: das Suwa no Matsuri oder Kunichi, am 7., 8. und 9. Okt., mit Tänzen von Kindern und Geishas; das Bon Matsuri, ein Totenfest (Allerseelen) auf den Kirchhöfen an den Berghängen im August mit charakteristischen Laternenprozessionen; das Gion Matsuri im Juli. Interessant ist auch das nicht religiöse Drachenfest im April auf dem Gipfel des Kompira-yama, zu dem man vom Ō-Suwa-Tempel in 3/4 St. hinaufsteigt; *Rundblick oben noch schöner und umfassender.

Ausflüge: 1) Mit Rikscha (2 Kulis, 2 Yen) in etwa 11/2 St. nach (8 km sö.) *Mogi (Gasthof Katsutaro, F. 1, Lunch u. Dinn. je 1,50, Z. 3,50 Yen, und Nagasaki-Hotel), einem malerischen Fischerdorf am Golf von Obama. Der Weg führt über einen Bergsattel (oben Teehaus) mit schöner Aussicht auf den Hafen, dann bergab durch ein schönes Tal. Von Mogi fährt ein kleiner Dampfer tägl. in 3 St. nach Obama (Hotel Ikkaku-rō, Pens. 3 Yen; Obama Hotel), einem hübscheu Fischerort an der Ostküste des Obamagolfs. Von Obama Besteigung des Unzen-dake (oder Onsenga-take, 1483 m); zuerst 11/2 St. steil bergan zu einem Teehaus, dann in 11/2 St. auf ebenerm Wege nach Shinyu-Unzen (Yumei-u. Shinyu-Hotel, Pens. 3 Yen), einem kleinen Badeort mit heißen Schwefelquellen, umgeben von Wald.

[S. 353]

Von da in etwa 4 St. beschwerlicher Aufstieg auf meist schlechtem Wege auf einen der drei Gipfel des Unzen-dake, mit Vorliebe auf den Fugen-dake. Die Besteigung fordert 2 Tage Zeit: 1. Tag bis Shinyu-Unzen, 2. Tag Aufstieg und zurück nach Obama.—2) Fahrt nach (9 km) Aba über den Bergpaß des *Himitoge, etwa 5 km östl. von Nagasaki, mit schöner Aussicht über den Golf von Obama (11/2 St. Spaziergang dorthin schon lohnend). Vom Fischerdorf Aba gelangt man in 1 St. über Yagami zum Kwannontempel, mit einem durch seine Azaleenblüte berühmten Park und Wasserfall. Ein schöner, aber beschwerlicher Weg führt in 3 St. nach Mogi.

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Eisenbahn Nagasaki-Moji (und Kagoshima) 262 km in 7 St.—Der Bahnhof in Nagasaki liegt am innersten Ende des Hafens. Man fährt über (5 km) Michinoo (in der Nähe das Solbad Urakami no Onsen in hübscher Gegend, wo in Narutaki der Japanforscher v. Siebold lebte) nach (29 km) Isahaya am SO.-Zipfel der Ōmurabucht, dann an deren Ostküste entlang über (42 km) Ōmura, das früher Sitz eines Daimyō war und noch dessen Schloß zeigt, ferner über (77 km) Haiki (von hier Zweigbahn nach [9 km] Sasebo, wichtigem Kriegshafen mit Marinewerft), dann (96 km) Arita (alte Porzellanindustrie mit Verkaufsläden, deren Erzeugnisse, Arita-yaki, vom 13 km entfernten Hafen Imari ausgeführt werden, daher Imari-Porzellan genannt) nach (104 km) Takeo (Gasthöfe: Tōkyō-ya; Tōyōkwan; Hill-side Hotel), Stadt mit heißen Quellen und öffentlichen Bädern, von schönen Bergen umgeben. Dann über (123 km) Ushizu (Zweigbahn zum Kohlenausfuhrhafen Karatsu [Gasthof Hakataya; tägl. Dampfer nach Fusan, Korea] mit heißen Seebädern) nach (132 km) Saga (Gasthof Matsukawaya), alte Stadt mit Ahnenschloß des Nabeshimageschlechts und dem schönen Shimbabapark mit Mausoleen und Lotosteichen. —(156 km) Tosu.
Zweigbahn (Kyūshū-Südbahn) von Tosu über Kumamoto (Gasthof Togiya; 60000 Einw., Hauptstadt einer Präfektur; östl. der 1500 m hohe Vulkan Aso-take mit 20 km langem Ringwall nach (200 km) Kagoshima (Gasthöfe: Okabe; Ikebata; europ. Speisehaus Kakumeikwan), Hauptstadt eines Ken und der japan. Provinz Satsuma, an der SW.-Küste der schönen Bai von Kagoshima gelegen, Sitz eines Gerichtshofs; Fabriken für weltberühmte Fayence und Waffen, Baumwollspinnerei und 63700 Einw. Früher Residenz des mächtigen Daimyō von Satsuma, Shimazu, wurde es 1864 durch eine englische Flotte beschossen und fast ganz zerstört. Die Umgebung der Stadt bietet schöne Spaziergänge. Die Umgebung des Kagoshimagolfs ist ein ganz vulkanisches Gebiet und als das Nordende des vulkanischen »Kurilenbogens« zu betrachten. Nö. des Golfs, von der Bahn durchschnitten, erhebt sich das Vulkangebirge des Kirishima-yama (1688 m) mit Kratern, Solfataren usw.; im Golfe selbst, der Stadt gegenüber, liegt die aus einem Vulkan bestehende Insel Sakura (900 m), und am Westausgange des Golfs der Vulkan Kaimon (920 m). Südl. der Bucht das sogen. Satsumameer, in dem eine Anzahl z. T. erst zwischen 1780 und 1800 entstandener Vulkaninseln liegt. Heiße Quellen nahebei.
Hauptbahn. Von Tosu nordwärts durch Hügelland nach (171 km) Futsukaichi, Station für die historisch berühmte Pilgerstadt *Dazaifu, 2 km nördl. vom Bahnhof, mit alten Shintō-Tempelanlagen, Temmangū (sehenswerte Bronzefiguren), früher Hauptstadt der Generalstatthalter der Insel Kyūshū, deren berühmtester, Sugawara-no-Michizane, hier 903 als exilierter Kanzler gestorben, noch jetzt als Gott der Kalligraphie unter dem Namen Tenjin verehrt wird. (Sein Bild auf den Zehn-Yen-Scheinen.) Die Bahn erreicht dann wieder die Küste bei—(186 km) Hakata (Gasthof Matsushimaya, mit europ. Essen), Hafenstadt der alten Stadt Fukuoka mit schönem alten Schloß und Stadtpark sowie berühmten Seidenwebereien (für Hakata-ori und E-ori-komi, Bild-Einweberei), Takatoriporzellan, Tonfiguren Hakata ningyō; Medizinschule.

[S. 354]

Im Stadtpark ein Denkmal zum Andenken an den 6. Shikken von Kamakura, Hōjo Tokimune, unter dessen Regentschaft 1274 und 1281 die Angriffe des mongolischen Eroberers Kublai-Chan (japan. Koppitsu-retsu) abgeschlagen wurden. Etwa 2 km vom Park liegt der prächtige Shintōtempel Hakozaki Hachiman-gū; etwa 5 km weiter ein sehr alter Tempel, der Göttin Benzaiten geweiht, an prächtigem Aussichtsplatz; am Strand unterhalb des Tempels liegen Bruchstücke einer versteinerten Kiefer, der Sage nach die Masten der Dschunke der Kaiserin Jingō, die hier bei der Rückkehr aus dem siegreichen Feldzug gegen Korea um 200 n. Chr. Schiffbruch erlitten haben soll. Auf dem Rückwege besuche man den buddhistischen Tempel Sōfukuji.— Nach dem Besuch des Hakozaki Hachimantempels mit großem steinernen Torii und schönem Nadelwald kann man zur Weiterfahrt die Bahnstation (190 km) Hakozaki benutzen; die Bahn bietet sehr schöne Blicke aufs Meer (Genkai Nada) zwischen der Insel Ikishima und der Shimonosekistraße und steigt zwischen (218 km) Akama und (230 km) Ongagawa bis 90 m ü. M. über einen Bergkamm mit schönen Aussichten r. und gelangt dann über (250 km) Kokura, eine lebhafte Geschäftsstadt, früher Daimyōsitz (Abzweigung der Kyūshūbahn, fertig bis Usa, im Bau bis Oita [Gasthof Yaoya], einem beträchtlichen Handelsplatz und Seehafen, in dessen Nähe in schöner Landschaft die heilkräftigen heißen Bäder von Beppu [Gasthof Hinako] liegen), nach (262 km) Moji (S. 355).
Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe.
Die *Fahrt durch die Binnenlandsee ist ein Glanzpunkt der Reise in Japan.—Dampfer, vgl. S. 349. Fahrzeit der großen Dampfer 28-32 St.; lohnender, aber zeitraubender (bis zu 6 Tagen) ist die Fahrt mit japanischen Küstendampfern, die viele Häfen der Binnenlandsee anlaufen. Fahrpläne geben die japanischen Zeitungen in Nagasaki und Kōbe sowie die Agenturen der Nippon Yūsen Kaisha und Ōsaka Shōsen Kaisha.

Aus dem Hafen von Nagasaki (S. 349) dampft man zunächst mit nw. Kurs längs der Küste von Kyūshū an mehreren hohen Klippen und den Inseln Ikeshima und Hikishima, beide l., vorbei bis zu der mit Kiefern bestandenen und gut bebauten Insel Matsushima, die r. bleibt. Nun führt NW.-Kurs zwischen den Inseln Sakitoshima r. und Ōdateshima l. und nahe r. am Leuchtturm auf der gefährlichen Klippe Fukuse vorbei auf die Südspitze der großen Insel Hiradoshima zu, die von den Dampfern meist r. gelassen wird, trotzdem an ihrer Westküste oft heftiger Seegang steht. Aber die zwar gut geschützte Hirado- oder Spexstraße zwischen der Ostküste der Insel Hirado und der Westküste von Kyūshū hat eine sehr enge, vieler Klippen wegen gefährliche Stelle an ihrem Nordende, die nur bei hellem Tage und mit sehr erfahrenen Lotsen benutzt werden kann; die meisten Dampfer ziehen den kleinen Umweg westl. um Hiradoshima vor. Die Insel Hirado ist wegen ihres blauweißen Porzellans berühmt und war im 16. u. 17. Jahrh. der Sitz holländischer und englischer Handelsfaktoreien. Die Stadt Hirado, am Nordende der Spexstraße, zeigt noch die malerischen Ruinen eines Daimyoschlosses. An der Westküste der Insel Hirado durchläuft man die kaum 400 m breite Obreestraße (Ikutsuki no Seto), die die Südspitze der Insel Ikutsuki vom Kap Tobusaki der Insel Hirado trennt; diese nur sehr kurze Enge liegt 53 Seem. von Nagasaki. Mit NO.-Kurs wird das Nordende von Hirado umsteuert, wobei die Inseln Dōshima und Atsushi no Ōshima l. bleiben. Man gelangt nun in den mit vielen Inseln besetzten östl. Teil der Koreastraße, den Schauplatz [S. 355] der Seeschlacht bei Tsushima am 27. und 28. Mai 1905, in der die russische Flotte unter Admiral Roshestwenski vom japanischen Admiral Tōgō nahezu vernichtet wurde; dann dampft das Schiff durch die Ikistraße zwischen Ikishima l. und Madarashima und andern Inseln r. längs der NW.-Küste von Kyūshū, allmählich östl. Kurs aufnehmend; viele Fischerfahrzeuge beleben die See. Im NO. erhebt sich eine dunkle Bergkette, man sieht weiße Leuchttürme auf den Inseln Rokuren, Takenoko und Manaita Iwa, das Fahrwasser zwischen den Inseln wird enger, große Leuchttonnen bezeichnen die Fahrrinne zwischen Sandbänken; man nähert sich der Meerenge von Shimonoseki, die zwischen den Inseln Kyūshū und dem Westende von Nippon oder Hondo die stark befestigte Westeinfahrt zur Binnenlandsee bildet. Über die entzückende Landschaft dieser Straße schreibt Hans Meyer: »Allmählich löste sich die scheinbare Landmauer in einen Haufen von Inseln auf, die sich wie Kulissen hintereinanderschoben und durch die Aufeinanderfolge von bunten, niedlichen See-und Küstenbildern, von kleinen lachenden Buchten, netten Dörfchen und Wäldchen ganz den Eindruck gelungener Theaterdekorationen machten; eine Miniaturlandschaft, wie sie naiver und freundlicher nur vorgestellt werden konnte, wenn man sommerliche Farben aufgetragen dachte. Nach einer weitern halben Stunde erreichten wir die Einfahrt zur Inlandsee, einen Meereskanal, der völlig einer bewaldeten Bergpartie der Mosel oder des Neckars gleicht. Und von nun ab folgte eine Menge unbeschreiblich schöner Landschaftsbilder so schnell, daß man nur immer zu schauen und wieder zu schauen hatte und doch nicht müde wurde, denn alles ist wie aus Einem Guß, nichts ist unverständlich, nichts düster.«—Bald öffnet sich die Enge zu einer breitern Bucht, der Dampfer ankert mitten zwischen den Hafenstädten Moji und Shimonoseki, 150 Seem. von Nagasaki.

Moji (Gasthof Ishidaya; man suche lieber das Sanyō-Hotel in Shimonoseki zu erreichen), rasch aufblühende Hafenstadt am Nordende der Kyūshū-Eisenbahnen (Nagasaki-Moji, s. S. 353), in der Nähe große Kohlenlager; Ausfuhr von Kohlen. Die Umgegend ist stark befestigt, um die Binnenlandsee zu sperren. Von der Reede von Moji aus beschoß 1864 die Flotte der verbündeten Engländer, Nordamerikaner, Franzosen und Niederländer das Dorf Dan-no-ura und Fort Maeda (jetzt englisches Konsulat auf einem Berg) an der Binnenlandsee bei Shimonoseki als Strafe für die Zerstörung eines amerikanischen Handelsschiffs und zur Erzwingung von Handelsverträgen.

Shimonoseki (Photographieren verboten!), auch Bakan genannt (Gasthöfe: Sanyō Railway Hotel, europ., gelobt; Daikichi, Shumpanrō), am Nordufer der Meerenge, mit starken Küstenbefestigungen. Deutsches Konsulat, Konsul Dr. W. Müller. Eisenbahnfährdampfer in 15 Min. nach Moji. Die Umgegend bietet hübsche Waldspaziergänge. Hier wurde 17. April 1895 der Friede zwischen Japan und China geschlossen.—Shimonoseki ist westl. Endpunkt der Sanyōeisenbahn, die auf der Hauptinsel Hondo meist längs der Nordküste der Binnenlandsee bis Kōbe läuft; Bahnfahrt Shimonoseki-Kōbe vgl. S. 358.


Japanische Binnenlandsee.


[S. 356]

Die *Japanische Binnenlandsee (Seto no uchi [d. h. »Zwischen den Meerengen«] oder Naikai) wird von den Inseln Hondo (Nippon), Kyūshū und Shikoku umschlossen, steht einerseits durch die Shimonoseki- (oder Van der Kapellen-) Straße mit der Koreastraße, anderseits durch die Bungostraße und den Kiikanal (Linschotenstraße) mit dem Stillen Ozean in Verbindung, ist sehr seicht und mit vielen, meist vulkanischen Inseln besät. Sie ist wahrscheinlich durch Einbruch während der Tertiärzeit entstanden. Die Japaner teilen die Binnensee in fünf offene, durch Inselketten oder Meerengen voneinander geschiedene Seeflächen, die von W. an heißen: Suwō Nada, von der Shimonosekistraße östl. bis zur Insel Iwaishima; Iyo Nada, nö. bis Nakashima; Mishima Nada, nö. bis Oshima; Bingo Nada, nö. bis Shözushima; Harima Nada, östl. bis Awajishima; östl. davon liegt als sechste Teilsee der Golf von Osaka, auch Izumi Nada genannt. Die Inseln der Binnenlandsee sind meist gebirgig und reich bewaldet, ebene Stellen sind mit Städten, Dörfern, Gehöften, Tempeln, Daimyōburgen und Reisfeldern besetzt; viele Berghänge sind urbar gemacht und terrassenförmig bebaut. Unzählige Fischerboote beleben das Inselmeer, oft zu ganzen Flottillen vereint, die den Dampfern die Durchfahrt erschweren; Dschunken treiben lebhafte Küstenfahrt.—Der Dampfer steuert aus der Shimonosekistraße mit SO.-Kurs in die Suwō Nada, wobei man r. die bis 1600 m hohen Gebirge der NO.-Küste von Kyūshū erblickt. Etwa 13 Seem. von Shimonoseki, d. h. etwa nach 1 St., wird der Kurs osö., man läßt Himeshima r. und hält auf Yashima zu. Von der Südspitze dieser Insel (63 Seem. von Shimonoseki) wird der Kurs onö., man gelangt in die Īyo Nada, hat l. viele malerische Inseln in nächster Nähe und erreicht bald (92 Seem. von Shimonoseki) den Ankerplatz von

Mitsugahama, auch Mitsu genannt (Gasthof Kubota, Pens. 5 Yen; Eisenbahn stündl. nach Matsuyama in 1/2 St., Dampfer nach Beppu [S. 354], Oita, Hiroshima [S. 359], Ōsaka etc.), auf der Insel Shikoku, Hafenplatz für die Antimonausfuhr aus dem nahen Bergwerk von Ichi-no-kawa, während die Kupferausfuhr aus dem alten Bergwerk von Besshi, das jährlich etwa 5000 Tonnen liefert, meist über den kleinen Hafen Niihama geht, der etwa 28 Seem. östl. von Mitsugahama liegt. Nahe östl. von Mitsu liegt der geschütztere Hafen Takahama (Gasthof Yūshinsha), Endpunkt der Iyobahn. Man fahre mit der kleinen Bahn nach

(5 km) Matsuyama (Gasthöfe: Kidoya, 30 Z. 1, F. 0,50, Lunch 1, Din. 1,50 Yen; Shioya), stille, alte Hauptstadt der Provinz Īyo der Insel Shikoku, sehr sauber, 37842 Einw. Mitten in der Stadt erhebt sich eine alte *Daimyōburg, 1603 von dem Geschlecht der Hisamatsu erbaut und vorzüglich erhalten; Erlaubnis zum Besuch vorher bei der Präfektur (Kenchō) einholen! Der nur zum Reiten oder Sänfteträgen bestimmte Weg führt steil auf den mit prächtigen Kiefern bewachsenen Burgberg; auf halber Höhe liegt ein schöner Tempel, von dessen Haupteingang eine Prachttreppe zur Stadt hinabführt. Auf dem Berggipfel steht man plötzlich vor einer etwa 15 m hohen schrägen Zyklopenmauer, um die man herumgeht, um den Eingang, etwa fünf im Zickzack hintereinander gelegene Tore, zu finden; hinter [S. 357] jedem Tor ein Vorhof, umschlossen von hohen Mauern. Dann erst gelangt man in den Hofraum der Burg, der in der Höhe der Krone der Umfassungsmauern liegt; im Hofe liegen die Wohngebäude der Samurai, der Vasallen des Daimyō, inmitten von Obstpflanzungen, Gärten und Feldern. An der Südecke erhebt sich auf einer zweiten, gleichhohen Zyklopenmauer der Prachtbau des Daimyōschlosses in mehreren Stockwerken, mit turmartigen Ecken verziert. Prachtvolle *Aussicht vom Schloß auf die Binnenlandsee und die Gebirge von Shikoku.

2 km östl. von Matsuyama liegt das älteste japanische Mineralbad Dōgo (gute Gasthöfe: Funaya; Chakin) mit hübschem Park und öffentlichen Bädern; man benutze nur das schwächste Mineralbad Ichi-no-yu für Gesunde (die andern sind für Hautkranke). In Dōgo kauft man das hübsche weiße Fayence Tobeyaki.

Von Mitsugahama durch die Meerenge östl. von der Insel Gogo Shima, während der Hauptdampferweg zwischen Shimonoseki und Kōbe durch die Tsuru Shima Seto, eine Enge zwischen Gogo Shima r. und den Insebi Naka, Musuki und Nokotsuna (l.) hindurch in die Mishima Nada führt. Mit nö. Kurs an der Nordwestküste von Shikoku entlang bis Mitarai, einem engen, landschaftlich schönen Schutzhafen zwischen den Inseln Ōsakishima oder Mitarai und Okamura. Von hier mit SO.-Kurs bis zum Kap Ōsumi Bana; dann gelangt man mit sö. und südl. Kurs durch die mit vielen Inseln besetzte Enge Kurushima no Seto in die Bingo Nada, an deren Westende auf Shikoku die Hafenstadt Imabaru oder Imabari (Gasthof Asahiya) mit altem Schloß (1602 vom Daimyō Tōdō Takatora erbaut) sehr malerisch liegt. Nun führt onö. Kurs zwischen den Inseln Takaikami (l.) und Oki Shima (r.) hindurch und in das dichte Inselgewirr hinein, das am Ostende der Bingo Nada die Fahrt landschaftlich reizvoll, aber nautisch schwierig macht; man fährt dabei dicht unter der Südküste der Insel Hiro Shima (nicht zu verwechseln mit der Stadt Hiroshima, S. 359) entlang. Hier liegt an der Nordküste von Shikoku r. vom Dampferkurs

Tadotsu (Gasthof Hanabishi; Dampfer tägl. in 21/2 St. zur Bahnstation Onomichi, S. 360), lebhafte Hafenstadt; in einigen Stunden erreicht man von hier mit Rikscha Byōbu-ga-Ura, den vermutlichen Geburtsort des berühmten Buddhapriesters Kōbō Daishi (*Aussicht). —Die Eisenbahn führt von Tadotsu nach (13 km) Kotohira oder Kompira (gute Gasthöfe: Toraya; Bizenya Hotel, 12 Z., Pens. 3 Yen), Pilgerstadt mit dem berühmtesten Heiligenschrein von Shikoku und der Goldenen Halle (Kondō), von Kōbō Daishi im 9. Jahrh. gegründet, jetzt aber zum Shintōtempel mit dem Namen Asahi no Yashiro (»Schrein der aufgehenden Sonne«) umgetauft, eine großartige Tempelanlage mit vielerlei Sehenswürdigkeiten, das Ziel vieler Wallfahrten. Tempelfeste sind am 8.-10. Sept. (Shiogawa Matsuri) und am 10. und 11. Okt. (Hauptfest, sehr sehenswert), außerdem kleinere am 10. jeden Monats.—Eine zweite Bahnlinie führt von Tadotsu über (5 km) Marugame (Gasthof Tamagawa-rō), Stadt mit Daimyōburgruine nahe dem Bahnhof und kleinem Seehafen, nach

[S. 358]

(32 km) Takamatsu (Takamatsu Hotel; Dampfer nach vielen Plätzen der Binnenlandsee), Hafenstadt und Hauptstadt der Provinz Sanuki, mit 37430 Einw., Daimyōburgruine am Strand; in der südl. Vorstadt der schöne Landschaftsgarten *Kuri-bayashi Kōen mit phantastischen Kiefern. Lohnender Ausflug auf den *Yashimayama (etwa 4 km) an der Ostseite des Hafens, ein Vorgebirge, wo im 12. Jahrh. eine große Seeschlacht zwischen den Anhängern der Minamoto und Taira geschlagen wurde; eine Dampferfahrt in 1 St. nach der idyllischen Bucht Uchi no Umi auf der Insel Shōzu-(Shōdo-)Shima ist sehr empfehlenswert.

Der Hauptdampferweg führt um die Südküste der Insel Shōzu-Shima herum in die Harima Nada und durch diese mit nö. Kurs durch die Meerenge Akashi no Seto am Nordende der Insel Awaji Shima in den schönen Golf von Ōsaka (Idzumi Nada) und dort längs der Küste von Hondo zur Reede von Kōbe (S. 361), 234 Seem. von Shimonoseki.

Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe.
Eisenbahn. Die Sanyōbahn läßt von Shimonoseki nach Kōbe tägl. einen Schnellzug laufen; er legt die Strecke von 350 km in 141/2 St. zurück; die Durchgangswagen haben elektrisches Licht und Dampfheizung; Speisewagen in den Schnellzügen, Schlafwagen in den Nachtzügen. In jedem Wagen ist ein »Boy« zur Bedienung der Reisenden. —Die Reisenden I. und II. Kl. der Dampfer der Nippon Yūsen Kaisha können diese Bahn ohne Mehrkosten benutzen, wenn sie vorher eine Austauschfahrkarte (interchangeable ticket) lösen. Dasselbe Vorrecht genießen die Reisenden der Great Northern S. S. Co. und Tōyō Kisen Kaisha zwischen Kōbe u. Nagasaki. Hand Man gebe das Gepäck auf für die Sannomiyastation in Kōbe und beachte, ob man richtig verstanden ist!
Die Bahn folgt dem altberühmten Tokkaido, der »alten Heerstraße«, durch das Hügelland des südl. Küstengebiets von Chiogoku, wie die westl. Halbinsel von Hondo heißt. In Chiogoku, das Mittelgebirgscharakter hat, fehlen jungvulkanische Gesteine fast ganz.

Der Schnellzug (r. sitzen!) verläßt Shimonoseki (S. 355) in nö. Richtung, gegenüber Dan-no-ura, dem Orte der größten Seeschlacht in den japanischen Geschlechterkämpfen 1185, wo Yoshitsune die bisher allmächtigen Taira besiegte. Dann folgt (14 km) Chōfu oder Toyoura (Gasthof Shin-ichi), Grabstätte des Mikado Chū-ai Tennō, gest. 201, dessen Frau Jingō Kōgō, die japanische Semiramis, nach seinem Tode Korea erobert haben soll.—(69 km) Ogōri; von hier erreicht man mit elektr. Bahn in 11/2 St. (11 km) Yamaguchi (Gasthof Fujimara) mit Daimyō Mōri-Schloß und den heißen Quellen von Yuda, Mittelpunkt des japanischen Christentums gegen Ende des 16. Jahrh. Auf dem Hügel Kameyama ein Park mit Reiterstatuen der Familie Mōri.—Dann (87 km) Mitajiri (guter Gasthof Kashiwagi am Bahnhof), ein hübscher Hafenort, in dessen Nähe, in Miyaichi (Gasthof Fujimura, mit Rikscha zu erreichen), der Matsu-zaki-jinja, ein berühmter Schrein des Gottes Tenjin auf malerischem Hügel mit *Aussicht, liegt.—Die Bahn folgt nun der Küste, führt über (114 km) Tokuyama (Gasthof Matsumasa) mit Brikettfabrik für die japanische Marine, zu dem malerischen Hafen (150 km) Yanaitsu, dann immer dicht am Strande, zum Teil auf einem Damm und über den Nishikigawa nach (183 km) Iwakuni (Gasthof Komehei), [S. 359] lebhafter Gewerbestadt mit schönem Park und Tempel, berühmt wegen der 230 m langen und 24 m hohen seltsamen Bogenbrücke Kintaikyō, zuerst 1673 vom Daimyō Kikkawa Motonobu erbaut und stets in alter Form erneuert.

(203 km) *Miyajima (Mikado Hotel, europäisch, Pens. etwa 8 Yen; Momiji Hotel; Gasthof Iwaso; auf der Insel, mit Sampan in 20 Min., mit Dampfboot in 10 Min. zu erreichen), eine heilige Insel dicht am Strand, auch Itsukushima (d. h. heilige Insel) genannt, gehört zu den Sankei (den drei Hauptsehenswürdigkeiten Japans). Hand Von Kōbe kann man auch mit Dampfer der Osaka-Shimonoseki-Linie der Osaka Shōsen Kaisha in etwa 22 St. für I. Kl. 5,30, II. 3,15 Yen (jede europäische Mahlzeit 1 Yen extra) die Fahrt hierher machen, die infolge Anlaufens von elf kleinen Zwischenplätzen (darunter Takamatsu, Onomichi und Kure) sehr lohnend ist.

Miyajima ist etwa 550 m hoch, felsig und dicht bewaldet, mit prächtigen Aussichtspunkten und malerischen Tälern; viel zahme Hirsche; Teehäuser und Fischerdörfer; früher durfte niemand auf der Insel geboren werden oder sterben. Jetzt beliebte Sommerfrische mit Seebad und Wallfahrtsplatz. Die *Tempel der Insel sind meist den drei Töchtern des (schintoistischen) Meergottes Susanoo geweiht, weshalb die Torii (Tempeltore) und auch die Tempelanlagen vielfach im Meere stehen. Der erste Tempel wurde im 6. Jahrh. erbaut. Die Tempel sind sehr sehenswert, enthalten groteske Schnitzereien und alte Bilder. Interessant ist das Anzünden aller Opferlaternen gegen Abend (man bestelle es bei einem Bonzen für etwa 2-4 Yen). Die große Tempelhalle Senjōjiki auf einer Anhöhe l.vom Haupttempel soll Hideyoshi aus einem einzigen Kampferbaum erbaut haben; sie diente seinem Kriegsrat vor dem großen Seezug gegen Korea am Ende des 16. Jahrh. In einem Tempel auf einem Berggipfel wird das von Kōbō Daishi (S. 357) angezündete heilige Feuer gehütet.

Die Bahn fährt von Miyajima weiter längs der Küste;

(225 km) Hiroshima (Gasthöfe: Kikkawa; Mizoguchi, in beiden europäisches Essen), Hauptstadt der Provinz Hiroshima, mit 121196 Einw., eine sehr lebhafte Gewerbestadt (für Lack, Bronze und andres Kunsthandwerk) an der Mündung des Ōtagawa sehr malerisch gelegen; Eisenbahn nach dem (5 km) Hafenort Ujina (Gasthof Naganuma; Dampfer 3mal tägl. nach Takahama, S. 356). Rundfahrt durch die Stadt mit Rikscha zunächst zum Landschaftspark *Sentei des Asanogeschlechts, in dessen Nähe ein fünfstöckiger Wartturm (tenshu) fast der einzige Rest des alten Daimyōschlosses ist (Zutritt verboten); neben dem alten Schloß liegt der Stadtpark Kōen mit der Tempelanlage Nigi-tsu-Jinja. Überall sieht man das Wappen der Asano, zwei gekreuzte Falkenfedern, nach dem auch der Hügel Futabayama (oben schöne *Aussicht und kleine Teehäuser) hinter dem Tempel benannt ist.—Ausflug mit Dampfer nach Kure (Gasthof Miyoshi), etwa 8 Seem. ssö. von Ujina, einer wichtigen Marinestation und Kriegswerft (Erlaubnis zur Besichtigung nur durch den Marineminister zu erwirken); auf der kleinen Insel Etajima die kaiserliche Marineschule.

Hinter Hiroshima verläßt die Bahn die Küste und läuft durch gebirgiges Land über (250 km) Hachi-kon-matsu und (274 km) Kōchi, erreicht dann die Küste wieder bei (296 km) Mihara (Gasthof Go-un-rō), [S. 360] Stadt mit Daimyōburgruine, und läuft längs der Meerenge, die die vorgelagerte Insel Mukōjima bildet, nach—(307 km) Onomichi (Gasthof Hamakichi; Dampfer nach Tadotsu tägl. in 3 St.), lebhaftem Hafenplatz mit schönen alten Tempeln, deren schönste Senkōji und *Saikokuji (auf dem Gipfel eines steilen Hügels, auf den eine schier endlose Treppe führt; oben *Aussicht).—Dann verläßt die Bahn kurze Zeit die Küste und erreicht—(328 km) Fukuyama (Gasthöfe: Kurisada; Yoshino-Kadan, am Bahnhof, 7 Z., Pens. 3 Yen), Hauptstadt der Provinz Bingo mit *Daimyōburg (Besichtigung erlaubt); etwa 10 km südl. liegt der malerische Hafen Tomo (Gasthof Marutsune), geeignet zu Bootsausflügen nach Abuto (Tempel der Kwannon) und nach den Inseln Benten-jima und Sensuitō (Seebad), gegenüber vom Kwannon-Tempel, 4,5 km westl. von Tomo.— Weiterhin berührt die Bahn die Küste nur bei (343 km) Kasaoka und erreicht dann—(386 km) Okayama (Gasthöfe: Miyoshi-Kadan, nahe beim Bahnhof; Jiyūsha; Zweigbahn nach Tsuyama), Hauptstadt der Provinz Bizen, mit 81025 Einw.; neben dem alten, jetzt als Schule benutzten Daimyōschloß (die »Rabenburg«) der weitberühmte Garten *Kōraku-en, eine echt altjapanische Anlage mit Hügeln, Seen, zahmen Kranichen, Brücken und Pavillons; Gymnasium (Kōtōgakkō), Medizinschule und das größte Waisenhaus Japans.

Ausflug von Samban, dem Hafenort für Okayama (3 km südl.), mit Dampfer in 11/2 St., dazu 1/2 St. Bootsfahrt nach der großen Insel Shōdoshima, wo man einen Tag zubringt, um mit Rikscha und zu Fuß einige der 88 heiligen Plätze der Insel, z. B. die Felsen von Kankake, den Wasserfall Nishi no taki, die Höhle der Göttin Beuten in Gōtō, zu besuchen. Auskunft und Führer besorgt die Agentur der Dampfer (funa-donya) an der Landungsbrücke. Gelegenheit zum Übernachten in den Hauptorten Tonoshō und Fuchizaki.—Über Uchi no Umi vgl. S. 358.

Hinter Okayama bleibt die Bahn der Küste fern und führt über unbedeutende Plätze durch bergige Landschaft nach—(475 km) Himeji (Gasthof Akamatsu; europ. Speisehaus: Daishika; Toyo, Bierhalle; Zweigbahn nach Ikuno, mit Silberminen, und nach den heißen Quellen von Kinosaki, auch Yushima genannt [Gasthof Ōmeikan], schöne Sommerfrische), Hauptstadt der Provinz Harima mit 36509 Einw. und lebhaftem Handel; sehenswerte *Daimyōburg Rojō, vorzüglich erhalten, fünfstöckig, oben *Aussicht (Erlaubnis zum Besuch beim Kenchō, Präfektur, in Himeji oder Kōbe vorher einholen), gegründet 1339 von Akamatsu Sadanori, geschichtlich berühmt, jetzt Kaserne einer Division.—Hinter Himeji ist bei (483 km) Sone (Amida) Gelegenheit zu Ausflügen mit Rikscha nach den Stranddörfern Sone und Takasago (Gasthof Shikataya); in der Nähe die sehr alten, heiligen Kiefern Ai-oi no Matsu (die »zusammenwachsenden Kiefern«, als Symbole der Langlebigkeit und der ehelichen Treue in der japanischen Poesie oft genannt) und andre in Literatur oder Geschichte berühmte Örtlichkeiten (z. B. das Tal Ichi-no-tani, wo 1184 große Schlacht zwischen den Minamoto und Taira) sowie ein Tenjintempel; man erreicht nach kurzer Rundfahrt die Bahn wieder bei (491 km) Kakogawa. Nun nähert sich die Bahn der Küste und erreicht sie bei (511 km) Akashi (Gasthof Yebisuya; europ. Speisehaus: Jiyūtei-Restaurant), mit hübschem Shintōtempel [S. 361] zu Ehren des alten Dichters Hitomaro und großer Daimyōburgruine, auch Nullmeridian für die japanische Zeit.—Dann folgen die hübschen Seebäder (515 km) Maiko (Gasthof Manki-rō); (520 km) Shioya (Oriental's Seaside Villa) und (523 km) Suma (Gasthof Hoyōin), wo viele Europäer aus Kōbe Sommerwohnung haben.—Nun folgen die Vorstadt (525 km) Takatori, dann (528 km) Hyōgo und Kōbe-Hauptbahnhof und schließlich (530 km) Bahnhof Sannomiya von Kōbe.

Kōbe-Hyōgo.

Vgl. beifolgenden Plan.

Ankunft zur See. Von Shimonoseki durch die Binnenlandsee kommend, vgl. S. 356; von Schanghai außen herum vgl. S. 347. In die Linschotenstraße steuert man mit südlichem Kurs hinein, wobei das hohe Kap Murotosaki und die bergige Landspitze Hi no Misaki (mit Leuchtturm) die besten Landmarken sind. Weiter innen erkennt man bald die scharfen Gipfel von Numashima, Tomagashima und die Kuppe des Takayama, des höchsten Berges im südlichen Teile der Insel Awaji. Durch die mit zwei Inseln besetzte Izumistraße (Tomagashima suido) steuert man dann in die Izumi Nada (den Golf von Ōsaka) ein und ankert nach kaum 2 St. auf der schönen malerischen Reede von Kōbe, hinter deren flachen Küste sich die bis 914 m hohen Berge erheben. Ausschiffung mit Dampfbooten der Schiffsagenturen oder Hotels 1-2stündl. frei oder mit Sampan, etwa 20-50 sen für eine Person je nach Entfernung (Tarif auf Tafel der Landungsbrücke). Zolldurchsicht (S. 349) für Schiffsreisende, die aus dem Auslande kommen, im Zollamt der East Hatoba (östl. Bootshafen) beim Fremdenviertel.
Gasthöfe: Tor Hotel (deutscher Leiter), Prachtbau I. Ranges, auf dem Hügel schön gelegen, Garten, Pens. von 8 Yen an; sehr zu empfehlen, Auto zur Stadt frei. — Oriental, Kyō-Machi 80 (Neubau am Bund), Pens. von 8 Yen an. — Mikado, in der Nähe des Kōbe-Bahnhofs, 15 Min. Rikschafahrt von der Fremdenniederlassung, II. Ranges; ebenso Pleasanton, California u. a. — Restaurants: Grill Room im Oriental Hotel sowie bei Sannomiya und Kōbe-Station; japanisch: Nishimura, Gotō. — Tokiwa-Kadan, beim Kōbe-Bahnhof, oder Nishi-Tokiwa, beim Suwayama, Teehäuser für japanische Gastmahlzeit mit Tanz (vorauszubestellen, teuer).
Post (Sannomiya Postoffice) in der Fremdenniederlassung Nr. 33. — Telegraph neben der Sannomiya-Bahnstation (s. oben). — Rikschas 1 St. 25 sen mit 1 Kuli, 50 sen mit 2 Kulis; jede Stunde mehr 20 sen, für 2 Kulis doppelt; 1/2 Tag 1 Yen, 1 Tag 1,50 Yen; bei Dunkelheit 20 Proz., bei Regenwetter 30 Proz. mehr; innerhalb der Stadt kleinere Taxe, für die man an den Bahnhofsausgängen Tickets lösen kann.
Wagen (Mikado Hotel): Einspänner 1/2 Tag 3 Yen, 1 Tag 5 Yen; Zweispänner (3-4 Pers.) 1/2 Tag 5 Yen, 1 Tag 9 Yen.
Elektrische Stadtbahn vom Bahnhof Hyōgo nach Kōbe am Settlement vorbei; vom Hyōgo-Bahnhof nach Suma, alle 5-10 Min.
Eisenbahnen: Hauptbahnhof am Südende der Stadt, nahe bei Hyōgo; für die Fremdenniederlassung ist der Bahnhof Sannomiya am nächsten, weshalb man Fahrkarte stets nach dieser Station lösen soll. Von Kōbe fährt die Sanyōbahn nach Shimonoseki (S. 355), die Tōkaidōstaatsbahn nach Tōkyō (S. 393).
Dampfer: Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd (Agentur H. Ahrens & Co. Nachf., Bund Nr. 10, Tel.-Adresse »Nordlloyd«), 14tägig mit Dampfer der Europa-Linie über Nagasaki oder Tsingtau nach Europa sowie nach Yokohama; mit Dampfer der Austral-Japan-Linie jede 4. Woche nach Australien über Hongkong, Manila und Neuguinea, oder nach Yokohama. — Hamburg-Amerika Linie (Agentur C. Illies & Co.). — Österreichischer Lloyd (Agentur Samuel, Samuel & Co.), monatl. nach Schanghai. — Messageries Maritimes (Agentur G. Abily, Mayemachi Nr. 8), 14tägig nach Yokohama und Europa über Schanghai.

[S. 362]

Peninsular & Oriental Co. (Itomachi Nr. 109).—Nippon Yūsen Kaisha (Agentur gegenüber American Hatoba), 14tägig nach Hongkong, zweimal wöchentlich nach Schanghai und Yokohama. —Canadian Pacific R. & O. St. S. (Agentur Mayemachi Nr. 14), 1-2mal monatl. nach Vancouver bzw. nach Schanghai und Hongkong über Nagasaki. —Pacific Mail und Tōyō Kisen Kaisha (Agentur Kyōmachi Nr. 83 u. 81), abwechselnd etwa 3mal monatl. nach Yokohama, Honolulu, San Francisco, Nagasaki, Schanghai, Hongkong und Manila.—Nippon Yūsen Kaisha fährt an der Küste; auch nach Europa, Australien und Seattle (Vereinigte Staaten).—Ōsaka Shōsen Kaisha im japanischen Binnenmeer und nach Formosa und Dalny (Port Arthur).— Agentur der Russischen Freiwilligen Flotte: Samuel, Samuel & Co.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank, Kyōmachi 25.—Yokohama Specie Bank, Sakaye Machi 8.—Chartered Bank of India, Australia & China, alle drei Korr. der Deutschen Bank.— Hongkong & Shanghai Bank, Bund 2, Korr. der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig. Alle vier Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.
Theater: Daikokuza.—Bentenza in Hyōgo auf dem Minatogawa; ebenda Kinematographen und Vergnügungsplätze.
Fremdenführer: Oriental Guides Society, 163 Kitanagasa Nichōme. (Führer tägl. 4 Yen für 1-3 Pers., 1 Yen für jede Person mehr); Kōbe Kaiyūsha, 4 Sannomiya-chō, Nichōme, Preis ebenso.
Deutsches Konsulat: Higashi Machi Nr. 115; Konsul Thiel.—Deutscher Klub Concordia (gutes Lesezimmer), am Ostende der Fremdenniederlassung (Settlement);—Kōbe Club (international), ebenso. Tennis, Cricket, Rowing und Athletic Club. Cricket-u. Tennisplatz. —Deutscher Arzt: Dr. Quosig, Ahashi Machi Nr. 39 in Kōbe; internationales Krankenhaus.—Deutsche Apotheke, Harimamachi Nr. 7 im Kōbe Building.
Polizei am Nordende der Fremdenniederlassung; Hafenpolizei an der American Hatoba.
Buchhandlungen: Thompson & Co., Division Street 3 (für Kelly & Walsh, Schanghai): für deutsche Bücher: Kawase, Motomachi.—Zeitungen (in englischer Sprache): Japan Chronicle; Kōbe Herald.—Photographen: Ichida (für Porträte), Motomachi, 2 chōme.— Tamamura (für Landschaften, Volksszenen), Uramachi, Nordende der Fremdenniederlassung.
Geschäftsadressen. Japan. Kunstsachen: Harishin;—Hamada, beide Motomachi, 2 chōme.—Silbersachen: Nambu und Chodaisha, Motomachi, 2 chōme.—Porzellan: Shintō Kaisha, Motomachi, 2 chōme; Taniguchi u. a., ebendaselbst.—Bambusarbeiten: Iwamoto, nahe beim Nankotempel.—Seide: Matsumoto, Motomachi, 3 chōme.— Lackwaren: Nakamura (roter Loochoo-Lack), Motomachi.
Spediteur: J. A. Christensen & Co., Nakamachi 38, gegenüber der Post.

Kōbe, erster Einfuhrhafen Japans und Hauptstadt des Hyōgo-Ken (Präfektur) in der Provinz Settsu, an der Südküste der Hauptinsel (Hondo), 36 km westl. von Ōsaka, mit dem es durch Eisenbahn sowie durch elektrische Bahn verbunden ist, bildet mit dem westlicher gelegenen Hyōgo eine Doppelstadt von 387915 Einw. Kōbe ist eine neue Stadt mit tiefem, in großartigem Ausbau begriffenem Hafen, an dem entlang das Fremdenviertel (Settlement) mit seinen Geschäftshäusern und Villen und 3328 (davon etwa 250 Deutsche und 2000 Asiaten) eingewanderten Fremden sich ausbreitet, die nahen Hügellehnen hinansteigend. Hyōgo, die ältere Stadt, mit rein japanischem Charakter, ist ein sehr alter Seehafen, der schon im 12. Jahrh. blühte. 1868 dem Fremdenhandel eröffnet, hat es seitdem großen Aufschwung genommen, ist Sitz vieler Handelsgesellschaften (122 europäische und amerikanische Firmen, 4 europäische Banken), hat viele Reisschälmühlen, eine große Baumwollspinnerei, viele Zündhölzerfabriken und andre Fabriken.


[S. 363]

Plan von Kōbe-Hyōgo. Plan von Kōbe-Hyōgo.


[S. 364]

Die Mitsu Bishi Co. besitzt zwei große Docks in Wada bei Hyōgo, die Kawasaki Co. Docks und Schiffsbauanstalt in Kōbe. Die Einfuhr umfaßt Rohbaumwolle, Musselin, Eisenwaren, Maschinen, Petroleum, Zucker, die Ausfuhr Reis, Tee, Baumwollengarn, Seide, Fische, Kampfer, Zündhölzer, Porzellanwaren, Schirme. Die Stadt ist sehr gesund für Europäer, die Umgebung sehr reizvoll. Die deutsche Einfuhr betrug 1910 rund 50 Mill. Mk.—Rundfahrt. Von Kōbe zunächst durch das Fremdenviertel und über den Bund zum *Ikutatempel, oberhalb des Bahnhofs Sannomiya zwischen Kampferbäumen und Kryptomerien versteckt, erbaut im 3. Jahrh. von der Kaiserin Jingō Kōgō nach ihrem Sieg über Korea; von da nach den Wasserfällen Nunobiki (s. unten) und zurück zum Fremdenviertel, dann nach W. durch die Hauptgeschäftsstraße Motomachi nach dem Hauptbahnhof Kōbe zu. Wenig sehenswert ist der Nanko-(Minatogawa-) Tempel nördl. vom Hauptbahnhof, in dessen Nähe ein Aquarium und ein Basar liegen.—Dann fahre man über eine der Brücken nach Hyōgō zum *Nōfukujitempel, berühmt durch den großen Bronzebuddha, japan. Daibutsu, eine riesige Bronzefigur von 16 m Höhe und 26 m Leibumfang (1891 vom Papierfabrikanten Nanjo Shōbei gestiftet); im Innern des 2,5 m langen Gesichts, durch Treppen zugänglich, ein Altar für den Lichtgott Amida; wie im großen Tempel, hängen auch im Innern des Daibutsu viele Metallspiegel, Weihgeschenke frommer Stifter.—In der Nähe der Shinkōjitempel mit künstlerischer Bronzefigur des Amida vor einem Lotosteich. Gegenüber ein Denkmal des Kiyomori aus dem Tairageschlecht, des einst allmächtigen Premierministers (gest. 1181). —In der Nähe liegt der Seifukujitempel, und 10 Min. südl. die Landzunge Wada no Misaki, mit schönem Blick aufs Meer.—Auf der Rückfahrt besichtige man den Shintōtempel Wada no Myōjin.— Auch ein Handelsmuseum (Shōhin Chinretsujo) ist in Kōbe neben dem Sannomiyatempel.

Ausflüge: Vom Fremdenviertel nördl. auf der breiten Takemichistraße in 20 Min. zu den beiden hübschen Wasserfällen von Nunobiki, der untere Men-daki (weiblicher Wasserfall), der obere On-daki (männlicher Wasserfall) genannt, beide mit Teehäusern; weiter durch ein Tor in 10 Min. zu einem schönen Stausee. Auch auf dem Hügel Suwayama, 8 Min. westl. vom Tor Hotel, liegt ein Teehaus mit *Aussicht.— 300 m östl. vom obern Fall auf schmalem Bergpfad (schwer zu finden!) oder 20 Min. weiter östl. hinter dem Friedhof Kasugano auf breitem Weg weitergehend, gelangt man in etwa 2 St. zum höchsten Gipfel bei Kōbe, den *Mayasan (750 m), auf dem ein Tempel der Maya (Buddhas Mutter), irrtümlich Mondtempel genannt, steht; prächtige *Fernsicht über den Golf von Ōsaka; Teehäuser beim Tempel. Abstieg in 11/2 St. bis Kōbe.—Bequemer ist der Aufstieg auf den Bergkamm hinter dem Suwayama (etwa 1/2 St.), auch auf Bergpfaden hinter dem Tor Hotel zu erreichen; *Aussicht.—Im Tale westl. vom Suwayama steigt man in etwa 1 St. zum *Futatabi-san (500 m), mit schöner Tempelanlage auf dem Gipfel und vorzüglicher *Aussicht.—Ausflüge nach Akashi (S. 360), Maiko (S. 361), Shioya (S. 361).
Mit Rikscha (2 Mann) in 40 Min. nach Gomotera, dann zu Fuß oder mit Tragstuhl (3 Mann zu je 60 sen) auf den Kamm des Rokkosan (850 m), 8 km lang (Bergrücken westl. hinter Kōbe, oben 60 Sommerhäuser der Fremden, Golfklub und schlechte Teehäuser. Im Sommer auch zu Pferd (1,30 Yen) oder zu Fuß von Oishi (elektr. Bahnstation) über Gomo nach Rokkosan.

[S. 365]

Elektr. Eisenbahn über Nishinomiya und dann mit Rikscha; oder Eisenbahn über (26 km) Kanzaki (s. unten), dann Zweigbahn in 3/4 St. nach Takarazuka (Takarazuka Hotel, Tansan Hotel), Sommerfrische mit vorzüglichen heißen Bädern und dem berühmten Tansanmineralwasser. Von der nächsten Bahnstation Namaze (hübscher, aber beschwerlicher) oder auch von Sanda mit Rikscha in 11/4 St. nach Arima (Arima Hotel; einf. Gasthöfe: Sugimoto; Masuda), Sommerfrische der Fremden von Kōbe, etwa 430 m ü. M., in hübscher Landschaft gelegen; heiße Bäder; Ausflüge zum Takotori mit schöner Aussicht über das japanische Binnenmeer; ferner elektrische Bahn über Nishimomiya zum Kabutoyama (Bismarckhügel genannt wegen vier einsamer auf seinem runden Gipfel aufragender Bäume) und lohnender Fußweg von Oishi (Station der elektr. Bahn) über Gomo nach Rokkosan (s. oben).

Von Kōbe über Ōsaka und Nara nach Kyōto.

Die Tōkaidō-Staatsbahn führt vom Bahnhof Sannomiya in Kōbe über (26 km) Kanzaki durch Flußniederung nach

(33 km) Ōsaka (früher Naniwa), zweite Stadt des Reiches und mit Tōkyō und Kyōto eine der drei Fu oder großen Hauptstädte, an der Mündung des Yodogawa in die Idzumi Nada (Golf von Ōsaka).

Gasthöfe: Ōsakahotel, 12 Z., aber mäßig, Pens. etwa 7 Yen, im Nakanoshimapark, 10 Min. vom Tōkaidōstaatsbahnhof. —Nippon-Hotel.Restaurants: europäische: Shinkaite, Naniwa, empfohlen; japanische: Hanaya u. a. —Stadtbahn umgibt die Stadt, mit vielen Stationen, darunter Umeda (nahe dem Osakahotel), der Hauptbahnhof für Kōbe, Shimonoseki, Kyōto, Nagoya und Yokohama; Minatomachi-Bahnhof für Nara, Nagoya; Namba-Bahnhof für Sakai, Hamadera, Wakayama und der Hafenbahnhof Ajikawaguchi. —Eisenbahnen nach Kōbe, Kyōto, Wakayama, Maizuru und Nara.— Elektr. Bahnen 50 km Stadtbahnnetz; Fernbahn nach Kyōto (Keihandensha) und nach Takarazuka mit Zweiglinie nach dem Ahorndorf Mino.— Dampfer der Nippon Yūsen Kaisha und der Ōsaka Shōsen Kaisha nach allen japanischen, koreanischen und chinesischen Häfen.—Banken: nur japanische.—Theater (gut): Fünf große im Dōtombori-Stadtviertel; Geishavorstellungen. —Photographische Apparate: Kuwada, Shinsaibashi.—Geschäftsadressen. Satsumaporzellan: Yabu Meizan, 197 Naka Nichome, Dōjima;—Seidenstoffe: Takashimaya, Shinsai-bashi-suji;—Kunstsachen: Yamanaka, Kōraibashi und Naniwabashi-dōri. —Gute Geschäfte aller Art in Shinsai-bashi-suji; auch die Basare (Kwankoba), besonders Furitsu Hakubutsu-jō nahe Umedabahnhof, sind gut.

Ōsaka liegt in der Deltaebene des Jodogawa und wird von vielen Kanälen durchschnitten (»japanisches Venedig«), hat berühmte Tempel, ein schön gebautes, aber unbedeutendes Fremdenviertel in Kawaguchi, die Ruine eines alten Schlosses und (1910) 1226590 Einw. Für den Binnenverkehr ist Ōsaka die erste Handelsstadt des Reiches, namentlich für Reis, Baumwolle und Seidenwaren. Neuerdings verliert Ōsaka seinen spezifisch japanischen Charakter aber sehr rasch, obgleich wenig Europäer hier wohnen, und entwickelt sich immer mehr zu einer von hastigem Leben erfüllten rauchigen Industriestadt; große Textilindustrie (Baumwollspinnereien, Teppichwebereien) und Zündholzfabriken.


[S. 366]

Plan von Osaka. Plan von Osaka.


[S. 367]

Im J. 1909 zerstörte ein Brand mehrere Stadtviertel zwischen Nakanoshima und Umeda-Bahnhof. Ein großer Hafen ist fertig, muß aber wegen Versandung jährlich gebaggert werden und wird vorläufig meist nur von kleinen Dampfern angelaufen. Die Stadt ist wegen ihres Sumpfgrundes nicht gesund, Epidemien sind nicht selten.—Rundfahrt. Vom Gasthof fahre man mit Rikscha über die große Naniwa-bashi Brücke (r. schwimmende Teehäuser im Fluß) zum *Temmangū (Tempel des Gottes Tenjin), im 10. Jahrh. erbaut, dessen kleiner Heiligentempel Taishi schöne Bronzen und Schnitzereien enthält, auch eine fünfstöckige Pagode und ein Tempel der Kwannon (Göttin der Gnade), ein Teich mit Schildkröten und Störchen. Tempelfeste am 25. Juli und 25. Okt.—Eine andre große Tempelanlage, Sakura-no-miya, ist gegenüber der großen Kaiserlichen Münze (Zōheikyoku; Besuch interessant).—Sö. davon liegt die Hauptsehenswürdigkeit, die große Daimyōburg *O-shiro (Erlaubnis zum Besuch erteilt das Ōsaka Fu, Stadtamt, 1/4 St. vom Gasthof; So. geschlossen, Sa. nur bis mittags), ein mächtiges, finsteres, fünfstöckiges Schloß (tenshu) mit gewaltigen Granitmauern, jetzt Riesenkaserne, früher Shōgunsitz, 1538 von Hideyoshi erbaut, zugänglich durch ein einziges Bronzetor; von der obersten Plattform schöne *Aussicht über Stadt und Umgebung.— Von der Burg fährt man mit 2 Kulis durch Tee-und Maulbeerpflanzungen zur Tempelanlage von *Tennōji, im SO. der Stadt, um 600 begründet; durch das Südtor eintretend, liegt r. der Taishi-dō (Schrein des Gründers, des Kronprinzen Shōtoku-taishi, der sich in der Regierungsära der Kaiserin Suiko um Einführung des Buddhismus und der chinesischen Kultur hochverdient machte), gegenüber l. der Schrein mit der Seelengeleitglocke (Indō no kane), weiterhin eine Halle mit Steinbecken, in das aus steinerner Schildkröte Wasser fließt; dahinter ein Teich mit Schildkröten, daneben eine Tanzbühne, die zum Rokuji-dō-Tempel führt. In der Nähe eine fünfstöckige Pagode mit sehr urwüchsigen Holzschnitzereien, ebensolche im Bethaus daneben.—Rückfahrt durch das Vergnügungsviertel Dōtombori, das nachts besonders belebt ist; Schaustellungen aller Art, Seiltänzer, Schießbuden, Zuckerbäckerbuden, Affenbuden, eine Straße voller Theater etc. (das St. Pauli von Ōsaka!).—Nicht weit davon liegen in Shinsai-bashi-suji zwei Tempel der buddhistischen Hongwanji-Sekte: Higashi Hongwanji, 1615 erbaut, und Nishi Hongwanji, mit schönem Torweg (Chrysanthemumarabesken!) und Amida-Altar. Unterwegs besichtige man eine Werkstätte der Satsuma-Porzellanmaler und besteige den siebenstöckigen Turm Ryō-un Kaku. Sehenswert sind auch die Shintōtempel Kōzu-no-miya und Ikudama Jinja sowie der Blumengarten von Kichisuke, besonders im November zur Chrysanthemumausstellung (Kwangiku-en, Chrysanthemumschaugarten).

Ausflüge mit der Nankaibahn vom Bahnhof Namba nach (5 km) Sumiyoshi mit berühmtem, den drei Meergöttern geweihtem und besonders von Seeleuten und Fischern aufgesuchtem Tempel; ferner nach (10 km) Sakai mit schönem Seestrand (Teehäuser) und (63 km, 21/2 St. Fahrt von Ōsaka) Wakayama (Gasthof Fujigen; europ. Speisehaus Shugatei) mit schöner *Daimyōburg (Eintrittsgeld), dem Tempel von *Kimii-dera, 770 erbaut, mit prächtiger Aussicht auf den Strand von *Waka-no-ura, ein nach japanischem Geschmack, der sich mehr für das Sanftliebliche als für das Wildromantische u. Gewaltige entscheidet, idealschönes Landschaftsbild; man fährt mit Rikscha dahin zunächst nach Ashibe-no-ura (Gasthof); andre Lieblingspunkte von Waka-no-ura sind: Imose-yama, Shio-gama, Tamatsu-shima, Tengu-yama (*Aussicht), der Hügel von Dejima und Gongen-yama (*Aussicht).

[S. 368]

Vom Bahnhof Minatomachi in Ōsaka fährt man durch liebliche Landschaft (an Thüringen erinnernd) über (11 km) Yao (mit berühmtem Tempel auf dem Hügel Shigi-sen) nach (24 km) Ōji (Zweigbahn nach Takada und Sakurai); dann folgt

(41 km) Nara (Nara Hôtel, 75 Z., prächtig gelegen, im Winter geschlossen; halbeurop. Gasthof: Kikusui-rō, am Park, recht gelobt; Teehaus Musashino, mit europ. Küche), jetzt eine stille Stadt, altertümlich und idyllisch, mit 34000 Einw., die rote Lacksachen, Tusche und Waffen anfertigen; früher, von 709-784 Hauptstadt Japans, während der Glanzzeit des japanischen Buddhismus, daher die prächtigen, gut erhaltenen Tempel.—Zahllose Läden mit Reiseandenken, da Nara von Japanern sehr viel besucht wird.—Rundfahrt vom Gasthof in den riesigen Naturpark, in dem die Hügel Mikasa und Wakakusa liegen und vorzügliche Wege von Tempel zu Tempel führen. An der Südseite des Mikasayama führt ein Weg in urwaldähnlichen Forst. Tausendjährige Baumriesen säumen die Wege ein und beschatten die Tempelanlagen; Kryptomerien, andre Kiefern, Kampferbäume, Steineichen, Glyzinien in prächtigen Formen; Rudel von kleinen Hirschen folgen der Rikscha und lassen sich mit flachen Kuchen, die Verkäufer feilbieten, füttern. Zahlreiche Bronze-und Steinlaternen bezeichnen die Tempelanlagen, deren Bauten alle rot lackiert sind. Zuerst besucht man den 767 erbauten Tempel *Kasuga-jinja, am obern Ende einer romantischen Schlucht (Tempelfest am 17. Dez.); r. vom Haupttempel, am Ende einer langen Laternenallee, steht der *Wakamiyatempel, wo stets junge Mädchen bereit sind, unter Aufsicht und Musikbegleitung alter Priester (für 1,50 Yen »Opfergeld«) den uralten *Tempeltanz »Kagura« in seltsamer Tracht zu tanzen. Auf dem Hofe des Haupttempels verschiedene Heiligtümer, darunter ein Wunderbaum, der an einem Stamme sieben Pflanzen, Kamelien, Kirschen, eine Wistaria u. a., dicht verwachsen miteinander, trägt. (Wer Zeit hat, steige [180 m Steigung] auf den Gipfel des Mikasa-yama hinter dem Kasugatempel, oben bei einem Stein schöne *Aussicht.) Vom Kasugatempel gelangt man zu dem halbverfallenen Tempel Tamuke-yama no Hachiman und zu dem schönen Tempel Ni-gwatsu-dō, schon 752 erbaut und der Göttin Kwannon geweiht, 1898 erneuert; in der Nähe im Tempelhof Tōdaiji die 732 gegossene *Riesenglocke von 37 Tonnen Gewicht (das Anschlagen kostet 5 sen). Hügelabwärts gelangt man dann zu einer Tempelanlage, in deren Haupthalle große Buddhafigur aus Bronze, Daibutsu, von über 16 m Höhe, 749 erbaut (der älteste in Japan), der Kopf im 16. Jahrh. erneuert, die Göttin Roshana (Skr. Vairochana) darstellend; im Vorhof schöne Bronzelaterne. Hinter dem Daibutsu im Gehölz das frühere kaiserliche Vorratshaus *Shōsō-in, jetzt durch sein Alter zum Archäologischen Museum geworden (Besichtigung nur ausnahmsweise gestattet). Man gelangt vom Daibutsu durch die Tore Nitenmon und Niō-mon (mit Riesenfiguren der Ni-ō, der beiden Tempelwachtgötter Indra und Brahma, gegen 1095 vom Künstler Kwaikei geschnitzt) zum *Museum (Hakubutsu-kwan) mit vielen wertvollen Altertümern. Dahinter liegt am Wege l. der Tempel *Kōfukuji, 710 begründet, doch 1717 zum Teil verbrannt.


Plan von Kyōto. Plan von Kyōto.


[S. 369]

Ausflüge von Nara. Nach dem berühmten romantischen Waldkloster *Kōya-san: 3 St. Bahnfahrt bis Kōya-guchi an der Linie nach Wakayama, dann Rikscha über den Fluß zum Fuß des Bergs und 4 St. Aufstieg; oben Übernachten als Klostergast (gegen 4-6 Yen Gastgeschenk!). Die Sehenswürdigkeiten des Klosters Kongō-buji (816 gegründet von Kōbō Daishi) beanspruchen 1/2 Tag Zeit (sehr lohnend). Wer Zeit hat und gut zu Fuß ist, wandere zurück durch prächtige wilde Wälder über Dorogawa (58 km) und Yoshino (Gasthof Kadoya), berühmt zur Kirschblüte, die man von Hitome Senbon (d. h. 1000 Bäume mit einem Blick) genießt; nahebei der Bergtempel Zōōdō.
Ausflug in 1/2 Tag nach Hōryūji (Station der Bahn nach Ōsaka), dem ältesten Buddhatempel in Japan, 607 von Shōtōku-taishi erbaut; wertvolle Tempelschätze; Ausflug von Hōryūji in 3/4 St. Rikschafahrt nach dem Tempel Yakushi-ji, wo einige prachtvolle alte Bronzen koreanischer Arbeit.

Von Nara läuft die Kyōto-Nara-Bahn in 2 St. durch sehr gut angebaute hügelige Landschaft mit Teepflanzungen (die in der wärmern Jahreszeit zum Schutz gegen den Sonnenbrand mit Bastmatten überdeckt werden; der beste Tee Japans wird hier gewonnen), Bambus-und Maulbeerwäldchen und vielen hübschen Dörfern zum (42 km) Bahnhof Shichijo (gute Bahnwirtschaft) von Kyōto.

Kyōto.

Vgl. beifolgenden Plan.

Gasthöfe: Miyako Hôtel (E3), Awata-guchi, mit herrlicher Aussicht über nördl. Stadt und Gebirge, europäisch, mehr für den Sommer, gut geführt; Informationsbureau und Handbuch für Reisende im Hotel; Deutsch gesprochen; 100 Z. von 2 Yen an, F. 1, Lunch 1,50, Dinn. u. Sup. je 2, Pens. von 6 Yen an.—Kyōto Hôtel (C3), gegenüber dem Rathaus, in Kawara Machi, mehr für den Winter, hat Zimmer mit Bad; Pens. von 6 Yen an, F. 1, Lunch u. Din. 1,50 Yen. Beide schicken Vertreter zum Bahnhof.— Japanische Gasthöfe: Nakamura-rō, Gion.—Tawaraya; Hiiragiya und Sawabun, sämtlich in Fuyachō (C3, 4).
Restaurants, europäische, zahlreich; japanische: Tawaraya; Hachi-shin; Hirano-ya u. a.
Post, Tel., Fernspr. (BC3, 4), Sanjō-dōri Higashi-no-Tōin.—Rikschas haben Polizeitaxe, die auf jedem Zahlzettel (Ticket) steht; diese Zettel erhält man nur am Bahnhof.
Wagen (Landauer und Victoria) im Kyōto-und Miyako-Hotel.
Straßenbahnen durch die Stadt und nach Fushimi, vgl. den Plan. Fahrpreis für jede Teilstrecke von etwa 0,8 km ist 2 sen.—Eisenbahnen, vier Staatsbahnlinien: Nach Maipuru, Ōsaka, Nara und Tōkyō (S. 393). Neue Bahn über Ayabe nach Maipuru (für Ama-no-Hashidate). —Elektrische Bahnen nach Ōsaka und nach Arashiyama fertig, nach Ōtsu und dem Biwasee im Bau.
Banken: Kyōto Shōko Ginkō, Kyōto Ginkō, Dai-ichi Ginkō, Nippon Ginkō und andre.
Theater: Mehrere gute in Shin-Kyōgoku u. eins in Shijō Hashizume.
Fremdenführer: Durch die Gasthöfe erhält man Führer der Oriental Guides Society (Tūyū tsūben kyūkwai) zu 4 Yen tägl. für 1-2 Pers., 50 sen für jede Pers. mehr; dazu die Reisekosten. Ausführliche Beschreibung von Kyōto und Umgegend enthält das Buch: Kyōto, Japan, zusammengestellt vom Stadtrat von Kyōto, und die guten Handbücher (englisch) des Kyōto-und Miyako-Hotels. Vgl. S. 345.
Reisebureau in Furumonzen, Telegrammadresse »Advisory«. Vgl. S. 345.
Polizei im Präfekturgebäude (B2), Shimodachiuri, westl. vom Kaiserpark.
Buchhandlung: Daikokuya, gegenüber dem Kyōto-Hotel; Nankōdō, in Sanjōdōri, westl. der Brücke; Maruzen, östl. vom Postamt, in Sanjōdōri.— Zeitungen: Fünf japanische.
Photographen: Nakai, beim Giontempel. —Hori Marumi, Tera Machi.— Photographische Apparate: Asanuma & Co., Minami Bukkoji Machi.

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Geschäftsadressen. Porzellan: Kinkōzan Sōbei, Sanjō, östl. von Shirakawabashi; Yasuda, am Shirakawa. —Stickereien: Nishimura Sozaemon, Sanjō, Karasu-maru; Iida Shinshichi, Karasumaru, Takatsuji.—Cloisonné-Sachen: Namikawa Yasuyuki, Sanjō, Kita-ura, Shirakawa-bashi; Kin-un-ken, Sanjō-dōri, Shirakawa-bashi.—Bronzen und Stahl: Kuroda, Tera Machi Shijō sagaru; Jōmi Eisuke, Tera Machi, Shijō; Nogawa Nōboru, Shijō, östl. von Tera Machi; Komai Otojiro, Furumonzen, Yamato-ōji; Inouye, neben Kinkōzan. —Lackwaren: Nishimura Hikobei, Tera Machi Ayanokōji.—Fächer: Hirano Kyūgoro, Tominokōji, Gojō; Nishida, Higashi-no-Tōin, Shichijō— Puppen: Shimizu Katsuzō, Tominokōji, Shijō.—Farbenholzschnitte: Matzuki, Shimmonzen.—Alte Kunstsachen: Ikeda Seisuke, Shimmonzen 114; *Benten Co., Shimmonzen; Hayashi Shinsuke, Furumonzen 39; Yamanaka, Sanjō Goten mae. Viele andre in der Straße Manjūji-dōri.—Man besuche in Kyōto die Hauptwerkstätten der größern Geschäfte!
Zeiteinteilung: 1. Tag: Kaiserpalast, Nijōburg und Katsura-rikyū-Sommerpalast. —2. Tag: Tempel Higashi-Hongwanji, Nishi-Hongwanji, Sanjūsangendō, Hōkōji, Yasakapagode, Giontempel. —3. Tag: Hōzugawa-Stromschnellen, Arashiyama, Kinkakuji, Kitano Tenjin.—4. Tag: Shugakuin-Sommerpalast, Hiyeisan, Chūdōkloster, Sannōtempel, Sakamoto-Karasaki-Ōtsu. —5. Tag: Museum, Gewerbeausstellung, Sporthalle, Kaufläden in der Stadt.—6. Tag: Tempel: Inari, Kiyomizudera, Chion-in, Awatapalast, Maruyamapark.—7. Tag: Keage, Nanzenji, Eikwandō, Ginkakuji; Shinnyodō, Yoshidayama, Kurodani; abds. Shijōbrücke und Kyōgoku.— HandBei nur kurzem Aufenthalt nehme man einen Führer, gebe ihm aber genau an, was man sehen will, damit man durch allzuviele Tempelbesichtigungen nicht ermüdet wird; die im Text mit * bezeichneten Tempelanlagen genügen, um ein Bild des japanischen Rom zu geben.
Festlichkeiten und Sehenswürdigkeiten nach der Jahreszeit. Beste Besuchszeit für Kyōto ist Anfang März bis Ende Mai sowie von Mitte September bis Mitte November; Pflaumenblüten sieht man Anfang März in Momoyama, in Fushimi, im Kaiserpark; dann folgt bis Mitte April die Pfirsichblüte im Maruyamapark, in Momoyama; in der *Kirschblütenzeit im April besuche man den Kaiserpark, den Maruyamapark, Arashiyama, den Hiranotempelgarten und andre Plätze sowie das Theater, um den »Kirschblütentanz« zu sehen. Im Mai Päonien- und Azaleenblüte, im Herbst Chrysanthemumblüte. —Gewerbe-und Kunstausstellung in Okazakichō ist 2 Monate im Frühjahr geöffnet.—*Miyako-odori (Residenztanz) findet in der Sing-und Tanzschule Kaburenjō in Hanami-kōji, Gion Machi vom 1. April an 4 Wochen lang tägl. von 5 Uhr Nm. bis 10 Uhr abds. statt; 36 Geisha tanzen in seltsamen Kostümen, andre Mädchen spielen dazu »shamizen« und »tsuzuki«.— Kamogawa-odori, ein ähnlicher Tanz im Teehausviertel zwischen Shijō und Sanjō, beginnt 1. Mai und dauert 16 Tage.—*Aoifest der Kamotempel am 15. Mai ist die größte Shintōfeierlichkeit (besteht seit dem 6. Jahrh.); 8 Uhr morgens Prozession in alten Kostümen vom Haupttor des Kaiserpalastes; bei Ankunft des Festzugs in Shimo-gamo religiöses Konzert mit Tempeltanz, später ebenso in Kami-gamo.—Andre Tempelfeste am 15. März (Gedächtnistag Buddhas), 8. April (Geburtstag Buddhas), Anfang Mai zweitägiges Inarifest, am 3. März das Puppenfest (Hina-matsuri) für Mädchen, am 5. Mai das Knabenfest (Tango-sekku).—Im Juli und August Lotosblüte im Kaiserpark, Ogurasee, Tōji.—Im Sommer die beliebte Volksunterhaltung Shijō-Suzumi, am Westufer des Kamogawa auf hölzernen Plattformen im Flusse gesellige Zusammenkünfte mit Geishatänzen. —In Arashiyama Bauerntänze 14.-16. Aug.—Am 17. und 24. Juli *Gionfest (seit 870 jährlich) im Tempelbezirk der innern Stadt.—Am Abend des 16. Aug. Illumination (Daimonji) der Berghöhe Nioi-ga-dake östl. von Kyōto.—Auch der Herbst ist sehr schön in Kyōto. Vollmondfest im September oder Oktober, in Momoyama, Arashiyama oder Uji. 15. Sept. Hachimanfest, Otokoyama; 1.-4. Okt. Zuikifest im Kitanotempel; 12. Okt. Ochsenfest in Uzumasa; 20. Okt. Ebisufest in Kenninji Machi.—Heianjingūfest mit historischem Festzug am 22. Okt.—

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*Chrysanthemumblüte im Oktober und November.—Neujahrsfest dauert sieben Tage, manche Tempelfeste währen sogar zehn Tage.—Sportklub (E3), Nm. belebt; Bogenschießen; Schwerterfechten und Jūjitsu.

Kyōto, Hauptstadt der Provinz Yamashiro, mit (1908) 408410 Einw., Hauptsehenswürdigkeit Japans, liegt in einer fruchtbaren Ebene, durchflossen vom Kamogawa, über den mehrere schöne Brücken führen. Die Stadt ist sehr regelmäßig gebaut, hat gerade, reinliche Straßen, innerhalb des Weichbildes 82 Shintō-Schreine und 878 vielfach verfallene Buddhatempel (Kyōto wird das »Rom Japans« genannt), zwei große hölzerne Paläste des Mikado und der Shōgune und bedeutende Industrie in Seidengeweben, Silber-, Bronze-und Emailwaren, Porzellan und Steingut, die den ersten Rang in Japan behauptet. Kyōto ist die geeignetste Stadt zum Studium japanischer Kunst und Kultur sowie der feinsten Erzeugnisse des Kunsthandwerks, daher auch am geeignetsten zum Einkauf guter (meist freilich kostbarer) Japansachen.—Kyōto gilt als eine der gesündesten Städte Ostasiens, mit mildem Klima. Das Straßenleben ist noch altjapanisch, ebenso das Sommerleben an und auf dem Flusse Kamogawa. Die Umgebung der Stadt ist reich an schönen Landschaftsbildern, die Bevölkerung im allgemeinen fremdenfreundlicher als z. B. in Tōkyō und Ōsaka.

Geschichtliches. Kyōto war von 794 n. Chr. bis 1868 Residenz des Mikado von Japan, ehe dieser nach Tōkyō übersiedelte, von 1336-1572 auch Residenz der Shōgune aus dem Hause Ashikaga, denen es die Blüte seiner Metall-, Papier-und Lackindustrien verdankte. Bei den Portugiesen und Holländern hieß Kyōto im 16. und 17. Jahrh. Meaco (Japan. Miyako = Hauptstadt). Nach der Verlegung der Residenz des Mikado nach Yedo, das deshalb den Namen Tōkyō (»Ostresidenz«) erhielt, kam für Kyōto die Bezeichnung Saikyō (»Westresidenz«) in Anwendung. 1895 fand in Kyōto eine Landesausstellung statt. 1899 wurde dort eine Universität gegründet.

Rundfahrt. Wer den Erlaubnisschein hat, ausgestellt vom kaiserl. Hausministerium in Tōkyō, für Deutsche auf Empfehlung ihrer Botschaft in Tōkyō oder von Konsulaten in Japan (Antrag mit Angabe der Namen der Schlösser, deren Besichtigung erbeten wird, schriftlich frühzeitig stellen!), besucht zunächst den *Kaiserpalast (Gosho; BC2) im nördl. Teil Kyōtos, eine große Anlage hölzerner, einstöckiger Bauten, umgeben von Gärten und Plätzen mit Bäumen. Die Palastanlage ist mit einer hohen Mauer mit Ziegeldach umgeben, die ringsum das Abzeichen der kaiserlichen Parkmauern, fünf weiße Linien, trägt; die Mauern umschließen ein 250 m breites und 450 m langes Viereck mit sechs Toren. Durch den Erlaubnisschein erhält man bei der Schloßverwaltung einen Führer, der zu einem der kleinen Westtore führt (Mi Daidokoro Gomon), wo man im alten Wartezimmer der Daimyō sich im Palastfremdenbuch einschreibt und die Führung durch die Paläste, Hallen und Pavillons beginnt.

Dem Südtor (Kenreimon) zunächst liegt der große Thronsaal Shishinden, wo 1868 der jetzige Kaiser gekrönt wurde: in der Mitte der Thron mit Silberdraperien, an der Hinterwand die Bilder von 32 chinesischen Gelehrten. Dr. G. Wegener empfiehlt, alle Bilder im Palast nach japanischer Art auf den Matten sitzend zu beschauen, weil sie für niedrigen Augenpunkt bestimmt sind.—Dann zur Festhalle Seiryō-den; im Mittelraum Hirugoza ein Thron mit Seidenvorhängen, in den Nebenräumen des Kaisers Schlafkammer, Eßzimmer, Baderaum etc. nach alten Vorbildern eingerichtet mit seidenen Paneelen und schönen Malereien.

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—Nun folgt Tsune-goten, »gewöhnliche Residenz« (die in der Regel nicht gezeigt wird), der Wohnpalast vieler Generationen von Mikados seit dem 13. Jahrh. (der Neubau von 1854 entspricht genau der alten Bauweise), dessen Mittelraum drei übereinander liegende Zimmer hat, das oberste für den Mikado, die untern für die Leibdienerinnen, an die sich jeder erst wenden mußte, um den Herrscher zu sprechen. Alle diese und die Nebenräume sind reich an stilvollen Wandschirmgemälden. Das Schlafzimmer des Mikados zeigt Bambus-Tigerdekoration. —Ein langer Gang führt nun zum Ko-Gosho, dem »kleinern Palast« für Empfänge von Fürsten und intime poetische Festlichkeiten; darin sind drei sehr geschmackvoll geschmückte Räume, mit Aussicht auf einen Landschaftsgarten.— Nun folgt das O Gakumon-jo, des Mikados Arbeitszimmer, mit reichen Malereien; dann Goryōden, eine Speisehalle, und On Mima, »erlauchte drei Zimmer«, die Halle für den Hofstaat, mit Gemälden im Tosastil; schöner Blick auf den Garten mit Lotosteich, reichgeschmückten Pavillons und Felsenhügel. —Am nördlichsten liegt der Palast der Kaiserin, am Tor Sakuheimon; auch in dessen vornehm-einfachen Räumen bilden die Wandschirmgemälde den Hauptschmuck.— Im östlichen Teil des Parks liegt der Palast Sentō-Gosho (C 2), seit 1629, zuerst vom Mikado Go-Mi-no-o benutzt, für abgedankte Herrscher bestimmt; der *Park zeigt hier mächtige Baumriesen, einen See mit Inseln und Brücken und Felsen mit Wasserfällen, eine wildromantische Anlage.—In der Nähe liegt der Palast Ōmiya-Gosho. —Andre Bauten in der Umgebung des Kaiserpalastes sind die Paläste des Prinzen Kuni no miya im W., des Prinzen Katsura no miya im N.; die Verwaltung der kaiserlichen Schlösser im SW. und im S. das meteorologische Observatorium (C 2, 3).

Sw. vom Kaiserpalast liegt das berühmte Shōgunschloß *Nijō no Shiro (Nijō-jō; AB 3), 1603 von Tokugawa Ieyasu erbaut, in dem die Beherrscher des Mikados hausten. In den ersten Jahren nach der Restauration wurde es zu Verwaltungszwecken benutzt und die künstlerische Ausschmückung vielfach rücksichtslos beschädigt; 1883 aber wurde es unter dem Namen Nijō no Rikyū (Nijō-Sonderpalast) in die Zahl der kaiserlichen Schlösser aufgenommen und seitdem sorgfältig erhalten. Eine hohe steinerne Zyklopenmauer nebst 10 m breitem Graben umgibt die Nijōburg. Das Haupttor an der Ostseite (Higashi Otemon) ist von dunkeln Pinien beschattet und mit reichvergoldeter Schnitzerei geziert (Kraniche, Schmetterlinge, Drachen, Phönixe und Päonien-Ornamentik). Innen ist noch eine zweite Mauer, Ninomarū mit Bauten, deren Haupttor Karamon aus der Palastruine auf dem Momoyama (S. 379) stammt und nach S. liegt; seine reichen Schnitzereien und Metallzierate sind vom Künstler Hidari Jingorō. Der zweite innere Eingang, Okuruma-yose, ist grotesk gemalt.

Cäcilie von Rodt schreibt über den Stil dieser prächtigen Burg:
»In dem Palast sind es die Ramma, eine Art Fries, die Seitenwände und Decke verbindet, die meine volle Bewunderung erregten. Aufs reichste und durchsichtigste geschnitzt, zeigen sie auf der einen Seite eine Pfauengruppe, auf der andern einen Päonienzweig, und das, ohne die eine oder andre Zeichnung im mindesten zu beeinträchtigen oder zu verwirren. Die Wände leuchten in Goldgrund. Tiger stürzen aus hohen Bambusbüschen hervor, lebensgroße Adler thronen auf weitästigen Matsu, Palmen scheinen ihre Federkronen leise zu neigen, Reiher gravitätisch einherzuwandeln. Alles ist in kühnen, großen Zügen entworfen, ganz verschieden von der gewohnten japanischen Miniaturmalerei.

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Saal reiht sich an Saal, Zimmer an Zimmer, überall Goldmalerei, überall vergoldete Beschläge, denen meistens noch die drei Asarumblätter, das Wappen der Tokugawa-Shōgune, eingraviert sind. Die Decken sind alle kassettiert und aus dem dunkeln schönen Holze der Kryptomerien gefügt.« Die Gemälde stammen meist von Kanō Tan-yū und seinen Schülern. Der 1. Palast ist der größte, neben dem obern Saal ist ein Jungpinienzimmer und ein Lotoszimmer.—Im 2. Palast bilden große Pinien und wilde Tiere den Schmuck.—Im 3. Palast ist die Empfangshalle Ohiroma, wo auf dem toko (erhöhtem Fußboden) der Shōgun die Daimyō empfing. Die Ramma der Halle ist hervorragend. Daneben liegt das Sagopalmenzimmer. —Der 4. Palast ist der prächtigste; in der erhöhten »Schwarzen Halle«, Kuroshoin, fanden große Empfänge statt.—Der 5. Palast am Nordende war die Wohnung des Shōguns. Hauptraum ist die »Weiße Halle«, Shiroshoin, mit Landschaften von Kanō Sadanobu; daneben liegen vier ähnliche Zimmer, in deren einem das berühmte Bild »die schlafenden Finken« ist.—Der prächtige Garten hat schöne Kaskaden.—Der Hauptwachtturm Hommaru liegt westl. von der Mauer Ninomaru: in seiner Nähe ist der Palast der Prinzessin Katsura-no-miya. Vgl. die Angaben über Japanische Kunst, S. 340.

Man fahre nun südl. zur Anlage des Tempels Honkokuji (AB 5), der als Hauptsitz der Hokke-oder Nichirensekte im 14. Jahrh. von Kamakura hierher verlegt wurde; in der Haupthalle ein Schrein mit dem heiligen Kanon der Sekte, von ihrem Gründer Nichiren geschrieben, auf dem Altar Buddha und andre Götter; im Tempelpark der Schrein des tapfern Kriegshelden Katō Kiyomasa, daneben die Gräber seiner Frau und seiner Tochter. Im Kloster am Nordende die uralte Bibliothek Kyōzō mit sämtlichen heiligen Schriften des Buddhismus (Issaikyō). Hauptschatz des Tempels ist ein mythologisches Bild, Mandara, mit Mandarinenten (oshidori), dessen Brokatfassung von einem Kleid der berühmten chinesischen Favoritin Yōki Hi stammen soll.—Südl. gegenüber liegt der prachtvolle Doppeltempel *Nishi-Hongwanji (d. h. Westlicher H.) (AB 5), der, 1272 von der Tochter des Stifters Shinran-Shōnin der Shin-oder Montosekte erbaut, einen Stadtteil mit schönen Anlagen für sich bildet; die Haupthalle Hondō enthält im Hauptschrein ein Bild des Buddha Amida, daneben Inschriften mit den Namen des Kaisers und seines kaiserlichen Vaters. In der Tempelhalle Daishidō, 1645 erbaut, ist ein Bild des Kenshin-Daishi (diesen Titel erhielt Shinran-Shōnin nach seinem Tode), daneben hängen die Bilder aller Erbäbte des Tempels. In der großen Halle (mit 300 Matten) Ohiroma hält der Abt (jetzt Graf Otani) Empfänge. Die einflußreiche Shinsekte strebt vor allem den Zusammenschluß aller Buddhisten in China, der Mongolei und Tibet, Hinterindien etc. unter japanischer Führung an und entfaltet zu diesem Zweck eine umfangreiche Missionstätigkeit. Sehenswert ist der Naturpark Tekisui-en in der SO.-Ecke der Tempelanlage; über ihrem Teich erhebt sich der dreistöckige »Pavillon der treibenden Wolken«Hiunkaku mit schönem Bild des Berges Fuji im Oberstock.—Östl. liegt die Tempelanlage *Higashi-Hong-wanji (B 5), deren Riesenbauten mit geschweiften Doppeldächern schon bei der Ankunft am Bahnhof auffallen; die Haupthalle ist der größte Tempel Japans, 64 m lang, 58 m breit und 38 m hoch und ruht auf 96 mächtigen Holzsäulen von 0,5 m Durchmesser. Die innere Halle, Sakunai (d. h. »innerhalb der Absteckung«), ist nur für die [S. 374] Priester und Betende hohen Ranges, das Volk muß außerhalb des Geländers, im Gwaijin, bleiben. Im innersten Allerheiligsten, Naijin, ist eine kleine geschnitzte Figur des Kenshin-Daishi in einem goldenen Schrein; der Altar zeigt Bilder der Erbäbte. Hondō, die kleinere Tempelhalle, hat eine geschnitzte Amidafigur auf dem Mittelaltar. Der Tempel ist seit dem ersten Bau von 1602 viermal vom Feuer zerstört, aber stets schöner aufgebaut worden; zum letzten Bau wurde von frommen Frauen Haar zu mehreren Tauen gestiftet, mit denen die mächtigen Balken hochgezogen wurden; eins dieser Taue aus Frauenhaaren, das im Tempel gezeigt wird, ist 110 m lang und hat 40 cm Umfang! Östl. vom Haupteingang zur Tempelanlage liegt der hübsche Park Shōsei-en, meist Kikokutei (C 5) genannt, umgeben von einer Kikokuhecke.—Nun fahre man über die südlichste Kamogawabrücke zum Kwannontempel *Sanjūsangendō (CD 6), »Halle der 33 Ken oder Zwischenräume«(zwischen den Pfeilern der langgestreckten Halle, Länge 121 m, Breite 17,5 m), erbaut 1132 vom abgedankten Mikado Goshirakawa in seinem Palastviertel mit 1001 Statuen der 1000äugigen und 1000händigen Kwannon. Der erste Tempel verbrannte 1248 und wurde 1266 vom Mikado Kameyama wieder erbaut und 1662 vom Shōgun Ietsuna erneuert. In Reih' und Glied (elf Reihen hintereinander) stehen jetzt gut ausgerichtet auf schräg ansteigendem Podium in der düstern Halle tausend 5 Fuß hohe vergoldete Statuen der sogen. elfgesichtigen 1000händigen Kwannon; zählt man die kleinen Götzen in den Heiligenschreinen, auf Stirn und Händen der großen mit, so soll man auf 33333 Bilder kommen. Die 5 m hohe sitzende Mittelfigur stellt ebenfalls die 1000händige Kwannon dar; um sie herum steht ihr Gefolge von 28 Untergöttern (Bushū). Früher trieben die Samurai Bogenschießsport in der langen Halle; ihre Treffertafeln hängen noch im Tempeleingang. —Neben diesem seltsamen Tempel liegt das *Kaiserliche Museum (Teikoku Kyōto Hakubutsukwan; CD 5), ein moderner Bau von 1895, mit sehr alten historischen Kunstschätzen, tägl. geöffnet von 8-4 Uhr im Winter, 71/2-51/2 im Sommer, außer am 10., 20. und Letzten jeden Monats und 20. Dez. bis 1. Jan.; im Vorraum alte buddhistische Figuren und Masken, im nächsten Raum hölzerne und bronzene Statuen; l. vom Eingang Stickereien und Verschiedenes; r. vom Eingang alte Lacksachen, Porzellan; in den andern Räumen: kaiserliche Gewänder, Sänften, der Mikadothron Michōdai, Musikinstrumente, Münzen, Priester-und Schauspielerroben, Teezeremoniegerätschaften, Rüstungen und Waffen, besonders Schwerter; alte Handschriften, Kakemonos und Wandschirme.—Westl. vor dem Museum liegt der runde, mit Steinmonument gekrönte Mimizuka, »Ohrenhügel«, wo Tausende von Koreanern abgeschnittene Ohren aus dem Feldzug von Hideyoshi (1592 u. ff.) ruhen. Östl. hinter dem Museum liegt der Shintōtempel Toyokuni-jinja (D 5), in dem der Geist des berühmten Taikō Toyotomi Hideyoshi verehrt wird (geb. 1535, unterwarf die rebellischen Provinzen, wurde Regent, eroberte Korea und starb 1598).—Nahebei liegt die Tempelanlage *Hōkōji (CD 5), 1586 von Hideyoshi gegründet, mit riesiger *Buddhabüste aus Holz, 13 m hoch, die Nase 2 m lang, eine geschmacklose, unvollendete [S. 375] Schnitzarbeit. Im Vorhof hängt eine *Riesenglocke; das Läuten mit Schwingklotz kostet 2 sen für jede Person.—Nördl. liegt die *Yasakapagode (D 5), fünfstöckig, 50 m hoch auf einer Anhöhe in schöner Landschaft am Ostende der Stadt (Aufstieg unbequem, oben *Aussicht auf die Stadt), 1618 erbaut mit sehr originellem Dach; sie diente früher als Wachtturm und enthält ein sehr altes Bild Shakas.—Etwas nördl. liegt der berühmte *Giontempel (D 4; richtiger Yasakajinja genannt), 869 gegründet, in dem Susano-o no Mikoto, der unbändige Bruder der Sonnengöttin Ama-terasu, verehrt wird. Dieser buddhistisch beeinflußte Shintōtempel ist der besuchteste von Kyōto, daher von vielen Verkaufsbuden umgeben; Tempelfeste am 1. und 15. jedes Monats, das große Gionfest am 17. und 24. Juli. Der Haupttempel, 1654 erbaut, hat in der SO.-Ecke eine Kagura-dō (Halle für die an Götterfesten aufgeführten Pantominen, den Tanz Kagura). Im Anbau am Westende, Ema-dō, hängen Weihbilder für die Götter. Im Tempelpark steht zwischen alten Bäumen ein großer heiliger Kirschbaum.—Das Stadtviertel in der Umgebung des Tempels, Gion Machi, ist voller Vergnügungshäuser, Teehäuser etc.—Nahe nö. vom Giontempel liegt der *Chion-in-Tempel (DE 4), eine der größten Tempelanlagen der Gegend, nördl. vom Maruyamapark, errichtet von der Jōdosekte, begründet 1211 von Enkō Daishi, und von Tokugawa Ieyasu und Iemitsu zur jetzigen Anlage ausgebaut. Die Haupthalle Hondō enthält im Mittelschrein ein geschnitztes Buddhabild; hinter ihr die Versammlungshalle Senjōjiki (»Halle der 1000 Matten«); östl. davon das Kloster Hōjō, durch einen prächtigen Garten in zwei Teile geteilt; seine Zimmer sind nach den sie schmückenden Meisterbildern der Kanōschule (Storch, Kranich, Pflaume, Chrysanthemum etc.) benannt. Die Gänge, uguisu-bari (Nachtigallfluren), geben beim Gehen melodische Geräusche. Seishidō ist der ursprüngliche Chion-in-Tempel, Soshi-byō das Grab des Gründers; im Kwachōbunko sind die Tempelschätze aufbewahrt. Im Gongendō sind Bilder von Shōgunen. Der Glockenturm enthält die 1633 gegossene größte *Glocke Japans, 5,5 m hoch, 3 m Durchmesser, 30 cm dick und 7400 kg schwer. Das Haupttor Sammon des Tempels ist reich geschmückt; von seiner Galerie *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Der Tempelgarten ist voller Kirschbäume.—Nördl. vom Chion-in-Tempel liegt der kleine Shōren-in-Tempel (D 4), dessen Leiter früher stets ein Prinz als Haupt der Tendaisekte war; viele alte Schriftstücke von Mikados sind im Schatze des Tempels.—Nahebei liegt der Awatapalast (E 4), erbaut 879 und bis 1868 von einem kaiserlichen Prinzen als Abt bewohnt.—Nahe nördl. unterhalb des Miyakohotels liegt der Zoologische Garten (E 3), ferner ein stets geöffnetes Gewerbemuseum, Shōhin-shinretsujō (E 3; Malereien, Stickereien, Porzellan-, Bronze-und andre meist neue Kunstsachen mit Angabe des Preises und Verkäufers), die neue städtische Bibliothek und das Gebäude der jährlich im April und Mai geöffneten *Gewerbeausstellung (E 3). Zwischen beiden die Sporthalle des Sportklubs Bushū-Kwai (Präsident ein kaiserl. Prinz), wo Bogenschießen, Schwerterfechten, Jūjitsu geübt wird; Nachm. sehr belebt, Eintritt erlaubt; vom 4.-7. Mai dort große Wettkämpfe. Nahebei [S. 376] die große Anlage des Daikyoku-den oder Heian-jingū, eine getreue Nachbildung des Tempels im ersten Kaiserpalast zu Kyōto vor 1100 Jahren.—Weiter nördl. die Gebäude der Kaiserlichen Universität (D 2; mit vier Fakultäten: Medizin, Literatur, Rechts-und Ingenieurwesen) und andrer Schulen im alten Samuraiviertel Yoshida, dabei der niedrige Yoshidayama mit Shintōtempeln und prächtigem Rundblick.—Östl. davon liegt am Fuße des Daimonjiyama der Ginkaku-ji (E 1) am NO.-Ende der Stadt, 1479 als Landsitz vom abgedankten Shōgun Ashikaga Yoshimasa erbaut (dort entwickelte er das heute noch übliche Teezeremoniell, Cha-no-yu, zur höchsten Vollendung), nach seinem Tode 1490 in einen buddhistischen Tempel umgewandelt. Im alten Gebäude Tōkyū-dō ist der berühmteste Teezeremoniellraum Japans (nach dem Kanon 41/2 Matten groß); Wände und Schieber tragen berühmte Gemälde von Kanō Motonobu, Ōkyo, Sōami und Kanō Einō. Im Mittelraum Bilder der Kwannon und des Yoshimasa in Priestergewändern. Paneele von Buson und Taigadō in andern Räumen; prächtige Kakemonos, Kuriositäten und Zeremoniellteegerät in einem Pavillon. Daneben eine Buddhahalle.— Im südlichen Garten steht der feine Silberpavillon Ginkaku, eine Nachbildung des von Yoshimitsu (Großvater Yoshimasas) erbauten Kinkaku, in einem der schönsten Landschaftsgärten Japans mit Teich, Insel, Brücken, ausgewählten Pflanzen und Felsen.

Zwischen Ginkaku-ji und dem Miyakohotel liegen am östl. Bergrand die sehenswerten Tempelanlagen von Shishigatani, Eikwandō und Nanzenji; bei letzterm Keage, die schiefe Ebene zwischen dem obern und untern Kanal, wo Boote auf Schienen hinaufgezogen werden. Zwischen dem östl. Bergrand und dem Yoshidayama die schönen Anlagen der Tempel Kurodani (»dunkles Tal«, ein Kloster, im 12. Jahrh. von Hōnen Shōnin gegründet, mit der historischen Fichte Yoroikake no Matsu) und Shinnyodō (mit wertvollen Gemälden). Um den Yoshidayama viele Grabhügel früherer Kaiser (Misasagi).

Am Abhange des Higashi-yama (E 4, 5) liegt nahe südl. vom Awatapalast der reizende Maruyamapark (D 4) mit vielen Teehäusern und mehreren Tempeln.—Südl. liegt in malerischer Landschaft auf Pfahlunterbau am Berghang der größte Kwannontempel *Kiyomizudera (DE 5), 780 vom Priester Enchin gegründet; durch das rote Haupttor Niō-mon steigt man auf Treppen hinauf, beim obern Tor *Aussicht auf die Stadt. Zwei dreistöckige Pagoden und eine grüne große Glocke stehen neben dem Tor. Die Haupthalle, Hondō, steht auf hohem Holzpfeilergerüst; in ihrem Schrein ist das Bild der elfgesichtigen, 1000händigen und 1000äugigen Kwannon; eine breite Veranda, Butai, schwebt über dem Abhang. Östl. vom Haupttempel der schöne Park Nan-en oder Shin Takao mit Wasserfall zum Baden der Wallfahrer, an der Nordseite der Garten Hoku-en, beide mit vielen schönen Plätzen; die Straße zum Tempel enthält lauter Porzellanläden. —Etwa 3 km südl. liegt der Inaritempel (kaiserlicher Shintōtempel 2. Grades), mit der elektr. Straßenbahn bequem zu erreichen; um die ganze Anlage zu sehen, ist über 1 St. Weg durch Torii zu machen, doch kann man abkürzen. Der Tempel ist der Reisgottheit Inari geweiht, 711 gegründet und das Urbild aller andern [S. 377] Inaritempel des Landes, die, wie er, sämtlich rot gestrichen sind. Sein Park erstreckt sich über einen Hügel mit zahllosen Heiligtümern und einigen Fuchsbauten. Am innern Eingang zwei große steinerne Füchse (Diener und Boten Inaris). Vom Gipfel *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Die Tempelfeste im Februar und April sind sehr sehenswert.—Der Tōji-in oder Osttempel mit Pagode rührt noch aus der Zeit der Stadtgründung her.

Vor dem Nordende der Stadt liegt nicht weit vom Kaiserpark der alte Shintōtempel Shimogamo (Unterer Kamo, eigentlich Kamo-Mi-oya-jinja, »Schrein der Kamo-Ahnen«, CD 1), vom kaiserl. Haushalt unterhalten, eine vornehme Anlage, gegründet 677, mit prächtigem uralten Park, worin zwei heilige, durch einen Ast miteinander verwachsene Sakakibäume von Frauen viel besucht werden, um Ehefrieden zu erflehen.—Eine schöne Kiefernallee führt zu dem 3 km nördlichern Tempel Kamigamo (Oberer Kamo), der in der Kirschblüte viel besucht wird. Das große Aoifest wird am 15. Mai in Shimogamo und Kamigamo glänzend gefeiert.
Vor dem NW.-Ende der Stadt liegt dicht am Hanazonobahnhof der große Tempel Myōshinji (1 der Umgebungskarte) der Zensekte, früher Altenteil des Mikado Hanazono im 14. Jahrh. Die Tempelhallen enthalten wertvolle Wandschirme, Kakemonos, Lackbüchsen etc.; im Park stehen prächtige alte Kiefern, eine vom Jahre 1462.— In der Nähe der Kitano Temmangū (Tenjin), kaiserlicher Tempel (2 der Umgebungskarte), 947 gegründet, 1605 neugebaut, architektonisch schön mit heiligem Garten.—Gegenüber der sehr alte Shintōtempel Hirano-jinja (3 der Umgebungskarte), fünf Göttern geweiht, mit zur Kirschblütenzeit vielbesuchtem Park.—Nahe nördl. liegt in waldgrüner Umgebung der Goldene Pavillon, *Kinkakuji (eigentlich Rokuon-ji), 1397 vom abgedankten Shōgun Ashikaga Yoshimitsu erbaut als Buen retiro, dann buddhistischer Tempel der Zensekte, steht zum Teil im Wasser eines Sees in schönem Garten und hat eine dreistöckige Pagode mit vergoldeten Statuen von Amida, Kwannon und Seishi, von Unkei geschnitzt, in der Mitte des Unterstocks. Mönchsstatuen des Musōkokushi und Yoshimitsu auf den Seitenaltären. Im Mittelstock eine Kwannonfigur und vier Dämonenkönige. Der Oberstock war innen ganz vergoldet, wovon nur noch Spuren sichtbar. Reizender Blick vom Pavillon auf den Garten; der »Spiegelsee« (Kyōko) ist mit dichtem Gehölz umgeben. Man beachte die von den größten Meistern gemalten Schiebetüren, Faltschirme und Kakemono. Auf dem Hügel im nördlichen Garten steht ein Teezeremonienhäuschen vorbildlichen Stils, das Sekka-tei.


Ausflüge von Kyōto.

Vgl. Karte auf dem Plan von Kyōto.

1) Über den Hiyei-zan zum Biwasee, lohnende Tagestour, etwas Mundvorrat mitnehmen. Vom Kyōtohotel (C 3) fährt man mit Rikscha über die *Sanjōbrücke (CD 3/4; hölzern mit Steinpfeilern in rein japanischem Stil), vorbei an der Universität und durch das Dorf Shirakawa (E 1/2) auf gutem Weg, etwa 6 km zum kaiserlichen Sommerschloß Shūgakuin-rikyū (nur mit Erlaubnisschein, wie Kaiserpalast, S. 371, zu besichtigen, der Schein gilt nur für die Schlösser, die auf ihm verzeichnet sind!), 1629 dem abgedankten Mikado Gomizunoo vom Tokugawa-Shōgunat angewiesen. In dem prächtigen Park liegen drei feine kleine Paläste, Ochaya (»erlauchte Teehäuser«, wegen ihres Baustils) genannt, jedes mit Garten für sich. Das mittlere ist am reichsten mit Kunstschätzen ausgestattet. Das oberste liegt nahe dem Drachenteich, Yokuryōchi, umgeben von einem Labyrinth von Inseln, Halbinseln, Klippen, Brücken, Gehölzen. In den reizenden Anlagen mit Treppen und Pavillons am Berghang sieht man den größern »männlichen« und den »weiblichen« Wasserfall, Odaki und Medaki. Eine Hofdame leitete die Anlage des Parks.—Nö. von den Sommerpalästen steigt man steil zu Fuß oder mit Tragstuhl mit zwei Kulis, etwa 4 km auf den Gipfel des *Hiyei-zan (580 m), wo prachtvolle *Aussicht auf den Biwasee und das Tal von Kyōto (oben sollte man frühstücken!).

[S. 378]

Die Steinfigur auf dem Berggipfel stellt den ersten buddhistischen Abt von Hiyei-zan, Dengyo Daishi, dar (lebte um 800), der nach dem Kaiserpalast in Kyōto hinstarrt. Bei ungünstigem Wetter Unterkunft in einer Teehütte auf dem Abstieg nach Sakamoto; östl. vom Gipfel liegen die alten buddhistischen Klöster Kompon-chūdō und Kōdō, deren Mönche in den Bürgerkriegen des Mittelalters so mächtig waren, daß der Mikado Shirakawa den Ausspruch tat: »Nur dreierlei in meinem Reich kann ich nicht meistern: die Gewässer des Kamogawa, Glücksspiele und die Bergmönche!« In Kyōto zwangen die bewaffneten Mönche den Hofstaat, ihre Forderungen anzunehmen. Die alten Bergtempel sind nur noch zum Teil erhalten.—Auf dem Abstieg nach Sakamoto (5 km vom Hiyei-zan) trifft man auf die große Shintōtempelanlage Sannō (Hiyoshi), in stiller, romantischer Lage. Einige Minuten weiter erreicht man das Dorf Kami Sakamoto (Speisehaus Fuyō-en) und südl. davon am Biwasee das Dorf Shimo Sakamoto. Von da südl. weiter längs des Westufers des *Biwasees (Biwa-ko), von der Größe des Genfer Sees, etwa 100 m ü. M., ein Einbruchsbecken füllend, berühmt durch landschaftliche Schönheit. [Die japanische Poesie spricht von den acht Schönheiten von Ōmi (Ōmi Hak-kei) des Landes, worin der Biwasee liegt: Herbstmond vom Ishiyama gesehen; Abendschnee auf dem Hirayama; Abendrot zu Seta; Abendglocke von Miidera; von Yabase zurücksegelnde Boote; heller Himmel mit Brise in Awazu; Nachtregen in Karasaki; Wildgänseflug in Katata.] Kleine Dampfer verkehren auf dem Biwasee zwischen den Ortschaften.
Etwa 2 km südl. vom Dorf Shimo Sakamoto steht beim Dorfe Karasaki eine tausendjährige heilige Riesenkiefer von 11 m Umfang und 88 m Ausdehnung der Zweige, doch nur 27 m Höhe. Hütte (Genji-no-ma) der Dichterin Murasaki Shikibu (lebte um das Jahr 1000) und Teehaus nahebei. Weiter längs des Seeufers 4 km nach Ōtsu (Gasthof: Hakkeikan, halbeurop.), größte Stadt am Biwasee, mit 39595 Einw., an der Tōkaidōstaatsbahn (1/2 St. Fahrt bis Kyōto), Bahnhof Baba am Ostende der Stadt. Auf einem Hügel westl. der Stadt steht der buddhistische Tempel *Miidera, 675 begründet und der Kwannon geweiht. Oberhalb davon ein Kriegerdenkmal (Obelisk) aus dem Satsuma-Aufstand 1877; dort *Aussicht über den See. Die Glocke im Tempelpark soll einst ein Riese auf den Hiyei-zan getragen haben.— Von Ōtsu führt der 1885-94 vom Baron Kitagaki erbaute, 11 km lange Biwaseekanal nach Kyōto durch einen 2436 m langen und zwei kürzere Tunnel. Die etwa 11/4stündige Bootsfahrt auf dem Kanal von Ōtsu nach Kyōto ist zu empfehlen; oder man fahre mit Rikscha (10 km) auf der alten Heerstraße Tōkaidō in 2 St., vorbei am Grabhügel des Kaisers Tenji, bewachsen mit Kiefern, mitten in Reisfeldern, dann südl. am Kanal entlang nach Kyōto zurück. Statt der Bergtour über den Hiyei-zan kann man auch mit Rikscha (2 Mann) nach (15 km) Miidera fahren, von da zur (4 km) Karasaki-Kiefer (s. oben), auf dem See mit Dampfer nach Ishiyamadera, mit schöner *Aussicht vom Tempelplatz auf hohem Felsabhang; dann mit Rikscha oder zu Fuß zum (5 km) Bahnhof Ishiyamadera und zurück mit Bahn.
2) Zu den Stromschnellen des Hōzugawa (früher meist Katsuragawa genannt). Man fahre mit Rikscha zum Bahnhof Nijō(A 3, 4) am Westende der Stadt, von da mit Eisenbahn durch sehr malerisches Gelände in etwa 3/4 St. nach Kameoka, dann in 10 Min. mit Rikscha zum Dorfe Hōzu, wo man ein Boot besonderer Bauart mit 4-5 Ruderern für 6,50 Yen (für 6 Pers.) mietet (Nm. für jeden Mann 50 sen mehr!). Über die Fahrt schreibt Julius Meurer: »Die Fahrt selbst ist hochinteressant, aber nicht ganz harmlos, denn der Wildbach ist reißend und sein Bett voller Felsblöcke und Steine, zwischen denen hindurchzusteuern nur der Kraft und Geschicklichkeit der japanischen Bootsführer, dieser gebornen Schiffer, möglich ist. Es soll bei diesen tollen Fahrten fast nie ein Unglück vorkommen. Landschaftlich ist die Fahrt entzückend, wir glaubten uns in unsre Alpen versetzt.«

[S. 379]

Man fährt etwa 11/2 St. bis zu dem dreistöckigen Teehause Sangenya-Arashiyama (gute Küche). Von hier Rückfahrt mit Rikscha (zwei Kulis) in 1 St. nach Kyōto oder in 1/4 St. zum Bahnhof Saga, von da mit Bahn nach Nijōbahnhof oder mit der Elektrischen zum Westende der Stadt. Wenn Zeit, lasse man sich mit dem Boot zur Bergseite hinübersetzen, wo hübsche Teehäuser liegen.
3) Zum kaiserlichen Sommerpalast *Katsura no Rikyū, nahe dem untern Hōzugawa, fährt man in etwa 1 St. von Kyōto auf der Straße westl. vom Nishi Hongwanjitempel (S. 373; Erlaubnis wie für den Kaiserpalast erforderlich!), mit prachtvollem Landschaftspark, umgeben von uralten Bäumen und Bambuswald. Die Sommerhäuser im Park sind im vornehmsten Cha-no-yu-Stil (Teezeremoniell) ausgeführt. Durch drei Tore gelangt man in die Empfangshalle Okuruma-yose, dann zur alten Halle Kosho-in, dann zur Mittelhalle Chūsho-in, mit feinstem Bilderschmuck in drei Räumen. Unter den Pavillons sind der des »glitzernden Mondes« (Geppa-rō), der der »Blumenbewunderung« (Shōkwa-tei), der der »Harfe in der Kiefer« (Shōkin-tei), dann die Wartehalle Machiai und der Inselpavillon Enrin-dō sowie die Villa Shōiken zu bewundern. Der Park gilt als schönste Zieranlage Japans, er enthält 7 Pavillons, 16 Brücken, 25 Steinlaternen.
4) Zum Momoyama fährt man von Kyōto, Shichijōbahnhof (B 6), in 1/2 St. nach Fushimi, der Flußhafenvorstadt von Kyōto, oder besser bis zum Bahnhof Momoyama; noch besser benutzt man die Elektrische, die von der Gojobrücke nach Ōsaka fährt. Man besteigt den kleinen Hügel, auf dem früher ein großes Kaiserschloß lag; Kinjō-Kaku (Pavillon des Goldenen Schlosses) auf dem Gipfel des Momoyama ist noch teilweise erhalten, von hier *Aussicht. In der Nähe nw. der Grabhügel des Kaisers Kwammu, Gründers von Kyōto.
5) Vom Bahnhof Nijō (A 3) in 3 St. nach Maizuru (Photographieren verboten!), Marinestation am Japanischen Meer, von da mit Dampfer in 1 St. (Fahrpreis 50 sen), oder mit Rikscha in 21/2 St. auf schönen (der Riviera ähnlich) Wegen nach Miyazu (Hotel Araki), gutem Seehafen, in dessen Nähe (2 km) eins der drei berühmtesten Landschaftsbilder Japans liegt, die *Ama no Hashidate, »Himmelsbrücke«, eine schmale, mit Bäumen bewachsene felsige Riffbrücke; man fahre mit Boot (60 sen) von Miyazu nach Ichinomiya und steige 10 Min. nach Ipponmatsu hinauf, dort beste *Aussicht.

Eisenbahn von Kyōto nach Yokohama.

Die Bahn Kyōto-Nagoya kreuzt das Becken des Biwasees, übersteigt sodann den Bergzug, der die nur 90 km breite Einschnürung Hondos zwischen der Wakasa-und der Owaribai nordsüdl. durchzieht und erreicht die Deltaebene des Kisogawa, in der Nagoya liegt. —Mit der Tōkaidōstaatsbahn fährt man (l. sitzen!) vom Kyōtohauptbahnhof Shichijō (Bahnwirtschaft) über (3 km) Inari (S. 376), (8 km) Yamashina nach (16 km) Baba, Bahnhof für Ōtsu (S. 378), dann über das Südende des Biwasees, wobei man r. die alte berühmte lange Brücke (Seta no Nagahashi) bei Seta sieht, dann nordöstl. nahe dem Seeufer über (26 km) Kusatsu und (66 km) Hikone (Gasthof Rakuraku-tei, mit europäischem Essen) mit Daimyōburg l. auf bewaldetem Hügel, weiter durch schöne Berglandschaft mit vielen Ausblicken auf den Biwasee nach (72 km) Maibara, wo die Bahn den See verläßt, sich östl. ins Gebirge wendend.

Zweigbahn: Von Maibara nördl. in 2 St. nach (67 km) Tsuruga (Tsuruga Hôtel), einem sehr lebhaften, wichtigen Seehandelshafen, von wo dreimal wöchentlich Dampfer der Ōsaka Shōsen Kaisha und der Russischen Freiwilligen Flotte (Agentur N. Federoff, Tel.-Adr. »Flot«) nach Wladiwostok laufen, mit Anschluß an die Sibirischen Luxuszüge (S. 301); Fahrkarten für alle europäischen Hauptstädte sind in der Agentur Tsuruga zu bekommen.

[S. 380]

(Fahrzeit bis Wladiwostok zwei Nächte und einen Tag.) Sehenswert ist in Tsuruga der große Shintōtempel Kebi-jinja mit schönem Torii; Ausflüge zum Kanagasaki-jinja und zur Insel Bentenjima (4 km).

Von Maibara weiterfahrend, sieht man l. öfter den Gipfel des Ibuki-yama (etwa 1300 m), eines der »Sieben hohen Berge« Mitteljapans. Starke Steigung bis (83 km) Nagaoka, dann bergab bis (94 km) Seki-ga-hara (altes Schlachtfeld und Sperrfeste der Heerstraße) und weiter in ebenem, gut bebautem Lande über (108 km) Ogaki, mit Daimyōburg r. und Blick auf den fernen Hakusan (2680 m) l., nach

(122 km) Gifu (Gasthöfe: Tamaiya; Tsu-no-kuni-ya, beide 20 Min. vom Bahnbof), Hauptstadt der Provinz Gifu mit 40168 Einw., berühmt durch seine Fabrikation von Papierlaternen und Papier (Minogami); vom Hügel nö. der Stadt *Aussicht; in der Umgegend viel Seidenraupenzucht. In der Nähe, auf dem Nagarafluß, *Fischfang mit Kormoranen.—Hinter Gifu kreuzt die Bahn den Kisogawa und läuft durch fruchtbare Reisfelder nach

(153 km) Nagoya (Nagoya Hôtel, 30 Z., Pens. 6-10 Yen tägl., europ., gut; jap. Gasthof Shinachū; schöne Teehäuser: Tōyō-kwan; Shin Kimpa; Theater: Misono-za, Suehiro-za; Porzellan: Tashiroya, Suzuki, Katō; Cloisonnéarbeiten: Hayashi, Kumeno, Andō, Kawaguchi; Curios: Nakarin, Asahina), Hauptort des Aichi Ken und der Provinz Owari, an der seichten Bucht von Owari, Bahnknotenpunkt, in der Tokugawazeit Sitz der Daimyō von Owari. Die Stadt hat ein großes Schloß des frühern Daimyō (jetzt Kaserne), Präfektur, Hospital, Postamt in europäischem Baustil, großen Tempel und nahezu 400000 Einw., die Rohseide, schöne Stickereien, Emaillierung von Kupfer und Porzellan anfertigen, auch das Porzellan von Seto vertreiben.

Rundfahrt. Mit Rikscha zur großartigen *Daimyōburg Rikyū (O Shiro), umgeben von Zyklopenmauern mit seltsam bedachtem, fünfstöckigem Hauptbau, 1610 erbaut, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Japans. Die geschweiften Dächer sind gekupfert, der Bau ist aus Holz. Oben *Aussicht auf Stadt und Meer. Wer mit Erlaubnisschein (S. 371) versehen, kann die kaiserlichen Gemächer besichtigen, mit kostbaren Goldlackschiebewänden, Alkoven (Tokonoma), Wandschirmen, Kakemono erster Künstler, mit geschnitzten Kasten etc. aus Kampfer-und Kamelienholz, und schönsten Bronzekunstwerken (Malerei meist Kanōschule). Den von Tan-yū mit chinesischen Szenerien dekorierten prächtigsten Raum benutzte der Shōgun, wenn er den Daimyō des Owarigeschlechts besuchte. Die Anlage der Burg erkennt man vom Oberstock; im Schloßgraben wird zahmes Wild gehegt. (Trinkgeld wird vom Schloßwart meist nicht angenommen.)— Sehenswert ist auch der vornehm-stolze buddhistische Tempel *Higashi Hongwanji, abgeschlossen von hohen Mauern, mit uralten Kiefern im Tempelhof. Das doppeldachige Torhaus hat drei reichgeschmückte Portale, die Haupthalle ist ein Meisterwerk modernen Tempelbaues mit vielen Kunstschätzen im Innern.—An der NO.- Grenze der Stadt liegt der Tempel der Go-hyaku Rakan, beachtenswert [S. 381] wegen einer ergötzlichen Sammlung von 500 etwa 60 cm hohen Holzfiguren, Jünger Buddhas (Rakan) darstellend, auf einer Hintergalerie aufgestellt, alle in Ausdruck, Haltung und Attributen voneinander verschieden.

Plan von Nagoya. Plan von Nagoya.

Ausflug nach Yamada (Ise) nach S., entlang der Westseite der großen Owaribucht. Mit der Kwansaibahn 60 km bis Kameyama (Wirtschaft Arakiya am Bahnhof, mit europ. Essen); dann umsteigen in die Sangubahn nach
(117 km) Yamada (Gonikaihotel, ganz gut; Yamadahôtel, beide 10 Min. vom Bahnhof, europäisch, Pens. 4-5 Yen; Japan. Gasthof Aburaya; Museum, Besuch empfohlen; schöne Teehäuser, dort graziöse und religiöse Tänze »Ise Ondo« 3,50 Yen, »Shō Kagura« 5 Yen, »Dai Kagura« 10 Yen, »Dai-dai Kagura« 20 Yen; in den Straßen wird »O Sugi O Tama« für 5 sen getanzt), stark besuchter Wallfahrtsort mit 29000 Einw., den am 17. Febr., 14. Mai, 17. Juni, 14. und 17. Okt., 23. Nov., 17. Dez. Tausende von Pilgern besuchen. Reinigungsfest (Ō-barai) am Letzten jeden Monats.

[S. 382]

Man nehme Rikscha für den ganzen Tag (etwa 1,70 Yen), fahre vom Gasthof zum *Gekū (»äußerer Schrein«), einer großen shintōistischen Tempelanlage in schönem Park, der Erd-und Nahrungsgöttin Ukemochi-no-Kaini geweiht, mit vielen Heiligtümern; die Hallen zeigen noch die älteste und einfachste japanische Tempelbauart, unbeeinflußt vom chinesischen Stil. (Hand Man hüte sich, den weißen Vorhang an dem strohgedeckten Tor, gegenüber dem Eingangstor, zu berühren, durch den Vorhang dürfen nur Mitglieder der Kaiserfamilie gehen; der japanische Minister Freiherr Mori hob den Vorhang 1888 mit seinem Stock und wurde deshalb in Tōkyō kurz darauf von dem strengen Shintōisten Nishino Buntarō ermordet; das Grab des sofort erschlagenen Mörders aber ist eine Pilgerstätte ihm Gleichgesinnter geworden.) Die ganze Tempelanlage wird alle 20 Jahre abgebrochen und nebenan auf freiem Platz wieder aufgebaut (letzter Neubau und Einweihung [Sengū] im Oktober 1909). Die eigentliche Tempelanlage liegt hinter der Halle für die Kaguratänze. Die Pilger, die täglich Lebensmittel als Opfer bringen, erhalten Amulette, —Vom Tempel fährt man weiter auf bequemem Weg etwa 8 km nach *Futami-ga-ura (Gasthöfe: Taiyōkan, Futami Hotel, 50 Z. mit Seebad), Dorf in malerischster Lage an der Owaribucht; hier sieht man die Klippen Me-oto-ishi (Mann und Frau Fels), verbunden durch ein Strohseil, das die eheliche Vereinigung symbolisiert, aber auch Seuchen fernhalten soll.—Nach erfrischendem Seebad 8 km weiter auf schönem, hügeligem Weg nach Toba (Gasthöfe: Ōsaka-ya, 20 Z., einfach; Kinbokan), stillem Hafenstädtchen, von wo man den nicht hohen *Hiyori-yama besteigt, dessen Aussicht über das Meer, den Fuji-no-yama, Hakusan und viele andre Berge berühmt ist.— Gegenüber von Toba, auf der Insel Tōshi-jima, wie auch an andern Orten derselben Inselprovinz, sind die Weiber als Taucherinnen tätig, um Quallen und Seegras zu fischen.—Gute Fußgänger sollten auf dem Rückweg den *Asama-yama (400 m) besteigen; auf dem Gipfel, beim Teehaus Tōfuya, wundervolle Aussicht auf Meer und die Berge Mitteljapans. Man steige bis zum Oku-no-in des heiligen Berges, der Aussieht wegen, dann sehr schöner Abstieg, wieder am Teehaus vorbei, in der Richtung auf das Dorf Uji zu und zum *Naigūtempel, dem heiligsten Tempel Japans, der Sonnengöttin Amaterasu geweiht, mitten in einem *Hain alter Kryptomerien u. Kampferbäume am Isuzuflüßchen. Eine große, in Weihaiwei erbeutete Kanone liegt dort als Weihgeschenk für die Göttin. Die Tempelanlage ist ähnlich dem Gekūtempel, aber größer; sie wurde 1909 umgebaut.


Ausflug in die Japanischen Alpen.

Die sogen. Japanischen Alpen (der Ausdruck ist insofern recht unglücklich, als das Gebirge weder im Aufbau noch nach den äußern Formen mit unsern europäischen Alpen Ähnlichkeit hat) sind für den Geologen und Geographen besonders interessant, weil sie in dem Teile Hondos liegen, wo die »sinische« und die »sachalinische« Streichrichtung in der Gebirgsauffaltung einander begegnen. Die ältern Gesteine von Nordhondo sind von Kräften zusammengepreßt und aufgefaltet, die von W. und O. her wirkten, so daß nordsüdlich verlaufende Gebirgszüge entstanden; in Westhondo wirkten die gebirgsbildenden Kräfte in andrer Richtung, so daß hier von WNW. nach OSO. (wie in Südchina, daher sinische Streichrichtung) gerichtete Bergzüge entstanden. Sehr verwickelt ist die Gestaltung des Gebirgsbaues natürlich in Mittelhondo, zwischen Nagoya und Tōkyō, um so mehr, als in diesem Gebiet auch eine sehr starke vulkanische Tätigkeit einsetzte. Von den unten genannten Hauptgipfeln der Japanischen Alpen sind der Ontake und der Norikura aus jungvulkanischem Gestein (Trachyt) aufgebaut, der Yarigatake im Hidagebirge aus Granit. Auch pflanzengeographisch ist das hohe Gebirgsland im N. von Nagoya sehr interessant. Die höchsten Gipfel und selbst die hohen Pässe werden selten ganz frei von Schnee, doch gibt es keine Gletscher.
Man fährt mit der neuen Nakasendōbahn nordostwärts durch hügeliges Gelände über eine niedrige Wasserscheide ins Tal des Kisogawa und in diesem aufwärts über Nakatsu-gawa und Oukushima, dann über einen Paß ins Tal des Saikawa nach Shiojiri (Gasthof Kawakami), dort schließt die Kōbulinie an, die über Kōfu (Präfekturstadt mit 44188 Einw.) laufend in Tōkyō, Bahnhof Iidamachi, endet.

[S. 383]

Gute Unterkunft in Fukushima (Gasthöfe: Tawaraya und Tsudaya); von hier schöner Weg (9 km) nach Agematsu (Gasthof Hakuchi) in sehr schöner Berglandschaft; von hier oder von Fukushima über Ōtaki Ersteigung des *Ontake (3185 m), des zweithöchsten Gipfels Japans; Entfernung von Fukushima bis zur Unterkunftshütte nahe beim Gipfel etwa 37 km, bei Frühaufbruch in einem Tag zu machen. Im Juli bis September (beste Zeit zur Besteigung) sind viele Hütten für Pilger auf dem Bergweg, ähnlich wie auf dem Fuji-no-yama (vgl. wegen Ausrüstung etc. S. 384). Ein andrer schöner Weg führt von Tsumagō bei Nakatsugawa über Hirose und Ōdaira-tōge über einen Gebirgszug nach Iida (Gasthöfe: Shōgodō, Ryūshi-kwan), eine blühende Landstadt; von da mit Rikscha (10 km) nach Tokimata (Gasthof Umenoya); dann mit Boot die *Tenryugawa-Stromschnellen in großartiger Landschaft in 10-20 St. etwa 150 km stromab bis nahe zur Stat. Hamamatsu (Gasthof Ōgomeya) der Tōkaidōbahn. Besonders großartig, aber beschwerlich, nur im Sommer und mit wenig Gepäck ausführbar ist die Partie durch das Herz der Japanischen Alpen: 1. Tag: Von Shimashima bei Matsumoto (nördl. von Shiojiri im Saikawatal; Gasthof Marumo, gelobt) über Shirahone und den Abotōge (1840 m) nach dem Badeort Hirayu, mit Besteigung des Norikura (3075 m, sehr lohnend); 2. Tag: Von Hirayu nach Funatsu (Nakaya Hotel, Gasthof Ōya); von hier Rikschaweg nach Toyama (Toyama Hotel) an der Westküstenbahu; 3. Tag: Von Funatsu nach (28 km) Gamada; 4. Tag: Von Gamada nach Kamikoji (mit Besteigung des Yarigatake und Hodakayama); 5. Tag: Von Kamikoji über den Tokugotōge (2400 m) nach Shimashima zurück. Näheres vgl. W. Weston, Mountaineering and Exploring in the Japanese Alps 1891 till 1894, Preis 0,50 sen.

Von Nagoya führt die Bahn durch wildes Gebirge mit vielen Tunneln, häufig Fernblicke auf den Fuji, nach (193 km) Okazaki, Geburtsort des großen Shōguns Ieyasu; zwischen (225 km) Toyohashi und (231 km) Futagawa steht ein Bronzebild der Kwannori l. auf einer Felsenspitze. Bei (241 km) Maizaka erreicht die Bahn die hier flache Küste, l. liegt eine große Lagune, im Hintergrund Berge, r. sieht man die Brandung des Stillen Ozeans. Dann über (261 km) Hamamatsu (gute Gasthöfe am Bahnhof) und (290 km) Kakegawa nach

(354 km) Shizuoka (Daitōkwan Hotel, europ., gelobt, Pens. 7 Yen tägl.; Kiyō-kwan), Hauptstadt der Provinz Suruga mit 48744 Einw. und bedeutender Lackindustrie, Bambusflechtwerk und Teebau in der Umgegend. Sehenswert sind die buddhistischen Tempel Rinzaiji, Sengen (von dessen 105 Stufen hohem Oku-no-in *Aussicht) u. Hodai-in.

Ausflug mit Rikscha nach (12 km) *Kunō-zan, einer sehr alten Tempelanlage auf einem Hügel, nicht weit vom Meere, zu der etwa 1000 steile Stufen hinaufführen (bei heißem Wetter trotz des Baumwuchses unbequem). Man glaubt eine Bergfestung zu sehen; Führer ist für den Zickzackweg nötig. Oben großartige *Aussicht. Die erste Tempelhalle ist der Stall des heiligen (hölzernen) Pferdes, davor ein heiliger Brunnen, weiter r. ein Trommelturm, l. ehemaliger Standort einer von den Shintōeiferern entfernten fünfstöckigen Pagode; noch höher der Kaguratanzplatz und die Schatzkammer mit kostbaren Rüstungen und Priestergewändern, dann die außen rote Haupthalle, innen gold und schwarz, mit Bildern der 36 Dichterheiligen (die Bonzen erwarten Geldgeschenke).

[S. 384]

Auf der höchsten Höhe der achteckige Grabstein des Shōguns Ieyasu, der hier begraben lag, ehe das Mausoleum zu Nikkō für ihn errichtet wurde.—Abstieg zum Dorf Nekoya (Gasthof Ishibashi), dann mit Rikscha 11 km zum Bahnhof Okitsu (Tōkai Hotel, halbeurop.).

Von Shizuoka mit der Bahn weiter über Okitsu (s. oben) längs der Küste der schönen *Surugabucht über (364 km) Kambara, dann durch Zuckerrohrfelder und bei (368 km) Iwabuchi über die Brücke des Fuji-kawa (hier schönster *Anblick des Fuji) durch Marschland längs des Strandes bis (393 km) Numazu (Seebad); dann biegt die Bahn nördl. nach (402 km) Sano (1,6 km vom Bahnhof ein Gasthof am schönen Wasserfall Sano-no-taki) und erreicht

(417 km) Gotemba (Gasthof Furokan, am Bahnhof Gotembakwan; beide europ. Essen), alte Stadt in dem Plateau, das vom Fuji-no-yama zum Hakonegebirge herüberführt, Station für die Besteigung des Fuji (von Yokohama mit der Bahn in 3 St. zu erreichen).— Der berühmte Vulkan *Fuji-no-yama (oder Fuji-san, kurz Fuji; das von den Fremden allgemein gebrauchte Wort Fuji-yama ist unjapanisch!), der höchste und heiligste Berg Japans, oft als Motiv der japanischen Malerei (Hokusai) und Dekorationskunst verwendet, erhebt sich als regelmäßige Pyramide mit abgestumpfter Spitze bis 3778 m. Die ebenmäßige Form des Berges wird nur durch einige kleine parasitäre Krater und durch radiale Wasserrinnen etwas gegliedert. In den Gipfel ist ein Krater von 500 m Durchmesser und 180 m Tiefe eingesenkt. Seit 1708 ruht der Vulkan, darf aber keineswegs als ganz erloschen gelten. Der letzte Ausbruch von 1707/08 war sehr heftig und lieferte in der Hauptsache Asche, die namentlich das ganze südwärts gelegene Gebiet bis 3 m hoch bedeckte. An der Südostseite des Berges öffnete sich eine Spalte, der Lava entquoll; sie bildete den parasitären Kegel Hōei-zan, an dem man beim Aufstieg von Gotemba aus vorüberkommt. Die Kultur steigt in Suruga auf der Südseite (viel Teebau) 600-700 m hoch; dann folgt blumenreiches, baumloses Gebiet (Hara) bis 1500 m, Wald bis 2400 m, dann die Krummholzregion bis 2600 m und schließlich die Region der Hochgebirgsflora, die aus arktischen und alpinen Pflanzenarten gemischt ist. Der Gipfel ist nur im Juli und August schneefrei und wird dann jährlich von 16-20000 buddhistischen Pilgern erstiegen. Der Berg und Umgebung sollen in einen Staatspark umgewandelt werden. Der Fuji-no-yama ist der auffallendste Gipfel in einer Reihe von Vulkanen und aus jungvulkanischem Material aufgebauten Bergen, die sich, längs einer Gebirgsspalte emporgequollen, durch Mittelhondo von SW. nach NO. hindurchzieht und südwestwärts bis zu den Bonininseln und den Marianen zu verfolgen ist. In nächster Nähe des Fuji-san gehören zu diesen vulkanischen Erhebungen der Ashitakayama und das Hakonebergland, weiterhin die Halbinsel Izu zwischen der Suruga-und der Odawarabucht und die Shitshito (7 Inseln) südl. der letztern, von denen mehrere tätige Vulkane sind.

Die Besteigung des Fuji von Gotemba aus erfordert zwei Tage Zeit; nur vom 15. Juli bis 10. Sept. sind die Unterkunftshütten (Nachtlager 1 Yen) geöffnet; beste Zeit 25. Juli bis 10. Aug. Europäische Lebensmittel: Konserven, Tee, Schokolade, Hartbrot und Wein bringe man aus Kobe oder Yokohama reichlich mit (weil man bei Nebel tagelangen Aufenthalt haben kann); auch warme Kleidung und Wolldecken (letztere kann man auch in Gotemba mieten, aber sie sind vielbenutzt!).


TOKYO-FUJI-NOYAMA.


[S. 385]

Auf dem Gipfel friert es nachts im heißesten Sommer! Führer (gōriki) tägl. 11/2-3 Yen, Träger, Pferde mit europ. Sattel erhält man in Gotemba (von Gotemba ein Pferd bis Umagaeshi 1,50, bis Tarōbō 2,10, bis Nigōme 2,50 Yen). Wenn Zeit, braucht man nicht in Gotemba zu übernachten, sondern kann mit Straßenbahn noch 10 km weiter nach Subashiri, am Osthang des Fuji, fahren, von wo der Aufstieg etwas bequemer sein soll. Sowohl von Gotemba als von Subashiri breche man sehr früh (gegen 2 Uhr) auf, um beim Aufstieg den Sonnenaufgang zu genießen. Von Gotemba reitet man bis Tarōbō (1830 m) oder bis Nigōme (d. h. »Zweite Station«); von Subashiri reitet man bis zum Umagaeshi (d. h. »Pferde zurücklassen«), läßt die Pferde dort, die besonders nach dem anstrengenden Abstieg auf dem Rückweg sehr zustatten kommen. Am meisten benutzt wird jetzt der Weg von Gotemba über Nakabata und Tarōbō; er ist in zehn Stationen geteilt, Tarōbō (16 km von Gotemba) ist Nr. 1 in etwa 1830 m ü. M. In Tarōbō rüste man sich mit Bergstock (Fujistock), hohen Gamaschen, Strohsandalen (unter die eignen Bergschuhe gebunden!) und bei unsicherm Wetter mit Strohregenmantel (Bauerntracht) aus. Nun langsam stetiger Aufstieg. Man beachte, daß die besten Unterkunftshütten des Gotembaweges auf Nr. 5, 6, 8 und 10 (Gipfelstation) sind (Übernachten kostet 1-1,20 Yen). Station Nr. 3 liegt 2160 m ü. M., von da über Nr. 4 (2420 m) bis Nr. 5 (2640 m) führt der Weg um den Hōei-zan-Gipfel; auf Nr. 5 halte man Mittagsrast. Nun beginnt der mühsame und steile Aufstieg; statt der bisher feinkörnigen Lava steigt man über große lose Brocken; bei Nr. 6 (2840 m) führt ein Seitenweg auf den Hōei-zan (nicht verlaufen!). Bei Hütte Nr. 8 (3230 m) stärke man sich mit heißem Tee für den letzten, anstrengendsten Aufstieg über lose Asche und Lavablöcke; in den Spalten findet man Schneereste, Schneefelder fehlen. Auf Nr. 10 (3778 m), dem Gipfel, sind drei bequeme steinerne Hütten, wo man sich sofort Schlafplätze sichere; sind alle besetzt, muß man um den Gipfel herum nach der Subashiri-Wegseite, etwa 1/2 km nördl. gehen, um dort Schlafplätze zu suchen. Wenn Zeit, steige man noch in den Krater hinab, wo noch heißes Wasser fließt und Dämpfe aufsteigen. Der Abstieg in den Krater erfordert 1/2 St., der Aufstieg 3/4 St.; man nehme Führer mit! Vor Sonnenuntergang ziehe man warme Kleidung in der Hütte an und beobachte dann von einer Kuppe den Sonnenuntergang, ebenso den Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Bester Aussichtspunkt (auch für den Sonnenaufgang) ist der höchste Gipfel Kenga-mine; die *Aussicht auf Hakonesee (S. 386), Fujikawa, Surugabucht etc. ist großartig.—Dann Abstieg (nicht rutschen, wie die Japaner!) auf demselben Wege in 5 St. über Tarōbō (Pferde besteigen) nach Gotemba.— Auf dem Subashiriweg sind die besten Stationen Chujiki-ba, 1 km unterhalb Nr. 1, ferner Nr. 2, 6 und der Gipfel. Bei Nr. 9 ist der Heiligenschrein Mukai-Sengen (»Willkommen heißende Sengen [Göttin des Fuji-Berges]«).

Von Gotemba führt die Bahn im Bogen um das Hakonegebirge durch wilde Gebirgslandschaft mit vielen Tunneln und Brücken über (436 km) Yamakita (Gasthof Asahiya; 1/2 St. vom Bahnhof der 60 m hohe Wasserfall Hirayama-no-taki), dann bergab im Tal des Sakawa-gawa nach

(452 km) Kōzu (Gasthof Kōzu-kwan), Ort am Strande der schönen Odawarabucht (von Yokohama 11/2 St. Fahrzeit), r. die Halbinsel Izu, im Meere die Vulkaninsel Ōshima und l. das Küsteninselchen Enoshima (S. 392).—Man fährt von hier mit elektrischer Straßenbahn in 1 St. auf der alten Heerstraße Tōkaidō vorbei an dem freundlich am Seebadestrand gelegenen, aus einer ganzen Häusergruppe bestehenden Gasthof Shōtō-en (jap. und europ.) und über die Brücke des breiten Sakawa-gawa zur geschichtlich berühmten Seestadt Odawara (Gasthof Koiseya), wo die Straßenbahn vor der Mauerruine [S. 386] der alten Burg hält. Im malerischen Burghain liegt ein 1900 erbautes Schloß des Kronprinzen (kein Zutritt). 10 Min. weiter im Hayakawatal erreicht die Bahn Yumoto (Gasthof Fukuzumi, zum Übernachten wähle man den Gasthof Suzuki, 45 Z., Pens. 3-5 Yen, im benachbarten Dorfe Tōnosawa, 1/2 km talaufwärts, beide Orte mit heißen Bädern). Nun mit Rikscha in 1 St. (mit zwei Kulis etwa 50 sen) oder zu Fuß, Gepäck tragen lassen, in anmutiger Berglandschaft, zuletzt mit starker Steigung über Dōgashima (heiße Quellen und Wasserfall) nach

Miyanoshita (420 m; Fujiya Hôtel, europ., gut, Pens. tägl. 7 Yen, für 2 Pers. 11 Yen, heiße Bäder frei, sehr geeignet zum Erholungsaufenthalt; Hôt. Naraya; Umeya Hotel, jap.; Photograph Shima, neben Fujiya Hôtel), beliebter Sommerfrische für Europäer im Talkessel des Hayakawa, in schöner Umgebung mit vielen Spazierwegen, reinster Luft, schwach salzhaltigen heißen Quellen (für Rheumatiker).

Miyanoshita liegt mitten im Hakone-Gebirge, das durch den Sattel von Gotemba mit dem Fuji-no-yama zusammenhängt. Wie unsre Karte sehr schön zeigt, besteht es in der Hauptsache aus einem großen Ringwall, einer alten Vulkanruine, in dem wieder ein kleineres Vulkangebirge aufsteigt, ähnlich wie der heutige Vesuvgipfel innerhalb der Somma. Der ringförmige Graben zwischen beiden ist im W. vom Hakonesee ausgefüllt. Nach O. gegen Odewara hat der Ringwall eine Öffnung, durch die die Straße über Yumoto heraufführt.
Umgebung von Miyanoshita. Nach Kiga (1/4 St. talauf) zum Goldfischteehaus, oberhalb davon an steilem Hang das Teehaus Miharashi, d. h. »schöne Aussicht«; 1/4 St. weiter das Dorf Miyagino an beiden Ufern des Hayakawa; auf den *Sengenyama hinter dem Fujiya Hôtel 1/4 St. bis zum Gipfel (mit Teehaus u. *Aussicht); nach Kowaki-dani (Mikawaya Hôtel, halbeurop., 78 Z., Pens. von 5 Yen an, verhältnismäßig gute Küche, Schwefel-u. Eisenbäder; Kaikatei Hotel) 1/2 St.; nach Gora (heiße Quellen).—Ausflüge (1/2 Tag}: Auf den Myōjōgatake (Mukōyama) gegenüber Miyanoshita (anstrengend). —Auf den *Kamiyama (1440 m), den höchsten Gipfel des Hakone-Gebirges; Aufstieg 21/2 St., zum Teil ohne Weg (für Damen nicht geeignet); großartige *Aussicht auf die Surugabucht, die Sagamibucht und den Fuji.— Auf den Otome-tōge (Jungfernpaß) zu Pferd (1/2 Tag 2 Yen, 1 Tag 3 Yen), in Sänfte (mit 4 Kulis hin und zurück 3,20 Yen) oder zu Fuß 12 km bergauf über das Dorf Sengoku (von hier Aufstieg in 1 St. zum Kintokisan mit schöner Aussicht), wo der Aufstieg zum Paß beginnt; oben Blick auf die Ebene vor dem Fuji.
NB. Wer von Miyanoshita aus den Fuji besteigen will, reitet über diesen Paß nach Gotemba (S. 384).
Von Miyanoshita über den Hakonesee nach Atami (Pferd 31/2 Yen, Kuliträger je 1,50 Yen, Fußgänger nehmen Strohsandalen unter die Stiefel), etwa 25 km, wofür 7 St. Zeit mit Ruhepausen nötig. Der steile Bergpfad führt an Kowaki-dani und am Bentenyama (*Aussicht) vorbei nach (6 km) Ashinoyu (874 m; Gasthöfe: Matsuzakaya, europ. Betten und Essen; Kinokuniya), besuchter Badeort mit heißen Schwefelquellen (gegen Hautleiden und Rheumatismus), öde Umgebung, kühl und nebelreich im Sommer. —Der Weg ist weiterhin eben, l. drei Steindenkmäler für die beiden Nationalhelden Gebrüder Soga und die schöne Kurtisane Tora Gozen, und nahebei r. halb vom Gebüsch verdeckt ein Felsblock mit den Bildern der *Ni-jū-go Bosatsu (25 buddhistische Heilige), 1293 in den Stein gehauen. Etwas weiterhin liegt am Wege ein Felsen mit dem Riesenrelief *Rokudō no Jizō (Schutzheiliger der Reisenden etc.), vor dem am 23. Aug. ein Fest gefeiert wird.—Nun bergab zum

[S. 387]

*Hakonesee (Ashi no ko), ein 6 km langer Bergsee am SW.-Abhang des Kamiyama (s. oben); man erreicht zuerst das kleine Dorf Moto-Hakone (Gasthof Matsuzakaya auf einer Terrasse am See, europ., empfohlen; Pens. 4-5 Yen tägl., in dessen Nähe am Tōkaidō Teehäuser und der japanische Gasthof Tsujiya. Dann auf einer hügeligen Halbinsel ein kaiserliches Sommerschloß (Rikyū) in europ. Bauart (kein Zutritt), mit bestem Blick über den See zum Fuji. Die Kryptomerienallee des Tōkaidō führt vom Schloß zum Ort *Hakone-machi (725 m; Hakone Hôtel, halb europ.), mit fleißigen Holzschnitzkünstlern, in herrlicher Lage am See, 11 km von Miyanoshita. Man suche die See-Ecke, in der sich der Fuji spiegelt (Hakone no saka-Fuji) auf. Europäische Familien nehmen Sommerwohnung im Ort, führen Hausstand mit eigner Dienerschaft. —Seitwärts vom Tōkaidō liegt 1/4 St. von Hakone der stimmungsvolle Tempel *Gongen, zu dem Stufen mit prächtiger Kryptomerienallee hinanführen, in uraltem Wald von Pinien, Eichen, Föhren, Ahorn, Kastanien, mit Farren; viele Torii und Steinlaternen. Unterhalb des Tempels stand am Tōkaidō bis 1871 das alte Straßensperrtor (Hakone no seki), wo die nach Yedo (Tōkyō) Reisenden (auch der erste europäische Japanreisende Kaempfer 11. März 1691) die Pässe vorzeigen mußten. —Von Hakone kann man auf dem alten Tōkaidō über das Dorf Hata (Wirtschaft) zu Pferd oder in Sänfte bequem in 4 St., zuletzt durch schöne Landschaft zurück nach Yumoto (S. 386), gelangen. Auf dem Hakonesee Bootsfahrten.
Nach der Mittagsrast in Hakone südl. bergauf und bergab (Führer unentbehrlich) zum *Jikkoku-tōge (Zehnprovinzenpaß), 980 m, mit prächtiger *Aussicht auf den Stillen Ozean und zehn japanische Provinzen sowie auf den Fuji. Die Paßhöhe liegt etwa 10 km von Hakone, etwas weiter unterhalb ein Teehaus; dann folgt steiler Abstieg etwa 4 km nach Atami (Atami Hôtel, europ.; Fujiya und andre jap.), besuchtem Badeort (Hauptzeit im Winter) an der Meeresküste, mit heißen Quellen und einem *Geiser (Oyu); er sprudelt alle 4 St. mitten im Ort aus der Erde hoch, ist aber gefaßt und hat eine Inhalationshalle (Kyūkikwan) für Kehlkopf-und Lungenleidende. Der Geiser wurde schon 749 vom buddhistischen Abt Mangwan besucht. Vor Atami liegt die Insel Ōshima mit Vulkan. —Von Atami am nächsten Tage mit Kleinbahn (Keiben Tetsudō) in etwa 3 St. 28 km längs der Japanischen Riviera an der gebirgigen Küste der schönen Odawarabucht, vorbei an den malerischen Fischerdörfern Izusan, Yugawara (4 km landein heilkräftige Thermen gleichen Namens), Yoshihama, Fukuura, Manazuru (am gleichnamigen Kap), Enoura, Nebukawa und Komekami (sämtlich mit Teehäusem zum Erfrischen) nach Odawara (S. 385): von da in 1/2 St. mit elektr. Straßenbahn nach Kōzu.

Von Kōzu (S. 385) führt die Tōkaidōstaatsbahn über (484 km) Ōfuna (Zweigbahn nach Kamakura, S. 391) nach (502 km) Yokohama (S. 388), wo Fernschnellzüge nicht am Hauptbahnhof, sondern auf dem Vorortbahnhof Hiranuma, 3 km nördl. von der Stadt, halten.


Dampferfahrt Kōbe-Yokohama in etwa 28 St. Von Kōbe (S. 361) mit SW.-Kurs durch die Idzumi Nada (S. 358) und die malerische Yurastraße zwischen dem Ostkap von Awaji-shima und der kleinen Insel Tomoga-shima hindurch, dann südl. bis Kap Hiino Misaki, von da durch den Kiikanal sö. längs der Küste nach (100 Seem.) Kap Shiwo Misaki mit Leuchtturm; nahebei die mit Fischerdörfern dicht besetzte Insel Ōshima, Mittelpunkt des japanischen Walfischfanges, von der ab durch den Stillen Ozean auf Kap Irosaki (Südspitze der Halbinsel Izu an der Ostseite des Surugagolfs) mit ONO.-Kurs gesteuert wird, bis der Leuchtturm der (174 Seem.) Felseninsel Mikomoto umsteuert ist; diese Fahrt wird oft durch Seegang unbequem. Nun läuft der Dampfer zwischen der Ostküste von Izu und der vulkanischen Vriesinsel (Oshima) mit dem 760 m hohen, stets rauchenden [S. 388] Vulkan Mihara durch und mit nö. Kurs in den Uragakanal ein, der in den Golf von Tōkyō führt; in ihm liegt der (348 Seem.) Hafen von Yokohama.


Plan von Yokohama. Plan von Yokohama.


Yokohama.

Vgl. den beifolgenden Plan.

Ankunft zur See. Von Kannonsaki, dem Kap am NW.-Ende des Uragakanals, in dessen Nähe die Seestadt Uraga (S. 392) liegt, steuert man am Kriegshafen Yokosuka (S. 392) l. vorbei mit nw. Kurs in den Hafen Yokohama, wobei man öfter den Fuji (S. 384) sieht. Der Dampfer läuft dann durch die großartigen Molenbauten in den gut geschützten Hafen. Die Postdampfer des Nordd. Lloyd und der Canadian Pacific legen an dem neuerbauten Kai und neuen Zollschuppen (Zolldurchsicht; vgl. S. 349) der Nippon Hatoba, die der Messageries Maritimes an der etwa 600 m langen Pier im südl. Teil des Hafens an, was bequemes Ausschiffen der Reisenden ermöglicht; Aus-und Einbooten fällt weg. An der Wurzel dieser Brücke liegt an der English Hatoba (Bootshafen) das alte Zollamt (hier Zolldurchsicht für an der Pier anlegende Dampfer). Ausschiffung mit Sampan von nicht am Kai oder Pier anlegenden Dampfern etwa 25 sen 1 Pers., mit Gepäck 50 sen.
Ankunft mit der Bahn, von Kōbe kommend (S. 361), am Hauptbahnhof der Tōkaidōbahn nahe der Nippon Hatoba und der neuen Zollschuppen; Fernschnellzüge halten nur auf dem Vorortsbahnhof Hiranuma.
Gasthöfe: Oriental Palace Hôtel, Bund 11 (Pl. a, E 3), gut eingerichtet, gutes Essen; 80 Z. mit Bad, Ged. 1, 1,50 u. 2, Pens. von 7 Yen an; Dampfpinasse zu jedem Dampfer, Wagen zu haben.—Grand Hôtel (A.-G., amerikan. Manager), Bund 18-20 (Pl. b, E 3), Dampfpinasse zu jedem Dampfer, Pens. 7-10 Yen.—Club Hôtel, Bund 5 (Pl. c, D 3), älter und weniger gut eingerichtet (Neubau beabsichtigt), Pens. 5-10 Yen; Dampfpinasse zu jedem Dampfer.—Royal, Mainstreet 87 (Pl.a, E 3); 50 Z., Pens. 4-5 Yen; Kegelbahn. —De Paris, Mainstreet 80 (Pl. d, D 3), gute Küche, deutscher Verkehr. —Wright's Hotel, Waverley House Nr. 40 (Pl. f, D 3); 30 Z., Pens. 4,50-6 Yen; Dampfpinasse zu jedem Dampfer.—The Pleasanton, Nr. 17 (Pl. g, E 3).—Windsor, Nr. 32.—Imperial (A. Richter), Yama-shita-cho 133a (Pl. h, D 3), 10 Z. zu 1, F. 0,80, Ged. 1,20, Pens. 4 Yen; bescheiden (Seeleute). —Bluff Hôtel, Bluff 2 (Pl. i, E 5). —Mankako, Sakai-chō 36, japan., billig.
Restaurants in den meisten Gasthöfen; außerdem am Hauptbahnhof, 1 Treppe.—Japanisches Essen: Chitose, in Sumiyoshi-chō, Roku-chōme und Yaomasa, in Aioi-chō, San-chōme.— Teehaus »Zu den 101 Stufen«, sehenswerte Fremdenbücher; altberühmt.
Brauerei: Kirin, Bluff 123, die bedeutendste Brauerei Japans, deutscher Braumeister (E. Eichelberg).
Post, Telegr. und Fernspr.: Hauptamt und Präfektur (Kencho) im Raum zwischen dem Fremdenviertel und der japanischen Stadt, nahe beim Zollamt. —Kabel über Bonininseln nach Guam (Marianen).
Rikschas nach fester Taxe, stündl. 30 sen mit 1, 60 sen mit 2 Kulis.— Straßenbahnen mehrere Linien, eine über Kanagawa bis Tōkyō, vgl. den Plan.—Reitpferde zu haben.
Eisenbahnen. Die Tōkaidōstaatsbahn führt nach Tōkyō und Kōbe mit Zweiglinie nach Yokosuka und Anschlüssen an das japanische Bahnnetz; vgl. S. 345.
Dampfer: Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd alle 14 Tage Sa. über Kōbe und Nagasaki oder Tsingtau nach Schanghai und Europa; Agentur: H. Ahrens & Co. Nachf., Waterstreet 29; (Tel.-Adresse: Nordlloyd); Spediteure: Helm Brothers, Bund 43, und Nickel & Co., Nr. 40.—Hamburg-Amerika Linie (Agentur: C. Illies & Co.), Tel.-Adr.: »Paketline«.—Österreichischer Lloyd, monatlich über Kōbe nach Europa; Agenten Samuel Samuel & Co., Nr. 27. —Messageries Maritimes, alle 14 Tage über Kōbe nach Europa; Agent P. de Champmorin, Bund 9.—Chargeurs Réunis, etwa alle vier Wochen nach San Francisco, Mexiko etc.; Agent Oppenheimer Co., Yamashita-chō 167.— Peninsular & Oriental Co., etwa alle 14 Tage bis 4 Wochen über Schanghai nach Europa; Agent Abbot, Bund 15.

[S. 389]

Canadian Pacific Railway & Ocean Steamship Service, je alle 14 Tage über Kōbe, Nagasaki und Schanghai bis Hongkong u. nach Vancouver; Agent Payne, Bund 14.—Pacific Mail S. S. Co., u. Tōyō Kisen Kaisha, abwechselnd alle 7-10 Tage über Kōbe, Nagasaki und Schanghai bis Hongkong und über Honolulu nach San Francisco; Agent Howard, Waterstreet 4 (wegen der Fahrpreise beachte S. 347).—Nippon Yūsen Kaisha (Billettagentur Bund 10), jeden 3. Tag nach Otaru, anlaufend alle Häfen der japanischen Westküsten, und nach Kōbe; alle 14 Tage nach Europa über Schanghai, nach San Francisco u. nach Australien; monatlich nach Bombay. —Great Northern S. S. Co., über Manila nach Hongkong u. nach Seattle; Agentur Nippon Yūsen Kaisha, Bund 10.—Abfahrtszeiten aller Dampfer enthalten die Tageszeitungen!
Gepäck kann gut und sicher gegen geringe Abgabe in dem eisernen Schuppen der Neuen Kaianlage (Nippon Hatoba) gelagert werden; man wende sich an die Landungsagenten des Norddeutschen Lloyd.
Banken: Deutsch-Asiatische Bank, Nr. 180.—Yokohama Specie B. Ltd. (japan. Shōkin-Ginkō), Minami Nakadōri; beide Korr. der Deutschen Bank. —Hongkong & Shanghai Bank, Nr. 2.— Chartered Bank of India, Australia & China, Nr. 179. Alle vier Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.—Russo-Asiatic Bank, Nr. 77, und viele andre. Alle nur von 10-3 Uhr, Sa. nur 10- 12 geöffnet.
Theater: Minato-za, Sumiyoshi-chō. —Hagoromo-za, Hagoromo-chō.— Singspielhallen in Basha-michi-dōri und Isezaki-chō.—Europäische Konzerte und Theateraufführungen gelegentlich im Gaiety Theatre, Bluff 257.
Polizei: Hauptamt im Kenchō.— Fremdenführer der Oriental Guides Society, Tōyō Tsūben Kyōkwai, Yamashita-chō 32, erhalten 2,50 Yen tägl. für 2 Pers., 50 sen tägl. mehr für jede weitere Pers., dazu freie Reise und Verpflegung.—Kaiyūsha (Guides' Association), Motomachi, Itchōme 76 (Telephon Nr. 829), 3 Yen tägl. für 1-2 Pers., 50 sen für jede Pers. mehr, dazu Reise-und Verpflegungskosten.
Reisebureau: Thos. Cook & Son, Water Street 32.—International Sleeping Car Co., Bund 6.
Konsulate: Deutsches Reich, Bund Nr. 17; Generalkonsul v. Syburg.— Österreich-Ungarn, Konsul Koller.— Deutscher Klub: Germania, Mainstreet Nr. 235; Einführung durch ein Mitglied; Lesezimmer, Kegelbahn, Billards.—Yokohama United Club, Bund 4b.—Freimaurerloge (Masonic Temple), Mainstreet 78.
Ärzte: Dr. Reidhaar und Dr. Paravicini (Office: Mainstreet 74).—Zahnarzt: Dr. F. Wolf, Mainstreet 50 I, 9-5 Uhr.—Deutsche Apotheke (Normal Dispensary Ltd.), Mainstreet 77, L. Kiefer.—Bretts Pharmacy von Brett & Co., Mainstreet 60.—North & Rae, Mainstreet 79.
Buchhandlungen: Geiser u. Gilbert, Mainstreet 77; deutsches Haus.—Kelly & Walsh, Mainstreet 60.—Maruya, Benten-dōri.—Zeitungen: Deutsche Japanpost, Redaktion Yamashita-chō 60 (Mainstreet), wöchentlich, jede Nr. 40 sen.—Tagesblätter: Japan Daily Advertiser (jetzt in Tōkyō herausgegeben), Japan Gazette, Japan Herald, Japan Mail, Japan Times (in Tōkyō).—Wochenschriften: Box of Curios.Photographen: Tamamura, Benten-dōri 2.—Kimbei, Honchō-dōri. —Farsari, Waterstreet 32.
Geschäftsadressen (man kaufe in Yokohama Seide, Altertümer, Elfenbein): Europ. Reiseausrüstung: Lane, Crawford & Co., Mainstreet 59.— Mundvorräte für Reisen: Curnow, Mainstreet 82, Langfeldt Co., Mainstreet 71, Lane Crawford.—Ausfuhr von Japan. Pflanzen und Samen: L. Boehmer & Co., Bluff 28;—Nursery Company, Nakamura Bluff.—Huthandlung: Omiya & Co., Sakaichō 24, 25, 32.—Japanische Kunstsachen (Curio Dealers): Arthur & Bond, Waterstreet 38, Samurai Shōkwai, Honchō Itchōme, und viele andre. —Seide: Iida Takashimaya, Mainstreet 81;—Nozawaya, Benten-dōri;— Yamamoto, Benten-dōri 1 und Honchō-dōri 17;—Shieno; Honchō-dōri 19; Iwata, Honchō, und viele andre.— Cloisonné-Sachen: Gotō, Uchida-machi. —Musashiya, Honchō-dōri.—Bronze: Katō, Benten-dōri, Hashimoto, Ōtamachi.

[S. 390]

—Porzellan: Tashiroya, Benten-dōri; —Watano, Benten Bashi 8;— Matsuishiya u, Echigoya, Honchō-dōri. —Spielsachen: Nagai, Honchō-dōri. —Bambussachen: Moriyasu, Benten-dōri; —Tanabe, Motomachi.—Papierwaren: Hasegawa, Hōrai-chō;—Ishii, Ōtamachi.

Yokohama, bedeutendster Ausfuhrhafen Japans, liegt auf 35° 36' nördl. Br. (etwa wie Tanger), inmitten der wichtigsten Tee- und Seidebezirke, an der SO.-Küste der Insel Hondo, am SW.-Ufer der Yokohama-Bai, einem westlichen Einschnitt der Tōkyō-oder Yedobai, 37 km von der Einfahrt in diese durch die Uragastraße und ist durch Eisenbahn mit dem 22 km nnö. gelegenen Tōkyō verbunden. Es hat eine gute Reede und ein großes Hafenbecken, das von zwei Wellenbrechern mit durch zwei Leuchttürme gekennzeichneter Einfahrt eingeschlossen ist und an dem ein 600 m langer Hafendamm (Pier), große neue Kais mit geräumigen Lager-und Zollschuppen, drei Trockendocks und ein Schwimmdock (Yokohama Dock Co.) etc. angelegt sind. An den breiten Kai mit kleinern Wellenbrechern, die die English Hatoba (»Hafen«) und French Hatoba, letztere nur für kleine Fahrzeuge bestimmt, bilden, schließt sich die regelmäßig angelegte Stadt, die in drei Teile geschieden ist. Im östlichen liegen die großen europäischen Waren-und Bankhäuser, Gasthöfe und Klubhäuser, im mittlern die Präfektur, das Stadthaus, Hauptpost-und Telegraphenamt (besondere Gebäude für die Auslandpost), Zollhaus etc. in großen Gebäuden; im westlichen die japanische Stadt aus den üblichen Holzhäusern, dazwischen hier und da die mit dicken Lehmwänden gepanzerten feuersichern Speicher (Dozō), worin bei Feuersbrünsten alle wertvolle Habe untergebracht wird. Die Stadt, bis 1855 ein kleines Fischerdorf, wurde damals infolge der mit dem Ausland geschlossenen Verträge dem fremden Handel geöffnet und entwickelte sich seitdem zur ersten Handelsstadt Japans mit (1911) 419630 Einw., darunter 9923 Fremde (6217 Chinesen, 1590 Engländer, 813 Amerikaner, 436 Deutsche, 258 Franzosen, 138 Portugiesen, 114 Schweizer). Es ist Sitz einer Handelskammer, eines kaiserlichen Laboratoriums für Hygiene und hat mehrere Kirchen, eine deutsche Schule und Kirche im »Deutschen Haus« (Bluff 25), mehrere englische Schulen sowie das St. Joseph's College (von franz. Patres geleitet); ferner mehrere japanische Krankenhäuser, das Yokohama General Hospital für Europäer (Bluff 82) und je ein deutsches, englisches und amerikanisches Marinelazarett.—Die Ausfuhr umfaßt Seide und Seidenstoffe, Tee, Kupfer, Holzwaren, Porzellan, Streichhölzer, Lackwaren; die Einfuhr Baumwollengarne, Woll-und Baumwollenstoffe, Zucker, Petroleum, Alkohol, Indigo, Metallwaren.

Rundfahrt. Man fahre durch die Waterstreet und Mainstreet der Fremdenniederlassung (Yamashita-chō), wo sich die besten Läden zu Einkäufen, wie Seidenstoffe und Seidenstickereien, Lacksachen, Bronzen, Cloisonné, Satsuma-und andres Porzellan, japanische Altertümer und Kunstsachen, Elfenbeinschnitzereien etc., befinden. Zu billigern Einkäufen hat man bessere Gelegenheit im japanischen Stadtteil, Honchō-dōri und Benten-dōri. Am Bund, der Hafenstraße, liegen das deutsche Konsulat, der United Club und die größten Hotels. Nachmittags fahre man auf den Bluff (Yamate-chō), am Südende der [S. 391] Stadt, wo in hübschen Gärten die Villen der Europäer und Amerikaner liegen; dort auch das deutsche Marinelazarett (Bluff 40). Am Südende der Mainstreet gelangt man über die Brücke Moita Bashi zur 101-Stufentreppe, die steil auf den Bluff führt, oben bei einem altberühmten Teehaus schöne *Aussicht über Stadt und Hafen. Vom Bluff schöne Spazierfahrten südl. über Kitagata zur Mississippibucht; mehrere gute Teehäuser am Mandarin-Bluff; in Hommoku viele Teehäuser und guter Badestrand, auch in Takigashira dicht am Strande, in lebhaften Fischerdörfern; an der Mississippibucht schön gelegen ein deutsches Gartenrestaurant (an Stelle des 1911 abgebrannten Makado-Hotels, Besitzer C. Hahn). Weiterhin um den Rennplatz herum (bei Negishi) ein schön bewaldeter Weg mit lieblichen Landschaftsbildern; zurück über Nakamura oder Kuraki.

Seitentour: Yokohama-Kamakura-Enoshima-Kanazawa-Uraga.

Man rechne für Kamakura und Enoshima und zurück nach Yokohama 1 Tag, außerdem für Kanazawa 1 Tag, Uraga 1 Tag, Misaki 2 Tage.

Mit der Tōkaidōbahn vom Hauptbahnhof in Yokohama sö. über (4 km) Hodogaya und (13 km) Totsuka nach (18 km) Ōfuna, wo man meist in die Zweiglinie umsteigen muß, die in die Sagami-Halbinsel nach Yokosuka führt; erste Station ist *Kamakura (Kaihin-in-Hôtel, gelobt, großartiger Neubau, europ., in einem Piniengehölz in Yuigahama, 1/4 St. mit Rikscha oder Hoteldroschke, am schönen Strand der Sagamibucht; Mitsuhashi, Japan. Gasthof, ebenfalls gut), alte Hauptstadt Ostjapans im 12.-15. Jahrh., jetzt ein stilles Dorf und beliebter Sommerausflug, berühmt durch den *Daibutsu, eine große und schöne, sitzende Buddhafigur aus Bronze, 15 m hoch, 30 m Umfang, Gesichtslänge 2,6 m, Nasenlänge 1,1 m; die Figur ist 1252 erbaut, ihr Tempelumbau ist zweimal, 1369 und 1494, durch Erdbebenflutwellen zerstört worden und seitdem nicht erneuert; im Innern Altäre und eine Treppe bis zu halber Höhe der Statue (Trinkgeld dem führenden Bonzen). Der Daibutsu steht in einem schönen Tempelpark mit Bambus, Kiefern, Kirschbäumen u. dgl.; seitwärts ein hübscher Lotosteich. Ein Seitenweg führt auf eine Anhöhe mit schöner *Aussicht zum Kwannontempel (Hase no Kwannon), mit braungoldiger Figur der Göttin in einer dunkeln Nische, die der führende Bonze mit Kerzen beleuchtet; dicht beim Tempel ist der steile Abhang Inamura-ga-saki. Der Hachimantempel (Tempel des Kriegsgottes), 1073 von Minamoto Yoriyoshi in Yuigahama erbaut, wurde 1193 von Yoritomo auf den Hügel Tsuru-ga-oka verlegt, wo er jetzt steht. Vom Strand aus führt eine prächtige Kiefernallee und breite Steintreppe mit drei Torii hinauf. In der Nahe ein 1000jähriger Ichōbaum (Gingko biloba, eine Konifere, scheinbar Blätter tragend) von fast 6 m Umfang, neben dem der Shōgun Sanetomo 1218 ermordet wurde. Hinter dem Hachimantempel eine reichhaltige Waffensammlung.—Unter den vielen kleinern Tempeln im Gelände von Kamakura ist der Ennōji erwähnenswert, mit berühmter Holzfigur (Arai-no-Emma) des Höllenfürsten Emma-Ō, geschnitzt von [S. 392] Unkei; die Figur wird nur auf besonderes Verlangen vom Bonzen (gegen Trinkgeld) gezeigt. Auch ein heiligen Tauben geweihter Tempel, dessen Tauben so zahm sind wie auf dem Markusplatz in Venedig, ist sehenswert.

Von Kamakura fährt man mit elektr. Straßenbahn etwa 6 km erst durch eine malerische Schlucht, dann längs des Strandes der prächtigen Sagamibucht durch die Dörfer Koshigoe und Katase zur heiligen Insel *Enoshima (Gasthöfe: Iwamoto-in u. Ebisuya im Dorfe; Kinkirō höher über dem Dorfe, besser), die bei Niedrigwasser durch eine trockene Sandbank mit dem Lande verbunden ist; eine schmale, hölzerne Brücke führt zur Insel. Auf ihr das malerische Fischerdorf Enoshima (Seebad), wo Muscheln, Korallen und maritime Seltenheiten feilgeboten werden; ferner ein Wäldchen, Tempelhaine und Gärten. Die Insel ist der Glücksgöttin Benten geweiht (welche die Insel von einem Drachen befreite, indem sie ihn heiratete!). In der 113 m langen und im Eingang 9 m hohen Höhle an der Seeseite (in der der Bentendrache hauste) stehen Verkaufsbuden und kleine Shintōschreine.—Den Rückweg von Enoshima kann man mit Rikscha oder elektr. Bahn über das Seebad Kugenuma (Gasthof Kōshōkwan) nach (4 km) Stat. Fujisawa und von da mit Bahn nach Yokohama nehmen.

Von Yokohama kann man auch mit Rikscha (2 Mann) auf 10 km ebenem und dann 8 km hügeligem Weg über den Ort Seki nach Kanazawa fahren; hinter Seki, beim Orte Tanaka, führt r. ein Seitenweg von 3 km auf den Hügel Mine, oben prächtige *Aussicht; dann führt der Weg von Tanaka durch liebliche Landschaft (»Plains of Heaven«, Himmelsebenen von den Fremden genannt) zum Teehaus Nokendo, das unter der »Pinsel-Wegwerfe-Kiefer« Fude-sute-matsu steht (nach der japanischen Legende vom Künstler, der einst seinen Pinsel verzweifelt hier fortwarf, weil er die allzu schöne Landschaft nicht malen konnte). Bald wird das Seebad Kanazawa (Gasthöfe: Chiyo-moto; Azumaya) an der kleinen Mutsurabucht erreicht, berühmt durch das *Landschaftsbild Hakkei vor dem Dorfe. In der Nähe, bei Nojima, liegt ein besuchter Päoniengarten (mit 300jährigen Pflanzen). Von Kanazawa kann man mit Rikscha längs der Küste der Tōkyōbucht nach Yokohama zurückgelangen, etwa 30 km.

An der Ōfunazweigbahn (S. 391) ist die nächste Station hinter Kamakura Zushi, der Bahnhof für das reizende Seebad Hayama (Gasthöfe: Hirayama Hotel; Chōjaen), das 2,5 km sw. von Zushi an der Sagamibucht liegt. Etwa 3 km sö. von Hayama liegt das vorzügliche Seebad *Chōjasaki mit gutem Gasthof; in der Nähe ein Winterschloß des Kronprinzen. Endstation der Ōfunazweigbahn ist Yokosuka (Photographieren verboten! Gasthof: Mitomiya; europ. Restaurant: Kaiyō-ken, nahe der Marinewerft), wichtige Marinestation mit großer Werft und Stadt von 25000 Einw.; auf dem Hügel 1/2 St. vom Bahnhof *Aussicht und Grab von Will. Adams, des ersten Engländers, der von 1600 bis 1620 in Japan lebte. Von Yokosuka fährt man mit Rikscha auf schönem Wege (halbwegs in Ōtsu eine Wirtschaft an gutem Badestrand) 7 km bis Uraga (Gasth. Tokudaya in Higashi-Uraga), Hafenstadt an beiden Seiten einer schönen, schmalen Bucht, mit zwei großen Trockendocks und lebhaftem Schiffsverkehr; Dampfergelegenheit nach Tōkyō täglich; Fahrzeit 4 St. Von Uraga [S. 393] Ausflug mit Rikscha 16 km nach Misaki (Gasth. Aoyagi) am Südende der Sagamihalbinsel; etwa 3 km nördl. davon liegt das Maritimbiologische Laboratorium (Misaki Rinkai Jikken-jō) der kaiserlichen Universität von Tōkyō.—Von hier kann man längs der Küste der Sagamibucht mit Rikscha 20 km nach Chōjasaki (s. oben) und dann über Zushi nach Yokohama zurückgelangen.


Eisenbahn Yokohama-Tōkyō (29 km), die älteste Bahnstrecke Japans, 1872 eröffnet, jetzt zur Tokaidōbahn gehörig; Fahrzeit 28-54 Min. Vom Hauptbahnhof über die Vorstadt (3 km) Kanagawa (das einst an Stelle des jetzigen Yokohama dem Fremdhandel diente) Higashi-Kanagawa (Zweigbahn nach Hachiōji), Tsurumi, Kawasaki, Kamata (Irisgärten), Ōmori nach (24 km) Shinagawa (umsteigen, wer die Vorortbahn oder die Nordbahnen von Tōkyō benutzen will). Die Fahrt bietet l. schöne Ausblicke auf den Fuji (S. 384), auf Dörfer, Brücken, Reisfelder und Kirschbaumpflanzungen (während der Blütezeit ein liebliches Bild). Kurz vor Tōkyō r. Ausblick auf die Tōkyōbucht und die Hafenbefestigungen (alte, von Niederländern gebaute Forts). Dann durch Vorstädte mit vielen Fabrikschornsteinen und vorbei am Shibapark und dem Sommerpalast Hama Rikyū zum Hauptbahnhof (Shimbashi) von (29 km) Tōkyō.


TOKYO.


Tōkyō.

Vgl. beifolgenden Plan.

Ankunft mit der Bahn, von Yokohama kommend am Shimbashibahnhof, von Nikkō kommend am Uenobahnhof, 7 km nördl. von ersterm; über Stadtbahn s. unter Eisenbahnen.
Gasthöfe: Imperial, japanisch Teikoku Hotel genannt (A.-G.; Pl. a), unter japanischer Leitung, nahe dem Kaiserpalast, dem Shibapark und den Gesandtschaften in Uchiyamashitachō, 5 Min. mit Rikscha vom Shimbashibahnhof; 100 Z. 4-15, F. 1, Lunch 1,50, Dinn. 2, Pens. 7-20 Yen; vergrößerter Neubau in der Nähe, für 250 Z., beabsichtigt.—Central (im Fremdenviertel), Tsukiji 12 (europ. Leitung); 25 Z., Pens. 5-8 Yen.— Seiyōken, in Tsukiji, Uneme-chō 33 und im Uenopark.—Atago (Tōkyō Hôtel) auf dem Atago-Berge (berühmte Fernsicht), sehr gut, Pens. 5 Yen.
Restaurants: Europäisches Essen: Shimbashi-Bahnwirtschaft (eine Treppe hoch im Bahnhof).—Yūraku-en, gegenüber dem Bahnhof, von europäischen Kaufleuten besucht, gutes Essen.— Fūgetsu-dō, Minami Nabe-chō, bei der Ginza-Straße.—Seiyōken, im Uenopark, gut.—Kwagetsu Kwadan, am Ende der Mukōjima-Allee.—Sanen-tei, im Shibapark.—Fujimi-ken, auf dem Kudanhügel (gegenüber Shōkonshapark), mit Zweighaus nahe der britischen Gesandtschaft.—Matsumoto-rō, Hibiyapark.—Japanisches Essen: Shin-Kira, Kobiki-chō, Nähe des Shimbashibahnhofs. —Yaozen, in San-ya, Asakusa.—Yaomatsu, in Mukōjima; Hirasei, in Fukagawa.—Tokiwaya, in Hamachō, Kyū Hana-Yashiki.
Post, Telegr. u. Fernspr.: Hauptamt Yedo-bashi, Nebenämter in jedem Stadtteil.
Wagen: Tōkyō Basha Kaisha, beim Shimbashibahnhof; Toda, im Grundstück des Imperial Hôtel; andre Gesellschaften in Tsukiji und Kanda. Preise: Victoria einspänn. 1/2 Tag 3,50, 1 Tag 6 Yen; zweispänn. 1/2 Tag 5, 1 Tag 7-8 Yen; Landau zweispänn. 1/2 Tag 5,50-6, 1 Tag 9-10 Yen.—Automobile: Ōkura Motor Car Co., Tōkyō Motor Car Co. (Yūraku-chō 1, chōme 3), Yamaguchi, Tsukiji, sehr teuer, für Fahrten innerhalb der Stadt wenig empfehlenswert.—Rikschas werden allgemein benutzt.

[S. 394]

Preise stündl. wenigstens 20 sen mit 1 Kuli, 40 sen mit 2 Kulis (vorher ausmachen); das Imperial Hôtel hat bestimmten gedruckten Tarif für Entfernungen. Zweckmäßig ist es, am Shimbashibahnhof eine Rikschafahrkarte mit Preisangabe für die betreffende Strecke zu nehmen und Kuli rufen zu lassen.—Straßenbahnen in zahlreichen Linien fast nach allen Punkten der Stadt (sehr zu empfehlen), von Shimbashi ohne Umsteigen nach Ueno, Asakusa, Shinagawa etc.; Fahrpreis überallhin 5 sen (Fahrscheinhefte mit Ermäßigung; man verlange vom Schaffner Umsteigebillett, nori-kae-gippu, wo erforderlich).
Eisenbahnen: Vom Shimbashibahnhof die Tōkaidōbahn nach Yokohama und Kyōto. Von der Gofuku-bashi-Station im Zentrum der Stadt (unweit Nippon Ginkō) die Ringbahn, die innerhalb der Stadt als Hochbahn läuft, nach der Karasumori-Station beim Shimbashibahnhof, von da durch die Vororte nach (26 km) Akabane an der Nordbahn und von da nach dem Ueno- Bahnhof.—Von der Yorozuyobashi-Station (Kanda, bei Suda-chō) die Stadtbahn nach Shinjiku (Anschluß an die Ringbahn), von da nach Kōfu.—Vom Ueno-Bahnhof die Nordbahn nach Nikkō und (735 km) Aomori sowie nach Mito (Ostküstenbahn) und Sendai.— Vom Ryōgoku-Bahnhof eine Linie nach Chiba, Ohara etc.; vom Asakusa-Bahnhof über Kanegafuchi nach Ashikaga und Isezaki (Tōbubahn).—Fahrpläne in den Hotels.—The East Asiatic Commercial Intelligence Institute of the South Manchuria Railway Company, in Tōkyō, Azabu-Mamiana Nr. 4, gibt Auskunft über die unter japanischer Verwaltung stehende Südmandschurische Bahn, vgl. S. 324.
Dampfer (klein und unbequem) tägl. nach Yokosuka, Uraga (S. 392) und allen Plätzen im Golf von Tōkyō.
Banken: Yokohama Specie Bank (Korresp. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig); Nippon Ginkō (»Bank von Japan«) und viele andre.
Theater: Kabukiza (Pl. 22), Kobiki-chō. —Meijiza, Hama-chō.—Hongō-za, Haruki-chō.—Tōkyō-za, Misaki-chō. —Shintomi-za, Shintomi-chō.—Ganz in europäischem Stil das Yūraku-za und das 1911 eröffnete moderne Theater Teikokuza, in der Yūraku-chō (Zentrum der Stadt, unweit Imperial Hôtel, gegenüber der Rückseite des Kaiserpalastes. Ringkampfspiele bei Ekō-in, Honjō, je 10 Tage im Frühling und Winter.—Teehäuser (mit Tanzaufführungen): Kōyō-kwan (Red Maple Club) im Shibapark, Einführung besorgt der Gasthofsbesitzer.—Nakamura-rō, in Ryōgoku.—(NB. Die großen Theater mit berühmten Schauspielern sind im Sommer geschlossen; in jedem Theater spielen entweder nur Männer oder [seltener] nur Frauen, man frage vorher.)
Reisebureaus: T. Minami & Sons, Tourist Agency, Rogetsu-chō 3, Shibaku (Fernsprecher: Amt Shimbashi, Nr. 3370), besorgt Fahrkarten für alle Dampferlinien und Bahnen; stellt Reiseführer, besorgt Post, Telegramme, Bankgeschäfte, Gepäck; hält Reisehandbücher vorrätig, gibt »The Excursion Journal« heraus (beachtenswert!). —Welcome Society, Yūrakuchō Itchōme 1 (in der Tōkyō-Handelskammer; vgl. S. 345).— »Guide-Book for Tourists of Japan« der Welcome Society, 5. Aufl. 1910 (gut).—The Musashino, Monatsschrift für Fremdenverkehr, herausgegeben vom Imperial Hôtel (ein Heft 10 sen).—Fremdenführer: G. Iguchi, Meguro Shinfuji 1; Liste andrer, auch Deutsch sprechender Führer im Hotel; vgl. auch S. 345.
Gesandtschaften: Deutsches Reich (Pl. 1), Botschafter Graf Rex.—Österreich-Ungarn (Pl. 2): Botschafter Freih. Call v. Rosenburg.—Schweiz: Gesandter de Salis.
Polizei in jedem Stadtviertel.
Arzt: Dr. Teusler im St. Luke's Hospital. —Die Professoren der medizinischen Fakultät der kaiserl. Universität sprechen sämtlich Deutsch und sind fast alle in Deutschland ausgebildet; darunter sind gute Spezialisten.
Buchhandlungen: Z. P. Maruya & Co. Ltd. (Maruzen Kabushiki Kaisha), Nihombashi, Tōri Sanchome.—Geiser u. Gilbert, deutsch, Kanda-ku, Kaji-chō 23.—Kyōbunkwan (Methodist Publishing House), Ginza Shichōme.—Nankōdō, Hongō, deutsche Bücher.—Hasegawa, Shitaya-ku, Kami-Nogishi 17 (jap. Kunstdrucksachen); für farbige Holzschnitte: Kobayashi, Asakusa Komakata. —Zeitungen: Japan Times (tägl.; jap.); Japan Advertiser (amerik.-engl.); vgl. auch Yokohama, S. 389.

[S. 395]

Klubhaus der deutschen Gesellschaft für Natur-und Völkerkunde Ostasiens: Kanda, Imagawa-kōji Itchōme 8, unterm Kudanhügel. Daselbst sehr wertvolle Bibliothek über Ostasiatica.
Deutsche Stube mit Bücherei und Leseraum ist im Seminar für fremde Sprachen eingerichtet.
Photographen: Oka, Kojimachi, Dotei sambancho 8 (spricht Deutsch). —Maruki, Azabu.—Okamoto, Ginza, Sanchōme (nahe dem Shimbashibahnhof); auch Kakemonoverkauf und Dunkelkammer verfügbar.—Ogawa, Kyōbashi Hiyoshi-chō 13.—Photographische Artikel: Asanuma & Co., Honchō Nichōme.—Kimbei, Takekawa-chō, Ginza.
Geschäftsadressen: Basare (Kwan-kōba) mit festen Preisen an der Shimbashibrücke, im Shibapark, im Uenopark (Shōhin Chinretsu-jō) etc.— Europäische Lebensmittel: Kameya, Ginza Takekawa-chō.—Japanische Kunstsachen (Curio dealer): Ikeda, Owari-chō Nichōme 13; Jōkō, Kyōbashi Yomi-chō; Kōko-Dō, Nakabashi Izumichō, und viele andre in Naka-dōri (parallel zur Hauptstraße zwischen Kyōbashi und Nihombashi).—Elfenbeinschnitzereien: Maruki, Sukiya-chō Nihombashi 6; Toyama Shōten, Ginza, Nichōme, Kyōbashiku; Kaneda, Naka-dōri. —Cloisonné-Sachen: Ando, Motosukiya-chō Ginza; Namikawa & Co., 8 Shin-Yemoncho, Nihombashi; Ueda, 2 Saegi-chō, Kyōbashi.—Porzellan: Mikawaya, Owari-chō, Itchōme; Kōno, 18 Shiba Tamachi, Shichōme (für Satsuma). —Bronzewaren: Mikawaya, Sotokanda, Hatago-chō Itchōme; Miyao, 1 Nihombashi, Hon-Shirokane-chō.— Silberwaren: Miyamoto Shoko, Kyōbashi, Yazaemon-chō 2.—Gemälde, Kakmonos, Farbenholzschnitte etc.: Suwa, Tatami-chō 2, nahe Kyōbashi; Shimbi Shein, Shinsakawa-chō 13.—Lacksachen: Kuhei Hayashi, Nihombashi, Muromachi; Kuroeya, Tōri Itchōme.— Bambusarbeiten: Fujimura, Kojimachi Itchōme.—Seidenstoffe: Iida, Takashimaya, 1 Nishikonya-chō, Kyōbashiku; Mitsukoshi, Nihombashi, Suruga-chō; Shirokiya, an der Nihombashibrücke; Mizushima, Honchō Itchōme; Hattori, nahe Imperial Hôtel; Nishimura u. a.—Alte Seidenstickereien: Shimizu, 1 Inabachō, Higashi-Naka-dōri; Iwamoto Denshichi, Naka-dōri; Morita, Nihombashi Sanai-chō 8.— Fächer: Haibara, 1 Nihombashi, Tōri Itchōme.—Spielsachen: Jikkendana (Ausstellung am 3. März, Mädchenfest, und 5. Mai, Knabenfest).
Zeiteinteilung: 1. Tag: Shōkonshatempel, Uenopark nebst Museum, Asakusa-Kwannontempel.—2. Tag: Shibapark, Red Maple Club und Gräber der 47 Rōnin.—3. Tag: Geschäftsstraßen, Atagoyama, Mukōjima und Yoshiwara. (Das altberühmte ist aber im Frühjahr 1911 durch Brand vollständig vernichtet worden. Man richte sich nach der Jahreszeit, wegen der Blüten-und Tempelfeste.)
Festlichkeiten: Von den vielen Tempel-und Volksfesten sind die sehenswertesten: am 17. u. 18. jedes Monats Kwannonfest im Asakusatempel; 9. April Feuergang (Hiwatari) im Ontake-jinja, Imagawa-kōji, Kanda; 17. April: Tōshōgūfest im Shiba-und Uenopark; 18. April: Sanja Matsurifest in Asakusa; etwa 20. April: *Sakura- (Kirschblüten-)Fest im Kaiserpark (Einladungen bewirkt die Botschaft, Anzug: Gehrock und Zylinder oder Uniform, Damen elegante Promenadentoilette); 6.-8. Mai: Shōkonsha-Fest mit Rennen und Ringkämpfen etc. in Kudan; 3.-14. Juni: Tennō Matsurifest in Shinagawa, Yotsuya, Asakusa; Mitte Juli (oder Anfang August): Kawa-birakifest, Eröffnung des Sumida-gawa, in Ryōgoku; 9. u. 10. Juli: Shiman Rokusen Nichifest im Asakusatempel; 15. Sept. Kanda Myōjin in Kanda; 17. Sept.: Feuergang (Hiwatari) im Ontaketempel; 11.-20. Sept.: Shimmei Matsuri im Shibapark; 12. u. 13. Okt.: O Eshikifest in Ikegami und Hori-no-uchi. Anfang November: Chrysanthemumfest im Aoyamapalast des Kronprinzen (nur auf Einladung); 3. Nov: Geburtstag des Kaisers, Parade auf dem Rempeiba; 22.-28. Nov.: O kō Mairi und im November Tori no Machi beim Asakusatempel.—Messen (ichi) am 17. und 18. Dez. im Asakusatempelbezirk, am 22. und 23. in Shiba; Näheres gibt die »Japan Times« bekannt.

[S. 396]

Tōkyō (auch Tōkei, spr. tōkē, »Osthauptstadt«), Hauptstadt des japanischen Reiches und Residenz des Kaisers, früher Yedo genannt, am NW.-Ende der seichten Tōkyōbucht (Yedobucht; daher Yokohama die Hafenstadt von Tōkyō trotz dessen Lage am Meer) und am Südende der größten Ebene Hondos, an der Mündung des Sumidagawa, über den fünf große Brücken (Azuma-, Umaya-, Ryō-goku-bashu, Ōhashi, Eitai-bashi) führen, durchschnitten von Kanälen, Ausgangspunkt von Bahnen nach sechs Richtungen. Die Stadt, mit 2186079 Einw., wird von dem Sumidagawa in zwei Teile geschieden, einen kleinern östlichen, der bis zum Nakagawa reicht, und einen größern westlichen, den eine Mauer bis zum Fluß und zur Tōkyōbucht umgibt, und der den Palast des Kaisers (S. 397) enthält. Diesen Stadtteil umschließt ringsum die eigentliche Stadt, zum größten Teil noch aus einstöckigen Holzhäusern bestehend, daher sehr ausgedehnt und oft durch Feuersbrünste heimgesucht. Die Geschäftshäuser in den Hauptstraßen bestehen daher gewöhnlich aus feuersichern Lehm-oder Backsteinspeichern, und auch die vornehmern Privatwohnungen sind meist mit solchen Dozō versehen (ähnlich im ganzen Lande). Unter den seltenen großartigern Gebäuden japanischer Bauart sind zu nennen einige prächtige buddhistische Tempel mit kunstvoller, vergoldeter Holzschnitzerei, Klöster, Grabdenkmäler der letzten Shōgune in Shiba und Ueno (S. 398). Im westl. Teil der Stadt wohnen die Botschafter von Deutschland (Pl. 1), England (Pl. 3), Rußland etc., und hier steht unweit Shimbashi der Palast Hamagoten, der für fremde fürstliche Gäste des Kaisers bestimmt ist. Tōkyō ist Sitz der Regierung, des höchsten Gerichtshofs, des kaiserlichen Gardekorps und der ersten Division der Armee und der geistige Mittelpunkt des Reiches. Außer einer kaiserlichen Universität (Teikoku Daigaku, in Hongō gelegen) besitzt es mehrere stark besuchte Privatuniversitäten, ein Realgymnasium (Erste Kōtō-Gakkō), eine höhere Normalschule, Blinden-und Taubstummenanstalt, Handelsakademie, Gewerbeschule, Ackerbau-und Forstschule, Musikschule, zahlreiche Mittelschulen, Lehrerseminare etc., eine kaiserl. Akademie der Wissenschaften mit 60 vom Kaiser ernannten Mitgliedern, eine Kunstschule und ein Museum im Uenopark, eine öffentliche Bibliothek von 300000 Bänden, eine zweite von 30000 Bänden in europäischen Sprachen, Geographische Gesellschaft, 316 Zeitungen und Zeitschriften, darunter die »Transactions of the Asiatic Society of Japan«und die »Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur-und Völkerkunde Ostasiens«. Die sehr bedeutende Industrie erzeugt namentlich Seiden-und Lackwaren, Fayence, Porzellan, Email; es bestehen große Schiffswerften und Maschinenbauwerkstätten. Der Handel mit dem Inland ist sehr bedeutend, während der mit dem Ausland meist über Yokohama geht. Die Stadt ist seit 1869 dem Fremdenverkehr geöffnet.—Yedo ist aus einem Fischerdorf entstanden, bei dem 1456 Ōta Dōkwan ein großes Schloß baute; die Stadt blühte erst auf, als der erste Tokugawa Shōgun Ieyasu 1603 seine Residenz hierher verlegte.

Rundfahrt. Vom Shimbashibahnhof, hinter dem nach der Seeseite der kaiserliche Sonderpalast Hama-Rikyū liegt, wo gegen [S. 397] Ende April jedes Jahres das kaiserliche Kirschblüten-Gartenfest abgehalten wird (Einladungen dazu, wie im November zum Chrysanthemumfest im Akasaka-Palast, vermitteln die Botschafter bei rechtzeitiger Meldung), fahre man mit Rikscha l. und nördl. in das Stadtviertel, in dem die Ministerien (in nüchternem, europäischen Stil erbaut) liegen; man fährt am Stadtgraben entlang bis zum Tōkyō-Klubhaus (Pl. 5), gegenüber dem Imperial Hôtel. Nahe beim Hotel der weite, erst in neuester Zeit angelegte Stadtpark Hibiya-Kōen mit Restaurants Matsumoto-rō und Sankyōtei, sowie der Hibiya Daijingū, eine Nachbildung des Großen Schreins von Ise. Auf einem Hügel liegt r. der Palast des Marquis Nabeshima, des frühern Daimyō von Hizen, lange Oberzeremonienmeister des kaiserlichen Hofes. Gegenüber auf bewaldeter Anhöhe steht der Sannōtempel.—Neben ihm beginnt das vornehmste Stadtviertel Nagata-chō, mit den Palästen der Prinzen Kitashirakawa und Arisugawa, den Gebäuden des Auswärtigen Amts, des Generalstabs (Pl. 6) und der fremden Gesandtschaften. Innerhalb dieses sogen. Daimyōviertels (Daimyō Kōji) liegt auf niedrigem Hügel, mit breitem Wassergraben und zyklopischen Mauern umgeben, das O-Shiro oder Schloß mit dem Kaiserpalast, das Schatzamt und andre Ministerien, Wohngebäude und prachtvolle Gärten, wo einst die frühern Daimyōs mit Gefolge residierten. Der Kaiserpalast (Zutritt nur bei Audienzen und Festlichkeiten durch Vermittelung der Botschaft, sonst dem Publikum unzugänglich), 1889 neu erbaut, hat viele Empfangsräume, meist durch Kristallglasschiebetüren getrennt, mit Seidentapeten und reichgemalten Holzdecken, viele Räume vornehm-einfach, andre, z. B. die Banketthalle, reich vergoldet. Die Möbel stammen zum Teil aus Deutschland. Der Park ist reich an Kirschbäumen.— Auf dem Platze gegenüber der Schloßbrücke Nijūbashi steht das 1900 errichtete Bronzestandbild des kaisertreuen Feldherrn Kusunoki Masashige (gest. 1336).—In der Nähe das 1910 errichtete Denkmal des Marquis Itō (berühmter Staatsmann und 1906 bis zu seiner Ermordung [1909] Generalgouverneur von Korea). In der Nähe die sehenswerte Regierungsdruckerei Insatsu Kyoku (Pl. 12) und mehrere Ministerien.—Nahe nördl. von der Nordbrücke, die zum Kaiserpalast führt, liegt der *Shōkonshatempel (»Schrein zur Einladung der abgeschiedenen Geister«, auch Yasu-kuni-jinja, »Schrein des friedlichen Landes«, genannt) auf dem flachen Kudanhügel, ein 1869 erbauter Shintōtempel reinen Stils, in welchem die Manen der im Restaurationsjahr 1868, in der Saga-Unruhe 1874 und in der Satsuma-Rebellion 1877 auf kaiserlicher Seite Gefallenen, sowie der im chinesisch-japanischen (1894/95) und russisch-japanischen (1904/05) Feldzuge gebliebenen Krieger von Staats wegen verehrt werden; vor ihm ein riesiger bronzener Torii; hinter ihm ein schöner Park. Gleich r. vom Tempel liegt das Waffenmuseum, *Yūshūkwan (geöffnet von 8-4 Uhr im Sommer, 9-3 Uhr im Winter, Eintritt 3 sen), mit sehenswerter Sammlung altjapanischer Waffen, besonders prächtiger Schwerter, Rüstungen, Schloßmodelle, und vielen Beutestücken aus dem chinesischen und dem russischen Kriege. Die den Rennplatz vor dem Tempel durchziehende Doppelreihe granitener [S. 398] Laternen wurde 1878 vom japanischen Adel gestiftet; hier steht auch die Bronzestatue des Patrioten Ōmura, das erste in Japan errichtete Denkmal (1892) dieser Art. Am Fuße des Hügels Kudanzaka steht der Ontakeschrein (Pl. 11), in dem der Feuergang am 9. April und 17. Sept. ausgeführt wird.—Nun über den äußern Graben zum Hōhei Kōshō (Arsenal, Gewehrfabrik) im Koishikawa-Distrikt. Zutritt nur mit Erlaubnis der Militärbehörden. Zum Arsenal gehört der schönste Landschaftsgarten Tōkyōs, der *Kōraku-en, einst Besitztum des Fürsten von Mito, im 17. Jahrh. von einem chinesischen Literaten, der beim Zusammenbruch der Ming-Dynastie in Japan Zuflucht fand, angelegt.—Nicht weit davon die Jūjitsu-Schule des Prof. Kanō; im N. des Distrikts der *Botanische Garten (Shokubutsu-en) der kaiserl. Universität, ebenfalls ein alter Daimyōpark mit schönen Landschaftsbildern (täglich bis 4 Uhr geöffnet; Pflanzenverkauf).—Im äußersten NW. des Koishikawa-Distrikts liegt der Buddhatempel Gokoku-ji mit Priesterseminar der Shingon-Sekte; der Hauptschatz des Tempels, ein ungeheures Kakemono von Kanō Yasunobu (Buddhas Eingang ins Nirvana), wird nur im April gezeigt. Dahinter die neuen Begräbnisplätze der kaiserlichen Familie (nicht zugänglich).—Östl. vom Botanischen Garten im Hongōdistrikt die kaiserliche Universität (Teikoku Daigaku), mit (Sept. 1909) 5699 Studenten, verteilt in sechs Fakultäten: Medizin, Rechts-und Staatswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, Philosophie, Geschichte, Literatur, Agrikultur (letztere hat ihre weit ausgedehnten Grundstücke in der Vorstadt Komaba). Vorlesungen in japanischer Sprache, die fremden Professoren und Lektoren dozieren aber in deutscher (deutsche Literatur und deutsches Recht), englischer und französischer Sprache; ebenda die Universitätskliniken.—Nö. davon die Blumengärten von Dango-zaka (große Chrysanthemenausstellung im November). Darstellungen aus der japanischen Geschichte mit lebensgroßen Puppen in Chrysanthemumkleidern).—Von der Universität fährt man um den Lotosteich *Shinobazu no Ike herum zum südlichen Haupteingang in den *Uenopark, beliebten Ausflugsort, besonders während der Kirschblüte; vor dem Hügel führt r. eine Treppe auf eine Anhöhe, von der schöne Aussicht nach dem Asakusatempel hin und über die Stadt; l. ein kleiner buddhistischer Kwannontempel.—Dann zurück zum Hauptweg, der durch die berühmte *Kirschenallee führt; l. liegt der Lotosteich, auf dessen kleiner Halbinsel ein Heiligenschrein der Göttin Benten.—Etwas weiterhin das *Seiyōken-Hotel und Speisehaus mit schönem Blick über den Teich und die Universitätsbauten. Dicht neben dem Speisehaus ist ein Daibutsu, ein Bronzebuddha von 6,5 m Höhe aus dem Jahre 1660.— Weiterhin l. ein Tor mit Kugelspuren aus der Schlacht im Uenopark 1868; dahinter eine große Steinlaterne (eine der drei größten Japans) aus dem 17. Jahrh.—In der schönen Kryptomerienallee eine alte Pagode und am Ende einer Reihe von Steinlaternen der den Manen des Ieyasu geweihte Tōshōgū-Schrein. Das prachtvolle, geschnitzte und vergoldete Tor davor ist 1890 restauriert worden; das gleiche soll mit dem Tempel geschehen. Der Hauptweg führt zum *Ueno-Museum [S. 399] (Hakubutsukwan), geöffnet 8-5 Uhr im Sommer, 9-4 Uhr im Winter, geschlossen 25. Dez. bis 4. Jan. und alle Montage; Eintritt 5 sen.

Im Eingang Riesentrommel, Palankine etc.; r. naturhistorische Sammlung (Tosahähne mit 4,4 m langen Schwanzfedern!), darüber im 1. Stock schöne Kakemono und Wandschirme. —L. vom Eingang historische Sammlung: 1. Zimmer: alte Handschriften und Drucke, Karten etc.; 2. Zimmer: Tempelgebrauchssachen (goldene tokko), auch sehr alte Handschriften und alte christliche Erinnerungen; 3. Zimmer: (Endraum) prähistorische Funde: Steinpfeilspitzen etc., Kupferglocken und-spiegel, Rüstungen, alte Topfwaren; im Nebenraum prähistorische maga-tama und kuda-tama (Schmucksachen).—Im Treppenhaus alte kaiserl. Staatskarren für Ochsengespann und Modell der Tenchi Maru (Staatsbarke der Shōgune); im Mittelraum alte kaiserliche Gewänder, Thronhimmel; l. in Nebenräumen Kunstsammlung: Kakemono, Makimono, Fächer, Masken, Bilder und Zeichnungen, Lack-, Bronze-und Porzellankunstsachen (schöne Stücke!).— Im Endraum Musikinstrumente, Zubehör für das Teezeremoniell und Spiele; dahinter Waffen, alte Büchsen, Miniaturpagoden (Hachiman-tō) u. a.
Der einzeln stehende schöne Neubau, l. vom Eingang, genannt Hyōkei-kwan, ist eine Stiftung des Volkes für den Kronprinzen zur Vermählung. Das Untergeschoß enthält eine hochinteressante Sammlung japanischer, chinesischer und koreanischer Töpfereien, das Obergeschoß häufig gewechselte wertvolle Malereien, besonders Kakemono und Faltschirme.

Vom Museum führt r. ein Weg zur Kunstschule (Bijutsu Gakkō), Eintritt nur auf Empfehlung gestattet. In der Nähe die staatliche Musikschule, die jährlich mehrmals größere europäische Konzerte veranstaltet, und an der auch europäische (meist deutsche) Musiklehrer wirken; eine Volksbibliothek und Lesehalle (Toshokwan) und die Gelehrtenakademie Gakushi Kwai-in sowie ein kleiner Zoologischer Garten (Dōbuts-en, Eintritt 4 sen).—Von der Lesehalle führt r. eine Allee zu den Shōgungräbern (Go Reiya): Haupttor geschlossen, l. führt eine Seitenpforte zum Priesterhaus, wo ein Priester gegen Spende in die prächtigen Tempelgebäude hineinführt, die reich an Malereien sind und hinter denen die Grabmäler von sechs Shōgunen der Tokugawafamilie (des 4., 5., 8., 10., 11. und 13. Shōguns) liegen.— Im Uenopark auch der Basar Shōhin Chinretsu-jō, mehrere Hallen für moderne Kunstausstellungen sowie der buddhistische Tempel Ryō Daishi (Jigen-dō).—Östl. vom Uenobahnhof liegt die große Tempelanlage Higashi Hongwanji (volkstümlich Monzeki) der buddhistischen Montosekte, 1657 erbaut, jetzt mit eisernem Netzwerk zum Schutz gegen Feuerbrandstücke aus der Umgebung; der Haupttempel ist innen und außen mit Schnitzereien reich geschmückt.—Etwas nö. davon steht der große buddhistische Tempel Sensōji, meist *Asakusa Kwannon genannt; die goldene Statuette der Gnadengöttin Kwannon im Tempel wurde nach der Legende im 6. Jahrh. an der Sumidagawamündung aufgefischt (die Statuette wird nie gezeigt, sie soll nur 5 cm groß sein; eine größere neuere Nachbildung steht vor dem Hauptaltar und wird am 23. Dez. gezeigt. Der Tempel ist sehr volkstümlich, mehr »Wurstelprater« als Heiligtum, stets stark besucht: vor dem Tempel Buden mit tauchenden Meerjungfern, Ziege mit fünf Beinen, Akrobaten, Momentphotographen, dressierten Affen, Zweikampfspielen, dann Verkaufsbuden mit Taubenfutter (die Tauben sind zahm wie auf dem Markusplatz in Venedig), Quacksalbermedizinen, [S. 400] Zuckerzeug, Spielsachen, Eßwaren aller Art etc. (Vorzügliche Gelegenheit, das Volksleben zu beobachten.) So. Nm. und am 17. und 18. jedes Monats ist der Tempel am stärksten besucht. Vor dem zweistöckigen Tempeltor sind Figuren der Tempelwächter (Ni-ō) hinter Holzgittern; l. ist ein Fudōschrein, und davor ein Jizōschrein mit Gebetsrad (goshō-guruma) ähnlich den tibetanischen, doch im Gebrauch verschieden. Im Tempelhofe steht r. auf einer Anhöhe die Asakusaglocke, deren Ton die Gottheit anruft. In der Haupthalle des Tempels sind so viele Laternen, Fahnen, Götzenbilder, chinesische Trommeln, daß man im Hintergrunde kaum die Figur der Kwannon entdecken kann; der Zugang zu deren *Hochaltar ist gegen Spende durch einen der Bonzen zu erreichen; auf der Rückseite des Hochaltars (Ura Kwannon) sind schöne Wandgemälde (selten!) auf Lackgrund. In der Ecke r. im Haupttempel ist die berühmte sitzende Figur des Helfers und Heilers aller Kranken, des Gottes Binzuru (als Verehrer des Weibes wird er meist außerhalb des Allerheiligsten aufgestellt).

L. von den Tempelgebäuden steht auf dem öffentlichen Platze, Asakusa Kōenchi, der zwölfstöckige, 67 m hohe Turm *Ryō-un-kaku (Pl. D 2), im Volksmund Jū-ni-kai (zwölf Stock) genannt, 1890 erbaut, von dem man großartige *Aussicht über die Stadt hat.— Etwa 1/2 km nördl. liegt das weltbekannte *Yoshiwara mit ganzen Straßen von zwei-und dreistöckigen »Mädchenhäusern«, nach der Straße mit Gittern, hinter denen man die Huldinnen in den verschiedensten altjapanischen Kostümen bewundern kann (auch für Damen sehenswert!). In dem Stadtteil herrscht vorzügliche Ordnung und Polizeiaufsicht. Yoshiwara, d. h. »Schilfgefilde«, ist der individuelle Name nur dieses Freudenviertels (generelle Bezeichnung yūkaku) in Tōkyō. Im Frühjahr 1911 ist das ganze Yoshiwara ein Raub der Flammen geworden. Es ist zwar neu im Entstehen begriffen, wird aber nie wieder die alte Pracht erreichen.—Am l. Ufer des Sumidagawa, gegenüber von Asakusa Kwannon, läuft die berühmte *Kirschbaumallee von Mukōjima etwa 2 km nordwärts; am Anfang der Satake Yashikigarten, ein Muster japanischer Landschaftsgärtnerei, ehemals einem Daimyō, jetzt der Dai Nihon-Bierbrauerei gehörig, ferner der »Garten der 100 Blumen« (sehenswert). Am Ende der Allee gutes europäisches Restaurant (Kwagetsu Kwadan); am Ufer des Flusses hübsche Teehäuser; dort Volksfest während der Kirschblüte.

Vom Shimbashi-Bahnhof führt eine lange, enge Straße, anfangs Hikage-chō, dann Shimmei-mae genannt, mit vielen Läden, zum Haupttor (Daimon) des **Shibaparks (Shiba Kōenchi), an dem r. der Kwankōba, einer der besten Basare Tōkyōs (mit festen Preisen) liegt. Der Park hat prächtige uralte Kryptomerien und ist mit Bronze- und Steinlaternen geschmückt. Die sechs buddhistischen Shibatempel rechnen zu den Hauptwerken der japanischen Kunst; sie enthalten die Grabdenkmäler von sechs Shōgunen aus dem Tokugawageschlecht, sind reich ausgestattet mit Schnitzereien, Seidenstickereien, Stoffmalereien und Lackkunstsachen, besonders in Goldlack. (Man widme den Vormittag eines schönen Tages der Besichtigung.) [S. 401] Die Todesjahre der hier begrabenen Shōgune sind 1632 (Shōgun Hidetada), 1713 (Ienobu), 1716 (Ietsugu), 1761 (Ieshige), 1853 (Ieyoshi) und 1866 (Iemochi).—Unmittelbar gegenüber vom Basar (Kwankōba) liegt der Eingang zum Grabmal der Shōgune Ietsugu und Ieshige; ein prächtiges Tor (Ni-ten Mon) führt in einen Hof mit von Daimyōs gestifteten Steinlaternen, am ändern Ende ist das Tor der kaiserlichen Tafel (Choku-gaku Mon), mit Goldinschrift; Drachen umringeln das Tor, durch das man in den innern Tempelhof mit 212 Bronzelaternen gelangt, wo r. ein Glockenturm, l. eine Zisterne mit heiligem Wasser liegt. Ein drittes Tor (O Kara Mon) mit Galerien und einer Kolonnade schwarzer Pfeiler führt zum Tempeltor, das prächtige Schnitzereien (den auf-und absteigenden Drachen, Nobori-ryū und Kudari-ryū zeigt. Eintritt in die Tempelhalle (Schuhe ausziehen!) gegen Spende von 20 sen an den Wächter. Jede Halle ist dreiteilig: äußeres Oratorium (Haiden), Korridor (Ai-no-ma) und Allerheiligstes (Honden); alles reich in Gold und Farben. Der Altar besteht aus Goldlack und Bronze mit Figuren der Shōgune (die nie gezeigt werden) und Götterfiguren (Kwannon, Benten, Shi-Tennō). Überall als Ornament das Dreiblattwappen Kamo-aoi der Tokugawafamilie. —Dann gelangt man durch einen schönen Hof mit Bronzelaternen zu einer Steintreppe, die zu den pagodenähnlichen, einfachen Grabmälern führt. Die Särge sollen 6 m unter den Denkmälern liegen.—Man verläßt diesen Tempel durch das Tor Chokugaku Mon, gelangt dann r. durch eine Reihe Steinlaternen wieder an ein prächtig geschnitztes Tor, hinter dem ein ähnlicher Tempel mit den Grabmälern der Shōgune Ienobu, Ieyoshi und Iemochi liegt (wer Zeit hat, besichtige auch diese Anlage, da sie noch prächtigern Kunstschmuck zeigt).—Eine kleine Seitentür r. führt von da in den Hauptweg, in dem l. hinter dem alten großen Tore (Sammon) der Zōjōjitempel liegt; eine steile Treppe führt in den Oberstock des Tempels, worin Figuren von Shaka (= Buddha) mit Fugen und Monju in Gold, zu den Seiten buntfarbige Figuren der 16 Heiligen (Rakan) stehen. Die große Glocke r., Priesterwohnungen l. Die Haupthalle (Hondō) des Tempels ist leider am 3. März 1910 infolge fahrlässiger Brandstiftung darunter nächtigender Bettler ein Raub der Flammen geworden.—Der kleine Tempel dahinter, Gokoku-den, enthält die vom Shōgun Leyasu hochverehrte »Schwarze Statue« (Kuro-Honzon) des Amida (Amitiābha) von Eshin, eingeschlossen in Goldschrein.— Aus der Zōjōjianlage gelangt man durch eine Tür r. zum Totentempel Ten-ei-in, mit prächtig vergoldetem Allerheiligsten, worin die Schreine der Gemahlinnen und einer Genossin der Shōgune stehen.—Von diesem Tempel gelangt man zum *Tempel des Shōgun Hidetada, dessen Allerheiligstes mit feenhafter Pracht ausgeschmückt ist, ebenso wie die von Goldlack strotzende achteckige Halle *Hakkaku-dō, die das Grabmal Hidetadas enthält, in dessen Schrein aber nur ein Bild des Shōgun und seine Totentafel, während sein Leib unter dem Pflaster ruht.—Kehrt man nun zum Hauptweg zurück, so gelangt man r. bald zu einem großen Tor, das zum Tempel Ankoku-den führt, dessen Halle schöne Gemälde zeigt. Obwohl der Bauart nach buddhistisch, wird der Tempel als Shintōschrein [S. 402] betrachtet, was durch die Gohei (Papierstreifen, shintōistisches Emblem) gekennzeichnet wird. Am 17. jedes Monats wird hier der Shōgun Ieyasu als Shintōgott Tōshōgū verehrt; dann wird sein hölzernes Bildnis gezeigt.—Hinter dieser Tempelanlage erhebt sich der kleine Hügel *Maruyama, von dem schöne *Aussicht über die Tōkyōbucht.—Neben der geschlossenen Pagode am Abhang des Hügels steht das Standbild des Kartographen Inō Chūkei; von da geht man zum kleinen Tempel der Benten auf dem Inselchen des Lotosteiches und weiterhin zum *Red Maple Club (Kōyō-kwan), ein japanisches Teehaus und Restaurant, bekannt durch vorzügliches japanisches Essen und schöne Tanzaufführungen (auf Bestellung Kōyō-odori »Rotahorntanz«, 10-35 Yen). Auch der Shibapark ist am schönsten während der Kirschblüte.—Nicht weit vom Maple Club liegt der kleine Hügel *Atagoyama, zu dem eine steile »Männertreppe« (Otoko-zaka) und eine bequeme »Frauentreppe« (Onna-zaka) hinaufführen; oben steht das europäische Atago-Hotel (Tōkyō-Hotel) und ein *Aussichtsturm, von dem man den Fuji, das Hakonegebirge und die Tōkyōbucht überblickt.—In der Nähe liegt Ōkura's Kunstmuseum, das bedeutendste Privatmuseum Japans (Erlaubnis zum Eintritt erbitten).—Etwa 2 km südl. vom Red Maple Club, halbwegs nach Shinagawa hin, liegen auf dem Friedhof des buddhistischen Tempels Sengakuji die Gräber der 47 tapfern Rōnin (Shi-jū-sh'chi Shi), Nationalhelden Japans, die in echter Vasallentreue den Tod ihres Herrn rächten und dann das Todesurteil des Shōgun—Harakiri (Bauchaufschlitzen)—vor dem Grabe ihres Herrn im Jahre 1701 an sich vollzogen. Alljährlich wandern noch heute Tausende zu den Gräbern und ehren die Helden durch Verbrennen von Weihrauch und Abgabe ihrer Visitenkarten. Innerhalb des Tempeltors werden die Schwerter und Rüstungen der Rōnin gezeigt; die Gräber liegen an der r. Seite eines kleinen viereckigen Hofs. Im westl. Teil der Stadt liegt der ganz in europäischem Stil gebaute und ausgestattete Akasakapalast, die Residenz des Kronprinzen. In dem sich daran anschließenden herrlichen Landschaftsgarten wird im November, der Zeit der Kikublüte und des roten Ahorns, das kaiserliche Chrysanthemum-Gartenfest abgehalten. Daneben liegt der Aoyamapalast. —Weiter hinaus gegen W. gelangt man zum großen Paradeplatz (Aoyama Rempeijō) und den weitausgedehnten Aoyamafriedhöfen.

Man versäume nicht, durch die Hauptgeschäftsstraße Ginza zu fahren, die etwas nördl. vom Shimbashi-Bahnhof bis zur Brücke Kyōbashi führt, und durch ähnliche breite Straßen über die neugebaute massive Nihombashi (r. davon die Yedobashi, woselbst das Hauptpostamt) zur Suda-chō (wichtiger Kreuzungspunkt der elektrischen Bahnen) und weiter bis zum Uenopark und Uenobahnhof fortgesetzt wird; die Geschäftsstraße Naka-dōri mit vielen Altläden läuft der Fortsetzung der Ginza parallel. In der Nähe das Handelsmuseum des Handels-und Ackerbauministeriums (Kōbiki-chō; geöffnet vom 8. Jan. bis 24. Dez., außer an Tagen nach nationalen Festtagen, von 9-4 Uhr, 10. Juli bis 10. Sept. von 8-2 Uhr; Eintritt frei). Morgens ist auch der Fischmarkt in Nihombashi (Pl. 9) sehenswert; von da östl. gelangt man zur größten Brücke Tōkyōs, [S. 403] Ryōgokubashi, die über den Sumidagawa zum buddhistischen Tempel Ekō-in führt; hier das Amphitheater Kokugi-kwan, wo im Januar und Mai große Ringwettkämpfe stattfinden. Etwa 1,5 km nördl. davon liegt der Shintōtempel Kameido (ein Temman-gū, d. h. Schrein des vergöttlichten Sugawara-no-Michizane) mit sehr schönem Park, besonders sehenswert Ende April, wenn die Glyzinien (Wistarias, japanisch Fuji) blühen; im Teich werden Karpfen und Schildkröten gefüttert. In der Nähe der Pflaumengarten von Kameido (Ume-yashiki), Anfang März viel besucht. Nicht weit davon beginnt die Kirschenallee von Mukōjima (S. 400).—Von der Azumabrücke stromaufwärts erreicht man mit Rikscha in 40 Min. Horikiri, sehenswert zur Zeit der Irisblüte.—Bei Ōji (zweite Station vom Uenobahnhof, 15 Min. Fahrt) der Taki-no-gawa mit herrlichen roten Ahornbäumen (November). —Im W. von Tōkyō: Ōkubo (30 Min. mit Bahn von Iidamachi-Station) zur Zeit der Azaleenblüte; Koganei (11/2 St. von Iidamachi-Station), herrliche Kirschblütenalleen, etwa eine Woche später als Uenopark zu besuchen.—Im SW. Meguro (an der Ringbahn) mit Fudōtempei, angenehm im Sommer.—Im S. Ōmori, zweite Bahnstation von Shimbashi, 15 Min., mit bekanntem Pflaumengarten, Hakkei-en, von wo schöne Aussicht über die Tōkyōbucht; von da etwa 1,5 km nach Ikegami, einem der schönsten Punkte in der Umgebung Tōkyōs. Im Kloster Hommon-ji daselbst starb 1282 der buddhistische Heilige Nichiren; großes Volksfest zu Ehren des Heiligen am 12. und 13. Okt. (Teehäuser Tamba-ya und Akebono-rō).—Wer buddhistisches Leben näher kennen lernen will, mache einen Ausflug nach Narita (etwa 21/2 St. mit der Sōbubahn vom Bahnhof Ryōgoku-bashi) zum Fudōtempei Shinshōji (Gasthof Wakamatsu-ya).

Von Tōkyō nach Nikko.

Eisenbahn, Abfahrt mit der Nordbahn (Nippon Tetsudō) vom Uenobahnhof, Fahrpreis I. 3,40 Yen, II. 2,04 Yen, Fahrzeit etwa 5 St. L. sitzen!—Man fährt über (10 km) Akabane, hier Anschluß der Ringbahn für Reisende, die, von Yokohama kommend, in Shinagawa in die Ringbahn (Suburban Railway) umgestiegen sind. Die Bahn folgt meist der alten Landstraße Ōshu Kaidō, deren alte Kiefern-und Zedernalleen man vom Zuge aus sieht; l. der Fuji, r. der stets dampfende Asama. Über (20 km) Urawa und (27 km) Ōmiya (Gasthof Takashimaya Banshorō, Ōmyia machi), mit schönem Shintōtempel Hikawa Jinja, gelangt man nach (54 km) Kurihashi, wo eine schöne eiserne Brücke über den Tonegawa führt. Dann über (61 km) Koga, einem alten Daimyōsitz, nach (77 km) Ōyama (Gasthof Izukura; Zweigbahnen nach Maebashi, S. 408, und nach Mito); und über (92 km) Ishibashi nach (106 km) Utsunomiya (Gasthof Shirokiya), alter Daimyōstadt mit großem Shintōtempel Nikkō Daimyōjin. Hier umsteigen (im Sommer auch ein durchgehender Zug) in die Zweigbahn nach Nikkō, die über (112 km) Togami und (120 km) Kanuma, dann mit Blick auf die Gebirge von Nikkō meist längs der alten Kaiserstraße Reiheishi Kaidō über (129 km) Fubasami, bergauf über (140 km) Imaichi nach (146 km) Hachiishi, dem Bahnhof von Nikkō führt.

[S. 404]

Nikkō.

Vgl. den Plan S. 405.

Ankunft. Vom Bahnhof fährt man mit Rikscha durch das lange Dorf Hachiishi bergauf in etwa 20 Min. durch herrliche Baumalleen und die mit Läden dicht besetzte Dorfstraße, dann über den rauschenden Bergstrom Dayagawa, über den zwei Brücken führen, von denen aber die rote Mihashibrücke nur vom Kaiser benutzt werden darf, 4 km bis zum Fuße des Tempelbergs, wo das Nikkō Hotel liegt.
Gasthöfe: Kanaya Hotel, 15 Min. vom Bahnhof, in prächtiger Lage, vortrefflich, gute Küche; 80 Z., F. 1, Lunch 1,50, Dinn. 2, Supp. 1,25, Pens. von 6 Yen an; heiße und kalte Bäder, Telephon Nr. 1.—Nikkō Hotel, 20 Min. vom Bahnhof, am Fuß der Tempel in schöner Lage, gelobt; 57 Z., Pens. von 4,50 Yen an; Tel.-Adr.: »Arai Nikkō«.—Japanische Gasthöfe: Konishiya; Kamiyama.
Rikschas und für die Bergwege Sänften (kago), Tragstühle (Chairs) und Reitpferde nach fester Taxe zu haben. —Führer in den Hotels zu haben, tägl. 2 Yen, für Ausflüge 2,50 Yen; sie besorgen die Einlaßkarten für die Tempel (Eintritt 80 sen). Mitglieder des Hokō-kwai (Nikkō Preservation Society, 5 Yen Jahresbeitrag) haben stets freien Zutritt zu allen Tempeln. Die Grabdenkmäler der Shōgune sind von 8-4 Uhr offen, man muß beim Betreten der Hallen die Schuhe ausziehen.— Tempelfeste am 17. April, 1. und 2. Juni und 17. Sept.
Geschäftsadressen: Kunstsachen (Spezialität: Aquarellmalereien, Tischdecken, Landschaften etc.): Kobayashi Sasaya, Kobayashi Shōichiro, bei der roten Kaiserbrücke; Otake, Shōbikwan. Viele Läden mit Photos, Holzschnitzereien, Gemälden und Fellen.

Nikkō (610 m), Stadt mit 3500 Einw. in der Provinz Shimotsuke, ist ein berühmter Wallfahrtsort mit herrlichen Tempeln in reizender, vielbesuchter Umgebung am Abhänge des vulkanischen Gebirges Nikkōzan (Berge des Sonnenglanzes) oder Nikkogebirges, am Fuße des erloschenen Vulkans Nantaisan. Die Tempelstadt stammt aus dem 8. Jahrh. und wurde vom 2. Shōgun der Tokugawafamilie zur Grabstätte seines berühmten Vaters Ieyasu (gest. 1616) gewählt; 1651 wurde hier noch der 3. Shōgun, Iemitsu, begraben. Nikkō ist beliebter Sommeraufenthalt und zeigt Anfang November prächtige Laubfärbung der Ahornbäume. Ein japanisches Sprichwort sagt: Brauche nicht das Wort großartig, bevor Du Nikkō gesehen! (»Nikkō wo minai uchi wa, kekkō to iu na!«).

Rundgang. Man besucht zuerst den Palast (Hombō) des Abtes, meist Mangwanji (auch Rinnōji) genannt; l. an der Allee der Westseite dieser Anlage steht ein kleiner Palast Chōyōkwan, Sommeraufenthalt der kaiserlichen Prinzessinnen Tsune-no-Miya und Kaneno-Miya. In der Mangwanjianlage steht die »Halle der drei Buddhas« (Sambutsu-dō) mit großen vergoldeten Figuren des Lichtgottes Amida in der Mitte, r. die 1000händige Kwannon und l. die pferdeköpfige Kwannon. Dahinter im Landschaftsgarten die kupferne Pfeilersäule *Sōrintō, 1643 gegen den Einfluß böser Geister errichtet. Breite Stufen führen zu dem 1618 vom Daimyō von Chikuzen gestifteten granitenen Torii und zum *Ieyasutempel, vor dem l. eine 31 m hohe, fünfstöckige Pagode steht.

[S. 405]

Nikkō und Umgebung. Nikkō und Umgebung


Durch das Tor Ni-ō-mon (die buddhistischen Ni-ō sind aber durch die shintōistischen Ama-inu und Koma-inu ersetzt worden) gelangt man in den Tempelhof; oben am Tore sieht man das Fabeltier Baku, das gegen böse Träume schützt, und andre Tierschnitzereien: Löwen, Einhörner, Takujū (sprachbegabte Fabeltiere, die nur in der Ära tugendhafter Fürsten erscheinen sollen), Elefantenköpfe, Tapire, Tiger etc. Im Hof stehen Vorratshäuser für Festgerät und Tempelschätze. L. vom Tor eine große Kōyamakikonifere, die Ieyasu als kleine Topfpflanze gepflegt und auch auf Reisen stets bei sich getragen haben soll. Daneben der Stall für den heiligen Schimmel, dessen Tor die Affenschnitzerei (Sambiki-saru) zeigt. Sehr schön ist das Weihwasserbecken (On Chōzuya) aus einem Granitstück mit Drachendachschmuck. Dahinter steht eine Archivhalle, Kyōzō (Warai-dō), mit buddhistischen Schriften in prächtigen Rotlackbüchergestellen. Im Innern Engelsbilder. Mitten im Hof ein bronzenes Torii mit dem Tokugawawappen in Gold. Treppenstufen führen zum zweiten Hof, in dem zwei Steinlöwen, ein Glockenturm und eine Glocke sowie Bronzelaternen aus Korea, ein holländischer Kandelaber und ein Trommelturm stehen. [S. 406]— Am Ende l. steht der Yakushitempel, der innen sehr farbenprächtig ist. Von hier führen Treppenstufen zu dem prächtigen Tore Yōmeimon, von dem ein Pfeiler absichtlich, um den Neid der Götter zu meiden, fehlerhaft geformt ist; er heißt Ma-yoke no Hashira (Böses abhaltender Pfeiler). Verschiedene Säulenkapitelle und Architrave zeigen Einhorn-und Drachenköpfe, das Balkongeländer zeigt spielende Kinder (Karako-asobi). Durch dieses Tor gelangt man in den Festhof, in dem l. die Halle zur Aufbewahrung der schweren Palankine, worin die Geister von Ieyasu, Hideyoshi und Yoritomo bei Prozessionen umhergetragen werden; daneben ist eine Reliquienausstellung; r. hat man die Bühne für den heiligen Kaguratanz (vgl. S. 368), der sehr sehenswert ist und gegen Geldopfer von der Priesterin ausgeführt wird.

Einige Stufen führen durch das Chinesische Tor (Kara-mon) zum Vortempel (Haiden; Schuhe ausziehen!) mit Shintōgerät, Gohei und rundem Spiegel, und von da durch prächtige Korridore zum Honden (Allerheiligsten), dessen Seitenkapellen aber geschlossen sind. Zu *Ieyasus Grabmal gelangt man vom Kara-mon und an der Kagura-dō (Tanzbühne) vorbei an ein Tor an der Ostseite mit der berühmten Schnitzerei von Hidari Jingorō, »die schlafende Katze« (Nemuri no Neko); dann führt eine lange Steintreppe von etwa 200 Stufen zu dem Hügelgrab. Das Grabmal ist sehr einfach, ein hellfarbiger Bronzeguß, der einer kleinen Pagode ähnelt. Davor steht ein niedriger Steintisch, worauf ein riesiger bronzener Storch steht, der im Schnabel einen Messingleuchter trägt; daneben ein Rauchopferanzünder und eine Vase aus Bronze, mit Lotosblüten und Blättern geziert.—Nachdem man das Mausoleum des Ieyasu wieder verlassen hat, wendet man sich r. und gelangt durch die Allee und einen Torii zum Shintōtempel Futaara Jinja, begründet 782 und dem Friedensgott Ōnamuji geweiht, in dessen Honden alte Schwerter, Lacksachen, Magatama (S. 399), Kostüme etc. zu sehen sind. In einer Ecke des Tempelhofs steht die Bronzelaterne Bakemono Tōrō, 1292 geschenkt, die nachts öfters Teufelsgestalt annahm, bis ein tapferer Krieger ihr den noch sichtbaren Schwerthieb über den Deckel gab.— Nach l. hinabsteigend, erreicht man zwei rotlackierte buddhistische Tempel (Futatsu-dō), durch gedeckte Galerie verbunden, deren größerer Amida geweiht ist. Innen viele buddhistische Bildnisse sowie die Gebeine von Yoritomo (daher der Tempel auch Yoritomo-dō heißt); ein zweites Grab von Yoritomo ist aber in Kamakura (S. 391).— Durch die Galerie gelangt man in eine Allee, die zum Grabe des Abtes Jigen Daishi (auch Tenkai Daisōjō genannt) führt, das indische Stupaform hat und von lebensgroßen Steingötzen bewacht wird; l. davon führt eine Treppe zu den einfachen Gräbern der 13 Prinzäbte von Nikkō.—R. vor der großen Steintreppe liegt das Priesterhaus Ryūkō-in, dessen erstes Tor, ein Ni-ō-mon (mit zwei Paaren Ni-ō, das eine Paar aus dem obenerwähnten Ni-ō-mon des Ieyasu-Tempels hierher versetzt) zum Grabmal des Iemitsu führt, vorbei an einem granitenen Wasserbecken mit Drachendach, dann eine Steintreppe hinauf zum Tore Niten-mon; drei Treppen höher liegt das Teufelstor Yasha-mon, dahinter der Grabtempel, von dem r. eine Treppe [S. 407] auf den Grabhügel führt. Das Grabmal ist aus Bronze, ähnlich dem des Ieyasu; die Bronzetore tragen Sanskritinschriften.

Die Umgebung von Nikkō ist reich an schönen Spazierwegen, für die meist Führer nicht erforderlich sind.

Ausflüge: 1) Zum *Chūzenjisee, der beliebteste Ausflug, im Mai und Oktober besonders schön; zu Fuß 41/2-5 St. (zurück 21/2-3 St.), zu Pferde (21/2 Yen) oder in Rikscha (3 Kulis 31/2 Yen), mit Sänfte (4 Kulis 4 Yen) in 31/2 St. Unterwegs mehrere Teehäuser zum Rasten. Diesen Ausflug (am 4. Okt. 1904) beschreibt Karl, Prinz von Hohenzollern: »In der erquickenden Morgenkühle schritten wir rüstig einher auf gutem Sträßchen, l. den schäumenden Dayagawa und bewaldete Höhen, r. schroffere Hänge, von bewaldeten Schluchten durchzogen. Das Sträßchen führt 11/2 St. in mäßiger Steigung aufwärts bis zum ersten Teehaus (Misawa). Nun verengt sich die Schlucht, und an Stelle der grünen Hänge treten schroffe Abhänge und Felswände, von denen Wasserfälle ihre Sprühregen erfrischend herabsenden. Die Steigung wird größer, und bei einer Biegung haben wir zum erstenmal den Blick auf die kupferrot bis violett gefärbten Flanken des 2483 m hohen Nantaizan. Wir verlassen den über kleinere Felsabsätze sich donnernd überstürzenden Dayagawa und biegen in die trümmererfüllte Schlucht des Hannyabaches ein; eine starke und kurze Steigung, und wir stehen senkrecht 60 m über dem Hannya auf der Felsterrasse des zweiten Teehauses (Naka no Chaya). Worte können den herrlichen Blick, der sich dem Auge bietet, schwer schildern; er ist lieblich, ernst und großartig zugleich. Nach N. blicken wir in zwei Felsschluchten, deren Bäche sich uns zu Füßen vereinigen. Die eine zerreißt die Hänge des 1560 m hohen, in scharfem Horn endenden Tanzaiyama, der oben eine Rasenkappe trägt; in dieser stürzt der Hannyabach 40 m über eine senkrechte Wand, den Hannyadaki (Wasserfall) bildend; 300 m l. davon, durch bewaldeten Rücken getrennt, hat sich der Hodobach eine noch großartigere Schlucht in die Felsflanken des Nantaizan gegraben, in der er vor seiner Vereinigung mit dem Hannyabach den wasserreichen, sehr hübschen Hododaki bildet. Im W. rauschte mehr als 100 m unter uns der Dayagawa in seiner Felsschlucht. Auf ordentlich gehaltenen Wegen geht es mäßig steigend durch schönen Wald, Tannen und Bergahorn, aufwärts an den Ausläufern des Nantaizan empor, bis wir in 1 St. das dritte Teehaus erreichen. Der Blick in die Dayagawaschlucht ist großartig; fast 600 m unter uns sieht man den Fluß wie eine milchige Masse zwischen finstern Tannen und Felswänden hindurchrasen, und der Steilabsturz des Tanzaiyama scheint ihm den weitern Weg versperren zu wollen. Doch aufwärts! Nach 100 m weitern Steigens befinden wir uns auf einem Sattel, und dumpfes Donnern schlägt an unser Ohr. In lichtem Walde schreiten wir fast eben rüstig vorwärts und biegen (l.) auf einen Fußpfad ab, der sehr steil uns auf eine mit Geländer versicherte Felskanzel führt. Wir stehen vor einem herrlichen Schauspiel. Vor uns stürzt in einem gewaltigen Sprunge (80 m tief) der Dayagawa als Ausfluß des Chūzenjisees in einen Felskessel. Kegon-no-taki heißt dieser herrliche Wasserfall. Noch 1/4 St. haben wir zu gehen, und wir stehen am blauen Spiegel des Sees von Chūzenji.« Chūzenji (Lake Side Hotel, gute europ. Küche, Mitt. 11/2 Yen, Pens. von 5 Yen an, Privattelephon zum Kanaya Hotel in Nikkō; jap. Gasthof Komeya; europ. Boote auf dem See tägl. 2 Yen, 1 St. 50 sen; jap. Boote stündl. 40 sen), Ort am gleichnamigen See, 1316 m ü. M., eingebettet zwischen Bergen von 1600-2483 m Höhe, beliebte Sommerfrische für Europäer, im Juli und August von etwa 10000 buddhistischen Pilgern besucht, die den erloschenen Vulkan Nantaizan (2483 m) besteigen. Der Aufstieg führt durch das Tempeltor am Ende des Dorfes (den Japanerinnen ist der heilige Berg verboten!), ist sehr steil und erfordert 3 St., oben besonders bei Sonnenaufgang wundervolle Aussicht. Man beginne mit Laternen zu steigen und nehme Strohsandalen unter die Stiefel! Bei klarem Wetter kann man den Fuji sehen.

[S. 408]

Ausflug zum Yumotosee, von Chūzenji mit Rikscha (2 Mann, 2 Yen) in 2 St. oder zunächst in 1 St. im Boot über den 6 km langen und 2,5 km breiten malerischen Chūizenjisee nach Shōbu-no-Hama, von da zu Fuß in 10 Min. zumn Drachenkopfwasserfall (Ryūzu-ga-taki) und quer durch die große Schlachtfeldheide (Senjō-ga-ara), auf dem 1389 die Ashikaga-Shōgune gegen die südliche Mikadodynastie kämpften, eine von Wäldern eingefaßte Einöde, in 11/2 St. vorbei am »heißen«Wasserfall Yu-no-taki zum schönen Yumotosee, an dessen Nordende das Dorf Yumoto (1520 m; Namma Hotel, europ., Pens. 3,50-5 Yen, und andre japanische), mit zehn heißen Schwefelquellen, alles öffentliche Bäder. —Von Yumoto Aufstieg zum (1889 noch tätigen) Vulkan Shiranesan (2680 m), in 41/2 St. mit Führer, sehr steil und beschwerlich; 1 voller Tag erforderlich zur Besteigung, da die Gipfelbesichtigung Zeit fordert; Lebensmittel und Wasser mitnehmen! —Von Yumoto kann man auch bequemer als von Chūzenji in 41/2 St. auf den Gipfel des Nantaizan (S. 407) gelangen, doch nur mit Führer.
Der Rückweg von Chuzenji nach Nikkō dauert kaum 21/2 St.
2) Zum Kirifuri-no-taki. Von der roten Kaiserbrücke Mihashi steigt man zunächst am r. Ufer des Dayagawa bis zu dem Stromwirbel Gaimman-ga-fuchi, wo an schroffer Felswand das Sanskritwort Hâmmam steht; in der Nähe mehrere luftige Teehäuser und 40 Amidafiguren in einer Reihe; von da zurück zur nächsten Brücke und durch den zierlichen Landschaftsgarten Dainichi-dō um den Fuß des Hügels Toyama (Aufstieg in 3/4 St., oben prächtige *Aussicht) herum in 11/4 St. zum fast 100 m hohen Staubnebelwasserfall Kiri-furi-no-taki. Vom Teehaus auf dem Hügel über dem Wasserfall schöner Blick auf den Fall und von dem Felsblock über dem Teehaus großartige *Aussicht; ein rauher, steiler Pfad führt zum Fuße des Wasserfalls.
3) Die Besteigung des Nyohō-zan (2470 m) erfordert von Nikkō aus einen vollen Tag, sehr früher Aufbruch nötig; der bequemste Weg führt über den Fujimi-tōge; man kann bis zu den Torii am Berghang reiten (Träger für Mundvorrat und Wasser etc. mitnehmen, Strohsandalen, warme Decken). Von Nikkō führt der Weg bis zum ersten Hause r. unterhalb Urami und ist dann auf 6 km Strecke sehr schlecht (im Dunkeln nicht zu machen), dann mehrere Kilometer durch Wald, der 2 km vom Fuße des Nyohō-zan zauberhaft schön wird. Nach 3 St. erreicht man die Torii, dann windet sich der Pilgerpfad meist unter dem Schatten schöner Bäume in 21/2 St. zum Gipfel des Nyohō-zan, auf dem ein Schrein des Gottes Onamuji steht. Prächtige *Aussicht über das Gebirge. Abstieg in 3 St.—Ein andrer Weg führt von Nikkō über die»Sieben Wasserfälle«(Nana-taki), er ist beschwerlicher, aber noch schöner, erfordert 51/2 St. Zeit zum Aufstieg. (Nur bis Nana-taki und zurück kann der Weg in 5-6 St. gemacht werden.) Zur Besteigung auf jedem der beiden Wege ist ein zuverlässiger Führer erforderlich.

Von Nikkō nach Ashio, Ikao, Haruna, Myōgi und Karuizawa.

A. Entweder auf der Eisenbahn (in etwa 6 St.) von Nikkō über Utsunomiya, nach (69 km) Oyama (S. 403), dort umsteigen in den Zug der Ryōmōlinie nach (151 km) Maebashi (Gasthof Shiroiya; europ. Speisehaus Akagi-tei), wichtige Handelsstadt für Rohseide mit 34000 Einw., am l. Ufer des Tonegawa, alter Daimyōsitz.— Von hier mit Rikscha in 15 Min. bis zum Endpunkt der Straßenbahn (die auf Vorausbestellung bei der»Basha Tetsudō Kwaisha«auch Wagen am Bahnhof bereitstellt), dann mit dieser in etwa 11/2 St. bis Shibukawa, von da in 2 St. mit Rikscha (2 Kulis) bergauf nach Ikao (s. unten).

[S. 409]

B. Oder zu Fuß frühmorgens (mit Gepäckträger als Führer) von Nikkō in 2 Tagen (67 km Fußmarsch) sw. längs des Abfalls des Nikkōgebirges durch das Tal des Watarasegawa; am 1. Tag auf schlechten Wegen über den (13 km) Hosootōge mit 1250 m Paßhöhe. Beim Dorfe Miko-uchi folge man der l. abbiegenden Bergwerksbahn, weil deren Weg meist besser sein soll; man erreicht gegen Mittag (30 km) Ashio (700 m; Hotel Chōwakwan, 24 Z., Pens. 4-7 Yen, europ. Küche), Ort mit berühmtem Kupferbergwerk, in einem tiefen Tal. Die drei Bergwerke sind: Honzan, das größte, nördl. von Ashio; Kotaki westl. und Tsudo dicht beim Gasthof. Der Betrieb ist lebhaft und modern, in Privatbesitz (Furukawa & Co., Tōkyō) und sehenswert. Man übernachte in Ashio nach Besichtigung des nächsten Bergwerks.

Wenn man 1 Tag länger in Ashio bleiben kann, besteige man den Kōshin-zan, dessen Klippen etwa 10 km nw. von Ashio, bei Bessho, 1370 m ü. M., sehr sehenswert sind. Von Mi-harashi schöner Blick in die Tiefe. Die Klippen tragen Namen: Sanjū-sangen sind der Kwannon geweihte Abhänge; Kinoko-seki, die Pilzklippe; Yagura-seki, die Mauertürme; (Urami-ga-taki, ein Wasserfall); Goshiki no seki, die Fünffarbenklippe etc. Auf dem Gipfel Oku-no-in (1660 m) sind 3 Höhlen mit Heiligenschreinen. Abstieg von da in 21/2St. Nur Schwindelfreie können den anstrengenden Weg, der oft an Abgründen vorbeiführt, machen.

Von Ashio frühmorgens Wanderung durch das romantische Tal des Watarase-gawa abwärts über (40 km) Sōri (Gasthof) nach (49 km) Gōdo (Gasthof Tamaya, Mittagessen). Nm. weiter über (53 km) Hanawa (Gasthof) nach (67 km) Ōmama (Hotel Hayashi-rō, am Bahnhof; Toyoda-kwan, in der Stadt), einer langgestreckten Stadt am Fuße des Akagisan.—Von hier mit Eisenbahn (25 km) in 3/4 St. nach (92 km) Maebashi (S. 408); von da mit Rikscha, wie oben beschrieben, nach.

Ikao (Ikao Hotel, europ.; Budayu; Ishizaka, europ. Küche, u. a., jap.; gutes Teehaus), kleiner Bergstadt am NO.-Abhang des Harunasan, 760-826 m ü. M. Die malerische Hauptstraße besteht aus Treppenstufen; westl. hinter den Häusern liegt der steile Abhang Yusawa, wo ein Gießbach schäumt. Ikao ist beliebte Sommerfrische, reich an schönen Aussichten auf das Nikkōgebirge und das Tal des Tonegawa und besitzt heiße, eisenhaltige Quellen von 45° C. Spaziergänge in prächtiger Gegend nach Yumoto (1/4 St.); auf den Kompirasan (1/4 St.); nach Mushi-yu (3/4 St.); über (1/4 St.) Nanae-no-taki (siebenfacher Wasserfall) zum (1 St.) Benten-daki; nach Mizusawa no Kwannon (3/4 St.).

Von Ikao steil bergauf 7 km zum *Harunasee (etwa 1000 m), einem Kratersee zwischen Felswänden mit vorzüglichen Lachsen. Am Südufer entlang (gutes Teehaus, wo man übernachten kann) und l. 1/2 km hinauf gelangt man zum Tenjin-tōge, einer Paßhöhe von etwa 1100 m mit schöner *Aussicht, wo ein kleines Teehaus Haruna liegt. 4 km steil abwärts steht in prächtigem Wald in freundlichem, idyllischem Tal der kleine *Tempel von Haruna mit kunstvollen Holzschnitzereien.

Etwas unterhalb des Tempels ragt die merkwürdig geformte Klippe Kurakake-iwa, auf; einige Minuten weiter liegt das Dörfchen, wo [S. 410] die Frauen und Kinder der Priester wohnen.—Nun bergab auf schönem Wege über Sannokura nach (32 km von Ikao) Matsuida (Bahnhof der Karuizawabahn); von da mit Rikscha etwa 4 km in das kleine Dorf Myōgi (Gasthöfe: Hishiya, 25 Z., Pens. 1-3 Yen), in prächtiger Felsengegend am Fuße steiler, bewaldeter Bergzacken; über dem Dorfe nahe dem Gasthof eine alte malerische Tempelanlage aus dem 10. Jahrh.; von der Haupthalle führt eine Steintreppe zum Oku-no-in (Allerheiligsten). Von da steigt der Fels steil an.

Ikao-Haruna. Ikao-Haruna.

Tüchtige Felskletterer können mit zuverlässigem Führer (aus Myōgi) und Strohsandalen nebst Bergstock zu dem an langer Stange befestigten Buchstaben (chines. dai = groß), der wie A aussieht, hinaufklettern, der auf dem Bergzacken Haku-un-zan (Gipfel Myōgi Jinja Chōjō genannt) aus Bambusstangen aufgerichtet ist. Die Kletterei ist gefährlich und ohne Anseilen nicht anzuraten; man braucht gut 21/2 St. bis zum Gipfel und muß lange Strecken von Baum zu Baum hochklettern; zuletzt ist ein enger Kamin zu überwinden. Auf der Haku-un-zan-Spitze prachtvolle *Aussicht über Berge und Wälder des Myōgi-san bis nach Haruna. Der Abstieg ist schwieriger als der Aufstieg.—Weniger gefährlich ist der Aufstieg zum Daikoku-san, 21/2 St. von Myōgi (Führer nötig), und zum Kinkei-san, ungefährlich, erst 1 St. eben nach dem Dorfe Sugawara, dann 11/2 St. steiler Aufstieg.

Rückweg von Myōgi nach Matsuida, von da mit der Bahn über (6 km) Yokokawa nach (19 km) Karuizawa (Mikaza Hotel, Karuizawa [S. 411] Hotel, Mampei Hotel, Auston Hotel, sämtl. Pens. 3-9 Yen), Dorf und beliebte Sommerfrische für Europäer aus Yokohama und Tōkyō auf einer Hochebene 1150 m ü. M.; im Sommer Klubs, Konzerte, Bälle. Von hier sehr lohnende, aber anstrengende Besteigung des höchsten aktiven japanischen Vulkans, des *Asama-yama (Führer erforderlich); man reitet in 21/2 St. (Pferd mit europ. Sattel 3 Yen) zum Fuße (18 km); in Oiwake, etwa 10 km unter dem Krater, ist im Sommer Unterkunftsstation im Betrieb; das Donnern des Lavastroms wird als großartig geschildert. Zurück mit der Bahn über (25 km) Takasaki (Gasthof am Bahnhof), eine blühende Gewerbestadt am Karasugawa, alter Daimyōsitz, und (96 km) Ōmiya (S. 403) nach (125 km) Tōkyō (S. 393) und von da zurück nach Yokohama (S. 388).


18. Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco.

Dampfer der Pacific Mail Steamship Co. in San Francisco und der Toyo Kisen Kaisha in Yokohama, Generalagent in Hamburg: Rud. Falck, Amerikahaus, abwechselnd etwa alle 7-10 Tage von Yokohama in etwa 10 Tagen nach (3400 Seem.) Honolulu und von da nach 12-24 St. Aufenthalt in etwa 6 Tagen nach (2100 Seem.) San Francisco; Gesamtweg 5500 Seem. Fahrpreis von Yokohama (oder von Manila, Hongkong, Schanghai, Nagasaki und Kobe) nach London, Liverpool oder Southampton I. Kl. £ 71,10; Rückfahrkarte I. Kl. für 6 Monate £ 120, für 2 Jahre £ 125.
Hand Die in Japan gemachten Einkäufe schicke man direkt nach Europa, da deren Einführung in Amerika hoher, rigoroser Besteuerung unterliegt.

Der Stille Ozean (Pacific) hat seinen Namen 1521 von Ferd. Magalhães erhalten, der ihn vom Feuerland bis zu den Philippinen in etwa 100 Tagen durchquerte, ohne stürmisches Wetter zu erleben. Schon 1513 hatte Bilbao ihn die Südsee genannt, ein Name, der noch jetzt für den südlicheren inselreichen Teil des Ozeans bei den Seefahrern allgemein üblich ist. Der Stille Ozean ist das größte Weltmeer; er bedeckt fast ein Drittel der Erdoberfläche. Seine größte bisher aufgefundene Tiefe von 9636 m liegt sw. der Marianen. Zwischen Japan und dem gegenüberliegenden Teil Nordamerikas beträgt die Meerestiefe im allgemeinen 5000-5500 m, bei der Annäherung an Nordamerika sinkt sie etwas, östl. der japanischen Inseln erreicht sie dagegen im »Kurilengraben« auf große Strecken mehr als 6000 m. Unter den Winden, die über dem Stillen Ozean wehen, ist der wichtigste der Nordostpassat, dessen Nordgrenze im Sommer etwa unter 33°, im Winter unter 25° nördl. Breite liegt. Die Passatwinde (engl. trade-winds; der Name Passat kommt vom span. passata = Überfahrt) wehen in den Meeren zu beiden Seiten des Äquators gegen die Zone der stärksten Erhitzung hin; dort steigt die erwärmte Luft auf und von beiden Seiten wird beständig Luft zum Ersatz herangesaugt, so daß zwei Zonen sehr gleichmäßig gegen den (thermischen) Äquator wehenden Windes vorhanden sind. Die Passatluftströmung wird aber durch die Erddrehung abgelenkt und tritt daher auf der Nordhalbkugel nicht als reiner Nordwind, sondern als NO.-Wind auf. Da die Zone der größten Erwärmung mit dem Sonnenstande [S. 412] wandert, so verschiebt sich auch die Zone des Passats vom Nordsommer zum Nordwinter südwärts. Innerhalb der Passatzone weht ein zuweilen recht kräftiger, aber stetiger Wind, der der Schiffahrt, auch der Dampfschiffahrt, natürlich viel willkommener ist als die unregelmäßigen Windverhältnisse der weiter nördlicher liegenden Zone mit ihren wandernden Luftdruckwirbeln und den diese begleitenden Stürmen. So ist es erklärlich, daß die direkte Strecke von San Francisco nach Yokohama, die, 4530 Seem. lang, im größten Kreise den Ozean überschreitet und ostwärts nur etwa 14 Tage, westwärts (wegen östl. Stromversetzung durch den Kuro Siwo, s. unten) 17 Tage beanspruchen würde, von den Dampferlinien gemieden wird; denn sie erreicht unter 170° westl. Länge eine höchste Breite von 48° (nur 300 Seem. südl. der Alëuten) und führt durchweg durch das meist windige, häufig stürmische Gebiet außerhalb der Passatgrenze. Dagegen macht der Seeweg über Honolulu zwar einen Umweg nach S. zu, erreicht aber im Sommer schon in etwa 145° östl. L. die Zone des NO.-Passats und verbleibt in ihr bis etwa 130° westl. L.; im Winter, in dem die Nordgrenze des Passats südlicher liegt, hat man zwar auf dem ersten Drittel des Wegs von Yokohama nach Honolulu mit stürmischen Westwinden zu rechnen, kommt aber weiterhin meist durch ruhige und vor allem auch warme Gebiete, so daß der Weg über Honolulu in jeder Jahreszeit empfehlenswert ist.

An Meeresströmungen trifft man östl. von Japan auf die mächtige warme Strömung des Kuro Siwo, das pazifische Gegenstück zum Golfstrom. Weiter östl. ist auf der südl. Route von Meeresströmungen nicht viel zu bemerken, da man sich in dem neutralen Gebiet zwischen dem westwärts gerichteten Nordäquatorialstrom und der östl. Fortsetzung des Kuro Siwo bewegt.

Die Oberflächentemperatur des Meerwassers ist auf dem größten Teile der Fahrt im Jahresmittel höher als 20° C, erst gegen die kalifornische Küste hin nimmt sie rasch ab, da hier kaltes Auftriebwasser aus der Meerestiefe zur Oberfläche empordringt. Die Lufttemperatur ist auch im Winter nicht sehr rauh; in Hawaii erreicht man ja noch einmal die Tropen.—Das durchfahrene Gebiet ist reich an Walen und andern Seetieren, besonders Schweinsfischen (Delphine, Tümmler), sowie an Albatrossen und Seeschwalben.


Von Yokohama (S. 388) steuert man aus der Tōkyōbucht, wie S. 388 beschrieben; vom Südkap Noshima saki, der Einfahrt in den Uragakanal, dampft das Schiff mit etwa Süd-zu Ostkurs in den Stillen Ozean, bis man die Datumgrenze, 180° L., in etwa 30° nördl. Br. schneidet.

Der 180. Längengrad (östl. u. westl. von Greenwich, dem Nullmeridian für die Seekarten) ist die Zeitrechnungsgrenze der Erdbewohner. Wer der Sonne entgegenfährt, also ostwärts reist, hat wegen seiner Eigenbewegung auf der Erdkugel in östl. Richtung kürzere Tage und würde beim Schluß der Reise einen Tag früher nach Europa kommen, als dort der Kalender angibt, weil er infolge seiner Erdumsegelung eine Umdrehung der Erde um die Sonne, also einen Tag mehr erlebte als die zu Hause Gebliebenen; deshalb wird der Tag, an dem man, ostwärts fahrend, den 180. Längengrad überschreitet, zweimal gerechnet, um die Übereinstimmung mit der Kalenderrechnung wiederherzustellen. Wer westwärts reist, muß einen Tag ausfallen lassen, wenn er den 180. Längengrad überschreitet, um mit dem Kalender in Übereinstimmung zu bleiben.

[S. 413]

Die Datumgrenze war bisher auf vielen Inseln des Stillen Ozeans verschieden, je nachdem die ersten Entdecker von O. (Spanier) oder von W. (Portugiesen) die Inseln erreicht hatten; so stimmte z. B. das Datum auf den Philippinen noch bis Ende 1844 mit dem Datum Amerikas überein; Verkehrsrücksichten führten dann zur Annahme des ostasiatischen Datums (vgl. die Zeittafel, S. 14).

Vom 180. Längengrad führt osö. Kurs gut nördlich an kleinen Koralleninseln und Riffen entlang, deren westlichste, die Insel Kuré oder Ocean Island, auf 28° 26' nördl. Br. und 178° 30' westl. L. ein unbewohntes Korallenatoll von etwa 5 Seem. Durchmesser ist. Etwa 50 Seem. östl. liegt das etwas größere Korallenatoll Midway Island, bewohnt, mit Leuchtturm auf etwa 14 m hoher Düne, Telegraphenstation und Landungsplatz des großen amerikanischen Kabels, das von San Francisco über Honolulu, Midway Island und Guam nach den Philippinen führt. Fast 80 Seem. östl. liegt das Atoll Hermes-Riff (Pearl Reef) von etwa 15 Seem. Länge. 145 Seem. sö. davon liegt die von großen Korallenriffen umgebene Lisiansky-Insel (unbewohnt) und 120 Seem. östl. von dieser die bis 15 m hohe, 2 Seem. lange Laysaninsel (bewohnt) mit kleinem Leuchtfeuer, das aber nur im Winter brennt. Weiter nach OSO. liegen das Maroriff, die 50 m hohe Gardnerinsel, dann eine 37 m hohe Inselklippe, die von großen, gefährlichen Riffen umgeben ist und French Frigate Shoal genannt wird. Östl. davon liegt auf 23° 36' nördl. Br. und 164° 40' westl. L. die bis 90 m hohe Neckerinsel, eine vulkanische, etwa 1/2 Seem. lange und sehr schmale Felseninsel mit meist steilen Küstenabhängen (unbewohnt). Der Kurs des Dampfers führt zuweilen nicht weit nördl. von dieser Insel vorbei und dann nahe südl. von der etwa 210 Seem. östlichern, fast ebenso langen, aber 275 m hohen Insel Nihoa (oder Modu Manu, auch Bird Island genannt) vorbei, deren Westgipfel, Millers Pik, nach W. fast senkrecht 275 m steil ins Meer abfällt; auch die Nordseite der Insel ist sehr steil, während man an der Südseite in der Adamsbucht landen kann. Etwa 190 Seem. osö. von Nihoa erscheint die westlichste Insel der Hawaii-Inseln, Niihau; zwischen dieser und der Insel Kauai führt die Kumukahistraße an der Waimeabucht (S. 420) vorbei, um die Südspitze von Oahu nach Honolulu (S. 416).

Die Hawaii- oder Sandwichinseln liegen auf etwa zwei Drittel des Weges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, 2000 km von der nächsten Inselgruppe und 4000 km vom nächsten Festland entfernt, zwischen 18° 57'-22° 16' nördl. Br., also wenig südl. vom Wendekreis, nahe der Nordgrenze der Tropen, und 154° 49'-160° 33' westl. L. Sie bestehen aus acht größern, bewohnten Inseln: Niihau, Kauai, Oahu, Molokai, Lanai, Maui, Kahulaui (Kahoolawe) und Hawaii, und einigen kleinern, unbewohnten Felseilanden, und umfassen insgesamt 16702 qkm Landfläche (Baden 15068 qkm), die Hauptinsel Hawaii allein zwei Drittel davon. Die Inseln sind gebirgig und erheben sich auf Maui bis 3058 m und auf Hawaii bis 4208 m (Mauna Kea). Sie sind ein Werk vulkanischer Kräfte und längs einer in der Längsrichtung des Archipels verlaufenden Spalte emporgequollen. Die Gesteine sind fast durchaus jungvulkanisch, nur an einzelnen Stellen tritt Korallenkalkstein auf. Auch Korallenriffe sind nicht stark ausgebildet, am wenigsten an den Küsten der Hauptinsel Hawaii, die überhaupt den Eindruck macht, als sei sie die jüngste Insel der Gruppe.


[S. 414]

Karte des Hawaii-Archipels. Karte des Hawaii-Archipels.


[S. 415]

Trägt sie doch auch die beiden einzigen heute noch tätigen Vulkane der Gruppe, den Mauna Loa (4168 m) und den Kilauea (1231 m).—Mit Hawaii betritt der Weltreisende noch einmal ein tropisches Land. Das Klima ist mild und angenehm; das ganze Jahr hindurch weht der Nordostpassat (vgl. S. 411), der im Winter durch südliche (»kranke«) Winde geschwächt ist. Die Niederschlagsverhältnisse wechseln auf den Inseln sehr stark und oft auf ganz geringe Entfernungen. Die dem Passat zugewendeten Ostabhänge erhalten sehr viel Regen, und zwar am meisten im Winter. Dagegen sind die im Windschatten liegenden Inselteile, also vor allem die Süd-und Westseiten, im allgemeinen trocken, ja zum Teil wüstenhaft. So hat auch Honolulu selbst wenig Regen und seine Umgebung ist von Natur ziemlich kahl; dagegen wird die hinter der Stadt aufsteigende Gebirgswand durch den jeden Tag auftretenden Seewind genügend befeuchtet. Oberhalb einer von 600-1200 m wechselnden Höhe bis höchstens 2400 m aufwärts sind die Berge der hawaiischen Inseln meist in Wolken (»Passatwolken«) gehüllt, über diese Wolkenschicht ragen die großen Vulkane Hawaiis in die klare Luft hinaus. Soweit die Inseln gut befeuchtet sind, tragen sie ein üppiges Pflanzenkleid von tropischem Charakter und großer Eigenart; neun Zehntel aller vorkommenden Pflanzenarten sind endemisch. Auf die tropischen Niederungen, die an der Küste Kokospalmen, Pandanus etc. tragen, folgt von 300-2000 m die Waldzone, die am schönsten in ihrem mittlern Teil zwischen 700 und 1800 m ist, wo sie viele Baumfarne enthält. Andre bekannte Bestandteile des Waldes sind die Koa (Acacia Koa) und der fast ausgerottete Sandelholzbaum (Santalum album). Die im Regenschatten liegenden Teile der Inseln tragen eine sehr dürftige Vegetation, zum Teil sind sie fast wüstenartig.—Auch ein großer Teil der Tierwelt Hawaiis ist endemisch; dazu kommen polynesische und amerikanische Formen. Unter den Vögeln sind der berühmte, fast flügellose Moho ganz, der Mamo fast ganz ausgerottet; beide lieferten das Material zu den schönen gelben Federmänteln der Eingebornenhäuptlinge. Säugetiere waren auf den Inseln mit Ausnahme einer Fledermaus ursprünglich nicht vorhanden.—Die Bevölkerung der Inselgruppe wurde 1910 auf 191900 geschätzt, darunter 1/5 Eingeborne, 1/20 Mischlinge, 3/20 Chinesen, 2/5 Japaner, 1/5 Weiße. Die Chinesen und Japaner sind meist als Arbeiter im Lande; die hohe Zahl der Japaner bereitet der amerikanischen Regierung große Sorgen. Wegen des Überwiegens männlicher Chinesen und Japaner sind 2/3 der Gesamtbevölkerung männlichen, nur 1/3 weiblichen Geschlechts. Die eingeborne Bevölkerung, die 1779: 300000 Seelen gezählt haben soll und sich 1823 noch auf 142000 belief, nimmt schnell ab (1900 nur noch 30000) und wird in absehbarer Zeit wohl ganz ausgestorben sein. Die Hawaiier, meist Kanaken genannt, sind ein schönes polynesisches Volk, von dem nicht sicher bekannt ist, wann und von woher es nach dem entlegenen Archipel gelangt ist. Es hatte zurzeit der Ankunft der Weißen eine achtungswerte Kultur erreicht, verstand z. B. durch Anlage von Kanälen das Wasser aus den Bergen in die trocknen Ebenen zu leiten und diese ertragfähig zu machen. Die Kanaken bauen Taro, süße Kartoffeln, Yams, Zuckerrohr, Bananen, Kürbisse, früher auch den Papiermaulbeerbaum zur Herstellung des Rindenstoffes Tapa und die Kawapflanze (Piper methysticum) zur Bereitung des bei allen Polynesiern beliebten berauschenden Getränks. Außerordentlich geschickt sind sie als Schiffer und Fischer. Sie waren ein kriegerisches Volk und lieben heute noch Faust-und Ringkämpfe, Wettläufe, das Brandungsschwimmen, Musik, Gesang und Tanz. Sonst aber ist von ihren alten Sitten und Eigenarten nicht viel übrig; sie tragen europäische Kleidung und sind »zivilisiert«und»Christen«geworden. Der Schulbesuch ist obligatorisch; es bestanden 1908: 205 Schulen mit 694 Lehrern und 23445 Schülern. Man zählte 1908 etwa 200 Kirchen; ein anglikanischer und ein katholischer Bischof residieren in Honolulu. Wichtigste Erwerbszweige der auf den Inseln ansässigen Weißen sind Plantagenbau sowie Schaf-und Rindviehzucht. Etwa der 20. Teil der Inseln ist kulturfähig; der Lavaboden wird durch Verwitterung sehr fruchtbar; die fast ganz in deutschen Händen befindliche Insel Kauai zeichnet sich besonders aus.

[S. 416]

Gebaut wird namentlich Zuckerrohr auf 51 Zuckerplantagen mit 40500 Arbeitern; 1906 wurden 426000 Longtons Zucker ausgeführt. Das Zuckerrohr wird 2-11 m hoch und bis 8 cm dick. Da es auf der SW.-Seite von Oahu (wo Honolulu liegt) an Regen fehlt, so sind zahlreiche große Pumpwerke angelegt; die deutsche Firma Hackfeld treibt täglich 300000 hl Wasser 190 m hoch hinauf. An zweiter Stelle steht der Reisbau, von Chinesen, und der Kaffeebau, von Japanern betrieben; ferner werden Bananen und köstliche Ananas gezogen, und aus der Sisalagave wird sogen. Manilahanf hergestellt. Der Handel richtet sich vorwiegend nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Einfuhr besteht in Manufakten, Eßwaren, Bauholz, Maschinen, Tabak, Metallwaren, Spirituosen, Kali (aus Staßfurt), Ammoniak u. a.; die Ausfuhr in Zucker (1908 für 39,8 Mill. $), Kaffee, Reis, Bananen, Ananas, Häuten, Fellen, Wolle, Honig u. a. Fast der ganze Handel geht über Honolulu. Eisenbahnen bestehen auf Hawaii (ca. 150 km), Maui (25 km), Oahu (175 km) und Kauai (19 km), zusammen ca. 370 km, Telegraphen und Telephon finden sich auf den Hauptinseln, die jetzt auch durch drahtlose Telegraphie untereinander verbunden sind. Kabel nach den Vereinigten Staaten und nach Manila.
Geschichte. Die Inselgruppe wurde 1527 zuerst von strandenden Spaniern, dann 1555 von Juan Gaetano entdeckt; Cook suchte sie 1778 auf und benannte sie nach seinem Gönner, dem Grafen John Sandwich (Cook wurde auf Hawaii 14. Febr. 1779 erschlagen). Damals war die Gruppe unter drei Staaten verteilt, die nach langen Kriegen durch Kamehameha von Hawaii, den»Napoleon der Südsee«, 1795 zu Einem Staat vereinigt wurden. Kamehameha I., der Große (1781-1819), hob den Handel, ordnete die Verwaltung und bereitete die Einführung der christlichen Lehre vor, die unter seinem Sohn Kamehameha II. (1819-24) erfolgte. Die ersten (protestantischen) Missionare kamen 1820 von Amerika. Kamehameha III. (1824 bis 1854) gab dem Lande 1840 eine Konstitution. Mit Kamehameha V. starb 1872 der letzte männliche Nachkomme des ersten Kamehameha; man wählte zum Nachfolger Lunalilo, einen Enkel Kamehamehas I., und nach dessen Tod David Kalakaua (1874-91), unter dem das Reich zwar Fortschritte machte, sich aber auch große Schulden aufbürdete. Als er kinderlos starb, folgte ihm seine Schwester Liliuokalani. Ihr Versuch, die Verfassung abzuändern, hatte 1893 eine Revolution zur Folge: 17. Jan. wurde Hawaii zur Republik erklärt; doch bereits 1897 vollzog sich der von der amerikanischen Partei auf Hawaii längst erstrebte, von Japan vergeblich bekämpfte Anschluß an die Union (Flaggenheißung 1898), und seit 14. Juni 1900 ist Hawaii ein Territorium der Vereinigten Staaten, mit einer Volksvertretung, die aus einem Senat von 15 Mitgliedern und einem Repräsentantenhaus von 30 Mitgliedern besteht. Der Gouverneur, sein Sekretär und die Richter aller Gerichtshöfe werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt. Die Exkönigin erhielt 1903 von der Union eine Entschädigung zugebilligt. Hauptstadt und Regierungssitz sowie Haupthafen ist Honolulu auf Oahu; der einige Kilometer nw. davon gelegene Pearl Harbour ist zu einem wichtigen Stützpunkte für die Flotte der Vereinigten Staaten ausgebaut (s. S. 420).

Honolulu.

Ankunft zur See. Von Yokohama kommend, steuert man durch die Kaulaka-Straße längs der Südküste der Insel Kauai auf die Südküste der etwa 120 Seem. osö. gelegenen Insel Oahu zu; von San Francisco kommend, steuert man mit SW.-Kurs auf die SO.-Spitze der Insel Oahu zu und durch die Kaiwi-Straße an die Südseite der Insel. In beiden Fällen erblickt man schon von weitem den 1228 m hohen Gipfel des Kaala an der Westküste der Insel und erkennt beim Näherkommen das schroffe Vorgebirge Diamond Head, einen alten Vulkan (233 m) mit Leuchtturm an der Südspitze der Insel, etwa 7 km sö. von Honolulu.

[S. 417]

Vor der Hafeneinfahrt sieht man die schöne Gartenstadt sich terrassenförmig am Berghang erheben, r. liegt der Puowaina oder Punch Bowl Hill, fast 150 m hoch, ebenfalls ein alter Vulkan; hinter der Stadt erheben sich die Gipfel Konahuanui (946 m) und Lanihuli (846 m). Die enge Einfahrt durch das Korallenriff ist schwierig und sehr interessant; die tiefe Rinne ist kaum 100 m breit, so daß dicht r. und l. vom Schiff gewaltige Brandung (auch bei gutem Wetter) über das Riff rauscht und schäumt. Fahrwassertonnen und Baken bezeichnen die Ränder der Riffe. Nach wenigen Minuten gelangt der Dampfer in ruhiges Wasser und ankert in dem vorzüglich geschützten Hafen direkt an der Werft oder festen Landestelle. Zollbehandlung wie in amerikanischen Häfen (II. Teil, S. 1). Mit Schiffsbooten oder Booten der Kanaken werden die Reisenden nur bei Quarantäne gelandet.
Gasthöfe: Pleasanton Hotel (Besitzerin Witwe des deutschen Konsuls H. A. Isenberg; Direktor E. G. Duisenberg), Ecke Punahou Street und Wilder Avenue, mit Logierhaus in herrlichem Park, feines Haus, von Deutschen sehr gelobt, Schwimmbad (Süßwasser), deutsche Küche; Pens. von $3 an (für Monat Ermäßigung).—Moana Hotel (deutscher Direktor J. H. Hertsche), am Strand von Waikiki (mit elektr. Straßenbahn 30 Min. Fahrt), Seebad in großartiger Brandung, Seesteg und schöne Terrassen; 150 Z., Pens. von $5 an.—Alexander Young Hotel (dieselbe Leitung wie Moana und Royal Hawaiian), mitten in der Stadt, modern und feuerfest, mit Dachgarten (Aussicht); 250 Z. von $2 an, keine Pension. —Royal Hawaiian Hotel (Leitung wie vorher), nahe dem vorigen, mit schönem Garten; 125 Z. von $1,50 an, keine Pension.—Einfacher: Seaside Hotel, am Strand von Waikiki (elektr. Straßenbahn in 30 Min.), Pens. von $2,50 an.—Boarding Houses sehr zahlreich: Hau Tree, Waikiki, Pens. von $2,50, Woche von $15 an.—Cassidy, Waikiki; Cressaty's, ebenda; The Donna, Beretania Street;—Vida Villa, Mrs. Gray, Mrs. McDonald, sämtlich King Street, ähnliche Preise. Möblierte Zimmer: Woche $3-7, Monat 10-25; Nachweis im Reisebureau (s. unten).— Restaurants: Alexander Young Café und Union Grill, King Street (nahe Fort Street); Lunch 50 cts.
Post: Ecke Bethel Street und Merchant Street; vgl. den Plan.—Telegraph: Intern. Island Wireless Telegraph Co., Fort Str., zwischen Queen und Merchant Str.—Commercial Pacific Cable Co., im Alexander Young Building, Bishop Str.—Telephon fast nach jedem Privathaus.—Telegraphenkabel nach San Francisco und über Midway Island und Guam nach Manila, Japan, Schanghai, Menado etc.
Wagen (Droschken) und Automobile nach (hoher) Taxe.—Straßenbahn (elektrisch, 5 cts.) führt mehrere Linien durch die weitläufig gebaute Stadt überallhin, zum Kapiolanipark und nach Waikiki.—Reitpferde: $2,50 für 1/2 Tag.
Eisenbahn (Bahnhof am Nordende der Stadt) längs der Südküste und Westküste der Insel Oahu und um deren Nordkap bis zur Laiebucht; etwa 110 km; Zweigbahn von Pearl Harbour nach Wahiawa in der Mitte der Insel.
Dampfer: Pacific Mail Steamship Co. und Toyo Kisen Kaisha alle 7-10 Tage nach Japan, China, Manila und San Francisco.—Matson Navigation Co. etwa 14tägig nach San Francisco.— Oceanic S. S. Co. alle 20 Tage nach San Francisco.—Canadian-Australian Royal Mail S. S. Co. monatlich nach Vancouver und über Suva (Fidschi-Inseln) nach Australien.
Geld wie Nordamerika, vgl. II. Teil, S. 2. Banken: Bishop & Co.; Yokohama Specie Bank (beide Korr. der Disconto-Gesellschaft, Berlin); Bank of Hawaii u. a.—Deutsches Geschäftshaus: H. Hackfeld & Co. u. a.
Reisebureau: The Hawaii Promotion Committee (Sekretär Wood) gibt bereitwilligst jede Auskunft über Ausflüge, Dampferfahrpläne etc., auch in deutscher Sprache.
Sprache: Englisch wird fast allgemein verstanden.
Theater: vorhanden.—Konzerte einer guten hawaiischen Kapelle unter Leitung eines deutschen Kapellmeisters tägl. außer Fr. im Stadtpark.

[S. 418]

Waikiki.


[S. 419]

Konsulate: Deutsches Reich, Konsul W. Pfotenhauer.—Österreich-Ungarn, Konsul).—Vereine: Pacific Club; Commercial Club; University Club.— Polizei: Police Station schräg gegenüber dem Postamt in Merchant Street.
Ärzte: Dr. G. F. Straub (Deutscher) und 40-50 andrer Nationalität.— Krankenhaus am Ostende der Stadt.
Zeitungen: Pacific Commercial; Advertiser; Hawaiian Star; Evening Bulletin; erscheinen täglich.
Zeitteilung: 7 Tage Honolulu.— Ausflüge nach den Inseln Kauai (Waimea) und Hawaii (Hilobucht, Kilauea) sind abhängig vom Fahrplan der sechs Dampfer der hawaiischen Inter-Island Steam Navigation Co. und erfordern etwa je 4-7 Tage.

Honolulu, Hauptstadt der Hawaii-Inseln, unter 21° 18' nördl. Br. und 157° 50' westl. L., an der Südküste der Insel Oahu, deren vorgelagerte Korallenriffe einen für die größten Schiffe brauchbaren Hafen bilden, liegt sehr schön, von Laub-und Fruchtwäldern umrahmt und von schön geformten Bergen überragt. Es ist Sitz der Regierung, eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, hat breite, mit Lava oder Korallenkalk belegte und mit Mangobäumen, Akazien, Mimosen, Palmen eingefaßte Straßen, einen 1882 vollendeten königlichen Palast, jetzt Regierungssitz (Kapitol), ein großes Parlamentsgebäude, viele Schulen, Waisenhaus, amerikanisches Missionsseminar, Wasserleitung, elektrische Straßenbeleuchtung, Feuerwehr, 7 Zeitungen und etwa 45000 Einw. (davon 10000 Weiße). Die Industrie (Eisengießerei, Maschinenwerkstätten, Schiffbau) und der sehr bedeutende Handel liegen in den Händen der Weißen. Honolulu ist eine wunderbar schöne Gartenstadt, einer der schönsten Punkte der Erde, und verdient unbedingt einen Besuch, wenn es auch eigentliche Sehenswürdigkeiten wenig gibt. Es ist zu einem Erholungsaufenthalt sehr geeignet und wegen seines milden, fast das ganze Jahr gleichbleibenden Klimas (Mitteltemperatur des Januar 21,2°, des August 25,3°, höchste im Jahr durchschnittlich eintretende Temperatur 30°, niedrigste 13° C; Niederschlagsmenge gering) ein besuchter Luftkurort für Lungenkranke. Die Vegetation weist alle Arten von Palmen auf, in langen Hecken blüht die»Königin der Nacht«und im Wasser zahllose Lotosblumen. Charakteristisch für Honolulu ist der Sonnenregen; bei schönstem Sonnenschein fällt feiner Wasserstaub, der wie Millionen Perlen glänzt.—Rundfahrt. Da Droschken teuer, benutze man die verschiedenen Linien der elektrischen Straßenbahn, um die weitläufig gebaute Stadt, deren Straßen meist reizende Gärten zeigen, kennen zu lernen. Vor dem alten Königspalast (einem einfach-stattlichen Verandenbau) steht ein Denkmal des Königs Kamehameha I., des Großen. Sehenswert ist das Polynesische Museum (Bernice Pauahi Bishop Museum) mit ethnographischer Sammlung, das ein vollständiges Bild der Kanakenkultur gewährt. Von da fahre man zum Kapiolanipark am Meeresstrand, in dessen Nähe das Strandhotel Moana liegt. Dann zu Fuß auf den etwa 150 m hohen Punch Bowl Hill, einen alten Vulkan, der guten Überblick über Stadt und Umgebung gewährt. Lohnende Ausflüge zu Pferd auf den 600 m hohen Mount Tantalus (oben prachtvolle *Aussicht) oder nach dem Vorort Kaimuki zwischen Bergen hinter Diamond Head.

Vor dem Kapiolanipark am Strand von Waikiki (die elektrische Bahn führt in 20 Min. [5 cts.] dahin) liegt das hochinteressante [S. 420] Aquarium, mit tropischer Meeresfauna.—Lohnend ist eine Rundfahrt (Wagen oder Auto) um den Diamond Head (230 m), einen alten Krater, auf dem der Leuchtturm und starke Befestigungswerke zum Schutz der Hafeneinfahrt liegen.—Den Abend verbringe man im Seebad von Waikiki (Moana Hotel).

Ausflüge: 1) Zur *Palischlucht mit Auto, Wagen oder zu Pferd, erfordert 1/2 Tag; man fährt im Nuuanutal etwa 11 km bergauf; das Tal ist reich an Farren und Bäumen (Bananen, Königspalmen); oben prachtvolle *Aussicht. Der Paß ist eine tiefe Felsschlucht, die dadurch eine traurige Berühmtheit erlangt hat, daß Kamehameha I. bei den Kämpfen um die Aufrichtung seiner Alleinherrschaft über die Inseln das Heer der Oahuleute über den Steilabsturz in den Tod jagte. Heute führt eine gute Straße zwischen den steilen, rötlichen, bis 900 m hohen Felswänden durch. Die Zunahme der Niederschlagshöhe vom Stadtgebiet zum Paß beträgt auf 9 km Entfernung nicht weniger als 2800 mm (von 850 mm auf 3650 mm). Auf der Nordostseite steil bergab zur Nordküste der Insel nach dem kleinen Fischerdorf und Hafen Kaneohe, 16 km von Honolulu, umgeben von Zuckerrohrpflanzungen am klippenreichen Strand.
2) Nach *Haleiwa mit der Oahu Railway morgens gegen 9 Uhr oder Nm. gegen 3 Uhr, Fahrzeit 21/2 St. rings um die Süd-und Westküste der Insel, stets dicht am Strand entlang, vorbei an grünen Tälern (mit Reisfeldern, Sisal-und Bananenpflanzungen) nach (56 M) Haleiwa (Haleiwa Hotel), reizend gelegenem feinen Strandhotel mit Seebad, Pens. $ 3-4, wöchentl. $ 21; für Ruhebedürftige zu längerm Aufenthalt sehr empfohlen. Rückweg mit Wagen (im Hotel zu haben) in 11/2 St. durch die größten Ananaspflanzungen der Erde im Mitteltal der Insel nach (18 M) Wahiawa, dann mit der Bahn in 1 St. nach Honolulu. Sehr lohnend ist der Ausflug nach Haleiwa mit Automobil, als Rundfahrt um die Insel (1 Tag erforderlich; 1-4 Pers. $ 50, jede Person mehr $ 5) auf guten Straßen, hin über die Palischlucht (s. unter 1), Lunch im Haleiwa Hotel, dann zurück über Wahiawa, Besichtigung des im Ausbau begriffenen, schon für große Kriegsschiffe benutzbaren Kriegshafens Pearl Harbour, wo große Trockendocks und Marinewerften im Bau sind; er gilt als Flottenstützpunkt gegen Japan.
3) Zur Insel Kauai fährt ein Dampfer in 16 St. von Honolulu Di. Nm. nach den Häfen Nawiliwili, Koloa, Eleele, Makaweli und Waimea (Fahrpreis $ 7); in letzterm landet man mit Eingebornenboot auf dem Strande (zuweilen nasse Fahrt). Dann Wagenfahrt durch das malerische Waimeatal, wo deutsche Zuckermühlen und Zuckerrohrpflanzungen.—Kauai, die nordwestlichste und älteste Insel der Hawaiigruppe, 48 km lang, 42 km breit, 1515 qkm groß, mit etwa 23000 Einw., darunter viele Deutsche, in deren Händen viele Pflanzungen sind. Kauai, das mit der von zahllosen Seevögeln bevölkerten Nachbarinsel Nihoa oder Niihau früher eine einzige Insel gebildet zu haben scheint, besteht aus Basalt, dessen Verwitterungsboden sehr fruchtbar ist; neuere vulkanische Erscheinungen fehlen. Die Insel hat herrliche Waldungen, üppigen Pflanzenwuchs (»Garteninsel«) und steigt in den breiten, mit sumpfigen Waldungen bedeckten Waialeale zu 2000 m auf. Die teilweise mit Korallenriffen besäumte Küste hat gute Häfen: im S. Waimea (Bay View Hotel; sehenswert Olokele Canyon, eine großartige Felsschlucht, das»russische Fort«über dem Hafen, der Manawaiopuna, ein Wasserfall bei Hanapepe etc.; in Lihue [Hotel Fairview] die Wailua-Fälle u. a.) und Koloa, im N. die Hanaleibucht (in Hanalai: Deverill's Hotel, Seebad, in sehr schöner Landschaft; Ausflug nach Wainiha, den Haena-Höhlen und nach Hanakapiai). Gebaut werden Zuckerrohr, Reis, Ananas, Bananen; auch Viehzucht. Eine gute Fahrstraße führt fast um die ganze, landschaftlich sehr schöne Insel. Wo kein Gasthaus, findet man meist gute Unterkunft bei den sehr gastfreien Bewohnern.

[S. 421]

Seitentour: Honolulu-Hawaii.
Dampfer der»Inter Island Steam Navigation Co.«(Queen Street, nahe Fort Street) von Honolulu Di. Mitt. in 22 St. nach Hilo, an Mi. Vorm. 10 Uhr; Lunch im Hotel; Besuch des Wasserfalles.—Eisenbahn ab Hilo 21/4 Uhr Nm. nach Glenwood; von Glenwood Omnibus ab 4 Uhr Nm. zum Hotel Volkano House, Ankunft 7 Uhr abds.—- Zurück Fr. Vm. nach Glenwood und Hilo; Dampfer nach Honolulu an Sa. Vm.—Rundtour $ 42, dafür I. Klasse Dampfer, Bahn, Omnibus und 2 Nächte und 1 Tag im Hotel Volcano House.
Hawaii, die größte und südöstlichste der Hawaii-Inseln, ist 150 km lang, 120 km breit, 10398 qkm groß und hat 46843 Einw. Die NO.-Küste ist zwar den herrschenden Winden ausgesetzt, besitzt aber in der Hilobucht die beste Reede der Insel. Die Westküste hat leidlich gute Häfen bei Kealakeakua (wo Cook am 14. Febr. 1779 erschlagen wurde, jetzt dort ein Denkmal für ihn), Kailua und Kawaihae. Das völlig vulkanische Inselland steigt vom schmalen Küstensaum schnell zu einer Lavahochebene an, aus der sich fünf vulkanische Bergmassen erheben. Zwei dieser Vulkane können als ganz erloschen gelten: der 1678 m hohe Kohala im N., von dem nur noch Ruinen vorhanden sind, und die höchste Erhebung der Insel, der 4200 m hohe Mauna Kea. Der im W. liegende Hualalei hat 1801 seinen letzten Ausbruch gehabt. Noch heute sind in kurzen Zwischenräumen tätig der 4168 m hohe Mauna Loa und der Kilauea (1231 m), beide im S. der Insel. Was diese Vulkane von allen andern Vulkanen der Erde unterscheidet, ist die Ruhe, mit der ihre Eruptionen vor sich gehen (Seltenheit von Erdbeben), und die große Dünnflüssigkeit ihrer basaltischen Lava sowie das fast völlige Fehlen von Tuffen und Aschen. Die Dünnflüssigkeit der Lava hat zur Folge, daß die Vulkanberge Hawaiis nur flachschildförmig sind im Gegensatz zu den viel steileren Kegelbergen etwa des Fuji-no-yama oder der Vulkane von Java. Indem die Lava sich weit ausbreitete, füllte sie die Zwischenräume zwischen den einzelnen Vulkanen zum Teil aus, so daß das Innere von Hawaii ein einheitliches, etwa 1200 m hohes Tafelland bildet, das nur gegen die Küsten meist steil abfällt. Ebenso sitzt der Kilauea der SW.-Seite des Mauna Loa als schwache Erhebung auf, obgleich seine Ausbrüche mit denen des Loa gar nichts zu tun haben. Die Ausbruchstätigkeit unterscheidet sich beim Mauna Loa und beim Kilauea sehr scharf dadurch, daß ersterer Lavaströme aussendet, letzterer aber nicht. Die Lavaströme des Loa, die an den Seiten des Gipfels austreten, bewegen sich infolge ihrer Dünnflüssigkeit sehr rasch vorwärts, selbst auf ganz schwach geneigter Unterlage, und erreichen bis zu 45 km Länge. Ganz anders ist die Tätigkeit des vielbesuchten Kilauea; er zeichnet sich gerade dadurch aus, daß die vulkanische Tätigkeit sich auf den Raum des Kraters selbst beschränkt, daß (mit geringen Ausnahmen) auch in den Ausbruchsperioden weder Lava nach außen abfließt, noch Asche oder Bomben ausgeworfen werden, so daß die Vorgänge im Krater aus nächster Nähe gefahrlos beobachtet werden können. In dem flachen Gipfel des Kilauea ist ein großer steilwandiger länglicher Krater eingesenkt, die Mündung des in die Tiefe führenden, der flüssigen Lava zum Aufsteigen dienenden Schachtes. Nur selten, in Zeiten starker Tätigkeit, ist ein größerer Teil der Kraterinnenfläche von frisch aufgestiegener, glutflüssiger Lava angefüllt und bildet einen einzigen Glutsee. Für gewöhnlich aber nimmt den Kraterraum eine Erstarrungskruste aus erkalteter Lava ein, die man gefahrlos bis an den Rand der kesselförmigen Vertiefungen (in der Gegenwart nur der 80 m tiefe, 370 m lange und 305 m breite Halemaumau, d. h. Haus des Feuers) begehen kann, in denen die flüssige Lava auf und ab wogt.
Vom niederschlagsreichen NO.-Abhang der Insel ziehen viele Bäche, häufig Wasserfälle bildend, zum Meer; dieser Teil der Insel wie auch die Südküste sind sehr fruchtbar (Kokospalmen, Mangobäume, Bananen, Bambus); die trockne Westküste sowie das mit Lava bedeckte Innere sind unfruchtbar, zum Teil wüstenhaft, doch findet man auch dort viele verwilderte Schweine, Ziegen und Rinder. Große Zucker-, Kaffee- und Orangenpflanzungen bedecken die Küstenlandschaften.

[S. 422]

Man fährt von Honolulu längs der Südküste der Inseln Molokai (mit Niederlassung [in Kalaupapa, wo der Dampfer Post abgibt] für Aussätzige, Leprakranke, unter denen ein französischer Priester in freiwilliger Abgeschlossenheit für Lebenszeit wirkt), dann durch die Auaustraße zwischen Molokai und dem Westende von Maui l. und der Nordküste der Insel Lanai r., dann längs der SW.-Küste von Maui und durch die Alakeikistraße zwischen Maui l. und der kleinen Insel Kahoolawe r. nach Upolu Point, dem Nordkap der großen Insel Hawaii, dann längs deren Nord-und NO.-Küste nach der Hafenbucht von Hilo (Byronbai), 190 Seem. von Honolulu, die durch vorgelagerte Riffe einigermaßen gegen Seegang geschützt ist.

Hilo (Hilo Hotel) ist der Hauptort der Insel Hawaii, mit etwa 4500 Einw. (meist Chinesen und Japaner). In der Umgebung Zuckerrohrbau. Etwa 3 km westl. von Hilo ist der berühmte, 25 m hohe Regenbogenwasserfall des Wailuku.

Ausflüge: Zum Kilauea (1231 m). Man nehme wärmere Wollkleidung (da morgens und abds. kühl), Regenmantel und Schirm mit. Von Hilo (Lunch im Hotel) mit Kleinbahn in 1 St. nördl. über (20 km) Olaa, eine große Zuckerrohrpflanzung. Vom Endpunkte der Bahn, Glenwood, fährt man mit vierspännigem Omnibus durch Baumfarnwälder bergan, mit Ausblicken nach dem 35 km östl. liegenden Vulkan Mauna Loa zum Hotel Volcano House (für längern Aufenthalt geeignet), wo man übernachtet. Das Hotel liegt nahe dem NO.-Ende des Kilaueakraters (vgl. S. 421), dessen Rand hier nicht mit einem einzigen Steilabsturz, sondern treppenförmig absinkt, so daß die Kraterinnenfläche bequem zu erreichen ist. Von hier zu Fuß (Reitweg; Pferd $ 2, für Damen ratsam) in 11/4 bis 11/2 St. nach dem Lavasee Halemaumau. —1/2 St. östl. vom Volcano House liegt der Einsturzkessel Kilauea-iki, mit 230 m hohen, bereits üppig bewachsenen Rändern.— Hand Das Hinabsteigen in den Kilaueakessel ist ohne Führer nicht ratsam! —Lohnend soll ein eintägiger Fußmarsch oder Ritt rings um den Krater sein. Ein Automobilweg (»Jack Atkinson Road«, scherzhaft »Road to Hell« = Höllenweg, genannt) führt vom Volcano House Hotel um den Krater herum bis zum Halemaumau. Dicht beim Hotel liegen die sogen. Schwefelbänke (Sulphur banks), wo aus roter Erde flüssiger Schwefelstrom aufquillt und sich an der Luft verdichtet; die Kristalle funkeln seltsam im Sonnenschein. Tagesausflug vom Volcano House nach den Sechs Kratern (The Twins, Zwillingskrater; Pun Huluhulu mit prächtiger Aussicht auf Mauna Kea und Mauna Loa; Two Orphans, zwei kleine Krater im Wald; *Kamakaopuhi, Aalauge, der interessanteste); Rückweg durch schattigen Wald 12 km nach Volcano House.
Die Besteigung des Mauna Kea (4210 m) und des Mauna Loa (4170 m) erfordert gründliche Vorbereitungen, Anwerbung von Trägern etc., ist daher kostspielig und zeitraubend.

Von Honolulu nach San Francisco.

Die etwa 6tägige Dampferfahrt von Honolulu nach San Francisco, die meist von gutem Wetter begünstigt ist, führt um Diamond Head (S. 420) herum längs der SW.-Küste der Insel Oahu durch die Kaiwi-Straße zwischen Makapuu Point, dem Ostkap von Oahu, und Kalaau, dem Westkap von Molokai hindurch und dann mit ungefähr onö. Kurs durch den östl. Stillen Ozean auf die 48 km westl. von der San Francisco-Bai gelegenen Farallones-Inseln (»Pfeilerfelsen«) zu, drei granitische Felsen, 81 Hektar groß, Niststätte zahlloser Vögel, [S. 423] deren Eier für den Markt in San Francisco gesammelt werden. Vor den Farallones sichtet man die hohen Berge der kalifornischen Küste des amerikanischen Festlandes bei klarem Wetter schon aus 50 Seem. Abstand vom Lande. An der Nordseite des Golfes ist die Reyes-Huk ein auffälliges Hochland. Ferner erkennt man den 1330 m hohen Helenaberg (30 Seem. landwärts) und den 1180 m hohen Diabloberg (30 Seem. onö. vom Goldenen Tor); vgl. II. Teil, S. 25. Von dem Tamalpais- oder Tafelberg (s. II. Teil, S. 33) erkennt man drei Gipfel, wovon der westliche am höchsten, der mittlere am niedrigsten und der östliche am schärfsten ist. Auch die kegelförmige Insel Südost-Farallon, deren Gipfel (Sugarloaf = Zuckerhut) 100 m hoch ist und einen 9 m hohen, kegelförmigen Leuchtturm trägt, ist leicht zu erkennen; sie bleibt l., man läuft dann auf das Feuerschiff vor der Barre von San Francisco zu, läßt es r. und steuert durch das berühmte *Goldene Tor (Golden Gate, II. Teil, S. 25), eine Meerenge (vgl. den Plan II. Teil, S. 26), in die herrliche *Bai von San Francisco (II. Teil, S. 31); l. kahle Berge, r. Cliff House (II. Teil, S. 33) hinter mächtigen Klippen, auf denen sich Seelöwen sonnen. Dann dreht der Dampfer r. in den Hafen von San Francisco (II. Teil, S. 25).


Von Yokohama nach Vancouver laufen Schnelldampfer der Empressklasse der Canadian Pacific Steamship Line (in Montreal; Agent: Karl Flügge, Hamburg, Alsterdamm 8) im Sommer alle drei, im Winter alle vier Wochen in 12 Tagen von Yokohama nach Vancouver (4300 Seem.), vgl. Reichskursbuch Nr. 704, als schnellste Verbindung zwischen Ostasien und Nordamerika und weiter über die Canadian Pacificbahn auch mit Europa. Sofort nach Ankunft der»Empress«-Dampfer von Yokohama fährt der »Overseas Limited«(ein Sonderzug der Canadian Pacific R. R.) mit den Passagieren I. Kl. von Vancouver nach Quebec, im Sommer, oder nach St. John, N. B., im Winter ab, zum Anschluß an die Atlantischen»Empress«-Dampfer, auf denen man Liverpool nach 22 Tagen Fahrt von Yokohama ab erreicht. (Ebenso in umgekehrter Richtung.) Fahrpreise I. Kl. von Yokohama (oder Kobe, Nagasaki, Schanghai, Hongkong, Manila) und über Kanada nach Liverpool (Southampton oder London) £ 71,10 (1480 M); Rückfahrkarte auf 6 Monate I. Kl. £ 120, auf 2 Jahre £ 125; II. Kl. (12 Monate gültig) über Kanada £ 74, über New York £ 78. Eine Reise um die Welt: London, Liverpool oder Southampton nach Quebec, Montreal, New York, Boston, Halifax oder St. John, N. B.: von dort Canad. Pacific R. R. nach Vancouver, Dampfer nach Yokohama, Schanghai oder Hongkong; dann mit Dampfer des Norddeutschen Lioyd oder P & O Line über Colombo und Suezkanal zurück; Preis der Rundreise, 2 Jahre gültig, £ 131,10 ohne, 137,10 mit Verpflegung und Schlafplatz auf der Canadian Pacific R. R.
Von Yokohama nach Seattle, der kürzeste Dampferweg zwischen Japan und Nordamerika, laufen Dampfer der Nippon Yusen Kaisha in Tōkyō 14tägig (Fahrpreise von Yokohama über Kanada nach London I. Kl. £ 56, II. Kl. £ 39; Agent: P. Günther, Hamburg, Mattentwiete 1) und der Great Northern Steamship Co. in St. Paul (Minn.) monatlich (Fahrpreis von Yokohama oder Hongkong etc. nach London I. Kl. £ 71,10; Rückfahrkarte für 6 Monate Landaufenthalt £ 115,10, für 2 Jahre gültig £ 121; Agent wie vorher).—Die Schiffe haben gleichen Kurs wie die nach Vancouver und laufen auch in die San Juan de Fuca-Straße ein, l. die Insel Vancouver, r. der Mount Olympus (2480 m). Dann geht das Schiff nach Vancouver (II. Teil, S. 188) nördl., das nach Seattle (II. Teil, S. 146) durch den Pugetsund südl.; Fahrzeit etwa 15 Tage.—Außerdem die Osaka Shosen Kaisha in Ōsaka, etwa monatlich nach Tacoma (II. Teil, S. 147; Fahrzeit: Hongkong bis Takoma 32-38 Tage! Billige Linie).


[S. 424]

Register.

[A]    [B]    [C]     [D]    [E]    [F]     [G]    [H]    [I]     [J]    [K]     [L]    [M]    [N]     [O]    [P]    [Q]     [R]     [S]    [T]    [U]     [V]    [W]    [Y]     [Z]

A.

Aba 353.

Abessinien 37.

Abu Ail, Durchfahrt 35.
— Road Station 66.

Abuto 360.

Acheen Head 155.

Acht Grad-Kanal 105.

Adamsbrücke 124. 106.

Adams Peak 121. 106.

Adamwahanbrücke 81.

Addis-Abeba 37.
— -Alam 37.

Adelé 37.

Aden 38. 105;
Golf 40.

Adoni 100.

Adriatisches Meer 22.

Adschmer, s. Ajmer.

Affenberg 159.

Aga 318.

Agra 83.

Agudo, Monte 234.

Ahmedabad 65.

Ai-oi no Matsu 360.

Ajer-Mantjoer Wasserfall 159.

Ajmer 67.

Akaba, Golf 30. 32.

Akabane 403.

Akama 354.

Akashi 360.
— no Seto 358.

Alakeikistraße 422.

Albay 235.

Alëuten 412.

Alexanderbrücke 312.

Alexandrowo 304.

Aligarh 83.

Ali Sabiet 37.

Allahabad 89.

Alongbucht 187.

Alt-Delhi 73.

Alu Vihara 119.

Alwar 70.

Amarapura 153. 154.

Ambabo 36.

Ambarawa 206.

Ambepussa 115.

Amber 69. 68.

Amida 360.

Aming-Kang 242.

Amoy 241.

Amritsar 76.

Amur und Amurfahrt 317. 323.

Amurbucht 320. 323.

Anambas-Inseln 214.

Anantpur 132.

Anei-Kloof 159.

Angara 315.

Angkor-Thom 185.
— -Wat 185.

Annam 185. 178.

Antung 332.

Anuradhapura 119.

Apo 235.

Arabisches Meer 40.

Arashiyama 379.

Arcot 132.

Argun 317.

Arima 360.

Arita 353.

Arkonam 100. 132.

Asamayama 411. 382.

Aschichö 319.

Aschrafi-Riffe 32.

Ashibe-no-ura 367.

Ashinoyu 386.

Ashio 409.

Askold 320. 323.

Asmara 35.

Asoka-Säule 89.

Assab 35.

Atami 387.

Äthiopien 37.

Atschinsk 314.

Attock 79.

Atushi no Ōshima 354.

Ava 153.

Avalanche Hill 130.

Avisawella 124.

Awaji Shima 358. 387.

Ayanur 132.

Ayuthia 177.


B.

Baba 379.

Bab el-Mandeb, Straße 30. 35. 36.

Badasam 143.

Badulla 123.

Bagan Serai 161.

Baguio 240.

Bahawalpur 81.

Baikalsee 316.

Balangoda 123.

Balapilli 100.

Balasore 133.

Balipitham 104.

Bambusinseln 279.

Bandara 64.

Bandarawela 123.

Bandar Baharu 164.

Bandoeng 203.

Bangalore 131.

Bangka 191.

Bangkok 171.

Bang Koläm 170.

Banker's Glen 244.

Bankipur 95.

Baramula 79.

Baranowitschi 305.

Baroda 65.

Barrackpur 139.

Basilan 253.

Bassein (Birma) 155.
— (Indien) 64.

Batam 189.

Batang-Harau 160.

Batavia (Java) 195.

Bataviabai 190.

Baticalia 124.

Batok 211.

[S. 425] Batraki 312.

Battambang 185.

Batticaloa 124.

Batu 164.

Bawa Malang 41.

Belawan-Deli 158.

Beliaghatta Stat. 134.

Beliholoya 123.

Benares 90.

Benares-Calcutta 95.

Bengalen, Golf von 134. 143.

Benguet 240.

Benkoelen 160

Bentendaki 409.

Benten-jima 360.

Bentenyama 386.

Beppu 354.

Berber 33.

Berenice-Berge 32.

Beresa 305.

Beresina 305.

Berhampore 133.

Berlin-Moskau-Wladiwostok 301.

Besshi 356.

Bezwada Junction 132.

Bhadrak 133.

Bhamo 153.

Bharoch 65.

Bhayandar 64.

Bhubaneswar 133.

Bienhoa 182.

Bijapur 98.

Bikin 323.

Billiton 191.

Bingo Nada 356. 357.

Binh-dinh 186.

Binnenlandsee, Japanische 356. 354.

Bintang 189.

Birjussa 315.

Birma 143.

Bismarckberg 269.

Bitragunta 132.

Bitterseen 28.

Biwasee und Kanal 378.

Bjelaja 312.

Blagowjeschtschensk 317. 323.

Blakan Mati 168.

Blitong 190.

Bocca Tigris 225.

Bogoola 139.

Bohol 235.

Bolaram 99.

Bombay 53.

Bombay-Calcutta 63.

Bombay-Madras 96.

Bonhaminsel u. Straße 246.

Bonifacio und Straße 25.

Bonininseln 337.

Bore Ghat 97.

Borissow 305.

Boro-Boedoer 206.

Borodino 305.

Borsa 318.

Bowringpet Junction 132.

Brahmaputra 140.

Brest-Litewsk 305.

Brindaban 83.

Brindisi 23.

Brindisi-Bombay 23.

Brindisi-Colombo 105.

Broach 65.

Bromo 211.

Brüder, Die 34.

Buchedu 318.

Buchoi 318.

Buckingham Canal 104.

Buddh Gaya 95.

Buitenzorg 200.

Bukit Gantang 163.

Bulusan 235.

Burjatskaja 318.

Butulan 235.

Byobu-ga-Ura 357.


C.

(vgl. auch unter K).

Calcutta 134.

Calcutta-Darjeeling 139.

Calcutta-Rangoon 143.

Cambodja 179.

Cam-giang 188.

Camiguin 235.

Camp John Hay 240.

Camp One 240.

Cam-ranh 186.

Canloon 235.

Cantonment Station 74.

Capi di Faro (Peloro) 24.

Capri 24.

Cauvery 128. 131.

Cavite 240. 235.

Cawnpore 88.

Cebu 235.

Cécir de Mer 219.

Ceylon 106.

Chabarowsk 323. 317.

Chagoti 79.

Chailar 318.

Chakang 143.

Chandaochezy 319.

Chandernagore 96. 139.

Changchun 324.

Ch'ang-hsin-tien 299.

Changling 297.

Ch'ang-p'ing-chou 295. 297.

Charbin 318.

Charbin-Dairen 323.

Charbin-Peking 328.

Charbin-Wladiwostok 319.

Ch'a-tao 296.

Chemor 163.

Chiabhanjon 142.

Chiaotou 332.

Chidambaram 128.

Chienchinchai 325.

Chienshan 326.

Chilka-See 133.

Chilok 317.

Chimpiddi 121.

China Bakir 155.

Chinchou 326.

Chinesische Mauer, Große 296.

Chingan u. Gebirge 318.

Chinglepul 104.

Chingleput 128.

Chittagong 139.

Chochou 300.

Chofu 358.

Chojasaki 392.

Cholon 182.

Choushuitzu 326.

Churja-Murja-Inseln 41.

Chü-yung-kuan 295.

Chuzenji u. See 407. 408.

Cocanada 133.

Cochinchina 178.

Coimbatore 129.

Colaba Point 56.

Col de Nuages 186.
— du Harr 37.

Coleroon 128. 131.

Colombo 110.

Colombo-Kandy 115.

Colombo-Madras-Calcutta 125.

Colombo-Singapore 155.

Comorin, Kap 105.

Confucius, s. Kungfutsze.

Conjeeveram 104.

Coonor 129.

Corregidor 235.

Cotaboto 235.

Crag Hill 157.

Cua-cam 187.

Cua-Nam-trieu 187.

[S. 426] Cuddalore 128.

Cuddapah 100.

Cuttack 133.


D.

Dacca 139.

Dädalus-Riff 34.

Dagupan 240.

Dahlak-Inseln 34.

Daibutsu 391.

Daikokusan 410.

Daimyo 343.

Dairen (Dalny) 326.

Dal, Dalgate 79.

Dalatschao 324.

Dalhousie 76.

Dalny, s. Dairen.

Daman, Daman Road 64.

Dambulla 119.

Damukdia Ghat 139.

Danera 76.

Da-no-ura 358.

Daouanlé 37.

Darjeeling 141.

Daulatabad 62.

Dazaifu 353.

Delhi 70.

Delhi-Simla 74.

Dentam 142.

Deshima 349. 352.

Dhubri Ghat 140.

Diamantberge 335.

Diamond Harbour 134.
— Head (Honolulu) 416.
— — (Calcutta) 134.

Dibrugarh 140.

Dickoya 121.

Dieng 206.

Dimbula 121.

Dindigul 127.

Dindings 155.

Diré Daua 37.

Djebel Atakah 32.
— Churruz 35.
— ed-Dêr 32.
— Katherina 32.
— Musa 32.
— Schamschan 30.
— Sugur 35.
— Tair 34. 35.

Djesiret es-Sawahib 36.

Djibouti 36.

Djobal-Straße 32.

Djokjakarta 205.

Djomblang 207.

Dogali 35.

Dogashima 386.

Dogo 357.

Domel 79.

Donabew 154.

Donkia Ri 142.

Donnaifluß 178. 183.

Doshima 354.

Do-Son 187.

Drachenfluß 241.

Dschaipur, s. Jaipur.

Dschehol, s. Jehol.

Dschidda 33.

Dulai 79.

Dum-Dum 139.

Dusun Tua 164.

Dutch Folly 228.

Dwars in den Weg 160.


E.

Eitoho 333.

Elba-Berge 34.

Elephanta 61. 56.

Elephant Pass 118.

El-Kantara 27.

El-Lid 35.

Ellora 61. 62.

Ellore 133.

Emmahaven 159.

Enggov 163.

Enoshima 392. 385.

Eritrea 34.

Erode Junction 128.

Eselsohren 219.

Etajima 359.

Etampitiya 123.

Etawah 88.

Everest, Mount 142.


F.

Faitsilong-Archipel 187.

Fangtse 272.

Farallones-Inseln 422.

Fasaneninsel 257.

Fatehpur-Sikri 86.

Fati, Insel 232.

Fenghuangcheng 332.

Fêngtai 277.

Fengtien 324.

Ferozabad 88.

Firozabad 73.

Foochow, s. Futschou.

Formosa, Insel 245. 337.

Formosastraße 245. 241.

Fort Canning 168.
— de Kock 159.
— Nossa Senhora da Guia 232.
— van der Capellen 159.

Fubasami 403.

Fuchizaki 360.

Fujikawa 384.

Fujimitoge 408.

Fuji-no-yama 337.

Fujisawa 392.

Fujiyama, s. Fuji-no-yama.

Fukae 349.

Fukiën-Straße 245.

Fukuoka 353.

Fukuse 354.

Fukushima 383.

Fukuyama 360.

Fünffingerspitze 270.

Fusan 336.

Fushimi 379.

Fushun 332.

Futabayama 359.

Futagawa 383.

Futami-ga-ura 382.

Futatabisan 364.

Futschou 243.

Futsukaichi 353.


G.

Gadaladenya 118.

Gadok 201.

Gairsoppa Fall 132.

Gampola 124.

Ganges 91.

Gangesdelta 134. 136.

Gap-Klippe 219.

Gardnerinsel 413.

Garhi 79.

Garoet 203.

Gasparstraße 191.

Gaya 95.

Gedeh, Vulkan 202.

Gegutempel 382.

Gelbes Meer 348. 277.

Geloenggoeng 204.

Gemas 166.

Gensan 335.

Genua 23.

Genua-Bombay 23.

Genua-Colombo 104.

Georgetown 156.

Gersoppa-Fälle 132.

Gharapuri 61.

Ghoom 141.

Ghorbandar 64.

Ghubbet Charab 36.

Gia-lam 188.

Gifu 380.

Gilimale 123.

Giri 211.

[S. 427] Giridh 96.

Goalanda Ghat 139.

Gobi, Wüste 317.

Godaveryfluß 133.

Goenoeng-Goentoer 204.

Gogo Shima 357.

Gokteik Gorge 150. 153.

Goldenes Horn (Wladiwostok) 320. 322.

Goldinsel 255.

Golkonda 99.

Gomo 364.

Gondang-wetan 211.

Gooty 100.

Goregaon 64.

Gotemba 384.

Goto 360.

Gotoinseln 349.

Great Catwick 219.

Green Island 220.

Grodekowo 320.

Gshatsk 305.

Guardafui, Kap 105.

Gubei-kóu 298.

Gudur 132.

Gujranwala 78.

Gulbarga 98.

Gulmarg 79.

Gungchuling 324.

Gunong-Hijan 163.
— Rapat 163.

Guntakal 100.

Gute Hoffnung, Kap 241.

Gützlaffinsel 246.

Guzerat 65.

Gwalior 87.


H.

Habesch 37.

Hachi-hon-matsu 359.

Hachiishi 403.

Haidarabad, s. Hyderabad.

Haïduong 188.

Haiki 353.

Haikwan-Tael 219.

Haining 253.

Haiphong 187.

Haitanstraße u. Insel 243.

Hakata 353.

Hakgala 123.

Hakkei 392.

Hakone u. See 386.

Hakonegebirge 386.

Hakone-machi 387.

Hakozaki 354.

Hakusan 380.

Haku-un-zan 410.

Halcon 235.

Haldamulla 123.

Haleiwa 420.

Halemaumau 422.

Hamamatsu 383.

Hambantota 124.

Hanaleibucht 420.

Han-Fluß 241.

Hangangfluß 333.

Hangman Point 134.

Hangtschou 252.

Hangtschou-Bai 245.

Hangtschou-Bucht 245.

Hanho 270.

Hanisch-Inseln 35.

Hankau 259.

Hankau-Itschang-Tschungking 261-263.

Hanoi 188. 186.

Hanoi-Yünnanfu 189.

Hanwella 124.

Hanyang 259.

Happy Valley 224.

Haputale 123.

Harapa 81.

Harima Nada 356. 358.

Harrar 37.

Hata 387.

Hatti 79

Hatton 121.

Hauki-Insel 279.

Hawaii-Inseln 413.

Hayama 392.

Heischan 298.

Helenaberg 423.

Henaratgoda 115.

Henzada 154.

Heongschan 233.

Heramitipana 124.

Hermes-Riff 413.

Hieschan 246.

Hikishima 354.

Hikone 379.

Hilo u. Bucht 422.

Himeji 360.

Himeshima 356.

Himitoge 353.

Hino Misaki 361. 387.

Hirado u. Insel 354.

Hirayu 383.

Hiro Shima 357.

Hiroshima, Stadt 359.

Hiyei-zan 377.

Hiyori-yama 382.

Hodêda (Hodeida) 35.

Hodogaya 391.

Höhlentempel 62. 97.

Hokeon 190

Hokkaido 337.

Hōko-rettō 245.

Hoktschiu 243.

Holinkiang 190.

Honam 232.

Honanfu 301.

Hon-dau 187.

Hondo 337.

Hongay 187.

Hongham Bay 224.

Hongkiu 247. 250.

Hongkong 220. 219.

Hongkong-Kanton 224.

Hongkong-Macao 232.

Hongkong-Manila 234.

Hongkong-Schanghai 240.

Honolulu 410.

Honolulu-Hawaii 421.

Honolulu-San Francisco 422.

Hooghly 134. 137. 143.
— Junction Stat. 96.

Horawa potana 121.

Horton Plains 123.

Hosootoge 409.

Hotgi Junction Stat. 98.

Hozu Hozugawa 378.

Hsiachiahotzu 327.

Hsiaho 270.

Hsiho 276.

Hsiku 277.

Hsiling 300.

Hsingti 261.

Hsinho 280.

Hsinyantschou 301.

Hsipaw 151.

Huangpu 225.
— Fluß 246.

Huangschan 255.

Huangtschoufu 259.

Huangtsun 277.

Hué 185.

Hugli, s. Hooghly.

Hukau 258.

Hunho 276. 282. 325.

Huonggiang 186.

Huoschangkiao 258.

Hwaijangschan 301.

Hyderabad 98.

Hyderabad (Sindh) 81.

Hyōgo 361.


I.

Ibukiyama 380.

Ichi-no-kawa 356.

Ichi-no-tani 360.

[S. 428] Igatpuri 62.

Ihelum 78.

Ikao 409.

Ikeshima 354. 355.

Ikutski 354.

Ilanskaja 315.

Ilmenskijsee 313.

Iltisberg 269.

Iltisfriedhof 277.

Imabari (Imabaru) 357.

Iman u. Brücke 323.

Inari 379.

Indien 42.

Indochina 178.

Ingodotal 317.

Inkau, s. Yingkou.

Ipoh 163.

Irawaddy 143. 154.

Irekte 318.

Irenenbaude 270.

Irkutsk 315.

Irosaki 387.

Irtysch 313.

Isahaya 353.

Ischim 313.

Ishibashi 403.

Isil-Kul 313.

Ismailia 28.

Itawah 88.

Itschang 262.

Itsukushima 359.

Ituhien 262.

Iwabuchi 384.

Iwakuni 358.

Iwo Shima 349.

Iyo Nada 356.

Izu 385.

Izumi Nada 356. 358.

Izumistraße 361.


J.

Jablonoigebirge 317.

Jablonowaja 317.

Jaeschke, Kap 266.

Jaffna 118. 124.

Jaipur (Dschaipur) 68.

Jai Sing's-Sternwarte 69.

Jakschi 318.

Jalarpat Junction 132.

Jali 318.

Jalpaiguri 140.

Jamrud, Fort 80.

Janbo el-Bahr 33.

Jaomönn 324.

Japan 387.

Japanische Binnenlandsee 356. 354.
— Riviera 387.

Jarzewo 305.

Ja-tschou 263.

Java 191.

Jehol 298.

Jemen 35.

Jenissei 315.

Jezo, Insel 337.

Jikkokutoge 387.

Jitschöng 256.

Jogeshwar 61. 64.

Jog-Fall 132.

Johor-Bahru 169.

Joss House Hill 260.

Jumna-Brücke 88.

Jungfu 244.


K.

Kabutoyama 365.

Kadugannawa 115.

Kaduwella 124.

Kageno 349.

Kagoshima 353.

Kahovlawe 422.

Kahulaui 413.

Kaiföng 301.

Kailua 421.

Kaimon 353.

Kainsk 314.

Kaiping 326.

Kaipong, Inseln 219.

Kaira 65.

Kaisergräber von Peiling 325.

Kaiserkanal 255. 276.

Kaitschou 326.

Kaiwistraße 416. 422.

Kajoe-Tanam 159.

Kakchioh 241.

Kakogawa 360.

Kalaau 422.

Kalawewa 119.

Kaigan 296. 317.

Kalimasfluß 210.

Kalithora 143.

Kalka 75.

Kalkutta, s. Calcutta.

Kalyan 61. 96.

Kamakura 391.

Kamaran, Hafen, Paß, Insel 35.

Kamata 393.

Kambara 384.

Kameyama 381.

Kamino Shima 349.

Kami Sakamoto 378.

Kamiyama 386.

Kampong Malacca 168.
— Saigon 168.

Kamunting 161.

Kan 315.

Kanagasaki-jinja 380.

Kanagawa 393.

Kanazawa 392.

Kanchanjanga 141.

Kandang-Badaq 202.

Kandy (Ceylon) 115.

Kandy-Anuradhapura 118.

Kandy-Nuwara-Eliya 121.

Kaneohe 420.

Kanhari 61. 64.

Kankesanturai 124. 118.

Kannonsaki 388.

Kanpur, s. Khanpur.

Kansk 315.

Kanton 225.

Kantonfluß 219. 225. 232.

Kanuma 403.

Kanzaki 365.

Kao-pei-tien 300.

Kap Bulus 161.
— Buru 161.
— Gute Hoffnung 241.
— Jaeschke 266.
— Laboha 169.
— Liant 169.
— Padaran 219.
— Saint Jacques 217.
— Varella 186.

Karachi 82.

Karasaki 378.

Karatsu 353.

Karbouwengat 139.

Karimskaja 317.

Karli, Karli Cave 97.

Karnatak 126.

Kartairi-Wasserfall 129.

Karuizawa 410.

Kasakewitsch 320. 323.

Kasaoka 360.

Kasara 62.

Käsch 219.

Kaschmir 79.

Kasi 90.

Katha 153.

Katpadi 132.

Katscha 315.

Katsuragawa 378.

Katsura-no Rikyu 379.

Katugastota 226.

Kauai 420. 413.

[S. 429] Kaulun 222. 224.

Kaumi 271.

Kawa Kemodjang 204.
— Oepas 203.
— Ratoe 203.

Kawaihae 421.

Kawasaki 393.

Kealakeakua 421.

Kedoengdjatti 207.

Kedoetal 206.

Keijo 333.

Kekerawa 119.

Kelaniya 114.

Keneh 32.

Kescho 188.

Ketrizewo 320. 323.

Khaiber-Paß 80.

Khandala 97.

Khanpur 88.

Kharagpur 133.

Khasia-Gebirge 140.

Khôn 185.

Khurda Road 133.

Kialingkiang 263.

Kiangschanki 258.

Kiangyin 255.

Kiautschou 266.

Kiikanal 348.

Kilauea 422.

Kimkangsan 335.

Kimsöng 335. 336.

Kinel 312.

Kinghsien 257.

Kingtsechan 258.

Kinkeisan 410.

Kintaikyo 359.

Kintokisan 386.

Kintschau 261.

Kintschou, s. Chinchou.

Kirifuri-no-taki 408.

Kirigalpolla 106.

Kirin 324.

Kirinde 124.

Kisogawa 380.

Kistna 99.

Kityan 241.

Kiukiang 258.

Kiulungkiang 241.

Kjachta 317. 296.

Klang 164.

Kljutschinskaja 315.

Kōbe-Hyjōgo 361. 362.

Kōbe—Ōsaka—Nara—Kyōto 365.

Kōbe—Nagasaki 358-354.

Kōbe—Shimonoseki (Eisenbahn) 361-258.

Kōbe—Yokohama 387.

Kochi 359.

Kock, Fort de 159.

Koeripanfall 203.

Kofu 383.

Koga 403.

Kohala 79.

Kokura 354.

Kolywansches Erzgebirge 314.

Kompira 357.

Kompirasan 409.

Kompong Luong 184.

Konahuanui 417.

Koninginnen-Bai 159.

Korea 330.

Koreastraße 354.

Korfu 22.

Korsika 25.

Koshinsan 409.

Koslande 123.

Kossêr 32.

Kota-Gedang 159.

Kotohira 357.

Kowaki-dani 386.

Kowloon, s. Kaulun.

Koya-san 369.

Kōzu 385.

Krakatau 160.

Kraßnojarsk 315.

Kreta 22. 24.

Krian Road Station 161.

Krishna 99.

Kriwoschtschekowo 314.

Krungkao 177.

Kuala Kangsar 163.
— Kubu 164.
— Lipis 164.
— Lumpur 164.
— Pilah 165.

Kuangtetschou 257.

Küfu 273.

Kugenuma 392.

Kuhpaß 270.

Kulangsu 242.

Kuliang 244.

Kumamoto 353.

Kumbakonam 128.

Kumukahistraße 413.

Kundah 130.

Kunfuda 35.

Kungfutsze 273. 217.

Kungkungtau-Inseln 278.

Künliangtschöng 280.

Kunō-zan 383.

Kupeikou 298.

Kure 359.

Kuré 413.

Kurgan 313.

Kurihashi 403.

Kurilen 337.

Kurla 61.

Kuro-shiwo 348.

Kurseong 140.

Kurunegala 118.

Kurusbima no Seto 357.

Kusatsu 379.

Kuschan u. Gebirge 244.

Kutab Minar 74.

Kutno 304.

Kwala Belawan 158.

Kwangdschu 335.

Kwang Tschou 178.

Kwangtschöngtse 324.

Kwantung 337.

Kyōto 369.

Kyōto—Yokohama 379.

Kyūshū 348.


L.

Laboean—Deli 158.

Lac-dao 188.

Ladronen-Inseln 219.

Laguna de Bay 240.

Laguna encantada 240.

Lahore 76.

Lahore—Karachi 80.

Lakhnau 88.

La Monja 235.

Lamputan-Tempel 242.

Lanai 413. 422.

Landi Kotal 80.

Langfang 277.

Langschanhügel 255.

Lanihuli 417.

Lanka Telika 118.

Lantao, Insel 225. 232.

Laokay 190.

Laos-Staaten 178. 185.

Laotse 217.

Lashio 151.

Lashkar 87.

Lat-Säule 73.

Lauschangebirge 270. 266.

Lauting 270. 266.

Lavinia, Mount 114.

Laysan-Insel 413.

Leitschikloster 244.

Lembang 203.

Letpadan Junction 155.

Leyte 235.

Lianghsianghsien 300.

Liang-yu-chuang 300.

Liaoyang 326.

Liauho 324.

Liautunggolf 279.

[S. 430] Lienshankuan 332.

Lihungtschang 258.

Lingga-Archipel 191.

Ling-gan-san 253.

Lingting-Insel 219.

Linguetta, Kap 22.

Lining 253.

Lin-ngan 190.

Linschotenstraße 345.

Liparische Inseln 25.

Lissa 22.

Litsun 270.

Liukiu 337.

Lofa 277.

Lohêja 35.

Lohogarh 97.

Lonauli 97.

Lopburi 176.

Los Baños 240.

Losing 243.

Lotosteich 272.

Lo-vek 184.

Luang-prabang 185.

Lucknow 88.

Lukow 305.

Lungtschuankwan 326.

Lungwang-tung 262.

Lutai 329.

Luzon, Insel 234.

Lwauping 298.

Lwantschou 329.

Lyemun-Paß 241.


M.

Macao 238.

Macclesfield Bank 219. 220.

Machiapu 277.

Madarashima 355.

Maddur 181.

Madhuban 96.

Madhupur 96.

Madioen 207.

Madras 100. 125.

Madras-Calcutta 132.

Madura 126.
— Insel 208.

Madurastraße 208.

Maebashi 408. 409.

Magdala 35.

Magelang 206.

Mahabaleshwar 97.

Mahabalipuram 104.

Mahamokam Tank 128.

Mahara 115.

Mahavili Ganga 106.

Mahim 62.

Maho 118.

Mahwan, Insel 225.

Maibara 379.

Maiko 361.

Maimatschin 317.

Maisur 137.

Maizaka 383.

Maizuru 379.

Makapuu Point 422.

Makkawejewo 317.

Makung 246.

Malabar Hill 56. 60. 41.

Malacca Town 165.

Malakka u. Straße 155.

Malang 211.

Malutun 235.

Malvalli 131.

Mamuna Pik 123.

Manaar, Insel 124,
Golf 125. 106.

Manaita Iwa 355.

Manazuru 387.

Mandalay 151.

Mandalay-Bhamo 153.

Mandapam 124.

Mandschurei 318. 329.

Mandschuria 318.

Manila 236.

Manindjan-See 159.

Maniyachi 126.

Manmad (Manmar) 62.

Manova 82.

Maos 204.

Marco Polo 61.
— — -Brücke 299.

Mariinsk 314.

Marikuppam 132.

Maroriff 413.

Marseille 24.

Marseille-Bombay 24.

Marseille-Colombo 105.

Martaban, Golf 143.

Marugame 357.

Marusaki 337.

Masanpho 336.

Masbate 235.

Maskeliya 121.

Massaua 34.

Matale 119.

Matang Fort 163.

Matara 125. 114.

Matheran 96.

Mathura 83.

Matipolliam 129.

Matsuida 410.

Matsushima 356.

Matsuyama 356.

Maubin 155.

Maui 413. 422.

Mauna Kea 422. 421.
— Loa 422. 421.

Mayasan 364.

Maymyo 153.

Mayon 235.

Mecklenburghaus 270.

Medan 158.

Medina 33.

Mehmadabad 65.

Mekka 34.

Mekong 178.

Mengtse 274. 217.

Menjardi 312.

Menzale-See 27.

Merapi (Java) 206.
— (Sumatra) 159.

Merbaboe 206.

Mescheni nowka 314.

Meshima 347.

Messina 24. 25.

Mettupalaium 128.

Miass 313.

Michinoo 353.

Midway Island 413.

Mihara 359. 387.

Miha-rashi 409.

Miharayama 348.

Mihashi 408.

Mihintale 121.

Mikomoto 387.

Miko uchi 409.

Millers Pik 413.

Minbu 154.

Mindanao 235.

Mindoro 235.

Mine 392.

Minfluß 243.

Minggrab (b. Nanking) 257.

Minggräber (Peking) 296.

Minhla 154.

Minicoi 105.

Minsk 305.

Minussinsk 314.

Mirsa Schêch Barud 32.

Misaki 393.

Mishima Nada 356.

Mitajiri 358.

Mitarai 357.

Mitsu 356.

Mitsugahama 356.

Miyagino 386.

Miyaichi 358.

Miyajima 359.

Miyako 371.

Miyanoshita 385.

Miyazu 379.

[S. 431] Miyün 297.

Mocha 35.

Modji 287. 286.

Modjokerto 207.

Modu Manu, Insel 413.

Moenggal-Paß 211.

Möngtse 190.

Moentilan 206.

Mogi 352.

Mogok 154.

Moji 355. 354.

Mokka, s. Mocha.

Molokai 413. 422.

Momoyama 379.

Monte Agudo 234.

Montpezir 61.

Mooltan 81.

Moon Plains 123.

Morschansk 312.

Mosesquelle 30. 32.

Moshaisk 305.

Moskau 305.

Motienling, Paß 332.

Moto-Hakone 387.

Mount Abu 67.
— Diablo 423.
— Everest 142.
— Lavinia 114.

Mughal Sarai Junction, Station 90. 95.

Mukden 324.

Mukojima 360.

Malin 319.

Munok 190.

Murawjew-Amurskij 323.

Murkurti Peak 130.

Murotosaki, Kap 361.

Murree 78.

Musuki 357.

Mutankiang 319.

Muttra 83.

Myanoung 154.

Myingyan 150. 154.

Myitkyina 153.

Myōgi 410.

Myohaung Junction 150. 153.

Mysore 137.

Myssowaja (Myssowsk) 317.

My-tho 183.


N.

Naba Junction 153.

Nadeschdinskaja 320.

Nagaoka 380.

Nagasaki 349.

Nagasaki-Binnenlandsee-Kōbe 354.

Nagasaki-Moji 353.

Naginata Saki 348.

Nagoya 380.

Naigutempel 382.

Naka 357.

Nakatsugawa 383.

Nalande 119.

Nalwar 99.

Namsan 334.

Nandaimun 333.

Nanga-Parbat 79.

Nangasaki, s. Nagasaki.

Nanhai 220.

Naniwa 365.

Nanjangud 131.

Nanking 256.

Nank'ou 295.

Nankoupaß 296.

Nanling 257.

Nanlungkou 270.

Nantaisan 407.

Nantai Wuschan-Pagode 241. 242.

Nanuoya 122.

Nara 368.

Narita 403.

Narutaki 353.

Nasik 62.

Nattore 140.

Naulawasserfall 123.

Navsari 64.

Neapel 23. 105.

Neapel-Bombay 23.

Neapel-Colombo 104.

Neckerinsel 413.

Negombo 114.

Negrais, Kap 143.

Negros 235.

Nekoya 384.

Nellore 132.

Nertschinsk 317.

Neun Grad-Kanal 105.

Ngadisari 212.

Nganking 258.

Nha-Trang 186.

Nihoa-Insel 413.

Nihou 337.

Niihama 356.

Niihau 413.

Nikko 404.

Nikobaren 134.

Nikolajewsk 323.

Nikolsk-Ussuriisk 320.

Nimrodsund 244.

Ningjuen 329.

Ningganschan-Pagode 256.

Ningkuofu 257.

Ningpo 244.

Ningteh 244.

Ninguta 319.

Nippon (Japan) 337.

Nishimomiya 365.

Nishne-Udinsk 315.

Niulanschan 297.

Niutschwang, s. Yinkou.

Nodol 333.

Noesa Kembangan 205.

Nokotsuna 357.

Nonni 318

Nordchina 264-265.

North Saddle 253.

Norwayinseln 187.

Noshima saki 412.

Nowo-Minsk 305.

Nowo-Nikolajewsk 314.

Nui-Chuachan 182.

Numashima 361.

Numazu 384.

Nunobiki 364.

Nun-yüan 277.

Nurelia 122.

Nuwara Eliya 122. 106.

Nyohozan 408.


O.

Oahu 413.

Ob 314.

Obama u. Golf 352.

Obock 36.

Obreestraße 354.

Ockseeinseln 245.

Odateshima 354.

Odawara 385.

Oedjoeng 208.

Ofuna 387. 391.

Ogaki 380.

Ogasawarashima 337.

Ogori 358.

Oita 354.

Oiwake 411.

Oji 368.

Oka 315.

Okamura 357.

Okayama 360.

Okazaki 383.

Okinawa 337.

Oki Shima 357.

Okitsu 384.

Oku-no-in 409.

Olaa 422.

Omama 409.

[S. 432] Omiya 403. 411.

Omori 393.

Omsk 313.

Omura 353.

Ongagawa 354.

Ongole 132.

Onomichi 360. 357

Ontake 383.

Ootacamund 129.

Ooty 129.

Orscha 305.

Ōsaka 365.
— Golf 361. 365. 356. 358. 348.

Ōsakishima 357.

Ōse Saki 349.

Oshima 348. 385. 387.

Oshu Kaido 403.

Ostchinesisches Meer 348. 246.

Östlicher Bosporus 320.

Ostindien 48.

Osumi Bana 357.

Otometoge 386.

Ōtsu 378. 392.

Ou-dong 184.

Oyama 403. 408.

Oya-shima 337.


P.

Padang 159.

Padang-Batavia 160.

Padang-Galanggang 159.

Padang-Pandjang 159.

Padang-Rengas 163.

Padangsches Oberland 159.

Padaran, Kap 186.

Pagan 154.

Pagodenreede 243.

Paikarifluß 130.

Paja-Kombo 139.

Pak-moun 185.

Paknam 170.

Paklat 170.

Paktsim 214.

Palabaddala 124.

Palatupana 124.

Palawan 220.

Palischlucht 420.

Palkstraße 106.

Pambam 124.

Pamiongchi 142.

Panay 235.

Pangerango 202.

Panipat 74.

Pankulam 121.

Pantsiakou 298.

Paoschan-Pagode 255.

Paotingfu 300.

Papaudajan 204.

Papenberg 349.

Paracel-Inseln 219. 220

Parasnath-Gebirge 96.

Parbatipur 140.

Parell 56. 61.

Parit Buntar 161.

Pashoke 143.

Pasoeroean 210.

Pasrepan 211.

Pataling 296.

Pathankot 76.

Patna 95.

Pattaniapura 151.

Pazundaung Creek 148.

Pedjagolan 204.

Pedrotallagalla 106. 123.

Pegu 150.

Pegufluß 148.

Peiho 228.

Peiling 325.

Peitaho 329.

Peitang 329.

Peitsang 277.

Peking 280.

Peking-Chinesische Mauer 298.

Peking-Hankau 299.

Peking-Jehol 297.

Peking-Kjachta 317.

Pellaro, Kap 24.

Penandjaan 212.

Penang 156.

Penang, Insel 155.

Penang-Singapore 160.

Penang-Sumatra 157.

Penchihu 332.

Pengtse 258.

Pensa 312.

Peradeniya 117. 115.

Perim, Insel 35. 31.

Perlfluß 214.

Perur 129.

Pescadores 337.

Pescadoresinseln 245.

Peshawar 80.
— Cantonment Stat. 80.

Petropawlowsk 313.

Petrowski sawod 317.

Petschili, Straße u. Golf 279.

Pettah 113.

Phalut 142.

Philippinen 235.

Phrabat 176.

Pidauru Talagala 123.

Pinggit-Paß 206.

Pingshanhien 263.

Piohunsa 336.

Pirie 246.

Piting 246.

Pnom-Penh 184. 179.

Podanur 128.

Poeloe Rakata 160.
— Weh 153.

Poentjak 202.

Poespo 211.

Pogranitschnaja 319.

Point de Galle 125. 114.
— Pedro 124.

Pola 22.

Polgahawela 115.

Polowina 315.

Pondichery 128.

Ponghau 246.

Ponneri 132.

Pont Doumer 188.

Poona 97.

Poradaha Junction 139.

Port Arthur 327.
— Berenice 32.
— Dickson 160. 164.
— May 322.
— Saïd 25. 24. 23. 105.
— Sudan 32. 33.
— Swettenham 160. 164.
— Tewfik 28.
— Weld 160. 163.

Porto Novo 128.

Poschan 272.

Possolskaja 317.

Poyangsee 258.

Prabat 176.

Prai 161.

Prambanan 205.

Preanger-Regentschaften 202.

Prinzental 270.

Probolinggo 212.

Prome 154.

Prongs Leuchtturm 56.

Psiloriti 24.

Pukhan 335.

Puksan 334.

Pulo Condor 177.

Pulubrani 168.

Pulu Pinang 156.

Puna 97.

Punjab 44. 81

Pup-hyöng 333.

Purana Kila 73.

Puri Jagganath 133.

[S. 433] Pushkar 67.

Pussella 124.


Q.

Quangtri 186.

Quelpart 348.

Quinhon 177.


R.

Radschputana-Ebene 67.

Ragama 115.

Raichur 100.

Rajahmundry 133.

Rakutōko 336.

Rambha 133.

Ramboda 124.

Rambodapaß 123.

Rainbukkana 115.

Rameswaram 124.

Ramnagar 95.

Rampur 79.

Ranaghat Junction 139.

Randapola 123.

Rangoon 145. 155.

Rangoon-Calcutta 145-143.

Rangoon-Oberbirma 150.

Rangoonfluß 143. 145. 148.

Raniganj 96.

Ranipet 132.

Râs Bab el-Mandeb 30.
— Benas 32.
— el-Bir 36.
— Gharib 32.
— Safarana 32.
— Sijan 36

Ratnapura 123.

Rawal Pindi 78.

Rawang 164.

Reggio 24.

Renigunta 100.

Riang 143.

Ridi Vihare 118.

Rinchinpong 142.

Riouw-Archipel 191.

Riouw-Inseln 161.

Rjashk 312.

Rohri 81.

Rokkosan 364.

Rokuren 355.

Rompin 166.

Roter Fluß 178.

Rotes Meer 30. 105.

Ryojun Ko 327.

Ryu-Kyu-Inseln 348. 337.


S.

Saalij 333.

Sabang 155. 158.

Sachalin 337.

Saddle Islands 253.

Sa-dec 184.

Safarana 32.

Saga 353. 379.

Sagaing 153.

Sagallo 36.

Sagamibucht 392.

Sagar 132.

Sahati 35.

Saidaimun 333.

Saïgon 179.

Saïgon—Pnom-Penh—Angkor—Thom 185.

Saïgon—Haiphong—Hanoï 185.

Saïgon—Singapore 177.

Saïgonfluß 178.

Saint John-Insel 34.

Sakai 367.

Sakava-gawa 385.

Sakitoshima 354.

Sakura 353.

Sakurai 368.

Sálak-Vulkan 202.

Salsette, Insel 55. 61.

Samalkot Junction 133.

Samar 235.

Samara 312.

Samarang 207.

Samban 360.

Sandakphu 142.

Sandwich-Inseln 413.

Sankei 359.

Sankt Nikolaas-Huk 160.

San Mateo 235.

Sano 384.

Sanroshiu 336.

Santuan 244.

Sanyoeisenbahn 358.

Sara Ghat 140.

Sardinien 25.

Sarkhej 66.

Sarnath 95.

Sasebo 353.

Saten 224.

Sauakin 33.

Saugor 134.

Sawah-Loentoe 159.

Schadwan-Insel 32.

Schamien 225.

Schanghai 246. 255.

Schanghai—Hankau (Yangtsefahrt) 254.

Schanghai—Hongkong 245-240.

Schanghai—Japan 347.

Schanghai—Tsingtau—Tientsin—Peking 265.

Schanhaikuan 329.

Schansi 300.

Schanstaaten 144.

Schantung 271.

Schantungvorgebirge 277.

Schaschi 261.

Schaweischan 266.

Schiwuiyao 258.

Schnikou 244.

Schoa 37.

Schuangschywu 270.

Schumicha 313.

Schuntöfu 300.

Schunyi 297.

Sealdah 139.

Sebajir-Inseln 35.

Sechs Brüder 36.

Secunderabad 99.

Seikwan 336.

Seki 392.

Seki-ga-hara 380.

Semeroe 211. 191.

Semipalatinsk 314.

Sengenyama 386.

Sengoku 386.

Sensuito 360.

Sentei 359.

Serampore 96.

Seremban 165.

Serendah 164.

Serendib 106.

Seringapatam 131.

Seta 379.

Seulawai Agam 155.

Shah-Dara 77.

Sha-ho 295. 326.

Shahocheu 332.

Shalimar 78.
— Bagh 79.

Shang-fang-san 254.

Shanghai, s. Schanghai.

Shang-kuan 296.

Shêchan 260.

Shibukawa 408.

Shichijo 369.

Shichi-to 348.

Shillong 140.

Shimoga 131.

Shimonoseki 355.

Shimonoseki—Kōbe (Eisenbahn) 358.

Shimo Sakamoto 378.

[S. 434] Shinagawa 393.

Shinsen 336.

Shinyu-Unsen 352.

Shiojiri 383.

Shioya 361.

Shirakawa 377.

Shiranesan 408.

Shiwo Misaki 387.

Shizuoka 383.

Shodoshima 360.

Sholapur 98.

Shoto-en 385.

Shozushima 360. 358.

Shufurei 336.

Shukaltirth 65.

Siam 170.

Siaukuschan 258.

Sibirische Bahn 301.

Sieben Inseln 348.

Siedlec 305.

Siem-reap 184.

Sierra de Mariveles 234.

Sigiri 119.

Sigur 130.

Sikandarah 86.

Sikiang 215. 233.

Silberinsel 255.

Siliguri 140.

Sima 315.

Simla 75.

Sinai 30.

Sinaihalbinsel 29. 32.

Sindanglaja 202. 201.

Sindukphu 142.

Singapore 167. 161.

Singapore-Bangkok 169.

Singapore-Batavia 190.

Singapore-Hongkong 219.

Singapore-Saïgon 177.

Singgalang 159.

Singhala 106.

Singkarah 159.

Single Tree Hill 123.

Sinhgarh 97.

Sischanhügel 259.

Sitoe Bagendit-See 204.
— Batoe 202.
— Goenoeng 202.

Sivasamudram 131.

Siwalli 64.

Skierniewice 304.

Skrypleff 320.

Slatoust 313.

Smolensk 305.

Sochondo 317.

Soekaboemi 202.

Soekapoera 212.

Soengai-Poear 159.
— -Tanang 159.

Soerabaja 207.

Soerakarta 207.

Sokotra 41. 105.

Solo 207.

Solok 159.

Sone 360.

Songkoi 178. 190.

Sori 409.

Söul 333.

Sperlingsberge 309.

Spexstraße 354.

Srinagar 79.

Sri Rangam 127.

Srirangapattam 131.

Sserpuchow 311.

Steamer Point 38.

Steepinsel 246.

Straits Settlements 155.

Strjetensk 317. 323.

Stromboli 24.

Studjenka 305.

Suakin (Sauakin) 33.

Suantuau 244.

Sua-Son-Lek-Tin 170.

Subic 234.

Suchiatim 325.

Su-chou 248.

Südchina 215.

Südchinesisches Meer 220. 169. 177.

Südsee 411.

Suez 29. 105.
Golf 32. 105.

Suezkanal 26. 105.

Suifu 263.

Suifun 319.

Suigen 336.

Sulphur-Durchfahrt 220.

Sultanpur 75.

Suma 361.

Sumatra 157. 158.

Sumidagawa 396.

Sumiyoshi 367.

Sundastraße 160.

Sungari 318.

Sungsi-Kaia 163.
— Siput 163.

Sunho 297.

Suradjnagar 79.

Surat 64.

Surugabucht 384.

Sutschou 253.

Suwayama 364.

Suwo Nada 356.

Swatau 241.

Swatoje More 316.

Syfang II 271.

Syrivan 149.


T.

Tachienlu 263.

Tadjura 36.

Tadotsu 357.

Tadpatri 100.

Tafelberg 423.

Taianfu 273.

Taiku 336.

Taiping 257. 161.

Taipingkanal 261.

Taipo 224.

Tair, Djebel 34. 35.

Tairen Wan, s. Dairen.

Taischan 273.

Taitungtschen 270.

Taiwan (Formosa) 337.

Taiyuenfu 300.

Tajga 314.

Taj Mahal 85.

Takaboko 349. 351.

Takada 368.

Takahama 356.

Takaikami 357.

Takamatsu 358.

Takarazuka 365.

Takasago 360.

Takasaki 411.

Takatori 361.

Takayama 361.

Takenoko 355.

Takeo 353.

Taku, Takuforts 279.

Talawakele 122.

Talgappe 132.

Talienwan 326.

Taloschan 297.

Tanaka 392.

Tanchoi 317.

Tandikat 159.

Tandjong-Pandang 191.

Tandjong-Priok 195.

Tandschur, s. Tanjore.

Tandur 98.

Tanegashima 348.

Tangfang 329.

Tangho 329.

Tangkangtzu 326.

Tangkoeban-Prahoe 203.

Tangkukae 335.

T'ang-shan 297.

Tanjore 127.

Tapah Road 164.

Taragarh-Hügel 67.

[S. 435] Tarna 176.

Tasik-Malaja 204.

Tatarskaja 314.

Tatung 257.

Tawaji, Bai 39.

Teesta Bridge 143.
— -Tal 143.

Telaga Bodas 204.
— Warna 202.

Teliszu 326.

Telok Anson 160. 164.

Temerloh 166.

Tempelpaß 270.

Tengger 211.
— Vulkan 211.

Tenggeresen 212.

Teng-gol 169.

Tengyau 270.

Tenjintoge 409.

Tenoyugawa-Stromschnellen 383.

Thabeitkyin 154.

Thaetsingang 335.

Thana 61.

Thazi Junction 150.

The Straits 161.

Thudau mot 183.

Tiahling 324.

Tientsin 275.

Tientsin—Peking 277.

Tientsin Settlement 280. 276.

Tiger Hill 141.

Timsah-See 28.

Tinghai 244.

Tioman 169.

Tirapane 119.

Tirukalikundrum 104.

Tirumala 100.

Tirupati 100.

Tissamaharama 124.

Tjandi 208.

Tjangkoewang-See 204.

Tjiampelas 203.

Tjiandjoer 202.

Tjibatoe 203.

Tjibodas 203.

Tjilatjap 205.

Tjipanas 202. 204.

Tjiseroepan 204.

Tjisokanfluß 203.

Tjitaroemfluß 203.

Tjitis 204.

Tjitjalengka 203.

Tjoeroeg 203.

Toba 382.

Tobol 313.

Tobolsk 314.

Tobusaki 354.

Todas 130.

Todestal 204.

To-Fluß 155.

Togami 403.

Tokaido 378.

Tokuyama 358.

Tōkyō 393.

Tōkyō—Nikkō 403.

Tōkyō, Golf 388. 390. 396. 348.

Tolohafen 224.

Tomagashima 387.

Tomo 360.

Tomsk 314.

Tongku 279.

Tongschan 329.

Tongting 246.

Tonkin 188. 178.

Tonosho 360.

Tor (Sinai) 32.

Torishinia 347.

Tosari 211.

Toshi-jima 382.

Tosu 353.

Totapolla 106.

Totsuka 391.

Tourane 186. 177.

Toyama 408.

Toyohashi 383.

Toyoura 358.

Trian 183.

Trichinopoly 127. 128.

Triest 22. 23.

Triest—Bombay 22.

Triest—Colombo 106.

Trimalgiri 99.

Trincomalie 124. 121. 106.

Trivalur 104.

Trombay, Insel 55.

Tsachokou 332.

Tsangkou 271.

Tschalientau 266.

Tschanganso 335. 336.

Tschangli 329.

Tschanglo 272.

Tschangscha 261.

Tschangschan-Durchfahrt 279.

Tschangtöfu 300.

Tschangtschun 324.

Tschánho 296.

Tschautschoufu 241.

Tscheljabinsk 313.

Tschengtan 270.

Tschifu 278.

Tschikiang 262.

Tschimtschun 224.

Tschimulpo 333.

Tschinglungtse 272.

Tschingwantau 329.

Tschinhai 244.

Tschinkiang 255.

Tschita 317.

Tschiu-schui 270.

Tschöngtingfu 300.

Tschöngtou 263.

Tschop-Dollar 219.

Tschouhsien 274.

Tschoutsun 272.

Tschukiang 219.

Tschumatien 301.

Tschungking 263.

Tschusanarchipel 244. 253.

Tschusanpagode 255.

Tsientangkiang 253.

Tsinanfu 272.

Tsingtau 267.

Tsingtau—Tsinanfu 271.

Tsingtschoufu 272.

Tsinkiang 262.

Tsinling-Gebirge 215.

Tsumago 383.

Tsungming 255.

Tsuruga 379.

Tsurumi 393.

Tsuru Shima Seto 357.

Tsushima 337.

Tughlakabad 74.

Tula 311.

Tulun 315.

Tundla 88.
— Junction 83.

Tunghai 348.

Tungling, Ostgrab 325.

Tungliu 258.

Tungscha-Feuerschiff 246.

Tungtingsee 261.

Tuni 133.

Turnaboutinsel 245.

Tuticorin 125.

Twin Peaks 240.


U.

Uchino Umi 358.

Uda 317.

Udvada 64.

Ufa 312.

Uji 382.

Ujina 359.

Umballa 74. 75.

Undavilli 133.

[S. 436] Unzentake 352.

Upolu Point 422.

Uraga 392. 388.

Uragakanal 348. 388. 390. 412.

Urakamino Onsen 353.

Uralgebirge 312.

Urami 408.

Urawa 403.

Urga 317.

Uri 79.

Urshum 313.

Ushizu 353.

Uslowaja 312.

Ussuribahn 323. 320.

Ussuribucht 322.

Ussurifluß 323.

Ustj Strjelka 317.

Uti 129.

Utsunomiya 403. 408.


V.

Van Diemenstraße 348.

Varella, Kap 186.

Vellore 132.

Victoria (Hongkong) 223.
— Peak 222.

Victoriasee 149.

Vidjajapura 98.

Villupuram 128.

Vinh-long 184.

Vizagapatam 133.

Vizianagram 133.

Vorderindien 42.

Vriesinsel 387.


W.

Wackelstein 242.

Wadi Junction Stat. 99.

Wafangtien 326.

Wahiawa 420.

Waikiki 420.

Waimea 422.

Waka-no-ura 367.

Wakayama 367.

Waltair 133.

Wanaradja 204.

Wang-ba-gr 298.

Wangking 333.

Wanshien 262.

Warschau 304.

Weihaiwei 278.

Weihsien 272.

Weißer Hirsch- u. Tigertempel 242.

Wellawaya 123.

Wellesley 155.

Wellington 129.

Werchne-Udinsk 317.

Westberge 293.

Westgräber 300.

West-Lamma-Durchfahrt 219-220.

Whampoa 225.

Wiodaren 211.

Wjasma 305.

Wjasowaja 313.

Wladiwostok 320.

Wladiwostok-Chabarowsk 323.

Wloclawek 304.

Wolga 312.

Wönsan 334.

Wöntschou 244.

Woodlands 169.

World's End 123.

Wosnessenskij-Kloster 315.

Wuhu 257.

Wulungpei 332.

Wusüeh 258.

Wusung 246. 245.

Wutschang 259.


Y.

Yamada 381.

Yamaguchi 358.

Yamakita 385.

Yamashina 379.

Yanaitsu 358.

Yandoon 154.

Yangtsefahrt 254.

Yangtsekiang 246. 254.

Yangtsun 277.

Yankintaung 153.

Yao 368.

Yapahu 118.

Yashima 356.

Yashimayama 358.

Yatsugatake 338.

Yaumati 224.

Yedobai 390.

Yenangyaung 154.

Yentai 326

Yeso, s. Yezo.

Yezo, Insel 337.

Yingkou 328.

Yitsching 256.

Yodogawa 365.

Yokohama 388.

Yokohama-Kōbe 387.

Yokohama-Kyōto 387-379.

Yokohama-San Francisco 423.

Yokohama-Tōkyō 393.

Yokohamabai 390.

Yokosuka 392. 388.

Yongpöng 335.

Yotschau 261.

Yüchömsa 336.

Yuda 358.

Yünnan, Prov. 189.

Yünnanfu 190.

Yumoto 385.
— und See 408. 409.

Yunfukloster 244.

Yungfluß 244.

Yungpingfu 298.

Yungsan 333.

Yunuisan 266.

Yurastraße 387.


Z.

Zikawei 252.

Zizikar 318.

Zushi 392.


Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig.


WELTVERKEHRS-KARTE.


[S. 437]

Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig.

Für Reise und Haus.

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Arabisch geb. 3 M. | Portugiesisch geb. 3,50 M.
Dän.-Norwegisch " 3 " | Russisch " 5 "
Englisch " 2,50 " | Schwedisch " 3 "
Französisch " 2,50 " | Spanisch " 3 "
Italienisch " 2,50 " | Türkisch " 3 "
Neugriechisch " 2,50 " |        

Meyers Sprachführer bieten als Verschmelzung von Konversationsbuch und Taschenwörterbuch den großen Vorzug, daß man sich mit ihrer Hilfe in der Sprache fremden Landes ohne besondere Vorkenntnis ausdrücken und eine jedermann verständliche Unterhaltung führen kann. Man findet im Nu das gewünschte Wort, daneben Warnung vor üblichen Sprachfehlern, grammatische Anweisungen, lehrreiche Winke über Sitten und Gebräuche und eine Fülle zusammengehöriger Vokabeln und Bedewendungen. Korrekt in der Sprache und praktisch in der Anlage, sind diese Führer vortreffliche Helfer auf der Reise und im Haus.

[S. 438]

Münzen-Umrechnungstabelle.

Name des
Landes
Wert in Man erhält ungefähr für
1 Mark
deutsch
1 Tael
chines.
1 Pfd. St.
englisch
1 Frank
französ.
1 Lira
italienisch
1 Gold-Yen
japanisch
1 Gulden
niederl.
Deutsch-
land
Mark zu
100 Pf.
 
 
M. 3,10
 
M. 20,40
 
M. 0,80
 
M. 0,80
 
M. 2,10
 
M. 1,70
China[A] Tael zu
1000 Cash
 
Tael 0,323
 
 
Tael 6,580
 
Tael 0,258
 
Tael 0,258
 
Tael 0,674
 
Tael 0,550
England Pfd. Sterl.
zu 20 Shill.
zu 12 d.
 
1 sh.
 
3 sh. 2 d.
 
 
91/2 d.
 
91/2 d.
 
2 sh. 1 d.
 
20 d.
Frank-
reich
Frank zu
100
Centimes
 
Fr. 1,25
 
Fr. 3,875
 
Fr. 25,50
 
 
Fr. 1,00
 
Fr. 2,612
 
Fr. 2,12
Italien Lira zu
100 Cen-
tesimi
 
L. 1,25
 
L. 3,875
 
L. 25,50
 
L. 1,00
 
 
L. 2,612
 
L. 2,12
Japan Gold-Yen
zu 100 Sen
 
Yen 0,48
 
Yen 1,48
 
Yen 9,76
 
Yen 0,38
 
Yen 0,38
 
 
Yen 0,80
Nieder-
lande
Gulden zu
100 Cents
 
Fl. 0,585
 
Fl. 1, 92
 
Fl. 12,00
 
47 cts.
 
47 cts.
 
Fl. 1,225
 
Nord-
amerika
Dollar zu
100 Cents
 
23,5 Cents
 
73 Cents
 
Dol. 4,80
 
18,8 Cents
 
18,8 Cents
 
48 Cents
 
40 Cents
Österr.-
Ungarn
Krone zu
100 Heller
 
Kr. 1,176
 
Kr. 3,845
 
Kr. 24,00
 
Kr. 0,94
 
Kr. 0,94
 
Kr. 2,457
 
Kr. 2,00
Ost-
Indien
Rupie zu
16 Annas
zu 12 Pies
11 Annas
5 Pies
2 Rupies
3 A. 5 P.
14 Rupies
9 A. 1 P.
9 Annas
 
9 Annas
 
1 Rupie
4 A. 11 P.
1 Rupie
5 A. 6 P.
Portugal Milreis zu
1000 Reis
 
220 Reis
 
682 Reis
4 Milreis
493 Reis
 
176 Reis
 
176 Reis
 
4594/5 Reis
 
374 Reis
Rußland Rubel zu
100
Kopeken
46,3 Kop. 1,43 Rub. 9,49 Rub. 37 Kop. 37 Kop. 97 Kop. 78 Kop.
Spanien Peseta zu
100 Cente-
simas
1 Peseta
25 Cts.
3 Pesetas
87,5 Cts
25,5 Pes. 1 Peseta. 1 Peseta 2 Pesetas
61,25 Cts.
2,12 Pes
Türkei Piaster
zu 40 Para
5 Piaster
22 Para
17 Piaster
8 Para
113,3 P. 4 Piaster
18 Para
4 Piaster
18 Para
11 Piaster
24 Para
9 Piaster
17 Para

Name des
Landes
Wert in Man erhält ungefähr für
1 Dollar
amerikan.
1 Krone
österreich.
1 Rupie
indisch
1 Milreis
portugies.
1 Rubel
russisch
1 Peseta
spanisch
1 Piaster
türkisch
Deutsch-
land
Mark zu
100 Pf.
 
M. 4,25
 
M. 0,85
 
M. 1,40
 
M. 4,54
 
M. 2,16
 
M. 0,80
 
M. 0,18
China Tael zu
1000 Cash
 
Tael 1,370
 
Tael 0,275
 
Tael 0,452
 
Tael 1,465
 
Tael 0,71
 
Tael 0,258
 
Tael 0,058
England Pfd. Sterl.
zu 20 Shill.
zu 12 d.
 
4sh. 2 d.
 
10 d.
 
1 sh. 4 d.
 
4 sh. 51/2 d.
 
2 sh. 2 d.
 
91/2 d.
 
21/8 d.
Frank-
reich
Frank zu
100
Centimes
 
Fr. 5,30
 
Fr. 1,065
 
Fr. 1,75
 
Fr. 5,675
 
Fr. 2,68
 
Fr. 1,00
 
Fr. 0,225
Italien Lira zu
100 Cen-
tesimi
 
L. 5,30
 
L. 1,065
 
L. 1,75
 
L. 5,675
 
L. 2,68
 
L. 1,00
 
L. 0,225
Japan Gold-Yen
zu 100 Sen
 
Yen 2,04
 
Yen 0,40
 
Yen 0,76
 
Yen 2,16
 
Yen 1,05
 
Yen 0,38
 
Yen 0,08
Nieder-
lande
Gulden zu
100 Cents
 
Fl. 2,50
 
50 cts.
 
82,5 cts.
 
Fl. 1,229
 
Fl. 1,229
 
47 cts.
 
Fl. 0,105
Nord-
amerika
Dollar zu
100 Cents
 
 
20 Cents
 
33 Cents
 
106,8 Cts.
 
49 Cents
 
18,8 Cents
 
4,25 Cents
Österr.-
Ungarn
Krone zu
100 Heller
 
Kr. 5,00
 
 
Kr. 1,65
 
Kr. 5,34
 
Kr. 2,54
 
Kr. 0,94
 
Kr. 0,212
Ost-
Indien
Rupie zu
16 Annas
zu 12 Pies
3 Rupies
7 Pies
10 Annas
9 Pies
3 Rupies
3 A. 10 P.
1 Rupie
5 A. 8 P.
9 Annas
 
2 Annas
1 Pies
Portugal Milreis zu
1000 Reis
 
936 Reis
 
187 Reis
 
308 Reis
 
476 Reis
 
176 Reis
 
3913/20 R.
Rußland Rubel zu
100
Kopeken
1,96 Rub. 39 Kop. 65 Kop. 2,1 Rub. 37 Kop. 8 Kop.
Spanien Peseta zu
100 Cente-
simas
5 Pesetas
30 Cts.
1,062 Pes. 1,75 Pes. 5 Pesetas
67,5 Cts.
2 Pesetas
61 Cts.
22,5 Cts.
Türkei Piaster
zu 40 Para
23 Piaster
24 Para
4 Piaster
28,75 Para
7 Piaster
30 Para
25 Piaster
9 Para
12 Piaster 4 Piaster
18 Para


FUSSNOTEN

[1] Nach Berechnung oder Schätzung.

[A] Der in den chinesischen Küstenplätzen umlaufende Mexikanische Dollar hat ungefähr den Wert eines japanischen Gold-Yen (s. unten).

Notizen des Bearbeiters:
Die inkonsistente Verwendung von Bindestrichen im Original wurde beibehalten.

*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 50669 ***