ERSTER TEIL.
MEYERS REISEBÜCHER
mit zahlreichen Karten, Plänen, Grundrissen und Panoramen.
Süddeutschland, Salzkammergut, Salzburg u. Nordtirol. 10. Aufl. Geb. 6 M.
Rheinlande (von Düsseldorf-Aachen bis Heidelberg). 13. Aufl. Geb. 5,50 M.
Schwarzwald, Odenwald, Bergstraße, Heidelberg und Straßburg (unter Mitwirkung des Schwarzwald-Vereins). 13. Aufl. Gebunden 2,50 M.
Thüringen und Frankenwald (unter Mitwirkung des Thüringerwald-Vereins).
Große Ausgabe. 20. Aufl. Gebunden 2,75 M.
---- Kleine Ausgabe. 20. Aufl. Kartoniert 1,75 M.
Harz und das Kyffhäusergebirge. Große Ausgabe. 20. Aufl. Geb. 2,50 M.
---- Kleine Ausgabe. 20. Aufl. Kartoniert 1 M.
Dresden, Sächsische Schweiz, Böhmisches Mittelgebirge und Lausitzer Gebirge (Vereinsbuch des Gebirgsvereins). 9. Aufl. Kartoniert 2 M.
Riesengebirge, Isergebirge und die Gebirge der Grafschaft Glatz (unter Mitwirkung der Gebirgsvereine). 17. Aufl. Kartoniert 2 M.
Ostseebäder und Städte der Ostseeküste. 4. Aufl. Gebunden 4,75 M.
Nordseebäder und Städte der Nordseeküste. 3. Aufl. Gebunden 4,50 M.
Norwegen, Schweden und Dänemark. 10. Aufl. Gebunden 6,50 M.
Österreich-Ungarn, Bosnien und Herzegowina. 8. Aufl. Gebunden 7 M.
Deutsche Alpen. Erster Teil: Bayerisches Hochland, Algäu, Vorarlberg;
Tirol: Brennerbahn, Ötztaler-, Stubaier-u. Ortlergruppe, Bozen, Schlern
und Rosengarten, Meran, Brenta-und Adamellogruppe; Bergamasker
Alpen, Gardasee. 11. Aufl. Gebunden 5,50 M.
---- Zweiter Teil: Salzburg—Berchtesgaden, Salzkammergut, Giselabahn,
Hohe Tauern, Unterinntal, Zillertal, Brennerbahn, Pustertal und Dolomiten,
Bozen. 10. Aufl. Gebunden 5 M.
---- Dritter Teil: Wien, Ober-u. Niederösterreich, Salzburg, Salzkammergut,
Steiermark, Kärnten, Krain, Kroatien, Istrien. 7. Aufl. Geb. 5,50 M.
Der Hochtourist in den Ostalpen, von L. Purtscheller und H. Heß. I. Band: Bayerische und Nordtiroler, Nordrätische, Ötztaler, Ortler-und Adamello-Alpen. 4. Aufl. Gebunden 6 M.
---- II. Band: Kaisergebirge, Salzburg-Berchtesgadener, Oberösterreichische, Steirische und Zillertaler Alpen, Hohe und Niedere Tauern. 4. Aufl. Gebunden 4,50 M.
---- III. Band: Dolomiten, Südöstliche Kalkalpen. 4. Aufl. Gebunden 5,50 M.
Schweiz (mit den Italienischen Seen). 21. Aufl. Gebunden 7 M.
Paris und Nordfrankreich (nebst Brüssel). 5. Aufl. Gebunden 6 M.
Riviera, Südfrankreich, Korsika, Algerien und Tunis. 8. Aufl. Geb. 7,50 M.
Oberitalien und Mittelitalien (bis vor die Tore Roms), von Gsell Fels. 8. Aufl. Gebunden 8 M.
Rom und die Campagna, von Gsell Fels. 7. Aufl. Gebunden 12,50 M.
Unteritalien und Sizilien, von Gsell Fels. 5. Aufl. Gebunden 7 M.
Italien in 60 Tagen (bis einschließlich Neapel und weitere Umgebung), von Gsell Fels. 9. Aufl. Gebunden 9 M.
Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien. 7. Aufl. Gebunden 7,50 M.
Griechenland und Kleinasien. 6. Aufl. Gebunden 7,50 M.
Ägypten (Unter-und Oberägypten, Obernubien und Sudân). 5. Aufl. Geb. 9 M.
Palästina und Syrien. 4. Aufl. Gebunden 7,50 M.
Das Mittelmeer und seine Küstenstädte, Madeira und Kanarische Inseln. 4. Aufl. Gebunden 6,50 M.
Weltreiseführer. 2. Aufl. 2 Bände. Gebunden, mit Schutzhülle 25 M.
MEYERS REISEBÜCHER.
WELTREISE.
ERSTER TEIL:
INDIEN, CHINA UND JAPAN.
ZWEITE AUFLAGE.
MIT 22 KARTEN, 39 PLÄNEN UND 2 TAFELN.
LEIPZIG UND WIEN.
BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT.
1912.
Alle Rechte vom Verleger vorbehalten.
Die überaus günstige Aufnahme, die unsre »Weltreise« in ihrer ersten Auflage bei dem reisenden Publikum wie bei den im Ausland lebenden Deutschen gefunden hat, beweist, wie sehr die Herausgabe des »Führers« in der von uns gewählten knappen Fassung und handlichen Form dem jetzigen Bedürfnis entsprach. Wir haben daher in der nun vorliegenden zweiten Auflage die Anordnung des Stoffes nicht geändert, sondern die Grundidee des Buches, dem eiligen Reisenden auf einer Reise um die Erde einen zuverlässigen und übersichtlichen Führer an die Hand zu geben, beibehalten und uns in erster Linie auf eine gründliche Durcharbeitung des gesamten Stoffes beschränkt; nur die Routen und Ausflüge, die inzwischen durch Verbesserung der Verkehrswege mehr und mehr an Bedeutung gewonnen haben, sind neu aufgenommen worden.
Die Bearbeitung des I. Teils, der Alten Welt, lag wiederum in der bewährten Hand des Verfassers, des Herrn Admiralitätsrats Georg Wislicenus in Berlin, während den amerikanischen Teil des Buches Herr Max Wiederhold, Redakteur der »New Yorker Staatsbürgerzeitung«, übernommen hat. Beiden Herren gebührt für ihre mühevolle und sachkundige Arbeit unser wärmster Dank. Wesentlich erleichtert wurde die Herausgabe der neuen Auflage durch die wertvollen und zahlreichen Beiträge, die uns aus aller Herren Länder von ortsansässigen Deutschen zugingen, unter denen wir besonders der Herren Beamten der deutschen Konsulate sowie der Vertreter großer deutscher Handelshäuser und Schiffahrtsgesellschaften gedenken müssen; ihnen reihen sich alle die Reisenden, Touristen wie Berufsreisende, an, die uns ihre Erfahrungen zugute kommen ließen und dadurch es ermöglichten, daß der Text des Buches, auch der entlegensten Orte, bis auf den heutigen Tag richtiggestellt werden konnte. Allen diesen freundlichen Förderern des Unternehmens sei auch an dieser Stelle unser verbindlichster Dank ausgesprochen.
Ein größeres Gewicht als in der ersten Auflage des Buches haben wir diesmal auf alle landeskundlichen Angaben gelegt, weil wir es für überaus wichtig halten, daß der Weltreisende, der sich ja vor Antritt der Reise an der Hand ausführlicher Werke eingehend unterrichten wird, nochmals an Ort und Stelle in kurzen Zügen über die Eigenart von Land und Leuten nachlesen und sich dadurch das richtige Verständnis für die Verhältnisse des jeweilig bereisten Landes, somit den echten Genuß einer Reise verschaffen kann. Anderseits soll ebenso der weniger gut vorbereitete Tourist auf der Reise, wo ihm ausführliche Literatur selten zur Verfügung steht, in dem »Führer« auch auf dem Gebiete der Landeskunde schnell die nötigste Belehrung finden. Zu dem Zweck hat der Geograph Herr Dr. W. Gerbing in Leipzig das Buch vom geographischen Gesichtspunkt aus durchgearbeitet, indem er jedem Band einen knappen geographischen Abriß beigab oder bereits vorhandene vervollständigte sowie in den einzelnen Routen auf alle charakteristischen Erscheinungen landeskundlicher Art hinwies. Wenn dies auch, um den Umfang des »Führers« nicht zu sehr zu vergrößern, auf Kosten einiger, uns weniger wichtig erscheinender wirtschaftlicher Angaben geschehen mußte, so wird dieser Fortfall wohl weniger vermißt, als jene Bereicherung freudig begrüßt werden.
Die äußerst schwierige Frage der Schreibweise fremder Ortsnamen haben wir in der Weise zu lösen versucht, daß wir nach Möglichkeit die ortsübliche Schreibweise wählten, d. h. also diejenige, der der Weltreisende zunächst begegnet. In Indien ist daher durchweg die englische, in Niederländisch-Indien die holländische und in Japan die kürzlich eingeführte amtliche Namensschreibung zugrunde gelegt.—Von neu aufgenommenen Routen nennen wir, abgesehen von zahlreichen kleinern Ausflügen: Lahore—Karachi, von Penang über Land nach Singapore, Hanoï—Yünnanfu, Peking—Jehol, Dairen, Mukden—Söul—Fusan, ferner Chicago—Saint Orleans—New York.
Wie der Text, ist auch das gesamte Kartenmaterial sorgfältig revidiert sowie durch neue Karten und Pläne ersetzt und bedeutend erweitert worden. Neu sind der zweiten Auflage beigegeben worden die Karten: Vorderindien (nördlicher Teil und südlicher Teil), Zentral-Ceylon, Penang—Singapore, Kiautschou, Tōkyō—Fuji-no-yama, Japanische Binnenlandsee, Zeitenkarte (Vereinigte Staaten), Grand Cañon des Colorado; ferner die Pläne von Simla, Darjeeling, Anuradhapura, Maduratempel, Mandalay, Saïgon, Soerabaja, Hongkong, [S. vii] Kanton, Manila, Schanghai, Wladiwostok, Dairen (Dalny), Nagasaki, Kōbe-Hyōgo, Ōsaka, Nagoya, Yokohama, Honolulu, San Francisco, Buffalo, Niagara Falls, Milwaukee, New Orleans, Cincinnati, Boston.—Außerdem fügten wir der Flaggentafel eine neue Tafel der Hausflaggen und Schornsteinabzeichen der größern Schiffahrtsgesellschaften bei, die dem Weltreisenden auf weiter Fahrt oder im Hafen manche erwünschte Auskunft geben soll.—Sehr freudig begrüßt werden wird die aus Gründen möglichst großer Handlichkeit von uns vorgenommene Teilung des »Führers« in zwei mit gesonderten Registern versehene Bändchen: I. Teil: Indien, China, Japan; II. Teil: Vereinigte Staaten von Amerika.
An alle Benutzer des »Führers« richten wir zum Schluß die Bitte, durch Mitteilungen ihrer Reiseerfahrungen und etwaiger Berichtigungen zur weitern Vervollkommnung des Buches beitragen zu wollen. Alle derartigen an die »Redaktion von Meyers Reisebüchern in Leipzig« gerichteten Beiträge (Beschwerden möglichst unter Hinzufügung schriftlicher Belege) werden dankend entgegengenommen und bei spätern Abdrücken des Buches bestens verwertet.
Leipzig, März 1912.
Die Redaktion von Meyers Reisebüchern.
Seite | |||||
Einleitung zur Weltreise | 1-20 | ||||
|
Reisezeit. Reiseplan S. 2.—Rundreisen. Reisegesellschaft
S. 3.—Gesellschaftsreisen. Reiseausrüstung S. 4.
—Reisekosten S. 6.—Geldverhältnisse. Reisepaß S. 7.—Zoll.
Dampfer S. 8-13.—Post u. Telegraph S. 13.—Zeitvergleichung
S. 14.—Sprache. Gasthöfe S. 15.—Landesübliche Ausdrücke
S. 16.—Seewesen. Signalwesen S. 17.—Statistisches S. 18-20. |
|
|||
I. | Vorderindien und Hinterindien: Birma, Straits Settlements, Siam, Indochina, Sumatra und Java. | ||||
1. | Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay | 22-41 | |||
|
Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille nach Port
Saïd S. 22-25.—Port Saïd u. Suezkanal S. 25.—Rotes Meer
S. 30.—Suakin S. 33.—Djibouti S. 36.—Eisenbahn
Djibouti-Addis-Harrar. Abessinien S. 37.—Aden S. 38. |
|
|||
|
Vorderindien |
42-52 |
|||
2. | Bombay | 53-63 | |||
Malabar Hill. Türme des Schweigens S. 60.—Byculla. Elephanta. Ellora S. 61. | |||||
3. | Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta | 63-96 | |||
I. Von Bombay nach Delhi S. 63.—Ahmedabad S. 65. —Ajmer S. 67.—Jaipur S. 68.—Amber S. 69.—Delhi S. 70.—Kutab Minar. Delhi-Umballa-Simla S. 74.— Delhi-Amritsar-Lahore-Peshawar S. 75.—Von Rawal Pindi nach Srinagar (Kaschmir) S. 78.—Khaiber-Paß. Lahore-Karachi S. 80.—Delhi-Agra S. 82.— Sikandarah. Fatehpur. Sikri S. 86.—Gwalior S. 87.— Cawnpore. Lucknow S. 88.—Allahabad S. 89.—Benares S. 90.—Buddh Gaya S. 95. | |||||
4. | Von Bombay nach Madras | 96-104 | |||
Mahabaleshwar S. 97.—Bijapur. Hyderabad S. 98. —Secunderabad. Golkonda S. 99.—Tirupati. Madras S. 100. | |||||
5. | Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo. Die Insel Ceylon | 104-125 | |||
A. Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille, von Brindisi S. 105.—Triest. Die Insel Ceylon S. 106.— Colombo S. 110.—Mount Lavinia S. 114.—Kandy S. 115.—Peradeniya (Botanischer Garten) S. 117.— Anuradhapura S. 119.—Adams Peak S. 121.—Nuwara Eliya S. 122.—Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123.—Küstenfahrt rund um Ceylon S. 124—Point de Galle S. 125. | |||||
[S. ix] 6. | Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling | 125-143 | |||
Tuticorin. Madura S. 126.—Trichinopoly. Tanjore S. 127.—Ootacamund S. 129.—Mysore. Seringapatam. Bangalore S. 131.—Puri Jagganath S. 133.—Calcutta S. 134.—Darjeeling. Tiger Hill S. 141.—Phalut S. 142. | |||||
7. | Von Calcutta nach Rangoon. Birma | 143-155 | |||
Birma S. 143.—Rangoon S. 145.—Pegu S. 150.— Mandalay S. 151.—Von Mandalay nach Bhamo und Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153.—Pagan S. 154. | |||||
8. | Von Colombo über Penang nach Singapore. Sumatra | 155-169 | |||
Penang (Georgetown) S. 156.—Medan S. 158.—Padang. Merapi S. 159.—Krakatau. Penang-Singapore S. 160.—Taiping S. 161.—Kuala Kubu. Kuala Lumpur S. 164.—Malacca Town S. 165.—Singapore S. 166.— Johor Bahru S. 169. | |||||
9. | Siam. Indochina | 169-190 | |||
Singapore-Bangkok S. 169.—Siam S. 170.—Bangkok S. 171.—Phrabat S. 176.—Ayuthia. Singapore-Saïgon S. 177.—Indochina. Cochinchina S. 178.—Kambodja. Saïgon S. 179.—Saïgon-Angkor-Thom S. 183.— Saïgon-Hanoï. Annam S. 185.—Hué S. 186.—Haïphong. Alongbucht S. 187.—Hanoï. Tonkin S. 188.— Hanoï-Yünnanfu S. 189. | |||||
10. | Von Singapore nach Batavia. Java | 190-214 | |||
|
Java S. 191.—Batavia S. 195.—Buitenzorg S. 200.—
Sindanglaja. Pangerango S. 202.—Bandoeng.
Tangkoeban-Prahoe. Garoet S. 203.—Papandajan. Telaga
Bodas S. 204.—Djokjakarta. Prambanan S. 205.
—Bora-Boedoer. Magelang S. 206.—Soerakarta. Samarang
S. 207.—Soerabaja S. 208.—Pasoeroean S. 210.—
Tosari. Bromo S. 211.—Probolinggo S. 212. |
|
|||
II. | China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea und Japan. | ||||
Südchina | 214 | ||||
11. | Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila | 214-240 | |||
Südchines. Meer S. 214.—Südchina S. 215.—Hongkong S. 220.—Kanton S. 225.—Macao S. 233.—Hongkong-Manila S. 234.—Philippinen S. 235.—Manila S. 236.— Baguio S. 240. | |||||
12. | Von Hongkong nach Schanghai. Die Yangtse-Fahrt | 240-263 | |||
Swatau. Amoy S. 241.—Futschou S. 243.—Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244.—Insel Formosa S. 245.— Ostchinesisches Meer. Schanghai S. 246.—Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254.—Nanking S. 256.— Minggrab S. 257.—Nganking. Kiukiang S. 258.— Hankau S. 259.—Yangtse-Fahrt von Itschang nach Tschungking S. 262.—Tschöngtu S. 263. | |||||
Nordchina | 264 | ||||
13. | Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking | 240-263 | |||
Kiautschou S. 266.—Tsingtau S. 267.—Lauschangebirge S. 270.—Tsinanfu S. 272.—Taischan. Küfu S. 273.—Tientsin S. 275.—Weihaiwei. Tschifu S. 278.—Tongku S. 279. | |||||
[S. x] 14. | Peking und Umgebung | 280-301 | |||
Pi-yün-sse S. 294.—Chinesische Mauer. Minggräber S. 296.—Jehol S. 298—Peking-Hankau S. 299.— Hsiling S. 300. | |||||
15. | Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn über Charbin nach Wladiwostok, Dairen und Peking | 301-329 | |||
Moskau S. 305.—Omsk S. 313.—Kraßnojarsk. Jenissei. Irkutsk S. 315.—Baikalsee S. 316.—Kjachta. Maimatschin. Amurfahrt Strjetensk-Blagowjeschtschensk-Chabarowsk S. 317.—Mandschuria. Charbin S. 318.— Wladiwostok S. 320.—Chabarowsk. Von Charbin nach Dairen S. 323.—Mukden S. 324.—Peiling S. 325.— Dairen S. 326.—Port Arthur S. 327.—Von Charbin nach Peking. Yinkou S. 328.—Schanhaikwan S. 329. | |||||
16. | Korea | 330-337 | |||
Von Mukden nach Söul S. 331.—Tschimulpo S. 332.— Söul S. 333.—Diamantberge S. 335.—Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336. | |||||
Japan | 337 | ||||
17. | Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Ōsaka, Kyōto nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō | 347-411 | |||
Ostchinesisches Meer S. 348.—Nagasaki S. 349.— Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoschima. Dasaifu. Hakata S. 353.—Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354.—Shimonoseki S. 355.—Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358.—Kōbe-Hyōgo S. 361.—Eisenbahn von Kōbe über Ōsaka und Nara nach Kyōto S. 365.—Kyōto S. 369.—Von Kyōto über den Hiyeisan zum Biwasee S. 377.—Ōtsu. Hozugawa (Katsuragawa) S. 378.—Katsura no Rikyū. Mamoyama. Eisenbahn von Kyōto über Nagoya nach Yokohama S. 379.—Yamada S. 381.—Futami S. 382.—Kunō-zan S. 383.—Fuji-no-yama S. 384.—Miyanoshita. Über den Hakonesee nach Atami S. 386—Yokohama S. 388.—Kamakura S. 391.—Enoshima S. 392.—Tōkyō S. 393.— Nikkō S. 404.—Chūzenjisee S. 407.—Yumotosee. Shiranezan. Kirifuri-no-taki. Nyohō-zan S. 408.—Ikao-Harunasee-Harunatempel S. 409. | |||||
18. | Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco | 411-423 | |||
Stiller Ozean S. 411.—Haiwai-(Sandwich-) Inseln S. 413. —Honolulu S. 416.—Hawai S. 421.—Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 422. | |||||
Register | 424-436 |
Wem der Umfang des Buches zu groß sein sollte, dem ist
die Möglichkeit gegeben, es in zwei selbständige Teile zu zerlegen
(Einlegedecken dazu sind in den Buchhandlungen für 50 Pf. zu
haben); man zerschneide zu diesem Zweck das Rückenband des
Buches zwischen den Seiten 20 und 21, 212 und 213, und erhält
dann die Hefte: I. Vorderindien, Hinterindien, Sumatra, Java;—
II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan.
Karten. |
|
Seite |
|
Weltreise, vor dem Titel. | |
Länder des Mittelmeers mit den Häfen Port Saïd und Suez | 22 |
Rotes Meer und Suezkanal | 28 |
Asien, Übersicht | 40 |
Ostindien, nördlicher Teil | 64 |
— südlicher Teil | 96 |
Ceylon, im Text | 106 |
Mittel-Ceylon | 114 |
Hinterindien mit Java | 155 |
Penang-Singapore, im Text | 162 |
Französisch-Indochina | 177 |
China und Japan | 215 |
Hongkong-Kanton-Macao | 219 |
Länder des Gelben Meers | 271 |
Tientsin — Peking mit Umgebung von Peking | 275 |
Sibirische Bahn | 301 |
Japan | 337 |
Japanische Binnenlandsee | 356 |
Tōkyō — Fuji-no-yama | 384 |
Ikao-Haruna, im Text | 410 |
Hawai-Archipel mit Umgebung von Honolulu, im Text | 414 |
Weltverkehrskarte |
436 |
Pläne. |
|
Port Saïd, auf der Karte | 28 |
Suez, auf der Karte | 28 |
Aden, Lageplan, im Text | 38 |
Bombay | 53 |
Simla, auf der Karte | 64 |
Darjeeling, auf der Karte | 64 |
Delhi, im Text | 71 |
Agra, im Text | 84 |
Benares, im Text | 91 |
Madras, im Text | 101 |
Colombo, im Text | 111 |
Anuradhapura, im Text | 120 |
Tempel in Madura, im Text | 126 |
Calcutta | 134 |
Rangoon, im Text | 147 |
Mandalay, im Text | 152 |
Singapore, Lageplan | 166 |
Bangkok, Lageplan, im Text | 172 |
— Stadtplan, im Text | 174 |
Saïgon, im Text | 180 |
Batavia, Stadtplan | 195 |
— Lageplan, im Text | 196 |
Soerabaja, im Text | 209 |
Macao, auf der Karte | 219 |
Hongkong | 220 |
Kanton | 226 |
Manila, Lage- und Stadtplan, im Text | 237 |
— Plan der innern Stadt, im Text | 239 |
Schanghai, innere Stadt | 246 |
— Umgebung | 252 |
Tsingtau | 267 |
— Umgebung | 267 |
Port Arthur, auf der Karte | 271 |
Tientsin, auf der Karte | 275 |
Peking | 280 |
Moskau | 305 |
Wladiwostok, im Text | 321 |
Dairen (Dalny) | 326 |
Nagasaki, im Text | 350 |
Kōbe-Hyōgo, im Text | 363 |
Ōsaka, im Text | 366 |
Kyōto und Umgebung | 369 |
Nagoya, im Text | 381 |
Yokohama | 388 |
Tōkyō | 393 |
Nikkō und Umgebung, im Text | 405 |
Honolulu, im Text | 418 |
— | |
Flaggentafel | 18 |
Hausflaggen und Schornsteinabzeichen | 18 |
abds. | == | abds. | NW. | == | Nordwesten. | |
B. | == | Bedienung. | nw. | == | nordwestlich. | |
bzw. | == | beziehungsweise. | O. | == | Osten. | |
c. | == | Cent. | Pens. | == | Pension (mit Zimmer). | |
d | == | Pence (engl.). | Pens. o. Z. | == | Pension ohne Zimmer. |
|
Di. | == | Dienstag. | Pes. | == | Peseta. |
|
Dîn., Dinn. | == | Hauptmahlzeit. | R. | == | Route (Abschnitt des Buches). |
|
$ | == | Dollar. | R. (r.) | == | rechts. |
|
Do. | == | Donnerstag. | S. | == | Seite. |
|
F. | == | Frühstück. | S. | == | Süden. |
|
Fr. | == | Franc (franz.). | Sa. | == | Sonnabend. |
|
Fr. | == | Freitag. | Seem. | == | Seemeile. |
|
Hst. | == | Haltestelle. | Sh. | == | Shilling (engl.). |
|
km | == | Kilometer. | So. | == | Sonntag (u. Festtag). |
|
L. (l.) | == | links. | SO. | == | Südosten. |
|
£ | == | Pfund Sterling. | sö. | == | südöstlich. |
|
m | == | Meter. Die beigefügten Zahlen (75 m) geben die Höhe über dem Meer an. | St. | == | Stunden. |
|
M | == | Meile (engl., amerik.). | Stat. | == | Station. |
|
M. | == | Mark. | SW. | == | Südwesten. |
|
Mi. | == | Mittwoch. | sw. | == | südwestlich. |
|
Min. | == | Minuten. | T.d'h. | == | Table d'hôte. |
|
Mitt. | == | Mittagessen. | Tel. od. T | == | Telegraph. |
|
Mo. | == | Montag. | ü. M. | == | über dem Meer. |
|
m. W. | == | mit Wein. | Vm. | == | Vormittag. |
|
N. | == | Norden. | w | == | Werst (1,06 km). |
|
Nm. | == | Nachmittag. | W. | == | Westen. |
|
NO. | == | Nordosten. | Z. | == | Zimmer. |
|
nö. | == | nordöstlich. | |
Eingeklammerte Buchstaben mit Zahlen, z. B. (C4), (CD5), (F2, 3), sind Verweisungen auf die Quadrate des betreffenden Stadtplans.
Die bei den Gasthöfen angegebenen Zimmerpreise verstehen sich für Ein Bett, einschließlich Licht und Bedienung, falls für letztere beide ein besonderer Preis nicht angeführt ist.
Die Angaben vor einer Ortsbezeichnung und in Klammer, z. B. (18 km) Batavia, (11/2 St.) Johore, bedeuten stets die Entfernung des Orts vom Ausgangspunkt der Strecke; die Angaben ohne Klammer im laufenden Text bezeichnen die Entfernung von der zunächst vorher gemachten Zeitangabe; z. B. »zuerst zum Leuchtturm 1/4 St., dann durch Wald 1/2 St. nach Gasturi und weiter in 11/4 St. zum (2 St.) Biwa-See.«
Der Pulsschlag des deutschen Volkes ist auf dem ganzen Erdenrund fühlbar. Deutscher Unternehmungsgeist betätigt sich heutzutage in den fernsten Gegenden der Erde, in den Bergwerken Sibiriens und Koreas wie auf den Zuckerpflanzungen der glücklichen Sandwichinseln mitten im Stillen Ozean. Allerwärts in der Alten wie Neuen Welt findet man angesehene Handelshäuser, große technische Unternehmungen, wissenschaftliche Anstalten, von Deutschen begründet oder von Deutschen geleitet. Nach diesen Plätzen in weiter Ferne spinnen sich unzählige Verkehrsfäden von der Heimat aus, alle sind durch feste Bande deutscher Empfindung mit dem Vaterlande verknüpft; sie sind Brennpunkte, wohin alljährlich jugendfrischer Nachwuchs hinausströmt, um die deutsche Kraft mitten im friedlichen, doch scharfen Wettbewerb zwischen den Völkern der Erde zur Geltung zu bringen und sich selbst da draußen eine Lebensstellung zu schaffen. Diesen Vorkämpfern der Ausbreitung deutschen Wesens in fernen Landen soll der »Weltreiseführer« ein treuer Begleiter und Berater sein; sie in erster Linie werden für ihre Reisen wie auch für die nähere und weitere Umgebung ihres Wirkungskreises das Sehens-und Wissenswerteste in ihm verzeichnet finden.
In unsrer Zeit, die unser seekundiger Kaiser das Zeitalter des Verkehrs getauft hat, beginnt aber auch der deutsche Vergnügungsreisende die Scheu vor langer Seefahrt mehr und mehr zu überwinden. Zahlreiche deutsche Weltreisende haben als besten Gewinn ihrer weiten Fahrten weltmännischen Blick und reifes Urteil über das Völkergetriebe unsers Planeten heimgebracht. Seitdem wächst überall in deutschen Landen die Sehnsucht, ferne Länder, Meere und Völker mit eignen Augen zu schauen, Stätten uralter oder junger, überreifer oder unreifer Kultur zu betreten, Lebensart fremder Völker kennen zu lernen, um Vorzüge und Fehler des eignen Kulturlebens an ihnen zu messen und den eignen Gesichtskreis zu erweitern. Darum ist eine Weltreise ein Vergnügen im besten, gediegensten Sinne des Wortes. Schon vor einem Vierteljahrhundert konnte ein bekannter Weltreisender aussprechen, »daß heutzutage eine Reise um die Welt ganz und gar kein Kunststück, sondern vielmehr ein köstlicher, wenn auch mitunter etwas schwer zu erringender Genuß ist«. Inzwischen ist das Reisen auf dem großen Reisewege um die Erde sehr bequem geworden, wenn man die richtigen Gelegenheiten auszunutzen versteht.—Der »Weltreiseführer« gestattet freie Wahl für den besten Weg; er führt durch den Suezkanal nach Vorderindien, Ceylon, Hinterindien, Java, China, [S. 2] Korea und Japan, dann über die Sandwichinseln und San Francisco auf den großen Pacificbahnen nach New York und von da nach Europa zurück; verschiedene Seitenausflüge, z. B. nach Abessinien, Sumatra, Siam und den Philippinen, sind eingeflochten; auch ist der Weg durch Rußland auf der Sibirischen Bahn mit beschrieben, den Reisende, die nur Asien besuchen wollen, zur schnellern Rückreise benutzen werden.
Ob die Weltreise ostwärts oder westwärts am zweckmäßigsten auszuführen sei, das hängt davon ab, wann die Reise begonnen wird und welchem Lande der Reisende längern Aufenthalt widmen will. Da die alte Kulturwelt Ostasiens mit ihrem Völkergemisch dem gebildeten Deutschen viel mehr Wunder zu weisen hat als das moderne Amerika, und es wohl logischer ist, mit dem Ausgang der Kultur zu beginnen und mit dem Lande der jüngsten Kulturentwickelung zu schließen, empfiehlt sich die Ostwärtsreise, wie der »Weltreiseführer« sie schildert, weil erfahrungsgemäß die meisten Reisenden gegen Ende der Reise nicht mehr den gleichen Genuß an Reiseeindrücken empfinden. Wer schnell nach Japan reisen und dort längere Zeit verweilen will, tut gut, westwärts, über Amerika, zu fahren, falls er nicht den Landweg über Sibirien vorzieht, der für Ostasien der schnellste Reiseweg ist. Reisende nach Ostindien, Insulindien und Indochina wählen stets den östlichen Reiseweg.
Reisezeit. Für Indien ist die beste Zeit Mitte November bis Mitte März, für die nördl. Gegenden auch etwas früher und später; unbedingt meiden sollte man den Aufenthalt im April, Mai und Juni, weil ungesund. Für Ceylon ist Mai, September, Oktober, November und für das Gebirge Januar bis März die günstigste Zeit. Für Java empfiehlt sich Mai und Juni (die Regenzeit ist November bis April); für die Philippinen Januar und Februar (Regenzeit August bis Dezember); für Indochina November bis Februar. Für China und Japan ist die beste Zeit der Frühling (in Japan die Zeit der Kirschblüte, April und Mai) und der Spätherbst von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, in China auch der Winter bis zum April.
Reiseplan. Um den in Ostasien meist heißen und nassen Sommer zu meiden, tut man gut, Europa im Hochsommer oder Anfang Herbst zu verlassen, wobei freilich zu beachten bleibt, daß die Fahrt durchs Rote Meer zwischen Port Saïd und Aden, d. h. etwa 5 Tage lang, im Sommer sehr heiß ist; im Golf von Aden trifft man meist frische Winde. Im Oktober, November und Dezember, der Hauptreisezeit, muß man Plätze auf den Dampfern nach Indien und Ostasien schon lange im voraus bestellen. August und September sind die Hauptzeit für Reisen von Europa nach den Vereinigten Staaten, für diese Monate ist Vorausbestellung der Plätze dringend nötig. Wer eine etwa einjährige Reise rund um die Erde machen will, verzichte darauf, alle im Reiseführer beschriebenen Länder Ostasiens zu besuchen. Er wird etwa im August von Triest nach Bombay oder von Genua nach Colombo fahren, dann quer durch Indien nach Calcutta (September und Oktober für Indien), von da über Rangoon und Singapore (November) nach Java (Dezember) und wieder über Singapore nach Saïgon und Hongkong (Januar), [S. 3] dann Schanghai, Tsingtau, Peking (Februar), Hankau, Yangtsefahrt (März), über Schanghai nach Nagasaki, Kobe-Kyōto-Tōkyō-Nikko (April, Mai), Honolulu (Juni), San Francisco-New York (Juli).
Rundreise nach dem Spezialprogramm der Weltreise 1912 des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie: Ostwärts (7-1/2 Monate): Ab Berlin über Triest nach Bombay;—Vorderindien (Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Calcutta, Darjeeling);—von Madras über Trichinopoly, Madura, Tuticorin nach Ceylon (Colombo, Kandy, Nuwara Eliya);—Singapore;—Java (Batavia, Weltevreden, Buitenzorg, Garoet, Papandajan, Djokjakarta, Soerabaja, Toesari, Bromo);—China (Saïgon, Hongkong, Canton, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Hankau, Schanghai);—Japan (Kobe, Osaka, Kyōto, Nara, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko);—Sandwich-Inseln (Honolulu);— Nordamerika (San Francisco, Monterey, Yosemitetal, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Hudson, Washington, Philadelphia, New York);—von New York nach Hamburg. Ausführliche Programme beim Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.
Reiseplan des Norddeutschen Lloyd für 1912 (etwa 225 Tage): Ab Genua über Neapel, Port Saïd, Suez, Aden nach Colombo-Kandy-Nuwara Eliya, Colombo-Madura, Madras, Bombay, Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Darjeeling, Calcutta, Rangoon, Penang, Singapore, Batavia, Buitenzorg, Garoet, Djokjakarta, Batavia, Singapore, Hongkong, Canton, Macao, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Nankou, Peking, Tientsin, Tschifu, Tsingtau, Schanghai, Nagasaki, Kobe, Osaka, Nara, Kyōto, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko, Yokohama, Honolulu, San Francisco, Yosemitetal, Monterey, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Albany, New York, Washington, Philadelphia, New York, Bremerhaven, Bremen.
Wer seinen Reiseplan selbst aufstellen will, lese den »Weltreiseführer« und die unter Reiseliteratur (auch bei den einzelnen Ländern) angegebenen Reisebeschreibungen vor Aufstellung des Plans, um je nach Neigung die Länder auszuwählen, wo bei günstigster Reisezeit längerer Aufenthalt erwünscht ist. Das Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie veranstaltet auch Reisen nach Indien, Ceylon, Java, China, Japan und zurück mit der Sibirischen Bahn nach besonderm Programm. Es ist unmöglich, alle zweckmäßigen Zusammenstellungen für die Weltreise, die in hundertfältiger Weise genußreich ausgeführt werden kann, zu beschreiben; es muß genügen, daß der »Weltreiseführer« alle Haupt- und Nebenwege zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten angibt. Mit Hilfe des »Weltreiseführers« kann der Reisende auch unterwegs nach Bedarf und Wahl seinen Plan ändern, Seitenfahrten in seltener besuchte Länder (z. B. Abessinien, Sumatra, Birma, Siam, Philippinen, Korea usw.) ausführen.
Reisegesellschaft. Solange die Weltreise nicht in Plätze führt, die weit abseits vom Hauptstrom des Reiseverkehrs liegen, können auch Damen unbedenklich allein reisen; besonders gilt dies für alle englischen und amerikanischen Länder wie auch für Niederländisch-Indien und Japan; fast überall reist man dort in den Gebieten des [S. 4] lebhaftem Europäerverkehrs so sicher wie in Deutschland. Nur Ausflüge ins Innere von Ländern wie Birma, Siam, China, Korea und die Philippinen unternimmt man besser mit einem Gefährten zusammen, zumal sich auch dadurch viele Nebenausgaben verringern.
Gesellschaftsreisen nach festem Plan unternehmen unter andern das Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie (Berlin W. 64, Unter den Linden 8) jährlich auf etwa 71/2 Monate zum Preise von 11900 Mark (gewöhnlich Mitte Januar beginnend), oder der Norddeutsche Lloyd (Abteilung Passage), Bremen, auf etwa 71/2 Monate für 11600 Mark (Schiff und Bahn I. Kl., 50 kg Freigepäck), oder der Österreichische Lloyd nach Ostasien auf etwa 6 Monate für 8000 Mark (Mittelmeer- Reisebureau H. Osc. Cahn & Co. in Hamburg 36, Neuer Jungfernstieg 6, Hauptagentur des Österreichischen Lloyd übernimmt Leitung dieser Weltreisen, stellt auch kombinierte Touren für Einzelreisende zusammen).—Auch unternimmt die Hamburg-Amerika Linie jährlich zwei je viermonatliche Vergnügungsreisen um die Welt auf einem ihrer großen Ozeandampfer zum Preise von 2750-34000 Mark (eingeschlossen programmäßige Landausflüge und Eisenbahnfahrt zwischen San Francisco und New York); Abfahrt im November von Neapel ostwärts, im Februar von San Francisco westwärts, Anschluß zur Fahrt zwischen Hamburg und New York auf einem beliebigen Dampfer der Gesellschaft. Ausführliche Prospekte bei der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.—Wer sich einer solchen Gesellschaftsreise anschließt, ist aller Sorgen bei den Ausflügen überhoben, muß allerdings auf freie Wahl der Orte und auf längern Aufenthalt an Orten, die ihm besonders gefallen, sowie überhaupt auf Bewegungsfreiheit, die höchste Lust des Reisephilosophen, verzichten; dafür werden ihm in kurzer Zeit viele Sehenswürdigkeiten programmgemäß vorgeführt. Da diese Reisen nur in zusammenpassender Gesellschaft erträglich sind, erkundige man sich vorher genau nach den Teilnehmern der Fahrt. In den genannten Reisebureaus erhält man auch Fahrkarten für selbständige Weltreisen und Auskunft über die neuesten Fahrpläne aller Dampferlinien und Eisenbahnen, die für die Weltreise in Betracht kommen. Die Zweigbureaus sind im Text überall genannt.—Das englische Reisebureau von Thos. Cook & Son (London, E. C. Ludgate Circus) hat Filialen in allen Hauptplätzen der Erde (sie sind im Text des Buches genannt) und unternimmt ebenfalls die Führung von Reisegesellschaften, die aber meist aus Engländern bestehen. Monatlich erscheint Cook's Ocean Sailing List mit praktischen Winken für See-und Weltreisende, deren Beschaffung vor Antritt der Reise sehr zu empfehlen ist, da sie sehr genaue Übersichten über die neuesten Fahrpläne und Fahrpreise bietet, besonders auch für Reisen um die Welt.
Reiseausrüstung. Je weniger Gepäck, desto besser; indessen muß man für eine Weltreise sich doch gründlicher ausrüsten als für einen Pfingstausflug. Auf Dampfern kann man meist viel Gepäck zu mäßigem Preise mitführen (vgl. S. 12). Unentbehrlich ist ein Kabinenkoffer (90 zu 60 zu 33 cm), für den Gepäckraum ein größerer (bis zu 1/2 cbm Raum); außerdem (möglichst wenig) Handgepäck, am besten feste Ledertasche und Segeltuchsack (für wollene Decke, Stiefel und schmutzige Wäsche).
Herrenkleidung: zwei bequeme Reiseanzüge aus kräftigem Wollenstoff, ein dunkler warmer, ein heller leichter; ein guter Gesellschaftsanzug aus leichtem schwarzen Kammgarn mit Gehrock, Smoking und Frack, der im Ausland unentbehrlich ist, da überall bei Besuchen, im Klub, an der Tafel auf Dampfern und in bessern Gasthöfen sehr viel mehr auf äußere Form gegeben wird, als dies in Deutschland der Fall zu sein pflegt. Ein Reitanzug aus derber Reithose mit Flanellhemd und Flanelljacke, Leder-oder Wickelgamaschen. Weiße Waschanzüge sind schon im Roten Meer unentbehrlich, daher nehme man etwa vier Paar Jackets nebst Beinkleidern aus gutem Drillichstoff schon von Hause mit; später kann man den Vorrat preiswürdig in Bombay, Colombo, Singapore oder Yokohama ergänzen. Anzüge aus Rohseide (empfehlenswert) erhält man billig in Colombo etc. Reichlichen Vorrat an Unterzeug, wollenes wie leichtes (seidenes kaufe man in China); Netzunterjacken nach Lahmann oder Schießer sind sehr zu empfehlen (sie schützen, wenn oft gewechselt, gegen den »Roten Hund«, einen lästigen, stark juckenden, durch Schweiß und Baden im Salzwasser hervorgerufenen ungefährlichen Hautausschlag, durch Frischwasserwaschung und Einfetten mit Byrolin, Mentholsalbe oder ähnlichen Hautsalben zu heilen); ferner reichlich farbige und weiße Hemdenwäsche (die überall schnell gewaschen und dabei stark verdorben wird), leichte Schlipse, wollene und leichte Strümpfe. An Schuhzeug: zwei Paar derbe, doch nicht zu schwere Reiseschnürstiefel aus braunem Leder; Lackschuhe (für den Frackanzug), weiße Segeltuchschuhe (unterwegs einkaufen); ein Paar schwarze, kräftige Stiefel mit Doppelsohlen, innere Sohle Leder, äußere Sohle Gummi, zum Gebrauch an Bord bei schlechtem Wetter. Reisehut, Klapphut, blaue und weiße Schiffsreisemütze mit Schirm oder Sportmützen (leichte und wärmere), Strohhut; Tropenhelm kauft man in Port Saïd (meist schlecht), in Bombay etc. (sehr gut) in den verschiedensten Formen. Warmer Reisemantel (»Mackintosh«) ist unentbehrlich, leichter Staub-und Regenmantel zweckmäßig; dazu Plaid oder eine seidene oder Kamelhaardecke. Sonnenschirm kaufe man unterwegs. Zwei tüchtige Leibbinden, zwei seidene Halstücher, Glacéhandschuhe (in Stanniol gewickelt oder in kleiner Blechbüchse verlötet, weil sie im feuchten Tropenklima Stockflecke bekommen); Vorrat der Lieblingszigarren (ebenfalls in Blechkasten verlöten!). Visitenkarten mit heimischer Adresse und Lebensstellung (lateinische Buchstaben). Wer einen photographischen Apparat mitnimmt, verpacke die Films oder Platten sorgfältig in Blechbüchse, mit Heftpflaster verklebt, da sie sonst durch Seeluft sehr leiden; auch lasse man nach Aufnahme bald entwickeln, was, ebenso wie das Abziehen, in allen größern Plätzen ausführbar, in China und Japan z. B. sehr gut.
Damenkleidung unterliegt verschiedeneren Ansprüchen als die Herrenkleidung. Unentbehrlich ist für Damen ein dickes englisches Reisekleid mit sehr fußfreiem Rock und Paletot, dazu passend in der Farbe Mütze und Blusen; ferner ein weißwollenes oder hell gestreiftes Kostüm mit weißseidener und Batistbluse nebst weißer Mütze für die Seefahrt; ein dunkles Foulard-oder ganz leichtes Alpakakleid für Bahnfahrten in Indien, Japan etc.; ein Nachmittagskleid [S. 6] und zwei Abendtoiletten, darunter eine dekolletiert; drei weiße Waschkleider, einfach gemacht und einige Blusen mehr. Ein warmer Reisemantel (Ulster) und ein gegen Regen imprägnierter Staubmantel, ferner ein leichter Schlafrock für Schiff und Nachtfahrten mit der Bahn. Unterzeugausrüstung ähnlich wie für Herren; Ergänzung für die Tropen ist sehr billig und zweckmäßig in Port Saïd bei Simon Arzt oder in Bombay im Army & Navy-Basar zu kaufen, ebenfalls Tropenhut, Schirm, Schuhe und Razais (baumwollene Steppdecken als Matratze für indische Schlafwagen). An Schuhzeug: ein Paar feste braune Lederstiefel, ein Paar weiße Segeltuchstiefel, je ein Paar braune und weiße Halbschuhe, ein Paar Gesellschaftsschuhe und ein Paar elegante Morgenschuhe (auf dem Schiff zu tragen). Strümpfe hauptsächlich dünn und hellfarbig. Leibbinden sind auch für Damen dringend zu empfehlen und von Port Saïd an zu tragen. Sehr nützlich sind etwa sechs kleine Seidenbeutel zum Anhängen, um nachts Toilettensachen, wie Haarnadeln, Schmucksachen etc. unterzubringen, weil der Raum in der Kabine beschränkt ist und beim Schlingern alles vom Tischchen fällt.
In der Toilettenreisetasche sorge man für kleines Nähzeug mit Reserve-Hemd-und Hosenknöpfen etc., für Nagelschere, Pflaster, Verbandwatte und etwas Verbandstoff sowie »russische« Choleratropfen und andre Augenblicksheilmittel in einer kleinen Reiseapotheke zusammengestellt; wobei Chinin und Rizinus nicht vergessen werden sollten. Ein Vorlegeschloß kann zuweilen nützlich sein. Ferner ein kräftiges Taschenmesser mit Kork-und Schraubenzieher nebst Dosenbrecher (für Konservenbüchsen). Revolver oder Browningpistole, in Ledertasche am Gürtel unter der Jacke zu tragen, ist nur außerhalb der Hauptverkehrsgebiete erforderlich; Büchse oder Jagdflinte ist je nach dem Zweck der Reise auszuwählen, doch ist zu beachten, daß die Einfuhr von Waffen in manchen Ländern nur mit obrigkeitlicher Erlaubnis gestattet ist, auch tragen Waffen meist hohen Einfuhrzoll (der beim Austritt nur manchmal zurückvergütet wird). Wer die Handwaffe verheimlicht, kann damit, zumal in den Vereinigten Staaten, in recht üble Lage geraten. Ein gutes Doppelfernglas und ein guter, nicht zu kleiner Kompaß sind unentbehrlich, ein (vorher geprüfter) Aneroid-Barometer (oder Hypsometer) angenehm.
Die Reisekosten richten sich natürlich nach den Ansprüchen des Weltreisenden; man muß 1200-1800 M. monatlich, einschl. Fahrpreise, also für die Gesamtkosten, bei einer etwa sechsmonatigen Reise rechnen; längere Reisen sind entsprechend billiger, kürzere teurer für jeden Monat. Eine Weltreisekarte Tour 1, via Japan und China, des Norddeutschen Lloyd kostet 2695 M., 2 Jahre gültig, nicht übertragbar; mit solcher Karte würde eine dreimonatige Reise um die [S. 7] Erde etwa 5000 M. kosten. Die 71/2 monatige Gesellschaftsreise um die Erde des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie kostet für 1912: 11900 M., Kosten der viermonatigen Vergnügungsreise s. S. 4.
Reisegeld, Geldverhältnisse. Bargeld nehme man für eine Weltreise wenig mit. Auf den Dampfern gilt das Geld der Landesflagge, also deutsches auf den deutschen Linien etc. Für den Bedarf der ersten Tage versehe man sich mit kleinen Banknoten oder etwas Gold-und Silbergeld des nächsten Hafenplatzes schon im voraus im letzten Abgangshafen oder an Bord beim Zahlmeister oder Obersteward (meist etwas teurer). Beim Geldwechseln unterrichte man sich vorher genau über den Wert des fremden Geldes, bevor man sich den in jedem Hafen an Bord kommenden Wechslern anvertraut. Im übrigen versehe man sich schon in Deutschland mit einem Weltkreditbrief der Disconto-Gesellschaft in Berlin W., Unter den Linden 35, oder einer andern größern Bank in Deutschland, der den großen Vorteil bietet, an allen größern fremden Hafenplätzen und Binnenstädten nach Bedarf Geld abzuheben; jedem Weltkreditbrief wird eine Liste von Korrespondenten (bei der Disconto-Gesellschaft am zahlreichsten, etwa 2000) beigefügt, bei denen die Weltkreditbriefe ohne vorhergehendes Avis zahlbar sind, und die auch in andern Angelegenheiten dem Reisenden Ratschläge und Auskünfte erteilen. Im »Weltreiseführer« sind für alle Plätze die Korrespondenten der Disconto-Gesellschaft in Berlin, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig unter »Banken« angeführt. Reise-Schecks des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie werden in Verbindung mit der Disconto-Gesellschaft vorläufig im Werte von 50 und 100 M. sowie von $ 10, 20, 50 und 100 ausgegeben, als Zahlungsmittel auf der Weltreise. Auch der Norddeutsche Lloyd gibt derartige Schecks aus. Diesen Schecks sind die Gegenwerte der meistbesuchten Länder aufgedruckt (vgl. die Münztabelle); sie werden wie die Weltkreditbriefe an etwa 2000 Bankzahlstellen im In-und Ausland (zum Tageskurs) eingelöst. Der Käufer der Schecks erhält zugleich ein Einführungsschreiben, das er persönlich unterschreiben muß; bei Einlösung eines Schecks ist das Schreiben vorzuzeigen und gleichzeitig die eigene Unterschrift in Gegenwart des die Zahlung leistenden Bankkorrespondenten auf die Rückseite des Schecks zu setzen. Diese Reise-Schecks haben 3 Jahre Gültigkeit, werden aber nur im ersten Jahre bei allen im Einführungsbrief aufgeführten Firmen eingelöst; im zweiten und dritten Jahre können sie nur noch bei der Direktion der Disconto-Gesellschaft in Berlin eingelöst werden; später verfallen sie.
Reisepaß sollte jeder Weltreisende zur Legitimation bei sich führen. Für Rußland bestehen besondere Vorschriften, auch für den Durchgangsverkehr auf dem sibirischen Landweg, vgl. S. 301. Für Reisen auf Java (S. 194) ist ebenfalls ein Paß vorgeschrieben, in Indochina ist er oft nützlich. In China besorgt der deutsche Konsul des Ankunftshafens einen Reisepaß für die chinesischen Behörden, wenn man ins Innere reisen will; dazu sind auch Visitenkarten in chinesischer Schrift (mit Namen, Rang, Heimat und Reisezweck) erforderlich. Innerhalb eines Landes besorgen auch oft die Gasthöfe die Pässe.
Zollwesen macht in Asien weniger Schwierigkeiten als bei Reisen innerhalb der europäischen Zollvorschriften. Näheres im Texte des Buches bei den Ankunftshäfen.
Konsulate. Man suche nach der Ankunft sein Konsulat auf und gebe dort seine Karte ab (schon wegen dahin nachgeschickter Briefe), belästige aber die Konsulatsbeamten nicht mit Kleinigkeiten, suche nur ihre Unterstützung, wo man von fremden Behörden und deren Beamten nicht mit gebührender Achtung behandelt wird. In Ägypten, Siam und China steht der Deutsche unter deutscher Konsulargerichtsbarkeit, sonst überall unter der Gerichtsbarkeit des Landes, wo er sich aufhält.
Eisenbahnen. Das Reichskursbuch enthält die Fahrpläne für die Sibirische Bahn Berlin-Mandschuria-Wladiwostok, für die Nordchinesische und die Schantung-Eisenbahn. Die Fahrpläne der übrigen Bahnen etc. muß man sich an Ort und Stelle beschaffen.
Dampferlinien. Norddeutscher Lloyd in Bremen (Abteilung Passage,
Papenstraße; Belegung von Dampferplätzen kann auch in dessen
Hauptagenturen, z. B. Berlin, Unter den Linden 5/6; ferner durch
Reisebureaus, wie das Weltreisebureau Union, Berlin, Unter den
Linden 22; das Amtliche Bayerische Reisebureau in München, Promenadeplatz
16; Thos. Cook & Son, London, E. C. Ludgate Circus;
Schenker & Co., Wien I, Schottenring, u. a. erfolgen): Reichspostdampfer
alle 14 Tage nach Ostasien (abwechselnd von Hamburg
und Bremerhaven) über Rotterdam (nur die Dampfer von Bremerhaven),
Antwerpen, Southampton, Gibraltar, Genua, Neapel (hier
können Reisende von Berlin 14 Tage nach Abfahrt des Dampfers
aus Deutschland ihn mit der Bahn noch erreichen), dann über Port
Saïd, Suez, Aden, Colombo, Penang, Singapore (Anschluß nach
Bangkok und Batavia etc.), Hongkong (Anschluß nach Manila),
Schanghai (Anschluß nach Hankau), Tsingtau (nur die Dampfer von
Hamburg), Nagasaki (nur die Dampfer von Bremerhaven), Kobe,
Yokohama und ebenso zurück (ohne Anlaufen von Rotterdam). Vgl.
Reichskursbuch Nr. 697. Außerdem die Australlinie bis Colombo,
Reichskursbuch Nr. 707a. Schnellpostdampfer zwischen Bremerhaven
und New York alle 8-14 Tage, vgl. Reichskursbuch Nr. 711a in
7 Tagen.—Eine Weltfahrkarte des Norddeutschen Lloyd kostet
2695 M. I. Kl. für Tour 1 via China und Japan; die Reise kann
westwärts oder ostwärts gemacht werden, die Fahrkarte ist 2 Jahre
gültig und nicht übertragbar. Reiseunterbrechung ist in jedem Hafen
gestattet, doch Anmeldung beim Agenten der betreffenden Gesellschaft
erforderlich mit Angabe, wann die Weiterreise angetreten werden
soll. Anspruch auf freien Platz auf dem Dampfer für die Weiterreise
hat der Reisende nicht. Alle Kosten am Lande hat der Reisende
selbst zu tragen. Verlust der Weltfahrkarte wird nicht vergütet. Die
Weltfahrkarte gibt Anrecht auf einen Platz in Außenzimmern niedrigster
Preislage, wenn der Platz rechtzeitig bestellt wird; bei Benutzung
eines Innenzimmers tritt keine Preisermäßigung ein. Die
Anweisung für die Reise über den Atlantischen Ozean kann in New
York durch die Firma Oelrichs & Co. (in Bremen durch den Norddeutschen
[S. 9]
Lloyd) ohne Nachzahlung auf Wunsch des Reisenden auf
eine andre atlantische Linie übertragen werden. Wenn der Weltreisende
sich in Gibraltar, Genua oder Neapel ein-oder ausschifft,
ermäßigt sich der Preis der Fahrkarte um 88 M. Der Preis erhöht
sich um 110 M., wenn man von Port Saïd nach Bombay mit Dampfer
des Österreichischen Lloyd fährt. Die Reisekosten von Bombay
durch Indien bis Colombo sind in den Fahrpreis nicht mit eingeschlossen.
Statt des Reichspostdampfers von Colombo nach Singapore
darf man einen Dampfer der British India S. N. Co. (nicht empfehlenswert!)
von Calcutta nach Singapore benutzen. Gleiches gilt
für die Westwärtsreise, auf der man schon bei der Platzbelegung in
Ostasien anmelden muß, falls man die Reise in Singapore, Penang
oder Colombo unterbrechen will; Meldung beim Schiffszahlmeister
vor Abfahrt von Colombo ist erforderlich, wenn man in Suez oder
Port Saïd die Rückreise unterbrechen will. Von Japan nach San
Francisco berechtigt die Weltfahrkarte zur Fahrt mit den Dampfern
der Pacific Mail S. S. Co. und der Toyo Kisen Kaisha, wobei Reiseunterbrechung
in Honolulu (bei den japanischen Schiffen nicht über
30 Tage) zulässig ist. Eisenbahnfahrten in Japan hat der Reisende
selbst zu bestreiten. Die Weltfahrkarte gestattet auch, mit Küstendampfer
des Norddeutschen Lloyd von Singapore über Bangkok
(mit Fahrtunterbrechung dort) nach Hongkong ohne Mehrkosten zu
reisen. Für die Bahnfahrt von San Francisco via Chicago oder via
St. Louis oder via New Orleans nach New York sind die Reisenden
berechtigt, sich einen der vielen auf der Fahrkarte genannten Reisewege
auszuwählen; die Reise kann in weniger als fünf Tagen ausgeführt,
aber auch an jedem größern Platz unterbrochen werden,
wenn man dies dem Zugführer vorher anmeldet. Mahlzeiten und
Schlafwagenbenutzung (s. II. Teil, S. 4) hat der Weltreisende selbst
zu zahlen. Wenn die Eisenbahnfahrt von San Francisco nach New
York nicht in die Weltfahrkarte eingeschlossen werden soll, ermäßigt
sich deren Preis um 210 M.—Bei Einschiffung für die Reichspostdampfer
in Bremen oder Hamburg müssen die Reisenden am Tage
vor der Abfahrt des Dampfers in Bremen (Papenstraße 5/6) oder in
Hamburg (Baumwall 3) sich zwischen 10 Uhr vormittags und 5 Uhr
nachmittags melden und Verladung des Gepäcks (das vorausgesandt
werden kann) veranlassen. In Rotterdam legen die Dampfer (von
Bremerhaven kommend) am Rynhaven am Kai an; die Reisenden
tun gut, schon am Tage vorher sich bei Wm. H. Müller & Co.,
Willemsplein 5, zu melden. Antwerpen verlassen die Reichspostdampfer
der ostasiatischen Linie Montags, sie liegen am Quai van
Dyck 20 und 21; Agentur in Antwerpen von Bary & Co., Place de
Meir 23, die Reisenden müssen sich meist schon am Abend vor der
Abfahrt einschiffen. Reisende, die die Seefahrt durch die nordeuropäischen
Gewässer scheuen, benutzen den Lloyd-Expreßzug (täglich
früh 6 Uhr 55 Min. von Altona, Hamburg über Bremen, Düsseldorf,
Köln, Wiesbaden, Straßburg, Basel, Luzern etc. nach Genua
in 28 Stunden, Fahrpreis Hamburg-Genua 168,40 M.). Empfehlenswert
ist Platzvorausbestellung bei den Lloydagenturen, der Internationalen
Schlafwagengesellschaft, bei Thos. Cook, Union-Weltreisebureau
[S. 10]
oder Schenker & Co. für den Lloydexpreßzug. Das eingeschriebene
Gepäck der Passagiere, die mit Lloyddampfer von Genua
weiterfahren, unterliegt im Lloydexpreßzug keiner Zollrevision;
man mache den den Zug begleitenden Beamten der Internationalen
Schlafwagengesellschaft darauf aufmerksam. Diese Beamten übernehmen
Überführung des Gepäcks von Genua-Bahnhof an Bord des
Dampfers gegen 1,50 Fr. Gebühr für jedes Gepäckstück. Genua verlassen
die Reichspostdampfer der Ostasiatischen Linie jeden Donnerstag
Mittag 12 Uhr, 1 Stunde nach Ankunft des Lloydexpreßzugs.
Wer den Lloydexpreßzug nicht benutzt, schifft sich am besten in
Neapel ein; Abfahrt des Dampfers von dort Freitags um Mitternacht,
14 Tage nach Abfahrt aus Deutschland. Während der Bahnfahrt sollten
diese Reisenden die Zolluntersuchung ihres Gepäcks an der italienischen
Grenze selbst überwachen und sich vergewissern, daß es
mit ihrem Zuge wirklich mitkommt, da sonst ihr Gepäck trotz
gegenteiliger Zusicherung der Bahnbeamten oft nicht rechtzeitig nach
Neapel kommt! In Neapel melde man sich sofort bei Aselmeyer & Co.,
Corso Re Umberto I (Rettifilo) Nr. 6; dort erhält man eine kostenfreie
Fahrkarte für den Tender, der zu jeder vollen Stunde von
Land zum Dampfer fährt. (Genauere Angaben enthält das neueste
»Handbuch des Norddeutschen Lloyd für die Reichspostdampferlinien
nach Ostasien und Australien«.)
Hamburg-Amerika Linie (Hamburg, Ferdinandstraße 58/62 und Alsterdamm 25, Abteilung: Personenverkehr, Reisebureau in Berlin, Unter den Linden 8, s. S. 4). In Ostasien Anschlußlinie (Reichskursbuch Nr. 697) von Schanghai nach Tsingtau, Tschifu und Tongku (Tientsin) sowie nach Dairen; im Winter statt Tientsin nur Dairen (Dalny). Außerdem sind mehrere Dampfer des ostasiatischen Frachtdampferdienstes zur Aufnahme von Reisenden eingerichtet; diese Dampfer laufen von Hamburg nach Penang, Singapore, Manila, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tongku (Tientsin), Yokohama und Kobe, einzelne auch bis Wladiwostok; auch die Dampfer des arabisch- persischen Dienstes, die Port Sudan, Djibouti, Aden, Maskat, Bender- Abbas, Lingah, Bahrein, Buschir, Basra, Mohammerah anlaufen, nehmen gelegentlich Reisende mit.—Schnelldampfer zwischen Hamburg und New York s. Reichskursbuch Nr. 711 a.
Österreichischer Lloyd (Triest, Kommerzielle Direktion; Berlin, Generalagentur: Unter den Linden 47) unterhält die Linien: Triest- Bombay, monatlich zwei-(Mai-August ein-) mal, in 15-16 Tagen; Triest-Calcutta (über Port Saïd, Suez, Port Sudan, Djibouti, Aden, Karachi, Colombo, Madras und Rangoon) in 40-44 Tagen, am 12. und 25. jedes Monats; Triest-Kobe (über Port Saïd, Suez, Aden, Bombay, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Schanghai, Yokohama, Kobe in 70-72 Tagen am 27. jedes Monats ab Triest (Reichskursbuch Nr. 700). Auswechselbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes. Billige Fahrpreise: nach Bombay Salonkl. 33,6 und 30 £, je nach Kabinenlage; Intermed.-Kl. 23,6 £, nach Colombo 36 £, nach Rangoon 38,10 £, nach Calcutta 40,3 £, nach Hongkong 44 £, nach Schanghai 47,6 £, nach Kobe und Yokohama 50,1 £. [S. 11] Rückfahrkarten für alle Plätze mit zweijähriger Gültigkeit. (Man wähle eins der neuern Schiffe.)
Messageries Maritimes (Paris, Rue Vignon 1; Berlin, Unter den Linden 17/18; Hamburg, Eug. Cellier, Dovenfleet 21) von Marseille jeden zweiten Sonntag über Port Saïd, Suez, Djibouti oder Aden, Colombo, Singapore, Saigon, Hongkong, Schanghai, Kobe nach Yokohama in 38 Tagen, mit Anschlußlinien: Singapore-Batavia in 2 Tagen und Colombo-Pondicherry-Calcutta in 5 Tagen (Reichskursbuch Nr. 699). Außerdem monatlich die Australlinie nach Bombay (Reichskursbuch Nr. 707 b).
Società Nazionale di Servizi Marittimi (Rom, Piazza Venezia 11), eine Linie ab Genua am 17. jedes Monats über Neapel, Messina, Catania, Port Saïd, Suez, Aden nach Bombay in 17 Tagen (Reichskursbuch Nr. 701); eine Linie am 18. jedes Monats von Bombay über Singapore nach Hongkong.
Ferner: Stoomvaart Maatschappij Nederland (Amsterdam, Prins Hendrikkade 159-160) und Rotterdamsche Lloyd (Rotterdam, Veerkade 8), je alle 14 Tage von Amsterdam und Rotterdam und Anschluß an die Dampfer des Österreichischen Lloyd ab Port Saïd nach Batavia, erstere über Sabang und Singapore, letztere über Padang (Reichskursbuch Nr. 699 a).—Peninsular and Oriental Steam Navigation Co. (London, E. C. 122 Leadenhall Street) von London, Marseille und Brindisi wöchentl. nach Bombay, 14tägig nach Singapore, Hongkong und Schanghai (schnellste Fahrgelegenheit Brindisi-Bombay, dann mit Sonderzug nach Calcutta); Erkundigung durch Cooks Reisebureau (Reichskursbuch Nr. 698 u. 707 c).—Für Fahrten im Roten Meer: Khedivial Mail S. S. & Graving Dock Co. (Alexandrien) von Suez über Port Sudan oder Dschidda nach Suakin und Aden (Reichskursbuch Nr. 698).—Für Fahrten nach und in Vorderindien: British India Steam Navig. Co. (Reichskursbuch Nr. 698).— Für Fahrten von Antwerpen nach Japan, Korea, Golf von Petschili und Wladiwostok: Nippon Yusen Kaisha (Reichskursbuch Nr. 703).— Zwischen Wladiwostok und Schanghai sowie Tsuruga: Russische Freiwillige Flotte (Reichskursbuch 705).—Pacific Mail und Toyo Kisen Kaisha von Hongkong über Schanghai oder Manila, Kobe, Nagasaki, Yokohama, Honolulu nach San Francisco (Reichskursbuch 704).— Canadian-Pacific S. S. Line ab Vancouver, Nippon Yusen Kaisha und Great Northern S. S. Co. ab Seattle nach Yokohama, Kobe, Nagasaki, Schanghai und Hongkong (Reichskursbuch Nr. 704), die schnellste Verbindung zwischen Asien und Amerika.—Für Fahrten von New York nach Europa: s. II. Teil, S. 201 (Reichskursbuch Nr. 711 a).—Die zahlreichen Küstendampferlinien sind im Texte des »Weltreiseführers« da, wo sie in Betracht kommen, angeführt.
Allgemeines über die Dampferfahrt. Die Schiffe sind nicht gleichgroß und bequem; auch die Kabinen jedes Dampfers sind sehr verschieden im Wert, hinsichtlich Lüftung und Sonnenbestrahlung. Für die deutschen Reichspostdampfer sind genaue Preislisten (für jedes Zimmer verschieden) festgesetzt. Man suche stets Außenzimmer (mit Fenster nach außenbords) zu erhalten, und zwar, der [S. 12] Hitze wegen, auf der der Sonnenbestrahlung abgewendeten Seite des Schiffes. Man meide Zimmer in der Nähe der Maschinen und über den Kesselanlagen sowie solche im Vorschiff. Die besten Zimmer liegen in den Decksaufbauten des Mittel-und Hinterschiffs. Je länger die Seefahrt, um so sorgfältiger sei man in der Wahl des Zimmers. Auf englischen Schiffen ist es für Ausländer erfahrungsgemäß sehr schwer, im voraus ein Zimmer zu belegen; man verliert den in Aussicht gestellten guten Platz oft, wenn im letzten Augenblick noch ein englischer Fahrgast sich um denselben Platz bewirbt. Deshalb sollte man stets deutschen und österreichischen Schiffen den Vorzug geben; sogar Engländer und Amerikaner bevorzugen deutsche Schiffe. Im Fahrpreis ist die Verpflegung einbegriffen, auf einigen Linien (z. B. den französischen und italienischen) auch leichter Tischwein. Die Verpflegung ist die guter Gasthöfe (auf deutschen Schiffen sogar »Mastkur« I. Ranges); 1/2 Stunde vor den Mahlzeiten Signal zur Vorbereitung des Anzugs (Hauptmahlzeiten stets im Gesellschaftsanzug, Gehrock oder Smoking). Früh bringt der Kabinensteward Tee mit Zwieback auf Wunsch in die Kabine; dann 20 Min. Badezeit, die man mit dem Bademeister genau verabreden muß; von 8-10 Uhr Frühstück im Speisesaal (kalte und warme Fleischgerichte etc.); 11 Uhr bringen die Deckstewards Fleischbrühe mit Brötchen; um 12 oder 1 Uhr »Tiffin« (zweites Gabelfrühstück mit mehreren Gängen nach Wahl); um 4 Uhr an Deck Tee oder Limonade mit Gebäck; 7 Uhr »Dinner« (Hauptmahlzeit mit 5-10 Gängen). Auf den Reichspostdampfern vormittags und zum Dinner Konzert der Bordkapelle; abends häufig Tanz und Festlichkeiten, auch Skat mit Bier und amerik. Poker mit Whisky, bis Mitternacht. Die Trinkgelder am Ende der Fahrt sind nicht unbeträchtlich: Obersteward und Kabinensteward (etwa je 1/4), Tafelsteward, Decksteward, Bademeister oder Badefrau, Gepäckmeister und Stiefelputzer (etwa je 1/8 des Gesamttrinkgeldes, das bis Colombo etwa 40 M., bis Yokohama etwa 70 M. insgesamt ausmacht). Je nach Leistungen genügt es auch, etwa 3 M. auf den amerikanischen und 2 M. auf den asiatischen Linien an Trinkgeld für den Tag zu rechnen, wenn man keine besondern Anforderungen (durch Seekrankheit etc.) gestellt hat. Seekranke, die an Mahlzeiten nicht teilnehmen, erhalten nach Bedarf Tee und Gebäck vom Steward im Zimmer oder an Deck, ohne dafür zu zahlen. Nebenausgaben beschränken sich auf Getränke, Wäsche und Speisen außerhalb der Mahlzeiten.
Seekrankheit zeigt sich auf großen Dampfern oft nur als leichtes Unwohlsein, ähnlich wie nach zu reichlichem Genuß geistiger Getränke; sie ist bei gehöriger Willensstärke zu überwinden, wenn man ihr von vornherein geringe Bedeutung beilegt. Es empfiehlt sich, dem Magen durch Leibbinde Wärme und Halt zu geben und ihn gut zu füllen, auch zwischen den Mahlzeiten Rostbrot, Schokolade, Kakes, Rotwein zu sich zu nehmen. Andre alkoholische Getränke meide man, ebenso Kaffee, der bei Anwandlung der Krankheit unbedingt Explosionen herbeiführt; dagegen ist Tee mit Zitronenscheiben oder Zitronensaft sehr wohltätig. Man überwinde die ersten Anwandlungen des Übels in frischer Luft an Deck in bequemer Ruhelage [S. 13] (nach Beseitigung beengender Kleidung) in der Mitte des Schiffes; schlechte Luft, Maschinenöl-und Essengeruch werden leicht verhängnisvoll. Riechfläschchen belebt. Bei starken Schiffsbewegungen lasse man die Augen öfters an der unbeweglichen Horizontlinie Ruhe finden. Man liege flach auf dem Rücken und hebe, wenn es schlimm ist, die Beine hoch; dadurch fließt das Blut wieder in das Gehirn zurück. Sicherster Schutz für willensschwache Personen, die sich nicht zusammennehmen können, ist Ruhelage in einer längsschiffs aufgehängten Hängematte. Nahrungsverweigerung erhöht das Unbehagen bei der Seekrankheit.
Post und Telegraph. Besondere Angaben für die einzelnen Länder findet man im Texte. Briefe und Depeschen adressiere man: Herrn N. N., an Bord des Reichspostdampfers ... N. N...., am ... (Datum) von (Neapel) nach (Colombo), Adresse Herren (Agent der Dampferlinie) in (Port Saïd). Man erhält dann die Postsachen bei Ankunft in dem Hafen. Ebenso kann man Briefe etc. an deutsche [S. 14] Konsulate (wo kein deutsches Postamt ist: Care of Imperial German Consulate in ...), oder an die Agenturen von Cooks Reisebureau, oder an die Dampferagenturen oder gute Gasthöfe adressieren lassen. Während Landreisen in Indien, Siam, Indochina, Java, China und Japan lasse man sich Briefe nicht direkt nachschicken, sondern beauftrage einen Agenten (z. B. Cook) im Hafenplatz, sie auf Anweisung an bestimmte Plätze nachzuschicken. Briefe im Weltpostverein kosten 20 Pf. Depeschen von Deutschland kosten: jedes Wort (bis 15 Buchstaben) nach: Indien 2,05 M., Ceylon 2,15 M., Singapore 3,60 M., Java 4,10 M., Schanghai 4,55 M., Japan 5 M., San Francisco 1,60 M., New York 1,05 M. Wer viel zu telegraphieren hat, kann viel sparen, wenn er einen Telegraphenschlüssel (z. B. den Familientelegraphenschlüssel von Carl Bödiker, Hamburg (Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin), mitnimmt. Verabredungen über den Sinn der gekürzten Depeschen sind nicht erforderlich, wohl aber empfiehlt sich vorherige Bestimmung einer abgekürzten Telegrammadresse.
Nachsendungen von Telegrammen, Geld, Paketen etc. an Weltreisende übernimmt die Firma Bödiker (s. oben; Telegrammadresse, auch für die Filialen in Tientsin und Tsingtau ist »Bödiker«); sie depeschiert mit Bödikers Familientelegraphenschlüssel, der sehr beträchtliche Ersparnisse gewährt; erteilt Auskunft, stellt Reisepläne auf, besorgt Kabinenplätze, expediert Gepäck und Mobilar etc.
Zeitvergleichung: a) Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.) in Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien; b) Osteuropäische Zeit (O. E. Z.) 1 Stunde vor gegen M. E. Z.: Ägypten (Rußland noch 1 Min. früher); c) Ostindische Eisenbahnzeit (Indian Standard Time) 4 Stunden 30 Min. vor gegen M. E. Z. (in den Städten wird nach Ortszeit gerechnet); d) Chinesische Küstenzeit 7 Stunden vor gegen M. E. Z.; e) Japanische Zeit 8 Stunden vor gegen M. E. Z; f) Pacific Time (San Francisco) 9 Stunden nach gegen M. E. Z.; g) Mountain Time (Salt Lake City) 8 Stunden nach gegen M. E. Z.; h) Central Time (New Orleans) 7 Stunden nach gegen M. E. Z.; i) Eastern Time (New York) 6 Stunden nach gegen M. E. Z.; k) Westeuropäische Zeit (W. E. Z.) in England, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien und Portugal 1 Stunde nach gegen M. E. Z.—Über den Datumwechsel im Stillen Ozean s. S. 412.
Um 12 Uhr mittags Mitteleuropäischer Zeit zeigt die Uhr in:
Moskau Port Saïd Suez Aden Bombay Colombo Madras Calcutta Rangoon Penang Bangkok Singapore Irkutsk Saïgon Batavia |
1 1 1 2 3 4 4 4 5 5 5 5 5 6 6 |
Uhr " " " " " " " " " " " " " " |
1 — — — 51 19 20 53 25 41 42 55 58 — 7 |
Min. " " " " " " " " " " " " " " |
Nm. " " " " " " " " " " " " abds. " |
Peking Hongkong Schanghai Tsingtau Manila Charbin Wladiwostok Yokohama —————————— Honolulu San Francisco Salt Lake City Chicago New York London Antwerpen |
6 7 7 7 7 7 7 8 — 0 3 4 5 6 11 11 |
Uhr " " " " " " 8 —— Uhr " " " " " " |
46 — — — 6 25 48 — —— 28 — — — — — — |
Min. " " " " " " " —— Min. " " " " " " |
abds. " " " " " " " —— früh " " " Vm. " " |
Sprache. Die vorherrschende Sprache für Weltreisende ist das Englische; nur französische Sprachkenntnisse genügen nicht! Verkehrssprache auf den Dampferlinien ist die des Landes ihrer Flagge (auf dem Österreichischen Lloyd ist sie italienisch). Für die fremden Sprachen leisten im Verkehr »Meyers Sprachführer« (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig), als Ergänzungen zu Meyers Reisebüchern, ausgezeichnete Dienste. Sie sind eine eigenartige Verschmelzung von Konversationsbuch und Taschenwörterbuch (in äußerst handlichem Format), indem jenes in dieses hineingearbeitet wurde und erst so, durch die alphabetische Anordnung des ganzen Stoffs, wirklichen Nutzen gewährt. Der Reisende findet im Nu das gewünschte Wort, daneben grammatische Anweisungen, lehrreiche Winke über Sitten und Gebräuche und unter leicht zu merkenden Stichwörtern eine Fülle zusammengehöriger Vokabeln und Redewendungen, die ihn befähigen, seine Wünsche richtig auszudrücken und über die landläufigen Themata eine jedermann verständliche Unterhaltung zu führen. Folgende Bändchen sind wichtig für die Weltreise: Englisch, geb. 2,50 M.; Französisch, geb. 2,50 M.; Portugiesisch, geb. 3,50 M.; Spanisch, geb. 3 M.; Italienisch, geb. 2,50 M.; Russisch, geb. 3 M.; Arabisch, geb. 3 M.; Türkisch, geb. 3 M.
Gasthöfe. Weltreisende finden in den Gasthöfen ersten Ranges aller großen Hafenplätze Asiens europäische Bequemlichkeit; im Innern der Länder darf man keine hohen Ansprüche stellen. In Indien gibt es nur in Bombay, Colombo und Kandy Gasthöfe, die allen Ansprüchen genügen; im übrigen sind sie mäßig, zuweilen schlecht nach heimischen Begriffen, aber stets den Eigentümlichkeiten des Europäerlebens in Indien angepaßt. Die Häuser sind meist einstöckig mit vielen Veranden und Hallen in tropischen Gärten. An den hellen Speisesaal stoßen die oft dunkeln Wohn-und Schlafzimmer mit Bade-und Toiletteraum nebenan; die Betten sind hart. Bedienung und Reinlichkeit lassen zu wünschen. Man zahlt fast in ganz Ostasien im Gasthof Pension für den Tag und erhält dafür gegen 9 Uhr früh Gabelfrühstück, gegen 1 Uhr Lunch (Tiffin) und gegen 7 Uhr abends Dinner; außerdem Tee mit Brot früh und nachmittags. Das Essen ist sehr gewürzt, am besten Curry mit Reis; Rindfleisch ist schlecht, Hammel und Geflügel sind in ganz Ostasien die Hauptfleischnahrung; Wild ist selten. Man speist nach gemeinsamem Speisezettel an kleinen Tischen, zum Dinner im Gesellschaftsanzug. Getränke: Whisky mit Soda am bekömmlichsten, auch für Damen, Rotweine erträglich (nirgends Weinzwang), Weißweine meist ungenießbar. In den von der indischen Regierung unterhaltenen Dâk Bungalows (Rasthäusern für reisende Europäer) findet man meist bequeme Unterkunft (Bettzeug mitbringen, wie für die Gasthöfe!), auch Baderaum und meist einfache Beköstigung nach fester Preisliste; aber man kann die Plätze in den D. B. nicht vorausbestellen; wer zuerst kommt, erhält zuerst Platz, ist aber verpflichtet, nach 24 Stunden den nächsten Bewerbern Platz zu machen; der Zimmerpreis ist mäßig. Wesentlich besser als in Britisch-Indien sind die Gasthöfe in Niederländisch-Indien, besonders auf Java; sie sind reinlich und luftig, die Verpflegung meist recht gut, Bedienung gut. Den verwöhntesten [S. 16] Ansprüchen genügen die (allerdings nicht billigen) ersten Hotels in Bombay, Singapore, Schanghai, Tsingtau, Peking, Yokohama, Tōkyō, Kyōto, Miyanoshita und Honolulu.—Die Wäsche wird in den Gasthöfen oder durch Vermittelung von deren Manager in ganz Ostasien schnell, gut und preiswürdig besorgt.—Über amerikanische Gasthöfe vgl. II. Teil, S. 2.
Restaurants findet man nur in Hafenstädten; man ist meist auf die Gasthöfe angewiesen; nach der Karte wird selten bedient.
Bäder sind in jedem, auch dem minderwertigsten Gasthof zu haben.
Automobile geben dem Reisenden beste Gelegenheit, in kurzer Zeit viel zu sehen; sie sind in ostasiatischen Städten sehr verbreitet und entweder durch die Gasthöfe oder in den »Automobile« bzw. »Motorcargarages« zu mieten.
Erklärung einiger landesüblicher Ausdrücke:
a) Für Indien und Ceylon:
Dâk Bungalow, staatliches Rasthaus
für Reisende (s. oben).
Dandy, Himalaja-Sänfte.
Chota hasri, Morgentee (»kleines
Frühstück«).
Bandar, Hafen.
Catamaran, Brandungsfloß.
Dagoba, buddhist. Heiligenschrein.
Dharamsala, Pilgerherberge.
Fakir, mohammedan. Bettelmönch.
Ghat, Flußtreppe, auch Bergpaß.
Gopura, Pagodentor.
Jogi, Hindu-Bettelmönch.
Maidan, Platz.
Masjid, Moschee.
Monsun, Regenzeit (Juni bis Sept.).
Nàuch, ein Tanz.
Pagode, südindischer Tempel.
Palankin, Tragstuhl alter Art.
Sahib, Herr (Anrede für Europäer).
Sarai, Rasthaus für Reisende.
Kitmitgar, Diener.
Tonga, indischer Wagen.
Ekka, Einspänner, Ochsenwagen.
Tikka Gharri, Droschke.
Razai, indische Steppdecke.
Gymkhana, Spielplatz.
Eurasier, europ.-ind. Mischling.
Kummurbund, wollene Leibbinde.
Sampan, Flußboot (Indochina).
b) Für ganz Ostasien:
Bungalow, Wohnhaus.
Godown, Lagerraum.
Rikscha, von einem Mann gezogenes leichtes Wägelchen für einen Fahrgast, bei Regen geschlossen.
Tiffin, 2. Gabelfrühstück (1-2 Uhr).
Easy chair } bequemer Liegestuhl
Long chair } aus Bambusgeflecht.
Sedan chair, Tragstuhl aus Bambus.
Curry, scharfe, aromatische Tunke.
Peg, Sodawasser mit Whisky.
Punkah, Zimmerdeckenfächer.
Bombay duck, getrockneter Fisch.
Chutney, scharfes Eingemachtes.
Bund, Kaistraße am Hafen.
Sarong (niederl.-ind.), Hauskleid.
Kabaja (niederl.-ind.), Morgenkleid.
Pyjama, Morgen- und Nachtkleid (Hemdhose; Kombination).
Hock, Rheinwein.
Sandwich, belegtes Butterbrot.
Lime drink, Limonade.
Sado (= dos à dos), niederländ.-ind. Droschke.
Spada (niederländ.-ind.), Diener.
Soja (Soy), japan. Pilztunke.
Curios, altertümliche Kunst- und Nippsachen etc.
Cloisonné, Schmelzfarbenkunst.
Kimono, japanischer Hausrock.
Scrupkin, Sekt auf Eis.
c) Für Japan:
Daibuts, große Buddhastatue.
Daischi, buddhistischer Heiliger.
Gohai, schintoist. Papierstreifen.
Hatoba, Bootshafen, Landungsplatz.
Kagura, schintoistischer Tanz.
Kakemono, Hängebild.
Kawa, Bach.
Kiku-no-mon, das kaiserliche Chrysanthemum-Wappen.
Kuruma = Rikscha (Djinrikscha).
Kwaisha = Gesellschaft.
Kwankoba, ein Basar.
Mitsu-aoi, die drei Blätter des Tokugawawappens.
Nippon = Japan.
Torii, schintoistisches Tempeltor.
Yama, Berg.
Seewesen. Als Hilfsmittel für die Schiffsführung in der Nähe von Land dienen Landmarken (Türme, Berggipfel, Gerüste, sogen. Baken), schwimmende Seezeichen (Tonnen verschiedener Form und Farbe) an den Kanten von Riffen, Sandbänken und »blinden« (unter Wasser liegenden) Klippen, auch Feuerschiffe. Nachts warnt die Küstenbeleuchtung auf Leuchttürmen, Feuerschiffen und Leuchttonnen (Fettgas oder elektrisch) vor Gefahren im Fahrwasser. Die Leuchtfeuer unterscheiden sich als Festfeuer (gleichmäßig leuchtend), unterbrochene Feuer (mit zeitweisen Verdunkelungen), Blinkfeuer (aufblinkend mit großen Dunkelpausen) und Blitzfeuer (mit Blitzen von weniger als 2 Sekunden Dauer), ferner als Wechselfeuer (Farbenwechsel rot, weiß oder grün); um verhängnisvolle Verwechselungen zu meiden, brennen auf benachbarten Leuchttürmen verschiedenartige Feuer. Seekarten, Seehandbücher (Beschreibungen der Küste und der Gefahren des Fahrwassers und Anweisungen für die Schiffahrt), Leuchtfeuerlisten sowie Kompaß, Lot, Logg, Sextant und Chronometer dienen dem Kapitän zur Bestimmung des Schiffsorts. Durch Peilungen (Kompaßrichtungen von Landmarken) wird der Schiffsort auf der Seekarte in Sicht von Land bestimmt; der nach dem Kompaß gesteuerte Kurs und die mit dem Logg gemessene Schiffsgeschwindigkeit geben die Versegelung vom gepeilten Abfahrtspunkt. Auf hoher See wird die Koppelkurs-oder Loggrechnung berichtigt durch astronomische Bestimmung des Schiffsorts, indem mit dem Sextant Sonnen-oder Gestirnshöhen gemessen, dazu die Chronometerzeiten (nach Greenwich-Zeit) beobachtet werden. Einfachste Bestimmung der geographischen Breite erfolgt durch Beobachtung der Mittagshöhe der Sonne; die geographische Länge wird aus Sonnenbeobachtungen vor-oder nachmittags gefunden, indem man den Stundenwinkel der Sonne aus den Messungen berechnet und die daraus gefundene Ortszeit mit der Greenwich-Zeit des Chronometers vergleicht; der Unterschied ist die geographische Länge. Peilungen des Sonnenauf-und-untergangs geben durch einfache Rechnung die wahre Nordrichtung; mit ihr berichtigt man die Fehlweisung des Kompasses, d. h. die örtliche magnetische Mißweisung und Ablenkung des Kompasses, verursacht durch die Stahl-und Eisenmassen des Schiffs. Das tägliche Mittagsbesteck (geographische Breite und Länge) auf hoher See wird den Reisenden bekannt gegeben.
Signalwesen und Flaggen. Wichtig für die Seeschiffahrt sind die Signalsysteme zur Verständigung der Schiffe untereinander auf See. Das Signalisieren mit Flaggen, vom englischen Kapitän Marryat 1848 eingeführt, geschieht mit Hilfe des (in allen Sprachen seefahrender Völker herausgegebenen) Internationalen Signalbuchs.
[Einige nützliche Angaben für Weltreisende.]
Entfernungen in Seemeilen (1 Seemeile = 1852 Meter).
A. Von Hamburg nach: |
|
Cuxhaven Helgoland London Dover Southampton Plymouth Amsterdam Rotterdam Boulogne Havre Ouessant Lissabon Gibraltar Marseille Genua |
56 90 430 390 510 620 290 320 420 500 693 1340 1614 2300 2469 |
Neapel Malta Brindisi Port Saïd Alexandrien Suez S Aden S Bombay S Colombo S Calcutta S Rangoon S Singapore S Batavia S Bangkok S Saïgon S Manila S |
2589 2594 2926 3543 3420 3630 4929 6576 7030 8243 8253 8560 8834 9354 9204 9883 |
Hongkong S Schanghai S Tsingtau S Tschifu S Wladiwostok S Yokohama S Nagasaki S Vancouver M San Francisco M New Orleans Baltimore Philadelphia New York Boston Quebec Montreal |
10000 10800 11100 11250 11570 11450 10970 14673 13844 5090 3910 4080 3610 3444 3286 3430 |
B. Zwischen andern Häfen: |
|
Bremerhaven-New York Harwich-Hoek van Holland Antwerpen-London Calais-Dover Havre-New York Cherbourg-New York Liverpool-New York Southampton-New York Bordeaux-New York |
3555 108 191 23 3110 3070 3040 3190 3187 |
Genua-New York — — Alexandrien Brindisi-Port Saïd — — Alexandrien Triest-Port Saïd New York-Hongkong S — — K — — Yokohama S — — K New York-San Francisco M — — Honolulu M |
4040 1300 934 840 1305 11610 13590 13040 15020 13090 13200 |
Colombo-Calcutta [S. 19] Bombay-Madras Hongkong-Yokohama Yokohama-San Francisco |
1254 1480 1560 4530 |
Yokohama-Honolulu — — Vancouver Honolulu-San Francisco San Francisco-Shanghai |
3400 4340 2100 5800 |
S bedeutet durch den Suezkanal, K um das Kap der Guten Hoffnung, M durch die Magalhãesstraße.—Tabelle B kann mit A zusammen benutzt werden, um noch zwischen andern Plätzen die Dampferwege zu bestimmen.
Städte über 500000 Einwohner.
New York (1910) London (1911) Paris (1911) Tōkyō (1908) Chicago (1910) Berlin (1910) Wien (1910) Philadelphia (1910) Moskau (1909) St. Petersburg (1909) Buenos Aires (1910) Osaka (1908) Konstantinopel Peking (1911) Tschöngtu Bombay (1911) Hamburg (1910) Kanton Calcutta (1910) Budapest (1910) Rio de Janeiro (1908) Hankau Tientsin Glasgow (1911) Warschau (1909) Liverpool (1911) |
4766883 4522961 2846986 2186079 2185283 2070695 2030850 1549008 1459800 1454700 1272124 1226590 ca. 1200000 1017209 ca. 1000000 972892 932166 ca. 900000 890493 881601 858000 ca. 820000 ca. 800000 783401 764054 746566 |
Manchester (1911) St. Louis (1910) Boston (1910) Kairo (1907) Schanghai Bangkok (1910) Tschungking Sydney (1909) Neapel (1910) München (1910) Leipzig (1910) Mailand (1910) Rom (1909) Amsterdam (1909) Melbourne (1909) Cleveland (1910) Barcelona (1910) Baltimore (1910) Madrid (1910) Dresden (1910) Pittsburg (1910) Odessa (1909) Marseille (1906) Madras (1911) Köln (1910) Breslau (1910) Sutschou |
714427 687029 670585 654476 ca. 651000 628675 ca. 610000 605900 596000 595053 587635 584000 574666 568130 ca. 562300 560663 560080 558485 549416 546882 533905 520000 517498 517335 516167 511891 ca. 500000 |
Vergleichung der Thermometerskalen.
Celsius | Réaumur | Fahren- heit |
Celsius | Réaumur | Fahren- heit |
Celsius | Réaumur | Fahren- heit |
-40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 - 5 0 |
-32 -28 -24 -20 -16 -12 - 8 - 4 0 |
-40 -31 -22 -13 - 4 5 14 23 32 |
5 10 15 20 25 30 35 40 45 |
4 8 12 16 20 24 28 32 36 |
41 50 59 68 77 86 95 104 113 |
50 55 60 65 70 75 80 90 100 |
40 44 48 52 56 60 64 72 80 |
122 131 140 149 158 167 176 194 212 |
Windstärke (Beaufortskala): 0. Still; 1. Leiser Zug; 2. Leichter Wind; 3. Schwacher Wind; 4. Mäßiger Wind; 5. Frischer Wind; 6. u. 7. Starker Wind; 8. Stürmischer Wind; 9. Sturm; 10. u. 11. Starker Sturm; 12. Orkan.
Flächeninhalt und Bevölkerung der Staaten über 5 Mill. Einwohner.
Staaten | Fläche in qkm |
Bevölkerung | Auf 1 qkm |
||||
Argentinien | 2806400 | 7121822 | [1] | 2 | ,5 | ||
Belgien | 29456 | 7516730 | (10)[1] | 255 | |||
Kongokolonie | 2382800 | 18000000 | [1] | — | |||
Brasilien | 8550000 | 20515000 | [1] | 2 | ,5 | ||
China | 11138880 | 426000000 | [1] | 30 | |||
Deutsches Reich | 540778 | 64903423 | (10) | 120 | |||
Davon: | |||||||
Preußen | 348702 | 40163333 | 115 | ||||
Bayern | 75870 | 6876497 | 90 | ||||
Sachsen | 14993 | 4802485 | 320 | ||||
Württemberg | 19512 | 2435611 | 124 | ||||
Kolonien | 2658500 | 13920000 | [1] | — | |||
Frankreich | 536464 | 39252267 | (06) | 73 | |||
Kolonien | 11319400 | 49286000 | [1] | — | |||
Großbritannien und Irland | 314433 | 45365599 | (11) | 144 | |||
Kolonien und Schutzstaaten | 30526214 | 356642113 | (01) | — | |||
Davon: | Vorderindien | 4860000 | 316084000 | (11) | 65 | ||
Kanada | 9700600 | 7081869 | 0 | ,7 | |||
Australien und Südsee | 8259900 | 6235000 | 0 | ,8 | |||
Italien | 286682 | 34686653 | (11)[1] | 121 | |||
Kolonien | 484050 | 596000 | [1] | — | |||
Japan | 382415 | 51591361 | (11)[1] | 138 | |||
Kolonien | 291252 | 17015312 | (11)[1] | 58 | |||
Mexiko | 1987201 | 15063207 | (10) | 8 | |||
Niederlande | 33079 | 5857949 | (09) | 180 | |||
Kolonien | 2045647 | 38101800 | [1] | — | |||
Österreich-Ungarn | 676077 | 51304249 | (10) | 75 | ,9 | ||
Persien | 1645000 | 9000000 | [1] | 5 | ,6 | ||
Portugal | 91943 | 5423132 | (00) | 59 | |||
Kolonien | 2093000 | 8580000 | [1] | — | |||
Rumänien | 131353 | 5956690 | (99) | 45 | ,3 | ||
Rußland in Europa | 5744058 | 114847043 | (97) | 20 | |||
Sibirien und Mittelasien | 16061468 | 13505540 | [1] | 1 | ,2 | ||
Schweden | 447864 | 5521943 | (10) | 12 | |||
Siam | 600000 | 7000000 | [1] | 17 | |||
Spanien | 504530 | 19588688 | (10) | 39 | |||
Kolonien | 238900 | 330000 | — | ||||
Türkisches Reich in Europa | 169300 | 6130200 | 36 | ||||
Türkischer Besitz in Asien und Afrika | 2817800 | 17898700 | [1] | — | |||
Außerdem Ägypten ohne Sudan | 994300 | 11287359 | (07) | 11 | |||
Vereinigte Staaten | 7692225 | 91927267 | (10) | 11 | ,9 | ||
Kolonien und Alaska | 1854287 | 8361963 | — |
I. Ostindien, Siam, Sumatra, Indochina, Java. | ||
1. | Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay S. 22-41 | |
Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille S. 22-25.
— Suezkanal S. 26. — Rotes Meer S. 30. — Port Sudan S. 32. — Suakin S. 33. — Djibouti S. 36. — Abessinien S. 37. — Aden S. 38. |
||
2. | Bombay S. 53-63 | |
3. | Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta S. 63-96 | |
Ahmedabad S. 65. — Ajmer S. 67. — Jaipur S. 68. — Amber S. 69. — Delhi S. 70. — Kutab Minar. Delhi - Umballa - Simla S. 74. — Delhi - Amritsar - Lahore - Peshawar S. 75. — Von Rawal Pindi durch den Baramulapaß nach Srinagar (Kaschmir) S. 78. — Khaiber Paß. Lahore - Karachi S. 80. — Delhi - Agra S. 82. — Sikandarah. Fatehpur Sikri S. 86. — Gwalior S. 87. — Cawnpore. Lucknow S. 88. — Allahabad S. 89. — Benares S. 90. — Buddh Gaya S. 95. | ||
4. | Von Bombay nach Madras S. 96-104 | |
Mahabaleshwar S. 97. — Bijapur. Hyderabad S. 98. — Golkonda S. 99. — Tirupati. Madras S. 100. — Mahabalipuram S. 104. | ||
5. | Durch den Suezkanal nach Colombo. Ceylon S. 104-125 | |
Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille; von Brindisi S. 105. — Von Triest, Ceylon S. 106. — Colombo S. 110. — Mount Lavinia S. 114. — Kandy S. 115. — Peradeniya S. 117. — Anuradhapura S. 119. — Adams Peak S. 121. — Nuwara Eliya S. 122. — Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123. — Küstenfahrt um Ceylon S. 124. — Point de Galle S. 125. |
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6. | Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling S. 125-143 | |
Tuticorin. Madura S. 126. — Trichinopoly. Tanjore S. 127. — Ootacamund S. 129. — Mysore, Seringapatam, Bangalore S. 131. — Puri Jagganath S. 133. — Calcutta S. 134. — Assam S. 140. — Darjeeling. Tiger Hill S. 141. — Phalut S. 142. | ||
7. | Von Calcutta nach Rangoon. Birma S. 143-155 | |
Oberbirma. Pegu S. 150. — Mandalay S. 151. — Von Mandalay nach Bhamo u. Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153. — Pagan S. 154. | ||
8. | Von Colombo nach Singapore. Sumatra S. 155-169 | |
Penang S. 156. — Medan S. 158 — Padang. Merapi. Krakatau S. 160. — Malacca S. 161. — Singapore S. 166. — Johore S. 169. | ||
9. | Siam. Indochina S. 169-190 | |
Von Singapore nach Bangkok S. 169. — Siam S. 170. — Phrabat S. 176. — Ajuthia. Von Singapore nach Saïgon S. 177. — Indochina. Cochinchina S. 178. — Cambodja. Saïgon S. 179. — Cholon S. 182. — Pnom-penh S. 184. — Angkor Thom. Anam S. 185. — Hué S. 186. — Haiphong S. 187. — Hanoï S. 188. — Hanoï - Yünnanfu S. 189. | ||
10. | Von Singapore nach Batavia. Die Insel Java S. 190-212 | |
Java S. 191. — Batavia S. 195. — Buitenzorg S. 200. — Sindanglaja S. 202. — Bandoeng. Tangkoeban. Garoet S. 203. — Papandajan. Telaga Bodas S. 204. — Djokjakarta. Prambanan S. 205. — Boro-Boedoer. Magelang S. 206. — Soerakarta. Samárang S. 207. — Soerabaja S. 208. — Pasoeroean S. 210. — Bromo. Tosari S. 211. — Probolinggo S. 212. |
Vgl. die beifolgende Karte.
In Triest (Excelsior Palast-Hotel: De la Ville, Z. von 3,50 K an; Delorme, Z. von 3 K an; Volpich zum Schwarzen Adler, ebenso; Europa, Z. 2-6 K) legen die Schiffe des Lloyd am Kai an. Die Ausfahrt gewährt ein prachtvolles Landschaftsbild. Die Westseite des Adriatischen Meeres ist flach, einförmig und arm an Buchten und Häfen; die Ostküste ist reich gegliedert, hafenreich, felsig und umsäumt von zahllosen Kalkinseln, denn das Meer ist infolge einer Senkung des Landes zwischen die parallelen Kalkzüge eingedrungen und hat diese teils in Inseln, teils in Halbinseln verwandelt. Wohl infolge des geringen Zuflusses von Süßwasser (außer Etsch und Po nur geringe Küstenflüsse) ist der Salzgehalt der Adria sehr hoch, 3,8 Proz. (sonst Mittel 3,5 Proz.). Ebbe und Flut sind schwach, wie im Mittelmeer überhaupt (1/2-1 m); die durchschnittliche Tiefe beträgt nur 300 m, erreicht jedoch zwischen Bari und Ragusa 1030 m.
Das Schiff umfährt die Halbinsel Istrien, so daß man nach und nach die Städte Capo d'Istria, Pirano mit altem Kastell, Parenzo, Rovigno und zuletzt Pola, den Hauptkriegshafen der österreich.-ungarischen Marine, meist noch am Horizont auftauchen sieht. Weiter behält man l. die Küste Dalmatiens, reich an vorgelagerten Felseninseln, darunter die weit vorgeschobene bergige Insel Lissa, die einen der besten Häfen des Adriameers (Kriegshafen) hat und bekannt ist durch die Seeschlacht zwischen der österreichischen und italienischen Flotte am 20. Juli 1866, wo der österreich. Admiral Tegetthoff mit der Panzerfregatte Ferdinand Max das italienische Admiralschiff Re d'Italia in den Grund bohrte.—Nach etwa 24 St. Fahrt läuft der Dampfer mit SO.-Kurs durch die nur 70 km breite Meerenge von Otranto, l. die Küste Albaniens mit der Landmarke des über 2000 m hohen Kaps Linguetta, des Akrokeraunischen Vorgebirges der Alten, und gelangt aus dem Adriatischen in das Ionische Meer. Weiterhin erblickt man l. die Ionischen Inseln Korfu, Kephalonia und Zante. Das Schiff durchläuft dann den Golf von Arkadia mit den Bergen Messeniens l., passiert die Westseite der Insel Kreta (Kandia) mit großartiger Gebirgskette (bis 2498 m hoch) und durchschneidet dann, außer Sicht von Land, das Levantische Meer, um am 5. Reisetag vor (1305 Seem.) Port Saïd anzukommen, dessen hoher, schlanker Leuchtturm die einzige Landmarke ist. Port Saïd und Fahrt durch den Suezkanal s. S. 25.
In Brindisi (Grand Hôtel International; Europa), dem alten Brundusium, dem besten und bedeutendsten Naturhafen der Ostküste Italiens, legen die Schiffe am Kai an.—Das Schiff nimmt SO.-Kurs und folgt der unter A. beschriebenen Fahrt von Triest, um am 3. Tage in (943 Seem.) Port Saïd (S. 25) einzutreffen. Weiterfahrt s. S. 27.
Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi am 17. jeden Monats von Genua über Neapel, Messina, Port Saïd, Massaua, Aden nach (4440 Seemeilen) Bombay in 18 Tagen. Fahrpreis I. Kl. 33,7 £ (Innenkabine 26,14 £), II. Kl. 23,7 £, III. Kl. 11 £; Wein bei Tisch frei. Für Rückfahrkarten und Familien Ermäßigungen.
In Genua (Miramare, Z. von 6 L. an; Eden Palace, ebenso; Bristol, Z. von 7 L. an; De la Ville, Z. von 4 L. an; Gr. Hôtel Savoia, ebenso; Continental, Z. 4-10 L.; Central, Z. 2-4,50 L.) gelangt man mit Boot an Bord. Die Ausfahrt gewährt prächtigen Blick auf die amphitheatralisch aufgebaute Stadt. Das Schiff läuft mit sö. Kurs durch das Ligurische Meer, l. die Insel Elba, passiert Civitavecchia, die Tibermündungen und das über 500 m hohe Vorgebirge Monte Circello (der Mythe nach Wohnsitz der Zauberin Kirke). Dann erscheint am Horizont der Vesuv und die Küste des Golfs von Neapel, in den das Schiff, unweit der (l.) Insel Ischia mit Monte Epomeo vorbeidampfend, einläuft, eins der berühmtesten Landschaftsbilder. Neben dem erdbebenreichen Ischia liegt die Insel Procida, dann folgen am Festland Bajä, Pozzuoli, mit der Vulkangruppe der Phlegräischen Felder dahinter, das Vorgebirge des Posilipp, die Stadt Neapel, beherrscht vom Castel Sant' Elmo, dann Portici, Resina, darüber der Vesuv, weiter Torre Annunziata und jenseits der Sarnoebene die Kalkberge der Halbinsel Sorrent mit den Küstenstädtchen Castellamare und Sorrent, südl. die Insel Capri. (Das Schiff wird von Führern und Händlern überschwemmt, vor denen man sich hüte.)
(340 Seem.) Neapel (Grand Hôtel Hauser, Z. von 6 L. an; Continental, Z. 3,50-7 L.; Haßler, Z. von 4 L. an; Café-Restaurant Gambrinus, Piazza S. Ferdinando), die reichste, belebteste und größte [S. 24] Stadt Italiens mit 596000 Einw. Man hat meist Zeit, eine Promenade an der Riviera di Chiaja (Villa Nazionale) und durch die Strada di Roma (Toledo) zu unternehmen und nach San Martino (10-4 Uhr 1 L., So. 9-2 Uhr frei) hinaufzusteigen (bzw. zu reiten), um die wundervolle *Aussicht zu genießen. (Der Norddeutsche Lloyd veranstaltet Führungen durch die Stadt.) Man benutze Taxameterdroschken.
Bei der Weiterfahrt läßt das Schiff die Insel Capri l. und steuert dann südl. Nach etwa 16 St. erscheinen die vulkanischen Liparischen Inseln, deren nördlichste, Stromboli, mit stets schwach tätigem, 920 m hohem Vulkan, man sieht. Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff in die an ihrer schmalsten Stelle nur 3150 m breite *Straße von Messina ein, ein prachtvolles Landschaftsbild! Die Meerenge ist erst in geologisch junger Vergangenheit durch einen Einbruch entstanden, der noch jetzt fortdauert, wie die häufigen und starken Erdbeben beweisen. L. das Städtchen Scilla, das antike Scyllaeum, am Abhang des hohen Felsens Scilla, an den die Phantasie der Alten den Mythus von dem allen Schiffen Verderben bringenden Seeungeheuer Scylla knüpfte, überragt vom Granitmassiv des Aspromonte (im Montalto 1964 m), bekannt durch den Angriff der Italiener auf den Nationalhelden Garibaldi am 27. Aug. 1862. Vor Scilla, Torre di Faro und an andern Stellen der Straße liegen Stromwirbel, von denen der durch die Gezeitenströmung erzeugte Charybdis-Strudel einer der gefährlichsten für kleinere Fahrzeuge ist; auch Dampfer meiden dessen Nähe. R. das flache Capo di Faro (oder Peloro) mit Leuchtturm, die NO.-Spitze Siziliens; im Hintergrund die Trümmer des vom Erdbeben 29. Dez. 1908 zerstörten Messina, Provinzhauptstadt Siziliens, in reizender Lage. Gegenüber zeigt sich weiter l. Reggio, die Hauptstadt von Kalabrien, wie in einem großen Garten gelegen, doch von Erdbeben besonders arg heimgesucht. L. folgt Kap Pellaro, r. die Küste Siziliens, vom 3313 m hohen Ätna beherrscht; dann steuert der Dampfer östl. in die offene See, man behält noch lange den Ätna in Sicht und erblickt nach 24 St. l. die Berge der Insel Kreta, überragt vom Psiloriti (2498 m), dem Ida des Altertums. Dann nimmt das Schiff Kurs auf (1410 Seem.) Port Saïd (S. 25). Weiterfahrt s. S. 27.
In Marseille (Grand Hôtel Noailles; De Russie et d'Angleterre, Z. 5-12 Fr.; De Genève, Z. 3,50-5 Fr.) legen die Schiffe am Kai an. Bald nach Ausfahrt nimmt der Dampfer SO.-Kurs, den er behält, [S. 25] bis nach etwa 20 St. die Inseln Korsika (l.) und Sardinien (r.) auftauchen, getrennt durch die 12 km breite, flache, klippenreiche und daher nicht ungefährliche Straße von Bonifacio, die das Schiff nun passiert. L. auf 60 m hohem Kalkfelsen, an der Südspitze von Korsika, liegt die Stadt Bonifacio, mit alten Befestigungen und Leuchtturm.—Der Dampfer nimmt dann Kurs zwischen Sardinien, dessen mäßig hohe Berge mit niedrigem Gestrüpp bewachsen sind, und kleinen Eilanden (l.): erst Isola della Maddalena, dann die kahle Felseninsel Caprera (Ziegeninsel), Wohnsitz (1854-82) Garibaldis, der auch dort begraben ist. Das weiße Haus Garibaldis ist im Hintergrund einer kleinen Bucht sichtbar. Das Schiff durchfurcht dann sö. das Tyrrhenische Meer; dabei erscheinen die vulkanischen Liparischen Inseln (S. 24). Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff durch die *Straße von Messina (S. 24) und folgt dem S. 24 beschriebenen Kurs; nach 5 Tagen erreicht man (1516 Seem.) Port Saïd (s. unten). Weiterfahrt durch den Suezkanal s. S. 27.
Wer Ägypten: Alexandrien, Kairo und die Pyramiden besuchen
will, findet Näheres in Meyers »Ägypten«.
Vgl. die Kartons auf den Karten bei S. 22 und S. 28.
Port Saïd, Hauptstadt des ägyptischen Gouvernements Isthmus, im O. der Nehrung, die den Mensalehsee vom Mittelmeer trennt, unter 31° 16' nördl. Br. gelegen, wurde erst im Jahre 1860 beim Bau des Suezkanals gegründet und zählte 1909: 60000 Einw., darunter 23000 Europäer (viele Griechen und Franzosen). Durch die Lage an der Mündung des Suezkanals ist das Geschäftsleben auf den Durchgangsverkehr von Fremden zugeschnitten. Die Stadt, in deren höhern Klassen das französische Element überwiegt, ist regelmäßig angelegt, die neuern Straßen sind mit Bäumen bepflanzt; 2-4stöckige Gebäude haben im europäischen Stadtteil die Holzhäuser fast ganz verdrängt. Ihren Mittelpunkt bildet die Place Lesseps mit Anlagen (zuzeiten Militärmusik). Hauptgeschäftsstraßen sind: Rue de Commerce mit Läden, Quai François-Joseph mit den Konsulaten und Dampferagenturen, Rue Osman mit Banken und Gasthäusern. Sehenswert ist der Hafen, Grand Bassin Ismaïl, 8 m tief, dessen Teile, von S. nach N. gezählt, das Bassin Chérif, das Bassin de l'Arsenal und das Bassin du Commerce bilden; weitere Hafenanlagen sind im Bau. In den Kohlenlagerplätzen hat auch das Deutsche Kohlendepot, G. m. b. H., eine große Niederlage. Am Ostufer des Kanals die Werkstätten der Kanalgesellschaft. Etwas nördl. vor der Stadt, am Kanal-und Meeresufer, der 53 m hohe Leuchtturm, mit elektrischem Blitzfeuer, 20 Seemeilen weit sichtbar; außerdem weiße Leuchtfeuer zu beiden Seiten des Kanals und Leuchtbojen mit grünem und rotem Licht. Zwei riesige Molen, die östliche 1600 m, die westliche 2250 m lang, beide aus Blöcken, die aus hydraulischem Kalk und Wüstensand bestehen, schützen die Hafeneinfahrt. Der westliche Damm soll die vom Nil ins Meer geführten Schlammmassen, die die Strömung des Mittelmeers nach O. treibt, vom Hafen fernhalten; auf ihm ein 16 m hohes Standbild Ferdinand von Lesseps' (von Frémiet), 1899 von der Kanalgesellschaft errichtet. Östl. vom Hafenkanal sind große Salinen angelegt.
Der Suezkanal, 1859-69 durch den französischen Ingenieur Lesseps erbaut, hat eine Länge von 160 km, die Breite ist am Wasserspiegel 100-130 m, an der Sohle 38,5 m, die Tiefe 9,50 m; durch Erweiterungsbauten soll die Sohlenbreite auf 45 m, die Tiefe auf fast 11 m gebracht werden. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 19 Mill. Pfd. Sterl., von denen 12800000 durch Aktienzeichnungen aufgebracht wurden, während den Rest der Khedive deckte. Letzterm kaufte England 1875 die übernommenen Aktien (177602 Stück im Werte von 3,5 Mill. Pfd. Sterl.) ab. Die Einnahmen der Gesellschaft ergaben 1910: 133,7 Mill. Fr., die Ausgaben nur 43,8 Mill. Fr., also Überschuß 89,9 Mill. Fr., wovon 31,6 Proz. Dividende gezahlt wurden. Es benutzten den Kanal 1910: 4533 Schiffe von 16581898 Nettotonnen, darunter 2778 englische, 635 deutsche, 259 holländische, 240 französische, 191 österreichische, 103 russische, 87 italienische, 72 japanische, 34 dänische, 26 spanische, 26 türkische, 25 schwedische, [S. 27] 20 norwegische, 14 griechische, 11 siamesische, 8 amerikanische, 3 ägyptische, 1 belgisches. Die Abkürzung der Entfernungen zwischen Europa und den östlichen Ländern beträgt für die Dampferfahrt nach Bombay von Brindisi und Triest etwa 37, von Genua 32, von Marseille 31, von Liverpool, London, Amsterdam oder Hamburg 24 Tage. Der Kanalzoll beträgt 7,25 Fr. für die Netto-Reg.-Tonne, so daß z. B. ein Dampfer von nur 3000 Ton. 21750 Fr. Kanalzoll zahlt. Die Taxe für Passagiere beträgt 10 Fr. Die Benutzung des Kanals, zu der alle Nationen berechtigt sind, ist Schiffen bis 8,53 m (in nächster Zeit sogar bis 9,45 m) Tiefgang mit elektrischem Leuchtapparat auch bei Nacht gestattet. Die Durchfahrtszeit beträgt 16-22 St. Die Fahrt ist landschaftlich teilweise recht interessant, besonders abends bei Mondschein.
Kanalfahrt Port Saïd-Suez. Der Kanal geht von Port Saïd südl. und tritt bei (14km) Râs el-Esch in den fischreichen Menzaleh-See, einen flachen, durch eine Nehrung vom Mittelmeer getrennten Strandsee; auf den Sandbänken hausen Millionen von Sumpf-und Wasservögeln (Pelikane, Flamingos). Der Kanal durchschneidet zwischen Dämmen den See in schnurgerader Linie; die östl. Teile sind bereits trocken gelegt, gleiches wird für die westl. beabsichtigt. Am Südende des Sees folgt die Ausweichestelle (44 km) Stat. El-Kantara (»die Brücke«), eine niedrige Bodenschwelle, über die seit alters die Heerstraße von Ägypten nach Syrien führte, noch jetzt von Karawanen benutzt. An Stelle der alten Brücke ist jetzt eine Fähre getreten. —Dann tritt der Kanal in den kleinen Ballâh-(Dattel)-See, durch den ebenfalls Sanddämme gelegt sind. Südl. vom Ballâh-See wird [S. 28] bei (63 km) El-Ferdân und El-Gisr (r.) eine 14 km lange Kalk-und Sandsteinbank, die höchste, nur 16 m hohe Erhebung der Landenge, durchschnitten. Man passiert eine Moschee und eine Schwimmbrücke sowie die Kapelle der Vierge du Désert auf einer Anhöhe. Beim Eintritt in den tiefblauen Timsâh- (Krokodil) See liegt r. am Kanalufer eine Villa (Chalet) des Vizekönigs; der See war früher eine Lagune mitten in der Wüste; sein erhöhtes Ostufer heißt das Hyänenplateau. Am NW.-Ende des Sees liegt (76 km) Ismailia (Hôtel des Voyageurs; gute Bahnwirtschaft; PT am Bahnhof), während des Kanalbaues entstandenes, stilles, hübsches Städtchen (7000 Einw.), Zentralamt und Hauptstation der Dampfer der Kanalgesellschaft, durch Eisenbahnen mit Kairo (21/2 St.), Suez (2 St.) und Port Saïd (11/2 St.) verbunden. Hier mündet der vom Nil bei Kairo kommende Süßwasserkanal, der die Ortschaften am Suezkanal mit Trinkwasser versorgt.—Am SW.-Ufer des Timsâh-Sees der Djebel Marjam, nach arabischer Sage die Stätte, auf der Mirjam, die Schwester von Moses und Aaron, sieben Tage fern vom Lager der Israeliten zubrachte (4. Mos., Kap. 12). Bei (85 km) Tusûn (r.) ein weit sichtbares Schêchgrab. Der Kanal führt nun durch Sandsteinlagen und erreicht (bei 90 km) die Bahnstat. Serapeum (r.), kleinen, durch den Kanalbau entstandenen Flecken; westl. ein Darius-Denkmal auf einem Hügel zum Andenken an den ältesten Kanalbau. 2 km südl. durchbricht der Kanal harte Kreidefelsen und tritt dann in die blaugrünen Bitterseen ein, an deren Ein-und Ausgang je ein Leuchtturm steht; das Fahrwasser ist mit Leuchttonnen und Pfahlbaken bezeichnet. Vor dem Kanalbau lag die Mulde der Bitterseen trocken, am 18. März 1869 lief das Mittelmeerwasser in sie hinein, am 15. Aug. wurde der südliche Damm durchstochen und die Begegnung beider Meere hergestellt. Der Große (nördliche) Bittersee ist ca. 20 km lang; auf dieser Strecke dürfen Dampfer mit »Volldampf« laufen und sich auch überholen, da das Fahrwasser breit genug ist. Eine ausgebaggerte Fahrrinne führt vom Großen in den Kleinen Bittersee, an dessen NW.-Ufer die Ruinen eines andern Perserdenkmals liegen. Nw. sieht man die Hügel und die Bahnstat. von Geneffe. Im Kleinen Bittersee sind zwei Anlegestellen für Schiffe. Südl. von den Bitterseen ist harter Boden; bei (139 km) Stat. Schalûf (r.) führt der Kanal durch Sandstein; dann folgen Sandhügel. Der Kanal wird hier breiter, seine Dämme sind höher als vorher. Beim sogen. (150 km) Campement Madama bestehen die Ufer aus festem Mergel und weichem Ton; westl. Ruinen zweier Denksteine mit Inschrift von Darius in Hieroglyphen-und Keilschrift. Eine Wüstenstraße (Pilgerstraße nach Mekka) kreuzt hier auf einer Schwimmbrücke den Kanal. Östl. in einiger Entfernung liegen die Trümmer der alten Stadt Arsinoë. Die Ausfahrt aus dem Suezkanal ins Rote Meer mündet an der Ostseite der großen Bai von Suez; die Stadt Suez, die Hafenanlagen von Port Ibrahim, die Ausweichestelle und die Kaianlagen von Port Taufik bleiben r., ebenso die Avenue Hélène (S. 29); l. ein starker Wellenbrecher zum Schutze der Kanalmündung.—(160 km) Port Taufik (Tewfik), Ausweiche-und Anlegestelle an der Südeinfahrt des Suezkanals, ist mit Hafenanlagen ähnlich wie Port Saïd ausgerüstet; Einrichtungen zum Bekohlen von Dampfern nahe dem Gebäude der Kanalgesellschaft. Die Dampfer halten hier gewöhnlich etwa 2 St.
(160 km) Suez (vgl. den Karton auf der Karte »Rotes Meer«).
Suez liegt an der Nordecke des Meerbusens von Suez, eines Busens des Roten Meers, im W. überragt vom Djebel Atakah. Die Stadt, mit etwa 18000 Einw., darunter 2774 Europäer, Sitz eines Gouverneurs, besteht aus dem arabischen Viertel östl. vom Bahnhof, mit einigen unbedeutenden Moscheen, und dem regelmäßig angelegten, sauberen europäischen Viertel westl. und nördl. vom vorigen, mit einigen großen Häusern und Warenlagern. Nw. vom europäischen Viertel die schmutzige arabische Matrosenvorstadt Arbaïn.—Im N. der Stadt liegt auf dem Hügel Kôm el-Kolzum ein verfallenes vizekönigliches Landhaus mit schönem Umblick. Von hier nö. die Mündung des Süßwasserkanals mit Schleusenwerk; der Kanal liegt hier 2 m ü. M. Etwas weiter nw. das Wasserhebewerk der Suezkanalgesellschaft; auf dem Ostufer des Süßwasserkanals der frühere Karawanenlagerplatz.—Zu den im S. der Stadt weit ins Meer hinausgebauten Hafenanlagen führt ein 3,5 km langer, 15 m breiter Damm, auf dem auch die Bahn läuft (stündl. ein Zug zum Port Taufik [»Suês-Docks«]), die den Ankerplatz der Schiffe mit Stadt und Bahnhof verbindet. Der Damm bildet einen aussichtsreichen Spazierweg; östl. sieht man die Berge der Sinaihalbinsel, westl. den Djebel Atakah. Am Ende des Dammes l. das Bassin der Kanalgesellschaft und der Port Taufik am Südausgang des Suezkanals; sodann Gebäude, die, von den Kanallotsen und-beamten bewohnt, ihre Front dem Kanal zukehren und die Avenue Hélène bilden. Am Ende dieser Avenue das von Lesseps errichtete Standbild des Leutnants Waghorn (gest. 1850), eines angeblich in Deutschland geborenen englischen Offiziers, der sein Leben erfolglos der von Lesseps mit Glück durchgeführten Idee gewidmet hatte und im Elend starb. Das Fahrwasser ist von hier nach S. noch 4 km weit durch Pfähle und Bojen bezeichnet. Westl. von der Avenue Hélène liegt das große Hafenbassin Port Ibrahîm, mit Trockendock (124 m lang), [S. 30] durch eine mächtige Mauer in den Kriegs-und den Handelshafen geschieden. Eine Bootfahrt im Hafen bei ruhigem Wetter ist lohnend.
Das Rote Meer (vgl. beifolgende Karte), ein 2250 km (entsprechend der Entfernung von Berlin bis Batum) langes, aber im Mittel nur 275 km (= Berlin-Sangerhausen) breites Meeresbecken, trennt als ein gewaltiger Graben zwei wüstenhafte Hochländer ganz ähnlichen Charakters, die Libysche Wüste und das Arabische Hochland. Im N. läuft es in die beiden schmalen Zipfel des Golfs von Suez und des Golfs von Akaba aus, im S. wird es durch die nur 26 km breite Einschnürung der Straße von Bab el-Mandeb vom Indischen Ozean geschieden. Dieser grabenartigen Umrißgestalt des Roten Meeres entspricht auch seine Entstehungsweise: es nimmt die Stelle eines in grauer Vorzeit (am Ende der sogen. Tertiärzeit) in die Tiefe gesunkenen Stücks der nordostafrikanischen Wüstentafel ein. Von der gleichen Entstehung ist auch der die SO.-Seite der Sinaihalbinsel begrenzende Golf von Akaba (s. oben), der sich als »Syrischer Graben« in dem landfest gebliebenen Wadi el Araba und dem Jordantale noch weit nordwärts fortsetzt (vgl. S. 32).
Die Küsten des Roten Meeres zeigen noch heute seine Natur als Grabenbruch: hinter einem schmalen, flachen Küstensaum (der Tihama), einer jungen Meeresanschwemmung, erheben sich sowohl auf der ägyptischen wie auf der arabischen Seite die Steilabfälle der benachbarten Hochländer, die aus flachgelagerten Schichten von Kreidekalk und tertiärem Sandstein bestehen, durch zahlreiche Trockentäler (Wadis) zerrissen sind und durchaus ein gebirgsartiges Aussehen haben. Der Gebirgscharakter der Küstenabfälle wird noch erhöht durch wirkliche Gebirgszüge aus altkristallinen Gesteinen, die sie namentlich auf der ägyptischen Seite überragen, sowie durch jungvulkanische, gleichzeitig mit dem Einbruch des Roten Meeres aufgequollene Gebirgsstöcke, vor allem in Südwestarabien; zu den erstern gehört der Sinai, zu den letztern der Djebel Schamschan, die Berge um Aden.—Aber auch unterhalb der heutigen Strandlinie setzt sich der Steilabfall noch fort, so daß das Rote Meer trotz seiner geringen Breite namentlich in seiner nördlichen Hälfte bedeutende Tiefen, bis zu 3000 m, aufweist. Größere Buchten fehlen fast ganz, dafür ragen viele kleine Felsvorsprünge ins Meer hinaus, und teilweise umsäumen zahlreiche Klippen die Küsten, die bei der [S. 31] Wärme des Wassers auch reich an Korallenbauten sind.—Seinen Namen trägt das Rote Meer zu Unrecht; es ist meist tiefblau und nur stellenweise durch nahe der Oberfläche in großen Massen schwebende niedere Organismen (sogen. Plankton) grünlich, gelblich oder rötlich gefärbt. Das Tierleben in dem sehr warmen (bis 34,5°) Wasser ist überhaupt reich, das Meeresleuchten oft prächtig.
Bei der großen Regenarmut sind die Küsten des Roten Meeres wüstenhaft und schwach besiedelt, Küstenstädte bei der Hafenarmut spärlich vorhanden und von geringer Bedeutung, da auch ihre Hinterländer arm an Menschen und an Erzeugnissen sind. Der gewaltige Verkehr dieser wichtigen Weltverkehrsstraße flutet an den Küsten des Roten Meeres nur vorbei. Dagegen bestand im Altertum ein reger Handel zwischen Südarabien und Ägypten und Palästina (Salomo bezog von der Königin von Saba Weihrauch, Myrrhen etc.). Im Mittelalter hatte Südarabien als Kaffeeproduktionsgebiet eine gewisse Bedeutung, jetzt deckt es aber kaum noch ein Hundertstel des Weltverbrauchs, und der einst wichtige Kaffeeversandhafen Mocha ist ganz vereinsamt. Auch die Küstenplätze der europäischen Kolonien, die an der dem abessinischen Hochlande benachbarten Küste entstandenen sind, vermögen wegen des Fehlens regerer Handelsbeziehungen zum Binnenland und wegen eines mörderischen Klimas vorläufig zu keiner Blüte zu gelangen. Nur das schon außerhalb des eigentlichen Roten Meeres nahe der SW.-Spitze Arabiens gelegene Aden ist als wichtiger strategischer Stützpunkt der Engländer und durch seinen guten Hafen zu größerer Bedeutung gekommen.
Fahrt durch das Rote Meer (Suez-Aden 1318 Seem.). Auf der Reede von Suez, außerhalb der Kanalmündung (s. S. 29) sind gute Ankerplätze für große Dampfer, doch müssen mehrere gefährliche Riffe, die aber mit Leuchtbaken bezeichnet sind, gemieden werden; das [S. 32] große mittlere Korallenriff Kalaa el-Kebira hat drei rote Gerüstbaken. Die Küsten an beiden Seiten der Suezbai sind kahl und öde; an der Westseite erhebt sich der auffällige Djebel Atakah zu 831 m Höhe. Die Mosesquelle (S. 30) an der Ostseite der Bai erkennt man an den Palmen, die sie umgeben, sowie an der Quarantäneanstalt für Reisende. Bei der Fahrt durch den Golf von Suez halten sich die Schiffe näher der Westküste, die Leuchttürme auf Râs Safarana, Râs Gharib, auf den Aschrafi-Riffen und auf der Schadwan-Insel hat. Das Land ist an beiden Seiten sichtbar, an der afrikanischen die gleichförmigern Steilabfälle der Wüstentafel, die stellenweise rötliche Färbung haben und im Djebel ed-Dêr 1450 m Höhe erreichen; an der Ostseite, auf der Sinaihalbinsel, erheben sich die »mächtig trotzigen, scharfzackigen Wände« des Sinai, ein schönes Alpenland zerklüfteter Felsmassen, das sich hinter wallartigen Vorbergen aufbaut und keine Spur von Pflanzenwuchs zeigt. Der Hauptgipfel, Djebel Musa (2270 m), und der etwas westlichere Gipfel Djebel Katherina (2602 m) treten für das Auge zurück gegenüber der kühnen und großartigen Gestalt des Djebel Serbâl (2050 m), der neuerdings als der Berg der mosaischen Gesetzgebung angesehen wird.
Den Sinai besucht man vom Hafenplatz Tor aus (Quarantäneplatz für heimkehrende Mekkapilger, deren 1907 dort 45000 die Quarantäne durchmachten), von wo man in 21/2 Tagen auf Kamelen das Kloster auf dem Sinai erreicht; der Reitweg ist aber sehr schlecht und durch Räuber gefährdet. Nach Tor laufen Postdampfer der Khedivial Mail Line der Linie Suez-Djidda wöchentlich; auch führt ein Reitweg längs der Küste nach Suez.
Vom Golf von Suez gelangt man durch die ziemlich enge, mit vielen gefährlichen Riffen an beiden Seiten besetzte Djobal-Straße in das Rote Meer; auf den Aschrafi-Riffen (r.) ein Leuchtturm. Östl. von der Djobal-Straße zweigt längs der Ostküste der Sinaihalbinsel der wenig befahrene Golf von Akaba (S. 30) ab, in dessen Fortsetzung das Jordantal mit dem Toten Meer und dem See Genezareth liegt.— Am Roten Meer liegen auf ägyptischer Seite ein neuer Phosphathafen in der Safadjabucht sowie der nur monatlich einmal von einem Regierungsdampfer besuchte Handelsplatz Kossêr mit 2200 Einw. an der Mündung des Trockentals Wadi Ambagni; die Stadt ist sauber und hat eine gute Reede. Eine Karawanenstraße führt nach Kench am Nil nahe bei Karnak. Weiter südl., am Fuße der Berenice-Berge (1350 m), liegt unter dem Râs Benas der gute Ankerplatz Port Berenice dicht bei den Ruinen der altägyptischen Handelsstadt Berenike, von Ptolemäus II. Philadelphus gegründet und nach seiner Mutter benannt; eine alte Stationsstraße führte von dort nach Kench. In der Nähe Smaragdminen. Die Umgegend ist reich an Antilopen.—Einer der besten Häfen an der Küste von Nubien ist
Port Sudan (früher Mirsa Schêch Barud genannt) auf 19° 35' nördl. Br., der durch Eisenbahn und Telegraph mit Suakin und Berber am Nil verbunden ist und im Jahre 1906 eröffnet wurde. Die Einsteuerung in den gut geschützten Hafen ist sehr bequem. Die Hafenanlagen sind modern und mit elektrischen Kohlentransportern, Ladebrücken, Kranen, Werkstätten, Lagerhäusern etc. reich ausgestattet. Port Sudan hat sich schnell zum Haupthandelshafen für den Sudan [S. 33] und Nubien entwickelt; Ausfuhr umfaßt besonders Baumwolle, Gummi, Vieh und Häute. Die junge Stadt hat bereits an 5000 Einw., darunter 1000 Europäer, besitzt Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Post und Telegraph. Zollamt und Bahnhof in der Oststadt, europäische Geschäftshäuser, Gouvernementsgebäude, Schule, Krankenhaus in der Weststadt; Garnison und Polizei. Port Sudan soll gesund sein, trotz großer Hitze im Juni-September. Die Stadt liegt auf baumloser Ebene, im Hintergrund mit malerischer Gebirgsgegend.
Suakin (Sauakin), bisher wichtigster englisch-ägyptischer Hafen, hat sehr viele Riffe und Inseln vorgelagert, die die drei Einfahrten sehr schwierig machen, so daß 1903 während des Bahnbaues hier 10 Dampfer strandeten. Die Stadt hat etwa 7000 Einw., liegt auf einer Insel mitten in vorzüglicher Hafenbucht, die während des englischen Sudanfeldzugs (1884-91) gegen den Mahdi und seinen Nachfolger als Hauptstützpunkt der kriegerischen Unternehmungen diente, aber auch von den Mahdisten mehrmals belagert und hart bedrängt wurde. Auf dem Festlande liegt die Arabervorstadt El-Kef, nach der von Suakin ein Damm führt; die Vorstadt besteht meist aus Lehmhütten, hat mehrere Moscheen aus Lehmziegeln und einen guten Basar. Die Landseite ist durch einen halbkreisförmigen Befestigungsgürtel geschützt. Die Stadt Suakin hat Post und Telegraph, zwei Krankenhäuser, katholische Missionskapelle, mehrere Moscheen. Gouverneur ist der rangälteste englisch-ägyptische Offizier der Garnison. Suakin ist in (20 km) Sallom Junction mit der Bahnlinie Port Sudan-Berber-Chartum verbunden (vgl. Meyers »Ägypten«). Dampfer der Khedivial Mail laufen wöchentlich an und gehen nach Suez, Massaua, Dschidda, Hodêda und Aden alle 14 Tage. Suakin ist wichtig als Einschiffungsplatz der sudanesischen Pilger, die von hier nach Dschidda überfahren. Die Hitze ist im Juni, Juli und August am größten, bei Sandstürmen über 40° C; Sonnenstich und Unterleibstyphus sind dann für Europäer besonders gefährlich.
An der wüstenhaften arabischen Küste des Roten Meeres liegen folgende Seeplätze und heilige Städte:
Janbo el-Bahr, auf 24° 5' nördl. Br., ist Anlegeplatz für Pilgerschiffe mit geschützter kleiner Hafenbucht. Die Stadt ist verfallen und ärmlich; das Landtor führt auf den Karawanenweg nach Medina. Die Bewohner sind Araber, Besatzung und Kaimakam (»Landrat«) sind Türken. Der Handelsverkehr nimmt etwas zu; ägyptische, britische und türkische Dampfer laufen den Hafen an.
Dschidda, auf 21° 28' nördl. Br., mit etwa 20000 Einw., ist der bedeutendste Seehandelsplatz dieser Küste und Hauptlandungsplatz [S. 34] der zahlreichen Dampfer und Segler mit Mekkapilgern (jährlich etwa 40000). Der Ort hat seine Bedeutung wahrscheinlich durch den Umstand erlangt, daß der Wintermonsun die Segelschiffe von Südosten her gerade noch bis hierher zu treiben vermag; anderseits waren die Schiffer häufig gezwungen, hier länger liegen zu bleiben, um günstigen Wind abzuwarten, und benutzten diese unfreiwillige Muße zu einem Besuche der heiligen Stätte im Hinterlande, der Ka'aba (s. unten), die dadurch bis in weit entfernte Gegenden bekannt wurde. Von See macht die Stadt mit hohen weißen Häusern und vielen Minarets sowie den Türmen und Basteien der Stadtmauer einen großartigen Eindruck. Im Hintergrund erhebt sich hohes Gebirgsland. Dem Ankerplatze vor der Stadt sind gefährliche Riffketten vorgelagert, durch die schwierige Fahrwasser hindurchführen. Vom Seetor am Strande gelangt man durch enge, schmutzige Straßen geradeaus auf den Basar; am Ostende der Stadt liegt das Mekkator. Die Tore bleiben von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen. Die fanatische Bevölkerung ist christenfeindlich; die Einwohner und die Beduinen aus der Umgegend gehen stets bewaffnet; außer einigen Konsuln (England, Frankreich, Rußland, Holland und Österreich) gibt es fast keine Europäer in der Stadt; außerhalb der Stadt lasse man sich nicht sehen und sei auch in der Stadt sehr vorsichtig!—Dampferlinien für den Pilgerverkehr sind die Ocean Steamship Co., die Khedivial Mail, drei britisch-indische und drei niederländische Linien. Telegraph nach Suakin, Medina, Mekka.
Die Dampfer im Hauptfahrwasser des Roten Meeres steuern, nachdem sie bei der Insel Schadwan die Djobal-Straße verlassen haben (S. 32), SSO.-Kurs und sichten zunächst nach etwa 6 St. den Leuchtturm (mit neuem Blitzfeuer) der beiden Koralleninseln Die Brüder, behalten dann SSO.-Kurs 100 Seem. weiter, bis der Leuchtturm des Dädalus-Riffs in Sicht kommt. Von da 656 Seem. bis zur Insel Djebel Tair; dabei sieht man r. die 213 m hohe St. John-Insel, die Elba-Berge und andre Gipfel der ägyptischen Küste. Nur einzelne Dampfer nehmen etwa vom 18.° nördl. Br. südl. Kurs, um innerhalb der nördl. Dahlak-Inseln längs der Küste der italienischen Kolonie Eritrea nach deren Haupthafen
Massaua zu steuern, der, von mehreren Inseln und einer Halbinsel eingeschlossen, einen vorzüglichen Ankerplatz bildet. Die Stadt mit etwa 35000 Einw. liegt auf der gleichnamigen Insel; am Hafen liegen Kaufhäuser, Kaffeehäuser und Kolonialgebäude, Marinewerft, Vorratslager, Marinelazarett. Bank: Società Coloniale Italiana (Korresp. der Deutschen Bank). Aufblühender Handel, Ausfuhr von abessinischem Kaffee, Elfenbein, Gold, Gummi, Fellen, Perlen u. a. Funkentelegraphenstation, Post und Telegraph. Die Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi laufen wöchentlich [S. 35] an. Das Klima ist eins der heißesten auf der Erde, vom Juni bis September sinkt das Thermometer im Durchschnitt nicht unter 30° herab; im April und Mai herrscht Malaria. Der vorzügliche Hafen diente schon 1867/68 Lord Napier (of Magdala) als Landungsplatz und Hauptstützpunkt beim Feldzug gegen Abessinien, wurde später von den Engländern wieder aufgegeben und 1885 von den Italienern besetzt. Eine Eisenbahn führt von Massaua westl. über Dogali nach Sahati. Der militärische Statthalter der Kolonie Eritrea wohnt in Asmara, etwa 45 km sw. von Massaua.
Von Massaua laufen die Dampfer mit sö. Kurs längs der Eritrea-Küste nach Assab, dem südlichsten Hafen und Handelsplatz der italienischen Kolonie, von dem ein Karawanenweg nach Magdala in Abessinien führt. Assab liegt auf 13° nördl. Br. in einer durch Inseln und Riffe geschützten Bucht und hat 5000 Einw.; die Einfahrt ist schwierig, besonders durch das Ostfahrwasser. Die italienischen Dampfer laufen Assab an.
Der Hauptdampferweg führt l. an der 245 m hohen, vulkanischen Insel Djebel Tair vorbei, dann südl. und l. von den Sebajir-Inseln. Djebel Sugur und die Hanisch-Inseln werden auf der Ausreise meist r. gelassen, wobei aber die gefährliche Avocet-Klippe auf 14° 22' nördl. Br. gemieden werden muß; sie hat nur 4,6 m Wassertiefe und ist rings von tiefem Wasser umgeben, auch nicht zu erkennen, so daß schon mehrere Dampfer auf ihr Schaden erlitten haben. Die meisten Dampfer steuern durch die Abu Ail-Durchfahrt östl. von Djebel Sugur und halten dann auf Mocha zu, wobei die Hanisch-Inseln r. bleiben.—Mocha (Mokka) ist von Bord aus an den Minarets und Moscheen zu erkennen; im Hintergrund der Stadt erheben sich hohe Berge, an deren Abhängen der berühmte Kaffee wächst; während nämlich der Küstenstrich selbst wüst und öde ist, empfangen die terrassenförmig abfallenden Gehänge des Hochlandes von Jemen oberhalb von 800 m Meereshöhe ziemlich ergiebige Niederschläge und sind daher reich bewässert und bebaut. Die Gipfel sind [S. 36] meist in Dunstschleier gehüllt. Früher war Mocha wichtigste Handelsstadt von Jemen, ist aber jetzt von Hodêda weit überholt; die Stadt sieht wie ein Trümmerhaufen aus. Die Reede hat viele Riffe.— Dampfer nach Aden steuern in Sicht von Mocha südl. längs der arabischen Küste durch die Kleine Straße Bab el-Mandeb (S. 30) und dann östl. meist in Sicht der im Djebel Churruz bis 829 m hohen Küste nach Aden (S. 38).
Perim, englische Insel in der Straße Bab el-Mandeb, ist kahl, felsig und vulkanischen Ursprungs; auf dem 65 m hohen Gipfel der Insel am SO.-Ende liegt eine Lloydsignalstelle, die passierende Schiffe telegraphisch nach London meldet; Telegraphenkabel führen von der Insel nach Aden, Suez, Obock, Assab, Massaua und Suakin. Der bequeme natürliche Hafen an der SW.-Seite der Insel ist an die Perim Coal Comp. verpachtet, die ein großes Lager an Kohlen zur Ausrüstung von Dampfern unterhält. Indische Mekkapilger-Schiffe müssen die Insel zur ärztlichen Untersuchung anlaufen. Perim ist strategisch als englischer Flottenstützpunkt wichtig, aber unbefestigt. Zur Brutzeit Schildkrötenfang am Hafen.
Dampfer nach Djibouti laufen westl. von Perim durch die Große Straße Bab el-Mandeb zwischen Râs Sijan, einem 135 m hohen rötlichen Küstenvorsprung, und den Sechs Brüdern (Djesiret es-Sawahib), sechs auffälligen Felseninseln, hindurch, steuern dann um Râs el-Bir herum in den Golf von Tadjura, an dessen NO.-Ecke der von Riffen eingeschlossene Hafen von Obock liegt, früher Haupthafen der französischen Somali-Küste, jetzt, weil ungesund, verlassen. Im Innern des Golfs von Tadjura liegen die unwichtigen Handelsplätze Tadjura, Ambabo, Sagallo und das schwer zugängliche Becken Ghubbet Charab. Am SO.-Ausgang des Golfs liegt die Hauptstadt der französischen Kolonie Somali.
Djibouti, Stadt mit ca. 16000 Einw., davon 1800 Europäer, Sitz eines Gouverneurs; zwei deutsche Firmen; Stadt mit steinernen Häusern, gut gebaut. Polizeitruppe von 500 Gallaleuten.
An der Landungsbrücke für Leichter mit Schmalspurbahn liegen die Kohlenlager und Gebäude der Messageries Maritimes. An der kleinern südlichen Landungsbrücke, die dem Bootsverkehr zum [S. 37] Dampfer dient, das Regierungsgebäude. Krankenhaus für Europäer. Trotz der Hitze sind die Gesundheitsverhältnisse für Europäer gut, nur Sonnenstich kommt häufig vor. Größte Hitze im Juli, August und September. Man trage stets Tropenhelm!—Trinkwasser aus Wasserleitung ist nicht einwandfrei, Darmkatarrhe treten häufig auf. Lebhafter Handel mit Elfenbein, Kaffee, Gold und Häuten; Waffenausfuhr nach der arabischen Küste. Handelshäuser am Place du Port und Place de Menelik.
Vgl. den untenstehenden Lageplan.
Aden, 54 qkm große, seit 1839 den Engländern gehörende Halbinsel an der Südspitze Arabiens, unter 12° 46' nördl. Br., hängt mit dem Festlande durch einen 1233 m breiten Flachlandstreifen zusammen (s. Plan). Sie besteht aus einer steilrandigen erloschenen Vulkanruine, die im Djebel Schamschan zu 531 m aufsteigt und deren nach dem Meere zu geöffneter Krater das Hafenbecken bildet. Am Ostabhang liegt, von hohen, völlig kahlen Felsmassen umgeben, die Stadt Aden, 37 m ü. M., gegenüber der befestigten Insel Sirah. Die Hafenstadt (»Steamer Point«) liegt nw. davon an der von Bergen umschlossenen Bai Tawaji (Tawahe). Aden war schon im Altertum (als Adana) und im Mittelalter ein wichtiger volkreicher Handelsplatz, geriet aber später in Verfall, so daß 1838 die Einwohnerzahl auf 600 gesunken war. Die Engländer erstürmten die Halbinsel 1839, befestigten sie stark und machten sie zu einem wichtigen Stützpunkt für den indisch-ostasiatischen Seeverkehr. Auch die Ausfuhr von Kaffee, Aloe, Harz, Federn, Perlen, Häuten und Fellen ist bedeutend (mit Perim 1904/05: 43 Mill. Rupien). Aden mit Schech Othman und Perim hat (1901) 43974 Einw., darunter 23998 Araber, 8631 Inder, 7364 Somali und 2271 Europäer, meist Engländer. Seit Eröffnung des Suezkanals hat sich die Bedeutung der Stadt als stark befestigte Flottenstation, von der aus der Eingang zum Roten Meere blockiert werden kann, ungemein gehoben. Der vollen Ausnutzung der günstigen Lage steht nur die Schwierigkeit der Süßwasserbeschaffung entgegen. Quellen fehlen, und das Trinkwasser muß durch Destillation von Seewasser beschafft werden, wenn die vermutlich schon um 1700 v. Chr. in die Felsen gehauenen, von den Engländern wiederhergestellten Zisternen versagen. Neuerdings wird geplant, eine Wasserleitung vom Festlande bei Lahadsch (Lahedj) [S. 40] herzuführen. Die Halbinsel Aden ist der Präsidentschaft Bombay unterstellt; der politische Resident wohnt am Nordabhang von Râs Tarschein, der Westspitze der Halbinsel. Die Stadt Aden liegt am Ostende, das Geschäftsviertel mit Warenlagern am Innenhafen.
Vom Landungsplatz Steamer Point nach Aden fährt man in etwa 3/4 St. In Steamer Point beginnt das Straßenleben der Europäer nach 5 Uhr Nm., wenn die Sonne hinter die Berge tritt; dann versammeln sich die Offiziere und Beamten nebst Familien beim Sportplatz. Die Straße nach Aden führt anfangs am Strand entlang, dann vorbei am Dorfe Malla und durch mehrere Felsentunnel und Festungstore in die Stadt Aden, die regelmäßig erbaut ist und nur wenig Grün zeigt. Der Basar ist sehenswert (Fettschwanzschafe, Kamele). Außerhalb der alten Stadt haben die Parsen einen Feuertempel und einen Turm des Schweigens (S. 60) angelegt. Die großen Zisternen liegen in einer Schlucht, wo das Regenwasser von den Bergen zusammenfließt; ihre Umgebung zeigt als einziger Punkt der Umgebung frisches Grün. Etwa 50 Zisternen sind vorhanden, doch bisher nur etwa 13 wieder instand gesetzt; sie liegen stufenförmig übereinander, am SO.-Ende der Stadt bildet ein großes Becken den untern Abschluß. Das Wasser wird auf Eseln und Kamelen zur Stadt geschafft. Die Zisternenanlage ist (auch landschaftlich) die größte Sehenswürdigkeit Adens.
Fahrt von Aden nach Bombay, 1650 Seem., in 4-5 Tagen. Um heißes Wetter und Regenzeit zu meiden, wähle man für die Fahrt die Zeit zwischen Ende Oktober und Ende Februar. Mai und September sind heiß; zwischen Mai und September, im Südwestmonsun, steht meist hoher Seegang zwischen Aden und Bombay, dann ist die Überfahrt sehr rauh, naß und unfreundlich.
Während der Fahrt bietet sich häufiger als im Roten Meere Gelegenheit, fliegende Fische, Delphine und auch Haie nahe am Bug und am Heck des Schiffes zu beobachten; gelegentlich sieht man Tintenfische und Prachtquallen (Siphonophoren), kreisrunde Scheiben von 5-6 cm Durchmesser, wie schwimmende Kokarden, gelber Fleck mit rotem Zentrum. Nach E. Haeckel zeigt das Meerleuchten im Arabischen Meere zweierlei Formen: zuweilen erscheinen abends Tausende von größern »Leuchtkugeln«, meist Medusen (Pelagia, Rhizostoma, Zygocannula u. a.), geisterhaft aus der dunkeln Flut auftauchend und wieder verschwindend; von weitem leuchten sie nur schwach, doch von einer Welle erfaßt, leuchten sie heller auf. Bei der zweiten Form leuchten Milliarden kleiner Krebstiere (Ruderkrebse = Copepoda und Muschelkrebse = Ostracoda, von letztern hat eine kleine eiförmige Cythere besonders starke Leuchtkraft); zwischen ihnen sind viele kleine leuchtende Radiolarien und Infusorien, Peridineen und Pyrocysten. Dieses Leuchten des Meerwassers erscheint am prächtigsten in den kämmenden Bugwellen des Schiffes und im Kielwasser oder wenn Delphine dem Schiffe folgen, auch ist es sehr schön zu beobachten, wenn man es zum Baden benutzt und den Strahl einer Pumpe im Dunkeln auf den Körper richtet; dann ist der Badende wie mit Phosphor übergossen.—Land sichtet man gewöhnlich nicht zwischen Aden und Bombay. Die entlegene, selten von Schiffen besuchte Insel Sokotra bleibt meist außer Sicht r.; sie liegt 500 Seem. östl. von Aden und 130 Seem. vor Kap Guardafui. Die über 1400 m hohen Berge der Insel sind meist in Dunst gehüllt, so daß man oft die Insel nicht sehen kann, auch wenn man ihr nahe ist. Der Lloyddampfer »Oder« strandete 1887 bei der Insel im Nebel infolge von Stromversetzung.
Etwa 700 Seem. onö. von Aden und 100 Seem. nördl. vom Dampferkurs liegen vor der arabischen Küste die fünf, ebenfalls englischen Churja-Murja-Inseln, die im Notfalle geschützte Ankerplätze bieten. —Bei der Ansteuerung Bombays erscheint die niedrige Küste der Insel, auf der die Stadt liegt; ihr höchster Punkt, Malabar Hill, ist nur 55 m ü. M. Näher kommend erkennt man die Back Bay mit der Stadt. Prächtig wird das Landschaftsbild, wenn der Prong-Leuchtturm vor Colaba Point umsteuert ist und der Dampfer in den Hafen von Bombay an der Ostseite der Stadt einläuft. Die Colaba-Kirche, das Taj Mahal Hotel und der schlanke Turm der Universität sind besonders auffällig. Im N. und O. sieht man kleine Inseln, darunter auch Elephanta. Die Festlandberge im O. erheben sich bis zu 800 m, auffällig unter ihnen ist der Funnel Hill (Karnala) wegen seiner seltsamen Form und ganz l. der Cathedral Rock (Bawa Malang), auch Mallangadh genannt, dessen Gipfel ein senkrechter Felsenabhang mit einem verfallenen Fort krönt.
Ort | Heißester Monat |
Kühlster Monat |
Mittlere tägl. Schwankung |
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Vorderindien: | ||||||
Bombay (Westküste) | 29,2° | Mai | 23,6° | Jan. | 6,1° | |
Agra (östl. Punjab) | 34,4° | - | 15,6° | - | 12,8° | |
Peshawar (Nordwestgrenze) | 32,9° | Juni | 9,8° | - | 14,7° | |
Simla (2160 m; Vorberge des westl. Himalaja) | 19,4° | - | 3,8° | - | 6,1° | |
Srinagar (1586 m; Kaschmir) | 22,8° | Juli | -0,7° | - | 12,2° | |
Allahabad (mittleres Hindostan) | 33,6° | Mai | 15,8° | - | 13,0° | |
Calcutta (Bengalen) | 29,8° | - | 18,4° | - | 8,9° | |
Darjeeling (2255 m; Vorberge des östl. Himalaja) | 16,4° | Juli | 4,5° | - | 6,1° | |
Nagpur (Zentralprovinzen) | 34,7° | Mai | 19,5° | Dez. | 12,9° | |
Bangalore (920 m; südl. Dekhan) | 27,6° | April | 19,7° | - | 11,1° | |
Madras (Ostküste) | 31,5° | Mai | 24,1° | Jan. | 9,1° | |
Ceylon: |
||||||
Colombo | 27,8° | - | 26,1° | - | 6,4° | |
Hinterindien: |
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Rangoon (Niederbirma) | 29,4° | April | 23,7° | - | 9,3° | |
Mandalay (Oberbirma) | 31,8° | - | 20,4° | - | 7,4° | |
Singapore (Malakka) | 27,5° | Mai | 25,7° | - | — | |
Bangkok (Siam) | 28,6° | April | 23,8° | Dez. | — |
Vgl. den beifolgenden Plan.
Bombay, nach der Göttin Mumba benannt, wichtigster Seehafen der indischen Westküste und Hauptstadt der gleichnamigen Präsidentschaft des britisch-indischen Kaiserreichs, unter 18° 55' nördl. Br., liegt auf der 55 qkm großen Insel Bombay, die durch einen schmalen Sund von den Inseln Salsette und Trombay getrennt ist; von Bombay führen zwei Eisenbahnbrücken und eine Straßenbrücke (Sion Causeway) über diesen Sund. Der Ghodbandar-Fluß trennt [S. 56] die Salsette-Insel vom Festlande. Die Südküste der Bombay-Insel ist tief eingebuchtet; die malerische, aber seichte Back Bay, mit gefährlichen Riffen, begrenzt die eigentliche Stadt Bombay nach W.; Malabar Hill, der SW.-Zipfel der Insel Bombay, schließt die Back Bay nach NW. ab. An der Ostseite der Stadt liegt die Reede mit Ankerplätzen für die größten Schiffe, mit Hafenanlagen, Werften und Trockendocks. Am Apollo Bandar (C5) ist das neue Europäerviertel; dort liegt der Yacht Club. Die Hauptgeschäftsstraße, Esplanade Road (B3, 4), trennt das (östliche) Geschäftsviertel, The Fort (BC3, 4) genannt, von den öffentlichen Gebäuden an der Westseite. Nördl. vom Victoria-Bahnhof (Terminus; C3) dehnt sich bis zu den Fabrikvorstädten Mazagon und Byculla, die dichtbevölkerte Eingebornenstadt (Native Town A-C1), aus. Nördl. davon liegt der Vorort Parel.—Der gesündeste und malerischste Vorort liegt auf Malabar Hill; dort ist das Villenviertel der Europäer und wohlhabender Eingeborner, in dessen Mitte die Türme des Schweigens (S. 60) liegen. Nahe der Südspitze von Malabar Hill, auf Malabar Point, steht das Haus des Statthalters (Government House) neben dem heiligen Hindutempel von Walkeshwar (S. 60).—Küstenbefestigungswerke liegen auf Elefanta, auf Oyster Rock östl. von Colaba, auf Middle Ground Shoal, auf Cross Island und auf Colaba Point; ferner im W. der Stadt bei Mahalakschmi und auf Malabar Point (man hüte sich, in der Nähe der Festungswerke zu photographieren). Nö. von Malabar Hill, auf Camballa Hill und an dessen Seeseite, Breach Candy, liegen ebenfalls Villen.
Bombay hatte 1911: 972930 Einw. (davon 20000 Europäer, 50000 Parsen, 2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner). Die Industrie umfaßt Baumwollfabriken, Kunstgewerbe, Holzschnitzereien. Bombay ist Ausfuhrhafen für die Präsidentschaft Bombay und für das westliche Dekhan; die Ausfuhr umfaßt Baumwolle, Getreide (besonders Weizen) und Hülsenfrüchte, Ölsamen, Opium, Schafwolle, Häute und Felle; die Einfuhr Baumwollwaren, Wollen-und Seidenstoffe, Metallwaren, Glas, Porzellan, Leder, Zucker, rohe Seide, Tee u. a. Im Jahre 1909 liefen 897 Schiffe von 1963000 Registertonnen in den Hafen von Bombay ein.
Rundfahrt (zu Fuß gehen ist für den Europäer gegen die Sitte und wegen der Sonnenhitze gesundheitschädlich, man benutze die billigen Droschken; nur Abendspaziergänge sind üblich und nicht nachteilig). Vor Colaba Point, der Südspitze der Halbinsel, auf der die Stadt Bombay erbaut ist, sieht man auf einem Riff den Prongs-Leuchtturm, der nachts ein weißes Blinkfeuer zeigt, das wichtigste Hafenfeuer für die Einsteuerung in den Hafen bei Nacht. Auf der äußersten Landspitze liegt der alte englische Kirchhof und nördl. von ihm ein Irrenhaus (Lunatic Asylum). Neben einem alten Leuchtturm steht östl. vom Kirchhofe das magnetische, astronomische und meteorologische Observatorium. Folgt man der Hauptstraße Colaba Road nördl., so sieht man an beiden Seiten die Kasernen (Barracks) der europäischen Besatzungstruppen mit Familienwohnhäusern, Gärten und Schießplätzen; r. liegt eine Landungsbrücke (Pilots Bandar) für Lotsenboote sowie der Schuppen für das Rettungsboot. [S. 57] Dicht l. an der Straße folgt dann die hübsche St. John's-Kirche (»Afghan Memorial Church of John the Evangelist«), zum Andenken an den Feldzug in Afghanistan (1838-43) erbaut; der Kirchturm ist zum Teil vom Parsen Cowasjee Jehangir 1864 gestiftet. Eine andre Stiftung der sehr wohltätigen und liberalen Parsen ist das Parsi-Sanatorium l. am schmalsten Teile der Colaba Road, dicht an der Back Bay, mit Palmen umgeben. An dieser Stelle wird die Halbinsel plötzlich breiter; l. breitet sich das neue Villenviertel Colaba Reclamation dicht am Meere aus, das durch die Brücke Wodehouse Bridge mit Queens Road verbunden ist; r. von der Straße liegt das Sassoon Dock, das älteste künstliche Hafenbecken, jetzt fast nur zum Landen von Truppen benutzt. Daneben liegen Baumwollager, in denen die Baumwolle, zur Verschiffung in feste Ballen mit hydraulischen Pressen (bis zu 800 Ton. Druck auf jeden Ballen) zugerichtet, aufgestapelt liegt. Ein Baumwollballen hat über 100 Rup. (etwa 150 M.) Wert. Andre Fabriken und Warenlager liegen in der Nähe des Colaba-Bahnhofs, dessen Gleise bis zum Hafen führen. Colaba Station (B5) ist Endpunkt der Bombay, Baroda & Central Indian Railway (S. 53).—Nördl. von diesem Bahnhof heißt die Hauptstraße Colaba Causeway; sie führt am Schuppen der Straßenbahn vorbei, wo der sehenswerte Baumwollmarkt (jährlich über 4 Mill. Zentner) abgehalten wird. L. am Nordende des Colaba Causeway stehen das Apollo Hotel (Pl. c) und das Majestic Hotel an einem großen freien Platz mit dem neuen Museum und den Standbildern des Königs Eduard VII. (Pl. 13) und des Königs Georg IV. Unweit davon in Wodehouse Road die römisch-katholische Kathedrale und der Wohnsitz des (deutschen) Erzbischofs Dr. Juergens, S.J.—R. das Royal Alfred Sailor's Home (BC5), Seemannsheim mit Schlafstätten, und einige noch freie Bauplätze, daran schließt sich die Marinewerft (Dockyard, C5), 1767 vom Parsen Lowji Naushir begründet; hier wurden von parsischen Schiffbaumeistern und Zimmerleuten viele vorzügliche große Segellinienschiffe aus Teakholz erbaut; jetzt enthält die Werft 6 Docks und mehrere Schiffbauhelgen.— Eine Seitenstraße führt vom Seemannsheim sö. nach dem Apollo Bandar (C5), Bootsanlegeplatz mit Flutmesserhäuschen, vor dem das Haus des Jachtklubs (C 5) mit Signalmast steht und vor dessen Strand nur Jachten ankern dürfen; an zwei Abenden der Woche versammelt sich dort bei Musik die »Gesellschaft« Bombays.—Vom Seemannsheim führt der Weg um den vorerwähnten Platz zur Rampart Row, an deren SO.-Ende, Ecke der Marine Street, die 1818 erbaute schottische St. Andrew's Kirk (C4) steht. Daneben der ehemalige Eiskeller aus der Zeit, als das Eis noch in Segelschiffen von Nordamerika nach Indien gebracht wurde. Gegenüber der Rampart Row liegt Sassoon's Mechanic's Institute (Pl. 14, B4), eine Gewerbeschule mit guter Bibliothek (auch für Fremde benutzbar), neben Watson's Hotel. Dicht dabei steht Elphinstone College (B4) zur höheren Bildung Eingeborner, nach dem berühmten Gouverneur Sir Mountstuart Elphinstone benannt und hauptsächlich von dem Parsen Sir Cowasjee Jehangir Readymoney gestiftet, mit Freistellen für begabte unbemittelte Schüler. Die Rundfahrt führt um das Südende [S. 58] des Institute of Science in die Mayo Road, wo der erste Prachtbau r. in venezianisch-gotischem Stil das Presidential Secretariat (B 4) ist, der Regierungspalast des Governor und der Members of Council, zugleich die Amtsräume der Finanz-und Rechtsverwaltung. Sw. davon liegt am Strande der Back Bay die Schwimmanstalt (B 5) und die Station für drahtlose Telegraphie; auf dem Platz in der Nähe ist eine Halle für die Musikkapelle, die hier abends spielt. Dahinter einige Sportklubs: Commercial Gymkhana, Princess Victoria Gymkhana, Japanese Club.—Der nächste Prachtbau neben dem Regierungspalast ist die Universität (University Hall, B 4), auch von Sir Cowasjee Jehangir gestiftet; ihr prächtiger Glockenturm (oben hübsche Rundsicht über Bombay) ist gestiftet vom Parsen Premchand Raichand und zum Andenken an dessen Mutter Rajabai Tower genannt; die Halle neben dem Turm enthält die Universitätsbibliothek. Diese »Universität« ist nur eine Prüfungsanstalt; Vorlesungen werden nicht gehalten; in den hübschen Gartenanlagen zwischen ihr und Esplanade Road sollen große Prüfungshallen erbaut werden.—Der nächste Prachtbau, in englischer Frühgotik, ist der High Court of Justice (höchster Gerichtshof, Pl. 6); hinter ihm liegt an der Esplanade Road der Bombayklub (S. 55). Der nächste Bau in Mayo Road ist das Public Works Secretariat (Pl. 7), Regierungsamt für öffentliche Arbeiten (in der Nähe Standbilder von Sir Rich. Temple [Pl. 5] und Lord Reay [Pl. 4]), dessen Vorderseite nach der Querstraße Church Gate Street zeigt, an deren Westende dicht am Strande Church Gate Station, Verwaltungsgebäude und Bahnhof der B. B. & C. I.-Bahn, B 4) liegt. Folgt man nördl. der Mayo Road, so passiert man r. das alte Postamt (Post Office, B 4) mit drei weiten Hallen in venezianisch-gotischem Stil (Hauptamt östl. vom Victoria-Bahnhof kürzlich fertiggestellt), dann folgt das modern-gotische Telegraphenamt (Telegraph Office), vor dessen Nordende ein gutes Marmorstandbild der Königin Victoria (B 3/4) von Noble steht, gestiftet von dem indischen Fürsten Khande Rao Gaekwar.—Nun fahre man die Esplanade Road südl. zurück bis zur Floral-Fontäne (Pl. 8), dann l. in die Church Gate Street bis zu dem Platz Elphinstone Circle (C 4) mit Gartenanlagen, vor der Town Hall (C 4), die große Versammlungsräume enthält, darunter einen für die wissenschaftliche Bombay Asiatic Society, mit großer, 10-5 Uhr auch für Fremde (mit Empfehlungen) geöffneter Bibliothek und Museum mit Gemälden und Standbildern verschiedener Governors. Die Anthropological Society und Bombay Geographical Society sind mit der Bombay Asiatic Society verbunden. Auch Konzerte finden in der Town Hall statt.— Gegenüber der Town Hall liegt die Kathedrale, Cathedral of St. Thomas (Pl. 9, C 4), erbaut 1718; im Schiff historische Gedenksteine: für den Governor Duncan; für Kapitän Hardinge, der 1808 in einem siegreichen Seegefecht fiel; für Oberst Campbell, der die Festung Mangalur monatelang gegen Tippu Sahibs Übermacht hielt; für den Admiral Sir Frederic Maitland, der Napoleon I. auf dem Bellerophon nach St. Helena brachte, u. a.—Nahebei in der Apollo Street Nr. 6 das kleine Museum der Natural History Society. Südl. neben der Town Hall das Zollamt (C 4), wohl das älteste Gebäude [S. 59] Bombays, das 1665 noch portugiesische Kaserne war. Dicht nördl. von der Town Hall die Münze (The Mint, C4); daneben an der Ballard Road ist das Hafenamt (Port Trust, C4) mit Signalmast und vor diesem die alte Landungsbrücke (Ballard Pier, C4); dort werden Sturmsignale und andre Hafensignale gegeben, die am Centre Dock-Signalmast am Victoria Dock wiederholt werden. Nördl. von Ballard Pier wird ein riesiges neues Hafenbecken, Alexandra Docks, ausgeschachtet.—Vor der Münze liegt ein rundes Süßwasserbecken, südl. davon die alte Zitadelle (The Castle, C4), von der nur noch die Seeseite erhalten ist; auf dem Uhrturm fällt täglich 2 Uhr indischer Einheitszeit (Indian Standard Time) der Zeitball zum Uhrvergleich für Schiffe und Stadt. Mit dem Castle verbunden ist ein Arsenal (C4), Zeughaus mit Waffensammlung. Nun zurück durch Church Gate Street zur Floral-Fontäne, dann nördl. in die Straße r., die Hornby Row, bis zum Rathaus (Municipal Buildings, BC3) mit 76 m hohem Turm. Daneben in Cruikshank Road das Polizeigericht (Police Court), dann das Kamahospital (Stiftung von Pestonji Hormusjee Kama, für Frauen und Kinder, von weiblichen Ärzten geleitet), weiter St. Xavier's College (Pl. 1, B3), eine vorzügliche Jesuitenschule; weiterhin folgen Elphinstone High School, eine Hochschule mit 28 Klassen für den Mittelstand der Eingebornen, wo unterrichtet wird in Englisch, Guzerati, Sanskrit, Latein und Parsisch; daneben St. Xavier's High School, von deutschen Patres geleitet, an der Carnac Road.—Weiter das Gokaldas Tejpal-Hospital (nach dem Stifter benannt), für Eingeborne bestimmt, das jährlich an 13000 Kranke behandelt. Das Eckhaus von Carnac und Hornby Road ist das Polizeipräsidium; ihm gegenüber an der Hornby Road liegt der Crawford Market (C2) mit Markthallen, in deren Mitte ein Brunnen, gestiftet von Sir Cowasjee Jehangir Readymoney; sehenswerte Verkaufsstände mit indischen Früchten, Blumen, Gemüsen und Fischen (den Bombay duck [gedörrter Fisch] ißt man zum Curry; sehr gut ist auch der Sargutali oder Pomfret). In derselben Straße folgen die School of Arts (C2), eine 1857 errichtete Kunst-und Kunstgewerbeschule, und daneben, gegenüber dem Victoria-Bahnhof, die Anjuman-i-Islam School (Pl. 3, C3), eine mohammedanische höhere Schule (eröffnet 1893). An der Ostseite der Hornby Road liegt *Victoria Terminus (C3), ein gotisch-indischer Prachtbau; er gibt ein Bild vom Reichtum der Stadt und ist einer der schönsten Bahnhöfe der Erde. Gegenüber vom Bahnhof liegt der Neubau des Hauptpostamts und weiterhin, östl. vom Bahnhof, an der Frere Road, liegt das auch für Reisende empfehlenswerte Krankenhaus St. George's General Hospital, begründet 1889. Rückfahrt über Esplanade Road zum Hotel.
Native Town (Black Town; A-C1), die Eingebornenstadt, dicht bevölkert, mit meist engen, oft krummen Gassen, beginnt nördl. vom Crawford Market; sehenswerte Basare, allerdings mit viel Trödel, aber mit interessantem Menschengetriebe an Indern (Hindus und Mohammedaner), Parsen, Afghanen, Arabern. Man achte auf die verschiedenen Kopfbedeckungen. Gelegenheit zur Teilnahme an parsischen Hochzeitsfesten oder hinduistischen Götterfesten (z. B. zu [S. 60] Ehren der Glücksspenderin Lakschmi) sollte man ausnutzen, um das Volk kennen zu lernen. Mitten im Eingebornenviertel liegt Pinjrapol (B1/2), ein Tierasyl (sehenswert, aber nichts für schwache Nerven), wo altes Rindvieh, Ziegen, Schafe, Esel, Büffel und Hunde das Gnadenbrot erhalten; als Weihgeschenke sind auch gesunde starke Tiere dort. Verschiedene Wasserbehälter mitten in der Stadt sind mit Tempeln umgeben.—Im nördlichen Teile der Native Town liegt das Grant Medical College (C1), eine medizinische Hochschule zur Ausbildung von Indern zu Ärzten; damit verbunden ist das große Sir Jamsetjee Jeejeebhoy Hospital (für Parsen getrennt, doch auch für Brahmanen und Mohammedaner), ein Hospital für Unheilbare mit Baracken für ansteckende Krankheiten.—An der Queen's Road, 10 Min. nördl. von Marine Lines Station, sind die Leichenverbrennungsstätten (A2, Hindu Burning Ground), längliche Höfe mit Warteräumen, in deren Mitte auf eisernen Gabelständern der Leichnam mit Holz umgeben wird (bei Reichen kostbare Hölzer!); Asche und Knochenreste werden nachher ins Meer geworfen.
Umgebung: 1) Malabar Hill (etwa 6 km von Colaba Station, zu erreichen mit Wagen vom Hotel aus, oder mit Bahn von Colaba bis Grant Road Station, wo man frühmorgens in der Bellasis Road die Araberställe und-pferde besichtige, die von Arabern nach Bombay zum Verkauf gebracht werden, dann mit Wagen) auf der Halbinsel an der Westseite der Back Bay; Fahrweg dahin sehr schön längs des Strandes. Auf der Südspitze der Halbinsel Malabar Point stehen die Villengebäude des Gouverneurs; in ihrer Nähe eine Batterie. Die Spazierfahrt längs der Westseite des Malabar-Hügels bis nach Breach Candy ist eine der schönsten von Bombay und abends von Wagen und Reitern viel besucht. Auf Malabar Hill ist das gesündeste und vornehmste Viertel mit Villen und Gärten. Dicht beim Gouvernements-Bungalow sind die malerischen Tempelanlagen von Walkeshwar, ein berühmtes Hinduheiligtum. Gibbs Road, die nördliche Fortsetzung der Ridge Road, führt nach dem Gipfel des Malabar Hill. Dort nordöstlich der Villenanlage die
*Türme des Schweigens (Towers of Silence), die Begräbnisstätte der Parsen, die größte Sehenswürdigkeit Bombays (Eintrittskarten zur Besichtigung [71/2-9, 21/2-41/2 Uhr] besorgt der Hotelportier). Der Eingang führt durch ein modernes eisernes Tor, eine steinerne Freitreppe hinauf in einen schönen Garten durch eine innere Mauer; von da nimmt ein Parsi-Priester die Führung. Bei dem steinernen Bethaus, in dem das ewige heilige Feuer brennt, hat man einen prächtigen Rundblick über ganz Bombay und die See. Der Führer zeigt ein Modell der Türme.
Auf demselben Bergrücken, der die Türme des Schweigens trägt, liegt der Sportplatz Ladies' Gymkhana, mit Tennis-und andern Spielplätzen, abends sehr besucht; Ehrenmitglieder werden zugelassen. —Nördl. von Malabar Hill liegt Camballa Hill (88 m), ebenfalls mit vielen hübschen Bungalows und Villen besetzt und nahe bei Grant Road Station. Man achte in den Gärten auf Schlangen!
Vgl. die Karten bei S. 96 und 64.
Eisenbahn von Bombay nach Calcutta. 1) Bengal-Nagpur Railway, die kürzeste Verbindung durch die südl. Zentralprovinzen, 1221 M (1965 km), sogen. Calcutta-Mail (Schnellzug) über Bhusawal, Nagpur in 413/4 St., Fahrpreise: I. Kl. 91 Rup. 1 anna, II. 45 Rup. 9 annas; Rückfahrkarten I. Kl. 171 Rup. 8 annas, II. Kl. 80 Rup. 8 annas, III. Kl. 15 Rup. 10 annas. Abfahrt von Bombay, Victoria Terminus Stat. mittags, Ankunft Calcutta (Howrah) Vm.
2) Great Indian Peninsular Railway und East India Railway, 1400 M (2253 km), sogen. Midland Route durch die nördl. Zentralprovinzen über Nasik, Jubbulpore, Allahabad in 421/4 St.; Fahrpreise: I. Kl. 99 Rup. 1 anna; II. Kl. 45 Rup. 14 annas; III. 16 Rup. 6 annas (für Diener). Auf dieser Strecke läuft wöchentlich ein Sonderzug (Special Train) mit Speisewagen nach Ankunft des P. & O.-Dampfers in Bombay in 40 St., Fahrpreis 6 £ 12 sh, mit nur 32 Plätzen, daher Anmeldung vor Ankunft in Aden nötig.
3) Bombay, Baroda and Central Indian Railway und East Indian Railway durch Radjputana und Hindustan über Jaipur, Delhi, Lahore, Agra, Allahabad, Benares; die Radjputana-Route kombiniert mit der East India-Route. Es ist der beste Reiseweg für Weltreisende, zugleich die bestgeleitete Bahnlinie Indiens; wo die Unterkunft in den auf dieser Strecke gelegenen sehenswerten Städten zu mangelhaft ist, findet man im Stationsgebäude gute Verpflegung und bequeme Schlafräume (zuweilen etwas lärmend) mit Bädern.
Vgl. die Karten bei S. 96 und 64.
Die Bahn geht von Bombay nördl. längs der Back Bay mit Blick auf Malabar Hill und die Türme des Schweigens, durchläuft die flache Insel Bombay, Dörfer mit Kokospalmen, und kreuzt bei (10 M) Mahim das seichte Meer zwischen den Inseln Bombay und Salsette auf einem Damm (von hier ab vgl. die Karte S. 96). Jenseit des Dammes (11 M) Bandra mit alten portugiesischen Kapellen, beliebtes Seebad mit frischerem Seeklima; ein Ritt längs der Westküste der Insel von Bombay nach Bandra ist sehr lohnend zum Kennenlernen tropischer Natur (s. S. 42).—Die Bahn führt nun nahe längs der Westküste der Insel Salsette nach (18 M) Goregaon, dicht am Meer; etwa 2 km nö. vom Bahnhof liegen die Tempelhöhlen von Jogeshwar aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrh.—(22 M) Borivli. Von der Stat. Borivli in 1 St. (mit Tonga) über waldige Hügel nach den interessanten Höhlen von Kanhari, 109 in Felsen gemeißelte buddhistische Mönchszellen (jetzt verlassen).—Bei (23 M) Bhayndar (Ghorbandar) überschreitet die Bahn auf 2 M langer Brücke den Basseïn Creek, einen Meeresarm, der die Insel Salsette vom Festlande trennt; jenseits liegt (29 M) Stat. Basseïn Road (Dâk Bungalow).
Die Bahn berührt unbedeutende Stationen. Von (108 M) Stat. Daman Road (Dâk Bungalow) führt eine Landstraße westl. nach (7 M) Daman, einer 1531 begründeten, noch jetzt portugiesischen Niederlassung, die zu Goa gehört; kleine befestigte Seehandelsstadt an einem Flusse mit seichter Barre und schlechtem Ankerplatz für Schiffe.—Weiter nach (115 M) Stat. Udvada mit dem ältesten parsischen Feuertempel in Indien, dessen Feuer aus Persien vor einem Jahrtausend (700 n. Chr.) mitgebracht wurde und seitdem brennt. Es folgt die kleine Stadt (149 M) Navsari, Erziehungsort für parsische Priester.—(167 M) Stat. Surat (Dâk Bungalow), Stadt mit 114116 Einw., früher als Hauptort der englischen Handelskompanie im 18. Jahrh. mit über 3/4 Mill. Einw.; viele Moscheen, Hindu-und Parsitempel, große Basare (Intarsien, Sandelholzschnitzereien), Tierspital; Baumwoll-und Seidenspinnereien; da der Hafen von Surat, Siwalli, an der Tapti-Mündung eine schlechte Reede und versandete [S. 65] Barre hat, hat Surat seine Bedeutung als Seehandelsplatz längst verloren.—2 M weiter überschreitet die Bahn auf langer Brücke den Tapti.—Vor (204 M) Stat. Broach (von hier ab vgl. die Karte bei S. 64) führt die Bahn auf einer schönen Brücke über den Nerbudda (spr. narbadda), den 1280 km langen Hauptfluß der Zentralprovinzen, der den Hindus nicht viel weniger heilig ist als der Ganges. Im Spätsommer, gegen Ende der Regenzeit, ist er mächtig angeschwollen. Die kleine Stadt Broach ist sehr alt, hat auch fünf »Türme des Schweigens«. 16 km östl. liegt der Hindu-Pilgerort Shukaltirth.— (248 M) Stat. Baroda (gute Bahnwirtschaft mit Schlafgelegenheit), Stadt mit 99376 Einw., am Flüßchen Wiswamitri, Hauptstadt des gleichnamigen Gaekwar-(Kuhhirt-)Staates, mit starker englischer Besatzung, deren Kasernen durch einen hübschen Park von der Eingebornenstadt getrennt sind. In dem alten Nazar Bagh-Palast liegen viele Juwelen, auch zwei Feldgeschütze, deren Rohre aus massivem Gold, die Lafetten aus Silber sind. Weiße Stiere als Geschützbespannung werden nahebei gehalten.—Nw. von Baroda durchläuft die Bahn die ebene, fruchtbare, im Winter kahle und öde, in der Regenzeit aber grüne, parkähnliche Landschaft Guzerat, durch die man bei Tage fahren sollte. Besonders die Baumwolle von Guzerat ist berühmt.—Vom Bahnhof (292 M) Mehmadabad (guter Warteraum im Bahnhof) malerischer Blick auf den Fluß; abends und morgens spielen Affenherden dicht beim Zuge; günstiger Jagdausflug auf schattiger Straße von Mehmadabad nach Kaira (11 km), einer 31/2 Jahrtausende alten Stadt; die Umgegend ist reich an Nilgai und andern Antilopen, Affen, wildem Geflügel (Kraniche, Papageien) und Alligatoren.—Die weitere Bahnstrecke bis nach Delhi ist überreich an schönen Gebäuden und Ruinen. Man erreicht nun (310 M, 496 km) Stat. *Ahmedabad, eine der schönsten Städte Indiens, berühmt durch ihre Denkmäler; man sollte wenigstens 24 St. Aufenthalt nehmen (5 Tage genügen kaum zu gründlichem Besuch).
Ahmedabad, Bezirkshauptstadt mit 215448 Einw. (2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner, viele Dschainas, d. h. Anhänger einer etwa gleichzeitig mit dem Buddhismus entstandenen religiösen Sekte), am l. Ufer des Sabarmatiflusses, mit alten Mauern und Türmen, ist Anfang des 15. Jahrh. von Ahmad Schah, dem zweiten mohammedanischen König von Guzerat, gegründet, war später zur Zeit des Mogulreichs eine der glänzendsten Städte des westlichen Indiens und stets berühmt durch sein Kunsthandwerk; hat bedeutendes Goldwaren-, Seiden-und Baumwollengewerbe. Die Stadt ist reich an schönen Denkmälern, Moscheen, Mausoleen, Dschain-und Hindutempeln und hat echt orientalisches Gepräge; die schmutzigen Straßen haben viele marmorne Futterstellen für Vögel, die Häuser sind reich an Holzschnitzereien.—Bei einer Rundfahrt sind die Hauptsehenswürdigkeiten: [S. 66] der Hathi Sing's Tempel im Dschainstil, Prachtbau mit reichen, kunstvollen Skulpturen (1848 erbaut) aus weißem Marmor, von einem Vorhof mit 53 Pagodenkuppeln umgeben, auch im Innern (Diener liefern Leinwandüberschuhe, die man aus zeremoniellen Gründen tragen muß!) sehr sehenswert; er liegt nahe vor dem Nordtore (Delhi Gate) der Stadt, im Grünen, von Affen und Papageien umschwärmt. Östl. davon vor der Stadt die *Mata Bhawani (große Zisterne).—Man fahre dann durch Delhi Gate südl. am Manik Burj (Rubinbastei) vorbei (l.), die über dem Grundstein der Stadt erbaut ist.—Am Platz in der Mitte der Stadt liegen die *Gräber der Königinnen des Ahmad Schah, ein großer Bau aus schwarzem und weißem Marmor. Gegenüber, mitten auf dem Platze, die Hauptmoschee, *Jama Masjid, 1424 von Ahmad Schah erbaut; Eingang von N. auf einer Freitreppe; ihre beiden Minarets wurden im Erdbeben 16. Juni 1819 halb zerstört.—Ebenfalls ein Prachtbau ist die *Rani Sepree's Moschee nebst Grabdenkmal der Lieblingsgattin Mahmud Bigarah's, am Ende der Straße nahe südl. von den Gräbern der Königinnen, dicht beim Astoria Gate, erbaut 1514. Dicht westl. davon liegt Dastur Khan's Moschee, erbaut 1486.— Durch das Astoriator führt ein Weg nach (2,5 km) dem *Grabmal des Schah Alam; nahe südl. davon liegt in hübscher Umgebung ein Wasserbehälter.—Auf der Rückfahrt besuche man östl. vom Weg den großen *Kankariya-Teich mit prächtigen Anlagen, Marmortreppen und Kuppeltoren, 1451 vom Sultan Kutab-ud-din erbaut.— Am Fluß, mitten in der Westmauer der Stadt, liegt die alte Zitadelle *Bhadr (spr. bödder), 1411 von Ahmad Schah erbaut; an ihrer Ostseite liegt Azam Khan's Palast, jetzt Gefängnis. Sehr schön ist das Nordtor des Bhadr; in der NO.-Ecke der Zitadellenmauer liegt die *Sidi Said's Moschee mit reichen Pflanzenornamenten aus Marmor.
Die Bahn kreuzt nördl. von Ahmedabad den Sabarmati (Saburmuttee) auf einer schönen Brücke und führt dann durch reich bebaute Gegenden des nordwestlichen Guzerat; die Dörfer haben elende Lehmhütten. Nach Überschreiten der Nordgrenze von Guzerat wird die Gegend wieder hügeliger.
(425 M) Abu Road Station (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow). Motorwagen [S. 67] (7 Sitze, 35 Rup., Fahrzeit 11/2 St.; ein Sitz 5 Rup., fährt nur für mindestens 4 Personen). Ponies (4 Rup.), Rikschas, Tongas, Ekka (41/2 Rup.) sind zu haben. Wagen 24 St. vorausbestellen!
Nach etwa 20 St. Fahrt von Ahmedabad erreicht man (615 M, 990 km) Ajmer, Adschmer (496 m ü.M.; Railway Hotel, mäßig, vorzügliche Schlafzimmer und Restaurant im Bahnhof; Dâk Bungalow; Club Kaisar Bagh; Bank: Alliance Bank of Simla; Droschken), Stadt mit 86273 Einw., mit Mauer (fünf schöne Tore) umgeben, als Handelsstadt wichtig; Bankgeschäfte für einheimische Fürsten und Baumwollmarkt; im März große Messe »Aruss-Mela«. Aufenthalt 1-2 Tage ratsam. Hauptsehenswürdigkeit ist die Dargah, ein Mausoleum aus dem 13. Jahrh., das Grab des mohammedanischen Märtyrers Khwajah Muin-ud-din Chishti (genannt Chodscha-Sahib), der allgemein als Heiliger verehrt wird; das von vielen Pilgern besuchte Grab ist ein viereckiger Bau aus weißem Marmor mit Kuppel; einer der beiden Eingänge hat einen silbernen Bogen. Christen dürfen sich dem Heiligtum nur auf 20 m nähern!—Im alten Fort ist jetzt ein Museum eingerichtet.—Der im 11. Jahrh. angelegte künstliche See Ana Saugar ist mit Marmorbauten umgeben. Auch die Moschee Arhai-din-ka-jhompra, um 1200 von Kutab-ud-din aus den Trümmern eines Dschaintempels erbaut, am Hügel außerhalb der Stadt und dicht vor dem Tore nahe der Dargah, ist sehr sehenswert.
Von Ajmer führt die Hauptbahnlinie (S. 67) weiter nach:
(699 M, 1125 km) Stat. Jaipur, Dschaipur, Jeypore (482 m; Jaipur Hotel [Bes. Parse], von Deutschen gelobt, Pens. 7 Rup.; Kaisar-i-Hind-Hotel, nahe dem Bahnhof, 1,5 km vor der Stadt, leidlich, Pens. 6 Rup.; Wagen, Tongas, Ponies, Elefanten besorgen die Gasthöfe), Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums und Residenz des Maharadscha, eine wunderlich malerische und gesunde Stadt mit 136491 Einw., zwischen Hügeln; viele Tempel und Moscheen, große Bankgeschäfte, Kunstgewerbe für Export und Touristenwaren (Einkäufe in der sehenswerten indischen Kunstgewerbeschule »School of Art« [feste Preise] oder in den Werkstätten von Zoroaster, sonst Vorsicht [tüchtig handeln!]: Emaillesachen, Metallvasen, Schmuckdecken, Teller, Granaten, gelbe Topase); Teppich-, Musselin-und Kattunwebereien. Aufenthalt 2-3 Tage ratsam, um auch Amber (S. 69) besuchen zu können. Eine Mauer mit hohen Türmen und sieben prächtigen Toren umgibt die Stadt. Der Maharadscha hält eignes Militär (Musik geleitet von einem deutschen Kapellmeister); [S. 69] Zeughaus, Geschützgießerei.—Rundfahrt vom Hotel 1,5 km zum Bronzetor vor der prächtigen, breiten Hauptstraße, deren Häuser, alle in gleichem Stil, rosa bemalt sind mit weißen Ornamenten; buntes Straßenleben, viele Tauben, interessanter Markt. Der *Palast des Maharadscha (Erlaubnis zum Besuch besorgt das Hotel) mit prächtigem Garten (Teich mit Krokodilen), der siebenstöckigen Chandra Mahal, das Hauptgebäude mit dem Audienzsaal Diwan-i-Khas aus weißem Marmor. Östl. davon die berühmte alte Sternwarte des Radscha Jai Singh II. (der Jaipur 1728 gründete und den Namen gab) mit seltsamen Instrumenten. Daneben der große Marstall mit 300 Pferden (viele glasäugige und Schecken, aber nur etwa 10 besserer Klasse) und einigen Elefanten; hier auch die Zenana (Harem).—Ein bizarrer Bau ist der Hawah Mahal (Palast der Winde, von Jai Singh II. erbaut), dessen Front nach der Hauptstraße liegt; Uhrturm und Zeughaus sowie eine Druckerei liegen im innern Palasthof. Östl. vom Audienzsaal ist der von Kolonnaden umgebene Exerzierplatz. Vor dem Haupteingang steht das Ushwari Minar Swarga Sul, »das Himmel durchbohrende« Minaret.—An der Stadtmauer ein schöner Park mit Tiergarten (sehr wilde Königstiger) und in der Mitte der Prachtbau Albert Hall, ein reichhaltiges Museum für alte und neue indische Kunst, nebst naturwissenschaftlichen Sammlungen; es ist eins der größten Museen Indiens und wird durch die Freigebigkeit des Maharadscha fortwährend bereichert.—Man besuche auch das Maharaja's College, eine Schule des Maharadscha für etwa 1500 Zöglinge aller Religionen, mit schöner Bibliothek, sowie die School of Art, eine indische Kunstgewerbeschule.— Dicht nö. der Stadtmauer liegen die *Gedächtnistempel (Chhatris, Chuttries) über den Verbrennungsplätzen der Radschas; man nehme einen Führer, da der Weg durch einen verwilderten Park (Schlangen!) führt. Auf dem Hinweg zahllose Affenherden, die man füttern kann (aber Vorsicht; nicht necken oder reizen). Jai Singh's Chhatri ist der schönste.—11 km südl. von Jaipur liegt Sanganer, mit altem Palast und Krischna-Tempel.
Die Bahn von Jaipur nach Delhi durchläuft in 8 St. die einförmige Ebene des Bangangaflusses und sodann das fruchtbare Hügelland des Staates Alwar und berührt (792 M) Stat. Alwar (597 m; Dâk Bungalow), Hauptstadt (56740 Einw.) eines Radscha. Königspalast mit wertvoller Bibliothek orientalischer Manuskripte (ein »Gulistan«, von Agha Sahib [angeblich einem Deutschen] geschrieben, der 200000 Mk. wert sein soll!); ferner Zeughaus (reich), Marstall mit 500 Pferden, Mausoleum des Bakhtawar Singh, ein Elefanten-Festwagen, das Tripuliya (Grabdenkmal des Tarang Sultan, gest. 1350), mehrere Tempel. Vom Fort, 300 m über der Stadt, prachtvolle Aussicht, man nehme zum Aufstieg eine Sänfte (chair). Tigerjagd in der Umgebung.
Nach Überschreiten des Sabiflusses, der hier in der Trockenheit schon versiegt, geht es nun durch die weite Jumna-Ebene bis Delhi. Die Bahn bleibt westl. vom Kutab Minar und den Grabdenkmälern und Ruinen südl. von Delhi, dreht nahe der Stadt nach O. und läuft durch die nw. Stadtmauer beim Kabul Gate in den Hauptbahnhof von (890 M, 1432 km) Delhi ein.
Vgl. den Plan S. 71.
Delhi (252 m), Hauptstadt der britischen Division der Provinz Punjab, demnächst Hauptstadt des indischen Kaiserreichs, mit 232859 Einw. (zur Hälfte Hindu, etwa 80000 Mohammedaner), liegt inmitten der steppenartigen Jumna-Ebene, die nur in der Regenzeit mit frischem Grün überzogen ist, am rechten, hohen und aufgemauerten Ufer des schiffbaren Flusses Jumna (Dschamna) und ist rings mit einer hohen und starken Stadtmauer umgeben (mit Graben und Glacis). Die schmutzige, enge SW.-Hälfte ist die Eingebornenstadt; in der andern Hälfte liegen prächtige Bauwerke, darunter im Fort der alte Königspalast (s. unten). Wegen seiner vielen Moscheen und Tempel wird Delhi das »Rom Asiens« genannt. Eine aus der Blütezeit Delhis stammende Wasserleitung wurde von der englischen Regierung wiederhergestellt. Delhi besitzt viele Schulen, Druckereien und Zeitungen. Die Industrie ist nicht bedeutend; berühmt sind die Gold-und Silberarbeiten, Musselin-und Schalweberei und die Schnitzerei. Die Bedeutung von Delhi beruht gegenwärtig auf der Größe des Handels (Indigo, Baumwolle, Seide, Korn, Ölsaaten, Metalle, Salz, Hörner, Häute, Tabak, Zucker, Öle, Gold-und Silberwaren). Die Umgebung ist meilenweit bedeckt mit den Ruinen des alten Delhi oder Indrapat, zwischen denen wieder eine Reihe von Dörfern entstanden ist. Unter den vielen zerstörten Palästen, Moscheen und Grabmälern ist am berühmtesten der (14 km südl.) Kutab Minar (S. 74).
Rundgang. Das stark befestigte Fort mit dem alten *Königspalast, 1632 von Schah Jahan aus gewaltigen Mauern von rotem Sandstein erbaut, liegt auf einer Anhöhe über dem Flußufer an der Ostseite der Stadt (Besichtigung erlaubt), Haupteingang von der Hauptstraße Chandni Chauk (Silver Street) durch das gewaltige Lahore Gate; ein Arkadengang führt geradeaus in die Musikhalle Nakkar Khana (Pl. 1), dahinter die öffentliche Audienzhalle Diwan-i-Am (Pl. 2), mit Marmorthronsockel an der Rückwand (den juwelengeschmückten Pfauenthron, der hier oder im Diwan-i-Khas stand, raubte 1739 Schah Nadir, er steht jetzt in Teheran); nun nach l. durch Quergebäude in die private Audienzhalle *Diwan-i-Khas (Pl. 3), eine offene Marmorhalle von seltenster innerer Schönheit und Pracht, mit vier vergoldeten Marmorkuppeln und Mosaiken, deren Edelsteine leider längst geraubt sind (mit der persischen Inschrift: »Und gibt es ein Eden der Wonne auf Erden—— Du findest es hier! und nur hier kann's Dir werden!«). R. von der Halle liegt der Saman Burj (Jasminturm, Pl. 4) mit märchenhaften Frauengemächern und der Rang Mahal (Pl. 5), eine gemalte Halle. Nördl., also l. vom Diwan-i-Khas, prächtige Marmorbäder (Akab Baths, Pl. 6) und westl. daneben die kleine, aber feine *Perlmoschee (Moti-Masjid, Pl. 7) aus weißem und grauem Marmor mit Bronzetor und drei Kuppeln, erbaut um 1660 von Aurangzeb, benannt nach jetzt gestohlenen Perlmuttereinlagen. Dazwischen reizende Anlagen mit Marmorterrassen. Jetzt ist der Palast teilweise in Kasernen verwandelt; seit 1904 wird auf Betreiben [S. 73] des damaligen Vizekönigs Lord Curzon (der die schöne Decke im Diwan-i-Khas herstellen ließ) für Erhaltung und Ausbesserung der Meisterwerke indischer und mohammedanischer Architektur von einer ständigen Kommission gesorgt. Statt der frühern Sorglosigkeit ist strenge Aufsicht eingeführt. Ein kleines Museum im Fort enthält besonders Miniaturmalereien der Schule von Delhi unter den Großmoguln. Ausgang durch das sehenswerte Delhi Gate am Südende. —Über die Torbrücke führt ein Fußweg zur Elgin Road, die man kreuzt, um geradeaus durch Khas Road auf den Platz zu gelangen, wo die großartige Jama Masjid (Dschama Masdschid), die größte Moschee der Erde, steht. Sie erhebt sich auf einem 9,5 m hohen, 140 m breiten und langen Viereck von roten Sandsteinquadern und ist aus weißem Marmor erbaut, der mosaikartig mit rotem Sandstein abwechselt. Den Haupteingang bildet eine prächtige Freitreppe, die Decke drei weiße Marmorkuppeln mit schwarzen Streifen, an jedem Ende der Front ein 45,6 m hohes Minaret (oben prächtiger *Rundblick). Besuch der Moschee am besten Freitag mittags, wo Tausende von Mohammedanern den Platz füllen, um zu beten und die Vorlesung aus dem Koran anzuhören.—Nun südl. nach der Schwarzen Moschee, Kalan Masjid, 1386 vom Firoz Schah Tughlak im Stil der ursprünglichen arabischen Moschee erbaut, nahe dem Turkuman Gate.—Zurück denselben Weg und am Dschaintempel (Jain Temple) nw. von Jama Masjid vorbei zur Hauptstraße Chandni Chauk (Silver Street), die vom Lahore Gate des Forts fast 2 km bis zum Lahore Gate der Stadtmauer westl. läuft und mit den besten indischen Kunstgewerbeläden besetzt ist; an ihrem Westende die Fatehpuri-Moschee (1650 aus rotem Sandstein erbaut). In der Mitte der Chandni Chauk ein Springbrunnen, dabei die Sonahri Masjid oder Goldene Moschee mit drei Goldkuppeln; östl. und r. davon der Moti-Basar.—Dann östl. weiter und durch die nächste Querstraße l. nach dem prächtigen Queen's Garden mit steinernem Elefanten (aus Gwalior 1645 vom Großmogul Schah Jahan hierher geschafft). An der Nordseite des Queen's Gardens läuft die Queen's Road am Bahnhof vorbei; man folge ihr östl. bis zur ersten Querstraße l., in der Post und Telegraph liegen; dann l. in die Hamilton Road, hier r. die Bibliothek, l. das Polizeiamt.
Fortsetzung der Bahnfahrt nach Calcutta (s. S. 82).
219 M (352 km) Eisenbahn, in etwa 12 St. etwa für I. Kl. 37 Rup., II. Kl. 20 Rup.—Von Delhi nach Umballa zwei Linien: Die westliche kürzere über Panipat bleibt auf dem rechten Jumna-Ufer, die östliche macht einen Umweg über Meerut.
Man benutze den Schnellzug über (54 M) Panipat; der östlichste Teil des Punjab, den man hier durchfährt, wird von vielen kleinern, aus den Vorbergen des Himalaja kommenden Flüssen durchströmt, die sich später in der Tharwüste verlieren. Die Landschaft bleibt flach bis (123 M) Umballa (Ambala), Cantonment Station, Knotenpunkt mehrerer Bahnlinien (Umballa City und Civil Station liegen 9 km westl.), Distriktshauptstadt von 80082 Einw. (1/2 Hindu, 3/8 Mohammedaner); Lumley's Hotel, nahe dem Bahnhof, Pens. 4 Rup. Droschken zu haben. Bank: Alliance Bank of Simla. Viele englische Läden, Kirchen, Krankenhäuser. Hier umsteigen [S. 75] in den Simla-(Kalka-)Zug, wenn man in einem Lahore-Zug fährt.—Das Land steigt allmählich und trägt gegen den Himalaja hin mit der Zunahme der Seehöhe und damit auch der Niederschlagshöhe immer reichere Vegetation.—(162 M) Kalka (730 m; Dâk Bungalow; Lowries Hotel, daneben PT), der Endpunkt der Hauptbahn, liegt schon in den Vorhöhen des Himalaja. Von hier führt eine Bergbahn in 7 St. hinauf nach
(219 M) Simla (2159 m; Hotel Cecil [Hotz, Schweizer], I. Ranges, Deutsch gesprochen, vorzüglich, Pens. von 7 Rup. an; Grand [Peliti's] Hotel, gut; Lowries Hotel, ähnliche Preise; Longwood Hotel, Pens. 6 Rup.; Elysium; Metropole, Pens. von 6 Rup. an; die Preise sind hoch; Banken: Alliance Bank, Delhi & London Bank Ltd., Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Klubs; PT bei der Union Church; Zeitung: Simla News; Photographen: Hotz (Deutscher), Bourne & Shepherds; europäische Schneider-und Modegeschäfte etc. vorhanden). Berühmter Himalaja-Luftkurort, Distriktshauptstadt mit 15000 (im Sommer 30000) Einw., europäisch gebauten Häusern, Palast des Vizekönigs etc. Simla ist eine großstädtisch angelegte europäische Sommerfrische, seit 1864 Sommerhauptstadt Indiens, in der der Vizekönig mit allen Regierungsbehörden sechs Monate jährlich den Amtssitz hat (im Winter in Delhi); es bietet jede Bequemlichkeit für verwöhnte Europäer auch für längern Aufenthalt; Konzerte, Theater, Bälle; Bibliothek, Schulen, auch katholische Schule und Kapelle; Sanatorien und Krankenhäuser. Mittlere Jahrestemperatur 12,8° C (Juni 19,4°, Januar 3,8°; die Jahrestemperatur von Simla entspricht also etwa der der französischen Riviera; doch sind die jährlichen und auch die täglichen Temperaturschwankungen geringer als dort. Darjeeling ist im Sommer nicht unbeträchtlich kühler als Simla). Die Regierungsgebäude liegen auf einem Bergrücken 2180-2450 m ü. M., weit verstreut inmitten des prachtvollen Pflanzenwuchses der subtropischen Bergwaldregion des Himalaja; Laub-und Nadelbäume, besonders prächtige Libanonzedern und Rosen (die noch im November blühen!). Prächtige Fernblicke auf die schneebedeckten Bergriesen des Himalaja. (Man lese Rudyard Kiplings »Under the deodars«.)
627 M (999 km) Eisenbahn von Delhi nach Peshawar in 30 St. für I. Kl. 36 Rup., II. Kl. 18 Rup.
Von Delhi nach (123 M) Umballa, s. oben. Die Weiterfahrt mit der North Western Railway führt durch einen großen Teil des östl. Punjab; von den fünf Flüssen, nach denen es genannt ist, überschreitet man den Sutlej und seinen Nebenfluß Bias. Die Landschaft [S. 76] ist einförmig und mit Ausnahme der Regenzeit dürr, staubig und kahl; Dattelpalmen und Pappeln machen sich am meisten bemerklich.
(278 M) Amritsar (Bahnwirtschaft, leidlich; Hotel Cambridge [deutsche Besitzerin], Pens. 8 Rup., leidlich; Hotel Amritsar und andre dürftige, weshalb man Amritsar besser von Lahore aus besucht [11/2 St. Bahnfahrt] oder den Frühzug von Delhi benutzt und mittags nach Lahore weiterfährt), interessante Stadt mit 152866 Einw. (1/2 Mohammedaner, 3/8 Hindu, 1/8 Sikh; schöne Bevölkerung), in flacher, ungesunder Gegend, aber die reichste und wichtigste Handelsstadt des Punjab (die Delhi & London Bank Ltd. und die National Bank of India Ltd. sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, die letztere auch der Deutschen Bank) und für den Handel mit Kaschmir, Hauptmarkt für Teppiche und Kaschmirschals (man kauft auch in Amritsar Stickereien etc. zu billigern Preisen als sonstwo in Indien, doch muß man tüchtig handeln!); zugleich religiöse und einst auch politische Hauptstadt der Sikh, der durch kriegerischen Geist ausgezeichneten Anhänger einer um 1500 entstandenen religiösen Sekte, deren Lehren zwischen denen des Brahmanismus und des Mohammedanismus zu vermitteln streben; als Volk bilden die Sikh keine Einheit, da sie zum Teil dem Volksstamme der Dschat, zum Teil den Hindu angehören. Das heilige Buch der Sikh, der Granth-Sahib, ist Mittelpunkt des Gottesdienstes und wird deshalb in dem großen *Goldenen Tempel Darbar-Sahib fortlaufend vorgelesen. Der Tempel liegt in der Mitte der Stadt, am »Teich der Unsterblichkeit« (= Amritsar), mit vergoldeter Kuppel und vier silbernen Türen (Eintritt für Fremde nur in Überziehschuhen durch die Nordtür) sowie schönem Glockenturm. Priester schenken Blumenketten oder Pfauenfedern oder Zuckersaft und erhalten dafür 1 Rupie; zum Dienst am Heiligtum sind mehr als 500 Priester angestellt. Jeder Sikh badet im Teiche. An der Südseite des Teiches liegt der weniger sehenswerte Darbargarten mit Fruchtbäumen und kleinen Pavillons; am Südende der malerische Turm Baba-Atal über dem Grabe des Sohnes des Apostels (Guru) Govind Singh erbaut; die Fakire im Garten werden 7 Uhr abends von den Priestern gefüttert.— In der Stadt besichtige man die weltbekannte Teppich-und Kaschmirschalfabrik von Chamba Mal und Devi Sarai und den Kaisar Bagh, eine moderne Karawanserei, reich an Volkstypen aus Mittel-und Ostasien.
Von Amritsar südwestwärts weiter nach dem Bahnknotenpunkt
(349 M) Lahore (254 m; Bahnwirtschaft, gut; Nedous Hotel, Pens. 7-8 Rup., gut, sehr erweitert, gegenüber Lawrence Gardens, 3,5 km vom Bahnhof, 1,5 km von der Altstadt; Faletti's Hotel [S. 77] Cecil, Pens. von 7 Rup. an, gelobt, neu;—Banken: Bank of Bengal; Alliance Bank of Simla etc.—Klubs;—Droschken nach Tarif;— Zeitungen: »Tribune«, »Civil and Military Gazette«; Photographen: Craddock; Burke; Jadukishan; mindestens 2 Tage Aufenthalt zu empfehlen), Hauptstadt der Provinz Punjab, nahe dem Raji, dem dritten Fünfstromlandfluß, mit dem östl. gelegenen Garnisonsort Meean Meer, 228318 Einw. (120000 Mohammedaner, 70000 Hindu, 7000 Sikh, 5600 Christen), im April 1905 von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Wie Amritsar durch die Sikhs, so hat Lahore durch die Herrschaft der mohammedanischen Mogulkaiser (turktatarischen Stammes) seinen Charakter aufgeprägt erhalten. Die Altstadt mit engen Straßen von Mauern umgeben, mit vielen Moscheen, Karawansereien, Pagoden, Märkten; in der NW.-Ecke der Stadt die Zitadelle (Fort; Besichtigung nur mit Paß, vom Deputy Commissioner zu bekommen) mit Werkstätten, an deren Ostende der Akbar-Palast liegt; im Fort die Perlmoschee (Moti Masjid), daneben der Spiegelpalast Shish Mahal (vom Schah Jahan und Aurangzeb erbaut); östl. davon ein kleiner Sikh-Tempel. Mitten in der Westmauer liegt der weiße Marmorpavillon *Nau Lakha. Im Zeughaus alte indische Waffen, auch Kamelgeschütze und merkwürdige Revolverkanonen. Neben dem Turme von Shish Mahal stand im Großmogulpalast noch ein größerer, der Saman Burj. Nun östl. zum Diwan-i-Khas (Marmorsäulenhalle), jetzt als Kirche benutzt; östl. davon der Hindupavillon Akbari Mahal (jetzt Apotheke) und der rote Sandsteinbau an der Nordmauer Khwabgha-i-Kalan. Mitten im Fort der Diwan-i-Am (jetzt Kaserne), östl. davon ein Hospital.—Die Bank of Bengal und die National Bank of India Ltd. sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank.
Rundfahrt. Vom Bahnhof durch die europäische Villenstadt sö. von der Eingebornenstadt durch Empress Road über Charing Cross, vorbei am Government House (früher Mausoleum des Muhammed Kasim Khan, Vetter des Kaisers Akbar); dann westl. durch Upper Mall Road zum Lawrence Garden, Botanischem Garten mit Raubtierhaus; l. bleibt Lawrence Hall und Montgomery Hall mit Porträtsammlung; dann r. am Punjab Club und an der Kathedrale vorbei (in deren Nähe das Telegraphenamt); dann l. am Postamt und den *Museen (Punjabsammlungen verschiedener Art, besonders die reichhaltigste Sammlung von »Gandharaskulpturen«, etwa 2400 Nummern) nach den Anarkali Gardens; hier ein lange als christliche Kirche benutztes Grabmal der Anarkali (»Granatblüte«), Favoritin des Kaisers Akbar, von ihm lebendig eingemauert, weil sein Sohn Salim sie liebte; Salim (der spätere Kaiser Jahangir, dessen Lieblingsresidenz Lahore war) erbaute 1615 das Mausoleum. Sehr interessant ist der Anarkali-Basar.—Dann nördl. an den Regierungsgebäuden, Schulen, Krankenhäusern und dem protestantischen Kirchhof vorbei über die Schiffbrücke des Raviflusses nach (9 km) Shah-Dara. Man kreuzt die Bahn und sieht l. einen Kuppelbau, das Grab des Asaf Khan; dann r. in einen Park mit prächtigem Marmorpflaster zum *Grabmal des Kaisers Jahangir, einem Quadratbau mit vier 30 m hohen Minarets in den Ecken, aus weißem Marmor und [S. 78] rotem Sandstein 1627 erbaut; man beachte die Feinheit der Steinskulptur der weißen Marmoreinfassung des Grabmals. Rückfahrt durch das Westtor der Stadt über die Esplanade nach dem Fort (s. oben).—Sehenswerte Moscheen sind die von Wazir Khan (mit sehr schöner Kachelfassade), die Goldene Moschee Sonahri Masjid und die Hauptmoschee Jama (oder Badshahi) Masjid. In der englischen Niederlassung ist ein Schwimmbad. Die Umgebung von Lahore ist durch vom Ravi abgezweigte Kanäle bewässert.
Die Fahrt mit der North Western Railway von Lahore nach Peshawar (288 M in 171/2 St.) berührt (391 M von Delhi) Gujranwala, Geburtsort Randjit Singhs (geb. 2. Nov. 1780, Maharadscha, genannt »Löwe des Punjab«).—Bei (452 M) Jhelum (Dschilam) überschreitet die Bahn den vierten der Punjabflüsse und tritt bald darauf aus dem Tiefland in das Mittelgebirgsland, das sich in etwa 500 m durchschnittlicher Seehöhe hier in großer Breite dem Himalaja vorlegt. Man sieht im N. die bis 4730 m hohen Schneegipfel Kaschmirs.—(523 M) Rawal Pindi (520 m; Flashman's Hotel, gut, Pens. 8 Rup.; Limetree Hotel, am Bahnhof; Imperial Hotel, Havelock Road, Pens. 8 Rup.; Rawal Pindi Hotel; Mellors Hotel u.a. Droschken nach Tarif; Banken: Alliance Bank, Commercial Bank of India), eine junge Stadt mit 86248 Einw. (1/2 Mohammedaner), starke Festung und größte Militärstation des nördl. Indiens (6 Regimenter und 5 Batterien), liegt am r. Sohanufer; Handel mit Kaschmir.
Die Eisenbahn führt von Rawal Pindi weiter, zuletzt hinab in das hier breite Industal und bei (581 M) Attock, nahe der Vereinigungsstelle des Kabulflusses mit dem Indus (Stat. Attock Bridge, Dâk Bungalow), über den 200 m breiten Indus auf einer fünfbogigen Gitterbrücke. Das starke Fort Attock beherrscht den Zugang zu Vorderindien von NW. her; alle Eroberer Indiens, so Alexander d. Gr. 326 v. Chr., Timur 1397, Schah Nadir 1738 u. a., drangen durch das Kabultal und über Attock ein, daher ist die kleine Festung noch jetzt strategisch [S. 80] wichtig. Die Bahn bleibt nun in der Ebene des Kabulflusses, passiert Peshawar, die Hauptstadt der neuen nordwestlichen Grenzprovinz und Sitz eines High Commissioner, in ungesunder Lage, mit ziemlich extremen Temperaturverhältnissen (Juni 32,9°, Januar 9,8°, gelegentlich kommen Fröste vor), 97392 Einw. (3/4 Mohammedaner), engen, gewundenen Gassen, vielen Basaren für den wichtigen Durchfuhrhandel von Kabul, Buchara und Zentralasien, dem alten Palast Bala-Hissar, mit vielen Moscheen und den Resten einer berühmten mohammedan. Akademie. Im Museum reiche archäologische Funde: »Gandharaskulpturen« aus der Umgegend, besonders aus Sari Bohlol, 40 km nö. von Peshawar.—3,5 km westl. liegt der Endpunkt der Bahn, (627 M, 999 km) Peshawar Cantonment Station (Dâk Bungalow; Flashman's Hotel, Pens. 7 Rup., nahe dem Bahnhof; Droschken nach Tarif; Bank Punjab Banking Co.—Geschäfte für mittelasiatische Waren in der Stadt: Safdar Ali; Haji Rahman); in öder Ebene das an die Stadt gelehnte englische Truppenlager (über 20000 Mann), Stützpunkt für Unternehmungen gegen Afghanistan. Peshawar verdient trotz mangelhafter Unterkunft mehrtägigen Aufenthalt schon wegen des Ausflugs zum Khaiberpaß, dessen Besuch leider seit 1910 auf einen Wochentag beschränkt ist.
Von Lahore (S. 76) führt die Bahn über (116 M) Harapa, einen kleinen Ort, wo Alexander d. Gr. einen Sieg erfocht, nach der sehr alten Stadt (207 M) Mooltan (Erfrischungs-und Warteraum, Dâk Bungalow) mit alten Grabdenkmälern, 85708 Einw., meist Mohammedaner; wichtiger Stapelplatz für die an Bodenerzeugnissen reiche Umgebung. Ein Stück südl. davon passiert die Bahn das alte Bett des Biasflusses, der jetzt weit oben in den Sutlej mündet, früher aber diesem parallel in den Jilam floß. Weiter auf der (270 M) Adamwahanbrücke von 1287 m Länge über den Sutlejfluß nach (272 M) Bahawalpur (Dâk Bungalow), Hauptstadt eines Eingebornenstaates mit 15000 Einw. (4/5 Mohammedaner), mit sehenswertem Palast des Nawab. Bei (488 M) Rohri zweigt die Bahnlinie nach Belutschistan und Afghanistan ab; Rohri liegt malerisch am l. Ufer des Indus auf felsiger Höhe, die 4-5 stöckigen Häuser haben flache Dächer mit Geländern; die große Moschee (Jama Masjid) ist ein schöner roter Ziegelbau, die drei Kuppeln mit Porzellanziegeln gedeckt. Bei Rohri sind die großen Bewässerungsschleusen des Eastern Nara-Kanals.
(674 M) Hyderabad (Sindh), Haidarabad (guter Dâk Bungalow im Cantonment; Brind's Hotel; Bank of Bengal; Droschken nach Tarif), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh der Präsidentschaft Bombay, am Beginn des Indusdeltas gelegen, mit 75964 Einw. (Hindus und Mohammedanern), 6 km östl. vom Indus, wahrscheinlich von Alexander d. Gr. gegründet, hat Industrie in Seidenstickereien, Juwelier-und Lacksachen. Sehenswürdigkeiten sind das alte, sehr unregelmäßig geformte Fort mit dem alten Palast Mir [S. 82] Nasir Khans, jetzt Absteigequartier hoher britischer Offiziere; vom Fort über dem Torweg interessanter Ausblick auf den Basar mit buntem Völkergemisch. Auf dem Nordende des Hügels der Stadt sind die Grabmäler der Kalhoras-und Talpura-Fürstengeschlechter. Die Bahn kreuzt nun den Indus und führt nach
(784 M) Karachi (mehrere Bahnhöfe; wer nicht sofort an Bord des Dampfers muß, steige Station Frere Street, auch Cantonment Station genannt, aus).
Karachi (Kurrachee, Karatschi), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh, mit 159270 Einw., am äußersten Nordwestende des Indusdeltas (nahe dem Fuße des Pabgebirges, des Grenzgebirges gegen Belutschistan, gelegen), ist trotz seiner Entlegenheit zum größten Teile Indiens und trotz seines steter Versandungsgefahr durch die Sinkstoffe des Indus unterliegenden Hafens der drittgrößte Seehafen Indiens geworden (1910 liefen 525 Schiffe mit 758000 Reg.-Ton. ein), weil es unter der Herrschaft der Engländer (seit 1842) als Hauptausfuhrhafen des Punjabs dient; Einfuhr von Eisenbahnmaterial, Stückgütern, Metallen, getrockneten und gesalzenen Fischen etc.; Ausfuhr von Baumwolle, Weizen, Wolle, Ölsaat, Häuten, Apothekerwaren, Pferden. Die Stadt hat Handelskammer, Baumwollpressen, Eisenwerke, Schiffswerft mit Trockendock, Kohlenlager. Der Seehafen ist durch Wellenbrecher geschützt und mit modernen Kaianlagen, Ladebrücken etc. gut versehen. Die vorgelagerte Halbinsel Manora ist durch mehrere Küstenforts verteidigt. Die Eingebornenstadt nahe am Hafen ist eng gebaut und stark bevölkert; der europäische Stadtteil weiter aufwärts am Layarifluß macht einen ganz modernen Eindruck, weitläufig und regelmäßig angelegt, mit vielen schönen Gebäuden, darunter die Frere Hall mit Bibliothek, Ball-und Versammlungssälen. Sehenswürdigkeiten enthält die Stadt nicht, doch wird sie infolge ihrer Handelsbedeutung besucht.
Von Delhi (S. 70) führt die East Indian Railway zunächst nach
(78 M) Aligarh (Kellner's Refreshment and Sleeping Rooms, am Bahnhof, bequem für kurzen Aufenthalt, auch Schlafgelegenheit; guter Dâk Bungalow), Distriktshauptstadt und sehr alte Festung, die die Stadt Koil schützt; mit dieser zusammen 63715 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner), Sitz des Anglo-Oriental College zur Erziehung vornehmer Mohammedaner. Anfang Februar hier eine sehenswerte Messe. Beim dritten Meilensteine (5 km) südl. von Aligarh an der Straße ein riesiger heiliger Banyanfeigenbaum (Ficus religiosa), und in dessen Nähe ein Malteserkreuz zur Erinnerung an einen Überfall englischer Truppen während des Aufstandes 1857.—Bei (127 M) Tundla Junction (Bahnwirtsch.) muß man event. in den Zug nach Agra umsteigen, der in entgegengesetzter Richtung auf einer andern Linie noch 24 km westl. bis Agra läuft. Dicht vor Agra führt die Bahn auf großartiger vierbogiger Brücke über den Jumna-Fluß.
Fährt man mit der Great Indian Peninsula Railway, so empfiehlt sich der Besuch von (89 M) Muttra oder Mathura (Dâk Bungalow), uralter Stadt (schon Ptolemäus bekannt) von 60000 Einw., am r. Jumna-Ufer. Muttra wurde 1017 vom Afghanenfürsten Mahmud seiner kostbarsten Tempelschätze beraubt, ist noch heute mit der kleinern, 10 km stromauf an der Jumna gelegenen Stadt Brindaban (einem hochheiligen Wallfahrtsort der Hindus) einer der Hauptsitze der Brahmanen, mit zahlreichen Tempeln, in denen der Krischnakult gepflegt wird. Bootfahrt auf der Jumna, wo morgens Tausende vor den Tempeln baden (ein kleines Benares).
(142 M, 228 km) Agra (204 m), Ankunft Fort Station oder (über Muttra) auf Cantonment (Road) Station, 10 Min. von den Gasthöfen.
Agra, Hauptstadt der Division Agra, hat mit der Garnison 182419 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, einige tausend Christen), starke Industrie in Schuhen, Pfeifen, Goldtressen und schönen Mosaikarbeiten sowie lebhaften Handel mit baumwollenen und feinen wollenen handgeknüpften Teppichen (die Fabrik des Deutschen, Herrn Otto Weylandt, ist sehr sehenswert) und bearbeiteten Steinen. Agra besitzt vier Colleges und ist Sitz der obersten Divisionsbehörden. —Die Stadt liegt in dem großen Bogen, den die schiffbare Jumna (Dschamna) hier nach O. macht; in der Tiefe des Bogens das Fort, südl. davon die Kasernen und nw. die Regierungsgebäude, dazwischen die besser als in andern indischen Städten gebauten Eingebornenviertel. Agra ist reich an Prachtbauten im reinsten maurischen Stil, die auf die Zeit zurückgehen (Mitte des 17. Jahrh.), da die Stadt die Residenz [S. 85] der mohammedanischen Großmoguln (turktatarischen Stammes, mit persischer Umgangssprache) war.
Rundgang: Das *Fort (zweimaliger Besuch von je 21/2-31/2 St. sehr lohnend, es ist das schönste und mannigfaltigste seiner Art in Indien), aus rotem Sandstein etwa 1568 von Akbar begonnen, von seinem Sohn Jahangir fortgesetzt (die meisten Bauten stammen vom Schah Jahan, dem kunstsinnigen Enkel des großen Kaisers), berührt mit dem Nordturm das rechte Jumna-Ufer; seine Mauern sind fast 21 m hoch; sein »Water Gate« (Pl. 2) ist geschlossen, Haupteingang von NW. durch das Delhi Gate (Pl. 1); außerdem am Südende das Amar Singh Gate (Pl. 3). Innerhalb des Delhi Gate ist noch ein zweites Tor, Elephant Gate oder Hathi Pol. Geradeaus geht man über den Mina-Basar zur *Perlmoschee (Moti Masjid, Pl. 4), der schönste weiße Marmorbau mit drei Kuppeln und prächtiger Vorhalle, in deren Mitte ein Marmorbecken.—R. von der Moschee der große Zeughausplatz, vor dessen Ostseite die große öffentliche Audienzhalle Diwan-i-Am (Pl. 5), mit Thronstufen in der Mitte. Einige Stufen führen nun in den großen Palast Schah Jahans (Pl. 6), der aus vielen prächtigen Einzelbauten von weißem Marmor besteht; zunächst vorbei am Machhi Bhawan zur kleinen dreikuppeligen »Edelsteinmoschee« (Naginah Masjid), für die Königinnen bestimmt; darunter lag ein Basar, wo die Hofdamen Einkäufe machten. Oberhalb nach dem Fluß auf offener Terrasse ein schwarzer Thron; südl. davon die Hausmoschee des Kaisers (Mina Masjid) und weiterhin die wunderbar schöne Privataudienzhalle Diwan-i-Khas mit Ausblick auf den Fluß und die Gärten (1637 erbaut). Im kleinsten Marmorsaal wurde der von seinem Sohn Aurangzeb entthronte Jahan 7 Jahre gefangen gehalten, gepflegt von seiner Tochter Jahanara; Jahan starb im kleinen Pavillon (mit schönen Fenstern), die Augen nach dem Taj Mahal (s. unten) gerichtet. Eine Treppe führt zum Saman Burj, eigentlich Jesamine (Yâsmin) Burj (Jasminturm, Wohnung der Favoritsultanin), mit Springbrunnen in einem schönen Pavillon; südl. daneben der »Goldene Pavillon« mit vergoldetem Dach und Frauengemächern; westl. von diesen Pavillons lagen die Marmorbäder der Prinzessinnen; von da durch den Weingarten (Anguri Bagh) gelangt man zu dem Shish Mahal (Spiegelpalast) in der NO.-Ecke des Gartens. Der alte, sehr sehenswerte, aus rotem Sandstein erbaute Jahangir Mahal (oder Akbar-Palast) am Südende der übrigen Bauten ist gut erneuert und hat prächtige Sandsteinornamente.— Nahe vor dem Delhi Gate nw. jenseit der Bahn liegt die Hauptmoschee (Jama Masjid), erbaut 1644 vom Schah Jahan zu Ehren seiner Tochter Jahanara; nördl. davon die Kalan Masjid, älteste Moschee in Agra.—Von da fahre man über die Eisenbahnbrücke nach dem prachtvollen *Mausoleum von Ptimad-ud-daulah, einem reichgeschmückten weißen Marmorbau mit Mittelkuppel und vier Ecktürmen mitten in herrlichem Park; es enthält sieben Gräber, in der Mitte das des Wesirs Ghiyas Beg, Schwiegervaters Schah Jahangirs und Vaters der Nur Jahan.—Die Hauptsehenswürdigkeit Agras (etwa 3 km sö. von den Gasthöfen) ist der **Taj Mahal (kurz Tadsch oder Tadschmahal = Kronpalast, eigentlich Taj bibi [S. 86] ka Roza = Grab der Kronendame), »ein Traum in Marmor«, am r. Ufer der Jumna; es ist das aus weißem Marmor ausgeführte und auf einer 18 m hohen Plattform ruhende Mausoleum Schah Jahans (regierte 1628-58) und seiner Lieblingsgattin Mumtaz-i-Mahal (Stolz des Palastes, gest. 1629), mit weithin sichtbarer Kuppel von 18,8 m Durchmesser, woran 20000 Arbeiter 22 Jahre unter Leitung des Baumeisters Austin von Bordeaux gearbeitet haben sollen. Der Taj ist vielleicht das schönste und stimmungsvollste Denkmal ganz Indiens und gilt für edler als die Alhambra und andre berühmte maurische Bauten. Im Innern, umschlossen von einem zart in Marmor ausgeführten Gitterwerk, stehen zwei Kenotaphe, die wie die Wände reich mit Blumen aus kostbaren Steinen und mit anmutigen Ornamenten geschmückt sind. Umgeben ist das Gebäude von einem prachtvollen Garten, in dem herrliche Zypressen und ein langes, geradliniges Wasserbecken mit vielen Springbrunnen liegen. Der Eingang zum Taj ist durch das Taj Ganj Gate, das zu dem prächtigen großen *Torweg (Great Gateway) des Gartenhofs führt (mit 26 Marmorkuppeln!); außerhalb eine schöne Karawanserei und andre Gebäude aus rotem Sandstein. Es ist dringend zu empfehlen, den Taj mehrmals, und womöglich einmal bei Mondschein, zu besuchen. NB. Die Hotels wissen die Zeiten, wann der Taj bis Mitternacht geöffnet bleibt! Im Mausoleum beten und bringen Blumen zu den Sarkophagen Vertreter aller Religionen Indiens, Hindus, Buddhisten, Mohammedaner und Parsi.
Eisenbahn: Agra-Cawnpore in 51/2 St.; Cawnpore-Lucknow in 2 St.; Lucknow-Allahabad in 51/2 St.; Allahabad-Benares in 31/2 St.; Agra-Allahabad in 9 St.
Von Agra Fort Station (S. 83) mit der East Indian Railway (am besten mit Nachtzug, der etwa 3/4-12 Uhr abfährt) über die prächtige Jumna-Brücke mit 16 Bogen nach (15 M) Tundla; dort meist umsteigen in den von Delhi kommenden Zug, dann östl. weiter über Ferozabad nach (72 M) Stat. Etawah, Itawah (Bahnwirtschaft mit Gastzimmer; Dâk Bungalow, 1 km vom Bahnhof), Stadt mit 40000 Einw. in malerischer Lage zwischen Schluchten und Abhängen am Nordufer der Jumna, mit schöner Hauptmoschee; *Aussicht vom teilweise zerstörten Fort auf dem Hügel über der Stadt; unterhalb vom *Fort Bathing Gats am Flußufer.—Die Bahn erreicht im weitern Verlaufe das rechte Gangesufer bei
(158 M, 254 km) Stat. Cawnpore, Khanpur (Bahnwirtsch., gut; Civil and Military Hotel, gut; Empress Hotel, Pens. 7-9 Rup.; Victoria Hotel; die Bank of Bengal und die National Bank of India Ltd. sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank; Droschken nach Tarif), Knotenpunkt von fünf Bahnlinien und an der untern Einmündungsstelle des östl. Gangeskanals in den Ganges gelegen, mit enger, schmutziger Eingebornenstadt von 197170 Einw. (1/4 Mohammedaner), wo auf den Basaren gute Früchte, Leder-und Juwelierarbeiten feilgehalten werden und interessantes Leben und Treiben herrscht. Die Stadt ist ohne andre Sehenswürdigkeiten als solche, die an den Aufstand erinnern; in Cawnpore ließ Nana-Sahib im Mai und Juni 1857: 446 englische Soldaten, Frauen und Kinder hinmorden, wofür die Engländer im November weit blutigere Rache nahmen. Wo General Wheeler sich gegen Nana-Sahib verschanzt hatte, steht die Memorial Church; etwa 3 km nördl. liegt nahe dem Gangesufer der Memorial Garden mit Gedächtnisbrunnen, in dessen Mitte ein Friedensengel (von Marochetti) aus Marmor.
Von Cawnpore weiter mit der »East Indian Railway« sö. nach
(277 M, 445 km) Allahabad (61 m; Kellner's Rooms, am Bahnhof, mit guter Schlafgelegenheit, Chota-hazri im Zimmer, andre Mahlzeiten in der Bahnwirtsch.; Laurie's Great Northern Hotel, Pens. 6 Rup.; Central Hotel; Bank of Bengal, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Droschken nach Tarif; die Zeitung »Pioneer« ist eine der wichtigsten in Indien, »Pioneer Mail« Wochenausgabe für Europa). Besuch von Allahabad ist nur bei reichlicher Zeit zu empfehlen; Benares, Agra und Delhi bieten weit mehr indische Kulturbilder.
Die Stadt Allahabad, Hauptstadt der Nordwestprovinzen, mit 172032 Einw. (etwa 2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, 6000 Christen), liegt auf der Landzunge an der Mündung der Jumna in den Ganges, an deren Spitze das große, von Akbar erbaute, von den Briten umgestaltete Fort liegt (Besichtigung nur mit Erlaubnis der Militärbehörde; längere Wagenfahrt dazu erforderlich); es umschließt Kasernen, Pulvermagazin, Arsenal für 30000 Mann, die berühmte Säule des Asoka (240 v. Chr.), einen unterirdischen Tempel mit dem ewigen Feigen-oder Banyanbaum. Allahabad besteht aus dem engen Eingebornenviertel mit ärmlichen Lehmhütten neben prächtigen Palästen und dem schönen, gartenreichen europäischen Viertel. Hervorragende Bauten hat die Stadt wenige, z. B. den Palast des Gouverneurs, Kasernen, Verwaltungs-und Gerichtsgebäude, die Große Moschee, das Serail von Khusru zur unentgeltlichen Aufnahme von Reisenden, den Khusru Bagh (mit malerischem, hohem Festungstor, durch das man in die gepflegten Gärten mit drei Mausoleen gelangt), katholische und anglikanische Kirche, Bibliothek und Museum, Stadthaus, das Muir Central College, das große Zentralgefängnis zu Náini. Allahabad ist berühmter Wallfahrtsort, wo sich, um im Ganges zu baden, im Dezember und Januar 250000, alle 12 Jahre aber eine [S. 90] Million Pilger versammeln. Dann wird hier die Magh Mela, eine religiöse uralte Messe, abgehalten.
Mit der Bahn über (363 M) Mughalo Sarai Junction Station (Speiseraum im Bahnhof), hier umsteigen! Dann über die fast 1,5 km lange Stahlbrücke über den Ganges nach (373 M, 560 km) Benares (82 m).
Vgl. den Plan S. 91.
Benares (82 m), Banaras, Warânasi (»im Besitz des besten Wassers«, früher auch Kasi genannt), Bezirkshauptstadt mit 209331 Einw. (vorwiegend Hindu), ist seit 21/2 Jahrtausenden Hauptsitz brahmanischer Gelehrsamkeit und als heiligste Stadt der Hindu der besuchteste indische Wallfahrtsort. Viele reiche Hindu haben sich hier Paläste erbaut, wo sie ihre letzten Tage hinbringen; wer in der heiligen Stadt in der Gunst der Brahmanen stirbt, ist sicher, unmittelbar in den Schoß der Gottheit aufgenommen zu werden. Täglich pilgern Tausende, an Festtagen Hunderttausende hierher, um im Ganges Gebete und Waschungen zu verrichten oder Krüge mit dem Wasser des heiligen Stromes zu füllen, das bis zur Südspitze Indiens getragen wird; seine Versendung ist ein wichtiger Industriezweig. Kranke lassen sich hierhertragen, um angesichts des heiligen Stromes zu sterben. Benares hat 1454 meist kleine Hindutempel, 272 Moscheen, mehrere Dschaintempel, einen buddhistischen Tempel. NB. Eintritt in alle Tempel, außer Affentempel und Kuhtempel, ist Europäern verboten! Die prächtigste Ansicht gewährt die Stadt von dem 540-780 m breiten Ganges aus, an dessen weitem Bogen sie sich hinzieht. Alle andern Gebäude überragt die Moschee Aurangzebs mit ihren schlanken, 35 m hohen Minarets. [S. 92] Ein mächtiger Bau ist auch die 1693 errichtete Sternwarte (s. unten). Zwischen Paläste und Tempel drängen sich elende Hütten, das Innere der Stadt ist ein Gewirr enger, schmutziger Gassen. Das saubere englische Viertel (Sikraul) enthält eine Kirche, ein Hospital, Kasernen, 3 höhere Schulen, 3 englische Missionsanstalten, eine Bank. Die durch den Fremdenverkehr geförderte Industrie erzeugt Seidenstoffe, Schals, Gold-und Silberstickereien, Juwelierwaren, Messinggefäße (berühmt auf dem Messingmarkt, Brass market), Lackwaren. Der Handel, unterstützt durch Dampfschiffahrt auf dem Ganges und die Bahnen, vertreibt heimischen Zucker, Indigo, Salpeter und führt europäische Waren ein. Benares enthält eine höhere Hindu-und eine höhere Sanskritschule, das Benaresinstitut, eine Gesellschaft meist eingeborner Männer, und die Carmichael-Bibliothek.
Rundfahrt durch die Eingebornenstadt, 3 km vom englischen Viertel. Man kann über Belipur fahren und dort den Palast des Maharadschah von Vijayanagrum besichtigen, falls Erlaubnis erteilt wird; *Aussicht vom Terrassendach des Palastes über den Ganges; man sieht Aurangzebs Moschee und den Goldenen Tempel. Dicht beim Palast liegen Dschain-Tempel.—Etwa 1 km südl. vom Palast liegt der Durga-Tempel, der finstern Gattin Schiwas geweiht, die täglich blutige Opfer (früher Menschen, jetzt Ziegen) fordert, *Affentempel genannt, weil darin die heiligen Hum-man (Semnopithecus entellus) zu Hunderten hausen; der Tempel aus rotem Stein mit gelben Ornamenten ist umgeben von hohen Mauern; im Haupteingang ein Raum mit Musikinstrumenten: Glocken, Trommeln, Tamtams u. a.; neben dem Tempel ein schöner Wasserbehälter.— Man fahre bis zum Dasaswamedh Ghat, eine der heiligsten Pilgerstätten von Benares (»Ghât« sind die mit Tempeln, Palästen, Pavillons und Badeplätzen eingefaßten langen Badetreppen, die zum Gangesufer führen), wo Brahma zehn Pferde geopfert haben soll.— In der Nähe die Sternwarte, ein schöner Bau mit seltsamen Instrumenten (darunter ein Mauerquadrant Bhittiyantra, zwei große Steinkreise, zwei Samrat Yantra zur Bestimmung der Polhöhe, ein Chakrayantra zur Bestimmung der Deklination, ein Digamsayantra zur Azimutbestimmung).—Auf dem Wege zum Dasaswamedh Ghat liegt der Tempel des Regengottes Dalbhyeswar, dessen Abbild in [S. 93] einen Wasserbehälter versenkt wird, solange der Gott seine Pflicht versäumt; seine Gefährtin Sitala heilt die Blattern.—Am bequemsten steigt man vom Dasaswamedh Ghat in ein Boot (flacher Prahm mit Stühlen, von etwa sechs Mann gerudert) und läßt sich zunächst eine Strecke stromauf rudern, um die etwa zwei Dutzend Ghats oberhalb von Dasaswamedh Ghat vom Strom aus zu betrachten; unter ihnen gehört das Asi Ghat (das äußerste stromaufwärts, 1. von oben) ebenfalls zu einer der fünf heiligsten Pilgerstätten in Benares. Eins der schönsten und besuchtesten ist das Shivala Ghat (6. von oben); viele Yogin (Dschogin), d. h. brahmanische Büßer (meist mit den Fakiren, den indisch-mohammedanischen Büßern verwechselt), sieht man auf den Badetreppen, deren Bußübungen schon in den Sanskritwerken beschrieben und angeordnet sind. Beim Machan Ghat (9. von oben) ist eine Leichenverbrennungsstätte, die aber weniger berühmt als die unten beschriebene beim Manikarnika Ghat ist.—Beim Kedar Ghat (11. von oben) liegt der Kedarnath-Tempel mit vielen Heiligtümern, dem Brunnen Gauri Kund und dem Mansarovar-Wasserbehälter, umgeben von 60 Heiligenschreinen. Beim Chauki Ghat (12. von oben) werden unter einem Pippalbaum Schlangen verehrt; viele Schlangenbilder ringsum.—Die Stufen des (13. von oben) Chatr Ghat oder Rajah Ghat führen zu einem großen Rasthause für Fremde, vom Rajah Amrita Rao erbaut.—Beim Komeshwar Ghat (14. von oben) steht der Mondtempel, der jede Krankheit heilt. Eine der ältesten Badetreppen ist Chausathi Ghat (20. von oben); die malerischste ist das Munshi Ghat (22. von oben) mit schönem Bau am obern Ende. Dasaswamedh Ghat (s. oben) ist das 25. von oben, stromabwärts daneben liegt Man Nandat Ghat. Wenn Zeit, oder bei zweiter Fahrt fahre man stromabwärts längs der untern Hälfte der Ghats bis zur Schiffbrücke.
Beim Bachhraj Ghat (27. von oben) ist ein Shivala-Götzenbild, daneben ein Hundebild; ein Brahmane mit Pfauenwedel beschützt durch sein Wedeln die Besucher vor bösen Geistern und fordert dafür Opfergeld. In der Nähe werden täglich Hunde gefüttert, an Festtagen mit Butterkuchen und Zucker. Vom Mir Ghat (28. von oben) aus kann man nur zu Boot den Nepalese-Tempel besuchen; malerisch, aber mit sehr derb-naturalistischen Schnitzereien; viel von Frauen besucht, um Nachkommenschaft zu erbitten. Hinter dem Tempel eine sehenswerte Ringkämpferschule.—Zwischen Lalita Ghat und Jal Sain Ghat (31. von oben) liegt der berühmte Goldene Tempel, dem Bisheshwar (Bisheshwar = Herr der Welt) geweiht, einer der ältesten und wichtigsten Tempel für den Lingam-(= Phallus-)Kult zur Ehre Schiwas, dessen Kuppeln mit dünnem Goldblech gedeckt sind, der aber leider in Gassen und Mauern eingebaut ist. Gegenüber dem Eingang verkauft ein Priester Opferblumen; man gebe Bakschisch, [S. 94] wenn er Blumen oder andres als Geschenk überreicht. Der Bisheshwar-Tempel gilt als der heiligste Hindutempel in Indien, weil er an der Stelle steht, wo das Gangeswasser am heiligsten ist.—Neben dem goldenen Turme des Bisheshwar-Tempels steht der rote, kegelspitze Mahadeo-Tempel, umgeben von zahlreichen kleinen Spitzkuppeln, Sikras oder Vimanas genannt, wie sie bei Hindutempeln häufig sind. Zwischen beiden Tempeln hängen neun prächtige Glocken an steinernem Rahmenwerk. Im Hofe auf einer Plattform stehen aufrechte, ziemlich formlose Steinklötze (Lingam), uralte Gegenstände der Anbetung. —Im Viereck zwischen dem Goldenen Tempel und der schönen *Aurangzeb-Moschee (*Aussicht von den Minarets, eine steile Mitteltreppe führt bis zum Dache) liegt auch die kleine Aurangzeb-Moschee und der *Brunnen des Wissens, Gyan Kup, in dem Schiwa sitzen soll; ein Götzenbild soll von einem Priester hineingeworfen sein, daher riesiger Pilgerzustrom zu dem stinkigen Wasser; man hüte sich, in das Gedränge von Pilgern, Frauen und Kühen auf der Plattform des Brunnens zu kommen. Interessante Pilgerbräuche sind beim Brunnen zu beobachten. Der Blick in den Brunnen ist nur Hindu erlaubt, und nur barfuß.— Dicht außerhalb des Goldenen Tempels ist der Sanichar-Schrein und einige Schritte weiter der Tempel der Nahrung spendenden Göttin Annapurna, bei dem sich viele lästige Bettler aufhalten; je ein Schrein des Tempels ist der Sonne, dem Elefanten-und Glücksgotte Ganesh, dem Gauri Shankar und dem Affengotte Hanuman geweiht. —Zwischen diesem Tempel und dem Weissagungstempel, Sakhi Vinayak, ist ein seltsames rotes Standbild von Ganesh mit silbernen Händen und Rüssel auf einer Plattform.—Eins der fünf größten Heiligtümer von Benares, von Hindupilgern stets besucht (am stärksten im November), ist das *Manikarnika Ghat (33. von oben); über seiner Treppenflucht steht der Manikarnika-Brunnen, voll fauliger Blumenopfer zum Himmel stinkend, aber von Millionen Pilgern jährlich besucht.—Daneben steht der Tarkeshwara-Tempel und an dessen Wasserseite die größte Leichenverbrennungsstätte von Benares (Anblick und Geruch für schwache Nerven nicht zu empfehlen!), wo ohne Feierlichkeit die Leichen zunächst ans Ufer mit den Füßen ins Wasser gelegt werden, dann von den Angehörigen der (oft nur kleine) Scheiterhaufen errichtet wird.
Weiter stromabwärts liegt das allmählich sinkende Sindhia's Ghat (34. von oben); groß und schön ist Ghosla Ghat (37. von oben).— Oberhalb Panchganga Ghat (39. von oben) erhebt sich die stolze [S. 95] Aurangzeb-Moschee (S. 94), mit zwei Minarets.—Viele heilige Kühe benutzen das Gai Ghat (42. von oben), wo auch ein steinernes Kuhstandbild steht.—Nebenan das Trilochana Ghat soll zwischen seinen Türmchen besonders heiliges Wasser haben.—Das unterste (47.) ist das Raj Ghat, neben der Schiffbrücke.—Von da kann man zu Wagen noch den Palast Nandeshwar Kothi des Maharadschah von Benares (mit hübschem Garten) auf der Rückfahrt durch Grand Trunk Road sehen (historisch merkwürdig).
Vom Affentempel (S. 92) fahre man, falls Zeit genug, in den Anand-Bagh-Garten, wo im 19. Jahrh. der Heilige von Benares, Swami Saraswati, lebte, dessen Schüler, gelehrte Panditen, die zu seinen Ehren errichtete Sanskritschule leiten.—Das Hindu College, wo Frau Annie Besant ihre Theosophie unter jungen Hindu-Mystikern verbreitete, ist des Besuchs wert; es ist in einem Palast des Maharadschah von Benares.—Auch das christliche Missionswaisenhaus (von einer Deutschen geleitet) wird manchem sehenswert sein.
487 M (784 km) East Indian Railway von Benares bis Calcutta Schnellzug in 141/2 St. für I. Kl. etwa 36, II. Kl. 18 Rup.—Die Fahrt geht durch die regenreichen, echt tropischen, äußerst fruchtbaren (vor allem Reis-, Mohn-, Indigo- und Jute-Anbau) und dicht besiedelten, aber auch cholera-und fiebergefährlichen Ebenen Bengalens bis an den Westrand des ausgedehnten Gangesdeltas.
Von Benares, Cantonment Stat., über die prächtige, fast 1,5 km lange stählerne Brücke nach (10 M) Mughal Sarai (Bahnwirtschaft; man erkundige sich, ob Umsteigen nötig); von da nach (149 M) Bankipur (52 m; Bahnwirtschaft; guter Dâk Bungalow, nahe Bahnhof), am rechten Gangesufer, mit dem Grab Schah Arganis (wo bei dem Maharremfest 100000 Menschen zusammenströmen); es ist westliche Vorstadt und Sitz der Behörden der großen Handelsstadt Patna (53 m; Dâk Bungalow) mit 136470 Einw.; Patna hat neun Geschäftsviertel mit vielen Basaren; Handel mit Opium, Indigo, Töpfer-und Baumwollwaren. Bank of Bengal, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft in Bankipur. Patna war 450 v. Chr. die wichtigste Stadt Indiens, jetzt schmutzig und eng, ohne Sehenswürdigkeiten.
Von Bankipur sö. weiter nach (305 M, 490 km) Stat. Madhupur.
Ausflüge von hier ins Parasnath-Gebirge auf tempelreicher Pilgerstraße bis 1365 m ü. M. in malerischer Landschaft mit vielen Aussichtspunkten; Eisenbahn (24 M, 39 km) bis Giridh, dann guter Fahrweg 29 km bis zum Fuß der Berge; Träger zum Aufstieg (23/4 St.) sind in Madhuban zu haben.
Dann über (366 M) Stat. Raniganj, am Ostende der großen Kohlenfelder von Bengalen (viele Fossilien, besonders Farren, ähnlich denen in den australischen und englischen Kohlenflözen, sind dort gefunden). —Bei (463 M) Hooghly Junction Station überschreitet die Eastern Bengal Railway auf schöner Brücke den Hooghly-Fluß, während unsre East Indian Railway auf dem rechten Ufer bleibt und über (466 M) Chandernagore (S. 139) und Serampore die Endstation (487 M, 784 km) Calcutta, Howrah Terminus (S. 135), erreicht.
Vgl. die Karte S. 96.
Von Bombay (S. 53), Victoria Stat., bis (34 M) Kalyan s. S. 61; hier zweigt die Madraslinie sö. ab, erreicht (54 M) Neral (gute Bahnwirtschaft mit Bädern etc.).
Nun steigt die Bahn nach Maschinenwechsel bei (62 M) Karjat das Bore Ghat (550 m; Wasserscheide) steil (1:42 bis 1:37) hinauf durch schöne Gebirgslandschaft (bei Tage fahren!). Bei 410 m ü. M. hält der Zug, um die Maschine ans andre Ende zu setzen, und erreicht dann (78 M) Stat. Khandala (550 m; Dâk Bungalow am Rande der Schlucht; Glendale Hotel, gut; Khandala Hotel; Convalescent Hospital der All Saints-Schwestern), schöne Sommerfrische (Wasserfall von 90 m Höhe, sehr schön in der Regenzeit) der reichen Bewohner Bombays. Nahebei liegt (80 M) Lonauli (Lanauli oder Lonavla; Bahnwirtschaft; zwei Gasthöfe 5 Min. vom Bahnhof), der Platz, von wo man nach dem Höhlentempel von Karli in Tonga fährt.
Von Lonauli mit der Hauptbahnlinie über (85 M) Karli (Dâk Bungalow) durch malerische Landschaft mit blühenden Dörfern.— (119 M) Poona, Puna (554 m; Connaught Hotel, bestes; Royal Family Hotel; Napier Hotel und Poona Hotel; Bombay Bank; Droschken nach Tarif; Automobile nach Mahabaleshwar der West India Motor Co., 3 Pers. 75 Rup., 6 Pers. 120 Rup.; Zeitung: »Deccan Herald«; Photographen: Metzker, Stewart; europäische Geschäfte; Western India Club u. a.), ein Hauptsitz der Brahmanenkaste, mit Angehörigen über ein Drittel der einheimischen Bevölkerung), alte Mahrattenhauptstadt, jetzt Residenz des Gouverneurs von Bombay während der Regenzeit und das größte Militärkantonnement für die Bombay-Armee, seitdem die Pest in Bombay herrscht (ist aber auch nicht pestfrei), hat 157666 Einw., berühmte Gold-und Silberarbeiten; auch Fächer und Tonfiguren sind zu kaufen.
Von Poona führt die Eisenbahn weiter durch bergige Gegend über (283 M) Stat. Sholapur (483 m; Dâk Bungalow), Stadt mit 55212 Einw., nach (292 M) Hotgi Junction Station.
Hinter Hotgi tritt die Bahn in das Gebiet des größten Vasallenstaats des britisch-indischen Kaiserreichs, in das Reich des Nizam von Hyderabad (111/2 Mill. Einw., 82000 engl. QM.; die Dynastie regiert seit 1740), und führt durch gutbewässerte Ebenen über die Stadt (353 M) Gulbarga (Dâk Bungalow) nach (376 M) Wadi Junction Station (427 m; Bahnwirtsch.); Umsteigen in die »Nizam's State Railway« und über (420 M) Stat. Tandur (Bahnwirtsch.) nach
(491 M) Hyderabad, Haidarabad (620 m; Bahnwirtsch.; Montgomery Hotel, gegenüber dem Bahnhof, gut, Pens. 7 Rup.; Brind's Hotel, Pens. 7 Rup.; wegen Hotelwagen vorher vereinbaren; Droschken nach Secunderabad I. Kl. 1 Rup. die Stunde, 9 Rup. den Tag, II. Kl. 41/2 Rup. den Tag), Hauptstadt des Nizam mit 499840 Einw. sehr verschiedener Völkerschaften (Hauptsprachen: Telugu und Mahratti, außerdem hört man Kanaresisch, Hindustani, Hindi, Marwori, Gondi u. a.) und dem buntesten *Straßenleben von malerischstem Reiz, mit beachtenswerten *Basaren (Bidriwork, d. h. Silbereinlegearbeit aus Bidri). Die Bevölkerung trägt noch Waffen. Die Stadt liegt am Musi-Flusse zwischen Gärten und ist mit einer bastionierten Mauer umgeben. Im Herbst 1908 wurde die Stadt durch Überschwemmung des Flusses infolge von Dammbrüchen der oberhalb gelegenen Stauseen schwer geschädigt. Baumwoll-und Papierfabrikation bedeutend. Bank of Bengal (Korrespondent der Berliner Disconto-Gesellschaft).—Rundfahrt. Zum Besuche der Sehenswürdigkeiten in Hyderabad und Golkonda hole man (vor der Rundfahrt morgens im gewöhnlichen Anzug) bei der Palastwache am Palast des Nizam einen Erlaubnisschein der Adjutantur Sr. Hoheit des Nizam; der Besuch gilt dem Flügeladjutanten (Empfehlungen sind wertvoll); gewöhnlich schickt der Adjutant den Paß durch einen Soldaten; man kann auch durch die Hotels Erlaubnisscheine auswirken. Die englische Residency liegt außerhalb der Stadtmauern in Chadar Ghat; zwischen ihr und der Stadt ist eine 180 m lange [S. 99] Granitbrücke, die Oliphant Bridge. Man kreuze den Fluß über die nächste nach W., die Afzal Ganj Bridge, dann gelangt man durch das Afzal Ganj Gate in eine breite Straße, die fast durch die ganze Stadt führt. In der Nähe des Tores liegt die Afzal Ganj-Moschee mit vier Minarets neben dem städtischen Hospital; etwa 100 m innerhalb des Tores ist der Palast des berühmten Ministers Sir Salar Jang Bahadur (gest. 1883), der dem Lande viel genützt hat.—Weiter in der Hauptstraße trifft man an einer Straßenkreuzung, wo jede Straße mit einem 15 m hohen Bogen überwölbt ist, auf den Char Minar, eine alte Gelehrtenschule mit vier schlanken Minarets, 1591 erbaut.—Östl. davon liegt die Mecca-Moschee, groß und finster, mit vier Minarets und sechs Bogen.—Der Nizam's Palast liegt westl. vom Char Minar; er ist modern eingerichtet und reichlich mit unzugänglichen, durch sechsfache konzentrische Einfriedigung von der Stadt getrennten Harems versehen, und noch reichlicher mit Dienerschaft. Man besuche den Elefantenhof, wo meist etwa 60 Elefanten angefesselt stehen. Am 5. Muharreni (erster Monat des mohammedanischen Jahres) findet der Langar, ein Umzug der gesamten Truppen des Nizam um den Palast, statt (der Nizam und gegen 100000 Einw. der Hauptstadt sind Mohammedaner). —Sehenswerter ist der Felikan-Palast (Falak Numa), 1 km südl. von der Stadt, mit reizendem Terrassengarten, auf einem Hügel mit *Aussicht; es ist ein moderner Prunkbau zur Aufnahme fürstlicher Besucher (im Innern ein Saal mit Lachspiegeln).—Öffentlicher Garten mit kleinem Zoologischen Garten (Fr. Abend Konzert).
10 km nördl. von Hyderabad (Bahn dahin) liegt Secunderabad, Sikanderabad (Montgomery Hotel, sehr gut, Pens. 7 Rup.; Brind's Parade Hotel; Wagen 10 Rup. für 1 Tag, nach Golkonda und zurück 12 Rup.), das stärkste Militärlager der Engländer im mittlern Indien, weitläufig auf 50 qkm angelegt; mehrere Kantonnements sind in der Nähe in Bolaram und Trimalgiri (mit befestigtem Rückzugslager). Hier stehen etwa 10000 Mann englische Truppen. Der Parade Ground liegt südl. vom Bahnhof.
Von Hyderabad Rückfahrt mit »Nizam's State Railway« nach (121 M) Wadi (S. 98), dort umsteigen in den Madraszug der »Great Indian Peninsula Railway«. Man fährt dann durch eine weite Ebene mit Granitblöcken über (385 M von Bombay) Nalwar und auf 1170 m langer Brücke über den Fluß Kistna, südl. von (427 M) Krishna, nach [S. 100] (443 M) Raichur (400 m; Bahnwirtsch., Dâk Bungalow), Stadt aus dem 14. Jahrh., mit sehenswertem Nord-und Westtor; von der hohen Zitadelle *Aussicht. Hier beginnt die »Madras Railway«; sie führt über (486 M) Stat. Adoni, uralte Stadt aus dem 10. Jahrh. v. Chr., mit dem größten Baumwollenmarkt im Dekhan, und über den wichtigen Bahnknotenpunkt (518 M) Guntakal (Bahnwirtschaft), dann vorbei an der Hügelfestung südl. (r.) von (536 M) Gooty (Bahnwirtschaft), ferner über die Stationen (566 M) Tadpatri und (632 M) Cuddapah (beide mit Bahnwirtschaft) nach
(710 M) Renigunta (im Bahnhof Wirtschaft und Schlafzimmer, vorher brieflich beim Station-Master anzumelden!).
Von Renigunta führt die »Madras Railway« über den Knotenpunkt (751 M) Arkonam (Bahnwirtschaft) nach (793 M, 1278 km) Madras.
Vgl. den Plan S. 101.
Madras (Madrissa, d. h. Hochschule, oder Mandar-raj, von den Eingebornen Chennapatnam genannt), Hauptstadt der Presidency of Madras (of Fort St. George), wichtigster Platz an der Koromandelküste und drittgrößte Seestadt Indiens, hat 517335 Einw. und ist Sitz des Gouverneurs. Die Stadt zieht sich 15 km am flachen Strande hin und ist mit den Vorstädten 6 km breit. In der Mitte des Strandes liegt das alte Fort St. George (auch White Town genannt), worin das Grand Arsenal mit historischer Waffensammlung, ferner die Kasernen der europäischen Truppen, die St. Mary's Church und die Regierungsgebäude. Die Esplanade trennt das Fort von der George Town, dem Eingebornenviertel und Geschäftsviertel mit engen, schmutzigen Straßen; davor am Strande liegt der durch zwei Wellenbrecher gebildete Hafen mit Zollamt, Hafenamt, Postamt, Bank of Madras, Geschäfts-und Warenhäusern. Auch größere Schiffe können jetzt nach Umbau des Hafens in diesem ankern.—Südl. vom Fort zieht längs des Strandes die Hauptpromenade, The Marina, hin, die auf der Napier's Bridge über den Cooum-Fluß führt; hinter der Marina liegt etwa 1 km sw. vom Fort das Government House (Palast des Gouverneurs) mit Park und südl. davon der Chepauk Park, mit dem alten Palast der Nabob von Karnatik, jetzt Board of Revenue.—Westl. vom Fort liegen das Pacheappah's College, eine Stiftung des reichen Hindu Pacheappah Mudelliar, ferner das General [S. 103] Hospital.—Westl. von der Central Railway Station ist der schöne öffentliche People's Park, ein Volkspark mit Musikpavillon, Tennisplätzen und Tierkäfigen.—Vom Government House führt die 11 km lange Mount Road, die Hauptstraße für europäische Geschäfte, sw. nach St. George Cathedral, neben der der kleine, aber schöne *Botanische Garten liegt, und weiter nach Little Mount, wo der heilige Thomas den Märtyrertod erlitten haben soll, und schließlich nach dem etwas größern Hügel St. Thomas Mount oder Great Mount, auf dessen etwa 90 m hohem Gipfel eine alte, jetzt armenische Kirche (1547 von Portugiesen erbaut) steht; in ihr ein 1111 Jahre altes nestorianisches Kreuz mit Inschrift von 801.—In der katholischen Kathedrale St. Thomé am Südende der Marina sollen die Gebeine des heiligen Thomas ruhen.—In der Pantheon Road liegt das Museum, daneben das Victoria Technical Institute (s. unten); 1,5 km westl. davon das 1792 gegründete Madras Observatory (Sternwarte), wo der Nullpunkt der trigonometrischen Aufnahme Indiens ist, und wo die Standard Time (die indische Ortszeit) bestimmt wird.
Rundfahrt. Morgens zunächst durch das Fort St. George, dessen Waffensammlung im Grand Arsenal nur für Kenner Interesse bietet, über die Esplanade nach dem Hafen (sehenswerte Landungsbrücke), von da nach dem People's Park, wo man die Tigerkäfige und Markthalle besichtigt. Dann nach der Pantheon Road zum *Government Central Museum, tägl. geöffnet 61/2 Uhr früh bis 5 Uhr abds. (der erste So.-Nm. im Monat nur für eingeborne Frauen!); es enthält unter anderm eine gute Sammlung von Rohstoffen und fertigen Erzeugnissen des Chinin sowie von südindischen Pflanzenfarbstoffen; ferner südindische ethnographische Altertümer; große Sammlung von Gipsmasken indischer Rassen und naturhistorische Sammlung. Dann in das *Victoria Technical Institute, einen schönen mohammedanischen Bau, tägl. geöffnet von 71/2 früh bis 6 Uhr abds. (außer Di.), staatliche Verkaufsstätte für alle Kunstprodukte Südindiens, auch für gute und preiswerte Antiquitäten. Dann durch Harris Road und über Harris Bridge zur Mount Road, an deren Ecke in prächtigem Park (mit Rudeln halbzahmer Gazellenantilopen) das Government House liegt; nun sw. durch den mit europäischen Geschäften besetzten Teil der Mount Road, vorbei an der Statue des Generals Neil vor dem Eingang zum Klub, an der St. George Cathedral (l.) vorüber zum *Botanischen Garten, neben der Kathedrale, nicht sehr groß, aber recht geschmackvoll angelegt, mit von Schlingpflanzen umrankten Lusthäuschen und schilfumsponnenen Teichen, auf denen prächtige Lotos und Victoria Regia blühen. Viele seltene Prachtbäume, Hibiscus tiliaceus, Pompelmus, Teakbaum u. v. a.—Wenn Zeit vorhanden, fahre man über Little Mount bis Great Mount (s. oben) und durch den Ort Mailapur (St. Thomé), mit vielen indischen Tempeln und nur von Brahmanenpriestern und ihren Familien bewohnt, richte sich aber so ein, daß man vor 1/2-5 Uhr Nm. bei der St. Thomé Cathedral am Strand ist, um von da nordwärts auf die zwischen 5 und 6 Uhr abds. belebte Promenade am Meer, die *Marina, zu fahren und dabei auch den an Gazellen reichen Chepauk Park zu besichtigen. Man kann auch vom Botanischen [S. 104] Garten direkt durch die Cathedral Road nach der Marina gelangen. An der Marina liegt auch ein kleines, aber sehenswertes Aquarium mit farbenprächtigen und merkwürdigen Fischen.
Vgl. die Karte S. 107.
Die Reichspostdampfer laufen von Neapel (S. 23) in 4 Tagen nach (1110 Seem. von Neapel) Port Saïd (S. 25), dann durch den Suezkanal über (1197 Seem.) Suez und durch das Rote Meer, wie S. 31 u. 36 beschrieben, nach (2505 Seem.) Aden (S. 38); von da mit östl. Kurs durch den Golf von Aden; die Reichspostdampfer nehmen dann den stets sichern Weg nördl. um die Insel Sokotra (S. 41), die nicht immer in Sicht kommt (sie hat keine Leuchtfeuer), während einzelne andre Dampfer Kap Guardafui (Râs Assir), dessen Abhänge von O. gesehen einem schlafenden Löwen gleichen, ansteuern und dann südl. von den kleinen Inseln und Sokotra auf die Südspitze Vorderindiens, Kap Comorin, zusteuern. Die Reichspostdampfer laufen mit OSO.-Kurs meist durch den Neungrad-Kanal nahe nördl. an der Koralleninsel Minikoi vorbei, deren Leuchtturm eine gute Landmarke ist; oder auch durch den Achtgrad-Kanal südl. von Minikoi (vgl. die Karte bei S. 96). Nachts sind nahe über dem südl. Horizont die schönen Sternbilder des Südlichen Kreuzes sowie des Schiffs zu sehen. Dann südl. vom Kap Comorin entlang. Bei der Annäherung an Colombo begegnet man zuweilen schon den einfachen Fischerbooten mit viereckigen Segeln und Ausliegern, ehe die schönen Berglinien der Küste von Ceylon auftauchen; später sieht man dunkleres Vorland. Die große Hafenstadt erkennt man früher an den vielen Schiffsmasten und Schornsteinen als an den Häusern, die größtenteils zwischen üppigem Pflanzenwuchs (namentlich Kokospalmen) verborgen liegen. Der hohe Leuchtturm und der Palast des Gouverneurs südl. davon sind deutlich zu erkennen. Charakteristisch ist schon von weitem der 2241 m hohe Adamspik östl. von Colombo.—(4934 Seem. von Genua, 7570 Seem. von Bremerhaven) Colombo; Ankunft s. S. 110.
Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Co. (vgl. S. 23) haben in Port Saïd Anschluß an die von Marseille (s. oben B.) kommenden Dampfer derselben Gesellschaft, mit denen Colombo in 13 Tagen erreicht wird.
Österreichischer Lloyd (vgl. S. 22), am 12. und 25. jedes Monats über (1305 Seem.) Port Saïd, Suez (2700 Seem.), Aden, dann abwechselnd über Karachi oder Bombay in etwa 30 Tagen nach Colombo. Fahrpreis: Salonklasse 36 oder 32 £, Intermediate Kl. 26 £. Umtauschbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes (S. 22) mit 24 Monaten Gültigkeit.—Diese Lloyddampfer gehen weiter abwechselnd über Madras, Rangoon nach Calcutta oder über Penang, Singapore nach Hongkong, Schanghai, Yokohama, Kobe.
Ceylon (im Sanskrit Singhala [»Löwenwohnort«], bei den Eingebornen Lankadiva, arabisch Serendib), britische Insel im Indischen Ozean, an der Südspitze von Vorderindien, von dem sie durch den Golf von Manár und die 93 km breite Palkstraße getrennt wird, ist von N. nach S. 445 km (München-Magdeburg) lang, bis 235 km (Ulm-Passau = 250 km) breit und 66000 qkm (Bayern 76000 qkm) groß. Ceylon besteht in seinem südl. Hochland aus denselben alten Gesteinen wie das Dekhan und bildete wohl, bevor das dazwischenliegende Landstück in die Tiefe sank, einen Teil des Kontinents, nach dem jetzt wieder im NW. der Insel die sogen. Adamsbrücke (S. 124), ein junges Gebilde aus verkittetem Meeressand, hinzieht. Fast das ganze nördliche Drittel der Insel ist eine prächtig bewaldete Ebene; ein breiter Gürtel von Tiefland umgibt auch das Bergland des südl. Teils, das im Durchschnitt 650 m hoch ist. Auf der innern Hochebene Nuwara Elya erheben sich zahlreiche Einzelgipfel, darunter der 2241 m hohe Adam's Peak (S. 121), der Pedrotallagalla (2538 m), der Kirigalpolla (2387 m), der Totapolla (2353 m). Zwischen den Bergen dehnen sich schöne und fruchtbare Täler aus. Die Nordküste und die mit Kokospalmen bedeckte Westküste sind flach, die Süd-und Ostküste steil und felsig; hier bietet der vorzügliche Hafen von Trincomalí Raum und Schutz für die größte Flotte. Die Flüsse sind nur zur Regenzeit wasserreich, der bedeutendste ist der Mahawelli Ganga, 330 km lang und zur Hälfte schiffbar. Ceylon besteht in seiner Hauptmasse aus archäischen Gesteinen, nur in den ausgedehnten flachen Landstrichen im N. herrschen junge quartäre Bildungen (Meeressand, Madreporenkalk etc.) vor. Berühmt sind die Lager von Edelsteinen (Saphir, Rubin, Zirkon, Spinell, Granat, Turmalin, Katzenaugen etc.), die aus den alten Gesteinen des Berglandes ausgewaschen sind und nun im Schwemmlande der Flüsse gefunden werden. —Die Bevölkerung beträgt (1911) 4,1 Mill. Seelen, darunter 2,7 Mill. Singhalesen und 1 Mill. Tamulen. Daneben zählte man 1904 224719 Mauren (d. h. Indo-Araber), 23312 Eurasier oder Burghers (Mischlinge von Europäern und Singhalesinnen), 11207 Malaien, 9583 Europäer und 21115 Araber, Afghanen etc., dazu wenige Tausend Weddas (S. 108). Die Herkunft der Singhalesen ist noch ganz unsicher; meist nimmt man an, daß sie arischen Ursprungs, also Verwandte der Hindu und unter Umgehung der ganz Südindien erfüllenden Drawida (Tamulen) auf dem Seewege von Nordwestindien her nach der Insel gekommen seien.
Sie sind mittelgroß, mit feinen, regelmäßigen Zügen und hübsch gebaut, namentlich die Frauen oft überraschend schön. Die Hautfarbe wechselt von Hellbraun oder Olivenfarbe bis ins Schwarze; die Augen sind bisweilen lichtbraun, das Haar (in dem auch die Männer stets Kämme tragen) meist schwarz (selten blond), lang und seidig. Polygamie ist selten. Einfache Kleidung, fast nur vegetabilische Nahrung, Wohnung in Hütten (oft hoch auf Bäumen). Die Toten werden beerdigt. Das Kastenwesen ist hier nie in der Weise wie auf dem Festlande ausgebildet gewesen; an Stelle der dortigen, auf Rassenunterschiede zurückgehenden Kasten bestehen Berufskasten, von den vornehmen Goiwansa bis herab zu den aus jeder sonstigen Gemeinschaft ausgeschlossenen Rodiya. Die Singhalesen haben wohl einst die ganze Insel besessen, sind aber dann von den vom Festlande nachdrängenden südindischen Drawidas (Tamulen) auf den größern Südwestteil beschränkt worden. Der älteste und interessanteste Bevölkerungsteil der Insel sind die Weddas; sie sind noch kleiner als die Singhalesen, doch schlank, haben es nie über einen sehr geringen Grad materieller Kultur hinaus gebracht (sehr geringe Kleidung, mit Bogen und Pfeil bewaffnete Sammler und Jäger), doch haben sie eine verhältnismäßig hochentwickelte Sprache und ein strenges Sittengesetz. Heute sind sie auf wenige tausend Seelen zusammengeschmolzen und von der Regierung in einigen Dörfern im SO. der Insel fest angesiedelt. Herrschende Religion ist der Buddhismus, dem eine glanzvolle Priesterschaft vorsteht; doch ist auch hier die ursprüngliche Lehre Buddhas verloren gegangen. Die Tamulen sind meist Verehrer Schiwas, die Mauren Mohammedaner. 1891 zählte man 1877043 Buddhisten, 615932 Schiwaanbeter, 211995 Mohammedaner, 302127 Christen.
Vgl. den Plan S. 111.
Colombo, von den Engländern zur Hauptstadt Ceylons gemacht, hat etwa 180000 Einw., meist Singhalesen (S. 106), dann Tamulen (von der Malabarküste), die kräftiger und arbeitsamer sind, und Mauren; ferner Parsen, Juden, Malaien und Mischlinge. Das Volksleben ist bunt und sehr interessant.—Die Stadt liegt unter 6° 56' nördl. Br. an einer Bucht, die durch einen 1,5 km langen Hafendamm nach W. und einen Wellenbrecher nach N. gegen Seegang geschützt wird. Ein großes Trockendock sowie andre Einrichtungen zur Ausbesserung von Seeschiffen sind vorhanden. Nördl. von der Hafenbucht mündet der Fluß Kelani (Kelaniya Ganga). Das europäische Viertel am SW.-Ende des Hafens hat ein Fort, neben dem der hohe Leuchtturm, zugleich Uhrturm, steht; dicht dabei die Zeitsignalstation und südl. davon ein freier Platz, die Esplanade, an der die Residenz des Gouverneurs, Queen's House (Pl. 1), mit der Vorderseite nach See liegt. Kasernen liegen südl. vom Palast. Colombo besitzt mehrere Kirchen, Buddha-und Schiwatempel, ein Museum, zwei Bibliotheken und große Wasserwerke, die das Wasser 48 km weit herleiten. Die Eingebornenstadt Pettah mit engen Straßen liegt nö. vom Europäerviertel längs der Ostküste des Hafens.—Der Handel von Colombo ist sehr bedeutend, da fast die ganze Einfuhr (Reis, Kohlen, Baumwollwaren, gesalzene Fische etc.) sowie die Ausfuhr (Tee, Zimt, Kokosöl, Kokosnüsse, Kaffee, Graphit, Chinarinde, Kopra, Kautschuk etc.) für Ceylon über Colombo geht. Er befindet sich fast ganz in englischen Händen.
Rundfahrt (mit Rikscha) durch die Stadt kann fast planlos geschehen, weil Colombo reich an malerischen Wegen ist; man beachte, daß das Geschäftsleben sich nahe dem Hafen abspielt. Von der Landungsbrücke der Boote gelangt man in die York Street; l. Marmorstandbild der Königin Viktoria, r. Grand Oriental Hotel und l. Victoria Arcades. Dann am Postamt (Pl. 2) vorbei über die Esplanade zum Galle Face Hotel. Weiter am Strand entlang an den Kasernen vorbei zum Standbild von Sir E. Barnes, dann r. an einem alten holländischen [S. 114] Glockenturm (Pl. 4) vorbei über den Marktplatz mit dem Rathaus (Town Hall, Pl. 5). Dort führt l. die Sea Street zu zwei malerischen kleinen Hindutempeln, während nach r. die Wolfendahl Street zu der alten hochgelegenen holländischen Wolfendahl-Kirche führt (*Aussicht auf Stadt und Hafen). Dann nö. weiter nach der katholischen Kathedrale St. Lucia und an andern Kirchen vorbei zu dem (r.) schönen Hause Uplands und weiter durch die malerische Fischervorstadt Mutwal bis zum Fluß und zurück durch Grand Pass Road bis Skinners Road, nun l. diese Allee entlang bis zum Maradanabahnhof; von hier westl. bis zum Süßwassersee und an diesem entlang zum Gasthof zurück.—Ein andrer Rundweg führt vom Galle Face Hotel über die Brücke, dicht hinter dem Hotel, nach Slave Island und dann am Rande des malerischen Sees vorbei an dem hübschen Wohnsitz des kommandierenden Generals für Ceylon in den Victoria Park. Man beachte vorher den kleinen malerischen Buddhatempel über dem See, ungefähr gegenüber vom Generalshaus. Der Park liegt auf dem Platz alter Zimtgärten (Cinnamon Gardens) und ist reich ausgeschmückt. Im Park das *Museum (1877 erbaut), das wertvolle historische, kultur-und naturhistorische Sammlungen für Ceylon und eine Bibliothek enthält; originelle Sammlung Kandy-pottery (wunderliche Tonfiguren), ferner Teufelstänzermasken gegen jede Krankheit; Inschriftensteine aus Anuradhapura (von den deutschen Gelehrten Dr. Goldschmidt und Dr. Müller entziffert); ein Buddhazahn. Auf dem Flur ein Riesenlöwe aus Pollonarua, der als Königsthron diente, und ein *Fenster aus den Ruinen von Yapahoo. Vor dem Museum ein Standbild des Gouverneurs Gregory.
Die Bahnfahrt in die kühle Gebirgsgegend ist allen zu empfehlen, die unter der Tropenhitze gelitten haben; wer von Kandy weiter ins Gebirge hinauf will, nehme warme Kleidung und wollene Decken mit! Wer Zeit hat, widme mindestens eine Woche dem tropischen Berglande. Die genußreiche Fahrt führt zunächst über den Kelanifluß und weiter durch herrliche Tropenlandschaften mit vielen Palmenarten und Riesenblumen (Talipot), Brotfruchtbäumen, Jak, Frangipani etc. über (9 M) Ragama (von hier Zweigbahn nach Negombo, s. S. 114) und Mahara (mit Steinbrüchen für den Hafenbau) nach (16 M) Henaratgoda; 1,5 km vom Bahnhof sind die Government Tropical Gardens (für Botaniker wichtig!) für tropische Pflanzen. Dann fährt die Bahn etwa 26 km durch dichten Kokospalmenbestand nach (34 M) Ambepussa, schon im Hügelland in ungesunder Sumpfgegend gelegen, wo dichte Dschungeln die Bahn umgeben. Dann folgen angebaute Flächen, Kokospalmen und Teepflanzungen. —(45 M) Polgahawela (Bahnwirtschaft und gutes Rasthaus; 74 m); hier zweigt l. die Northern Railway nach Anuradhapura (S. 119) ab. Unsre Bahn führt weiter nach (52 M) Rambukkana, wo der Aufstieg ins Gebirge beginnt. Die Bahn steigt nun 22 km lang mit 1:45 Steigung bis zu 517 m Höhe. Prächtiger Pflanzenwuchs und überraschende Ausblicke (Sensation Rock) an jeder Biegung der Bahn; viele Tunnels und senkrechte Felswände, an denen die Bahn entlang führt. Zuweilen Blick auf das Tiefland von Colombo, dann über zerklüftete Täler. Bei (65 M) Kadugannawa ist die Höhe des Ghats erreicht, die Luft wird schon kühler. Jenseit des Bahnhofs sieht man den Belungalahügel (775 m), der früher als Wachtposten diente. Nun senkt sich die Bahn wieder 40 m bis nach (71 M) Peradeniya, mit den berühmten *Royal Botanic Gardens (S. 117); hier teilt sich die Bahn, die Hauptlinie läuft südl. ins Gebirge, eine Zweiglinie nördl. über Kandy nach Matale.—Die Bahn fährt am Botanischen Garten vorbei nach
(75 M) Kandy (512 m; Queen's Hotel, gut, 112 Z. von 3 Rup. an, Lunch 21/2, Dinn. 4, Pens. 8-25 Rup.; The Firs Hotel, am See reizend gelegen, Pens. 7-15 Rup.; Florence Villas Hotel, klein, aber bequem, Pens. 5 Rup.; Wagen in den Hotels, eine Fahrt Vm. oder Nm. 41/2-6 Rup.; Klub, am See; Banken: Mercantile Bank of India Ltd. und National Bank of India Ltd. [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank]; Reisebedarf [S. 116] bei Miller & Co.; Cargills; photographische Artikel bei Apothecaries & Co. und Skeen & Co.; Ärzte: Dr. Hay, Dr. Anderson Smith), die alte singhalesische Hauptstadt von Ceylon, mit 26519 Einw., darunter viele Europäer, malerisch an einem kleinen, vom Gebirge halbumschlossenen See gelegen; hat einen 1600 erbauten, jetzt halbverfallenen großen Königspalast, 4 Hindutempel, 12 Buddhatempel, darunter den sehr heiligen mit dem Zahn Buddhas (Dalaba). Abgesehen vom Eingebornenviertel ist Kandy modern angelegt; während die Eingebornenhäuser dicht beieinander auf der Talsohle stehen, sind die Bungalows der Europäer rings an den Berghängen im Grünen versteckt. Vor Queen's Hotel breitet sich der malerische See von Kandy aus. Das Klima von Kandy ist erfrischend, obgleich bei Tage die Hitze noch empfindlich wird; Abende und Nächte sind kühl; Zimmertemperatur im Dezember 20-25° C.—Der Zahntempel zu Kandy, *Dalaba Maligawa, ist eins der großen buddhistischen Heiligtümer; durch eine zinnengekrönte Umfassungsmauer mit Graben gelangt man in eine große Vorhalle und von da in den innern Hof, wo auf niedrigem Unterbau der eigentliche Tempel, die Vihara, steht (zudringliche Priester und Bettler, man gebe einmal eine Kleinigkeit; vgl. Tempelgelder S. 112).
Spazierfahrt über Lady Horton's Walk und Lady Gordon's Walk
ist gegen Abend sehr lohnend; der Weg führt rings um den See
und den Talkessel an den Höhen hinauf mit vielen prächtigen
Ausblicken auf Kandy und das Tal des Mahawelli Ganga. Gregory
Road führt durch herrlichen Wald mit Ausblicken auf den See.
Lady Black's Walk führt nach Peradeniya.—Eine Rikschafahrt
gegen Abend bis zum Flusse nach dem Elefantenkral bietet Gelegenheit,
(zahme) Elefanten baden zu sehen; dann fahre man über
die Mahawelli Ganga-Brücke bis zu dem interessanten Dorfe Katugastota.
In einem Park in Kandy liegt der schöne Wohnsitz (King's
Pavillon) des Gouverneurs von Ceylon. Schlangen kommen in
der Umgegend von Kandy vor, besonders Cobra und Carawilla, auch
[S. 117]
Blutegel und Skorpione, die sich im Unterzeug festsetzen, weshalb
man nach Spaziergang auf Rasen oder in weglosem Wald und Garten
nachsehen sollte. Solange man auf Kieswegen und Straßen
bleibt, besteht keine Gefahr!
Northern Railway von Kandy über Polgahawela nach (111 M) Anuradhapura in 51/2 St. Von Colombo direkt in 53/4 St.
Von Kandy nach (30 M) Polgahawela s. S. 115. Von hier geht die Northern Railway nördl. über (43 M) Kurunegala (Rasthaus), der Hauptstadt der NW.-Provinz, die auf einem vereinzelten, über 300 m hohen Felsen mitten in der Ebene liegt (*Aussicht).—Nicht weit nö. das alte Buddhistenkloster Ridi Vihare, sehr malerisch auf einer Anhöhe.—Weiter führt die Bahn über (70 M) Maho (von hier Ausflug nach [7 km, davon etwa 2 km Fußweg durch Dschungeln] Yapahu, wo einer der malerischsten alten Tempel, der Malagawa, früher Aufenthalt des heiligen Zahns von Buddha, liegt; der Tempel hat prächtige Treppenanlagen und seltsame Fenster mit reichem Bildhauerschmuck; man bitte den Station Master der Abfahrtstation in Maho-Station einen Wagen [Bullock car] telegraphisch vorauszubestellen).—Die »Northern Railway« führt weiter nach (111 M) Anuradhapura (s. unten) und über den Elephant Pass (Meerenge) nach (230 M) Jaffna (S. 124) an der Nordspitze Ceylons sowie bis zur Hafenstadt (241 M) Kankesanturai (s. 124); Fahrzeit von Colombo bis Jaffna 121/2 St., bis Kankesanturai 13 St.
Um das Innere Ceylons kennen zu lernen, fährt man von Kandy am besten, wenn man die Kosten nicht scheut, mit Privatautomobil [S. 119] (s. S. 110), eine herrliche Fahrt, bis Anuradhapura auf guter Fahrstraße; oder zunächst mit der Bahn nach (26 km) Matale (Rasthaus gut, Ankunft vorausmelden; Verpflegung zu haben), einem blühenden Dorf mitten in Teepflanzungen. Von Matale nach Dambulla fährt täglich ein Postautomobil (etwa 10 Uhr Vm. ab) in 41/2 St., Fahrpreis 6 Rup., von da weiter nach Trincomali in 18 St., Fahrpreis 15 Rup. Der Weg führt bald hinter Matale an dem sehenswerten Buddhatempel Alu Vihara vorbei, dessen Kloster über der Straße malerisch zwischen Felswänden liegt. Kurzer Aufenthalt in (48 km) Nalande (Rasthaus gut, mit Verpflegung, liegt unter einem riesigen Tamarindenbaum versteckt); dann folgt schöne Berglandschaft, bis (72 km) Dambulla (Rasthaus so gut wie ein Gasthof), großem Dorf am Abhang eines dunkeln Felsens mit Höhlentempel. (Ausflug mit Automobil oder Bullockcar nach (24 km) *Sigiri, senkrechter Felsen mit herrlichen Ruinen aus der Ebene aufsteigend, einst starke Feste, aus dem 5. Jahrh., mitten im Wald; nach Sigiri floh König Kasyapa, nachdem er seinen Vater Dhatu Sena ermordet hatte. Der Rasthauswart von Dambulla hilft bei Anordnungen für den Ausflug; in Sigiri ist auch ein Rasthaus.) Dann mit Privat-Bullockcar (beim Rasthauswart in Dambulla vorausbestellen) weiter auf hoher Brücke über den Mirisgoni Oya nach (93 km) Kekerawa (gutes Rasthaus); von hier kann man auf gutem Fahrweg (13 km) den großen Wasserbehälter von Kalawewa besuchen (Staudamm erbaut im Jahre 460 vom König Dhatu Sena), der mehr als 100 Dörfer und die Stadt Anuradhapura mit Wasser versorgt. Von Kekerawa durch einförmigen Wald über (113 km) Tirapane (Rasthaus) nach
(135 km) Anuradhapura (Hotel Anuradhapura, gut, Pens. 10 Rup.; Führer und Auskunft zu haben; in der Nähe wohnt der englische Government Agent; Postautomobil tägl. nach Trincomali, gegen 2 Uhr mitt. vom Hotel, Fahrpreis etwa 30 Rup.; man erkundige sich vorher, vgl. S. 110), jetzt großes Dorf, ehemals Hauptstadt von Ceylon, wurde um 500 v. Chr. vom König Anurado erbaut (von Ptolemäus Annurogrammum genannt) und war dann viele Jahrhunderte die prächtigste Kultusstätte des Buddhismus.
Rundfahrten am besten mit Wagen (Bullockcar) 1) im Innern der Ruinen (inner circle), 2) im »Außenring« (outer circle), 3) nach Mihintale; nach Bedarf aussteigen. Zuerst besuche man die Palastruine Lowamahapaya (»Brazen Palace«, d. h. Bronzepalast [Pl. 1], genannt), ein Wald von etwa 1000 monolithischen vierkantigen Pfeilern in Reihen von 40 zu 40 (mit 9 Stockwerken und 1000 Klausen vor 2000 Jahren vom König Datagamana für die Priester erbaut). Dahinter steht eins der größten buddhistischen Heiligtümer, der Riesenbaum (umgeben von einer Mauer) Siri-maha Bodhin Wahanse, der heilige Bo-Baum (Pl. 2), ein Abkömmling des Baumes, unter dem Gautama erleuchtet (d. h. Buddha) wurde; der Baum stammt aus Buddh Gaya (S. 95), wurde 245 v. Chr. vom König Dewananpiya Tissa gepflanzt, ist also der älteste historische Baum auf der Erde; Priester beschützen ihn und verschenken (Gegengeschenk angebracht) seine Blätter. Der Weg führt dann zurück vorbei an umgestürzten Buddhabildern, Wischnustieren etc. nach den sieben Dagobas (erbaut vom 4. Jahrh. vor bis zum 3. Jahrh. nach Chr.), die im Umkreis von 2 St. über das alte Stadtgebiet verstreut sind; sie heißen nach der Größe Abhayagiriya (Pl. 3; jetzt nur noch 100 m, früher 123 m hoch), Jaytawanarama (Pl. 8), Ruwanwella (Ruanwelli; Pl. 6), Miriswetiya (Pl. 7), Thuparama (Pl. 4), Lankarama (Pl. 9) und Kujjatissamara (Pl. 5). Die Thuparama, die älteste, ist mit drei Reihen geschmückter Säulen umgeben, enthält das rechte Schulterblatt Buddhas als Reliquie. Die Ruwanwella-Dagoba (140 v. Chr. erbaut) hat noch künstlerischen Wert, ihre Terrasse ist mit Altären, Götterbildern und Säulen wie der Vorhof eines klassischen Tempels bestellt; darunter sind zwei männliche, zurzeit infolge Einsturzes der Seitenwand verschüttete Statuen den ältesten Erzeugnissen griechischer Kunst zur Seite zu stellen. Stellenweise stört ungeschickte Ausbesserung (nach Hans Meyer).—Auch die großen alten Badebecken in der Umgebung [S. 121] der Stadt, die zur Wasserversorgung und als königliche Bäder dienten, Pokunas genannt, sind sehenswert, namentlich die großen von Tissawewa (Pl. 10), Nuwerawawa und Basawakulam (Pl. 11); in der Nähe des erstern ist der kleine Felsentempel Isuruminiya. Sehenswert sind auch eine Buddhastatue, der Pfauenpalast, die Mondsteine etc. (vgl. »Baudenkmäler aus ältester Zeit in Ceylon«, nach dem Englischen des Henry W. Cave, deutsch von Anna, Gräfin von Zech, Berlin 1901).
Die Bahn führt von Kandy (S. 115) über Peradeniya (S. 117) nach (34 M) Hatton (Hatton Hotel; Adams Peak Hotel, Pens. 8 Rup.; Arzt Dr. Thomas in [7 km] Norwood; Hatton Bank; Wagen und Reitpferde zu haben), 1263 m ü. M.; nahebei große Teepflanzungen in den Tälern von Dickoya, Dimbula (wo bis 1870 reiche Kaffeepflanzungen lagen, die durch einen Pilz, Hemileia vastatrix, zerstört wurden) sowie in Maskeliya.
Von Hatton führt die Bahn zunächst etwas bergab nach (41 M) Talawakele und steigt von da gleichmäßig nach (54 M) Nanuoya (1613 m), dann umsteigen und auf Zweiglinie mit weiterer Steigung von 280 m in zahlreichen Windungen bis zur Endstation
(61 M, 98 km) Nuwara Eliya, englisch abgekürzt Nurelia (1893 m; wegen Vorausbestellung der Unterkunft vgl. S. 110! Grand Hôtel [deutscher Manager P. Werner], 122 Z. von 31/2 Rup. an, Lunch 2, Dinner 3, Supp. 11/2, Pens. [wenigstens 3 Tage] von 11 Rup. an, gut; St. Andrews Hotel [deutscher Besitzer Humbert], Pens 8-10 Rup., einfacher, aber gut und in bester Lage; New Keena House, kleines Familienhaus, zum Grand Hôtel gehörig, Pens. 12 Rup., 18 Z.; außerdem Pensionshäuser und Klubhaus; National Bank of India Ltd., Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank), auf einer Hochebene gelegen, besteht aus vielen, zum Teil im Wald oder Garten versteckten Bungalows, darunter der Sommersitz des Gouverneurs. Von November bis April ist es von den Europäern auf Ceylon sehr besucht; in dieser Zeit heiße Tage, aber kalte Nächte. Von Mitte Mai bis Mitte September im SW.-Monsun nasses und kaltes Wetter; Mitte Oktober bei Eintritt des NO.-Monsuns Regen und Sturm. Das Klima ist sehr feucht, aber im Gegensatz zum Tropenklima sehr gesund und erfrischend, die Gegend fieberfrei; Luftwärme im Jahresmittel 14,1° C, im Januar 13,1°, im Mai 15,5°, im Juli 13,8°, im Oktober 14,4°; gelegentlich tritt Frost auf, aber die Sonnenwirkung ist doch stets kräftig. 202 Regentage im Jahre.—Nahe bei Nurelia eine Teefaktorei (Naseby Estate), wo man die Bearbeitung des Tees beobachten kann (interessant).
Vgl. die Karten bei S. 96 und 64.
Auf der Überfahrt von Colombo in NW.-Richtung über den Golf von Manár hat man meist bewegte See; man sieht christliche Fischerboote [S. 126] mit rotem Kreuz im Segel und mit Ausliegern. Die Dampfer ankern in Tuticorin 8 km außerhalb vom Lande, die Landung geschieht auf kleiner Dampfbarkasse, die bei bewegter See 3/4 St. bis zum Landungsplatze fährt. In Tuticorin Zolluntersuchung (S. 49); für Waffen jeder Art, auch Jagdgewehre, ist Zoll zahlbar und Passierschein erforderlich.
Tuticorin (Robert's Hotel, gut; Royal Hôtel; Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft; wenn der Dampfer verspätet eintrifft, wird Frühstück im Zuge angerichtet), Stadt mit 28000 Einw., Baumwollpressen und Spinnerei; National Bank of India Ltd., Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Die frühere Perlfischerei ist jetzt nur noch unbedeutend (die Perlen haben keine gute Farbe). In der Nähe der Stadt große Salzfaktorei.—Hier beginnt die South Indian Railway (die Wagen stehen auf der Landungsbrücke); sie fährt über (19 M) Maniyachi in 5 St. durch die sandige Küstenebene nach
(99 M) *Madura (148 m; Bahnwirtschaft mit 9 Betten, gut; guter Dâk Bungalow, am Bahnhof; Bank of Madras. Fahrgelegenheiten knapp, zeitig bestellen; Einkäufe: Messingsachen und Gewebe in Seide und Wollmusseline, tüchtig handeln), Distriktshauptstadt mit 105984 Einw., einst Hauptstadt des Königreichs Karnatak. Madura, das»Athen«Südindiens, mit großartigen Trümmern und gut erhaltenen Tempeln, gilt als sehenswerteste Stadt Indiens nächst Benares (S. 90). Der *große Tempel Meenachi (1,5 km westl. vom [S. 127] Bahnhof) ist das größte religiöse Bauwerk der Erde und bildet eine kleine Stadt für sich; er ist von neun»Gopuras«(reich mit Bildsäulen geschmückte pyramidale Turmbauten, Eingangstore für die Gottheiten) umgeben, deren höchste 46 m hoch ist. Am Nordende liegt die berühmte Halle der 1000 Säulen (Sahasrastambha Mandapam), von denen nur drei fehlen. Hunderte von Priestern halten sich in den vielen großen Räumen ständig auf. Die westl. Anlage ist Schiwa geweiht, hier Sundareshwar genannt; die östl. der Minakshi, der fischäugigen Gattin Schiwas. Innerhalb des letztern Tempeltores liegt der gemalte Säulengang der Ashta Lakshmi, nach acht Statuen dieser Göttin benannt, die das Dach stützen. In der Nähe der Wasserbehälter (Teppa Kulam)»Tank der goldenen Lilien«(Swarna pushpakarini), umgeben von einem Säulengang. Es ist schwierig, sich im Tempel zurechtzufinden, man nehme einen Führer und besuche die Anlage zweimal, wenn Zeit vorhanden, womöglich einmal abends, bei wunderbarer Beleuchtung durch Tausende von Öllämpchen, besonders bei hohen Festtagen (z. B. Anfang Dezember); auch kann man sich den Juwelenschatz zeigen lassen (Auslegung kostet bei Vorausbestellung 15 Rup.), ziemlich sehenswert. Prächtig ist die neue Halle Tirumala's Choultry östl. vom Tempel.—Der stilvolle königliche Palast von Tirumala Nayak (2 km westl. vom Bahnhof) dient als englisches Regierungsgebäude.—Nördl. von der Stadt liegt jenseit des Vaigai-Flusses das Tamkam, eine Arena für Kämpfe mit wilden Tieren, auch vom König Tirumala erbaut, jetzt Steueramt.— 5 km östl. vom Bahnhof und nördl. vom Fluß ist ein Teppa Kulam (heiliger Wasserbehälter), in dessen Mitte eine Insel mit Tempelanlage; schöne Fahrstraße führt durch prächtige Banyanallee dahin. Der größte dieser Banyanbäume (Ficus indica) beschattet eine Fläche von 55 m Durchmesser.
Die Bahn führt von Madura über (138 M) Dindigul (Bahnwirtschaft), Stadt mit Tabakmanufaktur und alter Felsenfestung, nach (184 M) Trichinopoly Junction Station (Bahnwirtschaft).
Von Trichinopoly Junction fährt der Schnellzug in 11/4 St. nach
(226 M) *Tanjore, Tandschur (111 m; Bahnwirtschaft mit Schlafgelegenheit für 10-12 Pers.; unbequemer Dâk Bungalow am Bahnhof, [S. 128] östl. vom Kleinen Fort, wo Ponys und Bullockwagen zu haben), Stadt mit 58000 Einw., Kunstgewerbe in Gold und Silber, Kupfer, Teppichen, Seide, an der Wurzel des Cauvery-(Coleroon-)Deltas gelegen. Der Palast der Prinzessin von Tanjore im Großen Fort ist etwa 1550 erbaut; im dritten Hof ein achtstöckiger Bau, früher Waffenkammer; im Versammlungsraum (Teluga Durbar) ein Standbild des letzten Radschah und eine Sanskritbibliothek von 18000 Handschriften, davon 8000 auf Palmblättern.—Der Große Tempel von Tanjore im Kleinen Fort ist der älteste und schönste Bau dieser Art, er stammt zum Teil aus dem 11. Jahrh., ist später erneuert und aus einem Wischnuheiligtum in einen Schiwatempel verwandelt worden; in der NW.-Ecke der äußern Umfassungsmauer ist der prächtige Schrein (Subrahmanya Kovil) des Karttikeya, des Kriegsgottes und Sohnes von Schiwa, des Schutzheiligen der Brahmanen; Pilger trinken das über die Statue des Gottes gegossene Wasser. Im Tempel zahllose Lingam, auf dem Vorhof ein *Riesenbulle.—Die Schwartz's Church ist zum Andenken an einen alten dänischen Missionar erbaut; daneben der Shivaganga Tank mit kleinem Park.
Von Tanjore über (250 M) Kumbakonam (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow); Stadt mit 60000 Einw. und großer elfstöckiger Pagode, in deren Nähe der Mahamokam Tank, umgeben von 16 kleinen malerischen Pagoden, liegt, der nach dem Volksglauben alle 12 Jahre vom Ganges Wasser bekommt.—Dann über (290 M) Chidambaram (Dâk Bungalow, 2,5 km vom Bahnhof), Stadt mit den ältesten südindischen Tempeln und Pagoden, nach (299 M) Porto Novo, der ersten portugiesischen Niederlassung an der Koromandelküste; die Bahn läuft längs des Strandes bis (316 M) Cuddalore, Stadt mit 52000 Einw., Indigo-und Zuckerfabrikation, Handel mit Reis und Zucker; der südliche Bahnhof, Old Town Station, hat Bahnwirtschaft, die 3 km nördlichere New Town Station ist näher dem Dâk Bungalow und den Behörden. Dampferstation der British India Steam Nav. Co. Für Weltreisende ist der Ort ohne Belang.—Bei (345 M) Villupuram (Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft) Zweigbahn westl. (24 M) nach der französischen Stadt Pondichéry, deren Besuch nicht lohnt; dann über (409 M) Chingleput (Zweigbahn nach Conjeeveram, S. 104) nach (443 M) Madras (Egmore Station), S. 100. Fortsetzung der Bahn vgl. S. 132.
Vgl. die Karte bei S. 96.
Von Trichinopoly (S. 127) schmalspurige Eisenbahn bis (88 M; 243 M von Madras) Erode Junction (165 m; Bahnwirtschaft; gute Schlafgelegenheit im Bahnhof); umsteigen auf die Hauptlinie der South Indian Railway (Madras-Calicut-Mangalore); die folgenden Entfernungen sind von Madras gerechnet. In (302 M) Podanur zweigt unsre Linie nach den Nilgiribergen r. ab (man frage, ob Umsteigen nötig!) und erreicht, allmählich durch prächtige Gegend ansteigend, über (305 M) Coimbatore (436 m), Stadt mit 40000 Einw., in der Nähe die schöne Pagode von Perur, den Endpunkt der Hauptbahn (327 M) Mettupalaium (Matipolliam; Bahnwirtschaft), 451 m ü. M. Von hier führt eine schmalspurige Zahnradbahn (Nilgiri Mountain Railway), l. sitzen!, durch herrliche Gebirgslandschaft mit wilden Bächen und Wasserfällen, Ausblick auf blaue Berge und dichtbewaldete Hügel, nach (344 M) Coonoor (1860 m; Bahnwirtschaft; Glenview Hotel [deutscher Besitzer Wutzler], Pens. von 6 Rup. an; Gray's Hotel; Hill Grove Hotel; sämtlich gut; Pasteursches Institut für Südindien), eine besuchte, windgeschützte Sommerfrische mit etwa 18° C mittlerer Jahreswärme und 1400 mm Regenmenge im Jahr; Sim's Park und Umgegend sehr schön, besonders der etwa 11 km entfernte, 90 m hohe Kartairi-Wasserfall.—Von Coonoor fährt die Zahnradbahn über Wellington (Militärlager 5 km von Coonoor) und mehrere kleine Haltestellen durch prächtige Berglandschaft aufwärts in 11/2 St. nach
(356 M) Ootacamund, Utakamand, kurz Ooty oder Uti genannt, der besten Sommerfrische Südindiens, 2390 m ü. M., mit 13,5° C mittlerer Jahreswärme (Januar 11,6°, April 16,1°).
Ootacamund ist die Hauptgesundheitsstation der Präsidentschaft Madras; im Sommer haben der Gouverneur und der Höchstkommandierende ihre Amtssitze hier. Die Bungalows des Ortes liegen weit verstreut in einem von Bergen umgebenen flachen Tale, der größte Teil von Ooty liegt nördl. und nö. von dem schönen (künstlichen) See (2201 m), der 2,5 km lang ist. Ortsvorsteher (Municipal Office), Postamt, Buchhandlung und europäische Läden liegen nö. vom Basar der Eingebornen, etwa 1 km nördl. vom NO.-Ende des Sees. Etwa 3 km südl. vom See liegt Lawrence Asylum, eine Knabenschule mit Turm. Das Regierungsgebäude (Government House) liegt etwa 1 km nö. vom Postamt; dicht dabei der prachtvolle *Botanische Garten, der in einer Reihe Terrassen ansteigt und neben der indischen auch die europäische und australische Flora berücksichtigt; Heliotrope erreichen hier 3 m Höhe und 9 m [S. 130] Umfang, eine Verbena-Art wird 6 m hoch. Am obern Hang des Talkessels ist eine Chinchonapflanzung (Chinarindenbaum, Lieferant des Chinins); auch Tee-, Eukalyptus-und Lorbeerpflanzungen finden sich in der Umgebung von Ooty, die sich durch wundervollen, parkartigen Pflanzenwuchs auszeichnet.
Den Rückweg von Ootacamund nimmt man am bequemsten über Coonoor nach Madras, s. S. 100.
Von Madras fährt man über (23 M) Ponneri (Bahnwirtschaft) nach (85 M) Gudur (Bahnwirtschaft) und (110 M) Nellore (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow, gut), in dessen Hindutempel römische Münzen aus dem 2. Jahrh. gefunden wurden, Stadt von 30000 Einw., am Pennar-Fluß, Missionsquartier; dann über (130 M) Bitragunta (Bahnwirtschaft) und (182 M) Ongole (Bahnwirtschaft) über den breiten Kistna-(Krischna-)Fluß nach (268 M) Bezwada Junction (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow), Stadt mit 12000 Einw., Bahnknotenpunkt für Hyderabad (S. 98) und Bellary; in der Nähe der [S. 133] Höhlentempel Undavilli und der Amararshnaraswami-Tempel, 1361 erbaut, und andre Sehenswürdigkeiten für Reisende, die noch nicht tempelmüde sind.—Bei (305 M) Ellore (Bahnwirtschaft), mit Teppichwebereien, ist der Vereinigungspunkt der Kistna-und Godaverykanäle; die Bahn überschreitet später auf großer Brücke den 3,5 km breiten Godaveryfluß und erreicht gleich darauf die alte Orissa-Königsstadt (361 M) Rajahmundry (Radschamandry; Bahnwirtschaft); etwa 40 km flußaufwärts durchbricht der Godavery die Ostghats in landschaftlich schönen Schluchten.—Bei (392 M) Samalkot Junction führt r. eine Zweigbahn (8 M) nach der kleinen Hafenstadt Cocanada (Hotel Viktoria) mit Reede für Küstendampfer. —Der Schnellzug fährt über (426 M) Tuni (Bahnwirtschaft) nach (485 M) Waltair (Bahnwirtschaft; von hier Zweigbahn [3 km] nach dem kleinen, geschützten Hafenplatz Vizagapatam [Dâk Bungalow], mit 41000 Einw., in hübscher Lage).—Dann über (522 M) Vizianagram (Bahnwirtschaft), Hauptstadt eines der größten Zanindari-Staaten mit schönem Palast des Maharadschah, und (656 M) Berhampore (Bahnwirtschaft) nach (686 M) Rambha, am Südende des schönen Chilkasees, eines Haffes, an dessen Ufern man vielerlei Wild, in der kühlen Jahreszeit viele Arten Wasserhühner sieht.
(749 M) Khurda Road (Bahnwirtsch.), Bahnknotenpunkt.
Die Bahn fährt von Khurda Road über (760 M) Bhubaneswar (mit vielen alten Tempeln, mehr als 500 Heiligenschreinen und Höhlentempeln in der Umgegend) und über (778 M) Cuttack (Bahnwirtsch.; Dâk Bungalow), Hauptstadt von Orissa, am obern Ende des Mahanadideltas, dann weiter über die Flüsse Mahanadi und Brahmani nach (850 M) Bhadrak (Bahnwirtsch.), (888 M) Balasore (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow) und (960 M) Kharagpur (Bahnwirtsch.) nach (1032 M, 1661 km) Calcutta, Howrah Stat.
Vgl. den beifolgenden Plan.
Calcutta (spr. kalkatta; der Name bedeutet: Flußtreppe [Ghat] der Kali, einer Göttin) ist im Gegensatz zu den zahlreichen uralten indischen Kulturstädten eine Gründung der Europäer und in einer von Natur sehr ungünstigen Umgebung (nahe dem Westrande des sumpfigen, ungesunden Gangesdeltas am Hooghlyufer, weit über 100 km vom Meer entfernt) erst emporgeblüht, nachdem 1772 der unbedeutende Ort zum Sitze des Generalgouverneurs erhoben worden war. Seitdem hat die vortreffliche strategische und kommerzielle Lage der Stadt ihre Wirkung entfaltet, und heute ist Calcutta, das »Hamburg« Indiens, der Hauptausfuhrhafen des Landes und eine wichtige Industriestadt geworden, deren weitere Entwickelung auch durch die 1911 beschlossene Verlegung der Zentralregierung nach Delhi nicht sehr wesentlich beeinflußt werden wird. Es besteht aus drei Hauptteilen: die White town, die Europäerwohnstadt, vom Charakter einer europäischen Großstadt, und die Black town, die schmutzige Eingebornenstadt, liegen auf dem l. Hooghlyufer. Ihnen gegenüber zieht sich die Fabrikstadt Howrah hin. Die eigentliche Stadt, vom Fluß und der Circular Road eingeschlossen, enthält die Esplanade, den Maidan (CD5), an dem das Fort William, 1773 erbaut, [S. 137] einen Raum von 3 km Umfang einnimmt, mit großem Arsenal, 619 Geschützen und 25000 Mann. Im N. des Maidan der Palast des Vizekönigs und das Rathaus. Die Stadt hat 27 protestantische (St. Paulskathedrale), 8 katholische Kirchen, ein theistisches Gotteshaus der Brahma Samaj-Sekte, aber keine orthodoxen Hindutempel; ferner zahlreiche Denkmäler. Die Bevölkerung beträgt: 890493 (mit Vorstädten 1216514) Köpfe (davon ca. 2/3 Hindu, ca. 30 Proz. Mohammedaner und etwa 6000 Europäer). Die Industrie ist auf Howrah (B2, 3) konzentriert. Mit diesem hatte Calcutta 1902: 26 Jutefabriken (die Hauptindustrie) mit 15132 Webstühlen und 80000 Arbeitern, 8 Baumwollspinnereien mit 324038 Spindeln, Papierfabriken, Zuckerfabriken, Indigofabriken etc. Der Staat besitzt eine große Geschützgießerei in Kosipur. Großartig ist der Handel, er wertete 1906/07: 1300 Mill. Rupien. Aus Deutschland kam 1902 für 11159460, dorthin ging für 82683580 Mark Ware. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Jute und Jutesäcke, Opium, Tee, Reis, dann Häute, Baumwolle, Ölsaaten, Indigo, Rohseide, Gummi. Kohle wird aus Calcutta stark ausgeführt (1905: 7 Mill. Ton.). Der Hafen für sehr große, schwerbeladene Schiffe ist Diamond Harbour (S. 134); die meisten Schiffe können bis zur Stadt gelangen, deren Hafen sich 16 km lang am Ufer hinzieht. Die über den Hooghly nach Howrah führende Schiffbrücke wird zu bestimmten Stunden geöffnet. Es liefen 1910: 539 Schiffe mit 1550000 Reg.-Ton. ein. Die Stadt besitzt zahlreiche Bildungsanstalten, darunter das Hindu College, Sanskrit College, Medical College, die berühmte La Martinière (Stiftung eines französischen Abenteurers, der 1808 als Millionär starb), einen prächtigen Botanischen und Zoologischen Garten, ist Sitz der Asiatic Society of Bengal (Park Street 57, gegründet 1784, mit Bibliothek von 15000 Bänden, Münz-, Gemälde-und Büstensammlung), des Lieutenant-Governors von Bengalen, vieler Verwaltungsbehörden, eines katholischen Erzbischofs, eines anglikanischen Bischofs und andrer Behörden.
Rundfahrt. Man beginne morgens mit der Chowringhee Road (D4/5), wo gute Geschäfte sind und am Nordende der Dhurrumtola-Basar (Pl. 16, D4) liegt. Nun zur *Esplanade (CD5), dem Maidan, Exerzierplatz und Promenade der eleganten Welt; an dessen Nordseite vorbei, r. zwischen dem Palast des Vizekönigs (CD4; Government House, erbaut 1804) und dem Rathaus (Town Hall; Pl. 1, C4) über den Dalhousie Square (CD4) und durch die Eingebornenstadt zur Hooghly- (Schiff-)Brücke (C3), von deren Mitte prächtiger Blick über die Ufer, belebt mit Schiffen und Booten sowie mit Badenden auf den Treppen der Ghats; auf dem rechten Ufer sieht man Howrah (B2, 3) mit Bahnhof, Werften, Docks und Fabriken. Von der Brücke zurück und nach Süden am linken Ufer entlang; r. Anlegebrücken der Seedampfer (Export and Import Jettis), l. vorbei am Zollamt (Custom House; Pl. 4, C3), dem Generalpostamt (Pl. 2, C4), der Bank of Bengal (Pl. 8, C4), dann l. der sehenswerte *Eden-Garten (C4), ein hübscher kleiner Park, von den Misses Eden, den Schwestern Lord Aucklands, angelegt und 1856 mit einer birmanischen Pagode aus Prome geschmückt, am besten [S. 138] abds. (6-7 Uhr Militärmusik) zu besuchen. Der weitere Weg, The Strand (C4), führt dann westl. am großen Fort William (S. 136, nichts Sehenswertes) vorbei, läßt Prinsep's Ghat r., dann über Hastings Bridge auf die Garden Reach Road (BC6), die am Nordende des Kidderpur-Docks Nr. 1 (B6) vorbeiführt; man fahre nun nach l. längs der Westseite dieses Docks, besichtige dort das Löschen und Laden der zahlreichen Frachtdampfer (sehenswert!) und fahre über die Brücke zwischen Dock Nr. 1 und 2 zurück durch Kidderpur zum Zoologischen Garten (C6) mit Prachtexemplaren von Königstigern, Orang-Utans, schwarzen Panthern, Fasanen etc., der auch als Picknickplatz beliebt ist (Konzerte So., Eintr. 1 Rup.).—Sw. liegt das Meteorologische Observatorium, südl. von ihm der Palast Belvedere (C6) des Lieutenant-Governors mit schönem Park und nahe sö. davon die Agri-Horticultural Gardens. Vom Zoologischen Garten fährt man auf der Zeerut Bridge (CD6) über den Tolly Nullah-Kanal (CD6), dann r. vorbei am Rennplatz (Race Course; C5/6), wo das ganze Jahr Wettrennen stattfinden, dann schräg über den Maidan, vorbei an der Victoria Memorial Hall und den Standbildern von Lord Dufferin (Pl. 21) und Outram (Pl. 26), zum Imperial Indian Museum (Pl. 6, D4; Chowringhee Road 27 und 28; guter Katalog am Eingang zu haben; geöffnet 10-4 bzw. 5 Uhr), 1866 erbaut; es enthält wertvolle Fossilien-und Mineraliensammlungen (darin prächtige Edelsteine aus dem Bundelkund und Südindien), ferner eine Antiquitätensammlung, besonders buddhistische Altertümer aus der Tope von Bharhut, aus Muttra und Gandhara (Punjab), die zum Teil griechisch-klassische Schönheit erreichen. In einem Anbau, vom ersten Stock des Museums zu erreichen, eine sehenswerte kunstgewerbliche Sammlung. In der Fossiliensammlung beachte man den Hyänenbär (Hyänoarktos), den Amphikyon, den Machairodos (Säbelzahntiger mit 18 cm langen Zähnen), die Siwalikkatze (so groß wie ein Tiger), den Megaloscelornis (ein Siwalikstrauß); ferner Knochen vom Dinormis, den Kolossochelys (eine Siwalik-Riesenschildkröte) und viele andre Seltenheiten.— Zum Botanischen Garten (11 km sw., Wagenfahrt in 11/2 St. hin, auch den ganzen Garten besichtigt man im Wagen, insgesamt 1/2 Tag Zeit nötig, 9 Rup.) fährt man über die Hooghlybrücke, am Bahnhof Howrah vorbei, dann l. südl. am r. Flußufer auf dem Grand Trunk Road durch die Vororte Howrah, Ramkrishnapur (B4) und Sibpur nach den *Government Botanical Gardens (A5, 6), die am rechten Hooghlyufer gegenüber dem Garden Reach (A6) liegen. Es sind herrliche Parkanlagen mit tropischen Bäumen, Blumenparketts, Sträuchern, Wiesenflächen, Teichen und Bewässerungskanälen. Breite Fahrstraßen durchkreuzen den Park. Am NW.-Eingang stehen drei Prachtbäume, ein Banyanbaum in der Mitte, je ein Bobaum (Ficus religiosa, unter dem Buddhas Erleuchtung stattfand) an jeder Seite; ersterer ist den Brahmanen, letztere sind den Buddhisten heilig! Eine Palmyrapalmenallee führt nach r., eine Mahagonibaumallee nach l.; man bleibe auf der mittlern Fahrstraße, die durch Kasuarinenbäume mit Kletterpalmen darauf in die Palmenpflanzung führt. Dann gelangt man über eine Brücke r. in den Blumengarten mit Orchideenhäusern etc. Ein breiter Weg führt dann zum Flußufer, [S. 139] das man l. läßt, um auf den *großen Banyanbaum (Ficus indica) zuzufahren, der mit mehreren hundert stammartigen Luftwurzeln eine Fläche von 80 qm mit etwa 300 m Umfang bedeckt; man geht unter dem Baum, der von weitem wie ein dichtbewaldeter Hügel aussieht, wie in einem Gehölz spazieren. Westl. vom Botanical Garden Ghat (A5), wo man mit Boot über den Hooghly nach Garden Reach ans linke Ufer sich übersetzen und von da mit Wagen über Kidderpur-Docks (S. 138) zurückfahren läßt, liegt das Direktorgebäude (Superintendent House) am Fluß, und in seiner Nähe das berühmte große Herbarium mit etwa 40000 Pflanzen (vom Direktor Dr. Wallich um 1829 angelegt) nebst Bibliothek. Dem Botanischen Garten ist unter anderm die Akklimatisation und Kultur der Teepflanze im Himalaja und in Assam zu danken.
Ausflug auf der Bahn nach Chandernagore (Hôtel de France, gute Weine), einer 30 km nördl. von Calcutta gelegenen kleinen französischen Kolonie.
Vgl. die Karte bei S. 64
Von Sealdah Stat. im O. von Calcutta mit der »Eastern Bengal State Railway« vorbei am Vororte (5 M) Dum-Dum (spr. damdam), bekannt durch seine Gewehrmunitionsfabrik, in der zuerst die berüchtigten Dum-Dum-Geschosse mit Sprengwirkung angefertigt wurden; dann über (14 M) Barrackpur, mit Landsitz des Vizekönigs und alten Kasernen, nach (46 M) Ranaghat Junction (Bahnwirtsch.) und über (58 M) Bogoola (Bahnwirtsch., 10 Min. Aufenthalt zum Nachmittagstee) nach (103 M) Poradaha Junction (von hier Zweigbahn [47 M] nach Goalanda Ghat, nahe der Vereinigung des Ganges mit dem Brahmaputra, dann mit Flußdampfer und Bahn über Dacca, die alte Hauptstadt Bengalens, nach dem Seehafen Chittagong).—Die Bahn erreicht den [S. 140] Ganges bei (120 M) Damukdia Ghat; hier umsteigen auf die Dampffähre, die in 25 Min. über den sehr breiten Gangeshauptstrom setzt; währenddessen Abendessen an Bord. Die Dampffähre landet bei (132 M) Sara Ghat gegen 21 Uhr; man beachte an den Wagentüren des Zugs die Zettel mit Namen, wenn man telegraphisch Schlafplatz bestellt hat. Dann mit der »Northern Bengal State Railway« in kleinen Wagen von 1 m Spurweite über (156 M) Nattore (bei Rückfahrt wird hier stark geläutet zum Wecken der Fahrgäste, ehe sie zur Fähre kommen) nach
(244 M) Parbatipur (Bahnwirtschaft).
Von Parbatipur weiter über (305 M) Jalpaiguri nach (328 M) Siliguri (Bahnwirtsch., gut; Dâk Bungalow). Hier beginnt die Darjeeling-Himalayan Railway, eine kleine Gebirgsbahn von 60 cm Spurweite, sehr schmale Wagen, I. und II. Klasse geschlossen oder offen. Rauchbrille oder Schleier zum Schutz gegen den Rauch der Lokomotive sowie warme Decken sind erforderlich. L. sitzen, ein Eckplatz im offenen Wagen gewährt beste Aussicht, man schwebt aber zuweilen über Abgründen; der Mittelplatz ist weniger zugig. Der Temperaturwechsel macht sich stark fühlbar, je höher die Bahn steigt; die Fahrt (51 M) dauert 6 St., anfangs durch Flachland mit Feldern, bald aber Aufstieg in dichtem Urwald (der sogen. »Tarai«) meist längs der alten Fahrstraße; in den Dschungeln hausen Tiger, Elefanten, Rhinozerosse, Leoparden und andres Wild. An Waldlichtungen sieht man auch zuweilen Holz schleppende gezähmte Elefanten. Man übersieht Schluchten mit Himalajazedern (Cedrus Deodara), Palmenwäldern, Feigen-und Mandelbäumen und riesigen Rhododendronbüschen. Bei scharfen Kurven sind Schleifen (loops) angelegt, an andern Stellen Kopfstationen (Spitzkehren), wo die Lokomotive an das Ende des Zugs gesetzt wird. In größerer Höhe werden die Zedern und Eichen seltener, häufiger die Baumfarne (Ferntree, bis 10 m hoch, wie Palmen aussehend).—In (360 M) Kurseong (Bahnwirtsch., gut; Clarendon Hotel; Dâk Bungalow), einem Hauptplatz der Teeplantagen, etwa 1500 m ü. M., ist 19 Min. Aufenthalt zum Frühstück. Der Wald macht Teepflanzungen Platz. [S. 141] (Auf der Rückfahrt kann man von Kurseong einen Teil des Abstieges auf einem Richtweg zu Fuß machen, sehr lohnend; man erkundige sich beim Station Master in Kurseong.)—Auf dem weitern Anstieg wird es kühl. Bald hinter Kurseong erster Blick auf den Kanchanjanga (8582 m), dann noch einmal kurz vor Ghoom.—In (376 M) Ghoom, 2600 m ü. M., erreicht die Bahn den höchsten Punkt; gelegentlich Ausblicke auf die Himalaja-Bergkette, dann bergab nach
(379 M) Darjeeling (2184 m), tibetan. Dar-rgjas-glin (d. h. Land des diamantenen Donnerkeils des Lamas), Stadt mit 13000 Einw., Endstation der Bahn.
Darjeeling, Hauptstadt des gleichnamigen britisch-indischen Distrikts, an der Grenze von Sikhim, zwischen Nepal und Bhutan, liegt auf den Vorbergen des Himalaja, ist Sommersitz des Lieutenant-Governors von Bengalen, vielbesuchte Sommerfrische (für Reisende, die in Benares oder Calcutta einen Malariaanfall erleiden, ist schleunigste Reise nach Darjeeling die beste und schnellste Kur) mit dem vorzüglichen Eden-Sanatorium, mehreren Schulen und einem Pensionat zur Ausbildung von Forschungsreisenden und Dolmetschern. Mittlere Jahrestemperatur 11,5° C (Januar 4,5°, Juli 16,4°), größte Kälte-6,7°, größte Wärme etwa 27° C. Das Klima ist regenreich (3200 mm, etwa das Fünffache wie in Deutschland); die Regenzeit beginnt Anfang Juni. Die Hauptstraße The Mall mit Musikhalle (April bis November spielt Mi. und Sa. Musik) führt zum Observatory Hill; dort *Aussicht über die Bergketten von Sikhim hinweg auf den Kanchanjanga (8582 m) und andre Gipfel des Himalaja (großartigste Hochgebirgslandschaft der Erde). In den Basaren und auf dem Markt *Sonntag früh interessantes Volksleben (Mongolen, Tibetaner, Bhutias, Leptschas, Lopos, Nepalesen neben Hindu, Parsen u. a.). Da die Gebirge bei Tage häufig durch Nebel verdeckt sind, suche man die Aussichtspunkte bei Sonnenauf-oder-Untergang auf.—Etwa 1,5 km östl. und 300 m steil bergab liegt das malerische Dorf Bhutia Busti mit tibetanischem Tempel, vor dem mannsgroße bunte Gebetsmühlen stehen (auf den Papierstreifen der Mühlen steht das Gebet: »Om mani padme hum' = O, du Kleinod im Lotos, Amen!«; jede Umdrehung rechnet als ein Gebet!). Auf dem Rückwege sieht man eine Stûpa (oder Dagoba = Grabhügel), umgeben von weißer Mauer.— Der Botanische Garten unterhalb des Eden-Sanatoriums enthält eine Sammlung von Himalajapflanzen, auch schöne Sammlung von Himalajaschmetterlingen, -vögeln und Eiern.
Vgl. Karte S. 155.
Von Calcutta fährt man den Hooghly abwärts (S. 134), durchquert den innersten Teil des Golfs von Bengalen mit SO.-Kurs bis zum Kap Negrais, dann mit östlichem Kurs an den Mündungen des Irawaddy (spr. irawadi) entlang, die sich durch lehmfarbige Trübung des Seewassers ebenso wie die Gangesmündungen weit außerhalb der Küste kenntlich machen. Schließlich steuert man mit NO.-Kurs in den Golf von Martaban bis zur Mündung des Rangoonflusses, auf dem das Schiff aufwärts nach (787 Seem.) Rangoon (S. 145) fährt.
Vgl. den Plan S. 147.
Rangoon, Hauptstadt von Britisch-Birma und Sitz des Lieutenant Governor's, mit 234881 Einw., liegt auf 16° 47' nördl. Br. am Ostrande des Irawaddydeltas, am linken Ufer des Rangoonflusses (Hlaing), des östlichsten Mündungsarmes des Irawaddy, dicht oberhalb der Einmündung des Peguflusses und nach O. begrenzt von dem schmalen Wasserarm Pazundaung Creek (an dessen Ufern die meisten Reismühlen liegen). Die Stadt ist weitläufig gebaut mit regelmäßigen Straßen. Im W. liegt das Chinesenviertel, im NW. das Cantonment, zugleich Europäerviertel, mit breiten Straßen und schönen Gärten sowie vielen Kasernen. Im nördlichen Teile dieses Viertels liegt die große Tempelanlage der *Shwe Dagon-Pagode (s. unten) und östl. davon der prächtige *Dalhousie Park mit den *Royal Lakes. Südl. angrenzend der *Victoria Park, in dem sich die Agri-Horticultural Gardens, das kleine Phayre Museum und der Zoologische Garten befinden. Erwähnenswerte Gebäude sind das Seemannsheim (Sailor's Home) und der Chinesische Tempel in Strand Road, das Sekretariat in der Dalhousie Street, das General Hospital in Commissioners Road, das Gouvernment House in Kemmendine Road, die Kathedrale und das Rangoon College mit Bibliothek, alten Pali-und Birmahandschriften auf Palmenblättern in China Street. Nicht alle Straßen haben Namen und Hausnummern, was das Zurechtfinden in der Stadt erschwert. Die Sägewerke für Teakholz (in denen Elefanten zum Lastentragen verwendet werden) liegen meist in Aloon, am Westende der Strand Road. Man versäume nicht, die arbeitenden Elefanten (wood piling elephants) am Fluß anzusehen, früh 6-9, dann 3 Uhr bis abends.
Rundfahrt. Morgens 1/2-8 Uhr beginne man mit den Basaren (S. 146), insbesondere dem Suratee Bazaar in der China Street und dem Municipal Bazaar am Strand; dann ist die beste Zeit, um die Tätigkeit der sehr geschäftsgewandten, Riesenzigarren rauchenden interessanten Birmaninnen zu bewundern; die Basare werden viel besucht, nur um Erkundigungen einzuziehen, zu schwatzen und zu flirten. Dann fahre man durch China Street bis zur Commissioners Road, in diese l. zum sehenswerten neuen General Hospital, gegenüber das Rangoon College und der Deutsche Klub; von da weiter zum Central Jail (eins der größten Zuchthäuser im britischen Reich), das Verkaufsräume der Sträflingsarbeiten (meist schöne Holzschnitzereien) hat und auch innen sehenswert sein soll; Erlaubnis zur Besichtigung beim Superintendent im Gefängnis.—Dann durch Dalhousie Street bis zum Fytche Square, wo die achteckige Sule-(Solay-)Pagode steht; ihr äußerer Bau ist kaum 70 Jahre alt, aber die Stûpa im Innern soll aus dem 1. Jahrh. stammen und schließt noch eine kleinere Stûpa von der Königin Schinsobu ein. Auf der Terrasse der Pagode interessante Reliquienschreine und Statuen.—Die Hauptsehenswürdigkeit Rangoons, die *Shwe Dagon-Pagode, besichtigt man am besten 4 Uhr Nm. Man fährt vom Strand durch China Street und Pagoda Road bis vor ihren nach S. gelegenen Haupteingang. Sie ist der heiligste Buddhatempel in ganz Hinterindien, wahrscheinlich fast 21/2 Jahrtausende alt (588 v. Chr. erbaut) und steht mitten auf befestigten Terrassen auf einem Hügel des Pegu Jomagebirges. Eine [S. 149] schöne Allee führt von der Stadt zum Haupteingang mit reich verziertem, von fabelhaften Ungetümen aus weißem Stuck bewachtem Tor, zu dem man auf breiter Freitreppe hinansteigt. Auf der Treppe Verkäufer aller Art; Gebetfähnchen, Opferkerzen, Puppen, Tempelblumen, Gongs und Glocken, Eßwaren, dazu Führer und Bettler in Menge. Innerhalb des Tores öffnet sich der farbenprächtige Tempelplatz, in dessen Mitte die große, im untern Teil mit Blattgold, im obern Teil mit Goldplatten bedeckte Pagode über achteckiger Grundfläche von 413 m Umfang sich in vielen Abstufungen flaschenförmig 98 m hoch erhebt. Ihre Spitze trägt als Herrscherzeichen ein goldenes Schirmgestell, reich mit Edelsteinen, besonders den prächtigen birmanischen Rubinen, verziert und mit goldenen und silbernen Glöckchen behängt, und »Ti« genannt; der letzte Ti von 14 m Höhe und 4 m Durchmesser und 1,2 Mill. Mk. Wert wurde 1871 vom König Mindun Min von Oberbirma gestiftet. Acht Haupthaare Gautamas (Buddhas) im Innern der Pagode werden von unzähligen Pilgern jährlich verehrt.
Noch vor Sonnenuntergang sollte man eine Spazierfahrt durch den künstlerisch angelegten *Victoria Park mit Zoologischem Garten und Agri-Hortikultur-Garten, dann durch den schönen Dalhousie-Park um den Royal Lake herum machen, der durch Bougainvillea-Hecken eingerahmt ist und kaum 1 km östl. von der großen Pagode liegt; die goldene Pagodenspitze ist im Hintergrund des Parks zu sehen.—Um birmanische Klöster kennen zu lernen, wende man sich an den liebenswürdigen alten Mönch Uthilawuntha, der dicht beim Bahnhof Pazundaung eine gute Schule leitet und gern europäische Besucher empfängt. Dort ist man in der Nähe der Reismühlen, deren Besichtigung zu empfehlen ist; Erlaubnis wird meist gern gegeben.
Abfahrt in Rangoon vom Terminus (Phayre Street) über (1 M) Pazundaung Stat. durch wasserreiches, gut bebautes Flachland, aus dessen üppigem Pflanzenwuchs viele Pagoden aufragen.
(47 M) Pegu (Bahnwirtsch.; Wagen zu haben), Stadt von 14000 Einw., angeblich 573 begründet, war im 16. Jahrh. eine blühende Großstadt, wovon noch sehenswerte Spuren vorhanden. Vom Bahnhof sieht man an der Westseite die ruhende Riesenfigur Buddhas, den Shwethayaung (55 m lang, 15 m hoch) und nahebei die 1476 erbaute Ordinationshalle für Mönche, Kalyanisima, mit Pali-und Talainginschriften, sowie die Kyaikpun-Pagode mit vier Buddhafiguren, 27 m hoch, mit den Rücken gegeneinander sitzend. Größtes Heiligtum ist die Shwemodo-Pagode, auf einem Hügel malerisch gelegen und von 128 kleinen Pagoden umgeben. In der SO.-Ecke der Stadtmauer steht die Shweaungyo-Pagode, *Aussicht über Pegu und Vorstädte. —Etwa 1,5 km westl. liegt die Shweguzale-Pagode mit 64 Buddhafiguren, 1588 erbaut. (Zur Besichtigung von Pegu fahre man mit dem Frühzug von Rangoon ab, dann hat man bis zur Ankunft des Expreßzugs etwa 4 St. Zeit.)
Der Expreßzug fährt dann über (88 M) Pyuntaza, (166 M) Toungoo, (226 M) Pyinmana, (275 M) Yamethin, (306 M) Thazi Junction (Zweigbahn nach Myingyan am Irawaddy), (359 M) Kyaukse, sämtlich mit Bahnwirtschaften, nach (383 M) Myohaung Junction (Zweigbahn nach Amarapura, S. 153).
Der Expreßzug von Rangoon erreicht nach 20 St. (386 M) Mandalay.
Die Stadt Mandalay (Pattaniapura), 96 m, hat 183816 Einw. und war 1857-85 Hauptstadt des Königreichs Birma; die Stadt besteht aus drei ineinandergeschobenen Vierecken, von denen die innern noch mit Mauern umgeben sind. Stark befestigt und bewacht ist das englische Cantonment, *Fort Dufferin genannt, das alte Palastviertel, von den Birmanen »Mitte des Weltalls« genannt, vom König Mindon Min 1857 erbaut; die alten Paläste des Königs, der Königinnen, die geheime Ratskammer, das Königskloster, die Audienzhallen sind mit reich vergoldeten Schnitzereien geziert und werden von den Engländern als Regierungsgebäude und Kasernen benutzt. Das Government House liegt im großen Wachtturm auf der Mauer des Palastviertels. Eine 2,5 km lange, 9 m hohe weiße Zinnenmauer umgibt die Königsstadt, über den sie umschließenden Graben führen fünf Brücken, davon die nördliche, die »Brücke des Todes«, nur für Leichenzüge. Im breiten Wassergraben wachsen rote Lotosblumen. Schöne Reste von Ziergärten. Von einem runden Aussichtsturm überblickt man das Palastviertel.—Vom *Mandalayhügel prachtvoller Überblick über die *450 Pagoden (jetzt 729 kleine weiße Pavillonpagoden, die am Fuße des Hügels einen großen Mitteltempel umgeben); man sieht bis Amarapura (S. 153); in der Nähe das Glasskloster.—Nahe dem Bahnhof das schönste und größte Kloster von Birma, das *Goldene Kloster der Königin (mit unzähligen Tis, phantastischen Figuren, Balkonen und Säulenpfosten, ein Musterwerk birmanischer Holzschneidekunst), Priester dienen gern als Führer. In derselben 85. Straße liegt die Saik Yah Theehahpagode mit großer Marmorfigur Buddhas.—Der *Basar ist wegen seiner Volkstypen sehenswert, und weil man sehr gute Seidenstoffe und gelegentlich auch Antiquitäten preiswert kauft; Gelegenheit zu photographischen Aufnahmen des Volkslebens.—
Die *Arrakanpagode (Maha Myat Muni) ist nächst der Shwe Dagon in Rangoon (S. 148) die heiligste und größte in Birma; ihr sehr schönes, berühmtes bronzenes Buddhastandbild soll nach der Legende von Buddha selbst zusammengefügt sein; es ist 1784 von Akyab über die Berge nach Mandalay geschafft. (Sehr besuchter Wallfahrtsort.)—Außerdem enthält Mandalay noch viele Sehenswürdigkeiten, deshalb ist mehrtägiger [S. 153] Aufenthalt für Reisende, die birmanisches Leben kennen lernen wollen, sehr empfehlenswert.
Rundfahrt: Bei wenig Zeit beginne man mit der Arrakanpagode, dann zum Goldenen Kloster der Königin, dann Saik Yah Theehahpagode, Fort Dufferin und Mandalayhügel mit den 729 Pagoden und dem Glasskloster. Man beachte, daß der Basar gegen 1/2-5 Uhr Nm. schließt.
Vgl. beifolgende Karte »Hinterindien«.
Von Colombo (S. 110) geht der Dampfer zunächst an der Südküste von Ceylon entlang, nahe an Point de Galle (S. 125) vorbei, läuft dann an der Südseite des Golfs von Bengalen, auf 6° nördl. Br. entlang, östl. auf Atchin Head (seemännischer Name der Nordspitze der Insel Sumatra) zu, wobei auch die südlichste Insel der Nikobaren, Groß-Nikobar, meist nicht in Sicht kommt. Auf der kleinen Insel Poeloe Weh, die einen guten Leuchtturm trägt und dichtbewaldete Hügel zeigt, liegt mitten in tropischem Urwald der wichtige niederländische Kohlenhafen Sabang (S. 158), der von mehreren niederländischen Dampferlinien regelmäßig besucht wird; in der Nähe sind noch mehrere kleinere Inseln dem gebirgigen Nordende Sumatras vorgelagert, dessen 1726 m hoher kegelförmiger Goldberg (Seulawai Agam) weithin sichtbar ist.—Der Kurs bleibt auch weiterhin östl., bis die Insel Penang in Sicht kommt, die auf etwa 51/2° nördl. Br. 5 km vor der Küste der Halbinsel Malakka liegt und den Nordeingang in die Malakkastraße bezeichnet; sie liegt 1268 Seem. von Colombo, 360 Seem. von Singapore.
Penang (Pulu Pinang = Insel der Betelpalme), von den Engländern Georgetown getauft, Stadt mit etwa 150000 Einw. (meist Chinesen, Klings [Arbeiter aus Vorderindien] und Malaien), gehört seit 1785 den Engländern, liegt auf 5° 25' nördl. Br., hat saubere Straßen, auch im Chinesenviertel, und ein feines europäisches Villenviertel mit prächtigen Gärten am Race Course und am Hafen; dort liegt das Postamt mit großer Halle sowie das alte Fort mit Signalstation. Sehenswert sind die Markthallen und Beach Street; in Chulia Street und Campbell Street sind Teehäuser und ein chinesisches Theater. Penang hat lebhaften Handel und starke Zinn-und Sago-Ausfuhr. 1910 liefen 2355 Schiffe mit 2956000 Reg.-Ton. in den Hafen ein.— Rundfahrt nach dem *Botanischen Garten mit Wagen von Downing Street l. an der Schule vorbei durch schattige Straßen des Villenviertels zur Northam Road, dann am Rennplatz vorbei, [S. 157] durch M'calister Road, Sepoy Lines zum Eingang des Gartens, der zwar klein, aber vorzüglich gepflegt und mit seltenen, üppigen Pflanzen bestellt ist. Er liegt etwa 5 km vom Hafen in einem von hohen Felsen umgebenen Talkessel; ein hoher Wasserfall bewässert ihn. In reizvollen Gruppen findet man zahlreiche seltene Tropenpflanzen, insbesondere prächtige Orchideen, Gewürznelkenbäume (Caryophyllus aromaticus), Farne, Ravenala (Baum der Reisenden aus Madagaskar) u. a.—Neben dem Eingange zum Garten führt ein teilweise steiler Weg auf den *Crag Hill, von dessen Gipfel (834 m) *Aussicht über die Insel, den Hafen und das Meer; der Weg ist bis zum Fuße des Hügels 5 km, der Aufstieg 7 km lang; Tragstühle erhält man am Fuß des Hügels; Auf-und Abstieg im Tragstuhl 4 St. (eine Bahn hinauf ist im Bau). Auf dem Gipfel das Crag Sanitarium (Hotel; kleine Zimmer, gute Verpflegung). Man sollte den Aufstieg, wenn man irgend Zeit hat, nicht unterlassen.—Auch ein Besuch des *Großen chinesischen Tempels in Ayer Itam (am Endpunkte der elektrischen Straßenbahn) ist sehr zu empfehlen; Führung durch den Priester, der auch Erfrischungen anbietet; man gebe Tempelspende (1 $). Ein längerer Aufenthalt (etwa eine Woche) auf der landschaftlich sehr schönen Insel Penang, die etwa halb so groß ist wie der Bodensee, ist sehr genußreich.—Fortsetzung der Route s. S. 160.
1) Anschlußdampfer des Norddeutschen Lloyd von Penang dreimal in 14 Tagen, sw. die Malakkastraße querend, nach Belawan (Deli) in 16 St.—Außerdem Dampfer der Koninklijke Paketvaart Maatschappij (Fahrpläne veränderlich).
Belawan-Deli, der Hafen von Deli, liegt Penang gegenüber an der flachen Nordküste Sumatras, an der Mündung des Koeala Belawan, dessen Ufer mit Mangroven bewachsen sind. Nur kleine Dampfer können über die Barre und ankern dicht beim Bahnhof der Delibahn; Zollamt auf der Landungsbrücke. Übernachten in Belawan ist wegen Malariagefahr ungesund; man fahre 1/2 St. mit der Bahn nach Kampong Besar, wo der Agent des Norddeutschen Lloyd zuvorkommend für Unterkunft sorgt. Die Europäer wohnen meist in Laboean Deli und Medan. Der Zug fährt bald nach Ankunft des Dampfers in etwa 2 St. über die 380 m lange Brücke über den Fluß und durch Tabakfelder hindurch nach (etwa 20 km)
Medan (Orange Hotel; Medan Hotel; PT; Klub: De Witte Sociëteit), Hauptstadt des Residenten der Ostküste von Sumatra und eines eingebornen Sultans, mit etwa 15000 Einw. Große chinesische und andre Geschäfte, Hauptort der Tabakausfuhr. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij, Korr. der Deutschen Bank und der Berliner Disconto-Gesellschaft. Deutsches Konsulat (Konsul Karl Hick). Mehrere Bahnlinien führen ins Innere des Ostküstengebiets von Sumatra. Sehenswert ist der Palast des Sultans und der chinesische Tempel. Die sehenswerten Tabakpflanzungen der Deli-Maatschappij werden meist mit chinesischen Kulis bearbeitet. Die Tabakblätter erfahren eine außerordentlich umständliche und sorgfältige Behandlung, bis aus ihnen die vortrefflichen Delideckblätter entstanden sind. Im Gebirge kann man die Batak-Stämme (s. oben) kennen lernen und hat Gelegenheit zu Jagden auf Elefanten, Tiger etc.
2) Dampfer des Rotterdamsche Lloyd fahren alle 14 Tage über Marseille, Port Said, Suez in 20 Tagen direkt nach Padang.—Die Stoomvaart Maatschappij Nederland alle 14 Tage von Genua in 20 Tagen direkt nach Sabang, Singapore, Batavia. In Sabang direkter Anschluß an die Dampfer der Koninklijke Paketvaart Maatschappij, die alle 14 Tage im Anschluß an die Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd von Penang über Sabang nach Padang in 7 Tagen fahren.
Der Dampfer fährt von Sabang (S. 155) längs der gebirgigen, landschaftlich [S. 159] sehr schönen Westküste Sumatras, läuft unterwegs mehrere unbedeutende Hafenplätze an, passiert nun den Äquator (S. 191) und steuert dann in die von felsigen Hügeln umgebene Koninginnen-Bai (unter etwa 1° südl. Breite), deren Ufer dicht bewaldet sind und malerische Dörfer (Kampongs) zeigen. Dann legt der Dampfer an den schönen Kais im Emmahaven dicht am Bahnhof (mit Bahnwirtschaft) an; alle 2 St. fährt ein Zug in 17 Min. für 1/4 Fl. auf 100 m langer Brücke über den Padangfluß nach
Padang (Oranje Hotel, Pens. 5-6 Fl.), Hauptstadt des niederländischen Gouvernements Westküste von Sumatra, in flacher Gegend an der Mündung des Padangflusses. Diese älteste Niederlassung der Niederländer auf der Insel (seit 1666) ist Sitz der obersten Zivil- und Militärbehörden, eines deutschen Konsuls (Joh. Schild) und vornehmster Ausfuhrplatz für die reichen Produkte (Kaffee, Stuhlrohr, Zimt, Muskatnüsse, Gummi, Benzoe, Häute, Kopra, Tabak, Gambir) der Westhälfte von Sumatra, mit 47607 Einw., darunter 5103 Chinesen, 1784 Europäer. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Padang ist mit den Hafenplätzen Emmahaven und Pulu Ajer sowie mit dem Hochlande durch Staatsbahn verbunden. Das Europäerviertel ist eine ruhige, anmutige Gartenstadt mit angenehmem Klubleben (zwei Sociëteiten). Die Besteigung des nahen Affenbergs (Goenoeng' Monjet) bietet schöne *Aussicht auf die Stadt und das Meer.
A. Über See.
Der Dampfer (S. 155) fährt in Sicht der Küste von Malakka anfangs mit südlichem, dann südöstlichem Kurs vorbei an den kleinen Häfen Port Weld (S. 163), Telok Anson (S. 164), Port Swettenham (S. 165), Port Dickson (S. 165) und Malacca Town (S. 165), die alle Bahnanschluß nach dem Innern haben, zur Verschiffung von Gummi [S. 161] und Zinn.—Die Fahrt durch den südlichen, engsten Teil der Malakkastraße, The Straits, führt zwischen Korallenriffen und Koralleninseln vorbei am Kap Tanjong Bulus, dem südlichsten Punkte des asiatischen Festlandes, und nördl. von den größern, zum Teil vulkanischen Riouw-Inseln nach Singapore (S. 166).
B. Über Land (vgl. die Karte S. 162).
Von Station Penang (S. 156) fährt eine Dampfbarkasse der Bahngesellschaft von der Fahrkartenausgabe am Hafen (wo auch Gepäckannahme) in 1/2 St. zur Festlandstation Prai. Von hier geht nun die Bahn durch Reisfelder, Zuckerpflanzungen etc. über die englische Grenzstation (25 M) Parit Buntar (Rasthaus, tägl. $1,50, Verpflegung $2,50), durch die künstlich bewässerte, fruchtbare Ebene des Krian-Distrikts im Staat Perak bis (34 M) Bagan Serai (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), hier Oktober bis März früh und abends Gelegenheit zur Schnepfenjagd; weiter über Bukit Merah, wo die Bahn durch einen Hügel schneidet und ein Bewässerungs-Staubecken kreuzt, durch hügeliges Land vorbei an den größten (von über 4000 Chinesen bedienten) offenen Zinngruben der Erde, zwischen Krian Road Station und (53 M) Kamunting nach (56 M) Taiping (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), einer der malerischsten Malaienstädte, mit schattigen Straßen voller gelb blühender Angsena-Bämne (Pterocarpus indicus), einem englischen und einem chinesischen Viertel.
Auf einem Hügel das Haus des britischen Residenten für Perak, oberhalb der roten Gebäude des Staatsgefängnisses und nicht weit von dem weißen *Museum (Perak State Museum) mit sehenswerten zoologischen, geologischen und ethnographischen Sammlungen der Malaiischen Halbinsel. Nahe dem Sportplatz (Recreation Ground) mit zwei Klubhäusern (Perak Club und New Club) liegt ein sehr schöner öffentlicher Garten mit See, in der Nähe ein schöner Wasserfall. Vom Schießplatz der malaiischen Garnison führt ein guter Weg am Teegarten-Bungalow vorbei durch Dschungeln auf den *Larut-Hügel, mit schönen Ausblicken [S. 163] auf die Perak-Landschaft; auf dem Gipfel sieben Bungalows. —Schwierig und unsicher ist von da der Aufstieg zum Gunong Hijan (1448 m), der weite Aussicht bieten soll (man erkundige sich vorher und nehme Führer mit). Für Ärzte ist das Eingebornen- Krankenhaus beim Bahnhof sehenswert.
Zweigbahn von Taiping über (7 M) Matang Fort, das im britischen Perak- Feldzug 1876 Hauptstützpunkt war, nach (11 M) Port Weld, Seehafen für kleine Dampfer am Sungi Sengar Besar, wo Zinn aus-und Reis eingeführt wird; tägl. Dampfer nach Penang.
Die Hauptlinie führt von Taiping durch schöne Hügellandschaft über Bukit Gantang mit Fortruine (Umgegend reich an Tigern), steigt dann durch mehrere Tunnels auf die Höhe eines Passes und über eine eiserne Brücke mit schönem Ausblick auf die hohen Felsen von Gunong Pontok, deren Höhlen die schwarze Ziegenantilope bewohnt, über (71 M) Padang Rengas nach
(79 M) Kuala Kangsar (Rasthaus $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), Hauptstadt und Residenz des Sultans Idris von Perak (ein hochgebildeter Mohammedaner, ausgezeichneter Herrscher und Vater seines Landes) und des britischen High Commissioner der Verbündeten Malaienstaaten, am r. Ufer des Perak-Flusses, der die untere Stadt öfters überschwemmt; höher liegen die drei Paläste des Sultans, Regierungsgebäude und die Häuser der britischen Beamten sowie die malaiische Hochschule Malay College, nach dem Muster der Eton-Schule; ferner eine *Kunstschule (wo schöne Silberarbeiten etc. zu kaufen sind).
Die Bahn führt von Kuala Kangsar bei (83 M) Enggor zur Pontonbrücke über den Perak-Fluß, dann über (93 M) Sungei Siput und (101 M) Chemor nach
(111 M) Ipoh (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50, und ein Gasthof), aufblühende Handelsstadt im Kinta-Tal, gesund gelegen, Mittelpunkt der Zinngruben, deren Besichtigung sehenswert ist, da nach allen Systemen mit chinesischen Kulis und elektrischen Maschinen dort gearbeitet wird.—In der Umgebung, bei Gunong Rapat und Sungei Raia, schöne Kalksteinfelsen mit sehenswerten chinesischen Felsentempeln. In Ipoh originelle *malaiische, tamilische und chinesische Theater.—Im Kinta-Distrikt leben an den Abhängen [S. 164] des 2172 m hohen Gunong Kerbau, etwa 35 M östl. von Ipoh, die Sakei, ein Stamm scheuer Ureinwohner hellerer Hautfarbe, die noch lange Blasrohre (sumpit) mit vergifteten Bolzen benutzen und nackt in offenen Pfahlhütten leben.
Die Bahn führt von Ipoh über mehrere kleine Stationen nach (149 M) Tapah Road (Rasthaus); Zweigbahn nach (35 M) Telok Anson, einem Hafen für Zinnausfuhr am Perak-Fluß mit Küstendampferverkehr nach Penang und Singapore; Telegraph. Durch reich angebautes Plantagenland, dann durch dichte Dschungeln und Wälder mit tropischen Nutzhölzern über unbedeutende Stationen nach
(221 M) Kuala Kubu, kleiner, hübsch gelegener Malaienstadt im Staate Selangor.
Von Kuala Kubu führt die Bahn über (235 M) Serendah, (241 M) Rawang, Bahnhof für den Ort Bandar Baharu, und (254 M) Batu, lauter Minenstädte, nach
(259 M) *Kuala Lumpur (Station Hotel, neu, am Bahnhof, Pens. von $ 6 an, mit Restaurant; Empire Hotel und ein Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), Hauptstadt der Malaiischen Bundesstaaten mit etwa 35000 Einw., in schöner Lage, mit prächtigen Gärten im europäischen Viertel und verhältnismäßig kühlem Klima. Residenz des britischen »Resident General« der Malaiischen Bundesstaaten. Vor einem schönen öffentlichen Park mit See das Museum mit reichen zoologischen (besonders Vögel und Fische) und ethnographischen (besonders Tonwaren und Matten) Sammlungen. Kuala Lumpur ist für längern Erholungsaufenthalt geeignet, hat gute Basare, Hospital etc.—Ausflüge nach (26 km) Dusun Tua, einem Bungalow mit heißer Quelle in malerischer Landschaft an einem Fluß, wo man tropisches Tierleben beobachten kann (fliegende Eidechsen, fliegende Hunde, Affen etc.).
Von Kuala Lumpur weiter durch Gummiplantagen über (274 M) Kajang (Rasthaus), einem hübschen Dorf mit Zinngruben, nach (302 M) Seremban (Rasthaus), Hauptstadt des Malaienstaates Negri Sembilan, in ähnlich schöner Lage wie Kuala Lumpur, auch mit britischem Viertel.
Die Bahn führt von Seremban weiter durch gut bebaute Obstgärten und Reisfelder und stark bevölkerte, wohlhabende Malaiendörfer über Pedas, Rembau und Chengkau nach (334 M) Tampin (Rasthaus). Fortsetzung der Route S. 166.
Von hier Zweigbahn (22 M) nach
Malacca Town (Rasthaus am Bahnhof, dem Seebad am nächsten; andres Rasthaus an der Seeseite der Stadt), wichtiger Seestadt und Hauptausfuhrhafen der Malaienstaaten, mit etwa 95000 Einw. Malacca Town liegt auf 2° nördl. Br. und ist die älteste europäische Niederlassung auf der Halbinsel, 1511 von den Portugiesen unter Albuquerque begründet und zu einem wichtigen Gewürzhandelsplatz gemacht, 1641 von den Niederländern und 1795 von den Engländern erobert, dann 1818 zurückgegeben, aber 1824 gegen Benkoelen von den Niederländern wieder eingetauscht. Man trifft noch Nachkommen der Portugiesen sowie die portugiesische Kirche Nossa Senhora do Monte auf dem Gipfel des St. Pauls-Hügels, neben dem Leuchtturm am l. Ufer der Mündung des Malacca-Flusses. Der Hügel ist mit alten Festungswerken umgeben. Mehrere Brücken führen über den Fluß zu dem Stadtteil des r. Ufers. Malacca Town ist Sitz der Regierung des britischen Malacca-Territoriums (Teil der Kolonie Straits Settlements, vgl. S. 155). Am Fuß des St. Pauls-Hügels liegen Schulen (darunter die sehenswerte Chinesenhochschule des Dr. Morrison), Post und Telegraph, Gericht, Krankenhäuser etc.; sehenswert ist an der Seeseite Albuquerques Tor. Die Stadt ist ziemlich gesund, obgleich etwas wärmer als Singapore. —Etwa 8 km westl. von Malacca Town liegt der hübsche Badeort *Tanjong Kling (Regierungsbungalow, Erlaubnis zur Benutzung für Seebadezwecke erteilt die Public Works Office in Malacca Town). [S. 166] Malacca Town hat durch Inseln geschützte Reede; lebhafter Verkehr von Küstendampfern nach Penang, Port Swettenham, Port Dickson und Singapore.
Fortsetzung der Hauptroute. Von Tampin (S. 165) führt die Bahn über einige unbedeutende Stationen nach (364 M) Gemas, Grenzstation des Staates Negri Sembilan (Zweigbahn von Gemas im Betrieb über Rompin nach [22 M] Bahau, von da im Bau nach Temerloh im Staat Pahang; Zweigbahn von Bahau nach [12 M] Kuala Pilah [S. 165] im Betrieb), und durch Urwald und Dschungeln des Staates Johor über mehrere kleine Ortschaften nach (450 M) Johor Bharu (S. 169); von da Fährdampfer nach Woodlands (s. unten) und Bahn nach (465 M) Singapore.
Vgl. beifolgenden Plan.
Singapore (bedeutet entweder Löwenstadt = singa puru, oder Raststadt—sing gah pura), die Hauptstadt der Straits Settlements (S. 155), liegt auf der gleichnamigen Insel unter 1° 16' nördl. Br., mithin nur 141 km vom Äquator. Die vorzügliche Lage am Hauptseeweg von Europa nach Ostasien sowie zwischen dem Golf von Bengalen und der Chinasee und in der Nähe der großen Sundainseln und der Philippinen haben die Stadt, die schon frühzeitig zum Freihandelsgebiet erklärt wurde, zu einem blühenden Stapelplatz für den Seehandel und einem wichtigen Kohlen-und Ausrüstungshafen für zahlreiche, stetig wachsende Dampferlinien im Indischen und Stillen Ozean gemacht. Für die englische Kriegsflotte ist Singapore ein wichtiger Stützpunkt außerhalb der europäischen Gewässer. [S. 168] Es ist seestrategisch äußerst günstig gelegen.—Die Stadt zeigt europäisches Großstadtgepräge und hat etwa 250000 Einw., davon sind 4/5 Chinesen, 1/8 Malaien, 3/80 Europäer (etwa 250 Deutsche) und Eurasier, 3/80 Indier (insgesamt 3/4 Männer, 1/4 Frauen); darunter auch Klings (Arbeiter aus Vorderindien), Araber, Armenier, Parsen, Juden, Birmanen, Siamesen etc. Die Chinesen spielen also der Zahl nach die Hauptrolle; sie leben hier nicht nur als Kulis und Kleinhändler, sondern auch ein großer Teil des Handels liegt in ihren Händen.—Der neue Hafen von Singapore ist nach S. durch die Inseln Blakan Mati und Pulubrani geschützt, mit guten Kaianlagen, Kohlenlagern und Warenschuppen reichlich versehen. —Die Ausfuhr umfaßt Zinn, Kautschuk, Pfeffer, Stuhlrohr, Reis, Tapioka, Kopra, Sago, Lack, Patschuli, Zitronellaöl; Einfuhr: Kohle, Petroleum, Eisenwaren, Baumwollwaren. 1908 liefen 5187 Schiffe mit 6984980 Reg.-Ton. in den Hafen ein.— Das Stadtgebiet teilt sich in die Chinesenstadt, das Europäerviertel und das Malaienviertel. Drei Hügel, Pearls Hill (49 m), Government Hill (48 m), gekrönt vom Palast des Gouverneurs, und Mount Sophia (33 m), überragen die Stadt. Gegenüber der Reede liegen die europäischen Geschäftshäuser, einige Klubs und nahe der Johnston Pier die Börse (Pl. 17) und das Postamt (Pl. 18). Auf der Esplanade steht das Gymkhana-Klubhaus und in der Mitte ein Standbild des Sir Thomas Stamford Raffles (Pl. 10), gegenüber die St. Andrews-Kathedrale (Pl. 7). Von der Esplanade führt die High Street nw. zu dem alten Fort Canning (jetzt Signal-und Salutstation); sw. von diesem liegt am linken Ufer des Singaporeflusses der Kampong Malacca und ihm gegenüber auf einer Insel der Kampong Saigon. Die Chinesenstadt liegt südl. vom Flusse, den viele Brücken überschreiten; sie enthält viele Buddhatempel, chinesische Läden und einen großen Basar. Viele reiche Chinesen haben außerhalb der Stadt prächtige Besitzungen.
Rundfahrt. Morgens fahre man über die Cavenaghbrücke in die Chinesenstadt auf den *Markt am Raffles Quai oder einen andern Markt, wo seltsame Fische, andre Seetiere und Tropenfrüchte, wie Ananas, Mango, Mangustins, Rambutans, Brotfrucht, Zuckerrohr u. v. a. verkauft wird; dann nach Wahl durch einige enge Straßen der Chinesenstadt westl. zur Havelock Road, über die Brücke r. durch Kampong Saigon und Kampong Malacca, nördl. durch Mirabeau Road, Tank Road und Orchard Road, oder Tank Road über Government House Hill (nahe am Gouvernementshaus vorbei), Cavenagh Road, Bukit Timah Road (an alten Friedhöfen vorbei), Scotts Road (am Teutonia Club vorbei) und Orchard Road zum *Botanischen Garten (Fahrt 1 St. nnw. vom Dampfer-Anlegeplatz), der auserlesene tropische Bäume und Gewächse zeigt, z. B. Sago-und Kokospalmen, Muskatnußbäume, Kaffeebäume, Kroton-und Kakaobäume, Bananen (auch die Ravenala aus Madagaskar, Baum der Wanderer), Farne (darunter die zierlichen Baumfarne), Lianen, Orchideen, Calamus-Rotang (spanisches Rohr) etc. Nm. zwischen 4 und 5 Uhr besucht die vornehme Welt Singapores den Botanischen Garten; Rückfahrt durch Orchard Road, eine prächtige Allee, [S. 169] zum Raffles Museum (Pl. 9), 1887 begründet, mit naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen und wissenschaftlicher Bibliothek. Vor Sonnenuntergang besuche man die Esplanade und Raffles Plain, den Sportplatz, wo um diese Zeit eleganter Wagenkorso stattfindet.
Vgl. die Karte bei S. 155.
Anschlußdampfer des Norddeutschen Lloyd gehen bald nach Ankunft des Reichspostdampfers von Singapore in 4-5 Tagen nach Bangkok.
Das Schiff geht mit östlichem Kurs um die SO.-Spitze der Halbinsel Malakka ins Südchinesische Meer (S. 214), dann mit NNW.-Kurs an mehreren kleinen Küsteninseln, darunter die 1050 m hohe Insel Tioman, vorbei längs der Ostküste der Halbinsel Malakka, die zuletzt beim Kap Laboha (Labuan) auf etwa 41/2° nördl. Br. gesichtet wird; östl. von diesem Kap liegt die 283 m hohe Insel Teng-gol. Dann gelangt man in den Golf von Siam, dessen Ostseite die Küste von Kambodja bildet; im innern, nördlichsten Teile des Golfs passiert man r. beim Kap Liant (r.) kleine grüne Inseln, ehe das Flachland des Menamflusses in Sicht kommt. Die Menammündung ist nur für kleinere Dampfer mit etwa 4 m Tiefgang zugänglich, weil eine seichte Barre ihr vorgelagert ist; größere Schiffe müssen auf der Reede von Koh ti Chang oder Ang Hin ankern. Das Fahrwasser ist mit Seezeichen und Leuchtfeuern gut versehen, ein Feuerschiff bezeichnet die Barre. Die Flußfahrt (s. die Karte auf S. 172) dauert 3 St. und zeigt schon die Reize des seltsamen Landes; in der schönen Landschaft tauchen die weißen, sonderbaren Tempelbauten, Wat genannt, [S. 170] mit vergoldeten Spitzen und merkwürdigen Giebeln auf. Am linken Ufer liegt die Zollstation Paknam (PT, Zollamt, Bahnhof, Bahn nach Bangkok) mit einem Küstenfort. Auf dem Fluß ist reger Verkehr von Fischerbooten, kleinen Dampfern und Seglern. Die Ufer zeigen Reisfelder, Dörfer, Zuckerplantagen, Fischbuhnen, Fischereihallen und Festungswerke zwischen Palmen. Gegenüber von Paknam sieht man zwei Inseln mit dem Fort Sua-Son-Lek-Tin (Tiger mit verborgenen Klauen) und prächtige Tempelbauten (Wat Phra-tschedi), zu denen im Oktober beim Thot Kathin-Fest siamesische Pilger wallfahren. Weiter aufwärts liegt an einer Schleife des Flusses der Ort Paklat; man passiert erst Unter-Paklat, umfährt große Orangegärten am rechten Ufer und erreicht dann Ober-Paklat in der Nähe großer Palmenhaine. Die gute Landstraße Chareun Krung führt von Paklat nach (etwa 16 km) Bangkok. Bei der nächsten Biegung des Flusses gelangt man vorbei an Schiffswerften und Docks, an Gärten und Reismühlen im Vorort Bang Koläm, und biegt an der letzten Krümmung in das Stadtgebiet von Bangkok ein, wo die Kriegsschiffe und Königsjachten vor Anker liegen, neben zahllosen schwimmenden Häusern; dahinter moderne Fabrikschlote und siamesische Tempel.
Vgl. die Pläne S. 172 und S. 174 sowie die Karten S. 155 und 177.
Bangkok (»Stadt der Obstbäume«), Hauptstadt von Siam, mit 628675 Einw. (darunter über 100000 Chinesen) und 18 km Umfang, unter 13° 45' nördl. Br., beiderseits des Menam, 33 km oberhalb dessen Mündung. Wichtiger Seehafen für Ausfuhr von Reis, Teakholz, Büffelhäuten etc.; 1908 liefen 830 Schiffe mit 774424 Reg.-Ton. ein. Die Ufer haben Landungsanlagen; die siamesische Flotte liegt beim Königspalast an Bojen, fremde Kriegsschiffe ankern gegenüber Oriental Hotel. Bangkok besteht aus einer innern, mit 10 m hoher Zinnenmauer umgebenen und einer äußern Stadt. Die Häuser liegen meist in Gärten, sind am Ufer aus Holz oder Bambus und auf Pfählen gebaut, sonst jetzt auch aus Stein erbaut, während früher Stein außer von Europäern nur zu Tempeln und Klöstern, deren Bangkok an 700 besitzt, und bei den königlichen Palästen verwendet wurde. Viele schwimmende Häuser auf Bambusflößen werden in den die Stadt durchziehenden Kanälen an Pfählen festgebunden, mit Kramläden oder Werkstätten; da viel Marktverkehr auf dem Wasser, ist der Fluß sehr belebt.
In der innern Stadt liegt der Palast des Königs (s. unten) hinter einer hohen Mauer von 1300 m Umfang; der Boden im Innern ist ganz mit Marmor-und Granitfliesen belegt; inmitten des Hofes erhebt sich, von einem spitzen, vergoldeten Turm überragt, der Mahāprasāt, die Halle, in der der König ausländische Gesandte empfängt; in einem weitern Saal erteilt der König Gehör.— Der schönste Schmuck Bangkoks ist die Pagode Wat Tscheng (S. 176), die sich in Terrassen bis zu einer Kegelspitze verjüngt. Mit den Pagoden sind stets Klöster verbunden, wo oft 200-300 Mönche wohnen, außerdem Güter, Höfe, Teiche, Tempel und Kapellen, alle umschlossen von einer großen Mauer.—Besuchswert ist auch die Vajirañan-Bibliothek (Dir. Dr. O. Frankfurter), 1881 gegründet, mit wertvollen Handschriften.—Die Bevölkerung besteht aus Tai oder Siamesen, ferner Birmanen, Chinesen, Malaien, Leuten aus Laos, Pegu, Annam, Kambodja.—Die heimische Industrie ist seit Zulassung des Fremdhandels sehr gesunken, nur der Bau von Flußschiffen und Dampfern, mit Maschinen aus Europa, noch bedeutend; ferner besteht in Bangkok eine Gesellschaft für elektrische Anlagen, viele Reisschälmühlen, Dampfsägewerke. Bangkok ist Mittelpunkt des aufblühenden Außenhandels von Siam.
Rundfahrt durch die Stadt. Das siamesische Leben und das Treiben auf den Märkten sieht man auf Fluß-und Kanalfahrten mit Dampfbarkasse oder Sampan oder mit Wagen zunächst morgens nach dem 2 km langen Hauptbasar Talāt Noï, wo das Völkergemisch erstaunlich ist, oder nach dem kleinern Basar Talāt Vat Koh; die meisten Fremden, besonders Chinesen, trifft man auf dem Basar *Sampeng im SO. der Stadt, mit vielen Verkaufsstellen von Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, mit Niederlagen von Buddhafiguren und Götzenbildern; auch chinesische Spielhöllen fehlen nicht. Von den vielen, meist prächtigen Tempeln sind die schönsten im Palastviertel. (NB. Zutritt zum Palastviertel und zu dem großen Tempel sowie zum Museum ist nur gegen besondere Erlaubnis gestattet, die man durch Konsul oder Empfehlung erlangt.) Das *Palastviertel, wohin man durch die New Road mit Wagen fährt, besteht aus vielen großen und kleinen Gebäuden, in deren Mitte der Palast des Königs (s. oben), ein moderner Prachtbau mit siamesischem Dach, liegt. Wer gut empfohlen ist, erhält junge vornehme Siamesen (die fertig Englisch sprechen) als Führer. Es empfiehlt sich, Nm. gegen 5 Uhr zum Palast zu fahren; dann findet dort meist Promenadenkonzert statt. Hinter dem Empfangspalast liegt das Königshaus Khāng Nai, worin der König wohnt. Im Marstall werden die »weißen« Elefanten (schmutzig hellgrau oder graubraun mit weißen Flecken auf den Ohren, vgl. S. 171) gezeigt; sie nehmen mit Dankverbeugung Zuckerrohr.—Prächtig ist der Tempel *Wat Phra Käo (Tempel der Kleinodien), dessen Hauptbau Phra Ubosat verschwenderisch reich an Goldmosaik ist; sein Hauptaltar, der eine Buddhafigur aus Jaspis mit Kopf aus Smaragd trägt, ist mit Gold und Edelsteinen übersät, die Türen sind mit Perlmutter eingelegt, die Ziegeln vergoldet etc. Zahlreiche Phratschedis (kegel-und pyramidenspitze kleine Pagoden) umgeben den Haupttempel; unter ihnen ist die Si Rathana Phratschedi außen bis zur Spitze mit Goldmusiv bekleidet.— In der Nähe liegt der Krönungstempel Putaprang Phrasat und daneben der feine Pavillon Phra Mondop.
Außerhalb des Palastes liegt das Museum, eine Schatzkammer von Edelsteinen und chinesischem Porzellan. Daneben ein als Museum benutzter Tempel mit vielen Buddhafiguren.—Südl. vom Schloß sind Staats-und Wirtschaftsgebäude und Gartenanlagen mit Kiosken; am Menamufer ist ein Wasserpavillon und Anlegeplatz für Boote.—Im nördlichen Teile liegen das Ministerium des Auswärtigen, die Münze und die Druckerei. In der Nähe hat König Tschulalongkorn den schönen Dusit-Park (Paradiespark) angelegt, wo gelegentlich bei elektrischem Licht Musik spielt und Feste gefeiert werden; in der Nähe ist ein großes *siamesisches Theater, wo nur junge Mädchen meist sehr phantastische Stücke aus der indischen Göttersage spielen.—Von den vielen Tempelanlagen ist *Wat Tscheng mit dem 70 m hohen Phraprangturme weithin sichtbar; von der obersten Galerie prächtige Aussicht. Den Mittelbau krönen vier Türmchen, aus deren Nischen dreiköpfige Elefanten hervortreten. —Ebenfalls weithin sichtbar erhebt sich über einer Baumgruppe auf einem Hügel der Wat Saket.—Die größte Tempelanlage nahe dem Königsviertel ist der Wat Poh mit 49 m langer, schwer vergoldeter liegender Buddhafigur, auf deren mit Perlmutter eingelegten Fußsohlen die 64 Zeichen der Schönheit und Bilder aus Buddhas Leben dargestellt sind.—Noch zu erwähnen ist der Wat Radschabophit mit den Grabmälern der Königskinder; Wat Sutat mit Riesenbuddha, dem 72 überlebensgroße Jünger gegenüber sitzen; der Palast Sarānrom mit schönen Fresken.
Vgl. beifolgende Karte.
Die Fahrt von Singapore geht mit NNO.-Kurs durch das Südchinesische Meer (S. 214), vorbei an der Granitinsel Pulo Condor, Strafkolonie für Anamiten und Chinesen, mit Leuchtturm. Bei Kap Saint-Jacques, dem SW.-Ende des Gebirgsbogens von Anam, kommt die Küste von Cochinchina in Sicht; das Kap ist ein oben kahler, [S. 178] unten dichtbewaldeter Bergrücken (mit Leuchtturm), an dessen Fuß ein Seebad mit Sanatorium für Offiziere und Beamte (Hôtel de la Plage) liegt. Auf den Höhen starke Küstenbefestigungen. (NB. Man hüte sich, diese zu photographieren, wenn man auf einem französischen Dampfer fährt!) Hübsche Spazierwege sind in der Umgebung des Seebades; in der Nähe liegt eine Pagode an einer Stelle, wo ein Walfisch gestrandet, 1848 von anamitischen Fischern erbaut. Dann fährt der Dampfer in dem schmalen und sehr gewundenen Donnaï-Fluß 60 km zwischen flachem Sumpflande, dichten Dschungeln, dann Reisfeldern, Bananen-und Palmenhainen. Bei der Einfahrt in den Saïgonfluß sieht man die roten Türme der Kathedrale der Stadt Saïgon; auf dem Fluß ist wenig Verkehr.
Vgl. den Plan S. 180.
Saïgon, Hauptstadt von Cochinchina, liegt nahe dem Ostrande des Mekongdeltas, 55 km vom Meer entfernt, am r. Ufer des Saïgonflusses, der im Gegensatz zu den verschlammten Mündungsarmen des Mekong für Dampfer befahrbar ist, auf 10° 40' nördl. Br. und hat etwa 51000 Einw., darunter 5500 Franzosen, 300 andre Europäer und 12000 Chinesen. Die Stadt ist sorgfältig und geschmackvoll gebaut mit reinlichen Straßen, der Sumpfboden ist durch Kanäle [S. 182] trockengelegt. Als Hafen dient der Fluß; Warenschuppen und Kohlenlager der Messageries Maritimes (BC5) liegen am Südende, die Marinewerft mit großem Trockendock am Nordende der Stadt. An die Marinewerft grenzt der Zoologische und Botanische Garten (BC1, 2); letzterer reicht bis zu der großen Zitadelle (mit europäischen Kasernen; B2). Von der Ostseite der Zitadelle führt der breite Boulevard Norodom (AB2, 3[see above]) zu dem mitten in großem Park gelegenen Palast des Gouverneurs (A3), hinter dem sich der Volkspark (A4; Jardin de Ville) anschließt. Saïgon hat eine große Kathedrale (A3) in romanischem Stil, eine Sternwarte, mehrere Schulen und verschiedene Denkmäler. Das Klima ist für Europäer nicht gesund. Hauptausfuhr: Reis, gesalzene Fische, Baumwolle, Pfeffer, Gummi, Kopra, Häute, Felle, Hörner und Kautschuk. Einfuhr: Textilwaren, Maschinen, Chemikalien u. a.—Rundfahrt. Um das Volksleben kennen zu lernen, fahre man frühmorgens auf den Markt (B4; Marché) in der Nähe des Arroyo chinois, dann durch die hübschen Anlagen des Jardin de Ville; nördl. von diesem Volkspark liegt das Collège Chasseloup-Laubat (A3), wo Eingeborne als Dolmetscher ausgebildet werden; dann nach r. um den Park des Gouverneurs herum durch den Boulevard Norodom, vorbei r. am Denkmal Gambettas (A3) und der Kathedrale, l. der Zitadelle, zum Botanischen Garten (Jardin Botanique), der reich an tropischen Zier-und Nutzpflanzen ist (mit Baumschule und botanischer Versuchsstation); im daranschließenden Zoologischen Garten (Jardin Zoologique) sind sehr große Königstiger, Leoparden, Bären, Elefanten, Pelikane sowie Schlangen. Nm. besuche man die Promenaden in der Umgebung (A1; Tour de l'Inspection), wenn man das Villenviertel und die vornehme Welt Saïgons sehen will.
Vgl. die Karte auf S. 177.
Von Mytho (s. S. 183) fährt man mit Flußdampfer über Vinhlong, hübsche Niederlassung am r. Ufer, und über Sadec, den »Garten von Cochinchina«, vorbei an Ortschaften in fruchtbaren Niederungen mit bergigem Hinterland und erreicht
Pnom-Penh (Grand Hôtel [Unterbringung im Hotel auf Kosten der Messageries fluviales. Das Hotel gibt für den Aufenthalt in Angkor einen Boy als Koch sowie Proviant, Wein und Mineralwasser mit. Zur Stadtbesichtigung ist 1 Tag Zeit]; Banque de l'Indo-Chine, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; Post und Tel.; viele französische Geschäfte; Agent des Norddeutschen Lloyd: Speidel & Co.), Hauptstadt des Königreichs Cambodja mit 46000 Einw., darunter 360 Europäer (meist Franzosen), 6800 Chinesen; einige Stadtteile haben modernen Zuschnitt, im Khmerstil gebaut. Viele Spielhöllen, von Chinesen geleitet, wo »ba-quan« gespielt wird. Eine große Allee führt parallel zum Flusse durch die Stadt zum *Königspalast, mit vielen Gebäuden mit Perlmutterornamentik, großem Thronsaal mit Deckengemälden (Nymphen und Göttinnen). Sehr sehenswert ist das Ballett der Bajaderen des Königs, mit anmutigen Körperbewegungen von klassischer Schönheit. Mitten in der Stadt liegt der *Pnom, ein Hügel mit einer 986 erbauten Pagode, umgeben von schattigem Volkspark mit Käfigen wilder Tiere und Vogelhäusern. Prächtige Steintreppe mit Löwen- und Kriegerfiguren führt zur Pagode, *Aussicht auf Fluß und Umgegend. Modern sind das Heiligtum des großen Bonzen und der Königstempel Vaht Phrakeo; auch die Leichenverbrennungsstätte ist sehenswert.
Die Fahrt geht von Pnom-Penh in den Ausfluß des Tonlé-sap (S. 179) und erreicht den großen See bei Kompong Luong, dem Landungsplatz für den 6 km westlichern alten Königssitz Ou-dong, mit seltsamen Mausoleen und einem Riesenbuddha sowie mehreren reich mit Figuren, Reliefs etc. geschmückten Pagoden. Am r. Ufer liegt flußaufwärts das Malaiendorf Lo-vek und 8 km westl. davon die Ruinen von Lo-vek, einer noch ältern Hauptstadt Cambodjas als Ou-dong. Am NW.-Ende des großen Sees liegt die Mündung des Siem-Réap; dort liegen l. Sampans bereit für Reisende und Gepäck. Man fährt etwa 41/2 St. mit Sampan je nach Wasserstand den kleinen [S. 185] Fluß hinauf, bis man die Ochsenkarren erreicht, die den Reisenden zum Rasthause (ganz neu, mit 10 Z. und 14 Betten sowie Speisesaal) bei Angkor-Wat bringt; Mitnahme von Decken für die zuweilen sehr kühlen Morgenstunden im Boot ist zu empfehlen. Nm. Besuch des wenige Schritte vom Rasthaus entfernten, noch gut erhaltenen, von Prea-ket Mealea im J. 57 n. Chr. erbauten Tempel *Angkor-Wat, etwa 3 km nördl. von Siem-Réap; er steht in einem Park, zeigt viele brahmanische Inschriften, Denkmäler, seltsame Tiergestalten, Säulenhallen, große Gopuratürme, prächtige Tore etc. Von da Besuch des Königspalastes von *Angkor-Thom, 4 km nördl. vom Rasthaus; er ist von einem Mauerviereck mit 4 km Seitenlänge umgeben, das fünf Tore mit Türmen und Terrassen hat; im Innern stehen sonderbare Zeugen der alten Khmerkunst: der Bhan-yong (Bayon), ein mehrstöckiger Hallenbau mit 14 Türen sowie andere fast rätselhafte Bauwerke, die als Paläste und Tempel dienten. Nach Angkor-Wat wallfahrten jetzt noch zahlreiche Pilger; die Tempelstätten werden von Priestern gepflegt. Die ganze Umgegend ist reich an Tempelruinen.
Die Seefahrt vom Kap Saint-Jacques (S. 177) längs der Küste von Anam bietet vom Leuchtturm des Kap Padaran (mit Blitzfeuer von 32 Seem. Sichtweite) schöne Gebirgslandschaft. Ein sehr schöner Hafen liegt in der Bucht von Cam-ranh, der als Schutz bei stürmischem Wetter dient. Manche Dampfer laufen den Hafen von Nha-Trang an, in dessen Laboratorium 1897 Dr. Yersin den Pestbazillus entdeckte. Man passiert dann Kap Varella mit Leuchtturm und gelangt nach Quinhone, Hafenplatz in einer großen geschützten Bucht; in der Ebene viele Baudenkmäler der Khmer (S. 183); 18 km nw. liegt die Zitadelle von Binh-dinh (15000 Einw.). Auf 16° 15' nördl. Breite erreicht man die schöne Bucht von
Tourane (Tourane Hôtel oder Hôtel Morir, 40 Z. 4, Ged. 3,50, Pens. 12 Fr.;—Banque de l'Indo-Chine, Korr. der Deutschen Bank und der Berliner Disconto-Gesellschaft); moderne Stadt (vgl. S. 185) mit 4300 Einw. (100 Europäer); Ausfuhrplatz der Kohlengruben von Nang-Son; Eisenbahn von hier über Hué nach Quangtri, 175 km. Im Volkspark Skulpturen von Khmerbauten. Der Hafen mit 8 m Wassertiefe liegt 3/4 St. von der Stadt. Ausflug im Palankin mit Trägern (durch die französische Residentschaft vorher zu bestellen), die alle 10 km gewechselt werden (Preis 10 c. für jeden Mann), über den 470 m hohen Bergkamm Col des Nuages bis (107 km) Hué; soll sehr lohnend sein. Schneller gelangt man mit der Eisenbahn (s. S. 185) nach
Hué (Grand Hôtel Guérin Hué), Hauptstadt des Königreichs Anam, mit 50000 Einw., auf 16° 35' nördl. Br. am l. Ufer des Huong-giang oder Huéflusses; gegenüber liegt die französische Oberresidentschaft (Résidence supérieure) und ein kleines französisches Viertel. Sehenswert sind die Königsstadt und die Königsgräber, zur Besichtigung ist Erlaubnis durch die Residentschaft zu erwirken. Der *Palast des Königs Duy-Tan ist mit hoher Mauer umgeben, viele Gebäude liegen innen in Gärten. Die Stadt umgibt die Königsstadt, hat viele Pagoden, Schulen, Zeughäuser und ist mit Festungsmauern nach Vaubans System umgeben. Gewerbe und Handel sind unbedeutend. Bahn nach Hanoï. Beim Ausflug nach den *Königsgräbern (1 Tag, Mundvorrat mitnehmen!) fährt man von Hué im Wagen bis zum Fluß und nimmt hier Sampan zum Besuch der flußaufwärts gelegenen Gräber (es ist verboten, durch die Mittelpforte der Mausoleen einzutreten, die nur für den König da ist). Man besichtigt zuerst das Mausoleum von Gia-long, dann das hervorragend schön gepflegte von *Minh-mang (mit Gärten). Dann zurück zum Wagen und Besichtigung der interessanten Totenstadt von *Tu-duc in der Nähe von Thieu-tri.
Von Tourane (s. oben) steuert der Dampfer mit NNW.-Kurs durch [S. 187] den Golf von Tonkin auf die kleine Insel Hon-dau mit Leuchtfeuer zu, die vor der Cua-Cam-Mündung des Roten Flusses liegt; r. läßt man die Norwayinseln mit 22 Seem. weit sichtbarem Blitzfeuer, die den großem Inseln vor der Alongbucht vorgelagert sind. Bei Do-Son (Grand Hôtel; Doson Hôtel, gut), 22 km so. von Haïphong, ist auf einer Halbinsel ein hübsches, vielbesuchtes Seebad mit vielen Villen angelegt. In die Mündung des Cua-Nam-trieu, dem neuen Hauptfahrwasser nach Haïphong, das durch den Dinh-Vu-Durchstich mit dem Cua-Cam (oberhalb dessen Mündung) verbunden ist, können jetzt große Dampfer bis 8,5 m Tiefgang einsteuern.
Haïphong, Stadt mit 27000 Einw., ist der Haupthafen von Tonkin, wie Saïgon der von Cochinchina ist, und hat in seiner Lage Ähnlichkeit mit jenem; es liegt nicht im Delta des Hauptflusses von Tonkin, des Roten Flusses, dessen Mündungsarme zum Teil wie die des Mekong verschlammt sind, sondern etwas seitlich am Zusammenfluß des Song Tam-bac mit dem Cua-Cam, 37 km vom Meere.
Die Stadt macht europäischen Eindruck; an den Flußufern liegen Warenschuppen und Schiffswerften, gute Kai-Anlagen und ein Trockendock. Haïphong ist Ein-und Ausfuhrhafen für Tonkin und die chinesische Provinz Yünnan, bis zu deren Hauptstadt eine Eisenbahn führt. Deutsche Frachtdampfer der Hamburg-Amerika Linie und der Reederei Jebsen laufen Haïphong regelmäßig an. Ausfuhr: Reis, Zinn, Farbhölzer (Gambir), Mais, Paddy (ungeschälter Reis), Maniok (Manihot), Galmei (Zinkspat), Wolfram. Außer einem Denkmal Jules Ferrys keine Sehenswürdigkeiten.
Eisenbahn nach Hanoï, 101 km in 3 St. 40 Min. für I. $ 7,07, II. $ 5,05. Man fährt um Haïphong herum, dann über eine 90 m lange Drehbrücke durch die Flußniederung vorbei an der Zitadelle von (44 km) Haïduong, Stadt mit 8000 Einw., 25 m hohem Uhrturm und schönem Park; dann über (60 km) Cam-giang, (76 km) Lac-dao und (95 km) Gia-lam und über die prächtige, 1682 m lange Brücke Pont Doumer über den Roten Fluß nach
Hanoï, Hauptstadt Indochinas, auch Kescho(d. i. Markt) genannt.
Die Stadt Hanoï, unter 21° 2' nördl. Br. am r. Ufer des Songkoi, 175 km von dessen Mündung, malerisch gelegen, ist terrassenförmig angelegt, mit breiten, modernen Straßen und hübschen Promenaden, hat schöne Wohnhäuser, Geschäftshäuser, Villen und große moderne Magazine (Debeaux frères, Union commerciale indo-chinoise etc.) im europäischen, andre Häuser aus Stein und Ziegeln im chinesischen Stil. Hanoï ist Sitz des französischen Generalgouverneurs und Oberresidenten, mit 103188, mit Nachbarorten 150000 Einw., darunter 2000 Chinesen, 1088 Europäer (ohne Militär). Die eingeborne Industrie erzeugt Baumwollen-und Seidenstoffe, schöne Seidenstickereien, [S. 189] Perlmutterarbeiten (Inkrustationen), Filigranarbeiten aus Gold und Silber, lackierte Waren. Der Handel, meist in den Händen von Chinesen, neuerdings auch von Europäern, ist bedeutend; Ausfuhr: Reis, Zuckerrohr, Seide, Mais, Bohnen, Schellack, Erze. Fahrzeuge können bis Hanoï hinaufgelangen, Boote (in der guten Jahreszeit auch Dampfschaluppen) bis Laokay. Außerhalb der Stadt liegt die hohe alte, für den damaligen Herrscher von Anam nach Vaubans System durch französische Offiziere erbaute Zitadelle mit schöner Pagode, Wohnungen der Mandarinen, Kasernen, Magazinen, Arsenal, Schatzkammer etc.—Rundfahrt. Morgens besuche man die Markthallen in der Eingebornenstadt, in der Rue du Riz; dicht dabei, in der Rue des Voiles, ist die Pagode des Kriegsgottes Ba Mã mit *Bronzestatue auf Drachenthron. Beim Teich von Truc-bach liegt die *Pagode des Großen Buddha mit schöner Riesenbronzestatue Buddhas; auch die Pagode der beiden Schwestern Trung (Trung-Liet, zweier tonkinesischer Jungfrauen von Orléans, die Anam 38 n. Chr. vom chinesischen Joch befreiten) ist sehenswert. Im Kleinen See (Petit Lac) liegt die *Pagode de l'île de Jade (auch Ngoc Son genannt). Von da fahre man an der Kathedrale vorbei zum *Museum beim Bahnhof am Boulevard Gambetta, worin Baudenkmäler der hinterindischen Kunststile gesammelt sind; in Nebenhallen sind permanente Ausstellungen von Kunst-, Gewerbe-und Handelsgegenständen. Vor dem Museumsplatz steht am Boulevard Gambetta ein schönes Denkmal (von Rivière): »Frankreich beschützt Indochina«.—Nun zum Botanischen Garten (Jardin Botanique), in dessen Mitte der kleine Hügel Nui-sa liegt; oben *Aussicht über Stadt und Roten Fluß. Außer Pflanzensammlung findet man Käfige mit Tigern, Hirschen, Vögeln, Schlangen etc.—Neben dem Botanischen Garten liegt in schönem Park der Palast des Generalgouverneurs.—Südl. vom Botanischen Garten die Lotospagode Chua Mot-cot, aus dem 11. Jahrh.— Die bis zur Hauptstadt der benachbarten chinesischen Provinz Yünnan seit 1910 fertiggestellte Bahn (s. unten) ermöglicht einen bequemen Besuch des südwestlichen China.
Vgl. die Karte bei S. 215.>
Von Hanoï (S. 188) über eine große Eisenbahnbrücke auf das l. Ufer des Songkoi und durch den obersten Teil der angebauten Deltaebene bis zur Austrittsstelle des Songkoi aus dem Gebirge. Das Tal des Mittellaufes des Flusses ist 1000-1200 m tief in das regenreiche Gebirgsland von Obertonkin eingeschnitten und größtenteils mit Urwald bedeckt, der zahlreiches Wild birgt; der Strom ist trotz mancher Stromschnellen in der Regenzeit (Sommer) mit großen Schiffen aufwärts bis Laokay zu befahren. Die Bahn folgt dem Songkoital bis
(296 km) Laokay, dem französischen Grenzort, an der Mündung des Bergflusses Namti in den Songkoi; wichtiger Handelsplatz; kleine Zitadelle, erzreiche Umgebung.—Über den Namtifluß nach dem chinesischen Grenzort Hokeon (d. h. Flußmündung). Dann beginnt der 180 km lange Aufstieg zum Hochlande von Yünnan, im Tale des Namti aufwärts, mit Hilfe von 78 Tunneln und 123 Brücken, davon 24 Tunnel und eine zwischen zwei Tunnel eingeschaltete Brücke auf einer 15 km langen Strecke (Boucle, Schleife), die zur Überwindung eines Talkessels dient, bis—(476 km) Möngtse (1370 m), Stadt mit etwa 12000 Einw., seit 1889 dem Fremdenhandel geöffnet; in der Umgebung Zinn-, Silber-und Bleibergwerke. Weiter nordwestwärts wieder über zahlreiche Brücken und Tunnel über Tschikai und die Kreishauptstadt Lin-ngan (1380 m), sodann über einen Gebirgszug ins Tal des Holiukiang, des Hauptquellflusses des Hsikiang (S. 254), und in diesem aufwärts auf die Hochfläche von Hsin-hsing (1643 m), zuletzt um den See Tienschi (1950 m) herum nach
(773 km) Yünnanfu (1960 m), Hauptstadt der Provinz Yünnan und Amtssitz des Generalgouverneurs von Yünkwei (Provinzen Yünnan und Kweitschou); Missionsstation, Telegraph nach Tschungking (S. 263) und weiter nach Mittelchina sowie nach Birma; berühmte Seidenstoffe und Teppiche.
Vgl. den Karton auf der Karte von »Hinterindien« bei S. 155.
Die Fahrt von Singapore nach Batavia führt durch die Riouwstraße zwischen den Inseln Batam r. und Bintang l., passiert dann die »Linie« (den Äquator), zuweilen durch »Linientaufe« (Fest der Schiffsbesatzung mit Begießung von Wasser äußerlich und Rum innerlich) gefeiert, und geht an bewaldeten Inseln des Riouw- und Lingga- Archipels mit südlichem Kurs meist durch die schmale Bangkastraße, zuweilen zwischen den Inseln Bangka und Billiton durch die Gasparstraße. Die Zinninsel Bangka ist flach mit etwa 700 m hohen Bergen, ihr Hauptort Muntok am Westende wird von Dampfern angelaufen. Billiton (Blitong) ist ebenfalls bergig, bis 600 m hoch und reich an Zinn und Eisen; der Hauptort Tandjong-Pandang liegt an der Westküste. Bei der Ansteuerung der Bataviabai ist der weiße Leuchtturm auf einer kleinen Insel auffällig; die Küste ist flach, die hohen Berge des Hinterlandes geben ein prächtiges Bild, sind aber häufig im Dunst verdeckt.
Vgl. die Karte bei S. 155.
Vgl. den Lageplan S. 196 und den beifolgenden Stadtplan.
Batavia, Hauptstadt Niederländisch-Ostindiens und der gleichnamigen Residentschaft Javas, mit (1905) 138500 Einw. (darunter über 8000 Europäer und 28000 Chinesen), liegt nahe dem Westende der Nordküste, unter 6° 7' südl. Br., an der Südseite einer geräumigen, durch 17 kleine Koralleninseln geschützten Bai und am Flüßchen Tjiliwong, inmitten ausgedehnter Reisfelder und Kokospflanzungen. Die Unter-oder Altstadt (Benedenstad, AB2) enthält das große Stadthaus, eine Kirche, die Javasche Bank, die Zollgebäude, ein für Chinesen und ein für Eingeborne bestimmtes Hospital sowie ein Gefängnis für letztere, die Magazine der Regierung und der Niederländischen Handelsgesellschaften, die Kontore und Speicher der großen Handelshäuser und der Schiffsagenturen, ist aber nur noch von Malaien, Javanen, Arabern und Mauren, Mischlingen und Chinesen (im chinesischen Kampong) bewohnt, während die Europäer ihre ehemaligen Wohnhäuser in der Unterstadt nur während der Geschäftsstunden aufsuchen, sonst aber in dem neuen Stadtteil Weltevreden (= Wohlzufrieden; C4/5) wohnen, wohin der fast 4 km lange, gleichfalls europäische Stadtteil Molenvliet (AB3) über die Stadtteile Noordwijk und Rijswijk (B4) hinüberführt. Die luftigen großen Häuser, mit Veranden, liegen getrennt zwischen Zierbäumen. In Rijswijk das großartige Harmoniegebäude, das Palais des Generalgouverneurs, südl. angrenzend der schöne Rasenplatz Koningsplein (B4, 5), der ringsum von schönen Gebäuden, darunter die armenische Kirche, das Gebäude der Naturhistorischen Vereinigung, das Museum der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften und die Wilhelmskirche, umgeben ist. An die NO.-Ecke von Koningsplein schließt sich die Zitadelle Prinz Frederik Hendrik (B4) und das neue Gebäude der Koninklijke Paketvaart Maatschappij. Östl. vom Tjiliwong liegen um den großen Platz Waterlooplein (C4) die römisch-katholische Kirche, das Theater, die Freimaurerloge, das Gefängnis für Europäer, das Regierungsgebäude (Het Paleis), das Laboratorium, Infanterie-und Artilleriekaserne (Kavallerie im Stadtteil Rijswijk); südl. das große Militärhospital und das Arsenal (C5). Hieran schließen sich die von Eingebornen und Chinesen bewohnten Kampongs.— Die Industrie beschränkt sich auf Kalkbrennerei, Ziegelfabrikation, Töpferei, Gerberei und Destillation von Arrak; Hausindustrie ist die Matten-und Korbflechterei, Batiken etc. Der Fluß Tjiliwong ist in ein Kanalnetz zerlegt, von dem Batavia durch-und umzogen wird. Da in der seichten innern Reede nur flachgehende Schiffe ankern können, hat man 9 km östl. bei Tandjong-Priok einen Hafen angelegt, der durch Kanal, Eisenbahn und Fahrstraße mit Batavia [S. 199] verbunden ist.—Ausfuhrartikel sind Kaffee, Zucker, Tabak, Gewürze, Pfeffer von Sumatra, Zinn aus Bangka und Billiton, Damaraharz, Indigo, Reis, Rotang, Gambir, Kopra, Bambushüte, Häute, Tee, Arrak, Palm-und Kajeputöl, Teakholz, Büffelhörner und Büffelhäute, Chinarinde, Kampfer, Kassia, Sandel-und Sapanholz, Tamarinden, während die Einfuhr in europäischen Manufakturen, Eisen, Luxusartikeln, Wein, Butter, Konserven besteht. Die Hälfte des Umsatzes fällt auf das Mutterland. Der Schiffsverkehr ist lebhaft.— Zu den Bildungsanstalten gehören das Gymnasium Wilhelm III., je eine höhere Bürgerschule für Knaben und Mädchen, 13 andre Regierungsschulen, 5 Privatschulen, die Parapatan-Waisenstiftung. Für Nichteuropäer bestehen 30 Schulen, außerdem 1432 mohammedanische Schulen. Eine medizinische Bildungsanstalt für eingeborne Ärzte (Doctors Djawa) ist am Militärhospital. Weiter sind zu nennen die Batavische Gesellschaft für Künste und Wissenschaften (1778 gegründet), die Gesellschaft für indische Sprach-, Länder-und Völkerkunde, die Gesellschaft für Landbau und Industrie, die Gesellschaft für Minenwesen (mit großen mineralogischen Sammlungen).—Batavia ist Sitz des Generalgouverneurs und der höchsten Regierungs-, Gerichts-und Militärbehörden, eines katholischen Erzbischofs, einer Handelskammer.—Die Umgebung ist bedeckt mit den von Eingebornen und Chinesen bewohnten Dörfern (Kampongs) inmitten ausgedehnter Kokospflanzungen und Reisfelder.
Rundfahrt. Früh zwischen 6 und 9 Uhr fahre man durch die schönen Straßen von Weltevreden im Wagen (durch Tanah abang, Kebon Sirih, Tjikini, Pegangsaan, Matraman, Kramat, Waterlooplein, Koningsplein) oder um 6 Uhr mit der Dampfstraßenbahn in die Benedenstad und gehe zum Kleine Boom (A1) durch das alte Tor des Bataviakastells, wo die alte Kanone Merians besar (oder djagoer) liegt, die von der eingebornen Bevölkerung als Fruchtbarkeitsspenderin verehrt wird. Nicht weit davon ist der sehenswerte Fischmarkt Pasar Ikan; dann über eine Zugbrücke und durch Kali Besar, wo die alten holländischen Kaufhäuser stehen; zurück zur Straßenbahn durch das chinesische Viertel (A2). Dann kann man Kaufleute etc. in der Altstadt im Geschäftsviertel besuchen, hierauf fahre man zum *Museum (B5) am Koningsplein (8-3 Uhr geöffnet, Mi. und So. frei); es enthält eine vollständige javanische ethnographische Sammlung: Häusermodelle, Hausgerät, Waffen, interessante Musikinstrumente, besonders das Gamelang (16 Kupferplatten über zwei Bambustragbalken, in C-Dur ohne halbe Töne), große und kleine Gongs in Holzgerüsten, groteske Wajang-Puppenfiguren für das javanische Schattenspiel, kunstvolle Sarongs, bunte Stroharbeiten, Modelle von Folterwerkzeugen und Hinrichtungsarten; in einer Schatzkammer sind Schmucksachen, mit Edelsteinen besetzte Kris, ein goldener Sultansthron. Auch die Archäologische Sammlung ist sehenswert; berühmt ist die *Münzensammlung. Vor der Bibliothek (Mi. und Sa. 71/2-9 Uhr Vm., So. 8-11 Uhr) steht ein kleiner Bronzeelefant (Geschenk des Königs von Siam).—Nach der Reistafel, zwischen 1-5 Uhr Nm., ruhen alle Holländer der Hitze wegen, die Straßen sind leer; nach 5 Uhr unternehme man Spazierfahrten in den prächtigen [S. 200] Straßen Weltevredens (s. oben) zu den Plätzen, wo die Musik spielt und die vornehme Welt Batavias promeniert. Dabei sieht man die Denkmäler von Jan Pieterzoon Coen, den Begründer der Stadt, das Waterloo-Denkmal mit Löwen, ein Siegesdenkmal mit Eisernem Kreuz, das Denkmal des Generals Michiels, letztere drei auf dem Waterlooplatz.
Eisenbahn (am besten mit Morgenschnellzug, etwa 7 Uhr) von Batavia, Stat. Noordwijk, in etwa 11/4-21/2 St., für I. Kl. 43/4, II. 31/4 Fl. Man fährt durch Reisfelder und Obstgärten, Kaffeeplantagen und üppige Wälder mit hohen Palmen, Tamarinden, Banyans, Bananen, Farnen und Bambusgebüschen. Herrliche Ausblicke auf das Bergland Javas; die Bahn steigt durch die Vorberge bis (62 km) Buitenzorg.
Führer für Buitenzorg: Dr. W. Burck, »Wandelingen door den Botanischen tuin«, auch in deutscher Übersetzung zu haben; »Gids van Buitenzorg en Omstreken«, Verlag von Gr. Kolff & Co. in Batavia; Führer des Touristenbureaus (S. 195).
Buitenzorg (spr. beutensorch, d. h. Ohnesorge = Sanssouci), 263 m ü. M. (Hôtel Bellevue, sehr gerühmt, man nehme eine »bergkamer«, Zimmer nebst Veranda, mit Aussicht aufs Gebirge [Vulkan Sálak], Pens. tägl. 6-8 Fl., Wagen am Bahnhof, man fährt 10 Min. durch die Allee Djalan besar; Hôtel du Chemin de Fer, am Bahnhof, Pens. 6 Fl., Restaurant), ist eine vornehme, entzückende Villenstadt, seit 1746 Residenz des Generalgouverneurs, mit Klubhaus, protestantischer Kirche, großem Markt, Rennplatz. Vor dem schönen Palais des Generalgouverneurs liegt eine große Wiese mit Gazellen und Hirschen. Zwischen 2 und 5 Uhr Nm. meist Gewitter mit starkem Regen in Buitenzorg, wonach man sich mit den Ausflügen einrichten muß. Mehrere Besuche erfordert die Hauptsehenswürdigkeit, der *Botanische Garten, der wissenschaftlich wertvollste, schönste und reichhaltigste Tropengarten der Erde, begründet 1817 von dem deutschen Botaniker Kaspar Georg Reinwardt, 1880-1909 unter Leitung des Prof. Dr. Melchior Treub, seit dessen Tod ist Dr. H. J. Wigman Direktor; ihm untersteht ein Stab von 24 meist niederländischen Naturforschern, die in Laboratorien arbeiten. Zum Garten gehören ein großartiges Herbarium, eine botanische Bibliothek von 20000 Bänden, ferner der Kulturversuchsgarten von Tjikömöh (72 ha, etwa 1/2 St. Fahrt von Buitenzorg) und der Gebirgsgarten von Tjibodas (mit Urwald 313 ha). Zum Besuch der Laboratorien und Sammlungen ist Erlaubnis im Kontor am Haupteingang einzuholen. Plan des Gartens erhält man gratis im Kontor. Der Garten ist nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordnet, Art bei Art, bietet aber trotzdem wunderbare landschaftliche Bilder.
Die Javanische Staatseisenbahn (von Buitenzorg ab) »Staatsspoor« (S. S.), die Java in der ganzen Länge durchzieht, läuft von Buitenzorg durch Hügelland über Brücken und Viadukte erst nach S., übersteigt den Paß zwischen dem Sálak-Vulkan (2215 m) und dem dreigipfeligen Gedeh-Vulkan (3023 m), wendet sich dann nach O., durchläuft Kaffee-und Teepflanzungen und Wälder mit schönem Blick auf die südlichen Vorberge (r. sitzen!) und erreicht nach 4 St. Fahrt
(60 km) Soekaboemi (d. h. Entzücken der Welt), 650 m ü. M. (Hotel Sela Batoe, mit Schwimmbad, Familienpavillons, Billardsaal, *Aussicht auf Baros und den Gedeh, 28 Z., F. 1, Lunch 1,50, Dîn. 2,50, Pens. 6 Fl., gelobt; Viktoria Hotel [deutscher Besitzer Lenné], in Park mit Einzelvillen, Pens. 6 Fl.; Wagen am Bahnhof). Der entzückende, als Erholungsaufenthalt beliebte Ort, zu längerm Aufenthalt geeignet, mit Rivieraklima, liegt in den Preanger-Regentschaften, der größten, reichsten und landschaftlich reizvollsten Residentschaft Javas, mit etwa 21000 qkm und 2 Mill. Einw.; Männer und Frauen haben auffallend schöne Körperformen. Das Javanische Märchentheater (vgl. S. 192) ist sehenswert. In der Nähe (10 Min.) das gute Hotel und Sanatorium Sela Batoe (1700 m).—Ausflüge mit Wagen (3-6 Fl.) nach dem Kratersee *Sitoe Goenoeng (1300 m); zum Wasserfall Tjibeureum von 130 m Höhe; zur Barosbrücke (Aussicht); zum schmucken Javanendorf Tjisaët u. a.
Die Bahn führt weiter durch einen Tunnel und über eine kleine Schlucht nach (100 km) Tjiandjoer (579 m; guter Gasthof), unbedeutendem Ort in einem heißen Talkessel voller Reisfelder; Fortsetzung der Bahn s. unten.—Von hier fährt man, ohne sich aufzuhalten, mit Sádo (4-5 Fl.) oder Wagen (11 Fl.) auf prachtvollem Bergweg nach *Sindanglaja (1074 m; Hotel Sindanglaja, in herrlicher Lage, Pens. 6 Fl., vorzüglich, Arzt), einer ausgezeichneten Sommerfrische. In der schönen Umgebung liegt das (20 Min.) Sommerschloß Tjipanas des Generalgouverneurs; nahebei heiße Quellen zum Baden. Vom Poentjak, dem höchsten Punkte der Landstraße nach Buitenzorg, hat man schöne *Aussicht über das Preangerland; schöner Ruheplatz etwas weiterhin am Telaga Warna (d. h. Farbe wechselnder See, 200 m Tiefe).
Von Tjiandjoer (S. 202) führt die Bahn (r. sitzen!) über einen Viadukt über den Tjisokan-Fluß, r. prachtvoller Wasserfall, dann über die Schlucht des Tjitaroem-Flusses und über den Goenoeng Mesighit an steilen Abhängen entlang in das Tal hinunter nach
(160 km) Bandoeng (700 m; Hotel Preanger, Pens. 6 Fl.; Hotel Homann, 50 Z., Pens. von 6 Fl. an; beide sehr gut; deutsche Zeitungen; Wagen am Bahnhof; Hotel Wilhelmina, Mitte der Stadt, Pens. 5 Fl.), Hauptstadt der Preanger-Regentschaften mit etwa 22000 Einw., breiten Straßen mit Villen, vor dem großen Platze das luftige Regierungsgebäude (Mesighit), nebst Park; in der Nähe der Markt (pasar), ein Seminar für javanische Lehrer und ein Rennplatz (Rennen im Juli), von dem aus guter Blick auf die südlichen Bergketten. Bei Bandoeng ein Sanatorium. Gute Badeanstalt mit frischem Bergwasser in Tjiampelas, etwa 3 km vom Regierungsgebäude, mit Sänfte (1/2 Fl.) in 20 Min. zu erreichen (Bad 10 cents). Fahrt in 1/2 St. (21/2-3 Fl.) zum Wasserfall Tjoeroeg (13 m hoch), landschaftlich schön.
Von Bandoeng durch das malerische (200 km) Tjitjalengka, in prächtiger Gebirgslandschaft mit zahlreichen Vulkanen, noch steigend bis (220 km) Tjibatoe (850 m; umsteigen in die Zweigbahn nach Garoet). Fortsetzung der Hauptroute S. 204.
Zweigbahn (20 km) südl. nach
Garoet (710 m; Touristenhotel Papandajan [Bes. A. Hacks, Hamburger, steht mit Rat und Tat zur Seite, sorgt in allem für seine Gäste], vortrefflich, empfohlen, mit Badeanstalt, 20 Z., Pens. 6 Fl.; Van Horcks Hotel, Pens. 5 Fl., schöner Garten, gelobt; Klub, für Fremde zugänglich; Automobile zum Besuch der Ausflugsorte), Bergstädtchen in schönster Lage, Gelegenheit zu schönen Spaziergängen; [S. 204] Fahrt in 40 Min. zum malerischen See *Sitoe Bagendit, Überfahrt über den See auf bedachtem Floß nach der andern Seite, wo man einen Hügel besteigt, von dem aus Blick auf 7 große Vulkane (in der Umgebung von Garoet sind 14 Vulkane, von denen der Goenoeng-Goentoer [Donnerberg; 2244 m] der unruhigste ist. Fahrt in 11/2 St. (3 Fl.) zum Wasserfall Tjitis am Fuße des Goenoeng-Goentoer.
Die Hauptbahnlinie führt von Tjibatoe (S. 203) weiter über
Tjamis bergab durch die fruchtbare Ebene von Tasik-Malaja, den
üppigsten Teil des Preanger-Landes, und dann durch die Tiefebene
der Residentschaft Banjoemas durch wildreiche Dschungeln und
Sümpfe nach (380 km) Maos (guter Gasthof am Bahnhof u. a.), wo
die Züge von Batavia und Soerabaja kreuzen. Der Java-Expreßzug
[S. 205]
geht von Bantoeng früh ab, kommt Nm. in Djokjakarta und
abds. in Soerabaja an. Man schütze sich in dieser Malariagegend
besonders vor Moskitostichen durch Schleier und Rauchen!
Zweigbahn von Maos nach Tjilatjap, ein unbedeutender Seehafen und verrufenes Fiebernest, an der landschaftlich schönen Südküste Javas, der die lange »Blumeninsel« (Noesa Kembangan) vorgelagert ist.
Weiter über Gombong, Koboemen, Koeto Ardjo; nach 51/2 St. Fahrt
(560 km) Djokjakarta (meist kurz Djokja genannt; Hotel Toegoe [A. Herscheit], am Bahnhof, 40 Z., F. 1, Dej. 1,50, Din. 2, Pens. 5-6 Fl., gelobt; Hotel Centrum; Hotel Mataram, alle drei nahe dem Bahnhof), Hauptstadt des gleichnamigen Vasallenstaats, Sitz des Sultans und eines niederländischen Residenten mit starker Garnison im holländischen Fort Vredenburg und etwa 60000 Einw., davon 4000 Chinesen und 2000 Europäer. Der Sultanssitz, Kraton, ist ein mit 4 m hohen und 5 m breiten Mauern umgebenes Stadtviertel, in dessen Straßen 15000 zum Hofstaat des Sultans gehörige Javaner leben; mitten im Kraton, hinter zwei Toren und Gittern, ist der Palast des Sultans mit großem Harem. (Erlaubnis zum Besuch des Kraton ohne Audienz wird durch den Residenten gern erlaubt, wenn man ein kurzes Schreiben an ihn rechtzeitig einreicht; beste Besichtigungszeit Vm.; die Residentschaft stellt einen niederländischen Unterbeamten, der Deutsch spricht, zur Führung). Das Stadtleben ist sehenswert.—Rundfahrt. Vom Gasthof morgens mit Wagen 3 Fl.) durch eine Allee zum *Waterkastell, die Ruine eines mit Graben umgebenen märchenhaften Lustschlosses mit Bädern, Teichen, Irrgärten, Hallen und Türmen. (Man nehme einen Jungen als Führer.) Dann weiter über den großen Paradeplatz, wo sich abends bei Militärmusik die Europäer zeigen, in den Kraton (soweit ohne Erlaubnis zugänglich), ein Labyrinth von Höfen, Gärten und Tempeln, Häusern, Leibwachträumen, Elefantenställen, Leopardenkäfigen etc. Der Platz vor dem Schloß ist schön, die Schlösser sind nicht sehenswert. Man versäume nicht, über einen Markt in der Stadt (pasar) zu fahren und das Malen der Sarongs (Batiken) vor den Hütten anzusehen.
Von Djokjakarta fährt die Bahn durch Reisfelder und große [S. 207] Dörfer am Fuße des Vulkans Merapi entlang, r. die scharfzackigen Felsen der südlichen Gebirge, nach dem Bahnknotenpunkt
(620 km) Soerakarta oder Solo (104 m; Hotel Slier, weit vom Bahnhof, Wagen zu haben), Hauptstadt des gleichnamigen Vasallenstaats mit 109459 Einw., darunter etwa 5000 Chinesen und 1200 Europäer, Sitz des Susuhunan (Kaisers) des ehemaligen Reiches von Mataram und des von diesem unabhängigen Prinzen Mangkoe Negoro sowie eines beide überwachenden niederländischen Residenten. Der Kraton, die Kaiserstadt, ist mit hohen Mauern umgeben; Eintrittserlaubnis erhält man durch ein Schreiben an den Residenten. Gelegenheit zur Teilnahme an Hoffesten mit interessanten, Jahrhunderte alten Hofbräuchen und schönen Tänzen der kaiserlichen Bedojohs (Tänzerinnen fürstlicher Abkunft), dazu Gamelang-(Orchester-) Spiel, »wajang-wong« (Schattenspiele; vgl. S. 192) und »topèng« (Maskentanz). Der Kaiser erscheint stets von Zwergen, Lanzen- und Schildträgern und großem Hofstaat umgeben. (Gesuche um Audienz müssen vom Generalgouverneur befürwortet sein und mindestens vier Tage voraus beim niederländischen Residenten in Soerakarta angemeldet werden.)—Rundfahrt durch die Stadt sehr lohnend wegen des bunten Volkslebens; morgens besuche man den Markt (pasar). Sehenswert der schöne Palast (dalem) des Prinzen Mangkoe Negoro, mehrere Tigerkäfige und der Elefantenstall des Kaisers; kleiner Zoologischer Garten mit schönen Schlangen, Affen und Tigern. Prächtige Tamarindenalleen führen zum holländischen Fort Vastenburg, in der Mitte des Europäerviertels. Auch das lebhafte Chinesenviertel ist besuchenswert.
Von Soerakarta nach Samarang. Von der Hauptroute zweigt eine nördliche Linie ab und führt über Goendih und Kedoengdjatti (Zweigbahn nach Ambarawa, s. oben) nach
(125 km) Samárang, Seehafenstadt mit 96000 Einw. (5000 Europäer).
Die alte Stadt Samarang, nahe der Mündung des Ngaran oder Samarangflusses, war bis 1824 befestigt, wovon noch das Fort Prins van Oranje erhalten ist. Der neue Stadtteil liegt hauptsächlich an der von Kanarienbäumen und Tamarindenbäumen beschatteten Bodjong-Allee. Im Stadtgarten Mi. und So. Konzert. Eine Oberstadt liegt auf einem 100 m hohen Hügel etwa 3,5 km südl. von Samarang in Tjandi; dorthin führt die schöne Oengaran-Allee bis Djomblang, einen Teil des Chinesenviertels durchschneidend. Lohnende Wagenfahrt nach dem chinesischen Felsentempel Gedong Batoe. Am Westende der Stadt liegt das arabische und javanische Viertel, das bei Westmonsun früher oft überschwemmt wurde. Samarang bietet wenig für Vergnügungsreisende, ist aber der zweitgrößte Handelsplatz Javas; lebhafte Ausfuhr von Kaffee, Zucker, Kopra, Indigo und Büffelhäuten.
Von Soerakarta nach Soerabaja führt die Hauptbahnlinie durch die mitteljavanische Ebene zwischen den nördlichen Hügelketten und den südlichen Vulkangebirgen hindurch nach (95 km) Madioen (Hotel Madioen) und weiter über (175 km) Djomblang und (215 km) Modjokerto nach
(265 km) Soerabaja (Surabaya), Seehafenstadt mit (1905) 163611 Einw., darunter 8000 Europäer und 11200 Chinesen.
Soerabaja ist die erste Handelsstadt Niederländisch-Indiens und liegt auf 7° 14' südl. Br. Am schönsten ist das Stadtviertel Simpang mit dem *Simpang-und Scheepsmakerspark und schönen Villen, darunter das Haus des Residenten. In der Nähe des schönen Restaurant Grimm ist ein Denkmal zu Ehren des tapfern freiwilligen Krankenträgers v. Bültzingslöwen. In der eigentlichen Stadt stehen die Häuser nahe beieinander, auch sind die Wohnungen, Geschäftsräume, Läden der Europäer kaum von denen der Eingebornen getrennt, infolgedessen die Straßen schmutzig und häßlich sind. Reger Handelsverkehr herrscht auf dem Flusse Kalimas, an dem die Warenspeicher und großen Exportgeschäfte liegen. Am Nordende der Stadt liegt das alte Fort Prins Hendrik, nördl. davon am Hafen eine große Marinewerft mit Trockendocks und vielen Werkstätten sowie dem Kasino Modderlust. Der Handelshafen wird neu ausgebaut. Für Vergnügungsreisende bietet Soerabaja nichts. Der Handel der Stadt ist sehr bedeutend, Ausfuhr umfaßt Zucker, Tabak, Kaffee, Kopra; Einfuhr europäischer Waren ist groß.—Nahe südl. von Soerabaja liegen am Strande von Kalangandjar zwei Schlammvulkan-Hügel. (Von Soerabaja beste Dampfergelegenheiten zu Ausflügen nach Borneo, Celebes und den Molukken.)
Von Soerabaja mit der Bahn (Automobilverbindung s. oben) über Sidhoardjo und Bangil in etwa 3 St. nach (65 km) Pasoeroean, »Betelgarten« (Marine-Hotel; Hotel Morbeck), einer hübschen Hafenstadt [S. 211] mit 35000 Einw. (500 Europäer), Hauptstadt der gleichnamigen Residentschaft, die bei Malang den besten Kaffee und Tabak Javas sowie Zucker und Indigo liefert. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij (Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft).
Von Pasoeroean im Sádos-Zweispänner (s. oben) durch schattige Alleen auf guter Straße durch das Dorf Gondang-wètan, mit lebhaftem Markt, in 11/2 St. nach Pasrepan am Fuße des Berges; von da mit kleinem Bergwagen (s. oben; wenig Gepäck, wollene Decke und Überzieher mitnehmen!) durch dichten tropischen Urwald steil bergauf nach Poespo (kleiner Gasthof und Sanatorium), 630 m. Nach Einnahme des Reistafelfrühstücks geht man in 3 St. hinauf bis Tosari; wem die Hitze zu groß, nehme Reitpferd (2 Fl.) nebst Saumpferd (2 Fl.) für Gepäck (größere Koffer werden von Poespo durch Kulis [je 60 cts.] hinaufgetragen), oder für Damen Tragsessel (3,60 Fl.) mit 6-8 Trägern (je 60 cts.). Ein guter Weg führt in vielen Windungen bergan durch den mit großen schwarzen und grauen Affen und überraschend buntfarbigen Vögeln belebten Urwald, zuletzt durch Felder, mit europäischen Gemüsen und Kartoffeln, Mais und Zwiebeln.
Tosari (1777 m; Sanatorium Tosari, 1845 begründet, Dir. und Arzt Dr. Fangmann, vorzüglich, angenehme Geselligkeit, Zimmer telegraphisch vorausbestellen, Telephon nach Pasoeroean, Pasrepan und Poespo, 104 Z., F. 2, Lunch 2, Din. 2,50, Pens. 7 Fl.; noch etwas höher das Kurhaus Tengger [1840 m], Inhaber J. Elfferich, Z. 5-6 Fl.), die höchste Sommerfrische Javas, wird wegen seines frischen und trocknen Bergklimas (Luftwärme zwischen 10 und 20° C) viel von Erholungsbedürftigen besucht. Schöner »europäischer« Garten am Kurhaus. Im April und Mai sowie Oktober und November ist Tosari am stärksten besucht. Spaziergang zum *Nymphenbad mit prächtigem Wasserfall in 40 Min.
II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan. | ||
11. | Südchina: Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila S. 214-240 | |
Südchines. Meer S. 214. — Südchina S. 215. — Hongkong S. 220. — Kanton S. 225. — Macao S. 233. — Von Hongkong nach Manila S. 234. — Philippinen S. 235. |
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12. | Von Hongkong nach Schanghai. Yangtse-Fahrt S. 240-265 | |
Swatau. Amoy S. 241. — Futschou S. 243. — Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244. — Insel Formosa S. 245. — Ostchines. Meer. Schanghai S. 246. — Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254. — Nanking S. 256. — Minggrab S. 257. — Kiukiang S. 258. — Hankau S. 259. — Itschang S. 262. — Tschungking S. 263. | ||
13. | Nordchina: Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking S. 265-280 | |
Kiautschou S. 266. — Tsingtau S. 267. — Lauschangebirge S. 270. — Tsinanfu S. 272. — Küfu S. 273. — Tientsin S. 275. — Weihaiwei. Tschifu S. 278. — Tongku S. 279. | ||
14. | Peking und Umgebung S. 280-301 | |
Große Chinesische Mauer S. 295. — Minggräber S. 296. — Jehol S. 297. — Peking-Hankau S. 299. | ||
15. | Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn über Charbin nach Wladiwostok, Dairen u. Peking S. 301-329 | |
Moskau S. 305. — Tomsk S. 314. — Krassnojarsk. Jenissei. Irkutsk S. 315. — Baikalsee S. 316. — Amurfahrt Srjetensk-Chabarowsk S. 317. — Charbin S. 318. — Wladiwostok S. 320. — Chabarowsk S. 323. — Von Charbin nach Dairen S. 323. — Mukden S. 324. — Chienshan. Dairen S. Port Arthur S. 327. — Von Charbin nach Peking S. 328. | ||
16. | Korea S. 330-337 | |
Von Mukden nach Söul S. 331. — Tschimulpo S. 332. — Söul S. 333. — Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336. | ||
17. | Japan. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Osaka, Kyōtō nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō S. 341-411 | |
Ostchines. Meer S. 348. — Nagasaki S. 349. — Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoshima. Dazaifu. Hakata S. 353. — Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354. — Shimonoseki S. 355. — Eisenbahn von Kōbe über Osaka und Nara nach Kyōtō S. 356. — Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358. — Kōbe-Hyōgo S. 361. — Kyōtō S. 369. — Über den Hiyei-zan zum Biwasee S. 377. — Hozugawa S. 378. — Momoyama. Eisenbahn von Kyōtō nach Yokohama S. 379. — Yamada. Futami S. 382. — Kunozan S. 383. — Fuji-no-yama S. 384. — Mianoshita. Über den Hakonesee und den Jikkokutoge nach Atami S. 386. — Yokohama S. 388. — Kamakura S. 391. — Enoshima. Kanazawa S. 392. — Tōkyō S. 393. — Nikkō S. 404. — Chuzenjisee S. 407. — Yumotosee. Nyohō-zan S. 408. — Ikao. Harnausee. Harunatempel S. 409. — Asama-yama S. 411. | ||
18. | Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco S. 411-423 | |
Stiller Ozean S. 411. — Haiwai- (Sandwichs-Inseln) S. 413. — Honolulu S. 416. — Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 420. |
Vgl. die Karte S. 155 und die beifolgende Karte.
Von Singapore führt der kürzeste Seeweg mit NNO.-Kurs etwas westl. an den holländischen Anambas-Inseln vorbei, dann in Sicht der französischen Inseln Great Catwick und Cécir de Mer, weiter während des SW.-Monsuns mit nördlichem Kurs unter der Küste von Annam entlang, wobei Kap Padaran mit Leuchtfeuer eine gute Ansteuerungsmarke bildet, und westl. von den Paracel-Inseln vorbei, dann vom 17.° nördl. Br. ab mit NO.-Kurs nach Hongkong. Dieser Weg ist der beste für die Monate April bis September; trotzdem laufen viele Dampfer während des ganzen Jahres von Cécir de Mer mit nordöstl. Kurs zwischen den Paracel-Inseln und Riffen und der großen, mit gefährlichen Riffen besetzten Macclesfield-Bank hindurch, obwohl dieser mittlere Seeweg etwas länger ist. Bei starkem NO.-Monsun macht der Dampfer gewöhnlich einen östlichen Umweg, weil dann im östlichen Teile des Südchinesischen Meeres schwächerer Gegenwind als nahe vor der Küste von Annam vorgefunden wird. Bei der Annäherung an Hongkong kommen kleine Inseln, dann die schön geformte hohe Felseninsel Hongkong (S. 222) in Sicht. Von den vorgelagerten Ladronen und Kaipong-Inseln ist die 448 m hohe Große Ladronen-Insel an ihrer Bergkuppe zu erkennen; die Insel Paktsim (Kaipong-Inseln) zeigt die auffälligen Eselsohren, zwei fast senkrechte, 286 m hohe spitze Gipfel. Die vorgelagerte, 30 m hohe Gap-Klippe trägt einen weißen Leuchtturm (mit Blinkfeuer von 18 Seem. Sichtweite), von dem aus ankommende Dampfer telegraphisch nach Hongkong gemeldet werden. Bei der Annäherung an den Tschukiang (Perlfluß) oder Kantonfluß, dem die Insel Hongkong inmitten einer Gruppe kleiner Felseninseln östl. vorgelagert ist, trifft man meist auf große Flottillen kleiner Fischerdschunken. Die Gap-Klippe r. lassend, steuert der Dampfer mit nördlichem Kurs östl. von der Lingting-Insel auf die West-Lamma-Durchfahrt [S. 220] zu und dann r. drehend durch die Sulphur-Durchfahrt zwischen Green Island und der Insel Hongkong auf die Reede von Hongkong, die einen geschützten Hafen bildet.
Das Südchinesische Meer (Nanhai) erstreckt sich von der Halbinsel Malakka bis zur Formosa-Straße (vgl. beifolgende Karte). Der südliche Teil wie auch die Golfe von Siam und Tonkin haben weniger als 200 m Tiefe, während im nordöstlichen Teil, zwischen den Philippinen und Hongkong, mehr als 4000 m Wassertiefe gefunden sind. Sehr gefährliche Korallenriffe findet man an vielen Stellen, besonders ausgedehnt westl. von der Insel Palawan bis 110° östl. L. Im nördlichen Teile liegen die Paracel-Inseln, umgeben von Riffen und Bänken; östl. davon die große Macclesfield-Bank u. a. Die Strömungen im Südchinesischen Meere sind von den herrschenden Winden abhängig: während des SW.-Monsuns setzt der Strom zwischen Singapore und Hongkong sowie unter der Küste von Annam nnö., während des NO.-Monsuns ssw. Der SW.-Monsun beginnt im Golf von Tonkin Mitte April und weht im Juni, Juli und August überall zwischen Singapore und Hongkong. Der NO.-Monsun ist am stärksten und gleichmäßigsten im Januar, Februar und März. In der zweiten Hälfte des SW.-Monsuns treten vor dem Golf von Siam, der Küste von Indochina und dem Golf von Tonkin häufig heftige Gewitterböen mit dunklem Gewölk auf. Taifune kommen im Mai bis November, doch meist nur im August, September und Oktober vor; bei westlichem Sturm ist die Gefahr, in die Mitte des Taifuns zu geraten, für Schiffe, die von Singapore nach Hongkong fahren, nicht groß, weil man sich wahrscheinlich an der linken Seite der Sturmbahn befindet und nur beizudrehen braucht, bis das Wetter besser und der Wind sw. geworden ist. Wenn der Barometerstand sich wenig ändert, kann das Sturmgebiet an seiner Südseite umsteuert werden, mit südlichen und östlichen Kursen. Bei südlichem Wind kann man den Kurs beibehalten, muß sich aber hüten, der Sturmmitte zu nahe zu kommen. Am unsichersten ist die Lage des Schiffes, wenn der Sturm aus Richtungen zwischen NO. über N. bis NNW. weht. Nur wenn der Wind dann nach l. dreht, oder wenn er gleich aus NNW. beginnt, kann man mit SW.-Kurs abhaltend sicher sein, der gefährlichen Sturmmitte zu entgehen.
Vgl. die beifolgenden Pläne.
Hongkong, chines. Heung Kong (»Tal der reichen Wasser«), britische Insel östl. der Einfahrt in den Kantonfluß, ist 15 km lang, 7-8 km breit, 75 qkm groß mit (1905) 377850 Einw., von denen nur 17977 Nichtchinesen (Engländer, Portugiesen, Inder, etwa 300 Deutsche etc.). Dazu kommt auf der gegenüberliegenden Halbinsel Kowloon (Kaulun) ein seit 1898 gepachtetes Gebiet von 974 qkm mit 85011 Einw. Die ganz aus Granit und Basalt bestehende Insel erhebt sich im Victoria Peak 551 m ü. M. Das Klima kann mit einer mittlern Jahrestemperatur von 22° (Februar 14,3°, Juli 27,6°) noch als tropisch bezeichnet werden, wenn auch die jährliche Temperaturschwankung schon stark (absolute Extreme etwa 35° und 2°) ist. Doch hat Hongkong unter den kalten trocknen Landwinden nicht so stark zu leiden wie das benachbarte Festland. Die Regen [S. 223] fallen hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Europäern ist das Klima Hongkongs nicht sehr zuträglich; die angenehmste Zeit ist November bis Januar, August und September sind wegen der feuchten Hitze sehr ungesund. Die Pflanzenwelt war auf der Felseninsel ursprünglich dürftig, trägt aber nun in den von den Engländern geschaffenen Gartenanlagen tropischen Charakter. Auch vermag Hongkong seinen Bedarf an Gemüse sowie etwas Reis, Yams, süße Kartoffeln zu erzeugen; Mango-, Birn-und Orangenbaum sind heimisch. Von Tieren finden sich die Wildkatze, Ameisenfresser, zahlreiche Vögel, Landschildkröte, einige Schlangen (auch giftige), das Holzwerk zerstörende Termiten (»weiße Ameisen«). Taifune richten zuweilen großen Schaden an. Die Hauptstadt der Insel, Victoria, an der Nordküste, ist in 7 km Länge terrassenförmig am Abhang des Gebirges aufgebaut, hat einen Palast des Gouverneurs, Stadthaus, Theater, Museum, Bibliothek, Kasernen, Marinehospital, Marinedepot, Marinedock, Sternwarte, Kohlenmagazine, ist Sitz eines anglikanischen Bischofs, des Vizeadmirals der englischen Flottenstation für China (etwa 60 Schiffe), des kommandierenden Generals der Truppen (139 Offiziere, 3659 Mann), hat eine Polizeitruppe von 1018 Mann (Engländer, Sikh, Chinesen) und 83 öffentliche und mehrere private Schulen, darunter eine deutsche Vorschule der deutschen Kirchen-und Schulgemeinde. Die Stadt ist sehr reinlich und ordentlich, unregelmäßig gebaut ist nur das westliche Chinesenviertel.— Die Industrie ist jung; Werft und Dock in Kowloon, zwei große Zuckerraffinerien, Baumwollspinnerei, Stuhl-, Hanfseil-, Zement-und Seifenfabrik; berühmt sind die Hongkongstühle aus geflochtenem Rattan (span. Rohr). Die Bedeutung der Stadt liegt in Handel und Schiffahrt; die Insel beherrscht den Zugang zur Mündung des Hsikiang, des Hauptflusses und Hauptverkehrsweges Südchinas, und hat vor Schanghai die sichere Lage voraus. Als Freihafen begünstigt, steht es mit Europa und den Seehäfen des Stillen und Indischen Ozeans in lebhaftem Verkehr. Die Einfuhr umfaßt Reis, Zucker, Baumwolle, Opium, Salz, Öl, Tee, Seide; da Hongkong Umschlagshafen ist, werden dieselben Waren auch wieder ausgeführt.
Rundfahrt (in den untern Straßen mit Rikscha, in den obern mit Tragstuhl). Vom Landungsplatz bei der Ice House Street in die große Geschäftsstraße Queen's Road Central, vorbei am Stadthaus (City Hall), neben dem mehrere Bankgebäude stehen, weiterhin der Uhrturm neben dem Postamt und vorbei an der Zentralmarkthalle bis zur Queen's Road West im Chinesenviertel; von da am Hafen längs Connaught Road oder durch eine der obern Straßen, z. B. Holywood Road, zurück zum Park (Public Gardens), an dessen Nordseite in schönem Garten der Palast des Gouverneurs liegt. In der Nähe ist der Bahnhof der Drahtseilbahn (S. 221), die hinaufführt nach *Victoria Peak (551 m); Auffahrt sehr malerisch mit prächtigen Ausblicken; vom obern Bahnhof führt eine Treppe zum Peak Hotel; der Weg r. führt an Kasernen vorbei zum Gipfel mit Signalstation (20 Min.), wo herrliche *Aussicht auf das Meer im S. mit den Inseln und auf den Hafen. Zurück gehe man die steile Peak Road bergab, oder wende sich vom obern Bahnhof nach l. um die kleine [S. 224] Bergkuppe nach O. und kehre auf Bowen Road zur Stadt zurück. Oder man steigt sw. hinab vorbei am Wasserbehälter und dem französischen Kloster Pok Fulum (Erholungsstation) und wendet sich um die SW.-Ecke der Insel, erreicht nach etwa 3 St. anstrengendem Marsche die Chinesenstadt und kehrt auf der Game Road oder Bonham Road zurück. Man beachte, daß alle diese Wege, da sie viele Windungen und Zickzacklinien machen, länger sind, als man sie vom Gipfel des Peak schätzen kann. Den Peak besuche man öfters, lasse sich nicht durch trübes Wetter abhalten, da man oben stets reine, frischere Luft (und gute Verpflegung im Hotel) findet. Auf allen Wegen kann man sich ohne Führer auf den Zickzackwegen leicht verlaufen und zu sehr großen Umwegen gezwungen sehen. Auch hüte man sich, einen photographischen Apparat zu zeigen.—Schöne Spaziergänge bieten Kennedy Road und Bowen Road.—Ausflug nach Happy Valley mit Rikscha oder elektrischer Straßenbahn bis Stat. »Bowen Road«, bis Robinson Road, dann l. auf der schönen Bowen Road 6 km; oder (event. im Tragstuhl) vom Uhrturm am stattlichen Army Hospital vorbei bis zum Rennplatz (Race course), an dessen Westseite nebeneinander der mohammedanische, katholische, protestantische, parsische und hindustanische Friedhof liegen. An Renntagen im Frühjahr versammelt sich ganz Hongkong auf dem Rennplatze; die Gasthöfe und Klubs haben Tribünen dort. In der Nähe liegt der Spielplatz (Recreation Ground) des Golf Club und östl. davon der hübsche East Point Hill. Rückfahrt am bequemsten durch das östliche Chinesenviertel (Wanshai), vorbei am Royal Naval Hospital, und durch die Queen's Road East, an der r. die englische Marinewerft mit Werkstätten, Vorratslagern und Trockendock liegt.—Mit Fährdampfer (S. 221) in 9 Min. hinüber nach Kaulun (Kowloon); Rikschas sind zu haben; dort liegen die großen Waren-und Kohlenlager, Werftanlagen mit Docks und Kasernen für englisch-indische Truppen. Der Ort ist ohne Sehenswürdigkeiten, aber wichtig für den Seehandel. Etwa 3 km nördl. liegt der chinesische Fischereihafen Yaumati, wo auch Dschunken gebaut werden.
Dampfer, s. S. 221 (die französischen Schiffe haben bessere Küche, die englischen bessere Kabinen); 90 Seem.; Fahrzeit etwa 7 St. bei Tage, 12 St. nachts. Für die Nachtfahrt Schlafkoje vorausbestellen. Eilige fahren am besten nachts nach Kanton, verbringen hier den Tag und kehren 5 Uhr abds. mit dem gleichen Dampfer nach Hongkong zurück, da Nachtlager in Kanton nicht zu empfehlen. Ankunft Mitternacht, man schlafe auf dem Dampfer bis früh.—Cook & Son geben Fahrkarten für Kanton einschl. Dampferfahrt und Führung aus; zu empfehlen.—Eisenbahn s. oben.
Die Fahrt ist landschaftlich schön; zunächst mit westl. Kurs zwischen den Inseln Mahwan und Lantao durch, dann nördl. in die 30 km breite Mündung des Kantonflusses, eigentlich eine Meeresbucht, die von W. her durch das Delta des Sikiang schon großenteils ausgefüllt ist. Man sieht anfangs nur einzelne kleine Inseln, bis die kahle Küste mit geschwungenen Berglinien näher tritt, das Wasser gelb wird und die Ufer in der Bocca Tigris zusammentreten; diese Enge wird von Inseln gebildet, auf denen chinesische Küstenwerke, meist verfallen, zu sehen sind. Durch die Enge gelangt man in den Perlfluß, dessen Ufer gut bebaut sind; man sieht in der Ebene Bananen, Obstbäume und Reisfelder. Zum Abgeben von Post und Reisenden stoppt der Dampfer bei Whampoa (Huangpu), chinesischer Stadt mit verfallenen Werftanlagen, Marine-und Militärakademie, Torpedo-und Seeminenabteilung; es ist der Ankerplatz für große Seeschiffe mit Ladung für Kanton. Weiter oberhalb wird das Fahrwasser flach (3,5 m Tiefe). Die Zahl der Dschunken und Sampans nimmt zu, das Getümmel und Getöse wirkt sinnverwirrend; die Dampfpfeife muß ununterbrochen heulen, um eine schmale Fahrrinne zu erzwingen. Einzelne Türme von Kanton erscheinen: etwa 100000 Kantonesen leben auf dem Wasser in Booten aller Art, in zehnfachen Reihen dicht nebeneinander. Schmutzige Holzhütten und ärmliche Steinhäuser, Speicher, Pagoden, einzelne Gärten, ein Stück Stadtmauer mit Wachttürmen, das ist der Anblick der Riesenstadt vom Fluß aus; das schönste Wahrzeichen ist der Turm der französischen Kathedrale.
Vgl. die Karte S. 226.
Kanton, Canton (chines. Kwang-tschou-fu), die wichtigste Handelsstadt Südchinas, zweitgrößte Stadt des chinesischen Reiches und Hauptstadt der Provinz Kwangtung, liegt unter 23° 8' nördl. Br. am l. Ufer des Perl- oder Kantonflusses, nahe dem Nordrande des Sikiangdeltas, in einem Gebiete, das noch üppige, tropenartige Vegetation besitzt, aber im Winter zuweilen schon Nachtfröste erleidet. Durch sein Straßenleben ist es die interessanteste Stadt Chinas. Die Stadt ist von der üblichen rechteckigen Backsteinmauer (nebst Graben) umgeben, die hier 10 km lang, 12 m hoch und an der Krone 7 m breit ist, und zerfällt in die dem Fluß zugekehrte Neustadt und die durch Mauer mit Graben von ihr getrennte, fünf Sechstel der Gesamtfläche einnehmende alte Tatarenstadt. Hervorzuheben sind hier die Yamen (Residenzen) des Generalgouverneurs und des Tatarengenerals, das Kungfutszekollegium und der kaiserliche Tempel, die Fünfstockpagode, 120 andre Tempel, eine Moschee, mehrere buddhistische Klöster, die Münze, der große Exerzierplatz und die französische katholische Kirche. Neu-und Weststadt sind das Geschäftsviertel. Ein interessantes Wirrwarr von Straßen, Gassen, Sackgassen und Wassergraben, 1,2-4 m breit, mit Granitquadern belegt, darunter meist Wasser-oder Schlammgräben, darüber von April bis Oktober Strohmatten oder »Himmelsfenster« (mosaikartige Schiebefenster aus Muschelschalen), darin Menschenknäuel wie in keiner ändern Großstadt (vor den Essenszeiten in den Märkten!), Gewimmel, Gelärm, Geschrei, Geruch. Auf dem flachen, durch zahllose Kanäle durchkreuzten Ufer (außerhalb der Mauer), auf Pfahlbauten, sowie in den bis nahe an die Flußmitte verankerten Booten der »Wasserstadt« [S. 228] wohnt gleichfalls eine zahlreiche Bevölkerung. Die Fremdenniederlassung befindet sich auf der Insel Schamien, die, ehemals eine Schlammbank, 1859-61 erhöht und ummauert wurde und jetzt mit ihren breiten Banyanalleen angenehmen Eindruck macht; die Engländer erhielten 4/5, die Franzosen 1/5. Unter den erstern haben sich auch Deutsche, Amerikaner, Niederländer niedergelassen. Die Einwohnerzahl wird auf 900000 angegeben, darunter 2000 Mönche und Nonnen (9/10 buddhistische); mehr als 100000 Menschen wohnen auf etwa 84000 Fahrzeugen im Strom.—Als Industriestadt nimmt Kanton in China den ersten Rang ein als Hauptsitz der Seidenspinnerei und-weberei und Seidenstickerei, durch Borten-und Schnurenfabrikation, Färberei, Glasbläserei, Glas-und Steinschleiferei, Lackwaren- und Papierfabrikation, Holz-und Elfenbeinschnitzerei, Möbelschreinerei; in der Umgebung beschäftigt die Seiden-, Metall-und Porzellanindustrie ganze Dörfer, zur Zeit der Zuckerernte arbeitet ein großer Teil der Bevölkerung in den Zuckermühlen.—Der Handel Kantons liegt zum größten Teil in englischen und deutschen Händen. Werden die meist für Kanton bestimmten, in Kaulun und Lappa verzollten Waren eingerechnet, so beläuft sich der Gesamtwert des Handels von Kanton auf etwa 900 Mill. Mark. Hauptposten der Ausfuhr sind Tee, Rohseide und Seidenwaren (für 31,4 Mill. Taels), Matten, Zucker, Kassia, Porzellan, Feuerwerkskörper; der Einfuhr Opium (für 5,3 Mill. Taels), Baumwollenzeuge, Baumwollengarne, Wollwaren, Metalle, Petroleum, Kohlen, Erdnüsse. Der Handel wird stark durch Hongkong beeinflußt, wo der Schwerpunkt des auswärtigen Geschäfts liegt.—Stadt und Hafen sind durch Forts und Batterien geschützt; auf den im N. der Stadt gelegenen Bergen liegen fünf kleine Forts, auf der Südseite vier, darunter Dutch Folly, jetzt Station für drahtlose Telegraphie, auf einer kleinen Felseninsel mitten im Fluß, am Westende der Insel Whampoa das Haukwa-, Napier- und Barrierenfort. Die Forts an der Bocca Tigris (S. 225), mit vielen Geschützen bewaffnet, aber ungeschickt gebaut, wurden in den Kämpfen mit England 1841, 1847 und 1857 leicht genommen.
Das Klima von Kanton zeigt starke Extreme, das Thermometer steigt im Sommer bis 38° C und sinkt im Winter bis 4,5°, Schnee und Eis sollen als Seltenheit vorgekommen sein (z. B. 1893).
Rundfahrt mit Führer (S. 227) und im Tragsessel (kaltes Frühstück sowie an Kleingeld etwa $ 2 für Priester und Händler mitnehmen, dessen Verteilung man dem Führer überlasse; Trinkgelder nur, wo Wächter Türen öffnen: im Wa Lam Tse, in der Fünfstockpagode, in Tsans Ahnenhalle, etwa 5-10 cents). Beim Gasthof über die Brücke in die engen Gassen der Chinesenstadt. Durch die Schuhmacherstraße geradeaus zum Hung Sing-Tempel, dort r. in die Ha Gao Po (Hauptstraße für chinesische Seidenstoffe, am Anfang der Straße, r., Läden mit Sänften für Hochzeiten-und Begräbnisse), dann l. durch die Sai Loi Tso Te (Schwarzholzmöbel mit Marmor-und Perlmuttereinlagen) zum *Tempel der 500 Götzen (Wa Lam Tse; »Tse« = buddhistische, »Kün« = taoistische Klöster). Am Eingang die sagenumsponnenen Torwächter, buntbemalte Figuren aus gebrannter Erde hinter schmutzigen Holzgittern. Erste Halle: die drei Buddha. [S. 229] Zweite Halle: siebenstöckige Marmorpagode, Geschenk des Kaisers Kien Lung. Dann l.: Halle der 500 »Lohan« (Schüler Buddhas): 500 lebensgroße Tonfiguren sitzen in langen Reihen an den Wänden. Dem Eingange gegenüber Kaiser Kien Lung in goldschimmerndem Gewande. Rechts von ihm zeigt der Tempelwächter »Marco Polo«. Wer will, kann sich die Priesterwohnungen ansehen. Zurück zur Ha Gao Po, durch die Ta Tung Gei (chinesische Banken, Apotheken; Seidenfaden) nach der Tsong Yün Fong (Seidenstickereien, Bilder in Schwarzholzrahmen). In Nachbarstraßen alle Arten Laternen. Die nächste Straße, Dai Sann Gei, ist eine Haupthandelsstraße (Elfenbein, Kuriositäten, Fächer; Nephrit = »Jadestone« fast nur hier echt zu haben). In der Parallelstraße Ho Bunn Gei Schwarzholzmöbel, Musikinstrumente und Felle. Durch das »Tor der Tugend« (Kwai Tak Mun) in die Altstadt. Am Tor viele Läden mit Käfigvögeln, Schlangen, Affen und anderm Getier. L. durch die Dai See Gei in das Mandschuviertel. Hier der »Tempel der fünf Genien« (Ng Sin Gunn). »Die fünf Genien flogen auf Rammblöcken durch die Luft nach Kanton. Die Balken wurden in Steine verwandelt und hier aufbewahrt«. Eine große Glocke (5000 kg schwer) hängt hier: »ihr Klang bringt Unglück über die Stadt«; 1857, bei der Belagerung durch Franzosen und Engländer, schlug eine Granate ein Stück aus ihr heraus und machte sie tönen. Im Tempelhof eine Fußspur Buddhas.—Nordwestl., ganz nahe, die älteste Moschee (Wai Sing Tse) in China, um 626 gegründet; über ihr der »Nackte Turm« (Kwong Tap) als Minaret; die Moschee soll von einem Onkel Mohammeds gebaut sein, dessen Grab sich in einer andern der drei Moscheen Kantons befindet. In der Nähe der »Kwong Tap« wohnen meist Mohammedaner, deren Gesamtzahl auf 3000 angegeben wird.—Nördl. anschließend das Reservat der Bannertruppen, auch Mandschu. Ihre Häuser sind meist klein, unordentlich, weiß gestrichen mit schwarzgemalten »Querbalken« über der Tür. Keine Läden hier, die Männer sind Soldaten, Wächter oder ohne Gewerbe. Die Mandschufrauen fallen durch lange, hellblaue Gewänder auf, während Chinesenfrauen Obergewänder, die nur bis zum Rumpfende reichen, tragen.—Nach N., durch die Fa Tap Gei nach der *Blumenpagode (Fa Tap, richtiger »Geschmückter Turm«, im Gegensatz zum »Nackten Turm«, Kwong Tap), einem achtseitigen, neunstöckigen, rosaübertünchten Turm von 51 m Höhe; 505 n. Chr. erbaut; ins Innere kein Zutritt.— Weiter nördl. bis zum großen Nordtor (Dai Pak Mun); unterwegs hübscher Blick auf das Wachthaus über dem Tor.—Von hier besuche man ein »Totenhaus« (z. B. das Buddhistenkloster Sao San).
Nahe beim Nordtor der Kun Yam-Berg, einer der heiligen Orte Kantons. Kun Yam ist die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit (Sanskrit Avalokitêshvara) und eine der häufigsten Bildsäulen hier. 1858-62 war am Berg das Hauptquartier der Engländer und Franzosen. Unten das Taoistenkloster Sam Yün Kung, einer der saubersten und schönsten Tempel der Stadt; eine lange Flucht breiter Granitstufen führt empor zum Kun Yam-Tempel; vom Tempelhof schöner Blick über die Stadt.—Zwei Minuten weiter die Fünfstockpagode (Ng Tsang Lao), keine Pagode, sondern ein mächtiger Burgturm von Hausgröße, rechteckig, fünfstöckig, aus rotem Gestein, die Simse weit vorspringend, erbaut unter dem ersten Ming-Kaiser (zwischen 1366 und 1399). Vom Obergeschoß weiter *Ausblick: Im S. die Stadt, der Perlfluß als schimmerndes Band, an seinen Ufern zwei Neunstockpagoden, in der Ferne die Sai Siu-Hügel. Im O. und W. die dörferbesäte Ebene, im N. und NO. dicht hinter der Stadtmauer die »Weißen Wolkenberge« (ein andrer heiliger Ort; hier findet der Totenkult sein letztes Ziel: vom Fuße bis zum Gipfel liegen die Hufeisengräber neben-und übereinander). Im Oberstock zwei Bildsäulen: Kun Yü und Wan Tsèng (heilig gesprochener Kultusminister aus dem 7. Jahrh.), denen die Prüflinge opfern, um gut zu bestehen. Höhe und Lage auf der schon an sich 10 m hohen Stadtmauer machen die Fünfstockpagode zu einer Landmarke. Die Chinesen sagen: Kanton gleicht einer mächtigen Dschunke, die Fünfstockpagode ist der Hintermast mit gespreiteten Segeln, die Blumenpagode der Vordermast (Zeichen des steigenden Handels und steigenden Wohlstandes der Stadt).
Auf der Stadtmauer (zu Fuß) oder durch die Stadt (in Sänfte) nach dem kleinen Nordtor (Siu Pak Mun). Geradeaus, immer nach S., bis zur Hauptstraße der Altstadt, der etwa 1 St. langen Wei Ngoi Gei (»Straße der Wohltätigkeit und Liebe«), dann r. zum »Tempel des Schreckens« (Sing Wong Miu, »Sing Wong« ist der Schutzgott der ummauerten Städte, deshalb findet sich sein Tempel ebenso in jeder Stadt wie der des Kungfutsze).
Dem Sing Wong-Tempel gegenüber durch die Fu Hog Tung Gei nach dem *Kungfutsze-Tempel (Kuong Tsao Fu Hog Kung). Kanton hat drei Kungfutsze-Tempel, dieser ist der erste. An bestimmten Tagen im Frühling und Herbst versammeln sich hier alle Zivil-und Militärbeamten, an ihrer Spitze der Generalgouverneur. Die Verehrung des großen Weisen besteht im Räuchern, Verbrennen von Kerzen, Opfern von Reis, Wein, Fleisch, Musik, Niederknien u. a.—Nicht weit davon, in der Söng Mun Dai Gei (Hauptstraße der chinesischen Buchhändler) die *Wasseruhr. Sie besteht aus vier Kupferkübeln, die auf Stufen stehen. Das Wasser tropft von einem zum andern; im untersten schwimmt ein Anzeiger, der angibt, wie lange das Wasser fließt. Nach 12 St. wird es ins oberste Gefäß zurückgegossen. Erbaut wurde die Wasseruhr um 1320.—Nördl. zurück zur Wei Ngoi Gei und diese entlang bis zum Westtor (Sai Mun). Auf dem Weg mehrere Yamen (Amtsgebäude). Das Schatzmeistersyamen (der Einmündungsstelle in die Wei Ngoi Gei gegenüber), dann ein wenig weiter, r., das Präfektsyamen, zuletzt das des Tatargenerals (die Straße führt durch die großen Tore des Vorhofs, l. eine Wand mit dem kaiserlichen Drachen).—Nach Schamien zurück durch die Sap Tsat Po und Sap Bat Po (wichtige Handelsstraßen, hier auch viele europäische Waren).
Kürzere Rundfahrt: Wem diese Fahrt zu lang ist, gehe von der Ha Gao Po zum Westtor und hier auf die Stadtmauer: schöne Blicke auf den Tempel der fünf Genien, den »Nackten Turm«, die Blumenpagode, den Kun Yam San, die Fünfstockpagode. (Vom Nackten Turm auf der Stadtmauer zum Großen Nordtor; uralte Geschütze auf der Stadtmauer, Schweine und Hühner liegen darunter, menschliche Faulenzer schlafen darauf, daneben kochen die Wächter ihr Essen; auch l. durch die Mauerluken manch hübsches Bild; bis zum Großen Nordtor 25 Minuten zu Fuß, vom Tor aus gehe man wie bei der ersten Fahrt beschrieben.)
Zwei hervorragend schöne Gebäude erfordern weitere Ausflüge: 1) die Ahnenhalle der Familie Tsan. Man fahre mit der Nordbahn (7 Min.) nach der ersten Station Hgai Chim. L. vom Bahnhof die Hochschule der beiden Kuong-Provinzen (mauer-und grabenumzogenes Viereck, mit vielen Gebäuden und Baumgruppen, einer kleinen Stadt ähnlich). Mit Sänfte nach der Ahnenhalle (15 Min.), einem der schönsten Gebäude in Südchina, drei Reihen Hallen hintereinander. Überreiche Stuckarbeiten an Dach und Mauerwerk, die weiten stillen Höfe erinnern an die Alhambra; in der letzten Halle viele kleine Ahnentafeln.—2) Der Kungfutsze-Tempel des Pünjü-Distrikts (Pun Yü Hog Kung), großer Bau, prächtig gelbrotes Ziegeldach, ornamentale Drachen über dem Eingang zur Haupthalle (nur an Kungfutszes Geburtstag geöffnet, sonst Eingang durch Seitentüren), im Innern seltsame Riesenfigur des großen Philosophen. —Daneben die Amtsgebäude des Pun Yü-Magistrat; Besuch der Gefängnisse (Erlaubnis des Beamten!) nicht uninteressant. Die Schauerszenen, früher häufig, sind jetzt unterdrückt. Am Flußufer der Richtplatz, in »Friedenszeiten« werden hier Töpfe getrocknet. [S. 232] Soviel Hinrichtungen am Tage stattfinden, soviel Holzkreuze werden vorher dort etwas erhöht aufgebaut; das Schauspiel (meist Kopfabschlagen) ist widerlich.—Unter den vielen Tempeln der Stadt sind noch zu erwähnen: der Medizintempel, vor dessen Eingang eine vergoldete Holzschnitzerei hängt; im Innern schöne Reliefs und im Nebensaal 60 Götzenbilder, von denen jedes ein Jahr des Menschenlebens und der 60jährigen Kalenderperiode darstellt; vor jedem steht eine Vase zum Opfern von Räucherkerzen. Eine kreisrunde Tür führt in einen andern Saal mit zwei Altären.—Einer der ältesten Tempel, 362 erbaut, liegt im NW. der alten Stadt, nahe der Blumenpagode, im Kloster der glänzenden Elternliebe (Kwang hiao tse); er hat zwei kleine siebenstöckige, eiserne Türme mit Inschriften aus dem 10. Jahrh.—Bemerkenswert ist noch der Kaiser-Tempel (Wan tscheu kong) ein Staatsgotteshaus, wo die Zivil-und Militärbeamten Kantons an Kaisers Geburtstag, beim Neujahrsfest und bei Verheiratung des Kaisers Festgottesdienst abhalten. Auf dem kahlen Altar steht eine Tafel, auf der der goldene Namenszug des Kaisers auf grünem Lack angebracht ist.—Für weitere Auskunft ist zu empfehlen: »A Guide to the city and suburbs of Canton, by Dr. Kerr« (Hongkong, Kelly and Walsh).
Dampfer, s. S. 221. 40 Seem.; Fahrzeit etwa 31/2 St., Ausflug auf 1 Tag (besser 2 Tage). Fahrpreis $ 4; So. Sonderschiffe hin und zurück $ 2, 6 St. Aufenthalt (genügt für Rickschafahrt, Besuch der Spielhöllen und aller Sehenswürdigkeiten). (NB. Man kann auch von Kanton direkt nach Macao in etwa 8 St. fahren [Fahrpreis $ 5], doch sind die Dampfer [S. 225] sehr klein, daher bei Seegang unbequem.)
Die Fahrt von Hongkong ostwärts, je nach dem Wetter dicht längs der Nord-oder Südküste der großen Insel Lantao, ist reizvoll; dann durch die ziemlich offene Mündung des Kantonflusses, vorbei an kleinen Inseln nach dem versandenden Hafen von Macao, der an landschaftlicher Schönheit mit Hongkong wetteifert, trotzdem die Felsenhalbinsel Macao nur 100 m hoch ist. Auf dem Fort Nossa [S. 233] Senhora da Guia steht der erste europäische Leuchtturm, der in China brannte; die Hügel tragen alte Festungswerke. Die kleine Stadt sieht von See mit ihren Kirchen, Terrassen, Arkaden und Balustraden malerisch aus. Im Hafen liegen meist nur Fischerfahrzeuge.
(vgl. den Karton auf der Karte S. 219).
Macao (spr.-kāu) liegt 60 km westl. von Hongkong auf einer felsigen Halbinsel, die eine nur 100 m breite Landzunge mit der flachen chinesischen Insel Heongschan, des Südteils des Hsikiang-Deltas, verbindet. Die Grenzmauer, deren Tor früher chinesische Soldaten bewachten, ist jetzt verfallen. Macao hat 63991 Einw. Der Handel ist sehr im Niedergang (Waffenschmuggel) und ganz in Händen von Chinesen.—Die Stadt Macao ist malerisch auf einer Hügelreihe erbaut, die bis 100 m vom Strand aufsteigt; die Straßen sind vielfach steil. Auf den Höhen mehrere alte Forts, die mit je einer Kompanie Festungsartillerie und Infanterie besetzt sind. Macao scheidet sich in die regelmäßig gebaute portugiesische (jetzt verödete) Stadt mit fünf Kirchen, darunter die St. Pauls-Kathedrale, zahlreichen Kapellen und (seit 1834 aufgehobenen) Klöstern, aber auch nicht minder zahlreichen Spielhöllen, und das chinesische Viertel mit großem Basar und engen, schmutzigen Gassen. Macao ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines chinesischen Mandarins und Hauptsitz der französischen Missionen in China.—Der äußere Hafen ist ungenügend geschützt, zwei innere Häfen sind eng und verschlammen, daher nur für Flußdampfer und Dschunken brauchbar, während [S. 234] große Seeschiffe 9-10 km von Macao ankern müssen. Eingeführt wird aus China: Seide, Matten, Tee, Zucker, Schweine, Tabakblätter, Bambus; aus Hongkong: Reis, Erdnußöl, Petroleum, Kohle, Mehl. Ausgeführt werden nach China Opium, Baumwollengarn und Reis.—Die Portugiesen erhielten bereits 1557 gegen jährliche Zahlung von 500 Taels an China das Recht zur Niederlassung; diese Summe wurde bis 1848 entrichtet.—Seit 1845 ist Macao Freihafen, konnte sich aber neben Hongkong nicht behaupten, besonders seit 1873 der Kulihandel verboten wurde.
Rundfahrt in der Stadt mit Rikscha vom Gasthof Boa Vista hinunter in die Hauptstraße der Stadt, Praia Grande, wo der Palast des Gouverneurs und andre Regierungsgebäude liegen und am Nordende ein Park, in dem Nm. Musik spielt, während ganz Macao dort promeniert.—Dann l. den Berg hinauf zur Ruine der São Paolo-Jesuitenkirche mit schönem Portal und etwas weiterhin zum Camões-Garten, wo der verbannte Dichter seine »Lusiaden« vollendet haben soll und eine Büste des Dichters steht, mit mehreren Inschriften, darunter einer sehr stimmungsvollen Widmung eines Franzosen.— Ein guter Weg, die Avenida Vasco da Gama, führt nördl. zur chinesischen Grenze; auf einer Anhöhe sieht man einen terrassenförmigen Parsenfriedhof.—Jenseit des kleinen Grenztores 8 km weiter liegt eine reiche chinesische Besitzung mit sehenswertem Park.—In dem fleißigen, aber häßlichen Chinesenviertel von Macao ist eine Opiumfabrik sehenswert.—Die Spielhöllen (Casa do Jogo, Gambling saloon) liegen meist in der Rua da Felicidade. Macao gewährt wegen seiner idyllischen Ruhe und malerischen Umgebung genußreichen Aufenthalt für 2-8 Tage.—26 km von Macao liegen die heißen Quellen von Yo muh.
(vgl. Karte s. 155).
Die Fahrt von Hongkong (S. 220) mit südöstl. Kurs durch das Südchinesische Meer (S. 214) ist sowohl im NO.-wie im SW.-Monsun des Seeganges wegen unbequem und besonders unruhig beim Monsunwechsel. Bei Ansteuerung der Westküste von Luzon erkennt man meist zuerst den 1070 m hohen Monte Agudo auf der Halbinsel, hinter der die kleine Bucht von Subic liegt, und erst später die 1300 m hohe Sierra de Mariveles auf der großen Halbinsel, die die große Bai von Manila nach W. abschließt. Zwischen dem Kap Mariveles [S. 235] und der gefährlichen Klippe La Monja und der 1 km östlichern Felseninsel Corregidor (mit Leuchtturm; diese Insel und die Inseln Caballo, Carabao, Fraile in der Einfahrt sind sehr stark befestigt) hindurch steuert man in die geräumige Bucht ein, deren Küstenumfang etwa 150 km mißt. Der Leuchtturm auf der San Nicholas-Bank bleibt r., dann erscheint r. die flache Waldküste von Cavite, und voraus sieht man auf künstlichem Ufer neue große Gebäude der Manila Hotel Co., des Army und Navy Club und Elk Club, dahinter die düstern Festungsmauern, Kirchtürme und Häuser der Stadt Manila, im Hintergrunde die Höhen von San Mateo.
(vgl. den Plan S. 237).
Manila, Hauptstadt und Haupthandelshafen der Philippinen, liegt im Südteile der größten, nördlichsten Insel des Archipels, Luzon, am Ostufer der prächtigen Bai von Manila, unter 14° 35' nördl. Br., hat 234409 Einw. (Tagalen, Mestizen, Spanier und etwa 30000 Ausländer, meist Chinesen), macht den Eindruck einer südeuropäischen Stadt. Die meisten Häuser sind wegen der Erdbeben aus Holz (nur das Erdgeschoß aus Stein), aber darum den Wirkungen der Wirbelstürme preisgegeben; der letzte Zyklon (1882) verwüstete in einer Stunde die halbe Stadt. Manila besteht aus der alten, von moosbewachsenen Ringmauern umgebenen innern Stadt (Intramuros) und den durch eine Stein-und drei eiserne Brücken mit dieser verbundenen Vorstädten (Extramuros). Erstere, am l. Ufer der Pasig, hat gerade Straßen, Palast des Erzbischofs, Rathaus, 10 reichgeschmückte Kirchen, viele Klöster, Hospitäler, Kasernen, Observatorium (von dem berühmten Meteorologen und Taifunspezialisten Jesuitenpater José Algué, Verfasser des Werks »The Cyclones of the Far East«, vorzüglich geleitet). Die innere Stadt, an die sich die Vororte Ermita, Paco und Malate und das Fort Santiago eng anschließen, ist Sitz des Zivilgouverneurs und des obersten Gerichtshofs und hat nur etwa 20000 Einw.
Die Vorstädte Binondo und Santa Cruz am r. Pasigufer sind Sitze des europäischen, amerikanischen und chinesischen Handelsverkehrs, dagegen blüht in dem von Mestizen und Fremden bewohnten Tondo der Kleinhandel. Hauptindustrie ist Zigarrenfabrikation und Verarbeitung von Manilahanf; daneben Verfertigung von Nanking, Flechtarbeiten, Teppichen, Goldschmiedearbeiten und andern Metallwaren; durch europäische und amerikanische Unternehmer sind Zuckerraffinerie, Maschinenfabriken, Brennereien und Zündhölzchenfabrik entstanden. Der Handel liegt meist in den Händen von Engländern, Deutschen und Amerikanern. Die Einfuhr umfaßt Baumwollengewebe, Eisenwaren, Petroleum, Seiden- und Wollwaren, Papier, Kohlen, Kupfer, Reis, Wein, Schirme etc., Ausfuhr Zucker, Hanf, Tabak, Zigarren, Kopra, Kokosnußöl u.a. Der Handel richtet sich größtenteils nach den Vereinigten Staaten und England. Von Unterrichtsanstalten besitzt Manila eine Universität, höhere Schulen, Lehrerseminar für Eingeborne, Sternwarte, bürgerliches und militärisches Hospital. Das Klima ist trotz Feuchtigkeit gesund (Durchschnittstemperatur 27°, Januar 25°, Mai 28,6°), Cholera und Pest aber haben zahlreiche Opfer gefordert. Zyklone und Erdbeben haben die Stadt wiederholt schwer heimgesucht. —Rundfahrt. Man besuche die Geschäftsstraße La Escolta; sie ist Hauptsitz des Handels-und Schiffsverkehrs, lebhafter Verkehr bei Geschäftsschluß an der großen Pasigbrücke, Puente de España; von dort wandert man zum Strande. Der Bagumbayan und die Luneta, wo Militärmusik spielt, sind beliebte Spaziergänge. Auf [S. 240] der Plaza steht das Standbild Isabellas II., in der Nähe der alten Festung, bei der Brücke, die Magalhães-Säule und vor dem frühern erzbischöflichen Palast, jetzt Sitz des amerikanischen Truppenbefehlshabers, das Denkmal Karls IV. Sehenswert sind die Zigarrenfabriken und die Barbierläden sowie die Vororte der Eingebornen, die Tabakpflanzungen, Bambushaine und Kokospalmenhaine in der Umgebung.
Vgl. die Karte S. 214.
A. Die Küstenfahrt zwischen Hongkong und der Yangtse-Mündung wird nur von kleinen Dampfern ausgeführt, da der große Bogen der südchinesischen Küste zwar außerordentlich viele Buchten besitzt und zum Teil in Inselscharen aufgelöst ist, aber wenige tiefe Häfen besitzt. [S. 241] Die Buchten sind entstanden, indem das Land sich senkte und das Meer in die Täler des bisherigen Küstenlandes eindrang; nachträglich sind sie zum Teil durch Sinkstoffe der Flüsse wieder verschlammt worden. So bestehen auf der ganzen langen Strecke nur drei bedeutendere Hafenorte, bei denen wie bei Kanton Flußmündungen die Stelle von Häfen vertreten: Swatau, Amoy und Futschou. Sie alle haben es nicht zu größerer Bedeutung bringen können, weil ihre Hinterländer zwar sehr reich und mit guten Wasserwegen ausgestattet, aber nicht allzusehr ausgedehnt, sondern gegen das Innere durch eine höhere Gebirgsschranke abgeschlossen sind. Kleinere, dem Fremdenhandel zugängliche Häfen sind Santuao, Funing, Wentschou.—Man verläßt Hongkong durch den Lyemun-Paß, läuft zwischen den Küsteninseln und nahe unter Land bis zum Kap Gute Hoffnung (Good Hope Cape), 50 m hoch, mit kleinem weißen Leuchtturm an der Mündung des Han-Flusses; zwischen Inseln und Klippen steuert man durch das Zuckerhut-Fahrwasser (Sugarloaf Channel) über die Barre in den mit Fischerbuhnen besetzten Fluß und gelangt nach 1 St. Fahrt nach
(175 Seem.) Swatau (Astor House Hotel, Pens. $ 6-12; Swatow Hotel, an der Landestelle, mäßig), Scha-tou, Hafenstadt der Provinz Kwangtung, dem fremden Handel seit 1858 geöffnet, auf 23°22' nördl. Br., also etwa unterm Wendekreis gelegen, mit etwa 48000 Einw. (unter 250 Ausländern etwa 30 Deutsche), hat bedeutenden Seeverkehr, namentlich als Mittelpunkt der Rohrzuckererzeugung, und europäische Niederlassungen an beiden Ufern des Hanflusses 8 Seem. innerhalb der Mündung; deutsches Konsulat (Dr. v. Borch) und deutsches Postamt am Nordufer, größere Niederlassung auf der Insel Kakchioh am Südufer zwischen schönen tropischen Gärten und felsigen Hügeln; je ein (internationaler) Klub auf jedem Ufer (Einführung durch Mitglied). Einkäufe: Zinkteebüchsen, Zigarrenkasten, Grasleinengewebe, Fächer und Curios. Chinesische Flußdampfer fahren bis zu der volkreichen Industriestadt Tschautschoufu (Chaochowfu; bis hierher auch Eisenbahn, 48 km, täglich 3 Züge) und Kityang, dem Mittelpunkte des Zuckerrohrbaues. Auf dem Fluß im Winter Jagdgelegenheit auf Wildenten und Wildgänse etc.
Nördl. von Swatau gelangt man in die Formosastraße, die im NO.-wie SW.-Monsun meist starken Seegang hat; man fährt in Sicht der Küste an vielen Inseln vorbei und biegt, nachdem man die Nantai Wuschan-Pagode auf 524 m hohem Berggipfel erblickt hat, in eine weite Bucht; im Innern liegt
(310 Seem.) Amoy (Hsiamen, in der Provinz Fukiën), dem fremden Handel seit 1842 geöffnet, auf etwa 24° 30' nördl. Br., mit 114000 Einw. (30 Deutsche), Sitz eines Titu (Admirals), eines Taotai und eines Haifangting (Seepräfekt), auf der Insel Amoy, die, 15 km lang und 11 km breit, von 400000 Menschen in 136 Ortschaften bewohnt ist und an der Mündung des Drachenflusses (Kiulungkiang) liegt. Letzterer bildet eine gute Wasserstraße ins Hinterland. Die Bedeutung des Ortes als Handelsplatz ist stark zurückgegangen, seitdem Japan die gegenüberliegende große Insel Formosa besetzt hat und der Verkehr zwischen dieser und dem Festland gering geworden [S. 242] ist. Die Innenstadt, in der die Yamen der chinesischen Beamten liegen, ist mit Mauern umgeben. Vor dem Südtor eine alte Ehrenpforte mit Steinfiguren, die eine im 17. Jahrh. vom Vizekönig in Futschou empfangene holländische Gesandtschaft darstellen, und Inschriften, wonach den Holländern gestattet wurde, in Amoy Handel zu treiben. Reste der Mauern um die alte holländische Niederlassung hinter dem New Amoy Dock. Amoy wurde 1544 von Portugiesen besucht; später war den Spaniern dort der Verkehr gestattet.—Bei Amingkang, Dorf 1 km südl. von Amoy, liegt das Grab des Prinzen Lu Wang, der 1660 auf der Flucht vor den Mandschus in Amoy starb, daneben zwei Steinfiguren und ein steinernes Pferd, die Symbole der Abstammung vom Herrscherhaus.—An den Bergabhängen ein weißer Grabstein neben dem andern, aus der Taiping-Rebellion herrührend. —Gegenüber Amoy die alte Nan tai wu-Pagode.—Vier große Forts verteidigen die Stadt.—Im Hafen sehr lebhafter Handelsverkehr; Einfuhr hauptsächlich Opium und Baumwollwaren, Ausfuhr schwarzer Tee und Zucker. Eisenbahn nach Tschangtschoufu (Changchowfu) im Bau. Gelegenheit zu billigen Einkäufen (man muß stark handeln!) chinesischer Kuriositäten: Katzenaugen, Schnitzereien aus Pfirsichkernen, hölzerne Götzenfiguren, Speckstein. Sehenswert sind auch die Fabriken für Spitzen, künstliche Blumen, Porzellan und Seide, die Markthallen, Malerwerkstätten und der Fischmarkt, Teehandlungen. Amoy ist eine der schmutzigsten Städte Chinas, man nehme Riechsalz mit; auch herrschen Cholera und und Pest dort häufig.—Gegenüber dem Hafen von Amoy liegt Kulangsu, eine kleine Insel mit der sehr gesunden und malerischen internationalen Fremdenniederlassung unter eigner Verwaltung, dem Sea view Hotel und dem New Amoy Hotel, dem Amoy Club, der Masonic Hall, dem Deutschen Postamt, ferner den Banken: Hongkong & Shanghai Banking Co. (Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft) und National Bank of China; Deutsches Konsulat (Konsul Dr. Merz). Spaziergang (2 St.) rund um die malerische Insel auf bequemem Weg, beliebte Promenade der Europäer, die auf Kulangsu international zusammenhalten und sehr gastfrei sind.
Die Küstenfahrt von Amoy nordwärts führt an der Westseite der Formosastraße (S. 245) zwischen vielen Inseln und durch die Haitanstraße (innerhalb der großen Insel Haitan) zur Mündung des Minflusses. Die Einsteuerung in den Fluß ist sehr schwierig und geht über zwei Barren zur Pagodenreede (Pagoda Anchorage), wo eine siebenstöckige Pagode auf der Insel Losing steht; am Westende der Insel chinesische Marinewerft mit Trockendock. Die Ufer sind sehr malerisch und von hohen steilen Felskuppen begleitet; hohe Berge bilden das Nordufer. Nachdem der Dampfer geankert, fahren die Reisenden mit einer Dampfbarkasse in 2 St. flußaufwärts nach
(510 Seem.) Futschou (Brockett's Hotel; W. Brand's Boarding House, für längern Aufenthalt zu empfehlen, in der Fremdenniederlassung auf der Insel Nantai, wo das Dampfboot anlegt; Foochow Club; Hongkong & Shanghai Bank, Chartered Bank of India [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank in Berlin]; Deutsches Konsulat [Konsul G. Siemssen]), engl. Foochow (in der Volkssprache Hoktschiu), Hauptstadt der chines. Provinz Fokiën, am l. Ufer des schiffbaren Minflusses, 32 km von dessen Mündung, von malerischen Hügeln umgeben, in fruchtbarer Ebene, eingeschlossen von 9 m hohen, 4-7 m dicken Mauern, auf unebenem Boden unregelmäßig, aber typisch »chinesisch« erbaut, hat 630000 Einw., wovon 10000 Mandschu, die ein ummauertes Viertel bewohnen, und 200 Europäer (18 Deutsche) in der Vorstadt Nantai in schönen Villen mit Gärten auf dem r. Ufer. Die Vorstädte ziehen sich bis an den Fluß, der eng besetzt ist mit schwimmenden Wohnungen; über ihn führt eine 301 m lange Brücke (die »Brücke der 10000 Lebensalter«), die längste in China, die auf 40 Pfeilern mit bis 14 m langen Steinplatten ruht. Futschou ist Sitz des Vizekönigs von Mintsche (Fokiën und Tschekiang), des Gouverneurs von Fokiën und des Oberbefehlshabers der Mandschutruppen; es hat große Bauwerften für Dschunken, Fabriken für Seiden-und Baumwollengewebe und Papier, auch ein deutsches Dampfsägewerk, und ist seit langem nächst Hankau der erste Teemarkt Chinas für die Ausfuhr. Für Einkäufe zu beachten: Seifenstein-Kunstgewerbe, gute und sehr originelle Lacksachen, künstliche Blumen, Schnitzereien aus Teeholzwurzeln, Silbersachen. Ferner werden Papier und Holz aus-, Opium, Baumwolle, Wollwaren, Garne, Metalle, Kerosen eingeführt. Zwei Dampferlinien laufen zweimal wöchentl. nach Hongkong.— Futschou wurde 1842 dem Fremdenhandel geöffnet; 1884 wurde hier eine Abteilung der chinesischen Flotte durch französische Kriegsschiffe vernichtet. In der Teezeit (Juni bis November) legen die von Ostasien zurückkehrenden Reichspostdampfer in Futschou an.— Rundgang nur in Sänfte ausführbar (vgl. Kanton, S. 225), auch des Schmutzes wegen. Über die Brücke (auf ihr kann man den Fischereibetrieb mit Kormoranen beobachten) gelangt man durch die Südvorstadt, vorbei an den Niederlassungen der amerikanischen, Methodisten- und Dommikanermissionen, durch das Südtor in die Stadt. [S. 244] Dicht innerhalb des Tores liegt r. der Tempel des Kungfutsze (Tempel der Literatur), dahinter in der SO.-Ecke der Stadt das Mandschuviertel. —An der mittlern Hauptstraße, die vom Südtor zum Nordtor führt, liegen der Yamen des Vizekönigs und andre Paläste.— Nahe dem Westtore liegt der Tempel des Kaisers, im nördl. Stadtviertel ist eine Prüfungshalle für Beamte und in deren Nähe ein Tempel der Schutzgötter der Stadtmauern. Von der nördl. Stadtmauer, nahe der siebenstöckigen roten Pagode, hat man guten Überblick über die Stadt. Interessanter *Rundgang auf der Stadtmauer um die Stadt (6-8 St.).—Der Garten des deutschen Konsulats am Siemssen-Bund mit schönen Orchideen ist Reisenden gern geöffnet. Futschou nebst Umgegend bietet vielerlei Lohnendes für eine Woche Aufenthalt. Das Klima ist gesund; Taifune sind selten.
Auf der Küstenfahrt werden nördl. von Futschou zuweilen die unbedeutenden Vertragshäfen Santuao (8000 Einw.) in der Samsabucht, 10 km östl. von der größern Stadt Ningteh, und Wentschou (Wenchowfu; 80000 Einw.) angelaufen; Wentschou am Wukiang, einem Fluß, der durch den Sanpwan-Paß zwischen Inseln angesteuert wird; die Stadt zeichnet sich durch Sauberkeit aus, ist aber geschäftlich still.—Dann steuern die Küstendampfer durch den Nimrodsund in den landschaftlich schönen Tschusanarchipel am SO.-Ende der großen Hangtschoubucht hinein, laufen zuweilen den Ankerplatz von Tinghai auf der Hauptinsel an und dampfen von da in die Mündung des Yungflusses, wo sie je nach dem Wasserstand vor der befestigten Hafenstadt Tschinhai (mit 26000 Einw.) ankern oder weiterlaufen bis zum Hafen von
Ningpo, Stadt mit 400000 Einw. in der Provinz Tschekiang, auf 29° 53' nördl. Br., ist Sitz eines Taotai (etwa Regierungspräsident). [S. 245] Die Bewohner sind fleißig, klug und friedlich, die Straßen reinlich. Zahlreiche Tempel, buddhistische Mönchs-und Nonnenklöster, Erziehungsanstalten und Versammlungshäuser. Die Chinesenstadt liegt auf der Halbinsel zwischen den Flüssen Yujao und Funghwa, die zusammen den Yung bilden. Über beide Flüsse führen Schiffbrücken. Die Fremdenniederlassung (Gasthof; Campoklub; britisches Konsulat; Dampfer nach Tschinhai, Schanghai zweimal tägl. etc.) liegt nö. von der Chinesenstadt auf der Halbinsel zwischen dem Yungfluß und dem Yujao. Ningpo war 1522-42 portugiesische Niederlassung und wurde 1842 dem Fremdhandel als erster Hafen eröffnet. Klima wie Schanghai, doch gesünder. Einfuhr: Woll-und Baumwollwaren, Opium, getrocknete Früchte; Ausfuhr: Tee, Baumwolle, Seidenwaren, Matten, Hüte, Fächer, getrocknete Fische (Tintenfische). Lebhafter Dampferverkehr.—Rundgang. Die 860-873 erbaute Stadtmauer ist 8 m hoch, 5 m breit und hat 8 Tore. Das älteste Bauwerk ist der im 9. Jahrh. erbaute sechseckige, siebenstöckige Himmelsturm (Tienfengta), auf dessen Plattform eine Wendeltreppe mit 150 Stufen führt. Aus dem 12. Jahrh. stammt der Tempel der Himmelskönigin (Tiengheukong), ein Heiligtum der Seefahrer; er zeigt sehr schöne Skulpturen.
Von Ningpo gehen die Küstendampfer nördl. durch die Hangtschou-Bai und folgen dem Dampferweg zur Yangtsemündung nach Wusung und (930 Seem.) Schanghai (S. 246).
B. Die Reichspostdampfer fahren von Hongkong nö. durch die Formosa- (oder Fukiën-)Straße, außerhalb (östl.) der Ockseuinseln und der Turnaboutinsel östl. Haitan (beide mit Leuchttürmen). Diese Gewässer sind reich an Seetieren; man kann Menschenhaie, auch Hammerhaie, Walfische und große Fliegende Fische sowie Delphine beobachten, außerdem große dunkelbraune Möwen und andre Vögel. Die See ist meist lebhaft bewegt, so daß sich bei nicht seefesten Reisenden zuweilen nochmals Seekrankheit einstellt; dann empfiehlt es sich, die frische Luft an Deck als bestes Heilmittel zu genießen, denn auf der Höhe von Swatau tritt man beim Überschreiten des Wendekreises des Krebses aus dem Tropengürtel in die gemäßigte Zone. Der NO.-Monsun bringt frischkühles Wetter.
Nördl. von Turnabout erreicht man das Ostchinesische Meer, das ähnliche Windverhältnisse wie das Südchinesische Meer (S. 220) hat; doch weht der NO.-Monsun im November und Dezember als voller Sturm. Die besten Monate sind Februar, März und April mit meist heiterm Himmel. Taifune sind im Mai bis September nicht selten, Hauptzeit ist August, September und Oktober. Im Ostchinesischen Meer ist die Bahnrichtung der Taifune meist nördl. bis nö. (doch kommen auch andre Richtungen vor), deshalb sind die gefährlichen Windstriche andre als im Südchinesischen Meer, und dementsprechend ändern sich die Regeln zur Vermeidung der Sturmmitte.—Von Turnabout steuern die Postdampfer östl. der Insel Hieschan und dann zwischen den Felseninseln Tongting und Piting durch; dann wird der Leuchtturm der Steepinsel angesteuert und zwischen dieser Insel und andern durch auf die 118 m hohe südlichste Bonhaminsel (mit Leuchtturm) zugedampft. Nachdem die Bonhamstraße zwischen den Bonhaminseln und der Insel Pirie durchlaufen ist, steuert man auf die kegelförmige, etwa 80 m hohe Gützlaffinsel (mit Leuchtturm) zu, die wichtigste Ansteuerungsmarke für die Yangtsemündung; sie ist Signalmeldestelle für Schiffe, fünf Telegraphenkabel landen auf der Insel, davon laufen zwei nach Schanghai, eins nach Amoy, zwei nach Nagasaki. In der Nähe der Insel sichtet man das Tungscha-Feuerschiff, das auf der großen Yangtsebank die Einfahrt in die seichte Flußmündung bezeichnet; dort kommt der Lotse an Bord (falls er nicht schon in Hongkong sich einschiffte) und führt den Postdampfer in die an schmutziggelbem Wasser kenntliche Mündung des Riesenstroms, des Yangtsekiang, hinein, wo man anfangs nur Feuerschiffe und Seezeichen, später l. auch einen ganz flachen und öden Küstenstreifen sieht. Große Dampfer ankern bei niedrigem Wasserstand im Huangpu auf der Reede von
Wusung (Woosung Forts Hôtel), als Vorhafen für Schanghai wichtig, liegt an der Mündung des Huangpu in den Yangtse; die alte Stadt ist durch Überschwemmungen zerstört; jetzt sieht man nur einige Häuser und Lagerschuppen. Die 16 km lange Bahn nach Schanghai wurde 1876 erbaut, 1877 durch fanatische Chinesen zerstört (die in der Lokomotive eine Verhöhnung des Drachengottes sahen) und erst 1898 neu gebaut. Am Flusse sind Schiffbauwerften. Chinesische Kanonenboote und Zollkreuzer liegen vor Wusung.
Vgl. beifolgende Pläne.
Schanghai (d. h. »oberhalb des Meeres«), die wichtigste internationale Seehandelsstadt Ostasiens, verdankt ihre Bedeutung der Lage nächst der Mündung des Yangtse, der wichtigsten Wasserstraße Chinas. Da an den flachen Ufern der Mündungsstrecke des [S. 250] Riesenflusses selbst wegen der Schwankung in der Wasserführung des Stromes und des starken Unterschiedes von Ebbe und Flut keine Mündungsstadt entstehen konnte, so ist diese seitwärts 14 Seem. oberhalb der Mündung des Wusung-oder Huangpu-Flusses entstanden. Letzterer dient als einzige Ausmündung sämtlicher Kanäle und Flußläufe des flachen und tiefgelegenen, aber außerordentlich fruchtbaren und dichtbevölkerten Gebietes zwischen dem untersten Yangtse und der Hangtschoubucht, das sowohl nach dem Yangtse wie nach dem Meere zu eingedeicht ist. In den unter chinesischer Verwaltung stehenden Stadtteilen leben etwa 175000 Chinesen. In den beiden Fremdenniederlassungen wohnten 1910 zusammen 548137 Chinesen, ferner 15006 Nichtchinesen, darunter 4779 Briten, 3466 Japaner, 1088 Deutsche, 114 Österreicher und 76 Schweizer. Unmittelbar außerhalb der Fremdenniederlassungen haben sich noch etwa 5000 Japaner angesiedelt. Wirtschaftlich stehen Engländer, Deutsche und Amerikaner den andern Nationen weit voran. Die Stadt verfügt über ein gutbewaffnetes Freiwilligenkorps, eignes Polizeikorps und Feuerwehr. Die Straßen der Fremdenniederlassungen sind gut gepflegt, weitläufig und meist rechtwinklig zueinander angelegt. Am Flusse liegt eine breite Uferstraße, Bund, mit Bäumen und Rasenplätzen, wo die großen Dampferlinien eigne Landungsbrücken haben. An der Stadtseite des Bund erheben sich stattliche Gebäude: das Zollhaus am Eingang in die Hankow Road; ihm gegenüber die Deutsch-Asiatische Bank; nördl. davon der Prachtbau der Russisch-Chinesischen Bank, dann die Chartered Bank und die Yokohama Specie Bank; Ecke der Yinkee Road der Prachtbau des *Deutschen Klubs Concordia, 1906/07 im Renaissancestil erbaut, das schönste Klubhaus in Ostasien. Am Nordende des Bund liegt die Masonic Hall (Freimaurerhalle). Dazwischen südl. vom Zollamt liegen Geschäftshäuser europäischer Großkaufleute, die Hongkong & Shanghai Bank, das Telegraphenamt und der sehr schöne *Neubau des Shanghai Club im Barockstil (Pl. 13). Dahinter sowie nördl. und südl. vom Bund dehnen sich die Stadtteile der Fremdenniederlassungen aus, die sämtlich mit Kanalisierung und elektrischem Licht versehen sind. Die Stadt hat vorzügliche Schulen, darunter die 1911 errichtete deutsche Kaiser-Wilhelm-Schule an der Weihaiwei Road (Vorschule, Realgymnasium, höhere Mädchenschule), eine große englische Bürgerschule, Mittelschulen für Chinesen, eine deutsche Medizinschule (1907 von deutschem Kuratorium gegründet) zur wissenschaftlichen Ausbildung chinesischer Ärzte, große moderne Krankenhäuser für Europäer und Chinesen, unterhält Sportplätze am Beginn der Bubbling Well Road und im Hongkiu Park. Elektrische Straßenbahnen durchziehen die Hauptstraßen. Am Beginn der Bubbling Well Road liegt der Rennplatz, Eigentum des Shanghai Race Club. Im Stadtviertel Hongkiu ist eine deutsche evangelische Kirche. Im französischen Viertel ist die große katholische St. Josephskirche. Schanghai ist Sitz eines katholischen und eines anglikanischen Bischofs, eines englischen Gerichtshofs Supreme Court of China (zur Schlichtung von Streitsachen, in denen Engländer die Beklagten sind) sowie eines amerikanischen Obergerichts, [S. 251] des Statistischen Amts der chinesischen Seezollbehörde sowie einer Abteilung der Royal Asiatic Society.—Die Chinesenstadt liegt südl. vom französischen Viertel, ist mit Mauern umgeben und hat große Vorstädte, in denen am Wasser auch Warenlager (Godowns) europäischer Kaufleute liegen. Der Handelsverkehr ist sehr lebhaft, eingeführt werden Baumwollenstoffe, Opium, Petroleum, Kohlen, Maschinen u. a., ausgeführt besonders Seide, Tee, Borsten, Federn, Hanf, Moschus, Galläpfel, Strohgeflechte, Rhabarber, Wachs, Häute und Talg. Schanghai ist der wichtigste Umschlagsplatz für alle Erzeugnisse Chinas, weil es durch den Yangtsestrom mit vielen wichtigen Provinzen gute Verkehrsverbindung hat.
Rundfahrt (mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn). Im Internationalen Viertel ist der Bund die besuchteste Promenade; mehrere Denkmäler stehen im nördl. Teil, eins für Sir Harry Parkes vor der Nanking Road, dann das *Iltisdenkmal (zum Andenken an die Besatzung des am 23. Juli 1896 vor Kap Schantung gestrandeten deutschen Kanonenboots) und in dem kleinen Park (Public Garden) am Nordende des Bund ein englisches Kriegerdenkmal (The ever victorious army) sowie ein Standbild von Margary; dort im Sommer Nm. oder abds. dreimal wöchentl. zuweilen Musik der 50 Mann starken Stadtkapelle (deutscher Kapellmeister, Prof. Buch).—Hauptgeschäftsstraße ist die Nanking Road mit sehenswerten Markthallen, in deren Verlängerung, Bubbling Well Road, der Rennplatz nebst andern Sportplätzen sowie eine Gartenwirtschaft (St. George's Farm) und ein europäischer Friedhof liegen.—Das Villenviertel im W. der Stadt ist neuerdings weit ausgebaut, eine Spazierfahrt durch die hübschen Alleen ist wegen des internationalen Treibens sehr interessant. —Im frühern Amerikanischen Viertel ist Broadway die Geschäftsstraße, an deren Ende Seide-und Baumwollwebereien liegen. Ein Teil von Hongkiu ist Villenviertel.—In das Französische Viertel gelangt man vom Südende des Bund auf einer Brücke über den Yangkingpang-Kanal, die Fortsetzung des Bund nach S. bildet der Quai de Wampoo, an dem dicht bei der Brücke ein Wettersignalturm steht, der die Wetterberichte und wichtigen Taifunwarnungen des vorzüglichen meteorologischen Observatoriums der Jesuiten im benachbarten Zikawei veröffentlicht; die Wetterkarten für das ostasiatische Gebiet hängen dort (täglich erneut) aus; außerdem Zeitball (Pl. 14) sowie Wetter-und Sturmwarnungssignale. Die ersten Gebäude am Quai de Wampoo sind die Banque de l'Indochine, das Geschäftshaus der deutschen Firma Melchers & Co. (Agenten des Nordd. Lloyd etc.), das Gebäude der Messageries Maritimes, das französische Konsulat und das Gebäude der französischen »Mission étrangère«. Dann gelangt man zum Quai de France, wo viele Lagerhäuser (Godowns) liegen. Hauptstraße der »Concession Française« ist die Rue du Consulat, in der das Rathaus (Hôtel de la Municipalité) mit dem Denkmal des Admirals Protet und das Hôtel des Colonies liegen. Durch die Rue du Consulat und die Avenue Paul Brunat führt die elektrische Straßenbahn nach Zikawei. Durch die neuen Stadtteile der Französischen Niederlassung führen elegante Villenstraßen, so die 11 km lange Avenue Paul Brunat, an der auch der Deutsche Gartenklub [S. 252] liegt. Zahlreiche Straßen vermitteln den Verkehr zwischen der Französischen und der Internationalen Niederlassung.—Die Chinesenstadt grenzt dicht an das Französische Viertel, ist mit Mauern umgeben und hat so enge (schmutzige) Straßen, daß man sie nur zu Fuß oder mit Sänfte besuchen kann (im Sommer wegen der übeln Ausdünstungen nicht zu empfehlen). Einige Tempel sind sehenswert, besonders die Kungfutsze-Pagode und der Tempel der Stadtgötter, in dessen Nähe das auf einem Teich erbaute alte Teehaus Husingting nebst Mandarinenklub steht; Marktplatz und Werkstätten, wo Schnitzereien hergestellt werden, besuche man im Vorbeigehen. Man nehme einen Führer, da es sehr schwierig ist, sich in den engen Gassen zurechtzufinden. Wenn man Kanton gesehen hat, kann man sich den Besuch der Chinesenstadt von Schanghai ersparen.
Vgl. die Karte bei S. 215.
Die Fahrt von Schanghai führt zunächst flußabwärts bis Wusung (S. 246), dann in den über 30 km breiten Mündungstrichter Yangtsekiang (die Chinesen nennen den Strom Ch'ang-chiang, spr. tscháng-djang, d. h. Langer Strom). Die ersten 160 km aufwärts von Wusung fährt man in dem Ästuar wie auf einem großen gelben See, dessen Ufer nur stellenweise sichtbar werden. Von den Häusern sieht man nur die Dächer, ihr unterer Teil ist hinter Deichen verborgen, die die Dörfer der Flußniederung gegen Überschwemmung schützen. Nur die Lotsen vermögen sich durch die vielen Bänke im Fahrwasser hindurchzufinden; die jährlichen Überschwemmungen ändern die Fahrrinnen fortwährend, schwemmen Inseln an oder reißen Uferstrecken fort. Landmarken bilden Pagoden auf Hügeln, so die Pauschanpagode nahe bei Wusung, oder Baumgruppen und Gerüstbaken, so r. auf der großen, flachen Insel Tsungming. Nach etwa 16 St. Fahrt zeigen beide Ufer Hügel. Bei den mit einer Pagode gekrönten Langschanhügeln (110 m hoch), einem besuchten Wallfahrtsort mit vielen Tempeln, wird der Strom schmäler, die Berge werden höher, beim Huangschan ist der Fluß kaum 1400 m breit, am r. Ufer liegen 6 Forts, am l. Ufer gegenüber der Stadt Kiangyin (Stadtmauer 1506 erbaut) noch drei Batterien. Hier ist der Telegraph von Schanghai nach Peking mit Kabel durch den Yangtse geführt. Oberhalb erweitert sich das Bett, der Kurs führt an Wäldern, Feldern und vielen Dörfern vorbei; der Fluß ist mit Dschunken und Dampfern reich belebt. Weithin sichtbar ist die siebenstöckige Tschusanpagode auf dem Gipfel eines hohen Berges mit Fichtenwald; am Fuße des Berges liegt eine zweite befestigte Flußsperre mit acht Batterien, Kuppelfort und kasemattiertem Erdwerk, in der Nähe ein Militärlager. Vor Tschinkiang wird die Landschaft sehr malerisch; mitten im Strom liegt die Silberinsel (Tsianschan; ähnlich der Böcklinschen Toteninsel), deren bewaldeter Hügel eine niedrige Pagode und andre Tempelanlagen trägt; auch hier Festungswerke am Südende der Insel und an beiden Ufern.
(260 km) Tschinkiang (chines. Chên-chiang, spr. djö́n-dyáng), seit 1861 Vertragshafen mit 184000 Einw., als Handelsstadt wichtig, weil sie an der Kreuzung des Kaiserkanals mit dem Yangtse liegt, der von Peking nach Hangtschou läuft und 1100 km lang ist (zwischen Peking und Tschinkiang 800 km); jetzt ist der Kanal allerdings stark verfallen und ohne Bedeutung für den Handelsverkehr zwischen Süd-und Nordchina. Seit 1907 ist Tschinkiang Station der Bahnlinie Schanghai-Nanking. Anlegebrücken für die Flußdampfer. Die Stadt hat eine Fremdenniederlassung (deutsches Postamt; Agentur von Melchers & Co.) oberhalb der Chinesenstadt am Hügel Yintai-schan mit gut gepflegtem Bund mit Bäumen und ist mit starken [S. 256] Mauern umgeben. Der Kaiserkanal (s. oben), der den Yangtse ohne Schleusen kreuzt, bildet einen Teil des Festungsgrabens. In der Umgegend Jagd auf Wildschweine und Fasanen. Der schönste Punkt der Umgebung ist die *Goldinsel (Kinschan) dicht oberhalb der Fremdenniederlassung am r. Ufer, die noch 1823 am l. Ufer und 1842 mitten im Fluß lag; an ihrem Westabhang ein großes buddhistisches Kloster mit Pagode.
Die Fahrt geht weiter an der hohen, siebenstöckigen Pagode von Yitsching (Jitschöng) am l. Ufer vorbei; die Stadt ist Hauptplatz für den Salzhandel. Dann werden die Ufer flach, am r. Ufer zeigt der Hintergrund bewaldete Berge; auf einem hohen Berge am l. Ufer steht die Ninganschan-Pagode. Die Gegend wird immer fruchtbarer. Auf dem r. Ufer hohe Zyklopenmauern über Hügeln, auch mehrere Pagoden und Schornsteine einer Marinewerft, sowie der Löwenhügel (Schetseuschan), mit modernen Batterien bewaffnet; dann erreicht man Hsiakuan (zwei europäisch geleitete Gasthöfe), die Ufervorstadt von
(330 km) Nanking (chines. [»Südresidenz«] Chiang-ning-fu, spr. dyáng-ning-fú), Stadt mit 267000 Einw., darunter etwa 160 Europäer (14 Deutsche), am r. Yangtseufer in hügeliger Gegend, seit 1899 dem Fremdhandel geöffnet; es war die uralte Kaiserstadt Chinas seit 200 v. Chr. bis 1404 und blühte am meisten in den ersten Zeiten der Ming-Dynastie, seitdem schwand ihre Größe; 1854 wurde sie im Taipingaufstand zerstört (wobei auch der berühmte, 165 m hohe Porzellanturm völlig zugrunde ging); heute ist sie zwar als Handelsplatz von Tschinkiang überflügelt, aber als Sitz des Generalgouverneurs der Provinz Kiangsu, Anhui und Kiangsi sehr wichtig (zurzeit Regierungssitz der Revolutionäre), hat Provinzialhochschule (Nanking ist der literarische Mittelpunkt Chinas, mit großen Büchereien und Druckereien), Militärstation, drei Militärschulen, Marineschule und Arsenal, zahlreiche Missionen. Die rege Industrie stellt aus der hier wachsenden Baumwolle den als »Nanking« bekannten Stoff her; berühmt ist der Nankinger Seidenbrokat. Eisenbahnen nach Schanghai (S. 248), Bahnhof in Hsiakuan bei der Dampferbrücke, und von Pukow (gegenüber Hsiakuan am l. Ufer) nach Tsinan am Hoangho (und weiter nach Tientsin), davon 110 km im Betrieb; die ganze Strecke soll im Herbst 1912 fertig sein. Das Fremdenviertel vor dem Nordtor der Stadt, in Hsiakuan, dient wegen ungesunder Lage fast nur als Geschäftsviertel; fast alle Fremden wohnen innerhalb der Stadtmauer. P und T in Hsiakuan und Nanking. Deutsches Konsulat (Konsul: Dr. Wendschuch) liegt 4,5 km vom Hafen, an der r. Seite der Hauptstraße in Nanking; deutscher Arzt 9 km vom Hafen, kann telephonisch gerufen werden. Nanking ist mit Mauern umgeben, die bis zu 15 m hoch und 56 km lang sind. Aus der Ufervorstadt Hsiakuan gelangt man auf einer guten Straße über eine Brücke, die über einen Kanal führt, durch das stattliche Tor Yifongmen in die Stadt Nanking; der südliche Stadtteil enthält noch Reste der Mauer, die den von den Taipings zerstörten Palast der Ming-Dynastie umgab; man benutze Wagen (am Hafenplatz zu haben, täglich $ 3-4) oder Rikscha, da die Entfernungen sehr groß sind, [S. 257] z. B. bis zur französischen Jesuitenmission 8,5 km vom Landungsplatz. Im SO. der Stadt liegt das moderne chinesische Geschäftsviertel, sehr belebt, mit engen Straßen. Im O. das ehemalige Mandschuviertel, weitläufig gebaut, mit dem Palast (Yamen) eines Bannergenerals, der als Stellvertreter des Kaisers sogar den Generalgouverneur überwacht. Östl. vom Mandschuviertel lag die alte »Rote verbotene Stadt«, in der die Ruinen des Palastes der Mingkaiser liegen. Im N. Gärten, Reis-und Gemüsefelder innerhalb der Stadtmauern, dazwischen überall Grabdenkmäler, auch ein öffentlicher Garten und eine Rennbahn. Die Gebäude der Ersten chinesischen allgemeinen Landesausstellung von 1910 dienen weiter einer Dauerschau für Unterrichtswesen und Industrie der Provinz Kiangsu. Gegenüber Nanking liegt Pukou (Pukotschöng), Endstation der Bahn nach Tientsin und Peking (s. oben).
Die Flußfahrt aufwärts führt an der Fasaneninsel vorbei, wo im Herbst gute Jagd ist, und weiterhin an der Stadt Taiping, am r. Ufer, schon von weitem an einer siebenstöckigen Pagode zu erkennen; die Stadt war der Herd des großen, nach ihr benannten Aufstandes (1852-64) der christenfreundlichen Chinesen gegen die Tsing-Dynastie, ihre Mauern sind 810 erbaut.—Dann folgt
(413 km) Wuhu, Stadt mit 129000 Einw., 1 km landeinwärts, mit Mauern umgeben, am r. Ufer des Yangtse, Vertragshafen seit 1877, als Handelsplatz wichtig, weil es durch Wasserwege mit großen Handelsstädten, besonders mit dem Teestapelplatz Taipinhsien, ferner mit den wichtigen Seidenhandelsplätzen Nanling und Kinghsien sowie mit Ningkuofu verbunden ist. Einfuhr: Opium und Baumwollwaren; Ausfuhr: Seidengewebe, Tee und Steinkohlen, vor allem aber Reis, der in riesigen Mengen verfrachtet wird. Die europäische Niederlassung liegt auf Hügeln unterhalb der Chinesenstadt, bisher nur von der amerikanischen Methodistenmission besiedelt. Agentur der deutschen Firma Arnhold, Karberg & Co. ist in Wuhu. Wuhu hat elektrische Beleuchtung. Eisenbahn von Wuhu nach Kuangtetschou ist im Bau und soll bis Hangtschou (S. 252) weitergeführt werden.
Oberhalb Wuhu wird das Flußbett enger, das l. Ufer zeigt hohe Berge. Etwa 3 km unterhalb (512 km) Tatung (Dampferstat.), Stadt [S. 258] am r. Ufer, steht die auffällige Pagode Kiangschanki auf 30 m hohem, überhängendem Steilufer.—Weiter oberhalb am l. Ufer (588 km) Nganking (Ankingfu), Hauptstadt der Provinz Anhui, von großen Mauern umgeben, mit 40000 Einw. und einer der schönsten siebenstöckigen Pagoden Chinas; obgleich nicht Vertragshafen, dürfen die Dampfer doch anlegen sowie Reisende und Güter aus-und einschiffen. —16 km nnö. von Nganking, beim Dorfe Huoschangkiao, liegt eine berühmte Pagode am Eingang einer Tropfsteinhöhle. Die Gebirge der Umgegend sind reich an landschaftlicher Schönheit, besonders im Frühjahr, wenn die Azaleen, Rhododendren und Glycinen blühen; im Herbst und Winter Jagdausflüge auf Fasanen, Enten, Gänse, Hasen, Ziegen, Füchse und Panther.—Weiter flußaufwärts zeigt die mit Mauern umgebene Stadt Tungliu am r. Ufer zwei siebenstöckige Pagoden, davon eine auf einem Hügel.—Die malerischste Stelle des untern Yangtse ist bei *Siaukuschan (»kleiner Waisenknabe«), einer 90 m hohen Granitinsel mit großen Tempelanlagen, Laubwald und einer Pagode auf dem Gipfel; gegenüber, am r. Ufer, liegt der 200 m hohe Kingtseschan (»Spiegelberg«), von dem ein 30 m hoher Granitfels in das Strombett vorspringt. Etwa 3 km oberhalb Siaukuschan am r. Ufer auf schroffem Felshang die befestigte Stadt Pengtse, der Stammort der Familie Lihungtschangs.—An der Mündung des Poyangsees, dessen Zuflüsse in die reiche Provinz Kiangsi führen, liegt die befestigte Stadt (714 km) Hukau mit 10000 Einw.; sw. von ihr sieht man 1400 m hohe Berge. Reis, Weizen, Seide, Baumwolle, Indigo, Tee und Zucker werden in Menge mit Dschunken aus dem Poyangsee zum Yangtse, meist nach Kiukiang, verschifft. —24 km oberhalb Hukau am r. Yangtseufer liegt
(738 km) Kiukiang, Stadt mit 36000 Einw., Vertragshafen seit 1862, vor dem Taipingaufstand sehr reich. Die Fremdenniederlassung mit etwa 100 Europäern (britisches Konsulat, Missionen) liegt oberhalb der Chinesenstadt, deren Mauer am Yangtseufer 0,5 km lang ist. Russische Ziegelteefabrik. In der Chinesenstadt gute Silberschmiede, die hübsche Sachen in chinesischem und europäischem Geschmack anfertigen (Adresse auf dem Flußdampfer zu erfahren). Hauptausfuhr: Porzellan der kaiserlichen Manufaktur in Tschingtetschen, Kiungtschau-Teesorten. In der Nähe liegt Kuling, eine von Missionaren gegründete europäische Sommerfrische (über 900 m hoch) mit etwa 130 Häusern und Telegraph, mit Sänften zu erreichen. Regelmäßige Verbindung mit Dampfbarkassen durch den Poyangsee und den Kankiang nach Nantschang (P und T, Missionen), der Hauptstadt der Provinz Kiangsi. Eisenbahn Kiukiang-Nantschang im Bau. Von hier wichtige Straße des Eingebornenhandels auf dem für Boote schiffbaren Kankiang aufwärts bis fast zur Quelle, über einen niedrigen Paß (Meiling; 300 m) herüber zu einem schiffbaren Nebenfluß des Peikiang und diesen abwärts nach Kanton (S. 225).—Oberhalb Kiukiang liegt am l. Ufer die Stadt (779 km) Wusüeh, Dampferstat.; etwa 13 km weiter erreicht man das Eiserne Tor des Yangtse, Pwanpienschan, wo bewaldete Berge das Strombett einengen; die Enge ist beiderseits stark befestigt.—Sehr schön ist auch die Strecke zwischen den Städten Kitschou und Schiwuiyao [S. 259] (Ausfuhrhafen der Eisenerze der von Deutschen angelegten Staatsbergwerke von Tiehschanpu und der Kohlengruben in Huangsanschi). —Bei der Stadt Wutschang am r. Ufer liegen die Sischanhügel, während gegenüber bis zu der mit Mauern umgebenen, an Hügeln gelegenen Stadt Huangtschoufu, Dampferstat., das Ufer flach ist. Die letzte Strecke bietet nichts Besonderes, bis viele Schornsteine und Masten die Annäherung an die drei großen Städte Hankau, Hanyang und Wutschang an der Mündung des Hanflusses in den Yangtse ankünden.—(960 km) Hankau.
Hankau (engl. Hankow, chines. Hàn-Kŏū;, d. h. Mündung des Han), Vertragshafen seit 1861, bildet zusammen mit Hanyang und Wutschang einen der wichtigsten Wohnplätze der Erde, dessen Gesamteinwohnerzahl auf etwa 1,5 Mill. geschätzt wird; davon entfallen auf Hankau 820000, auf Wutschang 400000, auf Hanyang 200000. Die drei Orte gruppieren sich derart um die Mündung des Hankiang in den Yangtsekiang, daß Hanyang im spitzen Winkel oberhalb der Einflußstelle, Hankau im stumpfen Winkel unterhalb der Einmündung, Wutschang aber gegenüber auf dem r. Yangtseufer liegt; Hanyang und Wutschang liegen etwas erhöht auf hügeligem Gelände, Hankau tief und flach. Nur Hanyang und Wutschang sind mauerumgürtete Städte; Hankau hat trotz seiner großen Volkszahl und Handelsbedeutung nur den Rang eines offenen Marktfleckens. Jeder der drei Orte hat seine besondere Bedeutung: Hankau ist in erster Linie Großhandelsplatz, Wutschang Lokalhandelsplatz, Hanyang als Hauptstadt der Provinz Hupe Verwaltungsplatz. Die Entwickelung [S. 260] einer Millionenansiedelung an dieser Stelle war dadurch bedingt, daß die Mündung des Han in den Yangtse den räumlichen Mittelpunkt und das natürliche Verkehrszentrum Mittelchinas bildet, das bisher der Knotenpunkt der großen Handelsstraßen war und künftig der großen Eisenbahnlinien sein wird; außerdem ist es der küstenfernste Punkt Chinas, der von größern Seeschiffen erreicht werden kann und daher in direktem Verkehr mit den Überseeländern steht, die mit China Handel treiben; liegen doch alljährlich während der Teeernte im Mai Dutzende großer Seedampfer und bis zu 3000 Dschunken vor Hankau. Durch den obern Yangtsekiang, der noch 800 km aufwärts für Flußdampfer, 2000 km für Boote fahrbar ist, und durch den Hankiang zieht es die Produkte von Szetschuan und Hupe, durch den Yüenkiang und Hsiangkiang die von Kweitschou und Hunan an sich und wird für die Reichtümer dieser Provinzen zum natürlichen Stapelplatz und Umschlagsort.
Die Ausfuhr umfaßt Tee, Seide, Eisenschienen, Bohnen und
Bohnenkuchen, Erze, Sesamsaat, Häute, Tabak, Holzöl, Baumwolle,
Talg, Wachs, Gallnüsse u. a. Die Einfuhr: Opium, Baumwoll-und
Wollwaren, Kohlen, Seife, Glas, Eisenwaren, Lampen,
Petroleum, Kriegsmunition u. a. Der Teehandel ist hauptsächlich
in russischen Händen; im Gesamthandel Hankaus ist der deutsche
Anteil bedeutender als der englische (244 Deutsche leben in Hankau).
Auch als Industriestadt entwickelt sich Hankau, es besitzt Baumwollspinnereien,
ein sehr leistungsfähiges modernes Eisen-und Stahlwerk,
das etwa 20000 Arbeiter beschäftigt, Gewehr-, Geschütz-und Patronenfabrik
in Hanyang, Streichholzfabrik, fünf russische Ziegelteefabriken,
sechs Albuminfabriken (vier deutsche), zwei Münzen in Wutschang,
Nagel-und Nadelfabrik, Papierfabriken, Lederfabrik, Grasleinenfabrik,
Seidenweberei, Elektrizitätswerk, Getreidemühlen, Tuchfabrik,
Zementfabrik, Exportschlachterei, Bauwerft für Flußdampfer
(Yangtse Engeneering Work) etc. Die deutsche Niederlassung hat
vorzügliche Kaianlagen.—In der Chinesenstadt ist sehenswert das
Klubhaus der Schansi-Gilde, der die reichen aus der Provinz Schansi
stammenden Bankiers angehören, mit dem Tempel des Kriegsgottes
Kuan Ti (als »Kuan Yü« berühmter Feldherr des 2. Jahrh. v. Chr.,
im 12. Jahrh. selig gesprochen und 1594 vom Kaiser Wan Li als
»Kuan Ti« unter die Götter versetzt; er ist Schutzpatron der Schansi-Leute),
fünf großen Theaterbühnen und stattlichen Klubräumen.
(Erlaubnis zur Besichtigung leicht, event. durch das Konsulat zu
erhalten.) Man vermeide es, bei Umzügen und Volksfesten in
die engen Straßen der Chinesenstadt zu gehen!
Von Hankau nach Itschang hat man mehrmals wöchentlich Fahrgelegenheit mit englischen, japanischen und chinesischen Dampfern (vgl. S. 259). Oberhalb Hankau fließt der Yangtse mit zahlreichen großen Windungen (zu deren Abschneidung ein Kanal von Hankau nach Schasi [Piënhokanal] besteht) teils inmitten einer großen Ebene, teils an deren Rand; auf der linken Seite ist er daher meist von einem Deich begleitet.
Die Schiffe laufen zunächst die große Handelsstadt (150 km) Hsingti an, dann (250 km) Yotschau, Stadt mit 20000 Einw., Vertragshafen seit 1898, am Einfluß des großen Tungtingsees in den Yangtse. Die Stadt ist auf Anhöhen erbaut und mit Mauern umgeben, zum Westtor führt eine Steintreppe vom Ufer. In der Hafenvorstadt südl. von Yotschau eine schlanke Pagode. Die Fremdenniederlassung, mit Seezollamt, P u. T, liegt malerisch auf einer roten Sandsteinanhöhe nördl. vom Dorfe Tschenglin (Chengling Settlement), etwa 7 km unterhalb Yotschau. Der Ort ist sehr schön, gesund und der kühlste am mittlern Yangtse. Alle Dampfer zwischen Hankau und Itschang laufen Tschenglin an, ebenso die Dampfer, die im Sommer nach Tschangscha laufen. Die Eisenbahn (im Bau) Hankau-Kanton wird Yotschau berühren.
Oberhalb Yotschau (s. oben) laufen die Yangtsedampfer den Vertragshafen (450 km) Schasi, mit 96000 Einw., P u. T, Mittelpunkt der Webebezirke, am l. Ufer an; er ist Hafenplatz für die 10 km nw. gelegene große Stadt Kintschau, mit über 100000 Einw. Etwa 6 km oberhalb Schasi mündet, von S. kommend, der Taipingkanal in [S. 262] den Yangtse. Weiter oberhalb passiert man die große Stadt (525 km) Tschikiang mit rotem Sandsteinufer in gebirgiger Gegend; 17 km oberhalb liegt ebenfalls am r. Ufer die Stadt Ituhien an der Mündung des Tsinkiang in den Yangtse. Nun zeigen die Yangtseufer schroffe Sandsteinhänge. Ein Kloster auf 376 m hohem Berg am l. Ufer und eine siebenstöckige Pagode künden die Annäherung an
(575 km) Itschang, Stadt mit 70000 Einw. (80 Europäer), Vertragshafen seit 1876, am l. Ufer, mit Mauern eingefaßt. Viele europäische Firmen haben hier chinesische Agenten. Deutsches Konsulat, deutsches Postamt wird von Hankau verwaltet. Bahn von Itschang nach Wanhsien im Bau, soll bis Tschungking geführt werden.— Man besteige den Itschang gegenüberliegenden Berg, von den Fremden »die Pyramide« genannt; schöne Aussicht über die Umgebung.— Tagesausflng (event. im Tragstuhl) nach dem (3 St.) Höhlentempel Lungwang-tung (»Grotte des Drachenkönigs«) mit unterirdischem See.
Vgl. die Karten S. 215 und 275.
Fahrt von Schanghai nach Wusung S. 246; die Yangtsemündung wird durch das nördl. Fahrwasser verlassen, das nahe an der 60 m hohen Insel Schaweischan (mit Leuchtturm) vorbeiführt. Die niedrige Küste kommt bald aus Sicht, das Wasser bleibt aber gelb gefärbt, solange der Kurs die seichten Bänke nördl. vom Yangtse kreuzt. Nach etwa 30 St. taucht das Lauschangebirge (S. 270) auf, dessen Ost-und Südseite fast unmittelbar aus dem Meere bis 700 m ansteigt; die Hauptkette hat über 1000 m Höhe, der höchste Punkt, der Lauting, 1130 m. Die Küste in der Umgebung der Kiautschoubucht ist kahl, ebenso sehen die vorgelagerten Inseln Tschalientau (Leuchtturm mit starkem Blitzfeuer) und Taikungtau aus. Später erkennt man die Einfahrt in die Kiautschoubucht zwischen dem Kap Jaeschke an der Südseite, hinter dem sich ein 166 m hoher Hügel erhebt, und der niedrigen Halbinsel Yunuisan an der Nordseite unmittelbar vor der felsigen Halbinsel, auf der die Stadt Tsingtau (S. 267) liegt, deren stattliche europäische Häuser aus großer Entfernung zu erkennen sind.
Tsingtau.
Vgl. beifolgende Karte mit Plan.
Tsingtau (»grüne Insel«), die Hauptstadt des deutschen Kiautschougebiets, hat (1910) 38OOO Einw., darunter 1600 Europäer (ohne 2500 Mann Militär), im Landgebiet wohnen 127000 Chinesen; die Stadt liegt auf 36° 4' nördl. Br. (wie Gibraltar) zwischen Hügeln auf der Halbinsel an der Ostseite der Kiautschoubucht. Sämtliche Hafenanlagen, städtischen Anlagen, Wege und Bahn sind deutsche Arbeit, mit deutschem Gelde geschaffen. Der Handelshafen (BC1; Großer Hafen genannt, im Gegensatz zum Kleinen Hafen [B2], der dem Dschunken und Bootsverkehr dient) mit großem Schwimmdock nimmt Schiffe jeder Größe auf, seine Kaianlagen sind mit Bahngleisen, Warenschuppen und mit einer größern Reparaturwerft versehen. Die Stadt ist weitläufig und gesund angelegt; an der Tsingtaubucht liegen das deutsche Geschäftsviertel (BC2, 3) mit dem alten Yamen, Lazarett und Kasernen (C3). Nördl. davon erstreckt sich bis zum Kleinen Hafen das Chinesenviertel Tapautau (C2, 3) mit Markthalle und Missionsanstalten. Zwischen Tapautau und dem Handelshafen sind die Lagerhäuser und Bureaus der großen Exportfirmen. Östl. vom Yamen liegt das Villenviertel an der Auguste-Viktoria-Bucht (D3). In der Tsingtaubucht (BC3) sind mehrere Landungsbrücken für Boote. Die Gesundheitsverhältnisse von Tsingtau sind dank der guten hygienischen Einrichtungen die besten an der ganzen ostasiatischen Küste geworden, daher und wegen des angenehmen Sommerklimas wird die Stadt von europäischen Badegästen aus allen Häfen Ostasiens als Seebad besucht. Die Gouvernementschule (C5) ist ein Reformrealgymnasium (1910 mit 170 Schülern und 10 Lehrern) in 9 Klassen (Vorschule, Sexta bis Sekunda); Alumnat für Auswärtige bei einem Oberlehrer sowie in einzelnen Familien. Die deutsche Mädchenschule wird von Franziskanerinnen geleitet. Die Kiautschoubibliothek umfaßt bereits etwa 30000 Bände, im Lesezimmer liegen 70 deutsche und englische Zeitungen und Zeitschriften aus. Die meteorologische Station (Direktor Dr. Meyermann; ein großes Observatorium, Geschenk des Flottenvereins, ist Anfang 1912 in Benutzung genommen) auf dem Wasserberg (BC4) gibt tägliche Wetterkarten heraus. Mehrere Krankenhäuser sind von den Missionen eingerichtet.
Rundgang. Vom Kaiser-Wilhelm-Ufer führt in der Richtung der Tsingtau-Landungsbrücke (C3), in deren Nähe das Haus des Tsingtau-Clubs steht, die Friedrichstraße nach N.; an ihr liegt r. das 1902 eröffnete Seemannshaus (B4), zur Erholung für die Mannschaften des Kreuzergeschwaders und der Garnison bestimmt. Westl. von der Tsingtau-Landungsbrücke liegt die am 25. Okt. 1909 eröffnete *Deutsch-Chinesische Hochschule (B3), die nach Anmeldung beim Leiter, Prof. Keiper, dem frühern Dozenten an der Universität in Peking, besichtigt werden kann. Die Hochschule bezweckt, jungen Chinesen mit genügenden Vorkenntnissen ihrer Mutterschrift etc., was ein chinesischer Studieninspektor beaufsichtigt, staatswissenschaftliche, technische, medizinische oder land-und forstwissenschaftliche Ausbildung nach deutscher Lehrmethode und in deutscher Sprache zu geben. (Von 200 Angemeldeten bestanden 93 die Aufnahmeprüfung; 17 wurden dazu noch bedingt eingestellt, insgesamt 110; die Neubauten der Hochschule rechnen auf 520 Zöglinge.) Am Nordende der Friedrichstraße liegt r. die Markthalle (B4); hinter ihr beginnt das Chinesenviertel Tapautau (B4), durch das die Schantungstraße zum Kleinen Hafen (B2) führt, von dem man auf der Rechternstraße längs des Strandes zum großen Handelshafen (BC1) gelangt. Vom Bauhafen (C2) vor dem Handelshafen gelangt man auf der Westpaßstraße vorbei am Faberhospital (C2) und der evangelischen Missionsanstalt bis in die Nähe des Gouvernementslazaretts (C2), doch benutze man den Fußweg, der vorher l. nördl. von Villa Crusen auf den Diederichsberg (99 m) hinaufführt; oben bei der Signalstation (C4) *Aussicht über Stadt und Hafen. (Die Station zu betreten ist verboten!) Abstieg nach S. vorbei am Diederichsstein (mit Felsinschrift zum Andenken an die Besitznahme durch den Admiral v. Diederichs); in der Nähe das neue Gouverneurswohnhaus (D5), 1906/07 erbaut. Der Fußweg mündet unterhalb des Lazaretts, in der Nähe der neuen evangelischen Christuskirche (C5), in die Bismarckstraße, von der r. am Hohenloheweg das stattliche Gouvernementsgebäude (B5) liegt. Man folgt der Bismarckstraße, an der l. die alte Gouvernementsschule und ehemalige Kapelle, die neue Gouvernementsschule (s. oben) und unterhalb davon bei den »Fünfzehn Eichen« ein der Meeresgöttin geweihter Tempel (C5) steht, worin eine Figur dieser Göttin nebst andern Figuren und Malereien sehenswert sind. Man biegt nun l. und folgt dem Kaiser-Wilhelm-Ufer zum alten Yamen (C5), dem frühern Sitz des chinesischen, dann provisorischer Amtssitz des deutschen Gouverneurs, mit bemerkenswerter Fengschuimauer (zum Schutz gegen Wind-und Wassergeister) vor dem Eingang; auf der Innenseite ein Bild des Ungeheuers Tan. Von da fahre man mit Rikscha nach S. und längs des Auguste-Viktoria-Ufers zum Badestrand (D3), wo im Sommer wöchentl. zweimal Nachm. die Militärmusik spielt; dahinter breitet sich das Villenviertel von Tsingtau aus. Vom Seebad führt die Iltispaßstraße über den Exerzierplatz und l. vorbei am Europäerfriedhof (mit Denkmal des Gouverneurs Jaeschke und des Missionars und Sinologen E. Faber) am Fuße des Bismarckbergs (D2), dann r. an den Iltiskasernen auf guten Wegen auf den Iltisberg (E2; 4 km von [S. 270] Tsingtau) mit sehenswertem *Forstgarten und mehreren Aussichtspunkten sowie Granitfelsen (»Mausefalle« 2/3 km östl. von den Kasernen). Beachtenswert ist die durch die deutsche Marineverwaltung ausgeführte Aufforstung der früher kahlen Berge. Bückweg am Bismarckberg entlang, über den Europäerfriedhof und an den (r.) Bismarckkasernen (D2) vorbei durch die Ostlagerstraße zur Stadt zurück. Tsingtau, ursprünglich nur als Flottenstützpunkt gedacht, ist eine mustergültige Schöpfung der deutschen Marineverwaltung, die von deutschen Weltreisenden als »Kleinod unseres Volksgeistes« bezeichnet wird, das deutschen Baustil, deutsche Behaglichkeit, Sauberkeit und Ordnungsliebe im fernen Osten rühmlichst zur Geltung bringt. Kein Weltreisender sollte versäumen, diese zukunftsreiche deutsche Siedelung zu besuchen!
Vom Bahnhof in Tsingtau (S. 267) an der Prinz-Heinrich-Straße (B3) fährt die Bahn um das Nordende der Stadt am Kleinen Hafen und großen Handelshafen vorbei, dann längs der Küste der Kiautschoubucht über den Haipofluß nach dem Dorf—(8 km) Syfang II; gute Gartenschänke (Paradiesgarten, Molkerei [Kusserow]), Ausflugsort der Tsingtauer; in der Nähe schöner Totenhain.—Weiter nach (18 km) Tsangkou, Dorf mit Gartenlokal (Bang), bequemem Ausflugsort, in dessen Nähe die große Seidenspinnerei der Deutsch-Chinesischen Seidenindustriegesellschaft (Kolonialgesellschaft) liegt, die jetzt außer Betrieb ist, doch neu verpachtet werden soll.—Die Bahn wendet sich dann in großem Bogen, viele reiche Dörfer berührend, westl. und erreicht nach 21/4 St.
(81 km) Kiautschou, unansehnliche Stadt mit etwa 84000 Einw., außerhalb des deutschen Schutzgebiets, aber in der neutralen Zone. Vom Bahnhof führt ein Weg zum Nordtor; innerhalb dessen l. ein Wohnhaus für die Bahnbeamten, gegenüber die evangelische Mission (Missionar Töpper), r. ein kleiner Tempel; jenseit des Bahnhofs liegt die ehemalige Kaserne der deutschen Besatzung. Vom Nordtor sw. gelangt man in einen schönen Park (Lotos, Bambus etc.), dann zum Tempel des Gottes der Reichtümer, von da zum Tempel der Himmelskönigin, ferner zum Literaturtempel und dem verwahrlosten (meist geschlossenen) Kungfutszetempel mit Drachen auf den Dachfirsten. Das Yamen des Unterpräfekten liegt nahe dem Westtor, in seiner Nähe die Prüfungshalle. Außerhalb des Osttores der Tempel des Kriegsgottes. Im NW. der Stadt die katholische Mission.
Hinter Kiautschou durchläuft die Bahn fruchtbare Gegend mit hübscher Landschaft.—(107 km) Kaumi, lebhafte Marktstadt, 20 Min. [S. 272] vom Bahnhof, mit hohen Mauern, sehenswerten Läden, Tempeln und schönem *Mandarinengrab. 15 Min. vom Gasthof liegt auf einem Hügel mit Park die Kaserne der ehemaligen deutschen Besatzung, in der jetzt ein chinesischer Hauptmann sowie die deutsche evangelische Mission (mit Schule und Krankenhaus) wohnen.—Bei (183 km) Stat. Fangtse liegt 20 Min. südl. das große Kohlenbergwerk nebst Wäscherei und eine Brikettfabrik der deutschen Schantung-Bergbaugesellschaft. Die Kohle eignet sich leider nur zum Hausbrand, nicht zum Verbrauch auf Schiffen.—Die Bahn führt durch das Tal des Weiho, überschreitet diesen und seinen Nebenfluß Yunho auf eisernen Brücken. Man sieht Obstpflanzungen, bewaldete Hügel und einen schönen Zypressenhain bei Nanliu; die Dörfer werden dichter, die Häuser sehen wohlhabender aus.— (196 km) Weihsien, lebhafte Handelsstadt, von Mauern umgeben, mit deutschem Postamt und amerikanischer Missionsstation (Lou tao yüan); der Pailangho fließt mitten durch die Stadt. Die Gewerbe sind straßenweise geordnet.—Dann führt die Bahn über (220 km) Tschanglo nach (255 km) Tsingtschoufu, Stadt mit 35000 Einw., Stammsitz der Ming-Dynastie mit amerikanischer Mission. Vom Bahnhof führt eine breite Straße in die Hauptstraße der Chinesenstadt, in deren Nähe die Mandschustadt liegt. Im Kloster Tschinglungtse (4 km) eine große *Tempelanlage.—Die Bahn führt nun über (270 km) Tschotien nach (302 km) Tschangtien.
Die Hauptbahn läuft über (320 km) Tschoutsun, Haupthandelsplatz für Schantungseide, Tussah genannt, nach (406 km) Tsinanfu-Ost, dann um die Stadt herum nach (409 km) Tsinanfu-Nordwest bis zum Endpunkt der Bahn, dem (412 km) Westbahnhof von
Tsinanfu (Hotel Trendel, am Westbahnhof, mäßig, Pens. $ 5; Gasthaus des Schlächtermeisters Stein, nahe dem Bahnhof, bescheiden, sauber, gelobt), Hauptstadt der chinesischen Provinz Schantung und wichtige Handelsstadt der Kreuzungsstelle des Hoangho mit dem Kaiserkanal, Sitz des Gouverneurs, mit etwa 360000 Einw., Hochschule, Rechtsakademie, Lehrerseminar, Gewerbeschule (mit Ausstellung der in der Schule hergestellten Gegenstände), Polizeischule, Kadettenschule und Arsenal; die Stadt hat elektr. Licht und Telephon. Deutsches Konsulat, Konsul Dr. Betz.
Zeitteilung: Bei eintägigem Aufenthalt besichtige man die heißen Quellen, den Lotosteich und mache einen etwa vierstündigen Ausflug zum Tausend-Buddha-Berg.
Sehenswert sind der *Lotosteich (Ta ming hu) im N. der Stadt mit Tempeln und Ahnenhallen am Rand und auf den Seeinseln und hübschen Ausblicken (Bootsfahrt); die Provinzialbibliothek mit alten Relief-und Inschriftensteinen am Seeufer; das Provinziallandtagsgebäude; die *heißen Quellen (Pai tu tsuan), in denen das die [S. 273] Straßen durchfließende heiße Wasser entspringt, mit altem Quellentempel, worin ständiger Markt abgehalten wird, in der südl. Vorstadt; ganz im S. die weitläufige Anlage der Englischen Baptistenmission mit Medizinschule und Museum; vor dem neuen Westtor (Pu li men) der stattliche Neubau des Ober-und Landgerichts, dahinter das Mustergefängnis, an der zur Handelsniederlassung am Westbahnhof führenden Straße; in der Niederlassung liegen das Deutsche Konsulat (Konsul Dr. Betz), das große Verwaltungsgebäude der Tientsin-Pukou-Eisenbahn, das Sanatorium Dr. Kautzsch, Niederlassungsamt; Deutsches Postamt im Westbahnhof. Bank: Deutsch-Asiatische Bank (Korresp. der Deutschen Bank).
Von Tsinanfu nach Tientsin weiter mit der Tientsin-Pukou-Bahn (S. 271), einer wichtigen Bahnlinie, die künftig Schanghai über Nanking (Überfahrt über den Yangtse mit Fährdampfer nach Pukou S. 256), Tsinanfu und Tientsin mit Peking verbindet, die Bahn ist auf der nördlichen, mit deutschem Geld und von deutschen Firmen gebauten Hauptstrecke (Tsinanfu-Tientsin) bereits im Betrieb, trotzdem die Hoangho-Brücke, deren Fundamentierung ungeheure Schwierigkeiten machte, voraussichtlich erst Ende 1912 betriebsfertig wird (Fährdampfer über den Hoangho vgl. S. 271). Die Nordstrecke zwischen Tsinanfu und Tientsin berührt keine großen Städte und führt durch den Nordteil der Großen Ebene über 30 meist kleine Stationen; etwa 120 km nördl. von Tsinanfu trifft die Bahn bei Tötschou den Kaiserkanal (Nan yün ho) und hält sich dann bis Tientsin nahe östl. von ihm.
Vgl. den Plan auf beifolgender Karte.
Tientsin, wichtigste Handelsstadt Nordchinas, seit 1860 dem Fremdhandel geöffnet, liegt auf 39° 10' nördl. Br. (etwa wie Lissabon) am Zusammenfluß des Peiho mit dem Hunho (Hsiho); von O. mündet der Lutaikanal, von W. der Kaiserkanal bei der Chinesenstadt in den Peiho, so daß Tientsin der wichtigste Stapelplatz für den Durchgangshandel aus den Provinzen Tschili, Schensi, Schansi, Kansu, Turkistan, Mongolei und einen Teil der Mandschurei ist. Das Hinterland hat die Größe Europas mit etwa 100 Mill. Einw. Tientsin hat etwa 800000 Einw. 1909 liefen 952 Schiffe mit 1159000 Reg.-Ton. den Hafen von Tientsin an. Der untere Peiho ist nur für kleine Dampfer und Dschunken befahrbar. Die Chinesenstadt (Altstadt) ist ein Rechteck, früher rings von Zinnenmauern umschlossen, die von der provisorischen Regierung (1900-02) zum Teil niedergelegt wurden, um breiten Straßen Platz zu machen. In den großen Vorstädten auf beiden Flußufern und an den Kanälen ist der Sitz des lebhaftesten Handelsverkehrs. Alle chinesischen Stadtteile sind schmutzig und ungesund, doch haben sich die hygienischen Verhältnisse seit der europäischen Verwaltung durch Anlage eines Wasserwerks etc. verbessert. Die deutschen Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie gelangen bei günstigem Wasserstand bis zu den Fremdenniederlassungen der Stadt; der Peiho, dessen Mündung bei Tongku (S. 279), der Hafenstadt von Tientsin, etwa 75 km osö. liegt, friert zwischen Ende November und Mitte März zu, als Hafen für Tientsin und Peking dient in dieser Zeit Tschinwangtau (S. 329). Der Kaiserkanal ist nur für Fahrzeuge mit 1 m Tiefgang schiffbar.— Die Fremdenniederlassungen (Tientsin Settlement) der Deutschen, Engländer, Franzosen und Japaner liegen am r. Peihoufer, gegenüber und südl. vom Bahnhof, zu dem über den Fluß eine eiserne Brücke führt. Die Russen, Italiener, Österreicher und Belgier haben ihre Konzessionen am l. Ufer. Die 1896 begründete deutsche Niederlassung (mit Kriegerdenkmal für die im Jahre 1900 Gefallenen) ist die südlichste und hübscheste der ganzen Villenstadt, von der das englische Viertel mit Rathaus und kleinem Museum im Anglo-Chinese College hauptsächlich Geschäftsviertel ist. Die französische Niederlassung wurde während des Boxerkriegs fast ganz zerstört; in ihr liegt ein Krankenhaus und das chinesische Zollamt. Die japanische Niederlassung liegt in der südlichsten Vorstadt der chinesischen [S. 277] Stadt.—Rundfahrt durch die Chinesenstadt mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn; die Werkstätten der Handwerker, meist straßenweise dieselben Gewerke, sind vielfach sehenswert. Gelegenheit zu Einkäufen von Fellen, besonders von Tigern und Leoparden. Es ist nicht ratsam, nach Sonnenuntergang sich in der Chinesenstadt und ihren Vorstädten aufzuhalten. Sehenswert sind außer dem Yamen des Vizekönigs etwa noch der dem Gedächtnis Lihungtschangs gewidmete Tempel sowie verschiedene Theater und Versammlungshallen der großen Gilden. Vom Turm des Astor House Hotel überblickt man Stadt und Umgegend.
Von Tientsin nach Peking (140 km) mit der Nordchinesischen Eisenbahn, tägl. 3 Züge in 3 St. (Reichskursbuch Nr. 706). Der Bahnhof Tientsin Settlement liegt neben der russischen Niederlassung; jenseits liegt ein großes Gräberfeld, um das die Bahn im Bogen über die Brücke des Lutaikanals und durch den Außenwall nach Stat. Tientsin City führt. Man sieht l. das Arsenal von Hsiku (Schauplatz der Kämpfe des Seymourschen Korps am 22. Juni 1900), erreicht (11 km) Peitsang (Kämpfe am 21. Juni und 5. Aug. 1900) in öder, melancholischer Landschaft. Dicht vor (26 km) Yangtsun überschreitet die Bahn den Peiho; man sieht Dörfer, Getreide-(meist Mais-)Felder, dazwischen zahllose Erdhügel, die Gräber sind, auch strichweise Grün und gelangt über (41 km) Lofa nach (60 km) Langfang, dem äußersten Punkt, den Seymour erreichte; heftige, zwar siegreiche, aber erschöpfende Kämpfe am 14. und 18. Juni 1900, unter Beteiligung deutscher Marinetruppen (»the Germans to the front«).—Bei (95 km) Huangtsun beginnt das mit Mauern eingehegte Gebiet des kaiserlichen Wildparks Nun-yüan (»Südgarten«), volkstümlich Haitze, der reich an Hirschen und Damwild war und fast bis Peking reicht; dient als Truppenübungsplatz.— Bei (112 km) Fêngtai zweigt nach SW. die Bahnlinie Paotingfu-Hankau ab (S. 299). Bald erblickt man l. Berge und dann l. die Mauern der Chinesenstadt, deren alter Bahnhof Machiapu vor dem Südtore nicht mehr benutzt wird, die Bahn durchbricht die Südmauer der Chinesenstadt, geht durch deren schwach bebauten östl. Teil, biegt in der NO.-Ecke der Chinesenstadt nach l. und läuft westl. außerhalb der Mauer der Mandschustadt zum Endbahnhof am Wassertor (140 km) Peking-Tschiën-mönn (S. 280) dicht beim Gesandtschaftsviertel.
Der Dampfer (vgl. S. 265), von Tsingtau (S. 267) mit nö. Kurs abfahrend, umsteuert das niedrige SO.-Vorgebirge von Schantung, auf dem ein Leuchtturm vor den Riffen warnt; in der Nähe liegt der Iltisfriedhof, wo die Besatzung des in nächster Nähe im schweren Taifun 23. Juli 1896 gestrandeten deutschen Kanonenboots »Iltis« ihre Ruhestätte hat; der Friedhof hat schmiedeeisernes Gitter mit Kaiseradler, in der Mitte eine Porphyrsäule. Dann erblickt man die scharfen, zerklüfteten, bis 277 m hohen felsigen Hügel des Schantungvorgebirges (Tatschingschan) und steuert mit WNW.-Kurs in das Gelbe Meer zwischen Nordchina und Korea. Westl. vom Schantungvorgebirge liegt im Schutze einer Insel der Hafen von
Weihaiwei (King's Hotel, 60 Z., Pens. $ 6; Clark's Hotel), englischer Freihafen ohne Handelsbedeutung. Ursprünglich chinesischer Kriegshafen, wurde Weihaiwei im Februar 1895 vom Marschall Oyama von der Landseite erobert und blieb bis 1898 als Faustpfand in japanischem Besitz; 1898 wurde es von der chinesischen Regierung an England verpachtet, das aber seit dem Bündnis mit Japan und der Vertreibung Rußlands aus der gegenüberliegenden Halbinsel Liautung (Hafen Port Arthur) nur wenig Wert mehr auf diese Besitzung legt, um so mehr, als der Hafen selbst schlecht und die Verbindung mit dem innern China sehr mangelhaft ist. Der Ort ist aber gesund und hat angenehmes Sommerklima, er dient daher ähnlich wie Tsingtau als Erholungsort und Seebad. Die Stadt liegt auf einem Bergabhang an der Westseite der Bucht. In der Umgebung sind heiße Schwefelquellen.
Von Weihaiwei steuert man auf die Kungkungtauinseln zu, die der Reede von Tschifu vorgelagert sind; auf der größten Insel steht ein Leuchtturm. Die Schiffe ankern auf der Reede innerhalb der Inseln so nahe den Landungsbrücken, als ihr Tiefgang es gestattet; der Hafen ist durch keine Mole geschützt und das Landen bei Nordwind schwierig und oft unmöglich (der Bau eines Wellenbrechers ist begonnen).
Tschifu (Chefoo), chinesischer Vertragshafen in der Provinz Schantung, seit 1862 dem Fremdhandel geöffnet.
Die Stadt Tschifu, sehr schön von Bergen umgeben, hat 75000 Einw., darunter 300 Europäer; das Europäerviertel liegt am Strand an und auf dem Signalhügel. Als Tschifu im Jahre 1862 dem Fremdhandel geöffnet wurde, hatte es wegen einer durch den Hoangho verursachten Überschwemmung, einer Störung im Betrieb des Kaiserkanals und des Taipingaufstandes Aussichten auf eine gute Entwickelung. Diese Hoffnungen haben sich wegen der mangelhaften [S. 279] Verbindungen mit dem Innern Chinas nicht erfüllt, und in neuester Zeit ist Tschifu vom günstiger gelegenen Tsingtau rasch überflügelt worden. Der Handel mit Rohseide, Seidenstoffen (Pongées), Spitzen (in Seide und Baumwolle) belief sich 1909 auf etwa 200 Mill. M. 38 Seidenspinnereien. Schule der China-Inland-Mission mit 300 Schülern. Mehrere Missionsanstalten. Berühmte Obstkulturen, Weinbau (The Chang yu Pioneer Wine Co., Leiter ein Österreicher, Baron v. Babo). Die zum Teil ummauerte Chinesenstadt ist schmutzig und wenig sehenswert. Spaziergang auf die höchste Hügelkuppe (405 m) mit kleiner Pagode bei Tschifu bietet *Aussicht über das Meer und das gebirgige Hinterland. Im Sommer wird Tschifu von europäischen Badegästen und amerikanischen, französischen und chinesischen Kriegsschiffen besucht. Tschifu ist Durchgangshafen für die nach N. fahrenden Dampfer.
Dampferfahrt. Aus dem Gelben Meere dampft man von Tschifu durch die mit Inseln reich besetzte Straße von Petschili in den Golf von Petschili (Tschili), dessen nördlichster Teil Liautunggolf heißt. Im Winter kann die Fahrt sehr kalt und stürmisch sein; meist benutzen die Dampfer die Tschangschan-Durchfahrt, wobei die Große Bambusinsel (Tatschuschan) etwa 4 Seem. und die Kleine Bambusinsel (Siautschuschan) r. und die Insel Tschangschan l. bleiben und dann das Blinkfeuer der Insel Hauki nahe passiert wird. Das Land an der Peihomündung ist so flach und niedrig, daß man nur die Schiffe auf der Reede, das Feuerschiff und r. den Leuchtturm auf der Insel Schaluitien sieht. Kleine Dampfer werden vom Lotsen über die Takubarre gebracht, während große auf der Reede, 8 Seem. seewärts von Taku, ankern; die Reisenden werden mit Dampfbarkassen in 1 St. an Land gesetzt. Bei der Einsteuerung in den Fluß sieht man die am 17. Juli 1900 während der Wirren eingenommenen Takuforts, bei deren Beschießung sich das deutsche Kanonenboot »Iltis« unter Korvettenkapitän Lans hervorragend auszeichnete; die durch Kapitän z. S. Pohl eroberten Forts sind jetzt gänzlich zerstört und dürfen nicht wiedererbaut werden; hinter dem alten Südfort am r. Ufer liegen die Lotsenhäuser der europäischen Takulotsen. Nach zwei scharfen Biegungen in der flachen Flußniederung des Peiho (vgl. beifolgende Karte), wo viele wagerecht drehende Windmühlen (Salzmühlen) die seichten Salzbecken mit Seewasser zur Salzgewinnung speisen, nahebei hohe Salzlager, vorbei am großen Fischerdorf Taku, erreicht man
Tongku (Station Hotel; Hôtel du Louvre, französische Küche, 12 Z., Pens. $ 6; Bahnwirtschaft), Hafenstadt für Tientsin und Peking, zugleich Ausgangspunkt der Bahnlinien nach Peking und Yingkou (Inkau), ein schmutziges Nest, in dem vorläufig noch deutsche, englische, japanische und französische Truppenposten stehen. Passagierdampfer landen an den Anlegebrücken nahe dem Bahnhof. Agentur des Norddeutschen Lloyd in Tongku (Taku): Melchers & Co. Außer den S. 278 angeführten deutschen Dampfern nach Tschifu, Tsingtau und Schanghai laufen japanische, englische und chinesische ebendahin und nach Nagasaki, Kobe, Dairen, Antung (am Yalu), Tschimulpo und Hongkong. Man beachte, daß die nach Japan verkehrenden [S. 280] Dampfer meist klein, daher bei schlechtem Wetter recht unbequem sind; Weltreisende sollten möglichst die Vorschläge S. 249 beachten, also von Berlin mit der Bahn über Peking-Hankau nach Schanghai reisen und von da mit großem Postdampfer nach Japan. Da außerdem für die Fahrt Tientsin-Japan meist wenig Kabinen I. Klasse verfügbar sind, muß man frühzeitig vorausbestellen.
Von Tongku nach Peking mit der Nordchinesischen Bahn in 11/2 St. für I. $ 1,6o, II. $ 1. (Die meisten Bahnbeamten sind Chinesen.) Haltestellen sind Hsinho und Künliangtschöng; nach schneller Fahrt durch die im Winter eintönige, im Sommer meist mit Kauliang, einer bis 3 m hohen Hirseart, bestandenen Ebene der Peihoniederung am l. Ufer des Flusses erreicht die Bahn (43 km) Stat. Tientsin Settlement.—Weiter nach Peking vgl. S. 277.
Vgl. beiliegenden Plan.
Peking (»nördliche Hauptstadt«), Hauptstadt des chinesischen Reiches mit 1017209 Einw., Residenz des Kaisers, unter 39° 45' nördl. Br. (etwa wie Madrid), 37 m ü. M., in der nördl. Ausbuchtung der Großen Ebene, 150 km vom Meer, nahe dem mauerartigen Abfall des Nankougebirges, zwischen den Flüssen Hunho und Peiho und von drei Bächen durchflossen, die, zum Kanal vereinigt, bei Tungtschou in den Peiho münden. Das Klima ist ziemlich stark kontinental (vgl. S. 264), der Winter so kalt wie in Ostpreußen, der Sommer so heiß wie in Konstantinopel; die Regen (633 mm im Durchschnitt) drängen sich auf die Sommermonate (namentlich Juli und August) zusammen, den größten Teil des Jahres über herrscht arger Staub, die Luft ist fast stets dunstig. Hunho und Peiho sind von Dezember bis Februar gewöhnlich zugefroren. Die Stadt, deren Mauer eine Fläche von 63,5 qkm umschließt, war nur noch ein Schatten früherer Pracht, ist aber jetzt in neuem Aufblühen begriffen, hat neben alten schlechten auch viele neue gute Straßen, dabei viele Ruinen einst bedeutender Bauwerke (meist 1900 zerstört), elende Häuser; große Flächen sind verödet oder nicht bebaut. Peking besteht aus zwei durch eine 9 m hohe und sehr breite Mauer getrennten Teilen: der von den Fremden so genannten Tataren-oder Mandschustadt und der Chinesenstadt. Als 1644 die Mandschu Peking erobert hatten, verteilten sie das Gebiet der Nordstadt unter sich und zwangen die Chinesen zur Auswanderung nach der Südstadt; heute wohnen aber viele Chinesen in der Tatarenstadt. Die Chinesen [S. 283] selbst nennen die erstere Nei-ch'êng [Nétschong], »Innere Stadt«, und die letztere Wai-ch'êng [Waí-tschong], »Äußere Stadt«. Die nördlichere Tataren-oder Mandschustadt bildet ein nahezu regelmäßiges Rechteck mit einer 23,6 km langen Mauer von 13 m Höhe und oben 11 m Breite, die von 9 Toren durchbrochen wird, von denen drei zur Chinesenstadt führen und über denen, wie über den vier Ecken, 30 m hohe Pavillons aufsteigen. Doch sind die meisten verfallen, ebenso wie die Wälle und der 18 m breite Graben. Die Tatarenstadt besteht aus drei Teilen: den innersten Kern bildet die Rote Verbotene Stadt (Tzĕ-chin-ch'êng [Dsè-dyin-tschong), so genannt nach der sie umschließenden roten Mauer; es ist die Residenz des Hofes, umgeben mit breitem Wassergraben. Um die Verbotene Stadt zieht sich die gleichfalls durch eine Mauer abgeschlossene Kaiserstadt (Huang-ch'êng [Huáng-tschong]), in der sich meist Behörden und Beamtenwohnungen befinden; sie ist dem freien Verkehr eröffnet mit Ausnahme der Westseite, wo Militärposten den Eingang zu den Kaiserlichen Westgärten absperren. Im W. der Kaiserstadt liegt die neue Reichsuniversität, die aber in etwa 2 Jahren auf ein umfangreiches Gelände vor der Nordmauer der Tatarenstadt übersiedeln soll. Um die Kaiserstadt lagert sich dann als dritter Gürtel die eigentliche Innere Stadt. Hier liegen im SO., nahe der Mauer, die 1900 zum Teil zerstörten Gesandtschaftsgebäude Deutschlands, Österreich-Ungarns, Rußlands, der Vereinigten Staaten, Englands, Spaniens, Japans, Frankreichs, Italiens, der Niederlande und Belgiens; der Ketteler-Gedenkbogen (S. 284); die Sternwarte, das Waiwupu (Ministerium des Auswärtigen), das neue Parlament (an Stelle der alten Prüfungshallen; S. 289), die ungeheuern Vorratskammern für den Reis der Bannerleute, der große Lamatempel, der Tempel des Confucius, die Halle der Klassiker, der Paukenturm und Glockenturm, im W. der Tempel der Kaiser, der Tempel der weißen Pagode. Ferner der Neubau des Palais des Prinzregenten. Eine 1901 neuaufgebaute Südkathedrale Nan-tang liegt am Schun-dschĭ-mönn, eine Ostkathedrale Dung-tang nördl. vom Gesandtschaftsviertel. Die englischen und amerikanischen protestantischen Missionen haben mehrere Krankenhäuser. Nahe dem Waiwupu errichtete die chinesische Regierung 1883 die Schule der westlichen Wissenschaften (Tungwênkuan) mit europäischen Dozenten, Bibliothek und Druckerei, auch Peking-Universität genannt, die aber 1900 mit allen Bücherschätzen abbrannte. —Die Kaiserstadt umschließt mit 4-6 m hohen, oben 16 m dicken und 7 km langen Mauern mit vier Toren zwei künstliche Seen, aus deren Ausschachtungen zwei Hügel, darunter der 66 m hohe, aussichtsreiche Kohlenhügel (S. 287) gebildet sind. Hier die neue katholische Kathedrale St. Sauveur (seit 1883), der Peitang (Bétang = Nordkathedrale), Sitz des apostolischen Vikars von Peking und Nordtschili, ein Seminar, Schule, Buchdruckerei und ein Hospital der Schwestern de la Charité. Die ältern chinesischen Bauten, zum Teil 1900 zerstört, haben meist modernen Bauten, wie den Kasernen der Gardetruppen, Schulen und Regierungsgebäuden, Platz machen müssen. Die Dächer des Palastes sind gelb (die Farbe des kaiserlichen Hauses).—Die innerhalb der Kaiserstadt gelegene Rote Verbotene [S. 284] Stadt, benannt nach der sie umgebenden roten Ziegelmauer, hat vier reichgeschmückte Tore, vier große Repräsentationshallen für verschiedene Staatsaktionen, Privatgemächer, Paläste der Frauen und Prinzen, Wohnungen der zahlreichen Dienerschaft (ca. 3000), Kasernen der Leibgarden, Gärten, Ställe, die Bureaus des Staatsrats und des Großsekretariats etc., eine kaiserliche Bibliothek (1900 verbrannt). —An die Tatarenstadt schließt sich südl. die Chinesenstadt mit einer aus Chinesen und Mandschus gemischten Bevölkerung, wo alle Warenhäuser und Verkaufsbuden, die große Buchhändlerstraße und auch die Tempel des Himmels und des Ackerbaues liegen; der erstere gilt für den schönsten Tempel Chinas.—Die Straßen sind rechtwinklig angelegt; die schönste, jetzt modern makadamisiert, führt vom Südtor der Chinesenstadt bis zu dem der Verbotenen Stadt. Peking beginnt jetzt eine Selbstverwaltung und hat schon ein städtisches Wasserwerk; die Ordnung wird durch ein starkes Polizeikorps aufrechterhalten. Die Garnison besteht aus einem Teil der Gardedivision, deren Rest bei den Sommerpalästen liegt. Zwei Divisionen moderner Truppen stehen im Jagdpark südl. Peking und im Nordpark bei Tching-ho an der Kalganbahn. Die europäischen Gesandtschaften haben seit den Wirren 1900/01 Wachen eigner Truppen, die während der Revolution 1911/12 verstärkt wurden.—Die Industrie beschränkt sich auf Porzellan, Cloisonnée (die beste Werkstätte von Yang-Tien-Li ist in einer Nebenstraße nördl. vom Kettelerdenkmal), Edelsteinschleiferei, seit 1906 auch ein Elektrizitätswerk. Nicht unbedeutend ist der Buchhandel.
Rundgang. Wegen der großen Entfernungen muß man auch in der Stadt Wagen oder Rikschas benutzen. Beim Besuch der Sehenswürdigkeiten hat man mit der orientalischen Aufdringlichkeit der Chinesen gegen Fremde zu rechnen, daher tut man gut, sich eines vom Gasthof empfohlenen Führers zu bedienen; kleine Trinkgelder (10 c.) öffnen alle Türen; ob eine Sehenswürdigkeit zugänglich ist oder nicht, erfährt man im Hotel.—Vom Bahnhof gelangt man durch das Wassertor in das Gesandtschaftsviertel; geradeaus führt die Kanalstraße r. am Deutschen Postamt vorbei und r. in die Gesandtschaftsstraße (an der Ecke das Grand Hôtel des Wagons-Lits), wo man r. bald die Deutsche Gesandtschaft erreicht, in deren Garten ein Kreuz zum Andenken an den am 20. Juni 1900 ermordeten Freiherrn v. Ketteler steht. Gegenüber liegen die Japanische und Französische Gesandtschaft, beide mit Postämtern; weiter östl. an der Gesandtschaftsstraße die deutschen Offizierswohnhäuser; r. die deutsche Walderseekaserne. In der Schwarzhoffstraße (l.) das deutsche Militärlazarett. Am Ostende der Gesandtschaftsstraße liegt in der Hatamönnstraße das Hôtel du Nord und in dessen Nähe die amerikanische Mission nebst Krankenhaus. Nun biege man l. in die Hatamönnstraße ein, die in gerader Linie nach N. durch die ganze Mandschustadt führt; an ihr liegt r., an der Nordostecke des Gesandtschaftsviertels, der Östliche Triumphbogen (»der östliche einfache Bogen«, [Dung-dan paí-lŏ), dann folgt 0,5 km nördl. der Ketteler-Ehrenbogen, 1903 vom chinesischen Reich zur Sühne erbaut an der Stelle, wo der deutsche Gesandte ermordet wurde; l. der Palast des Prinzen [S. 285] Yü, r. in einer Querstraße das Waiwupu (Auswärtiges Amt). In der Hatamönnstraße, 1,5 km nördl. weiter, liegen die vier Triumphbogen (»die vier östlichen Bogen« [Dung-ssĕ paí-lŏū]), in deren Nähe l. der 1902 abgebrannte Lamatempel Lung-fu-ssĕ (»Tempel des unendlichen Glücks«, 1451 erbaut); hier Wochenmärkte am 9., 10., 19., 20., 29. und 30. Tage jedes chines. Monats. Am Nordende der Hatamönnstraße liegt etwas westl. der Kungfutszetempel (Confucius, chines. Kuo-tzĕ-chien [Guò-dsĕ-dyién],»Akademie des Landesphilosophen«), einfach und vornehm gehalten, mit zahlreichen Votivtafeln.
Westl. anschließend an den Kungfutszetempel liegt die von den Fremden so genannte Klassikerhalle, chines. Pi-yung-kung [Bi-yung-gúng], [S. 286] etwa»Palast der vollendeten Harmonie«, erbaut vom Kaiser Ch'ien Lung (1736-96). Am Eingang zum innern Hof ein schöner Torbogen mit farbigen glasierten Ziegeln und Kacheln. In den offenen Hallen, die den Hof umziehen, ist der authentische Text der neun Klassiker auf weißen Marmortafeln eingegraben. In dem Pavillon inmitten des Hofes pflegte der Kaiser seine eignen Gedichte und Aufsätze den höchsten Gelehrten des Landes jährlich einmal vorzulesen. Unter seinen Nachfolgern ist das Gebäude nie mehr benutzt worden. (Trinkgeld in jeder dieser Anlagen 10 c. die Person; unverschämte Mehrforderungen sind gelassen zu ignorieren). —3 Min. östl. liegt der von den Fremden so genannte Lamatempel, chines. Yung-ho-kung [Yùng-hōŏ-gúng], »Palast des harmonischen Friedens«, eine weitläufige, prächtige Anlage, ursprünglich das Kronprinzenpalais des spätern Kaisers Yung Chêng (1723-1736), bewohnt von etwa 400 Lamas der tibetischen Gelben Kirche, sämtlich mongolischer Abkunft (keine Chinesen!), unter der Leitung tibetischer Oberpriester. Haupt des Klosters ist ein sogen. »Lebender Buddha« (Hūo-fōŏ), d. h. die jeweilige Reinkarnation eines tibetischen Heiligen; doch residiert dieser seit Jahrzehnten in Dolonnor (acht Tagereisen von Peking) in der Mongolei und besucht nur gelegentlich im Winter die Hauptstadt. Der wirkliche Leiter des Klosters ist ein tibetischer Abt. Die Anlage enthält schöne Hallen, Pavillons mit kaiserlichen Inschriften, tibetische Gebetsmühlen, sehr schöne Altarschnitzereien und in der letzten Haupthalle ein angeblich aus einem einzigen Stück Sandelholz gefertigtes, 14 m hohes Monumentalbild des aufrechtstehenden »Bodhisattva Maitrêya«, des buddhistischen Messias, der als fünfter und vollendeter Buddha unsrer Kalpa, des gegenwärtigen Weltzeitalters, erscheinen wird, um unsre Welt zu erlösen. Da die Größe der menschlichen Natur mit wachsender Sittenreinheit zunimmt, wird der Bodhisattva erst zum Buddha werden, wenn unsre Nachkommen so groß sind wie sein Bild! Sehenswert sind die dreimal täglich stattfindenden Gebetsübungen der Mönche (Messelesen in tibetischer Sprache. Wunderbare tiefe Stimmen, tiefes d!). Nicht hineingehen und nicht stören! Bei jeder Halle die Person höchstens 10 c. Trinkgeld, Mehrforderungen ignoriert man; den Bettlern im Vorhofe nichts geben!—Nun wende man sich westl. durch eine der Querstraßen zum *Paukenturm (Ku-lou [Gú-lŏū]), von Kublai Khan erbaut, dann abgebrannt und in vergrößertem Maßstabe von Yung Lo aus Ziegelsteinen neu errichtet (früher nur Holzbau). Die großen Pauken wurden früher als Alarmsignale geschlagen; eine bronzene Wasseruhr ist seit 1900 verschwunden. Schöne *Aussicht über ganz Peking, doch des schlechten Abstiegs wegen nur schwindelfreien Personen zu empfehlen.—Gleich nördl. davon der Glockenturm (Chung-lou [Djúng-lŏū]), vom Kaiser Ch'ien Lung 1740 erbaut, um eine der berühmten fünf Riesenglocken des Ming-Kaisers Yung Lo darin aufzuhängen; die Glocke wird nicht mehr geschlagen. Von der obern Terrasse gleichfalls schöne Aussicht, doch unbequemer Aufstieg.—Nun folge man der breiten Straße, die südl. zum Tor des irdischen Friedens (Ti-an-mén [Di-an-mönn]) oder Hintertor (Hou mên [Hŏū-mönn]) der Kaiserstadt führt; [S. 287] wenn man am Ende der Straße den Ahnentempel (Pl. 1) erreicht, biege man l., vorbei an den Leichenhallen der kaiserlichen Familie (r.; Pl. 12) und der kaiserlichen Nebenfrauen (l.; Pl. 13), zur Reichsuniversität (chines. Ta-hsüeh-t'ang [Dà chüĕ-táng]), ein Alumnat für 500 Studenten, geleitet von einem Rektor und 7 Prorektoren für 7 Fakultäten, einige deutsche, englische, amerikanische und französische Dozenten neben vielen eingebornen Professoren, die größtenteils im Auslande studiert haben; Bibliothek, Sammlungen und Druckerei. Zur Universität gehört das Dolmetscherseminar nahe dem»Östlichen Friedenstor«(1910 eröffnet für 300 Studenten).— Westl. von der Universität erhebt sich der Ching-shan (Dying-schan), »Aussichtsberg«, von den Fremden nach einer alten chinesischen Sage Kohlenhügel genannt, weil er angeblich aus Kohlen besteht, die für den Fall einer Belagerung Pekings dort aufgestapelt liegen sollen; in Wahrheit besteht er aus den Erdmassen, die bei Anlage der künstlichen Teiche in den Kaiserl. Westgärten ausgehoben worden sind. An einem inzwischen abgestorbenen Baum am Ostabhange des Hügels erhängte sich 1644 der letzte Mingkaiser Ch'ung Chêng (Tschúng-djong), als der Rebellenführer Li Tzĕ-ch'êng [Li Dsĕ-tschóng] die Westmauer der Tatarenstadt erstürmt hatte. Das Gebiet des Chingshan gehört zur Verbotenen Stadt und ist für Besucher unzugänglich.—Sw. liegen die gleichfalls unzugänglichen Kaiserlichen Westgärten (Hsi yüan [Chi-yüen]) mit den Ssan-hai, oder»Drei Meeren«, d. h. drei Lotosteichen. Am Nordteich der berühmte Lamatempel (Pl. 23) mit Kolossalfigur eines tausendarmigen Bodhisattva Avalokitêsvara und eine Halbinsel mit weithin sichtbarer weißer Pagode, in deren Nähe ein Altar der Schutzgottheit des Seidenbaues errichtet ist, an dem die Kaiserin nach altem Herkommen mit den Damen des Hofstaates alljährlich einmal opfert.—An der Südwestecke des Mittelteiches lag der seinerzeit vom Feldmarschall Grafen von Waldersee bewohnte Palast der Kaiserinregentin, der am 18. April 1901 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel. An seiner Stelle stehen jetzt geschmacklose Gebäude, in denen die verstorbene Kaiserinregentin Tzĕ-hsi das diplomatische Korps in Audienz empfing. Inmitten des Südteiches liegt der von den Fremden so genannte Inselpalast, (Pl. 8), in dem der Kaiser Kuang Hsü 1898-1900 von der Kaiserinregentin gefangen gehalten wurde; er diente später gelegentlich zu Audienzzwecken. Die Westgärten gehören zur Verbotenen Stadt und sind nicht zugänglich.—Zwischen Nord-und Mittelteich führt die Marmorbrücke (Pl. 9) zu einer breiten Allee, die durch das »Westliche Friedenstor« aus der Kaiserstadt in die Mandschustadt führt; an der breiten Allee, von den Franzosen 1901 angelegt und Avenue Voyron genannt, liegt r. (nördl.) *Peitang [Bétang], der Sitz des französischen Erzbischofs und der Lazaristenmission mit der Kathedrale St.-Sauveur und mehreren Klöstern und Schulen, die während der Belagerungszeit 1900 von einer Handvoll französischer und italienischer Matrosen tapfer gegen den chinesischen Pöbel verteidigt wurden.
Die Rote Verbotene Stadt (unzugänglich) ist mit einer 3584 m langen rotbraunen Mauer umgeben (s. oben) und durch einen 30 m [S. 288] breiten Wassergraben von der Kaiserstadt getrennt; nur vier Brücken, je eine von jeder Seite, führen über den Graben. Die europäischen Truppen haben 1900 arg in der Roten Stadt gehaust und viele kostbare Kunstwerke zerstört. Gebäude, Tempel und Gärten stammen meist aus der Zeit der großen Mandschukaiser (1662-1796), doch reicht die ursprüngliche Anlage bis auf Kublai Khan (1260-95) zurück; sie haben geschweifte, reichverzierte Dächer mit gelben Ziegeln, deren Giebel mit goldenen Drachen gekrönt sind.—Am Westende der Gesandtschaftsstraße gelangt man südl. zum Chêng-yang-men [Djòng-yang-mönn], dem »Tor der senkrecht gegenstehenden Sonne«, d. h. Südtor, von den Fremden Kaisertor, volkstümlich Tchiën-mönn, »Vorderes Tor«, genannt; die im Juni 1900 abgebrannten Turmaufbauten sind 1905/07 wiederhergestellt. Diesem mittlern Südtor der Mandschustadt liegt im N. das Haupteingangstor des Kaiserpalastes Da-Tching-mönn, d. h. »Tor der Großen Mandschu-Dynastie«, unmittelbar gegenüber. Weiter nach N. zu folgt dahinter ein langer Vorhof bis zum Südtor der Kaiserstadt,»Tor des himmlischen Friedens«genannt; von da führt noch ein weiterer Vorhof zwischen Anlagen und durch das»Tor der Erhabenheit«, neben dem l. der»Altar der Götter des Landes und der Feldfrüchte«(Pl. 3), r. der Ahnentempel des Kaisers (Pl. 2) steht, über eine reichgeschmückte Brücke und durch das Mittagstor (Wumönn) in die Rote Verbotene Stadt. Die großen Mittelplätze sind durch Tore und Hallen abgeteilt. Man gelangt durch das»Tor der Eintracht«(Taihomönn) in die»Halle der höchsten Eintracht«(T'ai-ho-tien [Taì-hōŏ-dién]), dann in die »Halle der mittlern Eintracht«(Chung-ho-tien [Djung-hōŏ-dién]) und schließlich in die»Halle der beschützten Eintracht«(Pao-ho-tien [Bào-hōŏ-dién]); diese Hallen dienen lediglich als Repräsentationsräume bei bestimmten Staatsaktionen, so der T'ai-ho-tien zur Neujahrs- und Geburtstagsgratulation vor dem Kaiser, der Chung-ho-tien zur Aufbewahrung der Staatssiegel und der Bao-ho-tien als Prüfungshalle beim Palastexamen. Vom nördl. Vorhof der letzten Halle führt das »Tor der himmlischen Reinheit« (Pl. 3) in den Palast der himmlischen Reinheit (Ch'ien-ch'ing-kung [Tchiĕn-tching-gúng]), worin in der Morgenfrühe die fünf Mitglieder des Staatsrats dem Kaiser oder dem Regenten Vortrag halten. In dieser Halle finden auch seit 1901 die großen Audienzen statt, die fürstlichen Gästen oder dem diplomatischen Korps erteilt werden. Bestimmte Wohnungen des Kaisers etc. gibt es nicht. Die ewige Attentatfurcht bewirkt, daß schon seit alten Zeiten die Mitglieder der kaiserl. Familie in den weiten Palastgründen tageweise von Haus zu Haus ziehen. Die verstorbenen Majestäten wohnten in einem der Pavillons der Westgärten oder des Sommerpalastes; östl. von den Wohnungen der Nebenfrauen des Kaisers, getrennt durch das »Tor des Kriegsgottes« (Pl. 4), liegen die Wohnungen und Paläste der kaiserlichen Frauen und südl. davon die Wohnungen der kaiserlichen Kinder. Außerdem liegen im nördl. Teile der Verbotenen Stadt die Wohnungen der Dienerinnen, Eunuchen, die Seidenlager, Pelzlager, Theatersäle, Pagoden und verschiedene andre Paläste.
*Spaziergänge auf der Südmauer der Mandschustadt sind sehr [S. 289] zu empfehlen; 1910 ist vom diplomatischen Korps ein Promenadenweg mit Ruhebänken zwischen Tchiën-mönn und Hada-mönn angelegt. Ein Aufgang zur Mauer liegt am Südende der Sodenstraße, die gegenüber der St.-Michelkathedrale von der Gesandtschaftsstraße südl. führt, ein zweiter westl. vom Wassertor hinter der Russisch-Asiatischen Bank. Man geht westl. auf der Mauer bis zum Wassertor und Tchiën-mönn; östl. gelangt man über das Hadamönntor auf der Mauer am deutschen Friedhof vorbei bis zum SO.-Eckturm, dann noch 3/4 km nördl. bis zur Kaiserlichen Sternwarte (Kuanhsiang t'ai [G'wàn-chiang-taí]), erbaut 1279 unter Kublai, geleitet im 14.-17. Jahrh. von arabischen Astronomenfamilien, dann von den Jesuiten, deren berühmter Astronom P. Verbiest (gest. 1688 in Peking) die alten mongolisch-arabischen Instrumente durch kunstvolle, zeitgemäßere Armillarsphären, Azimutalkreise, Sextanten und einen Himmelsglobus ersetzte. Einige dieser Instrumente wurden 1901 nach Potsdam gebracht; der Himmelsglobus ist 1905 durch eine (allerdings nur 1/3 so große) Nachbildung ersetzt worden. Die Franzosen haben die von ihnen seinerzeit fortgenommenen Instrumente 1905 zurückgegeben. (Von der frühern Existenz der in Deutschland befindlichen zeugen nur die leeren Steinsockel.)—Dicht nördl. von der Sternwarte lagen die Großen Prüfungshallen (Kung-yüan [Ging-yüan]) mit mehreren tausend Zellen, wo alle drei Jahre aus dem ganzen Reiche die bereits doppelt geprüften Anwärter ihr Staatsexamen und »den Doktor machten«, d. h. den Titel »Chü-jên« [Dyü-jön] erwarben, der Anrecht auf die Beamtenlaufbahn gab (die alten Examina sind 1905 abgeschafft worden). Das Gebäude wurde 1900 von den fremden Truppen zerstört und wird gegenwärtig zum Bauplatz für das 1912 zu eröffnende Parlament hergerichtet. Ein deutscher Architekt baut hier das Oberhaus (Schang-i-yüan) und das Unterhaus (Chia-i-yüan) des modernen China.
Zum Besuch der Chinesenstadt fährt man mit Rikscha durch das Tchiën-mönn südl. in die breite, gepflasterte Tchiën-mönn-Straße, an der 2,5 km vom Tor r. der von den Fremden so genannte Ackerbautempel, chines. Hsien-nung-t'an [Chièn-nung-tán], »Altar des ersten Ackerbauers«, d. h. des sagenhaften Kaisers Shên-nung [Schönnung] (2838-2698 v. Chr.) liegt, eine große, mit prächtigem Park und einer 3450 m langen Mauer umgebene Anlage, die vom Kaiser Chia Ch'ing [Dyiá-tching] der Ming-Dynastie (1522-67) erbaut und unter Kaiser Ch'ien Lung [Tchien-lúng] (1736-96) der regierenden Mandschudynastie erneuert wurde.
Gegenüber liegt der schönste und großartigste Tempel Pekings, der von den Fremden sogen. *Himmelstempel, chines. T'ien-t'an [T'ien-tán], »Altar des Himmels«, eine gewaltige Anlage von einer 5750 m langen Mauer umgeben, unter der Regierung des Mingkaisers Yung Lo (1403-25) erbaut; sie diente dem Kult des Himmels und der Erde, bis Kaiser Ch'ien Lung im 18. Jahr seiner Herrschaft (1754) einen besondern »Altar der Erde« (Ti-t'an [Di-tán]) im Norden Pekings vor dem Tore An-ting-mên [An-ding-mönn] erbaute.
Außerdem sind in der Chinesenstadt sehenswert die Hauptgeschäftsstraße Dà-schĭ-lărl, die Buchhändlerstraße Liu-li-ch'ang [Lèo-lit-tscháng] mit Kuriositätenläden und sw. davon der Buddhatempel Fà-yüan-ssé, der älteste Tempel Pekings, 645 erbaut.—Nahe der Buchhändlerstraße ist eine sehenswerte Cloisonnéfabrik (S. 284).
Man verläßt die Mandschustadt durch das nordöstliche Tor, Andingmönn, und gelangt, den Tempel der Erde (Di-tan) r. lassend, zum *Gelben Tempel (Huang-ssĕ), etwa 25 Min. nördl. von der Stadtmauer, einer großen Tempelanlage mit prachtvollen Marmorbauten inmitten alter Parkanlagen, von Kaiser Ch'ien Lung zu Ehren des ihn zu seinem 70. Geburtstage 1780 besuchenden Tashi Lama erbaut; er besteht aus drei Teilen; das mittlere, arg zerfallene Gebäude in halb tibetischem Stil diente dem heiligen Mann aus Tibet, der im Rang nur dem Dalai Lama nachsteht, zur Wohnung, die östl. Tempelanlage Tung-huang-ssĕ [Dùng-huang-ssĕ] als Privatkapelle.
Wer den Umweg von 2-3 St. über den Gelben Tempel und den Tempel der Großen Glocke scheut, gelangt am besten zu den Sommerpalästen, wenn er Peking durch das Nordtor der Westmauer, das Hsi-dschi-mönn [Chí-dji-mönn] verläßt. [Wer Eile hat und sich mit derselben Straße zum Hin-und Rückweg begnügt, fährt im Automobil oder Wagen die neue große Chaussee über Hai-dien.]—10 Min. westl. von Hsi-dschi-mönn der 1907 eröffnete Botanische und Zoologische Garten mit europäischem Restaurant, Teehaus und einem Absteigequartier der verstorbenen Kaiserin-Regentin. (Eintritt in die botanische und zoologische Abteilung pro Person je 8 Kupfercents, Besichtigung des kaiserlichen Hauses pro Person 20 c.; auf guter Straße in Wagen, Auto oder Rikscha bequem zu erreichen.) Vor dem Tor überschreitet man die Mongolische Bahn (S. 280). L. von einer über einen Kanal führenden Steinbrücke liegen die Bootshäuser für die kaiserlichen Dschunken, in denen sich die Majestäten auf dem Kanal von einem kleinen Raddampfer zum Sommerpalast schleppen ließen. Am vielfach gewundenen Kanal entlang schöner Weg bis zu dem von einem indischen Buddhistenmissionar in hindustanischem Stil erbauten Tempel Wù-t'a-ssĕ (»Fünf-Pagoden-Tempel«), jetzt verfallen und verlassen. Nach etwa 1/2 St. neben einer Schleuse der nach 1900 wieder schön hergerichtete Tempel Wan-shou-ssĕ [Wăn-shŏ[-i]-ssĕ] mit sehenswerten Höfen und Hallen.—Unmittelbar westl. daneben das Absteigequartier der Majestäten Hsing-kung [chíng-gung], die hier auf der Fahrt nach dem Sommerpalast rasteten und der Schleuse wegen die Boote wechselten; sehenswert, da alle Wohnräume vollständig eingerichtet und die Höfe gegen Trinkgeld zugänglich sind.—Da der weitere Weg am Kanal entlang bald durch Militärposten versperrt wird, verlasse man den Kanalweg und biege durch den westl. vom kaiserlichen Absteigequartier gelegenen Torbogen nach N. ab. Bei dem Marktflecken Hai-tien [Hai-diĕn] erreicht man die von Peking zum Sommerpalast führende Straße und gelangt auf ihr, an den neuen Kasernen der Gardedivision und den Sommersitzen der Prinzen und hohen Würdenträger vorbei, zum (15 km) sogen. *Alten Kaiser-Sommerpalast, Yüàn-ming-yüán (»Park des Vollendeten Glanzes«), einst die Sommerresidenz des großen Ch'ien Lung (1736-96), der hier 1793 die erste englische Gesandtschaft unter Lord Macartney empfing. Der Palast wurde 1861 zur Strafe [S. 293] für die Gefangennahme und Ermordung der englischen Parlamentäre von den verbündeten Engländern und Franzosen gänzlich ausgeplündert (ganze Schiffsladungen von Kunstwerken gingen nach Europa) und in barbarischer Weise zerstört; die Ruinen geben nur ein schwaches Bild der vergangenen Pracht. Für den Europäer interessant sind die Überreste der von den französischen Jesuitenmissionaren nach Vorbildern von Trianon und Versailles erbauten Rokokobauten, Labyrinthe u. dergl. Der schöne Park ist »heimlich« gegen Trinkgeld von einer Seitentür an der Westmauer wieder zugänglich.— An verschiedenen prinzlichen Sommersitzen vorbei führt die große Steinstraße weiter zum sogen. Neuen Sommerpalast, I-ho-yüan [I-hōă-yüán, »Park des Alterfriedens«], von den Fremden nach dem in ihm liegenden Hügel Wan-shou-shan [Wàn-schŏū-schăn, »Kaisersgeburtstagsberg«] genannt (Wan-shou heißt eigentlich»10000 [mal] hohes Alter«), weil der Begründer dieses Sommersitzes, Kaiser K'ang Hsi (1662-73), zum Andenken an den 60. Geburtstag seiner Mutter auf der Spitze des Hügels einen Tempel erbauen ließ. Auch diese Sommerresidenz wurde 1861 von den Engländern und 1900 von den verbündeten Truppen zerstört und ausgeplündert; sie ist neuerdings zum Teil aufgebaut und dient dem Hofe während der wärmern Monate zum Aufenthalt. (Besichtigung am 5., 15. und 25. jedes chinesischen Monats gestattet, man melde sich spätestens drei Tage vorher bei der Gesandtschaft an, der Eintritt nur gegen auf Namen des Inhabers lautende Karte gestattet; Trinkgeld pro Person $ 1, Kahnführer extra.)—Etwas westl. liegt der ebenfalls von Kaiser K'ang Hsi angelegte älteste der kaiserlichen Sommergärten Ching-ming-yüan [Dyìng-ming-yüăn, »Park des ungetrübten Glanzes«], gleichfalls 1861 und 1900 zerstört, mit dem Hügel Yü-ch'üan-shan [Ü-tchüen-schăn, »Berg der Nephritquelle«]. Auf der Spitze des Hügels die weithin sichtbare Pagode Yü-fîng-t'a [Ü-fong-tá], von wo man eine herrliche *Aussicht über die kaiserlichen Sommergärten, die Pekinger Ebene und in die nahen Westberge hat. Der Eintritt ist gegen Trinkgeld 50 c. (für 1-2 Pers.) unschwer zu erlangen und solchen zu empfehlen, denen Besuch des Sommerpalastes wegen Zeitmangel unmöglich.
Vgl. den Karton auf Karte S. 275.
Man verläßt die Mandschustadt durch das NW.-Tor Têschêng-mên [Dōĕ-schong-mönn,»Tor der siegreichen Tugend«], am Gelben Tempel (S. 291) und weiter nördl. am alten Mongolenwall T'u-ch'êng [Tú-tschong] des Khan Balik vorbei durch sandige Gegend über (10 km) Ching-ho [Tsching-hōŏ], nw. nach (23 km) Sha-hô [Schá-hōŏ, »Sandfluß«], mit chinesischer Herberge; vorher über eine schöne Marmorbrücke und hinter dem Ort eine siebenbogige Brücke. Die Straße, auf der man malerische mongolische Kamelkarawanen sieht, führt nnö. weiter, vorbei an (36 km) Ch'ang-p'ing-chou [Tschăng-ping-djŏū] (gute chinesische Gasthäuser), einer großen, alten, mit hohen Mauern umgebenen Kreishauptstadt.—Von hier aus kann man auf bequemem Weg (7 km nördl.) die Minggräber (S. 296) erreichen, doch empfiehlt es sich, zunächst über (44 km) Stat. Nan-kou [Nán-kŏū] (210 m; Quartier im neuen Railway Hotel, am Bahnhof, gelobt, Pens. $ 6) zu fahren. Die Bahn fährt weiter; nach dem ersten Drittel des Passes vorbei an der Talsperre Chü-yung-Kuan [Dyü-yung-gwan] (200 m); dort ein Torturm (1258 erbaut), auf dem Hindureliefs, Buddhafiguren und siebenköpfige Schlangen und zwei Inschriften von 1345 in sechs Schriften: Sanskrit, Tibetanisch, Mongolisch, Uigurisch, Nuchên und Chinesisch.—Etwa 4 km aufwärts [S. 296] liegt die zweite Talsperre Shang-kuan [Scháng-kwan] (450 m). Etwas weiter aufwärts tauchen die ersten Bruchstücke der Großen Mauer auf. Vom Bahnhof Ching-lung-chiao (s. oben) erreicht man zu Fuß in ca. 1/2 St. die Paßhöhe Pataling (Nankoupaß) [Bà-da-ling, »die acht großen Berggipfel«], 633 m ü. M., wo die Große Mauer den Paß kreuzt.
Man besteige die Mauer westl. (l.) vom Tor, Aufstieg bei der eingestürzten Stelle, gehe dann etwa 1/2 St. bis zum höchsten Wachtturm, von dem man prächtige *Aussicht über die Mauer, den Engpaß und die Gebirge hat. Etwa 4 km nö. unterhalb der Mauer liegt die ummauerte Stadt Ch'a-tao [Tschá-dao] (491 m; Herberge), wo man zur Not übernachten kann.
Von da führen die Eisenbahn und eine Karawanenstraße nach Kalgan (Tschangkiakou; 200 km von Peking), 825 m ü. M., etwa 70OOO Einw.; Kalgan ist wichtiger Handelsplatz an der äußern Doppelmauer, an der Handelsstraße nach Kjachta, dem alten Überlandweg von Europa nach Peking. Die Mongolische Bahn, die durch die Mongolei hindurch an das sibirische Eisenbahnnetz angeschlossen werden soll, war Mitte 1911 bis Suiyüen, 290 km über Kalgan hinaus, betriebsfertig.
Nach Besichtigung der Mauer kehre man nach Nankou zurück (20 km von Pataling), wie oben angegeben, übernachte hier und reite am nächsten Morgen am Fuß der Berge östl. 8 km zu den *Minggräbern (Mingling). Sie liegen, je etwa 1 km voneinander entfernt, in einem halbkreisförmigen Tal am Fuße der dieses einschließenden Berge. Die Straße dorthin ist prachtvoll geschmückt durch Marmortore und überlebensgroße Marmorstatuen.
Rückweg nach Nankou (Rückfahrt nach Peking oder Weiterfahrt nach Chinglungchiao oder Kalgan mit Bahn) oder, falls Reittier oder Sänfte zur Verfügung, bis zum ersten Torbogen, dann südl. etwa 7 km auf bequemem Weg nach Ch'ang-ping-chou (S. 295), wo man übernachten kann, falls man nicht Zeit hat, noch bis Schaho (Bahnstation 20 km südl. von den Minggräbern) zu reiten.—Lohnend ist auch am vierten Tage der Weg von Ch'ang-ping-chou sw. nach (etwa 15 km) T'ang-shan (»Berg der warmen Quelle«), Dorf am Fuß des gleichnamigen Berges, Quartier im Dorftempel. Dabei liegen die Gärten und Ruinen eines Palastes des Kaisers King Hsi, in denen eine heiße Schwefelquelle von mehr als 50° C entspringt; die Quelle ergießt sich in zwei mit Marmorbalustraden umgebene Becken, in denen man baden kann. In der Nähe sehenswerte Reste des Palastes. —Rückweg über Schaho (von da mit Bahn) oder direkt nach (etwa 45 km) Peking, Andingmönn (S. 291).
Vgl. die Karte bei S. 271.
(Vgl. die Karten bei S. 271 u. 215.)
Die Bahn tritt aus der Chinesenstadt beim Tore Hsipienmön (Chí-biĕn-mȫnn) zwischen dem Tempel des himmlischen Friedens, T'iĕn-ning-ssĕ, (l.) mit zwölfstöckiger Pagode, der ältesten in Peking, in schönem Park, und dem taoistischen Kloster der Weißen Wolken, To-yün-kuan, (r.), fährt bei (7 km) Wanghailóŭ am Rennplatze (l.) vorbei und überschreitet auf 450 m langer, 15bogiger Brücke den Hunho; l. sieht man in 5 km Abstand die sogen. *Marco Polo-Brücke, von dem berühmten venezianischen Reisenden Marco Polo zuerst beschrieben (chines. Lu-kou-ch'iao [Lú-gōŭ-tschiáo, »Schiffgrabenbrücke«]), 1189-94 aus Marmor erbaut; sie hat 11 Bogen und trägt auf dem Steingeländer je 140 Säulchen mit Löwenfiguren auf jeder Seite; die Brückenköpfe bilden zwei Pavillons mit gelben Ziegeldächern, unter denen kaiserliche Inschriften auf Tafeln stehen.— Bei (21 km) Ch'ang-hsin-tien (Tschàng-chin-diĕn) sind die Eisenbahnwerkstätten. —Von hier Ausflug auf Eseln in 3 St. zum Kloster Chich-tai-sze [Dyīĕ-tai-ssĕ], aus der Zeit der Tang-Dynastie (8. oder 9. Jahrh.), mit breiten Terrassen, alten Bäumen und interessanten [S. 300] Tempeln am Gebirgshang; es ist jetzt Sommerquartier der deutschen Gesandtschaftswache. (Von hier 2 St. zu Esel zum Kloster Tan-chê-sze [Tàn-djōĕ-ssĕ].) Eisenbahn weiter über (31 km) Lianghsiang-hsien [Liang-chiang-chiĕn], Kreishauptstadt, und über (64 km) Cho-chou [Djōŏ-djŏū], eine sehr alte, um 200 v. Chr. gegründete Stadt mit großen Mauern, nach (84 km) Kao-pei-tien [Gàŏ-bê-diĕn].
Die Hauptlinie läuft von Kaopeitien über (92 km) Tinghsinghsien und (122 km) An-su-hsien nach (146 km) Paotingfu [Báu-ding-fu], Hauptstadt der Provinz Tschili, mit 80000 Einw.; die Stadt ist seit 1402 mit Mauern umgeben und hat seit 1901 eine Universität.— Eisenbahn weiter über (178 km) Wangtuhsien nach (262 km) Tschöngtingfu [Dschĕng-ding-fu], einer großen, mit Mauern umgebenen Kreisstadt, Sitz eines Bischofs der katholischen Lazaristenmission und des sehenswerten Klosters Tafouo, erbaut 586, mit großem bronzenen Buddhastandbild, einer großen Gebetmühle, sehr alten Wandgemälden und einem Standbilde der Göttin der Fruchtbarkeit.
Die Hauptlinie fährt von Tschöngtingfu über Schuntöfu, eine alte, mit Mauern umgebene Stadt, dann über (507 km) Tschangtöfu und Weihweifu, kreuzt bei (614 km) Hsinhsiang die Bahnlinie von [S. 301] Taokou nach Tsinghua, den Kohlengruben der Provinz Schansi, und erreicht nahe vor (694 km) Tschöngtschou (Chengchow) den Hoangho, der auf einer 2700 m langen Brücke überschritten wird. In Tschöngtschou kreuzt die Hauptbahn die Bahnlinie von Kaiföngfu nach Honanfu (Pienlo Railway genannt, der Anfang der großen chinesischen Mittellandbahn [Central Trunkline], die ostwärts nach Tschinkiang [S. 255], westwärts über Tschöngtu [S. 263] und Suifu [S. 263] bis Yünnan geführt werden soll).
Über (901 km) Tschumatien und Hsinyangtschou (von hier Verbindungsbahn über Föngyang nach der Tientsin-Pukou-Bahn [S. 275] im Bau) tritt die Bahn in das Gebirge Hwaiyangschan, in dessen Granit sie auf 50 km Länge eingeschnitten ist; in 200 m Meereshöhe durchbricht ein 350 m langer Tunnel das Gebirge und erreicht dann bald (1209 km) Hankau (vgl. S. 259).
Vgl. die Karten bei S. 301, 215 und 271.
Eisenbahn von Berlin über Thorn, Alexandrowo und (627 km) Warschau nach Moskau 1949 km in 37 (Nordexpreß, s. S. 302) und 40 St.
Von Berlin nach (401 km) Alexandrowo (Bahnwirtschaft, gut), russischem Grenzplatz; Paß-und Zolldurchsicht, etwa 11/4 St. Aufenthalt. Nun Fahrt durch die öde Weichselebene Polens über (34 w von Alexandrowo) Wloclawek (Bahnwirtschaft), alte Stadt mit 30000 Einw., und (86 w) Kutno(Bahnwirtschaft) nach (148 w) Skierniewice, Ort der Dreikaiserzusammenkunft im Jahre 1884 im Schloß südl. der Bahn; dann
(211 w) Warschau, Hauptstadt Polens mit 764054 Einw.; Ankunft auf dem Wiener Bahnhof am r. Weichselufer. Nur der Nordexpreß (S. 302) wird auf Verbindungsbahn nach dem Brester (Moskauer) Bahnhof überführt; zu den Schnellzügen muß man mit Droschke (ca. 1/2 St. Fahrt) zum andern Bahnhof fahren. Das nach Moskau oder weiterhin aufgegebene Gepäck geht stets bis Moskau durch, ebenso umgekehrt.
Abfahrt von Warschau vom Brester Bahnhof durch waldige Gegend über (246 w) Nowo-Minsk, (295 w) Siedlec (Bahnwirtschaft), (321 w) Lukow (Bahnwirtschaft), nach (410 w) Brest-Litowsk (Bahnwirtschaft), Stadt mit 53300 Einw. (zur Hälfte Israeliten); wichtiger Bahnknotenpunkt und Festung. Nun durch die Wälder »Weißrußlands« über (502 w) Beresa (Bahnwirtschaft) und (599 w) Baranowitschi nach (731 w) Minsk (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Minsk, mit 107600 Einw. (zur Hälfte Israeliten); wichtige Handelsstadt mit Messe im März.—(807 w) Borissow (Bahnwirtschaft), längs der Rückzugstraße des französischen Heeres und jenseit der Station auf langer Brücke über die Beresina, nahe der Stelle, wo Napoleon I. auf dem Rückzug am 25.-29. Nov. 1812 mit schweren Verlusten sein Heer bei Studjenka über den Fluß setzte.—(931 w) Orscha (Bahnwirtschaft).—(1043 w) Smolensk (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Smolensk, mit 57100 Einw., in malerischer Lage am Dnjepr, die Bahnhöfe am r. Ufer; die sehr alte Stadt war Schauplatz vieler Kämpfe und zeigt noch alte Mauern.—(1101 w) Jarzewo (Bahnwirtschaft).—(1207 w) Wjasma (Bahnwirtschaft mit berühmtem Honigkuchen), Stadt mit 20000 Einw.—(1266 w) Gshatsk (Bahnwirtschaft).—(1322 w) Borodino (Bahnhofsmuseum), am Schlachtfelde vom 7. Sept. 1812, der »Schlacht an der Moskwa«.—(1332 w) Moshaisk (Bahnwirtschaft), an der Moskwa, vorbei am Ssawin-Storoschewskij-Kloster am hohen Moskwa-Ufer, dann bei Kunzewo über diesen Fluß. Nun erscheinen die Kuppeln der »heiligen Stadt«, man erreicht (1435 w) Moskau.
Vgl. beifolgenden Plan.
Moskau (142 m), alte russische Hauptstadt und zweite kaiserliche Residenz, die bedeutendste Handelsstadt Rußlands und Hauptsitz der russischen Industrie, mit 1459800 Einw. (darunter über 15000 Deutsche), liegt an der Moskwa und ist Sitz eines Generalgouverneurs, zweier Korpskommandos, einer Universität und vieler andrer hoher Schulen etc. Die Mitte der Stadt bildet der Kreml (S. 307); von ihm laufen strahlenförmig die meist krummen Straßen (mit meist nur zweistöckigen Häusern) aus, die durch drei Ringstraßen verbunden werden. Nö. vom Kreml liegt das Stadtviertel Kitajgorod (d. h. Chinesenstadt), Sitz des Großhandels; Kreml und Kitajgorod bilden die innere Stadt (»Gorod« = Stadt) und sind noch mit der 1534 erbauten weißen Mauer umgeben, nach der der neue, die innere Stadt umschließende Stadtteil Bjelojgorod (d. h. Weiße Stadt) benannt ist, der vornehmste Stadtteil mit vielen öffentlichen Gebäuden und Palästen. Um die »Weiße Stadt« schließt sich der Stadtteil Semljanojgorod (d. h. Erdstadt), nach dem alten Erdwall benannt, auf dem jetzt die Sadowaja (d. h. Gartenstraße) angelegt ist, die diesen Stadtteil nach außen begrenzt. Außerhalb davon liegen die Vorstädte, in denen Fabriken, Kasernen, Bahnhöfe und die Wohnungen der ärmern Bevölkerung liegen. Moskau hat 434 [S. 307] Kirchen, 82 Kapellen, 14 Mönchs-, 7 Nonnenklöster und 23 Friedhöfe. Das russische Volksleben ist in Moskau viel ursprünglicher und»russischer«als in St. Petersburg, das Straßenleben ist lebhaft, der Besuch der Märkte sehr zu empfehlen.
Rundfahrt. Hauptziel ist der *Kreml. Man fahre vom Theaterplatz (wo das Hôtel Métropole liegt) durch die Iberische Pforte, zwei spitztürmige Torwege, zwischen denen die sehr heilige Kapelle der Iberischen Mutter Gottes mit berühmtem wundertätigen Heiligenbild steht (Vorsicht vor Taschendieben!). Innerhalb der Pforte liegt r. das Historische Museum (11-3 Uhr, außer Sa. und an Festtagen). Sö. der Kraßnaja- oder Rote Platz mit dem Denkmal Minins und Knjas Poscharskijs und der Schädelstätte (Lobnoje Mjesto), Hinrichtungs- und Empfangsplatz etc.; sö. die Basiliuskathedrale (1679 vollendet); an der Ostseite des Platzes die Handelsreihen mit etwa 1000 Geschäftsräumen. (In der Seitenstraße l., Warwarka, liegt das Haus des Bojaren Romanow, worin der erste Romanow, Zar Michail, geboren wurde.)—Von der Basiliuskathedrale südl. über den Waßiljewskajaplatz längs der Kremlmauer zur Moskwaretzkijbrücke und über diese r. auf den Sophienkai (Ssofijskaja Nabereshnaja), von beiden bester *Überblick über den Kreml. Weiter über die große Kamennijbrücke, dann r. durch den schönen Alexandergarten längs der Westseite des Kreml, an dem die riesige Stadtmanege liegt, die als Exerzierhaus, Ausstellungs-und Festraum dient; dahinter die Kaiserliche Universität (1755 begründet), mit gegen 10000 Studenten, Sternwarte, Bibliothek, Botanischem Garten und Zoologischem Museum. Dann r. um die Nordspitze des Kreml herum, am Historischen Museum vorbei, nochmals über den Roten Platz zum Haupteingang des
*Kreml, die Stadtburg und ältester Teil von Moskau, 43 m über dem l. Steilufer der Moskwa, umgeben von einer 1487 erbauten, 2 km langen, 20 m hohen Zinnenmauer mit 5 Toren und 18 Türmen. Es ist ein besonderer Stadtteil, »das Nationalheiligtum der Russen, dessen Gesamteindruck an Originalität die kühnsten Erwartungen übertrifft; Kirchen, Paläste und Klöster reihen sich in bunten Farben aneinander, keine Kuppel gleicht der andern; von seltener Pracht, einem kolossalen Gold-und Bilderreichtum ist das Innere der Kirchen«. (Elisabeth v. Öttingen.)
Andre Sehenswürdigkeiten sind das *Rumjanzewmuseum (Di. bis Sa. 11-3 Uhr; 20 Kop.), sw. vom Alexandergarten, ein stattlicher Säulenbau mit der Inschrift:»Dem Wohle der Aufklärung«; enthält Bibliothek (700000 Bände), Gemäldegalerie, Münzsammlung, *Nationaltrachten, Altertümer.—Sw. die *Erlöserkirche, 1839 bis 1883 von Thon erbaut, die schönste Kirche der Stadt, mit fünf vergoldeten Kuppeln, die Hauptkuppel 102 m hoch; ein Prachtbau mit reichem und schönem Schmuck.—Von da sw. durch die Pretschistenka und die Bolschaja Zarizynskaja, in der r. das Jungfernfeld (wo angeblich dem Tatarenchan die als Tribut zu liefernden Jungfrauen vorgeführt wurden), jetzt Volksfestplatz, auf dem die großen Universitätskliniken stehen.—Am Ende der Straße das *Nowo Djewitschij-(Jungfern-)Kloster, umgeben von hoher Mauer mit Schießscharten, Zinnen und Türmen, 1524 erbaut. Peter d. Gr. [S. 309] sperrte hier seine herrschsüchtige Schwester Sophie ein und ließ vor ihrem Fenster 300 Strelitzen aufhängen; Napoleon I. besuchte das Kloster 1812 und wollte die Kirche sprengen lassen, in der die Grabmäler von Eudoxia, der ersten Frau Peters d. Gr., und die seiner Schwestern Sophie und Katharina sind.—Dann fahre man südl. zur Fähre an der Moskwa, setze nach dem rechten Ufer über und steige in 20 Min. auf die *Sperlingsberge (Worobjewy Gory); oben bei dem guten Gasthaus Krynkin die schönste *Aussicht über die Stadt Moskau; Napoleon I. betrachtete von hier 14. Sept. 1812 zuerst die Stadt.—Von hier (event. mit der Straßenbahn) durch die Kaluschskaja zum *Neßkutschnypark, dem schönsten Park Moskaus, in dem das kaiserliche Alexandraschloß liegt.—Weiter nö. durch die Kaluschskaja über den Kaluschskajaplatz und durch die Bolschaja Jakimanka zur Kleinen Kamennybrücke, von der r., in die Wodootwodnaja einbiegend, in der fünften Quergasse r. die berühmte *Tretjakowgalerie (10-3 Uhr, außer Mo. und an hohen Feiertagen) in der Lawruschinskijgasse liegt; sie enthält viele Bilder russischer Maler, so von W. Wereschtschagin, Schischkin, Aiwasowskij, Ssurikow (franz. Katalog 40 Kop.). Weiter östl. über die Tschugunnybrücke und Moskworezkijbrücke, dann r. durch die Moskworezkaja zum Kaiserlichen Findelhaus (Do. u. So. 1-4 Uhr), 1764 von Katharina II. erbaut, erzieht auf Dörfern etwa 30000 Kinder und nimmt selbst etwa 2500 auf.—Nun nördl. über den Warwarskaja und Iljinskajaplatz, vorbei an der Plewnakapelle und dem Polytechnischen Museum, dann über den Lubjanskajaplatz zurück zum Theaterplatz.
Der sibirische Luxuszug (S. 302) verläßt Moskau auf dem Kursk-Nishnij-Nowgoroder Bahnhof (nahe dem Ostende der Ssadowaja); wegen Vorausbestellung des Platzes vgl. S. 302. Der Zug besteht nur aus einem Wagen I., zwei Wagen II. Kl. und einem Speisewagen und ist im Frühling und Herbst meist stark besetzt.—Nach der Abfahrt sieht man r. das malerische Andronow-Mönchskloster auf dem Steilufer der Jausa, 1366 vom Metropoliten Alexei begründet, mit fünf Kirchen. Der Zug fährt durch fruchtbares Land über (93 w) Sserpuchow (Bahnwirtschaft) nach (182 w) Tula (Bahnwirtschaft), [S. 312] Hauptstadt des Gouvernements Tula, mit 132000 Einw., Silberindustrie (Tulasilber ist kaukasisch und hier weniger als in Moskau zu haben) und Fabriken für Samowars und Zuckerbrot; Gewehrfabrik; Kreml aus dem 16. Jahrh.—Weiter (240 w) Uslowaja (Bahnwirtschaft). Die Bahn tritt in das Gebiet der südrussischen fruchtbaren »Schwarzerde«, der Wald tritt zurück.—(380 w) Rjashsk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 5000 Einw., an der Chupta.—An reichen Dörfern (mit berühmten Gestüten) vorüber.—(502 w) Morschansk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 26000 Einw., an der Zna.— Durch fruchtbares Land nach (753 w) Pensa (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Pensa, mit 67900 Einw., an der Mündung der Pensa in die Ssura schön gelegen; berühmt wegen der schönen Tücher aus Ziegenwolle; deutsch-luther. Kirche.—Hinter (989 km) Sysran (Bahnwirtschaft) nähert sich die Bahn der Wolga, tritt bei (1003 w) Batraki dicht an deren r. Ufer, das sogen. Bergufer, und kreuzt 8 w weiter die Wolga auf der mächtigen, 1435 m langen Alexanderbrücke (1876-80 erbaut). Der breite Strom ist stets von Dampfern, Kähnen und großen Holzflößen belebt, die bis zum Kaspischen Meere fahren. Am Ufer sind Behälter für Petroleum und Naphtha, die Heizstoff für Dampfer und Lokomotiven abgeben.— Auf dem flachen l., sogen. Wiesenufer weiterfahrend, erreicht man nach einigen Stunden (1120 w) Samara (Bahnwirtsch.; Gasthof: Bolschaja Zentrálnaja in der Dworjanskaja 125; deutscher Vizekonsul W. Koenitzer), Hauptstadt des Gouvernements Samara mit 96400 Einw., am l. Wolga-und r. Samaraufer, mit deutsch-luther. Kirche, lebhaftem Getreidehandel und berühmten Kumys-Kuranstalten auf den Hügeln in der Umgegend.—Die Bahn führt nun durch das Tal der Samara, das r. Berge zeigt, nach (1158 w) Kinel (Bahnwirtschaft); hier Abzweigung der Bahn über Orenburg, Taschkent, Samarkand und Merw nach Kuschk an der afghanischen Grenze.—Dann an mehreren unbedeutenden Stationen vorbei durch zum Teil sandiges Steppenland, außer von Russen auch von Baschkiren, Tataren, Kalmücken und Kirgisen bewohnt, und auf 640 m langer Brücke über die Bjelaja nach (1609 w) Ufa (Bahnwirtschaft: Verkauf uralischer Halbedelsteine; Vorsicht vor Gesindel in der Umgegend des Bahnhofs!), Hauptstadt des Gouvernements Ufa mit 58800 Einw., im 16. Jahrh. zum Schutz gegen die Baschkiren gegründet, am r. Steilufer der Bjelaja gelegen (schöner Landschaftsblick von der steilen Höhe über dem Birkenwäldchen beim Bahnhof); dicht beim Bahnhof viele Naphthabehälter, in der Nähe Herden der Baschkirennomaden. Die hölzernen Häuser der Stadt sind wie Schwalbennester an steile Hügel gesetzt, Treppen führen von Haus zu Haus. Ufa hat 27 Kirchen, 38 Schulen, 6 Banken, 3 Zeitungen und 1 Theater. —Hinter Ufa tauchen im O. die Vorberge des Ural auf, bedeckt von Tannenwäldern mit eingesprengten Birkenhainen; je mehr man sich dem Gebirge nähert, um so wilder wird die Gegend.— (1707 w) Ascha-Balaschewskaja (Bahnwirtschaft).—Vorbei an vielen Eisenhütten in malerischer Gegend durch das Tal des Sanjabachs, an dem sich im Halbkreis das große Dorf Menjardi hinzieht. Wilder Hochwald mit Anemonen, Dotterblumen, Himmelsschlüsseln von in [S. 313] Mitteleuropa unbekannter Üppigkeit begleitet die Bahn bergaufwärts; zwischen hohen Felseinschnitten gelangt man über (1793 w) Wjasowaja (323 m; Bahnwirtschaft) auf die Höhen des Uralgebirges nach—(1909 w) Slatoust (392 m; Bahnwirtschaft; mäßige Unterkunft bei Lusgin oder Frau Semjonowa, Z. 1 Rub., vorausbestellen!), hübscher Bergstadt (etwa 2 w vom Bahnhof) an dem Flüßchen Aï, das hier die Hauptkette des südl. Ural, den Taganai, durchbricht; 21000 Einw. Kaiserliche Eisen-, Gußstahl-und Waffenfabriken, von deutschen Schmiedemeistern eingerichtet. Arsenal (wochentags 9-3 Uhr Besichtigung gestattet). Deutsch-luth. Kirche.—Von Slatoust steigt die Bahn an Bergseen und schön mit Tannen bewaldeten Abhängen vorbei nach (1927 w) Urshum (564 m); etwa 1/4 w weiter steht r. der Grenzobelisk mit der Inschrift»Europa-Asia«(hier jedoch nur geographische, keine Verwaltungsgrenze!) auf dem höchsten Punkte der Bahn. Nun eilt der Zug in die westsibirische Ebene hinab, vorbei an (1970 w) Miaß am Ilmenskijsee, mit Goldgruben in der Nähe, und erreicht den eigentlichen Anfangspunkt der Sibiririschen Bahn
(2060 w) Tscheljabinsk (232 m; Bahnwirtschaft; Hôtel Eremitage), wo von l. die direkte Bahn von St. Petersburg (vgl. S. 301) über Perm und Jekaterinburg einmündet. Die Stadt, mit 39400 Einw., 4 w vom Bahnhof; am Bahnhof Auswandererbaracken für russische Bauern, die nach Sibirien übersiedeln. Viele Tataren, Sarten und Baschkiren betteln am Bahnhof. Lebhafter internationaler Verkehr; auf dem Markt (wohin man mit zweisitzigen kleinen Wagen, Tarantás, fährt) hat man Gelegenheit zum Einkaufen von Edelsteinen aus dem Ural (jedoch Vorsicht! vieles ist gefälscht); Volkstheater.
Von Tscheljabinsk fährt man zuerst durch die unwirtliche»Gorkaja«, unkultiviertes Steppenland mit Mooren und Salzseen; nach einiger Zeit beginnt aber fruchtbares, großenteils schon mit russischen Bauern besiedeltes Schwarzerdeland. Über (2177 w) Schumicha (Bahnwirtschaft) und Syrjanka, wo die Verwaltungsgrenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Rußland überschritten wird, nach (2301 w) Kurgan (Bahnwirtschaft), rasch aufblühender Stadt am l. Ufer des Tobol, 11/2 w vom Bahnhof; Kotzebues Verbannungsort 1800; lebhafter Butterhandel, von Dänen ins Leben gerufen.— Etwa 6 w weiter auf 470 m langer Brücke über den Tobol, dann durch Sumpfgegend nach (2550 w) Petropawlowsk (138 m; Bahnwirtschaft), 3 w vom Bahnhof die Kreisstadt Petropawlowsk mit 37900 Einw. (viele Mohammedaner), am r. Ufer des Ischim, 1752 begründet zum Schutz gegen die Kirgiskosaken. In der Stadt ein Tauschhof mit zahlreichen kleinen Läden; lebhafter Vieh-und Fellhandel, Schlächtereien, Gerbereien, Wollwäschereien; hübscher Stadtgarten; deutscher Apotheker. Viele kirgisische Nomadenkarawanen kommen aus der Steppe nach Petropawlowsk.—Nun folgt einförmige Steppe; (2677 w) Isil-Kul (Bahnwirtschaft).—Weiterhin über den Irtysch (Nebenfluß des Ob) auf 685 m langer Brücke.
(2806 w) Omsk (87 m; Bahnwirtschaft; Zweigbahn stündl. nach [S. 314] der 3 w südl. gelegenen Stadt; Tarantás dahin 50 Kop., Gasthöfe: Hotel Rossija, Saizew, Dworzowaja; Schtschepanowskij, Nikolskajaplatz), aufblühende Stadt mit 84400 Einw., Sitz der Verwaltung des Generalgouvernements der Steppe, mit starker Garnison, hat ein ethnographisches Museum auf dem Basarplatz; deutsch-luther. Kirche; deutscher Vizekonsul Oskar Nolte, Moskauer Reihe.— Handel mit Butter, Konserven aus Flußfischen, Getreide und Mehl. In Omsk verbüßte der Dichter Dostojewski 1849-53 seine Haft. In der Umgegend viele Kosakendörfer.
Die Bahn führt von Omsk durch Malariagegend (gegen Mücken und Moskitos Schutzfenster schließen, Moskitonetz beim Schlafen benutzen!).—(2964 w) Tatarskaja (Bahnwirtschaft).—(3109 w) Kainsk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 6000 Einw., meist verbannten Israeliten, 12 w nördl. vom Bahnhof; Ackerbau, Viehzucht, Branntweinbrennerei und Gerberei.—Hinter (3384 w) Kriwoschtschekowo auf 792 m langer Brücke über den Ob nach (3392 w) Nowo-Nikolajewsk (Bahnwirtschaft) am r. Obufer, mit angeblich über 60000 Einw., mit amerikanischer Schnelligkeit wachsender Umschlagsplatz zwischen dem Verkehr auf der Sibirischen Eisenbahn und dem Dampferverkehr auf dem Ob. Dampfer laufen von hier nach Tomsk, Barnaul (Hauptort des altaischen Minenbezirks mit 30000 Einw., zahlreichen Hüttenwerken, Oberbergamt und Bergbauschule) und Biisk. Der Ob bildet ungefähr die Ostgrenze des Steppenlandes. Die Bahn führt, zum Teil durch dichten Urwald, nach (3606 w) Tajga (257 m; Bahnwirtschaft).
Von Tajga (s. oben) weiter durch mit Urwald (russisch»Tajgá«) bedecktes kohlenreiches (aber noch nicht ausgebeutetes) Hügelland über (3745 w) Mariinsk (Bahnwirtschaft) nach (3933 w) Atschinsk (Bahnwirtschaft), Stadt mit 7000 Einw., die nördlichste von der Sibirischen Eisenbahn erreichte Stelle (in der Breitenlage des mittlern Jütlands), am Tschulym und an der Poststraße, die südl. nach (330 w) Minussinsk (Gasthof; Mittelpunkt des Getreidegebiets und Minenbezirks des südl. Gouvernements Jenisseisk) führt.
Das Hügelland geht in Gebirgsland, die Ausläufer des Sajanischen [S. 315] Gebirges, über, die Fahrt wird malerischer. Die niedrige (ca. 315 m hohe) Wasserscheide zwischen Ob und Jenissei überschreitet man erst ganz kurz vor letzterm Fluß bei der Station Katscha und erreicht bald darauf
(4100 w) Kraßnojarsk (d. h.»Rote Klippe«; 160 m; Bahnwirtschaft; Hôtel Rossija; Métropole, Familienhotel, Deutsch gesprochen; Iswoschtschik zur Stadt 40 Kop.; Internationales Telegraphenamt für Telegramme in europäischer (nicht russischer) Sprache; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt des Gouvernements Jenisseisk am l., rotgefärbten Steilufer des Jenissei mit 30500 Einw., technische Eisenbahnschule, Stadtpark mit Wirtschaft, Museum; lutherische Kirche. Wichtiger Flußhafen für die Dampferfahrt auf dem Jenissei. Die Stadt (halbwegs zwischen Moskau und Wladiwostok) war früher großenteils mit Verbrechern besiedelt. In der Datsche Tarakanowka hat der Besitzer Judin eine Bibliothek von 100000 Bänden, insbesondere Literatur über Sibirien.
Von Kraßnojarsk führt eine prächtige, 925 m lange Brücke mit sechs Bogen über den Jenissei und dann durch moskitoreiche Gegend über (4327 w) Kansk (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 8000 Einw. und Goldwäschereien, am Kan, und über diesen Fluß auf 255 m langer Brücke nach (4353 w) Ilanskaja (Bahnwirtschaft) und (4434 w) Kljutschinskaja (388 m), dann über die goldführende Birjussa nach (4633 w) Nishne-Udinsk (413 m; Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 6000 Einw., mitten in den Ausläufern des Sajanischen Gebirges, an der Uda.—Nun steigt die Bahn durch fruchtbares Land, von fleißigen buddhistischen Burjäten bevölkert, nach (4743 w) Tulun (498 m; Bahnwirtschaft), dem höchsten Punkte der Strecke Tscheljabinsk-Irkutsk. —Hinter (4873 w) Sima auf 468 m langer Brücke über die Oka und dann durch schwarzgrünen Tannenwald mit *Ausblick r. nach S. auf die schneebedeckten Berge des Sajanischen Gebirges (Grenzgebirge zwischen Sibirien und der Mongolei), über (5012 w) Polowina (538 m; Bahnwirtschaft; Kohlengebiet) ins Tal der Angara, des Ausflusses des Baikalsees, und talauf, vorbei am (r.) Wosneßenskij-Mönchskloster (1672 gegründet), nach
(5108 w) Irkutsk (445 m; Bahnwirtschaft; Grand Hôtel [Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft]; Métropole; Iswoschtschik zur Stadt 75 Kop.; Internationales Telegraphenamt für Telegramme in europäischer [nicht russischer] Sprache; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements, unter 52° 17' nördl. Br. (etwas südlicher als Berlin), am l. Ufer der Angara, in die hier der Irkut mündet, mit 84000 Einw. Irkutsk hat sehr rauhes Klima (bei einem Sommer wie Paris steigt die Winterkälte nicht [S. 316] selten bis-37°, das Jahresmittel beträgt nur-0,4°), breite Straßen, 23 griechisch-katholische (darunter schöne Kathedrale der Mutter Gottes von Kasan), eine römisch-katholische und eine deutsch-lutherische Kirche, Gymnasium, 3 höhere Mädchenschulen, 2 Technische Schulen, 1 Seminar, 2 Militärschulen, Theater, 5 Zeitungen, Arbeits-und Findelhaus, Stadtkrankenhaus (mit deutschem Leiter, Dr. v. Bergmann) und bedeutenden Handel zwischen Ostasien und Rußland. Im Dezember Messe. Irkutsk, das eine Sektion der Russischen Geographischen Gesellschaft mit vielen Sammlungen besitzt, gilt als geistiger Mittelpunkt Sibiriens.—Der Ort wurde 1652 als Handelsposten durch Kosaken begründet, wuchs schnell, hat aber, seit die Verschiffungen von chinesischem Tee nach baltischen Häfen zunahmen, an Bedeutung verloren. Durch eine Feuersbrunst wurde Irkutsk 1879 fast zerstört, ist aber schöner wieder aufgebaut.—Die Stadt gilt als sehr unsicher. Vom Bahnhof hat man den besten Überblick über die Stadt, zu der eine große Schwimmbrücke führt.
In Irkutsk beginnt die Transbaikalbahn, daher Wagenwechsel (die Strecke Irkutsk-Mandschuria ist von der Russisch-chinesischen Bahngesellschaft an die Schlafwagengesellschaft für die Expreßzüge verpachtet; auf dieser Strecke sollen häufig alte schmutzige Wagen laufen, auch Verspätungen um mehr als 6 St. bis Wladiwostok nicht selten sein.) Die Bahn bleibt jenseit Irkutsk am r. Ufer der aus dem Baikalsee kommenden Angara und erreicht bei (5170 w) Baikal den Baikalsee.
Während früher die Reisenden mit Fährdampfern (im Winter mit Schlitten) nach Myssowaja am Südufer des Sees übergesetzt wurden, führt seit 1906 die Baikalgürtelbahn um das felsige Südufer des Sees; sie ist mit großen Schwierigkeiten und sehr hohen Kosten hergestellt; [S. 317] allein auf der 85 km langen Strecke vom Bahnhof Baikal bis nach Kultuk sind 32 Tunnel von zusammen 6 km Länge und 210 Kunstbauten (Brücken, Durchlässe, Überführungen) errichtet. Man fährt von Baikal über (5359 w) Tanchoi (auf allen Bahnhöfen besonders dieser Strecke hüte man sich vor Diebstählen!) nach (5413 w) Myssowaja (477 m), auch Myssowsk genannt; die Bahn bleibt noch bis (5458 w) Possolskaja in der Nähe des Baikalsees und steigt dann im Tale der Selenga nach (5567 w) Werchne-Udinsk (544 m; Bahnwirtschaft; Gasthof), Kreisstadt mit 8000 Einw., mit großer Garnison und wichtiger Teemesse.
In romantischer Landschaft steigt die Bahn nun im Tale der Uda, dann südöstl. abbiegend weiter bis (5701 w) Petrowski sawod (803 m; Bahnwirtschaft), vorbei an Mongolen-und Burjätendörfern, dann im malerischen Tale des Chilok zu den sanftsteigenden Höhen des Jablonoi oder Apfelgebirges über (5840 w) Chilok (805 m; Bahnwirtschaft) und durchläuft hinter (5993 w) Sochondo (944 m) einen Tunnel, der am Westende die Inschrift: »Zum Atlantischen Ozean«, am Ostende: »Zum Großen Ozean« trägt, da der Bergkamm die Wasserscheide bildet zwischen dem Nördlichen Eismeer und dem Stillen Ozean (Jenissei und Amur). Nun senkt sich die Bahn über (6016 w) Jablonowaja (846 m; Bahnwirtschaft) durch das enge Ingodatal nach
(6086 w) Tschita (656 m; Bahnwirtschaft; Hôtel Métropole; Iswoschtschik zur Stadt 50 Kop.; Russisch-Asiatische Bank), 1851 gegründete Hauptstadt Transbaikaliens mit 55500 Einw., Maschinenwerkstätten und *Museum; die hübsche Umgebung erinnert an Heidelberg. —Dann fährt man über den Fluß Tschita auf 160 m langer Brücke und im Ingodatal abwärts über (6142 w) Makkawejewo (Bahnwirtschaft) nach (6180 w) Karimskaja (605m; Bahnwirtschaft), Bahnknotenpunkt.
Die Transbaikalbahn führt von Karimskaja über einen 885 m hohen Bergrücken nach (6229 w) Burjatskaja (Bahnwirtschaft), dann durch gewelltes, ödes Steppenland, den Nordzipfel der Mongolei, von Kosaken und Burjäten bewohnt, über (6274 w) Aga (Bahnwirtschaft) und an einem buddhistischen Burjätenkloster vorbei über (6319 w) Olowjannaja (Bahnwirtschaft) und (6412 w) Borsa und über die russisch-chinesische Grenze nach
(6532 w) Mandschuria (Mandschuli; 650 m; Bahnwirtschaft; Gasthof Zentralnaja, nahe dem Bahnhof), chinesischer Grenzstadt mit 12000 Einw. (in der Mehrzahl Russen); hier bei der Hinfahrt chinesische, bei der Rückfahrt russische Zolldurchsicht.—Mandschuria ist der Anfang der in russischen Händen befindlichen Ostchinesischen Bahn (Chinese Eastern Railway), deren Gebiet die Mandschurei bis zur russischen Grenzstation Pogranitschnaja (S. 320), ferner die südliche Linie von Charbin bis Changchun (S. 324) mit Zweigbahn nach Kirin umfaßt und deren Bahnhöfe gegen die häufigen Angriffe der Chunchusen-(chinesischen Räuber-) Banden von russischen Soldaten bewacht werden und zum Teil befestigt sind. Von hier an wird nach Charbiner Zeit gerechnet, die 6 St. 24 Min. vor gegen Petersburger und 7 St. 25 Min. vor gegen M.E.Z. ist. Die Bahn führt durch gleichmäßiges Steppenland (man sieht Pferdeherden, Kamelkarawanen) über (6708 w) Chailar (Hailar; Bahnwirtschaft) und (6785 w) Jakschi, Wachtposten, allmählich das Chingangebirge, den Grenzwall zwischen der Mongolei und der Mandschurei, hinan; bei (6872 w) Irekte (875 m) wird noch eine Lokomotive vorgespannt wegen der nun starken Steigung, durch enge Täler nach (6881 w) Chingan; 4 w weiter führt ein 3 km langer Tunnel, 961 m ü. M., durch den höchsten Gebirgskamm unter dem 1060 m hohen Dschedynpaß; dann geht es steil abwärts nach (6904 w) Buchedu (Pu-ha-to; 673 m; Bahnwirtschaft), im Tale des Jali. Bevor man die Steppe wieder erreicht, noch malerische Ausblicke auf die Berge bei Barim. Dann durch größere Dörfer bei Tschalantun über (7049 w) Nin-zy-schan (264 m) und über den Nonni nach (7155 w) Stat. Zizikar (Tsitsihar oder Buchoi; Bahnwirtschaft; Gasthof) selbst, die Hauptstadt der chinesischen Außenprovinz Holungkiang, mit 80000 Einw., liegt 25 w nördl. am Nonni und ist durch Kleinbahn mit der Station verbunden. [Hier soll das chinesisch-amerikanische Bahnprojekt von Aigun (vom r. Amurufer nahe Blagowjeschtschensk in der Mandschurei) nach Kintschou (S. 318, an der Bahnlinie Mukden-Tientsin) von N. nach S. die Mandschurei durchschneiden.]—Dann durch wildreiche, fast unbewohnte Steppe mit unbedeutenden Haltestellen, aber vor Charbin durch gut bebautes Land und schließlich auf 948 m langer Brücke mit 8 Bogen über den mächtigen, von zahlreichen Dampfern belebten (auf 1180 km Länge schiffbaren) Súngari nach
(7408 w) Charbin (Harbin; 152 m; gute Bahnwirtschaft; Grand Hôtel; Métropol Hôtel; Orient Hôtel, sämtlich in der Neustadt, die beiden ersten nahe dem Bahnhof; Hôtel Sibir; Hôtel de Commerce, [S. 319] in der Geschäftsstadt, Verpflegung überall gut, Unterkunft mäßig; Bankgeschäft von Kunst & Albers; Russisch-Asiatische Bank [Korrespondent der Deutschen Bank]; Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft: im Grand Hôtel; Direktion der [russischen] Ostchinesischen Bahn [Präsident General Horváth], Zweigbureau der Südmandschurischen Bahn; chinesischer Zollkommissar [Watson]; deutscher Konsul: L. Heintze; Handelshäuser: Kunst & Albers; Tschurin & Co.; Samsonowitsch & Agéjeff; Kommissionsgeschäft: Comptoir belge d'importation et d'éxportation; Spediteur A. G. Roubinraut), internationale Handelsstadt in der chinesischen Mandschurei, am r. Ufer des Sungari, 1896 gegründet als Eisenbahnknotenpunkt, früher ein Dorf, jetzt eine Stadt von über 50000 Einw. (buntgemischte Bevölkerung, in der die Russen und Chinesen überwiegen). Die Stadtverwaltung liegt in den Händen der Ostchinesischen Bahn. Die vollkommen russischen Charakter tragende Stadt zerfällt in drei Teile: die Altstadt, sö. vom Bahnhof, die erste Niederlassung aus Lehmhäusern für den Bahnbau, wozu einige Handelshäuser und eine kleine Kirche kamen. Die moderne Neustadt (Nowoje Charbina), westl. vom Bahnhof, auf einer vor dem Fluß geschützten Hochfläche, noch in der Entwickelung; für die Eisenbahnverwaltung, P u. T, Hospitäler, Beamtenwohnungen, Gasthöfe etc. bestimmt. Die Straßen und die sanitären Verhältnisse sind noch sehr schlecht. In der Hafenstadt (Pristan) hinter der Eisenbahnbrücke am Fluß sind Fabriken und Werkstätten für die Eisenbahn, kaufmännische Niederlassungen, der Sitz der Polizei etc.; hier herrscht das meiste Leben. Östl. vom Pristan liegt das durch den Pestausbruch 1910 berüchtigte Chinesenviertel Fudsjadjan (Fudatien). Haupthandel und Ausfuhr in Ölbohnen. Im russisch-japanischen Krieg war Charbin Hauptstützpunkt der russischen Armee.—Dampfer verkehren auf dem Sungari von Charbin talwärts bis Chabarowsk (S. 323) und bergwärts bis Kirin (S. 324).
Vgl. die Karte bei S. 301.
Der sibirische Luxuszug (S. 302) führt vom Hauptbahnhof (smaragdgrün in einer Art von Sezessionsstil) in Charbin-Neustadt östl. über (9 w) Hst. Alt-Charbin durch weite Strecken gut (vor allem mit Rüben) bebauten Ackerlandes über (58 w) Aschichö, mit Zuckerfabrik, dann an einem Marmorbruch vorbei, durch Sumpfstellen mit mannshohem Wollgras und durch von Fasanen bevölkerte Gehölze nach (153 w) Imjampo, beliebtem Sommeraufenthalt mit Datschen (Landhäusern), guter Brauerei und Jagdgelegenheit auf Hochwild, weiter über den Gebirgszug Tschangkwanhai nach (255 w) Chandaochezy (Bahnwirtschaft), Ort mit 10000 Einw.; dann auf 300 m langer Brücke über den Mutankiang (nicht weit südl. die chinesische Handelsstadt Ninguta mit etwa 20000 Einw.; T) und nun ansteigend in schroffen Tälern des in der Nähe der Bahn schon großenteils entwaldeten ostmandschurischen Mittelgebirges durch drei Tunnel bis 640 m ü. M., dann wieder hinab nach (402 w) Mulin (Bahnwirtschaft). Die Landschaft [S. 320] wird immer schöner, bis man, die Mandschurei verlassend, den russischen Grenzort (512 w) Pogranitschnaja (460 m; Bahnwirtschaft; russische Zollbesichtigung), Endpunkt der Ostchinesischen und Anfang der Ussuribahn, erreicht; letztere führt durch sechs Tunnel abwärts über die Grenzfestung (538 w) Grodekowo in grüner Ebene nach (628 w) Ketrizewo (Bahnwirtschaft), Knotenpunkt, wo l. die Bahn nach Chabarowsk abzweigt; in 2 w Abstand sieht man die Kuppeln der Kathedrale von Nikolsk-Ussuriisk (Gasthof Koslow; Russisch-Asiatische, Sibirische Handelsbank; Warenhaus von Kunst & Albers), Kreisstadt mit 23000 Einw. und stärkster Garnison des Amurgebiets, in sehr fruchtbarer Gegend, mit guter Jagd auf Wildschweine, Maralhirsche etc. Dann steigt die Bahn im Felsental des Suifun in dichtbewaldete Höhenzüge; an einer scharfen Biegung erster *Blick auf die Amurbucht; l. hinter Nadeschdinskaja liegen Kohlenbergwerke; dann führt die Bahn am Strande der Amurbucht entlang, l. an den Datschen (Landhäusern) der reichen Wladiwostoker vorbei und durch die Chinesenstadt zu dem ganz nahe dem Hafenkai gelegenen Hauptbahnhof von
(730 w) Wladiwostok (Bahnwirtschaft), am Japanischen Meer. Der Bahnhof trägt die Aufschrift: »Von St. Petersburg bis Wladiwostok 9876 Werst« (Entfernung von Moskau 8137 w).
Wladiwostok (»Beherrscherin des Ostens«, früher Port May) wurde 1860 gegründet, war 1868-1901 Freihafen und hat 90162 Einw. (davon über ein Drittel Chinesen, Japaner und Koreaner). Die Stadt liegt auf 43° 7' nördl. Br. (etwas südlicher als Florenz) auf der Halbinsel zwischen der Ussuribucht und der Amurbucht in malerischer Landschaft, deren natürliche Bergumwallung sehr stark befestigt ist (1500 Geschütze, die auf 80 km verteilt sind), da die Stadt der einzige gute Seehafen und Flottenstützpunkt Rußlands in Ostasien ist, denn überall weiter nördl. bis zur entlegenen Amurmündung ist die Küste durch das mauerähnliche Sichotaalingebirge vom Binnenlande völlig abgeschlossen und fast hafenlos. Nur hier am Südende der russischen Küstenprovinz ist der Küstengebirgsbogen unterbrochen und öffnet sich das Land mit einer buchtenreichen Küste (Riasküste) frei zum Meer. Leider ist der Hafen von Wladiwostok 4 Monate durch Eis gesperrt; als Kriegs-und Handelshafen ist er gut ausgerüstet. Längs der Nordküste des Goldenen Horns zieht sich die Hauptstraße Swetlanskaja; die Häuser sind meist aus Stein, nur zum Teil noch aus Holz gebaut. Die Neubauten zeigen modernern Renaissancestil, z. B. das Admiralitätsgebäude, der Palast des Gouverneurs, das Geschäftshaus von Kunst & Albers und das reichhaltige Museum (Di. Fr. So. 10-4 Uhr geöffnet). An der Südseite der Swetlanskaja liegt in hübschem Garten das Haus des Chefs der Marinestation, weiter östl. der Marineklub, mit Bootslandungsbrücken am Hafen. In der Hauptstraße die Uspenskij-Kathedrale. Das Institut für Ostasiatische Sprachen liegt an der Puschkinskaja; ebenda die deutsch-lutherische Kirche. Bei den Landungsbrücken am Hafen steht das Denkmal des Admirals Newelskoi, der die Amurmündung am 13. Aug. 1850 auf eigne Faust besetzte, mit der Inschrift: »Wo die russische Flagge weht, da soll sie nie wieder sinken« (Ausspruch des Zaren Nikolaus I.). Gegenüber dem Warenhaus der in ganz Ostasien bekannten deutschen Firma Kunst & Albers an der Swetlanskaja liegt ein schönes Wohnhaus für den Leiter des Geschäfts, mit großem Speisezimmer für die Angestellten des Geschäfts, mit Billards etc. In der Marinevorstadt das Marinehospital, daneben die großen Trockendocks und Werftanlagen der Marine.—Die Gewerbtätigkeit beschränkt sich auf Holzschneidemühlen, Ziegeleien, Maschinenwerkstätten, Brauereien. Der deutsche Einfuhrhandel ist sehr beträchtlich, es verkehren mehr deutsche als englische Schiffe im Hafen; ausgeführt werden Felle, Sauerkraut, Seekohl, Bauholz, Salzfische, Lebertran.—Das Goldene Horn ist etwa von Mitte Dezember bis Mitte April zugefroren, doch halten Eisbrecher eine Fahrrinne frei; aber außerhalb des Hafens behindern [S. 323] dann oft große Treibeismassen die Schiffahrt. Die Witterung entspricht etwa der von St. Petersburg, trotzdem Wladiwostok auf etwa derselben geographischen Breite wie Florenz liegt; Luftwärme im Januar-15° C, im Jahresmittel 4,3° C; im Sommer kommen etwa +30° C, im Winter etwa-30° C vor.—Rundgang. Man fahre durch die Swetlanskaja und besteige dann die steile Anhöhe oberhalb des Observatoriums, von wo prächtiger *Fernblick über das Goldene Horn, Stadt und Hafen; man sieht bis zur Insel Askold, die im SO. auftaucht. Dann besuche man den Wochenmarkt an der Amurbucht, am Westende der Swetlanskaja, und mache mit kleinem Hafendampfer eine Hafenrundfahrt (zweimal tägl., Fahrzeit etwa 21/2 St.), die bis zur Insel Kasakewitsch führt; auch lohnt eine Fahrt mit Dampfer oder Segelboot bei gutem Wetter nach der Insel Askold, wo die sibirischen Maralhirsche gehegt und gefüttert werden und Goldbergwerke im Betrieb sind.—Die Umgegend bietet Gelegenheit zu Fahrten in die landschaftlich sehr schönen Berge und Wälder; vor der Stadt ist eine gemütliche deutsche Brauerei.
Vgl. die Karten bei S. 215 u. S. 271.
Von Charbin zweigt eine Linie der Ostchinesischen Bahn nach S. ab (von den Russen bis Port Arthur, S. 327, gebaut, jetzt nur bis Changchun noch russisch; die Südstrecke ist im Frieden von Portsmouth 1905 an Japan abgetreten und bildet jetzt das Hauptstück der Südmandschurischen Bahn. Von den sibirischen Expreßzügen (S. 316) wird ein Wagen in Charbin abgezweigt und läuft durch bis Changchun; Durchreisende können in diesem Wagen in Charbin übernachten. Fahrzeit Charbin-Changchun 9 St., Changchun-Mukden 61/2 St., Mukden-Dairen 8 St. Über diese Strecke geht zurzeit der Hauptpersonenverkehr zwischen Europa und China (besonders nach Peking, Hankau, Schanghai, Tsingtau etc.), aber auch ein großer Teil des Verkehrs nach Japan (besonders nach Nagasaki). Über direkte Fahrkarten vgl. S. 302.
Vom Charbin-Hauptbahnhof (S. 318) führt die Bahn durch fruchtbares Land mit Weizen-, Kartoffel-, Raps-und Maisfeldern; zahlreiche Wachttürme schützen die Bahnstrecke; bei (115 w) Dalatschao führt eine 735 m lange Brücke über den Sungari.—(152 w) Jaomönn (Bahnwirtschaft). Nahe hinter der russischen Grenzstation Kwangtschöngtse mit russischer Garnison erreicht man (222 w) Changchun (Tschangtschun; Yamato Hotel, komfortabel, Pens. 9-12 Yen, gegenüber Bahnhof, mit Büfett;—Yokohama Specie Bank;—Russisch-Asiatische Bank), Knotenpunkt der Ostchinesischen, Südmandschurischen und Kirin-Changchun-Bahn. Von Charbin kommend hier umsteigen in den bereitstehenden Expreßzug der Südmandschurischen Bahn (I. Kl. vorzügliche Pullman-Wagen, II. Kl. entspricht der III. Kl. in europäischen Zügen). Zeitwechsel, südmandschurische Zeit ist 23 Min. später als Charbinzeit (S. 318). Die alte Stadt mit 130000 Einw., 6 w südl. vom Bahnhof, mit lebhaftem Vieh-und Bohnenhandel. Changchun hat chinesische Garnison; die neue, von den Japanern am Bahnhof angelegte Stadt in europäischem Stil entwickelt sich schnell und hat japanische Garnison. [Zweigbahn östl. nach (120 w) Kirin, wichtigster Handelsstadt der Mandschurei für Holz, Bohnen, Tabak, mit 100000 Einw., von Mauern umgeben, am Sungari.]
Hinter Changchun treten l. die Vorberge der Ostmandschurischen Gebirge an die Bahn; bei (39 M = Miles von Changchun) Gungchuling steigt die Bahn bis 209 m ü. M., senkt sich aber wieder bei (145 M) Tiahling, Handelsstadt mit 50000 Einw., am Liauho, und erreicht
(189 M) Mukden (chines. Fengtien), alte Hauptstadt des frühern mandschurischen Reiches (mit etwa 175000 Einw.) und daher Stammsitz der bisher in China herrschenden Mandschudynastie, deren erste Kaiser hier noch zeitweise residierten.
Mukden ist Sitz des Generalgouverneurs (Vizekönigsj der Mandschurei, der zugleich Gouverneur der Provinz Fengtien ist, und eines Bannergeneralleutnants. Starke Garnison moderner Truppen. Rings um Mukden fanden Ende Februar und Anfang März 1905 die blutigen Kämpfe statt, in denen die Russen durch die Japaner zum Rückzuge nach dem Norden gezwungen wurden. Die äußere Stadt ist von einem 18 km langen Lehmwall, die innere von einer starken Mauer, mit je 8 Toren, umgeben. In der Nähe des japanischen Bahnhofs eine der vier Eckpagoden der Stadt von indischem Charakter, —Die größte Sehenswürdigkeit ist der *Kaiserpalast; er liegt in der innern Stadt, in der Nähe des Astor House Hotels. [S. 325] Der letzte Kaiser, der ihn zeitweilig noch bewohnt hat, war Chienlung (1736-96). Der Palast ist in den Jahren 1907-09 wieder vollständig neu aufgebaut worden. Im Thronsaal steht noch der alte, in Holz geschnitzte Thron. In einem besondern Gebäude wird die Chronik des kaiserlichen Hauses aufbewahrt, die aber unzugänglich ist; gezeigt werden einzelne Stücke aus dem kaiserlichen Schatz: Gewänder, Helme, Waffen des Kaisers Chienlung, Stickereien, Gemälde, Porzellane, Nephritsachen u. a., ferner in einer besondern Abteilung eine große Menge Porzellan des kaiserlichen Haushalts. Einlaßpässe sind durch die Konsulate zu besorgen. Östlich schließt sich an den Palast ein Pavillon, in dem die Kaiser Audienz erteilten, mit den zugehörigen Gebäuden an.
Die Südmandschurische Bahn führt dicht hinter Mukden auf 736 m langer Brücke über den Hunho, Nebenfluß des Liauho nach (199 M) Suchiatun [von hier Zweigbahn über Chienchinchai nach (34 M) Fushun am Hunho, wo die großen Kohlengruben der Südmandschurischen [S. 326] Bahn mit modernen Einrichtungen bis zu 5000 t täglich Kohlen fördern; 1/4 St. vom Bahnhof, jenseit des Hunho, liegt die alte Stadt Fushun]. Weiterhin über den Shaho, an dessen l. Ufer (205 M von Changchun) Shaho, kleine, aus dem japanisch-russischen Krieg bekannte Stadt. [Von hier Ausflug zu Fuß ostwärts 3 St. am Shaho entlang zum Besuch der Schlachtfelder vorbei am Nowgorod-und Putilow-Hügel bis an den Fuß des Taschan (Turm-oder Pagodenberg genannt), dort fahre man von Station der Kleinbahn Mukden-Antung nach Mukden zurück.] Die Bahn führt weiter über (216 M) Yentai, dessen Kohlengruben, 10 km vom Ort, von der Bahngesellschaft ausgebeutet werden, nach (230 M) Liaoyang (Bahnwirtschaft), ältester Stadt der Mandschurei mit 55000 Einw. und schönem *Lama-Turm, erbaut im 3. Jahrh. n. Chr.; 1372 wurde die Stadt mit Mauern umgeben; berühmte Branntweinbrennerei (Samschu); Hauptquartier der japanischen Bahntruppen. In der Schlacht bei Liaoyang, 30. Aug. bis 4. Sept. 1905, führte Kuropatkin seinen berühmten Rückzug aus.— Weiter über Haicheng nach (256 M) Tangkangtzu (Stadt mit heißen Quellen; Gold Spring Hotel).
Weiter nach (288 M) Tashihchiao (Daschitschau; Bahnwirtschaft). Hier Zweigbahn r. nach (131/2 M) Yingkou (S. 328), nur bis ans l. Ufer des Liao, dort übersetzen (bei Eisgang im Winter zuweilen unmöglich) zum Anschluß an die Nordchinesische Bahn.
Die Bahn führt über (306 M) Kaiping (Kaitschou), Stadt mit wichtigem Handel in Puppen der wilden Seidenraupe und Seide, tritt nahe an die Küste des Liaotunggolfs und läuft am Westabhang der Gebirge der Liaotunghalbinsel entlang über (326 M) Hsiungyuehcheng (ganz guter japanischer Gasthof; heiße Quellen im Flußbett des Hsiungyueh), weiter, die Halbinsel schräg durchquerend, über (359 M) Teliszu (Niederlage des Generals Stackelberg 15. Juni 1904 gegen General Oku) und (371 M) Wafangtien (Bahnwirtschaft), zur unbedeutenden Hafenbucht (388 M) Pulantien (früher Port Adams) am Liaotunggolf, Grenzort des japanischen Südwestzipfels der Liaotunghalbinsel. —(414 M) Chinchou (Kintschou) an der gleichnamigen Bucht am Liaotunggolf, wo 26. Mai 1904 die erste Schlacht stattfand, die Port Arthur vom russischen Heer abschnitt, und weiter über den Isthmus, der zur Kwangtunghalbinsel führt, an der Bucht von Talienwan über (429 m) Choushuitzu, Zweigbahn nach Port Arthur (S. 327), nach
(436 M) Dairen (früher Dalny), wichtigem japanischen Handelshafen auf 38° 56' nördl. Br. (wie Kalabrien), an der großen Bucht Talienwan (Dairenwan) der Koreabai, mit etwa 60000 Einw. (die Hälfte Chinesen). Der Platz ist wichtig als Endpunkt der Südmandschurischen Bahn und für den Postdampferverkehr nach China und Japan im unmittelbaren Anschluß an die Expreßzüge der Sibirischen Bahn. Vgl. beifolgenden Plan.
Dairen, von den Russen nach großartigem Plan unter Aufwendung großer Geldmittel, aber erst in den Grundzügen angelegt, ist zwar in den letzten Jahren unter japanischer Verwaltung als Hauptausfuhrhafen für die Südmandschurei stark aufgeblüht, doch macht auch heute noch ein großer Teil des Stadtgebiets mit den breiten, nur mit vereinzelten Häusern besetzten Straßen einen recht öden Eindruck. Nur die vom Hauptplatz ausstrahlenden zehn modernen Straßen sind voll bebaut und belebt. Hauptsächlich werden Kohlen und Bohnen ausgeführt. Schon 1909 führte Dairen etwa die Hälfte der mandschurischen Bohnenernte (geschätzt auf 1 Million Tonnen) aus; die Bohnen und Bohnenkuchen gehen nach Japan, Amerika und England in solchen Mengen, daß der Weltschiffahrtsmarkt der Trampdampfer bereits stark durch die Bohnenausfuhr beeinflußt wird. In Dairen sind die Generaldirektion und Werkstätten der Südmandschurischen Bahn. Die Stadt hat elektrische und Gasbeleuchtung sowie gute Straßen. Der Hafen ist mit Trockendock und modernen Kaianlagen ausgestattet, aber den Nordwinden ausgesetzt und noch nicht genügend ausgebaggert. Zementfabrik und große Bohnenmühlen nahe Choushuitzu, auch andre Fabriken. Mehrere ausländische Firmen, auch einige deutsche, sind in Dairen ansässig. Das Klima ist gesund, im Juli bis 33°, im Januar bis-17°. Außerhalb der eigentlichen Stadt liegen das Chinesenviertel und zwei Vergnügungsplätze für japanischen Geschmack: Fushimipark und Yoshiwara. Die Umgegend von Dairen bietet Seebäder am Gelben Meer im Sommerbadeort Star Beach (Strandhotel der Südmandschurischen Bahn, billig, gelobt), mit Sommerhäusern. Etwa 5 km sö. von Dairen liegt die Sommerfrische Laohutan (Roko-tan), etwa 8 km sw. Kokusekisho (Blackstone Rock), am Fuß des Berges Dairen Fuji, an sehr schönem Strand mit phantastischen Felsformen; gute Fahrwege führen zu diesen Plätzen.
Vgl. die Karten bei S. 215 und S. 271.
Ostchinesische Bahn von Charbin nach Changchun und von hier Südmandschurische Bahn nach Mukden, vgl. S. 324. Von Mukden nach (524 M) Peking zweigt die Nordchinesische Eisenbahn (Imperial Railways of North China) westwärts ab; Schnellzüge ab südmandschurischer Bahnhof in Mukden im Anschluß an die Expreßzüge von Charbin (S. 323), Fahrzeit Mukden-Peking 23 St., Fahrpreise I. $ 31,70, II. 19,85, Zuschlag für Luxusexpreß $ 7 bzw. 5. —Über direkte Fahrkarten Berlin-Peking (rund 11090 km) vgl. S. 302.
Bahnfahrt von Charbin nach Mukden vgl. S. 324. Von Mukden fährt die Nordchinesische Bahn in westl. Richtung durch die steppenartige Liaoebene, die nicht besonders fruchtbar, aber wichtig durch ihre riesigen Schweineherden ist, die bis Peking exportiert werden, und überschreitet den Liaoho. Dann südwestl. weiter in der Liaohoebene nach Koupangtze.
Die Hauptbahn läuft von Koupangtze südwestl. weiter über Kintschou (Chinchowfu, vgl. S. 318) und Ningjuen durch die schmale, zwischen der Nordwestseite des Golfs von Liaotung und dem Gebirge sich entlangziehende hügelige Küstenebene (Liaohsi), die als einzige bequeme Verbindung zwischen der Mandschurei und der Großen Ebene eine wichtige Rolle in der Geschichte Chinas gespielt hat (vgl. unten).
(261 M) Schanhaikuan (Railway Hotel), nahe am Meer, stark befestigte, 1368 erbaute chinesische Grenzstadt; hier beginnt die große Chinesische Mauer (S. 296) und steigt in malerischen Zickzacklinien, mit Wachttürmen besetzt, auf die Kämme der Hügelketten im Hinterlande; Höhe der Mauer etwa 10 m, Breite oben 8 m und mehr. Die ebenfalls ummauerte Stadt liegt westl., also innerhalb der Großen Mauer. Einen bessern Schutz bieten jetzt fünf moderne Forts. Der Bahnhof liegt vor dem Südtore der Stadt und etwa 4 km vom Meer.
Bei (281 M) Stat. Tangho liegt Tshinwangtau (Resthouse Hotel, bequem, 9 Z., Pens. $ 5), seit 1898 dem Fremdhandel geöffneter kleiner Hafen mit guter Landungsbrücke, 5000 Einw.; im Winter (November bis März), wenn die Takubarre gefroren ist, landen hier die für Tientsin bestimmten Postdampfer.—Die Bahn entfernt sich nunmehr von der Küste und geht über Peitaiho (Seebad) und Tschangli nach Lwantschou (Lanchow), alter Hauptstadt der Han-Dynastie, am r. Ufer des Lwanho, an dem etwa 160 km flußauf Jehol (S. 298) liegt. [Etwa 17 km nördl. von Lwantschou liegt die alte große Stadt Yungpingfu.]—Dann folgt Kaiping und (355 M) Tangschan, Stadt mit 40000 Einw. und wichtigen Kohlenbergwerken der chinesischen Regierung. Nun weiter über Lutai und Peitang nach (394 M) Tongku. Weiterfahrt nach Peking S. 280 und 277.
Vgl. die Karten bei S. 271 und 337.
NB. Bester Weg für Japanreisende, welche die Seefahrt scheuen, vgl. S. 334.
Die Bahn führt von Mukden südostwärts, schneidet die Kohlenbahn nach Fushun (S. 325), dann über (47 M) Penchihu, eine ruhige Kleinstadt mit Kohlenfeldern in der Nähe, tritt ins Gebirge Föngschuiling mit sehr malerischer Landschaft zwischen (58 M) Chiaotou und (84 M) Lienshankuan; 16 km westl. davon der im Kriege hart umstrittene Paß Motienling.—In (98 M) Tsaohokou (Gasthöfe: Nisshin, japanisch, teuer; außerdem ein chinesischer, beide mäßig) bleibt der Zug liegen bis zum nächsten Morgen, dann über (120 M) Chiumuchuang und (136 M) Chikuanshan in steilem Gelände nach (150 M) Fenghuangcheng, Stadt mit 8500 Einw., in deren Landschaft man den vielgipfeligen Phönixberg (Fenghuang = Phönix) erblickt.—Bei (172 M) Wulungpei werden heiße Quellen passiert, dann erreicht man (186 M) Shahochen, chinesische Stadt mit 21490 Einw., und daneben, nur durch einen Graben von der alten Stadt getrennt, (189 M) Antung (Anju, Ngantung), die neue japanische Hafenstadt mit 5264 Einw., am r. Ufer, 8 km oberhalb der Yalu-Mündung; der Hafen wird von Dschunken und kleinen Küstendampfern viel besucht. Gasthöfe: Kikuya Hotel; Gempokan; Yokohama Specie Bank. Konsulate: Amerika, England und Japan sind vertreten. Chinesische Zollstation. Aus dem waldigen Hinterland werden auf dem Yalu große Mengen Holz herabgeflößt; Antung ist der Sitz der Yalu Timber Co. (japanisch-chinesischer Betrieb).—Das Flußgebiet des Yalu (Japan. Amunyoku Kan) ist mit Urwald bestanden und 90 km aufwärts von Antung bis Chanson (Changseng) für Küstendampfer, 370 km aufwärts bis Maserhshan trotz Stromschnellen für kleine Dschunken schiffbar.
Von Antung nach Söul. Die Koreanische Staatsbahn (Expreßzug
nur an bestimmten Tagen, mit Speisewagen, Fahrpreis Antung-Söul
etwa 20 Yen; koreanische Bahnzeit ist 30 Min. später als südmandschurische,
vgl. S. 324), die dem japanischen Generalgouverneur
in Söul unterstellt ist, führt von Antung (s. oben) über die neue
Yalu-Brücke nach Shin-Gishu (New Wiju) am l. Yalu-Ufer, Stadt mit
etwa 15000 Einw., davon 1/3 Japaner; Handel mit Goldsand, Fellen
und Ginseng (Kraftwurzel); Hafen für Küstenfahrzeuge; in der Nähe
Goldwäschereien. Bei Pingyang (Phyöngyang), Provinzialhauptstadt
mit 43000 Einw., am r. Ufer des hier nur für kleine Fahrzeuge
schiffbaren Taitongkang; von hier Zweigbahn nach dem Seehafen
Chinampo an der wattenreichen Mündung des Taitongkang mit
etwa 1000 Einw., dem Fremdhandel seit 1897 geöffnet, aber von
geringer Handelsbedeutung; japanische Dampferlinien nach koreanischen,
japanischen und nordchinesischen Häfen.—Die Hauptlinie
führt über Kaiseng und Lungshan nach (312 M von Antung) Söul
(S. 333).— Anschlußstrecke Söul-Fusan nebst Dampferanschluß
nach Shimonoseki s. S. 337.
Tschimulpo (Japan. Chemurupo], als Seehafen für die Hauptstadt Söul die wichtigste Hafenstadt Koreas, ist seit dem russ.-japanischen Kriege bedeutend gewachsen und hat jetzt etwa 30500 Einw. (15000 Koreaner, 13100 Japaner, 2000 Chinesen, 50 Europäer), ist seit 1883 dem Fremdhandel geöffnet und war vorher ein armseliges Fischerdorf. Jetzt sind hier eine japanische, eine chinesische sowie eine internationale Niederlassung im Aufblühen. Letztere ist die größte, sie nimmt einen Teil der Wasserseite, wo der Bau eines mit Schleuse geschlossenen Hafenbeckens geplant ist, sowie das ganze Hinterland ein; hier liegt auf einem Hügel mitten in schönen Gartenanlagen das schloßartige Haus des Hrn. Wolter, Chefs des Handelshauses Karl Wolter & Co., sowie das neue stattliche Haus eines Engländers. Von der Höhe *Aussicht auf Stadt und Hafen. Die Umgebung ist gebirgig, doch gut bebaut. Die Flußfahrt nach Söul ist langwierig, doch stellenweise sehr malerisch. Etwa 10 km sö. von Tschimulpo liegt die alte Stadt Intschön, deren Mauern aus der Zeit vor Christi Geburt stammen.
Eisenbahn Tschimulpo-Söul (11/2 St. für I. 1,41, II. 0,94 Yen; Gepäck 15 sen für 20 Pfund, dann 5 sen für je 20 Pfund mehr). Abfahrt vom Hafenbahnhof in Tschimulpo; Hst. Saalij am SO.-Ende der Stadt, hinter der französischen Kirche, für das koreanische Viertel. Dann Fahrt durch die Ebene über Pup-hyöng nach (30 km) Eitoho, wo r. die Südkoreanische Bahn (S. 336) nach Fusan abzweigt. Hinter (34 km) Nodol auf einer Brücke mit 10 Bogen über den Hangangfluß. —(37 km) Yungsan, wichtiger Flußhafen, mit katholischer Kirche; dann mehren sich die Dörfer, die Bahn läuft in die Hauptstat. Nandaimun am Südtor und weiter zur (42 km) Endstat. Saidaimun am Westtor, dicht an der Stadtmauer von
Söul (sprich schaul, ssaul oder siul), d. h. Hauptstadt, japanisch Keijo, chinesisch Wangking.
Söul ist seit 1394 Hauptstadt und geistiger Mittelpunkt Koreas; es liegt auf etwa 37,5° nördl. Br. (wie Sevilla), etwa 4 km nördl. vom rechten Ufer des Hangang in einer kesselförmigen Mulde und ist von Bergen bis zu 800 m Höhe eingeschlossen, auf deren Abhängen sich die mächtigen steinernen Stadtmauern von mehr als 20 km Länge hinziehen. Innerhalb der Stadtmauern erhebt sich der steile, 400 m hohe Nordberg (Puksan) und der 260 m hohe, dichtbewaldete Südberg (Namsan), an dessen Fuß das japanische Stadtviertel liegt. Außerhalb der 8 Tore von Söul liegen noch große Vororte. Die Stadt ist sehr weitläufig gebaut, zwei Hauptstraßen führen von N. nach S. und von O. nach W. hindurch. Die Stadt hat 230939 Einw. (davon 35000 Japaner, 2000 Chinesen und 100 Europäer). Das Klima ist kontinental, bis 36° C im Sommer, -15° C im Winter; beste Jahreszeit zum Besuch sind Frühjahr und Herbst, da dann auch die Landschaft besonders schön und regenfrei ist.—Rundfahrt. Man besichtigt zunächst bei der Einfahrt vom Bahnhof die mächtige Stadtmauer nebst Torpagode des Südwesttors mit tiefer Torwölbung. Von dem Platz, auf dem der Himmelsaltar (Wenku) steht, gelangt man zum Neuen Kaiserpalast, mit Seitenflügeln, zwischen denen die Anfahrtstraße zum Haupteingang liegt; die Stirnwand hat 3 Torbogen, vor denen 2 riesige, bizarre Steinlöwen stehen; das geschwungene Dach hat dunkelgrüne Ziegel; im innern Hof l. ein Gartenpalast, r. Beamtenwohnungen (Adelsgenossenschaft).—Man fahre dann an den Häusern der fremden Gesandtschaften vorbei zum Westtor, bei dem nördl. der Maulbeerpalast (Kjenghökung) steht, 1616 erbaut, jetzt eine ausgebrannte Ruine.—Von da durch die östl. Hauptstraße zum Glockenpavillon Tjongno, dessen Glocke 1396 gegossen wurde und seitdem abends und morgens das Schließen und Öffnen der Stadttore ankündete; die Glocke hat etwa 3 m Durchmesser und 31/2 m Höhe. Der Glockenpavillon liegt in der Mitte der Stadt im koreanischen Geschäftsviertel; dort sind große Basare und die besten Kramläden. In der Nähe die alte weiße Marmorpagode mit 13 Stockwerken (14. Jahrh.) und im Hofe eines Hauses ein alter Grabstein auf dem Rücken einer Schildkröte.—Dann folgt man der östlichen Hauptstraße [S. 335] bis zum Ahnentempel Htaimyo, biegt dann l. und gelangt zum *Alten Kaiserpalast (Tschyangkekkung), dessen riesige Anlage sich bis zu den Hügeln beim Nordtor ausdehnt und viele prächtige Granitbauten in einem schönen Park enthält (zum Besuch vorher Erlaubnis durch den deutschen Konsul auswirken); der Palast ist der glänzendste Bau rein koreanischen Stils und enthält eine prachtvolle Audienzhalle, einen schönen Thronsaal und geschmackvolle Pavillons an den Lotosteichen des Parks. In dem Kiefernpark wurde auf einer Stelle, die einem Musikpavillon ähnelt, die Leiche der von den Japanern ermordeten Kaiserinmutter 1895 verbrannt.— Nö. vom Alten Palast liegt der 1764 erbaute Tempel Kyengmokung und nördl. von diesem der aus dem 14. Jahrh. stammende Kungfutszetempel (Munmyo Munsyeng Wangmyo), mit uralten Bäumen im Hofe.—In wenigen Minuten gelangt man nun zum prächtigen Nordosttore der Stadt, vor dem in dem Bonzenheim Höngtyen in einem Nebensaale sehenswerte Gemälde der buddhistischen Hölle (myeng pu tyen) sind.—Nur wenig weiter liegt das Grabmal einer Königin, Tjöngröng, die 1396 starb und 1409 dort beerdigt wurde, ein merkwürdiger Bau in schöner Lage.—Außerhalb der Stadtmauern liegen viele Königsgräber in entzückender Landschaft. Sehr lohnend ist ein Ausflug (3 St.) auf der westwärts laufenden Südmauer der Stadt bis an ihren höchsten Punkt; dort *Aussicht über Stadt, Gebirge und bis Tschimulpo.
Von Söul (Saidaimun, s. S. 333) führt die Bahn über (12 km) Eitoho (Abzweigung der Linie nach Tschimulpo, s. S. 333), (50 km) Suigen, ummauerte Stadt am Fuße bewaldeter Hügel, (93 km) Seikwan, mit Schlachtfeld aus dem japanisch-chinesischen Krieg von 1894; hinter der Stadt setzt die Bahn auf 116 m langer eiserner Brücke über den Anjogawa, weiter über (211 km) Shinsen, Sommerfrische mit 72 m hohem, schmalem Wasserfall, erreicht in (243 km) Shufurei den höchsten Punkt im Gebirge, dann (323 km) Taiku, große ummauerte Stadt mit etwa 46000 Einw. (davon 1000 Japaner).— Weiterhin folgt (428 km) Sanroshin.
Zweigbahn über den breiten Fluß Rakutōko nach (24 km) Masanpho (japanischer Gasthof), wichtigem, im Ausbau begriffenen japanischen Kriegshafen mit Marinewerft, Trockendocks, mit etwa 40000 Einw., in einer malerischen Förde, von Bergen umschlossen, mit vorzüglicher Reede.
Die Hauptlinie erreicht (445 km) Fusan (Pusan), den zweitwichtigsten Seehafen Koreas mit 46000 Einw. (die Hälfte Japaner); Hotel Oike, Hotel Fusan, in beiden Pens. etwa 6 Yen; zwei japanische Banken. Japanische Dampferlinien nach Shimonoseki, Nagasaki, Wladiwostok, koreanischen und nordchinesischen Häfen. Das deutsche Handelshaus Karl Wolter & Co. ist in Fusan vertreten; außerdem viele japanische, chinesische und einzelne europäische Firmen. In der japanischen Stadt Militärhospital, PT. Fusan ist mit saubern Straßen gut angelegt, mit Wasserleitung, elektrischer Beleuchtung, schönen Läden, großen Reisspeichern versehen und besitzt ein sehenswertes *Handelsmuseum. Ein Telegraphenkabel führt nach der japanischen Insel Kyūshū. Der Hafen ist durch Inseln geschützt, im Binnenhafen sind Anlegebrücken für die Postdampfer. Ausfuhr umfaßt [S. 337] hauptsächlich Reis und Bohnen. Das Klima ist sehr gesund, die Temperatur schwankt zwischen 35° und-5° C; Taifune sind selten. Fusan ist beliebt als Seebad. Die bergige Umgegend ist sehr malerisch; 2 km nördl. von der Stadt liegt nahe der Bahn bei Fusan-Chin ein ummauertes koreanisches Schloß aus dem 17. Jahrh.
Von Fusan nach Shimonoseki (Dampferverbindung vgl. S. 336) läuft der Dampfer mit osö. Kurs quer durch die 120 Seem. breite Koreastraße, die Verbindungsstraße zwischen Japanischem und Ostchinesischem Meer, passiert r. Maru saki, das Nordende der bis 666 m hohen Inselgruppe Tsushima, in deren Nähe 27. und 28. Mai 1905 die russische Flotte vom japanischen Admiral Togo fast völlig vernichtet wurde, und erreicht nach 7-10stündiger Fahrt (122 Seem.) Shimonoseki (S. 355).
Vgl. die Karte bei S. 337.
Von Schanghai (Ausfahrt S. 266) führt der kürzeste Seeweg mit ONO.-Kurs quer durch das Ostchinesische Meer (s. unten und S. 246) zwischen den Inseln l. Torishima und r. Meshima (shima = Insel) [S. 348] hindurch nach Nagasaki (S. 349); oder mit östlichem Kurs durch die Van Diemenstraße zwischen den Inseln Kyūshū und Tanegashima hindurch, dann nö. bis vor den Kiikanal (Linschotenstraße) und durch diese nördl. in die Ōsakabucht nach Kōbe (S. 361); oder schließlich nö. bis zur nördlichsten der Sieben Inseln (Shichi-tō), die Ōshima oder Miharayama heißt, und dann nördl. durch den Uragakanal in die Tōkyōbucht nach Yokohama (S. 388).
Das Ostchinesische Meer (Tunghai) erstreckt sich von der Formosastraße bis zur Koreastraße; seine Nordgrenze gegen das Gelbe Meer (Hwanghai) liegt zwischen der nördlichen Yangtsemündung und der Insel Quelpart, seine Ostgrenze nach dem Stillen Ozean hin (von dem es ein Randmeer ist) bilden die Ryū-kyū-Inseln. Es ist überall tief und frei von besondern Gefahren für die Schiffahrt, abgesehen von den Taifunen (S. 220 u. 246). Das Gebiet, in dem diese entstehen, liegt zwischen den Marshallinseln und den Philippinen sowie auch zwischen den Bonininseln und den Ryū-kyū-Inseln. Ziemlich selten beginnen sie aber auch nahe westl. von den Philippinen. Gegen Anfang und Ende des Jahres halten sie sich mehr im südl. Gebiet, in der Haupttaifunzeit mehr im mittlern und nördl. Gebiet. Nördl. von der Linie zwischen der Yangtseinündung, der Van Diemenstraße und den Bonininseln sind die Bahnrichtungen der Taifune in der Hauptzeit nördl. bis nö. Regeln zum Erkennen der Bahnrichtung eines Taifuns sowie zum Manövrieren, um der sehr gefährlichen Sturmmitte zu entgehen, sind in den deutschen Seehandbüchern des Reichsmarineamts und der deutschen Seewarte enthalten (diese Bücher sind an Bord aller deutschen Dampfer). Über Sturmwarnungsdienst in Ostasien vgl. S. 252 unter Zikawei. In allen japanischen Häfen besteht ein sehr gut geregelter Wetterbeobachtungs- und Sturmwarnungsdienst; vorzügliche tägliche Wetterkarten für die ostasiatischen Gewässer werden vom Meteorologischen Institut in Tōkyō herausgegeben, auf denen Wetterdepeschen von der chinesischen Küste, von Formosa und den Philippinen mit verwertet werden. Das internationale Zusammenwirken zum Schutze der Seefahrenden ist in Ostasien wesentlich weiter entwickelt als in Europa, dank der Tätigkeit der Jesuitenväter in Zikawei und Manila sowie der japanischen, englischen (Hongkong) und der deutschen (Tsingtau) Regierung.—Die Linie Yangtsemündung-Van Diemenstraße bezeichnet ungefähr die Nordgrenze des Monsungebiets; man trifft daher bei der Reise von Schanghai nach japanischen Häfen veränderliche Winde, und zwar im Winter vorwiegend mäßige bis frische NW.-Winde, die viel Kälte aus dem Innern Asiens bringen, im Sommer vorwiegend schwache Südwinde. Die Meeresströmung ist auf der westl. Hälfte des Weges schwach und veränderlich, auf der östl. nordöstlich unter dem Einfluß des Kuro-shiwo (Schwarzstrom), eines warmen Stroms, der am stärksten längs der Süd-und Ostküste der japanischen Inseln, aber auch vor Nagasaki und im südl. Teil der Koreastraße fühlbar ist und sich durch blaues Wasser auszeichnet, während die aus dem Golf von Petschili von November bis April ausströmende kalte, südl. gerichtete chinesische Küstenströmung trübes, gelbliches Wasser führt.
Auf der Dampferfahrt sieht man bei der Annäherung an die japanische Küste zuerst l. die bergigen Gotoinseln, deren größte und südwestlichste, Fukae, etwa 460 m hoch ist und an ihrer SW.-Spitze den Leuchtturm von Ose Saki trägt; nach etwa 3 St. Fahrt kommen die Berge der Hauptinsel Kyūshū in Sicht, man steuert auf den Leuchtturm von Iwo Shima zu, der auf einem kahlen Gipfel steht; die Insel bleibt r., sie zeigt bis 107 m hohe Hügel. Nun führt östl. Kurs auf die äußere Einfahrt der Förde von Nagasaki zu, zwischen den Inseln Kamino Shima und Papenberg (Takaboko), beide l., und Kagenoo, r. hindurch. Auf Naginata Saki, der Nordspitze von Kagenoo, steht wieder ein Leuchtturm. Etwa 2 km nö. liegt die eigentliche, nur 550 m breite Einfahrt in die nach NO. etwa 3,5 km tief einschneidende Hafenbucht von Nagasaki. Das Landschaftsbild zeigt eine neue Welt: reich gegliederte Küste mit Felsen und Bergen, deren Abhänge Nadelwälder bedecken; dazwischen verstreut liegen am Strande Fischerdörfer, einzelne Hütten, auf den Höhen Tempel und zierliche Landhäuser. Man glaubt auf einem Gebirgssee zu fahren. Überraschend wirkt bei Sonnenschein die Buntheit der japanischen Ansiedelungen zwischen dem grünen Gehölz. Im Hintergrund r. liegt die Stadt in einem Seitentale, zieht sich aber auch an den Anhöhen hinauf; gegenüber, l., liegen Schiffswerften und große Trockendocks (Mitsubishi Dock Yards).
Vgl. beifolgenden Plan.
Nagasaki (Nangasaki), Hauptstadt der Provinz Hizen und des Regierungsbezirks (ken) Nagasaki, dem Fremdenverkehr geöffneter Hafen an der Westküste der Insel Kyūshū, unter 32° 43' nördl. Br. (etwa wie Jerusalem), am Ende einer langen, schmalen Bucht prächtig gelegen, einer der tiefsten und sichersten Häfen von Japan, auf drei Seiten von 300-400 m hohen Hügeln, auf der vierten, westlichen, durch die Insel Takaboko geschützt, von deren steiler Höhe nach einer Legende einst viele hundert Christen hinabgestürzt worden sein sollen, von den Holländern deshalb Papenberg (»Pfaffenberg«) genannt. Die Stadt hat (1909) 177000 Einw., darunter 300 Europäer und Amerikaner und 700 Chinesen; die Straßen sind eng, auch im Chinesenviertel, doch ist das Fremdenviertel an der Küste und auf den Hügelabhängen geräumig und sauber. Öffentliche Anstalten: Hospital, medizinische Schule, zwei Handelsschulen, Taubstummen-und Blindenanstalt, Schiffswerft (drei große Trockendocks der Mitsubishi-Gesellschaft), Gefängnis, Land-und Oberlandesgericht, mehrere Missionsgesellschaften. Der Handel tritt jetzt gegen den von Yokohama, Moji und Kōbe weit zurück. Die Einfuhr besteht hauptsächlich aus Ölkuchen und Knochen (als Dungmittel), Rohbaumwolle, [S. 352] Reis, Maschinen, Schiffbaumaterial und Petroleum (über 8 Mill. Yen). Die Ausfuhr umfaßt Meereserzeugnisse (ohne Fische) und Pilze nach China, Kohle und Holzkohle, Kartoffeln und Gemüse sowie Papier. Der Hafen war zuerst den Portugiesen, seit 1639, und bis 1859 nur den Holländern und Chinesen geöffnet. Die erstern hatten auf der künstlichen, jetzt infolge Aufschüttungen im Innern der Stadt liegenden ehemaligen Insel Deshima ihre Warenlager nebst Gefängnis, während die chinesische Faktorei, von einer Mauer umschlossen, im Innern der Stadt lag.—Rundfahrt. Von der Landestelle oder vom Gasthof fahre man mit Rikscha am Bund (Hafenstraße) entlang, wo europäische Häuser (Konsulate, Geschäftshäuser etc.) stehen, nach Deshima oder durch die Hauptgeschäftsstraße Moto Kago-machi, entweder gleich zum Ō-Suwa-Tempel oder, wenn hinreichend Zeit, zunächst nach der nahen Tera Machi (Tempelstraße), an der eine Reihe buddhistischer Tempel liegen, dahinter am Hang des Kasagashirabergs malerische alte Friedhöfe. Der Aufstieg durch die Grabanlagen bis zum Berggipfel (schönster *Ausblick in Nähe der Stadt) ist außerordentlich lohnend; er liegt auf dem Weg zum berühmtem, viel besuchten *Ō-Suwa-Tempel und Park. Dieser Shintōtempel, der gegenüber Kasagashira über den Terrassenstraßen der Stadt am Hange des Kompiraberges im Hintergrund des Hafens liegt, wird auf mächtiger Freitreppe unter prächtigen Torii (Tempeltoren) aus Stein und Bronze erreicht; man steigt hinauf zum Tempelgarten, der wie der untere Tempelhain durch sehr alte Kampferbäume und Kiefern beschattet ist.—Von der ersten Terrasse gelangt man r. zum Matsunomoritempel (mit berühmten Holzschnitzereien).—Bei weiterm Aufstieg über die Freitreppe sieht man auf dem Tempelhof vor dem Ō-Suwa-Tempel ein großes bronzenes Pferd, Weihgeschenk eines Daimyō, dabei allerhand Kriegstrophäen; die Tempelanlage zeigt verschiedene Hallen und Nebengebäude, Priesterwohnungen, Opferplätze etc. Das letzte Tor führt zu einem einfachen Hauptgebäude nach Art eines Shintötempels; dahinter und l. liegt der Ō-Suwa-Park mit guter *Aussicht über den Hafen. Unterhalb des Parks liegt das sehenswerte Handelsmuseum. Tempelfeste, die in Nagasaki durch feierliche Umzüge besonders prunkvoll begangen werden, sind: das Suwa no Matsuri oder Kunichi, am 7., 8. und 9. Okt., mit Tänzen von Kindern und Geishas; das Bon Matsuri, ein Totenfest (Allerseelen) auf den Kirchhöfen an den Berghängen im August mit charakteristischen Laternenprozessionen; das Gion Matsuri im Juli. Interessant ist auch das nicht religiöse Drachenfest im April auf dem Gipfel des Kompira-yama, zu dem man vom Ō-Suwa-Tempel in 3/4 St. hinaufsteigt; *Rundblick oben noch schöner und umfassender.
Aus dem Hafen von Nagasaki (S. 349) dampft man zunächst mit nw. Kurs längs der Küste von Kyūshū an mehreren hohen Klippen und den Inseln Ikeshima und Hikishima, beide l., vorbei bis zu der mit Kiefern bestandenen und gut bebauten Insel Matsushima, die r. bleibt. Nun führt NW.-Kurs zwischen den Inseln Sakitoshima r. und Ōdateshima l. und nahe r. am Leuchtturm auf der gefährlichen Klippe Fukuse vorbei auf die Südspitze der großen Insel Hiradoshima zu, die von den Dampfern meist r. gelassen wird, trotzdem an ihrer Westküste oft heftiger Seegang steht. Aber die zwar gut geschützte Hirado- oder Spexstraße zwischen der Ostküste der Insel Hirado und der Westküste von Kyūshū hat eine sehr enge, vieler Klippen wegen gefährliche Stelle an ihrem Nordende, die nur bei hellem Tage und mit sehr erfahrenen Lotsen benutzt werden kann; die meisten Dampfer ziehen den kleinen Umweg westl. um Hiradoshima vor. Die Insel Hirado ist wegen ihres blauweißen Porzellans berühmt und war im 16. u. 17. Jahrh. der Sitz holländischer und englischer Handelsfaktoreien. Die Stadt Hirado, am Nordende der Spexstraße, zeigt noch die malerischen Ruinen eines Daimyoschlosses. An der Westküste der Insel Hirado durchläuft man die kaum 400 m breite Obreestraße (Ikutsuki no Seto), die die Südspitze der Insel Ikutsuki vom Kap Tobusaki der Insel Hirado trennt; diese nur sehr kurze Enge liegt 53 Seem. von Nagasaki. Mit NO.-Kurs wird das Nordende von Hirado umsteuert, wobei die Inseln Dōshima und Atsushi no Ōshima l. bleiben. Man gelangt nun in den mit vielen Inseln besetzten östl. Teil der Koreastraße, den Schauplatz [S. 355] der Seeschlacht bei Tsushima am 27. und 28. Mai 1905, in der die russische Flotte unter Admiral Roshestwenski vom japanischen Admiral Tōgō nahezu vernichtet wurde; dann dampft das Schiff durch die Ikistraße zwischen Ikishima l. und Madarashima und andern Inseln r. längs der NW.-Küste von Kyūshū, allmählich östl. Kurs aufnehmend; viele Fischerfahrzeuge beleben die See. Im NO. erhebt sich eine dunkle Bergkette, man sieht weiße Leuchttürme auf den Inseln Rokuren, Takenoko und Manaita Iwa, das Fahrwasser zwischen den Inseln wird enger, große Leuchttonnen bezeichnen die Fahrrinne zwischen Sandbänken; man nähert sich der Meerenge von Shimonoseki, die zwischen den Inseln Kyūshū und dem Westende von Nippon oder Hondo die stark befestigte Westeinfahrt zur Binnenlandsee bildet. Über die entzückende Landschaft dieser Straße schreibt Hans Meyer: »Allmählich löste sich die scheinbare Landmauer in einen Haufen von Inseln auf, die sich wie Kulissen hintereinanderschoben und durch die Aufeinanderfolge von bunten, niedlichen See-und Küstenbildern, von kleinen lachenden Buchten, netten Dörfchen und Wäldchen ganz den Eindruck gelungener Theaterdekorationen machten; eine Miniaturlandschaft, wie sie naiver und freundlicher nur vorgestellt werden konnte, wenn man sommerliche Farben aufgetragen dachte. Nach einer weitern halben Stunde erreichten wir die Einfahrt zur Inlandsee, einen Meereskanal, der völlig einer bewaldeten Bergpartie der Mosel oder des Neckars gleicht. Und von nun ab folgte eine Menge unbeschreiblich schöner Landschaftsbilder so schnell, daß man nur immer zu schauen und wieder zu schauen hatte und doch nicht müde wurde, denn alles ist wie aus Einem Guß, nichts ist unverständlich, nichts düster.«—Bald öffnet sich die Enge zu einer breitern Bucht, der Dampfer ankert mitten zwischen den Hafenstädten Moji und Shimonoseki, 150 Seem. von Nagasaki.
Moji (Gasthof Ishidaya; man suche lieber das Sanyō-Hotel in Shimonoseki zu erreichen), rasch aufblühende Hafenstadt am Nordende der Kyūshū-Eisenbahnen (Nagasaki-Moji, s. S. 353), in der Nähe große Kohlenlager; Ausfuhr von Kohlen. Die Umgegend ist stark befestigt, um die Binnenlandsee zu sperren. Von der Reede von Moji aus beschoß 1864 die Flotte der verbündeten Engländer, Nordamerikaner, Franzosen und Niederländer das Dorf Dan-no-ura und Fort Maeda (jetzt englisches Konsulat auf einem Berg) an der Binnenlandsee bei Shimonoseki als Strafe für die Zerstörung eines amerikanischen Handelsschiffs und zur Erzwingung von Handelsverträgen.
Shimonoseki (Photographieren verboten!), auch Bakan genannt (Gasthöfe: Sanyō Railway Hotel, europ., gelobt; Daikichi, Shumpanrō), am Nordufer der Meerenge, mit starken Küstenbefestigungen. Deutsches Konsulat, Konsul Dr. W. Müller. Eisenbahnfährdampfer in 15 Min. nach Moji. Die Umgegend bietet hübsche Waldspaziergänge. Hier wurde 17. April 1895 der Friede zwischen Japan und China geschlossen.—Shimonoseki ist westl. Endpunkt der Sanyōeisenbahn, die auf der Hauptinsel Hondo meist längs der Nordküste der Binnenlandsee bis Kōbe läuft; Bahnfahrt Shimonoseki-Kōbe vgl. S. 358.
Die *Japanische Binnenlandsee (Seto no uchi [d. h. »Zwischen den Meerengen«] oder Naikai) wird von den Inseln Hondo (Nippon), Kyūshū und Shikoku umschlossen, steht einerseits durch die Shimonoseki- (oder Van der Kapellen-) Straße mit der Koreastraße, anderseits durch die Bungostraße und den Kiikanal (Linschotenstraße) mit dem Stillen Ozean in Verbindung, ist sehr seicht und mit vielen, meist vulkanischen Inseln besät. Sie ist wahrscheinlich durch Einbruch während der Tertiärzeit entstanden. Die Japaner teilen die Binnensee in fünf offene, durch Inselketten oder Meerengen voneinander geschiedene Seeflächen, die von W. an heißen: Suwō Nada, von der Shimonosekistraße östl. bis zur Insel Iwaishima; Iyo Nada, nö. bis Nakashima; Mishima Nada, nö. bis Oshima; Bingo Nada, nö. bis Shözushima; Harima Nada, östl. bis Awajishima; östl. davon liegt als sechste Teilsee der Golf von Osaka, auch Izumi Nada genannt. Die Inseln der Binnenlandsee sind meist gebirgig und reich bewaldet, ebene Stellen sind mit Städten, Dörfern, Gehöften, Tempeln, Daimyōburgen und Reisfeldern besetzt; viele Berghänge sind urbar gemacht und terrassenförmig bebaut. Unzählige Fischerboote beleben das Inselmeer, oft zu ganzen Flottillen vereint, die den Dampfern die Durchfahrt erschweren; Dschunken treiben lebhafte Küstenfahrt.—Der Dampfer steuert aus der Shimonosekistraße mit SO.-Kurs in die Suwō Nada, wobei man r. die bis 1600 m hohen Gebirge der NO.-Küste von Kyūshū erblickt. Etwa 13 Seem. von Shimonoseki, d. h. etwa nach 1 St., wird der Kurs osö., man läßt Himeshima r. und hält auf Yashima zu. Von der Südspitze dieser Insel (63 Seem. von Shimonoseki) wird der Kurs onö., man gelangt in die Īyo Nada, hat l. viele malerische Inseln in nächster Nähe und erreicht bald (92 Seem. von Shimonoseki) den Ankerplatz von
Mitsugahama, auch Mitsu genannt (Gasthof Kubota, Pens. 5 Yen; Eisenbahn stündl. nach Matsuyama in 1/2 St., Dampfer nach Beppu [S. 354], Oita, Hiroshima [S. 359], Ōsaka etc.), auf der Insel Shikoku, Hafenplatz für die Antimonausfuhr aus dem nahen Bergwerk von Ichi-no-kawa, während die Kupferausfuhr aus dem alten Bergwerk von Besshi, das jährlich etwa 5000 Tonnen liefert, meist über den kleinen Hafen Niihama geht, der etwa 28 Seem. östl. von Mitsugahama liegt. Nahe östl. von Mitsu liegt der geschütztere Hafen Takahama (Gasthof Yūshinsha), Endpunkt der Iyobahn. Man fahre mit der kleinen Bahn nach
(5 km) Matsuyama (Gasthöfe: Kidoya, 30 Z. 1, F. 0,50, Lunch 1, Din. 1,50 Yen; Shioya), stille, alte Hauptstadt der Provinz Īyo der Insel Shikoku, sehr sauber, 37842 Einw. Mitten in der Stadt erhebt sich eine alte *Daimyōburg, 1603 von dem Geschlecht der Hisamatsu erbaut und vorzüglich erhalten; Erlaubnis zum Besuch vorher bei der Präfektur (Kenchō) einholen! Der nur zum Reiten oder Sänfteträgen bestimmte Weg führt steil auf den mit prächtigen Kiefern bewachsenen Burgberg; auf halber Höhe liegt ein schöner Tempel, von dessen Haupteingang eine Prachttreppe zur Stadt hinabführt. Auf dem Berggipfel steht man plötzlich vor einer etwa 15 m hohen schrägen Zyklopenmauer, um die man herumgeht, um den Eingang, etwa fünf im Zickzack hintereinander gelegene Tore, zu finden; hinter [S. 357] jedem Tor ein Vorhof, umschlossen von hohen Mauern. Dann erst gelangt man in den Hofraum der Burg, der in der Höhe der Krone der Umfassungsmauern liegt; im Hofe liegen die Wohngebäude der Samurai, der Vasallen des Daimyō, inmitten von Obstpflanzungen, Gärten und Feldern. An der Südecke erhebt sich auf einer zweiten, gleichhohen Zyklopenmauer der Prachtbau des Daimyōschlosses in mehreren Stockwerken, mit turmartigen Ecken verziert. Prachtvolle *Aussicht vom Schloß auf die Binnenlandsee und die Gebirge von Shikoku.
2 km östl. von Matsuyama liegt das älteste japanische Mineralbad Dōgo (gute Gasthöfe: Funaya; Chakin) mit hübschem Park und öffentlichen Bädern; man benutze nur das schwächste Mineralbad Ichi-no-yu für Gesunde (die andern sind für Hautkranke). In Dōgo kauft man das hübsche weiße Fayence Tobeyaki.
Von Mitsugahama durch die Meerenge östl. von der Insel Gogo Shima, während der Hauptdampferweg zwischen Shimonoseki und Kōbe durch die Tsuru Shima Seto, eine Enge zwischen Gogo Shima r. und den Insebi Naka, Musuki und Nokotsuna (l.) hindurch in die Mishima Nada führt. Mit nö. Kurs an der Nordwestküste von Shikoku entlang bis Mitarai, einem engen, landschaftlich schönen Schutzhafen zwischen den Inseln Ōsakishima oder Mitarai und Okamura. Von hier mit SO.-Kurs bis zum Kap Ōsumi Bana; dann gelangt man mit sö. und südl. Kurs durch die mit vielen Inseln besetzte Enge Kurushima no Seto in die Bingo Nada, an deren Westende auf Shikoku die Hafenstadt Imabaru oder Imabari (Gasthof Asahiya) mit altem Schloß (1602 vom Daimyō Tōdō Takatora erbaut) sehr malerisch liegt. Nun führt onö. Kurs zwischen den Inseln Takaikami (l.) und Oki Shima (r.) hindurch und in das dichte Inselgewirr hinein, das am Ostende der Bingo Nada die Fahrt landschaftlich reizvoll, aber nautisch schwierig macht; man fährt dabei dicht unter der Südküste der Insel Hiro Shima (nicht zu verwechseln mit der Stadt Hiroshima, S. 359) entlang. Hier liegt an der Nordküste von Shikoku r. vom Dampferkurs
Tadotsu (Gasthof Hanabishi; Dampfer tägl. in 21/2 St. zur Bahnstation Onomichi, S. 360), lebhafte Hafenstadt; in einigen Stunden erreicht man von hier mit Rikscha Byōbu-ga-Ura, den vermutlichen Geburtsort des berühmten Buddhapriesters Kōbō Daishi (*Aussicht). —Die Eisenbahn führt von Tadotsu nach (13 km) Kotohira oder Kompira (gute Gasthöfe: Toraya; Bizenya Hotel, 12 Z., Pens. 3 Yen), Pilgerstadt mit dem berühmtesten Heiligenschrein von Shikoku und der Goldenen Halle (Kondō), von Kōbō Daishi im 9. Jahrh. gegründet, jetzt aber zum Shintōtempel mit dem Namen Asahi no Yashiro (»Schrein der aufgehenden Sonne«) umgetauft, eine großartige Tempelanlage mit vielerlei Sehenswürdigkeiten, das Ziel vieler Wallfahrten. Tempelfeste sind am 8.-10. Sept. (Shiogawa Matsuri) und am 10. und 11. Okt. (Hauptfest, sehr sehenswert), außerdem kleinere am 10. jeden Monats.—Eine zweite Bahnlinie führt von Tadotsu über (5 km) Marugame (Gasthof Tamagawa-rō), Stadt mit Daimyōburgruine nahe dem Bahnhof und kleinem Seehafen, nach
(32 km) Takamatsu (Takamatsu Hotel; Dampfer nach vielen Plätzen der Binnenlandsee), Hafenstadt und Hauptstadt der Provinz Sanuki, mit 37430 Einw., Daimyōburgruine am Strand; in der südl. Vorstadt der schöne Landschaftsgarten *Kuri-bayashi Kōen mit phantastischen Kiefern. Lohnender Ausflug auf den *Yashimayama (etwa 4 km) an der Ostseite des Hafens, ein Vorgebirge, wo im 12. Jahrh. eine große Seeschlacht zwischen den Anhängern der Minamoto und Taira geschlagen wurde; eine Dampferfahrt in 1 St. nach der idyllischen Bucht Uchi no Umi auf der Insel Shōzu-(Shōdo-)Shima ist sehr empfehlenswert.
Der Hauptdampferweg führt um die Südküste der Insel Shōzu-Shima herum in die Harima Nada und durch diese mit nö. Kurs durch die Meerenge Akashi no Seto am Nordende der Insel Awaji Shima in den schönen Golf von Ōsaka (Idzumi Nada) und dort längs der Küste von Hondo zur Reede von Kōbe (S. 361), 234 Seem. von Shimonoseki.
Der Schnellzug (r. sitzen!) verläßt Shimonoseki (S. 355) in nö. Richtung, gegenüber Dan-no-ura, dem Orte der größten Seeschlacht in den japanischen Geschlechterkämpfen 1185, wo Yoshitsune die bisher allmächtigen Taira besiegte. Dann folgt (14 km) Chōfu oder Toyoura (Gasthof Shin-ichi), Grabstätte des Mikado Chū-ai Tennō, gest. 201, dessen Frau Jingō Kōgō, die japanische Semiramis, nach seinem Tode Korea erobert haben soll.—(69 km) Ogōri; von hier erreicht man mit elektr. Bahn in 11/2 St. (11 km) Yamaguchi (Gasthof Fujimara) mit Daimyō Mōri-Schloß und den heißen Quellen von Yuda, Mittelpunkt des japanischen Christentums gegen Ende des 16. Jahrh. Auf dem Hügel Kameyama ein Park mit Reiterstatuen der Familie Mōri.—Dann (87 km) Mitajiri (guter Gasthof Kashiwagi am Bahnhof), ein hübscher Hafenort, in dessen Nähe, in Miyaichi (Gasthof Fujimura, mit Rikscha zu erreichen), der Matsu-zaki-jinja, ein berühmter Schrein des Gottes Tenjin auf malerischem Hügel mit *Aussicht, liegt.—Die Bahn folgt nun der Küste, führt über (114 km) Tokuyama (Gasthof Matsumasa) mit Brikettfabrik für die japanische Marine, zu dem malerischen Hafen (150 km) Yanaitsu, dann immer dicht am Strande, zum Teil auf einem Damm und über den Nishikigawa nach (183 km) Iwakuni (Gasthof Komehei), [S. 359] lebhafter Gewerbestadt mit schönem Park und Tempel, berühmt wegen der 230 m langen und 24 m hohen seltsamen Bogenbrücke Kintaikyō, zuerst 1673 vom Daimyō Kikkawa Motonobu erbaut und stets in alter Form erneuert.
(203 km) *Miyajima (Mikado Hotel, europäisch, Pens. etwa 8 Yen;
Momiji Hotel; Gasthof Iwaso; auf der Insel, mit Sampan in 20 Min.,
mit Dampfboot in 10 Min. zu erreichen), eine heilige Insel dicht
am Strand, auch Itsukushima (d. h. heilige Insel) genannt, gehört
zu den Sankei (den drei Hauptsehenswürdigkeiten Japans). Von
Kōbe kann man auch mit Dampfer der Osaka-Shimonoseki-Linie
der Osaka Shōsen Kaisha in etwa 22 St. für I. Kl. 5,30, II. 3,15 Yen
(jede europäische Mahlzeit 1 Yen extra) die Fahrt hierher machen,
die infolge Anlaufens von elf kleinen Zwischenplätzen (darunter
Takamatsu, Onomichi und Kure) sehr lohnend ist.
Die Bahn fährt von Miyajima weiter längs der Küste;
(225 km) Hiroshima (Gasthöfe: Kikkawa; Mizoguchi, in beiden europäisches Essen), Hauptstadt der Provinz Hiroshima, mit 121196 Einw., eine sehr lebhafte Gewerbestadt (für Lack, Bronze und andres Kunsthandwerk) an der Mündung des Ōtagawa sehr malerisch gelegen; Eisenbahn nach dem (5 km) Hafenort Ujina (Gasthof Naganuma; Dampfer 3mal tägl. nach Takahama, S. 356). Rundfahrt durch die Stadt mit Rikscha zunächst zum Landschaftspark *Sentei des Asanogeschlechts, in dessen Nähe ein fünfstöckiger Wartturm (tenshu) fast der einzige Rest des alten Daimyōschlosses ist (Zutritt verboten); neben dem alten Schloß liegt der Stadtpark Kōen mit der Tempelanlage Nigi-tsu-Jinja. Überall sieht man das Wappen der Asano, zwei gekreuzte Falkenfedern, nach dem auch der Hügel Futabayama (oben schöne *Aussicht und kleine Teehäuser) hinter dem Tempel benannt ist.—Ausflug mit Dampfer nach Kure (Gasthof Miyoshi), etwa 8 Seem. ssö. von Ujina, einer wichtigen Marinestation und Kriegswerft (Erlaubnis zur Besichtigung nur durch den Marineminister zu erwirken); auf der kleinen Insel Etajima die kaiserliche Marineschule.
Hinter Hiroshima verläßt die Bahn die Küste und läuft durch gebirgiges Land über (250 km) Hachi-kon-matsu und (274 km) Kōchi, erreicht dann die Küste wieder bei (296 km) Mihara (Gasthof Go-un-rō), [S. 360] Stadt mit Daimyōburgruine, und läuft längs der Meerenge, die die vorgelagerte Insel Mukōjima bildet, nach—(307 km) Onomichi (Gasthof Hamakichi; Dampfer nach Tadotsu tägl. in 3 St.), lebhaftem Hafenplatz mit schönen alten Tempeln, deren schönste Senkōji und *Saikokuji (auf dem Gipfel eines steilen Hügels, auf den eine schier endlose Treppe führt; oben *Aussicht).—Dann verläßt die Bahn kurze Zeit die Küste und erreicht—(328 km) Fukuyama (Gasthöfe: Kurisada; Yoshino-Kadan, am Bahnhof, 7 Z., Pens. 3 Yen), Hauptstadt der Provinz Bingo mit *Daimyōburg (Besichtigung erlaubt); etwa 10 km südl. liegt der malerische Hafen Tomo (Gasthof Marutsune), geeignet zu Bootsausflügen nach Abuto (Tempel der Kwannon) und nach den Inseln Benten-jima und Sensuitō (Seebad), gegenüber vom Kwannon-Tempel, 4,5 km westl. von Tomo.— Weiterhin berührt die Bahn die Küste nur bei (343 km) Kasaoka und erreicht dann—(386 km) Okayama (Gasthöfe: Miyoshi-Kadan, nahe beim Bahnhof; Jiyūsha; Zweigbahn nach Tsuyama), Hauptstadt der Provinz Bizen, mit 81025 Einw.; neben dem alten, jetzt als Schule benutzten Daimyōschloß (die »Rabenburg«) der weitberühmte Garten *Kōraku-en, eine echt altjapanische Anlage mit Hügeln, Seen, zahmen Kranichen, Brücken und Pavillons; Gymnasium (Kōtōgakkō), Medizinschule und das größte Waisenhaus Japans.
Hinter Okayama bleibt die Bahn der Küste fern und führt über unbedeutende Plätze durch bergige Landschaft nach—(475 km) Himeji (Gasthof Akamatsu; europ. Speisehaus: Daishika; Toyo, Bierhalle; Zweigbahn nach Ikuno, mit Silberminen, und nach den heißen Quellen von Kinosaki, auch Yushima genannt [Gasthof Ōmeikan], schöne Sommerfrische), Hauptstadt der Provinz Harima mit 36509 Einw. und lebhaftem Handel; sehenswerte *Daimyōburg Rojō, vorzüglich erhalten, fünfstöckig, oben *Aussicht (Erlaubnis zum Besuch beim Kenchō, Präfektur, in Himeji oder Kōbe vorher einholen), gegründet 1339 von Akamatsu Sadanori, geschichtlich berühmt, jetzt Kaserne einer Division.—Hinter Himeji ist bei (483 km) Sone (Amida) Gelegenheit zu Ausflügen mit Rikscha nach den Stranddörfern Sone und Takasago (Gasthof Shikataya); in der Nähe die sehr alten, heiligen Kiefern Ai-oi no Matsu (die »zusammenwachsenden Kiefern«, als Symbole der Langlebigkeit und der ehelichen Treue in der japanischen Poesie oft genannt) und andre in Literatur oder Geschichte berühmte Örtlichkeiten (z. B. das Tal Ichi-no-tani, wo 1184 große Schlacht zwischen den Minamoto und Taira) sowie ein Tenjintempel; man erreicht nach kurzer Rundfahrt die Bahn wieder bei (491 km) Kakogawa. Nun nähert sich die Bahn der Küste und erreicht sie bei (511 km) Akashi (Gasthof Yebisuya; europ. Speisehaus: Jiyūtei-Restaurant), mit hübschem Shintōtempel [S. 361] zu Ehren des alten Dichters Hitomaro und großer Daimyōburgruine, auch Nullmeridian für die japanische Zeit.—Dann folgen die hübschen Seebäder (515 km) Maiko (Gasthof Manki-rō); (520 km) Shioya (Oriental's Seaside Villa) und (523 km) Suma (Gasthof Hoyōin), wo viele Europäer aus Kōbe Sommerwohnung haben.—Nun folgen die Vorstadt (525 km) Takatori, dann (528 km) Hyōgo und Kōbe-Hauptbahnhof und schließlich (530 km) Bahnhof Sannomiya von Kōbe.
Vgl. beifolgenden Plan.
Kōbe, erster Einfuhrhafen Japans und Hauptstadt des Hyōgo-Ken (Präfektur) in der Provinz Settsu, an der Südküste der Hauptinsel (Hondo), 36 km westl. von Ōsaka, mit dem es durch Eisenbahn sowie durch elektrische Bahn verbunden ist, bildet mit dem westlicher gelegenen Hyōgo eine Doppelstadt von 387915 Einw. Kōbe ist eine neue Stadt mit tiefem, in großartigem Ausbau begriffenem Hafen, an dem entlang das Fremdenviertel (Settlement) mit seinen Geschäftshäusern und Villen und 3328 (davon etwa 250 Deutsche und 2000 Asiaten) eingewanderten Fremden sich ausbreitet, die nahen Hügellehnen hinansteigend. Hyōgo, die ältere Stadt, mit rein japanischem Charakter, ist ein sehr alter Seehafen, der schon im 12. Jahrh. blühte. 1868 dem Fremdenhandel eröffnet, hat es seitdem großen Aufschwung genommen, ist Sitz vieler Handelsgesellschaften (122 europäische und amerikanische Firmen, 4 europäische Banken), hat viele Reisschälmühlen, eine große Baumwollspinnerei, viele Zündhölzerfabriken und andre Fabriken.
Die Mitsu Bishi Co. besitzt zwei große Docks in Wada bei Hyōgo, die Kawasaki Co. Docks und Schiffsbauanstalt in Kōbe. Die Einfuhr umfaßt Rohbaumwolle, Musselin, Eisenwaren, Maschinen, Petroleum, Zucker, die Ausfuhr Reis, Tee, Baumwollengarn, Seide, Fische, Kampfer, Zündhölzer, Porzellanwaren, Schirme. Die Stadt ist sehr gesund für Europäer, die Umgebung sehr reizvoll. Die deutsche Einfuhr betrug 1910 rund 50 Mill. Mk.—Rundfahrt. Von Kōbe zunächst durch das Fremdenviertel und über den Bund zum *Ikutatempel, oberhalb des Bahnhofs Sannomiya zwischen Kampferbäumen und Kryptomerien versteckt, erbaut im 3. Jahrh. von der Kaiserin Jingō Kōgō nach ihrem Sieg über Korea; von da nach den Wasserfällen Nunobiki (s. unten) und zurück zum Fremdenviertel, dann nach W. durch die Hauptgeschäftsstraße Motomachi nach dem Hauptbahnhof Kōbe zu. Wenig sehenswert ist der Nanko-(Minatogawa-) Tempel nördl. vom Hauptbahnhof, in dessen Nähe ein Aquarium und ein Basar liegen.—Dann fahre man über eine der Brücken nach Hyōgō zum *Nōfukujitempel, berühmt durch den großen Bronzebuddha, japan. Daibutsu, eine riesige Bronzefigur von 16 m Höhe und 26 m Leibumfang (1891 vom Papierfabrikanten Nanjo Shōbei gestiftet); im Innern des 2,5 m langen Gesichts, durch Treppen zugänglich, ein Altar für den Lichtgott Amida; wie im großen Tempel, hängen auch im Innern des Daibutsu viele Metallspiegel, Weihgeschenke frommer Stifter.—In der Nähe der Shinkōjitempel mit künstlerischer Bronzefigur des Amida vor einem Lotosteich. Gegenüber ein Denkmal des Kiyomori aus dem Tairageschlecht, des einst allmächtigen Premierministers (gest. 1181). —In der Nähe liegt der Seifukujitempel, und 10 Min. südl. die Landzunge Wada no Misaki, mit schönem Blick aufs Meer.—Auf der Rückfahrt besichtige man den Shintōtempel Wada no Myōjin.— Auch ein Handelsmuseum (Shōhin Chinretsujo) ist in Kōbe neben dem Sannomiyatempel.
Die Tōkaidō-Staatsbahn führt vom Bahnhof Sannomiya in Kōbe über (26 km) Kanzaki durch Flußniederung nach
(33 km) Ōsaka (früher Naniwa), zweite Stadt des Reiches und mit Tōkyō und Kyōto eine der drei Fu oder großen Hauptstädte, an der Mündung des Yodogawa in die Idzumi Nada (Golf von Ōsaka).
Ōsaka liegt in der Deltaebene des Jodogawa und wird von vielen Kanälen durchschnitten (»japanisches Venedig«), hat berühmte Tempel, ein schön gebautes, aber unbedeutendes Fremdenviertel in Kawaguchi, die Ruine eines alten Schlosses und (1910) 1226590 Einw. Für den Binnenverkehr ist Ōsaka die erste Handelsstadt des Reiches, namentlich für Reis, Baumwolle und Seidenwaren. Neuerdings verliert Ōsaka seinen spezifisch japanischen Charakter aber sehr rasch, obgleich wenig Europäer hier wohnen, und entwickelt sich immer mehr zu einer von hastigem Leben erfüllten rauchigen Industriestadt; große Textilindustrie (Baumwollspinnereien, Teppichwebereien) und Zündholzfabriken.
Im J. 1909 zerstörte ein Brand mehrere Stadtviertel zwischen Nakanoshima und Umeda-Bahnhof. Ein großer Hafen ist fertig, muß aber wegen Versandung jährlich gebaggert werden und wird vorläufig meist nur von kleinen Dampfern angelaufen. Die Stadt ist wegen ihres Sumpfgrundes nicht gesund, Epidemien sind nicht selten.—Rundfahrt. Vom Gasthof fahre man mit Rikscha über die große Naniwa-bashi Brücke (r. schwimmende Teehäuser im Fluß) zum *Temmangū (Tempel des Gottes Tenjin), im 10. Jahrh. erbaut, dessen kleiner Heiligentempel Taishi schöne Bronzen und Schnitzereien enthält, auch eine fünfstöckige Pagode und ein Tempel der Kwannon (Göttin der Gnade), ein Teich mit Schildkröten und Störchen. Tempelfeste am 25. Juli und 25. Okt.—Eine andre große Tempelanlage, Sakura-no-miya, ist gegenüber der großen Kaiserlichen Münze (Zōheikyoku; Besuch interessant).—Sö. davon liegt die Hauptsehenswürdigkeit, die große Daimyōburg *O-shiro (Erlaubnis zum Besuch erteilt das Ōsaka Fu, Stadtamt, 1/4 St. vom Gasthof; So. geschlossen, Sa. nur bis mittags), ein mächtiges, finsteres, fünfstöckiges Schloß (tenshu) mit gewaltigen Granitmauern, jetzt Riesenkaserne, früher Shōgunsitz, 1538 von Hideyoshi erbaut, zugänglich durch ein einziges Bronzetor; von der obersten Plattform schöne *Aussicht über Stadt und Umgebung.— Von der Burg fährt man mit 2 Kulis durch Tee-und Maulbeerpflanzungen zur Tempelanlage von *Tennōji, im SO. der Stadt, um 600 begründet; durch das Südtor eintretend, liegt r. der Taishi-dō (Schrein des Gründers, des Kronprinzen Shōtoku-taishi, der sich in der Regierungsära der Kaiserin Suiko um Einführung des Buddhismus und der chinesischen Kultur hochverdient machte), gegenüber l. der Schrein mit der Seelengeleitglocke (Indō no kane), weiterhin eine Halle mit Steinbecken, in das aus steinerner Schildkröte Wasser fließt; dahinter ein Teich mit Schildkröten, daneben eine Tanzbühne, die zum Rokuji-dō-Tempel führt. In der Nähe eine fünfstöckige Pagode mit sehr urwüchsigen Holzschnitzereien, ebensolche im Bethaus daneben.—Rückfahrt durch das Vergnügungsviertel Dōtombori, das nachts besonders belebt ist; Schaustellungen aller Art, Seiltänzer, Schießbuden, Zuckerbäckerbuden, Affenbuden, eine Straße voller Theater etc. (das St. Pauli von Ōsaka!).—Nicht weit davon liegen in Shinsai-bashi-suji zwei Tempel der buddhistischen Hongwanji-Sekte: Higashi Hongwanji, 1615 erbaut, und Nishi Hongwanji, mit schönem Torweg (Chrysanthemumarabesken!) und Amida-Altar. Unterwegs besichtige man eine Werkstätte der Satsuma-Porzellanmaler und besteige den siebenstöckigen Turm Ryō-un Kaku. Sehenswert sind auch die Shintōtempel Kōzu-no-miya und Ikudama Jinja sowie der Blumengarten von Kichisuke, besonders im November zur Chrysanthemumausstellung (Kwangiku-en, Chrysanthemumschaugarten).
Vom Bahnhof Minatomachi in Ōsaka fährt man durch liebliche Landschaft (an Thüringen erinnernd) über (11 km) Yao (mit berühmtem Tempel auf dem Hügel Shigi-sen) nach (24 km) Ōji (Zweigbahn nach Takada und Sakurai); dann folgt
(41 km) Nara (Nara Hôtel, 75 Z., prächtig gelegen, im Winter geschlossen; halbeurop. Gasthof: Kikusui-rō, am Park, recht gelobt; Teehaus Musashino, mit europ. Küche), jetzt eine stille Stadt, altertümlich und idyllisch, mit 34000 Einw., die rote Lacksachen, Tusche und Waffen anfertigen; früher, von 709-784 Hauptstadt Japans, während der Glanzzeit des japanischen Buddhismus, daher die prächtigen, gut erhaltenen Tempel.—Zahllose Läden mit Reiseandenken, da Nara von Japanern sehr viel besucht wird.—Rundfahrt vom Gasthof in den riesigen Naturpark, in dem die Hügel Mikasa und Wakakusa liegen und vorzügliche Wege von Tempel zu Tempel führen. An der Südseite des Mikasayama führt ein Weg in urwaldähnlichen Forst. Tausendjährige Baumriesen säumen die Wege ein und beschatten die Tempelanlagen; Kryptomerien, andre Kiefern, Kampferbäume, Steineichen, Glyzinien in prächtigen Formen; Rudel von kleinen Hirschen folgen der Rikscha und lassen sich mit flachen Kuchen, die Verkäufer feilbieten, füttern. Zahlreiche Bronze-und Steinlaternen bezeichnen die Tempelanlagen, deren Bauten alle rot lackiert sind. Zuerst besucht man den 767 erbauten Tempel *Kasuga-jinja, am obern Ende einer romantischen Schlucht (Tempelfest am 17. Dez.); r. vom Haupttempel, am Ende einer langen Laternenallee, steht der *Wakamiyatempel, wo stets junge Mädchen bereit sind, unter Aufsicht und Musikbegleitung alter Priester (für 1,50 Yen »Opfergeld«) den uralten *Tempeltanz »Kagura« in seltsamer Tracht zu tanzen. Auf dem Hofe des Haupttempels verschiedene Heiligtümer, darunter ein Wunderbaum, der an einem Stamme sieben Pflanzen, Kamelien, Kirschen, eine Wistaria u. a., dicht verwachsen miteinander, trägt. (Wer Zeit hat, steige [180 m Steigung] auf den Gipfel des Mikasa-yama hinter dem Kasugatempel, oben bei einem Stein schöne *Aussicht.) Vom Kasugatempel gelangt man zu dem halbverfallenen Tempel Tamuke-yama no Hachiman und zu dem schönen Tempel Ni-gwatsu-dō, schon 752 erbaut und der Göttin Kwannon geweiht, 1898 erneuert; in der Nähe im Tempelhof Tōdaiji die 732 gegossene *Riesenglocke von 37 Tonnen Gewicht (das Anschlagen kostet 5 sen). Hügelabwärts gelangt man dann zu einer Tempelanlage, in deren Haupthalle große Buddhafigur aus Bronze, Daibutsu, von über 16 m Höhe, 749 erbaut (der älteste in Japan), der Kopf im 16. Jahrh. erneuert, die Göttin Roshana (Skr. Vairochana) darstellend; im Vorhof schöne Bronzelaterne. Hinter dem Daibutsu im Gehölz das frühere kaiserliche Vorratshaus *Shōsō-in, jetzt durch sein Alter zum Archäologischen Museum geworden (Besichtigung nur ausnahmsweise gestattet). Man gelangt vom Daibutsu durch die Tore Nitenmon und Niō-mon (mit Riesenfiguren der Ni-ō, der beiden Tempelwachtgötter Indra und Brahma, gegen 1095 vom Künstler Kwaikei geschnitzt) zum *Museum (Hakubutsu-kwan) mit vielen wertvollen Altertümern. Dahinter liegt am Wege l. der Tempel *Kōfukuji, 710 begründet, doch 1717 zum Teil verbrannt.
Von Nara läuft die Kyōto-Nara-Bahn in 2 St. durch sehr gut angebaute hügelige Landschaft mit Teepflanzungen (die in der wärmern Jahreszeit zum Schutz gegen den Sonnenbrand mit Bastmatten überdeckt werden; der beste Tee Japans wird hier gewonnen), Bambus-und Maulbeerwäldchen und vielen hübschen Dörfern zum (42 km) Bahnhof Shichijo (gute Bahnwirtschaft) von Kyōto.
Vgl. beifolgenden Plan.
Kyōto, Hauptstadt der Provinz Yamashiro, mit (1908) 408410 Einw., Hauptsehenswürdigkeit Japans, liegt in einer fruchtbaren Ebene, durchflossen vom Kamogawa, über den mehrere schöne Brücken führen. Die Stadt ist sehr regelmäßig gebaut, hat gerade, reinliche Straßen, innerhalb des Weichbildes 82 Shintō-Schreine und 878 vielfach verfallene Buddhatempel (Kyōto wird das »Rom Japans« genannt), zwei große hölzerne Paläste des Mikado und der Shōgune und bedeutende Industrie in Seidengeweben, Silber-, Bronze-und Emailwaren, Porzellan und Steingut, die den ersten Rang in Japan behauptet. Kyōto ist die geeignetste Stadt zum Studium japanischer Kunst und Kultur sowie der feinsten Erzeugnisse des Kunsthandwerks, daher auch am geeignetsten zum Einkauf guter (meist freilich kostbarer) Japansachen.—Kyōto gilt als eine der gesündesten Städte Ostasiens, mit mildem Klima. Das Straßenleben ist noch altjapanisch, ebenso das Sommerleben an und auf dem Flusse Kamogawa. Die Umgebung der Stadt ist reich an schönen Landschaftsbildern, die Bevölkerung im allgemeinen fremdenfreundlicher als z. B. in Tōkyō und Ōsaka.
Rundfahrt. Wer den Erlaubnisschein hat, ausgestellt vom kaiserl. Hausministerium in Tōkyō, für Deutsche auf Empfehlung ihrer Botschaft in Tōkyō oder von Konsulaten in Japan (Antrag mit Angabe der Namen der Schlösser, deren Besichtigung erbeten wird, schriftlich frühzeitig stellen!), besucht zunächst den *Kaiserpalast (Gosho; BC2) im nördl. Teil Kyōtos, eine große Anlage hölzerner, einstöckiger Bauten, umgeben von Gärten und Plätzen mit Bäumen. Die Palastanlage ist mit einer hohen Mauer mit Ziegeldach umgeben, die ringsum das Abzeichen der kaiserlichen Parkmauern, fünf weiße Linien, trägt; die Mauern umschließen ein 250 m breites und 450 m langes Viereck mit sechs Toren. Durch den Erlaubnisschein erhält man bei der Schloßverwaltung einen Führer, der zu einem der kleinen Westtore führt (Mi Daidokoro Gomon), wo man im alten Wartezimmer der Daimyō sich im Palastfremdenbuch einschreibt und die Führung durch die Paläste, Hallen und Pavillons beginnt.
Sw. vom Kaiserpalast liegt das berühmte Shōgunschloß *Nijō no Shiro (Nijō-jō; AB 3), 1603 von Tokugawa Ieyasu erbaut, in dem die Beherrscher des Mikados hausten. In den ersten Jahren nach der Restauration wurde es zu Verwaltungszwecken benutzt und die künstlerische Ausschmückung vielfach rücksichtslos beschädigt; 1883 aber wurde es unter dem Namen Nijō no Rikyū (Nijō-Sonderpalast) in die Zahl der kaiserlichen Schlösser aufgenommen und seitdem sorgfältig erhalten. Eine hohe steinerne Zyklopenmauer nebst 10 m breitem Graben umgibt die Nijōburg. Das Haupttor an der Ostseite (Higashi Otemon) ist von dunkeln Pinien beschattet und mit reichvergoldeter Schnitzerei geziert (Kraniche, Schmetterlinge, Drachen, Phönixe und Päonien-Ornamentik). Innen ist noch eine zweite Mauer, Ninomarū mit Bauten, deren Haupttor Karamon aus der Palastruine auf dem Momoyama (S. 379) stammt und nach S. liegt; seine reichen Schnitzereien und Metallzierate sind vom Künstler Hidari Jingorō. Der zweite innere Eingang, Okuruma-yose, ist grotesk gemalt.
Man fahre nun südl. zur Anlage des Tempels Honkokuji (AB 5), der als Hauptsitz der Hokke-oder Nichirensekte im 14. Jahrh. von Kamakura hierher verlegt wurde; in der Haupthalle ein Schrein mit dem heiligen Kanon der Sekte, von ihrem Gründer Nichiren geschrieben, auf dem Altar Buddha und andre Götter; im Tempelpark der Schrein des tapfern Kriegshelden Katō Kiyomasa, daneben die Gräber seiner Frau und seiner Tochter. Im Kloster am Nordende die uralte Bibliothek Kyōzō mit sämtlichen heiligen Schriften des Buddhismus (Issaikyō). Hauptschatz des Tempels ist ein mythologisches Bild, Mandara, mit Mandarinenten (oshidori), dessen Brokatfassung von einem Kleid der berühmten chinesischen Favoritin Yōki Hi stammen soll.—Südl. gegenüber liegt der prachtvolle Doppeltempel *Nishi-Hongwanji (d. h. Westlicher H.) (AB 5), der, 1272 von der Tochter des Stifters Shinran-Shōnin der Shin-oder Montosekte erbaut, einen Stadtteil mit schönen Anlagen für sich bildet; die Haupthalle Hondō enthält im Hauptschrein ein Bild des Buddha Amida, daneben Inschriften mit den Namen des Kaisers und seines kaiserlichen Vaters. In der Tempelhalle Daishidō, 1645 erbaut, ist ein Bild des Kenshin-Daishi (diesen Titel erhielt Shinran-Shōnin nach seinem Tode), daneben hängen die Bilder aller Erbäbte des Tempels. In der großen Halle (mit 300 Matten) Ohiroma hält der Abt (jetzt Graf Otani) Empfänge. Die einflußreiche Shinsekte strebt vor allem den Zusammenschluß aller Buddhisten in China, der Mongolei und Tibet, Hinterindien etc. unter japanischer Führung an und entfaltet zu diesem Zweck eine umfangreiche Missionstätigkeit. Sehenswert ist der Naturpark Tekisui-en in der SO.-Ecke der Tempelanlage; über ihrem Teich erhebt sich der dreistöckige »Pavillon der treibenden Wolken«Hiunkaku mit schönem Bild des Berges Fuji im Oberstock.—Östl. liegt die Tempelanlage *Higashi-Hong-wanji (B 5), deren Riesenbauten mit geschweiften Doppeldächern schon bei der Ankunft am Bahnhof auffallen; die Haupthalle ist der größte Tempel Japans, 64 m lang, 58 m breit und 38 m hoch und ruht auf 96 mächtigen Holzsäulen von 0,5 m Durchmesser. Die innere Halle, Sakunai (d. h. »innerhalb der Absteckung«), ist nur für die [S. 374] Priester und Betende hohen Ranges, das Volk muß außerhalb des Geländers, im Gwaijin, bleiben. Im innersten Allerheiligsten, Naijin, ist eine kleine geschnitzte Figur des Kenshin-Daishi in einem goldenen Schrein; der Altar zeigt Bilder der Erbäbte. Hondō, die kleinere Tempelhalle, hat eine geschnitzte Amidafigur auf dem Mittelaltar. Der Tempel ist seit dem ersten Bau von 1602 viermal vom Feuer zerstört, aber stets schöner aufgebaut worden; zum letzten Bau wurde von frommen Frauen Haar zu mehreren Tauen gestiftet, mit denen die mächtigen Balken hochgezogen wurden; eins dieser Taue aus Frauenhaaren, das im Tempel gezeigt wird, ist 110 m lang und hat 40 cm Umfang! Östl. vom Haupteingang zur Tempelanlage liegt der hübsche Park Shōsei-en, meist Kikokutei (C 5) genannt, umgeben von einer Kikokuhecke.—Nun fahre man über die südlichste Kamogawabrücke zum Kwannontempel *Sanjūsangendō (CD 6), »Halle der 33 Ken oder Zwischenräume«(zwischen den Pfeilern der langgestreckten Halle, Länge 121 m, Breite 17,5 m), erbaut 1132 vom abgedankten Mikado Goshirakawa in seinem Palastviertel mit 1001 Statuen der 1000äugigen und 1000händigen Kwannon. Der erste Tempel verbrannte 1248 und wurde 1266 vom Mikado Kameyama wieder erbaut und 1662 vom Shōgun Ietsuna erneuert. In Reih' und Glied (elf Reihen hintereinander) stehen jetzt gut ausgerichtet auf schräg ansteigendem Podium in der düstern Halle tausend 5 Fuß hohe vergoldete Statuen der sogen. elfgesichtigen 1000händigen Kwannon; zählt man die kleinen Götzen in den Heiligenschreinen, auf Stirn und Händen der großen mit, so soll man auf 33333 Bilder kommen. Die 5 m hohe sitzende Mittelfigur stellt ebenfalls die 1000händige Kwannon dar; um sie herum steht ihr Gefolge von 28 Untergöttern (Bushū). Früher trieben die Samurai Bogenschießsport in der langen Halle; ihre Treffertafeln hängen noch im Tempeleingang. —Neben diesem seltsamen Tempel liegt das *Kaiserliche Museum (Teikoku Kyōto Hakubutsukwan; CD 5), ein moderner Bau von 1895, mit sehr alten historischen Kunstschätzen, tägl. geöffnet von 8-4 Uhr im Winter, 71/2-51/2 im Sommer, außer am 10., 20. und Letzten jeden Monats und 20. Dez. bis 1. Jan.; im Vorraum alte buddhistische Figuren und Masken, im nächsten Raum hölzerne und bronzene Statuen; l. vom Eingang Stickereien und Verschiedenes; r. vom Eingang alte Lacksachen, Porzellan; in den andern Räumen: kaiserliche Gewänder, Sänften, der Mikadothron Michōdai, Musikinstrumente, Münzen, Priester-und Schauspielerroben, Teezeremoniegerätschaften, Rüstungen und Waffen, besonders Schwerter; alte Handschriften, Kakemonos und Wandschirme.—Westl. vor dem Museum liegt der runde, mit Steinmonument gekrönte Mimizuka, »Ohrenhügel«, wo Tausende von Koreanern abgeschnittene Ohren aus dem Feldzug von Hideyoshi (1592 u. ff.) ruhen. Östl. hinter dem Museum liegt der Shintōtempel Toyokuni-jinja (D 5), in dem der Geist des berühmten Taikō Toyotomi Hideyoshi verehrt wird (geb. 1535, unterwarf die rebellischen Provinzen, wurde Regent, eroberte Korea und starb 1598).—Nahebei liegt die Tempelanlage *Hōkōji (CD 5), 1586 von Hideyoshi gegründet, mit riesiger *Buddhabüste aus Holz, 13 m hoch, die Nase 2 m lang, eine geschmacklose, unvollendete [S. 375] Schnitzarbeit. Im Vorhof hängt eine *Riesenglocke; das Läuten mit Schwingklotz kostet 2 sen für jede Person.—Nördl. liegt die *Yasakapagode (D 5), fünfstöckig, 50 m hoch auf einer Anhöhe in schöner Landschaft am Ostende der Stadt (Aufstieg unbequem, oben *Aussicht auf die Stadt), 1618 erbaut mit sehr originellem Dach; sie diente früher als Wachtturm und enthält ein sehr altes Bild Shakas.—Etwas nördl. liegt der berühmte *Giontempel (D 4; richtiger Yasakajinja genannt), 869 gegründet, in dem Susano-o no Mikoto, der unbändige Bruder der Sonnengöttin Ama-terasu, verehrt wird. Dieser buddhistisch beeinflußte Shintōtempel ist der besuchteste von Kyōto, daher von vielen Verkaufsbuden umgeben; Tempelfeste am 1. und 15. jedes Monats, das große Gionfest am 17. und 24. Juli. Der Haupttempel, 1654 erbaut, hat in der SO.-Ecke eine Kagura-dō (Halle für die an Götterfesten aufgeführten Pantominen, den Tanz Kagura). Im Anbau am Westende, Ema-dō, hängen Weihbilder für die Götter. Im Tempelpark steht zwischen alten Bäumen ein großer heiliger Kirschbaum.—Das Stadtviertel in der Umgebung des Tempels, Gion Machi, ist voller Vergnügungshäuser, Teehäuser etc.—Nahe nö. vom Giontempel liegt der *Chion-in-Tempel (DE 4), eine der größten Tempelanlagen der Gegend, nördl. vom Maruyamapark, errichtet von der Jōdosekte, begründet 1211 von Enkō Daishi, und von Tokugawa Ieyasu und Iemitsu zur jetzigen Anlage ausgebaut. Die Haupthalle Hondō enthält im Mittelschrein ein geschnitztes Buddhabild; hinter ihr die Versammlungshalle Senjōjiki (»Halle der 1000 Matten«); östl. davon das Kloster Hōjō, durch einen prächtigen Garten in zwei Teile geteilt; seine Zimmer sind nach den sie schmückenden Meisterbildern der Kanōschule (Storch, Kranich, Pflaume, Chrysanthemum etc.) benannt. Die Gänge, uguisu-bari (Nachtigallfluren), geben beim Gehen melodische Geräusche. Seishidō ist der ursprüngliche Chion-in-Tempel, Soshi-byō das Grab des Gründers; im Kwachōbunko sind die Tempelschätze aufbewahrt. Im Gongendō sind Bilder von Shōgunen. Der Glockenturm enthält die 1633 gegossene größte *Glocke Japans, 5,5 m hoch, 3 m Durchmesser, 30 cm dick und 7400 kg schwer. Das Haupttor Sammon des Tempels ist reich geschmückt; von seiner Galerie *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Der Tempelgarten ist voller Kirschbäume.—Nördl. vom Chion-in-Tempel liegt der kleine Shōren-in-Tempel (D 4), dessen Leiter früher stets ein Prinz als Haupt der Tendaisekte war; viele alte Schriftstücke von Mikados sind im Schatze des Tempels.—Nahebei liegt der Awatapalast (E 4), erbaut 879 und bis 1868 von einem kaiserlichen Prinzen als Abt bewohnt.—Nahe nördl. unterhalb des Miyakohotels liegt der Zoologische Garten (E 3), ferner ein stets geöffnetes Gewerbemuseum, Shōhin-shinretsujō (E 3; Malereien, Stickereien, Porzellan-, Bronze-und andre meist neue Kunstsachen mit Angabe des Preises und Verkäufers), die neue städtische Bibliothek und das Gebäude der jährlich im April und Mai geöffneten *Gewerbeausstellung (E 3). Zwischen beiden die Sporthalle des Sportklubs Bushū-Kwai (Präsident ein kaiserl. Prinz), wo Bogenschießen, Schwerterfechten, Jūjitsu geübt wird; Nachm. sehr belebt, Eintritt erlaubt; vom 4.-7. Mai dort große Wettkämpfe. Nahebei [S. 376] die große Anlage des Daikyoku-den oder Heian-jingū, eine getreue Nachbildung des Tempels im ersten Kaiserpalast zu Kyōto vor 1100 Jahren.—Weiter nördl. die Gebäude der Kaiserlichen Universität (D 2; mit vier Fakultäten: Medizin, Literatur, Rechts-und Ingenieurwesen) und andrer Schulen im alten Samuraiviertel Yoshida, dabei der niedrige Yoshidayama mit Shintōtempeln und prächtigem Rundblick.—Östl. davon liegt am Fuße des Daimonjiyama der Ginkaku-ji (E 1) am NO.-Ende der Stadt, 1479 als Landsitz vom abgedankten Shōgun Ashikaga Yoshimasa erbaut (dort entwickelte er das heute noch übliche Teezeremoniell, Cha-no-yu, zur höchsten Vollendung), nach seinem Tode 1490 in einen buddhistischen Tempel umgewandelt. Im alten Gebäude Tōkyū-dō ist der berühmteste Teezeremoniellraum Japans (nach dem Kanon 41/2 Matten groß); Wände und Schieber tragen berühmte Gemälde von Kanō Motonobu, Ōkyo, Sōami und Kanō Einō. Im Mittelraum Bilder der Kwannon und des Yoshimasa in Priestergewändern. Paneele von Buson und Taigadō in andern Räumen; prächtige Kakemonos, Kuriositäten und Zeremoniellteegerät in einem Pavillon. Daneben eine Buddhahalle.— Im südlichen Garten steht der feine Silberpavillon Ginkaku, eine Nachbildung des von Yoshimitsu (Großvater Yoshimasas) erbauten Kinkaku, in einem der schönsten Landschaftsgärten Japans mit Teich, Insel, Brücken, ausgewählten Pflanzen und Felsen.
Zwischen Ginkaku-ji und dem Miyakohotel liegen am östl. Bergrand die sehenswerten Tempelanlagen von Shishigatani, Eikwandō und Nanzenji; bei letzterm Keage, die schiefe Ebene zwischen dem obern und untern Kanal, wo Boote auf Schienen hinaufgezogen werden. Zwischen dem östl. Bergrand und dem Yoshidayama die schönen Anlagen der Tempel Kurodani (»dunkles Tal«, ein Kloster, im 12. Jahrh. von Hōnen Shōnin gegründet, mit der historischen Fichte Yoroikake no Matsu) und Shinnyodō (mit wertvollen Gemälden). Um den Yoshidayama viele Grabhügel früherer Kaiser (Misasagi).
Am Abhange des Higashi-yama (E 4, 5) liegt nahe südl. vom Awatapalast der reizende Maruyamapark (D 4) mit vielen Teehäusern und mehreren Tempeln.—Südl. liegt in malerischer Landschaft auf Pfahlunterbau am Berghang der größte Kwannontempel *Kiyomizudera (DE 5), 780 vom Priester Enchin gegründet; durch das rote Haupttor Niō-mon steigt man auf Treppen hinauf, beim obern Tor *Aussicht auf die Stadt. Zwei dreistöckige Pagoden und eine grüne große Glocke stehen neben dem Tor. Die Haupthalle, Hondō, steht auf hohem Holzpfeilergerüst; in ihrem Schrein ist das Bild der elfgesichtigen, 1000händigen und 1000äugigen Kwannon; eine breite Veranda, Butai, schwebt über dem Abhang. Östl. vom Haupttempel der schöne Park Nan-en oder Shin Takao mit Wasserfall zum Baden der Wallfahrer, an der Nordseite der Garten Hoku-en, beide mit vielen schönen Plätzen; die Straße zum Tempel enthält lauter Porzellanläden. —Etwa 3 km südl. liegt der Inaritempel (kaiserlicher Shintōtempel 2. Grades), mit der elektr. Straßenbahn bequem zu erreichen; um die ganze Anlage zu sehen, ist über 1 St. Weg durch Torii zu machen, doch kann man abkürzen. Der Tempel ist der Reisgottheit Inari geweiht, 711 gegründet und das Urbild aller andern [S. 377] Inaritempel des Landes, die, wie er, sämtlich rot gestrichen sind. Sein Park erstreckt sich über einen Hügel mit zahllosen Heiligtümern und einigen Fuchsbauten. Am innern Eingang zwei große steinerne Füchse (Diener und Boten Inaris). Vom Gipfel *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Die Tempelfeste im Februar und April sind sehr sehenswert.—Der Tōji-in oder Osttempel mit Pagode rührt noch aus der Zeit der Stadtgründung her.
Die Bahn Kyōto-Nagoya kreuzt das Becken des Biwasees, übersteigt sodann den Bergzug, der die nur 90 km breite Einschnürung Hondos zwischen der Wakasa-und der Owaribai nordsüdl. durchzieht und erreicht die Deltaebene des Kisogawa, in der Nagoya liegt. —Mit der Tōkaidōstaatsbahn fährt man (l. sitzen!) vom Kyōtohauptbahnhof Shichijō (Bahnwirtschaft) über (3 km) Inari (S. 376), (8 km) Yamashina nach (16 km) Baba, Bahnhof für Ōtsu (S. 378), dann über das Südende des Biwasees, wobei man r. die alte berühmte lange Brücke (Seta no Nagahashi) bei Seta sieht, dann nordöstl. nahe dem Seeufer über (26 km) Kusatsu und (66 km) Hikone (Gasthof Rakuraku-tei, mit europäischem Essen) mit Daimyōburg l. auf bewaldetem Hügel, weiter durch schöne Berglandschaft mit vielen Ausblicken auf den Biwasee nach (72 km) Maibara, wo die Bahn den See verläßt, sich östl. ins Gebirge wendend.
Von Maibara weiterfahrend, sieht man l. öfter den Gipfel des Ibuki-yama (etwa 1300 m), eines der »Sieben hohen Berge« Mitteljapans. Starke Steigung bis (83 km) Nagaoka, dann bergab bis (94 km) Seki-ga-hara (altes Schlachtfeld und Sperrfeste der Heerstraße) und weiter in ebenem, gut bebautem Lande über (108 km) Ogaki, mit Daimyōburg r. und Blick auf den fernen Hakusan (2680 m) l., nach
(122 km) Gifu (Gasthöfe: Tamaiya; Tsu-no-kuni-ya, beide 20 Min. vom Bahnbof), Hauptstadt der Provinz Gifu mit 40168 Einw., berühmt durch seine Fabrikation von Papierlaternen und Papier (Minogami); vom Hügel nö. der Stadt *Aussicht; in der Umgegend viel Seidenraupenzucht. In der Nähe, auf dem Nagarafluß, *Fischfang mit Kormoranen.—Hinter Gifu kreuzt die Bahn den Kisogawa und läuft durch fruchtbare Reisfelder nach
(153 km) Nagoya (Nagoya Hôtel, 30 Z., Pens. 6-10 Yen tägl., europ., gut; jap. Gasthof Shinachū; schöne Teehäuser: Tōyō-kwan; Shin Kimpa; Theater: Misono-za, Suehiro-za; Porzellan: Tashiroya, Suzuki, Katō; Cloisonnéarbeiten: Hayashi, Kumeno, Andō, Kawaguchi; Curios: Nakarin, Asahina), Hauptort des Aichi Ken und der Provinz Owari, an der seichten Bucht von Owari, Bahnknotenpunkt, in der Tokugawazeit Sitz der Daimyō von Owari. Die Stadt hat ein großes Schloß des frühern Daimyō (jetzt Kaserne), Präfektur, Hospital, Postamt in europäischem Baustil, großen Tempel und nahezu 400000 Einw., die Rohseide, schöne Stickereien, Emaillierung von Kupfer und Porzellan anfertigen, auch das Porzellan von Seto vertreiben.
Rundfahrt. Mit Rikscha zur großartigen *Daimyōburg Rikyū (O Shiro), umgeben von Zyklopenmauern mit seltsam bedachtem, fünfstöckigem Hauptbau, 1610 erbaut, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Japans. Die geschweiften Dächer sind gekupfert, der Bau ist aus Holz. Oben *Aussicht auf Stadt und Meer. Wer mit Erlaubnisschein (S. 371) versehen, kann die kaiserlichen Gemächer besichtigen, mit kostbaren Goldlackschiebewänden, Alkoven (Tokonoma), Wandschirmen, Kakemono erster Künstler, mit geschnitzten Kasten etc. aus Kampfer-und Kamelienholz, und schönsten Bronzekunstwerken (Malerei meist Kanōschule). Den von Tan-yū mit chinesischen Szenerien dekorierten prächtigsten Raum benutzte der Shōgun, wenn er den Daimyō des Owarigeschlechts besuchte. Die Anlage der Burg erkennt man vom Oberstock; im Schloßgraben wird zahmes Wild gehegt. (Trinkgeld wird vom Schloßwart meist nicht angenommen.)— Sehenswert ist auch der vornehm-stolze buddhistische Tempel *Higashi Hongwanji, abgeschlossen von hohen Mauern, mit uralten Kiefern im Tempelhof. Das doppeldachige Torhaus hat drei reichgeschmückte Portale, die Haupthalle ist ein Meisterwerk modernen Tempelbaues mit vielen Kunstschätzen im Innern.—An der NO.- Grenze der Stadt liegt der Tempel der Go-hyaku Rakan, beachtenswert [S. 381] wegen einer ergötzlichen Sammlung von 500 etwa 60 cm hohen Holzfiguren, Jünger Buddhas (Rakan) darstellend, auf einer Hintergalerie aufgestellt, alle in Ausdruck, Haltung und Attributen voneinander verschieden.
Von Nagoya führt die Bahn durch wildes Gebirge mit vielen Tunneln, häufig Fernblicke auf den Fuji, nach (193 km) Okazaki, Geburtsort des großen Shōguns Ieyasu; zwischen (225 km) Toyohashi und (231 km) Futagawa steht ein Bronzebild der Kwannori l. auf einer Felsenspitze. Bei (241 km) Maizaka erreicht die Bahn die hier flache Küste, l. liegt eine große Lagune, im Hintergrund Berge, r. sieht man die Brandung des Stillen Ozeans. Dann über (261 km) Hamamatsu (gute Gasthöfe am Bahnhof) und (290 km) Kakegawa nach
(354 km) Shizuoka (Daitōkwan Hotel, europ., gelobt, Pens. 7 Yen tägl.; Kiyō-kwan), Hauptstadt der Provinz Suruga mit 48744 Einw. und bedeutender Lackindustrie, Bambusflechtwerk und Teebau in der Umgegend. Sehenswert sind die buddhistischen Tempel Rinzaiji, Sengen (von dessen 105 Stufen hohem Oku-no-in *Aussicht) u. Hodai-in.
Von Shizuoka mit der Bahn weiter über Okitsu (s. oben) längs der Küste der schönen *Surugabucht über (364 km) Kambara, dann durch Zuckerrohrfelder und bei (368 km) Iwabuchi über die Brücke des Fuji-kawa (hier schönster *Anblick des Fuji) durch Marschland längs des Strandes bis (393 km) Numazu (Seebad); dann biegt die Bahn nördl. nach (402 km) Sano (1,6 km vom Bahnhof ein Gasthof am schönen Wasserfall Sano-no-taki) und erreicht
(417 km) Gotemba (Gasthof Furokan, am Bahnhof Gotembakwan; beide europ. Essen), alte Stadt in dem Plateau, das vom Fuji-no-yama zum Hakonegebirge herüberführt, Station für die Besteigung des Fuji (von Yokohama mit der Bahn in 3 St. zu erreichen).— Der berühmte Vulkan *Fuji-no-yama (oder Fuji-san, kurz Fuji; das von den Fremden allgemein gebrauchte Wort Fuji-yama ist unjapanisch!), der höchste und heiligste Berg Japans, oft als Motiv der japanischen Malerei (Hokusai) und Dekorationskunst verwendet, erhebt sich als regelmäßige Pyramide mit abgestumpfter Spitze bis 3778 m. Die ebenmäßige Form des Berges wird nur durch einige kleine parasitäre Krater und durch radiale Wasserrinnen etwas gegliedert. In den Gipfel ist ein Krater von 500 m Durchmesser und 180 m Tiefe eingesenkt. Seit 1708 ruht der Vulkan, darf aber keineswegs als ganz erloschen gelten. Der letzte Ausbruch von 1707/08 war sehr heftig und lieferte in der Hauptsache Asche, die namentlich das ganze südwärts gelegene Gebiet bis 3 m hoch bedeckte. An der Südostseite des Berges öffnete sich eine Spalte, der Lava entquoll; sie bildete den parasitären Kegel Hōei-zan, an dem man beim Aufstieg von Gotemba aus vorüberkommt. Die Kultur steigt in Suruga auf der Südseite (viel Teebau) 600-700 m hoch; dann folgt blumenreiches, baumloses Gebiet (Hara) bis 1500 m, Wald bis 2400 m, dann die Krummholzregion bis 2600 m und schließlich die Region der Hochgebirgsflora, die aus arktischen und alpinen Pflanzenarten gemischt ist. Der Gipfel ist nur im Juli und August schneefrei und wird dann jährlich von 16-20000 buddhistischen Pilgern erstiegen. Der Berg und Umgebung sollen in einen Staatspark umgewandelt werden. Der Fuji-no-yama ist der auffallendste Gipfel in einer Reihe von Vulkanen und aus jungvulkanischem Material aufgebauten Bergen, die sich, längs einer Gebirgsspalte emporgequollen, durch Mittelhondo von SW. nach NO. hindurchzieht und südwestwärts bis zu den Bonininseln und den Marianen zu verfolgen ist. In nächster Nähe des Fuji-san gehören zu diesen vulkanischen Erhebungen der Ashitakayama und das Hakonebergland, weiterhin die Halbinsel Izu zwischen der Suruga-und der Odawarabucht und die Shitshito (7 Inseln) südl. der letztern, von denen mehrere tätige Vulkane sind.
Von Gotemba führt die Bahn im Bogen um das Hakonegebirge durch wilde Gebirgslandschaft mit vielen Tunneln und Brücken über (436 km) Yamakita (Gasthof Asahiya; 1/2 St. vom Bahnhof der 60 m hohe Wasserfall Hirayama-no-taki), dann bergab im Tal des Sakawa-gawa nach
(452 km) Kōzu (Gasthof Kōzu-kwan), Ort am Strande der schönen Odawarabucht (von Yokohama 11/2 St. Fahrzeit), r. die Halbinsel Izu, im Meere die Vulkaninsel Ōshima und l. das Küsteninselchen Enoshima (S. 392).—Man fährt von hier mit elektrischer Straßenbahn in 1 St. auf der alten Heerstraße Tōkaidō vorbei an dem freundlich am Seebadestrand gelegenen, aus einer ganzen Häusergruppe bestehenden Gasthof Shōtō-en (jap. und europ.) und über die Brücke des breiten Sakawa-gawa zur geschichtlich berühmten Seestadt Odawara (Gasthof Koiseya), wo die Straßenbahn vor der Mauerruine [S. 386] der alten Burg hält. Im malerischen Burghain liegt ein 1900 erbautes Schloß des Kronprinzen (kein Zutritt). 10 Min. weiter im Hayakawatal erreicht die Bahn Yumoto (Gasthof Fukuzumi, zum Übernachten wähle man den Gasthof Suzuki, 45 Z., Pens. 3-5 Yen, im benachbarten Dorfe Tōnosawa, 1/2 km talaufwärts, beide Orte mit heißen Bädern). Nun mit Rikscha in 1 St. (mit zwei Kulis etwa 50 sen) oder zu Fuß, Gepäck tragen lassen, in anmutiger Berglandschaft, zuletzt mit starker Steigung über Dōgashima (heiße Quellen und Wasserfall) nach
Miyanoshita (420 m; Fujiya Hôtel, europ., gut, Pens. tägl. 7 Yen, für 2 Pers. 11 Yen, heiße Bäder frei, sehr geeignet zum Erholungsaufenthalt; Hôt. Naraya; Umeya Hotel, jap.; Photograph Shima, neben Fujiya Hôtel), beliebter Sommerfrische für Europäer im Talkessel des Hayakawa, in schöner Umgebung mit vielen Spazierwegen, reinster Luft, schwach salzhaltigen heißen Quellen (für Rheumatiker).
Von Kōzu (S. 385) führt die Tōkaidōstaatsbahn über (484 km) Ōfuna (Zweigbahn nach Kamakura, S. 391) nach (502 km) Yokohama (S. 388), wo Fernschnellzüge nicht am Hauptbahnhof, sondern auf dem Vorortbahnhof Hiranuma, 3 km nördl. von der Stadt, halten.
Dampferfahrt Kōbe-Yokohama in etwa 28 St. Von Kōbe (S. 361) mit SW.-Kurs durch die Idzumi Nada (S. 358) und die malerische Yurastraße zwischen dem Ostkap von Awaji-shima und der kleinen Insel Tomoga-shima hindurch, dann südl. bis Kap Hiino Misaki, von da durch den Kiikanal sö. längs der Küste nach (100 Seem.) Kap Shiwo Misaki mit Leuchtturm; nahebei die mit Fischerdörfern dicht besetzte Insel Ōshima, Mittelpunkt des japanischen Walfischfanges, von der ab durch den Stillen Ozean auf Kap Irosaki (Südspitze der Halbinsel Izu an der Ostseite des Surugagolfs) mit ONO.-Kurs gesteuert wird, bis der Leuchtturm der (174 Seem.) Felseninsel Mikomoto umsteuert ist; diese Fahrt wird oft durch Seegang unbequem. Nun läuft der Dampfer zwischen der Ostküste von Izu und der vulkanischen Vriesinsel (Oshima) mit dem 760 m hohen, stets rauchenden [S. 388] Vulkan Mihara durch und mit nö. Kurs in den Uragakanal ein, der in den Golf von Tōkyō führt; in ihm liegt der (348 Seem.) Hafen von Yokohama.
Vgl. den beifolgenden Plan.
Yokohama, bedeutendster Ausfuhrhafen Japans, liegt auf 35° 36' nördl. Br. (etwa wie Tanger), inmitten der wichtigsten Tee- und Seidebezirke, an der SO.-Küste der Insel Hondo, am SW.-Ufer der Yokohama-Bai, einem westlichen Einschnitt der Tōkyō-oder Yedobai, 37 km von der Einfahrt in diese durch die Uragastraße und ist durch Eisenbahn mit dem 22 km nnö. gelegenen Tōkyō verbunden. Es hat eine gute Reede und ein großes Hafenbecken, das von zwei Wellenbrechern mit durch zwei Leuchttürme gekennzeichneter Einfahrt eingeschlossen ist und an dem ein 600 m langer Hafendamm (Pier), große neue Kais mit geräumigen Lager-und Zollschuppen, drei Trockendocks und ein Schwimmdock (Yokohama Dock Co.) etc. angelegt sind. An den breiten Kai mit kleinern Wellenbrechern, die die English Hatoba (»Hafen«) und French Hatoba, letztere nur für kleine Fahrzeuge bestimmt, bilden, schließt sich die regelmäßig angelegte Stadt, die in drei Teile geschieden ist. Im östlichen liegen die großen europäischen Waren-und Bankhäuser, Gasthöfe und Klubhäuser, im mittlern die Präfektur, das Stadthaus, Hauptpost-und Telegraphenamt (besondere Gebäude für die Auslandpost), Zollhaus etc. in großen Gebäuden; im westlichen die japanische Stadt aus den üblichen Holzhäusern, dazwischen hier und da die mit dicken Lehmwänden gepanzerten feuersichern Speicher (Dozō), worin bei Feuersbrünsten alle wertvolle Habe untergebracht wird. Die Stadt, bis 1855 ein kleines Fischerdorf, wurde damals infolge der mit dem Ausland geschlossenen Verträge dem fremden Handel geöffnet und entwickelte sich seitdem zur ersten Handelsstadt Japans mit (1911) 419630 Einw., darunter 9923 Fremde (6217 Chinesen, 1590 Engländer, 813 Amerikaner, 436 Deutsche, 258 Franzosen, 138 Portugiesen, 114 Schweizer). Es ist Sitz einer Handelskammer, eines kaiserlichen Laboratoriums für Hygiene und hat mehrere Kirchen, eine deutsche Schule und Kirche im »Deutschen Haus« (Bluff 25), mehrere englische Schulen sowie das St. Joseph's College (von franz. Patres geleitet); ferner mehrere japanische Krankenhäuser, das Yokohama General Hospital für Europäer (Bluff 82) und je ein deutsches, englisches und amerikanisches Marinelazarett.—Die Ausfuhr umfaßt Seide und Seidenstoffe, Tee, Kupfer, Holzwaren, Porzellan, Streichhölzer, Lackwaren; die Einfuhr Baumwollengarne, Woll-und Baumwollenstoffe, Zucker, Petroleum, Alkohol, Indigo, Metallwaren.
Rundfahrt. Man fahre durch die Waterstreet und Mainstreet der Fremdenniederlassung (Yamashita-chō), wo sich die besten Läden zu Einkäufen, wie Seidenstoffe und Seidenstickereien, Lacksachen, Bronzen, Cloisonné, Satsuma-und andres Porzellan, japanische Altertümer und Kunstsachen, Elfenbeinschnitzereien etc., befinden. Zu billigern Einkäufen hat man bessere Gelegenheit im japanischen Stadtteil, Honchō-dōri und Benten-dōri. Am Bund, der Hafenstraße, liegen das deutsche Konsulat, der United Club und die größten Hotels. Nachmittags fahre man auf den Bluff (Yamate-chō), am Südende der [S. 391] Stadt, wo in hübschen Gärten die Villen der Europäer und Amerikaner liegen; dort auch das deutsche Marinelazarett (Bluff 40). Am Südende der Mainstreet gelangt man über die Brücke Moita Bashi zur 101-Stufentreppe, die steil auf den Bluff führt, oben bei einem altberühmten Teehaus schöne *Aussicht über Stadt und Hafen. Vom Bluff schöne Spazierfahrten südl. über Kitagata zur Mississippibucht; mehrere gute Teehäuser am Mandarin-Bluff; in Hommoku viele Teehäuser und guter Badestrand, auch in Takigashira dicht am Strande, in lebhaften Fischerdörfern; an der Mississippibucht schön gelegen ein deutsches Gartenrestaurant (an Stelle des 1911 abgebrannten Makado-Hotels, Besitzer C. Hahn). Weiterhin um den Rennplatz herum (bei Negishi) ein schön bewaldeter Weg mit lieblichen Landschaftsbildern; zurück über Nakamura oder Kuraki.
Man rechne für Kamakura und Enoshima und zurück nach Yokohama 1 Tag, außerdem für Kanazawa 1 Tag, Uraga 1 Tag, Misaki 2 Tage.
Mit der Tōkaidōbahn vom Hauptbahnhof in Yokohama sö. über (4 km) Hodogaya und (13 km) Totsuka nach (18 km) Ōfuna, wo man meist in die Zweiglinie umsteigen muß, die in die Sagami-Halbinsel nach Yokosuka führt; erste Station ist *Kamakura (Kaihin-in-Hôtel, gelobt, großartiger Neubau, europ., in einem Piniengehölz in Yuigahama, 1/4 St. mit Rikscha oder Hoteldroschke, am schönen Strand der Sagamibucht; Mitsuhashi, Japan. Gasthof, ebenfalls gut), alte Hauptstadt Ostjapans im 12.-15. Jahrh., jetzt ein stilles Dorf und beliebter Sommerausflug, berühmt durch den *Daibutsu, eine große und schöne, sitzende Buddhafigur aus Bronze, 15 m hoch, 30 m Umfang, Gesichtslänge 2,6 m, Nasenlänge 1,1 m; die Figur ist 1252 erbaut, ihr Tempelumbau ist zweimal, 1369 und 1494, durch Erdbebenflutwellen zerstört worden und seitdem nicht erneuert; im Innern Altäre und eine Treppe bis zu halber Höhe der Statue (Trinkgeld dem führenden Bonzen). Der Daibutsu steht in einem schönen Tempelpark mit Bambus, Kiefern, Kirschbäumen u. dgl.; seitwärts ein hübscher Lotosteich. Ein Seitenweg führt auf eine Anhöhe mit schöner *Aussicht zum Kwannontempel (Hase no Kwannon), mit braungoldiger Figur der Göttin in einer dunkeln Nische, die der führende Bonze mit Kerzen beleuchtet; dicht beim Tempel ist der steile Abhang Inamura-ga-saki. Der Hachimantempel (Tempel des Kriegsgottes), 1073 von Minamoto Yoriyoshi in Yuigahama erbaut, wurde 1193 von Yoritomo auf den Hügel Tsuru-ga-oka verlegt, wo er jetzt steht. Vom Strand aus führt eine prächtige Kiefernallee und breite Steintreppe mit drei Torii hinauf. In der Nahe ein 1000jähriger Ichōbaum (Gingko biloba, eine Konifere, scheinbar Blätter tragend) von fast 6 m Umfang, neben dem der Shōgun Sanetomo 1218 ermordet wurde. Hinter dem Hachimantempel eine reichhaltige Waffensammlung.—Unter den vielen kleinern Tempeln im Gelände von Kamakura ist der Ennōji erwähnenswert, mit berühmter Holzfigur (Arai-no-Emma) des Höllenfürsten Emma-Ō, geschnitzt von [S. 392] Unkei; die Figur wird nur auf besonderes Verlangen vom Bonzen (gegen Trinkgeld) gezeigt. Auch ein heiligen Tauben geweihter Tempel, dessen Tauben so zahm sind wie auf dem Markusplatz in Venedig, ist sehenswert.
Von Kamakura fährt man mit elektr. Straßenbahn etwa 6 km erst durch eine malerische Schlucht, dann längs des Strandes der prächtigen Sagamibucht durch die Dörfer Koshigoe und Katase zur heiligen Insel *Enoshima (Gasthöfe: Iwamoto-in u. Ebisuya im Dorfe; Kinkirō höher über dem Dorfe, besser), die bei Niedrigwasser durch eine trockene Sandbank mit dem Lande verbunden ist; eine schmale, hölzerne Brücke führt zur Insel. Auf ihr das malerische Fischerdorf Enoshima (Seebad), wo Muscheln, Korallen und maritime Seltenheiten feilgeboten werden; ferner ein Wäldchen, Tempelhaine und Gärten. Die Insel ist der Glücksgöttin Benten geweiht (welche die Insel von einem Drachen befreite, indem sie ihn heiratete!). In der 113 m langen und im Eingang 9 m hohen Höhle an der Seeseite (in der der Bentendrache hauste) stehen Verkaufsbuden und kleine Shintōschreine.—Den Rückweg von Enoshima kann man mit Rikscha oder elektr. Bahn über das Seebad Kugenuma (Gasthof Kōshōkwan) nach (4 km) Stat. Fujisawa und von da mit Bahn nach Yokohama nehmen.
An der Ōfunazweigbahn (S. 391) ist die nächste Station hinter Kamakura Zushi, der Bahnhof für das reizende Seebad Hayama (Gasthöfe: Hirayama Hotel; Chōjaen), das 2,5 km sw. von Zushi an der Sagamibucht liegt. Etwa 3 km sö. von Hayama liegt das vorzügliche Seebad *Chōjasaki mit gutem Gasthof; in der Nähe ein Winterschloß des Kronprinzen. Endstation der Ōfunazweigbahn ist Yokosuka (Photographieren verboten! Gasthof: Mitomiya; europ. Restaurant: Kaiyō-ken, nahe der Marinewerft), wichtige Marinestation mit großer Werft und Stadt von 25000 Einw.; auf dem Hügel 1/2 St. vom Bahnhof *Aussicht und Grab von Will. Adams, des ersten Engländers, der von 1600 bis 1620 in Japan lebte. Von Yokosuka fährt man mit Rikscha auf schönem Wege (halbwegs in Ōtsu eine Wirtschaft an gutem Badestrand) 7 km bis Uraga (Gasth. Tokudaya in Higashi-Uraga), Hafenstadt an beiden Seiten einer schönen, schmalen Bucht, mit zwei großen Trockendocks und lebhaftem Schiffsverkehr; Dampfergelegenheit nach Tōkyō täglich; Fahrzeit 4 St. Von Uraga [S. 393] Ausflug mit Rikscha 16 km nach Misaki (Gasth. Aoyagi) am Südende der Sagamihalbinsel; etwa 3 km nördl. davon liegt das Maritimbiologische Laboratorium (Misaki Rinkai Jikken-jō) der kaiserlichen Universität von Tōkyō.—Von hier kann man längs der Küste der Sagamibucht mit Rikscha 20 km nach Chōjasaki (s. oben) und dann über Zushi nach Yokohama zurückgelangen.
Eisenbahn Yokohama-Tōkyō (29 km), die älteste Bahnstrecke Japans, 1872 eröffnet, jetzt zur Tokaidōbahn gehörig; Fahrzeit 28-54 Min. Vom Hauptbahnhof über die Vorstadt (3 km) Kanagawa (das einst an Stelle des jetzigen Yokohama dem Fremdhandel diente) Higashi-Kanagawa (Zweigbahn nach Hachiōji), Tsurumi, Kawasaki, Kamata (Irisgärten), Ōmori nach (24 km) Shinagawa (umsteigen, wer die Vorortbahn oder die Nordbahnen von Tōkyō benutzen will). Die Fahrt bietet l. schöne Ausblicke auf den Fuji (S. 384), auf Dörfer, Brücken, Reisfelder und Kirschbaumpflanzungen (während der Blütezeit ein liebliches Bild). Kurz vor Tōkyō r. Ausblick auf die Tōkyōbucht und die Hafenbefestigungen (alte, von Niederländern gebaute Forts). Dann durch Vorstädte mit vielen Fabrikschornsteinen und vorbei am Shibapark und dem Sommerpalast Hama Rikyū zum Hauptbahnhof (Shimbashi) von (29 km) Tōkyō.
Vgl. beifolgenden Plan.
Tōkyō (auch Tōkei, spr. tōkē, »Osthauptstadt«), Hauptstadt des japanischen Reiches und Residenz des Kaisers, früher Yedo genannt, am NW.-Ende der seichten Tōkyōbucht (Yedobucht; daher Yokohama die Hafenstadt von Tōkyō trotz dessen Lage am Meer) und am Südende der größten Ebene Hondos, an der Mündung des Sumidagawa, über den fünf große Brücken (Azuma-, Umaya-, Ryō-goku-bashu, Ōhashi, Eitai-bashi) führen, durchschnitten von Kanälen, Ausgangspunkt von Bahnen nach sechs Richtungen. Die Stadt, mit 2186079 Einw., wird von dem Sumidagawa in zwei Teile geschieden, einen kleinern östlichen, der bis zum Nakagawa reicht, und einen größern westlichen, den eine Mauer bis zum Fluß und zur Tōkyōbucht umgibt, und der den Palast des Kaisers (S. 397) enthält. Diesen Stadtteil umschließt ringsum die eigentliche Stadt, zum größten Teil noch aus einstöckigen Holzhäusern bestehend, daher sehr ausgedehnt und oft durch Feuersbrünste heimgesucht. Die Geschäftshäuser in den Hauptstraßen bestehen daher gewöhnlich aus feuersichern Lehm-oder Backsteinspeichern, und auch die vornehmern Privatwohnungen sind meist mit solchen Dozō versehen (ähnlich im ganzen Lande). Unter den seltenen großartigern Gebäuden japanischer Bauart sind zu nennen einige prächtige buddhistische Tempel mit kunstvoller, vergoldeter Holzschnitzerei, Klöster, Grabdenkmäler der letzten Shōgune in Shiba und Ueno (S. 398). Im westl. Teil der Stadt wohnen die Botschafter von Deutschland (Pl. 1), England (Pl. 3), Rußland etc., und hier steht unweit Shimbashi der Palast Hamagoten, der für fremde fürstliche Gäste des Kaisers bestimmt ist. Tōkyō ist Sitz der Regierung, des höchsten Gerichtshofs, des kaiserlichen Gardekorps und der ersten Division der Armee und der geistige Mittelpunkt des Reiches. Außer einer kaiserlichen Universität (Teikoku Daigaku, in Hongō gelegen) besitzt es mehrere stark besuchte Privatuniversitäten, ein Realgymnasium (Erste Kōtō-Gakkō), eine höhere Normalschule, Blinden-und Taubstummenanstalt, Handelsakademie, Gewerbeschule, Ackerbau-und Forstschule, Musikschule, zahlreiche Mittelschulen, Lehrerseminare etc., eine kaiserl. Akademie der Wissenschaften mit 60 vom Kaiser ernannten Mitgliedern, eine Kunstschule und ein Museum im Uenopark, eine öffentliche Bibliothek von 300000 Bänden, eine zweite von 30000 Bänden in europäischen Sprachen, Geographische Gesellschaft, 316 Zeitungen und Zeitschriften, darunter die »Transactions of the Asiatic Society of Japan«und die »Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur-und Völkerkunde Ostasiens«. Die sehr bedeutende Industrie erzeugt namentlich Seiden-und Lackwaren, Fayence, Porzellan, Email; es bestehen große Schiffswerften und Maschinenbauwerkstätten. Der Handel mit dem Inland ist sehr bedeutend, während der mit dem Ausland meist über Yokohama geht. Die Stadt ist seit 1869 dem Fremdenverkehr geöffnet.—Yedo ist aus einem Fischerdorf entstanden, bei dem 1456 Ōta Dōkwan ein großes Schloß baute; die Stadt blühte erst auf, als der erste Tokugawa Shōgun Ieyasu 1603 seine Residenz hierher verlegte.
Rundfahrt. Vom Shimbashibahnhof, hinter dem nach der Seeseite der kaiserliche Sonderpalast Hama-Rikyū liegt, wo gegen [S. 397] Ende April jedes Jahres das kaiserliche Kirschblüten-Gartenfest abgehalten wird (Einladungen dazu, wie im November zum Chrysanthemumfest im Akasaka-Palast, vermitteln die Botschafter bei rechtzeitiger Meldung), fahre man mit Rikscha l. und nördl. in das Stadtviertel, in dem die Ministerien (in nüchternem, europäischen Stil erbaut) liegen; man fährt am Stadtgraben entlang bis zum Tōkyō-Klubhaus (Pl. 5), gegenüber dem Imperial Hôtel. Nahe beim Hotel der weite, erst in neuester Zeit angelegte Stadtpark Hibiya-Kōen mit Restaurants Matsumoto-rō und Sankyōtei, sowie der Hibiya Daijingū, eine Nachbildung des Großen Schreins von Ise. Auf einem Hügel liegt r. der Palast des Marquis Nabeshima, des frühern Daimyō von Hizen, lange Oberzeremonienmeister des kaiserlichen Hofes. Gegenüber auf bewaldeter Anhöhe steht der Sannōtempel.—Neben ihm beginnt das vornehmste Stadtviertel Nagata-chō, mit den Palästen der Prinzen Kitashirakawa und Arisugawa, den Gebäuden des Auswärtigen Amts, des Generalstabs (Pl. 6) und der fremden Gesandtschaften. Innerhalb dieses sogen. Daimyōviertels (Daimyō Kōji) liegt auf niedrigem Hügel, mit breitem Wassergraben und zyklopischen Mauern umgeben, das O-Shiro oder Schloß mit dem Kaiserpalast, das Schatzamt und andre Ministerien, Wohngebäude und prachtvolle Gärten, wo einst die frühern Daimyōs mit Gefolge residierten. Der Kaiserpalast (Zutritt nur bei Audienzen und Festlichkeiten durch Vermittelung der Botschaft, sonst dem Publikum unzugänglich), 1889 neu erbaut, hat viele Empfangsräume, meist durch Kristallglasschiebetüren getrennt, mit Seidentapeten und reichgemalten Holzdecken, viele Räume vornehm-einfach, andre, z. B. die Banketthalle, reich vergoldet. Die Möbel stammen zum Teil aus Deutschland. Der Park ist reich an Kirschbäumen.— Auf dem Platze gegenüber der Schloßbrücke Nijūbashi steht das 1900 errichtete Bronzestandbild des kaisertreuen Feldherrn Kusunoki Masashige (gest. 1336).—In der Nähe das 1910 errichtete Denkmal des Marquis Itō (berühmter Staatsmann und 1906 bis zu seiner Ermordung [1909] Generalgouverneur von Korea). In der Nähe die sehenswerte Regierungsdruckerei Insatsu Kyoku (Pl. 12) und mehrere Ministerien.—Nahe nördl. von der Nordbrücke, die zum Kaiserpalast führt, liegt der *Shōkonshatempel (»Schrein zur Einladung der abgeschiedenen Geister«, auch Yasu-kuni-jinja, »Schrein des friedlichen Landes«, genannt) auf dem flachen Kudanhügel, ein 1869 erbauter Shintōtempel reinen Stils, in welchem die Manen der im Restaurationsjahr 1868, in der Saga-Unruhe 1874 und in der Satsuma-Rebellion 1877 auf kaiserlicher Seite Gefallenen, sowie der im chinesisch-japanischen (1894/95) und russisch-japanischen (1904/05) Feldzuge gebliebenen Krieger von Staats wegen verehrt werden; vor ihm ein riesiger bronzener Torii; hinter ihm ein schöner Park. Gleich r. vom Tempel liegt das Waffenmuseum, *Yūshūkwan (geöffnet von 8-4 Uhr im Sommer, 9-3 Uhr im Winter, Eintritt 3 sen), mit sehenswerter Sammlung altjapanischer Waffen, besonders prächtiger Schwerter, Rüstungen, Schloßmodelle, und vielen Beutestücken aus dem chinesischen und dem russischen Kriege. Die den Rennplatz vor dem Tempel durchziehende Doppelreihe granitener [S. 398] Laternen wurde 1878 vom japanischen Adel gestiftet; hier steht auch die Bronzestatue des Patrioten Ōmura, das erste in Japan errichtete Denkmal (1892) dieser Art. Am Fuße des Hügels Kudanzaka steht der Ontakeschrein (Pl. 11), in dem der Feuergang am 9. April und 17. Sept. ausgeführt wird.—Nun über den äußern Graben zum Hōhei Kōshō (Arsenal, Gewehrfabrik) im Koishikawa-Distrikt. Zutritt nur mit Erlaubnis der Militärbehörden. Zum Arsenal gehört der schönste Landschaftsgarten Tōkyōs, der *Kōraku-en, einst Besitztum des Fürsten von Mito, im 17. Jahrh. von einem chinesischen Literaten, der beim Zusammenbruch der Ming-Dynastie in Japan Zuflucht fand, angelegt.—Nicht weit davon die Jūjitsu-Schule des Prof. Kanō; im N. des Distrikts der *Botanische Garten (Shokubutsu-en) der kaiserl. Universität, ebenfalls ein alter Daimyōpark mit schönen Landschaftsbildern (täglich bis 4 Uhr geöffnet; Pflanzenverkauf).—Im äußersten NW. des Koishikawa-Distrikts liegt der Buddhatempel Gokoku-ji mit Priesterseminar der Shingon-Sekte; der Hauptschatz des Tempels, ein ungeheures Kakemono von Kanō Yasunobu (Buddhas Eingang ins Nirvana), wird nur im April gezeigt. Dahinter die neuen Begräbnisplätze der kaiserlichen Familie (nicht zugänglich).—Östl. vom Botanischen Garten im Hongōdistrikt die kaiserliche Universität (Teikoku Daigaku), mit (Sept. 1909) 5699 Studenten, verteilt in sechs Fakultäten: Medizin, Rechts-und Staatswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, Philosophie, Geschichte, Literatur, Agrikultur (letztere hat ihre weit ausgedehnten Grundstücke in der Vorstadt Komaba). Vorlesungen in japanischer Sprache, die fremden Professoren und Lektoren dozieren aber in deutscher (deutsche Literatur und deutsches Recht), englischer und französischer Sprache; ebenda die Universitätskliniken.—Nö. davon die Blumengärten von Dango-zaka (große Chrysanthemenausstellung im November). Darstellungen aus der japanischen Geschichte mit lebensgroßen Puppen in Chrysanthemumkleidern).—Von der Universität fährt man um den Lotosteich *Shinobazu no Ike herum zum südlichen Haupteingang in den *Uenopark, beliebten Ausflugsort, besonders während der Kirschblüte; vor dem Hügel führt r. eine Treppe auf eine Anhöhe, von der schöne Aussicht nach dem Asakusatempel hin und über die Stadt; l. ein kleiner buddhistischer Kwannontempel.—Dann zurück zum Hauptweg, der durch die berühmte *Kirschenallee führt; l. liegt der Lotosteich, auf dessen kleiner Halbinsel ein Heiligenschrein der Göttin Benten.—Etwas weiterhin das *Seiyōken-Hotel und Speisehaus mit schönem Blick über den Teich und die Universitätsbauten. Dicht neben dem Speisehaus ist ein Daibutsu, ein Bronzebuddha von 6,5 m Höhe aus dem Jahre 1660.— Weiterhin l. ein Tor mit Kugelspuren aus der Schlacht im Uenopark 1868; dahinter eine große Steinlaterne (eine der drei größten Japans) aus dem 17. Jahrh.—In der schönen Kryptomerienallee eine alte Pagode und am Ende einer Reihe von Steinlaternen der den Manen des Ieyasu geweihte Tōshōgū-Schrein. Das prachtvolle, geschnitzte und vergoldete Tor davor ist 1890 restauriert worden; das gleiche soll mit dem Tempel geschehen. Der Hauptweg führt zum *Ueno-Museum [S. 399] (Hakubutsukwan), geöffnet 8-5 Uhr im Sommer, 9-4 Uhr im Winter, geschlossen 25. Dez. bis 4. Jan. und alle Montage; Eintritt 5 sen.
Vom Museum führt r. ein Weg zur Kunstschule (Bijutsu Gakkō), Eintritt nur auf Empfehlung gestattet. In der Nähe die staatliche Musikschule, die jährlich mehrmals größere europäische Konzerte veranstaltet, und an der auch europäische (meist deutsche) Musiklehrer wirken; eine Volksbibliothek und Lesehalle (Toshokwan) und die Gelehrtenakademie Gakushi Kwai-in sowie ein kleiner Zoologischer Garten (Dōbuts-en, Eintritt 4 sen).—Von der Lesehalle führt r. eine Allee zu den Shōgungräbern (Go Reiya): Haupttor geschlossen, l. führt eine Seitenpforte zum Priesterhaus, wo ein Priester gegen Spende in die prächtigen Tempelgebäude hineinführt, die reich an Malereien sind und hinter denen die Grabmäler von sechs Shōgunen der Tokugawafamilie (des 4., 5., 8., 10., 11. und 13. Shōguns) liegen.— Im Uenopark auch der Basar Shōhin Chinretsu-jō, mehrere Hallen für moderne Kunstausstellungen sowie der buddhistische Tempel Ryō Daishi (Jigen-dō).—Östl. vom Uenobahnhof liegt die große Tempelanlage Higashi Hongwanji (volkstümlich Monzeki) der buddhistischen Montosekte, 1657 erbaut, jetzt mit eisernem Netzwerk zum Schutz gegen Feuerbrandstücke aus der Umgebung; der Haupttempel ist innen und außen mit Schnitzereien reich geschmückt.—Etwas nö. davon steht der große buddhistische Tempel Sensōji, meist *Asakusa Kwannon genannt; die goldene Statuette der Gnadengöttin Kwannon im Tempel wurde nach der Legende im 6. Jahrh. an der Sumidagawamündung aufgefischt (die Statuette wird nie gezeigt, sie soll nur 5 cm groß sein; eine größere neuere Nachbildung steht vor dem Hauptaltar und wird am 23. Dez. gezeigt. Der Tempel ist sehr volkstümlich, mehr »Wurstelprater« als Heiligtum, stets stark besucht: vor dem Tempel Buden mit tauchenden Meerjungfern, Ziege mit fünf Beinen, Akrobaten, Momentphotographen, dressierten Affen, Zweikampfspielen, dann Verkaufsbuden mit Taubenfutter (die Tauben sind zahm wie auf dem Markusplatz in Venedig), Quacksalbermedizinen, [S. 400] Zuckerzeug, Spielsachen, Eßwaren aller Art etc. (Vorzügliche Gelegenheit, das Volksleben zu beobachten.) So. Nm. und am 17. und 18. jedes Monats ist der Tempel am stärksten besucht. Vor dem zweistöckigen Tempeltor sind Figuren der Tempelwächter (Ni-ō) hinter Holzgittern; l. ist ein Fudōschrein, und davor ein Jizōschrein mit Gebetsrad (goshō-guruma) ähnlich den tibetanischen, doch im Gebrauch verschieden. Im Tempelhofe steht r. auf einer Anhöhe die Asakusaglocke, deren Ton die Gottheit anruft. In der Haupthalle des Tempels sind so viele Laternen, Fahnen, Götzenbilder, chinesische Trommeln, daß man im Hintergrunde kaum die Figur der Kwannon entdecken kann; der Zugang zu deren *Hochaltar ist gegen Spende durch einen der Bonzen zu erreichen; auf der Rückseite des Hochaltars (Ura Kwannon) sind schöne Wandgemälde (selten!) auf Lackgrund. In der Ecke r. im Haupttempel ist die berühmte sitzende Figur des Helfers und Heilers aller Kranken, des Gottes Binzuru (als Verehrer des Weibes wird er meist außerhalb des Allerheiligsten aufgestellt).
L. von den Tempelgebäuden steht auf dem öffentlichen Platze, Asakusa Kōenchi, der zwölfstöckige, 67 m hohe Turm *Ryō-un-kaku (Pl. D 2), im Volksmund Jū-ni-kai (zwölf Stock) genannt, 1890 erbaut, von dem man großartige *Aussicht über die Stadt hat.— Etwa 1/2 km nördl. liegt das weltbekannte *Yoshiwara mit ganzen Straßen von zwei-und dreistöckigen »Mädchenhäusern«, nach der Straße mit Gittern, hinter denen man die Huldinnen in den verschiedensten altjapanischen Kostümen bewundern kann (auch für Damen sehenswert!). In dem Stadtteil herrscht vorzügliche Ordnung und Polizeiaufsicht. Yoshiwara, d. h. »Schilfgefilde«, ist der individuelle Name nur dieses Freudenviertels (generelle Bezeichnung yūkaku) in Tōkyō. Im Frühjahr 1911 ist das ganze Yoshiwara ein Raub der Flammen geworden. Es ist zwar neu im Entstehen begriffen, wird aber nie wieder die alte Pracht erreichen.—Am l. Ufer des Sumidagawa, gegenüber von Asakusa Kwannon, läuft die berühmte *Kirschbaumallee von Mukōjima etwa 2 km nordwärts; am Anfang der Satake Yashikigarten, ein Muster japanischer Landschaftsgärtnerei, ehemals einem Daimyō, jetzt der Dai Nihon-Bierbrauerei gehörig, ferner der »Garten der 100 Blumen« (sehenswert). Am Ende der Allee gutes europäisches Restaurant (Kwagetsu Kwadan); am Ufer des Flusses hübsche Teehäuser; dort Volksfest während der Kirschblüte.
Vom Shimbashi-Bahnhof führt eine lange, enge Straße, anfangs Hikage-chō, dann Shimmei-mae genannt, mit vielen Läden, zum Haupttor (Daimon) des **Shibaparks (Shiba Kōenchi), an dem r. der Kwankōba, einer der besten Basare Tōkyōs (mit festen Preisen) liegt. Der Park hat prächtige uralte Kryptomerien und ist mit Bronze- und Steinlaternen geschmückt. Die sechs buddhistischen Shibatempel rechnen zu den Hauptwerken der japanischen Kunst; sie enthalten die Grabdenkmäler von sechs Shōgunen aus dem Tokugawageschlecht, sind reich ausgestattet mit Schnitzereien, Seidenstickereien, Stoffmalereien und Lackkunstsachen, besonders in Goldlack. (Man widme den Vormittag eines schönen Tages der Besichtigung.) [S. 401] Die Todesjahre der hier begrabenen Shōgune sind 1632 (Shōgun Hidetada), 1713 (Ienobu), 1716 (Ietsugu), 1761 (Ieshige), 1853 (Ieyoshi) und 1866 (Iemochi).—Unmittelbar gegenüber vom Basar (Kwankōba) liegt der Eingang zum Grabmal der Shōgune Ietsugu und Ieshige; ein prächtiges Tor (Ni-ten Mon) führt in einen Hof mit von Daimyōs gestifteten Steinlaternen, am ändern Ende ist das Tor der kaiserlichen Tafel (Choku-gaku Mon), mit Goldinschrift; Drachen umringeln das Tor, durch das man in den innern Tempelhof mit 212 Bronzelaternen gelangt, wo r. ein Glockenturm, l. eine Zisterne mit heiligem Wasser liegt. Ein drittes Tor (O Kara Mon) mit Galerien und einer Kolonnade schwarzer Pfeiler führt zum Tempeltor, das prächtige Schnitzereien (den auf-und absteigenden Drachen, Nobori-ryū und Kudari-ryū zeigt. Eintritt in die Tempelhalle (Schuhe ausziehen!) gegen Spende von 20 sen an den Wächter. Jede Halle ist dreiteilig: äußeres Oratorium (Haiden), Korridor (Ai-no-ma) und Allerheiligstes (Honden); alles reich in Gold und Farben. Der Altar besteht aus Goldlack und Bronze mit Figuren der Shōgune (die nie gezeigt werden) und Götterfiguren (Kwannon, Benten, Shi-Tennō). Überall als Ornament das Dreiblattwappen Kamo-aoi der Tokugawafamilie. —Dann gelangt man durch einen schönen Hof mit Bronzelaternen zu einer Steintreppe, die zu den pagodenähnlichen, einfachen Grabmälern führt. Die Särge sollen 6 m unter den Denkmälern liegen.—Man verläßt diesen Tempel durch das Tor Chokugaku Mon, gelangt dann r. durch eine Reihe Steinlaternen wieder an ein prächtig geschnitztes Tor, hinter dem ein ähnlicher Tempel mit den Grabmälern der Shōgune Ienobu, Ieyoshi und Iemochi liegt (wer Zeit hat, besichtige auch diese Anlage, da sie noch prächtigern Kunstschmuck zeigt).—Eine kleine Seitentür r. führt von da in den Hauptweg, in dem l. hinter dem alten großen Tore (Sammon) der Zōjōjitempel liegt; eine steile Treppe führt in den Oberstock des Tempels, worin Figuren von Shaka (= Buddha) mit Fugen und Monju in Gold, zu den Seiten buntfarbige Figuren der 16 Heiligen (Rakan) stehen. Die große Glocke r., Priesterwohnungen l. Die Haupthalle (Hondō) des Tempels ist leider am 3. März 1910 infolge fahrlässiger Brandstiftung darunter nächtigender Bettler ein Raub der Flammen geworden.—Der kleine Tempel dahinter, Gokoku-den, enthält die vom Shōgun Leyasu hochverehrte »Schwarze Statue« (Kuro-Honzon) des Amida (Amitiābha) von Eshin, eingeschlossen in Goldschrein.— Aus der Zōjōjianlage gelangt man durch eine Tür r. zum Totentempel Ten-ei-in, mit prächtig vergoldetem Allerheiligsten, worin die Schreine der Gemahlinnen und einer Genossin der Shōgune stehen.—Von diesem Tempel gelangt man zum *Tempel des Shōgun Hidetada, dessen Allerheiligstes mit feenhafter Pracht ausgeschmückt ist, ebenso wie die von Goldlack strotzende achteckige Halle *Hakkaku-dō, die das Grabmal Hidetadas enthält, in dessen Schrein aber nur ein Bild des Shōgun und seine Totentafel, während sein Leib unter dem Pflaster ruht.—Kehrt man nun zum Hauptweg zurück, so gelangt man r. bald zu einem großen Tor, das zum Tempel Ankoku-den führt, dessen Halle schöne Gemälde zeigt. Obwohl der Bauart nach buddhistisch, wird der Tempel als Shintōschrein [S. 402] betrachtet, was durch die Gohei (Papierstreifen, shintōistisches Emblem) gekennzeichnet wird. Am 17. jedes Monats wird hier der Shōgun Ieyasu als Shintōgott Tōshōgū verehrt; dann wird sein hölzernes Bildnis gezeigt.—Hinter dieser Tempelanlage erhebt sich der kleine Hügel *Maruyama, von dem schöne *Aussicht über die Tōkyōbucht.—Neben der geschlossenen Pagode am Abhang des Hügels steht das Standbild des Kartographen Inō Chūkei; von da geht man zum kleinen Tempel der Benten auf dem Inselchen des Lotosteiches und weiterhin zum *Red Maple Club (Kōyō-kwan), ein japanisches Teehaus und Restaurant, bekannt durch vorzügliches japanisches Essen und schöne Tanzaufführungen (auf Bestellung Kōyō-odori »Rotahorntanz«, 10-35 Yen). Auch der Shibapark ist am schönsten während der Kirschblüte.—Nicht weit vom Maple Club liegt der kleine Hügel *Atagoyama, zu dem eine steile »Männertreppe« (Otoko-zaka) und eine bequeme »Frauentreppe« (Onna-zaka) hinaufführen; oben steht das europäische Atago-Hotel (Tōkyō-Hotel) und ein *Aussichtsturm, von dem man den Fuji, das Hakonegebirge und die Tōkyōbucht überblickt.—In der Nähe liegt Ōkura's Kunstmuseum, das bedeutendste Privatmuseum Japans (Erlaubnis zum Eintritt erbitten).—Etwa 2 km südl. vom Red Maple Club, halbwegs nach Shinagawa hin, liegen auf dem Friedhof des buddhistischen Tempels Sengakuji die Gräber der 47 tapfern Rōnin (Shi-jū-sh'chi Shi), Nationalhelden Japans, die in echter Vasallentreue den Tod ihres Herrn rächten und dann das Todesurteil des Shōgun—Harakiri (Bauchaufschlitzen)—vor dem Grabe ihres Herrn im Jahre 1701 an sich vollzogen. Alljährlich wandern noch heute Tausende zu den Gräbern und ehren die Helden durch Verbrennen von Weihrauch und Abgabe ihrer Visitenkarten. Innerhalb des Tempeltors werden die Schwerter und Rüstungen der Rōnin gezeigt; die Gräber liegen an der r. Seite eines kleinen viereckigen Hofs. Im westl. Teil der Stadt liegt der ganz in europäischem Stil gebaute und ausgestattete Akasakapalast, die Residenz des Kronprinzen. In dem sich daran anschließenden herrlichen Landschaftsgarten wird im November, der Zeit der Kikublüte und des roten Ahorns, das kaiserliche Chrysanthemum-Gartenfest abgehalten. Daneben liegt der Aoyamapalast. —Weiter hinaus gegen W. gelangt man zum großen Paradeplatz (Aoyama Rempeijō) und den weitausgedehnten Aoyamafriedhöfen.
Man versäume nicht, durch die Hauptgeschäftsstraße Ginza zu fahren, die etwas nördl. vom Shimbashi-Bahnhof bis zur Brücke Kyōbashi führt, und durch ähnliche breite Straßen über die neugebaute massive Nihombashi (r. davon die Yedobashi, woselbst das Hauptpostamt) zur Suda-chō (wichtiger Kreuzungspunkt der elektrischen Bahnen) und weiter bis zum Uenopark und Uenobahnhof fortgesetzt wird; die Geschäftsstraße Naka-dōri mit vielen Altläden läuft der Fortsetzung der Ginza parallel. In der Nähe das Handelsmuseum des Handels-und Ackerbauministeriums (Kōbiki-chō; geöffnet vom 8. Jan. bis 24. Dez., außer an Tagen nach nationalen Festtagen, von 9-4 Uhr, 10. Juli bis 10. Sept. von 8-2 Uhr; Eintritt frei). Morgens ist auch der Fischmarkt in Nihombashi (Pl. 9) sehenswert; von da östl. gelangt man zur größten Brücke Tōkyōs, [S. 403] Ryōgokubashi, die über den Sumidagawa zum buddhistischen Tempel Ekō-in führt; hier das Amphitheater Kokugi-kwan, wo im Januar und Mai große Ringwettkämpfe stattfinden. Etwa 1,5 km nördl. davon liegt der Shintōtempel Kameido (ein Temman-gū, d. h. Schrein des vergöttlichten Sugawara-no-Michizane) mit sehr schönem Park, besonders sehenswert Ende April, wenn die Glyzinien (Wistarias, japanisch Fuji) blühen; im Teich werden Karpfen und Schildkröten gefüttert. In der Nähe der Pflaumengarten von Kameido (Ume-yashiki), Anfang März viel besucht. Nicht weit davon beginnt die Kirschenallee von Mukōjima (S. 400).—Von der Azumabrücke stromaufwärts erreicht man mit Rikscha in 40 Min. Horikiri, sehenswert zur Zeit der Irisblüte.—Bei Ōji (zweite Station vom Uenobahnhof, 15 Min. Fahrt) der Taki-no-gawa mit herrlichen roten Ahornbäumen (November). —Im W. von Tōkyō: Ōkubo (30 Min. mit Bahn von Iidamachi-Station) zur Zeit der Azaleenblüte; Koganei (11/2 St. von Iidamachi-Station), herrliche Kirschblütenalleen, etwa eine Woche später als Uenopark zu besuchen.—Im SW. Meguro (an der Ringbahn) mit Fudōtempei, angenehm im Sommer.—Im S. Ōmori, zweite Bahnstation von Shimbashi, 15 Min., mit bekanntem Pflaumengarten, Hakkei-en, von wo schöne Aussicht über die Tōkyōbucht; von da etwa 1,5 km nach Ikegami, einem der schönsten Punkte in der Umgebung Tōkyōs. Im Kloster Hommon-ji daselbst starb 1282 der buddhistische Heilige Nichiren; großes Volksfest zu Ehren des Heiligen am 12. und 13. Okt. (Teehäuser Tamba-ya und Akebono-rō).—Wer buddhistisches Leben näher kennen lernen will, mache einen Ausflug nach Narita (etwa 21/2 St. mit der Sōbubahn vom Bahnhof Ryōgoku-bashi) zum Fudōtempei Shinshōji (Gasthof Wakamatsu-ya).
Eisenbahn, Abfahrt mit der Nordbahn (Nippon Tetsudō) vom Uenobahnhof, Fahrpreis I. 3,40 Yen, II. 2,04 Yen, Fahrzeit etwa 5 St. L. sitzen!—Man fährt über (10 km) Akabane, hier Anschluß der Ringbahn für Reisende, die, von Yokohama kommend, in Shinagawa in die Ringbahn (Suburban Railway) umgestiegen sind. Die Bahn folgt meist der alten Landstraße Ōshu Kaidō, deren alte Kiefern-und Zedernalleen man vom Zuge aus sieht; l. der Fuji, r. der stets dampfende Asama. Über (20 km) Urawa und (27 km) Ōmiya (Gasthof Takashimaya Banshorō, Ōmyia machi), mit schönem Shintōtempel Hikawa Jinja, gelangt man nach (54 km) Kurihashi, wo eine schöne eiserne Brücke über den Tonegawa führt. Dann über (61 km) Koga, einem alten Daimyōsitz, nach (77 km) Ōyama (Gasthof Izukura; Zweigbahnen nach Maebashi, S. 408, und nach Mito); und über (92 km) Ishibashi nach (106 km) Utsunomiya (Gasthof Shirokiya), alter Daimyōstadt mit großem Shintōtempel Nikkō Daimyōjin. Hier umsteigen (im Sommer auch ein durchgehender Zug) in die Zweigbahn nach Nikkō, die über (112 km) Togami und (120 km) Kanuma, dann mit Blick auf die Gebirge von Nikkō meist längs der alten Kaiserstraße Reiheishi Kaidō über (129 km) Fubasami, bergauf über (140 km) Imaichi nach (146 km) Hachiishi, dem Bahnhof von Nikkō führt.
Vgl. den Plan S. 405.
Nikkō (610 m), Stadt mit 3500 Einw. in der Provinz Shimotsuke, ist ein berühmter Wallfahrtsort mit herrlichen Tempeln in reizender, vielbesuchter Umgebung am Abhänge des vulkanischen Gebirges Nikkōzan (Berge des Sonnenglanzes) oder Nikkogebirges, am Fuße des erloschenen Vulkans Nantaisan. Die Tempelstadt stammt aus dem 8. Jahrh. und wurde vom 2. Shōgun der Tokugawafamilie zur Grabstätte seines berühmten Vaters Ieyasu (gest. 1616) gewählt; 1651 wurde hier noch der 3. Shōgun, Iemitsu, begraben. Nikkō ist beliebter Sommeraufenthalt und zeigt Anfang November prächtige Laubfärbung der Ahornbäume. Ein japanisches Sprichwort sagt: Brauche nicht das Wort großartig, bevor Du Nikkō gesehen! (»Nikkō wo minai uchi wa, kekkō to iu na!«).
Rundgang. Man besucht zuerst den Palast (Hombō) des Abtes, meist Mangwanji (auch Rinnōji) genannt; l. an der Allee der Westseite dieser Anlage steht ein kleiner Palast Chōyōkwan, Sommeraufenthalt der kaiserlichen Prinzessinnen Tsune-no-Miya und Kaneno-Miya. In der Mangwanjianlage steht die »Halle der drei Buddhas« (Sambutsu-dō) mit großen vergoldeten Figuren des Lichtgottes Amida in der Mitte, r. die 1000händige Kwannon und l. die pferdeköpfige Kwannon. Dahinter im Landschaftsgarten die kupferne Pfeilersäule *Sōrintō, 1643 gegen den Einfluß böser Geister errichtet. Breite Stufen führen zu dem 1618 vom Daimyō von Chikuzen gestifteten granitenen Torii und zum *Ieyasutempel, vor dem l. eine 31 m hohe, fünfstöckige Pagode steht.
Durch das Tor Ni-ō-mon (die buddhistischen Ni-ō sind aber durch die shintōistischen Ama-inu und Koma-inu ersetzt worden) gelangt man in den Tempelhof; oben am Tore sieht man das Fabeltier Baku, das gegen böse Träume schützt, und andre Tierschnitzereien: Löwen, Einhörner, Takujū (sprachbegabte Fabeltiere, die nur in der Ära tugendhafter Fürsten erscheinen sollen), Elefantenköpfe, Tapire, Tiger etc. Im Hof stehen Vorratshäuser für Festgerät und Tempelschätze. L. vom Tor eine große Kōyamakikonifere, die Ieyasu als kleine Topfpflanze gepflegt und auch auf Reisen stets bei sich getragen haben soll. Daneben der Stall für den heiligen Schimmel, dessen Tor die Affenschnitzerei (Sambiki-saru) zeigt. Sehr schön ist das Weihwasserbecken (On Chōzuya) aus einem Granitstück mit Drachendachschmuck. Dahinter steht eine Archivhalle, Kyōzō (Warai-dō), mit buddhistischen Schriften in prächtigen Rotlackbüchergestellen. Im Innern Engelsbilder. Mitten im Hof ein bronzenes Torii mit dem Tokugawawappen in Gold. Treppenstufen führen zum zweiten Hof, in dem zwei Steinlöwen, ein Glockenturm und eine Glocke sowie Bronzelaternen aus Korea, ein holländischer Kandelaber und ein Trommelturm stehen. [S. 406]— Am Ende l. steht der Yakushitempel, der innen sehr farbenprächtig ist. Von hier führen Treppenstufen zu dem prächtigen Tore Yōmeimon, von dem ein Pfeiler absichtlich, um den Neid der Götter zu meiden, fehlerhaft geformt ist; er heißt Ma-yoke no Hashira (Böses abhaltender Pfeiler). Verschiedene Säulenkapitelle und Architrave zeigen Einhorn-und Drachenköpfe, das Balkongeländer zeigt spielende Kinder (Karako-asobi). Durch dieses Tor gelangt man in den Festhof, in dem l. die Halle zur Aufbewahrung der schweren Palankine, worin die Geister von Ieyasu, Hideyoshi und Yoritomo bei Prozessionen umhergetragen werden; daneben ist eine Reliquienausstellung; r. hat man die Bühne für den heiligen Kaguratanz (vgl. S. 368), der sehr sehenswert ist und gegen Geldopfer von der Priesterin ausgeführt wird.
Einige Stufen führen durch das Chinesische Tor (Kara-mon) zum Vortempel (Haiden; Schuhe ausziehen!) mit Shintōgerät, Gohei und rundem Spiegel, und von da durch prächtige Korridore zum Honden (Allerheiligsten), dessen Seitenkapellen aber geschlossen sind. Zu *Ieyasus Grabmal gelangt man vom Kara-mon und an der Kagura-dō (Tanzbühne) vorbei an ein Tor an der Ostseite mit der berühmten Schnitzerei von Hidari Jingorō, »die schlafende Katze« (Nemuri no Neko); dann führt eine lange Steintreppe von etwa 200 Stufen zu dem Hügelgrab. Das Grabmal ist sehr einfach, ein hellfarbiger Bronzeguß, der einer kleinen Pagode ähnelt. Davor steht ein niedriger Steintisch, worauf ein riesiger bronzener Storch steht, der im Schnabel einen Messingleuchter trägt; daneben ein Rauchopferanzünder und eine Vase aus Bronze, mit Lotosblüten und Blättern geziert.—Nachdem man das Mausoleum des Ieyasu wieder verlassen hat, wendet man sich r. und gelangt durch die Allee und einen Torii zum Shintōtempel Futaara Jinja, begründet 782 und dem Friedensgott Ōnamuji geweiht, in dessen Honden alte Schwerter, Lacksachen, Magatama (S. 399), Kostüme etc. zu sehen sind. In einer Ecke des Tempelhofs steht die Bronzelaterne Bakemono Tōrō, 1292 geschenkt, die nachts öfters Teufelsgestalt annahm, bis ein tapferer Krieger ihr den noch sichtbaren Schwerthieb über den Deckel gab.— Nach l. hinabsteigend, erreicht man zwei rotlackierte buddhistische Tempel (Futatsu-dō), durch gedeckte Galerie verbunden, deren größerer Amida geweiht ist. Innen viele buddhistische Bildnisse sowie die Gebeine von Yoritomo (daher der Tempel auch Yoritomo-dō heißt); ein zweites Grab von Yoritomo ist aber in Kamakura (S. 391).— Durch die Galerie gelangt man in eine Allee, die zum Grabe des Abtes Jigen Daishi (auch Tenkai Daisōjō genannt) führt, das indische Stupaform hat und von lebensgroßen Steingötzen bewacht wird; l. davon führt eine Treppe zu den einfachen Gräbern der 13 Prinzäbte von Nikkō.—R. vor der großen Steintreppe liegt das Priesterhaus Ryūkō-in, dessen erstes Tor, ein Ni-ō-mon (mit zwei Paaren Ni-ō, das eine Paar aus dem obenerwähnten Ni-ō-mon des Ieyasu-Tempels hierher versetzt) zum Grabmal des Iemitsu führt, vorbei an einem granitenen Wasserbecken mit Drachendach, dann eine Steintreppe hinauf zum Tore Niten-mon; drei Treppen höher liegt das Teufelstor Yasha-mon, dahinter der Grabtempel, von dem r. eine Treppe [S. 407] auf den Grabhügel führt. Das Grabmal ist aus Bronze, ähnlich dem des Ieyasu; die Bronzetore tragen Sanskritinschriften.
Die Umgebung von Nikkō ist reich an schönen Spazierwegen, für die meist Führer nicht erforderlich sind.
A. Entweder auf der Eisenbahn (in etwa 6 St.) von Nikkō über Utsunomiya, nach (69 km) Oyama (S. 403), dort umsteigen in den Zug der Ryōmōlinie nach (151 km) Maebashi (Gasthof Shiroiya; europ. Speisehaus Akagi-tei), wichtige Handelsstadt für Rohseide mit 34000 Einw., am l. Ufer des Tonegawa, alter Daimyōsitz.— Von hier mit Rikscha in 15 Min. bis zum Endpunkt der Straßenbahn (die auf Vorausbestellung bei der»Basha Tetsudō Kwaisha«auch Wagen am Bahnhof bereitstellt), dann mit dieser in etwa 11/2 St. bis Shibukawa, von da in 2 St. mit Rikscha (2 Kulis) bergauf nach Ikao (s. unten).
B. Oder zu Fuß frühmorgens (mit Gepäckträger als Führer) von Nikkō in 2 Tagen (67 km Fußmarsch) sw. längs des Abfalls des Nikkōgebirges durch das Tal des Watarasegawa; am 1. Tag auf schlechten Wegen über den (13 km) Hosootōge mit 1250 m Paßhöhe. Beim Dorfe Miko-uchi folge man der l. abbiegenden Bergwerksbahn, weil deren Weg meist besser sein soll; man erreicht gegen Mittag (30 km) Ashio (700 m; Hotel Chōwakwan, 24 Z., Pens. 4-7 Yen, europ. Küche), Ort mit berühmtem Kupferbergwerk, in einem tiefen Tal. Die drei Bergwerke sind: Honzan, das größte, nördl. von Ashio; Kotaki westl. und Tsudo dicht beim Gasthof. Der Betrieb ist lebhaft und modern, in Privatbesitz (Furukawa & Co., Tōkyō) und sehenswert. Man übernachte in Ashio nach Besichtigung des nächsten Bergwerks.
Von Ashio frühmorgens Wanderung durch das romantische Tal des Watarase-gawa abwärts über (40 km) Sōri (Gasthof) nach (49 km) Gōdo (Gasthof Tamaya, Mittagessen). Nm. weiter über (53 km) Hanawa (Gasthof) nach (67 km) Ōmama (Hotel Hayashi-rō, am Bahnhof; Toyoda-kwan, in der Stadt), einer langgestreckten Stadt am Fuße des Akagisan.—Von hier mit Eisenbahn (25 km) in 3/4 St. nach (92 km) Maebashi (S. 408); von da mit Rikscha, wie oben beschrieben, nach.
Ikao (Ikao Hotel, europ.; Budayu; Ishizaka, europ. Küche, u. a., jap.; gutes Teehaus), kleiner Bergstadt am NO.-Abhang des Harunasan, 760-826 m ü. M. Die malerische Hauptstraße besteht aus Treppenstufen; westl. hinter den Häusern liegt der steile Abhang Yusawa, wo ein Gießbach schäumt. Ikao ist beliebte Sommerfrische, reich an schönen Aussichten auf das Nikkōgebirge und das Tal des Tonegawa und besitzt heiße, eisenhaltige Quellen von 45° C. Spaziergänge in prächtiger Gegend nach Yumoto (1/4 St.); auf den Kompirasan (1/4 St.); nach Mushi-yu (3/4 St.); über (1/4 St.) Nanae-no-taki (siebenfacher Wasserfall) zum (1 St.) Benten-daki; nach Mizusawa no Kwannon (3/4 St.).
Von Ikao steil bergauf 7 km zum *Harunasee (etwa 1000 m), einem Kratersee zwischen Felswänden mit vorzüglichen Lachsen. Am Südufer entlang (gutes Teehaus, wo man übernachten kann) und l. 1/2 km hinauf gelangt man zum Tenjin-tōge, einer Paßhöhe von etwa 1100 m mit schöner *Aussicht, wo ein kleines Teehaus Haruna liegt. 4 km steil abwärts steht in prächtigem Wald in freundlichem, idyllischem Tal der kleine *Tempel von Haruna mit kunstvollen Holzschnitzereien.
Etwas unterhalb des Tempels ragt die merkwürdig geformte Klippe Kurakake-iwa, auf; einige Minuten weiter liegt das Dörfchen, wo [S. 410] die Frauen und Kinder der Priester wohnen.—Nun bergab auf schönem Wege über Sannokura nach (32 km von Ikao) Matsuida (Bahnhof der Karuizawabahn); von da mit Rikscha etwa 4 km in das kleine Dorf Myōgi (Gasthöfe: Hishiya, 25 Z., Pens. 1-3 Yen), in prächtiger Felsengegend am Fuße steiler, bewaldeter Bergzacken; über dem Dorfe nahe dem Gasthof eine alte malerische Tempelanlage aus dem 10. Jahrh.; von der Haupthalle führt eine Steintreppe zum Oku-no-in (Allerheiligsten). Von da steigt der Fels steil an.
Rückweg von Myōgi nach Matsuida, von da mit der Bahn über (6 km) Yokokawa nach (19 km) Karuizawa (Mikaza Hotel, Karuizawa [S. 411] Hotel, Mampei Hotel, Auston Hotel, sämtl. Pens. 3-9 Yen), Dorf und beliebte Sommerfrische für Europäer aus Yokohama und Tōkyō auf einer Hochebene 1150 m ü. M.; im Sommer Klubs, Konzerte, Bälle. Von hier sehr lohnende, aber anstrengende Besteigung des höchsten aktiven japanischen Vulkans, des *Asama-yama (Führer erforderlich); man reitet in 21/2 St. (Pferd mit europ. Sattel 3 Yen) zum Fuße (18 km); in Oiwake, etwa 10 km unter dem Krater, ist im Sommer Unterkunftsstation im Betrieb; das Donnern des Lavastroms wird als großartig geschildert. Zurück mit der Bahn über (25 km) Takasaki (Gasthof am Bahnhof), eine blühende Gewerbestadt am Karasugawa, alter Daimyōsitz, und (96 km) Ōmiya (S. 403) nach (125 km) Tōkyō (S. 393) und von da zurück nach Yokohama (S. 388).
Der Stille Ozean (Pacific) hat seinen Namen 1521 von Ferd. Magalhães erhalten, der ihn vom Feuerland bis zu den Philippinen in etwa 100 Tagen durchquerte, ohne stürmisches Wetter zu erleben. Schon 1513 hatte Bilbao ihn die Südsee genannt, ein Name, der noch jetzt für den südlicheren inselreichen Teil des Ozeans bei den Seefahrern allgemein üblich ist. Der Stille Ozean ist das größte Weltmeer; er bedeckt fast ein Drittel der Erdoberfläche. Seine größte bisher aufgefundene Tiefe von 9636 m liegt sw. der Marianen. Zwischen Japan und dem gegenüberliegenden Teil Nordamerikas beträgt die Meerestiefe im allgemeinen 5000-5500 m, bei der Annäherung an Nordamerika sinkt sie etwas, östl. der japanischen Inseln erreicht sie dagegen im »Kurilengraben« auf große Strecken mehr als 6000 m. Unter den Winden, die über dem Stillen Ozean wehen, ist der wichtigste der Nordostpassat, dessen Nordgrenze im Sommer etwa unter 33°, im Winter unter 25° nördl. Breite liegt. Die Passatwinde (engl. trade-winds; der Name Passat kommt vom span. passata = Überfahrt) wehen in den Meeren zu beiden Seiten des Äquators gegen die Zone der stärksten Erhitzung hin; dort steigt die erwärmte Luft auf und von beiden Seiten wird beständig Luft zum Ersatz herangesaugt, so daß zwei Zonen sehr gleichmäßig gegen den (thermischen) Äquator wehenden Windes vorhanden sind. Die Passatluftströmung wird aber durch die Erddrehung abgelenkt und tritt daher auf der Nordhalbkugel nicht als reiner Nordwind, sondern als NO.-Wind auf. Da die Zone der größten Erwärmung mit dem Sonnenstande [S. 412] wandert, so verschiebt sich auch die Zone des Passats vom Nordsommer zum Nordwinter südwärts. Innerhalb der Passatzone weht ein zuweilen recht kräftiger, aber stetiger Wind, der der Schiffahrt, auch der Dampfschiffahrt, natürlich viel willkommener ist als die unregelmäßigen Windverhältnisse der weiter nördlicher liegenden Zone mit ihren wandernden Luftdruckwirbeln und den diese begleitenden Stürmen. So ist es erklärlich, daß die direkte Strecke von San Francisco nach Yokohama, die, 4530 Seem. lang, im größten Kreise den Ozean überschreitet und ostwärts nur etwa 14 Tage, westwärts (wegen östl. Stromversetzung durch den Kuro Siwo, s. unten) 17 Tage beanspruchen würde, von den Dampferlinien gemieden wird; denn sie erreicht unter 170° westl. Länge eine höchste Breite von 48° (nur 300 Seem. südl. der Alëuten) und führt durchweg durch das meist windige, häufig stürmische Gebiet außerhalb der Passatgrenze. Dagegen macht der Seeweg über Honolulu zwar einen Umweg nach S. zu, erreicht aber im Sommer schon in etwa 145° östl. L. die Zone des NO.-Passats und verbleibt in ihr bis etwa 130° westl. L.; im Winter, in dem die Nordgrenze des Passats südlicher liegt, hat man zwar auf dem ersten Drittel des Wegs von Yokohama nach Honolulu mit stürmischen Westwinden zu rechnen, kommt aber weiterhin meist durch ruhige und vor allem auch warme Gebiete, so daß der Weg über Honolulu in jeder Jahreszeit empfehlenswert ist.
An Meeresströmungen trifft man östl. von Japan auf die mächtige warme Strömung des Kuro Siwo, das pazifische Gegenstück zum Golfstrom. Weiter östl. ist auf der südl. Route von Meeresströmungen nicht viel zu bemerken, da man sich in dem neutralen Gebiet zwischen dem westwärts gerichteten Nordäquatorialstrom und der östl. Fortsetzung des Kuro Siwo bewegt.
Die Oberflächentemperatur des Meerwassers ist auf dem größten Teile der Fahrt im Jahresmittel höher als 20° C, erst gegen die kalifornische Küste hin nimmt sie rasch ab, da hier kaltes Auftriebwasser aus der Meerestiefe zur Oberfläche empordringt. Die Lufttemperatur ist auch im Winter nicht sehr rauh; in Hawaii erreicht man ja noch einmal die Tropen.—Das durchfahrene Gebiet ist reich an Walen und andern Seetieren, besonders Schweinsfischen (Delphine, Tümmler), sowie an Albatrossen und Seeschwalben.
Von Yokohama (S. 388) steuert man aus der Tōkyōbucht, wie S. 388 beschrieben; vom Südkap Noshima saki, der Einfahrt in den Uragakanal, dampft das Schiff mit etwa Süd-zu Ostkurs in den Stillen Ozean, bis man die Datumgrenze, 180° L., in etwa 30° nördl. Br. schneidet.
Vom 180. Längengrad führt osö. Kurs gut nördlich an kleinen Koralleninseln und Riffen entlang, deren westlichste, die Insel Kuré oder Ocean Island, auf 28° 26' nördl. Br. und 178° 30' westl. L. ein unbewohntes Korallenatoll von etwa 5 Seem. Durchmesser ist. Etwa 50 Seem. östl. liegt das etwas größere Korallenatoll Midway Island, bewohnt, mit Leuchtturm auf etwa 14 m hoher Düne, Telegraphenstation und Landungsplatz des großen amerikanischen Kabels, das von San Francisco über Honolulu, Midway Island und Guam nach den Philippinen führt. Fast 80 Seem. östl. liegt das Atoll Hermes-Riff (Pearl Reef) von etwa 15 Seem. Länge. 145 Seem. sö. davon liegt die von großen Korallenriffen umgebene Lisiansky-Insel (unbewohnt) und 120 Seem. östl. von dieser die bis 15 m hohe, 2 Seem. lange Laysaninsel (bewohnt) mit kleinem Leuchtfeuer, das aber nur im Winter brennt. Weiter nach OSO. liegen das Maroriff, die 50 m hohe Gardnerinsel, dann eine 37 m hohe Inselklippe, die von großen, gefährlichen Riffen umgeben ist und French Frigate Shoal genannt wird. Östl. davon liegt auf 23° 36' nördl. Br. und 164° 40' westl. L. die bis 90 m hohe Neckerinsel, eine vulkanische, etwa 1/2 Seem. lange und sehr schmale Felseninsel mit meist steilen Küstenabhängen (unbewohnt). Der Kurs des Dampfers führt zuweilen nicht weit nördl. von dieser Insel vorbei und dann nahe südl. von der etwa 210 Seem. östlichern, fast ebenso langen, aber 275 m hohen Insel Nihoa (oder Modu Manu, auch Bird Island genannt) vorbei, deren Westgipfel, Millers Pik, nach W. fast senkrecht 275 m steil ins Meer abfällt; auch die Nordseite der Insel ist sehr steil, während man an der Südseite in der Adamsbucht landen kann. Etwa 190 Seem. osö. von Nihoa erscheint die westlichste Insel der Hawaii-Inseln, Niihau; zwischen dieser und der Insel Kauai führt die Kumukahistraße an der Waimeabucht (S. 420) vorbei, um die Südspitze von Oahu nach Honolulu (S. 416).
Honolulu, Hauptstadt der Hawaii-Inseln, unter 21° 18' nördl. Br. und 157° 50' westl. L., an der Südküste der Insel Oahu, deren vorgelagerte Korallenriffe einen für die größten Schiffe brauchbaren Hafen bilden, liegt sehr schön, von Laub-und Fruchtwäldern umrahmt und von schön geformten Bergen überragt. Es ist Sitz der Regierung, eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, hat breite, mit Lava oder Korallenkalk belegte und mit Mangobäumen, Akazien, Mimosen, Palmen eingefaßte Straßen, einen 1882 vollendeten königlichen Palast, jetzt Regierungssitz (Kapitol), ein großes Parlamentsgebäude, viele Schulen, Waisenhaus, amerikanisches Missionsseminar, Wasserleitung, elektrische Straßenbeleuchtung, Feuerwehr, 7 Zeitungen und etwa 45000 Einw. (davon 10000 Weiße). Die Industrie (Eisengießerei, Maschinenwerkstätten, Schiffbau) und der sehr bedeutende Handel liegen in den Händen der Weißen. Honolulu ist eine wunderbar schöne Gartenstadt, einer der schönsten Punkte der Erde, und verdient unbedingt einen Besuch, wenn es auch eigentliche Sehenswürdigkeiten wenig gibt. Es ist zu einem Erholungsaufenthalt sehr geeignet und wegen seines milden, fast das ganze Jahr gleichbleibenden Klimas (Mitteltemperatur des Januar 21,2°, des August 25,3°, höchste im Jahr durchschnittlich eintretende Temperatur 30°, niedrigste 13° C; Niederschlagsmenge gering) ein besuchter Luftkurort für Lungenkranke. Die Vegetation weist alle Arten von Palmen auf, in langen Hecken blüht die»Königin der Nacht«und im Wasser zahllose Lotosblumen. Charakteristisch für Honolulu ist der Sonnenregen; bei schönstem Sonnenschein fällt feiner Wasserstaub, der wie Millionen Perlen glänzt.—Rundfahrt. Da Droschken teuer, benutze man die verschiedenen Linien der elektrischen Straßenbahn, um die weitläufig gebaute Stadt, deren Straßen meist reizende Gärten zeigen, kennen zu lernen. Vor dem alten Königspalast (einem einfach-stattlichen Verandenbau) steht ein Denkmal des Königs Kamehameha I., des Großen. Sehenswert ist das Polynesische Museum (Bernice Pauahi Bishop Museum) mit ethnographischer Sammlung, das ein vollständiges Bild der Kanakenkultur gewährt. Von da fahre man zum Kapiolanipark am Meeresstrand, in dessen Nähe das Strandhotel Moana liegt. Dann zu Fuß auf den etwa 150 m hohen Punch Bowl Hill, einen alten Vulkan, der guten Überblick über Stadt und Umgebung gewährt. Lohnende Ausflüge zu Pferd auf den 600 m hohen Mount Tantalus (oben prachtvolle *Aussicht) oder nach dem Vorort Kaimuki zwischen Bergen hinter Diamond Head.
Vor dem Kapiolanipark am Strand von Waikiki (die elektrische Bahn führt in 20 Min. [5 cts.] dahin) liegt das hochinteressante [S. 420] Aquarium, mit tropischer Meeresfauna.—Lohnend ist eine Rundfahrt (Wagen oder Auto) um den Diamond Head (230 m), einen alten Krater, auf dem der Leuchtturm und starke Befestigungswerke zum Schutz der Hafeneinfahrt liegen.—Den Abend verbringe man im Seebad von Waikiki (Moana Hotel).
Man fährt von Honolulu längs der Südküste der Inseln Molokai (mit Niederlassung [in Kalaupapa, wo der Dampfer Post abgibt] für Aussätzige, Leprakranke, unter denen ein französischer Priester in freiwilliger Abgeschlossenheit für Lebenszeit wirkt), dann durch die Auaustraße zwischen Molokai und dem Westende von Maui l. und der Nordküste der Insel Lanai r., dann längs der SW.-Küste von Maui und durch die Alakeikistraße zwischen Maui l. und der kleinen Insel Kahoolawe r. nach Upolu Point, dem Nordkap der großen Insel Hawaii, dann längs deren Nord-und NO.-Küste nach der Hafenbucht von Hilo (Byronbai), 190 Seem. von Honolulu, die durch vorgelagerte Riffe einigermaßen gegen Seegang geschützt ist.
Hilo (Hilo Hotel) ist der Hauptort der Insel Hawaii, mit etwa 4500 Einw. (meist Chinesen und Japaner). In der Umgebung Zuckerrohrbau. Etwa 3 km westl. von Hilo ist der berühmte, 25 m hohe Regenbogenwasserfall des Wailuku.
Die etwa 6tägige Dampferfahrt von Honolulu nach San Francisco, die meist von gutem Wetter begünstigt ist, führt um Diamond Head (S. 420) herum längs der SW.-Küste der Insel Oahu durch die Kaiwi-Straße zwischen Makapuu Point, dem Ostkap von Oahu, und Kalaau, dem Westkap von Molokai hindurch und dann mit ungefähr onö. Kurs durch den östl. Stillen Ozean auf die 48 km westl. von der San Francisco-Bai gelegenen Farallones-Inseln (»Pfeilerfelsen«) zu, drei granitische Felsen, 81 Hektar groß, Niststätte zahlloser Vögel, [S. 423] deren Eier für den Markt in San Francisco gesammelt werden. Vor den Farallones sichtet man die hohen Berge der kalifornischen Küste des amerikanischen Festlandes bei klarem Wetter schon aus 50 Seem. Abstand vom Lande. An der Nordseite des Golfes ist die Reyes-Huk ein auffälliges Hochland. Ferner erkennt man den 1330 m hohen Helenaberg (30 Seem. landwärts) und den 1180 m hohen Diabloberg (30 Seem. onö. vom Goldenen Tor); vgl. II. Teil, S. 25. Von dem Tamalpais- oder Tafelberg (s. II. Teil, S. 33) erkennt man drei Gipfel, wovon der westliche am höchsten, der mittlere am niedrigsten und der östliche am schärfsten ist. Auch die kegelförmige Insel Südost-Farallon, deren Gipfel (Sugarloaf = Zuckerhut) 100 m hoch ist und einen 9 m hohen, kegelförmigen Leuchtturm trägt, ist leicht zu erkennen; sie bleibt l., man läuft dann auf das Feuerschiff vor der Barre von San Francisco zu, läßt es r. und steuert durch das berühmte *Goldene Tor (Golden Gate, II. Teil, S. 25), eine Meerenge (vgl. den Plan II. Teil, S. 26), in die herrliche *Bai von San Francisco (II. Teil, S. 31); l. kahle Berge, r. Cliff House (II. Teil, S. 33) hinter mächtigen Klippen, auf denen sich Seelöwen sonnen. Dann dreht der Dampfer r. in den Hafen von San Francisco (II. Teil, S. 25).
A.
Aba 353.
Abessinien 37.
Abu Ail, Durchfahrt 35.
— Road Station 66.
Abuto 360.
Acheen Head 155.
Acht Grad-Kanal 105.
Adamsbrücke 124. 106.
Adams Peak 121. 106.
Adamwahanbrücke 81.
Addis-Abeba 37.
— -Alam 37.
Adelé 37.
Aden 38. 105;
Golf 40.
Adoni 100.
Adriatisches Meer 22.
Adschmer, s. Ajmer.
Affenberg 159.
Aga 318.
Agra 83.
Agudo, Monte 234.
Ahmedabad 65.
Ai-oi no Matsu 360.
Ajer-Mantjoer Wasserfall 159.
Ajmer 67.
Akaba, Golf 30. 32.
Akabane 403.
Akama 354.
Akashi 360.
— no Seto 358.
Alakeikistraße 422.
Albay 235.
Alëuten 412.
Alexanderbrücke 312.
Alexandrowo 304.
Aligarh 83.
Ali Sabiet 37.
Allahabad 89.
Alongbucht 187.
Alt-Delhi 73.
Alu Vihara 119.
Alwar 70.
Amarapura 153. 154.
Ambabo 36.
Ambarawa 206.
Ambepussa 115.
Amber 69. 68.
Amida 360.
Aming-Kang 242.
Amoy 241.
Amritsar 76.
Amur und Amurfahrt 317. 323.
Amurbucht 320. 323.
Anambas-Inseln 214.
Anantpur 132.
Anei-Kloof 159.
Angara 315.
Angkor-Thom 185.
— -Wat 185.
Annam 185. 178.
Antung 332.
Anuradhapura 119.
Apo 235.
Arabisches Meer 40.
Arashiyama 379.
Arcot 132.
Argun 317.
Arima 360.
Arita 353.
Arkonam 100. 132.
Asamayama 411. 382.
Aschichö 319.
Aschrafi-Riffe 32.
Ashibe-no-ura 367.
Ashinoyu 386.
Ashio 409.
Askold 320. 323.
Asmara 35.
Asoka-Säule 89.
Assab 35.
Atami 387.
Äthiopien 37.
Atschinsk 314.
Attock 79.
Atushi no Ōshima 354.
Ava 153.
Avalanche Hill 130.
Avisawella 124.
Awaji Shima 358. 387.
Ayanur 132.
Ayuthia 177.
B.
Baba 379.
Bab el-Mandeb, Straße 30. 35. 36.
Badasam 143.
Badulla 123.
Bagan Serai 161.
Baguio 240.
Bahawalpur 81.
Baikalsee 316.
Balangoda 123.
Balapilli 100.
Balasore 133.
Balipitham 104.
Bambusinseln 279.
Bandara 64.
Bandarawela 123.
Bandar Baharu 164.
Bandoeng 203.
Bangalore 131.
Bangka 191.
Bangkok 171.
Bang Koläm 170.
Banker's Glen 244.
Bankipur 95.
Baramula 79.
Baranowitschi 305.
Baroda 65.
Barrackpur 139.
Basilan 253.
Bassein (Birma) 155.
— (Indien) 64.
Batam 189.
Batang-Harau 160.
Batavia (Java) 195.
Bataviabai 190.
Baticalia 124.
Batok 211.
[S. 425]
Batraki 312.
Battambang 185.
Batticaloa 124.
Batu 164.
Bawa Malang 41.
Belawan-Deli 158.
Beliaghatta Stat. 134.
Beliholoya 123.
Benares 90.
Benares-Calcutta 95.
Bengalen, Golf von 134. 143.
Benguet 240.
Benkoelen 160
Bentendaki 409.
Benten-jima 360.
Bentenyama 386.
Beppu 354.
Berber 33.
Berenice-Berge 32.
Beresa 305.
Beresina 305.
Berhampore 133.
Berlin-Moskau-Wladiwostok 301.
Besshi 356.
Bezwada Junction 132.
Bhadrak 133.
Bhamo 153.
Bharoch 65.
Bhayandar 64.
Bhubaneswar 133.
Bienhoa 182.
Bijapur 98.
Bikin 323.
Billiton 191.
Bingo Nada 356. 357.
Binh-dinh 186.
Binnenlandsee, Japanische 356. 354.
Bintang 189.
Birjussa 315.
Birma 143.
Bismarckberg 269.
Bitragunta 132.
Bitterseen 28.
Biwasee und Kanal 378.
Bjelaja 312.
Blagowjeschtschensk 317. 323.
Blakan Mati 168.
Blitong 190.
Bocca Tigris 225.
Bogoola 139.
Bohol 235.
Bolaram 99.
Bombay 53.
Bombay-Calcutta 63.
Bombay-Madras 96.
Bonhaminsel u. Straße 246.
Bonifacio und Straße 25.
Bonininseln 337.
Bore Ghat 97.
Borissow 305.
Boro-Boedoer 206.
Borodino 305.
Borsa 318.
Bowringpet Junction 132.
Brahmaputra 140.
Brest-Litewsk 305.
Brindaban 83.
Brindisi 23.
Brindisi-Bombay 23.
Brindisi-Colombo 105.
Broach 65.
Bromo 211.
Brüder, Die 34.
Buchedu 318.
Buchoi 318.
Buckingham Canal 104.
Buddh Gaya 95.
Buitenzorg 200.
Bukit Gantang 163.
Bulusan 235.
Burjatskaja 318.
Butulan 235.
Byobu-ga-Ura 357.
C.
(vgl. auch unter K).
Calcutta 134.
Calcutta-Darjeeling 139.
Calcutta-Rangoon 143.
Cambodja 179.
Cam-giang 188.
Camiguin 235.
Camp John Hay 240.
Camp One 240.
Cam-ranh 186.
Canloon 235.
Cantonment Station 74.
Capi di Faro (Peloro) 24.
Capri 24.
Cauvery 128. 131.
Cavite 240. 235.
Cawnpore 88.
Cebu 235.
Cécir de Mer 219.
Ceylon 106.
Chabarowsk 323. 317.
Chagoti 79.
Chailar 318.
Chakang 143.
Chandaochezy 319.
Chandernagore 96. 139.
Changchun 324.
Ch'ang-hsin-tien 299.
Changling 297.
Ch'ang-p'ing-chou 295. 297.
Charbin 318.
Charbin-Dairen 323.
Charbin-Peking 328.
Charbin-Wladiwostok 319.
Ch'a-tao 296.
Chemor 163.
Chiabhanjon 142.
Chiaotou 332.
Chidambaram 128.
Chienchinchai 325.
Chienshan 326.
Chilka-See 133.
Chilok 317.
Chimpiddi 121.
China Bakir 155.
Chinchou 326.
Chinesische Mauer, Große 296.
Chingan u. Gebirge 318.
Chinglepul 104.
Chingleput 128.
Chittagong 139.
Chochou 300.
Chofu 358.
Chojasaki 392.
Cholon 182.
Choushuitzu 326.
Churja-Murja-Inseln 41.
Chü-yung-kuan 295.
Chuzenji u. See 407. 408.
Cocanada 133.
Cochinchina 178.
Coimbatore 129.
Colaba Point 56.
Col de Nuages 186.
— du Harr 37.
Coleroon 128. 131.
Colombo 110.
Colombo-Kandy 115.
Colombo-Madras-Calcutta 125.
Colombo-Singapore 155.
Comorin, Kap 105.
Confucius, s. Kungfutsze.
Conjeeveram 104.
Coonor 129.
Corregidor 235.
Cotaboto 235.
Crag Hill 157.
Cua-cam 187.
Cua-Nam-trieu 187.
[S. 426]
Cuddalore 128.
Cuddapah 100.
Cuttack 133.
D.
Dacca 139.
Dädalus-Riff 34.
Dagupan 240.
Dahlak-Inseln 34.
Daibutsu 391.
Daikokusan 410.
Daimyo 343.
Dairen (Dalny) 326.
Dal, Dalgate 79.
Dalatschao 324.
Dalhousie 76.
Dalny, s. Dairen.
Daman, Daman Road 64.
Dambulla 119.
Damukdia Ghat 139.
Danera 76.
Da-no-ura 358.
Daouanlé 37.
Darjeeling 141.
Daulatabad 62.
Dazaifu 353.
Delhi 70.
Delhi-Simla 74.
Dentam 142.
Deshima 349. 352.
Dhubri Ghat 140.
Diamantberge 335.
Diamond Harbour 134.
— Head (Honolulu) 416.
— — (Calcutta) 134.
Dibrugarh 140.
Dickoya 121.
Dieng 206.
Dimbula 121.
Dindigul 127.
Dindings 155.
Diré Daua 37.
Djebel Atakah 32.
— Churruz 35.
— ed-Dêr 32.
— Katherina 32.
— Musa 32.
— Schamschan 30.
— Sugur 35.
— Tair 34. 35.
Djesiret es-Sawahib 36.
Djibouti 36.
Djobal-Straße 32.
Djokjakarta 205.
Djomblang 207.
Dogali 35.
Dogashima 386.
Dogo 357.
Domel 79.
Donabew 154.
Donkia Ri 142.
Donnaifluß 178. 183.
Doshima 354.
Do-Son 187.
Drachenfluß 241.
Dschaipur, s. Jaipur.
Dschehol, s. Jehol.
Dschidda 33.
Dulai 79.
Dum-Dum 139.
Dusun Tua 164.
Dutch Folly 228.
Dwars in den Weg 160.
E.
Eitoho 333.
Elba-Berge 34.
Elephanta 61. 56.
Elephant Pass 118.
El-Kantara 27.
El-Lid 35.
Ellora 61. 62.
Ellore 133.
Emmahaven 159.
Enggov 163.
Enoshima 392. 385.
Eritrea 34.
Erode Junction 128.
Eselsohren 219.
Etajima 359.
Etampitiya 123.
Etawah 88.
Everest, Mount 142.
F.
Faitsilong-Archipel 187.
Fangtse 272.
Farallones-Inseln 422.
Fasaneninsel 257.
Fatehpur-Sikri 86.
Fati, Insel 232.
Fenghuangcheng 332.
Fêngtai 277.
Fengtien 324.
Ferozabad 88.
Firozabad 73.
Foochow, s. Futschou.
Formosa, Insel 245. 337.
Formosastraße 245. 241.
Fort Canning 168.
— de Kock 159.
— Nossa Senhora da Guia 232.
— van der Capellen 159.
Fubasami 403.
Fuchizaki 360.
Fujikawa 384.
Fujimitoge 408.
Fuji-no-yama 337.
Fujisawa 392.
Fujiyama, s. Fuji-no-yama.
Fukae 349.
Fukiën-Straße 245.
Fukuoka 353.
Fukuse 354.
Fukushima 383.
Fukuyama 360.
Fünffingerspitze 270.
Fusan 336.
Fushimi 379.
Fushun 332.
Futabayama 359.
Futagawa 383.
Futami-ga-ura 382.
Futatabisan 364.
Futschou 243.
Futsukaichi 353.
G.
Gadaladenya 118.
Gadok 201.
Gairsoppa Fall 132.
Gampola 124.
Ganges 91.
Gangesdelta 134. 136.
Gap-Klippe 219.
Gardnerinsel 413.
Garhi 79.
Garoet 203.
Gasparstraße 191.
Gaya 95.
Gedeh, Vulkan 202.
Gegutempel 382.
Gelbes Meer 348. 277.
Geloenggoeng 204.
Gemas 166.
Gensan 335.
Genua 23.
Genua-Bombay 23.
Genua-Colombo 104.
Georgetown 156.
Gersoppa-Fälle 132.
Gharapuri 61.
Ghoom 141.
Ghorbandar 64.
Ghubbet Charab 36.
Gia-lam 188.
Gifu 380.
Gilimale 123.
Giri 211.
[S. 427]
Giridh 96.
Goalanda Ghat 139.
Gobi, Wüste 317.
Godaveryfluß 133.
Goenoeng-Goentoer 204.
Gogo Shima 357.
Gokteik Gorge 150. 153.
Goldenes Horn (Wladiwostok) 320. 322.
Goldinsel 255.
Golkonda 99.
Gomo 364.
Gondang-wetan 211.
Gooty 100.
Goregaon 64.
Gotemba 384.
Goto 360.
Gotoinseln 349.
Great Catwick 219.
Green Island 220.
Grodekowo 320.
Gshatsk 305.
Guardafui, Kap 105.
Gubei-kóu 298.
Gudur 132.
Gujranwala 78.
Gulbarga 98.
Gulmarg 79.
Gungchuling 324.
Gunong-Hijan 163.
— Rapat 163.
Guntakal 100.
Gute Hoffnung, Kap 241.
Gützlaffinsel 246.
Guzerat 65.
Gwalior 87.
H.
Habesch 37.
Hachi-hon-matsu 359.
Hachiishi 403.
Haidarabad, s. Hyderabad.
Haïduong 188.
Haiki 353.
Haikwan-Tael 219.
Haining 253.
Haiphong 187.
Haitanstraße u. Insel 243.
Hakata 353.
Hakgala 123.
Hakkei 392.
Hakone u. See 386.
Hakonegebirge 386.
Hakone-machi 387.
Hakozaki 354.
Hakusan 380.
Haku-un-zan 410.
Halcon 235.
Haldamulla 123.
Haleiwa 420.
Halemaumau 422.
Hamamatsu 383.
Hambantota 124.
Hanaleibucht 420.
Han-Fluß 241.
Hangangfluß 333.
Hangman Point 134.
Hangtschou 252.
Hangtschou-Bai 245.
Hangtschou-Bucht 245.
Hanho 270.
Hanisch-Inseln 35.
Hankau 259.
Hankau-Itschang-Tschungking 261-263.
Hanoi 188. 186.
Hanoi-Yünnanfu 189.
Hanwella 124.
Hanyang 259.
Happy Valley 224.
Haputale 123.
Harapa 81.
Harima Nada 356. 358.
Harrar 37.
Hata 387.
Hatti 79
Hatton 121.
Hauki-Insel 279.
Hawaii-Inseln 413.
Hayama 392.
Heischan 298.
Helenaberg 423.
Henaratgoda 115.
Henzada 154.
Heongschan 233.
Heramitipana 124.
Hermes-Riff 413.
Hieschan 246.
Hikishima 354.
Hikone 379.
Hilo u. Bucht 422.
Himeji 360.
Himeshima 356.
Himitoge 353.
Hino Misaki 361. 387.
Hirado u. Insel 354.
Hirayu 383.
Hiro Shima 357.
Hiroshima, Stadt 359.
Hiyei-zan 377.
Hiyori-yama 382.
Hodêda (Hodeida) 35.
Hodogaya 391.
Höhlentempel 62. 97.
Hokeon 190
Hokkaido 337.
Hōko-rettō 245.
Hoktschiu 243.
Holinkiang 190.
Honam 232.
Honanfu 301.
Hon-dau 187.
Hondo 337.
Hongay 187.
Hongham Bay 224.
Hongkiu 247. 250.
Hongkong 220. 219.
Hongkong-Kanton 224.
Hongkong-Macao 232.
Hongkong-Manila 234.
Hongkong-Schanghai 240.
Honolulu 410.
Honolulu-Hawaii 421.
Honolulu-San Francisco 422.
Hooghly 134. 137. 143.
— Junction Stat. 96.
Horawa potana 121.
Horton Plains 123.
Hosootoge 409.
Hotgi Junction Stat. 98.
Hozu Hozugawa 378.
Hsiachiahotzu 327.
Hsiaho 270.
Hsiho 276.
Hsiku 277.
Hsiling 300.
Hsingti 261.
Hsinho 280.
Hsinyantschou 301.
Hsipaw 151.
Huangpu 225.
— Fluß 246.
Huangschan 255.
Huangtschoufu 259.
Huangtsun 277.
Hué 185.
Hugli, s. Hooghly.
Hukau 258.
Hunho 276. 282. 325.
Huonggiang 186.
Huoschangkiao 258.
Hwaijangschan 301.
Hyderabad 98.
Hyderabad (Sindh) 81.
Hyōgo 361.
I.
Ibukiyama 380.
Ichi-no-kawa 356.
Ichi-no-tani 360.
[S. 428]
Igatpuri 62.
Ihelum 78.
Ikao 409.
Ikeshima 354. 355.
Ikutski 354.
Ilanskaja 315.
Ilmenskijsee 313.
Iltisberg 269.
Iltisfriedhof 277.
Imabari (Imabaru) 357.
Iman u. Brücke 323.
Inari 379.
Indien 42.
Indochina 178.
Ingodotal 317.
Inkau, s. Yingkou.
Ipoh 163.
Irawaddy 143. 154.
Irekte 318.
Irenenbaude 270.
Irkutsk 315.
Irosaki 387.
Irtysch 313.
Isahaya 353.
Ischim 313.
Ishibashi 403.
Isil-Kul 313.
Ismailia 28.
Itawah 88.
Itschang 262.
Itsukushima 359.
Ituhien 262.
Iwabuchi 384.
Iwakuni 358.
Iwo Shima 349.
Iyo Nada 356.
Izu 385.
Izumi Nada 356. 358.
Izumistraße 361.
J.
Jablonoigebirge 317.
Jablonowaja 317.
Jaeschke, Kap 266.
Jaffna 118. 124.
Jaipur (Dschaipur) 68.
Jai Sing's-Sternwarte 69.
Jakschi 318.
Jalarpat Junction 132.
Jali 318.
Jalpaiguri 140.
Jamrud, Fort 80.
Janbo el-Bahr 33.
Jaomönn 324.
Japan 387.
Japanische Binnenlandsee 356. 354.
— Riviera 387.
Jarzewo 305.
Ja-tschou 263.
Java 191.
Jehol 298.
Jemen 35.
Jenissei 315.
Jezo, Insel 337.
Jikkokutoge 387.
Jitschöng 256.
Jogeshwar 61. 64.
Jog-Fall 132.
Johor-Bahru 169.
Joss House Hill 260.
Jumna-Brücke 88.
Jungfu 244.
K.
Kabutoyama 365.
Kadugannawa 115.
Kaduwella 124.
Kageno 349.
Kagoshima 353.
Kahovlawe 422.
Kahulaui 413.
Kaiföng 301.
Kailua 421.
Kaimon 353.
Kainsk 314.
Kaiping 326.
Kaipong, Inseln 219.
Kaira 65.
Kaisergräber von Peiling 325.
Kaiserkanal 255. 276.
Kaitschou 326.
Kaiwistraße 416. 422.
Kajoe-Tanam 159.
Kakchioh 241.
Kakogawa 360.
Kalaau 422.
Kalawewa 119.
Kaigan 296. 317.
Kalimasfluß 210.
Kalithora 143.
Kalka 75.
Kalkutta, s. Calcutta.
Kalyan 61. 96.
Kamakura 391.
Kamaran, Hafen, Paß, Insel 35.
Kamata 393.
Kambara 384.
Kameyama 381.
Kamino Shima 349.
Kami Sakamoto 378.
Kamiyama 386.
Kampong Malacca 168.
— Saigon 168.
Kamunting 161.
Kan 315.
Kanagasaki-jinja 380.
Kanagawa 393.
Kanazawa 392.
Kanchanjanga 141.
Kandang-Badaq 202.
Kandy (Ceylon) 115.
Kandy-Anuradhapura 118.
Kandy-Nuwara-Eliya 121.
Kaneohe 420.
Kanhari 61. 64.
Kankesanturai 124. 118.
Kannonsaki 388.
Kanpur, s. Khanpur.
Kansk 315.
Kanton 225.
Kantonfluß 219. 225. 232.
Kanuma 403.
Kanzaki 365.
Kao-pei-tien 300.
Kap Bulus 161.
— Buru 161.
— Gute Hoffnung 241.
— Jaeschke 266.
— Laboha 169.
— Liant 169.
— Padaran 219.
— Saint Jacques 217.
— Varella 186.
Karachi 82.
Karasaki 378.
Karatsu 353.
Karbouwengat 139.
Karimskaja 317.
Karli, Karli Cave 97.
Karnatak 126.
Kartairi-Wasserfall 129.
Karuizawa 410.
Kasakewitsch 320. 323.
Kasaoka 360.
Kasara 62.
Käsch 219.
Kaschmir 79.
Kasi 90.
Katha 153.
Katpadi 132.
Katscha 315.
Katsuragawa 378.
Katsura-no Rikyu 379.
Katugastota 226.
Kauai 420. 413.
[S. 429]
Kaulun 222. 224.
Kaumi 271.
Kawa Kemodjang 204.
— Oepas 203.
— Ratoe 203.
Kawaihae 421.
Kawasaki 393.
Kealakeakua 421.
Kedoengdjatti 207.
Kedoetal 206.
Keijo 333.
Kekerawa 119.
Kelaniya 114.
Keneh 32.
Kescho 188.
Ketrizewo 320. 323.
Khaiber-Paß 80.
Khandala 97.
Khanpur 88.
Kharagpur 133.
Khasia-Gebirge 140.
Khôn 185.
Khurda Road 133.
Kialingkiang 263.
Kiangschanki 258.
Kiangyin 255.
Kiautschou 266.
Kiikanal 348.
Kilauea 422.
Kimkangsan 335.
Kimsöng 335. 336.
Kinel 312.
Kinghsien 257.
Kingtsechan 258.
Kinkeisan 410.
Kintaikyo 359.
Kintokisan 386.
Kintschau 261.
Kintschou, s. Chinchou.
Kirifuri-no-taki 408.
Kirigalpolla 106.
Kirin 324.
Kirinde 124.
Kisogawa 380.
Kistna 99.
Kityan 241.
Kiukiang 258.
Kiulungkiang 241.
Kjachta 317. 296.
Klang 164.
Kljutschinskaja 315.
Kōbe-Hyjōgo 361. 362.
Kōbe—Ōsaka—Nara—Kyōto 365.
Kōbe—Nagasaki 358-354.
Kōbe—Shimonoseki (Eisenbahn) 361-258.
Kōbe—Yokohama 387.
Kochi 359.
Kock, Fort de 159.
Koeripanfall 203.
Kofu 383.
Koga 403.
Kohala 79.
Kokura 354.
Kolywansches Erzgebirge 314.
Kompira 357.
Kompirasan 409.
Kompong Luong 184.
Konahuanui 417.
Koninginnen-Bai 159.
Korea 330.
Koreastraße 354.
Korfu 22.
Korsika 25.
Koshinsan 409.
Koslande 123.
Kossêr 32.
Kota-Gedang 159.
Kotohira 357.
Kowaki-dani 386.
Kowloon, s. Kaulun.
Koya-san 369.
Kōzu 385.
Krakatau 160.
Kraßnojarsk 315.
Kreta 22. 24.
Krian Road Station 161.
Krishna 99.
Kriwoschtschekowo 314.
Krungkao 177.
Kuala Kangsar 163.
— Kubu 164.
— Lipis 164.
— Lumpur 164.
— Pilah 165.
Kuangtetschou 257.
Küfu 273.
Kugenuma 392.
Kuhpaß 270.
Kulangsu 242.
Kuliang 244.
Kumamoto 353.
Kumbakonam 128.
Kumukahistraße 413.
Kundah 130.
Kunfuda 35.
Kungfutsze 273. 217.
Kungkungtau-Inseln 278.
Künliangtschöng 280.
Kunō-zan 383.
Kupeikou 298.
Kure 359.
Kuré 413.
Kurgan 313.
Kurihashi 403.
Kurilen 337.
Kurla 61.
Kuro-shiwo 348.
Kurseong 140.
Kurunegala 118.
Kurusbima no Seto 357.
Kusatsu 379.
Kuschan u. Gebirge 244.
Kutab Minar 74.
Kutno 304.
Kwala Belawan 158.
Kwangdschu 335.
Kwang Tschou 178.
Kwangtschöngtse 324.
Kwantung 337.
Kyōto 369.
Kyōto—Yokohama 379.
Kyūshū 348.
L.
Laboean—Deli 158.
Lac-dao 188.
Ladronen-Inseln 219.
Laguna de Bay 240.
Laguna encantada 240.
Lahore 76.
Lahore—Karachi 80.
Lakhnau 88.
La Monja 235.
Lamputan-Tempel 242.
Lanai 413. 422.
Landi Kotal 80.
Langfang 277.
Langschanhügel 255.
Lanihuli 417.
Lanka Telika 118.
Lantao, Insel 225. 232.
Laokay 190.
Laos-Staaten 178. 185.
Laotse 217.
Lashio 151.
Lashkar 87.
Lat-Säule 73.
Lauschangebirge 270. 266.
Lauting 270. 266.
Lavinia, Mount 114.
Laysan-Insel 413.
Leitschikloster 244.
Lembang 203.
Letpadan Junction 155.
Leyte 235.
Lianghsianghsien 300.
Liang-yu-chuang 300.
Liaoyang 326.
Liauho 324.
Liautunggolf 279.
[S. 430]
Lienshankuan 332.
Lihungtschang 258.
Lingga-Archipel 191.
Ling-gan-san 253.
Lingting-Insel 219.
Linguetta, Kap 22.
Lining 253.
Lin-ngan 190.
Linschotenstraße 345.
Liparische Inseln 25.
Lissa 22.
Litsun 270.
Liukiu 337.
Lofa 277.
Lohêja 35.
Lohogarh 97.
Lonauli 97.
Lopburi 176.
Los Baños 240.
Losing 243.
Lotosteich 272.
Lo-vek 184.
Luang-prabang 185.
Lucknow 88.
Lukow 305.
Lungtschuankwan 326.
Lungwang-tung 262.
Lutai 329.
Luzon, Insel 234.
Lwauping 298.
Lwantschou 329.
Lyemun-Paß 241.
M.
Macao 238.
Macclesfield Bank 219. 220.
Machiapu 277.
Madarashima 355.
Maddur 181.
Madhuban 96.
Madhupur 96.
Madioen 207.
Madras 100. 125.
Madras-Calcutta 132.
Madura 126.
— Insel 208.
Madurastraße 208.
Maebashi 408. 409.
Magdala 35.
Magelang 206.
Mahabaleshwar 97.
Mahabalipuram 104.
Mahamokam Tank 128.
Mahara 115.
Mahavili Ganga 106.
Mahim 62.
Maho 118.
Mahwan, Insel 225.
Maibara 379.
Maiko 361.
Maimatschin 317.
Maisur 137.
Maizaka 383.
Maizuru 379.
Makapuu Point 422.
Makkawejewo 317.
Makung 246.
Malabar Hill 56. 60. 41.
Malacca Town 165.
Malakka u. Straße 155.
Malang 211.
Malutun 235.
Malvalli 131.
Mamuna Pik 123.
Manaar, Insel 124,
Golf 125. 106.
Manaita Iwa 355.
Manazuru 387.
Mandalay 151.
Mandalay-Bhamo 153.
Mandapam 124.
Mandschurei 318. 329.
Mandschuria 318.
Manila 236.
Manindjan-See 159.
Maniyachi 126.
Manmad (Manmar) 62.
Manova 82.
Maos 204.
Marco Polo 61.
— — -Brücke 299.
Mariinsk 314.
Marikuppam 132.
Maroriff 413.
Marseille 24.
Marseille-Bombay 24.
Marseille-Colombo 105.
Martaban, Golf 143.
Marugame 357.
Marusaki 337.
Masanpho 336.
Masbate 235.
Maskeliya 121.
Massaua 34.
Matale 119.
Matang Fort 163.
Matara 125. 114.
Matheran 96.
Mathura 83.
Matipolliam 129.
Matsuida 410.
Matsushima 356.
Matsuyama 356.
Maubin 155.
Maui 413. 422.
Mauna Kea 422. 421.
— Loa 422. 421.
Mayasan 364.
Maymyo 153.
Mayon 235.
Mecklenburghaus 270.
Medan 158.
Medina 33.
Mehmadabad 65.
Mekka 34.
Mekong 178.
Mengtse 274. 217.
Menjardi 312.
Menzale-See 27.
Merapi (Java) 206.
— (Sumatra) 159.
Merbaboe 206.
Mescheni nowka 314.
Meshima 347.
Messina 24. 25.
Mettupalaium 128.
Miass 313.
Michinoo 353.
Midway Island 413.
Mihara 359. 387.
Miha-rashi 409.
Miharayama 348.
Mihashi 408.
Mihintale 121.
Mikomoto 387.
Miko uchi 409.
Millers Pik 413.
Minbu 154.
Mindanao 235.
Mindoro 235.
Mine 392.
Minfluß 243.
Minggrab (b. Nanking) 257.
Minggräber (Peking) 296.
Minhla 154.
Minicoi 105.
Minsk 305.
Minussinsk 314.
Mirsa Schêch Barud 32.
Misaki 393.
Mishima Nada 356.
Mitajiri 358.
Mitarai 357.
Mitsu 356.
Mitsugahama 356.
Miyagino 386.
Miyaichi 358.
Miyajima 359.
Miyako 371.
Miyanoshita 385.
Miyazu 379.
[S. 431]
Miyün 297.
Mocha 35.
Modji 287. 286.
Modjokerto 207.
Modu Manu, Insel 413.
Moenggal-Paß 211.
Möngtse 190.
Moentilan 206.
Mogi 352.
Mogok 154.
Moji 355. 354.
Mokka, s. Mocha.
Molokai 413. 422.
Momoyama 379.
Monte Agudo 234.
Montpezir 61.
Mooltan 81.
Moon Plains 123.
Morschansk 312.
Mosesquelle 30. 32.
Moshaisk 305.
Moskau 305.
Motienling, Paß 332.
Moto-Hakone 387.
Mount Abu 67.
— Diablo 423.
— Everest 142.
— Lavinia 114.
Mughal Sarai Junction, Station 90. 95.
Mukden 324.
Mukojima 360.
Malin 319.
Munok 190.
Murawjew-Amurskij 323.
Murkurti Peak 130.
Murotosaki, Kap 361.
Murree 78.
Musuki 357.
Mutankiang 319.
Muttra 83.
Myanoung 154.
Myingyan 150. 154.
Myitkyina 153.
Myōgi 410.
Myohaung Junction 150. 153.
Mysore 137.
Myssowaja (Myssowsk) 317.
My-tho 183.
N.
Naba Junction 153.
Nadeschdinskaja 320.
Nagaoka 380.
Nagasaki 349.
Nagasaki-Binnenlandsee-Kōbe 354.
Nagasaki-Moji 353.
Naginata Saki 348.
Nagoya 380.
Naigutempel 382.
Naka 357.
Nakatsugawa 383.
Nalande 119.
Nalwar 99.
Namsan 334.
Nandaimun 333.
Nanga-Parbat 79.
Nangasaki, s. Nagasaki.
Nanhai 220.
Naniwa 365.
Nanjangud 131.
Nanking 256.
Nank'ou 295.
Nankoupaß 296.
Nanling 257.
Nanlungkou 270.
Nantaisan 407.
Nantai Wuschan-Pagode 241. 242.
Nanuoya 122.
Nara 368.
Narita 403.
Narutaki 353.
Nasik 62.
Nattore 140.
Naulawasserfall 123.
Navsari 64.
Neapel 23. 105.
Neapel-Bombay 23.
Neapel-Colombo 104.
Neckerinsel 413.
Negombo 114.
Negrais, Kap 143.
Negros 235.
Nekoya 384.
Nellore 132.
Nertschinsk 317.
Neun Grad-Kanal 105.
Ngadisari 212.
Nganking 258.
Nha-Trang 186.
Nihoa-Insel 413.
Nihou 337.
Niihama 356.
Niihau 413.
Nikko 404.
Nikobaren 134.
Nikolajewsk 323.
Nikolsk-Ussuriisk 320.
Nimrodsund 244.
Ningjuen 329.
Ningganschan-Pagode 256.
Ningkuofu 257.
Ningpo 244.
Ningteh 244.
Ninguta 319.
Nippon (Japan) 337.
Nishimomiya 365.
Nishne-Udinsk 315.
Niulanschan 297.
Niutschwang, s. Yinkou.
Nodol 333.
Noesa Kembangan 205.
Nokotsuna 357.
Nonni 318
Nordchina 264-265.
North Saddle 253.
Norwayinseln 187.
Noshima saki 412.
Nowo-Minsk 305.
Nowo-Nikolajewsk 314.
Nui-Chuachan 182.
Numashima 361.
Numazu 384.
Nunobiki 364.
Nun-yüan 277.
Nurelia 122.
Nuwara Eliya 122. 106.
Nyohozan 408.
O.
Oahu 413.
Ob 314.
Obama u. Golf 352.
Obock 36.
Obreestraße 354.
Ockseeinseln 245.
Odateshima 354.
Odawara 385.
Oedjoeng 208.
Ofuna 387. 391.
Ogaki 380.
Ogasawarashima 337.
Ogori 358.
Oita 354.
Oiwake 411.
Oji 368.
Oka 315.
Okamura 357.
Okayama 360.
Okazaki 383.
Okinawa 337.
Oki Shima 357.
Okitsu 384.
Oku-no-in 409.
Olaa 422.
Omama 409.
[S. 432]
Omiya 403. 411.
Omori 393.
Omsk 313.
Omura 353.
Ongagawa 354.
Ongole 132.
Onomichi 360. 357
Ontake 383.
Ootacamund 129.
Ooty 129.
Orscha 305.
Ōsaka 365.
— Golf 361. 365. 356. 358. 348.
Ōsakishima 357.
Ōse Saki 349.
Oshima 348. 385. 387.
Oshu Kaido 403.
Ostchinesisches Meer 348. 246.
Östlicher Bosporus 320.
Ostindien 48.
Osumi Bana 357.
Otometoge 386.
Ōtsu 378. 392.
Ou-dong 184.
Oyama 403. 408.
Oya-shima 337.
P.
Padang 159.
Padang-Batavia 160.
Padang-Galanggang 159.
Padang-Pandjang 159.
Padang-Rengas 163.
Padangsches Oberland 159.
Padaran, Kap 186.
Pagan 154.
Pagodenreede 243.
Paikarifluß 130.
Paja-Kombo 139.
Pak-moun 185.
Paknam 170.
Paklat 170.
Paktsim 214.
Palabaddala 124.
Palatupana 124.
Palawan 220.
Palischlucht 420.
Palkstraße 106.
Pambam 124.
Pamiongchi 142.
Panay 235.
Pangerango 202.
Panipat 74.
Pankulam 121.
Pantsiakou 298.
Paoschan-Pagode 255.
Paotingfu 300.
Papaudajan 204.
Papenberg 349.
Paracel-Inseln 219. 220
Parasnath-Gebirge 96.
Parbatipur 140.
Parell 56. 61.
Parit Buntar 161.
Pashoke 143.
Pasoeroean 210.
Pasrepan 211.
Pataling 296.
Pathankot 76.
Patna 95.
Pattaniapura 151.
Pazundaung Creek 148.
Pedjagolan 204.
Pedrotallagalla 106. 123.
Pegu 150.
Pegufluß 148.
Peiho 228.
Peiling 325.
Peitaho 329.
Peitang 329.
Peitsang 277.
Peking 280.
Peking-Chinesische Mauer 298.
Peking-Hankau 299.
Peking-Jehol 297.
Peking-Kjachta 317.
Pellaro, Kap 24.
Penandjaan 212.
Penang 156.
Penang, Insel 155.
Penang-Singapore 160.
Penang-Sumatra 157.
Penchihu 332.
Pengtse 258.
Pensa 312.
Peradeniya 117. 115.
Perim, Insel 35. 31.
Perlfluß 214.
Perur 129.
Pescadores 337.
Pescadoresinseln 245.
Peshawar 80.
— Cantonment Stat. 80.
Petropawlowsk 313.
Petrowski sawod 317.
Petschili, Straße u. Golf 279.
Pettah 113.
Phalut 142.
Philippinen 235.
Phrabat 176.
Pidauru Talagala 123.
Pinggit-Paß 206.
Pingshanhien 263.
Piohunsa 336.
Pirie 246.
Piting 246.
Pnom-Penh 184. 179.
Podanur 128.
Poeloe Rakata 160.
— Weh 153.
Poentjak 202.
Poespo 211.
Pogranitschnaja 319.
Point de Galle 125. 114.
— Pedro 124.
Pola 22.
Polgahawela 115.
Polowina 315.
Pondichery 128.
Ponghau 246.
Ponneri 132.
Pont Doumer 188.
Poona 97.
Poradaha Junction 139.
Port Arthur 327.
— Berenice 32.
— Dickson 160. 164.
— May 322.
— Saïd 25. 24. 23. 105.
— Sudan 32. 33.
— Swettenham 160. 164.
— Tewfik 28.
— Weld 160. 163.
Porto Novo 128.
Poschan 272.
Possolskaja 317.
Poyangsee 258.
Prabat 176.
Prai 161.
Prambanan 205.
Preanger-Regentschaften 202.
Prinzental 270.
Probolinggo 212.
Prome 154.
Prongs Leuchtturm 56.
Psiloriti 24.
Pukhan 335.
Puksan 334.
Pulo Condor 177.
Pulubrani 168.
Pulu Pinang 156.
Puna 97.
Punjab 44. 81
Pup-hyöng 333.
Purana Kila 73.
Puri Jagganath 133.
[S. 433]
Pushkar 67.
Pussella 124.
Q.
Quangtri 186.
Quelpart 348.
Quinhon 177.
R.
Radschputana-Ebene 67.
Ragama 115.
Raichur 100.
Rajahmundry 133.
Rakutōko 336.
Rambha 133.
Ramboda 124.
Rambodapaß 123.
Rainbukkana 115.
Rameswaram 124.
Ramnagar 95.
Rampur 79.
Ranaghat Junction 139.
Randapola 123.
Rangoon 145. 155.
Rangoon-Calcutta 145-143.
Rangoon-Oberbirma 150.
Rangoonfluß 143. 145. 148.
Raniganj 96.
Ranipet 132.
Râs Bab el-Mandeb 30.
— Benas 32.
— el-Bir 36.
— Gharib 32.
— Safarana 32.
— Sijan 36
Ratnapura 123.
Rawal Pindi 78.
Rawang 164.
Reggio 24.
Renigunta 100.
Riang 143.
Ridi Vihare 118.
Rinchinpong 142.
Riouw-Archipel 191.
Riouw-Inseln 161.
Rjashk 312.
Rohri 81.
Rokkosan 364.
Rokuren 355.
Rompin 166.
Roter Fluß 178.
Rotes Meer 30. 105.
Ryojun Ko 327.
Ryu-Kyu-Inseln 348. 337.
S.
Saalij 333.
Sabang 155. 158.
Sachalin 337.
Saddle Islands 253.
Sa-dec 184.
Safarana 32.
Saga 353. 379.
Sagaing 153.
Sagallo 36.
Sagamibucht 392.
Sagar 132.
Sahati 35.
Saidaimun 333.
Saïgon 179.
Saïgon—Pnom-Penh—Angkor—Thom 185.
Saïgon—Haiphong—Hanoï 185.
Saïgon—Singapore 177.
Saïgonfluß 178.
Saint John-Insel 34.
Sakai 367.
Sakava-gawa 385.
Sakitoshima 354.
Sakura 353.
Sakurai 368.
Sálak-Vulkan 202.
Salsette, Insel 55. 61.
Samalkot Junction 133.
Samar 235.
Samara 312.
Samarang 207.
Samban 360.
Sandakphu 142.
Sandwich-Inseln 413.
Sankei 359.
Sankt Nikolaas-Huk 160.
San Mateo 235.
Sano 384.
Sanroshiu 336.
Santuan 244.
Sanyoeisenbahn 358.
Sara Ghat 140.
Sardinien 25.
Sarkhej 66.
Sarnath 95.
Sasebo 353.
Saten 224.
Sauakin 33.
Saugor 134.
Sawah-Loentoe 159.
Schadwan-Insel 32.
Schamien 225.
Schanghai 246. 255.
Schanghai—Hankau (Yangtsefahrt) 254.
Schanghai—Hongkong 245-240.
Schanghai—Japan 347.
Schanghai—Tsingtau—Tientsin—Peking 265.
Schanhaikuan 329.
Schansi 300.
Schanstaaten 144.
Schantung 271.
Schantungvorgebirge 277.
Schaschi 261.
Schaweischan 266.
Schiwuiyao 258.
Schnikou 244.
Schoa 37.
Schuangschywu 270.
Schumicha 313.
Schuntöfu 300.
Schunyi 297.
Sealdah 139.
Sebajir-Inseln 35.
Sechs Brüder 36.
Secunderabad 99.
Seikwan 336.
Seki 392.
Seki-ga-hara 380.
Semeroe 211. 191.
Semipalatinsk 314.
Sengenyama 386.
Sengoku 386.
Sensuito 360.
Sentei 359.
Serampore 96.
Seremban 165.
Serendah 164.
Serendib 106.
Seringapatam 131.
Seta 379.
Seulawai Agam 155.
Shah-Dara 77.
Sha-ho 295. 326.
Shahocheu 332.
Shalimar 78.
— Bagh 79.
Shang-fang-san 254.
Shanghai, s. Schanghai.
Shang-kuan 296.
Shêchan 260.
Shibukawa 408.
Shichijo 369.
Shichi-to 348.
Shillong 140.
Shimoga 131.
Shimonoseki 355.
Shimonoseki—Kōbe (Eisenbahn) 358.
Shimo Sakamoto 378.
[S. 434]
Shinagawa 393.
Shinsen 336.
Shinyu-Unsen 352.
Shiojiri 383.
Shioya 361.
Shirakawa 377.
Shiranesan 408.
Shiwo Misaki 387.
Shizuoka 383.
Shodoshima 360.
Sholapur 98.
Shoto-en 385.
Shozushima 360. 358.
Shufurei 336.
Shukaltirth 65.
Siam 170.
Siaukuschan 258.
Sibirische Bahn 301.
Sieben Inseln 348.
Siedlec 305.
Siem-reap 184.
Sierra de Mariveles 234.
Sigiri 119.
Sigur 130.
Sikandarah 86.
Sikiang 215. 233.
Silberinsel 255.
Siliguri 140.
Sima 315.
Simla 75.
Sinai 30.
Sinaihalbinsel 29. 32.
Sindanglaja 202. 201.
Sindukphu 142.
Singapore 167. 161.
Singapore-Bangkok 169.
Singapore-Batavia 190.
Singapore-Hongkong 219.
Singapore-Saïgon 177.
Singgalang 159.
Singhala 106.
Singkarah 159.
Single Tree Hill 123.
Sinhgarh 97.
Sischanhügel 259.
Sitoe Bagendit-See 204.
— Batoe 202.
— Goenoeng 202.
Sivasamudram 131.
Siwalli 64.
Skierniewice 304.
Skrypleff 320.
Slatoust 313.
Smolensk 305.
Sochondo 317.
Soekaboemi 202.
Soekapoera 212.
Soengai-Poear 159.
— -Tanang 159.
Soerabaja 207.
Soerakarta 207.
Sokotra 41. 105.
Solo 207.
Solok 159.
Sone 360.
Songkoi 178. 190.
Sori 409.
Söul 333.
Sperlingsberge 309.
Spexstraße 354.
Srinagar 79.
Sri Rangam 127.
Srirangapattam 131.
Sserpuchow 311.
Steamer Point 38.
Steepinsel 246.
Straits Settlements 155.
Strjetensk 317. 323.
Stromboli 24.
Studjenka 305.
Suakin (Sauakin) 33.
Suantuau 244.
Sua-Son-Lek-Tin 170.
Subic 234.
Suchiatim 325.
Su-chou 248.
Südchina 215.
Südchinesisches Meer 220. 169. 177.
Südsee 411.
Suez 29. 105.
Golf 32. 105.
Suezkanal 26. 105.
Suifu 263.
Suifun 319.
Suigen 336.
Sulphur-Durchfahrt 220.
Sultanpur 75.
Suma 361.
Sumatra 157. 158.
Sumidagawa 396.
Sumiyoshi 367.
Sundastraße 160.
Sungari 318.
Sungsi-Kaia 163.
— Siput 163.
Sunho 297.
Suradjnagar 79.
Surat 64.
Surugabucht 384.
Sutschou 253.
Suwayama 364.
Suwo Nada 356.
Swatau 241.
Swatoje More 316.
Syfang II 271.
Syrivan 149.
T.
Tachienlu 263.
Tadjura 36.
Tadotsu 357.
Tadpatri 100.
Tafelberg 423.
Taianfu 273.
Taiku 336.
Taiping 257. 161.
Taipingkanal 261.
Taipo 224.
Tair, Djebel 34. 35.
Tairen Wan, s. Dairen.
Taischan 273.
Taitungtschen 270.
Taiwan (Formosa) 337.
Taiyuenfu 300.
Tajga 314.
Taj Mahal 85.
Takaboko 349. 351.
Takada 368.
Takahama 356.
Takaikami 357.
Takamatsu 358.
Takarazuka 365.
Takasago 360.
Takasaki 411.
Takatori 361.
Takayama 361.
Takenoko 355.
Takeo 353.
Taku, Takuforts 279.
Talawakele 122.
Talgappe 132.
Talienwan 326.
Taloschan 297.
Tanaka 392.
Tanchoi 317.
Tandikat 159.
Tandjong-Pandang 191.
Tandjong-Priok 195.
Tandschur, s. Tanjore.
Tandur 98.
Tanegashima 348.
Tangfang 329.
Tangho 329.
Tangkangtzu 326.
Tangkoeban-Prahoe 203.
Tangkukae 335.
T'ang-shan 297.
Tanjore 127.
Tapah Road 164.
Taragarh-Hügel 67.
[S. 435]
Tarna 176.
Tasik-Malaja 204.
Tatarskaja 314.
Tatung 257.
Tawaji, Bai 39.
Teesta Bridge 143.
— -Tal 143.
Telaga Bodas 204.
— Warna 202.
Teliszu 326.
Telok Anson 160. 164.
Temerloh 166.
Tempelpaß 270.
Tengger 211.
— Vulkan 211.
Tenggeresen 212.
Teng-gol 169.
Tengyau 270.
Tenjintoge 409.
Tenoyugawa-Stromschnellen 383.
Thabeitkyin 154.
Thaetsingang 335.
Thana 61.
Thazi Junction 150.
The Straits 161.
Thudau mot 183.
Tiahling 324.
Tientsin 275.
Tientsin—Peking 277.
Tientsin Settlement 280. 276.
Tiger Hill 141.
Timsah-See 28.
Tinghai 244.
Tioman 169.
Tirapane 119.
Tirukalikundrum 104.
Tirumala 100.
Tirupati 100.
Tissamaharama 124.
Tjandi 208.
Tjangkoewang-See 204.
Tjiampelas 203.
Tjiandjoer 202.
Tjibatoe 203.
Tjibodas 203.
Tjilatjap 205.
Tjipanas 202. 204.
Tjiseroepan 204.
Tjisokanfluß 203.
Tjitaroemfluß 203.
Tjitis 204.
Tjitjalengka 203.
Tjoeroeg 203.
Toba 382.
Tobol 313.
Tobolsk 314.
Tobusaki 354.
Todas 130.
Todestal 204.
To-Fluß 155.
Togami 403.
Tokaido 378.
Tokuyama 358.
Tōkyō 393.
Tōkyō—Nikkō 403.
Tōkyō, Golf 388. 390. 396. 348.
Tolohafen 224.
Tomagashima 387.
Tomo 360.
Tomsk 314.
Tongku 279.
Tongschan 329.
Tongting 246.
Tonkin 188. 178.
Tonosho 360.
Tor (Sinai) 32.
Torishinia 347.
Tosari 211.
Toshi-jima 382.
Tosu 353.
Totapolla 106.
Totsuka 391.
Tourane 186. 177.
Toyama 408.
Toyohashi 383.
Toyoura 358.
Trian 183.
Trichinopoly 127. 128.
Triest 22. 23.
Triest—Bombay 22.
Triest—Colombo 106.
Trimalgiri 99.
Trincomalie 124. 121. 106.
Trivalur 104.
Trombay, Insel 55.
Tsachokou 332.
Tsangkou 271.
Tschalientau 266.
Tschanganso 335. 336.
Tschangli 329.
Tschanglo 272.
Tschangscha 261.
Tschangschan-Durchfahrt 279.
Tschangtöfu 300.
Tschangtschun 324.
Tschánho 296.
Tschautschoufu 241.
Tscheljabinsk 313.
Tschengtan 270.
Tschifu 278.
Tschikiang 262.
Tschimtschun 224.
Tschimulpo 333.
Tschinglungtse 272.
Tschingwantau 329.
Tschinhai 244.
Tschinkiang 255.
Tschita 317.
Tschiu-schui 270.
Tschöngtingfu 300.
Tschöngtou 263.
Tschop-Dollar 219.
Tschouhsien 274.
Tschoutsun 272.
Tschukiang 219.
Tschumatien 301.
Tschungking 263.
Tschusanarchipel 244. 253.
Tschusanpagode 255.
Tsientangkiang 253.
Tsinanfu 272.
Tsingtau 267.
Tsingtau—Tsinanfu 271.
Tsingtschoufu 272.
Tsinkiang 262.
Tsinling-Gebirge 215.
Tsumago 383.
Tsungming 255.
Tsuruga 379.
Tsurumi 393.
Tsuru Shima Seto 357.
Tsushima 337.
Tughlakabad 74.
Tula 311.
Tulun 315.
Tundla 88.
— Junction 83.
Tunghai 348.
Tungling, Ostgrab 325.
Tungliu 258.
Tungscha-Feuerschiff 246.
Tungtingsee 261.
Tuni 133.
Turnaboutinsel 245.
Tuticorin 125.
Twin Peaks 240.
U.
Uchino Umi 358.
Uda 317.
Udvada 64.
Ufa 312.
Uji 382.
Ujina 359.
Umballa 74. 75.
Undavilli 133.
[S. 436]
Unzentake 352.
Upolu Point 422.
Uraga 392. 388.
Uragakanal 348. 388. 390. 412.
Urakamino Onsen 353.
Uralgebirge 312.
Urami 408.
Urawa 403.
Urga 317.
Uri 79.
Urshum 313.
Ushizu 353.
Uslowaja 312.
Ussuribahn 323. 320.
Ussuribucht 322.
Ussurifluß 323.
Ustj Strjelka 317.
Uti 129.
Utsunomiya 403. 408.
V.
Van Diemenstraße 348.
Varella, Kap 186.
Vellore 132.
Victoria (Hongkong) 223.
— Peak 222.
Victoriasee 149.
Vidjajapura 98.
Villupuram 128.
Vinh-long 184.
Vizagapatam 133.
Vizianagram 133.
Vorderindien 42.
Vriesinsel 387.
W.
Wackelstein 242.
Wadi Junction Stat. 99.
Wafangtien 326.
Wahiawa 420.
Waikiki 420.
Waimea 422.
Waka-no-ura 367.
Wakayama 367.
Waltair 133.
Wanaradja 204.
Wang-ba-gr 298.
Wangking 333.
Wanshien 262.
Warschau 304.
Weihaiwei 278.
Weihsien 272.
Weißer Hirsch- u. Tigertempel 242.
Wellawaya 123.
Wellesley 155.
Wellington 129.
Werchne-Udinsk 317.
Westberge 293.
Westgräber 300.
West-Lamma-Durchfahrt 219-220.
Whampoa 225.
Wiodaren 211.
Wjasma 305.
Wjasowaja 313.
Wladiwostok 320.
Wladiwostok-Chabarowsk 323.
Wloclawek 304.
Wolga 312.
Wönsan 334.
Wöntschou 244.
Woodlands 169.
World's End 123.
Wosnessenskij-Kloster 315.
Wuhu 257.
Wulungpei 332.
Wusüeh 258.
Wusung 246. 245.
Wutschang 259.
Y.
Yamada 381.
Yamaguchi 358.
Yamakita 385.
Yamashina 379.
Yanaitsu 358.
Yandoon 154.
Yangtsefahrt 254.
Yangtsekiang 246. 254.
Yangtsun 277.
Yankintaung 153.
Yao 368.
Yapahu 118.
Yashima 356.
Yashimayama 358.
Yatsugatake 338.
Yaumati 224.
Yedobai 390.
Yenangyaung 154.
Yentai 326
Yeso, s. Yezo.
Yezo, Insel 337.
Yingkou 328.
Yitsching 256.
Yodogawa 365.
Yokohama 388.
Yokohama-Kōbe 387.
Yokohama-Kyōto 387-379.
Yokohama-San Francisco 423.
Yokohama-Tōkyō 393.
Yokohamabai 390.
Yokosuka 392. 388.
Yongpöng 335.
Yotschau 261.
Yüchömsa 336.
Yuda 358.
Yünnan, Prov. 189.
Yünnanfu 190.
Yumoto 385.
— und See 408. 409.
Yunfukloster 244.
Yungfluß 244.
Yungpingfu 298.
Yungsan 333.
Yunuisan 266.
Yurastraße 387.
Z.
Zikawei 252.
Zizikar 318.
Zushi 392.
Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig.
Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig.
Für Reise und Haus.
Arabisch | geb. | 3 | M. | | | Portugiesisch | geb. | 3,50 | M. |
Dän.-Norwegisch | " | 3 | " | | | Russisch | " | 5 | " |
Englisch | " | 2,50 | " | | | Schwedisch | " | 3 | " |
Französisch | " | 2,50 | " | | | Spanisch | " | 3 | " |
Italienisch | " | 2,50 | " | | | Türkisch | " | 3 | " |
Neugriechisch | " | 2,50 | " | | |
Meyers Sprachführer bieten als Verschmelzung von Konversationsbuch und Taschenwörterbuch den großen Vorzug, daß man sich mit ihrer Hilfe in der Sprache fremden Landes ohne besondere Vorkenntnis ausdrücken und eine jedermann verständliche Unterhaltung führen kann. Man findet im Nu das gewünschte Wort, daneben Warnung vor üblichen Sprachfehlern, grammatische Anweisungen, lehrreiche Winke über Sitten und Gebräuche und eine Fülle zusammengehöriger Vokabeln und Bedewendungen. Korrekt in der Sprache und praktisch in der Anlage, sind diese Führer vortreffliche Helfer auf der Reise und im Haus.
Münzen-Umrechnungstabelle.
Name des Landes |
Wert in | Man erhält ungefähr für | ||||||
1 Mark deutsch |
1 Tael chines. |
1 Pfd. St. englisch |
1 Frank französ. |
1 Lira italienisch |
1 Gold-Yen japanisch |
1 Gulden niederl. |
||
Deutsch- land |
Mark zu 100 Pf. |
— |
M. 3,10 |
M. 20,40 |
M. 0,80 |
M. 0,80 |
M. 2,10 |
M. 1,70 |
China[A] | Tael zu 1000 Cash |
Tael 0,323 |
— |
Tael 6,580 |
Tael 0,258 |
Tael 0,258 |
Tael 0,674 |
Tael 0,550 |
England | Pfd. Sterl. zu 20 Shill. zu 12 d. |
1 sh. |
3 sh. 2 d. |
— |
91/2 d. |
91/2 d. |
2 sh. 1 d. |
20 d. |
Frank- reich |
Frank zu 100 Centimes |
Fr. 1,25 |
Fr. 3,875 |
Fr. 25,50 |
— |
Fr. 1,00 |
Fr. 2,612 |
Fr. 2,12 |
Italien | Lira zu 100 Cen- tesimi |
L. 1,25 |
L. 3,875 |
L. 25,50 |
L. 1,00 |
— |
L. 2,612 |
L. 2,12 |
Japan | Gold-Yen zu 100 Sen |
Yen 0,48 |
Yen 1,48 |
Yen 9,76 |
Yen 0,38 |
Yen 0,38 |
— |
Yen 0,80 |
Nieder- lande |
Gulden zu 100 Cents |
Fl. 0,585 |
Fl. 1, 92 |
Fl. 12,00 |
47 cts. |
47 cts. |
Fl. 1,225 |
— |
Nord- amerika |
Dollar zu 100 Cents |
23,5 Cents |
73 Cents |
Dol. 4,80 |
18,8 Cents |
18,8 Cents |
48 Cents |
40 Cents |
Österr.- Ungarn |
Krone zu 100 Heller |
Kr. 1,176 |
Kr. 3,845 |
Kr. 24,00 |
Kr. 0,94 |
Kr. 0,94 |
Kr. 2,457 |
Kr. 2,00 |
Ost- Indien |
Rupie zu 16 Annas zu 12 Pies |
11 Annas 5 Pies |
2 Rupies 3 A. 5 P. |
14 Rupies 9 A. 1 P. |
9 Annas |
9 Annas |
1 Rupie 4 A. 11 P. |
1 Rupie 5 A. 6 P. |
Portugal | Milreis zu 1000 Reis |
220 Reis |
682 Reis |
4 Milreis 493 Reis |
176 Reis |
176 Reis |
4594/5 Reis |
374 Reis |
Rußland | Rubel zu 100 Kopeken |
46,3 Kop. | 1,43 Rub. | 9,49 Rub. | 37 Kop. | 37 Kop. | 97 Kop. | 78 Kop. |
Spanien | Peseta zu 100 Cente- simas |
1 Peseta 25 Cts. |
3 Pesetas 87,5 Cts |
25,5 Pes. | 1 Peseta. | 1 Peseta | 2 Pesetas 61,25 Cts. |
2,12 Pes |
Türkei | Piaster zu 40 Para |
5 Piaster 22 Para |
17 Piaster 8 Para |
113,3 P. | 4 Piaster 18 Para |
4 Piaster 18 Para |
11 Piaster 24 Para |
9 Piaster 17 Para |
Name des Landes |
Wert in | Man erhält ungefähr für | ||||||
1 Dollar amerikan. |
1 Krone österreich. |
1 Rupie indisch |
1 Milreis portugies. |
1 Rubel russisch |
1 Peseta spanisch |
1 Piaster türkisch |
||
Deutsch- land |
Mark zu 100 Pf. |
M. 4,25 |
M. 0,85 |
M. 1,40 |
M. 4,54 |
M. 2,16 |
M. 0,80 |
M. 0,18 |
China | Tael zu 1000 Cash |
Tael 1,370 |
Tael 0,275 |
Tael 0,452 |
Tael 1,465 |
Tael 0,71 |
Tael 0,258 |
Tael 0,058 |
England | Pfd. Sterl. zu 20 Shill. zu 12 d. |
4sh. 2 d. |
10 d. |
1 sh. 4 d. |
4 sh. 51/2 d. |
2 sh. 2 d. |
91/2 d. |
21/8 d. |
Frank- reich |
Frank zu 100 Centimes |
Fr. 5,30 |
Fr. 1,065 |
Fr. 1,75 |
Fr. 5,675 |
Fr. 2,68 |
Fr. 1,00 |
Fr. 0,225 |
Italien | Lira zu 100 Cen- tesimi |
L. 5,30 |
L. 1,065 |
L. 1,75 |
L. 5,675 |
L. 2,68 |
L. 1,00 |
L. 0,225 |
Japan | Gold-Yen zu 100 Sen |
Yen 2,04 |
Yen 0,40 |
Yen 0,76 |
Yen 2,16 |
Yen 1,05 |
Yen 0,38 |
Yen 0,08 |
Nieder- lande |
Gulden zu 100 Cents |
Fl. 2,50 |
50 cts. |
82,5 cts. |
Fl. 1,229 |
Fl. 1,229 |
47 cts. |
Fl. 0,105 |
Nord- amerika |
Dollar zu 100 Cents |
— |
20 Cents |
33 Cents |
106,8 Cts. |
49 Cents |
18,8 Cents |
4,25 Cents |
Österr.- Ungarn |
Krone zu 100 Heller |
Kr. 5,00 |
— |
Kr. 1,65 |
Kr. 5,34 |
Kr. 2,54 |
Kr. 0,94 |
Kr. 0,212 |
Ost- Indien |
Rupie zu 16 Annas zu 12 Pies |
3 Rupies 7 Pies |
10 Annas 9 Pies |
— | 3 Rupies 3 A. 10 P. |
1 Rupie 5 A. 8 P. |
9 Annas |
2 Annas 1 Pies |
Portugal | Milreis zu 1000 Reis |
936 Reis |
187 Reis |
308 Reis |
— | 476 Reis |
176 Reis |
3913/20 R. |
Rußland | Rubel zu 100 Kopeken |
1,96 Rub. | 39 Kop. | 65 Kop. | 2,1 Rub. | — | 37 Kop. | 8 Kop. |
Spanien | Peseta zu 100 Cente- simas |
5 Pesetas 30 Cts. |
1,062 Pes. | 1,75 Pes. | 5 Pesetas 67,5 Cts. |
2 Pesetas 61 Cts. |
— | 22,5 Cts. |
Türkei | Piaster zu 40 Para |
23 Piaster 24 Para |
4 Piaster 28,75 Para |
7 Piaster 30 Para |
25 Piaster 9 Para |
12 Piaster | 4 Piaster 18 Para |
— |
[1] Nach Berechnung oder Schätzung.
[A] Der in den chinesischen Küstenplätzen umlaufende Mexikanische Dollar hat ungefähr den Wert eines japanischen Gold-Yen (s. unten).